1888 / 176 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Jul 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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Preußen. Berlin, 9. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich am Sonnabend früh 6 ¾ Uhr zu Pferde nach dem Bornstedter Felde und exer⸗ cirten dort Allerhöchstselbst das 3. Garde⸗Ulanen⸗Regiment.

Von 10 bis 11 ྠUhr arbeiteten Se. Majestät mit dem General⸗Adjutanten von Albedyll und empfingen darauf um 12 Uhr den Staats⸗Minister Dr. Freiherrn von Lucius, um 12 ½ Uhr den Intendanten der Königlichen Gärten, Ober⸗Schloßhauptmann Grafen Wil⸗ helm von Perponcher, um 12 ³¾i Uhr den General⸗Stabsarzt der Armee, Dr. von Lauer, und um 1 Uhr den General der Infanterie von Caprivi, den Oberst⸗Lieutenant und Comman⸗ deur des Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiments, von Gottberg, sowie den Grafen von Rantzau. 1

Gestern Morgen wohnten Se. Majestät der Kaiser mit Ihrer Majestät der Kaiserin dem Gottesdienst in der Friedens⸗ kirche zu Potsdam bei und empfingen darauf den General⸗ Adjutanten von Wittich und den Kapitän zur See, Freiherrn von Seckendorff. 8

Um 12 Uhr ertheilten Se. Majestät den Gesandten Frei⸗ herren von Rotenhan und von Zedtwitz Audienz, empfingen um 1 Uhr den General von Winterfeld und arbeiteten darauf mit dem Regierungs⸗Rath von Brandenstein.

Nachmittags 3 Uhr hörten Allerhöchstdieselben einen längeren Vortrag des General⸗Arztes Dr. Leuthold.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta ertheilte gestern einer Deputation der Stadt Baden⸗ Baden, welche Allerhöchstderselben die Theilnahme an dem Ableben weiland Sr. Majestät des Kaisers Friedrich aus⸗ sprach, die nachgesuchte Audienz.

Am Sonnabend verabschiedete Sich Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen vor Ihrer Abreise von Ihrer Majestät. .

Ihre Majestät die Kaiserin Augusta gedenkt Baden⸗ Baden am Montag, den 16., zu verlassen und Sich zunächst wie alljährlich nach Koblenz zu begeben.

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Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hose, Graf von Lerchenfeld⸗Koefering, hat einen ihm bewilligten kurzen Urlaub nach München angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der Gesandtschafts⸗Attaché, Rittmeister Freiherr von Rotenhan als interimistischer Geschäftsträger.

Der Großherzoglich badische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Marschall, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten längeren Urlaub angetreten.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Bürgermeister Dr. Versmann, aus Hamburg ist von hier wieder abgereist.

Durch Allerhöchste Kabinetsordre ist der General⸗ Lieutenant und General⸗Adjutant Sr. Maäjestät des Kaisers und Königs, von Hahnke, von der Stellung als Comman⸗ deur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division entbunden und bis auf Weiteres zur Dienstleistung beim Militärkabinet kom⸗ mandirt worden.

Der Inspecteur der Kriegsschulen, General⸗Lieutenant von Mischke, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, hat sich mit mehrwöchentlichem Urlaub nach Baden⸗Baden, und der General⸗Lieutenant von Grolman, Direktor des Departements für das Invalidenwesen im Kriegs⸗ Ministerium, nach Schlesien begeben.

Der Vize⸗Admiral Graf von Monts, Chef der Marine⸗Station der Nordsee, ist in dienstlichen Angelegenheiten aus Wilhelmshafen hier eingetroffen.

Wiesbaden, 9. Juli. (W. T. B.) Der serbische Bischof Zimitrije ist, nachdem derselbe keinen Zutritt zu der Königin Natalie erlangt hat, heute wieder abgereist.

Schaumburg⸗Lippe. Bückeburg, 6. Juli. Se. Durchlaucht der Fürst empfing heute in feierlicher Audienz den in Oldenburg residirenden bisherigen Königlich preußischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Fürstlichen Hofe, Kammerherrn von Normann, welcher die Thronbesteigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm notifizirte und seine neuen Akkreditive überreichte.

Bremen, 7. Juli. (W. T. B.) Heute Nachmittag fand auf der Werft der Aktiengesellschaft Weser der Stapellauf des Avisos „Ersatz Pommerania“ statt. Das Schiff wurde auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers durch den Vize⸗Admiral Grafen Monts auf den Namen „Jagd“ ge⸗ tauft. Ein zahlreiches Publikum wohnte der Feier bei.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 7. Juli. Die gestern ausgegebene Nr. 16 des Gesetzblatts für Elsaß⸗Lothringen ver⸗ öffentlicht eine Verordnung, vom 19. Juni d. J, in welcher der Kaiserliche Statthalter für die Kaiser⸗Wilhelms⸗ Spende Gebührenfreiheit bestimmt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. Juli. (Prag. Ztg.) m Finanz⸗Ministerium in Wien hat am 4. d. M. die esprechung über die zur Denaturirung des Brannt⸗ weins anzuwendenden Mittel in Anwesenheit des Referenten des ungarischen Finanz⸗Ministeriums, Ministerial⸗Raths Ludwig, und mehrerer Sachverständigen stattgefunden. Nun⸗ mehr wird, wie die „Presse“ berichtet, die Enquete ein⸗ berufen werden, welche über die Durchführungs⸗ vorschriften zu dem neuen Spiritussteuergesetz ihr Gutachten abzugeben haben wird. Der Zu⸗ sammentritt der Enquete ist für die Mitte des laufenden Monats in Aussicht genommen und wird dieselbe wie die Zuckersteuer⸗Enquete eine gemeinsame sein, das heißt, es werden an derselben die von dem österreichischen und von dem ungarischen Finanz⸗Ministerium zu ernennenden Experten, sowie die Vertreter der beiderseitigen Finanz⸗Ministerien theil⸗ nehmen. Auch zu dieser Enquete werden, die betheiligten Interessentenkreise beigezogen werden und dürfte somit die

esammtzahl der Experten eine größere sein. Der Enquete wird der Referentenentwurf der Durchführungsverordnung

vorliegen.

Agram, 7. Juli (Wien. Ztg.) In der Klubsitzung der Nationalpartei wurde beschlossen, bei den morgigen Wahlen den Abg. Jellacic in das ungarische Oberhaus und Stekovic und Kolaric in das Abgeordnetenhaus zu wählen. Zu Schriftführern wurden kandidirt: Nikolic, Egers⸗ dorfer, Budisavljevic, Kiß und Mikulcic. Zum Schluß der Klubsitzung war Banus Graf Khuen⸗Hedervary Gegenstand lebhafter Ovation.

Frankreich. Paris, 7. Juli. (W. T. B.) Die Rechte der Deputirtenkammer hat die Interpellation über die Beschlagnahme des Briefes des Grafen von Paris bis Montag vertagt. 1

(K. Z.) Der Senat nahm gestern bei Fortsetzung der Berathung des Rekrutirungsgesetzes mit 133 gegen 132 Stimmen einen Antrag an, der die Zöglinge der geist⸗ lichen Anstalten nach einjähriger Dienstzeit befreit, wenn sie einer Mission in fremdem Lande beigegeben sind. Die An⸗ nahme erfolgte, obgleich Goblet gegen den Antrag gesprochen und erklärt hatte, die Regierung sei nützlichen Ver⸗ einbarungen nicht feindlich gesinnt, aber man möge ihr die Sache nicht zu schwierig machen, sonst werde man gegen den Willen des Landes zur Beibehaltung des Gesetzes von 1872 gelangen. In seiner heutigen Sitzung nahm der Senat mit 174 gegen 65 Stimmen den Artikel 35 des Re⸗ krutirungsgesetzes an, der für alle Militärpflichtigen, die aus irgend einem Grunde von Ableistung ihrer Dienstpflicht befreit bleiben, eine Wehrsteuer einführt.

Die indirekten Steuern ergaben im Juni d. J. 6 Millionen mehr, als im Voranschlag angesetzt war, und 7 Millionen mehr als im Juni 1887.

9. Juli. (W. T. B.) Bei einem Banket in Rennes hielt Boulanger gestern eine Rede, in welcher er die Kammer aufs Heftigste angriff. Es sei höchste Zeit, dieser Kammer und dieser unheilvollen Verfassung ein Ende zu machen. Die Stimme des Volkes müsse sich jetzt hören lassen zum Wohle der Republik, und bei den sich vorbereitenden Wahlen bestätigen, daß Auflösung der Kammer und Revision der Verfassung der einzige Wunsch eines jeden Franzosen sei. Bei der gestrigen Deputirtenwahl im Rhone⸗ Departement erhielt Chepie (Republikaner) 37 133, Vaillant (Sozialist) 17 011, Monteilhet (Radikaler) 10 747 Stimmen. Es ist eine Stichwahl erforderlich. Zwei Drittel der Wähler haben sich der Wahl enthalten.

Aus Aix⸗les⸗Bains wird gemeldet, daß der Kaiser von Brasilien wiederhergestellt sei und sich am 5. August cr. in Bordeaux zur Heimkehr nach Rio de Janeiro ein⸗ schiffen werde. g 1

tarseille, 8. Juli. (W. T. B.) In einem heute hier veranstalteten Arbeiter⸗Meeting, das über Maßregeln zur Verhinderung der Beschäftigung ausländischer Arbeiter be⸗ rathen sollte, kam es bei der Bildung des Bureaus, wobei sich die sog. Nationalisten und die Soziaälisten gegenüber⸗ standen, zu tumultuarischen Vorgängen und so argen Thätlichkeiten, daß die Polizei den Saal räumen mußte. Mehrere Personen wurden verwundet.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Juli. (W. T. B.) Dem „Grashdanin“ zufolge ist die Verstaat⸗ lichung der transkaukasischen Eisenbahn vom 1. Ja⸗ nuar 1889 an beschlossen.

Italien. Rom, 8. Juli. (W. T. B.) Der König ist heute früh hier eingetroffen.

Wie die „Agenzia Stefani“ meldet, ist Italien der Suez⸗Kanal⸗Konvention beigetreten.

Belgien. Brüssel, 9. Juli. (W. T. B.) Die ‚Etoile Belge“ bringt eine Depesche aus Boom, vom 8. d. M. Abends, der zufolge bei Gelegenheit einer Wahl Unord⸗ nungen entstanden wären, wobei die Gendarmerie Feuer auf die Menge gegeben und mehrere Personen verwundet habe.

Türkei. Konstantinopel, 9. Juli. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: Vorgestern Abend um 10 Uhr umzingelte eine 50 Mann starke Bande bulgarischer Briganten die Bahnstation Bellova in Ostrumelien und schleppte zwei österreichische Staatsangehörige, den Agenten der Gesellschaft Vitalis und denjenigen der Gesellschaft des Baron Hirsch, als Gefangene mit sich fort.

Rumänien. Bukarest, 8. Juli. (W. T. B.) Vaca⸗ resco ist zum Gesandten in Wien ernannt worden. Der bisherige Gesandte in Belgrad, Ghika, ist nach Athen und der diplomatische Agent, Genera.⸗Konsul Beldimano in Sofia, nach Belgrad versetzt; zum diplomatischen Agenten in

Sofia wurde Djuvara ernannt.

Bulgarien. Sofia, 7. Juli. (Wien. Ztg.) Die Delegirten der bulgarischen Regierung Tenew und Belschew sind heute Morgen behufs endgültiger Regelung des An⸗ kaufes der Eisenbahnlinie Varna-—Rustschuk nach London abgereist.

Dänemark. Kopenhagen, 7. Juli. (W. T. B.) Der König und die Königin von Sachsen besuchten heute mit dem König und der Königin, dem Kronprinzen, der Kronprinzessin und sämmtlichen Ministern die Aus⸗ stellung. Die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften durch⸗ schritten zunächst die schwedische Ausstellungs⸗Abtheilung. So⸗ dann stellte der deutsche Gesandte die deutschen Ausstellungs⸗ Kommissarien vor. Die Gemahlin des Vize⸗Konsuls Faber du Faur überreichte der Königin von Sachsen sowie der Königin und der Kronprinzessin von Dänemark Blumensträuße. Hierauf wurde die deutsche Ausstellungs⸗Abtheilung eröffnet. Das Arrangement der deutschen Ausstellung und die ausgestellten Gegenstände von Silber und Porzellan, sowie die Erzeugnisse der deutschen Kunstindustrie in Eisen, Porzellan, Glas und Leder fanden allgemeine Bewunderung. Die Aller⸗ höchsten Herrschaften besuchten hierauf die russische Abtheilung, in welcher der russische Gesandte dieselben willkommen hieß, und zum Schluß auch alle übrigen Abtheilungen.

ie hier tagende nordische nationalökonomische Versammlung nahm eine Resolution an, dahin lautend: es sei eine Zoll⸗Union zwischen Däne mark, Norwegen und Schweden anzustreben und die Regierungen aufzu⸗ fordern, eine Kommission zu wählen, welche die erforderlichen Vorarbeiten vornehme.

Süd⸗Amerika. Argentinien. Buenos⸗Aires, 5. Juli. (W. T. B.) Während des Monats Juni sind hier 49 überseeische Dampfer mit 9571 Einwanderern ein⸗ etroffen. Die Zolleinnahmen betrugen während des⸗ elben Monats für Buenos⸗Aires 2 530 000 Pesos und für

Uruguay. Montevideo, 5. Juli. Während des Monats Juni sind hier 60 übersecische Dampfer mit 958 Einwanderern angekommen. Die Waaren⸗ einfuhr betrug in demselben Monat ca. 19 000 t, und die Zolleinnahmen beliefen sich auf ca. 562 000 Pesos.

Zeitungsstimmen.

Die „Wiesbadener Presse“ bemerkt zur Kartellfrage: Kartelle, so hören wir, sind wohl als einmaliges Experiment erträglich, ruiniren und 5. aber, wenn wiederholt und dauernd, die Parteien. Darauf würde nun nach unserer Auffassung sehr wenig ankommen, wenn sie nur nicht das Vaterland ruiniren. Was dessen Interessen aber anbetrifft, so hat, wie jedermann weiß, ein Zustand gefahrdrobender Zersetzung wohl vor Ab⸗ schluß des Kartells in unserem inneren politischen Leben be⸗ standen, ist durch jene Parteivereinbarung aber gerade beseitigt oder doch abgeschwächt. Selbst wenn wir die Wirkung des Kartells aber auch nur unter dem konservativen Gesichtswinkel, soweit ein solcher neben dem allgemeinpatriotischen sich überhaupt herstellen läßt, prüfen, ist uns eine ausreichende Grundlage für das geringschätzige, ja abfällige Urtheil einzelner Konservativen über das Ergebniß jener Parteivereinba⸗ rung nicht erkennbar. Das Kartell hat, wie man weiß, einen Reichstag geschaffen, der das zum Ausbau unserer Wehrkraft, zur Schirmung unserer vaterländischen Grenzen und zum Schutz des eurovpäischen Friedens Erforderliche ohne Zögern bewilligte, ohne Parteihader und ohne den in dem früheren Reichstage üblichen Versuch, die Erfüllung einer patriotischen Pflicht als Gelegenheit, für die Parlamentsherrschafts⸗Doktrin einen Gewinn herauszu⸗ schlagen, zu mißbrauchen. Wir können aber davon absehen, auch die übrigen bekannten Früchte der Thätigkeit des gegenwärtigen Reichstages, bis zu der Krönung des Gebäudes durch den warmen Dank dreier Kaiser aufzuzählen und fragen lediglich: welcher konserrative Gedanke ist durch den Abschluß des Kartells und unter der gegenwärtigen Reichstagsmehrheit zum Stillstand verurtheilt gewesen und was hätten wir Konservative praktisch bei einer Zu⸗ sammensetzung des Reichstages wie vor dem 21. Februar 1887 mehr erreichen können?

Die „Elberfelder Zeitung“ entnimmt dem Jahres⸗ bericht der Handelskammer zu Hagen die nachstehenden Aeuße⸗ rungen über die allgemeine Lage des Handels und der In⸗ dustrie:

Der Jahresbericht der Handelskammer zu Hagen für 1887 ver⸗ breitet sich über die allgemeine Lage wie folgt: Bei dem Rückblick auf den Gang des Handels und der Gewerbe in unserem Bezirke während des vergangenen Jahres läßt sich nach längerer Zeit zum ersten Male wieder eine Wendung zum Besseren wahrnehmen. Zwar blieben, besonders in den ersten Monaten, die mannigfachen politischen Beunruhigungen, welche theils durch die Nachrichten über französische Rüstungen und Kriegsabsichten, theils durch die unfreundliche Hal⸗ tung Rußlands hervorgerufen wurden, nicht ohne hemmenden Ein⸗ fluß auf die Geschäfte; allein nachdem das von Westen drohende Unwetter sich einstweilen verzogen hatte und das Vertrauen auf die Machtstellung Deutschlands neu gestärkt war, konnte die wirthschaftliche Thätigkeit sich wieder mehr entfalten. Die Belebung machte sich von Mitte des Jahres an vorzugsweise bei der Eisen⸗ industrie, der wichtigsten des Bezirks, bemerkbar und zwar noch beson⸗ ders unter der günstigen Einwirkung einer außerordentlich regen Bau⸗ thätigkeit, einer vermehrten Nachfrage Seitens der Landwirthschaft und auch des gesteigerten Bedarfs an mancherlei Erfordernissen für die erhöhte Kriegsbereitschaft unseres Heeres. Während nun diese belebenden Einflüsse wesentlich dem Inlande zu danken sind, kann dem Auslande nicht eine ähnliche Mitwirkung an der Besserung der Verhältnisse zugesprochen werden. Günstiger gestaltete sich unsere Ausfuhr nach Italien und Rumänien, welche Länder vielerlei und namentlich auch bessere Waaren in wachsender Menge von uns entnehmen. Ebenso fassen viele unserer Erzeugnisse an überseeischen Plätzen immer festeren Fuß und dem Handel dahin eröffnen sich unter den dankenswerthen Bemühungen der Reichsregierung, die Verbindungen zu mehren und zu sichern, immer bessere Aussichten. Eine bemerkenswerthe Erscheinung in der Eisenindustrie war die Einbürgerung von Vereinigungen einzelner Gruppen zum Zweck einer geregelten Erzeugung und der Auf⸗ besserung der Verkaufspreise. Nachdem die Walzwerke schon früher das zuerst von auswärtigen Hcchöfen gegebene Beispiel ersolgreicher Selbsthülfe nachgeahmt hatten, übertrug sich dasselbe nach und nach auf mehrere andere Zweige. Durch dieses Vorgehen wurde endlich der oft beklagten unnöthigen Verbilligung vieler Er⸗ zeugnisse Einhalt gethan und der ganze Markt erlangte, besonders in der zweiten Jahreshälfte, eine lange entbehrte Festigkeit. Die Frage, ob unter den somit in mehrfacher Weise gebesserten Verhältnissen der Ertrag für alle Unternehmer ein befriedigender ge⸗ wesen sei, kann freilich nicht bejaht werden. Das Hinderniß dafür liegt bei manchen großen Werken darin, daß die schnelle Folge neuer Er⸗ findungen oft nur kurze Zeit benutzte Einrichtungen überflüssig und werthlos macht. Die Fabrikanten halbfertiger und fertiger Waaren sahen sich dagegen vielfach gezwungen, ihr Material theurer einzu⸗ taufen, ohne daß es ihnen möglich wäre, den Verkaufewerth auf ‚die entsprechende Höhe zu bringen. Ueberhaurt darf nicht ver⸗ gessen werden, daß alle Vereinigungen niemals im Stande sein werden, den bestimmenden oder wenigstens regelnden Ein⸗ fluß mächtigen fremden Wettbewerbs auf dem Weltmarkt auszu⸗ gleichen. Als weitere Schmälerung des Gewinns können die steigenden Lasten angeführt werden, welche den Arbeitgebern aus der Kranken⸗ und Unfallrersicherung ihrer Leute erwachsen. Endlich aber läßt die allgemein bekannte Thatsache, daß der von dem hastigen Drange der Jetztzeit abhängige und beeinflußte Geschäftsbetrieb immer größere persönliche Anstrengung und vermehrte Hülfskräfte fordert, eine völlige Zufriedenheit schwer aufkommen. Ditese letzteren Gesichtspunkte gelten, gleich einigen der vorher aufgestellten, auch für den zweitwichtigsten Thbeil unserer schaffenden Gewerbe, die Textilindustrie. Dieselbe er⸗ freute sich einer fast überall dauernd ausreichenden Beschäftigung, doch wurde auch ier der erstrebte Gewinn aus verschiedenen Gründen nicht in vollem Maße zu Tbeil. Daß auch die übrigen Fabrikations⸗ und Erwerbszweige sich meist in besserer Lage befanden, erklärt sich zum größten Theil aus dem lebhafteren Gange der Hauptindustrien und wird durch de weiter folgenden Kundgebungen von Vertretern jener bestätigt. In dem Verhältniß der Arbeitgeber zu den Arbeitern sind bemerkenswerthe Veränderungen nicht vorgekommen, namentlich auch keine größeren Störungen aufgefallen. Die Löhne erhielten sich durch⸗ schnittlich auf der seitherigen Höhe und ermöglichten bei dem immer noch niedrig gebliebenen Stande der Nahrungsmittel fleißigen und nüchternen Leuten ein gutes Auskommen. Die Arbeiter haben um so mehr Ursache zur Zufriedenheit, als die ausgedehnte Fürsorge des Staats im Verein mit den immer stärker hervortretenden wohl⸗ wollenden Bestrebungen der Arbeitgeber sie von mancher eigenen Sorge zu befreien und ihre ganze Lebensstellung zu heben geeignet ist.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 30. Inhalt: Verfügungen: vom 3. Juli 1888. Einrichtung eines unmittelbaren Postpacket⸗Austausches mit Neu⸗Süd⸗Wales (Australien).

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 27. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Feierschmuck der Trauerstraße „Unter den Linden“ am 16. März 1888. Das Verbalten eiserner Stützen im Feuer. Gekuppelte Röhrenbrunnen der Brooklyner Wasserwerke. Amtlicher Bericht über den Fort⸗ bau des Doms in Köln. Preisbewerbung für Entwürfe zu einem Landes⸗Gewerbemuseum in Stuttgart. (Schluß) Vermischtes: Gleichstellung des Studiums auf den technischen Hochschulen Deutsch⸗

Rosario 420 000 Pesos.

lands. Preisausschreiben für ein Kaiser⸗ und Krieger⸗Denkmal in

(W. T. B.)

Stettin. Preisbewerbung um den Erweiterungsbau des Rath⸗ hauses in Elbing. Preisbewerbung um ein Geschaftshaus in Halle 4˙8— Gestaltung der Neigungszeiger. Beseitigung der Schienen⸗ stöße durch elektrische Schweißung Anwendung des elekrischen Lichts in der Nähe von Wasserstraßen.

—Zeitschrift für Bauwesen. Heft VII —IX. Inhalt: Städtisches Wasserhebewerk für den Südwesten von Berlin, von den Regierungs⸗Baumeistern H. Hartung und R. Schultze in Berlin. Das Fürstenhaus und die alte Münze am Werder'schen Markt in Berlin, von den Regierungs⸗Baumeistern A. Messel und R. Borr⸗ mann in Berlin. Backsteinbauten in Mittelpommern. III Kloster⸗ kirche Colbatz, vom Re ierungs⸗Baumeister H. Lutsch in Breslau. Scene der Alten und Bühne der Neuzeit. Ein Beitrag zur Lösung der Volkstheaterfrage, zugleich ein Versuch zur Raumgestaltung großer Zuschauerräume, aus den bisher üblichen Theaterformen entwickelt, vom Stadt⸗Baurath a. D. A. Sturmhoefel in Berlin. (Schluß folgt.) Katholische Kirche in Groschowitz. Zusammenstellung der hemerkenswertheren preußischen Staatsbauten aus dem Gebiet des Landbaues, welche im Laufe des Jahres 1886 in der Ausführung begriffen gewesen sind. (Schluß) Die Eisbrecharbeiten im Weichsel⸗ strom, vom Wasser⸗Bauinspektor M. Görz in Danzig. Hafen⸗ anlage bei Oppeln, vom Baurath, Wasser⸗Bauinspektor E. Cramer in Breslau. Ueber die Beobachtung bleibender Formveränderungen an eisernen Trägerbrücken mittels Höhen⸗ und Wärmemessungen. Mittheilungen über die Ergebnisse derartiger Messungen an der Rbeinbrücke bei Hüningen, vom Eisenbahn⸗Betriebsdirektor L. Kriesche in Straßsburg i. E. Ueber Gefällverhältnisse auf Ablaufgeleisen, rom Geheimen Regierungs⸗Rath A. Schübler, Mitglied der Kaiser⸗ lichen General⸗Direktion in Straßburg i. E. Untersuchungen über das Zuschlagen der Schleusenthore im strömenden Wasser, vom Wasser⸗Bauinspektor G. Tolkmitt in Kiel. Die Verbesserung der Boden⸗ und Gesundheitsverhältnisse des Agro Romano. Sta⸗ tistische Nachweisungen, betreffend die in den Jahren 1881 bis ein⸗ schließlich 1885 vollendeten und abgerechneten preußischen Staats⸗ bauten aus dem Gebiet des Hochbaues. Im Auftrage des Herrn Ministers der öffentlichen Arbeiten aufgestellt vom Land⸗Bauinspektor Wiethoff in Berlin. (Fortsetzung folgt.)

Statistische Nachrichten.

Die nachstehende Uebersicht ist den monatlichen Veröffent⸗ lichungen des Kaiserlichen Statistischen Amts über die Durch⸗ schnittspreise wichtiger Waaren im Großhandel ent⸗ nommen. Dieselbe zeigt für die Handelsplätze Berlin, Breslau, Danzig, Posen und Stettin unter Ziffer 1 die Haferpreise in den Jahren 1879 —- 1887 nach dem höchsten (a) und niedrigsten (b) Stande jedes Jahres. Die fett gedruckten Zahlen der Jahre 1880 und 1881 geben die höchsten, die des Jahres 1887 sämmtlich September⸗Preise die niedrigsten Preise der ganzen 9 jährigen Periode an. Von diesem niedrigsten Stand der Preise im September 1887 ausgehend, zeigt die Zusammenstellung unter Ziffer 2 die Be⸗ wegung der Preise während der einzelnen Monate bis Mai 1888. Unter Ziffer 3 endlich wird angegeben, um wie viel Prozent die Haferpreise sich seit jenem niedrigsten Stand bis zum letztgenannten Monat wieder gehoben haben.

Berlin Breslau Danzig Posen Stettin

1) Höchste (a) und niedrigste (b) Preise für

1000 kg Hafer in den einzelnen Jahren. Monate.

138,00 147,00 153,60 138,00 111, 103,00 102,50 112,40 110,00 155,00 168,50 160,17 171,80 157,00 142,25 32,00 139,50 147,60 138,00 157,42 150,00 182,00 164,60 160,00 141,79 132,00 143,00 145,30 148,00 145,00 143,00 141,60 146,30 154,00 121,30 110,00 107,00 120,70 120,00 137,00 135,00 150,67 146,20 150,00 122,20 108,00 108,10 113,50 117,00 140,25 155,00 157,50 151,90 146,00 126,00 122,00 108,00 121,10 125,00 144,40 142,00 144,25 142,20 145,00 125,50 122,00 120,29 118,80 128,00 127,80 136,00 134,67 130,70 132,00 109,45 105,00 108,63 106,00 117,00 111,15 105,00 109,57 105 70 114,00 90,00 86,00 91,18 90,60 100,00

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2) Preise von 1000 kg Hafer in den Monaten September 1887 bis Mai 1888.

September 90 00 86,00 91,08 90,60 100,00 Oktober 92,25 95,00 91,74 93,40 102,00 November 98,10 100,00 95,83 97,10 103,00 Dezember 105,27 105,00 96,40 96,10 107,00 Januar 110,45 105,00 98,54 97,70 107,00 Februar 109,00 102,00 98,00 96,00 108,00 März 111,46 104,00 97,74 95,90 107,00 April 115,85 111,00 105,14 101 40 115,00 Mai 121,08 121,00 112,82 110,00 123,00

3) Der Preis Mai 1888 übertrifft den Preis September 1887 um Prozent

8 34,53 40,70 23,73 21,41 23,00 Die sachlichen Ergebnisse der Strafrechtspflegein Bavern sind folgende: Im Jahre 1885 sind 60 971 Personen wegen Verbrechen und Vergehen gegen Reichsgesetze mit Ausschluß der Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Erbebung öffentlicher Abgaben und Gefälle abgeurtheilt und hiervon 48 921 oder 80,2 % zu Strafe verurtheilt worden, hiervon waren 40 548 oder 82,9 % männlichen Geschlechts. Von den Verurtheilten waren bei

egehung der Strafthat 4149 oder 8,5 % unter 18 Jahren und 44 772 oder 91,5 % über 18 Jahre alt. Bei Vergleichung mit der Einwohnerzahl ergiebt sich, daß je 1 Abgeurtheilter auf 89 und je 1 Verurtheilter auf 111 Einwohner trifft. Die Zahl der strafbaren Handlungen, welche hinsichtlich bezüglicher Handlungen zur Aburthei⸗ lung gelangten 60 971 Personen Gegenstand der Entscheidung waren, beläuft sich auf 70 503, nämlich 70 447 Verbrechen und Ver⸗ ehen gegen Reichsgesetze (mit Ausschluß der Zuwider⸗ andlungen gegen Vorschriften über die Erhebung öffentlicher Abgaben und Gefälle) und 56 Vergehen der letzteren Art sowie Ver⸗ ehen gegen landesgesetzliche Vorschriften. Von den 70 503 auf straf⸗ are Handlungen bezüglichen Entscheidungen lauten auf Verurtheilung 57 569 oder 81,6 %, auf Freisprechung 11 266 oder 16,0 %, auf Einstellung 1668 oder 2,4 %. Betrachtet man die einzelnen Arten von Verbrechen und Vergehen, so findet man: Es erfolgten Ver⸗ urtheilungen wegen Aufforderung oder Erbieten zu einem Verbrechen 4, Beleidigung des Landesherrn 62, Verbrechen und Vergehen in Beziehung auf die Ausübung staatsbürgerlicher Rechte 3, Widerstand gegen die Staatsgewalt 1404, Hausfriedens⸗ bruch 1510, Arrestbruch 264, Verächtlichmachung von Staats⸗ einrichtungen und obrigkeitlichen Anordnungen 4, andere Ver⸗ gehen wider die öffentliche Ordnung 1712, Münzverbrechen und Münzvergehen 42, wissentlichen Meineides 138, fahrlässigen falschen Eides 36, Verleitung zum Meineide und zum falschen Eide 61, anderer Verletzungen der Eidespflicht 1, falscher Anschuldigung 64,

Vergehen, welche sich auf die Religion beziehen, 61, Verbrechen und Vergehen in Beziehung auf den Personenstand 18, Doppel⸗ ehe 2, Ebebruch 2, Blutschande 32, Nothzucht und Unzucht in den Fällen §§. 174, 176 bis 178 763, Kuvypelei 89, anderer Verbrechen und Vergehen gegen die Sittlichkeit 266, Beleidigung 8024, Zweikampf 8, Mord 21, Todtschlag 23, Kindsmord 19, Abtreibung 11, Aussetzung 4, fahrlässiger Tödtung 41, Körperverletzung 3333, gefährlicher Körperverletzung 9004, schwerer Körperverletzung und Betheiligung an einer Schlägerei, welche Tod oder schwere Körperverletzung zur Folge hatte, 119. fahr⸗ lässiger Körperverletzung 229, Verbrechen und Vergehen wider die persönliche Freibeit 1793, Diebstahl 13 222, Unterschlagung 3258, Raub und Erpressung 95, Begünstigung 137, Hehlerei 1027, Betrug 4624, Untreue 62, Urkundenfälschung 847, Jagd⸗ und Fischereivergehen 1065, strafbaren Eigennutzes 211, Verletzung fremder Geheimnisse 24, unerlaubtes Kreditgeben an Minderjährige, Wucher 8, Sachbeschädigung 2019, Brandstiftung 65, fahrlässiger Inbrandsetzung 75, fahrlässiger Ge⸗ fährdung eines Eisenbahntransports 15, sonstiger gemeingefährlicher Verbrechen und Vergehen 44, Verbrechen und Vergehen im Amte 416, Bestechung im Falle des §. 333 113, Verbrechen und Vergehen gegen §§. 209 bis 213 der Konkursordnung 34, das Gesetz, betr. Zuwiderhandlungen gegen die zur Abwehr der Rinderpest erlassenen Vieheinfuhrverbote, vom 21. Mai 1878 39, das Gesetz, betr. den Verkehr mit Nahrungsmitteln, Genußmitteln und Gebrauchsgegen⸗ ständen, vom 14. Mai 1879 502, sonstige Reichsgesetze 564, Ver⸗ gehen gegen landesgesetzliche Vorschriften 36; im Ganzen 57 569.

Die „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ bringen in ihrer Nr. 414 für Juli 1888 folgende Beiträge: Schulbildung der Ersatz⸗ mannschaften 1887— 88. Landwirthschaftliche Bodenbenutzung und Ernteerträge 1887. Ueberseeische Auswanderung nach außereuro⸗ päischen Ländern 1887. 8

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Für ein Kaiser⸗ und Krieger⸗Denkmal in Stettin rden alle deutschen Künstler zur Wettbewerbung aufgefordert. dem bezüglichen Konkurrenz⸗Ausschreiben, welches das Comité be⸗ 1 aus dem Ober⸗Präsidenten, Grafen Behr⸗Negendank, dem Ober⸗Bürgermeister von Stettin, Haken, und dem Landes⸗Direktor von Pommern, Freiherrn von der Goltz soeben veröffentlicht, heißt es: Es soll ein Reiterbild des verewigten Kaisers in über Lebensgröße aufgestellt werden, dessen Sockel durch Krieger⸗Gruppen zu schmücken ist, welche dem Denkmal zuͤgleich die Bedeutung eines Kriecer⸗Denkmals geben. Die Ausführung erfolgt durch Bronzeguß. Pläne von dem Platze, auf welchem das Denkmal Aufstellung finden soll, nebst den nöthigen Maßangaben, werden von dem Magistrat auf Verlangen versandt; gewählt ist die Stelle, an welcher der Paradeplatz, der Königsplatz und die Kaiser Wilhelmsstraße zusammentreffen. Die deutschen Künstler, welche sich an der Konkurrenz betheiligen wollen, haben ihre modellirten Entwürfe an den Magistrat von Stettrin einzusenden und offen ihren Namen anzugeben. Für die drei besten Entwürfe sind Preise von 5000, 3000 und 2000 ausgesetzt. Die Entscheidung über die Ausführung bleibt von der Ertheilung der Preise unabhängig. Speziell werden folgende Bedingungen für die Konkurrenz gestellt: auf dem Sockel des Kaiserlichen Reiterbildes sollen Krieger des pommerschen Armee⸗Corps dargestellt werden; allegorische Figuren sind ausgeschlossen. Der Entwurf soll einem Kostenaufwand von ca. 220 000 für die Ausführung des Denkmäaäls entsprechen. Als End⸗ termin für die Einsendung der modellirten Entwürfe ist der 22. März 1889 bestimmt. Die Modelle sind in der Höhe von 1 bis 1,10 m anzufertigen. Die Kosten des Her⸗ und Rücktransports der Modelle trägt das Denkmals⸗Comité.

Das österreichische Museum für Kunst und In⸗ dustrie in Wien veröffentlichte kürzlich den Bericht über das ver⸗ flossene Verwaltungsjahr 1887. Die Thätigkeit des zur Entfaltung der heimischen Kunft und des Kunsthandwerks so segensreich wirkenden Instituts widmete sich im letzten Jahre vorzugsweise der kirchlichen Kunst. Eine reichhaltige, künstlerisch bedeutsame Ausstellung dieser Art gab sicherlich mannigfach Anregung zu Schöpfungen auf diesem Gebiet. Eine groß angelegte, literarisch⸗artistische Publikation über kirchliche Kunst, von dem die Interessen der Kunst unermüdlich fördern⸗ den Grafen Edmund Zichy angeregt, wird vom Museum vorbereitet und dürfte die günstigen Einflüsse der Ausstellung verstärken. Für das nächste Jahr steht eine Jubiläumsfeier in Aussicht: das Museum wird das erste Vierteljahrhundert seines Bestandes mit einer Elite⸗ Ausstellung, welche die Leistungsfähigkeit des österreichischen Kunst⸗ gewerbes in ihrem vollen Umfange veranschaulichen soll, und mit der Enthüllung des von Prof. Sigmund l'Allemand gemalten Bildnisses seines erzherzoglichen Protektors würdig abschließen.

Auf der letzten Wiener Jubiläums⸗Kunstausstellung wurden im Ganzen Ankäufe im Betrage von 163 638 Fl. gemacht; davon entfallen auf die Ausstellungslotterie 74 283 Fl., den Kaiser 27 510 Fl., den Theilnehmerfonds 2105 Fl., Private 39 740 Fl. und auf die Regierung die votirten 20 000 Fl. Die Kunstausstellung ergab im März eine Einnahme von 34 241 Fl., im April eine solche von 30 882 Fl. Die Kosten der Ausstellung beliefen sich auf etwa 680 Fl. für den Tag.

Von dem im Verlage von Franz Lipperheide, Berlin, er⸗ scheinenden Werk: „Friedrich, Deutscher Kaiser und König von Preußen“, ein Lebensbild von Ludwig Ziemssen, liegt uns die 7. Lieferung vor. Den Inhalt des Kapitel XV bildet die Schilderung der Zeit von dem Jahre 1878 bis 1883. Sie beginnt mit dem Tode König Victor Emannuels, zu dessen Beisetzung der da⸗ malige Kronprinz nach Italien fuhr. Die sich daran anschließenden Abschnitte sind betitelt: Tod des Papstes Pius IX. Untergang des deutschen Kriegsschiffs „Großer Kurfürst“. Attentat auf den Kaiser. Rückkehr des Kronprinzlichen Paares aus England nach Berlin. Der Kronprinz Stellvertreter des Kaisers in der Regierung des Reichs. Tod der Großherzogin Alice von Hessen und des Prinzen Waldemar von Preußen. Aufenthalt der Kronprinzessin in Wiesbaden. Römerbad und Pegli. Geburt der Prinzessin Fedora, Tochter der Erbprinzessin von Meiningen. Verlobung des Prinzen Wilhelm mit der Prinzessin Augusta Victoria von Schleswig⸗Holstein. Feirüihr des Prinzen Heinrich von der ersten großen Seereise.

nthüllung der Denkmäler der Königin Luise und Goethe's im Thier⸗ garten zu Berlin. Semisäkularfeier des Bestehens des alten Museums. Vollendung des Kölner Doms und feierliches Weih⸗ nachtsfest. Kapitel XVI. enthält: Frohe Familienfeste des Jahres 1881. Vermählung des Prinzen Wilhelm. Familienbesuch in England. Schee Hebegt des Großherzoglich badischen Ehe⸗ paares und gleichzeitige Verlobung der Prinzessin Victoria von Baden mit dem Kronprinzen Gustav von Schweden. Der 50. Geburtstag des Kronprinzen. Einweihung des neuen Kunstgewerbe⸗Museums am Geburtstage der Kronprinzessin. Rückblicke auf ihre humanen Bestrebungen und Werke. Kagpitel XVII enthält: Geburt des ersten Sohnes des Prinzen Wilhelm. Die silberne Hochzeit. Großes Kostümfest im Königlichen Schlosse. Besuch des Königs von Spanien am Kaiserlichen Hoflager zu Homburg. Gegenbesuch des Kronprinzen als Vertreter des Kaisers. Die Reise und der Aufenthalt in Spanien. Besuch am Königlichen Hof zu Rom. Besuch beim Papst im Vatican. Rückkehr nach Berlin. Freu⸗ diger Empfang. Des Kronprinzen Wirkungskreis als Vorsitzender des Staatsraths. Das elegant ausgestattete Werk bringt Illustrationen von Georg Bleibtreu, W. Camphausen, W. Gentz, Eduard Hildebrandt, Hermann Lüders, H. Nestel, B. Plockhorst, A. von Winterhalter u. a. m. Es erscheint vollständig in etwa 10 Liefe⸗ rungen je zu 60 ₰. 1

Der Verlag der hterafizie Veitung⸗ (Liebelsche Buchhandlung, Berlin SW., Dessauerstraße 19) veranstaltet folgende Einzelausgaben aus dem genannten Blatt: „Armee, resp. Marine⸗ Befehl“ Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II. Kleines Format (zum Einkleben in Dienstunterrichtsbüchern). Preise:

50 Exemplare 60 ₰, 100 Exemplare 1 ℳ, 500 Exemplare 4

6 8

Plakat⸗Format mit großen Buchstaben (zum Aufkleben auf Pappe). Einzelpreis 10 ₰, 10 Exemplare 90 ℳ, 20 Exemplare 1,60 ℳ, 50 Exemplare 3,50 Ferner: Kaiser Friedrich III. Bio⸗ graphische Skige von F. Heinke ca. 24 Druckseiten in Umschlag, mit Bildniß Sr. Hochseligen Majestät Einzelne und bis 10 Exemplare 8* 7 11 bis 100 Exemplare à 12 ₰, über 100 Exemplare

Leitfaden für den Religionsunterricht zur Vor⸗ bereitung für die Konfirmation von W. Becker, Pastor an St. Nikolai zu Kiel. 4. Aufl. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1881. (Preis: in Kaliko geb. 1 ℳ) Das in vierter Auflage vorliegende Büchlein hat sich als ein treffliches Hülfsmittel für den Konfirmandenunterricht bereits vielerorten eingebürgert. Als Leitfaden für die Hand des Schülers zeichnet es sich neben kirchlicher Bekenntnißtreue durch bündige Kürze und durch⸗ sichtige Klarheit aus. In knapper, der individuellen Aus⸗ fübrung nirgends vorgreifender Art fkizzirt es den Gang des Unterrichts. Den Ausgangspunkt bildet die Konfirmation. Die

tionen sind in präziser Form gegeben. Durch Wiederholungsfragen

sich anzueignen und gegenwärtig zu haben. Die zum Auswendiglernen bestimmten ausgedruckten Sprüche sind in einer sorgfältigen, voll⸗ kommen ausreichenden Auswahl gegeben. Eine willkommene sind die 39 Kernlieder im Originaltert. Von Wolfgang Amadeus Mozart's Sohn, dessen jest fast ganz der Vergessenheit anheimgefallen, entwirft die M usik⸗Zeitung“ (Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart) ein getreues Lebensbild, das von musikbhistorischem Interesse ist und von jetätvoller Liebe für den Sohn jenes großen Meisters zeugt, dessen unsterbliche Werke die Welt noch heute in jugend⸗ und kraftvoller Frische erfreuen. Mozart, der Sohn, sollte den Druck seines Namens bart empfinden, wiewohl ihm das Geschick im Beginn seiner Lauf⸗ bahn bold zu lächeln schien. Gleichzeitig enthält die Musikbeilage ein von ihm komponirtes Lied: „Erinnerung“, eine seiner tiefgefühltesten, in ibrer Schlichtheit und Größe ganz seines Vaters würdige Komposition. Aus dem übrigen wieder sehr fesselnden Inhalt seien hervorgehoben: „Ingeborg von Bronsart“, biographische Skizze von Elise Polk⸗ (mit Porträt); „Amalie Sebald, die Geliebte zweier Tonmeister“ (Schluß), von A. Niggli; „Reminiszenzen“”; „Cherubini und Théroigne“, von Sacher⸗Masoch; „Die Schönbrunner Walzer“ aus meinem Wiener Tagebuch, von Dr. Ed. Sabell. Die Musik⸗ beilage enthält außer dem genannten Liede noch: „Blumengruß“, Lied von Ingeborg von Bronsart und Andante für Violine und Klavier von Jos. Stranskv. Der Inhalt der „Neuen Musik⸗Zeitung“ ist stets ein so reichhaltiger, der Abonnementspreis (80 ₰) dabei ein so billiger, daß die hohe Auflage des Blattes (51 000) erklärlich erscheint.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

e rgebnisse des Weinbaus in Württemberg im Jah 1887. Nach den von Königlichen Kameral- Aemtern eingesandten Uebersichten standen im Jahre 1887 im Ertrage: 18,299 ha Bodenfläche (gegen 18,570 ha im Jahre 1886), darunter 36 ha hofkammerliche Weinberge (1886: 37,04 ha). Die größte im Ertrag stehende Fläche hatte das untere Neckarthal, nämlich 8733 ha, die kleinste die Bodenseegegend, 227 ha; die Mitte bilden folgende Gegenden: Das Remsthal (1824 ha), die Taubergegend (1622 ha), das Kocher⸗ und Jagst⸗Gebiet (1607 ha), das Enzthal (1553 ha), das Zabergäu (1492 ha) und das obere Neckarthal mit Albtrauf (1241 ha). Der Geldwerth des gesammten Weinertrages betrug 13 382 451 gegen 4 604 602 im Jahre 1886 (darunter 76 384 Ertrag der hofkammerlichen Weinberge, gegen 21 755 im Jahre 1886). Die im Ertrage stehende Fläche von 18 299 ha (82,16 % der gesammten Weinbau⸗ fläche Württembergs, welche 22 273 ha beträgt) ergab im Ganzen 303 912 hl Wein, gegen 95 879 hl im Jahre 1886, also mehr als das Dreifache des vorjährigen Ertrages, jedoch weniger als di Hälfte des 1885 er Erzeuanisses, welches 634 157 hl betrug Gegen den Durchschnitt der 60 Jahre von 1827 bis 1886: 415 212 hl bleibt der 1887 er Weinertrag um etwas über ¼ zurück. Geringer Weinernten brachten in den vorangegangenen 6 Jahrzehnten außer dem Vorberbst noch folgende 26 Jahrgänge: 1829 bis 1832, 1838, 1841, 1843 bis 1845, 1851 bis 1856, 1860, 1861, 1864 bis 1866, 1871 bis 1873, 1879, 1880 und 1882. Vom Hektar wurden im Jahre 1887 durchschnittlich gewonnen 16,61 hl gegen nur 5,16 hl im Vorjahre; dagegen betrug der Durchschnittsertrag vom Hektar im Fahre 1885 34,16 hl und in dem 60 jährigen Zeitraum von 1827 bis 1886 22,41 hl. Von dem neuen Wein wurden 216 970 hl = 71 % des Ge⸗ sammtertrages (im Vorjahre 60 %) unter der Kelter verkauft, und zwar zum Durchschnittspreise von 44,47 pro Hektoliter. Diefer Preis bleibt hinter dem vorjährigen, 48,57 ℳ, um etwas über 8 % zurück, übertrifft aber den des Jahres 1885, 21 ℳ, um mehr als das Doppelte Seit 1827 stellte sich überhaupt nur in 4 Jahren der Landes⸗Durchschnittspreis für den neuen Wein höher als im Jahre 1887, nämlich 1865 (45,75 ℳ), 1873 (49,83 ℳ), 1880 (50,67 ℳ)

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D 222 8 I

N 82 2

Kelter verkauften Wein betrug 9 649 392 ℳ, mehr als das Dreifache des vorjährigen Betrages (2 808 936 ℳ). Derselbe übersteigt den Erlös des 1885er Herbstes, 8 671 616 ℳ, um mehr als 11 % und die durchschnittliche Erlössumme aus den 60 Jahren 1827 bis 1886, 5 499 243 ℳ, sogar um 75 %. Höhere Gesammterlöse ergaben seit 1827 nur die 10 Jahrgänge 1834, 1846, 1857, 1862, 1868, 1874 bis 1876, 1881 und 1884. Der Geldwerth des gesammten Weinertrages im Jahre 1887 (13 382 451 ℳ) erreicht beinahe das Dreifache des Ertragswertbs im Vorjahr (4 604 602 ℳ); auch stellt er sich noch etwas höher als im Jahre 1885 (13 194 449 ℳ) und reichlich um die Hälfte höher als der Durch⸗- schnitt der Jahre 1827 bis 1886 (8 546 105 ℳ). Einen größeren Geldwerth hatten seit 1827 nur die Herbsterträge der 13 Jahr⸗ gänge 1834, 1857 bis 1859, 1862, 1863, 1868, 1873 bis 1876, 1881 und 1884. Die im Verlage von Friese u. von Puttkamer in Dresden erscheinende Fachzeitschrift „Das Pferd“ beginnt mit den Num⸗ mern 12 und 13 das III. Quartal. Die Herausgeber zeigen sich auch in diesen Nummern bestrebt, den Lesern nur Neues und Interessantes u bieten, um ihr Blatt immer mehr zu einem bedeutungsvollen rgan für die gesammten auf das Pferd bezüglichen Interessen zu gestalten. Die Nummern haben folgenden Inhalt: Ein Vorschlag zur Verbesserung unserer Reitbahnen. Von H. Schulter⸗ und Ellenbogengelenk. Von S. Die Zäumung der Gebrauchspferde. Billiges Futter zur Aufzucht kaltblütiger Pferde. Von F. Schirmer⸗Neuhaus. Sportvlaudereien. Von O. v. M. (Schluß.) Eine Wettfahrt. Von „“. Englische Halbblutgestüte. Von G. Glaß. Etwas über den Nasenriemen. Von M. Speck, Frei⸗ herr von Sternburg⸗Lützschena. Noch ein Wort zur Aufklärung über naturgemäße Behandlung von Wunden und äußeren Schäden bei Pferden. Von Spohr, Oberst⸗Lieutenant a. D. Einige Be⸗ merkungen über die Wettfahrt von Schöneberg nach Brandenburg. Von F. Eberhard. „S Hengste ꝛc.“ Von Sch. Umschau. Patentliste.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Oesterreich⸗Ungarn.

Die Königlich ungarische Seebehörde zu Fiume hat aus Anlaß des Ausbruchs der Rinderpest auf den Inseln Malta, Gozzo und Comino mittelst Verfügung vom 17. Juni d. J. Folgendes an⸗ geordnet:

Die Ein⸗ und Durchfuhr der nachbezeichneten Thiere und Gegen⸗ stände aus infizirten Gegenden von Malta, Gozzo und Comino ist für die Häfen des ungarisch⸗kroatischen Küstengebiets untersagt:

1) Rinder und andere Wiederkäuer im lebenden oder todten

Zustande;

Grundlage ist der lutherische Katechismus mit einzelnen Abwei⸗ chungen im Gange der Entwickelung. Die unentbehrlichen Defini-⸗

zu jedem Abschnitt werden die Katechumenen angeleitet, das Gelernte

und 1886 (48,57 ℳ) pro Hektoliter. Der Erlös aus dem unter der

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