Allenstein, 21. April. (W. T. B.) Strecke Allenstein bis Hohenstein wird morgen, den 22., wieder eröffnet. Hamburg, 22. April. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhenania’ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in Colon eingetroffen und der Postdampfer „Suevia“ von der⸗ selben Gesellschaft hat, von West⸗Indien kommend, heute früh
Lizard passirt. Triest, 21. April. (W. T. B.) Der Lloyddampfer mit der ostindisch⸗chinesischen
„Ettore“ ist heute Nachmitta Post aus Alexandria hier eingetroffen.
London, 21. April. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist gestern auf der Ausreise von Plymouth abgegangen.
New⸗York, 21. April. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Donau“, welchem auf der Fahrt von Baltimore nach Bremen der Schaft gebrochen war, ist durch den Dampfer „Geiser“ hierher bugsirt worden.
Theater und Musik.
Nachdem im Wallner⸗Theater, in welches bekanntlich am 1. Mai das Königliche Schauspiel übersiedelt, in dieser Saison nnur noch wenige Vorstellungen stattfinden können, hat die Direktion
die Aufführung der Carl Laufs schen Novität: „Was er nur will?“ auf die nächstfolgende Saison verschoben und bleibt der Emil Pohl'sche Einakter „Die Schulreiterin“ von jetzt ab abwechselnd mit der „Amazone“ und „Ein toller Einfall“ bis Ende der am nächsten Sonntag schließenden Saison auf dem Revpertoire. — Victoria⸗Theater. Die russische National⸗Oper des Hrn. Lubinoff aus Moskau beginnt am 1. Mai ihr nur kurzes Gastspiel — da dieselbe nach Paris, London und Brüssel zur Weltausstellung geht — mit Glinka's berühmter Oper: „Das Leben für den Czaren.“ In Aussicht sind ferner genommen die großen Opern: „Rußlan Ludmilla“ von Glinka, „Der Dämon“ von Rubinstein, „Mazeppa“ von Tschaikowskyv, „Eugéène Oniegin“ von dem⸗ selben, „Russalka“ (Die Wassernymphe) von Darganischki, Rognieda“ von Seroff. Diese sieben Opern bilden das Repertoire der Gesellschaft, die aus den ersten Kräften der Kaiserlichen Hoftheater zu St. Petersburg und Moskau zusammen⸗ gesetzt ist. Der 50 Personen starke Chor kommt ebenfalls aus Moskau. Direktor Scherenberg bringt, um das eigenartige Unternehmen in großartiger Weise zu unterstützen, das Opfer, sein Orchester von 30 auf 50 Personen zu erhöhen.
— Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Der neue „Offenbach⸗Abend“, das heißt die Aufführung der „Schwätzerin von Saragossa“ in Verbindung mit „Fortunio's Lied“, hat am Sonntag im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater ein ausverkauftes Haus ge⸗ funden und dem Publikum den reichsten Beifall entlockt. Der graziöse Einakter „Fortunio's Lied“ wird nun auch ferner der „Schwätzerin“ vorangehen.
— Belle⸗Alliance⸗Theater. Die Direktion macht uns folgende Mittheilung: „Mit dem 1. Mai wird sich das Belle⸗ Alliance⸗Theater, das in den letzten Jahren lediglich eine Art dramatisches Gasthaus gewesen, wieder auf eigene Füße stellen. Die jetzigen Besitzer und Direktoren Hrrn. Sternheim und Bruckhoff haben alle an sie herangekommenen, theilweise sehr verlockenden Anträge auswärtiger und hiesiger Bühnenleiter bezüglich Ensemble⸗Gastspiele entschieden abgelehnt und ein eigenes tüchtiges Künstlerpersonal engagirt, mit dem sie am 1. Mai die Saison eröffnen werden. Das vom Belle⸗Alliance⸗Theater kultivirte Genre wird hauptfächlich Posse, Volksstück und Schwank umfassen. Die Direktion wird mit Beginn ihrer eigenen Thätigkeit gleichzeitig einige Reformen einführen, die vom Publikum gewiß all⸗ seitig mit lebhaftestem Interesse begrüßt werden dürften. So sollen
Der Betrieb auf der
fahren, daß der Parquet⸗Platz fortan statt 3 ℳ nur noch 2 ℳ kosten wird. Ferner soll, was bisher nur in den Monaten Juli und August der Fall war, das ganze Jahr hindurch allwöchentlich einmal eine sogenannte Volksvorstellung zu allgemein ermäßigten Preisen statt⸗ finden. Endlich werden die Theatervorstellungen, den Wünschen des Publikums wie den Zeitverhältnissen entsprechend, an den Wochentagen fortan erst um 7 ½ Uhr beginnen, während für die Sonntage der 7 Uhr⸗ Anfang beibehalten wird.“
— Central⸗Theater. Die morgige Jubiläums⸗Vorstellung der „ immelsleiter“ findet mit der Originalbesetzung statt. Fr. Betty Damhofer spielt wieder die Rolle des „Lieschen“.
— Die Münchener Gäste vom Königlichen Theater am Gärtner⸗ platz brachten am Sonnabend im Walhalla⸗Theater „Die Trutzige“, ein Volksstüc mit Gesang und Tanz in drei Akten von Ludwig Anzengruber, vor gut besetztem Hause zur ersten Aufführung. Das Stück hat an anderen Orten bereits eine statt⸗ liche Zahl erfolgreicher Aufführungen erlebt, war aber für uns eine Novität. Anzengruber hat in der „Trutzigen“ eine kernige junge Bauerndirne geschaffen, welche Herz und Kopf auf dem rechten Fleck, und eine redegewandte Zunge hat; sie ist treuherzig und ehrlich, arbeitsam und klug, aber nicht bäurisch⸗schlau. Durch ihre unverblümte Aufrichtigkeit hat sie den Neid und die Mißgunst der Dorfbewohner wachgerufen, und die übermüthige Jugend, welche ihr einen derben Streich zu spielen sinnt, beschließt am Kirchweihfest, es solle ein „Bursche“ verliebt mit ihr thun, und sie, wenn er ihre Freundschaft gewonnen, dem Spott und Hohn des ganzen Dorfes aussetzen. Der boshafte Scherz erzielt aber die entgegengesetzte Wirkung, und aus dem losen Verführer wird ein aufrichtig Liebender, welcher das trutzige Liesel heirathet und sie so zu Ehren und Wohlstand bringt. — Die Charaktere sind derb, unabgeschwächt in ihrer Natur aus dem urwüchsigen Volksleben herausgegriffen und wirken zumeist er⸗ frischend durch ihre Geradheit und Keckheit. Eine tugendsam scheinende Muhme mit weitherziger Vergangenheit, die hübsche Wirths⸗ tochter mit ihrer falschen Freundlichkeit, die rücksichtslose Trutzige und der übermüthige Wegmacher Martin zeigen alle unverfälschte Eigenart in scharf gezeichneten Umrissen. Die Handlung ist einheitlich und erfreut durch die Ursprünglichkeit, welche im Denken und Fühlen dieser Menschen zum Ausdruck kommt; störend wirkte nur der senti⸗ mentale Abschluß mit der Lebensrettungsgeschichte durch den Soldaten. Aeußerlich machte sich allerdings auch der in jedem Akt nöthige Szenen⸗ wechsel als ein Hemmniß für die unmittelbare Wirkung der Komödie fühlbar. Deshalb konnte der lebhafte Beifall, welchen einzelne Szenen fanden, sich nicht zu einer entsprechenden Gesammtwirkung des Stückes erweitern. Man darf für diese Erscheinung wohl auch theil⸗ weise die große Zahl der zum Vortrag kommenden Liedchen verant⸗ wortlich machen, deren Musik zwar recht gefällig wirkte, deren Text aber dem Publikum beinahe unverständlich blieb. — Unter den Dar⸗ stellern trat Hr. Albert (Martin Wegmacher) am meisten in den Vordergrund; er gab den zum Scherz und Spott leicht geneigten
Burschen, welcher sich nach und nach halb verlegen in einen treu⸗ herzigen Liebhaber verwandelt, mit musterhafter Natürlichkeit und erfrischender Wärme. Frl. Thaller spielte das trutzige Liesel recht wacker, doch war sie in ihrem Trotz charakteristischer als in dem Aus⸗ druck der Gefühlsfülle. Frl. Schönchen hatte nur eine einzige kleine Scene als vermahnende Muhme, doch gelang ihr diese aufs Beste. Auch Hr. Neuert zeigte sich nur in einer kleinen Episodenrolle. Der „Lipp“ (Hr. Holm) entsprach in seinem Aeußeren nicht der Vorstellung, welche man sich von ihm machen mußte, wenn die hübsche Wirthstochter ihn aus Trotz gegen den abgefallenen Lieb⸗ haber eiligst zum Mann wählte. Den Darstellern wurde bei offener Scene wie bei den Aktschlüssen wiederholt reicher Beifall zu Theil.
Mannigfaltiges.
8
Vaterländischer Frauen⸗Verein. In Folge unseres Aufrufs zur Beseitigung der Nothstände in den durch
zunächst die Eintrittspreise dadurch eine wesentliche Ermäßigung er⸗
Wetterber 8
t vom 22. April 1888,
— — — *
Wetterberi r Morgens. 8
Ueberschwemmung heimgesuchten Gegenden sind in der
Zeit vom 16. bis 18. d. M. bei unserem gegangen 55 924 ℳ 1 ₰ und mit Berücksichtigung der früher 5 gegangenen 192 702 ℳ 10 ₰ zusammen 248 626 ℳ 11 ₰. -
Mit aufrichtigem Dank für diese Spenden bitten wir, fern Gaben zur Befriedigung des vorliegenden dringenden Unterstü vng. bedürfnisses unserem Schatzmeister, Herrn Bankier von de Leipzigerstraße Nr. 45 bier, einzusenden. 8
Berlin, den 19. April 1888.
Der Vorstand des Vaterländischen Frauen⸗Vereins. Charlotte Gräfin von Itzenplitz.
„Unter dem Protektorat Ihrer Kaiserlichen und König lichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kro⸗ prinzessin: Ausstellung hervorragender Kunstwerk, aus Privatbesitz, veranstaltet zum Besten der Ueben schwemmten vom Verein Berliner Künstler, Wilheln⸗ straße 92, Architektenhaus. Täglich geöffnet von 11—5, onntagg von 11—3 Uhr. Entrée 1 ℳ. 1
Rennen zu Hoppegarten 1888. Sonntag, den 22. April Nachmittags 2 ½ Uhr. Die von Westend nach Hoppegarten der legten Rennen verliefen wie folgt: 8
I. Eröffnungs⸗Rennen. Preis 800 ℳ dem ersten, 300 4 dem zweiten, 200 ℳ dem dritten Pferde. Lt. Wittich's F.⸗F „Mexikaner“ 4j. Bes. 1., Rittm. von Köller's br. H. „Ibury“ g. 8 von Sydow 2., Lt. Gr. H. Dohna's schwbr. St. „Sylvan Lake“zi Bes. 3. „Mexikaner“ siegte sicher mit einer Länge vor „Iburg. „Mexikaner“ wurde von Graf Sierstorpff⸗Franzdorf für 2500 ℳ 8 fordert. 9 liefen. b
II. Stresower Hürden⸗Rennen. Preis 1000 ℳ Di ca. 1800 m. Lt. v. W13“““ F.⸗W. „Terminus“ 6 1, Hm Adalbert's br. St. „Dram“ 5j. 2. Nach Kampf sicher mit einar halben Länge gewonnen. „Grub“ entledigte sich ihres Reiters nnh entlief. „Terminus“ wurde nicht gefordert.
III. Silberner Humpen. Ehrenpreis dem siegenden Reitn und 1000 ℳ dem ersten, 300 ℳ dem zweiten Pferde. Diß ca. 2500 n Lt. Pr. Gr. Radziwill’s F⸗St. „Gebieterin“ 4j. Lt. Gr. H. Dohna!. Gr. Sierstorpff⸗Franzdorf's F.⸗H. Androcles“ 51. Lt. v. Sydow? Lt. v. Witzleben’s br. H. „Don Merino“ 4j. Mr. Eyre 3, Mjrn Gr. Schlippenbach's br. St. „St. Blue Bell“ 41. Rittm. v. Heyder⸗ Linden 4. Siegte mit anderthalb Längen. 7 liefen.
IV. Spreethal⸗Jagd⸗Rennen. Preis 1000 ℳ dem ersten 300 ℳ dem zweiten Pferde. Dist. ca. 2500 m. Rittm. v. Schmiͤt⸗ Pauli's br. W. „Sutton a. Holly⸗ 1. Rittm. v. Köller's F⸗St „Tamina“ 5jähr. 2., Lt. v. Skopnik's F⸗W. „Hornpipe“ 3. Nach Kampf mit dreiviertel Längen herausgeritten; 5 liefen.
V. Preis der Flora 1500 ℳ dem ersten, 300 ℳ dem zweite Pferde. Dist. ca. 2500 m. Lt. Gr. Schmettow's br. H. „Niklot⸗ a. Lt. Gr. H. Dohna 1., Hrn. O. Spiekermann's dbr. St. „Nanon⸗ 61. Lt. Frhr. v. Senden I 2., Rittm. v. Boddien’s br. W. „Mazs⸗ land“ 5j., Bes. 3., Gr. Sierstorpff⸗Franzdorf's schwbr. St. „Bus Bee“ 5j. Lt. v. Sydow 4. Siegte sicher mit drei Längen; zwe Längen zwifchen der Zweiten und dem Dritten. 7 liefen.
VI. Inländer Hürden⸗Rennen. Preis 2000 ℳ Dist 2200 m. Hrn. H. Solloway's Gjähr. F.⸗St. „Seeschlacht“ 1., Hm. Bukofzer's 5jähr. br. St. „Pepita“ 2., Hrn. O. Oehlschläger's 5öjäht. br. H. „Ascold“ 3. Zuletzt nach Kampf um einen Hals gewonnen
Ein schönes Beispiel hochherzigen internationalen Mitgefühls is durch die Indo⸗Europäische Telegraphen⸗Gesellschaft und durch deren Präsidenten W. Andrews in London gegeben worden. Die Gesellschaft hat an den Staatssekretär des Reichs⸗Postamts mittäl eines sehr warm gehaltenen Schreibens als Beitrag zu den Sammlungen füt die Opfer der Ueberschwemmungen in Nord⸗Deutschland die namhaft Summe von 210 Pfd. Sterl. (4200 ℳ) eingesandt, welcher von den genannten Präsidenten aus eigenen Mitteln noch 25 Pfd. Sterl (500 ℳ) zugefügt worden sind.
Sg⸗ SSe
vom 23. April 1888, r Morgens.
— Niemann.) (Hunding:
2
Temperatur
Stationen.
8 1
Stationen.
Bar. auf 0 Gr.
u. d. Meeressp.
in ° Celsius Bar. auf 0Gr. u. d. Meeress
50 C. =4 R.
red. in Millim.
p.
Anfang 7 Uhr.
Saison.
Schauspielhaus.
.= 4° R.
Wind. Wetter.
92. Vorstellung.
in ° Celsius
Temperatur 5⁰ C
red. in Millim.
Mullaghmore 758 Aberdeen. . 762 Christiansund 767 ONO Kopenhagen. 757 ONO Stockholm.. 763 N
aparanda 769 N NNO S
O
’ Mullaghmore ONO
Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm Haparanda St Petersburg
t Petersbg. 758 Moskau
Moskau . . 762
Cœ bo 2Ootbdonn
1 V wolkenlos
761 766 769 763 769 772 769 759
SNS SNS 885 1 NS
NSO SW
6 bedeckt
5 bedeckt
1 wolkenlos
2 Schnee 6 wolkenlos still heiter
2 swolkenlos
Deutsches Theater. Berlichingen. Mittwoch bleibt das Theater geschlossen. Donnerstag:
Cork, Queens⸗ town elder.
Frt...
Hamburg..
Swinemünde
Cork, Queens⸗ toww... elder.. JJ“
mburg..
4 bedeckt 1 Nebel ²)
754 ONO 757 NNW 755 O 3 Regen 755 N 1 bedeckt) winemünde 755 SSW. bedeckt )
755 NNO 1 heiters)
Memel.. Memel...
.. 756 92O 757 760 760 761 61
Neufahrwasser 7 760 O
1 halb bed. V 4 bedeckt 3 wolkig 3 Nebel¹) 2 wolkenl. ²) 3 Nebel 1 wolkenlos 2 bedeckt
NO
SNO 889 SNS
Die Amazone. Moser und E. Thun. — reiterin. Lustspiel (Letzte Woche.)
Neufahrwasser V 756 SO 3 halb bed. ³)
Aᷣg
Mittwoch: Geschlossen
Münster... Karlsruhe.. Wiesbaden München.. Chemnitz. Berlin.. Wien.. Breslau.
Karlsruhe. 758 SW 1 heiter Wiesbaden. 758 W 1 wolkenl.]) München 760 SO 4 heiter Chemnitz. 759 SW 3 heiters)
Berlin 756 WSW 3 bedecktb) Wien 760 W 2 wolkig ¹⁰) Breslau 758 WNW 4 bedecktu) 10
— 000 2OO Odbo OCoCSĆE E Oo
797 756 758 757 7599 780 2 balb bed.) 759 1 780
DO 3 bedeckt 2 bedeckt 1 bedeckt 2 wolkig still halb bed.
Schulreiterin.
Victoria-Theater. Der Wasserprofessor.
bedeckt
3 wolkenlos Mittwoch: Geschlossen.
Triest . 760 NO 1 bedeckt 12 ¹) See leicht bewegt. ²) See ruhig. ³) Nachts starker Regen. ⁴) Nachts Regen. ⁵³) Nachmittags Gewitter, Abends und Nachts Regen. 6⁶) See ruhig. 7) Thau. ) Nachmittags Gewitter. ) Abends Gewitter. ¹⁰) Nachmittags Gewitter. 1¹¹) Früh
Regen. Uebersicht der Witterung.
Hoher Luftdruck über 765 mm lagert über dem nördlichen Skandinavien und Süd⸗Rußland, während über Central⸗Europa der niedrigere Luftdruck mit mehreren flachen Minima sich erhalten hat. Eine umfangreiche Depression unter 749 liegt im Westen Frankreichs, stärkere östliche Winde über dem Kanal veranlassend. In Deutschland ist bei schwachen Winden das Wetter veränderlich, an der Küste meist trübe und neblig; die Temperatur hat weiter abge⸗ nommen; vielfach fielen erhebliche Niederschläge, in ist Magdeburg 28 mm. Im östlichen Deutschland
fanden Gewitter statt. Deutsche Seewarte.
Triest.
witter. ³) Nebel.
heiter.
12 ½ Grad.
763
1) Dichter Nebel.
Uebersicht der Witterung.
Einem barometrischen Maximum, über Mittel⸗Schweden liegt ein Minimum von 750 mm über West⸗Frankreich gegenüber, so daß über Central⸗Europa schwache östliche und südöstliche Winde vorherrschend geworden sind, Einfluß die Temperatur gestiegen ist. Ueber Deutsch⸗ land ist das Wetter an der Küste neblig, im Süd⸗ westen trübe, in den übrigen Gebietstheilen vielfach An der ostpreußischen Küste fanden gestern Nachmittag Gewitter statt. Im nördlichen Rußland wieder ziemlich St. Petersburg meldet minus 6, Archangelsk minus
still bedeckt Donnerstag und folgende Tage:
professor.
²) Gestern Nachmittag Ge⸗
Hofschauspielers Hrn. Max H
Die Trutzige.
in 3 Akten von Anzengruber. Mittwoch: Geschlossen.
über 773 mm,
unter deren
von Saragossa. Komis nach dem Mittwoch: Geschlossen.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
strenger Frost eingetreten,
Deutsche Seewarte.
—ℳ;§ YℛNéNRNéBNéNéN RRNNMℛ M ééNᷓ—Oõÿpnrnnnnnnnnvf
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 85. Vorstellung. Richard W Salomon.
Benutzung
agner. In Scene gesetzt vom Regisseur
nfang 7 Uhr. chlossen.
„Schauspielhaus. Ländliches Charakterbild in 5 Akten, mit theilweiser s einer Erzählung von G. Das Rheingold von Charlotte Birch⸗Pfeiffer. Mittwoch bleiben die Königlichen Theater ge⸗
Die Wildente. Ibsen, deutsch von M. v. Borch.
ie Hrille. —Mütwoch: Geschlossen.
91. Vorstellung.
Sand, Anfang 7 Uhr.
von
städtischen Theaters: Zum 30.
Donnerstag: Opernhaus. 86. Vorstellung. Walküre von Richard Wagner, in 3 Akten. (H Hr. Elmblad, als Gast.)
Vorletztes Auftreten des Hrn. Niemann in dieser
Barnhelm, oder: Das Soldatenglück. Lustspiel in 5 Akten von G. E. Lessing. (Minna: Frl. Bartoschek, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Dienstag: und die Kasse
Zwischen Lipp' und Bechers⸗ rand. — Der Schierling. — Coeur⸗Dame. Freitag: Faust. (Anfang 6 ½ Uhr.)
Wallner-Theater. Dienstag: Zum 25. Male:
Schwank in 4 Akten von G. v. Vorher: in 1 Akt von Emil Pohl.
Donnerstag: Die Amazone. Vorher: Die
Dienstag:
Posse mit Gesang in 4 Akten von Hans Groß. Musik von Mauthner.
Walhalla-Theater. Dienstag: Gastspiel der Münchener Mitglieder des Königl. Theaters am Gärtnerplatz, unter Leitung des Kgl. b. ofpauer. Volksstück mit Gesang und Tanz
Donnerstag: Zum 5. Male: Die Trutzige.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater.
Dienstag: Neu in Scene gesetzt: Fortunio's Lied. Operette in 1 Akt von Cremieux und Halévy. — Hierauf: Neu in Scene gesetzt: Die Schwätzerin che Operette in 2 Akten ranzösischen von Carl Treumann.
Residenz-Theater. Dienstag: Zum letzten Male: Drama in 5 Akten von Henrik
Belle-Alliance-Theater. Dienstag: Ensemble⸗ Gastspiel der Mitglieder des Friedrich⸗Wilhelm⸗
Die dn des Reservisten. Posse mit Gesang
(Hr. in 4 Akten nach Chivot und Duru von F. Zell. —
Im 4. Akt Einlage: Couplet von Ed. Jacobson. Mittwoch: Geschlossen. Donnerstag und folgende Tage: Hochzeit
des Reservisten.
Central-Theater. Dienstag: Zum 50. Male: Die Himmelsleiter. Gesangsposse in 4 Akte von W. Mannstädt. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Geschlossen.
Donnerstag: Die Himmelsleiter.
———— — — Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Marie Springer mit Hrn. Friedric Witting (Chemnitz) — Frl. Nanele Walter mit Hrn. Julius Scholl (Heilbronn a. N. — Groß⸗ sachsenheim). — Frl. Martha Helft mit Hm. Martin Lehmann (Halberstadt — Verden a. Aleer,
Verehelicht: Hr. Paul Bütow mit Frl. Met⸗ Kosterlitz (Berlin). — Hr. Karl Klimsch mit Fll. Agnes Zobel (Reinerz). — Hr. Direktor Om Klinge mit Frl. Elisabeth Schmidt (Malchin) — Hr. Dr. med. W. Buhrow mit Frl. Elisabett Götz (Simmern). — Hr. Hauptmann Mar Benno von Treuenfeld mit Frl. Edith Jürgen⸗
(Rastatt).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Apotheker B. Lüdorff (Lüttringhausen). — Hrn. Max Koch (Gr. Ottersleben) — Hrn. Apotheker Blumen. thal (Seefeld i. O.). — Hrn. Wilhelm Wiechelt (Wendischhof). — Eine Tochter: Hrn. Land⸗ rath Günther von Sydow (Falkenberg O.⸗S.) — Hrn. Ad. Grafen Einsiedel (Dresden). — Hrn. Mag⸗Sekretär Franz Bahl (Berlin). — Hrn. Herbert C. Blakeley (Aachen). — 93 Pfarrer Hachtel (Reubach). — Hrn. Dr. M. Krantz (Barmen).
Gestorben: Verw. Frau Kommerzien⸗Rath Hen⸗ riette Klempin, geb. Mönchow (Stralsund). — Frau Emmy Reglaff geb. John Roschuͤtz. Gräfin Karoline Carmer (Rützen). — Hr. Zahn⸗ techniker Friedrich Block (Berlin). — Frau Fors⸗ inspektor Schulze (Brandenburg a. H.). — br. Rendant a. D. Ferdinand Schirmer (Charlotten⸗ burg). — Frau Emma Devrient, geb. Bajot (Berlin). — Hr. Rechnungs⸗Rath a. D. C. d. Geiß (Springeberg b. Erkner). — Hr. Fabrikant Max Gais (Schramberg). — Frau Amtmann Friederike Zersch, geb. Bode (Cöthen). — Hr. Dr. med. E. Mahn (Adelebsen). — Frau Hauptmam Bertha Stieler, geb. Berndt (Berlin). — Hn. Pastor Ziegeler Tochter Maria (Riede).
Minna von
Götz von
Die Schul⸗
Zum 1. Male:
Der Wasser⸗
45. Gesammt⸗
Zum 4. M.:
Redacteur: Riedel.
Berlin: Verlag der Expedition (Scholz). Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt. Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Male: Die
b 8 1 Schatzmeister ferner „
zum
Berlin, Montag, den 23. April
1888.
ze
No. 109.
— Nichtamtliches.
A“ Preußen. Berlin, 23. April. In der vorgestrigen (47. Sitzung des Hauses der Abgedrdneten, sen gen (se wie bereits vorgestern mitgetheilt, die dritte B erathung des Nothstandgesetzes als erster Gegenstand auf der Tages⸗ ordnung stand, lenkt zunächst der Abg. Friedrich die Auf⸗ merksamkeit der Regierung auf die mit der Eisstauung an der Niederelbe verbundenen Gefahren. Die Dampf⸗Eisbrecher Hamburgs seien zunächst im eigenen Schiffahrtsinteresse thätig gewesen und eine Bitte an die Strombauverwaltung ihrerseits der Deichverwaltung zu Hülfe zu kommen, um die Eisstauung bei Geesthacht und Hohnstorf zu beseitigen, sei sehr spät und unzureichend erfüllt worden. Im allgemeinen Interesse sei ein Zusammenwirken von Deich⸗ und Strombauverwaltung für die Zukunft dringend nothwendig. Vielleicht empfehle sich auch eine Benutzung des eingelassenen Rückstauwassers zu Meliorations⸗ und Kulturzwecken.
Minister für Landwirthschaft, Domänen und Dr. Lucius:
Die Verhältnisse an der unteren Elbe bieten besondere Schwierig⸗ keiten, S haben die Aufmerksamkeit der
Forsten,
und diese Schwierigkeiten Staatsregierung schon seit Jahren in Anspruch genommen. An der unteren Elbe berühren sich verschiedene Gebietstheile von Mecklenburg und Hamburg, so daß ein einheitliches Zusammenwirken sowohl in der gewöhnlichen Strombau⸗ als in der Deichverwaltung besondere Schwierigkeiten und auch Weitläufigkeiten bietet. Wenn nun solche akute Verhältnisse eintreten, wie die diesjährige Eisstopfung, so liegt in diesen getheilten Hoheitverhältnissen schon eine ge⸗ wisse Erschwerung des erforderlichen Eingreifens. Der Verlauf, den diese Eisstockung an der Elbe genommen hat, ist in der Ihnen mitgetheilten Denkschrift ausführlich erörtert. Es hat sich um eine Eisstopfung gehandelt, die zuletzt eine Länge von gegen 100 km gehabt hat. Daß solchen langen Eisversetzungen gegen⸗ über die gewöhnlichen Sprengmittel nicht ausreichend sind, besonders dann nicht, wenn ein niedriger Wasserstand vorhanden ist und der nöthige Druck fehlt, um die losgestoßenen Massen abzuführen, das be⸗ darf wohl keiner weiteren Erläuterung. Uebrigens ist allerdings der Uebelstand, daß die preußische Strombauverwaltung nicht im Besitz von Eisbrechdampfern ist, auch bereits zur Erörterung gezogen worden, und ich hoffe, daß die Verhandlungen, die zwischen den beiden betbei⸗ ligten Ressorts stattfinden, dazu führen werden, daß diese Ver⸗ waltungen mit dem nöthigen Material ausgestattet werden, um solchen Gefahren wirksam zu begegnen. Die vorhandenen Eisbrechdampfer gehören dem Freistaat Hamburg. Sie haben einen so bedeutenden Tiefgang, so daß sie im oberen Lauf der Elbe nicht brauchbar, nicht anwendbar gewesen sind und erst in den späteren Stadien eines erhöhten Wasserstandes haben zugezogen werden können. Also in der Beziehung trifft in der That Niemanden der Vorwurf einer Ver⸗ säumniß oder einer Verschuldung.
Was die von dem Herrn Abgeordneten angeregten organisa⸗ torischen Fragen betrifft, ob es sich nicht empfehle, eine engere Ver⸗ bindung zwischen der Deichverwaltung, zwischen den Deichaufsichts⸗ behörden und der Strombauverwaltung herbeizuführen, so schweben auch darüber bereits Verhandlungen. Ich bin auch der Meinung, daß ein näheres Verhältniß dieser beiden Verwaltungen in jedem Falle auch in gewöhnlichen Zeiten anzustreben und herbeizuführen ist. In den Momenten akuter Gefahr hat sich allerdings auch keinerlei Zwiespaltigkeit ergeben, und eben darum, weil die Strombauverwaltung ohne Weiteres alle Funktionen, die im Interesse der Deichverwaltung und Verthei⸗ digung erforderlich sind, bereitwillig übernommen hat. Das ist auch in der That die einzige Verwaltung, die im Besitz der erforderlichen technischen Organe ist, um in diesem Falle sofort einzugreifen; und dieses Eingreifen ist auch jetzt an der Elbe, soweit ich recht unter⸗ richtet bin, rechtzeitig geschehen. 8 6
Was die weitere vom Herrn Vorredner angeregte Frage betrifft, ob es sich nicht empfehle, die große eingedeichte Niederung an der Elbe zu benutzen, um durch den Einlaß von Winterhochwasser einmal die Elbe zu entlasten, anderseits auch dadurch den Deichen einen größeren Widerstand zu geben durch das eingelassene Wasser, sowie die Rück⸗ sicht, durch das eingelassene, an Sinkstoffen reiche Wasser der Fruchtbarkeit des Landes und damit dem Landeskulturinteresse zu dienen, das ist eine Frage, die seit Jahren erörtert worden ist, die bei der Bildung jedes neuen Deichverbandes angestrebt wird, also eine im Landeskultur⸗ interesse wie auch der Deichvertheidigung liegende Frage. Gewöhnlich aber scheitern diese Versuche an der Kostspieligkeit und Schwierigkeit der dazu erforderlichen Anlagen. Die dazu erforderlichen Ueberfälle oder Einlaßschleusen sind außerordentlich kostspielig und theuer, und es ist bis jetzt nur in den selteneren Fällen und nur da, wo es sich um verhältnißmäßig kleine Flächen handelte, gelungen, diese großen
9
bewirkt worden ist, daß die Ländereien, die über dem mittleren Wasser⸗ stand liegen, vom Wasserstand befreit sind. Diese Zeit wird dazu benutzt werden, um die Schöpfwerke, die in Zahl von 60—80 in der rechtseitigen Nogatniederung vorhanden sind, wieder in betriebsfähigen Zustand zu setzen. Diese, zum Theil Dampfschöpfwerke, haben auch unter Wasser gestanden, ihre Maschinen werden erst wieder zu repa⸗ riren sein. Zum Theil sollen Dampfschornsteine eingefallen sein — genug, alle diese Arbeiten sind erforderlich als Voraussetzungen, um dann mit der künstlichen Entwässerung und Auspumpung des Terrains vorzugehen. Nach den bis jetzt vorliegenden, allerdings nur sehr über⸗ schlägigen Gutachten der Techniker, die übrigens mit der dortigen Gegend genau vertraut sind, nimmt man an, daß etwa bis Anfang August durch diese künstlichen Pumpwerke das Wasser so weit beseitigt werden wird, wie es eben durch künstliche Pumpwerke überhaupt be⸗ seitigt werden kann.
Ob von den überschwemmten Stellen einige Stücke nicht zurück⸗ bleiben als Wasserstücke, das ist zur Zeit noch nicht völlig zu über⸗ sehen; indessen hofft man, daß diese Stücke sehr unerheblichen und geringen Umfang haben werden. Ich glaube danach die Auskunft ge⸗ geben zu haben, die der Herr Vorredner gewünscht hat, natürlich kann ich sie nur mit Vorbehalt und nicht weiter geben, als die Situation nach der ganzen Lage der Verhältnisse zur Zeit übersehbar ist.
Abg. Seer empfiehlt die Anlage von Fluth⸗ oder Noth⸗ schleusen im Bromberger Kanal, und bittet, auch die Verhält⸗ nisse am Goplosee einer genauen Untersuchung unterziehen zu wollen.
Geheimer Ober⸗Baurath Wiebe erklärt, daß diese Vor⸗ schläge in Erwägung gezogen werden sollten.
Abg. Knoch lenkt die Aufmerksamkeit auf die Schäden, welche die Frühjahrshochfluth im Kreise Freistadt in Schlesien, namentlich in den Städten Neusalz und Beuthen, den Dörfern Kusser und Modritz, und in der Oder⸗Niederung bei Karolath verursacht habe, und bittet, auch den dortigen Bewohnern die Wohlthaten des Gesetzes zu Theil werden zu lassen.
Abg. Czwalina wünscht, daß bei der Vertheilung der Beihülfen an Einzelne zur Erhaltung im Haus⸗ und Nahrungs⸗ stande, da bei der Vertheilung der Summen auf so viele Köpfe der Betrag auf den Kopf nur gering sein werde, ein genauer Maßstab angelegt werde. Die Größe des durch Wasser beschädigten Areals sei ein zu wenig gefügiger Maß⸗ stab, bei dem z. B. kleine Gärtnereien mit ihrem geringen Areal benachtheiligt werden würden. Es müsse auch die Widerstandsfähigkeit des einzelnen Beschädigten und die Möglichkeit seiner Rehabilitirung geprüft werden. In der Regel würde die Beihülfe ohne die Auflage der Rückgewähr zu geben sein. Nach den bisherigen Erfahrungen dürfe es sich empfehlen, nicht die ganze Summe mit einem Mal zu vertheilen, um für Schäden, die sich später als größer herausstellten, noch Mittel zur Verfügung zu haben. Beson⸗ ders in Posen sei die Widerstandsfähigkeit der Bewohner gering, da daselbst nicht wie an anderen Orten fruchtbare Residua, sondern nur Sand auf den überschwemmten Feldern übrig bleibe. 1
Abg. Schmieder bemerkt, daß in der Stadt Posen gerade die ärmere Bevölkerung betroffen sei, und bittet, deshalb die Beihülfen in der Regel ohne die Auflage der Rückgewähr zu geben. Die Bewohner in Posen seien nicht rechtzeitig gewarnt worden. Mit aller Energie müsse dahin gewirkt werden, daß durch ein gutes Nachrichtenwesen Menschenleben nicht mehr in Gefahr gebracht würden. Die Milderung der Kalamität werde auch durch eine andere Schleusenanlage herbeigeführt werden können. ““
Damit schließt die Generaldiskussion.
§. 1 lautet: v b
Der Staatsregierung wird der Betrag von 34 Millionen Mar zur Verfügung gestellt, um daraus:
1) aus Anlaß der in verschiedenen Stromgebieten des Staats durch die Hochwasser des Frühjahrs 1888 herbeigeführten Be⸗ schädigungen Beihülfen zu gewähren, insbesondere
a. an einzelne Beschadigte zur Erhaltung Nahrungsstande;
b. an Gemeinden zur Wiederherstellung ihrer beschädigten ge⸗ meinnützigen Anlagen; 5
c. zur Wiederherstellung und nothwendigen Verbesserung be⸗ schädigter Deiche, Uferschutzwerke und damit in Verbindung stehen⸗ der Anlagen; 8 “ “
2) die durch das Hochwasser beschädigten Staatseisenbahn⸗ und sonstigen fiskalischen Bauanlagen wieder herzustellen und soweit
im Haus⸗ und
theueren Anlagen zu bewerkstelligen. Daß sie praktisch wünschens⸗ werth sind im beiderseitigen Interesse, im Landeskultur⸗ wie auch im deichpolizeilichen Interesse, ist von Seiten der landwirthschaftlichen Verwaltung jederzeit anerkannt worden.
Abg. Freiherr von Minnigerode: Er halte es für seine Pflicht, der Regierung eine Anregung zu der Erklärung zu geben, inwieweit sie gewillt sei, die erforderlichen Maßregeln zum Schluß des Dammbruchs bei Jonasdorf und zur schleuni⸗ gen Austrocknung und Auspumpung des Ueberschwemmungs⸗ gebiets zu ergreifen. Wenn eine Frühjahrsbestellung auch nur ganz ausnahmsweise möglich sei, so würde doch zu wün⸗ schen sein, daß wenigstens das höher gelegene Terrain mög⸗ lichit bald vom Wasser befreit werde, damit dort noch eine Ernte möglich werde. Die Bevölkerung der Niederung schwebe in großer Sorge, und die Regierung würde zu ihrer Beruhi⸗ gung viel beitragen, wenn sie eine entgegenkommende Zusiche⸗ rung machen wollte. 8 1 b Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius: 1
Meine Herren! Ich bin in der angenehmen Lage erklären zu können, daß jetzt bereits an der Schließung des Bruches bei Jonas⸗ dorf gearbeitet wird. Es sind diese Arbeiten natürlich erst ausführ. bar, nachdem die hohe Wasserwelle abgelaufen sein wird. In der
wischenzeit ist das nöthige Material, Pfähle, Faschinen u. s. w. beschafft worden, und jetzt schon ist man damit, beschäftigt, einen sog. angdamm an dem Jonasdorfer Bruch zu ziehen. Die Wieder⸗ herstellung des Deiches selbst ist natürlich noch nicht möglich, sie ann noch nicht versucht werden und darf noch nicht versucht werden. Es ist auch noch nicht mit Sicherheit zu konstatiren, wie tief die Auskolkungen an den Bruchstellen selbst sind. Wir sind deshalb darauf angewiesen, durch einen halbkreistörmigen Fangdamm, der auf etwas höher gelegenem Terrain etwa 600 m lang projektirt ist, zunächst diese Brüche abzufangen. Inzwischen wird dafür gesorgt, soweit eine natürliche Vorfluth vorhanden ist, den ablaufenden
ewässern die möglichst breiten Wege zu schaffen. Man rechnet darauf, wenn nicht neue Zwischenfälle und Hochfluthen eintreten, daß etwa binnen sechs Wochen die natürliche Entwässerung so vollkommen
nöthiaã, zu verbessern.
Die Beihülfen nach den Bestimmungen unter 1a b und c können ohne die Auflage der Rückgewähr bewilligt werden.
Hierzu liegt folgender Antrag des Abg. Gerlich vor:
In §. 1 zu 1, c des Gesetzentwurfs hinter das Wort „be⸗ schädigter“ noch einzufügen die Worte: „sowie zur Anlegung etwa erforderlich werdender neuer.“
Nach kurzer Begründung desselben durch den Antrag⸗ steller erklärt der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius:
Meine Herren! Ich glaube den Antrag des Hrn. Abg. Dr. Gerlich als ein superfluum bezeichnen zu dürfen. Die Nr. c des §. 1 giebt der Regierung eine vollständig ausreichende Vollmacht; sie giebt der Regierung die Vollmacht zur Wiederherstellung beschädigter Deiche, Uferschutzwerke und der damit in Verbindung stehenden An⸗ lagen Damit ist meines Erachtens der Regierung die Vollmacht gegeber, nicht bloß die zerstörten Deiche in der bisherigen Weise wiederherzustellen, sondern auch in verbesserter Weise. Sie ist auch ferner in der Lage, andere Deichlinien zu wählen; wenn sich bei dem jetzigen Hochwasser eine Deichlinie als unrichtig gezeigt hat, so wird man natuͤrlich nicht daran denken, sie wieder in gleicher Weise auszuführen, sondern man wird eine Zurücklegung der Deiche und sonstige Korrek⸗ turen in solchen Fällen vornehmen müssen. Daß solche Fälle vor⸗ liegen auch bei den jetzt zerstörten Deichen, halte ich nach den bisher eingegangenen Berichten schon jetzt für zweifellos, und ich würde meinen, daß die Vollmacht, die der Regierung durch die Vorlage ertheilt ist, vollständig alle diese Fragen deckt, und deshalb glaube ich, nicht die Annahme des Antrages Dr. Gerlich empfehlen zu können.
Abg. Döhring lenkt die Aufmerksamkeit auf die Ver⸗ besserungen, welche an den fiskalischen Bauanlagen nöthig wer⸗ den würden. 8 “ “
Abg. Gerlich zieht seinen Antrag mit Rücksicht auf die Erklärung des Ministers zurück und tritt sodann dafür ein, daß bessere Telegrapheneinrichtungen getroffen werden möchten, um zwischen den Deichverbänden das Nachrichtenwesen zu ver⸗ vollkommnen. .
§. 1 wird angenommen, desgleichen ohne Debatte §. 2.
“
Zu §. 3, welcher die Bestimmungen über die Aufnahme der Anleihe durch Veräußerung von Schuldverschreibungen ent⸗ hält, beantragen die Abgg. Francke (Tondern) und Sattler folgenden Zusatz: “
Zinsen und Rückzahlungen der gewährten Nothstandsdarlehen sind zur Tilgung von Staatsschulden zu verwenden, bezw. auf be⸗ willigte neue Staatsanleihen zu verrechnen.
Abg. Francke (Tondern) führt aus, daß sein Antrag zu verhindern bezwecke, die nach und nach einlaufenden Rückzah⸗ lungen als außerordentliche Einnahmen in den Etat auf⸗ zunehmen.
Finanz⸗Minister Dr. von Scholz: 8
Der Herr Vorredner hat selhst den Antrag und dessen Gegen⸗ stand an und für sich als nicht sehr wesentlich bezeichnet. Ich trete ihm darin bei, erkenne aber auch mit ihm das Prinzip, welchem dieser Antrag dienen soll, als gerecht und billig an, mit der einen Ein⸗ schränkung, daß das Wort „Zinsen“ u. s. w. nicht unter der Deckung dieses Prinzips steht; denn wenn der Staat seinerseits eine Schuld auf⸗ nimmt und sie verzinst, um anderen in Noth Befindlichen Darlehne zu gewähren, so ist das Natürliche, prinzipiell Richtige, daß die Zinsen, welche von dem Empfänger an den Staat gezahlt werden, vom Staat an Diejenigen weiter gezahlt werden, von denen er das Geld geborgt hat. Also das Prinzip und seine Richtigkeit würde sich beschränken auf die Kapitalrückzahlung. Ich gehe aber meinestheils gern weiter wie dieses Prinzip; die Herren wissen, daß ich wiederholt es beklagt habe, daß wir nicht zur effektiven Schuldentilgung im Etat größere Mittel aufwenden können, als wie bisher eingestellt worden sind. Es kommt mir also, zumal die geringfügige Summe, um die es sich hier handelt, dies unzweifelhaft gestattet nicht darauf an, zu trennen zwischen den Zinsen und Rückzahlungen. Ich acceptire sehr gern die Aufforderung, sowohl die Zinsen, wie die Rückzahlunge 8 an Kapital künftig in den Etat einzustellen zur effektiven Schulden⸗ tilgung. Ich gehe in dieser Beziehung sogar gern noch weiter, indem ich die Geneigtheit erkläre, für den nächsten Etat dem Hause eine Aenderurg dahin vorzuschlagen, daß die jetzt unter Titel 8 bis 12 b in dem Etat der allgemeinen Finanzverwaltung stehenden gleichartigen Einnahmen an Zinsen und Rückzahlungen, die etwa auf eine Viertel⸗ million sich belaufen, künftig auch mit den, in Folge des jetzigen Gesetzes dem Staate zufließenden Zinsen und Rückzahlungen eingestellt werden in den Etat der Staatsschuldenverwaltung bei Kapitel 37 unter einem gemeinsamen Titel. Ich möchte nur bitten, ganz so wie das in früheren Fällen auch schon geschehen ist, da⸗ von abzusehen, hier in diesem Gesetz eine besondere Be⸗ stimmung dieser Art aufzunehmen. Sie werden sich erinnern, meine Herren, daß wir dieselbe Frage im allseitigen Einver⸗ ständniß auch gelöst haben bezüglich der Ersparnisse bei dem Amorti⸗ sationsfonds der Prioritäts⸗Anleihen; auf Anregung des Hrn. Abg. Hammacher habe ich mich s. Z. Namens der Staatsregierung bereit erklärt, diese Ersparnisse — und die finden Sie jetzt im Kapitel 37 Titel 1 mit der Summe von 5 834 829 ℳ angesetzt — regelmäßig in den Etat aufzunehmen zur effektiven Schuldentilgung. In ganz derselben Weise also bin ich meinerseits bereit, künftighin auch diese Zinsen und Rückzahlungen von dem Nothstandsdarlehen zu behandeln. Ich erläutere, daß meine Bereitwilligkeit bezüglich der Zinsen namentlich noch darauf beruht, daß es eine schwierige und häufig zweifelbafte Sache sein würde, was an solchen Zahlungen auf Zinsen und was auf Kagpitalrückzahlungen zu rechnen ist; das ist noch ein praktischer Grund, weshalb ich auch abgesehen von der Unerheblichkeit der Rückzahlungssummen im Verhältniß u der Summe unserer Staatsschulden gern bereit bin, die Zinsen ebenso zu behandeln. 8
Nach dieser Erklärung möchte ich den Herren Antragstellern an⸗ heimgeben, auf ihren Antrag einer Aenderung am Gesetzentwurf zu verzichten.
Abg. Francke (Tondern) nimmt hiernach seinen Antrag zurück. ““ §. 3, der Rest der Vorlage und das Gesetz im Ganzen werden angenommen.
Es folgt die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erleichterung der Volksschullasten.
Nach den Beschlüssen der Kommission und der zweiten Lesung sind im §. 1 die Staatsbeiträge folgendermaßen be⸗ messen: 1) für einen alleinstehenden sowie einen ersten ordent⸗ lichen Lehrer 400 ℳ, 2) für einen anderen ordentlichen Lehrer 300 ℳ (Vorlage 200 ℳ) und eine eordentliche Lehrerin 200 ℳ (Vorlage 100 ℳ) und 3) für einen Hülfslehrer und eine Hülfslehrerin 100 ℳ 8 Heute liegen drei Anträge vor, die Staatsbeiträge anders zu bemessen: 1) vom Abg. Dr. Brüel ad 1 statt 400 zu setzen 360 ℳ, ad 2 statt 300 zu setzen 260 ℳ, 3
2) von den Abgg. Althaus und Genossen ad 2 statt 300 zu setzen 200 ℳ und statt 200 zu setzen 150 ℳ,
3) von den Abgg. von Oertzen (Jüterbog) und Stengel adl zu setzen 370, ad 2 260 bezw. 160 ℳ zu setzen.
Außerdem ist zum §. 5 (sfetzt 4) wiederum der Antrag der Abgg. Hobrecht, von Holtz und Freiherr von Zedlitz eingegangen, in den gehobenen Schulen die Schulgelderhebung zu gestatten und der Antrag Berling und Genossen, die Vorlage wieder herzustellen, welche das Schulgeld beseitigt.
Abg. von Rauchhaupt: Seine politischen Freunde und er würden, da sie zu ihrem Bedauern eine andere Verständigung nicht hätten erzielen können, mit Ausnahme des §. 1 einfach für die Kommissionsbeschlüsse stimmen. Bei §. 1 wollten sie der Regierung in jeder Form entgegenkommen. Sie wollten die 20 Millionen nicht überschreiten, aber andererseits festhalten an den Sätzen, die die Regierung vorgeschlagen habe, und nur noch für die ordentlichen Lehrerinnen den Satz auf 150 ℳ erhöhen. 1 .
Abg. Dr. Windthorst: Seine Partei werde für die un⸗ veränderten Beschlüsse zweiter Lesung stimmen und behalte sich nur in Bezug auf §. 1 freie Hand vor. Es werde ihr nicht leicht, für dieses Gesetz zu stimmen und eine so wesent⸗ liche Aenderung in die Verfassung einzuführen. Es geschehe, um den Gemeinden zu Hülfe zu kommen, und weil sie hoffe, daß diese die Mittel benutzen würden, um die Lehrer besser zu stellen. Außerdem nehme er Akt von den Erklärungen derer, die die Nothwendigkeit einer Verfassungsänderung läugneten, daß die prinzipielle Pflicht der Eltern und Gemeinden zur Unterhaltung der Schule absolut nicht geändert werden solle, und daß der Gedanke, der in den Motiven der Regierung Aus⸗ druck gefunden, der Staat trete mit dem Gesetze in die Reihe der Verpflichteten, ein Mißgriff gewesen sei. Was §. 1 be⸗ treffe, so hätte er persönlich gewünscht, daß das Haus auch da lediglich bei dem Beschlusse der Kommission beharrte. Hier habe die Kommission wirklich einen glücklichen Griff gethan,