— Zu einem 7tägigen Informations⸗Kursus bei der MNilitär⸗Schießschule in Spandau ist eine größere Anzahl Escadrons⸗Chefs kommandirt worden und hier ein⸗ getroffen.
— S. M. Kreuzer⸗Fregatte „Leipzig“, Kommandant Korrvetten⸗Kapitän Hartog, ist am 21. Juni cr. in Gibraltar angekommen und beabsichtigt, die Weiterreise am 23. Juni cr. fortzusetzen. S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Nixe“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Büchsel, ist am 21. Juni cr. in Dart⸗ mouth eingetroffen. 8 S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant von Eickstedt, ist am 20. Juni cr. in Nagasaki und beabsichtigt, am 6. Juli cr. wieder in See zu gehen.
Sachsen. Dresden, 21. Juni. (Dr. J.) Prinz Friedrich Leopold von Preußen ist gestern 5 ¼ Uhr Nachmittags hier angekommen und
Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Olden⸗
burg und die Fürstin Marie von Schwarzburg⸗ Sondershausen hier ein. Die hohen Herrschaften begaben sicch sämmtlich nach dem Schloß Albrechtsberg.
— 22. Juni. (W. T. B.) Heute Mittag fand in Gegen⸗ wart zahlreicher Fürstlichkeiten auf Schloß Albrechtsberg die Einsegnung der verstorbenen Prinzessin Marie von
Sachsen⸗Altenburg und die Taufe der jüngst ge⸗ bornen Tochter derselben statt.
1 Baden. Karlsruhe, 22. Juni. (W. T. B.) Die Zweite Kammer nahm die kirchenpolitische Vor⸗ lage einstimmig in der Fassung der Ersten Kammer an.
Mecklenburg⸗Schwerin. Rostock, 21. Juni. (W. T. B.)
Der landständische Konvent hat anstatt der vom Groß⸗
herzog beantragten 846 000 ℳ nur 300 000 ℳ als Landes⸗
hülfe für die Ueberschwemmten der Elbniederung in Mecklenburg⸗Schwerin bewilligt.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 21. Juni. (Lds.⸗Ztg. f. Els⸗Lothr.) Das Präsidium des Landes⸗Aus⸗ schusses von Elsaß⸗Lothringen hat an Se. Majestät den Kaiser Wilhelm das nachstehende Beileidstelegramm gerichtet:
Ew. Majestät bittet das Präsidium des Landes⸗Ausschusses für Elsaß⸗Lothringen den Ausdruck tiefster Trauer und aufrichtigster Theilnahme an dem schweren Verlust entgegennehmen zu wollen, welcher Ew. Majestät, das Kaiserliche Haus und das Reich durch das Dahinscheiden des geliebten Kaisers Friedrich betroffen hat. Genehmigen Ew. Majestät zugleich den ehrerbietigsten Wunsch, daß Allerhöchstdero Regierung eine glückliche und gesegnete sein möge. Im Namen des Präsidiums des Landes⸗Ausschusses. Dr. Jean Schlumberger.
Darauf ging von Sr. Majestät dem Kaiser folgende
Antwort ein:
Marmor⸗Palais, 20. Juni 1888. Die warme Theilnahme, welche das Präsidium über das Ableben
Meines geliebten Herrn Vaters Mir bezeigt hat, hat Mein Herz
wohlthuend berührt. Für dieselbe, wie für die guten Wünsche für
Mich danke Ich verbindlichst.
““ Wilhelm.
Bei dem am 10. d. M. in der Landeshauptkasse statt⸗ gehabten Abschluß dieses Gte Igheles hat sich gegenüber dem Etat ein Ueberschuß von 571 ℳ ergeben, welcher dem in der nächsten Tagung des Landesausschusses vorgelegten Etat für 1889/90 zu gute kommt. Das Ergebniß ist um so günstiger, als in dem gedachten Finanzjahr 636 533 ℳ zur Schuldentilgung verwendet wurden, während die im Gesetz Fenesete regelmäßige Schuldentilgungs⸗Quote nur 275000 ℳ%
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. Juni. (W. T. B.) der Kirche der evangelisch⸗helvetischen Kon⸗
In fession fand heute Morgen ein Trauergottesdienst für Kaiser Friedrich statt, welchem der Erzherzog Carl Ludwig als Vertreter des Kaisers, mehrere Mitglieder des
Kaiserhauses, sowie viele Generäle, Würdenträger und Diplomaten beiwohnten. Pest, 21. Juni. (W. T. B.) Der Budget⸗Aus⸗ schuß der ungarischen Delegation nahm den Bericht des Referenten Falk über das Budget des Aeußern an. Der Bericht erwähnt die scheberaliche Theilnahme der unga⸗ rischen Nation an dem Verluste, welchen Deutschland durch den Tod des Kaisers Friedrich erlitten, spricht die Ueberzeugung aus, daß die herzlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn keine Aenderung er⸗ leiden werden, und stimmt der vorsichtigen Politik Kaͤlnoky's zu. In dem Bericht wird ferner die Friedensliebe dder österreich⸗ungarischen Monarchie, zugleich aber auch die Nocthwendigkeit betont, keinen Eingriff in die vertragsmäßige Autonomie der Balkanvölker zu dulden. Der Bericht verweist eendlich auf die Unterstützung Deutschlands, Italiens und Eng⸗ lands zur Erhaltung des Friedens, spricht den Wunsch aus, daß auch freundschaftliche Beziehungen zu den anderen euro⸗ päischen Mächten erhalten werden, und empfiehlt, dem Minister des Aeußern Grafen Kälnoky die Anerkennung der Delegation auszusprechen. m Unterhause theilte der Minister⸗Präsident mit, Se. Majestät der Kaiser Wilhelm habe die Beileids⸗ kundgebungen des Hauses tief ergriffen entgegengenommen und Seinen Dank für dieselben ö — Durch Kaiserliches Reskript wird der Reichstag bis zum 15. Oktober vertagt.
1 Großbritannien und Irland. London, 21. Juni. (W. T. ¹ Im Oberhause erklärte Lord Elpinstone: die Frage der Sals sh fremder Kriegsschiffe in befestigten Häfen von britischen Besitzungen werde von der Regierung in Erwägung gezogen; die Veröffentlichung etwaiger Beschlüsse würde aber dem Staatsdienste nicht ersprießlich sein, deshalb seien den Flottenbefehlshabern und Gouverneuren von Kolonien keine Instruktionen gesandt worden. Das Unterhaus nahm die dritte Lesung der Weinzollbill an. — In einer heute stattgehabten Ver⸗ sammlung der konservativen Partei unter dem Vorsitz Lord Salisbury's erwähnte derselbe der Niederlage, welche die Regierung jüngst im Unterhause in einer Frage der polizeilichen Kontrole erlitten hat, tadelte den Abfall einiger Mitglieder der konservativen Partei in der be⸗ treffenden Frage, und sagte, es wäre besser gewesen,
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wenn diese frei und offen ihre Bedenken gegen die Anträge der Regierung ausgesprochen hätten, als daß sie gegen die Regierung stimmten. Der Mangel an Einigkeit könnte eines Tages eine derartige Niederlage der Regierung herbeiführen, daß ein Appell an das Land nothwendig werde. Der erste Lord des Schatzes, Smith, erklärte, wenn er nicht das Ver⸗ trauen der Konservativen als Führer der Partei im Unter⸗ hause besitzen sollte, so sei er bereit, diese Stellung nieder⸗ zulegen. — Die Versammlung votirte ihr volles Vertrauen zu Salisbury und Smith. 8
Der Gemeinderath der City nahm gestern ein⸗ stimmig eine Resolution an, durch welche der Kaiserin⸗ Wittwe Victoria sowie der kaiserlichen Familie tiefe und herzliche Theilnahme anläßlich des Todes des Kaisers Friedrich ausgesprochen wird. Eine Abschrift der Resolution wurde dem deutschen Botschafter, Grafen von Hatzfeldt, zur Uebermittelung nach Berlin zugestellt. t
— 22. Juni. (W. T. B.) Anläßlich des Ablebens des Kaisers Friedrich wird am Sonntag, den 24. d. M., um 11 Uhr 45 Minuten in der deutschen Kapelle ein Trauergottesdienst stattfinden, welchem folgende Personen beizuwohnen beabsichtigen: Die Prin⸗ zessinnen Louise, Victoria und Maud, Töchter des Prinzen von Wales, der Herzog von Cambridge, der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg⸗Strelitz, die Prinzessin Christian von Schleswig⸗Holstein, der Herzog und die Herzogin von Teck, der Premier⸗Minister Lord Salisbury, die anderen Minister, der deutsche Botschafter Graf Hatzfeldt, das gesammte Personal der deutschen Botschaft, alle anderen Botschafter, Minister und Konsuln, der Lordmayor. Der Prediger Wall⸗ baum wird die Trauerrede halten.
Frankreich. Paris, 20. Juni. (Fr. C.) Der Senat⸗ schritt gestern zur zweiten Lesung des Gesetzentwurfs, betr. die Reform des Rekrutirungswesens. Der General Robert entwickelte nochmals sein Gegenprojekt, dessen Inbetrachtnahme aber verworfen wurde, und der Kriegs⸗Minister de Freyeinet veranlaßte die Ableh⸗ nung aller weiteren Anträge von durchgreifender Be⸗ deutung. Art. 1—9, mit Ausnahme von Art. 6, wurden un⸗ verändert angenommen. Dieselben bestimmen, daß jeder Franzose wehrpflichtig ist, daß die Dienstzeit 25 Jahre um⸗ faßt, und haben auf die aus dem Heere ausgeschlossenen Individuen Bezug. Art. 6, betreffend die politischen Ver⸗ urtheilten, wurde an den Ausschuß zurückverwiesen.
— 21. Juni. (W. T. B.) In der Deputirten⸗ kammer hat der Finanz⸗Minister heute das Budget pro 1889 eingebracht.
Lille, 21. Juni. (W. T. B.) Nach zwei Wahlgängen wurde Legrand (Republikaner) mit 1194 Stimmen zum Senator des Departements Nord gewählt; der kon⸗ servative Kandidat General lHerillier erhielt 1059 Stimmen.
Italien. Rom, 21. Juni. (Telegr. d. „Agenzia Ste⸗ fani.“) Aus Massovah wird gemeldet: der Sohn des Negus sei durch Gift in Makalle gestorben, der Negus habe Rasalula und Debeb zu sich berufen, die Derwische verhielten sich ruhig.
Spanien. Madrid, 21. Juni. (W. T. B.) Der oberste Militärgerichtshof, welchem die Angelegenheit des General⸗Gouverneurs Martinez Campos zur Ent⸗ scheidung vorliegt, erkannte einstimmig an, daß Martinez Campos den militärischen Gesetzen gemäß verfahren sei.
Amerika. Chicago, 21. Juni. (W. T. B.) Das Programm der republikanischen Partei, welches hürn der Nationalkonvention unterbreitet wurde, spricht sich ür Schutzzoll aus und protestirt gegen dessen dig gchs. wie sie von Cleveland und seiner Partei verlangt werde; letztere hätten das Interesse Europas im Auge, während die Re⸗ publikaner den Interessen Amerikas dienen wollen; sie seien bereit, den Kampf aufzunehmen und sich vertrauensvoll an das Volk zu wenden; alsdann spricht sich das Pro⸗ ramm für die Verminderung der Einkünfte durch Ab⸗ schaffung der Zölle auf Taback und Spiritus aus, der zu gewerblichen Zwecken und bei Maschinen verwandt würde. Eine Revision der Gesetze solle vorgenommen werden, um die Einfuhr derjenigen Artikel zu beschränken, die in Amerika gleichfalls erzeugt und zu deren Erzeugung ein⸗ heimische Arbeit angewandt würde. Zölle sollen besonders von Luxusgegenständen, die man nicht in Amerika erzeugen könne, erhoben werden; ferner solle die Gesetzgebung dafür Sorge tragen, daß die Polygamie abgeschafft würde. Die verefde von Gold und Silber solle in bisheriger Weise im Geldverkehr beibehalten werden. Die Bemühungen der Demokraten, das Silber zu entwerthen, seien ganz ungerecht⸗ fertigte; es sollen baldigst Maßnahmen getroffen werden, um der Handelsmarine und dem Handel zum Aufschwunge zu verhelfen. Für die Herstellung der Marine, für die Er⸗ richtung von Küstenbefestigungen, sowie für den Ankauf von Kanonen und anderen modernen Vertheidigungsmitteln, für die Verbesserung der Häfen behufs Erleichterung des Handels, sowie endlich zur Bezahlung der Nationalschuld werden Kredite gefordert. Das Programm spricht sich schließlich gegen die kontraktmäßige Arbeit Fremder und namentlich der Chinesen aus und verlangt hierüber rechts⸗ kräftig regelnde Gesetze. Die auswärtige Politik der Demokraten, die sich durch ihre Unthätigkeit auszeichne, sei sehr u tadeln, da sie der Ausbreitung des Einflusses der remden in Central⸗Amerika ruhig fugesehen und gestattet habe, daß sich der ausländische Handel immer mehr ausgebreitet habe. Unter enthusiastischen Kundgebungen wurde alsdann am Abend das Programm von der Nationalkonvention ge⸗ nehmigt und unter dem Vorsitz der Repräsentanten der ver⸗ schiedenen Staaten zur Ernennung der Kandidaten geschritten; unter denselben befinden sich: Gresham, Harrison, Allison, Alger, Depew und der Senator Sherman.
Zeitungsstimmen.
In ihrem Jahresbericht für 1887 giebt die Handels⸗ kammer zu Karlsruhe eine Darstellung der Lage und des Ganges der Industrie und des Handels, welcher die „Nord⸗ deutsche Allgemeine Zeitung“ Folgendes entnimmt: „Die hiesige Cementwaarenfabrik bezeichnet den Geschäftsbetrieb im abgelaufenen Jahre als einen befriedigenden. Die Ziegeleien des Bezirks hatten in demselben eine sehr starke Nachfrage nach ihren Artikeln zu verzeichnen. In der am hiesigen Platz bestehenden Mar⸗
mor⸗, Granit⸗ und Syenitwaarenfabrik hat sich der Umsatz im Be⸗ richtsjahre gegen das Vorjahr bedeutend gesteigert und kann das Eta⸗
blissement im großen Ganzen mit Befriedigung auf das letzte Jahr zurückblicken. Für die chemische Fabrik in Karlsruhe brachte das letzte Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahre einen weiteren Preisrückgang der Fatbbredutte soweit solche nicht durch Konventionen der betreffenden abriken hiervor geschützt blieben; der Absatz war annähernd derselbe wie im Vorjahre. Für die deutsche Metallpatronenfabrik und die vFeshiefeven. welche in Karlsruhe domiziliren, war auch das ver⸗ flossene Jahr ein gutes. Die badische Maschinenfabrik und Eisen⸗ gie eerei in Durlach vermag den Durchschnitt des letztjährigen Ge⸗ chaftsergebnisses als einen befriedigenden zu bezeichnen. In der Werkzeugmaschinenfabrikation hatten die bestehenden Konkurrenz⸗ verhältnisse ein wirklich lohnendes Geschäft nicht zu Stande kommen lassen. Die Maschinenfabrik in Bruchsal kann eine be⸗ deutende Steigerung des Absatzes konstatiren, die letztere voll⸗ zog sich jedoch unter einer den Gewinn beeinträchtigenden Ver⸗· minderung des Durchschnittspreises der Fabrikate. Die Maschinen⸗ baugesellschaft Karlsrube muß den Geschäftsgang im Berichtsjahre als einen im Ganzen schleppenden und wie im vorhergehenden Jahre wenig lohnenden bezeichnen. Für die Nähmaschinenindustrie verliefen die ersten Monate des Berichtsjahres unter starker Depression, von Anfang April an wurde jedoch die Nachfrage wieder, eine lebhafte. In der Kühlapparatefabrikation ist der Geschäftsgang im letzten Jahre annähernd der gleiche wie in früheren Jahren geblieben. In der Eisengießereibranche im Allgemeinen fehlte es nicht an genügenden Aufträgen, eine Preissteigerung der Gußwaaren ließ sich aber trotz wiederholten Aufschlags des Preises der Rohmaterialien nicht durchführen. Für das Eisengeschäft hat sich die Lage während der Berichtsperiode günstiger gestaltet. Die Blechwaarenfabrik in Bretten kann die Erfolge ihrer Thätigkeit im Jahre 1887 im Allgemeinen als befriedigende bezeichnen. In der Syphon⸗ und Metallwaarenfabrik dahier ließ sich das Jahr bezüglich einiger Artikel recht günstig an, in seiner zweiten Hälfte wurde jedoch das Geschäft sehr erschwert. Von der Spinnerei und Weberei Ettlingen kann der Geschäftsgang im Berichtsjahre ein besonders guter nicht genannt werden. Der Engroshandel in Manu⸗ fakturen laͤßt sich als mittelmäßig bezeichnen. In Baumwollweb⸗ und Strickgarn war zwor der Bedarf ein zufriedenstellender, der Handel darin jedoch wenig lohnend. Ebenfalls nur wenig lohnte der Handel mit Nähmaschinenzwirn, dagegen gestaltete sich der Handel mit Woll⸗ strickgarn zufriedenstellend. Für die Packpapierfabrikation bot das Jahr 1887 das gleiche, wenig erfreuliche Bild wie seine Vorgänger. Die Fabrikation chemisch präparirter Papiere hatte an dem — Jahre im Großen und Ganzen ein nicht ungünstiges Jahr; der Export war zufriedenstellend, hingegen nicht das inländische Geschäft. Die hiesige Tapetenfabrik hatte ein mittelgutes Geschäftsjahr. Die Cellulose⸗ fabrikation hat einen weiteren Preisrückgang des fertigen Produkts zu beklagen. Die Lage der Cichorienfabrikation ist immer noch die gleich ungünstige wie im Vorjahre. Ebenso ergab auch die Rübenzucker⸗ fabrikation in Folge des geringen Zuckergehalts der Rüben und des außerordentlich niederen des Fabrikats in der Campagne 1886/87 wieder ein vunbefriedigendes Resulkat, wogegen der Raffinerie⸗ betrieb (Raffination gekauften Rohzuckers) ein lohnenderes Erträgniß lieferte als im Vorjahre. Für das Getreidegeschäft schloß das Be⸗ triebsjahr im Ganzen befriedigender als die vorhergehenden Jahre ab. In der Mühlenindustrie war die erste Hälfte des Jahres ebensowenig gewinnbringend als die Vorjahre, dagegen fiel der Jahresabschluß in Folge besserer Geschäftslage in den späteren Monaten weniger un⸗ günstig aus, als man erwartet hatte. Was die Herstellung von Kar⸗ toffelmehl anlangt, so war die letzte Campagne kurz und unlohnend. In Preßhefe war der Absatz im letzten Jahre ein normaler, aber die Preise waren weichend. Auch in Essigsprit war ein genügender Ab⸗ satz vorhanden, doch ließen auch hier die Preise zu wuͤnschen übrig. Die Malzindustrie hat für das Jahr 1887 guten Absatz, jedoch gedrückten Preisstand zu verzeichnen. 8 den Hopfenhandel war das Betriebsjahr kein lohnendes. ie Lage der Bierbrauerei war während desselben insofern eine günftige, als Gerste, Hopfen und Eis stets billig im Preise standen. Für den Weinhandel war es kein besonders günstiges Jahr. Auch in den Kreisen der Spiritusbrennerei, der Branntweinfabrikation und des Branntweinhandels war man mit den Beschi teesgebuüssen des letzten Jahres wenig zufrieden. In der Cigarrenfabrikation hat sich während desselben der Geschäftsgang gegen das Vorjahr zwar etwas besser, jedoch noch keineswegs erfreulich gestaltet, wohl aber vermag der Tabackhandel das verflossene Jahr im Allgemeinen zu den befriedigen⸗ den zu zählen. Die Glacéhandschuh Fabrik dahier war auch im Be⸗ richtsjahre voll beschäftigt; die Preise des Rohmaterials standen höher als im Vorjahre, doch ließ sich für das Fabrikat ein besserer Preis nicht erzielen. Für die Seifen⸗ und Lichtindustrie war auch das abgelaufene Jahr kein gutes. Dagegen hat die Parfümerie⸗ und Toiletteseifenfabrikation seit Aufhebung der Branntwein⸗Uebergangs⸗ steuer von Parfümerien und seit Freigabe des IG im Allgemei⸗ nen einen erfreulichen Aufschwung genommen. Im Baugewerbe und Möbelgeschäft trug das Berichtsjahr im Allgemeinen den Charakter seiner Vorgänger. Im Holzgeschäft hat während desselben kein Auf⸗ schwung stattgefunden. Die Lage des Kohlengeschäfts am hiesigen Platz ist eine dauernd ungünstige. Der Handel mit Vieh hat gegen⸗ über dem Vorjahre ebenfalls keine Besserung erfahren; das Geschäft ging sehr Uungsac und war der Umsatz ein noch geringerer als in den vorletzten Jahren. Der Kolonialwaarenhandel hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Das Bankgeschäft wurde durch die wiederholten hachelche Beunruhigungen in seiner normalen Entwickelung beein⸗ trächtigt.
— Die „Deutsche volkswirthschaftliche Corre⸗ spondenz“ schreibt: 1.
Ein englisches Urtheil über die deutsche Konkurrenz. Nichts wäre gefährlicher, als wenn wir uns der Meinung hingeben würden, weil England unsere Konkurrenz zu fürchten beginnt, sei die englische Kon⸗ kurrenz jetzt für uns belanglos. England wird, so Uünge seine Flagge sich auf den Meeren zeigt, der mächtige Konkurrent bleiben, der es war. Es ist gut, uns das von Zeit zu Zeit ins Gedächtniß zu rufen, und deshalb verdient auch in Deutschland ein Bericht Beachtung, den Mr. Giffen, der Chef des statistischen Departements im englischen Handelsamt, unlängst veröffentlichte.
Anlaß zu dieser Ausarbeitung hat die Meinung Vieler gegeben, daß England durch die Rivalität Deutschlands auf auswärtigen Märkten stark beeinträchtigt werde. Giffen nimmt die Periode von 1875/77 und 1884/85 als Beispiel und sagt, die Einfuhr in England habe in jeder der beiden Perioden 381 Mill. Pfd. Sterl. betragen, die Ausfuhr in der ersten Periode 207 Mill. Psd. Sterl. und in der zweiten 223 Mill. Pfd. Sterl., wonach eine Zunahme von 16 Mill. Pfd. Sterl. oder 8 % stattgefunden hat. In Deutschland dagegen tellte sich der Import in erster Periode auf 241 Mikl. Pfd. Sterl., in der zweiten auf 229 Mill. Pfd. Sterl., oder um 12 Millionen gleich 5 % geringer, und die Ausfuhr auf 130 Mill. Pfd. Sterl., respektive 151 Mill. Pfd. Sterl., d. hb. zeigt eine Zunahme von 21 Mill. Pfd. Sterl. oder 16 %. Wenn sich nun auch der Export Deutschlands vermehrt hat, so ist noch nicht bewiesen, daß dies zum Nachtheil Englands geschehen sei, fährt Giffen fort, und bemerkt, daß der Antheil, den England und Deutschland an dem Einfuhrhandel in einigen anderen europäischen Staaten haben, z. B. im europäischen Rußland, in Schweden, Nor⸗ wegen, Dänemark und Belgien, resp. 26, 26, 26, 22 und 13 %, jener Deutschlands, beziehungsweise 36, 29, 28, 37 und 13 % ausmacht, und die Total⸗Einfuhr in gedachten fünf Staaten auf respektive 42, 8, 18 ½, 14 ½ und 55 ½ Millionen Pfund Sterling jährlich sich beläuft. Hier ist nun allerdings eine Ueberlegenheit Deutschlands zu verzeichnen, selbe sei aber darin zu suchen, daß Deutschland diesen Ländern näher liege als England, und daher die Transportkosten viel geringer seien. In über⸗ seeischen Ländern stellen sich die Verhältnisse jedoch ganz anders. In Egypten fallen 47 % auf England, 1 % auf Deutschland, in China 28 % auf England, nichts auf Deutschland, in Japan 43 % auf England, 7 % auf Deutschland und noch günstiger stellt sich der Ver⸗ gleich in den transatlantischen Besitzungen. In Indien kommen auf England 75 %, auf Deutschland 0,2 %, in Australi d
, auf Deutschland 3 %,. Auf den Exporthandel Englands nach europäischen Staaten während der erwähnten zwei Zeitabschnitte gehend, führt Giffen an, daß derselbe 6 448 000 Pfd. Sterl,
Deutschlands dagegen 17 117 000 Pfd. Sterl. betrage; in der
zfuhr nach den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika ver⸗ ne England eine Zunahme von 12 606 000 Pfd. Sterl., Deutschland 8 814 000 Pfd. Sterl., nach den englischen Besitzungen England
Zunahme von 20 000 606 Pfd. Sterl., Deutschland von 000 Pfd. Sterl., mithin zusammen für England von 39 134 000
.Sterl., für Deutschland aber nur von 26 756 000 8 Zum
Iluß bemerkt Giffen, daß von Deutschland, mit usnahme seines
üdels nach dessen Nachbarstaaten, England in fernen Ländern blos nen Artikeln Konkurrenz gemacht werden kann, in welchen es so agen ein Monopol habe, z. B. in Seidenstoffen und seidenen dern, in welchen es nach Frankreich beim Import in die einigten Staaten von Nord⸗Amerika den ersten Platz immt; dafür kann Deutschland in der Ausfuhr von orkalk und Weißblech mit England nicht rivalisiren, denn chiffte England an Seidenstoffen und solchen Kleidern dorthin auch für 1 252 952 Doll., Deutschland dagegen für 2 323 030 Doll., xportirt es an Chlorkalk nach gedachter Union für 1 352 957 Doll., rend Deutschland blos für 11 Doll. dorthin versendet hatte, und Weißblech schickte England für 17 580 033 Doll., Deutschland für
134 Doll. dahin. Das lautet für Dentschland nicht allzu günstig. fen hat nun aber eine Periode gewählt, in der der deutsche Handel
c nicht auf dem heutigen Standpunkt angelangt war; die deutschen
Pustriellen werden eifrig streben, schließlich auch in den Ländern
Fuß zu fassen, in denen sie 1884/85 noch nicht den Engländern urrenz bereiteten.
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 27. — Inhalt: höchster Aufruf Sr. Majestät des Kaisers und Königs vom Juni 1888. — Verfügungen: vom 19. Juni 1888. ekannt⸗ hung des Allerhöchsten Aufrufs.
Land⸗und Forftwirthschaft.
(N. A. Ztg.) Der Vereinstag ländlicher Genossen⸗ aften, welchen alljährlich der Anwaltsverband der Raiff⸗ en'schen Genossenschaften veranstaltet, fand am 14. Juni c. Straßburg im Elsaß statt. Die Betheiligung war größer je zuvor. Die Versammlung zählte an 500 Theilnehmer. Als te waren erschienen: als Vertreter des preußischen Ministers für wirthschaft, Domänen und Forsten, Geh. Reg.⸗Rath Dr. Hermes⸗ lin, ferner die Unter⸗Staatssekretäre Studtund Schraut, Bezirks⸗ sident von Stichaner, die Ministerial⸗Räthe Halley und Keet⸗ un, Ober⸗Regierungs⸗Rath Geiseler, eine Anzahl Kreisdirektoren, germeister Back, sowie der Präsident des Landwirthschafts⸗ s von Elsaß⸗Lothringen, Baron Hugo Zorn von Bulach. Vorsitzende des Anwaltschaftsraths eröffnete die Versammlung, i er der Verluste gedachte, welche der Verband durch den Tod Kaisers Wilhelm, als des Freundes und Protektors der Raiffeisen⸗ Kassen, und durch das Hinscheiden Raiffeisen's, des Gründers Nlangjährigen Anwalts der Organisation, erlitten habe. Die Ver⸗ imlung ehrte das Gedächtniß beider Verstorbenen durch Erheben den Sitzen, worauf der Verbandoͤdirektor des unterelsässischen Bundes, rgermeister Sundhauser von Achenheim, den Vorh übernahm. h. Reg.⸗Rath Dr. Hermes⸗Berlin sprach Namens seines Chefs das Be⸗ hern aus, daß dieser der Versammlung nicht beiwohnen könne, und er⸗ te, daß die preußische Regierung nach wie vor den Bestrebungen Vereine das wärmste Interesse entgegenbringt. Unter⸗Staats⸗ tär Studt versicherte die Versammlung des Interesses der Reichs⸗ erung und hofft, daß die Bestrebungen des Vereinstages zur Lösung brennenden Tagesfrage des ländlichen Kredits, welche man von n Vereinen erwarte, beitragen würden. Zu dem ersten Punkt der gesordnung erstattete Genossenschaftsanwalt Cremer den Jahres⸗ scht. Er gedachte ebenfalls des hingeschiedenen Anwalts ffeisen, an dessen Stelle er durch das Vertrauen der Vereine eufen worden sei. Erfreulicherweife schreite die Entwickelung der steren stetig fort. Ende 1886 betrug die Zahl der im Anwaltschafts⸗ bande befindlichen Vereine 312, Ende 1887 357, und heute
t der Verband 391 Vereine mit 46 000 Mitgliedern. Bei der ßen Ausdehnung des Unternehmens sei die Zentralstelle, bei welcher Zeit 11 Herren beschäftigt seien, begreiflicherweise aufs Höchste in pruch genommen, wovon allein der bedeutende Postverkehr Zeugniß
sege. Im verflossenen Jahre seien 292 gewöhnliche und 55 außer⸗ vöhnliche Revisionen vorgenommen worden. Im Allgemeinen tten dieselben zufriedenstellende Resultate ergeben. Der von der zwaltschaft vermittelte gemeinschaftliche Bezug der nothwendigsten sirthschaftsbedürfnisse habe einen bedeutenden Aufschwung ge⸗ mnmen. Es wurden über 339 000 Ctr. Dünge⸗ und Futter⸗ itel und 3127 Doppelwaggons Kohlen im Werthe von
3 Millionen Mark bezogen. Angesichts der günstigen ultate und des Entgegenwirkens der Düngerfabrikanten möchten
bisher noch fernstehenden Vereine nicht zurückbleiben und möchten Betheiligten fest zusammenstehen. Auch möchten die landwirth⸗ aftlichen ꝛc. Vereine die Durchführung der Bezüge der Organisation Darlehnskassen⸗Vereine überlassen und ihre Aufgabe in auf⸗ render und belehrender Thätigkeit suchen. In Bezug auf die Aus⸗ itung der Vereine im Auslande nähmen Oesterreich und Italien ersten Rang ein. Einer der italienischen Darlehnskassen⸗ eine sei für seine segensreiche Wirksamkeit zur Ver⸗ eerung der ländlichen Verhältnisse mit einem Preise, jehend in einer silbernen Medaille und 700 Franken, aus⸗ eichnet worden. In der Schweiz habe Regierungs⸗Rath von Steiger⸗
n den ersten Verein ins Leben gerufen. In Frankreich seien
20 Syndikate mit der Gründung der Vereine betraut worden.
zlich habe ein Beauftragter des französischen Ackerbau⸗Ministeriums Anwaltschaft und einige Vereine besucht und bei der Rückkehr er⸗ t, daß seine Erwartungen übertroffen worden seien. Nachdem sich, bekannt, Dänemark, Belgien und Holland bereits früher mit der che befaßt hätten, sei neuerdings auch eine Anfrage aus England ommen. Bei den überraschenden Erfolgen und der allgemeinen An⸗ kennung der Vereine sei es unverständlich, wenn man dieselben von pisser Seite noch bekämpfe. So seien neuerdings aus dem Schulze⸗
sVlitzsch'schen Lager wieder Angriffe gemacht worden, welche jedoch die
ührende Zuruͤckweisung erfahren hätten. Redner giebt hier⸗ eine Schilderung der „Vermächtnisse Raifeisen's“: des Central⸗ enverbandes, des Anwaltschaftsverbandes und der Firma Raiffeisen Kons. Das von den dem Centralkassenverbande angehörigen reinen gezeichnete Garantiekapital habe die Höhe von 825 000 ℳ icht. Der Umschlag des verflossenen Jahres betrage ca. 4000 000 ℳ,
das Reservekapital sei auf 75 444 ℳ gestiegen. Der Gewinn vergangenen Jahres beziffere sich auf über 12 000 ℳ —. Inner⸗ b des Anwaltschaftsverbandes beständen bis jetzt Verbände für er⸗Elsaß, Ober⸗Elsaß, Tberschl sten Schwaben und Neuburg, terfranken, Hessen⸗Kassel, Hessen⸗Nassau, Thüringen und
Rheinprovinz, Unterverbände in der Rheinprovinz und Schwaben und Neuburg im Ganzen 10. Durch die Ver⸗ de könnten die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Bezirke rücksichtigung finden. Ein allgemeines Zusammenwirken in einem ßen Verbande sei jedoch nöthig, um der Alles überwältigenden ucht des Großkapitals entgegenzutreten. — Die Firma Raiffeisen Konsorten, welche nicht auf gewöhnlichen kaufmännischen Grund⸗ n beruhe und vielfache Anfeindungen erfahren habe, sei gegründet den, um die fehlenden Geldmittel zur Bestreitung der Organisa⸗ skosten herbeizuschaffen. Laut notariellem Vertrag hätten die ilnehmer keinen Antheil am Gewinn, ebenso die Erben derselben een Anspruch auf das etwa angesammelte Vermögen. Demnach sei die ma in uneigennützigster Weise im Interesse der Organisation thätig daher eine allgemeine Unterstützung Seitens der Vereinsgenossen pten. Redner schloß mit der Aufforderung, das theure Erbe
Raiffeisen’s in seinem Sinne und Geiste, unbeirrt um entgegenstehende Hindernisse und Kämpfe, zu fördern. Man verfolge eine gerechte Sache, und im Hinblick darauf brauchten auch die Vereinsgenossen, vereint in einem großen und schönen Verbande, Niemand zu fürchten außer Gott, welcher bis jetzt geholfen habe und auch weiter helfen werde. Nach Entlastung der Anwaltschaft bezüglich der Jahres ⸗ rechnung und der Bestätigung von Verbhänden folgte eine Gedächtniß⸗ rede auf den verstorbenen Anwalt F. W. Raiffeisen gehalten von Pfarrer Kaiser, stellvertretendem Verbandsdirektor, von Berg bei Donauwörth. “ an die Worte des Vorredners gab Anwalt Cremer Kenntniß von einer ihm zugegangenen, in überaus herzlichen Worten ge⸗ haltenen Zuschrift Sr. Durchlaucht des Fürsten zu Wied, in welcher dieser sein großes Bedauern darüber ausspricht, daß er nicht, wie er beabsichtigt, der Versammlung beiwohnen könne, gleichzeitig seinem Schmerze über das Hinscheiden Raiffeisen's, mit dem er fast 20 Jahre hindurch alle Sorgen um die Organisation und die Entwicklung seiner gemeinnützigen Vereine getheilt habe, Ausdruck verleihend, das Werk seiner fortgesetzten Sympathie versichernd und herzliche Wünsche für einen glücklichen Verlauf des Vereinstages sendend. Es wurde be⸗ schlossen, Sr. Durchlaucht auf telegraphischem Wege den Dank zu übermitteln. Es folgten dann die Berichte der einzelnen Verbände. Der nächste Vereinstag findet am 4. Juni n. J. in Frankfurt
a. M. statt.
Gewerbe und Handel.
SDSDie am 16. d. M. ausgegebene Nr. 26 des österreichischen Reichs⸗
Gesetzblattes enthält die Verkündung des Branntweinsperr⸗ gesetzes, durch welches für die Zeit bis Ende August d. J. ein Zuschlag in Höhe von 36 Fl. Gold per 100 kg zu den unter Po⸗ sition 76 des österreichisch⸗ungarischen Zolltarifs auf⸗ gesgürten Eingangszollsätzen für gebrannte geistige Flüssigkeiten (24 ezw. 40 Fl.) eingeführt worden ist. 8
— Am 15. August d. J. wird auf Veranlassung des französischen Ackerbau⸗Ministeriums zu Paris eine internationale Preis⸗ bewerbung für Apparate und Bearbeitungs⸗Methoden zum Ent⸗ rinden der Ramie⸗Pflanze eröffnet werden. Man hofft durch Vervollkommnungen in der industriellen Verwerthung dieser Textil⸗ Pflanze die Entwickelung der Kultur derselben in Algerien und in den Kolonien zu fördern.
— Der Geschäftsbericht der „Hannovera⸗ Militärdienst⸗ und vbbeee für Deutsch land zu Hannover für das Jahr 1887 ergiebt, daß die hinsichtlich⸗ der finanziellen Entwickelung der Anstalt gehegten Hoffnungen sich erfüllt haben. Das Rechnungsjahr hat einen Gesammtüberschuß von 31 455,18 ℳ ergeben. Dieses Resultat ist im Wessentlichen darauf zurückzuführen, daß in der Aufwendung von Geschäftsunkosten mit thunlichster Sparsamkeit verfahren ist. Am Schlusse des Jahres 1886 bestanden 4013 Versicherungen über 5 076 422 ℳ, der Eingang im Jabre 1887 betrug 2533 Anträge über 3 213 400 ℳ, in Summa 6546 Versicherungen über 8 289 822 ℳ Im Jahre 1887 wurden gelöscht: 1) in Folge Ablebens 95 Versicherungen über 129 500 ℳ, 2) durch Umschreibung 47 Ver⸗ sicherungen über 102 700 ℳ, 3) mangels Prämienzahlung 553 Ver⸗ sicherungen über 537 400 ℳ, im Ganzen 695 Versicherungen über 769 600 ℳ, wonach der Bestand Ende 1887 betrug 5851 Versiche⸗ rungen über 7 520 222 ℳ Der Durchschnitt für jede Versicherung beträgt demnach rund 1285 ℳ
Rostock, 21. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die Zu⸗ fuhren betrugen 2500 Ctr. Die Wäschen waren vorzüglich. Markt Anfangs flau, nach Ermäßigung der Forderungen lebhaft. Mittags war derselbe geräumt. Preise 120 bis 140 ℳ, ein Posten 148 ℳ Der Abschlag gegen das Vorjahr betrug etwa 10 ℳ
London, 21. Juni. (W. T. B.) Wollauktion. ehr fest, Kreuzzuchten fester als am Eröffnungstage.
Bradford, 21. Juni. (W. T. B.) Wolle ruhig aber stetig, Neuschur mitunter williger, Garne ruhig, Preise unverändert.
St. Petersburg, 22. Juni. (W. T. B.) Der Werth der in diesem Jahre bis zum 1. Mai ö Waaren betrug 189 600 000 Rbl. gegen 140 900 000 Rbl. im vorigen Jahre. Die Ausfuhr an Edelmetallen betrug 16 900 000 Rbl. gegen 4 600 000 Rbl. im vorigen Jahre. Der Werth der Einfuhr an Waaren betrug in dem gleichen Zeitraum 73 600 000 Rbl. gegen 90 200 000 Rbl. im vorigen Jahre. Edelmetalle wurden für 1 200 000 Rbl. gegen 1 300 000 Rbl. im vorigen Jahre eingeführt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 21. Juni. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Polluce“ ist heute aus Konstantinopel hier eingetroffen.
London, 21. Juni. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Hawarden Castle“ ist gestern auf der Ausreise von London abgegangen. — Der Castle⸗Dampfer „Pembroke Castle“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen. — Der Castle⸗Dampfer „Drummont Castle“ hat heute auf der Heimreise Madeira passirt.
Theater und Musik.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater⸗Park tritt morgen (Sonnabend) die lustige Mirzl (Marie Koblassa) nach kurzem Urlaub wieder auf. Der Park erfreut sich seit seiner Wiedereröffnung des regsten Besuches und werden die Geschwister Neumann, Theodor und Toni Darse, die Familie Florus durch Beifall ausgezeichnet. Eine büͤbsche Zugabe ist der neue Damenchor „Vindobona“. Die neun jungen
übschen Damen singen ihre Walzer mit vieler Verve Sonntag tritt die serbische Tambura⸗Kapelle zum ersten Male auf.
— Im Victoria⸗Theater feierte am gestrigen Abend das vor Jahren an derselben Stelle zahlreich wiederholte Ausstattungs⸗ stück: „Die Kinder des Kapitän Grant“ das Fest der Auf⸗ erstehung. Die Aufnahme, welche dasselbe nach einer fast zehnjährigen Ruhepause bei dem zahlreich erschienenen Publikum fand, war eine recht freundliche und läßt vermuthen, daß es eine ebenso stattliche Zahl von Wiederholungen erleben dürfte, wie die soeben erst vom Repertoire abgesetzte „Reise um die Welt in achtzig Tagen.“ Die Darstellung war eine recht tüchtige, was wesentlich dazu beiträgt, das Interesse für die an großartigen Dekorationsscenen nicht sehr reiche Handlung wach zu halten. Der zerstreute Gelehrte Paganel wurde von Hrn. Pauli gespielt, der diese Rolle auch schon bei den damaligen Aufführungen inne gehabt hatte. r. Pauli ver⸗ fügt über einen derben Humor, der seiner Wirkung sicher ist; wenn gewisse Uebertreibungen vermieden würden, dürfte der Eindruck seiner Leistung ein vornehmerer sein. Hie Harne der Arabella wurde von Frau von Pöllnitz, welche augenblicklich am Victoria⸗Theater gastirt, mit feinem Humor und natürlicher Frische gegeben. Als tüchtiger Komiker zeigt sich Hr. Reusch. Von den mitwirkenden Damen ver⸗ dient noch Frl. Dalberg wegen ihres temperamentvollen Spiels besonders hervorgehoben zu werden; recht wacker fand sich auch Frl. Hermann mit der Rolle des Robert ab. Der Lord Edward des Hrn. Hagemann und der Ayrton des Hrn. Michaelis sind gleich⸗ falls recht tüchtige Leistungen. Die große Balletscene im Fest der Goldgräber zeigte wieder die Pracht und das treffliche Arrangement, wie man sie an dieser Stelle gewohnt ist.
— Der gefeierte Barvtonist der Dresdner Hofbühne, Kammer⸗ sänger Paul Bulß, in Berlin ebenfalls seit mehreren Jahren als Gesangskapazität bekannt, beginnt in der nächsten Woche ein Gast⸗ spiel in Kroll’'s Theater. Sein erstes Auftreten ist auf Dienstag, den 26. d. M., festgesetzt. Hr. Bulß tritt als Zampa auf. Da derselbe auch den Don Juan, Hans Heiling, den Ieeer im „Nachtlager von Granada“ und den Baron im „Wildschütz“ singen wird, so stehen sehr interessante Opernabende in Aussicht. Fr. Klafsky, deren Gastspiel mit „Fidelio“ wieder einen so bedeutsamen Anfang genommen, setzt dasselbe am Sonntag mit einer Meisterleistung ihres Repertoires, als „Donna Anna“ fort. Miß Mary Howe, der jüngste Gesangsstern der Kroll'schen Oper, tritt nur noch an drei Abenden auf.
Tendenz
Mannigfaltige
Bericht über die Thätigkeit der Königlichen Geologischen Landesanstalt im Jahre 1887. 8
I. Die Aufnahmen im Gebirgslande. 1) Der Harz. 5 Im Mittelharz wurden von dem Landes⸗Geologen Professor Dr. Lossen die für die Ost⸗ und Südostseite des Brockenmassivs und seines Kontakthofes auf den Blättern Wernigerode und Elbingerode (G. A. 56, 9. 15) *) behufs des Abschlusses der Aufnahmen ersorderlichen Begehungen aus geführt. Im Zusammenhang damit wurden einize Begehungen auf den geologisch entsprechenden Antheilen der Blätter Braunlage und Zellerfeld vorgenommen (G. A. 56, 14. 7). Darüber hinaus wurde auf Blatt Harzburg (G. A. 56, 8) die Kartirung in dem Gebiet zwischen Brocken, Ilsethal un Radauthal im Granit, Gabbro und Eckergneiß fortgesetzt Bezirks⸗Geologe Dr. Koch brachte die Aufnahme nord östlich vom Brockenmassiv auf Blatt Wernigerode zum Ab⸗ schluß und kartirte alsdann auf Blatt Harzburg (G. A. 56, 8) das Schiefergebirge beiderseits der Ecker und bis zur Radau auf der Nordseite, sowie in der Umgebung des Forsthause Torfhaus auf der Westseite des Granits. Demnächst hatte derselbe noch einige Nachtragungen innerhal der Blätter Elbingerode und Blankenburg (G. A. 56, 15. 16) vorzunehmen. 1 Im Oberharz wurden von Sekretär Halfar die Unter suchungen in dem nordwestlichen Theile des Blattes Zellerfel (G. A. 56, 7) in der Gegend von Bockswiese und Huhnenklee,
sowie am Auerhahn fortgesetzt.
Derselbe bewirkte mit Erfolg die Aufsuchung von Ver⸗ steinerungen im Thale „der großen Schacht“ bei Riefensbeck.
Am Nordrande des Harzes wurde von Professo Dr. Dames die Aufnahme des Blattes Halberstadt, dessen östliche Hälfte im Vorjahre untersucht worden war, auch in dem westlichen Theil vollendet (G. A. 56, 11).
Am Westrande des Harzes führte 1“ Dr. Ebert die Aufnahme des größten Theils des Blattes Waake (G. A. 55, 29) dem Abschluß nahe und begann die Untersuchungen auf Blatt Gelliehausen (G. A. 55, 35), dessen westliche Hälfte größtentheils fertiggestellt wurde.
Dr. Zimmermann brachte die Aufnahme des Blattes Crawinkel (G. A. 70, 15) bis auf die letzte Revision zum Abschluß und führte einzelne für die Vorbereitung der Blätte Gotha, Neu⸗Dietendorf, Plaue und Stadt Ilm (G. A. 70, 3 4. 16. 17) zur Publikation erforderliche Revisionsbegehungen aus.
Landes⸗Geologe Dr. Loretz setzte die Bearbeitung der Blätter Königssee und Schwarzburg (G. A. 70, 23. 24) s weit fort, daß dieselbe ihrer Vollendung nahe gerückt is Derselbe begann demnächst die zu einer Umarbeitung der älteren Aufnahmen des Blattes Ilmenau erforderlichen Be⸗ gehungen (G. A. 70, 22).
Im südlichen und südöstlichen Thüringen wurden von Dr. Proescholdt die Blätter Dingsleben und Hildburghausen behufs des Anschlusses an die Nachbar⸗ blätter revidirt (G. A. 70, 32. 33) und letzteres Blatt druck⸗ fertig vollendet. Von demselben wurden e neu aufge⸗ nommen der zu Meiningen gehörende nordöstliche Theil des Blattes Mendhausen (G. A. 70, 37) und der nördliche Theil des Blattes Rodach (G. A. 70, 39).
Hofrath Professor Dr. Liebe revidirte in Gemeinschaft mit Dr. Zimmermann den südlichsten Theil des Blattes Probst⸗ zella (G. A. 71, 25) und setzte mit demselben die Aufnahme der Blätter Lobenstein und Greiz (G. A. 71, 32. 24) fort, von welchen vollendet wurde.
Um behufs der Herstellung einer Uebersichtskarte des Thüringer Waldes Uebereinstimmung unter den dort arbeitenden Geologen insbesondere hinsichtlich der Behandlung des Rothliegenden und der zugehörigen Eruptivgesteine in den verschiedenen Aufnahmegebieten herbeizuführen, wurden unter Leitung des Geheimen Bergraths Professor Dr. Beyrich in der ersten Hälfte des Monats September gemeinschaftliche Excursionen im Thüringer Walde ausgeführt.
3) Die Provinz Hessen⸗Nassau.
Im Regierungsbezirk Kassel setzte Professor Dr. Kayser die Aufnahmen in der Gegend von Marburg fort und vollendete hier die größere Hälfte des Blattes Nieder⸗Weimar (G. A. 68, 15).
Bezirks⸗Geologe Dr. Beyschlag begann nach einigen Orientirungstouren in der Umgegend von Kassel die ilnahm⸗ des Blattes Wilhelmshöhe (G. A. 55, 37). Der⸗ selbe führte ferner die letzten Revisionen in den Blättern Melsungen und Altmorschen aus (G. A. 55, 50. 56) und stellte die von dem verstorbenen Landes⸗Geologen Dr. Moesta begonnene Aufnahme des Blattes Ludwigseck fertig (G. A. 69,2).
Professor Dr. Bücking führte die Aufnahme der Blätter Neuswarts, Kleinsassen und Hilders weiter (G. A. 69, 22. 28.29).
Berg⸗Ingenieur Frantzen nahm die nördliche Hälfte des Blattes Salmünster (G. A. 69, 43) und im Anschluß
Professor Dr. von Koenen vervollständigte die Unter⸗ suchung der Blätter Gandersheim, Seesen, Westerhof und Osterode in deren nicht hercynischen Theilen durch Eintragung der neueren Aufschlüsse (G. A. 55, 11. 12. 17. 18) und brachte das Blatt Göttingen (G. A. 55, 28) bis auf eine Schluß⸗ revision zum Abschluß. Außerdem begann er die Aufnahme des im westlichen Theil des Blattes Waake belegenen Ab⸗ schnitts des Muschelkalkplateaus des Göttinger Waldes.
2) Thüringen. 1
Im nördlichen Thüringen wurde von Berg⸗Ingenieur Frantzen die Revision des Blattes Kreuzburg (G. A. 55, 60) zu Ende geführt.
Dr. Bornemann jun. setzte die Untersuchung des Blattes Fröttstedt (G. A. 70, 2) fort. 8
Dr. G. Meyer begann die Aufnahme der Blätter Heiligen⸗ stadt und Dingelstedt, welche bis auf den südwestlichen Theil des ersteren Blattes und vorbehaltlich einer Schlußrevision fertiggestellt wurden, und kartirte den südöstlichen Theil des Blattes Kella (G. A. 55, 41. 42. 47).
Im Thüringer Walde brachte Bezirks⸗Geologe Dr. Beyschlag die Aufnahme des Blattes Salzungen (G. A. 69, 12) zum Abschluß und revidirte den südlichen Theil der auf Blatt Eisenach (G. A. 69, 6) verbreiteten Ablagerungen des Rothliegenden und der Zechsteinformation.
Professor Dr. Weiß führte die Aufnahme der Blätter Brotterode und Friedrichsroda (G. A. 70, 7. 8) und des ihm übertragenen Antheils des Blattes Wutha (G. A. 70, 1) zu
-») (G. A. 56, 9. 15) = Gradabtheilung 56, Blatt 9 und 15.