St. Petersburg, 23. Juli. Ueber das gestrige Galadiner in Peterhof wird ferner gemkldet: An der Kaiserlichen Tafel, welche aus 60 Gedecken bestand, wurde goldenes Service, an den übrigen Tafeln silbernes benutzt. Die russischen Herrschaften erschienen in preußischer Uniform, die deutschen Herrschaften in russischer. Ihre Majestät die Kaiserin, welche eine weiße Robe angelegt hatte, war mit dem Bande des St. Andreas⸗Ordens geschmückt, die Großfürstinnen trugen das Band des St. Katharinen⸗ Ordens. Rechts von dem Hof⸗Minister, welcher der Kaiserin gegenübersaß, hatte der deutsche Botschafter General von Schweinitz seinen Platz, links von dem Hof⸗Minister der Staatssekretär Graf Bismarck, ferner die Minister von Giers, Wannowski, Possiet, Deljanow, der Botschafter Graf Schu⸗ walow und Baron Jomini. Bei dem Toast des Hzisers Alexander intonirte die Musik die preußische Narlonal⸗ S bei demjenigen des Kaisers Wilhelm die russische Hymne.
— Von unserem Spezial⸗Korrespondenten in St. Peters⸗ burg wird uns über den Besuch Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm am Kaiserlich russischen Hofe berichtet:
Peterhof, 20. Juli. Des Kaisers und Königs Majestät, Allerhöchstwelche heute mittels Dampfers nach St. Petersburg gefahren waren, um die Grabstätte des Kaisers Alexander II. in der Peter⸗ und Paulsveste zu besuchen, traten gegen 1 Uhr Mittags von dort die Rückfahrt hierher an. Die Brücken der Newa, welche die Kaiserliche Nacht passiren mußte, waren festlich geschmückt, und Se. Majestät wurden auf der Fahrt überall ehrerbietigst begrußt. Nach der Rückkehr statteten Se. Majestät der Kaiser und König den in
der Fah wohnenden Großfürsten auf den Schlössern Oranienbaum, Snamenski und Michajlowka, in Begleitung Sr. Königlichen Hoheit der Prinzen einrich von Preußen sowie des Ehrendienstes und persönlichen Gefolges, Besuche ab, kehrten von denselben gegen 4 Uhr Nachmittags in das hiesige Schloß zurück und nahmen dann an dem Diner bei den Kaiserlichen Majestäten Theil, wozu eine größere Zahl von Einladungen ergangen waren. Gegen 6 ½ Uhr Abends begaben Sich Se. Majestät mit dem Kaiser Alexander III. und gefolgt von einer glänzenden Suite in das Lager von Krasnoje⸗Selo, woselbst der Kaiserliche Sonder⸗ zug nach 7 Uhr Abends eintraf. Die Majestäten wurden bei Ihrem Erscheinen im Zeltlager überaus enthusiastisch von den Truppen begrüßt. Donnernde Hurrahrufe brausten durch die Luft beim Nahen der beiden Monarchen und wiederholten sich bei jeder Lagerabtheilung, welche Allerhöchstdieselben in Augenschein nahmen. Nach der Hesichtigung. des ausgedehnten Zeltlagers wurde im Kreise des Offizier⸗ corps das Souper eingenommen, während dessen die Musikcorps concertirten, worauf dann der imposante große Zapfenstreich zur Ausführung gelangte.⸗ Se. Majestät der Kaiser und König geruhten namentlich den Commandeur und die Offiziere Seines St. Petersburger Grenadier⸗Regiments durch huldvolle Ansprachen auszuzeichnen. Erst in später Stunde erfolgte die Heimfahrt der Majestäten, Allerhöchst⸗ welche auch jetzt wieder, wie bei der Ankunft, enthusiastisch von der zahlreichen Volksmenge begrüßt wurden.
St. Petersburg, 21. Juli. E heute Vormittag die große Parade in Krasnoje⸗Selo stattfindet, beeilen sich die Bewohner der Stadt, noch ihren e sern den letzten Schmuck zu verleihen. Die Straßen bilden einen Fahnenwald, da die Majestäten nach Beendigung des mili⸗ tärischen Schauspiels im Truppenlager und nach einem Be⸗ suche Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Pawlowsk, mittelst Sonderzuges hierher kommen werden, wo auf der deutschen Botschaft Vorstellung und Diner stattfindet. Man muß es den Bewohnern St. Petersburgs lassen, daß sie zum würdigen Empfang des Deutschen Kaisers das Möglichste aufgeboten haben. Die Vorbauten der Verkaufsläden und anderer Häuser sind mit purpurfarbenen, von Hermelin umsäumten Baldachinen versehen, so daß das Ganze einen malerischen Anblick gewährt. Vor Allem ist die deutsche Botschaft herrlich de⸗ korirt, nicht minder der Isaaksplatz, das Denkmal Kaiser
Nikolaus' I. und die angrenzenden Straßen. Wenn auch die weiß⸗blau⸗rothe russische Flagge vorherrschend ist, so fehlt doch auch nicht hier und da die deutsche Fahne. Große Menschenmassen durchziehen die geschmückten Straßen, und in der Nähe der deutschen Botschaft stehen die. Neugierigen so dicht geschaart, daß an ein Durchkommen nicht zu denken ist.
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— Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 5. Juli d. J. lgegen Beschluß gefaßt:
1) Die von den deutschen Handlungsreisenden auf Muster⸗ paß ausgeführten Taschenuhren sind beim Wiedereingang nur dann 219 einzulassen, wenn die Ausfuhr der Uhren auf dem Musterpaß zollamtlich bescheinigt ist. 1
2) Den Inhabern von Eingangspässen für ausländische Taschenuhren darf die vorübergehende Verbringung der Uhren in das Ausland unter dem Vorbehalt der Wiedereinbringung während der Gültigkeitsdauer des Passes sowie unter Aufrecht⸗ erhaltung des Anspruchs auf spätere Zurückerstattung des bei der Fafewaserngrng hinterlegten Eingangszolls nur mit der Maßgabe gestattet werden, daß die Uhren in Gemäßheit des 8 8 111 des Fereinszaggesehen dem Ausgangs⸗ beziehungsweise dem Wiedereingangs⸗Amt behufs Bescheinigung des Ausgangs bezw. Wiedereingangs⸗Amt auf dem Passe gestellt werden.
— Nach dem Final⸗Abschluß der Reichs⸗Hauptkasse haben
sich die Ergebnisse des Reichshaushalts für das Etatsjahr 1887/88, abgesehen von den auf besondere Deckungsfonds angewiesenen Ausgaben, im Vergleich zum Etat in runden Summen wie folgt gestaltet:
Bei der ve des Reichsheeres sind an fortdauernden Ausgaben 3 133 000 ℳ weniger, an einmaligen 8 usgaben 656 000 ℳ mehr erforderlich gewesen. Die das Reichsheer betreffenden Kapitel des allgemeinen Pensions⸗ fonds haben, zum Theil in Folge der durch das Reliktengesetz
vom 17. Juni 1887 bedingten Ausgaben, mit einem Mehr⸗ bedarf von 1 608 000 ℳ abgeschlossen. An Einnahmen sind bei der Militärverwaltung, mit Einrechnung der außeretats⸗ mäßigen Einnahmen an Wittwen⸗ und Waisengeld⸗ beiträgen von aktiven und ö ena Offizieren und Militärbeamten auf Grund des Gesetzes vom 17. Juni v. J., 1 249 000 ℳ mehr aufgekommen. Bei dem Reichsheer stellt
Ersparnisse erzielt bei der Naturalverpflegung, bei der Be⸗ kleidung und Ausrüstung der Truppen und beim Medizinal⸗ wesen; andererseits sind erwähnenswerthe Mehrbedürfnisse hervorgetreten bei der Verpflegung der Ersatz⸗ und Reserve⸗ mannschaften, beim Ankauf der Remontepferde, zu Reisekosten und Tagegeldern, Vorspann⸗ und Transportkosten, sowie beim Zuschuß zur Militär⸗Wittwenkase.. 1
Bei den Marinefonds, einschließlich des die Marine betreffenden Kapitels des allgemeinen Pensionsfonds, sind 411 000 ℳ mehr erforderlich gewesen. Desgleichen 387000 ℳ beim Auswärtigen Amt und 488 000 ℳ im Ressort des Reichs⸗Schatzamts einschließlich der Reichsschuld und der Civilpensionen beim allgemeinen Pensionsfonds; bezüglich der Reichsschuld ist hervorzuheben, daß die Verzinsung der Anleihe 1 021 000 ℳ mehr, die Verzinsung der zur vor⸗ übergehenden Verstärkung des ordentlichen Betriebsfonds der Eöuf aufgenommenen Mittel aber 579 000 ℳ weniger in Anspruch genommen hat. Die übrigen bei den Hauptabschnitten der Ausgabe eingetretenen Abweichungen
egen den Etat ergeben noch einen Mehraufwand von 7 000 ℳ — 8 Ganzen übersteigen die Mehrbedürfnisse bei den hier in Betracht gezogenen Ausgabefonds die daran gemachten Ersparnisse um 623 864,53 ℳ 3 b Was die Einnahmen des Reichs angeht, so haben die Zölle und die Tabacksteuer, von deren Ertrage dem Reiche nur der feste Betrag von 130 000 000 ℳ verbleibt, einen Mehrertrag von 9 192 000 ℳ ergeben, nämlich 6 031 000 ℳ an Zöllen, 2 275 000 ℳ an Tabacksteuer und 886 000 ℳ an Aversen der Zollausschlüsse. Die den Bundesstaaten im vollen Reinertrage zu überweisenden Stempelabgaben für Werthpapiere ꝛc. haben 675 000 ℳ weniger gebracht. Diese Abweichungen von der etatsmäßigen Voraussetzung finden für den Reichshaushalt ihre Ausgleichung durch entsprechende Erhöhung, beziehungs⸗ weise Ermäßigung der unter den Ausgaben vorgesehenen Ueberweisungen an die Bundesstaaten.
Die nach dem Gesetz vom 24. Juni v. J. vereinnahmten Beträge von 6 061 000 ℳ an Verbrauchsabgabe für Brannt⸗ wein und an Zuschlag zu derselben und von 12 944 000 ℳ an Nachsteuer von Branntwein, welche bei dem Voranschlag noch nicht berücksichtigt werden konnten, sind gemäß der §§. 39 und 42 III. jenes Gesetzes den einzelnen Bundesstaaten überwiesen. .
Im Ganzen belaufen sich die Ueberweisungen auf 176 289 000 ℳ, das sind 27 522 000 ℳ mehr, als der Etat voraussetzt. 1
An Zuckersteuer sind 20 144 000 weniger aufgekommen, desgleichen 13 528 000 ℳ an Branntweinsteuer, soweit diese zufolge des erst nach der Etats⸗Feststellung er⸗ lassenen Gesetzes vom 24. Juni v. J. der Reichskasse verbleibt. Die Salzsteuer ergab 1 164 000 ℳ und die Brausteuer 2 916 000 ℳ über den Etatsansatz. Die Aversen der Zollaus⸗ schlüsse für die letztgenannten vier Steuergattungen haben 575 000 ℳ weniger betragen. Der Spielkartenstempel hat 93 000 ℳ mehr eingebracht, die Wechselstempelsteuer 8000 ℳ und die statistische Gebühr 39 000 ℳ Die Betriebs⸗ verwaltungen schlossen sämmtlich mit Meyr⸗Ueberschüssen ab, und zwar die Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung mit einem solchen von 913 000 ℳ, die Reichs⸗ Eisenbahnverwaltung mit 3 760 000 ℳ und die Reichs⸗ druckerei mit 416 000 ℳ Die Einnahmen aus dem Bank⸗ wesen sind um 45 000 ℳ hinter dem Etat zurückgeblieben. An Zinsen aus belegten Reichsgeldern sind 473 000 ℳ mehr aufgekommen. Die verschiedenen Verwaltungs⸗ Einnahmen haben, mit Einrechnung der oben gedachten Mehreinnahmen bei der Militärverwaltung, 2 248 000 ℳ mehr gebracht, darunter 898 000 ℳ Mehreinnahmen aus dem Münzwesen.
Im Ganzen sind die ordentlichen Einnahmen um 22 262 619,64 ℳ hinter dem Etat zurückgeblieben und es hat sich unter Berücksichtigung der Mehrausgaben von 623 864,53 ℳ für den Haushalt des Etatsjahres 1887/88 ein Fehibetrag von 22 886 484,17 ℳ ergeben.
— Aus Anlaß der Enteignung eines Berliner Grund⸗ stücks für die Herstellung einer neuen Straße beanspruchte der Eigenthümer von der enteignenden Stadtgemeinde als Entschädigung den unter Zugrundelegung eines Zinsfußes von 4 Proz., event. 4 ½ Proz. kapitalisirten Ertrag des Grundstücks, während der Magistrat nur den mit 5 Proz. ka⸗ pitalisirten Ertrag als Entschädigung gewähren wollte. Der Eigenthümer berief sich für seine Forderung, die er klagend geltend machte, auf die gegenwärtigen Kredit⸗ verhältnisse, nach welchen die solide Verzinsung eines Kapitals zu 5 Proz. nicht ausführbar sei; er wurde aber damit in beiden Instanzen abgewiesen; und das Reichs⸗ gericht, V. Ewilsenat, wies durch Urtheil vom 14. März d. J. die Anschlußrevision des Klägers ab, indem es begrün⸗ dend ausführte: „Die Anwendung des 5prozentigen Zinsfußes beruht nicht auf einem Rechtsgrunde, insbesondere nicht auf der Annahme, daß der 5prozentige Zinsfuß der gesetzliche sei. Vielmehr sind die von dem Berufungsrichter in Bezug ge⸗ nommenen Gründe, mit denen der Sachverständige die Kapitalisirung des jährlichen Reinertrages mit 5 Proz. rechtfertigt, rein thatsächlic., Der Sach⸗ verständige geht dabei zutreffend von dem Standpunkte des Grundstücks⸗Eigenthümers (des Erwerbers) aus und erwägt, daß ein solcher eine Hypothek zu 4 Proz. oder 4 ½ Proz. höchstens auf die Hälfte des Grundstückswertos erhalten würde, und ferner, daß bei Anwendung eines Zinsfußes auch nur von 4 ½ Proh dem Eigenthümer (Käufer) kein Ueberschuß verbleiben, vielmehr die Ausgaben die Einnahmen übersteigen würden. Diese vom Berufungsrichter gebilligte Begründung läßt einen Rechtsirrthum nicht erkennen.“
— Der Königlich württembergische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Graf von Zeppelin, hat einen ihm von seiner Regierung bis Ende August d. Is. bewilligten Urlaub angetreten.
— Der Präsident der Justiz⸗ Prcfengssenerifstn⸗ Dr. Stölzel, ist nach dem Rhein abgereist. Die Ferien⸗ pause in Abhaltung der Termine der Justiz⸗Prüfungs⸗ kommission währt bis zum 8. September d. J.
— Der General⸗Inspecteur der Feld⸗Artillerie, General der Infanterie von Voigts⸗Rhetz, hat eine Dienstreise nach Schlesien und Pommern angetreten.
— Der General⸗Lieutenant von Blumröder, Komman⸗ dant des hiesigen Invalidenhauses, ist vom Urlaub hier wieder
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren:
Dr. Paul Neißer in Berlin, Dr. Münzer in Wildemann, Dr. Drecker in Rheine, Hilcker in Warstein, Dr. Anton in Unna⸗Königsborn, Dr. Bergmann und Dr. Friedrich in Elber⸗ feld, Dr. Hennes in Lobberich, Kroemer in
eelitz.
Potsdam, 23. Juli. (W. T. B.) Dem hiesigen
Magistrat ist folgendes Dankschreiben Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin zugegangen:
Dem Magistrat und den Stadtverordneten der Residenzstadt G
Potsdam sage Ich Meinen herzlichen Dank für die Theilnahme, welche Sie Mir bei dem Tode Sr. Majestät des Kaisers Friedrich, Meines theuren Schwiegervaters, ausgesprochen haben.
Die Stadt Potsdam, welcher der Hochselige Kaiser seit langen
Jahren mit großer Vorliebe zugethan war, wird Sein Hinscheiden be⸗ 8 sonders schwer empfunden haben.
Bei dem Schweren und Ernsten, was Gott in diesem Jahre
über das Königshaus und Unser Volk verhängt hat, ist die überall 8 kundgegebene Treue nnd Anhänglichkeit dem Kaiser und Mir ein tröstendes Bewußtsein gewesen. Wir hoffen zu Gott, daß Er Uns und Unserem Volke auch die Trübsal zum Segen gereich sß werde.
Potsdam, 20. Juli 1888. Victoria,
Kaiserin und Königin.
Anhalt. Ballenstedt, 20. Juli. (Anh. St.⸗A.)
Die Fürstin von Schwarzburg⸗Sondershausen ist heute von hier wieder abgereist. 8
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 20. Juli. Die heute ausgegebene Nr. 18 des „Gesetzblatts für Elsaß⸗Loth⸗
ringen“ veröffentlicht das Feldpolizeistrafgesetz vom
9. Juli 1888 und eine Verordnung, betreffend die Erhebung des Oktroi in der Gemeinde Zabern im Bezirk Unter⸗Elsaß, vom 11. Juli 1888. 8
eine leichte Erkältung zugezogen hat, befindet sich wieder wohl und konnte heute Mittag schon einen Ausflug in die Um⸗
nach den bisherigen Dispositionen Sonntag, den 22. d. M. Abends aus Szt.⸗Antal wieder hier ein und wird sich mit dem Kronprinzen nach 18g begeben. — Wie man aus Brünn meldet, wird die Regierung dem mährischen Land⸗ tage in der nächsten Session ein Katechetengesetz vorlegen;
halterei⸗Rath Ritter von Januschka, sowie zwei Mitgliedern
eingesetzt. 1 — 21. Juli. Die „Wiener Ztg.“ mit der Landesvertretung von Krain in Bezug auf den die aus Anlaß der Umwandlung der Grundentlastungsschuld des Herzogthums Krain in ein Landesanlehen im Höchstbetrage von 4000 000 Gulden zu gewährenden staatlichen Be⸗ günstigungen.
Frankreich. Paris, 21. Juli. (Köln. Ztg.) nach Vizille, wo derselbe mit großer Begeisterung empfangen wurde. Um 1 Uhr fand, nachdem vorher ein Denkmal zur Er⸗ innerung an die Versammlung von Vizille am 21. Juli 1788
nichts mehr für ihre Rechte zu befürchten.
hohen Aufgabe bewußt, die sie in würdiger Weise zu er⸗ halten wissen werde, wenn sie dazu berufen werden sollte. Ihre Führer seien beliebt und bes
und Bewohnerinnen der Dauphine. — (W. T. B.) Der ehemalige Duclerc ist gestorben. Die Budgetkommission hat beschlossen, das Kultus budge t gufveft zu erhalten.
die Reise nach Valence fort.
Mittag 4 Uhr in Valence ein. Bei Vorstellung der Geist⸗ lichkeit hielt der Bischof eine Ansprache, worin er erklärte, daß die Geistlichkeit zu jedem Opfer für die Ehre und das Wohl Frankreichs bereit sei. Er gab dann der Achtung für die Verfassung Ausdruck und fügte bei, die Geistlichkeit würde sich glücklich schätzen, wenn die Regierung ihr mehr Freiheiten gewähren würde. Carnot erwiderte, die Regierung verfolge überall das Prinzip der Toleranz in ausgedehntester Weise.
Bei der gestrigen Wahl im Departement Ardsche wurde Beaussie Dpporuunist) mit 42000 Stimmen gewählt, während Boulanger nur 25 000 Stimmen erhielt. — Chepi (Opportunist) wurde zum Deputirten von Lyon mit 32000 Stim⸗ men gewählt. Eingeschriebene Wähler waren 182000, von denen jedoch nur 33 000 stimmten. Aus der Dordogne liegt noch kein feststehendes Resultat vor. Taillefer (Bonapartist) erhielt 47 650, Clerjonnie (Republikaner) 41 524 und Boulanger 4645 St. Die Wahl Tailllefers scheint gesichert.
Italien. Rom, 21. Juli. (W. T. B.) Der Senat hat nach Einsetzung einer Kommission zur Prüfung der 1““ und Provinzialreform seine Arbeiten eendet.
Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Zan⸗ ibar ist der Abisodampfer „Archimedes“ mit dem italienischen General⸗Konsul in Aden, Cecchi, dort ein⸗ getroffen.
Niederlande. Haag, 21. Juli. (W. T. B.) Die Königin von Serbien ist heute Abend von Paris hier
sich hiernach das Gesammtergebniß gegen den Etat um 118 000 ℳ günstiger. Insbesondere sind erheblichere
eingetroffen.
eingetroffen.
95 nig reist heute Abend über Wien nnd
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 20. Juli. (Presse.) Kron⸗ prinz Rudolf, welcher sich auf seiner letzten Inspicirungsreise 8
gebung machen, von welchem derselbe Abends wieder in die Hofburg zurückkehrte. — Kronprinzessin Stephanie trifft
behufs der Ueberprüfung des Gesetzentwurfs wurde ein Comité, bestehend aus dem Landes⸗Schulreferenten Statt⸗
des Landesschulrathes, Dr. Reissig und Kanonikus Zeibert,
veröffentlicht heute das sanktionirte Gesetz, betreffend die Abänderung des Ueber⸗
rainischen Grundentlastungsfonds; ferner
Der Präsident der Republik begab sich heute von Grenoble
enthüllt war, auf der Terrasse des Schlosses ein Festmahl statt, bei welchem der Präsident Carnot, in Erwiderung eines Toastes Casimir Perier's, die Hingabe der Vorfahren an den Staat hervorhob und hinzufügte, die Bevölkerung hätte heute Falls dieselben be⸗ droht werden sollten, würde die Regierung sie zu vertheidigen wissen. Die Armee sei die Nation selbst und sei sich ihrer
äßen das Vertrauen der
Regierung, das sie im Nothfalle zu rechtfertigen wissen werden. Carnot schloß mit einem Toast auf die heutigen Bewohner
Minister⸗Präsident
Juli. (W. T. B.) Präsident Carnot traf heute Mittag, von Vizille kommend, in Romans ein und setzte
— 23. Juli. (W. T. B.) Präsident Carnot traf gestern
öc. 28 r arschau na⸗ t. Petersburg und kehrt Anfangs Oktober nach Griechenland urück. Während seiner Abwesenheit wird Trikupis die Kegentschaft führen.
Amerika. Washington, 21. Juli. (W. T. B. Die Repräsentantenkammer S.t Nüe, 1— Tard entwurf mit 162 gegen 149 Stimmen angenommen.
Griechenland. Athen, 22. Juli.
. Zeitungsstimmen.
4 Fee her Kaiserbegegnung schreibt der St. Petersburger „Herold“: Es war eines der letzten Worte, welches Kaiser Wilhelm I. auf seinem Sterbelager sprach, ein Vermächtniß des ehrwürdigen Nestors der europäischen Herrscherfamilien: Verständigung mit Rußland, mit seinem Herrscher! und es ist eine der ersten Thaten des jugendlichen Kaisers Wilhelm, — seine erste auf dem Gebiet auswärtiger Politik, diese Meerfahrt nach Norden! — das Vermächtniß seines erhabenen Großvaters zu verwirklichen, Verständigung mit dem alten Freunde zu erstreben, zu erringen! So ist denn Kaiser Wilhelm nicht allein der Erbe des großen Namens ge⸗ worden. sondern er ist den mächtigen Spuren seines Großvaters mit Sicherheit und Kraft gefolgt und hat die schönsten Hoffnungen, die auf ihn gesetzt wurden, in schneller Weise verwirklicht. Und wie schwierig und verwickelt erschien die Aufgabe, und wie leicht und sicher hat sie der junge Monarch gelöst; denn die Thatsache des Be⸗ suches ist bereits eine Lösung an sich! „gelöst, und wie, auf die ein⸗ fachste, erfreulichste Weise. Offen und frei, bescheiden und selbstbewußt zugleich, klar und entschieden hat er den Weg der Verständigung ein⸗ fach und bündig betreten; und daß er ihn aus eigenstem Antrieb betreten hat, macht den Schritt doppelt werthvoll; und wie hoch man ihn hier an entscheidender Stelle zu schätzen wußte, zeigt jede Einzelheit des feierlichen Empfanges von Seiten Rußlands! Noch freilich senkt die Trauer um zwei große Herrscher Deutschlands ihre E13“ auf dieses und auf seine Freunde, — eine Trauer, die freilich auch nie ganz verhallen wird, so lange noch einer lebt, der dieses Jahr fühlend miterlebt hat! — aber schon sind doch die Schleier dieser düsteren Gewölke zerrissen und hell bricht die Sonne des Friedens hindurch. Nicht fruchtlosem, unmännlichem Klagen hat sich Kaiser Wilhelm der Jugendliche hingegeben, er ist sofort scharf an die Arbeit der Regierung gegangen; und eine Arbeit ist es auch schon, eine tüchtige und strenge, diese mächtige Panzerflotte sofort zu Uebungen ernstester Art unter den Augen des Kriegsherrn zu versammeln; und der eigenste Gedanke Kaiser Wilhelm's war es, diese tüchtige Escadre seinen Freunden und Nachbarn an der Ostsee, dem mächtigen Rußland zuerst, mit freundschaftlichem und berechtigtem Stolz vorzuführen und so der neuesten Schöpfung deutschen Eifers, seiner Seemacht auch von Anderen gewissermaßen das Zeugniß der Reife ausstellen zu lassen! veae Male kreuzt eine deutsche Panzerflotte die außerdeutschen ewässer der Ostsee nach der nordischen Residenz zu und entfaltet daselbst die deutsche Kriegsflagge im friedlichsten Sinne, gewissermaßen zu beweisen: „Seht, auch auf diesem Gebiet sind wir als Freunde wohl zu gebrauchen!“ — und wenn sich nun dieser imposanten Flottenmacht eine nicht minder imposante russische in feierlicher Aufstellung auf der Rhede von Kronstadt gegenüberlagert und — eine stolz auf die andere — friedliche Salutschüsse wechselt, dann ist es Allen, die es hören wollen, donnernd verkündet, zwei solche Mächte und Völker, mit einander verbündet, dürfen einer Welt Trotz bieten und das Wort: „Gefahr“ getrost aus ihrem Wörterbuch streichen! Man hat an diese im⸗ posante Zusammenkunft der beiden Herrscher anderwärts viele besorg⸗ liche Vermuthungen geknüpft und sich den Kopf zerbrochen, was wohl sich daraus ergeben werde. Unnützerweise! Die Zusammenkunft ist selbst schon ein Ereigniß, ein Ergebniß; die Folgen desselben aber werden keiner Macht, die es selbst friedlich und versöhnlich meint, zu Schaden, allen aber zu größten Nutzen gereichen. Und wenn, wie mitgetheilt worden, bei der Meerfahrt Kaiser Wilhelm's sich dem Besuche der russischen Residenz der Besuch Stockholms und Kopen⸗ hagens anschließt, dann dürfte diese eminent friedliche Bedeutung dieser imposanten Kundgebung noch deutlicher aller Welt vor Augen treten. Kurz, überall und in jeder Hinsicht tritt die eminent friedliche Bedeutung dieser gewappneten Meerfahrt Kaiser Wilbelm's zu Tage, der, in der Blüthe und Vollkraft männlichen Alters stehend, in so kurzer Zeit es verstanden hat, sich die Liebe und Verehrung seines Volkes und die Hochachtung anderer Völker zu gewinnen, durch seine Offenheit, seine Schlichtheit, seinen Ernst, seine zielbewußte Entschiedenheit und Ruhe zugleich mit jener entgegenkommenden Ver⸗ söhnlichkeit, welche auch den Gegner von selbst entwaffnen müßte! Speziell für die Deutschen in Rußland ist sein Entgegenkommen von unschätzbarer, unberechenbarer Tragweite, und wie ihm Aller Herzen in lebhafter Freude entgegenschlagen, so werden auch noch spätere Geschlechter den Tag segnen, an dem Kaiser Wilhelm's Meerfahrt dem alten herzlichen Verhältniß Deutschlands und Rußlands eine neue Kräftigung und Stütze verlieh!
— Ueber die Einfuhr deutscher Waaren in die Schweiz bringt ein im ,Deutschen Handelsarchiv“ veröffentlichter Bericht aus Genf Folgendes:
Was die Einfuhr deutscher Artikel nach der Westschweiz betrifft, so lassen sich bestimmte Zahlen nicht anführen, da eine kantonale Kontrole der eingehenden Waaren nicht besteht. Es läßt sich indeß im Allgemeinen etwa Nachstehendes sagen: Trotz des hier vor⸗ waltenden französischen Geschmacks, der Nähe von Frankreich und der guten Eisenbahnverbindungen mit diesem Lande hat die deutsche Einfuhr doch „in den meisten Artikeln regelmäßig zugenommen. War man früher gewohnt, von Deutschland nur die geringeren Artikel zu kaufen, weil sie sehr wohlfeil waren, so erkennt man jetzt schon die deutschen Erzeugnisse als den französischen und englischen ebenbürtig, oft als vollkommen an und zieht sie wegen der mäßigen Preise vor. Ja, bei verschiedenen Industriezweigen tritt be⸗ reits die erfreuliche Thatsache zu Tage, daß man den deutschen Ur⸗ sprung der Waaren nicht mehr verschweigt, sondern sogar als eine Empfehlung erwähnt. Dies ist besonders bei Erzeugnissen des Kunst⸗ ewerbes, Bronzegegenständen, feineren Metallgußwaaren, Lampen, iergegenständen, geschnitzten Möbeln und Musik⸗Instrumenten, wie Pianinos, Flügeln und Harmoniums, den Erzeugnissen der Eisen⸗ industrie, gewebten halbseidenen, wollenen und halbwollenen Stoffen, Borden und Knöpfen, bei chemischen Produkten, Anilinfarben, Fleisch⸗ 8. fr B unn vb8 Füschen und
au ei den verschiedenen Biersorten der Fall, welche Deutschland der Schweiz zuführt. 8
Statistische Nachrichten.
Die Bewegung der Bevölkerung im Großherzo 1 og⸗ thum Baden im Jahre 1887 war, wie die amtlichen statistischen rmittelungen über die Geburten, Sterbefälle und Cheschließungen ergeben, im Allgemeinen eine vergleichsweise günstige. Es wurden im veioen Jahre geboren: 54 468 Kinder, und zwar 28 167 männlichen 1— 26 301 weiblichen Geschlechts. Lebend geboren wurden davon 65 (27 283 Knaben, 25 582 Mädchen), todt geboren 1603 8 Knaben, 719 Mädchen). Die Zahl der unehelichen Geburten 16 trug 4559 (2340 Knaben, 2219 Mädchen), von denen 4396 lebend, 1837 todt zur Welt kamen. — Es starben im Jahre 8 35 400 Personen (18,081 männliche, 17 319 weibliche); au die Todtgeborenen, ergiebt als Gesammtzahl der Gestorbenen 17 8. Der Ueberschuß der Geborenen über die Gestorbenen betrug 3 — Eheschließungen fanden 11 912 statt. — Auf 100 Ein⸗
wohner kamen sonach im Jahre 1887 durchschnittlich 3,40 Geborene überhaupt und 3,30 Lebendgeborene, 2,21 Todesfälle (2,31 einschließ⸗ lich die Todtgeborenen) und 0,70 Eheschließungen. Unter den Ge⸗ borenen überhaupt waren 2,94 % Todtgeborene und 8,37 % unehelich Geborene. Die Häufigkeit der Geburten überhaupt war geringer als der Durchschnitt des vorhergehenden Jahrzehnts (3,63 auf 100 Ein⸗ wohner), jedoch war sie von derjenigen der letztvorhergehenden Jahre wenig verschieden (1886: 3,43, 1885: 3,38). — Die Sterbeziffer des Jahres 1887 (2,21) ist ungemein gering und günstig: sie ist überhaupt die geringste, bis jetzt in Baden beobachtete; am nächsten kommen ihr diejenigen der Jahre 1860 mit 2,22 und 1883 mit 2,28. Die durchschnittliche Sterblichkeit des letzten Jahrzehnts war 2,48, die der letzten Vorjahre 1886 2,39, 1885 2,40. Insbesondere ist auch die Zahl der Todtgeborenen eine ge⸗ ringe. Die Zahl der unehelichen Geburten war höher als der Durchschnitt des nächstvorhergehenden Jahrzehnts (7,77 % der Ge⸗ burten), jedoch erheblich geringer als in den früheren Jahrzehnten und auch niedriger als 1886 (8,60). Die Eheschließungen waren Fefiger als im abgelaufenen Jahrzehnt (durchschnittlich 0,67 auf 100 Einwohner), um einige zahlreicher als im Jahre 1886 (11 131).
8 Kunst, Wissenschaft und Literatur.
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Für ein Kaiser Wilhelm⸗Denkmal erläßt, dem Vor⸗ gange Stettins folgend, auch die Stadt Mannheim ein Preis⸗ ausschreiben an die deutschen und deutsch⸗österreichischen Künstler. Die Bedingungen sind denen des Stettiner Ausschreibens ähnlich; die Preise betragen 4000 ℳ, 2000 ℳ und 1000 ℳ, welche unter allen Umständen zur Auszahlung gelangen. Verlangt wird das Gipsmodell eines Reiterstandbildes. Einreichungsfrist: bis zum 1. “ d. J.
— Europäische Wanderbilder, Nr. 136, 137. „Görlitz.“ Von Dr Friedrich Blau. Mit 16 Jlustrationen von J. Weber und einer Orientirungskarte. Zürich, Verlag von Orell Füßli u. Co. (Pr. 1 4ℳ) — Görlitz, die schöngelegene „Gartenstadt“, die zweit⸗ größte Stadt Schlesiens, die alte Kapitale der Oberlausitz, die Heimath des theosophischen Schusters Jacob Böhme, ist eine reiche, lebhafte, industrielle Stadt und befindet sich in mächtigem Auf⸗ shnng. „Es zeugen eine Anzahl im Renaissancestyl erbauter Privathäuser aus dem 16. Jahrhundert von dem alten Reich⸗ thum der Stadt, während die neueren Theile ihr das Aussehen einer modernen Großstadt geben. Die schönen gothischen Kirchen, der prächtige Marmorbrunnen, die stattlichen Thorthürme, das Rathhaus, der Demiani⸗Platz mit dem Stadttheater und dem Kaisertrutz, einer mächtigen alten Bastei, jetzt als Hauptwache dienend, das Kriegerdenkmal mit der ersten eroberten französischen Kanone, welche bei Weißenburg von den Görlitzer Jägern genommen wurde, das Standbild des Ober⸗Bürgermeisters Demiani, der herrliche Stadtpark, der großartige Eisenbahnviadukt über die Neisse sind Sehenswürdigkeiten von Görlitz, über die uns Dr. Blau in diesem Bändchen der Wanderbilder ausführlich unterrichtet.
— Die Nr. 29 (1888) vonSchorer's Familienblatt” (red. von Dr. Franz Hirsch, Berlin) hat folgenden Inhalt: Was war der Byssus? — Im Bann der Liebe. Noman von Sara Hutzler (1. Fortsetzung) — Es ist bestimmt in Gottes Rath. Ge⸗ dicht von Freiherr von Feuchtersleben. — Degeneration der Rasse in Frankreich. Von Dr. B. Berghaus. — Jugendliebe. Eine einfache Geschichte von Marie Landmann. Zu dem gleichnamigen Kunstblatt. — Der Ergostat. Eine fetten und nervösen Leuten gewidmete Mit⸗ theilung. Von Dr. Eugen Schwiedland. Mit Abbildung. — Emmy’'s Briefmarkensammlung. Von P. Albersdorf. (Schluß.) — Zu Rüdes⸗ heim. Gedicht von Rudolf Baumbach. Mit einer Titel⸗Vignette von W. Weimar. — Ausgestoßen. Erzählung von M. Lenz. (3. Fort⸗ setzung.) — Plauderecke. — Beilage. — Größere Holzschnitte: Es ist bestimmt in Gottes Rath. Originalzeichnung von Georg Buchner. — Jugendliebe. Nach dem Gemälde von C. Kricheldorf.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Von den eingegangenen Bearbeitungen der für die Studirenden der Königlichen Landwirthschaftlichen Hochschule Berlin im Jahre 1887/88 ausgeschriebenen Preisaufgaben ist der Arbeit des Studirenden der Landwirthschaft, Carl Müller aus Konstanz, über die landwirthschaftliche Preisaufgabe ein voller Preis mit 150 ℳ, der Arbeit des Studirenden der Landwirthschaft, Lothar Meyer aus Briesnitz in Schlesien, über dieselbe Aufgabe eine ehrenvolle Erwähnung“ und der Arbeit des Studirenden der Kulturtechnik, Landmessers Otto Frankenberg aus Kassel, über die kulturtechnische Preisaufgabe ebenfalls ein voller Preis mit 150 ℳ zuerkannt worden. — Für das Jahr 1888/89 sind für die Studirenden der Landwirthschaft⸗ lichen Hochschule 4 Preisaufgaben, und zwar je eine aus dem Gebiet der Landwirthschaft, der Mineralogie, der Botanik und der Geodäsie, ausgeschrieben worden. Zur Bewerbung um die ausge⸗ setzten Preise von je 150 ℳ sind die als ordentliche Hörer immatri⸗ kulirten Studirenden der Landwirthschaftlichen Hochschule berechtigt. Die Preisarbeiten sind bis zum 1. Mai 1889 an das Sekretariat der Landwirthschaftlichen Hochschule einzureichen.
Gewerbe und Handel. Durch ein im portugiesischen „Diario do Governo“,
früheres Sperrgesetz vorläufig eingeführte Erhöhung der portu⸗ giesischen Branntweinzölle (Position 217 und 218 des Zoll⸗ kari) definitiv geworden. Es werden danach an Eingangszoll fortan erhoben: 1) von einfachem Branntwein und Alkohol in Fässern oder großen Flaschen (Ballons) pro Dekaliter reinen Alkohols 1500 Reis, 2) von einfachem Branntwein und Alkohol in gewöhnlichen laschen, in Krügen oder in ähnlichen Gefäßen, sowie von alkohol⸗ haltigen, nicht spezifizirten Getränken pro Dekaliter Flüssigkeit 3
„Kierbei ist indessen zu beachten, daß durch den portugiesisch⸗fran⸗ zösischen Handelsvertrag, dessen Bestimmungen auch Dertfichland zu Gute kommen, der portugiesische Eingangszoll für Cognac und Liköre in Höhe von 1500 Reis pro Dekaliter gebunden ist.
„— Rach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahl⸗Industrieller belief sich die Roheisenproduk⸗ tion des Deutschen Reichs (einschl. Luxemburgs) im Monat Juni 1888 auf 350 404, t; darunter 172 889 t Puddel⸗Roheisen und Spiegeleisen; 33 952 t Bessemer Roheisen, 102 594 t Thomas⸗ Roheisen und 40 969 t Gießerei⸗Roheisen. Die Produktion im Juni 1887 betrug 320 760 t. Vom 1. Januar bis 30. Juni 1888 wurden produzirt 2 106 714 t gegen 1 848 481 t im gleichen Zeitraum des bö 8 b5 8
— Die soeben erschienene Nr. 14 I. Jahrgangs 1888 der „Bayerischen Gewerbe⸗Zeitung“ (Organ des Baverischen Gewerbe⸗Museums und des Verbandes Bavyerischer Gewerbevereine, Ankündigungsblatt des Verbandes deutscher Kunstgewerberereine), herausgegeben vom Bayerischen Gewerbe⸗Museum in Nürnberg, Redaktion: Dr. J. Stockbauer, Nürnberg, Verlags⸗Anstalt des Bayerischen Gewerbe⸗Museums (C. Schrag), hat folgenden Inhalt: Die deutsch⸗nationale Kunstgewerbe⸗Ausstellung in München 1888. I. — Bavyerisches Gewerbe⸗Museum. — Aus dem Verband bayerischer Gewerbevereine. — Aus dem Gewerbeleben. — Technisches. — Literatur. — Feuilleton: Die Invaliden⸗ und Altersversorgung. — Illustrationen: x und 4 Illustrationen zu dem Aufsatz: Die deutsch⸗nationale Kunstgewerbe⸗Ausstellung in München 1888.
— DieSchles. Ztg.“ berichtet vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt: In der Roheisenerzeugung hielt der Betrieb mit 27 Hohöfen an, ohne daß in dem Ausbringen Veränderungen eingetreten wären, wenngleich die Anschlußarbeiten von Dampf⸗ und Windleitungen für die neuen Hohofenanlagen auf den betreffenden Werken in der Produktion kleine Schwankungen mit sich führten. Die Einstellung der neuen Hohöfen nimmt bei der wesentlichen Neu⸗ gestaltung verschiedener Theile längere Fristen als angenommen in
vom 14. d. Mts., verkündetes Gesetz ist die bereits durch ein
Anspruch. Die Abfuhr von werken hielt gleichmäßig an, wie denn Deckungsbedarf sich in einer Weise bemerkbar obwohl bei einigen Puddelöfen die Zahl der
erhöhte, die zur Verarbeitung erforderlichen
Roheisen zu den Puddel überhaupt der bar machte, daß, üö- Einsätze sich
engen von Roh⸗
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schienen nicht überall bergestellt werden konnten. — Die Vernach⸗
lässigung ausländischer Roheisensorten Seitens der Eisengießereien kommt den inländischen Werken in immer wachsendem Maße zugute,
und setzte der Markt, zumal in werthvolleren Marken, die feste Preis⸗ haltung fort. Die Gießereien sind mit Bestellungen voll lests und
übt dieser Umstand auf den Preis von Roheisen wie Gußwaare einen vortheilhaften Einfluß aus. — direkte Verbrauch an Schlosserei⸗ und Baueisen, sowie an Form und Flacheisen für Brückenbauten bemerkenswerthe Ansprüche an die
Im Walzeisenmarkt stellt der
Leistungen der Werke. Im Verkehr über die Ostgrenze scheint sich
auch für Eisenwaaren ein Umschwung in günstigerem Sinne an⸗ bahnen zu wollen. Der umfängliche Konsum
in Eisenblechen
wird durch den Bedarf der Kesselschmieden, die Anfertigung von Brau⸗ und Brennereigefäßen, Bedachungen ꝛc. wesentlich unterstützt. Preise 8
für Stabeisen wie bisher:
14 — 14,25 ℳ im näheren Absatzgebiet,
Profileisen 15 — 16 ℳ, gewöhnliche Eisenbleche 15 — 16 ℳ, Kessel⸗
bleche 16,50 — 17 ℳ — In Stahlwerkserzeugnissen fanden nicht unerhebliche Umsätze statt. — Der Zink⸗ und Bleimarkt
befindet sich seit unserem vorigen Bericht in durchaus gebesserter Lage, da sich ein umfangreicher Bedarf für Rohzink kundgegeben hat; auch
für Blei zeigte sich ein besserer Begehr. Rohzink erste Marken 33,20 bis 34 ℳ, andere raffin. Marken 31,50 — 32 bn — Die „Berl. Börsen⸗Ztg.“ theilt folgende Berichte über das
letzte Betriebsjahr von Zuckerfabriken mit: Die Zuckerfabrik
Eisleben vereinnahmte im letzten Rechnungsjahre 1 928 969 ℳ auf Zuckerconto und 2775 ℳ auf Düngerconto, zusammen 1 931 744 ℳ
Davon wurden bestritten die Rübensteuer mit 513 459 ℳ, woraus
sich ergiebt, daß die Fabrik 604 070 Ctr. verarbeitet hat. An sonstigen Ausgaben (Kaufrüben und Betriebskosten) wurden 786 516 ℳ aufgewendet und 87 570 ℳ Abschreibungen. Danach verbleibt ein Saldo aus dem vorerst der Preis der Aktienrüben mit 505 575 ℳ erlegt wird. 6820 ℳ sind an Tantismen gezahlt, 30 758 ℳ werden dem Betriebsfonds überwiesen und 1043 ℳ gehen auf neue Rechnung über. — Brutto⸗Ueberschuß der Zuckerfabrik Vechelde beträgt 154 356 ℳ Von demselben sind 14 668 ℳ zu satzungsmäßigen und 6939 ℳ zu außeror⸗ dentlichen Abschreibungen verwendet, 6637 ℳ flossen dem Reservefonds zu
betrugen die von 544 197 ℳ
Der in der Campagne 1887—88 erzielte
und 125 524 ℳ verbleiben für Gewinn und Vergütung an Rübenlieferanten.
585 ℳ werden auf neue Rechnung vorgetragen. — Die Rübenernte der Gronauer Rübenzuckerfabrik im abgelaufenen Jahre be⸗ trug nur 145 Centner pro Morgen, doch war der Zuckergehalt der Rüben sehr befriedigend. Nach Abschreibungen in Höhe von 40 000 ℳ
sind 109 682, ℳ verfügbar. Hiervon erhalten die Aktionäre auf 1200 Aktien
je 42 ℳ gleich 50 400 ℳ, die Rübenlieferanten Dividende für 2145 Morgen gelieferter Rüben à 27 ℳ gleich 57 915 ℳ, während zum Vortrag auf das nächste Jahr 1266 ℳ verbleiben. — Die Zuckerfabrik Papenteich zu Meine verarbeitete in der Campagne 1887— 88 197 380 Ctr. Rüben. Der Zuckergehalt der Rüben steht demjenigen
des Vorjahres um ½ % nach. Der Bruttogewinn beträgt 96 436 ℳ,
sodaß nach Abschreibung von
1 25 255 ℳ ein Jahresreingewinn von 71 180 ℳ verbleibt. 3
Die Aktienrüben wurden, exklusive Fuhrver⸗
gütung, mit 0,90 ℳ pro Centner bezahlt; außerdem erhielten die
Aktionäre gratis: circa 15 000 Ctr. Scheideschlamm und 56 % Schnitzel. Durch Eisenbahnanschluß wird die Fabrik circa 7000 ℳ an Transportkosten der Materialien ꝛc. ersparen.
„— Bei der Aktien⸗Zuckerfabrik Holzminden betrug die Rübenverarbeitung im letzten Betriebsjahre nur 177280 Ctr. Die
Roheinnahme belief sich auf 445 493 ℳ, dem gegenüber eine Ausgabe
von 409 579 ℳ steht, so daß ein Gewinn von 35 914 ℳ sich ergiebt. Hiervon sind zu verwenden für Abschreibungen 22 609 ℳ, sowie 12 789 ℳ zur völligen Deckung des aus dem 1884 bis 1885 herrührenden Verlustes. Der verbleibende Gewinnrest ist zu weiterer Abschreibung in Aussicht genommen. Auf die hypo⸗ thekarische Anleihe von ursprünglich 420 000 ℳ sind bereits 42 000 ℳ zurückbezahlt, sodaß solche noch mit 378 000 ℳ erscheint. Eine weitere Rückzahlung wird Ende dieses Jahres erfolgen. New⸗York, 21. Juli. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 8 305 558 ö sü Spoff 2 991 88 Sr Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 5 720 649 Doll., v für Stoffe 2 501 023 Doll. 18 8 8 9
Submissionen im Auslande.
8 Spanien. 4. August, 2 Uhr Nachmittags, Madrid. 1 Marine⸗Ministerium: Lieferung von 12 000 und 2000 Metertonnen Steinkohle für den Bedarf der Königlichen Kriegsschiffe in den Philippinen Jrespektive Karolinen. Festgesetzter Maximalpreis: 65 respektive 70 Peseten per Meter⸗ er 36 000 respektive 6000 Peseten. Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten. (Telegramm von Köln, Rhein.) Die erste englische
Jahre
Post vom 22. Juli ist ausgeblieben. Grund: Zugverspätung,
Hamburg, 22. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhaetia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfabrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern Abend in New⸗York eingetroffen, und der Dampfer „Colonia“ der⸗ selben Gesellschaft hat, von West⸗Indien kommend, gestern FFilrhnh (W. T. B
— 23. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „Polaria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Pdaeegr 1 Zlakin. gesellschaft passirte, von New⸗York kommend, gestern Abend 11 Uhr Lizard. 1.“
Theater und Musik.
Bayreuth, 23. Juli. (W. T. B.) Bei vollständig ausver⸗ kauftem Festspielhause fand gestern die erste diesjährige Auf⸗ führung von „Parsifal“ statt. Unter den Anwesenden waren die Herzogin Vera von Württemberg, die Herzogin Amalie von Bayern und Prinz Ludwig von Hessen. Die Leistungen der Sänger und des Orchesters unter Leitung des Hof⸗Kapellmeisters Felix Mottl waren vorzüglich. Van Dvock (Parsifal), Frau Materna (Kundry), Scheidemantel (Amfortas), Wiegandt (Gurnemanz), Plank (Klingsor)
“
wurden ebenso wie das Orchester mit stürmischem Beifall ausgezeichnet. 1“ u “
Mannigfaltiges.
Inventarisa ion der geschichtlichen Kunstdenkmäler in Deutschland.
Wie in Preußen, so nimmt auch in den meisten übrigen deutschen Staaten die Inventarisation der geschichtlichen Kunst⸗ denkmäler einen erfreulichen Fortgang.
Es sind bis Ende des Jahres 1887 im Druck erschienen:
Königreich Bayern: fünf Lieferungen der „Bau⸗ denkmale in der Pfalz“ mit Abbildungen, herausgegeben von der pfälzischen Kreisgesellschaft des bayerischen Architekten⸗ und Ingenieur⸗Vereins, Ludwigshafen a. Rh. 1885/87. Außerdem ist mit der Bearbeitung der Inventarisation eine staatliche Kommission unter Vorsitz des Generalkonservators der Kunstdenkmäler und Alterthümer Bayerns, Dr. von Riehl, betraut. Die Arbeiten haben im Jahre 1887 begonnen und werden fortgesetzt. Die Inventarisation (mit Abbildungen)
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