1888 / 141 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Jun 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Justiz⸗Ministerium. Der Rechtsanwalt den Be Anweisung seines Wohnsitzes in Putzig, und

der Rechtsanwalt Blumenthal in Wittstock zum Notar des Kammergerichts, mit Anweisung seines

für den Bezirk Wohnsitzes in

Wittstock, ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Dem ordentlichen Lehrer am Progymnasium Dr. Franz Stolte, Die ymnasium zu Düsseldorf, Dr. raun und Dr.

selben Anstalt ist genehmigt worden.

Am Schullehrer⸗Seminar zu Bromberg ist der Konrektor Wollenburg zu Pitschen als ordentlicher Lehrer angestellt

worden.

Der ordentliche zu Rawitsch ist als paranden⸗Anstalt zu Dt. Krone versetzt worden. An der letzteren Anstalt ist der Lehrer Aloys Schulz aus Dt. Krone als Zweiter Lehrer angestellt worden.

Finanz⸗Ministerium.

Bei der Königlichen Seehandlung sind ernannt: der Kassen⸗Sekretär Schneider zum Buchhalter und der Bureau⸗ Diätar Jürgens zum Kassen⸗Sekretär.

8 Evangelischer Ober⸗Kirchenrath.

Der in die erste Pfarrstelle zu Wollstein berufene bis⸗ herige Superintendent der Diözese Schubin, Pfarrer Lierse in Labischin, ist zum Superintendenten der Diözese Wollstein, Regierungs⸗Bezirk Posen, bestellt worden. 3

Abgereist: Se. Excellenz der Staats⸗Minister Dr. Frei⸗ herr von Lucius in das Ueberschwemmungsgebiet der Oder.

Michtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. Juni. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen gestern Nachmittag vor einer Ausfahrt den Reichskanzler Fürsten von Bismarck.

Heute Vormittag begaben Se. Majestät der Kaifer Sich von Schloß Charlottenburg mittels Dampfboots nach Potsdam und dann zu Wagen nach Schloß Friedrichskron, um dort für die nächste Zeit Aufenthalt zu nehmen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta empfing in Baden⸗Baden den Besuch Ihrer König⸗ lichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin, des Erbgroßherzogs, der Erbgroßherzogin von Baden, sowie der Großherzogin⸗Mutter von Mecklenburg⸗Schwerin, der Gräfin von Trani und Ihrer Hoheit der Herzogin von Hamilton.

Aus Potsdam meldet „W. T. B.“: jestäten der Kaiser und die Kaiserin sowie Se. Käaiserliche Hoheit der Kronprinz landeten heute Nachmittag

1 Uhr an der Glieniker Brücke auf der Matrosenstation. Der Kaiser stieg ohne Stütze die Treppe hinauf und ging, be⸗ gleitet von der Kaiserin, nach dem Wagen. Empfangen wurden die Allerhöchsten Herrschaften von der Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen und den anderen Prinzessinnen⸗Töchtern. Die Stadt Potsdam war festlich beflaggt; die Schulen er⸗ warteten den Kaiser vor Sanssouci. Allerhöchstderselbe sah sehr wohl aus. Trotzdem der dem Dampfer „Alexandra“ vor⸗ fahrende Regierungsdampfer den Fluß frei hielt, waren auf demselben viele Ruderer und Segelboote. Nach erfolgter Landung fuhr der Kaiser zu Wagen, auf dem ganzen Wege enthusiastisch begrüßt, durch das Nauener Thor nach Friedrichskron.

Ihre Ma⸗

Se. Majestät der Kaiser und König haben mittelst nachstehenden Erlasses das Protektorat über den Gustav⸗Adolf⸗Verein zu übernehmen geruht:

Ich bin seit Jahren mit hohem Interesse der regen Thätigkeit gefolgt, welche der Gustav⸗Adolf⸗Verein in der Fürsorge für die be⸗ drängten Glaubensgenossen der erangelischen Kirche unausgesetzt ent⸗ faltet, und freue Mich des reichen Segens, welchen diese Gott wohl⸗ gefällige Arbeit in dem christlichen religiösen Leben der deutschen Nation gewirkt hat. Wenn der Gustav⸗Adolf⸗Verein auch ferner, wie Ich es wünsche, seine Aufgabe darin erkennt, die Ausbreitung des Evangeliums auf dem Grunde des Wortes Gottes zu för⸗ dern, als ein einigendes Band, wie es des in Gott ruhenden Königs Friedrich Wilhelm IV. Majestät hoffend⸗ aussprach, die rer⸗ schiedenen Richtungen der deutsch⸗evangelischen Kirche zu umschließen, wenn der Verein nicht nachläßt, durch Werke der Liebe und Barm⸗ herzigkeit christlichen Sinn zu heben, und in der kirchlichen Gleich⸗ gültigkeit Wandel zu schaffen, so wird solchen ernsten Bestrebungen Gottes Segen nicht fehlen. In dieser Ueberzeugung betrachte Ich die Theilnahme, welche Meine Vorgänger in der Krone Preußens dem Gustav⸗Adolf⸗Verein von Anbeginn an zugewendet haben, als ein heiliges Vermächtniß, und nehme daher auf die hier beifolgende Eingabe des Vorstandes des Brandenburgischen Haupt⸗Vereins der erangelischen Gustav⸗Adolf⸗Stiftung vom 14. v. M., gleich Meinen Vorfahren, das Protektorat über den Verein innerhalb der preußischen Monarchie hiermit an. Ich beauftrage Sie, den Vorstand hiervon in Kenntniß zu setzen.

Charlottenburg, den 12. Mai 1888.

Friedrich An den Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten. 2

—— Das „N. Charlottenb. Intell⸗Bl.“ veröffentlicht an der Spitze seiner gestrigen Nummer folgendes Allerhöchste Dankschreiben an den Magistrat und die Stadtverordneten⸗

nwalt Frost in Putzig ist zum Notar für Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Marienwerder, mit

zu Rietberg, ist der Titel Oberlehrer beigelegt worden. eförderung der ordentlichen Lehrer am Real⸗ Ernst August Reinhold Heinrich Spieß zu Oberlehrern an der⸗

Lehrer Kunst vom Schullehrer⸗Seminar Vorsteher und Erster Lehrer an die Prä⸗

druck gefunden.

sagen, für diese treu auszusprechen. Charlottenburg, den 29. Mai 188

Friedrich. Victoria.

I1I““ .— (Kirchliche Correspondenz für die deutsche Tagespresse. Auf die Huldigungs⸗Adresse des demselben aus dem Geheimen Civilkabinet Sr. Majestät nach

ergangen: Berlin, den 26. April 1888.

den

Andenken bewahrt.

vertrauensvoll dargebracht werden.

Leben im Volke immer mehr geweckt und gestärkt werde.

Mittheilung zu entledigen. b Der Geheime Kabinets⸗Rath, Wirkliche Geheime Rath von Wilmowski. G

vereinigten Ausschüsse für das Verkehr statt.

Die auf mit Waaren gefüllten Tonnen, Kisten ꝛc. gemalten Firmen der ursprünglichen Verkäufer bilden nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 12. März d. J, ohne Weiteres keine Urkunden und ihre Verfälschung zum Zweck einer Täuschung ist nicht als Urkundenfälschung zu bestrafen.

Das KreAHeröder (S. M. Schiffe „Bis⸗ marck“, „Carola“ und „Sophie“), Geschwader⸗Chef Kapitän zur See und Kommodore Heusner, ist am 31. Mai cr. in Singapore eingetroffen.

S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant von Eickstedt, ist am 31. Mai cr. in Hiogo eingetroffen und beabsichtigt, am 16. Juni cr. wieder in See zu gehen.

Sachsen. Dresden, 31. Mai. (Dr. und die Königin sind gestern wieder hier eingetroffen.

Der Senats⸗Präsident bei Appellations⸗Präsident Klemm ist zum Präsidenten des Ober⸗Landesgerichts, und der vortragende Rath im Justiz⸗Ministerium, Geheime Justiz⸗Rath Hensel zum Senats⸗Präsidenten bei dem Ober⸗Landesgericht ernannt worden.

Baden. Karlsruhe, 29. Mai. (Karlsr. Ztg.) Der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin empfingen gestern Mittag eine Abordnung der Städte und Gemeinden, welche sich vereinigt hatten, um ein Hoch⸗ zeitsgeschenk, bestehend in einem silbernen Tafel⸗ aufsatz, dem Erbgroßherzoglichen Paar zu widmen. Es waren erschienen die Ober⸗Bürgermeister und Bürgermeister von Mannheim, Heidelberg, Pforzheim, Baden, Konstanz, Karlsruhe, Freiburg, Bruchsal, Rastatt, Durlach, Schwetzingen, Gernsbach, Eppingen, Waibstadt und Offenburg. Ober⸗ Bürgermeister Moll von Mannheim hielt die Ansprache, welche der Erbgroßherzog dankend beantwortete.

Braunschweig. Braunschweig, 31. Mai. (K.) Se. Königliche Hoheit der Regent reiste heute Mittag, 2 Uhr 55 Minuten, mit den Adjutanten vom Dienst nach Hannover. Morgen wird der Regent in Hildesheim das 79. Infanterie⸗Regiment und am Sonnabend in Fenohee die Escadrons des Ulanen⸗Regiments Nr. 13 und die Batterien des 10. Artillerie⸗Regiments besichtigen. Sodann gedenkt der Regent sich auf einige Wochen nach Schloß Kamenz in Schlesien zu begeben.

Dr. J.) Der König Nachmittag von Sibyllenort

dem Ober⸗Landesgericht,

Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 30. Mai. Das „Amtsblatt“ publizirt ein welches der Kaiser an den in Karlowitz gerichtet hat.

Der „Pol. Corr.“ wird geschrieben: „Es ist eine durchaus schiefe Auffassung, die nur auf vollständiger Un⸗ kenntniß der wirklichen Verhältnisse beruhen kann, wenn die Rede des Minister⸗Präsidenten Herrn von Tisza in Angelegen⸗ heit der Beschickung der Pariser Weltausstellung als ein gegen Frankreich oder gar speziell gegen die Republik gerichteter Angriff gedeutet wird. Nichts liegt Herrn von Tisza ferner als ein derartiger Ausfall; er war in diesem Falle geradezu gezwungen, eine derartige Sprache zu führen, um Irreführungen der ungarischen Industriellen zu verhüten. eute, die dazu keineswegs berufen waren, haben mit Be⸗ nützung von Aeußerungen des Herrn von Tisza selbst bei ungarischen Industriellen Propaganda für die Beschickung der Pariser Weltausstellung zu machen gesucht, indem sie Letzteren die Unterstützung der Regierung für dieses Unternehmen in Aussicht stellten, obgleich eine solche vollständig aus⸗ geschlossen war. Herr von Tisza erhielt von diesen Um⸗ trieben Kenntniß, und um denselben mit einem Schlage ein Ende zu machen, entschloß er sich, eine ganz unzweideutige Sprache zu führen. Die Rede des Minister⸗Präsidenten war durchaus nur für das Inland bestimmt und in keiner Weise

Mai. (Wien. Ztg.) ein Allerhöchstes Handschreiben, serbischen Patriarchen Angeliecs

Versammlung zu Charlottenburg:

dividuen und Bestrebungen entgegengetreten,

an die Adresse des Auslandes gerichtet. Er ist gewissen In⸗ ohne Frankreich

Die lebhafte Theilnahme, welche Uns während der ganzen Dauer Unserer Residenz im hiesigen Schlosse von der Bürgerschaft der Stadt Charlottenburg jederzeit bezeigt worden ist, hat, wie in jenen nun Gottlob hinter Uns liegenden bangen Stunden, so auch an dem frohen Tage der Vermählung Unseres vielgeliebten Sohnes, des Prinzen Heinrich Königliche Hoheit mit Ihrer Großherzoglichen Hoheit der Prinzessin Irene von Hessen⸗Darmstadt einen besonders warmen Aus⸗ Wir haben die Glückwünsche, welche Uns zu diesem freudigen Feste von dem Magistrat und den Stadtverordneten Char⸗ lottenburgs in der Adresse vom 24. d. M. dargebracht worden sind, mit hober Befriedigung entgegengenommen und können Uns nicht ver⸗ gemeinte Kund gebung Unseren herzlichen Dank

Evangelischen 11““ b 2 Bundes an Se. Majestät den Kaiser und gonsc n Handels von Süd⸗Afrika seien andere Nationen nig

stehendes Schreiben an den Central⸗Vorstand des Ev. Bundes sicht,

Aus der Adresse vom 13. d. M. haben Se. Majestät der Kaiser und König mit Befriedigung ersehen, daß der Evangelische Bund, um Heimgang weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm schmerzlich trauernd, dem Dahingeschiedenen ein treues und dankbares

Se. Majestät haben aber auch die Huldigungen gern entgegen⸗ genommen, welche aus Anlaß der Thronbesteigung Allerhöchstdemselben

Ich bin beauftragt worden, dem Evangelischen Bunde für diese patriotischen Kundgebungen den Allerhöchsten Dank mit dem Wunsche H-er auszusprechen, daß unter seiner Mitwirkung das evangelisch⸗kirchlich —rde in jedem Fall in

Ich ermangele nicht, mich des Allerhöchsten Befehls durch diese

Heute fand eine Sitzung des Bundesraths und des Ausschusses desselben für Handel und Verkehr, sowie der Seewesen und für Handel und

und das Verhältniß der österreichisch⸗ungarischen sn demselben tangiren zu wollen, und noch viel ie Absicht, die Kriegs⸗ und Friedenschancen dieser Gelegenheit abzuwägen.“

Agram, 30. Mai. (Wien. Abdp.) Die kroatissz Regnikolar⸗Deputation hielt eine Sitzung. Der P. sident theilte mit, daß er die nöthigen Schritte eingeleitet has⸗ um die noch nothwendigen Daten zu verschaffen, ferner de sich die ungarische Regnikolar⸗Deputation konstituirt hi⸗ Die nächste Sitzung findet erst statt, wenn von der ungarisch⸗ Deputation offizielle Nachrichten eingelangt sein werden.

Großbritannien und Irland. London, 1. 9r. (W. T. B.) Das Unterhaus berieth gestern das Ie⸗ aben⸗Budget. Bei dem Kagitel „Auswärtio“ mt“ erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson Suakin werde nicht von England, fondern von egyptischen Regierung gehalten. Diese Erklärung involge einen großen Unterschied. Die Verwaltung Egypten ) sei den Egyptern überlassen, wenn auch England ihnen ie

stehe, die Landesverwaltung zu verkbessern. insichtlich de

1 Monartz, ferner lag ihh Europas 1

unempfindlich; dort sei für den britischen Handel wenig An⸗

ausgenommen durch Eröffnung neuer Märkte. à. Errichtung von Handelsgesellschaften in Afrika sei de legitime Form für britische Unternehmungen und geeign Englands Interessen zu fördern. Es sei nicht wünschen werth, die britischen kolonialen Besitzungen da auszudehne wo dieselben sich nicht in natürlicher Weise ausdehnte aber es sei entschieden erwünscht, englischen Kaufleuten, bereit seien, ein ernstes Risico zu übernehmen, um d britischen Handel in Afrika zu fördern, jede legitime Untz⸗ stützung zu gewähren. Der ostafrikanischen Gesell⸗ schaft sei noch kein Charter gewährt worden, weil sich noch nicht konstituirt habe, aber der bezügliche Charr⸗ derselben Weise begrenzt werze wte derjenige der Niger⸗Gesell schaft. Sodann wiederbotz Fergusson seine frühere Erklärung, daß die Regierung kein, dem Hause unbekannte Verpflichtung eingegangen sei, durm welche eine materielle Aktion Englands zugesagt werd Es würde indessen nicht weise sein, angesichts der großen Inter essen Englands im Weltall, übereilte Erklärungen hinsichtlit der zukünftigen Politik abzugeben und sich so unempfindlis gegen die Interessen des Weltfriedens zu zeigen. Schatzsekrat Smith erwiderte auf eine bezügliche Anfrage: die fran⸗ zösische Regierung habe über die Ablehnung der Theil— nahme an der Weltaus stellung im Jahre 1889 ker, Empfindlichkeit gezeigt, und protestirte sodann gegen den Versu⸗ Laboucher's, unfreundliche Gefühle zwischen England und Frankreich zu erregen. Er erklärte: die Regierung wünsch mit Frankreich in freundschaftlichen Beziehungen zu bleiben den Weltfrieden zu erhalten und den Verträgen, welche En⸗ land binden, Achtung zu verschaffen. Es sei auch unrecht, ur⸗ freundliche Gefühle zwischen Deutschland und Frankreit zu erregen, wie Labouchére gethan, oder irgend etwas ; unternehmen, was den Frieden gefährden könnte. Niemans der die Interessen der Humanität achte, werde etwas thur was eine der größten Kalamitäten herbeiführen könnte, nar⸗ lich einen Krieg zwischen zwei mächtigen Nationen, wie Fran⸗ reich und Deutschland. Das Kapitel „Auswärtiges Amr⸗ wurde schließlich angenommen. (A. C) In Sheerneß lief am 29. v. M. die neu⸗ Kriegsschaluppe „Daphne“ vom Stapel. Das Schif trägt 8 Kanonen und hat 1090 Tonnen Deplacement un 2000 Pferdekräfte.

Dublin, 31. Mai. (W. T. B.)

Versammlung von trischen Bischöfen wurden Resolutio erklärt wird,

In einer gestrige Erzbischöfen und nen angenommen, in denen

daß das päpstliche Reskript sich un auf das Gebiet der Moral beschränke und sich in keinn Weise in die irischen politischen Angelegenheiten misce Die Resolutionen tadeln alsdann die unehrerbietige Sprace gegen den Papst und sprechen zwar den Häuptern n nationalistischen Bewegung Anerkennung aus, erinnern i jedoch an die Autorität des Papstes in Fragen des Glaubenz und der Moralität.

Frankreich. Paris, 29. Mai. (Fr. C.) Der Finar⸗ Minister Peytral hat zwei Budgetentwürfe vorbereite ein 6 monatliches Uebergangsbudget, falls die Verlegung ver 1. Januar auf 1. Juli durchgeht, und das gewöhnliche Budgr für das Jahr 1889, falls sie abgelehnt wird. Größere Reformen enthält keiner der beiden Entwürfe, dagegen hat der Finanz⸗Ministe in besonderen Gesetzentwürfen Reformen der Getränke⸗ und Er⸗ schaftssteuern vorgeschlagen, welche vielleicht schon im Laufe des nächsten Jahres in Kraft treten werden. Ihre etwaige G⸗ sammtwirkung würde trotz mehrfacher Entlastungen eine Ler⸗ mehrung der Einnahmen sein. 381ö11nn kammer richtete der Deputirte Gervillereache em Interpellation an die Regierung über die Rede⸗ Tisza's von vorigem Sonnabend; er bezeichnete dieseld als unhöflich und dem internationalen Brauche zuwiderlaufen. Tisza scheine die Eventualität eines baldigen Krieges vor⸗ auszusehen, wenn sich diese Eventualität realisiren sollt könnten Frankreich und seine Regierung sagen, daß e alles gethan haben, um ihn zu vermeiden. Wenn Tizn besser informirt wäre, so würde er wissen, daß in Frankreis vollkommene Sicherheit herrsche, und daß man Leben und Eigenthum der Fremden dort respektire. Die Worte Tiezg⸗ engagirten allerdings nicht die österreichisch⸗ungarische N⸗ gierung, aber sie könnten wohl Diejenigen überrascher, welche die zwischen beiden Ländern herrschenden Sym. pathien kennen. Der Redner richtete an den Miniftr die Anfrage, ob die Regierung Mittheilungen empfangen habe, welche geeignet seien, den betrübenden Eindruck in verwischen, welchen die Rede Tisza's in Frankreich hervor gerufen habe. Der Minister des Aeußern, Goblet, er widerte, die Regierung theile die allgemeine Erregung 35 die Rede Tisza's; man dürfe dieselbe jedoch nicht übertreiben Er erkenne an, daß der Beschluß 1889 eine allgemeine Aus. stellung zu veranstalten, Widersprüche bei jenen Nationen ber⸗ vorrufen könnte, welche vergäßen, daß die Erinnerung an 108. einzig und allein die Ideen der Emancipation und der ge⸗ rechtigkeit erwecken könne. Die Regierung habe mit Dankbar⸗ keit die zahlreichen Beitrittserklärungen, welche ihr zugegange⸗ seien, entgegengenommen; man dürfe jedoch den Regierunges nicht zürnen, welche glaubten, sich an dieser internationalen Kundgebung nicht betheiligen zu dürfen. Es habe sich für de. Betheiligung Oesterreich Ungarns ein eigenes Comité ume⸗ Zustimmung der Regierung gebildet. Letztere sei von ihrn

In der Deputirten⸗

A

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s dies sei ihr Recht gewesen,

Ansichten zurückggekommen;

Tehabe vielleicht selbst die Pflicht, die ungarischen In⸗

triellen von der Betheiligung an der Ausstellung zurück⸗ efcielen her sie habe nicht das Recht zu: sagen, daß eine Störung des Friedens zwischen beiden Ländern durch ein⸗ tende Ereignisse während der Ausstellung zu befürchten sei, 5 zabe nicht das Recht zu sagen, daß die französische Regie⸗ fee h nicht in der Lage sei, die Sicherheit ihrer Gäste zu rmwährleisten. Es seien dies ungerechte Anklagen, welche g nicht von einem Lande habe erwarten dürfen, für marc z Frankreich immer Sympathien bekundet habe. Die Worte * 8 Mannes in der Stellung Tisza's könnten nicht unbemerkt emabergehen. Er (Goblet) habe deshalb den französischen vatschafter in Wien aufgefordert, die Angelegenheit bei dem Grafen Kälnoky zur Sprache zu bringen. Dieser habe sein lebhaftes Bedauern über den Zwischenfall ausgedrückt und eklärt, weder die Regierung noch er hätten die Absicht Frankreich zu beleidigen, sie wünschten vielmehr mit diesem sanbe die besten Beziehungen zu unterhaiten; auch Tisza habe nachher erklärt, daß er diese Gesinnung theile und keinerlei verletzende Absichten gegenüber Frankreich gehabt habe. Diese Erklärungen seien erfolgt, und wenn sie, wie man annehmen müsse, aufrichtig seien, so hänge es nur von Tisza ab, dieses Mißverständniß zu beseitigen. Der Minister wandte sich darauf der auswärtigen Politik im Allgemeinen u und bezeichnete dieselbe als eine durchaus friedliche. Frankreich wolle den Frieden und suche kein Abenteuer; es beschäftige sich nur mit seinen Angelegenheiten und sei leich weit von offensiven Gedanken wie von, Schwäche ent⸗ nns Die Ausstellung bekunde am besten, daß Frankreich den festen Willen habe, seinerseits jede Friedensstörung zu vermeiden. Niemals übrigens sei die Ordnung im Innern besser gesichet gewesen. Wenn irgendwo Unruhen entstehen solten, so wüßten die Ungarn sehr wohl, daß dies nicht in Frankreich der Fall sein werde. Niemals seien in Frankreich Kevolutionen anders entstanden, als wenn die Regierungen dieselben nothwendig gemacht hätten. Die Republik sei stärker befestigt, als vielleicht die Republikaner selbst glaubten. Wenn irgend ein Nachbarstaat Maßregeln ergreife, welche französische Interessen scäädigten, so müsse man sich nicht in unnütze Beschuldigungen verlieren, sondern sich es vorbehalten, abzuwarten, bis die Zeit komme, geeignete Gegenmaßregeln zu ergreifen. Jedermann werde aner kennen, daß diese Politik gleichzeiig der Würde wie den Interessen Frankreichs ent⸗ soreche. Die Interpellation war darmit erledigt.

Italien. Rom, 31. Mai. (W. T. B.) Der Papst wird in dem morgigen Konsistori um den bisherigen Feld⸗ propst Bßmann zum Armeebischof mit dem Titel eines Bischofs von Philadelphia in parti bus präconisiren. 8

1. Juni. (W. T. B.) Die „Gazzetta ufficiale“ ver⸗ öffentlict das am 15. Juni 1887 in Schio unterzeichnete Uebereinkommen bezüglich der ö sterreichisch⸗italieni⸗ schen Grenze bei Lastebasse. 1 8

Nach einer aus Massovah hier eingetroffenen Meldung ist Kantibay Haman mit einem die Friedens⸗Unter⸗ handlungen betreffenden Schreiben des Negus daselbst eingetroffen.

Schweiz. Bern, 29. Mai. (N. Zürch. Ztg.) Der Bundesrath sucht für Beschaffung von Kriegs⸗ material im Jahre 1889 bei den eidgenössischen Räthen um die Bewilligung eines Kredits von 3 574 388 Fr. nach.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 29. Mai. (Post⸗ och Inr.⸗Tidn.) In einer gestern abgehaltenen nor⸗ wegischen Conseilssitzung überreichten Staats⸗Minister Richter und Staatsrath Sörenssen dem Kronprinzen⸗ Regenten ihre Abschiedsgesuche. Die Brutto⸗Ein⸗ nahmen der Staatsbahnen betrugen in den ersten vier Monaten dieses Jahres 6571 846 Kronen oder 512 955 Kronen mehr, und die an das Staatscomptoir abgelieferten Ueberschüsse 2 200 000 Kronen oder 300 000 Kronen mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres.

Amerika. New⸗York, 30. Mai 1 dent Cleveland ist hier zur Feier des Gräber⸗ schmückungstages eingetroffen und wird die übliche Parade abnehmen. Heute Abend reist der Präsident nach Philadelphia. Blaine hat von Paris aus an den Herausgeber der „New⸗York Tribune“, Whitelaw Reid, ein Schreiben gerichtet, in welchem er nochmals erklärt, daß er nicht einwilligen könne, sich zum Präsi⸗ dentschafts⸗Kandidaten aufstellen zu lassen. Er bitte deshalb, auf alle Fälle von seinem Namen Abstand zu nehmen. Der Gouverneur von Massachusetts hat ein Ge⸗ set unterzeichnet, welches die Bildung eines Marine⸗ Reservegeschwaders des Staats verfügt. Der Haupt⸗ zweck dabei ist, eine Anzahl geschulter Seeleute heranzubilden, hnc⸗ im Falle der Noth in die Bundesmarine eintreten onnen.

Mai. (A. C.) Präsi⸗

Zeitungsstimmen.

Die „National⸗Zeitung“ schreibt: Von verschiedenen Seiten ist in dem letzten Tagen die Frage er⸗ hoben worden, ob Europa vor einer neuen Krisis angelangt sei, und ob hiater den Kulissen sich Dinge abgespielt hätten, welche die Kriegs⸗ gefahr mit einem Male wieder näher rückten. Den Anlaß zu der⸗ artigen Beso gnissen gaben zwei Vorgänge: die Erklärungen des un⸗ Perischen Minister⸗Präsidenten Tisza bezüglich der für das nächste Fahr angesetzten Pariser Weltausstellung und die Einführung des latmanges für Ausländer und ganz speziell für Franzosen an der elsaßelothringischen Grenze. . An und. 8 sch konnten die Bemerlungen des Hrn. von Tisza ebensowenig überraschen, als in einer emtsprechenden Aeußerung Lord Salisbury's, worüber vereinzelt berichtet ward, irgend etwas Beun⸗ ruhigendes liegen würde. Verschiedene monarchische Regierungen Europas haben schon vor Jahr und Tag verlauten lassen, daß sie an der Pariser Ausstellung des Jahres 1889 sich nicht offiziell bethei⸗ ligen könnten. Wollte man sich über etwas wundern, so könnte es füglich nur dem auf der denkbar höchsten Höhe sich bewegenden Selbstbewußtsein der Franzosen gelten, welche den europäischen taaten zumuthen zu dürfen glauben, sich an der Feier eines geschichtlichen Ereigniss zu betheiligen, gegen dessen Beginn und Entwickelung alle diese Staaten macheinander oder zusammen lange, blutige Kriege geführt haben. Die französische Revolution zu nde des vorigen Jahrhunderts hat für die Franzosen den Begriff der Grande Nation geschaffen, und die Einladung an die Welt zur bundertjährigen Feier jener Umwälzung ist ganz im Geiste Victor Hugo’s cedacht, fuͤr welchen Paris bekanntlich das Licht und das Hirn der Erde war: die Völker und Regierungen sollen kommen, „anzu⸗ beten“ an der Stätte, von welcher ihnen, der Leuchte der Vernunft, die Kultur und die Menschenwürde gekommen. Europa sollte feier⸗

lich das Bekenntniß ablegen, daß die Franzosen trotz . geschehen, immer noch die große Nation seien, der Europa Geschenk der modernen politischen Kultur zu huldigen habe. Ein solches Ansinnen muß verwundersam erscheinen, auch wenn man die Bedeutung der französischen Revolution voll anerkennt. Gewiß, ihre leitenden Ideen sind noch heut zu Tage lebendig, gewiß hat sie den Uebergang aus verrotteten mittelalterlichen Zuständen au modernen Staats⸗ und Gesellschaftseinrichtungen beschleunigt. Aber die französische Revolution hat die verschiedensten Entwickelungen durchgemacht, ihre leitenden Ideen und die Träger derselben geriethen oft in den krassesten Zwiespalt, und der Wahlspruch: „Krieg den Pa⸗ lästen, Friede den Hütten“, wurde so ausgeführt, das die unterdrückten Massen, welche die Neufranken gestern jubelnd als ihre Befreier empfingen, heute schon die „Befreier“ ärger haßten, als vorher ihre alten Unter⸗ drücker. Jedenfalls kann als epochemachendes historisches Ereigniß die französische Revolution nur als Ganzes genommen werden, und Ungarn kann so wenis wie Oesterreich an einem Feste sich betheiligen, von dessen Theilnehmern eine große Anzahl die Hinrichtung Marie Antoinette's auch heute noch als eine rühmliche That betrachten, welcher die Feier ebenso gut zu gelten hat, wie den dauernden Errungenschaften der Revolution. Ganz ähnlich verhält es sich mit England; dieses stand an der Spitze aller Gegner des revolutionären Frankreich, und keine andere Macht hat so Alles daran gesetzt, das⸗ selbe niederzuzwingen. Eine englische Regierung, welche sich an der Feier von 1889 betheiligte, würde die ganze Haltung Englands zu Ende des vorigen und zu Anfang dieses Jahrhunderts ver⸗ dammen. Ueber Deutschland, Rußland ꝛc. braucht hier nicht weiter geredet zu werden. Genug, schon seit Jahr und Tag steht es fest, daß, wenn überhaupt eine Regierung sich an der Ausstellung betheiligt, dies doh nur von Seite weniger, hauptsächlich kleiner Staaten ge⸗ schehen dürfte. Und auch diese werden sich die Sache vielleicht noch⸗ überlegen; diejenige Idee, welche die eigentlich leitende der Revolution war, ist eben doch die Eroberung und Unterwerfung zunächst Europas gewesen; in den Dienst dieser Idee traten mehr und mehr, und zwar sehr rasch, alle übrigen Gedanken der Revolutionszeit. Wer die große Revolution feiert, der huldigt auch der Idee von Frankreichs ange⸗ borenem Rechte auf die Weltherrschaft. ] Anlaß zu Besorgnissen können also weder die Erklärungen Tisza's noch ähnliche Aeußerungen Lord Salisbury’s geben, denn sie besagen Nichts, was nicht längst bekannt gewesen wäre. Allerdings kann, wer durchaus die Lage in düstere Farben kleiden will, sich mit einigem Anschein an die Worte Tisza's halten, daß in Frankreich und Paris gegenwärtig nichts Fremdes und so auch die staatlichen Embleme

keiner auswärtigen Macht vor Verunglimpfung sicher seien; noch mehr aber der Satz, daß seit der vorjährigen Aeußerung Tisza's über die allgemeine Weltlage sie nicht besser geworden sei, und daß sie bis zum Sommer des nächsten Jahres sich verschlechtern könnte.

noch

182,22

zösische Regierung sei hierzu außer Stande. 1u

Auch diese Aeußerungen enthalten aber nichts Neues; sie sprechen nur offen aus, was Jedermann weiß. Wie können die Regierungen anderer Staaten mit der heute in Frankreich am Ruder befindlichen bindende Abmachungen wegen einer im nächsten Jahre stattfindenden Festfeier treffen, da doch die Existenz dieser letzteren Regierung, ja der gesammten öffentlichen Einrichtungen Frankreichs von Woche zu Woche in Frage kommen kann! Nicht auf etwaige kriegerische Pläne, deren Gegenstand Frankreich wäre, auch nicht auf kriegerische Absichten der gegenwärtigen französischen Regierung deuten die Aeußerungen Tisza's hin; sie erklären nur rund und offen daß die gegenwärtige französische Regierung keine Autorität im eigenen Lande mehr habe, daß die dortigen Zustände überhaupt jeder Sicherheit entbehren und somit keine fremde Regierung die Verantwortung auf sich nehmen könne, ihre Staatsangehörigen und deren Eigenthum unter den Schutz dieser Regierung zu stellen und diesen Verhältnissen anzuvertranen. Die Rücksicht auf die Erhaltung des Friedens sei es, welche den Regierungen dies verbiete; nur durch ihre Zurückhaltung in dem angedeuteten Sinne kann die Gefahr, Genugthuung von Frankreich fordern zu müssen, möglichst herabgedrückt werden. Ein Blick auf das heutige Frankreich, wo die ohnmächtige Regierung zwischen zwei „Staatsrettern“, zwischen Boulanger, d. h. dem Cäsarismus, und der Gesellschaft der Menschen⸗ und Bürger⸗ rechte d. h. dem Jakobinerthum rathlos und haltlos dasteht, genügt, die Berechtigung dieser Ausführungen darzuthun.

Und ganz in demselben Sinne, wie die Aeußerungen Tisza 8 zu verstehen sind, ist von der deutschen Regierung die bekannte Paßmaß⸗ regel erlassen worden; die erschödfende Begründung in der „Nord⸗ deutschen Allgemeinen Zeitung“ überhebt uns einer eingehenderen Dar⸗ legung. Das Neue an alledem ist einzig und allein, daß die Friedens⸗ mächte aus dem Verhalten und den inneren Zuständen Frankreichs jetzt offen und ohne Bemäntelung die natürlichen Konsequenzen ziehen. Wenn der Weltfriede krankt, so trifft die Schuld daran in erster Reihe Frankreich und zwar sowohl wegen seiner Revanchepläne als auch wegen seiner inneren Zerrüttung und Zerfahrenheit. Nachdem dies offen zu Tage liegt, ist es nur natürlich, daß demgegenüber jede andere Macht sich darauf einrichtet. Daß dies jetzt sans phrase ge⸗ schieht, gestattet in erster Reihe nur den Schluß auf die immer wachsende Stärke und Zuversicht der europäischen Friedenspartei, also auf eine der Erhaltung des Friedens günstige Entwickelung.

. Statistische Nachrichten. Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 20. Mai bis infl. 26. Mai cr. zur Anmeldung gekommen: 297 Eheschließungen, 873 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene 552 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Kaiser Friedrich. Von Wilhelm Müller, Professor in Tübingen; 1 10 Tausend. 10 Bogen mit Porträt, geh 1 ℳ, geb. 1,50 Verlag von C. Krabbe in Stuttgart. Kaiser Friedrich, in seinem Wollen, Fühlen, Denken und Handeln zu verstehen, ist jedem Deutschen innerstes Bedürfniß, ein Bedürfniß, welchem die Tagespresse theils durch einen reichen Schatz alter und neuer Anekdoten, theils durch Deuten und Deuteln jedes Kaiserworts entgegenkommt. In vollständigerem und höherem Ma aber wird dies Verlangen be⸗ friedigt durch Wilhelm Müller’'s Lebensbild Kaiser Friedrichs, das bis in die jüngste Zeit fortgeführt den Kaiser noch auf den Thron geleitet. Schlicht und edel in der Darstellung, sachlich gehalten und frei von Parteibefangenheit, das anekdotische Material auf das Nöthigste beschränkend, ist hier das Bild des Fürsten in großen Zügen, einheitlich und klar hingestellt, dem deutschen Volk und vor Allem der deutschen Jugend zu herzerhebender Freude und Zukunstshoffnung.

Eine kleine Schrift: „Der Offizier als Erzieher des Volkes“ (Verlag der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler und Sohn in Berlin, Kochstraße 68—,0, Preis 50 ₰) untersucht und bewerthet die hohe Aufgabe, welche der Offizier für die sittliche Festigung der ihm anvertrauten Mannschaften und somit für das Volkswohl zu erfüllen berufen ist. „In dem Bürger den besten Soldaten, und in dem Soldaten den besten Bürger zum Aus⸗ druck zu bringen“, das sei die im Interesse von Monarchie und Staat zu fordernde Losung der Gegenwart. Indem die Schrift die Armee als eine Schule des Volkes würdigt, folgt sie den einzelnen Obliegen⸗ heiten des Offiziers und der Tageseintheilung des Soldatenlebens und hebt überall die Erziehungsmittel hervor, die sich aus ihnen darbieten und die dahin führen müssen, den Offizier zum Freunde des Soldaten

achen. 8 8 8 be „Den nordostfranzösischen Kriegsschauplatz beschreibt Hauptmann Kallee in einer soeben in der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn erschienenen Schrift. Die geographische Gliederung desselben, das Straßennetz und das das

Land beherrschende und vertheidigende Festungssystem werden eingehend

Die ungarische Regierung sei daher nicht in der Lage, für diesen Fall etwaigen Ausstellern Sicherheit zu garantiren, und selbst die fran- „7 b (ℳ 1,

von E. S. Mittler und Sohn soeben erscheinen ließ, eine

geschildert und für den Kriegsfall gewürdigt; die vichtigsten auf diesem, Deutschland zugekehrten Theile Frankreichs stattgefundenen Kriegsereignisse 5 Kriegsgeschichte werden zugleich als Er⸗ gen und Beweise herangezggen. läute unghat dem soeben erschienenen sechsten Heft vollendet sich der ste Band des laufenden Jahrgangs von „Uns ere Zeitn, beraus⸗ geben von Friedrich Bienemann (Seipzig, F. A. Brockhaus Durch ein sorgfältig searbeitetes, übersichtliches Register und ein Ver zeichniß der Mitarbeiter am ersten Bande wird dieser zu einem in sich geschlossenen selbständigen Buch, dessen 55 Aufsätze mannig⸗ faltigen Inhalts (durch 5 Karten und 10 Abbildungen erläutert) ein einheitliches Ganzes zur Anschauung bringen. Das Register zeigt auch, daß „Unsere Zeit“, wie versprochen, vom neuen Jahrgange an eine wichtige Ergänzung zur 13. Auflage von Brockhaus „Konversations⸗ Lexikon“ bietet. Im vorliegenden Heft gelangt E Rudorff's gehaltvolle Erzählung „Duell und Ehre“ zum Abschluß. J. Norder⸗Nev erwägt auf Grund augenscheinlich genauer Kenntnis Irlands „Die Wirkungen eines Sieges von Home⸗rule“ auf die grüne Insel und das britische Gesammt⸗ reich und beschäftigt sich mit dem Nachweise des Rückgangs, den Irland seit dem Treiben der Landliga genommen hat, sowie mit den Mitteln, durch welche eine Versöhnung mit England herbeigeführt werden könnte. An der Hand des trefflichen Buchs von Hermann Soyaur „Die deutsche Arbeit in Afrika“ und der Rechenschafteablegung der Neu⸗Guinea⸗Gesellschaft verbreitet sich Richard Lesser über „Nationale Aufgaben in unsern Kolonialgebieten“; die beigegebenen Kartenskizzen dienen der Orientirung über Kaiser⸗Wilhelms Land. Der Aufsatz „Die Schweiz und ihre Nachbarn“ von Dr. Emil Blosch sucht die jüngste Verstimmung in der Schweiz in verständiger Weise zu erklären. Walter Bormann führt unter dem Titel „Deutsche Geschichtꝛdramen“ Martin Greif's Hohenstaufenschauspiele dem Leser vor und entwickelt an ihnen einige maturgische Besichtspunkte. In fesselnder 8 Leonhard Marholm in der Schilderung des Sch Jonas Lie die Gährung in den gesellschaftlichen Zustän wegens zur Anschauung zu bringen. Albert Nauds berichtet: Wandlung der geschichtlichen Auffassung, welche durch die Forsch Gustav Schmoller’'s und Walter Schultzes über die übelbeleumdete Einrichtung der Regie Friedrich des Großen angebahnt ist. Eadlich leistet Gustav Portig dem jüngst begonnenen Monumentalwerk d Veröffentlichung aus der Gemäldegalerie der Königlichen Museen zu Berlin durch eine Besprechung derselben, wie er sich ausdrückt, Heroldsdienste. Eine Uebersicht der Reichsgesetzgebung bis zum 12. April von Ludwig Fuld und die Darlegung einer neuen eine

vervollkommneten Schreibmaschine durch Uhland mit

M W.

(Abbildung schließt das reichhaltige Heft.

Bremen (Hauptmann im Nebe chlachtbei Kesse

Mit einem Plan und zwei Skizzen. von Kesselsdorf so genau und anschaulich darzustellen, folgenreiche Bedeutung für die Geschicke Preußens verlangt, sind wir glücklicherweise dadurch in den Stand gesetzt, daß zahlreiche Originalberichte über sie namentlich von Seiten der sächsischen Truppenführer aubewahrt So gewährt die Schilderung dieser Schlacht, die Hauptmann von Bremen aus den archivalischen Quellen schöpfte und in der Königlichen Hofbuchhandlung beute an taktischen Erfahrungen und Lehren, die auch für die heutigen Grundsätze der Kriegführung von Werth bleiben. Sie b was streng disziplinirte Truppen bei umsichtiger Führung in

Offensive zu leisten vermögen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Merinos auf der Ausstellung der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft in Breslau. Es ist Manchem nicht unbedenklich erschienen, daß die Deutsche Landwirthschafts⸗Ge⸗ sellschaft auf Grund reiflicher Erwägung beschlossen hatte, dem Wunsche der Vertreter der Provinz Schlesien zu entsprechen und gelegentlich der Breslauer Ausstellung auf die Beurtheilung bezw. Prämiirung der Merinoschafe aller Kategorien zu verzichten Von anderer Seite ist dieses Zugeständniß mit lebhafter Freude begrüßt worden. Denn abgesehen von prinzipiellen und hier nicht zu erörternden Gesichtspunkten ließ sich eine vielseitige und umfangreiche Beschickung der Breslauer Ausstellung mit Merinos nur dann erwarten, wenn man den Grundsatz: ohne öffentliche Beurtheilung und damit ver⸗ knüpfte Prämiirung keine Schau! im vorliegenden Falle aus prakti⸗ schen Gründen auf sich beruhen ließ. Für die Provinz Schlesien, die Wiege der Zucht edler Merinos, war es nichts weniger als gewagt, eine ausgiebige Beschickung der Ausstellung zu gewährleisten; durfte sie sich doch auf die Erfolge ihrer bisherigen Schafschauen berufen, von denen der Landesökonomie⸗Rath Korn mit voller Berechtigung noch 1878 sagen konnte: „Sie hießen chlesische und waren deutsche Schauen, zum Theil mit internationalem Charakter. Wir setzten die Schafschauen mit immer erhöhter Betheiligung bis heute fort, ohne daß je eine Prämie vertheilt worden wäre’. So wird denn eine solche Schau dem Freunde edler Thierzucht auch auf der zweiten Ausstellung der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft geboten werden und nicht verfehlen, theils in mannigfaltigen Richtungen belehrend, anregend und klärend zu wirken, theils dem ausstellenden Züchter die verdiente Anerkennung seines Strebens einzutragen. Und damit wäre ja erreicht, was durch eine Thierausstellung beabsichtigt wird. Wie wenig zutreffend die dürfte ein

Di 1745

am 14.

sind.

Besorgniß war, es di Fortfall der Prämiirung auf den Umfang der Breslauer Schau un⸗ günstig einwirken, ergiebt sich sofort aus einem Vergleich der jetzigen Anmeldungen mit der Beschickung der Frankfurter Ausstellung in der Abtheilung für Merinos. Denn während hier nicht mehr als 10 Heerden vertreten waren, werden deren in Breslau 102 erscheinen. Das sagt alles! Auch hat sich die Mehrzahl der Merinozüchter, welche in Frankfurt ausstellten nicht abhalten lassen, auf der Breslauer Ausstellung mit den Repräsentanten ihrer Heerden wieder zu erscheinen. Es würde zu weit führen, die in Breslau vertretenen Züchter alle namhaft zu machen; so viel nur sei bemerkt, daß wir die Mehrzahl der deutschen Heerden, auf deren Leistungen wir mit gerechtem Stolz blicken und die durch Zuchtviehverkauf den Zustand der Merinoschafzucht Deutsch⸗ lands in der einen oder andern Richtung beeinflussen, dort zu sehen und zu prüfen Gelegenheit haben werden.

Gewerbe und Handel.

In der ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre von O. Titel's Kunsttöpferei, Aktiengesellschaft, wurde die Bilanz sowie die in Höbe von 11 % vorgeschlagene Dividende ein stimmig genehmigt und ebenso der Verwaltung Decharge ertheil Auf eine Anfrage über die Geschäftsentwickelung der Gesellschaft im laufenden Jahre wurde mitgetheilt, daß die Aufträge sich in diesem Jahre in größerem Maße häufen als im vorigen Jahre Es wurd in das laufende Jahr die Arbeit für 25 Neubauten übernommen, wozu bis jetzt die Arbeiten für andere 15 Neubauten hinzu getreten sind. 1

Die 4 % gen Wormser Stadtanlehen von 186 und 1880 kommen, wie aus der in der Nummer vom 31. Mai d. J veröffentlichten Bekanntmachung des Näheren zu ersehen ist, am 1. Januar 1889 zur Heimzahlung. Das zur Abtragung dieser beiden Anlehen von der Stadt Worms kreirte neue 3 ½ o ige Anlehen von nom. 1 300 009 ist von der Bank für Handel und Industrie in Darmstadt und der Firma Eduard Herz in Worms übernommen worden Die Baak für Handel und Industrie bietet den Inhabern der zur Heimzahlung gelangenden 4 % igen Titel deren Konvertirung in 3 ½ % ige an; die Anmeldungen zur Konvertirung haben 6 bei einer der in der Publikation genannten Stellen zu erfolgen. Die alten Titel, sowie sämmtliche nach dem 1. Juli fällig werdenden Coupons der alten Anlehen sind bei der Anmeldung zur Konvertirung ein⸗

¹ Titel,

zureichen und empfangen dagegen die Einreicher später neue 3 ½ /%ige deren erster Coupon am 1. Januar 1889 fällig wird. Der