——— —— — —— —
— —,— — —
1 von Spitzemberg hier ein. Se. Majestät der önig, Höchstwelchem der Verewigte schon als Kron⸗ prinzen und dann auch nach Höchstdessen Regierungs⸗ antritt eine lange Reihe von Jahren hindurch in dienstlicher Eigenschaft als General⸗Abdjutant sowie persönlich als treuergebener Freund nahe gestanden war, ist durch diese Trauernachricht tief und schmerzlich bewegt worden und hat den Angehörigen des Verstorbenen sofort Höchstselbst tele⸗ graphisch Seine innige Theilnahme an dem erlittenen schweren Verlust ausgesprochen.“
Baden. Karlsruhe, 5. September. (W. T. B.) Bei der gestrigen Untersuchung der Augen der Frau Großherzogin in Mainau konnte Hofrath Dr. Maier eine Besserung des Augenleidens konstatiren; derselbe fand das Allgemeinbefinden wesentlich gehoben. Dr. Maier empfahl weitere sorgfältige Schonung der Augen und möglichst ruhige Lebensweise. Die, wenngleich langsame, doch allmählich wach⸗ sende Besserung des Leidens berechtigt zur besten Hoffnung auf einen weiteren Fortgang der Genesung.
Mecklenburg⸗Schwerin. Rostock, 4. September. Rostocker Ztg.) Der Großherzog und die Groß⸗ herzogin trafen heute Mittag aus dem Manöverterrain auf dem hiesigen Lloydbahnhofe ein und fuhren sofort nach Gelben⸗ sande weiter. — Die Herzogin Wilhelm von Mecklen⸗ burg langte heute Nachmittag vom Heiligendamm auf dem hiesigen Lloydbahnhofe an und setzte um 5 Uhr die Reise nach Berlin fort.
“
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 5. September. (W. T. B.) Die Großherzogin von Sachsen⸗Weimar ist gestern Abend aus Gastein hier eingetroffen, von dem Botschafter Prinzen Reuß und dessen Gemahlin am Bahnhof empfangen worden und hat sich mit denselben nach Mauer begeben.
Die „Polit. Corresp.“ erfährt von kompetenter Seite, daß die Anwesenheit des Minister⸗Präsidenten Ristic in Abbazia nicht die Folge einer Berufung durch König Milan, sondern eine ganz zufällige sei, und daß die Gerüchte von Ver⸗ änderungen im serbischen Ministerium keinerlei Bestätigung finden, da hierzu kein ernster Grund vor⸗ handen sei. .
Prag, 6. September. (W. T. B.) Der Kaiser be⸗ auftragte den Statthalter, der Bevölkerung von Pisek und den Landgemeinden des Piseker Bezirks für die erheben⸗
Kundgebungen der Loyalität sowie für die gelegentlich der Truppen⸗Konzentrirung hervorragend be⸗ thätigte Opferwilligkeit und armeefreundliche Gesinnung seinen besonderen Dank und seine vollste Anerkennung auszusprechen.
8 Großbritannien und Irland. London, 5. September.
(A. C.) Die zur Untersuchung der von der „Times“ gegen Parnell erhobenen Beschuldigungen eingesetzte Kommission tritt am 17. d. zusammen, die eigentlichen Verhandlungen werden jedoch erst am 16. Oktober beginnen.
Dem soeben an das Parlament gelangten Ausweise über die direkten Steuereinkünfte Großbritanniens und Irlands während des am 31. März abgelaufenen Jahres folgende Zahlen entnommen: Die Nettoeinnahmen zeigen eine Abnahme von 206 786 Pfd. Sterling gegen das vorige Jahr. Die Accise figurirt mit einer Zunahme von 412 637 Pfd. Sterl., und die Stempelgefälle mit einer solchen von 1 276 617 Pfd. Sterl., während sowohl die Land⸗ wie die Haussteuer eine kleine Ver⸗ minderung zeigen und die Einkommensteuer eine Ab⸗ nahme von 1 835 040 Pfd. Sterl. aufweist. Die Zunahme bei der Accise entfällt hauptsächlich auf die Bier⸗ und Spirituosen⸗Steuer. Der durchschnittliche Konsum per Kopf im Vereinigten Königreich ist jetzt 0,704 Gallonen, gegenüber 0,702 im vorigen Jahre. Die Biersteuer betrug 8 874 510 Pfd. Sterl., wovon für exportirte Biere 162 977 Pfd. Sterl. zurückerstattet wurden. Dies ist der größte Betrag, den die Biersteuer je erreicht hat. Die Erbschafts⸗ steuer⸗-Einkünfte waren ungewöhnlich groß. Vier per⸗ sönliche Nachlasse bezifferten sich auf zusammen 9 500 000 Pfd. Sterl. (darunter zwei von je über 3 000 000 Pfd. Sterl.) und ergaben 213 820 Pfd. Sterl. Erb⸗ schaftssteuer. Eine große Zunahme in ausländischen Wechseln bestätigt die Annahme von einem Aufschwung des Handels mit dem Ausland. Die Abnahme der Einkommen⸗ steuer ist größtentheils der Ermäßigung derselben von 8 d auf 7 d zuzuschreiben.
Die Polizei hat jede Volksversammlung in Mitchelstown am nächsten Sonntag, dem Tage der Un⸗ ruhen im vorigen Jahre, streng verboten.
Der erzog von Cambridge traf gestern Abend, von seiner Reise nach dem Kontinent zurückkehrend, wieder in London ein.
Frankreich. Paris, 4. September. (Fr. C.) Der Ministerrath hat beschlossen, daß der Minister⸗Präsident Floquet den Präsidenten Carnot auf dessen Rundreise durch die Normandie begleiten soll. Der Marine⸗Minister wird den Präsidenten in Cherbourg empfangen und der Kriegs⸗Minister sich am 14. September dem Präsidenten in Rouen anschließen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. September. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin sind heute Nach⸗ mittag mit größerem Gefolge nach Südrußland abgereist. Dem „Grashdanin“ zufolge wird die Neise über zwei Monate dauern und bis zum Kaukasus gehen.
— 6. September. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin, welche sich zunächst zu den Truppenmanövern in den Militärbezirken von Charkow und Odessa, begeben, sind begleitet von sämmtlichen Kindern sowie dem Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch, dem Hof⸗ Minister, mehreren Hofschargen, dem Chef der Maison mili- taire, dem Kriegs⸗Minister Wannowski und der sonstigen Suite des Kaisers.
Italien. Rom, 5. September. (W. T. B.) Der König sandte eine Depesche an den Minister⸗Präsidenten Crispi, in welcher er sagt: Er habe stets an die unbegrenzte Loyalität der hochherzigen Bevölkerung der Romagna geglaubt und sei von der festen Ueberzeugung durchdrungen gewesen, daß die Freiheit die unverrückbare Grundlage des nationalen Lebens sein müsse. Die Bevölkerung der Romagna habe mit ökonomischen Mißverhältnissen zu kämpfen und verlange von der Regierung die Prüfung gewisser Pro⸗ bleme. Er, der König, werde Crispi die ihm von Munizi⸗
palitäten und Vereinen unterbreiteten Bittschriften über⸗ senden, über die er nach vorheriger Berathung mit seinen Kollegen berichten solle. Seine Energie, Einsicht und Vater⸗ landsliebe würden ihm sicherlich diese schwierige Aufgabe er⸗ leichtern. Der König schließt: „Gehen wir ans Werk mit Liebe und mit dem festen Vorsatz, daß es uns gelinge, und es wird gelingen!“ Crispi antwortete, daß er mit seinen Kollegen seit einiger Zeit die in Italien aufgetauchten ökonomischen Fragen studire, deren Lösung den Ruhm der Regierung des Königs bilden werde. In Gemäßheit der Befehle des Königs werde das Ministerium die für das Wohlergehen der Be⸗ völkerung für nothwendig erachteten Maßnahmen vor⸗ schlagen. — Der König ist heute früh in Imola eingetroffen und daselbst enthusiastisch begrüßt worden. Se. Majestät zeigte sich wiederholt der jubelnden Bevölkerung auf dem Balkon und reiste Mittags nach Monza ab.
„Aumerika. Washington, 3. September. (R. B.) Das Repräsentantenhaus genehmigte eine Bill, welche die Ausführungsbestimmungen des chinesischen Ver⸗ trages vom Jahre 1882 8. Nach der Bill ist die Rückkehr aller chinesischen Arbeiter nach den Vereinigten Staaten, nachdem sie das Land einmal verlassen haben, ungesetzlich. Identitätsbescheinigungen werden nicht mehr aus⸗ gegeben werden, und die jetzigen sind für null und nichtig erklärt.
Asien. Japan (A. C.) Die letzte Post aus Japan via Canada und die Vereinigten Staaten bringt die nach⸗ stehenden Mittheilungen:
Alle Einzelheiten über den schrecklichen vulkanischen Ausbruch in der Region von Bandaisan waren bei Abgang der Post zwar noch nicht eingegangen, aber immerhin wußte man genug, um sicher zu sein, daß dies seit dem Ausbruch des Asamayama im Jahre 1782 das ver⸗ heerendste Naturereigniß gewesen ist. Der Schauplatz des Un⸗ glücks ist ein ganz veränderter geworden: es haben sich neue Berge erhoben und neue Flüsse gebildet Ungefähr 2500 Personen hatten von der Katastrophe zu leiden, und die Regierung that Alles, was in ihrer Macht stand, um die Noth und das Elend zu mildern. Der Kaiser hat aus seiner Privatschatulle einen großen Betrag beige⸗ steuert, und Aerzte mit einem gut organisirten Ambulanzrorps sind nach der Unglücksstätte gesandt worden. Seit dem letzten Ausbruch des Bandaisan sind nahezu drei Jahrhunderte verflossen. Diesmal wurden 400 Personen mit den von ihnen bewohnten Häusern unter der ausgeworfenen Asche begraben; der Austritt eines Flusses, dessen Lauf durch herabgestürzte Felsentrümmer und ungeheure Aschen⸗ massen verstopft wurde, vervollständigte die Verheerung,
Zeitungsstimmen.
Der „Schwäbische Merkur“ entnimmt der „Poli⸗ tischen Correspondenz“ folgende Mittheilung aus Süd⸗ deutschland:
Die Nachricht, daß Kaiser Wilhelm II. demnächst auch dem Süden des Reichs einen, wenngleich für diesmal nur kurzen Besuch abzustatten gedenkt, hat die weitesten Kreise mit hoher Befriedigung erfüllt, und der Kaiser darf versichert sein, hier überall der gleichen warmen patriotischen Gesinnung zu begegnen, durch welche sich Dresden soeben bei dem Empfang des Reichs⸗Oberhauptes ge⸗ ehrt hat. Der Fernstehende vermag sich nur schwer einen Begriff
davon zu machen, wie sehr dieses für Deutschland so ernste Jahr
dazu beigetragen hat, hier im Süden die Reichsgesinnung za festigen. Bei verschiedenen Anlässen noch der jüngsten Zeit hat sich beobachten lassen, wie weit dieselbe z. B. in Württemberg jetzt auch in die Reihen der demokratischen Partei hineinreicht, ebenso wie dort die erfreuliche Thatsache verzeichnet werden kann, daß auch ehemals ultramontane Kreise mit ihren Gesinnungen und deren Verlautbarung mehr und mehr auf den Boden des gemeinsamen Vaterlandes treten. Kaiser und Reich gehen auch hier immer mehr in Fleisch und Blut, namentlich der jüngeren Generation, über, und wer etwa neuerdings Gelegenheit hatte, in das Land hinaus zu kommen und in der angedeuteten Richtung bei den Geistlichen und den Lehrern, sowie in den Schulen seine Beobachtungen zu machen, wird über das Ergehniß hochbefriedigt gewesen sein. Einmüthig in der Klage um den Tod des erhabenen Begründers des Reichs, Kaiser Wilhelm's I., richteten die Bevälkerungen Suͤddeutschlands um so aufmerksamer ihr Augenmerk auaf die nach dem 9. März sich vollziehende Ent⸗ wickelung, als die Erfahrung uns zur Genüge gelehrt hat, daß jede im Centrum des Reichs etwa eintretende Schwäche zuerst am deut⸗ lichsten an der Peripherie empfunden wird. In Norddeutschland, fern von der Grenze, an welcher ehemals die Gefahr war, überwiegt das Machtgefüge des preußischen Staats, und Erschütterungen desselben müssen schon ziemlich harte sein, um sich in ihren Folgen in dem öffentlichen Bewußtsein fühlbar zu machen. Anders im Süden, wo wir zwar mehr und mehr lernen, uns eins zu fühlen, wo aber doch die Scheidung der Grenzen und Landesinteressen eine zu nahe, zu häufige ist, um die Vielgestaltung unseres nationalen Lebens nicht in wirksamer Weise in den Vordergrund treten zu lassen. Mehr noch als wir uns darüber Rechenschaft geben können, schöpfen wir das Gefühl unserer Sicherheit, unsere Zu⸗ versicht, autz der Kraft des Nordens, mit welcher wir uns so eng verbunden wissen, und wenn König Wilhelm von Württemberg einst⸗ mals dem heutigen Reichskanzler gesagt hat, daß, so lange die Fran⸗ zosen in Straßburg stehen, es für Württemberg nicht möglich sei, sich der deutschen Einheitsbewegung offen anzuschließen — so hat dieres Wort selbst unter den heute glücklicherweise völlig veränderten Verhältnissen seine Berechtigung: die ungebrochene Macht und Stärke des deutschen Nordens geben dem Süden seine Sicherheit. An den Glauben und das Vertrauen in diese Macht und Stärke, in dieses festgefügte und wohlgeordnete Staatswesen haben wir uns in den letzten 20 Jahren so gewöhnt, daß manche Erscheinungen im letzten Frühjahr hier einfach gar nicht verstanden wurden, weil Jedermann sie für unmöglich hielt; die Wenigen, welche sie verstanden, waren nicht ohne ernste Sorgen. Als der Königliche Dulder wie er gewiß mit vollstem Recht genannt worden ist, vollendet hatte, trat ein Augenblick ein, in welchem Niemand sich über die Folgezeit Rechenschaft zu geben wagte. Die Persönlichkeit Kaiser Wilhelm's II. war in Süddeutschland nur wenig bekannt. Das Wenige ließ allerdings darauf schließen, daß der junge Fürst, der aus seiner Uebereinstimmung mit dem Reichskanzler nie ein Hehl gemacht hatte, unserem deutschen Volke vor allen Dingen das bieten würde, was wir an der Spitze des Reichs brauchen: einen Charakter. Als dann die ersten Kundgebungen des neuen Kaisers erfolgt waren, der Reichstag einberufen wurde und wir die deutschen Fürsten einmüthig nach Berlin eilen sahen, konnte man aus manchem schlichten Munde das Wort hören: „So ist's recht, so wird's gehen.“ Mit Stolz begleiteten wir hier im Süden dann den Kaiser auf über die Ostsee, sahen mit Freuden, welches Interesse er der Marine zuwandte, denn die deutsche Flotte gilt uns hier als ein Symbol der deutschen Einheit, und die Gewiß⸗ heit, die wir aus dem Auftreten des Kaisers schöpften, daß seine Regierung der seines Großvaters an Ehre und Treue nicht nachstehen werde, gewann ihm hier schnell die Herzen. Allgemein hat sich das Vertrauen befestigt, daß Deutschlands Geschicke auf den rechten Wegen sind, und wenn der Kaiser sich jüngst zu der Versiche⸗ rung genöthigt sah, daß Deutschland für die Errungenschaften einer großen Zeit bis auf den letzten Mann einstehen werde, so hat er da⸗ mit dem ganzen Volke aus der Seele gesprochen. Man hat hier viel nach der Veranlassung gefragt, die den Kaiser zu jener Aeußerung be⸗
stimmt haben mochte. Es wollte uns wenig glaublich scheinen, daß es irgend Jemanden in Europa geben könne, der als ernsthafter Politiker sich mit Illusionen getragen habe, wie die, welche Kaiser Wilhelm in Frankfurt so scharf und bestimmt zurückwies. Unter allen Umständen sind wir dem Kaiser dankbar, daß er für die Gegenwart und Zukunft mit allen derartigen Ideen auf⸗ geräumt und durch seine bestimmte Klarheit dem Frieden sicherlich einen guten Dienst geleistet hat. Jetzt weiß im In⸗ und Auslande Jedermann, woran er ist, namentlich, daß es absolut keine Gelegen⸗ heit giebt, um im Trüben zu fischen. Immerhin bleibt aber bedauer⸗ lich, daß der Kaiser sich genöthigt sah, von dem Andenken seines theuren Vaters den Schatten zu bannen, mit welchem fremde Thorheit dieses Andenken hätte in der Geschichte verdunkeln können. Nachdem leider kein Zweifel besteht, daß ehedem derartige Ideen Glauben und Eingang gefunden hatten, ist gerade hier im Süden die Befriedigung doppelt groß, daß der 9. März d. J. den Fürsten Bismarck noch auf seinem Posten gefunden und daß der Kanzler auf diesem aus⸗ geharrt hat.
— Der Berner ẽ „Bund“ schreibt:
„Allein Gott in der Höh' sei Ehr'!“ Das ist das Grundthema, welches die vom jetzigen Deutschen Kaiser herausgegebenen „letztwilligen Aufzeichnungen“ seines Großvaters, des Kaisers Wilhelm I., behan⸗ deln. Diese Aufzeichnungen, die ausschließlich für deutsche Herzen be⸗ stimmt sind, in einem schweizerischen Blatt in extenso mitzutheilen, hätte keinen rechten Sinn, da bei uns diese stark subjektiv gefärbte Sprache des Monarchen zu seinem Volk leicht Mißdeutungen aus⸗ gesetzt wäre, die sich mehr auf die Form als den Inhalt beziehen dürften. Wohl aber erscheint es recht und billig, das ernsthafte Christenthum, das ldiese in verschiedenen Lebensabschritten nieder⸗ geschriebenen Dokumente zum Ausdruck bringen, anzuerkennen als die von jeder Heuchelei fernbleibende Herzenssprache der Gesinnung und der Ueberzeugung. „Möchte man immerhin wünschen, das Geschlecht der Hohenzollern hätte auch in diesem wie im vorigen Jahrhundert in seinem größten Herrscher lieber einen Freidenker gleich Friedrich II. hervorgebracht, — dieser gegenüber unabänderlichen Thatsachen un⸗ fruchtbare Wunsch kann uns doch den Blick nicht trüben für die Auf⸗ richtigkeit der wahr haft frommen, christlichen Sinnesart des zu so hohem Alter gelangten Kaisers Wirr begreifen, daß diese Veröffentlichung (am Tage der Sedan⸗ feier) in Deutschland großen Eindruck gemacht hat. Schon darin, daß ein Abgeschiedener, daß eine Geisterstimme und die Stimme des alten Kaisers spricht, liegt etwas Feierliches. Der religiöse Ernst vermehrt noch diese Eindrücke und muß namentlich in allen kirchlich gesinnten Gemüthern eine große Begeisterung wecken. Der Enkel Kaiser Wilhelm's hat somit durch diese Veröffentlichung den monarchisch⸗konservativ⸗kirchlichen Prinzipien in Deutschland einen unermeßlichen Dienst geleistet.
— Mit Bezug auf den Entschluß Hamburger Rheder und Kaufleute, eine eigene direkte Dampfschifflinie zwischen Australien und Hamburg vermittelst sechs Dampfern ins Leben treten zu lassen, wird der „Rheinisch⸗Westfälischen Zeitung“ geschrieben:
Also trotz der von den Gegnern der staatlichen Dampfer⸗Sub⸗ vention so warmherzig aufgegriffenen „schlechten“ Geschäftsergebnisse des Norddeutschen Lloyd in Bremen jetzt eine neue Dampferlinie nach Australien, wohin die deutschen Waaren bekanntlich vor der Welt⸗ ausstellung in Sydney kaum durch direkte Segler gelangen konnten! Wer hätte das von der erfahrenen Praxis der Hamburger Kaufmann schaft erwartet, daß sie diesen gefährdeten Australweg mit neuen Dampfern und dabei gleich mit sechs auf ein Mal besetzen würden? Ein besseres Zeugniß kann der vom Reiche unterstützten Linie des Norddeutschen Lloyd gar nicht ausgestellt werden. Denn es ist be kannt, wie der neuen direkten Schiffahrtsstraße nach Melbourne und Sydney das Bedürfniß und die Rentabilität von allen Gegnern der Subvention abaesprochen war.
DDie Fortschritte des deutschen Exports und des Weltverkehrs kümmern sich aber nicht um engherzige wirthschaftliche Anschauungen, und o ist man sich auch in Hamburg nicht länge zweifelhaft darüber geblieben, daß der gewaltige expansive Trieb des deutschen Außen⸗ handels gerade in der Richtung auf den australischen Kontinent eine bedeutende Zukunft vor sich hat, für welche die Wege rechtzeitig ge⸗ ebnet werden müssen. Die Ausstellungen von Sydney und Melbourne waren ein erster Wendepunkt für den deutsch⸗australischen Handels⸗ verkehr, und die neue, soeben mit so viel Glanz eröffnete und für Deutschland mit so großem Erfolge begleitete zweite Melbourner Weltausstellung wird sicher auch ein zweiter Wendepunkt für den Export nach dem australischen Kontinent werden. Schon jeßt liegen untrügliche Anzeichen vor, daß Australien für die deutsche Ausfuhr⸗ industrie eine ungeahnte Bedeutung erhalten wird
Bei dem in der Gegenwart auf ökonomischem Gebiet immer mehr in den Vordergrund tretenden großen Staats⸗ und Volks⸗ interesse ist eine kräftige Staatsleitung in Angelegenheiten der aus⸗ wärtigen Handelsinteressen ercforderlich. Wir sehen nicht bloß die Einzelnen mit dem Einzelnen, sondern ganze Industrie⸗ und Inter⸗ essentengruppen, ganze Staaten und Staatengruppen mit einander um die Gewinnung wirthschaftlicher Vortheile kämpfen, und wohl dem Lande, welches sich dabei einer wirksamen und thatkräftigen Staats⸗ ägide erfreut!
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts. Nr. 36. — Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. — Volkskrankheiten und Sterblichkeit im Juli 1888. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Er⸗ krankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Epidemische Krankheit in Schale. — Cholera⸗ Nachrichten. — Statist. Jahresbericht von Paris 1885. — Witterung. — Thierseuchen. Maul⸗ und Klauenseuche in Altona. — Rothlauf⸗ seuche unter den Schweinen in Frankreich. — Rinderpest in Rußland. — Veterinärpolizeiliche Maßregeln. — Medizinal⸗Gesetzgebung zc. (Preußen. Reg.⸗Bez. Posen) Desinfektion von Gastställen. — Füh⸗ rung von Kontrolbüchern beim gewerbsmäßigen Pferdehandel. — (Oester⸗ reich) Herstellung von Sodawasser. — (Großbritannien.) Aenderung der Vorschriften über Landung von Vieh. — (Spanien.) Der Wunder⸗ trank Castillos und Hidalgos. — Rechtsprechung. Entschädigung für die wegen Seucheverdachts getödteten Thiere. — Kosten der Unter⸗ suchung örtlicher Mißstände. — Luftverunreinigung durch Dämpfe einer gewerblichen Anlage. — Kongresse, Verhandlungen von gesetz⸗ gebenden Körperschaften ꝛc. Versammlung des Deutschen Apotheker⸗ Vereins. — Desgl. des Vereins gegen den Mißbrauch geistiger Ge⸗ tränke. — Desgl. der freien Vereinigung bayerischer Chemiker. — Desgl. des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. — Internationaler Verein gegen Verunreinigung der Flüsse. — 6. Ge⸗ neralversammlung des Preußischen Medizinal⸗Beamtenvereins. — (Italien.) Oeffentliche Gesundheitspflege. — Schutzimpfung. — Gesetz⸗ entwürfe. — Vermischtes. Verbrauch anregender Genußmittel. — Sterbefälle in deutschen Städten mit 15 000 und mehr Einwohnern I Monat Juli 1888. — Desgl. in größeren Städten des Aus⸗ andes.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 35 A. — Inhalt: Nichtamtliches: Der im Bau begriffene Ob⸗Jenissei⸗Kanal. — Ver⸗ gleichender Ueberblick über die neueren Umgestaltungen der größeren preußischen Bahnhöfe (Schluß). — Vermischtes: Ausstellung von bö in Berlin. — Schienenverbindung durch Ueber⸗ blattung.
1. 2
Statistische Nachrichten.
Im Monat Juli 1888 sind, nach Mittheilung des Kaiserlichen statistischen Amts, über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam
und Amsterdam 6773 und in der Zeit von Anfang Januar bis Ende
Juli 1888 63 505 Deutsche nach überseeischen Ländern ausgewan⸗ dert. Im gleichen Zeitraum der Vorjahre wanderten aus: 1887 im Juli 6798 und in den ersten 7 Monaten 63 979; 1886: 5272 bezw. 45 869, 1885: 7163 bezw. 74 101 Köpfe.
— Die Ausgaben der Gemeinden für öffentliche Un⸗ terrichtszwecke in Preußen. (Stat. Corr.) — Wenn kürzlich mitgetheilt wurde, daß die Gemeinden, mit Einschluß der höheren Kommunalverbände (beim Taubstummen⸗, Blindenunterricht u. s. w.), für Unterrichtszwecke 97 373 100 ℳ oder 46,19 % der Kosten des ge⸗ sammten öffentlichen Unterrichts aufwenden, so handelt es sich hier, wie bei den entsprechenden Staatsausgaben, um Nettobeträge, d. h. um Ausgaben nach Abzug aller aus Unterrichtsanstalten den Ge⸗ meinde⸗ ꝛc. Kassen etwa zufließenden Einnahmen an Schulgeld u. s. w. Während aber bei den Aufwendungen des Staats die in natura gewährten Dienstwohnungen in die Summe der Ausgaben nicht mit einbezogen werden konnten, ist dies hier in den meisten Fällen geschehen. Dagegen fehlen, wie dort, die antheiligen Kosten der allgemeinen Gemeinde⸗ verwaltung, die dem Unterrichtsconto zu buchen wären, aber nicht er⸗ mittelt sind. Dies zur inhaltlichen Kennzeichnung der Gemeinde⸗ ꝛc. Ausgaben für Schulzwecke. Dieselben vertheilen sich nun auf die verschiedenen Unterrichtsgrade und Unterrichtszweige wie folgt:
im Ganzen Proz. der Gesammt⸗ ℳ aufwendungen Universitäten ...... — — höhere Lehranstalten 6 879 000 23,60 Elementarunterrichtswesen . 89 350 900 56,95 Fachschulwesen. 1 143 200 12,81 zusammen 97 373 100 46,19.
Für die Universitäten haben die Kommunalverbände keinerlei direkte Aufwendungen zu bestreiten; denn etwaige Stipendien oder Unterstützungen für Studirende u, dergl gehören zu den freiwilligen Leistungen, die unter den Ausgabetitel „Wohlthätigkeit u. s. w.⸗ fallen. Auch für den höheren Fachunterricht, dessen Kosten nach Abzug der eigenen Einnahmen der fachlichen Hochschulen der Staat allein trägt, haben die Gemeinden ꝛc. besondere Ausgaben nicht zu machen. Es verbleibt ihnen nur die Mitunterhaltung des niederen Fachschulwesens, weiter die Unterhaltungspflicht der Volksschulen, vorliegenden Falls mit Einschluß des Taubstummen⸗ und Blinden⸗ unterrichts, sewie die Unterhaltung eines Theiles der höheren Lehr⸗ anstalten. Die Ausgaben für letztere, welche 7,07 % der Gemeinde⸗ ꝛc. Aufwendungen für Schulzwecke bilden, beruhen nicht auf gesetz⸗ lichen Verpflichtungen, wenngleich deren Nothwendigkeit “ in den Verhältnissen bedingt sein wird. Die Ausgaben für das Elementarunterrichtswesen, 91,76 % der in Rede stehenden Aufwen⸗ dungen ausmachend, haben dagegen zum weitaus größten Theile auf Grund der gesetzlichen Schulunterhaltungspflicht zu erfolgen, wobei natürlich die etwaigen Mehrleistungen über das gesetzlich geforderte Mindestmaß nicht auszuscheiden sind
Jene 97 373 100 ℳ belasten den Kopf der Bevölkerung mit 3,44 ℳ Wenn im Jahre 1883/84 innerhalb der Gemeinden, mit Ausschluß jedoch der Gutsbezirke, 6,63 ℳ pro Kopf an direkten Gemeinde⸗ abgaben neben 0,19 ℳ an indirekten Gemeindeabgaben erhoben wurden, so sind diese Verhältnißzahlen ein sprechender, wenn auch sehr summarischer Beweis für die drückende Belastung der Kommunal⸗ verbände, insbesondere der Gemeinden, durch die Schulunter⸗ haltungspflicht, was zu beweisen überhaupt allerdings kaum nöthig ist. Aber auch an sich ist es nützlich zu wissen, welche hohe Beträge Seitens der innerstaatlichen Gemeinwesen für Schule und Unterricht aufgewendet werden. Wer die „Verstaatlichung“ der Schule wünscht, sollte sich gegenwärtig halten, daß die Erfüllung dieses Wunsches dem Staate etwa 100 Millionen Mark und darüber kosten würde, und wer dieselbe fürchtet, kann aus eben dieser Thatsache eine gewisse Beruhigung schöpfen.
— Von der „Zeitschrift des Königlich bayerischen Statistischen Bureaus“, redigirt von dem Vorstande des Statistischen Bureaus, Königlichem Regierungs⸗Assessor Carl Rasp, erschien soeben des zwanzigsten Jahrgangs, 1888, Nr. 2 mit folgendem Inhelt: Die öffentlichen Sparkassen im Königreich Bayern im Jahre 1886. Von Regierungs⸗Assessor Carl Rasp, Vorstand des König⸗ lichen Statistischen Bureaus. — Die zwangsweise Veräußerung landwirthschaftlicher Anwesen in Bayern. Nach dem Stande des Jahres 1887 mit Rückblicken auf frühere Jahre. Von Regierungs⸗ Assessor Carl Rasp, Vorstand des Königlichen Statistischen Bureaus. — Zur Statistik der landwirthschaftlichen Vereine in Bayern. Von Regierungs⸗Assessor Carl Rasp, Vorstand des Königlichen Statistischen Burcaus. — Waldbrände im Jahre 1887. — Das Heilpersonal, das pharmazeutische Personal und die pharmazeutischen Anstalten in Bavern nach dem Stande vom 1. April 1887. Von Bezirksamts⸗ Assessor Dr. Krieg. — Stiftungen und Stiftungszuflüsse im König⸗ reich Bayern während des Jahres 1886. — Geburts⸗ und Sterblich⸗ keitsverhältnisse in einer Anzahl baperischer Städte im zweiten Vierteljahr 1888. — Ueber die Verbreitung ansteckender Thierkrank⸗ heiten in Bayern für die Zeit vom 1. April bis inkl. 30. Juni 1888, vom Königlichen Landes⸗Thierarzt Göring.
Das Beilagenheft zur „Zeitschrift des Königlich Bayerischen Statistischen Bureaus“, Jahrgang 1888, enthält: „Beiträge zur Morbiditäts⸗Statistik Bayerns“, und zwar: I. Morbiditäts⸗ Statistik von Niederbayern, für 1886, nach den Aufzeichnungen der niederhayerischen Aerzte bearbeitet von Dr. J. Gg. Reiter, Königl. Bezirksarzt in Vilsbiburg; II. Morbiditäts⸗Statistik der Oberpfalz für 1885 und 1886, bearbeitet von Dr. Ottmar Hofmann, Königl. Kreis⸗Medizinal⸗Rath in Regensburg; III. Mortalitäts⸗Statistik der bayerischen Städte, von Dr. H. Fürnrohr, prakt. Arzt in R burg
1“
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Geschichte des römischen Kaiserreichs von der Schlacht bei Actium und der Eroberung Egyptens bis zum Einbruch der Barbaren, von Victor Duruy. Uebersetzt von Professor Dr. Gustay Hertzberg. Mit ca. 2000 Illustrationen. Verlag von Schmidt u. Günther in Leipzig. 78.—80. Heft. (Preis je 80 ₰.) — Diese neuesten Lieferungen des Werks enthalten folgende Abschnitte: Verwüstungen der Barbaren im Reiche. Kaiser Valerian. Neue Verfolgung der Christen (251 — 260)0. Die Provinzial⸗Kaiser Gallienus, Claudius II. und Aurelianus Siegreiche Abwehr des großen Einbruchs der Gothen. — 81 vorzügliche Holzschnitte zieren die drei Hefte, darunter: Insel und Heiligthum von Apollonia am Rhyndakos in ihrem gegenwärtigen Zustande und restaurirt; Valerian vor dem zu Pferde sitzenden Sapor niedergestreckt, nach dem Basrelief von Nakeh⸗Rustem, unterhalb der persischen Königsgräber, bei Persepolis; Der römische Bischof Sixtus und der Diakonus Lau⸗ rentius, nach einem in den Katakomben gefundenen vergoldeten Glase; Brustbild des Odenathus, des Gatten der Zenobia; Silbervase per⸗ sischer Arbeit aus der Zeit der Sassaniden; Gothische Männer, Weiber und Kinder werden als Sklaven fortgeführt, nach einem Basrelief auf einem Sarkophag des 3. Jahrhunderts im Vatikan; Marmorbüste der Kybele; Büste der Zenobia im Vatikan; Der Sonnentempel in Rom, restaurirt; Ruinen des Tempels der Diana 8 Sge; Gegenwärtiger Zustand des Eingangsthores in Zenobia's
alast ꝛc.
.— Mit ihrem Septemberheft hat die „Deutsche Rund⸗ schau“ ihren vierzehnten Jahrgang abgeschlossen und darf mit Genugthuͤung auf ihre bisherigen Erfolge zurückblicken. Die Mit⸗ wirkung ausgezeichneter Vertreter deutscher Wissenschaft und Literatur, das fördernde Wohlwollen eines stetig sich erweiternden Leserkreises haben die Leitung dieser Zeitschrift in den Stand gesetzt, immer gleichmäßiger nach allen Seiten hin das ursprüngliche rogramm derselben auszuführen, welches als Aufgabe der „Deutschen Rund⸗ schau“ bezeichnete: ein repräsentatives, die Gesammtheit der deutschen Kulturbestrebungen umfassendes Organ zu sein. Ihres hohen Füi sich bewußt, hat die „Deutsche Rundschau“ gleichen Schritt zu halten versucht mit den gesteigerten Anforderungen, die sich aus der
reicheren Entfaltung des deutschen Lebens ergaben, und innerhalb der geistigen Sphäre desselben sich einen Platz gesichert, der auch im Aus⸗ lande gewürdigt wird. — Das Septemberheft ist wiederum reich an anregender Abwechslung, durch welche die weitesten Leserkreise befriedigt werden. Neben einer tiefempfundenen Novelle von Hans „Spätglück“, finden wir eine geistvolle, novellistisch ge⸗ altene Plauderei: „Nur nicht lesen“, E. du Bois⸗Reymond zeichnet sodann in fesselndster Weise Adalbert von Chamisso als Natur⸗ forscher, und G. M. Afher ermöglicht uns einen interessanten Ein⸗ blick in das Leben der Pariser Kleinindustriellen; Fr. Merkel ver⸗ breitet sich über den Begriff der Körperschönheit, und Philipp Strauch behandelt in seinem Essay: „Eine deutsche Robinsonade“ in spannendster Art den romantischen Inhalt eines kulturhistorisch hoch⸗ wichtigen erzählenden Werkes. Von den übrigen Beiträgen erwähnen wir noch den mit vielen politischen Exöffnungen durchsetzten Aufsatz: „Das ökumenische Patriarchat, die orientalische und die bulgarische Frage“, sodann „Die Bildungsmittel der Reichspost⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung“ von F. Hennicke und „Oberösterreich und seine Dichter“ von Adalbert Horawitz. Natürlich fehlen auch nicht die politische und literarische Rundschau, sowie umfassende literarische und biblio⸗ graphische Notizen. 3
— Die in Leipzig am 8. September erscheinende Nr. 2358 der „Illustrirten Zeitung“ enthält u. a. folgende Ab⸗ bildungen: Vize⸗Admiral Graf Alexander von Monts, stellvertretender Chef der Admiralität und kommandirender Admiral. — Die Feier des Johanniter⸗Ordens in Sonnenburg am 23. August: Der Ritter⸗ schlag. — Maximilian, Herzog in Bayern, und seine Gemahlin, Herzogin Ludovica. — Elektrische Erscheinung während eines Ge⸗ witters in einem Telegraphenbureau zu New⸗York. — Von der Jubi⸗ läums⸗Gewerbeausstellung in Wien. — Albert Marvbach, Königlich preußischer Minister der öffentlichen Arbeiten. — Von der neuen Orientbahn nach Konstantinopel. — Die neuen Orientbahnen nach Konstantinopel und Saloniki.
— Die Nr. 17 (IV. Jahrgangs) von „Mode und Haus“ ist soeben in bekannter Ausstattung mit vielseitig praktischen Modebildern und Handarbeiten⸗Vorlagen, einem praktischen Haustheil, Schnitt⸗ musterbogen, illustrirter belletristischer und zwei interessanten Extra⸗ beilagen erschienen. Die Expedition der Zeitschrift (Berlin W., Lützowstraße 81) versendet Ansichtsnummern kostenfrei. Sämmtliche Postanstalten und Buchhandlungen nehmen Abonnements zum Viertel⸗ jahrspreise von nur 1 ℳ entgegen.
— Das Braunschweigische Antiquariat von Richard Sattler (Braunschweig, Casparistraße 3) versendet seinen Anti⸗ quariats⸗Katalog Nr. 30. Derselbe verzeichnet werthvolle Werke aus allen Wissenschaften (Schöne Literatur, Kuriositäten, Livres illustrés du XVIII. siècle, Genealogie, Heraldik, Taschen⸗ bücher mit Kupfern von Chodowiecki, Paléontologie française ꝛc).
and⸗ und Forstwirthschaft.
Durch ein aus Kopenhagen an den diesjährigen Präsidenten der Deutschen Landwirthschafts⸗Gesellschaft gerichtetes Reskript Sr. Majestät des Kaisers und Königs wurde die Gesellschaft benachrichtigt, daß Se. Majestät das Protektorat über dieselbe zu übernehmen geruhten. — Das fortwährende, stetige Wachsen der Gesellschaft, welche trotz ihres kurzen Bestehens durch zwei große Ausstellungen zu Frankfurt a. M. und zu Breslau in den weitesten Kreisen einen beachtenswerthen Grad von Lebensfähigkeit bekundet hat, ist eine der erfreulichsten Thatsachen, welche gegen⸗ wärtig auf dem Gebiet landwirthschaftlicher Bestrebungen zu ver⸗ zeichnen sind.
— Was die Wirkung der mit dem 1. Juli bezw. 1. Oktober 1885 eingetretenen Erhöhung der Holzzölle anbetrifft, so haben die⸗ selben nach dem „Bericht des Ministers für Landwirth⸗ G Domänen und Forsten über Preußens land⸗ wirthschaftliche Verwaltung an Se. Majestät den Kaiser und König“ zunächst als Finanzzölle sich vortrefflich be⸗ währt, da für das Deutsche Reich der Zollertrag aus dem Bau⸗ und Nutzholz, welcher im Jahre 1880 2 586 000 ℳ und 1884 3 058 000 ℳ betrug, sich 1886 auf 6 926 000 ℳ gesteigert hat. Nicht ganz in dem erhofften Maße fühlbar sind bis jetzt die Wirkungen der Zollerhöhung für die Waldbesitzer in Norddeutschland ge⸗ wesen. Einerseits haben naämlich die österreichisch⸗ungarischen Bahnen durch namhafte Tarifermäßigungen die Wirkung des Zolles zum Theil wieder ausgeglichen und in Verbindung mit den gesunkenen Frachtsätzen der Seeschiffahrt die Einfuhr bei einigen Sortimenten zu den bisherigen Preisen ermöglicht. Andererseits sind in der Zeit vor dem Inkrafttreten des neuen Tarifs noch so bedeutende Mengen fremden Holzes eingeführt worden, daß eine Ueberfüllung der Lager die Folge war und erst nach dem Verbrauch des Ueberschusses wieder normale Verhältnisse eintreten konnten. Endlich wird auch darüber Klage geführt, daß die Erleichterungen, welche hin⸗ sichtlich des Grenzverkehrs eingetreten sind, für sehr erhebliche Massen fremden Holzes den zollfreien Eingang eröffnet haͤtten. Wäh⸗ rend übrigens von den Befürchtungen, welche die Gegner des Holz⸗ zolles an dessen Erhöhung knüpften, keine in Erfüllung gegangen sind, und nomentlich von dem in Aussicht gestellten Mangel an Holz⸗ material für die inländische Industrie nicht das Geringste zu be⸗ merken gewesen ist, läßt sich eine wohlthätige Wirkung der Zoll⸗ erhöhung bezüglich der Verminderung der Einfuhr hochbesteuerter, bearbeiteter Hölzer der geringeren Werthsklassen, namentlich auch der ungarischen Eisenbahnschwellen, nicht verkennen. Von der Einfuhr des Rohbolzes ist bisher wegen des verhältnißmäßig geringen Zollsatzes für Norddeutschland nicht das Gleiche zu sagen, zumal in den Ex⸗ portlöndern Preisermäßigungen stattgefunden haben, wobei außerdem noch der ungünstige Stand der russischen Valuta im Verhältniß zur deutschen ins Gewicht fällt. So viel aber läßt sich schon jetzt mit voller Sicherheit erkennen, daß ohne die Erhöhung der Holz⸗ zölle ein empfindliches Sinken der Holzpreise eingetreten wäre. Auch würde es an Gelegenheit zu nutzbringender Verwerthung derjenigen inländischen Arbeitskräfte gefehlt haben, welche lohnende Beschäftigung durch die Verfeinerung des im rohen Zu⸗ stand eingeführten Holzes gefunden haben, das ohne die Zollerhöhung bereits bearbeitet über die Grenze gelangt wäre. — Wenn der Holz⸗ export einiger deutschen Seestädte abgenommen hat, so darf dies keineswegs dem Holzzoll zur Last gelegt werden. Abgesehen davon, daß es sich hierbei im Wesentlichen nur um transitirendes Holz han⸗ delt, für welches dem Exporteur ein Zoll überhaupt nicht zur Last fällt, liegt der Grund der verminderten Ausfuhr lediglich in dem geringeren Bedarf der außerdeutschen Länder, nach denen die deutschen Seeplätze Holz verschiffen, insbesondere Englands. — Die Forstverwaltung ist uͤbrigens auch zbestrebt gewesen, denjenigen Holzhändlern, welche durch Erhöhung der Holzzölle veranlaßt werden,
sich mehr als früher auf dem inländischen Markt zu versorgen, den
Uebergang hierzu thunlichst zu erleichtern. Zu dem Ende sind die hierzu geeigneten Hölzer in umfassender Weise an die Wege und Ablagen gerückt worden, so daß die Käufer hier große Holz⸗ massen vorfinden, ohne genöthigt zu sein, sich mit dem Einzelankauf, der Vendinfugg des Anrückens und der Beauf⸗ sichtigung desselben zu befassen. Dem angegebenen Zweck dienen auch die hergestellten Waldbahnen, welche zur Zeit allerdings nur auf wenige Oberförstereien beschränkt sind, allem Anschein nach aber eine weitere Ausdehnung gewinnen werden. — Zu den Maßregeln, welche die Staats⸗Forstverwaltung sowohl in eigenem Interesse als auch zu dem Zweck ergriffen hat, um den Uebergang zu den neuen Zollverhält⸗ nissen zu erleichtern, gehört ferner der in größerem Umfang einge⸗ führte Verkauf ganzer Schläge auf dem Stamme, wobei dem Käufer die Ausnutzung und Zugutemachung lediglich überlassen bleibt, sodann die Bildung großer Loose bei den für den Großhandel berechneten Lizitationen, der in erheblicherem Umfang eingeführte freihändige Verkauf, theil⸗ weise sogar unter Zusicherung der Abgabe bestimmter Holzquantitäten auf mehrere Jahre hinaus, die Gewährung langer Zahlungsfristen, sowie die Einräumung freierer Bewegung beim Holzverkauf für die
Provinzialbehörden und die Oberförster. Demnächst ist es für Käufer und Verkäufer von Nutzen gewesen, daß das strenge Festhalten an der Forderung mindestens des Taxpreises aufgegeben worden ist, welcher naturgemäß nur einen Durchschnittswerth darstellen kann, der dem thatsächlichen Werthe des Holzes unter abweichenden Wachs⸗ thums⸗ und Abfuhrverhältnissen nicht immer entspricht. Günstig hat es ferner auf den Holzabsatz gewirkt, daß bezüglich der Zeit der Abfuhr des Holzes und der Ertheilung der Erlaubniß zur Zurichtung deeselben im Walde alle irgend erfüllbaren Wünsche der Holzkäufer Berücksichtigung gefunden haben Unter Umständen ist auch die Aufstellung von Lokomobilen und die Errichtung von Sägemühlen im Walde gestattet worden. Infolge des gezeigten Entgegenkommens haben viele Holzhandlungen, welche früher ihr Material fast aus⸗ schließlich aus dem Auslande bezogen, angefangen sich in verstärktem Maße dem Holzbezuge aus den inländischen Forsten zuzuwenden.
— Das „Forstwissenschaftliche Centralblatt“ (früher Monatsschrift für Forst⸗ und Jagdwesen), unter Mitwirkung zahl⸗ reicher Fachleute aus Wissenschaft und Praxis, herausgegeben von Dr. Franz Baur, o. ö. Professor der Forstwissenschaft an der Universität München (Berlin, Verlag von Paul Parey), bringt in den Heften 9 und 10 folgenden Inhalt: Original⸗Artikel. Ver⸗ gleichende Untersuchung über die Widerstandsfähigkeit der aus Einzel⸗ und Büschelpflanzung hervorgegangenen Fichtenbestände gegen Schnee⸗ bruch. Vom Oberförster Reuß in Goslar. — Immer wieder Rein⸗ ertrag! (Aus Bayern.) — Ein Beitrag zur Lehre vom Waldwerth⸗ zunahme⸗Prozent und dessen Anwendung auf den Forstwirthschafts⸗ betrieb. Vom Großh. Forstmeister a. D. Böhme zu Eisenach. — Mittheilungen. Eine Bemerkung in R. Hartig's Schrift: „Das Holz der deutschen Nadelholzbäume“. Von Prof. Dr. F. Baur in München. — Ueber den Bedarf an Eisenbahnschwellen und deren Imprägnation. — Literarische Berichte. — Notizen. — Anzeigen.
— Die Nr. 46 (1888) der „Deutschen Jäger⸗Zeitung“ (Organ für Jagd, Fischeret, Zucht und Dressur von Jagd⸗ hunden, herausgegeben und redigirt unter Mitwirkung hervorragender Waidmänner, Kynologen und Naturforscher; offizielles Organ des Jagd⸗ schutzvereins der Rheinprovinz und des Vereins zur Züchtung deutscher Vorstehhunde; Verlag von J. Neumann, Neudamm) hat folgenden Inhalt: Jagdliche Plaudereien. Von Waldau. IV. In der Brunst. — Jo hann Erdmann Freiherr Nossig von Rabenpreis, Königlich preußischer Jagdrath. Von K. A. von Schulenburg. — Ueber die in Deutschland vorkommenden Schwäne. Von Lehnpfuhl und von Edmund Pfannen⸗ schmid. — Birsche Sr. Majestät des Königs Oskar von Schweden im Königlichen Wildpark bei Potsdam. Von —s. — Steppenhuhn⸗ bericht aus Ostfriesland. Von Edm. Pfannenschmid. — Rebhuhnnest am 26. August. Von von Eicke. — Benehmen eines gezähmten Fuchses. Von J. B. — Eröffnungstermine der Jagd auf Rebhühner und Hasen ꝛc, zusammengestellt nach amtlichen Bekanntmachungen. — Berliner Markthallenbericht. — Lustige Ecke. — Räthsel. — Brief⸗ und Fragekasten
Gewerbe und Handel.
Amtlicher Bekanntmachung zufolge ist der finnische Ein⸗ gangszoll für die nachstehenden Artikel bei der Einfuhr aus Rußland wie folgt ermäßigt worden: Salz “ ““ pro Hektoliter auf 25 Penni, Weine in Passten 1((„Otr . 88 Mark, Weine, nicht moussirende, in Flaschen „Flasche 50 Pennt.
— Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Metallmarkt: Der Geschäftsgang auf dem rheinisch⸗ westfälischen Eisenmarkte ist im Ganzen noch immer ein ruhiger. Wenn auch die Preise sich im Ganzen und Großen behaupten, so ist doch die Nachfrage insbesondere vom Auslande her zu gering, um allen Werken eine regelmäßige und lohnende Thätigkeit zu sichern. Zu den pessimistischen Verichten, in welchen einige Blätter sich jetzt gefallen, ist jedoch noch kein ernstlicher Grund vorhanden. Die Erzförderung hat sich in demselben Umfange erhalten; dieselbe findet schlanken Absatz, so daß sich die Preise fest behaupten konnten. In Spiegeleisen hat sich die seitherige ruhige Geschäftslage unverändert erhasten; hoffentlich wird in Kurzem auch der amerikanische Bedarf sich steigern, da von England bereits lebhafte amerikanische Nachfrage in hochmanganhaltigem Spiegeleisen gemeldet wird. In Puddelroheisen ist eine wesentliche Aenderung nicht zu verzeichnen, doch sind die Preise, namentlich im Siegerlande, in letzter Zeit in Folge regerer Nachfrage fester geworden. Abschlüsse sind uns, bis ins 4. Quartal hineinreichend, bekannt ge⸗ worden. In unseren Distrikten wird der Verbandspreis, wenn auch nicht so mühelos wie vor einigen Monaten, behauptet. Bessemer⸗ eisen ist in letzter Zeit immer mehr vernachlässigt, hauptsächlich zu Gunsten von Thomaceisen, worin die Bezüge zwar in letzter Zeit etwas weniger lebhaft als früher, jedoch verhälknißmäßig gut waren. Gießereiroheisen ist im Ganzen und Großen unverändert geblieben. Die Produktion dieser Sorte hat sich im Verlauf der letzten Monate noch gesteigert und hat die Mehrproduktion glatten Absatz gefunden. In Stabeisen hat sich die Marktlage wenig geändert. Von Seiten der Stabeisenproduzenten wird noch immerfort betont, daß die gegen⸗ wärtigen Preise im Verhältniß zum Rohmaterial zu niedrig seien und daß durch die hohen Roheisenpreise das Ausfuhrgeschäft fast ganz un⸗ möglich gemacht werde. Die augenblickliche Nachfrage vom Inlande ist eine ziemlich gute. Die ausländische Nachfrage wird dagegen nur vereinzelt als befriedigend bezeichnet. Sehr lebhaft sind die Fagçoneisenwalzwerke beschäftigt; die Aufträge gehen in befriedigender Weise, wenn auch etwas langsamer als bisher, ein. Die Grobblechwalzwerke sind andauernd lebhaft beschäf⸗ tigt. Das Feinblechgeschäft läßt zwar augenblicklich noch zu wünschen übrig, doch zeigte sich in der letzten Woche bereits der Ein⸗ fluß des mit dem 1. September ins Leben gerufenen Syndikats. Das Walzdrahtgeschäft ist zwar an sich betrachtet noch immer ein schleppendes, doch hat es sich in letzter Zeit etwas gehoben und sowohl der inländische wie ausländische Verkehr sind ziemlich stetig geblieben. In Drahtstiften scheint das Geschäft in letzter Zeit sich wieder etwas belebt zu haben. Die Maschinenfabriken und Eisengießereien sind anhaltend befriedigend beschäftigt, dasselbe gilt von der Lage der Eisenbahnwagenfabriken. Durch die fortwährend hohen Kupferpreise, welche jetzt noch im Steigen sind, arbeiten die Gelbgießereien fast ohne Nutzen, da für die fertige Waare kein Preisaufschlag gewährt wird. Aufträge sind genügend vorhanden, aber nur zu äußerst niedrigen Preisen zu erhalten.
London, 5. September. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.
New⸗York, 24. August. (New⸗York. Hdls.⸗Ztg.) Das legi⸗ time Geschäft ist diese Woche nicht allein befriedigend verlaufen, sondern hat sogar hier und da eine lange nicht dagewesene Regsam⸗ keit entwickelt. Anhaltend günstige Ernte⸗Aussichten für Mais und Baumwolle, verbunden mit einem mehr und mehr die Oberhand gewinnenden Gefühl der Zuversicht bei Fabrikanten, trugen das Ihrige dazu bei, die günstige Strömung zu erhalten. Die Nachrichten aus den großen Inlands⸗Centren sprechen zwar von keinem ani⸗ mirten, aber durchaus regulärem Geschäft; nur in der Kohlenindustrie giebt sich eine ganz bedeutende Lebhaftigkeit kund. Zum ersten Male seit acht Jahren verkaufen die Lederhändler nicht zu weichenden Preisen und, Alles in Allem genommen, werden wir mit der Behauptung, das Herbstgeschäft werde gut ausfallen, Recht behalten. — Am Waaren⸗ und Produktenmarkt hatte sich, obwohl das eigentliche Geschäft keine große Zunahme aufweist, eine recht günstige Stimmung kundgegeben. In erster Reihe sprachen dabei die guten Exvportaussichten für Cerealien in Folge der schlechten Ernte in Europa mit, aber auch sonst scheint die Lage fast sämmtlicher Artikel eine recht gesunde zu sein. ie Einzelbeiten betreffend, so wurde von Brod⸗ stoffen Weizen überaus lebhaft gehandelt und erfuhr während der Woche einen Avanz von 4 C. per Bushel, ebenso war Weizen⸗