11““ “ 8 “ — 1
— Im „Schwäbischen Merkur“ lesen wir: Kaiser und Reich am 25. Juni 1888.“ — „Die Sonne, die sich strahlend dort erhebt, Sie führte einen folgeschweren Tag herauf“ — mit diesen Anfangsworten von Uhland’'s Herzog Ernst möchten wir den heutigen Montag begrüßen, an welchem Deutschlands Fürsten um Deutschlands Kaiser sich schaaren, die Worte zu hören, welche dieser zum Antritt seiner Regierung an die versammelte Vertretung des deutschen Volks richten wird. — Ein folgeschwerer Tag — wir haben Grund zu hoffen, daß er schwer von guten Folgen sein werde. Der junge Kaiser hat Anlaß, an diesem Tage zu sprechen, wie Kaiser Konrad in eben jenem Uhland'schen Schauspiel: „Erlauchte n. eurer Gegenwart Bei unserm heutgen Feste seid bedankt!“ enn es ist die Bundestreue, welche die deutschen Fürsten heute in Berlin versammelt. Was ging doch für ein elendes Gerede kürzlich in auswärtigen Blättern: dem alten sieggekrönten Kaiser Wilhelm haben sich die deutschen Fürsten willig untergeordnet; man werde sehen, daß sie zu dem jungen Wilhelm, dem Enkel, der noch keine That verrichtet, nicht so leicht in dasselbe Verhältniß treten werden! Nun, der Gegenbeweis wird jetzt zunächst durch eine glän⸗ zende Kundgebung gefeiert; die Thaten, die freudige Mithülfe zum weiteren Ausbau des Reichs, werden folgen; die Bereitschaft, in guten und bösen Tagen zum Reich zu stehen, wird sich finden; das liegt in jener Kundgebung eingeschlossen, welche die Stelle eines Ge⸗ löbnisses vertritt. Unser neues Reich ist arm an äußeren PI schwerlich zu seinem Unglück. Was kommt auch auf alle jene Aeußerlichkeiten an, wenn die Grundlage fest, der Wille 5 ist? Der Kaiser hat keine Kaiserkrone, auch sonst keine Reichsabzeichen, keine Ausstattung an Geld und Gut; nichts ist darüber bestimmt, wie es beim Tode eines Kaisers, beim Regierungsantritt eines neuen in Bezug auf Feierlichkeiten zu halten sei: an die Stelle davon tritt die Freiwilligkeit, treten lebens⸗ volle Bezeugungen wie die am heutigen Tage Aus solchen Bezeugungen entstehen denkwürdige Tage, die ein geschichtliches Antlitz tragen, schönere und wirksamere, als Tage voll lästiger, er⸗ müdender Ceremonien. Welch ein Tag, als vor 17 Jahren im Ruhmessaal der französischen Nation zu Versailles der Kaiser ver⸗ kündigt wurde! An ihn erinnert der beutige, an welchem die deutschen Fürsten im Königsschlosse zu Berlin den zweiten Wilhelm umstehen, freilich in Trauer um den herrlichen Sohn des greisen Kaisers Wil⸗ helm, der seinem Vater nur auf den Thron folgen sollte, um gleich auch in die Gruft zu ihm hinabzusteigen; aber auch in der freudigen Hoffnung, daß nun der Enkel das deutsche Volk aus der Doppeltrauer heraus zu neuer Bethätigung eines gesunden, frischen, nationalen Lebens führen werde.
— Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ schreibt:
Der günstige Eindruck, welchen die Hauptziffern unserer Waaren⸗ statistik für 1887 hervorbringen, befestigt sich noch mehr, wenn man weiter ins Einzelne geht und die Vorjahre zum Vergleiche heranzieht.
Die bemerkenswertheste Erscheinung in den Hauptziffern war eine ungewöhnlich starke Vermehrung der Einfuhr, welche die gleich eitige Steigerung der Ausfuhr übertraf und so bewirkte, daß unsere Handels⸗ bilanz zwar noch aktiv blieb, aber in dem Ueberschuß der Ausfuhr⸗ werthe über die Einfuhrwerthe von 97,1 Millionen Mark in 1886 auf nur 10,6 Millionen Mark in 1887 zurückging. Bedenklich ist die Steigerung der Einfuhr in keiner Weise, im Gegentheil enthält sie zum Theil eine erfreuliche Erscheinung. Sofern sie nämlich auf einer großen Vermehrung der Getreidezufuhr beruht, für welche der Grund ledig⸗ lich in den spekulativen Einkäufen vor den 1887 beschlossenen Zoll⸗ erhöhungen liegt, wird das laufende Jahr durch eine erhebliche Ver⸗ mindernng der Getreideeinfuhr den nothwendigen Ausgleich bringen. Beispielsweise ist bereits in den ersten vier Monaten von 1888 die Einfuhr zurückgegangen; in Weizen um 291 630, in Roggen um 724 648, in Buchweizen um 73 000, in Hülsenfrüchten um 53 000, in Gerste um 186 000 Doppel⸗Ctr. Erfreulich ist aber die Steigerung der Gesammteinfuhr, sofern sie auf Vermehrung der Einfuhr der zur Verarbeitung nothwendigen Rohstoffe entfällt Und das ist in ganz beträchtlichem Maße der Fall. So hatte die Einfuhr gegen 1886 einen Mehrwerth: in Abfällen. Düngungsmitteln von 3,2 Millionen Mark in Rohstoffen der chemischen Industrie von 3,1 Millionen, in Gerbstoffen von 4.3 Millionen, in Erzen von 14 Millionen, in rohem Bau⸗ und Nutzholz von 22,4 Millionen, in Spinnstoffen von 63,5 Millionen, in Rohstoffen der Kautschuk⸗Industrie von 2,7 Millionen Mark. .
Auf der andern Seite weist die Ausfuhr einen erheblich ver⸗ mehrten Absatz unserer Industrieerzeugnisse im Ausland auf. Insge⸗ sammt hatte die Ausfuhr 1887 einen Mehrwerth gegen das Vorjahr von rund 150 Millionen Mark. Auch hier hat zunächst die ungünstige Lage der Landwirthschaft mit einem Minderwerth der Ausfuhr von Vieh und Getreide im Betrage von über 21 Millionen Mark das günstige Gesammtergebniß geschmälert. Gehen wir aber die Ausfuhr⸗ tabelle in Rücksicht auf die Erzeugnisse der Industrie durch, so finden wir Mehrwerthe von 39,2 Millionen Mark in Zucker, Syrup und Melasse, 5,3 Millionen in chemisch einfachen Stoffen, 8,3 Millionen in Schreib⸗ und Zeichenmaterialien, Farbewaaren, 27,2 Millionen in Eisenwaaren, 4,1 Millionen in Fabrikaten aus anderen unedlen Metallen, 10,2 Millionen in Papier und Pappe, 11,9 Millionen in Leder⸗, Riemer⸗ und Täschnerwaaren, 31,3 Millionen in Zeugwaaren, 3,7 Millionen in Strumpfwaaren, 5,5 Millionen in Posamentier⸗ und Knopfmacherwaaren, 6,5 Millionen in Kleidern, Wäsche⸗ und Putzwaaren, 6,3 Millionen in Maschinen und Instrumenten. Zurück⸗ gegangen ist die Ausfuhr namentlich in Kurzwaaren und Schmuck
Um die Entwickelung es Ausfuhrhandels in den wichtigsten In⸗ dustriezweigen seit 1880, also unter der Herrschaft der Zollpolitik, zu veranschaulichen, haben wir folgende Tabelle aufgestellt:
Es betrug der Ausfuhrwerth in Mill. Mark: 1887 1886 1885 1884 3135 2983 2859 3203 3269 2892
409,8 385,8 408,5 466,9 529,5 504 226,3 214,4 220,2 254 247 237 476,9 356,3 280,2 336 355 294 94,5 81,3 79,7 78 74 54
245,8 245,3 219,9 255 254,2 185 Textil⸗Industrie 1071,9 1016,9 881,7 992 958 944 Maschinen, Instru⸗
mente 120,7 114,4 121,6 141,2 149,2 90,7 Kurzwaaren.. 78,4 90,5 80,8 83,4 81 49,1 Die günstige Stellung der Jahre 1883 und 1884 ergiebt sich na⸗ mentlich aus den guten Preisen jener Zeit, wohingegen sich im folgenden Jahre die Absatzstockung auf dem Weltmarkt geltend machte und das Jahr 1886 unter den ungünstigsten Preisen zu leiden hatte. Der Rückgang der Ausfuhrwerthe der Nahrungs⸗ und Genußmittel hängt namentlich mit dem Sinken der Getreideausfuhr und der schweren Krisis der Zucker⸗ und Branntweinindustrie zusammen. Eine im Allgemeinen günstige Entwickelung zeigen neben Papier⸗ und Lederindustrie die beiden großen Hauptzweige der nationalen Produktion, die Metall⸗ und die Textilindustrie. An einfach bearbeiteten Gegenständen und fertigen Fabrikaten der ersteren führten wir aus 1880: 697 600 t, 1887 dagegen 987 200 t. Dasselbe Verhältniß für die Fabrikate der Textilindustrie war: 80 900, 104 200.
1883 1880
Ueberhaupt: Nahrungs⸗ und Ge⸗ nußmittel.. Chemische Industrie Metall⸗Industrie. Eö 8 eder⸗, Rauchwaaren
Gewerbe und Handel
In der am 25. d. M. in Halle a. S. abgehaltenen Generalversammlung der A. Riebeck'schen Montan⸗ Werke, Aktiengesellschaft, wurde die vom Vorstand vorgelegte Bilanz nebst Gewinn⸗ und Verlustrechnung genehmigt, und dem Vorstand und Aufsichtsrath Decharge ertheilt. Von dem Reingewinn kommen 10 ½ % Dividende mit 1 050 000 ℳ und 20 946,20 ℳ Gratifikation an Beamte zur Auszahlung, während 183 000 ℳ auf neue Rechnung vorgetragen werden. Zu Mitgliedern des Aufsichtsraths wurden ge⸗ wählt die Herren: Bankdirektor Dr. Rießer in Berlin, Bankdirektor, Justiz⸗Rath Winterfeld in Berlin, Bankdirektor Michelet in Berlin, Bankdirektor Fürstenberg in Berlin, Bankier Hermann Arnhold in Halle a. S., Rentier C. A. F. Bonstedt in Halle a. S.
— Vom rheinisch⸗westfälischen Metallmarkt berichtet die „Rheinisch⸗Westf. Ztg.”: Die Haltung des rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisenmarktes hat sich während der letzten Woche nur unwesentlich geändert. In Eisenerzen ist die Anfuhr unver⸗ ändert flott geblieben und die Preise haben sich im Allgemeinen auf ihrem seitherigen Niveau fest behauptet. Luxemburger Erze sind ebenfalls unverändert; man notirt für rothe Minette 3,20 ℳ, für gelbe Minette 2,60 ℳ Roheisen ist im Ganzen und Großen still. Die Ungewißheit, welche noch in verschiedenen Zweigen des Walz⸗ eisengeschäftes herrscht, macht die Abnehmer zurückhaltend, so daß meist nur der nächste Bedarf gedeckt wird; es ist dies namentlich für Puddelroheisen der Fall. In Spiegeleisen hat sich seit dem letzten Berichte keine Aenderung gezeigt. Man notirt für 10 —- 12 % manganhaltige Sorten 58 ℳ Die übrigen Sorten sind im Wesentlichen ohne Aenderung geblieben. Für Luxemburger Gießerei⸗Roheisen wird 41 ℳ, für Puddel⸗ roheisen 38,70 ℳ notirt. Englisches Bessemereisen gemischte Loose wird f. o. b. netto prompte Lieferung mit 13 s. per Tonne bezahlt. In Walzeisen ist der Markt im Allgemeinen still. Stabeisen hält sich zwar fest im Preise, dasselbe läßt indessen nur einen mäßigen Gewinn. Trotz des Mißverhältnisses zum Rohmaterial scheint jedoch Angesichts der jetzigen Geschäftslage eine Aenderung der Preise vom Verbande nicht in Aussicht genommen zu sein. Fagçoneisen ist sehr lebhaft gefragt. Die Preise sind außerordentlich fest, und es soll auf einer demnächst stattfindenden Versammlung u. a. auch die Frage einer Preiserhöhung zur Berathung kommen. Die Lage der Grobblechwalzwerke ist eine günstige, wie auch die Mai⸗ statistik vollständig bestätigt, welche sowohl für den Versandt, wie für die Produktion eine Zunahme zeigt. Auch sind mehr Bestellungen eingegangen als im Äpril und die Nachfrage ist 1 der kürzlich be⸗ schlossenen Preiserhöhung noch immer eine lebhafte. Nicht so Günstiges läßt sich von Feinblechen berichten, für diese hat sich die Marktlage noch immer nicht befriedigender gestaltt. In Walzdraht ist es sehr still, da das fast gänzliche Ausbleiben der amerikanischen Austräge schwer empfunden wird. Die Preise für das In⸗ land werden durch das Syndikat gehalten, die Walzwerke sind aber kaum halb beschäftigt. Gezogener Draht ist ziemlich gefragt und die Werke haben meist flotte Arbeit. Traurig sieht es dagegen in Draht⸗ stiften aus, da die Verhandlungen mit dem Westf. Draht⸗Industrie⸗ Verein und den übrigen außenstehenden Werken zu einem Ergebniß bisher noch nicht geführt haben und auch wohl kaum führen werden. Die Maschinenfabriken und Eisengießereien haben der großen Mehrzahl nach befriedigende Beschäftigung, doch hört man hier, wie in den meisten anderen Branchen die Klage, daß die Preise der Fertigartikel denen der Rohmaterialien nicht entsprächen und verhältnißmäßig nur geringen n lassen. In der Geschäftslage der vweene briten ist eine Aenderung nicht zu verzeichnen. In
gemacht worden und hat seine Reise fortgesetzt.
den übrigen Eisenbahnmaterialien ist, was die Marktverhält⸗ nisse anbetrifft, nichts Wesentliches zu berichten.
Königsberg i. Pr., 25. Juni. (W. T. B.) Wollmarkt. Die beutige Zufuhr betrug 300 Centner, die sämmtlich zu den am Sonnabend gehandelten Preisen verkauft wurden. Der Markt ist geschlossen, da nennenswerthe Zufuhren nicht mehr zu erwarten sind.
London, 25. Juni. (W. T. B.) Wollauktion. Tendenz fest, gute Konkurrenz. 3 1
Glasgow, 25. Juni. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 7810 Tonnen gegen 3326 Tonnen in derselben Woche des vorigen Jahres.
Bradford, 25. Juni. (W. T. B.) Wolle englische Gattungen flau, jedoch Merino und feinste Großbred fester, Garne ruhig, unverändert, für Botanygarne guter Begehr, in Stoffen gutes Geschäft, besonders Botanpfabrikat.
8— Submissionen im Anslande.
Spanien. 1) 31. Juli, 1 Uhr Nachmittags. Madrid. Fomento⸗Mini⸗ sterium, General⸗Direktion der öffentlichen Arbeiten: Eisenarbeiten für die Brückenbauten über die Flüsse Arcolen, Cherin und Rambla d'Ugijar (Chaussee von Ugijar nach Adra, Provinz Almeria). 2) 31. Juli, 1 Uhr Nachmittags. Dieselbe Behörde. 8 Metallarbeiten für den Brückenbau über den Fazouzo (Chaussee von Ribadea nach Vivera, Provinz Lugo). 8
Voranschlag 106 309,82 Peseten. Kaution 5350 Peseten. Näheres an Ort und Stelle. 8 “ * Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 25. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Bohemia' der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Vor⸗ mittag 10 Uhr in New⸗York eingetroffen.
— 26. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Gellert“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktien⸗ gesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute früh 3 Uhr auf der Elbe angekommen.
Theater und Musik.
Im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird der „Zigeunerbaron“ von Johann Strauß morgen noch wiederholt. Am Donnerstag geht wieder einmal Offenbach's „Pariser Leben“ in Scene. Diese musikalische Posse hat sich als der Haupttreffer im Offenbach⸗Cyklus erwiesen und wird auch dies von Neuem seine unverwüstliche Wirkung erproben. G
Mannigfaltiges.
Trabrennen in Weißensee am 24. Juni. Das diesjährige Juni⸗Meeting der Berliner Trabersports nahm wegen der allgemeinen Landestrauer erst Sonntag seinen Arfang. Dasselbe begann um 3 ½ Uhr mit: 4
I. Sommer⸗Eröffnungs⸗Rennen. 600 ℳ dem Ersten, 300 ℳ dem Zweiten. 100 ℳ dem Dritten. 2600 m. Es starteten 5 Pferde, wovon „Tschad“ mit 4:40 Erster wurde. Als Zweiter ging „Posilei“ durchs Ziel mit 4:4. Dritter wurde „Ljubownik“
mit 4:35.
II. Jungfern⸗Rennen. 500 ℳ dem Ersten, 200 ℳ dem weiten und 100 ℳ dem Dritten. 2600 m. Es starteten 4 Pferde. rster wurde „Kochany“ mit 4:30, Zweiter „Silverleaf“ mit 4:34.
III. Preis von Malchow, Handicap. 350 ℳ dem Ersten, 100 ℳ dem Zweiten, 50 ℳ dem Dritten. 3000 m. Das Handicap stellte sich wie folgt: „Gurko“ 2800, „Peter“ 2800, „Nadesnaja“ 2825, „Dexter“ 2825, „Moneta“ 2825, „Witias“ 2825, Tropfen Gift“ 3000, „Boston“ 3000, „Alfred“ 2750 m. Erster wurde „Nadesnaja“ mit 5:26, Zweiter „Dexter“ mit 5:18, Dritter „Peter“ mit 5:28.
IV. Preis von Hamburg. Handicap. 1000 ℳ dem Ersten, 350 dem Zweiten und 150 ℳ dem Dritten. Das Handicay stellte sich wie folgt: „Tscherkeß“ 3675, „Dzelowaja“ 3750, „Padorock“ 3750. Société Union erklärt, mit „Padorock“ gewinnen zu wollen. 4000 m. Als Erster ging durchs Ziel „Tscherkeß“ mit 6:8, „Padorock“ und „Dzelowaja“ als Zweite mit 6: 30. -
V. Koldun⸗Preis. 350 ℳ dem Ersten, 150 ℳ dem Zweiten, 100 ℳ dem Dritten. 2000 m. Es starteten 5 Pferde, wovon „Silverleaf“ mit 3:24 Erster wurde, Zweiter „Koldun“ mit 3:32 Dritter „Tscharodse“ mit 3: 35. 2
VI. Trost⸗Rennen. 300 ℳ dem Ersten, 150 ℳ dem Zweiten und 100 ℳ dem Dritten. 2500 m. Es starteten 2 Pferde, „Posilni“ und „Ljubownik“. Erster wurde „Ljubownik“ mit 4:36.
Wien, 25. Juni. (W. T. B.) In Brzezi (Galizien) schlug der Blitz während des Gottesdienstes in die Pfarrkirche, wodurch 3 Personen getödtet, 6 schwer, 30 leicht verletzt und etwa 200 kon⸗ tusionirt wurden. Dec die Messe lesende Bischof von Krakau er⸗ mahnte zur Ruhe, wodurch größeres Unglück verhindert wurde.
London. 25. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd „Werra“, welcher in der Nähe von Dungeneß ge⸗ strandet war, ist in der Nacht von drei Schleppdampfern wieder flott
(um 13,9 Millionen Mark).
t vom 26. Juni 1888, r Morgens.
58.
8 1
Ausläufer nach den Niederlanden. Europa hat sich der bohe Luftdruck noch erhalten, so daß bei schwachen Winden das warme und meist
Ueber Mittel] Rroll’'s Theater.
Fr. Katharina Klafsky. Fidelio. Klafsky.)
Mittwoch: Gastspiel der
mann mit Hrn. Lieutenant Alexander von Sal⸗ viati (Bonn — Hamburg). — Frl. Elisabeth von Gerhardt mit Hrn. Hauptmann Theodor von Paczensky und Tenczin (Berlin). — Frl. Käthe
(Leonore: Fr.
4⁰09
Wind. Wetter
in °Celsius
0 C.
Temperatur
2 wolkig
1 wolkenlos 1 wolkenlos 2 wolkig
4 wolkenlos 3 bedeckt
1 bedeckt
NNO
Christiansund Kopenhagen. Stockholm. St Petersburg Moskau.. 12 3 Dunst 16 1 heiter 20 2 wolkenlos 20 2 wolkenlos 21 1 wolkenlos 21 1 wolkenlos 22 2 heiter 16
1 bedeckt 20 3 halb bed. ¹) 19 1 wolkige) 20 3 heiter 19 1 heiter 258 2 wolkenlos 22 1 wolkenlos 20 1 wolkenlos 18
749 WNW
759 SSO 759 O
762 O
762 O
764 ONO Neufahrwasser 763 WNW Memel. 762 WSW Münster. 760 S Karlsruhe.. 763 SW Wiesbaden. 762 SW München 764 SW Chemnitz. 761 SO Berlin 763 OSO Wien 762 S Breslau 764 O Triest. . 762
still heiters) 28 ¹) Abends Gewitter. ²) Abends ewitter.
³) Gestern Gewitter. 1 Ceh
Uebersicht der Witterung.
Das gestern über Lappland liegende Minimum ist südostwärts nach Großrußland an Tiefe zunehmend forrgeschritten. Eine zweite Depression unter 757 mm erscheint im Südwesten Irlands und entsendet einen
heitere Wetter über Deutschland zunächst fortdauert. Im westdeutschen Binnenlande stieg gestern die Temperatur vielfach bis auf 29 und 30 Grad, zu Magdeburg selbst bis auf 33 Grad. Aus Süd⸗ deutschland werden Gewitter mit Regen gemeldet. Obere Wolken ziehen aus Süd bis Ost. Deutsche Seewarte.
— —ʒnxnxʒyxywʒ’rw’ʒ’’;’’;’q; Theater⸗Anzeigen.
Beutsches Theater. Mittwoch:
G'wissenswurm. Donnerstag: Die Welt,
langweilt. Freitag: Prinz Friedrich von Homburg. Sonnabend: Letzte Vorstellung in dieser Saison. Fauft. Anfang 6 8 Uhr. In den Monaten Juli und August bleibt das
„Deutsche Theater“ geschlossen.
Pictoria-Theater. Mittwoch: Neu einstudirt, mit gänzlich neuer Ausstattung, zum 7. Male: Die Kinder des Kapitän Grant.
Der
in der man sich
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Zum 233. Male: Der Zigennerbaron. Operette in 3 Akten nach einer Erzählung M. Jokai's von J. Schnitzer.
Im prachtvollen Park um 6 Uhr: Großes Triple⸗Concert. Concert der serbischen Tambura⸗ Kapelle (Miklos Istvan). Auftreten erster Gesangs⸗ und Instrumental⸗Virtuosen. .
Donnerstag: Im Theater: Pariser Leben. Im Park: Großes Triple⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstler.
Concert der Tambura⸗Kapelle. *
Donnerstag: Gastspiel des Königl. Sächs. Kammersängers Hrn. Paul Bulß. Hans Heiling.
Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter elektrischer Be⸗ leuchtung des Sommergartens: Großes Doppel⸗ Concert. “]
Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: Neunte große Volksvorstellung zu halben Kassenpreisen. 2. Gastspiel des Königl. Württembergischen Hof⸗ schauspielers Hrn. Carl Wiene. Zum 2. Male: Historische Tangenichtse. Charakterbilder fran⸗ Püscber Epochen aus 3 Jahrhunderten von Paul
o·.
Vor, während und nach der Vorstellung: Großes Doppel⸗Concert. Gastsp. d. Wiener Volkssängergesell⸗ schaft Kriebaum u. Nowak, Auftreten der österr. Lieder⸗ sängerin Frl. Schubert, des Gesangskomikers Hrn. Schiller, der Wiener Soubrette Frl. Marietta, des ersten Schwedischen Damen⸗Sextetts. Brillante Illumination. b 1
Donnerstag: 3. Gastspiel des Königl. Württem⸗ bergischen Hofschauspielers Hrn. Carl Wiene. Zum 3. Male: Historische Tangenichtse. Großes Doppel⸗Concert. Auftreten sämmtlicher Sänger⸗ gesellschaften ꝛc.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Marie Schultze mit Hrn. Amts⸗ richter Oskar Schlemm (eh. tren⸗ — rl. Fanny Feyder mit Hrn. Rechtsanwalt Dr. lorian Schmit (Grevenmacher —Luxemberg). —
rl. Friederike Meyer mit Hrn. Heinrich von argen (Allwörden— Freiburg a. E.). — Frl. Clerenza Scholz mit Hrn. Dr. med. Reinhold Kunze (Reichenbach i. Schl.). — Frl. Ella Crase⸗
Geboren:
Gestor
Berlin:
Marquardt mit Hrn. Rittergutsbesitzer Hans Willnow (Berlin—Schmilz). — Frl. Sidonie Krause mit Hrn. Heinrich Reichelt (Velten — Berlin). — Frl. Frieda Schmidt mit Hrn. Ger.⸗ Assessor Dr. Drabert (Berlin).
Verehelicht: Hr. Benno Raebbelen mit Frl.
Margarethe Schaefer (Dubrau b. Priebus). — Hr. Lieut. von Rauch mit Freiin Hedwig von Köller (Schloß Köben). 8 Ein Sohn: Hrn. August Schön (Berlin). — Hrn. Kurt Pohl (Gr. ·Lichterfelde). — Hrn. Pastor Lonicer (Quaritz). — Hrn. H. Zimmermann (Rittergut Hoppensen). — Hrn. Dr. Landmann (Breslau). — Eine Tochter: Hrn. Pästgs Trommershausen (Ober⸗Panthenau). en: Hr. Ger.⸗Assessor a. D. Stadtrath Dr. jur. Siegfried Marck (Breslau). — Hr. Lieutenant a. D. Rudolph von Oppeln⸗Bronikowski (Elbing). — Hr. Hauptmann a. D. Emil von Stojentin (Hamburg). — Frau Ida Seifert, geb. Bartdorf (Kronstadt). — Frau Auguste Berner, geb. Meister (Vaihinger a. 8 — Frau Justiz⸗ rath Marianne Lehr, geb. Bender (Siegen). — Hr. Zimmermeister Peter Keller (Reutlingen).
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholzz. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
AUnstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
88 Fünf Beilagen (eeinschließlich Börsen⸗Beilage),
und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent⸗
lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 18. bis 23. Juni 1888.
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
No 165.
1888.
Deutsches Reich.
Bekanntmachung. Die Postverbindungen nach den Badeorten auf den Inseln Föhr
GWvk) und Sylt (Keitum, Westerland) gestalten sich während des
Monats Juli d. J., wie folgt: A. Nach Föhr (Wyk):
1) Von Husum nach Föhr täglich mittels der Dampfschiffe „Nordfriesland“, „Nordsee“ und „Wyk⸗Föhr“.
Bei I“ des Eisenbahnzuges 6 Uhr 15 Min. Vorm. aus Hamburg, Klosterthor (ab Berlin, Lehrter Bahnhof, 11 Uhr 15 Min. ist Wyk (Föhr) noch am Tage der Abfahrt aus Hamburg zu erreichen. 1
Die Schiffe werden postseitig nur zur Beförderung von Brief⸗ sendungen benutzt.
Dauer der Ueberfahrt ab Husum ungefähr 3 Stunden.
2) Ueber Dagebüll nach Föhr:
I. Von Niebüll nach Dagebüll: 8
a. Mittels des täglich um 6 Uhr 35 Min. Vorm. und 1 Uhr 30 Min. Nachm. bezw zum Anschluß an das Schiff nach Wyk (Föhr), jedoch spätestens 5 Uhr 30 Min. Nachm, von Niebüll abgehenden Privat⸗Personenfuhrwerks. welches in Dagebüll 8 Uhr 20 Min. Vorm. und 15 Min. Nachm., spätestens 7 Uhr 15 Min. Nachm. eintrifft.
b. Mittels besonderen, täglich zweimal verkehrenden Privat⸗ Personenfuhrwerks von Niebüll nach Dagebüll zum unmittelbaren An⸗ schluß an die nach Wyk (Föhr) fahrenden Dampfschiffe.
Die Verbindung unter a. wird zur Beförderung von Postsen⸗ dungen jeder Art, die unter b. nur zur Beförderung von Briefsen⸗ dungen benutzt.
II. Von Dagebüll nach Wyk (Föhr) zweimal täglich mittels des Dampfschiffes „Stephan“. Abgang vom Eintritt der Fluth abhängig. Dauer der Ueberfahrt ungefähr ¾ Stunden.
Am 9., 23. Juli fällt die erste Fahrt von Dagebüll nach Wyk (Föhr) aus. Die Beförderung erfolgt mittels Segelschiffes bei beiden Fahrten am 21. Juli.
Mit den Schiffen werden Postsendungen jeder Art befördert.
B. Nach Sylt (Keitum, Westerland) über Hoyer:
Von Tondern nach Hoyer:
a. Mittels des täglich zweimal — 6 Uhr 45 Min. Vorm. und 1 Uhr 50 Min. Nachm. — von Tondern abgehenden Privat⸗Personen⸗ fuhrwerks. Das um 1 Uhr 50 Min. Nachm. abfahrende Fuhrwerk schließt an den um 8 Uhr 25 Min. Vorm. aus rmbees Kloster⸗ thor) in der Richtung nach Tondern abgehenden Eisenbahnzug (aus Berlin 11 Uhr 15 Min. Abends) an.
b. Mittels besonderen Privat⸗Personenfuhrwerks, welches täglich zweimal zwischen Tondern und Hoyer zum unmittelbaren Anschluß an die von Hoyer nach Sylt fahrenden Schiffe verkehrt.
Die mit a. bezeichnete Verbindung wird zur Beförderung von Postsendungen jeder Art, die unter b. angegebene nur zur Beförderung von Briefsendungen benutzt.
Von Hoyer nach Sylt mittels der Dampfschiffe „Sylt“ und „Westerland“ täglich zweimal. Beförderung von Postsendungen jeder Art. Der Abgang der Schiffe ist vom Eintritt der Fluth abhängig. Dauer der Ueberfahrt etwa 2 Stunden. Am 9., 24. Juli fällt die zweite Fahrt aus.
An den Tagen vom 1. bis 8., 10. bis 31. Juli ist Sylt bei der Abfahrt mit dem Eisenbahnzuge 8 Uhr 25 Min. früh aus Ham⸗ burg (ab Berlin, Lehrter Bahnhof 11 Uhr 15 Min. Nachts) noch am Tage der Abfahrt aus Hamburg, bezw. in der darauf folgenden Nacht zu erreichen.
An den Tagen vom 1. bis 5., 16. bis 20., 27., 28, 30., 31. Juli werden zum Anschluß an den um 9 Uhr 59 Min. Abends von Hamburg (Klosterthor) abgehenden Schnellzug Extrazüge von Tingleff nach Tondern (Ankunft in Tondern 2 Uhr 48 Min. früh), am 10, 24. Juli solche zum Anschluß an den Zug 6 Uhr 15 Min. früh aus Hamburg (Klosterthor) in Tondern 12 Uhr 39 Min. Mittags, am 9. bis 14, 24., 25. und 28. Juli Extrazüge zum Anschluß an den Zug 5 Uhr 55 Min. Nachm. aus Hamburg (Klosterthor) (in Ton⸗ dern 12 Uhr 15 Min. Nachts) abgelassen werden zum Anschluß an die von Hoyer nach Sylt abgehenden Schiffe.
C. Dampfschiffsverbindung zwischen Föhr und Sylt.
Zwischen Wyk (Föhr) und dem Anlegeplatz Munkmarsch auf Sylt findet täglich ein unmittelbarer Verkehr mittels der Dampfschiffe „Nordfriesland“ und „Wyk⸗Föhr“ statt. Dieselben fahren an folgen⸗ den Tagen:
am 1., 3., 5., 15., 17., 19., 29., 31. Juli von Wyk (Föhr) aus, am 2., 4., 6., 13., 16, 18., 20., 27., 30. Juli von Munkmarsch aus täglich zweimal. Die Fahrzeit beträgt ungefähr 2 ½ Stunden. Die Schiffe werden postseitig nur zur Beförderung von Brief⸗ sendungen benutzt. 1
Kiel, den 23. Juni 1888.
Der Kaiserliche Ober⸗Postdirektor. Husadel.
Nichtamtliches.
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Preußen.
— gestrige (I.) Sitzung des Reichstages wurde von dem Präsidenten
Berlin, 26. Juni. Die
von Wedell⸗Piesdorf mit folgender Ansprache eröffnet: Auf Grund des §. 1 der Geschäftsordnung übernehme er den Vorsitz für die heutige Sitzung und eröffne die⸗ selbe hiermit. Bevor das Haus aber in seine Geschäfte eintrete, dürfte es wohl dem Bedürfniß aller Anwesenden entsprechen, wenn er den Gefühlen, die sie in diesem Augenblick bewegten, mit einigen Worten Ausdruck zu geben versuche. (Die Mitglieder des Hauses erhoben sich von ihren Sitzen.) Innerhalb weniger Monate stehe das deutsche Volk in tiefer Trauer zum zweiten Male am Grabe seines Kaisers. Auf Kaiser Friedrich sei die Hoffnung des deutschen Volkes gestellt gewesen; jetzt liegge er in der Gruft nach einer Regierung von wenigen Monaten. Selten wohl habe ein edler Fürst ein so trauriges Geschick gehabt, selten wohl seien die Hoffnungen eines treuen Volkes so bitter zerstört worden. Seit langen Jahren habe man mit Stolz und mit Bewunderung auf die ritterliche Gestalt des Kronprinzen geblickt, eingedenk der Thaten, die er einst für Deutschland vollbracht habe, voll Dankbarkeit für das warme Herz, welches in seiner Brust für Deutschland geschlagen. Aber größer denn je sei die Bewunderung für ihn in der kurzen Zeit gewesen, während welcher er Kaiser gewesen sei, wo man gesehen, wie er das schwere Leid, welches ihm von Gottes Hand auferlegt worden sei, mit einem Heldenmuth ertragen, welcher die Tapferkeit, die er einst auf dem Schlacht⸗ felde gezeigt, weit in den Schatten gestellt habe. In dem deutschen Volke brenne das Verlangen, dem Kaiser Friedrich
über das Grab hinaus seine Dankbarkeit zu bezeugen für das, was er zum Heile Deutschlands gethan und gewollt habe. Das deutsche Volk werde diese Schuld der Dankbarkeit dadurch abtragen, daß es in unerschütterlicher Treue zu Kaiser Friedrich's erhabenem Sohne und Erben stehe, zu des jetzt regie⸗ renden Kaisers Majestät. Die Worte, welche Allerhöchstderselbe an das Haus gerichtet habe, würden überall in Deutschland freudigen Widerhall finden. Die Herzen des deutschen Volks schlügen ihm vertrauensvoll entgegen. Möge Gott ihm seinen Schutz und seinen Segen verleihen. Die Anwesenden möchten ihren Gefühlen dadurch Ausdruck geben, daß sie den Ruf, den sie heute in feierlicher Stunde hätten erschallen lassen, nochmals wiederholten: Se. Majestät der Kaiser und König Wilhelm von Preußen lebe hoch! (Die Mitglieder des Hauses stimmten dreimal begeistert in diesen Ruf ein.) Zu provisorischen Schriftführern berief der Präsident hierauf die Abgg. Graf von Kleist, Dr. Meyer (Jena), Dr. Hermes und Graf Adelmann⸗Adelmannsfelden. Die Ver⸗ loosung der Mitglieder in die Abtheilungen wird in der üblichen Weise nach Schluß der Sitzung durch das Bureau erfolgen.
Der Namensaufruf ergab die Anwesenheit von 312 Mit⸗ gliedern, das Haus ist also beschlußfähig.
Auf Antrag des Abg. Dr. Windthorst wählte das Haus durch Akklamation das frühere Bureau wieder und zwar zum Präsidenten den Abg. von Wedell⸗Piesdorf, zu Vize⸗Präsidenten die Abgg. Dr. Buhl und von Unruhe⸗Bomst, zu Schriftführern die Abgg. Graf Adelmann, Dr. Bürklin, Dr. Hermes, Graf von Kleist, Dr. von Kulmiz, Dr. Meyer (Jena), Wichmann und Freiherr von Buol. Zu Quästoren berief der Präsident die Abgg. Kochhann und Francke.
Das Haus hat sich damit konstituirt; der Präsident wird dem Kaiser davon die vorgeschriebene Meldung machen.
Der Präsident bemerkte noch: Es dürfte angezeigt sein, daß der Reichstag die Thronrede, welche er vernommen habe, in einer Adresse beantworte. Er (Redner) schlage deshalb vor, zu beschließen, daß eine Adresse an Se. Majestät den Kaiser und König gerichtet werde, und bitte, ihn zu beauftragen, morgen dem Reichstage den Entwurf dieser Adresse zu unterbreiten. Es werde diesem Vor⸗ schlag von keiner Seite widersprochen; er konstatire daher, daß derselbe von dem Reichstage angenommen sei. Sodann möchte er vorschlagen, daß das Präsidium beauftragt werde, Ihrer Maäjestät der Kaiserin, Ihrer Majestät der verwittweten Kaiserin Victoria und Ihrer Majestät der verwittweten Kaiserin Augusta die tiefgefühlte Theilnahme des Reichstages auszudrücken.
Um 4 ¼ Uhr vertagte sich das Haus auf Dienstag 1 Uhr.
Statistische Nachrichten. Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund heitsamts sind in der Zeit vom 10. bis 16. Juni cr. von je
1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 18,6, in Breslau 27,7, in Königsberg 24,3, in Köln 18,7, in Frankfurt a. M. 17,8, in Wiesbaden 17,0, in Hannover 17,2, in Kassel 12,4, in Magdeburg 21,6, in Stettin 22,6, in Altona 21,4, in Straßburg 26,5, in Metz 24,8, in München 27,8, in Nürnberg 21,2, in Augsburg 22,1, in Dresden 16,3, in Leipzig 15,5, in Stuttgart 17,6, in Karlsruhe 22,5, in Braunschweig 24,2, in Hamburg 29,8, in Wien 27,6, in Pest 33,4, in Prag 32,7, in Triest 23,0, in Krakau 41,4, in Amsterdam 21,7, in Brüssel 27,2, in Paris 20,6, in Basel —, in London 14,2, in Glasgow 24,0, in Liverpool 15,7, in Dublin 24,7, in Edinburg 19,7, in Kopenhagen 19,0, in Stockholm 18,1, in Christiania 20,7, in St. Petersburg —, in Warschau 24,9, in Odessa 36,5, in Rom 23,2, in Turin 22,2, in Venedig 27,6, in Alexandria 31,1. — Ferner in der Zeit vom 20. bis 26. Mai cr. in New⸗York 24,6, in Philadelphia 19,0, in Baltimore 15,3, in Kalkutta 28,4, in Bombay 25,0, in Madras —.
„In der Berichtswoche war die Sterblichkeit in den meisten euro⸗ päischen Großstädten wieder eine günstigere als in der vorhergegan⸗ genen Woche und wurden aus einer größeren Zahl von Berichts⸗ städten erheblich niedrigere Sterblichkeitsziffern mitgetheilt. So er⸗ freuten sich einer sehr geringen Sterblichkeit (bis 15,0 pro Mille und Jahr berechnet): Dortmund (10,5), Kassel (12,4), Münster, Krefeld, Darmstadt, Kiel, Bremen, London. Günstig (bis 20,0 pro Mille und Jahr) war auch die Sterblichkeit in Berlin, Leipzig, Dresden, Frankfurt a. O., Frankfurt a. M., Wiesbaden, Hannover, Stutt⸗ gart, Köln, Barmen, Aachen, Elberfeld, Düsseldorf, Kopenhagen, Stockholm, Liverpool. Edinburg u. a. Auch in Magdeburg, Altona, Nürnberg, Amsterdam, Paris, Christiania war die Sterblichkeit eine nur mäßig hohe. Hohe Sterblichkeitsziffern (über 35,0 pro Mille und Jahr) wurden aus keiner deutschen Stadt gemeldet. — Sehr wesent⸗ lich vermindert waren ziemlich allgemein Todesfälle an akuten ent⸗
zündlichen Erkrankungen der Athmungsorgane, während Darmkatarrhe
und Brechdurchfälle der Kinder vielfach, namentlich in Berlin, Breslau, München, Hamburg, Köln, Straßburg, Pest u. a, etwas mehr Sterbefälle veranlaßten als in der Vorwoche. Der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit blieb im Allgemeinen der gleich niedrige wie in der Vorwoche. Von je 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet in Berlin 68, in München 116 Säuglinge. — Von den Infektionskrankheiten kamen Sterbefälle an Masern, Scharlach und Unterleibstyphus etwas seltener, an Diphtherie, Keuch⸗ husten und Pocken etwas mehr zur Berichterstattung — So führten Masern in Berlin, Straßburg, Prag, London, Paris seltener, in Wien und seinen Vororten häufiger zum Tode. Sehr bögsartig herrscht die Epidemie in Hamburg, wo sie in der Berichtswoche 584 Erkrankungen und 44 Sterbefälle hervorrief; auch aus Berlin. Wien, Pest und aus den Regierungsbezirken Schleswig und Düsseldorf werden zahl⸗ reiche Erkrankungen an Masern mitgetheilt. — Das Scharlach⸗ fieber verlief in Berlin, München, Wien, Pest, Prag, London milder, während in Warschau die Zahl der Sterbefälle eine größere wurde. Erkrankungen waren in Berlin, Hamburg, Wien, Kopen⸗ hagen und Stockholm nicht selten. — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Hamburg, Breslau, London, Wien, Pest und Kopenhagen eine größere, dagegen in Berlin und Paris eine kleinere als in der Vorwoche. Erkrankungen wurden aus den meisten Orten, aus denen Berichte vorliegen, in wenig gegen die Vorwoche verminderter Zahl mitgetheilt. — Die Zahl der Sterbe⸗ fälle an Unterleibstyphus hat in Hamburg, Königsserg, London, Paris abgenommen; auch Erkrankungen an Unterleibstyvphus kamen meist in geringerer Zahl zur Berichterstattung. — An Flecktyphus gelangten aus Prag 3 Todesfälle und ans dem Regierungsbezirk Hannover 1 Erkrankung zur Anzeige. — An epidemischer Genickstarre wurden aus Rom und Kopenhagen je ein
Todesfall, aus Nürnberg 3, aus Kopenhagen 1 Erkrankung ge⸗ meldet. — Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut haben in London eine größere Zahl von Opfern gefordert. Dem Keuchhusten erlagen in Berlin, London, Paris, Stockholm etwas mehr Kinder als in der Vorwoche. Vereinzelte Todesfälle an Pocken kamen aus Königsberg, Wien, Pest zur Anzeice, aus Rom und Lyvon je 2, aus den Vororten Wiens und aus Warschau je 3, aus Triest 5, aus Paris 8, aus Prag 14. Neue Erkrankungen wurden aus Berlin 2, aus Breslau I, aus Wien 5 berichtet. Der Gesundheitszustand in Berlin blieb auch in dieser Be⸗ richtswoche ein günstiger und die Sterblichkeit eine kleine. Die Zahl der zur Kenntniß gekommenen Erkrankungen an akuten Entzündungen der Athmungsorgane erscheint zwar nur wenig im Vergleich zur Vor⸗ woche vermindert, doch war der Verlauf derselben ein wesentlich milderer, und die Zahl der dadurch bedingten Sterbefälle eine kleinere. Dagegen führten Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder in ge⸗ steigerter Zahl zum Tode. Die Theilnahme des Säuaglingsalters an der Sterblichkeit blieb fast die gleiche wie in der Vorwoche — Auch das Vorkommen der Infektionskrankheiten zeigte im Allgemeinen keine wesent⸗ liche Veränderung. Erkrankungen an typhösen Fiebern blieben beschränkt, auch die zur Anzeige gebrachten Erkrankungen an Scharlach und Diphtherie zeigten an Zahl keine erhebliche Veränderung im Vergleich zur Vorwoche. Nur Masern gelangten häufiger zur Meldung und fanden besonders im Stralauer Viertel und in der diesseitigen Luisenstadt größere Verbreitung — Ferner gelangten auch 2 Er⸗ krankungen an Pocken zur Anzeige. Erkrankungen im Wochenbett, sowie an rosenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut kamen etwas mehr zur Beobachtung; desgleichen waren Erkrankungen an Keuchhusten nicht selten, die Zahl der durch ihn bedingten Sterbefälle sogar eine etwas größere (12 gegen 10) als in der Vorwoche. Da⸗ gegen gelangten rheumatische Beschwerden aller Art in verminderter Zahl zur ärztlichen Bebandlung.
— Nach der im Justiz⸗Min.⸗Bl. veröffentlichten Uebersicht über die Thätigkeit der Schiedsmänner in Preußen 1887 betrug die Zahl der Schiedsmänner Ende 1887 18 145 (gegen Ende 1886 + 9), die Zahl der von denselben verhandelten bürgerlichen Rechts⸗ streitigkeiten betrug 36 140 (gegen 1886 — 4835). In 26 147 (— 3504) Sachen erschienen beide Theile zum Sühneversuch. 19 747 (— 2194) dieser Sachen wurden durch Vergleich erledigt. An Beleidigungen und Körperverletzungen verhandelten die Schiedsmänner 189 429 (— 10 302) Sachen. In 114 334 (— 8318) derselben erschienen beide Theile zur Sühneverhandlung die in 67 695 (— 4764) Fällen Erfolg hatte.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Deutsche Geschichte. Von Felix Dahn. Erste Hälfte (bis a. 476). Zweite Hälfte (bis a. 814). Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1883, 1888. (Preis 14 ℳ) — In der Sammlung der „Europäischen Staatengeschichte“ genügte gerade die deutsche Geschichte schon seit längerer Zeit den Anspruͤchen nicht mehr. Die Verlagshand⸗ lung entschloß sich daher, eine von Grund aus neue Bearbeitung heraus⸗ zugeben und ein Werk herstellen zu lassen, das, auf vollständiger Kenntniß des Quellenmaterials fußend, durch selbständige Auffassung und geist⸗ volle Darstellung die Wissenschaft zu fördern und zugleich über die gelehrten Kreise hinaus Theilnahme zu erwecken im Stande wäre. Um dem Unternehmen einen glücklichen Fortgang zu sichern, war es nöthig, die Arbeit zu theilen. Nach einem fest vereinbarten Plan werden die bestimmt abgegrenzten Perioden der deutschen Geschichte gleichzeitig von verschiedenen Gelehrten in Angriff genommen. Das ganze Werk ist auf acht Oktavbände, resp. Doppelbände berechnet. Anerkannte Historiker haben sich zur Mitarbeit entschlossen. In „Dahn's Geschichte der deutschen Urzeit bis auf Karl den Großen“ liegt nun der erste Doppelband vollständig vor. Seme Darstellung der deutschen Urzeit ist selbständig, eigenartig und lehrreich. Der Gang der äußeren Geschichte ist übersichtlich und klar dargelegt, ohne zu tief in das Detail einzugehen. Vorzugs⸗ weise und ganz der Eigenart Dahn's entsprechend ist die Ent⸗ wickelung der Staats⸗ und Rechtsverhältnisse, der kirchlichen und sozialen Zustände wie der Leistungen in Kunst und Wissenschaft er⸗ örtert. Gerade auf diesen Gebieten läßt sich das gemeinsame Leben des deutschen Volks auch bei aller äußeren Spaltung am deutlichsten verfolgen, und der Nachweis dieses Gemeinsamen ist ja die Haupt⸗ aufgabe einer vom nationalen Standpunkt aus geschriebenen deutschen Geschichte. Die Wechselwirkung zwischen dem Gesammtleben der Nation und der Entwickelung der einzelnen Stämme tritt überall deutlich hervor, dagegen ist dasjenige, was für die Spezialgeschichte der einzelnen Stämme oder Territorien von Bedeutung war, nur soweit berücksichtigt, als es in die Entwickelung der Nation eingriff. Die vorhandenen Quellen und Hülfsmittel sind im weitesten Umfange benutzt und die bezüglichen literarischen Nachweise reichlich gegeben. Die zahlreichen Streitfragen, welche sich an die älteste deutsche Geschichte knüpfen, sind im Text angedeutet, in den Anmerkungen, soweit es nöthig schien, eingehender behandelt. Durch das angehängte sorgfältige Namen⸗ und Sachregister, sowie durch die trefflich ausgeführten vier großen Karten, welche die Größe der einzelnen Territorien in den verschiedenen Perioden veranschau⸗ lichen, wird die Brauchbarkeit des Werks wesentlich erhöht. Nicht nur Gelehrten und Forschern, sondern allen Gebildeten, welche ein tieferes Interesse für die vaterländische Geschichte hegen, sei das her⸗ vorragende Buch angelegentlich empfohlen.
— Die J. Guttentag'sche Verlagsbuchhandlung zu Berlin W., Wilhelmstraße 100, veröffentlicht in der Sammlung Deutscher Reichs⸗ und Preußischer Gesetze nachfolgende neue Auflagen: Nr. 11. Civilprozeßordnung mit Gerichtsverfassungsgesetz, Einführungs⸗ gesetzen, Nebengesetzen und Ergänzungen Text⸗Ausgabe mit An⸗ merkungen und Sachregister von R. Sypdow. Vierte vermehrte Auflage. Taschenformat; kartonnirt Preis 2 ℳ 50 ₰4. — Nr. 12. Strafprozeßordnung nebst Gerichtsverfassunsgesetz für das Deutsche Reich. Text⸗Ausgabe mit Anmerkungen und Sach⸗ register. Vierte Auflage, bearbeitet von A. Hellweg, Landrichter in Hannover. Taschenformat; kartonnirt Preis 1 ℳ 60 ₰. — Nr. 14. Gerichtsverfassungsgesetz mit Einführungsgesetzen und Nebengesetzen. Text⸗Ausgabe mit Anmerkungen und Sachregister von R. Sydow. Vierte vermehrte Auflage Taschenformat; kartonnirt Preis 80 4A. — Nr. 3. Das Preußische Gesetz, betreffend die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen, vom 13. Juli 1883, nebst dem Gesetz, betreffend die Gerichtskosten bei Zwangs⸗ versteigerungen und Zwangsverwaltungen von Segenständen des unbeweglichen Vermögens vom 18. Juli 1883 und dem Einführungs⸗ gesetz für die Rheinlande. Text⸗Ausgabe mit Anmerkungen und Sachregister. Von Dr. J. Krech, Kaiserlicher Geheimer Regierungs⸗Rath in Berlin, und Dr. O. Fischer, o. ö. Professor der Rechte in Greifswald. Zweite veränderte Auflage. Taschenformat; kartonnirt Preis 1 ℳ — Die Text⸗Ausgaben der Guttentag'schen Sammlungen sind so allgemein bekannt, daß wir nur das Erscheinen dieser neuen Auflagen ohne besonderen Hinweis auf die Vorzüge der einzelnen Bände zu verzeichnen haben. vX“