1888 / 97 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 13 Apr 1888 18:00:01 GMT) scan diff

inderung von Amtsgerichtsbezirken. Dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Heranziehung der Fabriken u. s. w. mit Präzipualleistungen für den Wegebau in der Provinz

Westfalen. Dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend

ie Ausübung des dem Staat zustehenden Stimmrechts bei

em Antrage wegen Aufnahme einer weiteren Prioritätsanleihe der Westholsteinischen Eisenbahngesellschaft. Erste Berathung des Antrags des Abg. Krah auf Annahme eines Gesetzent⸗ wurfs, betreffend die Vertheilung der öffentlichen Lasten bei Grundstückstheilungen und die Gründung neuer Ansiedelungen in der Provinz Schleswig⸗Holstein. Berathung des Antrages der Abgg. Metzner (Frankenstein) und Genossen, betreffend die einheitliche Gestaltung des Schornsteinfegerwesens. Dritter Bericht der Agrarkommission über die Petition von Grundbesitzern der Gemeinde Baum⸗ arth, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, betreffend Revision der Grundsteuergesetzgebung. In Verbindung damit mündlicher Bericht der Agrarkommission über die Petition von Grundbesitzern in Posilge, betreffend Ermäßigung der Grund⸗ steuer. Mündliche Berichte der Petitionskommission, der Gemeindekommission und der Unterrichtskommission über Petitionen (J. Petition der Wittwe des Bauraths Hoffmann zu Nienburg wegen Zahlung einer Entschädigung für Dienst⸗ fuhrwerk ihres verstorbenen Ehemannes. II. Petition des Bürgermeisters von Gummersbach, betreffend die Beibehaltung des Lokal⸗Etats in der dortigen Stadtgemeinde. III. Petition der Gemeindemitglieder Janikowski und Genossen in Mukrz, betreffend die Anstellung eines katholischen Lehrers an der dortigen Schule). Zweiter Bericht der Gemeindekommission über die Petition der Bürgermeister der nicht im Städtetage vertretenen Städte und der Landgemeinden in der Rheinprovinz, betreffend die Entschädigung der Bürgermeister in der Rheinprovinz in ihrer Eigenschaft als Hülfsbeamte der Staatsanwaltschaft. Vierter Bericht der Petitionskommission über die Petition der Fährleute von Altefähre auf der Insel Rügen wegen Ent⸗ schädigung für Beeinträchtigung ihrer Fährgerechtigkeit durch die Eisenbahnverwaltung. Vierter Bericht der Agrar⸗ kommission über Petitionen. (A. Petition des Hofbesitzers Hoßbach in Weisenborn, Kreis Hersfeld, betreffend seine Ab⸗ findung für ein Hüterecht in den fiskalischen Forsten. B. Petition des Besitzers Steffen in Lindenhof, Kreis Königs⸗ berg i. Pr., wegen Entschädigung für Schaden durch Schwarz⸗ wild. C. Petition der Grundbesitzer Hamann und Genossen zu Heidmühlen, Kreis Segeberg, wegen Entschädigung für Wildschaden. D. Petition des Grundbesitzers Besmehn II zu Groß⸗Inse, Regierungsbezirk Gumbinnen, wegen Anerkennung seiner Fischereigerechtigkeit im Kurischen Haff. E. Petition der Vorsteher der Gemeinden Mürlenbach und Densborn, Kreis Prüm, wegen Abhülfe gegen Wildschaden.)

Im 7. Posener Wahlbezirk ist an Stelle des verstorbenen Abgeordneten von Brzeski der Rittergutsbesitzer Carl von Sczaniecki zu Podarzewo (Pole) mit 367 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden. 62 Stimmen fielen auf den Rittergutsbesitzer Tschuschke (frei⸗ konservativ).

Die Beleidigung einer preußischen Gerichts⸗ kasse ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Straf⸗ senats, vom 10. Januar d. J., auf den Strafantrag des Kassenkurators zu verfolgen.

Ist ein Grenzzeichen vom Nachbarn nicht aus⸗ drücklich anerkannt, sondern nur seit langen Jahren geduldet worden, so macht sich nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, II. Strafsenats, vom 20. Januar d. J., der Nachbar durch die willkürliche Beseitigung des Grenzzeichens, weil es seiner Meinung nach die richtige Grenze nicht bezeichnet, aus §. 274 Z. 2 Str.⸗G.⸗B. strafbar.

'oer Shch der Admiralität, General⸗Lieutenant von Caprivi, hat sich Zwecks Vornahme von Inspizirungen nach Wilhelmshaven begeben.

Der hiesige chinesische Gesandte, Hung, hat sich im dienstlichen Auftrage seiner Regierung nach St. Petersburg begeben. Während der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der Legations⸗Sekretäar Wang⸗Fung⸗Tsao als interimistischer Geschäftsträger.

Posen, 12. April. (W. T. B.) Eine Extra⸗Beilage des Amtsblatts der hiesigen Königlichen Regierung veröffent⸗ licht nachstehenden Erlaß des Ober⸗Präsidenten:

„Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Victoria haben Allergnädigst geruht, mich zu beauftragen, der Provinz und der Stadt Posen für den Allerhöchstderselben bereiteten Empfang den Dank Ihrer Majestät auszusprechen. Ebenso hat Allerhöchstdieselbe tief gerührt von den festlichen Ver⸗ anstaltungen Kenntniß genommen, welche nash in den auf der Reise berührten Ortschaften, in welchen ein Aufenthalt leider nicht hat stattfinden können, zum Empfang getroffen waren, und will diesen Allerhöchsten Dank für jene Ortschaften be⸗ undet wissen.“

Bayern. München, 12. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurden die egen den Impfzwang eingegangenen Petitionen mit Stimmengleichheit abgelehnt. Die Beschwerde der Würzburger Centrums⸗Wahlmänner über die nicht erfolgte Anordnung einer Neuwahl für einen verstorbenen Wahlmann wurde gleichfalls abgelehnt. Bei der Berathung über diese Beschwerde wurde von dem Minister des Innern entschieden in Abrede gestellt, daß die Regierung jemals die Anschauung geäußert habe, daß unter der Re t chaft eine Verfassungsänderung unmöglich sei. Würzburg, 12. April. (W. T. B.) Der heutige 14. Landtags⸗Wahlgang ist wiederum resultatlos verlaufen, da nur 51 Wahlmänner erschienen waren. Der nächste Wahlgang ist auf morgen Vormittag angesetzt.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 11. April. Der Landesausschuß hat heute Nachmittag seine Sitzungen wieder aufgenommen; es sind noch eine Reihe von Gesetz⸗ entwürfen zu erledigen, so namentlich der Entwurf eines Feld⸗ polizeistrafgesetzes und eines Gesetzes über das Theilungs⸗ verfahren und den gerichtlichen Verkauf von Liegenschaften. Der Abg. Gunzert gedachte in der heutigen Sitzung in warmen Worten des Kaiserlichen Gnadenerlasses. Das ganze Haus spendete lebhaften Beifall.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 12. April. (W. T. B.) Dem Abgeordnetenhause wurde von der Regierung heute ein Gesetzentwurf wegen Verlängerung des

Ausnahmegesetzes für anarchistische Verbrecher bis zum August 1891 vorgelegt. b 2 1

Die erste Lesung des Liechtenstein'schen Schul⸗ antrages im Abgeordnetenhause wird, wie Wiener Bäätter berichten, während der Budgetdebatte und zwar vor dem Kapitel „Unterricht“ erfolgen. Dieser Verfügung liegt an⸗ geblich die Annahme zu Grunde, daß in diesem Falle, da die meisten Redner zur konfessionellen Schule sprechen, die Debatte über das Unterrichtsbudget auf das geringste Maß reduzirt werden würde.

13. April. (W. T. B.) Den Gesetzentwurf, betreffkend die ausnahmsweise Einziehung der Sol⸗ daten der Reserve und der Ersatzreservisten zur aktiven Dienstleistung im Frieden, ist dem öster⸗ reichischen und dem ungarischen Abgeordnetenhause heute zugegangen.

Pest, 11. April. (Wien. Ztg.) Die gemäßigte Opposition des Abgeordnetenhauses beschloß in ihrer heutigen Klubkonferenz, die Lloydvertrag⸗Vorlage nicht

zu acceptiren.

Agram, 10. April. (Prag. Ztg.) Der Zweck der gegen⸗ wärtigen Berathungen der kroatischen Regnikolar⸗ deputation ist die Aufstellung der leitenden Gesichtspunkte für das Nuntium. Dieses soll im Laufe des Sommers durch die beiden Referenten ausgearbeitet und im September nach erhaltener Billigung des Plenums des Landtages an die

ungarische Regnikolardeputation übermittelt werden.

Großbritannien und Irland. London, 12. April. (W. T. B.) Bei der heutigen zweiten Lesung der Lokal⸗ verwaltungs⸗Bill im Unterhause erklärte Stans⸗ field: die Führer der Opposition würden die zweite vefung der Bill nicht bekämpfen, bei der Spezialdebatte aber die Abänderung einzelner Detailbestimmungen beantragen.

13. April. (W. T. B.) Der Hülfsfonds für die Ueberschwemmten in Deutschland hat die Höhe von 60 000 erreicht; der Gemeinderath der City hat 2100 ℳ, der Botschafter Malet und seine Gemahlin haben 2000 zu demselben beigesteuert.

(A. C.) Ein dem Parlament vorgelegter amt⸗ licher Ausweis beschäftigt sich mit den im letzten Jahre in Irland begangenen agrarischen Verbrechen. Es kamen danach vor: 6 Mordfälle, 2 Fälle von Todtschlag, 19 Fälle von Angriffen auf die Person mittels Schußwaffen, 11 An⸗ griffe auf die Polizei, 125 Brandstiftungen und 292 Fälle von Drohbriefen. Durchaus nicht alle erwähnten Ver⸗ brechen wurden aber bestraft. Von den 19 Fällen von An⸗ griffen auf die Person mittels Schußwaffen konnte nur einer zur Verantwortung gezogen werden, und von den Verfassern der 292 Drohbriefe wurden nur 3 entdeckt.

Frankreich. Paris, 12. April. (W. T. B.) Man nimmt an, daß die Session der Kammern, welche am 19. d. M. wieder beginnt, nur bis Anfang Mai d. J. dauern werde, und glaubt, daß Präsident Carnot unter diesen Um⸗ ständen die beabsichtigte Reise in mehrere Departements auf⸗ geben werde. Auch der Minister⸗Präsident Floquet würde von einer Reise in die Departements behufs Darlegung der Politik des Kabinets absehen und eine Interpellation in der Kammer abwarten.

Die Deputirten Laguerre, Vergoin, Susine, Laur, Lehérisse und Michelin haben ein Manifest an die Wähler des Departements du Nord erlassen, worin sie gegen die Anwendung polizeilicher Mittel Verwahrung ein⸗ legen, welche die Regierung gebrauche, um Boulanger’'s Wahl zu verhindern. Boulanger sei Republikaner und werde in das Parlament eintreten, um sich zu dem Programm aufrichtiger demokratischer Reformen zu bekennen, er werde Frankreich und die Republik vertheidigen.

13. April. (W. T. B.) In einer gestrigen in Maubeuge abgehaltenen Versammlung wurde beschlossen, der Kandidatur Boulanger's zuzustimmen. In Versammlungen zu Tourcoing und Armentieres konnte kein Redner wegen des dabei herrschenden Lärms zu Worte kommen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 12. April (W. T. B.) Das „Journal de St. Péetersbourg“ bespricht die Auslassungen einer ausländischen Correspondenz, der „Correspondance de l'Est“, über die Battenbergische An⸗ gelegenheit, in welcher es heißt, daß man in St. Petersburg wisse, eine Heirath des Prinzen Alexander mit der Prinzessin Victoria würde die Möglichkeit einer Billigung der bulgarischen Bestrebungen Seitens Deutschlands ausschließen. Das Journal fährt fort, es wisse nicht, woher der Correspondenz be⸗ kannt sei, was man in St. Petersburg weiß, aber was gewiß sei, sei der Umstand, daß man aus der Geschichte nicht Thatsachen ausmerzen könne, man kenne die Ur⸗ sachen, die dem Prinzen Alexander das Vertrauen seines erhabenen Protektors entzogen haben, man kenne ferner den schweren Tadel des Kaisers Wilhelm in Bezug auf jene Vor⸗ gänge, die, abgesehen von dem Charakter der Undankbarkeit, auch den Frieden Europas gefährdeten. Wer könnte behaupten, daß eine neue hohe Stellung des Battenberger's nicht den Ge⸗ danken einer Restauration unter den Häuptern der bulgarischen Revolution wach riefe, und daß trotz der gegentheiligen Be⸗ hauptungen die Ruhe der Balkanländer und die friedlichen Beziehungen der Mächte nicht wieder in Frage gestellt werden würden? Wie ließen sich diese möglichen Folgen vereinigen mit dem Programm des deutschen Reichskanzlers und mit den fried⸗ lichen Gesichtspunkten und freundschaftlichen Versicherungen des Kaisers Friedrich? Wir sind sicher, daß die deutsche Politik wohl diese Folgen abzuwägen wissen wird, daß sie es verstehen wird, den Gefahren zuvorzukommen, die sich für die guten Beziehungen beider Länder und für die Aufrechterhaltung des Friedens möglicherweise ergeben könnten. Das Journal dementirt die Nachrichten des „Diritto“ betreffend das Ab⸗ kommen Rußlands mit dem Vatikan.

Italien. Rom, 12. April. (W. T. B.) Der deutsche Botschafter, Graf Solms, überreichte dem König heute Nachmittag sein neues Beglaubigungsschreiben. Der König sprach seine Befriedigung über die Belassung des Bot⸗ auf seinem Posten aus und gab den herzlichsten

ünschen für die baldige Genesung des Kaisers Friedrich wärmsten Ausdruck.

Nach einer Meldung der aus Massovah werden morgen die ersten italienischen Truppen zur Rückfahrt eingeschifft werden. General Baldissera verbleibt als Oberbefehlshaber; Chef des Generalstabes ist Major Piano.

Belgien. Brüssel, 12. April. (W. T. B.) Die außerordentlichen Staatseinnahmen pro 1888 sind

„Agenzia Fefemi

auf 7 Millionen, die außerordentlichen Staatsaus⸗ gaben auf 52 Millionen veranschlagt. Letztere sollen durz eine Anleihe gedeckt und bis zu deren Aufnahme Schatzbons ausgegeben werden. Ein großer Theil der militärischen Ausgaben wird durch die Kredit⸗ forderungen für die Maasbefestigungen in Anspruch genommen, deren Totalbetrag sich auf 54 Millionen beläuft. Unter denselben befinden sich 12 Millionen für Militärstraßen, Belagerungs⸗ und Feld⸗Artillerie und 13 Mir⸗ lionen für den Umbau der Forts von Antwerpen. Ein Theil der geforderten Kredite soll für öffentliche Bauten in Interesse des Gemeinwohls verwendet werden.

Türkei. Konstantinopel, 12. April. (Prag. Abdbl Der griechische Metropolit von Serres abgesetzt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. April Auf Grund einer gestern erlassenen Königlichen Ordre har der Kronprinz während der Abwesenheit des Königs die Regentschaft übernommen.

Nach dem Ausweis des Staatscomtoirs haben die Zölle, die Branntweinsteuer und die Staatseisen⸗ bahnen in den ersten drei Monaten dieses Jahres 9 996 00. Kronen gegen 9 173 612 Kronen in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres ergeben.

Christiania, 13. April. (W. T. B.) Das Storthing nahm in seiner heutigen Sitzung die Zollerhöhung auf 6 an. Dieselbe tritt mit dem heutigen Tage in

raft.

Dänemark. Kopenhagen, 10. April. Der König hat aus Anlaß seines 70. Geburtstages eine Amnestie er⸗ lassen, nach welcher alle bei den Gerichten anhängigen, noch unerledigten politischen Sachen sowie alle Strafen für politische Vergehen erlassen werden, die auf Grund des allgemeinen Strafgesetzes oder der provisorischen Novelle zu demselben

verhängt worden sind.

wurde

Zeitungsstimmen.

Zu dem vom Reichstage angenommenen, im Bundesrath bisher nicht erledigten Gesetzentwurf über die Sonntagsarbeit bemerkt die „Kölnische Zeitung“:

Die aus der Mitte der Volksvertretung hervorgehenden Geset⸗ entwürfe stehen naturgemäß vorwiegend unter dem Gesichtspunkt des Wünschenswerthen, während die zur Ausführung der Gesetze berufenen Regierungen vor allem das Kriterium der praktischen Durchführbarkeit im Auge haben müssen. Wer sich mit der Frage des Verbots oder der Beschränkung der gewerblichen Sonntagsarbeit überhaupt eir⸗ gehender beschäftigt hat, weiß wie zahlreiche Schwierigkeiten dieselbe gerade unter diesem letztenen Gesichtspunkt bietet. Ein Blick auf den vom Reichstage angenommenen Gesetzentwurf genügt, um zu erkennen, daß man sich dieser Schwierigkeiten sehr wohl bewußt gewesen ist, und es kann nicht geleugnet werden, daß der Zweifel berechtigt ist, ob man in dem Bestreben, sie zu heben, überall das Richtige getroffen hat. Man wird auch wohl nicht fehlgehen in der Annahme, daß im Reiche⸗ tage viele, indem sie für den Gesetzentwurf stimmten, demselben nur die Bedeutung einer Resolution beigelegt haben. Die amtlichen Erhebungen über die Sonntagsfrage haben eine große Verschiedenheit der Rege⸗ lung der gewerblichen Arbeit an Sonn⸗ und Festtagen durch die einzelstaatlichen Gesetzgebungen herausgestellt. Zum Theil mag solche Verschiedenheit in der Ungleichheit der natürlichen Verhältnisse und in der Eigenart einzelner Gewerbszweige ihre Berechtigung finden, zum anderen, und vielleicht zum größeren Theil, ist ein in der Sate liegender Grund für sie nicht anzuführen. Das Interesse des Ge⸗ werbslebens selbst indeß, die wichtige Frage für das deutsche Wirth⸗ schaftsgebiet einheitlich geregelt zu sehen, liegt auf der Hand, und es erscheint als eine selbstverständliche Aufgabe der Reichsgesetz⸗ gebung, diese Einheitlichkeit, soweit möglich herzustellen. Für eint solche einheitliche Regelung dürfte zum Mindesten die Arbeit in den Grenzen der Großindustrie, deren Verhältnisse in Deutschland in Ganzen ziemlich gleichartig sind, geeignet sein. Wollte man sich in der Sonntagsarbeitsfrage zunächst auf die Großindustrie beschränken, so würde damit auch der größte Theil der praktischen Schwierig⸗ keiten, da diese auf dem Gebiet des Kleingewerbes liegen, ausge⸗ schlossen sein.

Ueber die Auswanderung in Elsaß⸗Lothringen schreitt der „Schwabische Merkur“:

Nach der neuesten Volkszählung soll die Zahl der altansässigen Bevölkerung in den Reichslanden während der fünf Jahre von 18l bis 1885 um rund 50 000 Seelen abgenommen haben. Wenn die Zählungsart hinreichend Bürgschaft für die Sicherheit der Angabe giebt, was freilich bei den großen Schwierigkeiten, die dabei zu über⸗ winden sind, nur annähernd der Fall sein wird, so giebt die Zahl rill zu denken. Sie ist an sich sehr beträchtlich, und bedenkt man, daß die Geburten, wie in allen deutschen Landen, so auch in Elsaß, die Zahl der Todesfälle stark übersteigen, so wird jene Zahl noch größer. Vor Allem aber erhält sie eine besondere Beleuchtung durch die Thatsache, daß in den 5 Jahren vorher, von 1876— 1880, die Zall der eingeborenen Angehörigen der Reichslande nur um rund 15 00, Seelen abgenommen hat. Es sind somit in den letzten 5 Jahren mehr als dreimal so viel Alt⸗Elsässer ausgewandert, als in den 5 Jahren vorher. Betrachtet man die Auswanderung als einan Maßstab, nach dem man die Zufriedenheit der Bewohner mit ihre häuslichen Verhältnissen bemessen kann, so würde das Steigen obiget Ziffer auf eine starke Zunahme der Unzufriedenheit hinweisen. Eine⸗ Ürsache hierzu läßt sich aber in den gewerblichen und landwirthschaftlichen Verhältnissen nicht auffinden. Weit entfernt, daß eine besondere Nott⸗ lage sich in den wirthschaftlichen Verhältnissen der Reichslande gel⸗ tend gemacht hätte, hat im Gegentheil auch das Elsaß an dem allge⸗ meinen Aufschwung seinen vollen Antheil bekommen, welchen die Erwerbsthätigkeit des gesammten deutschen Volks in dem letzten Jakr⸗ zehnt der Regierung Kaiser Wilhelm's genommen hat. Fehlen abu die äußeren Ursachen zu einem so starken Anschwellen der Auswande⸗ rung, so können nur innere Gründe sie herbeigeführt haben. Damit stimmt auch die weitere Beobachtung uͤberein, daß gerade in den lebzten Jahren der Deutschenhaß in Frankreich in ganz auffallender Weie zugenommen hat, ohne daß von Seiten der deutschen Regierung irgend eine zureichende Veranlassung dazu gegeben worden wäre. Es hat dadurch die schon längst bestehende Vermuthung, daß Elsässer e seien, welche den Deutschenhaß in Frankreich und namentlich in Pari schüren, sehr an Wahrscheinlichkeit gewonnen. Damit verliert abet jene amtlich festgestellte Thatsache, daß die Auswanderung au⸗ den Reichslanden in starkem Wachsthum begriffen sei, ihren b drohlichen Charakter völlig. Es muß mit Freuden begrüßt werden, wenn es jenen Schürern und Hetzern, denen es nur darum zu thur ist, Unzufriedenheit gegen Deutschland zu wecken, im eigenen Vater lande zu enge wird. Es ist besser, daß sie offen und ganz 7. unsere⸗ Feinden übergehen, als daß sie unter der Decke im Volk wühlen. Ent⸗ artete Söhne ihres eigenen Volkes werden sie den Franzosen wene Stärkung bringen, vielmehr durch ihre Verblendung und ihren 9 eher dazu beitragen, das unglückliche Volk noch mehr zu zerklüften 8 zu verhetzen. Die Zurückbleibenden aber werden um so leichter si k die Ordnung des deutschen Staatslebens einfügen, wenn sie den Einfluß jener unruhigen Elemente entzogen sind. Wie dem aber aue sei, mag die Auswanderung der Unzufriedenen noch größere” Umfang annehmen, wir können uns dessen getrösten. Denn 2- gesehen davon, daß die Abgehenden sofort durch neuen Zuzug and

Fvelches sich

Flichem

eine andauernde Frage nach Baumwollgarnen aller⸗ die Spindeln in voller Beschäftigung hält, die häufig dem Begehr

schland ergänzt werden, und so allmählich an die Stelle einer nruhigen und unzuverlässigen, von französischer Neuerungssucht an⸗ unfeckten Einwohnerschaft ein für das Deutsche Reich einstehendes Fürgerthum tritt, so dürfen wir nicht außer Acht lassen, daß die Reichslande nicht um der Einwohner, sondern um des Landes willen en Deutschland geschlagen werden mußten. Darum dürfen wir in der Zunahme der Auswanderung jener unruhigen Geister das wachsende Anerkenntniß dafür finden, daß Elsaß⸗Lothringen deutsch ist und deutsch bleibt, und daß dem, der nicht mit Deutschland halten will, nichts mehr übrig bleibt, als fortzugehen. Mit dieser aus dem Munde unserer wüthendsten Feinde kommenden Anerkennung können wir zu⸗

frieden sein. Zur Lage der niederrheinischen Textil⸗Industrie wird der „Kölnischen Zeitung“ unterm 4. d. aus M.⸗Gladbach

geschrieben:

Die Preistreiberei im New⸗Yorker Baumwoll⸗Zeitgeschäft, welche ibren Ausgang von der „amtlichen“ Minderschätzung der amerikanischen Ernte Anfangs November nahm, erlitt mit dem Beginn des ver⸗ lossenen Monats eine allgemeine Niederlage. Der dortige scharfe Rückgang darf jedoch nicht auf ausschließliche Rechnung eines jetzt un⸗ bestritenen größeren Ernte⸗Ergebnisses gesetzt werden, für das die Spinnerei längst schon die Ziffer 6 800 000 Ballen in Aussicht genommen und sich darnach eingerichtet hatte; die inneren Ursachen der New⸗Yorker Vorgänge liegen in der Maßlosigkeit des Spiels, fast aller Erzeugnisse und am wenigsten nicht der Baumwolle an den Börsen, hier wie dort, bemächtigt hat und für das ein heilsamer Krach zu Zeiten eintritt, der leider nun auch Unbetheiligten Opfer auferlegt. In diesem Fall hat glücklicher⸗ weise die Spinnerei weniger von den Auswüchsen eines unzesunden Börsenspiels zu leiden gehabt. Das Garngeschäft konnte bei reich⸗ Begehr und einem durch vorhergegangene Abschlüsse auf weite Zeit hinaus sicher gestellten Verbrauch seiner Erzeugung durch⸗ gehend eine Festigkeit behaupten, die bei Anlässen ähnlicher Art stets zum Nachtheil des Spinners fehlte und dafür bei dieser Gelegenheit den vollen Beweis für die gesunde Lage des Spinnereigeschäfts er⸗

t hat.

n ist auch vom hiesigen Garnmarkt nur zu wiederholen, daß Art und Zwirnen

nicht genügte. Hiesige Garnpreise haben hierdurch dem Druck der New⸗Yorker Nachrichten kräftig widerstanden; sie waren ebenfalls durch die politischen Ereignisse nach keiner Seite hin, selbst nicht vorübergehend, beeinflußt. In augenscheinlicher Weise vollzieht sich für die hiesige Spinnerei nach Jahren schwerer Schädigung eine Gesundung der Verhältnisse, über welche die Monatsmittheilungen schon seit Längerem berichten konnten. Während des verflossenen Monats hat eine Spinnerversammlung nicht stattgefunden. Das rege Geschäft mit sächsischen Imitatgarnen hält ununterbrochen an, und häufiger macht sich ein thatsächlicher Mangel an Cops grober schwarzer Stoffe fühlbar. Preise werden durch die gesteigerte Nachfrage günstig beeinflußt und haben eine weitere Er⸗ höhung erfahren. Während die europäischen Rohwollmärkte in großer Ruhe verharren, melden die letzten Kabeldepeschen von Buenos⸗Ayres vermehrte Nachfrage und steigende Preise. Sollte die am 5. April beginnende Londoner Wollversteigerung fest und ebenfalls mit höheren Preisen eröffnen, so wird dies dem Streichgarngeschäft hoffentlich neues Leben zuführen; noch fehlte die Lust bei den Verbrauchern, deren Garnbestände Null sind, über ihren unmittelbaren Bedarf hin⸗ aus zu kaufen. Heute kosten: Ger Greis erster Güte 1,95 ℳ, desgl. zweiter Güte 1,85 das Zollpfund im Fett; Ger Melirt erster Güte 3,20 ℳ, desgl. zweiter Güte 3 das Zollpfund fettrein.

Die Weißwebereien haben durch den lange anhaltenden Winter eine Einbuße des Frühjahrsgeschäfts erlitten, der Verkauf für spätere Lieferung aber blieb im Allgemeinen befriedigend. Durchgängig ist mehr als die Hälfte der Jahreserzeugung unter Bestellung, die Webereien sind also gut mit Aufträgen versehen und können auch eine

eit stilleren Geschäfts ruhig ansehen. Für Nesselwebereien ist die Lage noch unverändert schwierig. In Rohwaare zu Blaudrucks haben sich bereits Vorräthe bei einzelnen Webereien angesammelt, welche in gewohnter Weise auf Preise drücken. Der Geschäftsgang der Blau⸗

Adruckereien hat sich in der letzten Zeit etwas gebessert; auf die Preis⸗

lage der Rohnessel dürfte eine Einwirkung indeß erst zu erwarten sein, wenn der jetzige Verbrauch eine weitere Steigerung erfährt. Hinsichtlich der Beschäftigung in der Bunt⸗(Halbwollen⸗) Weberei ließen sich die Verhältnisse weiter günstig an; namentlich für sofortige Lieferung trat durch den Umstand, daß die diesjährigen Ostern so früh

ffallen, eine sehr lebhafte Nachfrage hervor; Preise konnten jedoch nur

einen kaum nennenswerthen Theil des Aufschlags, welche für Rohstoffe die Weberei zahlen muß, einholen. Bei den Großhändlern will sich der Glaube an höhere Preise nur schwer Bahn brechen, deshalb ist ein geschlossenes Vorgehen Seitens der Weber zur Herbeiführung einer nothwendigen weiteren Preisaufbesserung dringend geboten. Gegen den Vormonat hat sich die Gelegenheit zur Beschäftigung der Zeug⸗ druckereien eher etwas vermehrt, obschon von einer wesentlichen Besse⸗

rung ihrer gedrückten Verhältnisse keine Rede sein kann.

wird und wofür

Andachtsbücher eine wohlberechtigte Stelle einräumt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Karlsruhe, 12. April. (W. T. B.) Se. Königliche Hohbeit der Großherzog hat bezüglich der Manessischen Handschrift ein Dankschreiben an Se. Majestät den Kaiser gerichtet, in welchem es heißt: „Indem Ew. Majestät die Zusage Allerhöchstihres in Gott ruhenden Herrn Vaters zu erfüllen geruhen, erwiesen Allerhöchstdieselben der Ruperto-Carola eine hohe Auszeichnung, welche die altehrwürdige Hochschule hochhalten Ich als Rector magnificentissimus Meinen tiefgefühlten Dank darzubringen Mich beehre. Ew. Majestät waren Zeuge von der Uebergabe der Kopie der werthvollen Hand⸗ schrift an die Universität bei Gelegenheit des Jubiläums; daß die werthvolle Handschrift selbst nunmehr durch Ew Majestät hochherzige Entschließung dieser Hochschule anvertraut wird, begrüße Ich mit besonderer Freude.“

Ernst Scherenberg hat am Vorabend des 22. März seine dramatische Dichtung „Germania“ im großen Saale des Kasino zu Elberfeld vor einer sehr zahlreichen Zuhoͤrerschaar zum Vortrag gebracht. Die Elberfelder und Barmer Zeitungen der verschiedensten Parteien berichten einmüthig über den von dem Dichter damit er⸗ zielten großen Erfolg. Der Reinertrag der Vorlesung, welcher sich auf über 1500 belief, ist von dem Dichter dem Fonds zur Er⸗ richtung eines Denkmals Kaiser Wilhelm's in Elberfeld überwiesen worden. z0. —. Aus dem Bilderschatz der Bibel. Tägliche Andachten über biblische Bilder, von Ludwig Tiesmeyer, Pastor in Bremen, und Hermann Werner, Pastor in Langenberg (Rheinland). Bremen, Druck und Verlag von M. Heinsius, 1888. Die Ver⸗ haffer der vorliegenden Sammlung von Andachten haben gehofft, der ibelgläubigen Gemeinde ihres Volkes eine willkommene Handreichung zu thun, indem sie den köstlichen Liederschatz der Heiligen Schrift zum Ausgangspunkt ihrer Betrachtungen machten. Sie haben sich dabei also von einem ganz neuen und originellen Gedanken leiten lassen, der ihrer Sammlung neben der großen Zahl der schon

r Unter⸗ nehmen verdient um so mehr Beachtung und Anerkennung, weil sie auf einem Gebiet arbeiteten, das bisher nur spärlich oder gar nicht angebaut war. Als Lohn für ihre Mühe bhegen sie nur den herzlichen Wunsch, daß ihre Andachten denen, welche sie gebrauchen, eine ähnliche Freude bereiten möchten, wie sie ihnen die Ausarbeitung derselben ge⸗ währte. Auch hoffen sie, daß manche ihrer Amtsgenossen dadurch an⸗ geregt werden möchten, die alte Heilswahrheit in neuer, für viele hrer Zuhörer gewiß interessanter Form zu verkündigen

„Anna Hardenberg.“ Historischer Roman von 8 F. Ewald. Aus dem Dänischen übersetzt von Stefanie. Gotha, riedr. Andr. Perthes, 1888. (Preis: 6 ℳ). Der ergreifende tragische Stoff, der seinem Kern nach auf geschichtlicher Thatsache beruht, findet hier eine ebenso geschickte, als würdige Darstellung. Die Heldin des Romans, Jungfrau Anna Corfitsdatter, eine Tochter des Reichs⸗Hofmeisters Hardenberg, ist die unglückliche, aber edle, durchaus sittenreine, lebensfrische Jugendgeliebte des Königs Friedrich II. von Dänemark, welcher 1559 1588 regiert hat. Bei aller Liebe zu dem hohen Herrn, der von ihr nicht lassen wollte, entsagte sie hoch⸗ herzig der Verbindung mit ihm, um ihm in seiner Königlichen Stellung keine hindernde Fessel zu werden. Die Darstellung ist von über⸗ zeugender Wirkung, und die handelnden Personen machen den Eindruck des Lebens.

Die Verlagsbuchhandlung von Robert Oppenheim in Berlin kündigt das Erscheinen einer Autobiographie Heinrich Heine's an, die dessen Biograph, Gustav Karpeles, aus den Prosawerken, Ge⸗ dichten, Briefen, Gesprächen und bisher unbekannten Mittheilungen Heine's derartig zusammengestellt hat, daß sie eine vollständige Lebens⸗ beschreibung bietet und des Dichters Leben und Schaffen nach allen Seiten hin klar beleuchtet.

Ueber eine der wichtigsten Fragen der Militärwissenschaft: die Frage, welches System der Befestigung den heutigen Mitteln der Technik und der heutigen Art der Kriegführung am besten entspricht, veröffentlicht ein ungenannter Verfasser Betrachtungen und Vorschläge, die ihm Kriegserfahrung und Studium an die Hand ge⸗ geben haben. („Ideen über Befestigungen“, Berlin, E. S. Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung. Preis 1,50 ℳ) Nach einem geschichtlichen Ruͤckblick verbreitet er sich über den strate⸗ ischen Werth der Festungen, über den Charakter des modernen Festungskrieges und gewinnt so die Umrisse des heutigen Befestigungs⸗ systems. Der Verfasser bietet diese Schrift den Sachverständigen zur Prüfung und Erörterung. b 16

Deutscher Schulverein. Die soeben ausgegebene Nr. 26 der „Mittheilungen“ enthält eine Beschreibung des vom Ausschuß ge⸗ wählten Schulvereinswappens, welches in verkleinertem Maße am Kopf des Blattes abgedruckt ist. Daran reiht sich eine Kundmachung bezüglich der in diesem Jahre in Brünn abzuhaltenden Hauptver sammlung und eine Uebersicht über die Geldgebarung und den Be⸗ darf des Vereins. Als Fortsetzung der Berichte über die Orts⸗ gruppentage werden die in Schrems, Brünn und Klagenfurt abgehal⸗ tenen Gruppentage eingehend behandelt. Hieran schließt sich die Darstellung der Vereinsthätigkeit auf dem Gebiet der Schulgründungen⸗ und Unterstützungen seit der letzten Veröffentlichung vom Dezember. Von den aufgeführten 139 Fällen beziehen sich 57 auf Böhmen, 18 auf Mähren, 8 auf Schlesien, 1 auf Galizien, 14 auf Steiermark, 11 auf Kärnten, 12 auf Krain und Gottschee, 2 auf das Küstenland, 11 auf Tirol, 3 auf Nieder⸗Oesterreich und 2 auf die Deckung all⸗ gemeiner Schulbedürfnisse. 8

Von der Zeitschrift: „Der Zoologische Garten“, redigirt von Oberlehrer Prof. Dr. F. C. Noll, Verlag von Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M., erschien soeben Nr. 2 des XXIX. Jahrgangs für 1888 mit folgendem Inhalt: Die Wieder⸗ besiedelung Schottlands mit Auerwild, von Dr. Wurm⸗Teinach. (Mit 3 Holzschnitten.) Zur Fortpflanzung des Bitterlings, von Ferd. Richters. Im Hamburger Zoologischen Garten, von Ernst Friedel in Berlin. Die Sumpfschildkröte, Cistudo lutaria bei Moskau, von C. Grevé in Moskau. Der Paradiessittich (Ps. pulcherrimus), von Eduard Rüdiger. Correspondenzen. Kleinere Mittheilungen. Todes⸗Anzeige. Eingegangene Beiträge. Bücher und Zeitschriften.

Schulnachrichten des Königlichen Gymnasiums zu Ostrowo. Ostern 1888. 1) Geibel als Verkündiger der deut⸗ schen Einheit durch Kaiser Wilhelm. Vom Direktor. 2) Schul⸗ nachrichten, von demselben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

1 Nachtrag 8 zu den Mittheilungen über den Stand der Saaten in der preußischen Monarchie.

(Siehe Nr. 94 des „R.⸗A.“)

Provinz Ostpreußen.

1) Reg.⸗Bez. Königsberg: Inwieweit die Saaten durch die großen Schneemengen gelitten haben, läßt sich zur Zeit noch nicht beurtheilen. Es ist jedoch zu befürchten, daß die⸗ selben an tiefer gelegenen Stellen sowie an den der Sonne abgekehrten Bergabhängen ausfaulen oder ersticken werden. Mit der Bestellung der Felder zur Sommerung wird kaum vor Ende April bezonnen werden können.

2) Reg.⸗Bez. Gumbinnen: Die Wintersaaten sind Dank des milden und fruchtbaren Herbstwetters überall kräftig ent⸗ wickelt in den Winter gegangen. Auch der weitere Verlauf der winterlichen Jahreszeit ist mit Rücksicht auf das Wachs⸗ thum und Gedeihen der Wintersaaten als ein nicht ungünstiger zu bezeichnen. Ob die strenge Winterkälte auf die Entwicke⸗ lung der Saaten einen schädlichen Einfluß ausgeübt hat, läßt sich gegenwärtig noch nicht abschließend beurtheilen. Soweit die Schneedecke unter dem Einfluß der Sonnen⸗ strahlen zur Zeit bereits abgeschmolzen ist, haben sich die jungen Saatpflanzen durchaus unbeschädigt und unversehrt gezeigt, und es ist mit ziemlicher Bestimmtheit zu hoffen, daß dieselben auch da, wo gegenwärtig noch eine Schneedecke über die Felder ausgebreitet ist, während des verflossenen Winters vor Frostschaden bewahrt geblieben sind. Die Aussichten auf die diesjährige Ernte können hiernach als normale bezeichnet werden. Mit den Vorbereitungen des Ackers für die Früh⸗ jahrsbestellung hat bis jetzt noch nicht vorgegangen werden können. 1

Provinz Westpreußen.

Reg.⸗Bez. Danzig: Ein bestimmtes Urtheil über den Stand der Wintersaaten läßt sich zur Zeit nicht abgeben, da die Felder noch zum Theil mit Schnee bedeckt sind. In einem Foßen Theile der Kreise Marienburg und Elbing werden die

PZintersaaten durch die in Folge des Durchbruchs der Nogat eingetretenen Ueberschwemmungen völlig vernichtet sein. Die Frühjahrsbestellung hat bisher noch nicht in Angriff genommen werden können, und wird auch noch 3 bis 4 Wochen ausgesetzt werden müssen.

Provinz Brandenburg.

Reg.⸗Bez. Potsdam: Ueber den allgemeinen Stand der Wintersaaten läßt sich zur Zeit eine zuverlässige Angabe nicht machen. Doch erscheint die Hoffnung gerechtfertigt, daß der lang andauernde Winter den durch den Schnee vor der Ein⸗ wirkung des Frostes geschützten Saaten wesentlichen Schaden nicht zugefügt hat. Die Frühjahrsbestellung hat noch nirgends in Angriff genommen werden können.

Provinz Pommern.

1) Reg.⸗Bez. Stettin: Nähere Angaben darüber, wie die Saaten den Winter überstanden haben, lassen sich zur Zeit nicht machen, da die schüende Schneedecke erst in allerletzter Zeit verschwunden ist. Daß sie erheblich gelitten, ist indeß nicht wahrscheinlich. Die Frühjahrsbestellung hat in Folge der bisherigen ungünstigen Witterung nirgends begonnen.

2) Reg.⸗Bez. Köslin: Wenn auch einerseits die dichte Schneedecke, welche mehr wie fußhoch die Saaten bedeckt hat,

8 . gegenwärtigen

Schnell⸗ 8

die Hoffnung zuläßt, daß der häufig und andauernd strenge

Frost den letzteren wenig oder garnicht geschadet hat, so ist

doch andrerseits bei dem mit Ueberschwemmungen vielfach ver⸗ bundenen rapiden Fortgange des Schnees zu befürchten, daß die Saaten ausgespült oder doch im Wachsthum wesentlich zurückbleiben.

Provinz Schlesien.

1) Reg.⸗Bez. Liegnitz: Die in Folge der anhaltenden Trockenheit während des Herbstes schwach entwickelten Saaten

haben im Allgemeinen den Winter gut überstanden, da der reichliche Schneefall dieselben vor dem Einfluß des Frostwetters geschützt hat. Dagegen ist die Frühjahrsbestellung erheblich im Rückstand geblieben.

2) Reg.⸗Bez. Oppeln: Im Allgemeinen sind die Saaten

soweit sich dies überhaupt zur Zeit beurtheilen läßt gut durch den Winter gekommen. Die gegenwärtig oft mit Nacht⸗ frösten verbundene Nässe auf den Feldern läßt jedoch be⸗ fürchten, daß die Saaten, die zum großen Theil recht schwach

in den Winter gekommen sind, nachträglich noch erheblichen

Schaden nehmen werden. Provinz Westfalen.

Reg.⸗Bez. Münster: Ueber den Stand der Wintersaaten läßt sich eine sichere Meinung nicht bilden, weil die Felder zur Zeit noch mit Schnee bedeckt sind. Die Hoffnung scheint jedoch nicht unbegründet, daß der bisher befriedigende Stand der Saaten sich erhalten hat.

Provinz Hessen⸗Nassau.

Reg.⸗Bez. Wiesbaden: Soöwveit es sich konstatiren ließ, haben unter der Schneedecke die Saaten gut überwintert und versprechen eine befriedigende Ernte. Mit der Bestellung der Felder wird erst gegen Mitte des laufenden Monats begonnen werden können.

Rheinprovinz.

Reg.⸗Bez. Trier: Der anhaltende Winter hat trotz des ungewöhnlich langen Frostes im Allgemeinen auf die Winter⸗ saat keinen so nachtheiligen Einfluß ausgeübt, wie man be⸗ fürchtete, da es nicht an der schützenden Schneedecke fehlte. Die Saat hat sich vielmehr, soweit dies bis jetzt übersehen werden kann, gekräftigt und ist ihr Stand durchgehends als ein befriedigender zu bezeichnen. Die Klee⸗ und Rapsfelder ebenso wie die Wiesen haben unter dem Ein⸗ fluß der Witterung gleichfalls nur wenig und zeigen fast überall einen Stand, welcher zu günstigen Ernteaussichten berechtigt. Mit der Frühjahrsbestellung konnte in Folge des Frostes und der ständigen Schneedecke bis jetzt kaum begonnen werden, und befindet sich dieselbe gegen normale Jahre um einen vollen Monat im Rückstande. Der Weinstock hat die Unbilden des Winters gut überstanden, und sind meist nur an den äußersten Triebspitzen der Reben die Merkmale des Frostes wahrzunehmen.

Gewerbe und Handel.

Dem Geschäftsbericht der Aktiengesellschaft Schaeffer u. Walcker für das Jahr 1887 entnehmen wir Folgendes: Das Ergebniß des verflossenen Geschäftsjahres, welches einen Reingewinn von 226 594 gegen 178 825 im Vorjahre aufweist, gestattet, bei größeren Abschreibungen als in 1886, die Vertheilung einer Divi⸗ dende von 9 % in Vorschlag zu bringen. Es wird bei der General⸗ versammlung beantragt, aus der, obige 9 % um überschießenden Summe des Reingewinns, soweit sie für die regelmäßigen Tantièmen erfordert wird, zu bildenden Dividenden⸗Ausgleichungsfonds, 10 000 einem zu bildenden Beamten⸗Pensions⸗ und Unterstützungsfonds und 1500

zur Deckung des Bedarfs dem Schaeffer'schen Arbeiter⸗Unterstützungs⸗

fonds zu überweisen. Der Neubau des Geschäftshauses ist Ende 1887 vollendet und in Benutzung genommen, die dafür entfallenden Kosten sind dem Gebäudeconto zugeschrieben worden.

Aus dem in der ordentlichen Generalversammlung der Frank⸗ furter Lebens⸗Versicherungs⸗Gesellschaft vorgetragenen Geschäftsbericht ist Folgendes hervorzuheben: Im Jahre 1887 sind mit 950 Personen Versicherungen im Betrage von 3 108 282 Ka⸗ pital und 600 jährlicher Rente neu abgeschlossen worden; Ende 1887 waren überhaupt versichert 12 098 Personen mit 47 964 569 Kapital und 18 286 Rente. An Leibrenten⸗Kaufgeldern sind 216 033 einbezahlt worden, wofür eine jährliche Rente von 18 993 zu entrichten ist. Im Ganzen befanden sich am 31. Dezember 1887 noch die Verträge von 328 Personen in Kraft, an welche eine jährliche Rente von Netto 201 311 zu bezahlen ist. Nach Abzug der Ausgaben und Ver⸗ stärkung der Reserven verblieb ein Ueberschuß von 86 433 Die Aktionäre erhalten 8 pro Aktie, also 9 ½ % ihrer Baareinzahlungen. Der Gewinnantheil der bis Ende 1884 Versicherten beträgt pro 1887 6 % der von ihnen einbezahlten Nettoprämien. Die Garantiemittel der Gesellschaft bestehen außer dem Grundkapital von 5 142 840 in der Prämien⸗ und Gewinnreserve von 11 737 034

Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 16. April 1888 im „Berliner Hof“ statt.

Breslau, 12. April. (W. T. B.) Die „Bresl. Ztg.“ meldet aus Reichenbach, von den 3000 Arbeitern der Dierig'schen Fabrik hätten 540 Weber wegen einer neulich vorgenommenen Ver⸗ längerung der Arbeitszeit die Arbeit eingestellt.

London, 12. April. (W. T. B.) Wollauktion. Gute Betheiligung, Preise stetig.

Bradford, 12. April. (W. T. B.) Wolle ruhig, aber fest, deep stopled Wolle knapp, Garne fest, ruhig, für Stoffe ziemlicher

Begehr.

Verkehrs⸗Anstalten.

Danzig, 12. April. (W. T. B.) Das Eisenbahn⸗Betriebs⸗ amt giebt bekannt: Auf der Strecke Simonsdorf —Tiegenhof wird der Verkehr bis Neuteich am 13. d. M. wieder eröffnet. Es werden bis auf Weiteres die Züge 771 zwischen Simonsdorf— Neuteich, 774 zwischen Neuteich Dirschau, 773 zwischen Dirschau Neuteich abgelassen. Der letztere Zug kehrt zum Anschluß an Zug 99

nach Dirschau zurück.

Bremen, 12. April. (W. T. B.) Der am 25. v. M. von Buenos⸗Aires abgegangene Dampfer des Norddeutschen Lloyd, „Köln“, brach 20 Meilen südwestlich von St. Vincent die Schraubenwelle und ist heute durch den Dampfer „Szechenyi“ St. Vincent eingeschleppt worden. An Bord ist Alles wohl.

Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.) New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien: Bestimmung Bremen 11. Bremen 12. Bremen 7 Bremen New⸗York New⸗York New⸗York New⸗York Bremen Bremen Baltimore Baltimore Baltimore Baltimore

April in Bremerhaven. April von Southampton. April von New⸗York. April von New⸗York. April in New⸗York. April von Southampton. April von Southampton. April Dover passirt. April in Bremerhaven. April von Baltimore. April von Baltimore. April in Baltimore. April Dover passirt. April von Bremerhaven.

„Fulda“ „Trave“ „Elbe“ *

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