1888 / 156 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Jun 1888 18:00:01 GMT) scan diff

15. Juni. ungarischen Delegation nahm einstimmig nach einer län eren und eingehenden Debatte das Ordinarium und Extraordina⸗ rium des Heeres an.

„Großbritannien und Irland. London, 14. Juni. (A. C.) Im Oberhause legte der Lordkanzler eine ministerielle Vorlage zur Ergänzung des Gesetzes, betreffend die Aktien⸗ gesellschaften, vor. Die Novelle bezweckt die Verhütung der Gründung betrügerischer Aktiengesellschaften durch folgende Mittel: Wiedereinführung einer provisorischen Einschreibung; die Gesellschaften müssen ein gewisses Kapital besitzen und die Gründer müssen ein substantielles Fetesishe an der Gesell⸗ schaft haben, d. h. Besitzer einer gewissen Anzahl von Aktien sein. Endlich soll behufs Sicherung genauer Angaben über den Stand der Aktiva die Einreichung jährlicher Abschlüsse compulsorisch gemacht werden, und werden letztere der Billigung Seitens des Handelsamts bedürfen. Der Entwurf wurde zum ersten Mal gelesen.

Im Unterhause theilte der Schatzkanzler in Beant⸗ wortung einer Anfrage Sir William Harcourt's mit, daß von den dreiprozentigen Konsols im Gesammtbetrage von 590 000 000 Pfd. Sterl. bis jetzt etwa 47 000 000 Pfd. Sterl. nicht konvertirt worden seien. Der Unter⸗Staats⸗ sekretär für Indien, Gorst, informirte Slagg, daß die indische Regierung nicht beabsichtige, eine Sonder⸗ anleihe zur Deckung der Kosten der Grenzvertheidigung zu emittiren. Sir William Harcourt kündigte an, daß, wenn die Regierung die Streichung von Artikel 9 der Lokalverwal⸗ tungsvorlage, welcher die Grafschaftsräthe ermächtigt, alle Schanklokale an Sonntagen zu schließen, beantragen sollte, er diesen Antrag beanstanden würde. Sodann beantragte der Sekretär des Schatzamts, Jackson, die zweite Lesung der ministeriellen Vorlage, betreffend die neuen Einfuhrzölle auf Schaumweine. Er bemerkte, daß die Gesammt⸗Einfuhr von auf Flaschen gezogenen Weinen sich in runder Zahl auf 2 500 000 Gallonen belaufe. Von dieser Quan⸗ tität kämen etwa zwei Fünftel oder 1 000 000 Gallonen auf nicht moussirende Weine und etwa drei Fünftel oder 1 500 000 Gallonen auf Schaumweine. Seit 1866 habe der Import von Schaumweinen in großem Maßstabe zugenommen. Der jetzt dem Hause vorliegende Entwurf berichtige zwei Irrthümer in der früheren Bill: 1) würde unter demselben der Zoll nicht dem Dutzend Flaschen, sondern der Gallone auferlegt, und 2) befreie dieselbe nichtmoussirende Weine von dem Extrazoll und ermäßige den Zoll auf Schaumweine billiger Gattung von 5 auf 2 Schillinge, wenn der Werth der Weine unter 30 Schillingen per Dutzend betrage. Schaumweine feinster Gattung würden einen Extrazoll von 5 Schillingen per Dutzend zu entrichten haben. Nach einer Debatte

wurde der Antrag auf zweite Lesung der Vorlage ohne Abstimmung genehmigt. Hierauf wurde die Einzel⸗ berathung der Lokalverwaltungsvorlage fortgesetzt und §. 2 gänzlich erledigt. Die Novelle, betreffend die Haftpflicht von Arbeitgebern, wurde dem ständigen Ausschuß für Juris⸗ prudenz überwiesen. Damit schloß die Sitzung kurz nach

Nitternacht. 1 15. Juni. (W. T. B.) Unterhaus. Die Bill, betreffend den Spiritushandel in der Nordsee,

wurde in dritter Lesung angenommen.

Frankreich. Paris, 14. Juni. (Fr. C.) Der heutige Ministerrath beschäftigte sich mit dem Budget für 1889, das im Laufe der nächsten Woche im Abgeordnetenhause ingebracht und das ganze Jahr 1889 umfassen

wird, da der Senat bekanntlich die Verlegung des An⸗ fangs des Budgetjahres auf den 1. Juli verworfen hat. Der Ackerbau⸗Minister Viette berichtete über den immer stärker werdenden Gebrauch des Saccharin und beantragte: 1) den Gesundheitsrath über die Unschäd⸗ lichkeit des neuen Stoffes zu befragen, 2) die Fabri⸗ kanten, falls das Saccharin als unschädlich erklärt würde, zu nöthigen, die damit angefertigten Produkte als solche zu bezeichnen und 3) eine entsprechende Steuer und Zoll einzuführen. Der Kriegs⸗Minister de Freycinet kündigte an, er werde sich morgen behufs Besichtigung einzelner Grenzpunkte nach Bel⸗ fort, Epinal ꝛc. begeben und in Epinal das Resultat der Ver⸗ suche mit den beweglichen Eisenbahnstrecken für den Befestigungs⸗ dienst mit dem der in Toul gemachten vergleichen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Zeitungsstimmen.

Anläßlich des tiefbetrübenden Hinscheidens Sr. Majestät des Kaisers und Königs Friedrich schreiben:

Das „Dresdener Journal“:

„So lange wir Deutschen auch schon warnend vorbereitet waren auf einen neuen Schicksalsschlag in unserem Kaiserhause, so beängstigend auch der nun vom Todespfeil getroffene Fürst und Kriegsbeld bereits als Kronprinz von der Mahnung an ein frübes Ende bedroht wurde, so jäh und schmerzlich traf doch die Erfüllung dieses furchtbaren Miß⸗ geschicks unser gemeinsames Vaterland. Kaiser Friedrich, in gesunden Tagen wie wenig Auserwählte ein Bild der Manneskraft, der Aus⸗ dauer und Geistesfrische, sollte es nicht beschieden sein, lange auf der Höhe des vornehmsten und mächtigsten Thrones dieser Erde zu weilen. Ge⸗ segnet von den Wünschen Seines großen Vaters, dessen Ruhmesstern in den Erinnerungen unserer Geschichte nie untergehen wird; angefeuert von dem heißen Herzenswunsch, Sein eigenes Volk und die künftigen Tage Deutschlands glücklich und fruchtbringend machen zu helfen, blieb dennoch bei all dieser Gunst der Verhältnisse der hochgesinnte Monarch zu dem erschütternden Loose verurtheilt, den Rest seiner Kraft theilen zu müssen zwischen Seinen Herrscherpflichten und dem unauf⸗ hörlichen Kampf mit dem Tode. hängniß, ein entsetzliches Ringen, ein grauenvolles Nachtstück aus der Geschichte des Menschenleides, in dem der schmerzgequälte Kämpfer nicht klagen mag und nicht hoffen darf und selbst der Sonnenstrahl täuschender Besserung nur durch einen schwarzen Trauerschleier auf des Dulders Haupt herabfällt.

Wem die Vorsehung solche Prüfungen auferlegt und wen sie dann rastlos treu und gottergeben in seiner Seele findet, der geht, wohl schwerer getroffen als die Gefallenen auf dem Schlachtfelde, als ein gesegneter Sieger aus der Erlösung hervor. Er giebt allen Mit⸗ genossen seiner Gegenwart, hoch und niedrig, ein schönes erhebendes Beispiel, wie die Mannesehre, das heilige Pflichtgefühl, sittliche Pathos dem wahren Christen die Zauberkunst lehrt, im Wirken auszudauern beim Fiebersturm brennender Leiden, zu fechten mit zerschmettertem Arme und wach zu bleiben, oh auch das todesmüde Auge sinken will.

So hat denn duch unser zweiter Schirmherr des Deutschen Reichs, Kaiser Friedrich, in diesem Sinne zum leuchtenden Gedächtniß für das Vaterland gelitten und gestritten. Er hat die ererbte Fahne

(W. T. B.) Der Heeresau sschuß der

Das war ein furchtbares Ver⸗

der Gottergebenheit, des Vertrauens und der Pflichttreue neu ein⸗ gepflanzt in den hbeimischen Boden. Eine junge starke Hand wird sie ergreifen und hochhalten bis zu fernen Tagen!*

Die „Weimarische Zeitung“:

„Ein siegreicher Held im Handeln und im Dulden steht Kaiser Frdenc da im Andenken seines Volks. Großes hat der kühne

ührer der deutschen Heere für uns gethan, als es galt die Feinde abzuweisen von den Grenzen des Vaterlandes und das Reich neu zu schaffen, Großes der umsichtige Staatsmann im Rath und in der Vertretung seines Vaters, Großes auch der Förderer der Arbeit des Friedens, der einsichtsvolle Freund der Wissenschaften und der Künste, der überall bestrebt war, die Keime des Guten und Schönen zu pflegen und zur Ent⸗ faltung zu bringen. Seine herrliche Erscheinung, das Urbild deutscher Männlichkeit, gewann ihm die Herzen, wo immer er erschien, und seine edle Menschlichkeit fesselte mit unlöslichen Banden Alle, die mit ihm in Berührung getreten waren. So ist Kaiser Friedrich wahrhaft als ein Sieger durch das Leben geschritten, bis zuletzt der schwerste Kampf an ihn herantrat, der Kampf im Leiden. Wie oft ist nicht, seit die erste Kunde von seinem Siechthum kam, mit thränenerstickter Stimme von Denen, die zu der in Jugendkraft strahlenden Gestalt ihres siegreichen Feldherrn mit Begeisterung auf⸗ geblickt hatten, gesagt worden: hätte ihm doch auf blutigem Schlacht⸗ feld der Tod den Lorbeer um die Schläfe gewunden, statt daß er jetzt in qualvollem Leiden vergehen soll! Ein Wunsch, menschlich und begreiflich. Aber die Vorsehung hatte es anders gewollt und wir müssen, indem wir uns ihren Weisungen fügen, bekennen: un⸗ vergänglicher noch als der Lorbeer des Siegers schmückt nun den Kaiser die Palme des Dulders, der Preis des Kampfes im Leiden, in dem der Heimgegangene jedem von uns ein so rührendes und erhebendes Beispiel sittlicher Kraft und Seelengröße gegeben hat, das voll und ganz auf sich wirken zu lassen, ein heiliges Vermächiniß für uns Alle sein soll. Wie die Zeitgenossen und die späteren Geschlechter zur Königin Luise aufblickten als der Verkörperung der schönsten Tugenden des Weibes, so wird Kaiser Friedrich fortleben als das Bild geläuterter und in sich harmonisch ausgeglichener, wahrhaft edler Männlichkeit, als der Titus oder Marc Aurel auf dem deutschen Kaiserthron.“

Die „Darmstädter Zeitung“:

„Kaiser Friedrich, welcher, ehe er den Thron bestiegen, auf so manchem Schlachtfeld für die Größe und die Einheit der Nation ge⸗ kämpft, und welchem ein so hervorragender Antheil gebührt an dem Siegeslorbeer einer großen Zeit, ist verschieden, hin⸗ gerafft vor der Zeit, bezwungen von tückischer Krankheit, der er wie ein Held widerstanden. Den herrlichen Mann, auf den die Nation schon seit langen Jahren als auf das Ur⸗ bild deutscher Stärke und deutscher Schönheit hinsah, hat ein grimmiges Leiden darnieder geworfen, dessen einzelne Stadien feit mehr als Jahresfrist wir mit bangem Erwarten verfolgt, ohne jemals die Hoffnung ganz sinken zu lassen, es möge doch noch die Lebensdauer länger bemessen sein, als man leider befürchten mußte. Alle Bemühungen der Aerzte, alle liebevolle Pflege, die Gebete eines Volkes sind vergeblich gewesen. Gottes Fügung hat dem Leben Kaiser Friedrich's schon nach kurzer Regierungszeit ein Ziel gesetzt.

So kurz die Zeit war, in welcher Kaiser Friedrich das Szepter des Deutschen Reichs in Händen hielt, an aufopfernder Pflichttreue, an weisem Sinn, an Liebe für die Nation hat er hervorgeleuchtet: sein Beispiel wird von dauernder Wirkung, und es wird um so mehr zu bewundern sein, als er mit heroischer Beherrschung seines schweren Leidens seinen hohen Beruf erfüllt hat bis zum Ende. Bis zuletzt trug sich sein Geist mit weitgehenden Plänen zu seines Volkes Wohl.

Es ist der Sieger von Wörth, um den wir heute klagen; damals, in den erwartungsbangen Augusttagen des Jahres 1870 war es seine That, welche zuerst dem staunenden Europa die waffengewaltige Kraft des deutschen Namens verkündete. Es ist der Held, welcher einst in wunderbaren Ruhmestagen die welschen Horden von den Ufern des Rheins zurückscheuchte, um den heute taufendfacher Jammer ertönt.

Der Genius Deutschlands darf tief das Haupt senken im Kummer um die beiden Kaiser, welche ihm wenige Monate dieses Trauer⸗ jahres geraubt haben. Uns bleibt nur übrig, zu Gott zu flehen, daß er der Kaiserlichen Familie Kraft schenken möge in ihrem tiefen Leid. Gott möge seine Gnade walten lassen über das Kaiserliche Haus und das schwer getroffene deutsche Volk!“

Der „Hamburgische Korrespondent“:

„Tief empfindet das deutsche Volk, welches sich eins weiß mit den Geschicken seines Kaiserhauses, das bittere Leid, welches in kürzester Zwischenzeit wiederholt über das Haus der Hohenzollern ver⸗ hängt worden ist. Kaiser Wilhelm's Zeit war freilich gekommen, ein so weites Ziel ihm auch der Allgütige gesetzt hatte. Dazu hatte er des Ruhmes genug und noch mehr der Liebe und Dankbarkeit gewonnen. Er ist einen großen, schönen und seligen Tod gestorben. Nur eine einzige trübe Wolke lagerte sich über die letzten Tage des sonst so reich gesegneten Heldengreises. Er sab es mit Sicherheit voraus, daß ihm sein einziger Sohn bald im Tode folgen würde, von der furchtbarsten Krankheit dahingerafft, mit der nur immer ein hartes Geschick das glücklichste Menschenleben vernichten kann. Und diese finstere Gewißheit hat sich nur zu rasch erfüllt!

Einer der stattlichsten, schönsten Männer seiner Zeit der Sieger in großen, welthistorischen Schlachten, nach menschlichem Dafürhalten in vollem Maße der großen Zukunft werth, die ihn erwartete, durch seine gewinnende Leutseligkeit ein Liebling des Volkes und vor Allem der glücklichste Familienvater, sieht er sich plötzlich noch in der Fülle der Manneskraft in dem Augenblick, wo er den ruhmvollsten, mäch⸗ tigsten Thron der Welt besteigen soll, einem qualvollen, unent⸗ rinnbaren Tode gegenübergestellt! Wer hätte gleichgültig blei⸗ ben können im Angesicht eines solchen Schicksals, auch selbst wenn er unserem Volke und dem deutschen Kaiserhause fernstand! Kaiser Friedrich aber trug, was ihm auferlegt war, mit einem Gleich⸗ muth und einer Standhaftigkeit ohne Beispiel. Er erklärte, daß er das ihm gefallene Loos hinnehme, wie eine Kugel, die ihn auf dem Schlachtfeld hätte ereilen können. Selbst unsere Feinde beugten sich bewundernd vor dieser tapferen und stolzen Seelenruhe. Sonst kam keine Klage über den bald sprachlos gewordenen Mund, mag den Schwergeprüsten auch bisweilen in der Stille der Nacht die Weh⸗ muth übermannt haben. Das ist der Mann, der jetzt sein Haupt zum ewigen Schlaf geneigt hat.

Dem Kaiser Friedrich war keine Zeit gegeben, sich mit dem deutschen und dem preußischen Volke nach allen Richtungen hin in volles Einvernehmen zu setzen und sich in vollem Maße das Vertrauen zu verdienen, welches man ihm als dem Sohne seines großen Vaters bereitwilligst entgegenbrachte. Wer wollte indessen daran zweifeln, daß er von den allerbesten Absichten für sein getreues Volk beseelt und daß er in tiefster Seele von einer hohen und edlen Auffassung seines großen Berufes erfüllt war? Trotz der bei Königgrätz und Wörth errungenen unsterblichen Lorbeeren legte er nicht den höchsten Werth auf kriegerischen Ruhm; aber daß ihm nichts über die Ehre des deutschen Volkes ging, hat er schon allein durch den Erlaß be⸗ wiesen, mit dem er eine falsche Sentimentalität, die ihn für die Rück⸗ gabe von Elsaß⸗Lothringen in Anspruch nehmen zu können glaubte, in die gebührenden Schranken zurückwies.

So werden wir denn dem theuren Entschlafenen ein Andenken voll Liebe, Verehrung und Bewunderung bewahren. Ihm selber aber wird es in der letzten schweren Stunde des Abschieds von dieser Welt, von seinem Volke und von seinen nächsten theuren Angehörigen zu ganz besonderem Trost gereicht haben, daß er die Kaiserliche und Königliche Krone auf das Haupt seines edlen Sohnes vererben konnte, auf das Haupt eines Mannes, dem er nicht bloß selber sein volles Vertrauen schenken durfte, sondern der auch seinem erhabenen Vater, dem erfahrenen Kaiser Wilhelm, die begründete Hoffnung einflößte, daß er dem deutschen Volke ein Herrscher sein werde, wie ihn die schwere Zeit verlangt, in der wir leben.“ 1

Der „Anhaltische Staats⸗Anzeiger“:

„Noch sind die Thränen nicht getrocknet, die das deutsche Volk an der Bahre seines ersten Kaisers weinte, noch beeinflußt die Trauer

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um Kaiser Wilhelm alle Gemüther, alle unsere Verhältnisse: 8 schon naht uns ein neuer großer nationaler Schmerz, der jedes deutsche Herz um so beftiger trifft, als die Hoffnung auf die Erhal⸗ tung unseres theuren Kaisers Friedrich sich in der letzta Zeit begründeter Weise befestigt zu haben schien. Wie schrecklich, ve plötzlich sind wir aus dieser Zuversicht gerissen worden! Lan setzte die gute Natur des hohen Patienten einer heimtückischen Krankheit energischen Widerstand entgegen, noch im Anfang des Mo⸗ nats März, als unser Heldenkaiser Wilhelm aus dem Leben schied eilte aus dem südlichen San Remo der todtkranke Sohn mitten durch

Erste Beilage

eutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen

Berlin, Somabend, den 16. Juni

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Staats⸗Anzeiger.

gmrntorr

das Schneegestöber des rauhen Nordens nach der Todesstätte des ge⸗ SSete. g8 c2 ve. so 8 der öet gegen⸗ über ein Held! r kam, das Szepter zu ergreifen, welches ma 3 4 * e 8 8 so 8. 8 1” b. vac hah e“ Nichtamtliche “““ ist es seinen Händen entsunken! Kaiser Friedrich, der Sieger voy 2 1 Meißenbung und Wörth, der tapfere Sohn unseres ersten Heldenkaifcn evee g. p. fes. Petersburg, 16. Juni. selbst ein Held und ein vom Volke beegetterter ag hat allzufrüh den (W. T. B. NM.. 4 roßfürst Michael Nikolajewitsch F“ 2 88b be schleiche das ist gestern nach Warschau abgereist. eutsche Herz bei dieser Trauerkunde, glaubte man doch, von Kaise Spanien. Madrid, 15. Juni. (W. T. 2 eine ruhmreiche Weiterführung der glorreichen Herrsche neuen Minister traten heute nach 1b- üng des Hides de ätigkeit des Kaisers Wilhelm erwarten zu dürfen. Schwer ists, so der ersten Kabinetssitzung zu sammen Der Ministan Präsident Sagasta entwickelte das Programm des neuen

Schlag auf Schlag zu tragen, und Alle, die Deutschland lieben mögen sich am Sarge des verewigten Kaisers die Hand reichen käsidene b Acle 1b ihren Zwist vergessen und des gemeinsamen Vaterlandes Fahne hech⸗ Ministeriums, welches demjenigen des letzten Kabinets ähnlich halten! eg ist. Es wurde beschlossen, den Kammern noch heute Ferner meldet „W. T. B.“: 8 1 das festgestellte Programm vorzulegen, wobei Sagasta die Die „Wiener Abendpost“ widmet dem Trauerfall Worte Ministerkrisis als rein persönliche Angelegenheit, hervor⸗ gegangen aus der Demission des Marschalls Martinez Campos, darstellte. Sagasta: beabsichtigt, eine politische Debatte nicht

des innigsten Beileids für das dem Deutschen Reich verbündete Oesterreich⸗Ungarn. Der Anfang der Regententhätigkeit verbürgte die gagasta

allein über die Krisis, sondern auch über verschiedene schwebende Fragen anzunehmen.

Erfüllung der allerwärts auf ihn gesetzten Hoffnungen. Die Tragik des allgemeinen Menschenlooses sei kaum je ergreifender herangetreten

In der in der Kammer später verlesenen Erklärung des Ministeriums heißt es, das Kabinet sei die Fort⸗

als in diesem Trauerfalle. setzung des vorhergehenden; die soeben stattgehabte Krisis

Das Wiener „Fremdenblatt“ sagt, mit inniger Theilnahme und schmerzlich hbewegt stehe die Bevölkerung Oesterreich⸗Ungarnz

sei keine politische, sondern eine ministerielle. Die Regierung werde sich besonders mit den finanziellen Reformen be⸗

schäftigen.

unter dem mächtigen Eindruck des Heimgangs des Kaisers Friedrich. Doch ist das Deutsche Reich fest begründet und sein neuer thatkräftiger

Dänemark. Kopenhagen, 15. Juni. (W. T. B.) Der französische Gesandte, welcher den König, das Kron⸗

Regent, welchen Bande inniger Herzensfreundschaft mit unserem Herrscher⸗ prinzenpaar und den König von Schweden in der französischen

hause verknüpfen, wird Deutschlands Friedensmission fortführen, Die „Neue Freie Presse“ weist darauf hin, Kaiser Friedrich rang wie Ausstellungssektion überreichte zwei werthvolle Sevresvasen Namens des Präsidenten Carnot dem König

ein Held, trug seine Leiden wie ein Weiser, er werde fortleben alz von Dänemark als Geschenk.

Ideal eines aufgeklärten Herrschers. Als Soldat habe er gewußt ein festes Band zwischen dem Norden und Süden Deutschlands zu Amerika. Washington, 14. Juni (per Kabel). (A. C.) Der Senat nahm heute eine Resolution an zu

knüpfen. Auch alle anderen Blätter enthalten Artikel der Theib⸗

nahme, welche den mächtigen Eindruck widerspiegeln, den die Todes⸗ Gunsten der Schlichtung etwaiger zwischen den Vereinigten Staaten und anderen Nationen entstehenden Streitig⸗

nachricht in allen Bevölkerungsschichten hervorgerufen. Die Wiener Blätter von heute Morgen setzen ihre Beileibs⸗ und Huldigungsbezeugungen für weiland Kaiser Friedrich fort. Das „Fremdenblatt“ betont, der neue Kaiser Wilhelm wird wie sein Vater und Großvater nur ein starker Verbündeter sein, er wird an dem Bunde festhalten, auf den die Natur felbst beide Reiche hingewiesen. Die Beziehungen zwischen beiden Höfen, keiten mittelst eines Schiedsgerichts. Senator Farwell (Illinois) kündigte an, Blaine's Name werde der republikanischen Konvention in Chicago unterbreitet werden, und wenn Blaine zum Kandidaten für die Präsidentschaft aufge stellt werde, dürfte derselbe die Wahl annehmen. Auf dem Punkt des Chancellorsville Schlachtfeldes unweit Fredericksburg, Virginia, wo in 1863 Stonewall Jackson die

die Freundschaft zwischen dem jungen Monarchen und un⸗ serem Kronprinzen verleihen dem Verhältniß auch das Siegel

Bunde empfing, an der er starb, wurde gestern in Gegenwart von 5000 Personen ein Monument enthüllt.

persönlicher Intimität. Der große Rathgeber Kaiser Wilhelm's sei New⸗York, 14. Juni (per Kabel). (A. C.) Der Voll⸗

heute, was er gestern und was er vorher gewesen. Nichts werde sich daran ändern, daß die Kraft der Nation nur zur Vertheidigung des Errungenen aufgeboten wird, nicht aber für ehrgeizige oder aben⸗ teuerliche Pläne. Mit diesem Bewußtsein trete Deutschland in seine

zugsausschuß der irischen Nationalliga in Amerika trat heute zu einer Sitzung zusammen. Die Räthlichkeit, einen nationalen Konvent abzuhalten, wurde dem Ausschuß überlassen, allein der Konvent dürfte nicht vor Januar ein⸗

neue Aera. 8 1 Sämmtliche Pester Blätter veranstalteten Extraausgaben, welche berufen werden. Es wurden Beschlüsse gefaßt, welche die Treue der Liga gegen die irische Nationalliga betheuern, und

tiefes Beileid aussprechen und den Herrschertugenden des verewigten Monarchen Namens der ungarischen Nation Anerkennung zollen, die ihr Versprechen, dieselbe nach Kräften zu unterstützen, er⸗ neuern. 8

nicht vergesse, daß Deutschland Ungarns Verbündeter, der Verstorbene der intime Freund unseres Königs war.

Die Pester Blätter fahren heute fort, dem Hinscheiden des Deutschen Kaisers Worte der tiefsten Theilnahme zu widmen und drücken die Ueberzeugung aus, daß die Kontinuität in der Politik des Deutschen Reichs nicht werde unterbrochen werden, und daß nament⸗ lich die Beziehungen zu Oesterreich⸗Ungarn denselben intimen Charakter bewahren werden. Sie sprechen ferner die innigsten Wünsche aus, das dem neuen Kaiser eine lange glückliche Regierung beschieden ein möge.

Die Londoner „Pall⸗Mall⸗Gazette“ sagt: Es giebt keinen Theil der civilisirten Welt, wo das Leiden des Kaisers Friedrich nicht beständige Theilnahme erregte und sein Tod nicht das Gefühl per⸗ sönlicher Trauer hervorriefe. Kein Charakter wird in der Geschichte höher dastehen, als der seinige. Er trug sein Leiden mit wahrhaftem Heldenmuth und sein Tod war ein tapferer. b

Sämmtliche Londoner Morgenblätter, von denen einige mit Trauerrand erscheinen, widmen dem Kaiser ehrenvolle Nachrufe, in denen besonders seine Pflichttreue und Friedensliebe hervorgehoben werden. Die „Times“ schreibt, das vorwiegende Gefühl in dieser trüben Stunde ist das der herzlichsten Theilnahme für die Prüfungen der Kaiserin Vietoria, aber kaum weniger lebhaft und weit ausgebreitet it die Ueberzeugung, daß Deutschland in Kaiser Friedrich einen hin⸗ gebenden und hochberzigen Herrscher, einen edelsinnigen, treuen Mann verloren hat. Gleichzeitig drückt die „Times“ die Hoffnung aus, daß unter der Regierung des Kaisers Wilhelm das auf den Banden natio⸗ naler Verwandtschaft und Interessen⸗Gemeinschaft fußende gute Ein⸗ vernehmen zwischen Deutschland und England noch enger befestigt werde, und daß die Aufrechterhaltung des Status quo in Europa fert⸗ Roh, gesetzt der Hauptzweck der deutschen Politik bleiben werde. zur Erzielung vortheilhafterer Schmelzresultate resultirte. Die

Auch die Pariser Blätter widmen dem Kaiser Friedrich warme Neubauten erfuhren eine thätige Förderung umsomehr, als die Nachrufe. Der „Temps“ sagt, die Regierung des verstorbenen größeren Abmessungen der im Bau begriffenen Hohöfen und ihrer Kaisers habe nur drei Monate gewährt und doch würde diese Her⸗ Nebenapparate umfangreichere Arbeiten erforderten. Der Bedarf an schaft ihre Merkmale tragen. Das „Journal des Doöbats Roheisen Seitens der Verbrauchsstätten hatte einen stärkeren Abfluß feiert die edle Gesinnung des Kaisers, dessen höchster Wunsch àd der Hohofenprodukte zur Folge. Die Preise blieben die bisherigen. gewesen sei, in Frieden das Werk seiner Vorgänger fortzusetzen.) Die Eisengießereien hatten bei vermehrten Arbeitskräften in

Die gesammte St. Petersburger Presse widmet Kaisfer Röhren, sowie für Maschinen⸗ und Grubenanlagen ausreichende Friedrich sympathische Nachrufe. Der „Regierungsbote“ sogt: Beschäftigung. Der Absatz von Walzwerksfabrikaten Die Aufrichtigkeit, Offenberzigkeit und Menschenliebe des Verstorbenen aͤller Art hat seinen lebhaften Charakter bewahrt, und ist brachten ihm nicht allein die Liebe und die Anhänglichkeit seiner Unter bei dem sich kundgebenden Anschaffungsbedürfniß die Haltung thanen, sondern auch die Sympathie aller Friedensfreunde ein. Der des ganzen Walzeisengeschäfts sehr fest. Die Nachfrage in Gedanke hieran werde gegenwärtig die Nationen, gleichviel in welchen Kesselblechen ist nicht unbedeutend, da einzelne Kesselfabriken zur Er⸗ Beziehungen sie auch zur auswärtigen Politik Deutschlands standen, in ledigung ihrer Aufträge noch mehr Arbeitskräfte gebrauchen könnten. gemeinsamen Gefühl des herzlichen Beileids für das betrübte deutsche Die Großhändler decken ihren Bedarf nach verschiedenen Seiten Volk vereinen und in Andacht für das Gedächtniß des dahingegangenen reichlich; ebenso gehen an Maschinenbauanstalten die verschlossenen Kaisers. Der „Russische Invalide“ sagt: Die nussssche Kengen regelmäßig ab. Der Grundpreis für Stabeisen beträgt im Armee, in welcher Kaiser Friedrich durch die Inhaberschaft mehreret naheren Absatzgebiet 14,25 ℳ; die niedrigen Notirungen von 14,10 Regimenter General⸗Feldmarschall wurde und der er als Besitzer des Er. bis 14,15 involviren schon eine Frachtentschädigung sür die be⸗ Georgsordens II. Klasse angehörte, habe die Todesnachrict treffenden Plätze. Nieten⸗, Huf⸗ und andere Qb alitätseisen bedingen mit aufrichtigem Bedauern tiefster Trauer vernommen. Das mehr. Form⸗ und „Profileisen gelten 15,50 bis 16 8 ge⸗ „Journal de St. Pétersbourg“ widmet dem Kaifer wöhnliche Bleche 16 bis 16,50 Auf verschiedenen Walz⸗ Friedrich einen sehr sympathisch gehaltenen Nekrolog und werken sind Umbauten zur Vervollkommnung der Walzeinrichtungen sagt: Rußland schließe sich in aufrichtigster Sympathie der Traun⸗ im Gange. Der Zinkmarkt verharrte in seiner unbestimmten an, die das Haus Hohenzollern und die deutsche Nation betrofua Haltung, ohne daß dadurch der Abfluß bedeutender Posten von den habe. Es wünsche, daß die Vorsehung, welche diese Dynastie in Werken zu den Rohzink verarbeitenden Fabriken beeinträchtigt worden letzten Zeit so hart geprüft habe, dieselbe fortan mit ihren Woll⸗ wäre, da deren Bedarf gleichbleibend ein recht umfangreicher ist. Die thaten überhäufe und dem Nachbarreiche unter dem Scepter Eigner von Rohzink hatten daher keine Veranlassung zu Preisnach⸗ jungen Herrschers, der jetzt den Thron zu besteigen berufen sei, lange daUler.;, bn iba fee eine feste Tendenz. Preise zogen um

Friedens Glü ss er an. .

Jahre des Friedens und Glücks zu Theil werden lasse. 1“ SSingahne der Pfälzischen Eisen⸗ bahnen im Mai d. J. belief sich auf 1 431 974,68 gegen 1 324 571,96 in demselben Monat des Vorjahres. Für die ersten 5 Monate des laufenden Jahres stellten sich die Gesammt⸗Einnahmen Redacteur: Riedel. auf 6 559 692,79 ℳ, 332 025,43 mehr als in der entsprechenden Periode des Vorjahres 8

Verlag der Expedition (Scholz). Stettin, 16. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zu⸗

6 b . fuhr beträgt ca. 4000 Etr. Die Wäschen sind gut. Des Regens Druck der Feeö Beichdrucere und Verlags⸗Anftal wegen ist des Geschäft schleppend. Preise 6 bis 8 niedriger als

im vorigen Jahre. 8 b

. . H 5. Runj 38 W . Vier Beilagen die Neu⸗Brandenburg, 15. Juni. (W. T. B.) s (einschließlich Börsen⸗Beilage). 5

Gewerbe und Handel.

““ 3 8 Nach einer Bekanntmachung der Aeltesten der Kaufmann⸗ [schaft von Berlin bleibt auch am Montag, den 18. d. M., die Börse geschlossen.

Nach einem Beschlusse der ständigen Deputation für den Eierhandel findet der nächste Eiermarkt nicht am Montag, den 18., sondern am Dienstag, den 19. d. M, Vormittags, statt.

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die „Schles. Ztg“: Die Stetigkeit und die andauernd gute Haltung des Eisenmarktes finden ihre beste Erläuterung durch die Regelmäßigkeit, mit welcher sich der Betrieb auf den Hüttenwerken bei angespannter Thätigkeit vollzieht. Die Erzeugung von Roheisen nahm ihren ungestörten Fortgang; sowohl die Anfuhr von Erzen wie die anderer Schmelzmaterialien war eine rege. An mehreren Stellen ging die Abröstung fremder Spatheisensteine in Oefen wie in Meilern vor sich, woraus die vermehrte Anschaffung werthvolleren Schmelzgutes zur Erzeugung besten Roheisens und

Berlin:

Zufuhren betragen 6500 Ctr. Die Wäschen sind gut. Eröffnung war das Geschäft wegen hoher Forderungen schleppend, nach üßi derselben gestaltet der Verkehr lebo

888 8

Mittags war der Markt geräumt, Kunstwäschen erzielten 134 140 ℳ,

Handwäschen 126 132 Der Preisabschlag gegen das vorige Jahr 12r Water Taylor 6 ⅜,

beträgt 2 6

Manchester, 15. Juni. (W. T. B.) 30r Water Taylor 8 ⅞, 20r Water Leigh 7 ⅞, 30r Water Claxpton 8 ½, 32r Mock Brooke 8 ½, 40r Mayoll 8 ⅛, 40r Medio Wilkinson 9 ⅞, 32r Warpcops Lees 8 ½, 36r Warpcops Rowland 8 ½, 40r Double

Weston 9 80c Double courante Qualität 11 v, 32“ 116 pds 16 16

grey Printers aus 321/46r 167. Fest. „Warschau, 15. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zu⸗ fuhren betrugen bis gestern Abend 31 375 Pud. Käufer zurückhaltend. Die bis Mittag verkauften einige hundert Centner erzielten die Preise des vorigen Jahres; feine und beliebte Stämme 3 bis 5 Thlr. höher als im vorigen Jahre. Käufer sind hiesige und ausländische Fabrikanten. New⸗York, 15. Juni (W. T. B.) Baumwollen⸗Wochen⸗ bericht. Zufuhren in allen

t. Zufuhre len Unionshäfen 17 000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 22 000 Ballen. Ausfuhr nach dem Kontinent

18 282 2 Submissionen im Auslande.

¹ Oesterreich⸗Ungarn. 15. Juli, Mittags. Pest. Direktion der ungarischen Staatsbahnen: Lieferung von 23 Stück zur Bearbeitung von Metallen dienen⸗ den Werkzeugmaschinen und Apparaten. Kaution: 5 %. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 15. Juni. (W. T. B.) Die Postdampfer der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktien⸗ gesellschaft „Polynesia“ und „Bavaria“ sind, von Ham⸗ burg kommend, ersterer heute früh 4 Uhr in New⸗York, letzterer gestern in St. Thomas angekommen.

16. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft ist, von New⸗York kommend, heute Morgen 4 Uhr in Plymouth angekommen.

Königlich

Mannigfaltiges.

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(N. A. Z.) In Folge des Hinscheidens Sr. Majestät des Kaisers Friedrich fand gestern Abend 7 Uhr eine außer⸗ ordentliche Sitzung der Stadtverordneten statt, zu welcher alle Mitglieder des Magistrats und der Stadtverordneten⸗ Versammlung in Amtstracht, jedoch ohne Kette, erschienen waren. Der Vorsteher Dr. Stryck eröffnete die Versammlung mit fol⸗ genden Worten:

„Meine Herren! Eine tief erschütternde Trauerbotschaft hat uns heute hier versammelt. Die ganze bekannte Welt wird durchzittert von dem Gedanken, daß Kaiser Friedrich nicht mehr lebt. Als wir am 13. März als städtische Behörden Ihm unser Beileid ausdrücken durften und in banger Erwartung dessen, was wir sehen würden, im Empfangszimmer Seiner harrten, da freuten sich unsere Herzen, als wir Ihn in strammer Haltung, wie es uns schien, in herkulischer Kraft ins Zimmer treten sahen. Diese Hoffnung sollte sehr bald zu Schanden werden. Er ist heute Morgen zu Seinen Vätern versammelt worden! Den Gefühlen Ausdruck zu geben, die uns als Vertreter und mit uns die gesammte Bürgerschaft beseelen, ist mir heute nicht möglich; was Er uns war, ehe Er Kaiser wurde, was Er uns ge⸗ wesen ist in der kurzen Zeit Seiner Regierung, das haben wir, die wir die Geschäfte leiten, fast in jedem Moment erfahren. Auf Seinem Krankenlager interessirte Er Sich für alle unsere städtischen Angelegenheiten, und ich möchte sagen, die letzten Akte Seiner Regierung sind Vollziehungen zu unseren unsten gewesen. Meine Herren! Mit uns und der gesammten Bürgerschaft trauert unser Allergnädigster Kaiser und König, Wilhelm II., trauert die Kaiserin⸗Wittwe Victoria, trauert die tief gebeugte Mutter, trauert das ganze Kaiserliche und Königliche Haus! Wir, die wir so unendlich viel verloren haben, trauern ebenso wie alle An⸗ deren, der Verlust ist zu herb und zu erschütternd, ich bin nicht im Stande, heute mehr zu Ihnen zu sprechen, hoffen wir, daß der Allmächtige uns Trost giebt, daß wir Trost finden in dem Nach⸗ folger, in dem Sohne, der, wie alle Hohenzollern, das Gefühl in Sich trägt, überall Seine Pflicht zu thun. Meine Herren, ich würde Ihnen vorschlagen, daß wir nunmehr die Beschlüsse des Magistrats ent⸗ gegennehmen.“

Hierauf nahm der Ober⸗Bürgermeister von Foͤrckenbeck das Wort, sichtlich tief ergriffen, zu folgenden Mittheilungen: „Meine Herren! Im Anschluß an die ergreifenden Worte des Herrn Vor⸗ stehers, im Anschluß an das Herkommen, welches ich heute vor 14 Wochen, fast zur selben Stunde in diesem Saale konstatirte, in Ausführung der Beschlüsse, welche der Magistrat in seiner heutigen Sitzung gefaßt hat, erlaube ich mir, zu beantragen: die geehrte Ver⸗ sammlung wolle beschließen, als Ausdruck des tiefen Schmerzes, als Ausdruck der tief wehmüthigen Trauer, als Ausdruck der Erschütterung, ich kann wohl sagen, der Bestürzung, welche in Folge des schweren über uns hereingebrochenen Verhängnisses die gesammte Bürgerschaft und ihre Vertreter ergriffen hat, in Gemeinschaft mit dem Magistrat Adressen zu richten an Se. Majestät, unseren gegen⸗ wärtigen Kaiser Wilhelm II., unseren Allergnädigsten König und Herrn, an die heute verwittwete Kaiserin Victorig und an die Kaiserin Augusta; mit der Ausführung dieser Beschlüsse, sowie mit der Ausführung etwa sonst noch nothwendig werdender Veranstaltungen, unter Gewährung des erforderlichen Kredits, eine Kommission von 21 Mitgliedern zu betrauen, welche aus 14 Stadtverordneten und 7 Mitgliedern des Magistrats bestehen soll.“

Die Versammlung erklärte sich mit diesem Vorschlage einverstan⸗ den und wählte zu Mitgliedern dieser Kommission die Stadtver⸗ ordneten Stryck, Langerhans, Schwalbe, Irmer, Meyer I. und II, Haß, Spinola, Horwitz, Reichnow, Solon, Salge, Siebmann, Schmidt. Die Versammlung beschloß ferner, dieser Kommission unbeschränkten Kredit zu gewähren, 6 Wochen Trauer anzulegen und der Kommission die Feststellung der Adressen zu überlassen.

Darauf verlas der Vorsteher noch eine aus Innsbruck ein⸗ gegangene Depesche, welche folgendermaßen lautet:

„Die Vertretung der Landeshauptstadt Innsbruck spricht anläßlich des neuen herben Verlustes, welcher das Deutsche Reich durch den Heimgang des Kaisers Friedrich betroffen, ihr tiefstes Beileid aus und bittet, dies an geeigneter Stell . untniß zu bringen. Bürgermeister Dr. Falk.“

Damit schloß die Sitzung.

Die Rennen zu Hoppegarten am Donnerstag, den 14 Juni, verliefen folgendermaßen:

I. Berggeist⸗Handicap. Klubpreis 3000 Dist. 1000 m. Hrn. Ehrich's br. H. „Vagabund“, Sopp 1. Hrn. H. Manske's br. H. „Germane“, Barton 2. Hrn. Jul Jäger's schwbr. H. „Versuch“, Harding 3. Leicht mit einer Länge gewonnen. Werth: 3875 ℳ. III. Silberner Schild Sr. Majestät des Hochseligen Kaisers und Staatspreis 10 000 Dist. 2400 m. Hrn. W. Hiestrich's br H. „Durchgänger“, Sear 1. K. Hpt.⸗Gest. Graditz's br. St. „Altenburg“, R. Coates 2. Frhrn. Ed. v. Oppenheim’'s

81111“ 16 8

15 000 Ballen, Vorrath 326 000 Ballen.

F.⸗H. „Kanzler“ I, F. Sharpe 3. Siegte nach Kampf um einen Kopf. Werth: Ehrenpr. und 14 100 dem Sieger. III Verkaufs⸗Rennen. Klubpreis 1500 ℳ. 1000 m. Hrn. O. Oehlschläger's F.⸗H 3 Erster. Mr. F. Solloway's br. H. „Hörsten“, H. Jeffery Zweiter. Hrn. Adrian's br St. „Mailüfterl“, Sear Dritte. Sicher mit einer halben Länge gewonnen. Werth: 2160 „Morgenstern“ wurde nicht gefordert. 8

IV. Hymenaeus⸗Rennen. Klubpreis 2000 Distanz 1600 m. Königlichen Hauptgestüt Graditz's F.⸗H. „Manichäer“ Ballantine Erster. Gr Plessen⸗Ivenack's br. H. „Mirambo“, W. Hunter Zweiter. Königlichen Hauptgestüt Graditz's F.⸗H „Winterkönig“, F. Sharpe Dritter. Siegte leicht mit zwei Längen Werth: 2350 dem Sieger.

V. Trost⸗Handicap. Klubpreis 2000 Distanz 1800 m. Major von Mollard's F.⸗H. „Riffpirat“, Sopp 1., Capt. Joë' br. St. „Zauberin“, F. Barton 2, Herrn E. Lindner’s br. H „Ambrosius“, H. Brown 3. Nach Kampf mit einer halben Länge gewonnen. Werth: 2675 dem Sieger. b

VI. Offizier⸗Handicap⸗Jagd⸗Rennen. Preis 2000 Dist. 4000 m. Lt. Frhrn. v. Erlanger's br. St. „Sigune“, Lt. Schlüter 1., Lt. Frhrn. v. Esebeck's F.⸗St. „Wise“, Lt. Frhr. v. Senden II. 2., Lt. Reschreiter's hbr. St. „Spring Garden“, Bes. 3. Siegte sicher mit zwei Längen. Werth: 1960 der Siegerin. .

Eine Preisausschreibung enthält das 12. Heft de „Wiener Mode“. Dieselbe umfaßt das Gesammtgebiet der weiblichen Arbeit in sieben Gruppen, wobei 21 Preise im Gesammtbetrage von 2500 Fl. Silber zur Vertheilung kommen, darunter Preise von 500, 300, 200 Fl. u. s. w. Die Bedingungen der Preisbewerbung werden so gestellt, daß jeder die Nadel führenden Hausfrau der Wettbewerb möglich sein wird. Damen, welche sich für diese Konkurrenz interessiren, können das Heft, welches eine Fülle schöner Illustrationen enthält, von jeder Buchhandlung oder von der Administration der „Wiener Mode“ um den Preis von 30 Kr. = 50 oder 70 Cts. in Brief⸗ marken beziehen. 3

(W. T. B.) Der frühere norwegische Staats⸗Minister Richter wurde heute Morgen todt in seiner Wohnung gefunden. Er hatte durch einen Revolverschuß in den Mund seinem Leben ein Ende gemacht. Staats⸗Minister Richter ist schon mehrere Wochen hochgradig nervös gewesen; er sollte nach früherer Bestimmung heute nach Norwegen reisen

Stockholm, 15. Juni

Wetterbericht vom 16. Juni 1888, 8 Uhr Morgens.

50 C. = 40 R.

8 .

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Stationen.

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Temperatur in 0°Celsius

Bar. auf 0 Gr. 2232 [u. d. Meeressp.

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Stockholm Haparanda S. Petersburg Moskau

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Karlsruhe Wiesbaden München Chemnitz Berlin Wien Triest still

¹) Abends und Nachts starker Regen. ²) Nachmittags Gewitter. 3) Nachts Regen.

Uebersicht der Witterung.

Ein barometrisches Minimum liegt über dem Innern Rußlands, einen Ausläufer nach dem östlichen Deutschland entsendend, während der Lustdruck im Westen am höchsten ist. Bei schwacher Luft⸗ bewegung ist über Deutschland das Wetter trübe, regnerisch und ungewöhnlich kühl. In Westdeutschland, sowie in Süd⸗Oesterreich fanden zahlreiche Gewitter statt. Neufahrwasser meldet 30, Allinge 35, Warschau 34, Krakau 29 mm Regen. Bamberg hatte gestern Gewitter mit starkem Hagelfall.

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Deutsche Seewarte.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Tony Baum mit Hrn. Kaufmann Rudolf Hlubeck (Breslau—Tost O.⸗S.) Frl. Adolfine Berent mit Hrn. Ober⸗Landesgerichts⸗Referendar Felir Schroeder (Königsberg). Frl. Anna Müller mit Hrn. Wilhelm Beothe (Mestlin Schwerin). Frl. Martha Dorn mit Hrn. Stadtvikar Karl Kopp (Backnang). Frl. Elsbeth von Aweyden mit Hrn. Sec.⸗Lieut. Neaander von Petersheiden (Posen). Frl. Bertha Labschies mit Hrn. Paul Hamann (Berlin).

Verehelicht: Hr. Paul Boschann mit Frl. Amanda Eggert

G

(Berlin). eboren: Ein Sohn: Hrn. Amtsrichter Wodick (Wetter b. Marburg). Hrn. Reg.⸗Präsidenten Frhrn. von Berlepsch (Düsseldorf). Hrn. Rektor Meier (Magdeburg). Hrn. Georg Reschke (Eere h Hrn. Rudolf Sirtus (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Wilhelm Böhm (Berlin). Hrn. Edmund Linx⸗ weiler (Viersen). Hrn. Postassistenten Schnell (Krivitz). Gestorben: Hr. Maurermeister Mathias (Berlin). Frau Klara Libau, geb. Wieprecht (Berlin). Frau Elise Lüdicke, geb. einsen (Berlin). Hr. Graf Wilhelm von Brockdorff auf Kletkamp (Teplitz). Hr. Karl von Flotow (Malchow i M.). r. Oberförster a. D. Julius von Pannewitz (Liegnitz). Frau Friederike Kleinau, geb. Griesing (Dodendorf). Hr. Ingenieur Wilhelm Hager (Kalk). Frau Professor Ernestine Steinhart, geb. Levezow (Leipzig). Hr. Gutsbesitzer Heinrich Kübarth (Kal⸗ weitschen). Hrn. Landgerichts⸗Rath Herzog Tochter Charlotte (Ravensburg). 8 8

Frl.