1888 / 103 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Apr 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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nd Kokeskohle größere Abschlüsse zu erhöhten Preisen erzielt. Die

Zechen sind vielfach mit Aufträgen geradezu überhäuft, so daß viele derselben andere wie kontraktliche Lieferungen nicht mehr ausführen können, und durch Cirkular ihren Abnehmern dies mittheilten, zugleich mit der Anzeige, daß eine weitere Erhöhung der Preise besonders für Kokes, Kokeskohle und Waschprodukte erfolgen werde. Majin;z, 18. April. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der Hessischen Ludwigsbahn, an welcher 317 Aktionäre mit 2286 Stimmen theilnahmen, wurde die vorge⸗ schlagene Vertheilung des Reservefonds im Betrage von 399 902 genehmigt und die Gesammtdividende pro 1887 auf 4 ½ %, d. i. 25 pro Aktie, festgesetzt. Dem Erneuerungsfonds wurden 700 000 ℳ, der Pensionskasse zuzüglich eines einmaligen Betriebsüber⸗ schusses 350 000 überwiesen und auf neue Rechnung 292 499 vorgetragen. Dem Verwaltungsrath wurde Decharge ertheilt und ferner beschlossen, die vom Verwaltungsrath bereits ge⸗ stellten Anträge auf Konvertirung des 4 prozentigen Anlehens in 3 ½ % Obligationen bei der hessischen Regierung mit allen Mitteln zu betreiben. Der Verwaltungsrath wurde ermächtigt, zur Deckung der Spesen das Agio⸗Conto zu verwenden, event. die darüber hinaus erforderlichen Geldmittel nach bestem Ermessen zu beschaffen und die Modalitäten zur Erbauung und Inbetriebnahme der Bahn von Flon⸗ heim nach Wendelsheim mit der hessischen Regierung zu vereinbaren und die erforderlichen Geldmittel ebenfalls nach bestem Ermessen zu beschaffen. Die ausscheidenden Verwaltungsraths⸗Mitglieder wurden wiedergewählt und für den verstorbenen Geheimen Rath Duelberg Bankdirektor Hedderich (Darmstadt) neugewählt

Wien, 18. April. (W. T. B.) Der Rechnungsabschluß der Kaiser Ferdinand⸗Nordbahn auf das Jahr 1887 weist einen Reingewinn von 9 339 051 Fl. auf; der Verwaltungsrath beantragt, die Gesammtdividende pro 1887 mit 121 ¼ Fl. per ganze Aktie fest⸗ zusetzen, so daß der am 1. Juli fällige Coupon mit 95 Fl. per Aktie eingelöst wird. Der Gewinnantheil des Staats beträgt 291 797 Fl.

London, 18. April. Wollauktion. Preise fest, gute Be⸗ theiligung 1

Stockholm, 13. April. Der Bewilligungsausschuß des Reichstages hat jetzt seinen Bericht über die verschiedenen Anträge auf Zollerhöhungen resp. Zollermäßigungen erstattet. Füf eine große Anzahl von Waaren und Produkten werden bedeutende

ollerhöhungen beantragt, und es würden noch weit umfangreichere Er⸗

höhungen vorgeschlagen worden sein, wenn dies nicht mit Rücksicht auf den noch mit Frankreich bestehenden Handelstraktat unmöglich gewesen wäre. Zollfreiheit wird für folgende Artikel beantragt: Anilinfarben, Indigo, Cochenille, Gipssteine, Emailaugen, Glimmer, Eisenbahnschienen, Jute, fette oder flüchtige Oele, Schwer⸗ spath, Filz, nicht aus Viehhaaren. Abgelehnt sind vom Aus⸗ schuß die geforderten Zölle auf Wolle, Flachs, Hanf, Baumwolle ꝛc. Auch die Erhöhung des Tabackzolls, sowie die bei der Ausfuhr zu ge⸗ währende Restitution für verarbeiteten Taback und für ausländischen, zur Veredelung eingeführten Rohbranntwein, beide von der Regierung beantragt, werden abzulehnen empfohlen. Für im Auslande fabrizirte, als Emballage benutzte Jutestoffe soll eine Restitution von 10 Oere per Kilogramm bei der Wiederausfuhr bewilligt werden. Die Regie⸗ rung wird schließlich ersucht, einen Ausschuß mit der eingehenden Revision des Zolltarifs zu beauftragen und die exrentuellen Zoll⸗ erhöhungen so schnell als möglich in Kraft treten zu lassen.

Submissionen im Auslande.

1 8 . 1““ Kohlensorten war sehr bedeutend, besonders aber wurden in Kokes

I. Italien.

1) 24. April. Spezia. Direzione costruzioni navali R. Marina: Minium. Voranschlag 25 730 Lire.

2) 25. April. Neapel. Direzione Artiglieria R. Marina: Häute und Leder. Voranschlag 18 337 Lire.

3) 25. April. Alessandria. Commissariato militare: 10 000 Stück Schachteln aus Weißblech zu 4 Lire das Stück, zur Verpackung von Zwieback; sowie 10 000 Stück Holzkisten zu je 3 Lire (in 20 Loosen).

4) 27. April. Venedig. Direzione costruzioni navali R. Marina: Minium. Voranschlag 12 825 Lire.

5) 28. April. Neapel. Direzione costruzioni navali R. Marina: Röhrenwerk und Zube hör für das Kriegsschiff „Reè Umberto“, Voranschlag 19 200 Lire (einstweilen nur italienische Bewerber zugelassen).

6) 28. April. Venedig. Direzione Artiglieria R. Marina: Leder und Häute. Voranschlag 11 502 Lire.

7) 30. April. henbel Direzione armamenti R. Marina: Bleiweiß. Voranschlag 18 600 Lire.

8) 30. April Tarent. Genio militare R. Marina: Unter⸗ seeische Ausbaggerung vor dem dortigen Arsenal. Voranschlag 1 500 000 Lire (bereits einmal vergeblich ausgeschrieben).

9) 1. Mai. Neapel. Direzione costruz. navali R. Marina: 200 Stück tragbare Feldschmieden mit doppelten Blasebälgen. Voranschlag 17 000 Lire.

10) 2. Mai. Spezia. Direzione costruzioni navali R. Marins: 65 Stück Schrauben (eliche) und 114 Schrauben⸗Schaufeln aus geschmiedetem Stahl für Torpedoboote, System Thornyeroft, Yarrow und Schichau. Voranschlag 144 908 Lire. Depot 14 500 Lire.

11) 4. Mai. Turin. R. Arsenale costruzioni: Holz⸗ schrauben, Nägel und Drahtstifte verschiedener Art. Vor⸗ anschlag 8737 Lire.

Näheres an Ort und Stelle.

II. Niederlande.

1) 30. April. Nm. 1 Uhr. Ministerié van Kolonién im Ge⸗ bäude der Maatschappy tot Nut van t Algemeen in Amsterdam, N. Z. Voorburgwal Nr. 212, in verschiedenen Abtheilungen:

Lieferung von galvanisirten eisernen Stäben, Platten und Mauerbeschlägen, von galvanisirten eisernen Wellenblechen und von eisernen Rohren. 1 Auskunft an Ort und Stelle. Bedingungen käuflich bei den Buch⸗ händlern Gebr. van Cleeff im Haag, Spui Nr. 28a.

2) 7. Mai, Vm. 10 ½ Uhr. Ministerié van Waterstaat, Handel en Nyverheid, im Gebäude des Provinciaal-Bestuur zu Maastricht,

Loos Nr. 86: Theilweise Erneuerung der Zugbrücke über die Zuid-Willemsvaart zu Weert. Taxwerth 6900 Fl. Auskunft an Ort und Stelle. Bedingungen käuflich bei den Buch⸗

händlern Gebr. van Cleeff im Haag, Spui Nr. 28a.

3) 9. Mai, Vm. 11 Uhr. Ministeris van Waterstaat, Handel en Nyverheid im Haag, im Ministerialgebäude:

Loos Nr. 89: Eiserner Oberbau für die feste Brücke in dem umgelegten Schienenweg des Oosterspoor zwischen der

Miidertrekvaart und der Station Weesp unterhalb Muiden,

Provinz Noordholland (in der Kanalbaustrecke zwischen Amster⸗

dam und der Merwede). Taxwerth 120 000 Fl.

Auskunft an Ort und Stelle. Bedinagungen käuflich bei den

Buchhändlern Gebr. van Cleeff im Haag, Spui Nr. 28a.

Verkehrs⸗Anstalten.

Danzig, 18. April. (W. T. B.) Betriebsamt giebt bekannt: Wegen erneuter Dammrutschung (von 7,9 bis 8,0 km) ist die Strecke von Straschin Prang⸗ schin bis Lappin bis auf Weiteres unfahrbar. Die Züge nach Fahrplan 761 a, 764 a verkehren fortan nur zwischen Karthaus Lappin und zwischen Danzig —Straschin— Prangschin.

Hamburg, 18. April. (W. T. B.) Der Postdampfer „Moravia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Mittag auf der Elbe eingetroffen.

St. Petersburg, 19. April. (W. T. B.) Der Eisgang der Newa hat hier begonren.

Kopenhagen, 19. April. (W. T. B.) Die Dampfschiff⸗ fahrt zwischen Gjedser und Warnemünde ist wieder auf⸗ genommen.

Das Eisenbahn⸗

Mannigfaltiges. 8 (Nat⸗Ztg.) Das Gesammt⸗Comité für die Unter⸗ stützung der Nothleidenden in den Ueberschwemmungs⸗ distrikten hielt vorgestern Abend im Rathhause eine Sitzung, um den Bericht des geschäftsführenden Ausschusses entgegenzunehmen. Nachdem der Ober⸗Präsident von Achenbach die Versammlung begrüßt und von der Uebernahme des Protektorats durch Ihre Majestät die Kaiserin Mittbeilung gemacht, ertheilte Ober⸗Bürgermeister von Forckenbeck Bericht über die bisher eingegangenen Beträge. Die Stadt⸗Hauptkasse hat kis Mittwoch Abend vereinnahmt im GSGSG *“ —. 1 589 613.00 vera usgabt sind inkl. etwa 1000 Ausgaben 362 638.00 Es bleiben also zur Verfügung. . 1 226 174.00 Das Comits schlägt vor, heute zu vertheilen 471 000 ℳ, so daß etwa noch 700 000 in Kassa bleiben. Für die Vertheilung sind maßgebend die Ermittelungen eingehendster Art, welche sich stützen auf direkte Mittheilungen aus den uͤberschwemmten Distrikten, aus den Ermittelungen der Staatsregierung, aus einer großen Anzahl ver⸗ schiedenartigster Ouellen, die in ihrer Gesammtheit ein nahezu

zutreffendes Bild jetzt schon gewähren. Danach wurden bewilligt (and es wurde dabei berücksichtigt, welche Beträge schon aus anderen Quellen nach den einzelnen Orten gegangen sind):

Dem Central⸗Comits in Mecklenburg 25 000 ℳ, dem Regie⸗ rungsbezirk Lüneburg 15 000 ℳ, der Prignitz 60 000 ℳ, Central⸗ Comité Küstrin 44 000 ℳ, Züllichau 6000 ℳ, Krone a. d. Brahe 3000 ℳ, Schneidemühl 6000 ℳ, Birnbaum 5000 ℳ, Kronthal 1000 ℳ, Stadt Posen 15 000 ℳ, Provinzial⸗Comité Posen 25 000 Vaterl. Frauen⸗Verein Posen 1000 ℳ, Bromberg 4000 ℳ, Elbing Stadt 45 000 ℳ, Kreis Pr. Holland 20 000 ℳ, Westpreußisches Central⸗Comité Danzig 135 000 ℳ, Vaterl. Frauen⸗Verein Elbina 1000 ℳ, Provinzial⸗Comité Königsberg 60 000 8

Die Versammlung, in welcher Angebörige aller überschwemmten Gegenden anwesend waren, fand diese Vertheilung durchaus angemessen genehmigte sie und gab dem Ausschuß Vollmacht, unter Berücksichti⸗ gung aller neu zu seiner Kenntniß kommenden Thatsachen auch die weitere Vertheilung der Gelder nach den bisherigen Grundsätzen vor⸗ zunehmen. Ober⸗Bürgermeister von Forckenbeck gedachte noch der reichen Sammlungen der Zeitungen und betonte, daß durch die schnelle und direkte Vertheilung der an sie gelangten Gaben an die einzelnen Ort⸗ schaften der Sache der Unterstützung ein höchst wesentlicher Dienst erwiesen worden sei.

Um seinen Anschauungen über die Art der Vertheilung der Gaben durch die kleinen Lokal⸗Comités Ausdruck zu geben, nahm das Gesammt⸗Hülfs⸗Comité sodann das folgende von einem Sub⸗Comité entworfene Rundschreiben an, welches alle Geldsendungen bestreiten wird. 1“ 8

Rundschreiben. 8

Nach den uns von verschiedenen Seiten gemachten Angaben sind für die Vertheilung der von uns nach den einzelnen Ueberschwem⸗ mungsgebieten überwiesenen Beihülfen zum Theil so abweichende Grundsätze leitend gewesen, daß wir glauben, den mit dieser schwie⸗ rigen Aufgabe betrauten Comités, ohne der billigen Berücksichtigung der für jeden einzelnen Fall maßgebenden Umstände irgend wie hem⸗ mend entgegentreten zu wollen, diejenige Auffassung klarlegen zu müssen, welche namentlich auch nach den Absichten der Geber die richtige sein möchte.

Das dem Abgeordnetenhause vorgelegte Nothstandsgesetz stelt der Staatsregierung 28 Millionen Mark zur Verfügung, um daraus Beihülfen zu gewähren, insbesondere:

a. an einzelne Beschädigte zur Erhaltung im Haus⸗ und Nahrungsstande,

b. an Gemeinden zur Wiederherstellung ihrer beschädigten gemein⸗ nützigen Anlagen,

c. zur Wiederherstellung und nothwendigen Verbesserung be⸗ südjster Deiche, Uferschutzzwecke und damit in Verbindung stehender

nlagen.

Diese Beihülfen können ohne die Auflage der Rückgewähr be⸗ willigt werden.

Hiernach steht es fest, daß es der Staat ist, welcher die Sorge für das Retablissement der Beschädigten übernommen hat, daß da⸗ gegen die aus den im Lande veranstalteten Sammlungen herror⸗ gegangenen Liebesgaben in erster Linie nur den Zweck haben können, die wirklich Bedürftigen, welche sich aus eigenen Mitteln nicht helfen können, schleunigst zu unterstützen, also für die Zwischenzeit bis zum Eintritt der Wirksamkeit der Staatshülfe die vorhandene Noth zu lindern, und zwar durch Gewährung von Nahrung und Bekleidung an die Bedürftigen, zur Gewährung von Obdach an dieselben, sowie zur Desinfizirung und Austrocknung der Wohnungen, zur Beschaffung von Futter für das Vieh.

In geeigneten Fällen wird auch die Gewährung einer Beihälffe, welche unbemittelte Geschädigte in den Stand setzt, in ihrem Beuf wieder thätig sein zu können, sowie die Gewährung von Kranken⸗ unterstützungen am Platz sein. Andererseits würde z. B. ein wohl⸗ habender Besitzer, welchem durch das Wasser eine Störung im Be⸗ triebe entstanden ist, auf Berücksichtigung aus den uns anvertrauten Gaben keinen Anspruch erheben können.

Indem wir die geehrten Comités ganz ergebenst ersuchen, bei Vertheilung der von hier aus überwiesenen Beihülfen die obigen, auch von dem Herrn Kommissar des Ministeriums des Innern els richtig anerkannten Grundsätze gefälligst berücksichtigen zu wollg. fügen wir die Bitte hinzu, uns über den Umfang des dortigen Neth⸗ standes und die bisher dort zur Verthbeilung gelangten, sei es von uns, sei es von anderer Seite gewährten Beihülfen möglichst ein⸗ gehende Berichte zu senden, damit wir in den Stand gesetzt werden, für die Ueberweisung weiterer Summen gerechten Maßstab zu finden und auch unsererseits allen freundlichen Gebern Rechenschaft ab⸗ zulegen.

522G

8 Uhr Morgens.

bisht vom 19. April 1888,

illim.

2 1

ationen. 1 . Hr. Schinkel.

Temperatur in °Celsius

V 1 Wetter.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meere red. in M

5 wolkig Fr. Lammert. 2 wolkig 2 bedeckt 2 Nebel 2 Nebel 2 bedeckt 1 bedeckt

Mullaghmore Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. St Petersburg Cork. Queens⸗ V 219,318“ . 6 halb bed. Helder. 8 1 2 Nebel Sylt... 3 % 4 halb bed. Hamburg. 3 halb bed. ¹) Swinemünde 3 heiter²) Neufahrwasser 1 heiters) Memel... G 2 Regen

Münster... 1 bedeckt 9— ffang 6 ½ Uhr. Karlsruhe. 2 heiter 10 föns hhh Wiesbaden 757

München .. 759 Chemnitz.. 7 Berlin 759 SSW 2 beiter5) 11 WWi (1760 1 heiter 11 Breslau. 760 still heiters) 9

Triest 760 still halb bed. 14

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7 Uhr.

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3 bedeckt 9

1) Nachm. Gewitter und Regen. 2²) Nachm. Ge⸗ Die Amazone

witter. ³) Nachts Regen. ¹) Nebel, Thau. ⁵) Gestern Mittag Gewitter. 0) Nebel. W“ v dhe grsi .de isslen ahe Gro br. nter dem Einflusse einer Depression über Groß bri⸗ iteri tannien wehen über Irland starke nördliche, über Schulreiterin. Deun c land schwache südöstliche bis füdwestliche Winde, das Wetter ist über Centraleuropa vielfach heiter und

Nachmittag Gewitter statt. b 8 Deutsche Seewarte. Jules Verne sbsAe. b

haus. 81. Vorstellung. Zum 1. Male: Das

Rheingold von 1 gesetzt vom Regisseur Salomon. Anfang 7 Uhr.

Staudigl, Frl. Hiedler. . Floßhilde, Rheintöchter, Frl. Leisinger, Frl. Renard, von Anzengruber. Musik von Millöcker.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Freitag: Zum 7. Male: Am Wörtherfee. mit Frl. Rose

Schauspielhaus. 87. Vorstellung. Der Seestern. Drama in 3 Akten von Jvar Svenson. Zum Schluß: Mama's Augen. Lustspiel in 1 Akt von J. Rosen. Anfang 7 Uhr. .

Sonnabend: Opernhaus. 82. Vorstellung. Zum Koschat. Hierauf: Neu in Seene gesetzt: Die 1. Male wiederholt: Das Rheingold von Richard Schwätzerin von Saragossa. Wagner. Anfang 7 Uhr. in 2 Akten nach dem Französischen von Carl Treu⸗

Schauspielhaus: 88. Vorstellung. Ein Sommer⸗ mann. nachtstraum von Shakespeare, übersetzt von A. W. von Schlegel, in 3 Akten. Musik von F. Men⸗ Die Schwätzerin von Saragoffa. delssohn⸗Bartholdy. Tanz von E. Graeb u“

Sonnabend: Zwischen Lipp' und Bechers⸗ 1 wolkig 10 rand. 5 82 v. . e. 88 9 Sonntag: Zwischen Lipp' un echersrand. 760 still bedeckt⸗) Der Schierling. Coeur⸗Dame.

Die nächste Auffüh: b findet am Montag, den 23. April, statt. 8

Thun. Vorher: Die Schul⸗ reiterin. Lustspiel in 1 Akt von Emil Pohl. Sonnabend: Die Amazone. Vorher: Die

In Scene

Richard Wagner.

Woglinde, Wellgunde, Sonnabend: Zum 1. Male:

Kärnthnerisches Liederspiel in 1

Anfang 7 Uhr.

ung von Kabale und Liebe

Hochzeit des Reservisten.

Wallnner-Cheater. Freitag: Zum 21. Male: in 4 . 82 E11“ 88 vi in 42 Im 4. inlage: Couplet von Ed. Jacobson. N Sonnabend und folgende Tage: Die Hochzeit

des Reservisten.

Sonnabend und folgende Tage: Die Reise um 75 Künstler (10 Solisten).

2 8 ; die Welt in 80 Tagen. Theater⸗ Anzeigen. Kinder in Begleitung Erwachsener zahlen heute

Königliche Schauspiele. Freitag: Opern⸗ die Hälfte der Preise.

50 Künstler.

Walhalla-Theater. Freitag: 41. Gesammt⸗ 1 ;s;s 8 Gastspiel der Münchener Mitglieder des Königl.

BSng eean. Honter⸗ „Zach eoge, Sötte⸗ Theaters am Gärtnerplatz, unter Leitung des Kgl. b. Verlobt: Frl. Franziska Schieß mit Hrn. Wil⸗ gr. ch. Pr. Frosop. Hr. Frit rnst, Hr. Heinrich Hofschauspielers Hrn. Max Hofpauer. Zum letzten

inst. Alberich, Mime, Nibelungen, Hr. Schmidt, Male: Im Austragstübchen.

Hr. Lieban. Fasolt, Fafner, Riefen, Hr. Biberti, stuck mit, Gesang und Tanz von Hans Neuert und

Fricka, Freia, Erda, Göttinnen, Fr. Maximilian Schmidt

Sonnabend: Am Wörthersee.

Refidenz-Theater. Freitag: Zum vorletzten und . 108. Male: Francillon. Schauspiel in 3 Akten Heutsches Theater. Freitag: Fanst. An⸗ von A. Dumas (Sohn). Deutsch von Paul Lindau. De Hrn. Regierungs⸗Assessor Hans ron Dieß

Sonnabend: Zum letzten Male: Francillon. Sonntag: Zum 5. Male: Die Wildente.

Belle-Alliance-Theater. Freitag: Ensemble⸗ Gastspiel der Mitglieder des Friedrich⸗Wilhelm⸗ städtischen Theaters: Zum 26. Male: Die

Central-Theater. Freitag: Zum 46. Male: b Die Himmelsleiter. Gesangsposse in 4 Akten

g 1 a vielfo Bictoria-Theater. Letzte Woche! Halbe Preise! von W. Mannstädt. Anfang 7 ½

ziemlich warm. In Deutschland ist fast allenthalben Freitag: Zum 636. Male: Die Reise um die

Regen gefallen. Auf dem Gebiete zwischen Wilhelms⸗ Weit in 80 Tagen, nebst einem Vorspiel: haven, Swinemünde und Breslau fanden gestern Die Wette um eine Million. Großes us⸗

stattungsstück mit Ballet von A. d'Ennery und

Sonnabend: Die Himmelsleiter.

Concert- Haus. Freitag: Gesellschafts⸗ Berlin: Concert des Kapellmeisters Herrn Karl Meyder,

Sonnabend: Gesellschafts⸗Concert.

Familien⸗Nachrichten.

helm Pfeiffer (Düsseldorf). Frl. Martha Bobsien mit Hrn. Rittergutsbesitzer A. F. Boc⸗ hahn (Pustohl —Gr. Nieköhr). Frl. Vertha⸗ Syvarth mit Hrn. Kammermusiker Hugo Dechett (Oldenburg— Berlin). 1“ Verehelicht: Hr. Zahnarzt Karl Helm mit Fl. Chbarlotte Stübbe (Charlottenburg). Hr. Dr. Hermann Tauchnitz mit Frl. Clotilde Limburger (Leipzig). 8 Bürgermeister Eduard Fabian Pfalz (Lausigk —Leipzig). Hr. Privatdozent Dr. Heinrich Klinger mit Fl. Gertrud Merzenich (Bonn Plagwitz). A. Dr. med. Hermann Gevers mit Frl. Claire bvon Ahlefeldt (Uetersen). Hr. Dr. med. Reichel mit Frl. Agnes Cogho (Breslau). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. Baumberger (Breslau). Hrn. Otto Eberhard (Stuttgart. Eine Tochter: Hrn. Rechtsanwalt Dom (Berlin). Hrn. Alfred Steinberg (Gr. Lichter⸗ felde). Hrn. Kreissekretär Mesecke (Achim). Hrn. Buchruckereibesitzer J. Rösler (Schorndor,

Diest

Ländliches Volks⸗

Die Trutzige,

Akt von Thomas Komische Operette

(Stettin). 8 Gestorben: Hr. Ober⸗Steuer⸗Controleur ga. 2. August Zimmermann (Berlin). Frau Regr⸗ rungs⸗Baumeister Marie Dahms, geb. Dittmae⸗ (Bromberg). Hr. Major a. D. Eugen Altam von Düsterloh (Berlin). Hr. Thierarzt Cdun Preuß (Berlin). Hr. Staats⸗Minister a. Karl Louis Graf von Beust (Altenburg). —, 8. Hastor Elisabeth Gibelius, geb. Stosch, -- wein). Hrn. Hauptmann Hell Tochter Heler⸗ (Osnabrück). Hrn. Hauptmann von Ja Sohn Ottokar (Hirschberg). Hr. Buch en 2 Albert Rüdiger (Magdeburg). Hr. Gutsbeste Ernst Hecker (Poln. Füaei. ). Frau? bom Nonnenmacher, geb. Buck, (Reutlingen). 9. Bahnmeister a. D. C. Hippel (Schwerin).

Posse mit Gesang

.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholnh).

Streich · Orchester Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Velos⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32

8 Sechs Beilagen leinschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin, Donnerstag, den 19. April

8 8 1““

Preußen. Berlin, 19. April. In der gestrigen (45.) Sizung des Hauses der Abgeordneten erklärte bei der weiteren Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erleichterung der Volksschullasten, der Finanz⸗ Minister 9 von

Die Diskussion hat, wie mir scheint, einigermaßen der scht des Hrn. Abg. Rickert Recht gegeben, indem sie sich e in ziemlich weitem Maße mit dem Inhalt des §. 5 beschäftigt. Ich werde mir meinerseits erlauben, den Ausführungen nicht zu folgen welche sich augenblicklich mit dem §. 5 beschäftigen, sondern mich ledig⸗ lich en den §. 1 zu balten suchen. In dieser Beziehung habe ich den Ftes. Vorrehmern, wenn ich sie recht verstanden habe, allen, meinen Dank für die Erklärung auszusprechen, die von ihnen dahin abgegeben st, daß es nicht die Absicht sei, den Staatsaufwand für das hier in Rede stehende Gesetz über die von der Königlichen Staatsregierung tafür in Aussicht genommene Summe von 20 Millionen Mark kinaus zu steigern. Indem ich Ihnen, meine Herren, für gifsee Absicht danke, schließe ich die Bitte daran, dement⸗ sprechend gütigst den Gesetzentwurf auch zu formuliren. Und ich habe bereits in der Kommission die Ehre gehabt, die Auffassung, welche die Staatsregierung in dieser Hinsicht festhalten muß, darzulegen; auf Seite 2 des Berichts ist meine Ausführung rollständig wieder⸗ gegeben, und ich möchte nur, da heute wiederholt die Frage hier ausgesprochen ist, ob die Königliche Staats⸗ regierung bei dieser Auffassung beharre, das hiermit bestätigen.

Meine Herren, es sind in dem §. 5 gewisse Dinge enthalten, eie das gebe ich zu es möglich erscheinen lassen, daß, jenachdem rieser Paragraph formulirt wird, ein etwas mehr oder ein etwas

(veniger großer Anspruch an die Staatskasse erhoben werde; aber, (neine Herren, es ist völlig unmöglich, auf diesen §. 5 auch in dem

Falle, daß er angevommen wird, wie er am weitesten zur Ent⸗ lastung der Staatskasse führt, irgend eine Rechnung zu basiren wie viel die Staatskasse entlastet würde. Ich für meine Person bin überzeugt, daß selbst in dem eben vorausgesetzten Fall, die Entlastung der Staatskasse auf Grund einer solchen Fassung des §. 5 eine minimale bleiben würde; im Uebrigen aber können wir bei der Rechnung, die hier nach dem Gesetz aufzustellen ist, nur mit gan; sicheren Faktoren rechnen; und da, meine Herren, bitte ic, bedenken Sie die einzig sichere Rechnung, die auf⸗ gestellt werden kann, ist diejenige, welche die Staatsregierung in den Motiven vorgelegt hat. Sie ist eine Maximalrechnung nach Maß⸗ gabe des augenblicklichen Zustandes; aber, meine Herren, der augen⸗ blickiche Zustand verändert sich in jedem Monat. Wir sind scon über ein Jahr durch den natürlichen Zuwachs der Be⸗ völkerung, durch die Folge, welche die Schulverwaltung diesem Anwachsen der Bevölkerung durch Errichtung neuer Lehrerstellen geben muß, deren jede sofort auf Grund dieses Gesetzes ihre An⸗ sprübe erhebt, einer wachsenden Ausgabe aus diesem Gesetz gegen⸗ übergestellt, und wir können nicht mit einer gewissen, ich möchte sagen, Vertrauensseligkeit sagen, ach das wird schon reichen, sondern gerade, weil wir eine mit Nothwendigkeit wachsende Staatsbelastung be⸗ schließen. müssen wir mit aller Vorsicht nicht über das hinausgehen, was wenigstens jetzt noch als ein richtiger finanzieller Effekt angesehen

verden kann.

Abweichend von dem, was der Hr. Abg Seyffardt ausgeführt bat, möchte ich auch jetzt die Fassung der Regierungsvorlage in §. 1 fortgesetzt für besser erachten, als jene, welche die Kommission vor⸗ schlaägt, und möchte deshalb bitten, §. 1 im Ganzen nach der Regie⸗ tungsvorlage anzunehmen.

Ich möchte nur ein Wort noch kurz hinzufügen, wozu mir in

Kommission keine Gelegenheit sich geboten hat, das st zur Vefassungsfrage, soweit sie an §. 1 anknüpft. Meine Herren, mir ist es nicht möglich gewesen, bei aller Mühe, die ich mir gegeben habe, dem Gedankengang derjenigen Herren zu folgen, welche hier ein Verfass ungsbedenken aufgeworfen haben, mir dieses anzueignen. Ich glaube, wenn man unbefangen sich in die Absichten der Verfassungs⸗ bestimmungen über das Volksschulwesen zu versenken sucht, so wird man doch anerkennen müͤssen, daß es damals, als die Verfassung hier vereinbart wurde, niemandem gewiß in den Sinn gekommen ist, daß es nöthig sein würde, ein Verbot in die Verfassung aufzunehmen, daß sich ja der Staat nicht einmal einfallen lassen solle, Geld unmittelbar für Schulzwecke herzugeben. Meine Herren, das ist ein Sinn, der, wenn er jetzt in die Verfassung hinein interpretirt wird, doch niemals mit den Absichten des Gesetzgebers etwas zu thun gehabt hat, und ich würde es beklagen, wenn in diesem Sinne das hohe Haus die Majoritätsansicht, die in der Kommission obgesiegt hat, theilen möchte. Wir würden damit uns vielleicht für manche Dinge in Zukunft ein Hinderniß aufbauen, uns Manchem leid thun würde, bei einer solchen Gelegenheit auf⸗ gebaut zu haben. Wir würden nach außen den Anschein entsteben sehen, mit Sicherheit, daß diese wichtige Verfassungsfrage bald so, bald so angesehen wird, je nachdem es politisch rathsam oder nicht rathsam erscheint. Denn, meine Herren, das werden Sie im Lande Niemandem klar machen, daß, wenn Sie Geld für die Pensionirung der Lehrer ohne Verfassungsänderung hergegeben haben, Sie doch kein

eld für die Besoldung der Lehrer ohne solche hergeben dürfen.

I., OC 88 8 . ; 275. . 9 Diese Jurisprudenz, wenn eine darin liegt, die ist zu fein, als daß

die im Volke und im Lande ein Verständniß finden wird.

Ich möchte also bitten, so wenig die Regierung die sich doch auch nicht gern vorwerfen lassen kann, sie sei leicht dabei, mit den verfassungsmäßigen Bestimmungen umzuspringen so wenig, wie die Regierung nach dem Gesetz von 1885 hat annehmen können, daß diese Frage bei §. 1 überhaupt erhoben werden würde, so wenig lassen Sie hier bei der Majorität des Hauses diese Frage von irgend einem erschwerenden Einfluß sein.

Abg. Freiherr von Minnigerode: Die Erklärungen des Herrn Finanz⸗Ministers machten ihm Sorge, ob es möglich sein werde, eine geeignete Vereinbarung des Landes und der Regierung zu finden. Wenn er auch die Erweiterung des §. 1 zu Gunsten der zweiten Lehrer und der Lehrerinnen für wünschenswerth halte, so erscheine ihm doch die ursprüngliche zZuwendung der Regierung von 400 für die ersten Lehrer als ein noli me tangere bei der Votirung dieses Gesetzs. Man müsse nun einmal mit beschränkten Mitteln hier rechnen und müsse sich mit den zur Verfügung stehenden 20 Millionen einrichten. Er werde versuchsweise in der zweiten Lesung für den Kommissionsbeschluß stimmen, indem er sich sein endgültiges Votum für die dritte Lesung achehalte. Auf die Verfassungsbedenken werde er bei §. 6a

agehen. § 6 Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch: Er werde 8 8. 6a nachweisen, daß eine Verfassungsänderung nicht noth⸗ wendig sei. Er theile die Auffassung des Abg. Freiherrn von linnigerode, daß es im hohen Grade wünschenswerth, ja einahe nothwendig sei, an dem von der Regierung vor⸗ geschlagenen Satz von 400 für die ersten und alleinstehen den

Lehrerstellen nicht zu rütteln, dies liege im Interesse besonders der Landkreise, in denen sich fast nur erste Lehrerstellen be⸗ fänden. Andererseits liege aber auch für die Industrie⸗ bezirke und größeren Städte mit mehrklassigen Schulen das Bedürfniß einer weitergehenden Entlastung von den Volksschullasten vor. In zahlreichen Gegenden würden neue Lehrerstellen errichtet werden müssen, und zweite und dritte Lehrerstellen nothwendig werden; dies werde wesentlich be⸗ fördert, wenn der Staatsbeitrag für die zweiten und dritten Lehrerstellen auf 300 bemessen werde. Die Kommission habe beide Interessen zweckmäßig vereinigt. Sollte es aber nicht möglich sein, das Gesetz auf dem Boden der Kommissions⸗ beschlüsse zu Stande zu bringen, so frage es sich, wie weit man von dem Kommissionsvorschlage zurückgehen könne. Er gebe dem Finanz⸗Minister zu, daß es nicht möglich sei, auf Grund des §. 5 die Ersparnisse auch nur annähernd zu be⸗ messen. Die Berechnung der Regierungsvorlage auf 20 Millionen sei in der That eine Maximalberechnung. Es würden im Ganzen etwa 18 ½ Millionen Netto heraus⸗ kommen. Unrichtig aber würde es sein, bei der Be⸗ messung der Summe auf den Zuwachs der Bevölkerung Rück⸗ sicht zu nehmen. Den wachsenden Staatsausgaben doch auch wachsende Einnahmen gegenüber. Deshalb brauche

man sich heute darüber keine grauen Haare wachsen zu lassen, wie hoch sich später der Betrag stellen werde. Zwischen dem Vorschlage der Kommission und der Summe von 20 Millionen, welche die Regierungsvorlage zur Verfügung stelle, bleibe höchstens eine Differenz von 1 ½ Millionen. Behalte man die 400 für die ersten Lehrer bei und setze die 300 für die zweiten Lehrer auf 250 und die 200 für die Lehrerinnen auf 150 herab, dann würden im Ganzen etwa 1 ½ Millionen erspart. Es genüge aber auch, wenn man die ersten Lehrer⸗ stellen auf 360 reduzire, dann würden 1 360 000 er⸗ spart, und mit dieser Modisikation des Kommissionsvorschlages würde die Forderung der Regierung, daß man nicht über 20 Millionen hinausgehe, sich erfüllen. Für den einen oder den anderen Weg entscheide er sich heute nicht, es habe ihm nur daran gelegen, Matermal fur die Entscheidung beizubringen.

Aba. Dr. Windthorst: Das Centrum werde heute für den §. 1 der Kommissionsbeschlüsse stimmen, ob es später davon äaͤbgehen müsse, werde die Zukunft lehren; es binde sich nicht gern früher als unbedingt nöthig. Er müsse bei dieser Ge⸗ legenheit die Illusionen beseitigen, welche nach verschiedenen Zu⸗ schriften an ihn im Lande vielfach entstanden seien. Man habe nämlich geglaubt, die hier in Betracht kommenden Ziffern bedeuteten, daß die Lehrergehälter um diese Beträge erhöht werden sollten. Diese Ansicht sei allerdings eine absolut irrige, aber sie existire, und er halte für nothwendig, das hervorzuheben, damit nicht namentlich ein Theil der Lehrer zu

dem Glauben komme, Diejenigen, welche gegen diese Sätze

stimmten, wollten ihnen nicht gewähren, was sie noth⸗ wendig bedürften. Um die Erhöhung der Lehrer⸗ gehälter handele es sich hier also gar nicht. Er habe schon bei der Budgetberathung ausgesprochen, daß allerdings die Lehrer eine Aufbesserung nöthig hätten, daß namentlich an Alterszulagen gedacht werden müsse, und es freue ihn, daß auch in der Kommission eine entsprechende Resolution beantragt worden sei. Die Volksschullasten drückten allerdings sehr schwer, und man müsse auf Minderung dieses Druckes hinwirken; aber das hätte in einer anderen Methode viel zweckmäßiger und einfacher geschehen können. Nach der Verfassung seien die zur Tragung der Schullasten Ver⸗ pflichteten die Gemeinden. Das sei eine ernste und wichtige Sache, und wer sich die Entstehungsgeschichte dieser Verfassungsbestim⸗ mungen vergegenwärtige, müsse es für das Einfachste halten, die flüssigen Mittel direkt den Gemeinden hinzugeben, damit diese nach eigenem besten Ermessen die Last trügen, welche ihnen obliege. Der Staat hätte dann immerhin kraft seines Oberaufsichtsrechts die Möglichkeit gehabt, dafür zu sorgen, daß etwa ein unzweck⸗ mäßiger Gebrauch vermieden werde. Ein solches Verfahren würde alle die jetzt bei dem künstlichen System der Vorlage erwachsenden Schwierigkeiten und Ungleichmäßigkeiten nicht herbeigeführt haben. Die Schulverhältnisse der Monarchie hätten sich geschichtlich ganz verschieden entwickelt, und ein Weg, der gleichmäßig alle diese Verhältnisse treffe, sei un⸗ möglich zu finden, wenn man für das ganze Land dieselbe Regel ohne Weiteres aufstellen wolle. Der von ihm erwähnte Weg scheine aber von keiner Seite beabsichtigt oder auch nicht erreichbar. Wolle man nun das nicht erreichen, dann würde es doch wiederum einfacher gewesen sein, die Last dadurch zu mindern, daß man die Gelder gleichmäßig für das ganze Land verwendete zur zweckmäßigen Erhöhung der Lehrerbesoldungen und zur Vermehrung der Mittel für Schulbauten. Damit würde man gleichzeitig der Verminderung der Schullast und der Erleichterung des schwer bedrängten Lehrerstandes gerecht geworden sein. Das wäre der naturgemäße Weg, der auch der historischen Entwicklung ent⸗ spreche, wonach die Schule zuerst basire auf der Familie, dann auf der Gemeinde, und nur ausnahmsweise der Staat ein⸗

trete. Aber das habe die Regierung nicht gewollt; sie wolle;

auch bei dieser Gelegenheit ihrem Ideal näher kommen, der reinen Staatsschule, abgelöst von der Familie, abgelöst von der Gemeinde. Das sei die Tendenz zu aller Zeit gewesen, und er müsse dem Abg. Freiherrn von Zedlitz das Kompliment machen, daß er diese nach seiner (Redners) Ansicht revolu⸗ tionäre Anschauung konsequent von jeher verfolgt habe. Auch dem Abg. Freiherrn von Zedlitz sei die Schule nichts Anderes, als eine reine Staatsanstalt, und er denke nur daran, wie der Staat allmählich die geschichtlichen Klammern, so⸗ weit sie noch beständen, beseitigen könne. Diese Tendenz sei eine revolutionäre. Revolutionär nenne er alles das, was eine organische Entwickelung geschichtlicher Verhaltnisse gewaltsam unterbreche; ob physische Gewalt oder solche in Gesetzessorm, ändere nichts, im Gegentheil sei die revolutionäre Natur der Sache um so bedenklicher, wenn sie durch die Form des Gesetzes gedeckt werde. Der Herr Finanz⸗ Minister meine, man brauche hier gar nicht die Verfassung zu ändern, und habe sehr bezeichnend hinzugefügt: „Wenn man hier die Verfassungsfrage bejaht, dann schafft man für viele

weitere Pläne erhebliche Hindernisse.“ Diese Hinderniss gerade wolle seine Partei einer Regierung in den Weg legen die bisher bewiesen habe, daß sie über j Hinderniß, welches sich in der Verfassung fände, hinweg gehe, oder die Verfassung ändere. Das habe seine Partei in den letzten Jahren gesehen, und hier sei wieder ein solcher Fall. Der Abg. Freiherr von Zedlitz habe darlegen wollen daß die Verfassung nicht in Frage sei. Er werde ihn be⸗ §. 6a erwarten. Nur im Falle des nachgewiesenen Bedürf nisses könne ergänzungsweise der Staat eintreten. Von eine Nachweisung des Bedürfnisses in der Vorlage sei gar nich die Rede, sondern die Sache werde ganz generell gemacht. Es geschehe auch nicht aushülfsweise, sondern man mache den Anfang damit, die ganze Last den Gemeinden abzunehmen Darum scheine ihm die Verfassungsfrage nicht blos eine Wortklauberei zu sein, sondern es handele sich um ein klares Gesetz und um ein ungeheuer wichtiges Prinzip, daß nicht dem Staat, sondern der Gemeinde die Schule gehöre. Heute werde seine Partei für die Kommissionsbeschlüsse stimmen, aber sie behalte sich weitere Beschlüsse vor.

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler:

‚Meine Herren! Es ist nicht meine Absicht, bei der Spezial⸗ diskussion des §. 1 mich in allgemeine politische Erörterungen ein⸗ zulassen, und es wird auch genügen, wenn ich den tiefen Gegensatz von Neuem konstatire, der zwischen der Staatsregierung und dem Abg. Dr. Windthorst in Beziehung auf das Volksschulwesen besteht. Zwar kann ich mich in einer ganzen Reihe von Ausführungen mit ihm einverstanden erklären, wenn wir uns darüber verständigten, was er mit den gebrauchten Worten gemeint hat. Ich bin gleichfalls der Meinung, daß der alte Grundsatz der preußischen Verfassung: die Schule soll zunächst der Gemeinde gehören, bestehen bleiben soll; aber die Gemeinde, welche die Verfassungsurkunde im Sinne hat, ist die politische Gemeinde, und ich kann mir von meinem Standpunkt, wie ich schon oftmals offen erklärt habe, keine andere rechtliche Entwickelung des preußischen Volksschulwesens denken, als in der Weise, daß die politische Gemeinde die Trägerin des Volksschulwesens bildet. Also wenn der Abg. Dr. Windthorst gesagt hat: die Schule gehört der Gemeinde, so stimme ich mit ihm überein, aber ich denke hierbei an andere Gemeinden als er selbst. Daß aber der Staat in die Schule überhaupt nicht hingehören soll, meine Herren, so kann ich nur, wie früher, in den bestimmtesten Ausdrücken meine Ansicht dahin aussprechen, daß ich es für das Aufgeben eines der wichtigsten Rechte des preußischen Staats halten würde, wenn er seinem Einfluß auf die Volksschule entsagen möchte.

„Niun hat der Hr. Abg. Dr. Windthorst weiter mehrfache Aus⸗ führungen gemacht, die alle deutlich erkennen lassen und das hier auszusprechen, fühle ich das Bedürfniß wie unangenehm ihm diese Gesetz ist. und wie gern er das Nein, das er dem Gesetz entgegen⸗ stellen möchte, so einkleiden möchte, daß es im Lande nicht ausreichend verstanden würde.

Wir haben ganz dieselbe Erfahrung gemacht im Jahre 1871, als die Verfassungsbedenken hier von ihm und anderen Abgeordneten er⸗ örtert wurden. Es war damals im Allgemeinen derselbe Ton, welcher durch seine Ausführungen ging.

Ich kann mich auch einverstanden erklären mit dem weiteren Diktum des Hrn. Abg. Dr. Windthorst: es wäre sehr schön gewesen, wenn man einfach den Geumeinden die Mittel zur Erleichterung der Volksschullasten hingegeben hätte. Ich sage nur, welchen Gemeinden? In dem Augenblick, wo die Kommunen, die politischen Gemeinden, die Trägerinnen des Volksschulwesens werden, wäre die Frage, die der Hr. Abg. Windt⸗ horst hier angeregt hat, wohl ganz einfach zu beantworten. Die Re⸗ gierung hat sich die Frage, wie soll der Staatsbeitrag untervertheilt werden, auch vorgelegt, und es wird vielleicht bald die Zeit kommen, wo Sie gerechter und anerkennender dem Gesetz⸗ entwurfe gegenüber werden, und es für nöthig halten, daß die Regierung die Prinzipienfrage, welche der Hr. Abg. Windthorst durch seine Rede in die Diskussion hat hineintragen wollen, von vornherein ausgeschieden hat. Ich räume ein, daß in den Motiven der Satz über den Eintritt des Staats in die Reihe der Unter⸗ haltungspflichtigen nicht glücklich gefaßt ist, aber der Zusammenhang giebt die genügende Erklärung. Maßgebend bleibt vor Allem das Gesetz, wie es in §. 1 vorliegt. Es ist darin ausdrücklich ausge⸗ sprochen worden, daß der Staat zur Erleichterung der nach öffent⸗ lichem Recht zur Erhaltung der Volksschulen Verpflichteten einen Beitrag aus der Staatskasse zu zahlen hat. Damit ist ganz bestimmt zum Ausdruck gekommen. daß in der recht⸗ lichen Organisation des Volksschulwesens durch dieses Gesetz eine Aenderung nicht beabsichtigt ist, und mit dieser Ausscheidung aller Rechtsfragen ist meines Erachtens ich glaube, ich habe das auch in der ersten Lesung angedeutet gleichzeitig die Möglichkeit gegeben, daß wir an der Hand dieser ganz nüchternen geschäftsmäßigen Vorlage uns in dieser Session noch vereinigen. Denn wenn wir uns über die Frage nach der Tragung der Volksschullasten und die rechtliche Fundamentirung des Staatsschulwesens verständigen sollten, so würde sicherlich die Session zu kurz sein und die wohlwollende Absicht der Regierung, Geld den Schulunterhaltungspflichtigen zuzuwenden, nicht zur Ausführung gelangen.

Es ist von einem der anderen Herren Vorredner aufmerksam ge⸗ macht worden auf die verschiedenen Wirkungen, welche die Vorlage der Regierung in den einzelnen Provinzen haben würde. Ich nehme zwar an, daß diese Fragen in der Kommission schon im Großen und Ganzen er⸗ örtert worden sind, aber nach den Tabellen, die ich habe anfertigen lassen, sind die Differenzen doch nicht allzu groß Ich habe schon in der ersten Lesung ausgesprochen und nehme nicht Anstand, es heute zu wiederholen, daß, wenn es sich erweisen sollte, daß die Ackerbau treibenden Provinzen nicht etwa die östlichen, sondern Hannover steht hierbei in erster Linie in Frage etwas günstiger mit dieser Vorlage bedacht werden sollten, ich darin einen Nachtheil nicht erblicken würde. Ich habe bestritten und bestreite auch heute, daß die Thatsache, daß die zweiten Lehrer weniger bekommen sollten als die ersten Lehrer, einen ungerechtfertigten Vor⸗ theil enthalte, denn die Kosten eines zweiten und folgenden Volks⸗ schullehrers im Verhältniße zu den Kosten eines ersten Lehrers sind sehr viel größer als die Differenz von 200 nach dem Vor⸗ schlag der Regierung. Den höchsten Beitrag, nach Provinzen geordnet, würde Ostpreußen erhalten mit 328 pro Stelle; Hannover, unmittelbar folgend, 324 pro Stelle, was sich dadurch erklärt, daß auch in Hannover die Ansiedelung auf dem platten Lande sich über große Flächen bei geringer Bevölkerung vertheilt und die Einrichtung zahlreicher einklassiger Schulen bedingt. Die Provinz, welche am Ungünstigsten nach dieser über schläglichen auf Provinzen vertheilten Berechnung bedacht wird, wäre die Rheinprovinz, dieselbe würde 258 pro Schulstelle erhalten, und zwar im Wesentlichen deshalb, weil in den Rheinlanden die Lehre⸗ rinnen steigend in den Dienst der Volksschule getreten sind. Auch heute noch, wo Berlin in die Reihe derjenigen Schulverbände getreten ist welche in erheblicher Zahl Lehrerinnen anstellen, sind die Rheinlande immer noch so zahlreich mit Lehrerinnen bedacht, daß auf sie ungefähr die Hälfte

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