Damm weilende Frau Eroßzerzogin Marie, die Her⸗ zogin Elisabeth und die Prinzen Adolf Friedrich und Heinrich hier eintreffen. — Die Großherzogin Anastasia und die Großherzogin Marie haben zu dem
zubiläum des Regiments zwei Fahnenbänder gestiftet. —
er Hauptfeier am 16. d. M. geht am Abend des 15. eine gesellige Vereinigung des Offizier⸗Corps in der “ mit Festaufführung voraus, zu welcher zahlreiche Einladungen ergangen sind. Auch findet an diesem Abend großer Zapfenstreich statt. Die Feier am 16. wird Morgens 6 ½ Uhr mit Reveille eröffnet. Um 11 Uhr findet Festgottesdientt auf dem Rosengarten, bei ungünstiger Witterung in der St. Maxienkirche statt. Um 12 Uhr ist große Parade auf dem Neuen Markt, Nach⸗ mittags um 4 Uhr Festdiner des Offizier⸗Corps in der Tonhalle. Für die Mannschaften werden compagnieweise
Festlichkeiten mit Tanz veranstaltet. — Für die Unteroffiziere
fand gestern Abend bereits in der prächtig ausgeschmückten
Tonhalle die spiels statt.
erstmalige Aufführung des heutigen Fest⸗
Oesterreich⸗Ungarn. Prag, 15. August. (W. T. B.) Die Königin von Portugal ist mit dem Herzog von
Oporto heute Morgen und der König von Portugal heute Nachmittag hier eingetroffen.
Pest, 14. August. (Wien. Ztg.) Die Enquete⸗ Kommission in Angelegenheit der Regalien⸗Ablösung setzte heute die Berathung fort. Morgen werden noch zwei Redner
ihre Ansichten darlegen. Sodann wird der Gesetzentwurf unter allfälliger Rücksichtnahme auf die informativen Darlegungen der Kommissions⸗Mitglieder ausgearbeitet und in der Herbst⸗ ession dem Parlament vorgelegt werden.
Großbritannien und Irland. London, 15. August. (A. C.) Ein soeben erschienenes Blaubuch enthält eine chatzamtliche Verordnung, welche verschiedene Vor⸗ chläge des parlamentarischen Ausschusses bezüglich der „ewigen Pensionen“ adoptirt und zur Ausführung bringt. Danach sollen Pensionen künftighin nicht für die Ewigkeit gewährt, Aemter mit Gehältern und ohne Funktionen oder mit bloß nominellen Funktionen abgeschafft und alle be⸗ stehenden ewigen Pensionen kapitalisirt und aufgehoben werden. — Aus Kalkutta vom 12. August meldet ein Telegramm
des „Reuter'schen Bureaus“:
Verstärkungen in Höhe von 3000 Mann sind, wie es heißt, zu den Thibetanern im Jelapla⸗Paß gestoßen. 4 Berg
eschütze unter Major Keith trafen heute in Gnatong ein. Nach der Ankunft des Derbyshire⸗Regiments und der Gurkhas wird eine Streitmacht von etwa 1800 Mann in Bereit⸗ schaft sein, um gegen die Thibetaner vorzurücken. Der Gesundheits⸗ zustand der Truppen ist ein vorzüglicher.
Frankreich. Paris, 14. August. (Fr. C.) Die Königin von Serbien ist am Sonnng in Versailles ein⸗ getroffen, woselbst sie vierzehn Tage zu verweilen gedenkt.
Im Departement der Ardennen ist der republi⸗ kanische Abgeordnete Neveux an Stelle eines Konservativen, des verstorbenen Kolb⸗Bernard, zum Senator gewählt worden. Neveux erhielt von 863 Abstimmenden 463 Stimmen, zwei gemäßigte Republikaner zusammen 191 und der monarchistische Kandidat 203 Stimmen.
— 15. August. (Köln. Ztg.) Boulanger ist heute Vormittag nach Amiens abgereist. Vor dem Bahnhofe hatte sich eine Anzahl von Boulangisten angesammelt, die den General mit den Rufen „Es lebe Boulanger! Nieder mit Floquet!“ begrüßten. Auch auf dem Bahnhofe selbst riefen viele Reisende: „Hoch Boulanger! Hoch Köchlin!“ Eine starke Polizeimannschaft, mit dem Polizeipräfekten und dem Direktor der öffentlichen Sicherheit, Gragnon, an der Spitze, war auf dem Bahnhof anwesend. Die Ruhe wurde nicht gestört und nur eine Verhaftung fand statt.
— (W. T. B.) In Amiens gab heute die Ankunft Boulanger's Anlaß zu verschiedenen tumultuarischen Kundgebungen, bei welchen Polizei und Gendarmerie ein⸗ schritten und mehrere Personen verwundet wurden.
— 16. August. (W. T. B.) Nach dem Banket in Amiens, bei welchem Boulanger gegen den Parlamenta⸗ rismus sprach, begab sich derselbe nach Doullens, wo es ebenfalls zu tumultuarischen Kundgebungen kam. Es erfolgten mehrere Verhaftungen.
Amerika. Washington, 14. August. (A. C.) Prä⸗ sident Cleveland hat die Verordnung unterzeichnet, welche den General Schofield zum Höchstkommandirenden der Armee der Vereinigten Staaten, an Stelle des verstorbenen Generals Sheridan, ernennt. — Der Senat be⸗ stätigte die Ernennung der Herren Magee, Roosevelt und Tree zu Gesandten der Vereinigten Staaten in Stockholm, resp. im Haag und in Brüssel. — Heute wurde im Senat die Erörterung des Fischereivertrages fortgesetzt. Mr. Morgan (Alabama) sprach sich zu Gunsten der Ratifikation aus und bemerkte, daß er sehr ernste Besorg⸗ nisse hege, wenn der Vertrag verworfen werden sollte.
Asien. China. Shanghai, 12. August. (Standard.) Ein Kaiserliches Dekret kündigt an, daß die Kaiserin⸗ Wittwe im März nächsten Jahres die Regierung niederlegen und der junge Kaiser die alleinige Verantwortlichkeit für die Leitung der Staatsgeschäfte übernehmen werde.
Afrika. Egypten. Suakim, 13. August. (Times.) Hier ist Alles ruhig. Aus Handub wird gemeldet, daß Osman Digma wegen seiner Sicherheit besorgt sei und jede Nacht das Lager mit einigen Anhängern verlasse, aus Furcht, er⸗ mordet zu werden.
Zeitungsstimmen. In einem Artikel „Feldmarschall Moltke“ schreibt das „Deutsche Tageblatt“:
Nach den kurzen thatsächlichen Angaben über die militärische Laufbahn des Grafen Moltke möchten vielleicht einige Worte am Platze sein, in denen der unvergleichlichen Thätigkeit Moltke's gedacht werden soll, obwohl wir uns bewußt sind, daß die Zeit noch nicht gekommen ist, darüber endgültig zu urtheilen, und daß vieles aus naheliegenden Gründen und Rücksichten nicht einmal angedeutet und noch viel weniger öffentlich geschrieben werden kann, am wenigsten in einer Zeitung. „Die Frage ist 1) bedeutet die Thätigkeit Moltke’s in den 30 Jahren, in welchen er den Generalstab geleitet, einen neuen Ab⸗
schnitt in der inneren Ordnung, den Arbeiten, der Arbeitsvertheilung
und der Ausbildung des Generalstabes? und 2) bedeutet die Strategie, welche als Folge der Friedensthätigkeit Moltke's im Felde in die Er⸗ scheinung trat, einen neuen Abschnitt in der Kriegsgeschichte?
Beide Punkte hängen innerlich zusammen, und wir möchten den ersten unbedingt, den letzten mit einigen Einschränkungen mit Ja ke⸗ antworten, ohne den gewiß verdienten Vorgängern Moltke's (Gneisenau kann als Schöpfer des Generalstabes als solcher gelten), Muffling und Repher etwas von ihrem Verdienst zu nehmen, und ohne den vielen Personen, welcheneben Moltke, mit ihm und unter ihm gearbeitet haben, zu nahe zu treten. Giebt es doch keinen schlagenderen Beweis für die umfassende Größe des Strategen Moltke, als daß alle, welche mit ihm gemeinsam thätig gewesen sind, die großen Gesichtspunkte des Feldmarschalls im Frieden und die großen und wohlerwogenen Entschlüsse im Kriege anerkennen und in ihrer Urheberschaft auf Moltke einstimmig zurückführen!
Moltke's Verdienst ist es zunächst, daß er der Wissenschaft allge⸗ mein im Heere zu der Achtung verhalf, welche derselben gebührt; er ist es, der sich selbst von früh auf öffentlich oder gebeim literarisch beschäftigte und an allen wichtigen militärischen Fragen selbstthätig mitarbeitete, der den Werth des scharfen Denkens und der kurzen, plastischen Wiedergabe des Gedachten in Wort und Schrift zu einem Allgemeingut des Heeres zu machen sich redlich und mit großem Erfolge bestrebt hat, der die Bedeutung der Sprach⸗ kenntnisse, der Verfassung fremder Länder und ihrer geographischen Gestaltung, besonders der militärischen Leistungsfähigkeit, den Offi⸗ zieren zum Studium anwies, und welcher dabei selbst mit seinem eigenen Beispiel voranging. Denn einen sprachkundigeren, völker⸗ kundigeren und literarisch kenntnißreicheren Offizier möchte es schwer geben. Aber auch rein journalistisch genommen war Moltke ein Bahnbrecher. Aus den ersten Jabren seiner Thätigkeit an der Spitze
es Generalstabes rührt ein Befehl her, wonach sich die Offiziere des Generalstabes zu einer bestimmten Zeit im Lesezimmer einfinden mußten, um mit Aufmerksamkeit die großen Zeitungen zu lesen, aus deren dauernder Durchsicht Vieles zu lernen sei.
Feldmarschall Moltke ist nicht der Schöpfer des Generalstabs, sondern derjenige, welcher die innere Thätigkeit desselben im Frieden in Rücksicht auf die „konkreten“ Kriegsfälle genauer geregelt hat, auf Grund der vorgefundenen Basis, der die Wirkungs⸗ bereiche der einzelnen Abtheilungen scharf abgrenzte, welcher die Thätigkeit dieser Abtheilungen selbst überwachte und aus derselben seine eigenen Entwürfe machte, sie alljährlich durchging und auf der Höhe der Zeit hielt. Der Feldmarschall hat durch diese 30 Jahre währende Thätigkeit den Generalstab thatsächlich in dem Geiste entwickelt, welchen die Verwendung der Massenheere eines Volks in Waffen erheischte. Er war es, der daraus mit unfehlbarer Sicherheit alle Konsequenzen für eine erfolg eiche Verwendung des vaterländischen Heeres zog. Wenngleich also das Zurücktreten des Feldmarschalls von der Spitze des Generalstabes einen tiefen Schmerz verursachen mußte, so liegt zugleich in dieser 30 Jahre be⸗ standenen Leitung der Dinge für das ganze Vaterland ein Trost; denn, mag immerhin das Genie kein Produkt der Erziehung sein, so kann die Erziehung vieler tüchtiger Kräfte, wie das Scharnhorst so hübsch ausgedrückt, eine außergewöhnliche Kunst erreichen und in gemeinsamem Wirken auf ein Ziel dieselbe übertreffen. Die Früchte dessen haben wir praktisch bereits in drei Kriegen beobachtet und es kommt darauf an, sie zu erhalten und weiter zu entwickeln. Naturgemäß warea es bis zu den 70er Jahren hauptsächlich Frankreich, Oesterreich und Däne⸗ mark, denen die Hauptaufmerksamkeit geschenkt wurde, zu denen dann, unter dem Einflusse des Grafen Waldersee, Rußland hinzutrat, ein Umstand, welchen wir ausdrücklich hervorheben, denn der Graf Waldersee hat in dieser Beziehung in dem Geiste seines Meisters mit Erfolg gewirkt.
Die jährlichen Arbeiten des Generalstabs, die Reisen desselben und die Schlußkritiken Moltke's bei diesen verschiedenen Gelegenheiten waren stets von großen umfassenden Gesichtspunkten getragen, und mußten naturgemäß zu einer Quelle fortdauernder Belehrung und Schulung werden.
In Moltke's Zeit fällt nun das, was der neueren Kriegführung ihren Charakter gegeben hat: die Erkenntniß der Bedeutung der Eisen⸗ bahnen, ihre Ordnung im Frieden fär den Aufmarsch der Streitkräfte im Kriege, ihre Ausnutzung zum Aufmarsch und während der späteren Ope⸗ rationen u. s. w., die gleichzeitige Erkenntniß des Werthes und die Ordnung des Telegraphenwesens für Anordnungen und Befehlsgabe und, last not least, die Art der Regelung des gesammten Befehlswesens. Zwar boten die Kriege von 1859 in Italien und 1862 — 65 in Amerika schöne Beispiele der Verwerthung dieser Beförderungs⸗ und Benachrichti⸗ gungsmittel, aber gegen die Leistungen der Eisenbahnen 1866 und diejenigen der Eisenbahnen und Telegraphen 1870/71 blieben sie weit zurück. 1870 wurden schon drei Schlachten drei Wochen nach Eingang des Mobilmachungsbefehls siegreich durchgefochten, eine bis dahin un⸗ erreichte Leistung in Bezug auf die Schnelligkeit der Versammlung der Streitkräfte.
Aber es handelt sich nicht allein um die möglichst schnelle und ungestörte Versammlung der Streitkräfte, sondern um die Versamm⸗ lung an den richtigen Punkten. Beide Ziele erfordern eine dauernde Friedensthätigkeit, und mit Recht erkennt man in der vollendeten Lösung dieser beiden Aufgaben eine wesentliche Vorbedingung für den Sieg auf dem Schlachtfelde. Die Aufmarschpunkte vorher richtig zu erkennen, ist Aufgabe des Friedens, und eine verfehlte Wahl hinsichtlich des Aufmarsches bei den heutigen Massenheeren ist nicht mehr ohne Schädigung des Erfolges wieder gut zu machen. Es ist also ganz richtig, wenn man sagt, daß ein Theil des Kriegs und des Sieges vom Generalstabe bereits im Frieden besorgt werden muß und besorgt wird. Dies ist auch der Grund, aus dem Moltke dauernd den Platz als Erster unter den neueren Strategen behaupten wird. Die Gesetze der Strategie haben immer bestanden, und auch Feldherren hat es immer gegeben, aber die Strategie unter⸗ liegt doch der Veränderung in dem Grade, in dem sich alles um uns her verändert, was für den Krieg Werth hat und haben kann. In der Zeit Moltke's bestanden die Veränderungen auf drei großen Gebieten: 1) auf dem der Ausbreitung der Volksheere, 2) in der Erfindung epochemachender technischer Dinge (Eisenbahnen, Telegraphen, Lufthallons, Telephone u. s. w.) und 3) in der gänzlich verbesserten Bewaffnung. Moltke umspannte alle drei Gebiete mit seinem umfassenden Geist, und mit Sicherheit verstand er es, aus ihnen Nutzen zu ziehen, auf ihnen seine Kriegführung aufzubauen.
Demgemäß muß auch die zweite oben erwähnte Frage dahin be⸗ antwortet werden: Moltke ist in der That der Vertreter einer neuen Epoche in der Strategie! Indem er so prüfte und er⸗ wog im Großen, entgingen ihm keineswegs diejenigen Dinge, welche die neuen Waffen auf dem Schlachtfelde zeitigen müssen, die Veränderungen in der Taktik. Moltke war einer der ersten, der einst in großen Zügen die Gesichtspunkte entwickelte, welche die verbesserten Waffen für die Taktik zur Folge haben mußten. Wir haben also in dem Strategen nicht den Taktiker zu über⸗ sehen. Große Strategen sind wohl meist auch gute Taktiker gewesen, während das Umgekehrte nicht immer der Fall ist.
Diesem Eindruck haben sich denn auch die fremden Heere nicht verschlosse: Ein Werk in Oesterreich behandelt Moltke’s Strategie (Moltke und Gambetta), ebenso eins in Frankreich: „le Haréchal Moltke“, und endlich ein drittes in Deutschland: „Die Strategie der Fridericianischen, Napoleonischen und Moltke'schen Periode“. Es sind das Werke, welche von Fachmännern herrühren und in denen der Erkenntniß der Gründe des dauernden Erfolges nachgegangen wird. Dazu kommt noch eine Anzahl von Schriften aus anderen Federn.
„Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige.“
Moltke hat dies Wort selbst gesprochen und er durfte es sprechen!
Die Reihe der großen Operationen und Siege sind kein Zufall; sie sind das Verdienst eines weltdurchdringenden Genies und eines Mannes von seltener Thatkraft. Die Zeit ist noch nicht gekommen, beides genau zu beweisen; sie wird aber kommen, und dann erst wird man den Unterschied zwischen dem Feldherrn Moltke und anderen „Feldherren“ in seiner ganzen Größe er⸗ kennen. Er wird höher und höher steigen, je mehr das Geschehene Geschichte wird. Das Vaterland wird an seinen
Liebling mit immer neuen Gefühlen des Dankes cekettet werden. Für jetzt wünschen wir nichts sehnlicher, als daß der Nach⸗ folger auch der Erbe des Vertrauens werde, welches Moltke sich ero hat.
— Das „Posener Tageblatt“ bemerkt zu dem augen⸗ blicklichen Stande der Kartellfrage:
Als der Streit um das Kartell ausbrach, freute sich Niemand mehr, als die an ihrer Maulwurfvarbeit laborirenden Oppositionellen. Und wenn die nationalen Richtungen Wasser in Strömen auf die Mühle ihrer politischen Widersacher leiten wollen, so brauchen sie nur den Streit um Doktrinen und Mandate wieder aufzunehmen und ad infinitum fortzuspinnen, derweil die Gegner in aller Gemüthsruhe ihren Generalangriff konzipiren, vorbereiten und zur That reifen lassen. Glücklicherweise scheinen die Heißsporne besseren Rath angenommen zu haben. Das läßt sich nicht nur an gewissen Anzeichen aus ihrer unmittelbaren Nähe annehmen, sondern auch aus der sichtlichen Enttäuschung, womit die Opposition Zeugin des Verlaufs der Auseinandersetzong im nationalen Lager wird. Der welfische Führer des Ultramontanismus hat seinem Berliner publi⸗ zistischen Leiborgan den Auftrag ertheilt, die Kartellfreunde als schlimmste Gegner der freiheitlichen Bewegung auf kirchen⸗ und schul⸗ politischem Gebiet zu denunziren, während „die um Richter“ ihrem Aerger über das treue Festhalten der National⸗ liberalen am Kartellprinzip in einer Flurh von Schmäbungen gegen die gemäßigten Parteien Luft machen und mit lautem Geschrei ihren Vorsatz „für liberale Wahlen zu sorgen“ ankündigen. Nun, der preußische Urwähler dürfte sich zweimal besinnen, ehe er sich für die Schulpolitik des Welfen Windthorst oder den Liberalismus des welfischen Kostgängers Richter erwärmt. Der Appell an die rühm⸗ lichen Traditionen von Preußens Vergangenheit, welchen unser jetziger Herrscher bei seinem Regierungsantritt an sein Volk richtete, hat den Weg zum Ohr und zum Herzen dieses letzteren gefunden; das preußische Volk hegt zu seinem König Wilhelm II. das Vertrauen, daß er weiß, was er will, daß daher sein Wille der beste ist, und daß er, zumal mit dem erfahrenen Beirath des Fürsten Bismarck, ganz der Mann sein wird, seinen Herrscherwillen zum Heile des Vaterlandes in vollem Maße durchzusetzen. Des Volkes Sympathien aber gehören heute nicht denjenigen Parteien, welche dem König ihre Mitwirkung nur unter der Bedingung leihen wollen, daß er ihren Willen thut, sondern Denen, die, gleich dem Könige, nur dem Vaterlande dienen wollen, ihre spezifischen Programme daher nicht als Selbstzweck, sondern nur als Mittel zum Zweck betrachten.
— Im „Deutschen Tageblatt“ lesen wir:
Die Auseinandersetzungen der Presse über das Verhalten der nationalen Parteien bei den bevorstehenden Landtagswahlen haben ihre Wirkungen gethan. Gerade der Umstand, daß auch die ent⸗ schiedensten Gegner eines festeren Zusammenschlusses der nationalen Parteien sich nicht offen für einen formellen Bruch zu erklären wagten, beweist mit der wünschenswerthen Deutlichkeit, daß die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit eines engen Zusammenschlusses der nationalen Parteien im Volke tiefe Wurzeln geschlagen hat. Dies gilt augen⸗ scheinlich insbesondere auch von der konservativen Partei, für deren Verhalten die staatsmännische Mahnung des Grafen Udo Stolberg mit Recht eine große Bedeutung gewinnt, als die Aeußerungen der⸗ jenigen extremen Parteiorgane, deren Parole bei den entscheidenden Abstimmungen über das Volksschullastengesetz nur noch ein minimaler Bruchtheil der Partei folgte, oder desjenigen Führers, welcher sie damals in eine so mißliche Zwangslage geleitet hatte. Auch in dem nationalliberalen Lager ist man selbst auf dem linken Flügel ausweislich der Résumes der Blätter die er Richtung davon überzeugt, daß der Wahlkampf in einer Weise geführt werden muß, welcher das Zusammenwirken der nationalen Parteien für die Folge nicht schädigt. Mögen lokale Auseinandersetzungen zwischen den Parteien auch nicht zu vermeiden sein, wie sie ja auch 1887 trotz des allgemeinen, übrigens von vorn⸗ herein auch nicht ausnahmslosen Wahlkartells vorkamen, so wird der gesunde Sinn der Bevölkerung doch schon dafür sorgen, daß dieselben sich in den richtigen Schranken halten, wenn das Urtheil der Wähler nicht durch Hetzereien in der Presse weiter verwirkt wird.
— Zur Reichstagswahl im 6. Berliner Wahlbezirk be⸗ merkt die „Post“:
Darüber, daß nur durch gemeinsame Anspannung aller Kräfte der anderen Parteien die Sozialdemokraten zu überwinden sind, kann nach den Erfahrungen der letzten Wahlen kein Zweifel sein. Die Möglich⸗ keit eines Erfolges ist, wenn dies geschieht, nicht ausgeschlossen; die eminente politische Bedeutung eines solchen liegt auf der Hand. Unter diesen Umständen mußte es als geradezu selbstverständlich erscheinen, daß die sämmtlichen nicht sozialdemokratischen Wähler sich auf einen gemeinsamen Kandidaten und alsdann naturgemäß auf den⸗ jenigen vereinigten, welcher nach den Erfahrungen der letzten Wahl die meisten Chancen bietet. Und zwar um so mehr, als die Parteistellung des Gewählten nicht die geringste Ein⸗ wirkung auf die Mehrheit im Reichstage selbst übt, mithin für die praktische Politik von untergeordneter Bedeutung ist. Gleichwohl haben die beiden Extreme, die Antisemiten strenger Observanz und die Deutschfreisinnigen, besondere Kandidaten aufgestellt und damit von vornherein dem Wahlkampfe eine der Sozialdemokratie überaus förderliche Richtung gegeben. Statt zur gemeinsamen Bekämpfung der letzteren sich zu vereinigen, richten die Gegner ihre Waffen viel⸗ mehr gegen einander, als gegen den gemeinsamen nur mit äußerster Kraftaufwendung zu überwindenden Gegner. So wie die Verhältniffe sich jetzt anlassen, ist selbst die Hoffnung nur schwach, daß im Fall einer Stichwahl alle nicht sozialdemokratischen Stimmen sich dem in dieselbe gelangenden Kandidaten der Ordnungsparteien zuwenden. Dies Verfahren ist von beiden Seiten geradezu unver⸗ antwortlich. Das Auftreten der Antisemiten in einem Wahlkreise, in welchem man aller Stimmen bedarf, um den Sozialdemokraten das Mandat zu entreißen, heißt nichts Anderes, als die Chancen der letzteren bessern. Käme der antisemitische Kandidat selbst wider Er⸗ warten zur Stichwahl, so wäre seine Niederlage doch sicher; voraus⸗ sichtlich ist der Erfolg der Zersplitterung der nationalen Stimmen aber der, daß der freisinnige Kandidat bessere Aussicht erhält, in die Stichwahl zu gelangen, als dies sonst der Fall wäre, und die Anti⸗ semiten alsdann vor die Frage gestellt werden, einem entschiedenen Philosemiten oder einem Sozialdemokraten zum Siege zu verhelfen.
Noch unverantwortlicher ist das Verhalten der Deutschfreisinnigen; sie haben den Wahlkreis 1887 von vornherein aufgegeben und ver⸗ hehlen sich auch heute nicht die völlige Aussichtslosigkeit einer deutschfreisinnigen Kandidatur. Trotzdem wird eine solche aufgestellt, weil andernfalls das Mandat einem Mitgliede der Kartellparteien zufallen könnte. Das ist für die Zusammensetzung des Reichstages, wie bereits erwähnt, ganz gleichgültig, um so unverantwort⸗ licher ist es, lediglich aus Idiosynkrasie gegen diese Par⸗ teien, aus Ranküne deswegen, weil deren Zusammenwirken die Windthorst⸗Richter'sche Mehrheit gebrochen hat, jetzt so zu manö⸗ vriren, daß das Mandat im 6. Wahlkreise eher einem Sozialdemo⸗ kraten, als einem Mitgliede der Kartellparteien zufällt. Die frei⸗ sinnige Partei trifft für den voraussichtlichen Erfolg Hrn. Liebknecht 8 nicht nur die volle Verantwortung, sondern sie kann auch den Vor⸗ wurf niedriger Parteisucht nicht abweisen. Auch dann nicht, wenn das Vorgehen der Partei von dem Wunsche diktirt wäre, sich durch die indirekte Begünstigung der sozialdemokratischen Kandidatur einen Anspruch auf Gegenleistung zu erwirken.
— Die „Deutsche volkswirthschaftliche Corre⸗ spondenz;“ schreibt:
Wer an der Hand der Industrie⸗ und Verkehrsentwickelung unserer Tage zu der Ueberzeugung gekommen ist, daß es geradezu unabweisbare Pnlicht des modernen Kulturstaates ist, für den Schutz der nationalen Arbeit zu sorgen — und es sind Viele unter Den⸗ jenigen, die diese Ueberzeugung vertreten, welche früher freihändlerischen Grundsätzen gehuldigt haben — wird hinsichtlich der zu befolgenden nationalen Wirthschaftspolitik von dem Grundsatze ausgehen müssen,
daß jedem Zweige der nationalen Erwer sthätigkeit ei spru f gleichmãßigen Schutz zuerkannt werden düe Rette ein Anspruch auf Diesem Grundsatz entsprechend vereinbarten sich 1879 die Ver⸗ treter der Interessen der Industrie mit denjenigen der Landwirthschaft um im Reichstage einen Tarif zu beschließen, welcher, der damaligen Sachlage entsprechend, diesem Anspruch auf gleichmäßigen Schu gerecht wurde. Die industriellen Verhältnisse haben sich seither im Großen und Ganzen zum Besseren gewandt, während die landwirth⸗ chaftliche Krisis fortgedauert, ja nach dem Zeugniß des neuesten Be⸗ richts des preußischen Ministers für Landwirthschaft sich seit 13 Jahren fortgesetzt verschärft hat. In der Fortaner und Verschärfung der landwirthschaftlichen Krisis lag die öthigung, die Zölle auf land⸗ wirthschaftliche Produkte zu erhöhen, was bekanntlich seit 1879 wieder⸗ olt geschehen mußte. . iese Zölle bilden aber einen besonderen Stein des Anstoßes für die Freihändler und erst neuerdings gab der Bericht des Ministers ihnen Anlaß zu einem Triumphgeschrei; war doch einmal darin von einer Wendung zum Besseren die Rede, welche am Schlusse der Be⸗ richtsperiode bei einzelnen Zweigen der landwirthschaftlichen Produk⸗ tion bemerkbar geworden, und war doch zweitens irgendwo in dem Bericht gesagt, die Landwirthschaft dürfe nicht Alles von der Staats⸗ hülfe erwarten, sondern müsse auch zur Selbsthülfe vorschreiten. Das letztere ist nun so selbstverständlich, daß darüber eigentlich gar kein Wort zu verlieren wäre; rühmt doch der Bericht des Land⸗ wirthschafts⸗Ministers, wie die landwirthschaftlichen Zölle auch die Wirkung gehabt hätten, dies Selbstvertrauen und die Selbstthätigkeit der Landwirthe zu steigern und anzuspornen, und beiden weist der Bericht wesentliche Erfolge auf dem Gebiet des Meliorationswesens zu. Der Minister hat also sich nicht zum Selbsthülfe⸗Apostel in freihändlerischem Sinne gemacht, aber Diejenigen, welche auf jeden Nothschrei der Landwirthschaft mit Selbsthülfe antworten, hätten gerade angesichts dieses Berichts alle Ursache bescheiden zu sein Nach den Selbsthülfe,Rezepten sollte nämlich die Landwirthschaft den zalträterischen“ Kornbau aufgeben und sich dem modernen Anbau von Hackfrüchten, Handelsgewächsen und der rationell betriebenen Viehzucht zuwenden. . Man braucht nun nur im Bericht der preußischen Landwirth⸗ schaftsverwaltung nachzulesen, was über Spiritusbrennerei und Rüben⸗ zuckerfabrikation, also über die wirthschaftlichen Ergebnisse vom Kartoffel⸗ und Rübenhackfruchtanbau, ferner über die Rentabilität des Anbaues der eigentlichen Handelsgewächse Raps und Rübsen, Flachs, Taback, Hopfen ꝛc. gesagt ist, um gewahr zu werden, wie frivol es ist, die geforderte Selbsthülfe der Landwirthe auf Hackfrüchte und Handelsgewächse als lohnendere Zweige des landwirthschaftlichen Betriebes zu verweisen. Wer dann den Abschnitt Thierzucht des Berichts zur Hand nimmt, wird finden, wie für rationelleren Betrieh derselben sehr viel geschehen ist, wie aber damit zwar die Kosten dieses Betriebszweiges in Folge der sinkenden Preise für Fleisch, Wolle, Butter ꝛc, aber keineswegs die Reineinnahmen desselben gestiegen sind. Also alle jene althekannten guten Rathschläge, welche den Land⸗ wirthen als Selbsthülfe⸗Rezepte angepriesen wurden, zeigen im Spiegel dieses Berichts ihre dem Fachkenner längst bekannte Eigenschaft, nichts Besseres zu sein als ein Advokatenkniff, dessen sich der Frei⸗ bandel in dem von ihm contra Landwirthschaft geführten Prozesse bedient. Besonderes Wohlgefallen hat nun die von dem Minister für Landwirthschaft signalisirte Wendung zum Besseren bei den Frei⸗ händlern gefunden, welche Wendung am Schlusse der Berichtsperiode also Ende 1887, als für einzelne Zweige des Landwirthschafts⸗ betriebes bemerkbar verzeichnet wurde. Daß der Bericht diese Wendung selbst noch als eine sehr unbestimmte Sache bebandelte, auf die man zwar Hoffnungen setzen durfte, die aber die Lage der Landwirthschaft noch nicht gebessert hatte genirt die Freihändler nicht, sie behandeln diese Wendung zum Besseren als eine Realität von bedeutendem Gewicht. Aber leider ist sie das durchaus nicht. Man braucht nur daran zu denken, daß nach den Februarermittelungen die Wintersaaten vielfach schlecht durchgewintert hatten, daß auf eine mangelhafte Frübjahrsbestellung mit Wassers⸗ nöthen gepaart eine die Pflanzenentwickelung behindernde Periode jengender Hite kam, welche wieder durch eine siebenwöchentliche Regenzeit abgelöst wurde, die bis in die Erntezeit währte, und für dieses Jahr wird man bedauerlicherweise die Hoffnung auf eine Besse⸗ rung in der Lage der Landwirthschaft aufgeben müssen Obwohl nun aber dieses Alles Dinge sind, die Jeder vor Augen gehabt, fährt der Freihandel fort, von der für die Landwirthschaft schon eingetretenen Wendung zum Besseren zu reden, und bringt man wieder seine guten Rathschläge bezüglich der Selbsthülfe auf den Markt. Glücklicherweise ist die wirtbschaftliche Erkenntniß bei uns zu Lande genügend weit fortgeschritten, daß solche freihändlerischen Advokatenkniffe keinen anderen Schaden mehr anrichten können, als Leute zu täuschen, die um jeden Preis getäuscht sein wollen.
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ zmts. Nr. 33. — Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. — Cholera in Ostindien. — Infektions⸗ krankheiten in Moskau. — Sterbefälle in deutschen Stadten von 40 000 und mehr Einwohnern. — Desel in größeren Städten des Arslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhausern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Krankenbewegung im deutschen Hospital zu Konstantinopel. — Gesundheitsverhältnisse in Calcutta. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln ꝛc. — Thier⸗ seuchen. Tuberkulose bei Schlachtthieren. — Maul⸗ und Klauenseuche in Egypten. — Thierzucht und Thierkrankbeiten in Neu⸗Süd⸗Wales. Veterinärpolizeiliche Maßregeln. — Medizinal⸗Gesetzgebung ꝛc. Deutsches Reich.) Bekanntmachung, betr. die Beschäftigung von Arbeiterinnen in Gummiwaarenfabriken. — (Preußen. Berlin.) Mineral⸗ wasserfabriken. — (Reg.⸗Bez. Schleswig.) Beaufsichtigung der Prirat⸗ Irrenanstalten. — (Stadt Mühlhausen.) Die Behandlung der mensch⸗ lichen und tbierischen Exkremente und Abgangsstoffe. — (Sachsen.) Maßregeln zum Schutz gegen die Trichinenkrankheit bei den Menschen. —. (Mecklenburg⸗Schwerin) Ausübung der Trichinenschau. — Braunschweig.) Prüfung von Arzneirechnungen. — (Sachsen⸗Alten⸗ burg.) Vertrieb von Geheimmitteln. — (Schwarzburg⸗Sondershausen.) Gebühren und Vergütungen der Medizinalbeamten. — (Reuß ä. L.) Entschädigung für durch Milzbrand gefallene Rinder. — (Italien.)
—
Sypvilis bei verlassenen Kindern. — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen u. s. w. — (Frankreich.) der Syphilis. — Vermischtes. Thätigkeit des chemischen Staats⸗Labora⸗ toriums zu Hamburg 1883 —1885. — Geschenkliste.
„. Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 32 A. — Inhalt: Nichtamtliches: Vergleichender Ueberblick über die neueren Umgestal⸗ zungen der größeren preußischen Bahnhöfe. — Köln und seine Bauten. — XVII. Abgeordnetenversammlung des Verbandes deutscher Archi⸗ tekten⸗ und Ingenieurvereine in Köln. — Vermischtes: Wandmalereien
in Hildesheim.
Statistische Nachrichten.
Im Verlage von E. Heinrich in Dresden ist soeben erschienen: Kalender und Statistisches Jahrbuch für das Wiaes . reich Sachsen nebst Marktverzeichnissen für Sachsen und die Nachbarstaaten auf das Jahr 1889. Herausgegeben vom St atistischen Lüreau des Königlich sächsischen inisteriums des Fnnern.“ — Wie in früheren Jahrgängen bringt diese Veröffent⸗ lichung zunächst den astronomischen Kalender, bearbeitet von dem Pirektor des mathematischen Salons in Dresden, Hofrath Dr. A. Drechsler, und sodann das Marktverzeichniß, enthaltend immtliche Messen, Kram⸗, Vieh⸗, Woll⸗ und Produkten⸗ märkte im Königreich Sachsen, in den Thüringischen Staaten und
den angrenzenden Königlich preußischen Regierungsbezirken Merse⸗ burg und Liegnitz im Jahre 1889. — Das Statistische Jahrbuch redigirt von dem Direktor des Königlich sächsischen Statistischen Bureaus, Geh. Regierungs⸗Rath Professor Dr. Victor Böhmert behandelt in den ersten beiden Abschnitten den Stand und die Be⸗ wegung der Bevölkerung unter Beifügung eines Verzeichnisses der Standesamtsbezirke und deren zugehörigen Ortschaften nach dem Stande vom 1. Januar 1888. Der dritte Hauptabschnitt des Sta⸗ tistischen Jahrbuchs bringt Mittheilungen aus der Finanzstatistik. In dem vierten Abschnitt, der Wirthschaftsstatistik, werden dargestellt: der Gesammtbergbau Sachsens in den Jahren 1857 — 1883, die Eisen⸗ produktion und Eisenverarbeitung im Jahre 1886 u. f. w. Die übrigen Abschnitte behandeln die Konsumstatistik, die Land⸗ wirthschaftsstatistik, die Verkehrs⸗, Brände⸗ Dund Immobhbiliar⸗ Brandversicherungsstatistik, Berufs⸗ und Gewerbestatistik, Dampffkessel⸗ und Dampfmaschinenstatistik, Armenstatistik, Statistik der Landes⸗ Pfleg⸗, Straf⸗ und Besserungsanstalten, Kriminal⸗, Bettler⸗ und Vagabunden⸗, Medizinal⸗, Kirchen⸗ und Schulstatistik, Statistik der Reichstagswahlen, sowie die Ergebnisse der meteorologischen Be⸗ obachtungen. — Aus vorstehendem Auszuge ergiebt sich die große Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Jahrbuchs, welches nicht nur den Behörden, Beamten und Geschäftsleuten, sondern überhaupt allen Denjenigen, welche sich für die staatlichen und wirthschaftlichen Ein⸗ richtungen Sachsens interessiren, reiche Belehrung bieten und als ein nützliches und oft sehr nöthiges Nachschlagebuch dienen wird. — Der Preis für das ganze ca. 24 Bogen umfassende Buch beträgt 1 ℳ
2,— Den von dem handelsstatistischen Bureau in Hamburg zusammen⸗ gestellten „Tabellarischen Uebersichten des hamburgischen Handels im Jahre 1887“ sind folgende weiteren Angaben ent⸗ nommen: Die Zahl der in 1887 mit Steinkohlen und Einders an⸗ gekommenen Seeschiffe betrug 809 von 555 292 Reg.⸗T. Tragfäbigkeit gegen 815 Schiffe von 558 325 Reg.⸗T. in 1886 und 882 Schiffe von 130 447 Reg.⸗T. im Durchschnitt der Jahre 1846 — 1850, Von diesen Schiffen waren 1887 31 Segelschiffe und 778 Dampfschiffe, und zwar 3 großbritannische Segel⸗ und 449 Dampfschiffe, 21 deutsche Segel- und 293 Dampfschiffe ꝛc.; in 1886 469 großbritannische Dampfschiffe, 10 deutsche Segel⸗ und 280 Dampf⸗ schiffe ꝛc, im Durchschnitt der Jahre 1846— 1850 626 groß⸗ britannische Segelschiffe von 113 352 Reg.⸗T. und 2 Dampfschiffe von 556 Reg.⸗T., 79 deutsche Segelschiffe von 7155 Reg.⸗T. ꝛc. — Der Bestand der Hamburgischen Seeschiffe betrug 1887 496 (davon 211 Damrpfer) von 360 569 Reg⸗T. Tragfähigkeit gegen 488 Schiffe (201 Dampfer) von 341 393 Reg.⸗T. in 1886 und 481 Schiffe (181 Dampfer) von 322 135 Reg.⸗T. in 1885. Im Jahre 1836 besaß Hamburg überhaupt 146 Seeschiffe (Segel⸗) von 25 722 Reg.⸗T., im Durchschnitt der Jahre 1841 bis 1850 240 Seeschiffe (davon 5. Dampfschiffe) von 47 828 Reg.⸗T., im Durchschnitt der Jahre 1851 bis 1860 445 Seeschiffe (davon 13 Dampfer) von 119 419 Reg.⸗T., im Durchschnitt der Jahre 1861 — 1870 497 Seeschiffe (davon 26 Dampfer) von 177467 Reg.⸗T., im Durchschnitt der Jahre 1871 — 1880 448 Seeschiffe (davon 94 Dampfer) von 214 281 Reg.⸗T., im Durch⸗ schnitt der Jabre 1881 — 1885 486 Seeschiffe (davon 173 Dampfer) von 301 537 Reg.⸗T. — Unter den 496 Seeschiffen des Jahres 1887 befinden sich 141 mit Platten von Kupfer, 2 mit Zinkplatten be⸗ schlagene und 307 eiserne Schiffe; 382 Schiffe führen 442 Chrono⸗ meter. Die Zahl der Besatzung belief sich 1885 auf 8893 Mann, 1886 auf 9262 und 1887 auf 9359 Mann. — Der Seeschiff⸗ fahrts⸗Verkehr zu Kuxhaven im Jahre 1887 wird durch fol⸗ gende Angaben gekennzeichnet: Die Zahl der angekommenen Seeschiffe (beladen und; leer) betrug 1307 von 96 609 Reg.⸗T. Tragfähigkeit und 4224 Mann Besatzung: davon kamen zu Handelszwecken mit Ladung 323 von 12 787 Reg.⸗T. und in Ballast 2 von 64 Reg.⸗T.; wegen contrairen Windes liefen ein 880 Schiffe von 56 478 Reg.⸗T., in Havarie 37 Schiffe von 9517 Reg.⸗T. ꝛc. Die Zahl der abgegan⸗ genen Seeschiffe belief sich überhaupt auf 1312 von 93 453 Reg.⸗T. und mit 4267 Mann Besatzung: von den ausgelaufenen Seeschiften waren iu Handelszwecken angekommen mit Ladung 17 Schiffe von 2310 Reg.⸗T. und in Ballast 286 Schiffe von 9603 Reg.⸗T. ꝛc. — Ueber den Seeschiffahrts⸗Verkehr zu Altona im Jahre 1887 (bearbeitet und mitgetheilt vom statistischen Bureau der Stadt Altona) theilen wir folgende Schlußresultate mit: Es betrug die Zahl der angekommenen Seeschiffe überhaupt 595 von 12560 Reg.⸗T. Tragfähigkeit; von diesen Schiffen kamen mit Ladung 548 von 111 415 Reg.⸗T., und zwar aus Deutschland 276 von 12 244 Reg.⸗T., aus dem übrigen Europa 246 von 83 556 Reg.⸗T. und von außer⸗ europäischen Ländern 26 von 15 615 Reg⸗T. Die Zahl der im See⸗ verkehr aus Altona abgegangenen Schiffe betrug 503 von 111 703 Reg.⸗T. Tragfähigkeit; davon liefen mitLadung aus 382 Schiffe von 31 421 Reg.⸗T., und zwar waren nach Deutschland bestimmt 230 Schiffe von 6843 Reg.⸗T., nach dem übrigen Europa 138 von 9781 Reg.⸗T. und nach außereuropäischen Ländern 14 Schiffe von 14 797 Reg T. — Was den Seeschiffahrts⸗Verkehr in Harburg im Jahre 1887 anbelangt, so kamen daselbst überhaupt an 428 (davon 27 Dampf⸗) Schiffe von 69 335 Reg.⸗T.; hiervon waren beladen 425 Schiffe von 69 271 Reg.⸗T.; aus Deutschland kamen 105 Schiffe (102 be⸗ ladene) von 3946 Reg.⸗T, aus Großbritannien und Irland 199 be⸗ ladene von 26 903 Reg.⸗T., aus Amerika 40 von 21 970 Reg.⸗T. ꝛc. Die Zahl der aus Harburg abgegangenen Seeschiffe betrug 308 von 38 678 Reg.⸗T.; davon liefen mit Ladung aus 261 von 22 808 Reg.⸗T. und in Ballast 47 von 15 870 Reg.⸗T. Es gingen nach deutschen Häfen 124 (116 beladene) Schiffe von 3685 Reg.⸗T., nach Schweden und Norwegen 26 (15 beladene) Schiffe von 3471 Reg.⸗T., nach Dänemark 33 beladene Schiffe von 1701 Reg.⸗T., nach Großbritannien und Irland 87 (70 beladene) Schiffe von 17 331 Reg.⸗T., nach den Niederlanden und Belgien 15 beladene Schiffe von 2438 Reg⸗T., nach Amerika 9 (4 beladene) Schiffe von 6891 Reg.⸗T. ꝛc.
Ilmenau, 14. August. (Post.) In vergangener Nacht ist der Dichter und Ehrenredackeur der „Barenlauben,“ Dr. gie st pe Hofmann (geb. am 18. April 1813 zu Coburg; verstorben.
— Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde zur Beförderung einer Gesammtausgabe der Quellenschriften deutscher Geschichten des Mittelalters. XIF. Band. Erstes Heft. (Hannover, Hahn sche Buchhandlung, 1888.) — Dieses soeben zur Versendung gelangte Heft hat folgenden Inhalt: Bericht über die vierzehnte Plenarversammlung der Centraldirektion der Monumenta Germaniae. Berlin 1888. — Die Verfasserschaft der Canonen gallischer Konzilien des V. und VI. Jahrhunderts, von Woldemar Lippert. — Abfaffungszeit und Entstehungsweise der Chronik Thietmar's, von F. Kurze. — Beiträge zur Kritik der Tantener Jahrbücher, von Hans Steffen — Die angebliche Unechtheit der Predigten des heiligen Bonifacius, von A. Nürnberger. — Zur Text⸗ kritik des Saro und Sueno Aggeson, von O. S.e ger. — Miscellen: Zur Geschichte von Sulpicius Schriften über S. Martinus im Mittelalter, von M. Manitius; Ein leichzeitiges Gedicht zum
reise des heiligen Audoenus, von W. ttenbach; Varia, von
. Pfarrer Dr. Falk; Ueber ein Ekkehard⸗Fragment, von O. Holder⸗
gger; Drei Briefe Clemens III., aus dem Armenischen übersetzt von Dr. Karamianz, mitgetheilt von S. Löwenfeld; Johannes Dlugoß' Quellen für die deutsche Geschichte in seinen ersten sechs Büchern (bis 1240), von M. Perlbach; Zur Lebensgeschichte des Chronisten Dietrich Engelhus, von L. von Heinemann; Aus neueren Handschriftenverzeich⸗ nissen, von W. Wattenbach. — Nachrichten. — Die in Leipzig am 18. August erscheinende Nr. 2355 der „Illustrirten Zeitung“ enthält u. a. folgende Ab⸗ bildungen: Rudolf Siemering, der Schöpfer des Leipziger Sieges⸗ denkmals. — Das von Rudolf Siemering modellirte, am 18. August enthüllte Siegesdenkmal in Leipzig. (Zweiseitig.) — Die Münchener Centennarfeier. 14 Abbildungen. — Die Kaiserreise nach Dänemark: Empfang Kaiser Wilhelm's in Kopenhagen. — Prof. Karl Heym. Zum 70. Geburtstag. — Thier⸗ und Pflanzenleben der Unterwelt.
Von Dr. Otto Zacharias. 8 Figuren.
„Forstwissenschaftliche Centralblatt“ (früber schrift für Forst⸗ und Jaadwesen), unter Mitwirkung zahl⸗ reicher Fachleute aus Wissenschaft und Praxis, herausgegeben von Dr. Franz Baur, o,. P. Professor der Forstwissenschaft an der Universität München (Berlin, Verlag von Paul Parevp), bringt im 8. Heft X. Jahrgangs 1888 folgende Original⸗Artikel: Welche Pro⸗ zente werfen die in den Hochwaldungen des Deutschen Reichs, deren Erträge in die Staatskassen fließen, niedergelegten Kapitalien ab? vom Großh. hess. Ober⸗Forstdirektor i. P. Bofe in Darmstadt; Sind Waldnebennutzungen bei Berechnung des Holzbestandswerthes in An⸗ rechnung zu bringen oder nicht? vom Großb. hess. Ober⸗Forst⸗Rath frey in Darmstadt. Daran reihen sich verschiedene Mitkheilungen iterarische Berichte und Notizen. 8 .
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
8 — — — 8 Mit Rücksicht auf den Ausbruch der Cholera in Hongkong un Amoy hat die japanische Regierung die Besichtigung aller Schiffe, welche von den genannten Häfen ausgelaufen sind oder dieselben berührt haben, angeordnet. 86 „In Folge dessen hat der Faiserliche Konsul zu Polizeiverordnangen vom 3. Juli 1882 und 8. betreffend die Inspektion von Schi velche aus Häfen kommen, für alle 4
Schiffe wieder in
Man schreibt
Ukas vom 8.,20. v. M. sollen ie i . ) Gouve des 3 A. „ 8 NEZ 5 en . . 2— 8 8 g. 22 8 Königreichs Polen ri nf⸗ und Zehn⸗ theilweise und etzt werden.
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ahn hat eneralversammlung die Vertheilung eine 3 verflossene Bet jahr vorzuschlagen. .— Die Kölni Privatbank in Liqg. auf, die von ihr im Ja 1875 ausgegebenen Hundertmark⸗Noten bei den Reichsbank⸗Hau tellen zu Köln und Frankfurt a M. zu Anllolung des Instituts auf, Zahlungsmittel zu sein, gelten aber auch als einfache Schuldscheine nur noch bis zum 1. Januar 1889; an diesem Tage werden sie präclud 8 .— Der Aufsichtsrath Westfälischen Draht⸗Indust Vereins hat beschlossen, de tneralversammlung die Verthe einer Dividende von 4 % fü 8 laufene Geschäftsjahr r schlagen. 1 „— Die Zuckerfabrik Brehna, Aktiengesellschaft, ve einnahmte im letzten Rechnungsjabr t verkaufte Fabrikate 873 595 ℳ, wohinzu noch 576 ℳ Gewinn g aus 1886 87 treten. Nachdem von dem Bruttogewinn von 874 171 ℳ d und E kosten in Höhe von 616 608 ℳ incl. der euern gedeckt sind, ver⸗ „ 1
da
71%
em ie Material⸗ und Betriebs⸗ bleibt ein Ueberschuß von 257 563 ℳ, wie folgt Verwendung findet: Zur Dotirung des Reservefonds 12 28 ℳ, zu Abschreibungen 15 328 ℳ, zu Tantismen an Beamte ꝛc. 782 ℳ, 54 % Dividende an die Aktionäre 222 480 ℳ Die Gesellschaf t mit einen Aktienkapital von 412 000 ℳ
— Die Zuckerfabrik Pelplin hat in der abgelaufenen Campagne einen Reingewinn von 293 171 ℳ erzielt, aus welchem nach bedeutenden Abschreibungen eine Dividende von 20 % gezahlt werden soll. Die Rübenverarbeitung in dieser Campagne betrug
544 840 Ctr. „Dessau, 14. August. (Anh. St.⸗A.) Am 1. Oktober d. F. wird die Handwerkerschule Dessau eröffnet. Die Schule hat ihren Sitz in den Räumen Luisen⸗Instituts und ist mit allen erforderlichen Lehrmitteln an⸗ 5 stattet, um einen erfolgreichen Unterricht
verfügt zunächst über Platz für
schule ist ausschließlich bestimmt in
Gewerbestandes und soll denselben Gel it
ihren Beruf nothwendige Fertigkeit im Zeichnen
sowie die für einen erfolgreichen Betrieb löres Ges
die erfolgreiche Wahrnehmung ihrer Funktionen Werkführer, Polirer, Monteure ꝛc. erforderlichen theoretischen Kenntnisse an⸗ zueignen. Für Knaben über 10 Jahre, welche sich später einem gewerblichen Berufe widmen wollen, sind besondere Zeichen⸗ turse in Aussicht genommen. Es besteht die Absicht, die Schule im Laufe ihres Bestehens allmählich auch zu einer Kunstgewerbeschule auszubilden, sobald vorgeschrittene Schüler, welche die Elemente ihres Faches sicher innehaben, vorhanden sind. Für jetzt soll jedoch die Schule nur diejenige, dem jedesmaligen Beruf entsprechende, zeichnerische und theoretische Aus⸗ bildung geben, welche zu der Praris des Handwerks als n. thwendige Ergänzung hinzutreten muß. Die Unterrichtszeit fällt auf die Wochen⸗ tage von Abends 6— 9 ½ Uhr und auf den Sonntag Vormittag von 8 bis 10 Uhr. Für Maler soll während der Zeit vom 15. Oktober bis 15. März an einigen Nachmittagen eine Malklasse eingerichtet werden. „ London, 15. August. (W. T. B.) An der Küste angeboten 7 Weizenladungen. v1X“ 8
Italien. 1) 23. August. Venedig. Genio Militare R. Marina: Ein Dampfkrahn von 25 000 kg Tragkraft. Voranschlag 36 000 Lire. — . Ferner in Aussicht stehend: bei der Direktion der Mittelmeerbahn in Mailand: 400 geschlossene Güterwagen, 260 offene Güterwagen verschiedener Serien mit Bremse. Lieferung in 6 Loosen. Voranschlag 2 500 000 Lire. Niederlande. Vormittags 11 Uhr.
JJ . Marine⸗ Amsterdam: b Lieferung von:
Eisen⸗ und Kupferwaaren,
Blech, Blei, Zinn ꝛc.,
Krämereiwaaren,
Geräthschaften,
Leder⸗, Farb⸗ und Drognenwaaren
Glaswaaren, “
Moospapier und Filz,
„Schmiedekohlen. 8
n; an E Stelle.
„2) 27. August, Mittags 12 Uhr. Ryks Centraal Magazyn van Militaire Kleeding, Uitrusting enz. zu Amsterdam, Sarphatisstraat: Lieferung von 14 500 Halsbinden in zwei Abtheilungen. Auskunft an Ort und Stelle. Bedingungen käuflich für 50 Cts.
8* Spanien.
10. September, 12 ½ Uhr. Secretaria de la Capitania general de Marina del Departamento de Ferrol: Weißzeug und Stoffe für das e in Ferrol.
Voranschlag: für das 1. Loos 1233,25 Pesetas, für das 2. Locs 836,45 Pesetas. Kaution: für das 1. Loos 8 36, endg. 110 Pesetas,
August,
für das 2. Loos vorl. 25, endg. 75 Pesetas.