1888 / 173 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Jul 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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zuerkannt, bestehend in einem Stipendium von 1200 auf 4 Jahre;

Hr. Dr. phil. Leopold Cohn, Privatdozent an der Universität Breslau, zuerkannt.

gie in der Periode, welche echa⸗ durch den Tod von Christian Wolff und das Erscheinen grenzt wird, soll dargelegt, und es soll besonders der Einfluß dieser psychologischen Arbeiten auf die Ausbildung der Der Preis beträgt 2000 ℳ, Einlieferungsfrist bis zum 1. März im Sitzungsbericht der Königlichen Akademie.

Der Vorstand derselben hat den dies Jahr zu ertheilenden Preis im Betrage von 2000 dem ordentlichen Professor

seine Geschichte der italienis chen Literatur, Band I, zuerkannt.

unnd Königs, ist von Brüssel und dem Haag hierher zurück⸗

General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, in Begleitung

Division, Freiherrn von Seckendorff, pon Kopenhagen und Stockholm.

richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Fche

dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7./1. Apia. Letzte Nachricht

Newport 4./7. (Poststation: Plymouth.) S. M. S. „Bis⸗

Kreuzergeschwader: S. M. S. 1EES⸗ 6(Flaggschiff) .0

geschwader: S. M.

9./7. Swinemünde, vom 10./7. ab Saßnitz.) S. M. Krzr. „Möwe“

Die Königin ist am vergangenen Sonnabend mit den jungen Herzoginnen Elsa und O von hier nach Friedrichshafen abgereist, wo Ihre Majestät von Ihrem hohen Gemahl empfangen und von der Bevölkerung

21. August d. J. dem Vernehmen nach bevorstehenden Ent⸗ hüllung des Chamisso⸗Denkmals das Andenken an Adalbert von Chamisso als Naturforscher und als vormaliges Mitglied der Akademie in ihrer physikalisch⸗mathematischen Klasse erneuerte, hielt das neueingetretene Mitglied der physikalisch⸗-mathema⸗ tischen Klasse, Hr. Moebius, seine Antrittsrede, welche der Vor⸗ sitzende in seiner Eigenschaft als Sekretar derselben Klasse beantwortete.

Der andere Sekretar derselben Klasse, Fr. Auwers, be⸗ richtete über die Steiner'sche Stiftung. In Bewerbung über den am Leibniz⸗Tage 1886 ausgeschriebenen Preis ist eine Arbeit eingegangen, welche jedoch nicht als preiswürdig be⸗ funden worden it Den Statuten der Stiftung gemäß wird der hiermit frei werdende diesjährige Preis Hrn. Professor Zeuthen in Kopenhagen für seine ausgezeichneten Arbeiten im

ebiete der Geometrie zuertheilt. Die 1886 gestellte und in den Sitzungsberichten 1886 S. 556 abgedruckte Aufgabe wird unverändert erneuert. Bewerbungsschriften sind unter den im Sitzungsbericht vom 28. Juni mitzutheilenden näheren Bedingungen vor dem 1. März 1890 einzureichen.

Der Sekretar der philosophisch⸗historischen Klasse, Hr. Curtius, berichtete über die diesjährige Bewerbung um den Preis der Charlottenstikftung für Philologie Gefordert war eine neue Textbearbeitung der Schrift Philon's De opificio mundi. Unter sechs Bewerbern wurde Hrn. Dr. phil. Paul Wendland in Berlin der Preis

den von dem Reichskanzler, als Kurator der Charlottenstiftung, bewilligten Nebenpreis von 1000 erhielt

t int. Zweitens wurde aus dem von Herrn von Miloszewski gestifteten Legat für philosophische Preisfragen fol⸗ gende Aufgabe gestellt: „Die Entwickelung der deutschen Psycholo⸗

er Vernunftkritik von Kant be⸗

Aesthetik unserer klassischen Literaturperiode festgestellt werden.“ 1890. Das Nähere über beide Preisbewerbungen findet sich Endlich berichtete derselbe Sekretar über die Diez⸗Stiftung.

an der Universität zu Br eslau, Hrn. Dr. Adolf Gaspary, für

Der Inspecteur der Kriegsschulen, General⸗Lieutenant von Mischke, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers

gekehrt, desgleichen der General⸗Lieutenant von Hahnke,

des Hauptmanns und Adjutanten der 2. Garde⸗Infanterie⸗

Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ nft daselbst, nach dem Orte Abgang von

von dort 4./6. (Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln].) S. M. Vermessgsfhrzg. „Albatroß“ 8./4. —— 23./5. 23/5. Bremerhaven 24./5. 24./5. Wilhelmshaven 2./6. 3./6. Bremerhaven 4./6. 5./6. Dwarsgat. (Post⸗ station: Bremerhaven.) S. M. S. „Ariadne“ 18./6.

marck“ 31./5. Singapore 17./6. (Poststation bis 6./7. Aden, vom 7./7. ab Port Said.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 3./3. Kamerun 12./4. 27.,4. Kamerun 15./6. Gaboon 18./6. 28./6. Principe 29./6. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Eber“ 24,4. Apia. Letzte Nachricht von dort 21./5. (Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln]) S. M. Fhrzg. „alke⸗ 16.5. Kiel. 29./6. Kiel. (Poststation: iel.) S. M. S. „Gneisenau“ 17./4. Kiel. 25./6. (Poststation: S. M. Kreuzer „Habicht“ 8./5. St. Paul de Loanda

5. Kamerun. 11./5. 16./5. Batanga 17./6. 17./6. Kamerun. Letzte Nachricht aus Kamerun vom 25.,/6. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Iltis“ 20./6. Nagasaki 6.7. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Leipzig“ 16.,6. Plymouth 17./66. 21./6. Gibraltar 2./6. 1 Port Said 4.,7. (Poststation: bis 6.,7. Aden, vom 7/7. ab Zanzibar.) S. M. Fahrzeug „Loreley“ 26./5. Konstantinopel. Letzte Nachricht von dort vom 22./6. (Post⸗ station: eaenanc) S. M. S. „Luise“ Kiel 11./6. 7., (Po tstation: vom 3./7. bis 9./7. Neustadt [Holstein], vom 10./7. ab Swinemünde.) S. M. Kreuzer „Möwe“ Aden 29.,/5. 30./6. Zanzibar (Poststation: Fanzibar) S. M. S. „Moltke“ 18./4. Kiel 25./6. 9 oststation : Kiel.) S. M. Pnzrfahrzg. „Mücke“ 8. 87 Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 14.,3. Zanzibar. Letzte Nachricht von dort 5./6. Zanzibar.) S. M. S. „Niobe“ 29.,/6. Deal 30./6. 2./7. Dartmouth 6./7. (Post⸗ station: Edinburg (Schottland].) S. M. S. „Nixe“ 21./6. Dartmouth 23./7. (Poststation: Madeira.) S. M. S. „Prinz Adalbert“ 27./6. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Vermessgsfhrzg. „Pommerania“ Kiel 2./7. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ 18./5. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Stein“ 20,/5. Kiel 25./6. (Post⸗ station: Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 26./4. Singa⸗ pore 20./6. 29./6. Hongkong. (Poststation: Hongkong.)

„Carola“ 31./5. Singapore 26./6; „Olga“ Singapore 26./6. (Poststation: Zanzibar.) Manböverflotte: Panzer⸗

gwad . „Baden“ (Flaggschiff), „Bayern“, „Friedrich der Große“, „Kaiser“, S. M. Av. „Zieten“ 29./6. Kiel 2./7. (Poststation: Kiel.) Torpedobootsflottille 11./6. Sonder⸗ burg. (Poststation: bis 4./7. Sonderburg, vom 5./7. bis

Dampfer „Hohenzollern“ mit den abgelösten Besatzungen und „Nautilus“ 16./6. Bremerhaven.

Württemberg. Stuttgart, 2. Juli. (Karlsr. Ztg.)

a, Töchtern der Herzogin Wera,

der festlich beflaggten Stadt herzlich begrüßt wurde. Mit dem

der sogenannte Einpfennigtarif zur Einführung, wie derselbe auch auf Bhrücggerrogch badischen und pfäl⸗ zis Bahnen zuvor eingeführt worden ist. Die württembergische Eisenbahnverwaltung nimmt von der Ein⸗ führung dieses Tarifs einen jährlichen Einnahmeausfall von 367 000 in Aussicht, welcher Summe Er⸗ mäßigungen außerwürttembergischer Verwaltungen im Be⸗ trag von rund 252 000 gegenüberstehen, sodaß der Kohlenkonsumtion des Landes ein Gewinn von etwa 600 000 zugute käme. Der neue Tarif tritt vom 1. Juli mit dem Saar⸗ und Ruhrgebiet, mit den Umschlagplätzen Mannheim und Ludwigshafen und mit Bayern und Sachsen ein.

Zachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 4.Juli. (Th. C.) Der Großherzog und die Großherzogin sind gestern von Dornburg nach Belvedere zurückgekehrt.

Reuß; ä. L. Greiz, 3. Juli. (Leipz. Ztg.) Dem Re⸗ Phercen und Konsistorial⸗Präsidenten, Wirklichen Geheimen ath Faber, ist die erbetene Versetzung in den Ruhestand bewilligt worden. Mit der Führung des Regierungs⸗Präsidiums ist bis auf Weiteres der Landgerichts⸗Präsident Dr. Mortag und mit Führung des Konsistorial⸗Präsidiums der Geheime Regierungs⸗Rath von Geldern⸗Crispendorf betraut.

Hamburg, 3. Juli. (Wes.⸗Ztg.) Der Senat legte heute den Etat für die künftige Verwaltung des ollwesens nach dem Zollanschlusse vor. Während man bisher, im Bausch und Bogen, auf die Anstellung von 1200 Beamten gerechnet hatte, ergiebt sich die Zahl der Anzustellenden auf 1750 Beamte. Nach der Zusammenstellung für das ganze Jahr werden erforderlich: 1) für die Verwaltungs⸗Abtheilung des Zollwesens ca. 37400 2) General⸗Zolldirektion 128 700 3) Hauptzoll⸗ ämter und Hauptzollkasse 3 644 825 ℳ; zur Vorbereitung des Uebergangs der Zollverwaltung (künftig wegfallend) ĩ734 ℳ. (davon Besoldung der Zollbeamten vor dem Zoll⸗ anschluß 130 000 ℳ); sonstige Ausgaben, für 3 Monate auf 147 500 berechnet, also pro Jahr 590 000 Die Ausgaben werden hiernach einen Jahres⸗Etat von circa 5 Millionen Mark erfordern, denen eine Rückvergütung aus der Zollgemeinschaft von circa 4 Millionen Mark aller⸗ dings gegenüberstehen würde. Bei der General⸗Zolldirektion werden, außer dem Chef mit 20 000 Jahresgehalt, ein Ober⸗Regierungs⸗Rath und 2 Regierungs⸗Räthe, des Weiteren 63 Beamte fungiren. Bei den Hauptzollämtern sind vorgesehen 5 Ober-Zollinspektoren, 1 Haupt⸗Kassenrendant, 1 Controleur, 5 Ober⸗Revisoren, 5 Hauptamts⸗Controleure, 12 Revisions⸗ Inspektoren, 30 Ober⸗Controleure, 362 Assistenten erster Klasse und 181 Assistenten zweiter Klasse, 70 Kassen⸗ und Amts⸗ diener, 40 Maschinisten auf Barkassen und 65 Bootsleute.

Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 2. Zuli. Wien. Ztg. Die Regierung wird die Muße, welche 1n8 2 Reichstagsferien gegönnt ist, zur Vorbereitung, beziehungs⸗ weise Durchführung von folgenden fünf Hauptangelegen⸗ heiten benützen. Fürs erste wird das Budget pro 1889 vorbereitet. Der Minißerrath hat hiebei für die einzelnen Ressort⸗Minister als Richtschnur festgestellt, daß in den Aus⸗ gaben der Rahmen des Budgets pro 1888 nicht überschritten werden dürfe. Die Bilanz wird sich somit, da das Erträgniß der Verzehrungssteuern sich in hohem Maße steigern wird, be⸗ deutend günstiger gestalten. Zweitens wird die Durch⸗ führung der Spiritussteuer⸗Reform erfolgen. Die Regierung wird eine Enquete für diesen Gegenstand ver⸗ anstalten, und auf Grund der Ergebnisse ihrer Berathungen werden sodann die Durchführungsbestimmungen des neuen Gesetzes festgestellt werden. Die dritte Aufgabe der Regierung bildet die Ablösung der Regalien; diese Angelegenheit ist bereits so weit gedi hen, daß der Minister⸗Präsident über das ge⸗ sammte erforderliche Material verfügt und die Ausarbeitung des Gesetzentwurfs in Angriff genommen werden konnte. Ferner werden Gesetzentwürfe, betreffend öffentliche Ar⸗ beiten, vorbereitet, und sind schon so weit E1“ daß diese Vorlagen im Herbst dieses Jahres mit Bestimmtheit im Reichstage werden eingebracht werden.

Großbritannien und Irland. London, 3. Juli. (A. C.) Gestern begann die zur Untersuchung der Landesvertheidigung eingesetzte Kommission, deren Vorsitzender Lord Hartington ist, in den Amtsbureaus des Ministers Smith in Downing Street ihre Arbeiten. Der Kommission gehören, außer dem Marquis von Hartington, Lord R. Churchill, Lord Revelstoke, Smith, Sir Richard Temple, Campbell⸗Bannerman, Contre⸗Admiral F. W. Richards und General Brackenbury an. 8

Wenn das amtliche Programm der bestehenden Flotten⸗ manöver auch noch nicht veröffentlicht ist, so ist dasselbe doch im Wesentlichen bekannt. Am Sonnabend traf das Chatham⸗Geschwader in Spithead ein und stieß zu der dort liegenden Abtheilung. Alle diese Schiffe bilden jetzt zusammen das „A“⸗Geschwader, welches von Admiral Baird befehligt werden wird. Zu demselben ge⸗ hören vier 20 Jahre alte Panzerschiffe, „Northumber⸗ land“, „Agincourt“, „Iron Duke“ und „Monarch“, dann der neue „Warspite“ und drei langsame Kreuzer, „Northampton“, „Active“ und „Rover“. Das modernste Schiff des ganzen Geschwaders ist der „Warspite“. Aber man darf nicht vergessen, daß bereits zwei Kanonen dieses Fahrzeuges Risse bekommen haben. Der Schau⸗ platz der Manöver wird, wie früher, die Bantry⸗Bai sein. Das „A“⸗Geschwader wird sich gegen ein Angriffs⸗ geschwader zu vertheidigen haben, dessen Befehl Admiral Fitzroy übernehmen dürfte. An der irischen Küste sollen ähnliche Operationen zwischen zwei anderen Geschwadern statt⸗ finden. Diese letzteren Manöver werden jedoch wahrscheinlich nicht vor Ablauf von drei Wochen beginnen, da ein großer Theil der Flotte der am 19. Juli in Plymouth zu begehen⸗ den 300jährigen Feier des Untergangs der spanischen Armada beiwohnen wird.

Der Stadtrath von Dublin beschloß gestern, den gegenwärtigen Lordmayor, Sexton, wiederum für das Jahr 1889 als Kandidaten für das Amt eines Ober⸗Bürger⸗ meisters aufzustellen. Die konservativen Mitglieder des Stadt⸗ raths beschweren sich sehr darüber, daß niemals ein Konservativer seit 10 Jahren einen der Posten erhalte, welche der Lordmayor zu vergeben hat.

Aus Durban, vom 3. Juli, wird dem Reuter'schen Bureau telegraphirt:

Hier ist soeben die Meldung über ein ernstes Treffen mit

1. Juli ist für Württemberg eine namhafte Ermäßigun der Kohlenfrachtsätze eingetreten, und zwar gele 868

tbeilung britischer Truppen, olizeimannschaften und ein⸗ geborner Hülfstruppen bestebende Streitkraft griff den Rebellen⸗ häuptling Ishingana an und brachte ihm nack sechsstündigem heißen Kampfe eine entschiedene Niederlage bei. Der Verlust war auf beiden Seiten bedeutend; britischerseits amfaßt derselbe einen Offizier und zwei Weiße, welche die eingeborenen Hülfstruppen befehligten. Ferner wird aus Zululand gemeldet: Vier Häupt⸗ linge des Distrikts Inkandhla griffen den lovalen Häupt⸗ ling Sokotyvata an und raubten sein Vieh. Später griffen sie die Wohnung des Bezirksrichters an, der mit Hülfe einiger ein⸗ geborenen Polizisten und den Mannschaften Sokotyata's den Feind

Auf britischer Seite war der Verlust unerheblich.

Frrrankreich. Paris, 3. Juli. (Fr. C.) Gestern setzte die Deputirtenkammer die Berathung des Haftpflicht⸗ gesetzes fort und lehnte dabei eine Bestimmung des Art. 4 ab, durch welche die Rechtsnachfolge eines ausländischen Ar⸗ beiters im Falle des Todes desselben von allen Ansprüchen ausgeschlossen sein sollte. Der Abg. de la Berge (Opportunist) brachte in der Kammer einen Gesetzentwurf ein, nach welchem Personen, die wegen Wahlfälschung bestraft sind, für alle öffentlichen Aemter unwählbar sein sollen.

Die Budgetkommission hat beschlossen, die Regierung aufzufordern, 1) mit den Ausgaben für 1889 nicht über die Höhe der Ausgaben für 1888 hinauszugehen, 2) den Anschlag der Einnahmen auf Grund der Ausstellung von 1889 zu ver⸗ ringern, da diese Einnahmen zufälliger Natur seien und nicht zur Deckung dauernder Ausgaben dienen könnten.

Italien. Rom, 4. Juli. (W. T. B.) In Betreff der Beschwerden der französischen und griechischen Regierung wegen der in Massovah Seitens Italiens eingeführten Besteuerung meldet die „Agenzia Stefani“, daß die genannten Steuern die Italiener ebenso wie die Aus⸗ länder treffen. Der griechische Gesandte, welcher auf Grund des Artikels 2 des italienisch⸗griechischen Handelsvertrags an⸗ läßlich der Steuereinführung reklamirte, mußte anerkennen, daß Italien in seinem Rechte sei; in Folge dessen mußte auch Frankreich, welches im Interesse der griechischen Be⸗ völkerung reklamirte, seine Verwendung in dieser Angelegen⸗ heit einstellen.

Mailand, 4. Juli. (W. T. B.) Der König sowie die Königliche Familie sind heute in Monza eingetroffen.

Neapel, 4. Juli. (W. T. B.) Das englische Ge⸗ schwader ist heute früh hier eingelaufen.

Niederlande. Amsterdam, 3. Juli. (Köln. Ztg.) Der deutsche Gesandte am hiesigen Hofe, Freiherr von Saurma⸗ZJeltsch hat dem König sein neues Beglaubigungs⸗ schreiben überreicht. Der König hat seinen General⸗ Adjutanten Verspyck beauftragt, den Kaiser Wilhelm zu seiner Thronbesteigung zu beglückwünschen; als Ordonnanz⸗ Offizier wird denselben der Lieutenant Baron van Heekeren van Molecaten begleiten.

Bulgarien. Sofia, 3. Juli. (Wien. Ztg.) („Havas“⸗ Meldung.) Nachdem die Untersuchung gegen jene Offi⸗ ziere, welche beschuldigt waren, einen Handstreich vor⸗ zubereiten, ergab, daß eine ähnliche Absicht gar nicht vorhanden war, wurden die betreffenden Offiziere freigelassen. Der Offizier, welcher die Denunziation beging, wird im Dis⸗ ziplinarwege bestraft werden.

Die bulgarische Bahnbetriebs⸗Direktion kün⸗ digte die Einführung eines wöchentlich dreimaligen Eisen⸗ bahnverkehrsdienstes zwischen Zaribrod und Vakarel an. Nachdem zwischen Bulgarien und der Türkei diesbezüg⸗ lich noch kein Einvernehmen erzielt wurde, werden die bulga⸗ rischen Züge blos an die serbischen Züge Anschluß haben.

„Asien. China. Tientsin, 2. Juli. (A. C.) Der Tsung⸗li⸗Namen hat eine telegraphische Depesche von dem Vertreter der Chinesen in Australien erhalten, worin er auf⸗ gefordert wird, alle auf Verbot der chinesischen Ein⸗ wanderung nach Australien gerichteten Vorschläge der britischen Regierung zurückzuweisen.

Zeitungsstimmen.

1 Zan 8 Erlaß des preußischen Handels⸗Ministers, etreffend den

Terminhandel mit Getreide, bemerkt der „Reichsbote“:

Der Erlaß des Handels⸗Ministers in Bezug auf den Großhandel mit Getreide an der Berliner Börse hat die letztere in große Auf⸗ regung gebracht, wie Alles, was nach gesetzlicher Regelung der Börsenverhältnisse aussieht. Während alle anderen öffentlichen Ein⸗ richtungen auch die öffentlichen Märkte sich den gesetzlichen Anordnungen unterwerfen müssen, beansprucht die Börse eine Selbständigkeit und eine Fülle von Privilegien, wie sie sonst keine anderen Instituwtionen besitzen. Der Handels⸗Minister sucht durch seine Verordnung dem Mißbrauch mit dem aus dem Auslande ein⸗ geführten Getreide zum Schaden unserer deutschen Produktion und Konsumtion zu steuern, indem er verlangt, daß der an den Börsen gehandelte Roggen und Weizen unter ein bestimmtes Gewicht nicht heruntergehen darf, daß das Getreide trocken sein muß und keinen Darrgeruch haben darf. Ferner verlangt er, daß die Sachverständigen⸗ Kommission nur aus solchen Personen gebildet werden darf, welche nicht selbst mit Getreide an der Börse handeln und daß zu ihr außer Kaufleuten auch Müller und Landwirthe gehören sollen. Es springt in die Augen, daß diese Bestimmungen zum Schutze der deutschen Landwirthschaft, Müllerei und des brotessenden Publikums getroffen sind, gegenüber einem übermächtigen, mit ungeheuren Kapital⸗ kräften operirenden internationalen Getreidehandel, der immer mehr die Gestalt eines Getreide⸗Monopols angenommen hat. Dieser inter⸗ nationale Handel 8 sich über die Interessen und Existenzbedingungen der Staaten völlig hinweg und kennt nur das Interesse seines Kapital⸗ gewinnes. Ob unsere deutsche Landwirthschaft existiren kann oder nicht, danach fragt dieser Handel nicht: er führt russisches, amerikani⸗ sches und indisches Getreide bei uns ein, als gäbs in Deutschland keine Landwirthschaft, die auch Getreide produzirt und von diesem Geschäft leben muß. Wenn er Massen leichten und schlechten russischen Getreides, die er zu Spottpreisen aufkauft, nach Deutschland einführt, so ist er im Stande, dadurch den Preis des guten deutschen Getreides zu drücken und doch noch einen großen Gewinn zu erzielen. Die „Voss. Ztg.“ meint zwar: „Es gab eine Zeit, wo an der Amster⸗ damer Börse die Blumenzwiebeln der beliebteste Spekulationsartikel waren, die holländische Regierung hatte aber der Sache ruhig zu⸗ gesehen.“ So solle es die deutsche Regierung mit dem Getreidebandel auch machen. Dieser Vergleich zwischen dem Handel mit der Brot⸗ frucht eines Landes, die für die ganze Landwirthschaft wie für das übrige Volk von so ungeheuer großer Bedeutung ist, und dem Handel mit Blumenzwiebeln, beweist, in wie leichtfertiger Weise sich diese Herren über die großen realen Erxistenz⸗ fragen des Volkes hinwegsetzen! Wenn man bei dem Börsenschwindel mit Blumenzwiebeln schon ruhig zusehen kann,

den aufständischen Zulus eingegangen. Eine aus einer Ab⸗

so kann man das noch lange nicht bei dem Schwindel mit der Brot⸗ frucht des Landes. Diese Herren vergessen immer, daß die Dinge,

nach mehrstündigem Kampfe mit bedeutendem Verlust zurückschlug.

welche auf Gottes Erde wachsen und von Menschenhand gearbeitet werden, keineswegs blos geschaffen sind für den Spieltisch der Börsen⸗ spekulation. Wie jetzt die Dinge bei diesem großen Handel liegen, kann und darf kein weitsichtiger Staatsmann dieselbe mehr sich selbst überlassen. Das war früher noch anders, als dieser Handel natur⸗ gemäß seinen Schwerpunkt im Inlande hatte, weil die Beförderung der Produkte anderer Länder zu schwierig und kostspielig war. Jetzt aber, wo man russisches Getreide von Osten her per Eisenbahn und von Westen (via Odessa⸗Hamburg) her per Dampfschiff nach Deutschland schafft, kommen wir in die sinnlosesten und gefährlichsten Zustände, wenn wir diese Dinge sich selbst überlassen. Oder ist es etwa nicht sinnlos und verderblich, wenn unsere deutschen Bauern in Süddeutschland ihr Getreide kaum noch verkaufen können, weil alle Märkte mit ausländischem Getreide und Mehl vollgepfropft sind und es unserer großen norddeutschen Landwirthschaft kaum besser ergeht? Der Händler sagt freilich: wir schaffen dem Volk billiges Brot und das ist eine Wohlthat für das Land. Billig und theuer sind relative Begriffe, sie richten sich nach den Mitteln, welche dem Käufer zu Gebote stehen. Für den Mann, der nur ein paar Pfennige in der Tasche kat, in seiner Arbeit für den Export täglich nur 1 50 bis 2 verdient, ist auch das billigste Brot zu theuer. Uebrigens ist es auch nur eine Ausrede; die Herren führen das billige russische Getreide nicht des⸗ balb ein, um uns billiges wenn auch schlechtes Brot zu ver⸗ schaffen, sondern weil sie an dem billig gekauften russischen Getreide in Deutschland großen Gewinn machen können. Thatsächlich merkt man das aber an den Brotpreisen sehr wenig; wohl aber merkt das der Arbeiter, wenn dadurch die große einheimische landwirthschaftliche Bevölkerung verarmt, sich überall auf das Sparsamste und Noth⸗ dürftigste einrichten muß und also der Industrie, dem Handwerk und dem Handel mit Kolonialwaaren nichts mehr abkaufen kann. Dann muß die Industrie für den Export arbeiten, und um damit im Auslande durchzukommen, müssen die Exportwaaren mit den möglichst geringsten Produktionskosten bergestellt werden. Die Folge ist dann überall Druck der Löhne, zumal wenn von dem verarmten Land die Arbeiter immer mehr in die Industriegegenden drängen, um dort eine kümmerliche Existenz zu suchen. Dem inter⸗ nationalen Großhandel macht es freilich nicht so viel aus, wohl aber macht es dem Kleinhandel, der direkt mit dem Publikum rerkehrt, sehr viel aus, ob das Volk Geld verdient oder nicht. Deshalb ist es so thöricht, wenn der Kleinhandel sich immer, wie auch in diesem Streit zwischen der großen Getreidebörse mit dem Handels⸗Minister, auf die Seite der Börse stellt, statt den Handels⸗Minister zu unterstützn. So sehr diese Kurzsichtigkeit des kleineren Kaufmannsstands zu bedauern ist, so darf der Minister sich dadurch nicht beirren lassen. Börsenspiel ist kein Handel, und das Volk und seine Lebensinteressen zum Spiel⸗ ball des Börsenroulettes werden zu lassen, das muß eine weise Re⸗ gierung verhindern. Der Staat aber hat jetzt umsomehr die Pflicht, sich um diese Dinge zu kümmern, als es sich bier um internationale Kapitalmächte handelt, denen gegenüber Selbsthülfe des Volks nicht mebhr möglich ist, weil dam alle Mittel nicht ausreichen. Nur der Staat mit seinen gesetzlichen Mitteln kann hier nech etwas aus⸗ richten. Wie bei allen selchen Gelegenbeiten weist dieser internationale Großhandel stolz auf seine Elastizität und unangreif⸗ bare Ausdehnung hin. Die „Vossische Zeitung“ fragt spöttisch, was der Handels⸗Minister denn machen wolle, wenn die Getreidebörse ihre Geschäfte aus der Börse hinwegverlegte oder ihr Geschäft überhaupt nicht mehr über Berlin gehen ließe, sondern ihr russisches Getreide nach Hamburg, Bremen und Amsterdam gehen ließe, also über Orte, über die der preußische Handels⸗Minister keine Gewalt habe. Der letztere wird auf die Antwort nicht verlegen sein. Mit sich spielen lassen kann der Staat nicht, und es sind nicht blos die Interessen der preußischen, sondern der ganzen deutschen Landwirthschaft zu Deutschland aber gehören auch Bremen und Hamburg, im Reichstage haben wir aber jetzt die Stätte unserer wirthschaftlichen und Handels⸗ gesetzgebung.

In dem Jahresbericht der Aeltesten der Kaufmannschaft über den Handel und die Industrie von Berlin wird, der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ zufolge, über die wirthschaftliche Lage Deutschlands im Jahre 1887 gesagt:

Die günstige Wendung, welche mit der weiten Hälfte des Jahres 1886 in wichtigen gewerblichen vnd Handelsbranchen sich bemerklich gemacht, hat sich im Ganzen auch im Jahre 1887 fortgesetzt, doch konnte sie in den ersten Monaten dieses Jahres unter mancherlei widrigen Umständen nur schwer zur Geltung tommen. Die wenig freundliche Haltung, welche unsere Grenznachbarn gegen Deutschland blicken ließen, nöthigte unsere Regierung, immer von Neuem für Vervollständigung und Verstärkung unserer Wehr⸗ einrichtungen zu sorgen. Hoffte auch Jedermann, daß es der weisen Leitung unseres Reichs gelingen werde, die Gefahren abzuwenden und den Frieden zu erhalten, so mußte doch Handel und Wandel mit der Mögclichkeit rechnen, daß Zufälle und Kombinationen, die außer der Machtsphäre Deutschlands liegen, plötzlich die Weltlage ändern und den Krieg herbeiführen könnten. Unter solchen Verhältnissen mußte Jeder bedacht sein, etwaigen Unternehmungen vorsichtig Grenzen zu Kehen. Trotz dieser Sachlage, die fast das ganze Jahr bin⸗ durch andauerte, und trotz der Sorge, welche der schwankende Gesundheitszustand sowohl des Kaisers Wilhelm als des Kronprinzen in allen Deutschen wach erhielt, hat doch die gewerbliche und Han⸗ delsthätigkeit einen im Ganzen befriedigenden Fortgang genommen. Die Preise einiger wichtiger Waaren und gewerblicher Erzeugnisse verfolgten nicht mehr eine fallende, sondern eher eine steigende Rich⸗ tung; Vereinigungen von Interessenten, um der Ueberproduktion zu wehren und den inländischen Markt im Interesse der Produktion zu reguliren, erwiesen sich in mehreren Branchen wirksam; auch war der Konsum im Inland für mehrere Arbeitszweige be⸗ friedigender als im Vorjahre, die Ausfuhr wenigstens in den Mengen größer, die Beschäftigung in den meisten ge⸗ werblichen Branchen eine lebhaftere und beständigere; die Arbeitskräfte haben sich eher gemehrt als vermindert, die Löhne sich auf ihrer Höhe behauptet; daß der Sparsinn und die Sparfähigkeit steigt, ersehen wir aus den namhaft en fortschreitenden Einlagen in die Sparkassen. Eine reichliche Ernte auch im Jahre 1887 neben den Vorräthen, welche die Ernte von 1886 noch gelassen hatte, sowie die aufmerkame Versorgung des Marktes vom Auslande her durch den jedes Bedürfpiß erspäbenden Handel, hielten die Lebensmittel auf einem mäßigen Stand, und der deutsche Gewerbefleiß verdankt es wohl bauptsächlich dieser Gunst der Umstände, daß unsere Gewerbe⸗ treibenden wie ihre Arbeitskräfte die in allen Branchen wachsende Konkurrenz mit anderen industriellen Völkern auf den Märkten des Auslands bestehen konnten.

Der „Leipziger Monatsschrift Industrie“ wird aus Berlin geschrieben:

Wir können heute mit ganz besonderer Genugthuung konstatiren, daß der in den vergangenen Wochen vollzogene Regierungswechsel nicht nur keine geschäftlichen Besorgnisse hervorgebracht hat, sondern im Gegentheil, es hat sich der Geschäftswelt eine derartig vertrauens⸗ selige Stimmung bemächtigt, wie man es vor Kurzem kaum zu hoffen gewagt hat. Unser neuer Kaiser Wilhelm hat der Welt verkündet, daß es sein eifrigstes Bestreben sein wird, uns den Frieden zu erhalten, und welches freudige Echo diese Worte erweckt haben, können wir Alle wohl sehr gut beurtheilen, die wir nun schon seit länger als Jahres⸗ frist unter den fortwährenden Kriegsbefürchtungen zu leiden hatten. Wenn das Garngeschäft am hiesigen Platz während der letztver⸗ flossenen Wochen sich trotzdem in mäßigen Grenzen bewegte, so ist dies daher nicht auf Mangel an Vertrauen zurückzuführen, sondern auf andere Umstände, auf welche wir schon vorher hingewiesen haben; die crößeren Konsumenten haben sich eben in den lebhafteren Vor⸗ wochen auf längere Zeit hinaus mit Garnen versehen, und wer heute kaufen will, muß neuerdings weitere Preiserhöhungen bewilligen, welcher Umstand Manchen vom Kauf abhält. Daher lagen weiche Kammgarne sowie drei⸗ und vierfache Zephyrgarne wesentlich ruhiger und sind in diesen

für Textil⸗

Artikeln lediglich kleinere Verkäufe erzielt worden. Die Preislage dieser Garne bewegte sich in steigender Richtung, eine Folge der festen Tendenz des Rohmaterials, die sich bei der Eröffnung der d en⸗ wärtigen Londoner Wollauktion etablirte und im Verlauf der elben noch weitere Fortschritte machte. In Kammgarnzwirnen ging es noch immer lebhaft zu, da die hiesigen Fabrikanten stark in Kammgarn⸗ stoffen arbeiten lassen und weitere Garnordres ertheilen müssen, um nicht in Verlegenheit zu kommen; aus diesem Grunde fällt es auch nicht schwer, die von den Spinnern geforderten Preiserhöhungen bewilligt zu erhalten. Ebenso waren Tricotkammgarne (einfache Kammgarne auf Bobinen) gut begehrt und wurden in diesen Garnen diverse größere Abschlüsse zu den erhöhten Preisen gemacht; die Beschäftigungslage der hiesigen Tricotfabrikanten bleibt eine gute. Starker Bedarf zeigte sich in einfachen Kammgarnen, deren Preise ebenfalls anzogen und in denen zahlreiche Aufträge für allerdings kleinere Quantitäten vergeben worden sind. Melirte Kammgarne. fanden nur vereinzelt Nehmer bei unveränderten, äußerst festen Preisene Auch für rohe Streichgarne zeigte sich lebhafte Nachfrage, so daß die Spinner im Stande waren, die geforderten Preiserhöhungen voll und anz durchzusetzen; wie wir aus den verschiedensten Distrikten hören, snd die Streichgarnspinnereien im Großen und Ganzen brillant beschäftigt. Aehnlich liegen rohe Streichgarne auf Cops für die Tricotfabrikation, in welchem Artikel weitere Ordres zu den bisherigen erhöhten Preisen untergebracht worden sind. Die in wollenen melirten Streichgarnen für die Shawlsbranche er⸗ theilten Ordres waren quantitativ nicht von Bedeutung, dagegen haben sich die Umsätze in Mungo⸗Melangen etwas gehoben, was allerdings von den Preisen dieser rne kaum zu sagen ist. Shoddy⸗ garne kommen nach und nach wieder mehr in Aufnahme, doch ließen die Umsätze noch zu wünschen übrig, auch in Streichgarnmelangen für die Stofffabrikatien ging es stiller wie bisher an. Die Hausse in Unter⸗ schußgarnen nimmt ganz gewaltige Dimensionen an; die Preiserhöhung gegen niedrigste Preise beträgt heute bereits ca. 50 %. Wollene Strickgarne waren wenig begehrt bei unveränderten, jedoch festen Preisen. In baumwollenen Strickgarnen ging es etwas lebhafter zu, ebenso in baumwollenen Garnen wie Doubleds, Waters, Mules ꝛc., deren Preise ganz besonders fest sind. Zweifach 12 er Crewelvarns be⸗ gegneten nur geringer Nachfrage, ebenso blieben zweifache und einfache Wefte bei unverändert festen Preisen ohne wesentliche Umsätze Mohairs (starke Nummer für die Krimmerfabrikation) waren stark vernachlässigt, dagegen waren Mohairs etwas mehr gefragt, aller⸗ dings nur in allerbilligsten Qualitäten. In Fancyvarns fanden Um⸗ sätze von Belang nicht statt.

Statistische Nachrichten.

Die Ausfuhr von Zucker ist, wie das Maiheft zur „Statistik des Deutschen Reichs“ ausweist, in der vom 1. Januar bis Ende Mai d. J. im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahres ganz bedeutend zurückgegangen, indem dieselbe nur 1 523 120 Doppel⸗Ctr. gegen 2 930 304 im gleichen Zeitraum des Vorjahres betragen hat. Insbesondere betrug die Abnahme der Aus⸗ fuhr bei Rohzucker von mindestens 90 % Polarisation und raffinirtem

ucker von unter 98 aber mindestens 90 % Polarisation 1 273 167 Zacte. ene. bei Kandis und Zucker in weißen, vollen, harten Broden, Blöcken ꝛc. 111 454 Doppel⸗Ctr., und bei anderem harten Zucker 22 613 Doppel⸗Ctr., wogegen ohne Steuervergütung 50 Doppel⸗Ctr. mehr ausgeführt wurden. 1

Die Krankenversicherung der deutschen Arbeiter im Jahre 1886. (Soz.⸗Corr.) Als die nothwendigste Ver⸗ sicherung von Unbemittelten erscheint die Krankenversicherung sie hat sich daher auch schon lange vor der Versicherung gegen Unfall und Invalidität mit Hülfe freiwilliger Kassen entwickelt. Die Reichs⸗ gesetzgebung hat diese Versicherung zu einer Verpflichtung der Be⸗ theiligten gemacht und auch für eine Statistik dieser Versicherung Sorge getragen. Vor uns liegt wieder ein stattlicher Band der vom Kaiferlichen Statistischen Amt kerausgegebenen Statistik des Deutschen Reichs (Neue Folge Band 31), welcher die Krankenversicherung der Arbei⸗ ter im Jahre 1886 behandelt. Danach waren am Schluß des Jahres 1886 (ohne die Knappschaftskassen) 4 570 087 Personen, d. i. 9,7 % der Reichsbevölkerung, versichert (gegen 4 294 173 im Jahre 1885), und zwar bei der Gemeinde⸗Krankenversicherung 629 069 Personen (12,7 %), bei den Orts⸗Krankenkassen 1 701 305 Personen (34,4 %), bei den Be⸗ triebs⸗ (Fabrik⸗) Krankenkassen 1 314 216 Personen (26,6 %), bei den Bau⸗Krankenkassen 12 897 (0,3 %), bei den Innungs⸗Krankenkassen 32 013 Personen (0,6 %), bei, den eingeschriebenen Hülfskassen 731 943 Personen (14,8 %), bei den landesrechtlichen Hülfskassen 148 644 Personen (3,0 %). Im ganzen Reich machen die Versicher⸗ ten, wie erwähnt, 9,7 % der Bevölkerung aus, für die einzelnen Staaten ist der Unterschied so groß, daß in Waldeck nur 3 %, in Reuß äͤ. L. 21,8 %, in Sachsen 17,7 %, in Preußen 8,5 % versichert sind. Innerhalb Preußens sind am meisten entfernt mit 1,5 % der Bezirk Gum⸗ dinnen vom Bezirk Düsseldorf mit 16 % (Berlin 20 %), in Bayern steht Niederbayern mit noch nicht 30 % neben Oberbayern mit 12 %. Anlangend das Geschlecht der Mitglieder der Krankenkassen (ohne die Knapp⸗ schaftskassen), so waren im Jahre 1886 3 740 614 männliche und 829 473 weibliche Personen (d. i. 22,2 % weibliche) daran betheiligt. Im Jahre 1885 betrug die Zahl der männlichen 3 515 272 und die Zahl der weiblichen Personen 778 898, d. i ebenfalls 22,2 %. Die Ausgaben betrugen bei den Kassen, welche während des ganzen Jahres 1886 in Thätigkeit waren: Krankbeitskosten 52 452 343 ℳ, Ver⸗ waltungskosten 3 492 876 und andere Kosten 2 102 873 Auf 1 Mitglied kommen 13,7 Ausgabe. 8

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Malereien im Kreuzgange des Paulinums zu Leipzig dürften wohl als verloren anzusehen sein, nachdem sie so viele Jahrhunderte sie gehören der Zeit vom 13. bis zum 16. Jahrhundert an erhalten geblieben waren. Die Schuld mißt man dem Deckfirniß bei, welcher bei der Restauration der Bilder im Jahre 1870 angewendet wurde, indem er, der schützend wirken sollte, abspringt und die Farbe mit sich nimmt. ““

Im Verlage von Duncker u. Humblot zu Leipzig ist soeben erschienen: „Volk und Nation. Eine Studie von Fr. J. Neu⸗ mann.“ (Preis 3 20 ₰.) Die Frage, was ein Volk, was eine Nation sei, ist jedenfalls eine Frage von allgemeinerem Interesse. Aber sie ist mehr. Sie ist zugleich eine Frage von nicht geringerer spezieller Bedeutung für eine Reihe einzelner Wissenschaften, z. B. für die Völkerkunde, die Bevölkerungsstatistik, die heute sogenannte Anthropogeographie ꝛc. Und von noch größerer Bedeutung ist sie zweifellos für die Rechtswissenschaft, insbesondere das Staats⸗ und das Völkerrecht, zumal da im Anschluß an die Lehre von der Souvperänität des Volks“das sogenannte Nationalitätsprinzip im Laufe dieses Jahrhun⸗ derts immer mehr Boden gewinnt. Je größer die Schwierigkeiten sind, mit denen die Begrenzung der Gegensätze von Volk und Völkerschaft, Volk und Stamm, Volk und Nation, Nation und Nationalität, Stamm und Nation verknüpft ist, um so größere Beachtung dürzte die vorliegende Schrift in den wissenschaftlichen und politischen Kreisen finden. Inhaltsangabe: Vorwort. I. Volk und Nation. Ver⸗ schiedenheit der Auffassunßen. II. Ziel und Weg. Unsicherheit des Sprachgebrauchs innerhalb und außerhalb Deutschlands. III. Das Volk. V. Die Nation als „Kulturbegriff“. V. Die Nation als „politische Einheit“, als die Gesammtheit der Angehörigen eines Staates. VI. Die 1öe vS reen betreffend die jüdische und christliche Bevölkerung der Provinz Posen. 3

Der vorliegende 5. Jahrgang (1886) des von A. W. Grütz⸗ macher, Vorsteher der Weiterwarte, herausgegebenen „Jahrbuchs der Meteorologischen Beobachtungen der Wetterwarte der „Magdeburgischen Zeitung““ unterscheidet sich hinsichtlich des Matorials selbst nur wenig von dem vorhergehenden Band, nur in der Form der Publikation ist bei einigen Abtbheilungen eine Aende⸗ rung eingetreten. So ist von der ununterbrochenen Wiedergabe

sämmtlicher Barographenkurven Abstand genommen. Es sind, wie im I. Jahrgang, alle den Barographenkurven entnommenen stünd⸗ lichen Angaben und deren Mittelwerthe publizirt, und nur jene Theile der Kurven graphisch dargestellt, welche außergewöhnliche Schwankungen des Luftdrucks anzeigen, die auch wegen ibrer kurzen Dauer zwischen den stündlichen Angaben oft verborgen bleiben würden. Zugleich sind die Aufzeichnungen des Thermographen in einer punk⸗: kirten Kurve beigefügt, um die fast immer gleichzeitig eintretenden Temperaturschwankungen vor Augen zu führen. Zur linken Hand der Tafeln der außergewöhnlichen Kurven befindet sich außer dem Datum und einer kurzen Angabe der mit der Druck⸗ schwankung zusammenfallenden Wettererscheinungen auch noch die Skala für die Barometerkurve, während das Argument für die Temperaturkurre auf der rechten Seite angegeben ist. Ferner hat noch in den Angaben des Grundwasserstandes eine Aenderung stattgefunden. Statt der Angabe der Entfernung zwischen Erdoberflache und Grundwasserspiegel ist der Uebersichtlichkeit halber die Höhe des Grundwassers auf ein mittleres Niveau bezogen und sind die Oscillationen in Bezug. auf einen festen Punkt gemessen. Es ergaben sich aus den letzten 4 Jahren als mittlere Distanz von Erd⸗ oberfläche und Grundwasser 5 m 32,8 cem, von welcher Zahl man die Angaben der früheren Jahrbücher zu subtrahiren hat, um sie mit den jetzigen Ständen des Grundwassers vergleichen zu können.

Im Verlage von Franz Vahlen in Berlin W., Mohren⸗ straße 13/14, ist soeben die zweite Abtheilung (Bogen 11—20) der von Dr. Paul Alexander⸗Katz, Rechtsanwalt am Königlichen Landgericht Berlin I., bearbeiteten und mit einer Einleitung ver⸗ sehenen „Erläuternden Anmerkungen zu den Vorschriften des Entwurfes eines bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich' erschienen. Ladenpreis 2

Die österreichisch⸗ ungarische Monarchie in Wort und Bild. Die am 1. d. M. zur Ausgabe gelangte 63. Lieferung (17. Schluß)⸗Heft des ersten Ungarn gewidmeten Bandes dieses Prachtwerks behandelt die Verkehrsanstalten in Ungain und bringt die Bilder: „Schiffe auf der Donau bei Budapest“, „Eisen⸗ bahnbrücke bei Fucsine“, „Eisenbahnbrücke über die Save zwischen Semlin und Belgrad“, „Die nördliche Linie der K. ungarischen Staats⸗ eisenbahnen bei Kremnitz“, „Aus der Budapester Maschinenfabrik der ungarischen Staatseisenbahnen“ und ein farbiges Kostümbild (Volkstracht aus dem Ormänfäg im Baranyaer Komitat). 8

Die in Leipzig am 7. d. M. erscheinende Nr. 2349 der „Illustrirten Zeitung“ enthält u. A. folgende Ab⸗ bildungen: Aus der Internationalen Jubiläums⸗ Kunstaus⸗ stellung in München. 2 Abbildungen: Hagar und Ismael. Marmorgruvpe von Max Klein. In banger Stunde. Ge⸗ mälde von C. Raupp. Karl Alexander, Großherzog von Sachsen⸗ Weimar. Das neue Gerichtsgebäude für Frankfurt a. M. Nach dem Entwurf des Architekten gezeichnet von G. Theuerkauf. Eine Beduinenkarawane in Deutschland. Originalzeichnung von Albert Richter. Die Eröffnung des deutschen Reichstages durch Kaiser Wilbelm II. im Weißen Saale des Königlichen Schlosses zu Berlin. Originalzeichnung von H. Lüders. (Zweiseitig) Prinzessin Marte von Sachsen⸗Altenburg, in der Nacht zum 21. Juni. Das arabische Vollblutpferd „Alba“ im Circus Herzog. Originalzeichnung von F. O' Stückenberg. Der Platz vor der Deutsch⸗nationalen Kunstgewerbe⸗Ausstellung in München bei elektrischer Beleuchtung. Originalzeichnung von Fritz Stoltenberg. Das nördliche Thor der Deutsch⸗nationalen Kunstgewerbe⸗Ausstellung in München. Original- zeichnung von Fritz Stoltenberg.

Bibliotheca Catholico-Theologica Decima. Katalog 60 von Ludwig Rosenthal's Antiquariat in München. 4. Abtheilung. Dieselbe reicht von 3092 4084 (Missale Coloniense Stapleton) und enthält ein reichhaltiges Verzeichniß für den katholischen Theologen wichtiger und größten Theils seltene Werke verschiedenen Inhalts vom 16. Jahrhundert an bis auf di neueste Zeit.

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Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die von der Königlichen Landwirthschaftlichen Hoch⸗ schule in Berlin angekündigten Vorlesungen und Uebunger werden im gegenwärtigen Sommer⸗Semester von 465 Studirenden und zwar von 159 ordentlichen und außerordentlichen Hörern 36 Hospitanten, 208 Studirenden der Universität, 3 Studirenden der Bergakademie, 2 Studirenden der Technischen Hochschule und 57 Studirenden der Tbhierärztlichen Hochschule besucht.

Das „Forstwissenschaftliche Centralblatt“ (frübe Monatsschrift für Forst⸗ und Jagdwesen), unter Mitwirkung zahl reicher Fachleute aus Wissenschaft und Praxis, berausgegeben vo Dr. Franz Baur, o. ö. Professor der Forstwissenschaft an der Universität München, (Berlin, Verlag von Paul Parev) bringt i dem soeben ausgegebenen 7. Heft 10. Jahrgangs 1888 (XXXII. Jahr gangs der ganzen Reihe) folgende Original⸗Artikel: Erfahrungen über strengere Methoden der Untersuchung des Waldertrags und über di Ergebnisse derselben, von K. Schuberg, Forstrath in Karlsruhe Ueber die Erhöhung des Walderwartungswerthes einer normalen Be triebsklasse durch frühzeitigeren Bezug von Durchforstungserträgen vom Großh. bessischen Ober⸗Forstdirektor i. P. Bose in Darmstadt ferner Mittheilungen, Literarische Berichte, Notizen und Anzeigen.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Saeingal. Durch eine unterm 28. Juni 1888 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind die Häfen von Chili seit dem 1. Mai d. J. für „rein“ von Cholera erklärt worden. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 292 vom 13. Dezember 1887.)

Gewerbe und Handel.

In der gestrigen ordentlichen Generalversammlung der Aktiengesellschaft für den Bau landwirthschaftlicher Maschinen und Geräthe und für Wagenfabrikation „H. F. Eckert“ wurden der Geschäftsbericht, die Bilanz und das Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto pro 1887/88 genehmigt und dem Auf⸗ sichtsrath und Vorstand einstimmig Entlastung ertheilt. Es wurde beschlossen, eine Dividende von 4 ½ „% zur Vertheilung zu bringen und dem Spezial⸗Reservefonds den Betrag von 18000 zuzuführen. Ueber das laufende Geschäftsjahr äußerte sich die Direktion dahin, daß dasselbe als recht befriedigend bezeichnet werden kann. Nicht nu haben sich die Umsätze in den verflossenen drei Monaten wesentlich gegen das Vorjahr erhöht, sondern die Fabrik ist zur Zeit auch recht stark beschäftigt, so daß mit Ueberstunden und theilweise mit Zuhülfe⸗ nahme der Nächte gearbeitet werden muß. h“

Dem Bericht des Vorstandes der Zuckerfabrik Körbis⸗ dorf an den Aufsichtsrath entnehmen wir Folgendes: Das Geschäfts⸗ jahr 1887/88 bat ein wesentlich günstigeres Ergebniß geliefert als das voraufgegangene Jahr. Der Bruttogewinn beträgt 429 471 gegen 259 257 ℳ, der Reingewinn 264 755 gegen 84 095 im Vor⸗ jahre. Dies günstige Erpebniß ist hauptsächlich der höheren Ver⸗ werthung des Zuckers zuzuschreiben, welche 5 pro 100 kg beträgt. Der Bruttogewinn der Landwirthschaft ist ein etwas höherer als im vergangenen Jahre. Die Gesammteinnahmen sind freilich in Folge der geringeren Ernte und der geringeren Einnahmen für Rüben und Getreide um ca. 57 000 zurück⸗ geblieben, aber der Ausfall ist durch die geringeren Ausgaben reichlich gedeckt worden. Der Kohlengruben⸗Tagebau ist soweit fertig gestellt, daß bereits Kohlen gefördert werden. Für denselben sind bis jetzt 92 886 verausgabt. Hierzu haben die Vorjahre 74 83 bei⸗ getragen, 19 daß noch 18 056 pro 1887/88 zu decken waren. Die bis jetzt den Tagebau entstandenen Ausgaben sind also vollständig beglichen. Die noch im Umlauf befindlichen 477 900 ℳ% 5 % Obli⸗ gationen sind behufs Umwandlung in 4 % zum 1. Oktober d. J. gekündigt. Die Dividende beträgt nach 77 000 Abschreibungen 5 %.