Krosigk und das Brandenburgische Pionier⸗Bataillon Nr. 3 unter Oberst⸗Lieutenant Becker. - 8 Im zweiten Treffen stand die kombinirte Kavallerie⸗ Division, gebildet aus den Brigaden Treskow, Esebeck und un von Weyhern. Die Brigade Treskow unter Befehl des bersten von Treskow, à la suite des 1. Brandenburgischen Ulanen⸗Regiments (Kaiser Alexander II. von Rußland) Nr. 3 und Commandeurs der 6. Kavallerie⸗Brigade, bestand aus dem Brandenburgischen Kürassier⸗Regiment (Kaiser Ni⸗ kolaus I. von Rußland) Nr. 6 unter Oberst von Maltzan, Freiherrn zu Wartenberg und Penzlin, dem Westpreußischen Kürassier⸗Regiment Nr. 5 unter Major Frei⸗ herrn von Kirchbach und dem 2. Brandenburgischen Ulanen⸗Regiment Nr. 11 (4 Escadrons) unter Oberst⸗ Lieutenant von Rothkirch und Panthen; die Brigade Esebeck kommandirte der Oberst Freiherr von Esebeck, à la suite des Ostpreußischen Ulanen⸗Regiments Nr. 8 und Commandeur der 5. Kavallerie⸗Brigade, gebildet vom 1. Bran⸗ denburgischen Dragoner⸗Regiment Nr. 2 unter Oberst⸗Lieute⸗ nant von Kotze, vom 2. Brandenburgischen Dragoner⸗Regiment Nr. 12 unter Oberst⸗Lieutenant von Kutzschenbach und vom 1. Brandenburgischen Ulanen⸗Regiment (Kaiser Alexander II. von Rußland) Nr. 3 unter Oberst⸗Lieutenant von Blücher; die Brigade Hann von Weyhern unter dem General⸗Major Hann von Weyhern, Commandeur der 7. Kavallerie⸗Brigade, bestand aus dem Brandenburgischen Husaren⸗Regiment (Zieten⸗ sche Husaren) Nr. 3 unter Oberst⸗Lieutenant von Podbielski und dem Magdeburgischen Husaren⸗Regiment Nr. 10 unter Oberst⸗Lieutenant von Thümen. G““ Neben der Kavallerie war die 3. Feld⸗Artillerie⸗Brigade unter Kommando des Obersten Freiherrn von Walter, à la suite des 2. Königlich Württembergischen Feld⸗Artillerie⸗Regi⸗ ments Nr. 29, aufgestellt. Dieselbe bestand aus dem 1. Bran⸗ denburgischen Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 3 (General⸗ Feldzeugmeister) unter Oberst von Unruh und dem 2. Brandenburgischen Feld⸗Artillerie⸗Regiment Nr. 18 (General⸗ L meister) unter Oberst⸗Lieutenant von Gizycki. Den linken Flügel des Treffens bildete das Brandenburgische Train⸗Bataillon Nr. 3 unter Befehl des Oberst⸗Lieutenants Kusserow. “ Die Aufstellung war: im ersten Treffen die Bataillone n Compagniefront⸗Kolonne; im zweiten Treffen: bei der Karallerie in Kolonne in Escadrons, bei der Feld⸗Artillerie und dem Train in Linie. “ Die Honneurs wurden zuerst gleichzeitig von der ganzen Parade erwiesen, demnächst brigadeweise präsentirt. Das zweite Treffen wurde, nachdem das erste Treffen vom xechten Flügel aus gesehen worden war, vom linken Flügel aus besichtigt. sichgie achst folgte der Vorbeimarsch, welcher zweimal aus⸗ geführt wurde, und zwar von den Truppen des ersten Treffens in Compagniefront mit angefaßtem Gewehr, von der Kavallerie in Escadronsfront mit halber Distanz im Schritt, von der Artillerie in Batteriefront und vom Train in Compagniefront, gleichfalls im Schritt. S— “ Bei dem zweiten Vorbeimarsch defilirten die Truppen des ersten Treffens in Regiments⸗Kolonne, die selbständigen Beataillone in Compagniefront⸗Kolonne; die Kavallerie defilirte in Escadronsfront, die Artillerie in Abtheilungsfront, der Train in Compagniefront, sämmtlich im Trabe. Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen führte als Chef des 1. Brandenburgischen Dragoner⸗Regiments (Nr. 2) beide Male das Regiment an Sr. Majestät vorüber. Nach beendeter Parade formirten sich die Truppen zum Abmarsch, und rückten unter klingendem Spiel in ihre Quartiere ab. 1 Die Fahnen und Standarten, welche heute früh 7 ⁴ Uhr durch eine Compagnie des Leib⸗Grenadier⸗Regiments (1. Bran⸗ denburgisches) Nr. 8 resp. einer Escadron des Brandenburgischen Kürassier⸗Regiments (Kaiser Nikolaus I. von Rußland) Nr. 6 aus dem Königlichen Schlosse abgeholt worden waren, wurden nach der Parade wieder dorthin zurückgebracht. Beim Abbringen der Fahnen hatte die Fahnen⸗Compagnie des Leib⸗Grenadier⸗Regiments die Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser und König begleitet zu werden. Nachmittags 3 ½ Uhr fand im Weißen Saale und in den angrenzenden Gemächern des hiesigen Königlichen Schlosses ein Paradediner statt. Die Tafelmusik wurde von den Kapellen des Leib⸗Grenadier⸗Regiments (1. Brandenburgisches) Nr. 8. und des Brandenburgischen Kürassier⸗Regiments (Kaiser Nikolaus I. von Rußland) Nr. 6 ausgeführt
“
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute eine Sitzung.
. — Die Uebersicht der Geschäftsthätigkeit des Deutschen Reichstages, betreffend die IV. Session der 6. Legislatur⸗Periode und die I. Session der 7. Legislatur⸗ Periode (IV. Session vom 25. November 1886 bis 14. Ja⸗ nuar 1887 und I. Session vom 3. März 1887 bis 18. Juni 887) ist soeben im Verlage der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt (Berlin, Wilhelmstraße 32) erschienen.
— In Preußen ist nach einem in Uebereinstimmung mit der Judikatur des früheren preußischen Ober⸗Tribunals ergangenen Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 14. Mai d. J., der Grundeigenthümer zur Jagd⸗ ausübung auf seinen eingefriedigten Grundstücken erst nach erfolgter Entscheidung des Landraths darüber, daß die Einfriedigung für dauernd und vollständig zu erachten sei, befugt. Diese Entscheidung ist der richterlichen Kognition ent⸗ zogen, und jede vorgängige Jagdausübung fällt als eine unbe⸗ rechtigte unter §. 292 des Strafgesetzbuchs.
— In einer Rekursentscheidung vom 12. Juni 1888 551) hat das Reichs⸗Versicherungsamt ausgesprochen, Absatz 1 des Unfallversicherungsgesetzes die Berufsgenossenschaften in Fällen, in welchen ihre
flicht lich festgestellt wird und
er inzwischen anderweit freie Kur und Verpflegung Krankenhause genossen hat, auch für die in der Ver⸗ — liegende Zeit befugt sind, von dem ihnen in diesem Paragraphen verliehenen Wahlrecht unter Uebernahme der vom Beginn der vierzehnten Woche an entstandenen Kur⸗ und Verpflegungskosten und unter eventueller Berücksichtigung der
daß nach §. 7 Fürsorgepflicht erst nachträg
in einem
— dDer Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich
mecklenburgische Ober⸗Zolldirektor Oldenburg, ist hier
angekommen.
Wilhelmshaven, 8. September. (W. T. B.) Das Manövergeschwader traf heute Nachmittag 2 ½ Uhr auf der hiesigen Rhede ein.
Baden. Karlsruhe, 7. September. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog traf vorgestern Abend in Mülhausen ein. Am Bahnhof wurde Se. Königliche Hoheit von dem Erb⸗ großherzog sowie von sämmtlichen Staats⸗ und Gemeinde⸗ behörden empfangen und sodann von dem Erb⸗ großherzog in dessen Wagen nach dem Gasthof geleitet, worauf der Erbgroßherzog nach Sennheim in sein Quartier zurückkehrte. — Gestern früh verließ der Großherzog Mülhausen und fuhr mit der Bahn über Sennheim nach Aspach, wo der kommandirende General von Schlichting Se. Königliche Hoheit erwartete und Höchstdenselben dann zu zferde nach dem Manöverterrain der 29. Division saa Das Manöver begann um 8 Uhr und dauerte bis nach 1 Uhr. Der Großherzog ritt hierauf nach Thann, wo Höchstderselbe um 3 Uhr eintraf und bei dem Kreis⸗Direktor Kurtius abstieg. Se. Königliche Hoheit empsing daselbst den stellvertretenden Präsidenten Freiherrn von Freiberg, den Bürgermeister und Gemeinderath der Stadt Thann, sowie noch andere Personen. Später kam auch der Erb⸗ großherzgg von Sennheim zu Sr. Königlichen Hoheit und blieb bis zum späten Abend. — Heute früh 6 Uhr ver⸗ ließ der Großherzog Thann und ritt zu den Bivouaks der Truppen; das Manöver begann um 7 Uhr. Nachmittags beabsichtigt Se. Königliche Hoheit über Mülhausen und Basel nach Schloß Mainau zurückzukehren.
Hessen. Darmstadt, 7. September. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog ist heute von Balmoral abgereist und wird am Sonntag Abend in Hamm zur Besichtigung der 14. Division eintreffen.
Braunschweig. Braunschweig, 9. September. (K.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, hielt am 6. d. M. auf Schloß Blankenburg am Harz eine Sitzung des Herzoglichen Staats⸗Ministeriums ab, nahm daselbst den Vortrag des Generals von Winterfeld entgegen und reiste heute nach Berlin ab. Von Blankenburg ab benutzte Höchstderselbe Nachmittags 4 Uhr 10 Minuten einen Extrazug bis Halberstadt. Der Aufenthalt in Berlin wird voraussichtlich bis zum 19. d. M. dauern. — Wie schon mitgetheilt, hat der von dem Comité für Errichtun eines Denkmals zu Ehren des Herzogs Fr ede⸗— Wilhelm von Braunschweig⸗Oels auf dem Schlacht⸗ felde von Quatrebras erlassene Aufruf eine sehr günstige Aufnahme gefunden. Nachdem der Vorstand des „Vater⸗ ländischen Vereins Herzog Friedrich Wilhelm“ unter dem 26. August eine Sammelliste über 1612 ℳ 50 ₰ veröffentlicht hat, publizirt derselbe unter dem 8. d. M. in den öffentlichen Blättern die 2. Beitrags⸗ liste, welche die nennenswerthe Summe von 3897 ℳ 57 ₰ nachweist. Daß Se. Königliche Hoheit der Regent diesem patriotischen Unternehmen sein besonderes Interesse widmet und auch einen Beitrag von 1000 ℳ bewilligte, ist schon gemeldet. Es mag auch an dieser Stelle darauf hin⸗ gewiesen sein, daß der genannte Verein Beiträge gern ent⸗ gegennimmt. — Das Monument, welches zwischen Stadt⸗ sulza und Taugwitz den Platz bezeichnet, an welchem der Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braun⸗ schweig am Morgen des 14. Oktober 1806 in der Schlacht bei Auerstädt tödtlich verwundet wurde, ist jetzt restaurirt.
strophe erinnernde Inschrift befindet, hat einen neuen, 3 m hohen Unterbau erhalten, und an Stelle des Zaunes von Tannenbäumen, von denen es früher umgeben
Baron von Cramm⸗Burgdorf vertreten sein.
dem Leuchtthurm auf dem Rothen Sande eingetroffen.
Elsaß⸗Lothringen. Mülhausen,
(N. Mülh. Ztg.)
nach der Mainau zurück zu begeber
v
September. (Pr.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 8. ab 1 Die kroatische Regnikolar⸗Deputation ist auf den 15. d. M. zu einer Sitzung nach Agram einberufen worden.
Großbritannien und Irland. London, 8.
mit dem Prinzen im Grand Hötel abgestiegen.
im Monat August die Voranschläge um 2 218 400 Fr. un Das Ergebniß der acht ersten Monate de
überstiegen. r ach Jahres weist eine Mehreinnahme
laufenden
56 027 100 Fr. gegen die Einnahme in der entsprechende
Periode des Vorjahres auf.
Gouverneur von Indochina ernannt worden.
schriftlichen Vollziehung vorgelegt werden.
tember. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin trafe gestern Nachmittag, dem Gange der Manöver folgend, i Nowaja⸗Praga ein.
Italien. Rom,
9. September. (W. T. B.)
lern in Anagni eine Rede, in welcher er die G
Vorschrift des §. 7 Absatz 2 a. a. O. Gebrauch zu machen. b “
schichte der ““;
Das Denkmal, an dessen Vorderseite sich eine an die Kata⸗
war, ist ein eisernes Gitter getreten, dessen Eckpfeiler mit Lorbeer⸗ kränzen aus Metall geschmückt sind. Zu dieser Restaurirung sind von der Herzoglichen Landesregierung 1500 ℳ bewilligt. Bei der heute stattfindenden feierlichen Neuweihe wird die Herzogliche Regierung durch den außerordentlichen Gesandten
Bremen, 8. September. (W. T. B.) Die Kaiserliche Yacht „Hohenzollern“ ist heute Nachmittag 1 ½ Uhr bei
7. September. Der Großherzog von Baden traf heute Mittag vom Manöverfelde wieder hier ein und verließ Nachmittags die Stadt, um sich über St. Ludwig⸗Leopoldshöhe
September. (W. T. B.) Der Herzog von Sachsen⸗Meiningen ist Friedrich heute hier eingetroffen und
Frankreich. Paris, 7. September. Nach dem „Journal des Débats“ haben die Crgehnisc⸗ der indirekten Steuern
den Ertrag desselben Monats im Vorjahr um 10 911 400 Fr.
von 29 347 400 Fr. gegen den Voranschlag im Budget und von
— 8. September. (W. T. B.) Der bisherige General⸗ Resident in Tongking, Richaud, ist zum General⸗ Das Er⸗ nennungsdekret wird dem Präsidenten Carnot sofort zur unter⸗
Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. Sep⸗
Der Unter⸗Staatssekretär Ellena hielt vor seinen Wäh⸗
mit
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Frankreich der das aussprach, da 1 Fragen gemengt habe. Ellena wies durch Thatsachen nach daß die Verantwortlichkeit für den Abbruch der handelspolitischen Beziehungen allein Frankreich zufalle. dem Bruch seien keineswegs von Italien ausgegangen, wo die Regierung, die Kammer und die stillem „ daß seit der fünfmonatlichen Anwendung des Generaltarifs sich die Einfuhr um 142 Millionen, die Ausfu 1 . i verringert habe. Italien möge sich neue Absatzgebiete eröffnen, mehr Fabriken gründen, die Ausfuhr von Seide erhöhen und die Leiden der Weinbau treibenden Gegenden mildern. Er vertraue den italienischen Produzenten und hoffe, daß die Bemühungen derselben von Erfolg gekrönt sein würden.
öffentlichen Briefe des Präsidenten Cle⸗ welchem derselbe in formeller Weise die Präsidentschafts⸗ Kandidatur annimmt, wird fast ausschließlich die Zoll⸗ frage betont, die
Zölle keinen Kreuzzug gegen den Freihandel unternommen; die Re⸗
Bamian, Schlacht erwartet.
sowie die Folgen des ökonomischen Bruchs Länder darlegte und sich beifällig über Crispi'’'s während der Verhandlungen dieser niemals die Politik in andere
beiden Verhalten
Die Provokationen zu
evölkerung den Kampf mit
Bedauern aufnähmen. Redner fügte hinzu, daß
— 10. September. (W. T. B.) Der Minister
Präsident Crispi und die übrigen Minister reisten gestern Abend nach Turin ab, um der Vermählung des Herzogs von Aosta mit der Prinzessin Bonaparte beizuwohnen.
Lätitia
Niederlande. Haag, 8. September. (W. T. B.) Die
Generalstaaten sind zur Berathung des Gesetzentwurfs, betr. die Vormundschaft für die Kronprinzessin, auf den 11. Kammer mundschaft mung finden. Die Regierung hat einige Abänderungen in Betreff der Details des Gesetzes gemacht.
d. M. einberufen. Bei dem Bureau der 1 die Hauptbestimmung des Gesetzes: die Vor er Königin zu übertragen, allgemeine Zustim
Washington, 8. September.
Amerika. (W. T. B.) 1
Die Repräsentantenkammer nahm heute den Gesetz
entwurf an, durch welchen dem Präsidenten der Ver⸗ einigten Staaten die verlangten Vollmachten zur Ergreifung von Repressalien gegen Kanada ertheilt werden. vier Mitglieder des Hauses stimmten gegen die Annahme dieser Bill.
Nur
(W. T. B.) In einem heute ver⸗
— 9. September. Cleveland, in
dagegen nicht berührt. Reduktion der Wir haben
Fischereifrage 1 Nach Darlegung der Argumente für die heißt es in dem Briefe weiter:
form, die wir einführen wollen, geht hervor aus der Sorge
um die Industrie, sowie aus dem Interesse für die ameri⸗ kanische Arbeit und schließlich auch aus dem loyalen Wunsche, den jetzigen Zustand der Verhältnisse, welcher das ganze Land bedroht, zu beseitigen.
Asien. Afghanistan. (W. T. B.)
Maimena geschlagen; derselbe verfügt noch über eine Truppen⸗
macht von 6000 Mann. Der General des Emirs steht bei entscheidende
Der Gouverneur von Badak⸗ schan steht östlich von der Stellung Ishak Khans verschanzt. Der Aufstand erscheint hoffnungslos. — Der Streit zwischen dem Emir und den Shinwarris ist zeitweilig geschlichtet.
und es wird demnächst eine
Zeitungsstimmen.
Die „National⸗Zeitung“ schreibt:
Die Verlobung der Prinzessin Sophie von Preußen mit dem Kronprinzen von Griechenland, Constantin, ist in Deutschland wie in Griechenland mit einstimmiger herzlicher Sympathie begrüßt worden; wohl darf man sagen, daß dieser Bund unter guten Zeichen geschlossen wird. Ehebündnisse unter so hochgestellten Persönlichkeiten haben in⸗
dessen noch eine andere Bedeutung, als daß sie ein häusliches Glück bereiten sollen. Ob gewollt oder nicht gewollt, knüpfen sich Folgen
daran, die für das Völkerleben nicht gleichgültig sind. Für wie tief⸗ greifend die politische Bedeutung eines Ehebundes des Exfürsten von Bulgarien mit einer Tochter Kaiser Friedrich's betrachtet wurde, das ergiebt schon die Thatsache, daß, als sie nur erst als Frage auf⸗ trat, alsbald eine Krisis in der inneren wie in der äußeren Politik des Deutschen Reichs sich ankündigte. Darf man den Maßstab für die friedliche Bedeutung der geschlossenen Verlobung von dem gefahr⸗ drohenden Charakter jener fallen gelassenen Verbindung nehmen, so ist das Ergebniß sicher nicht zu unterschätzen. Mag dieser Maßstab vielleicht auch zu hoch gegriffen sein, es bleibt doch unter den in Europa existirenden dynastischen und politischen Beziehungen die Ver⸗ lobung des Kronprinzen Constantin eine Thatsache von nicht zu unter⸗ schätzender Bedeutung. Mit Wohlwollen begleiten die Häupter der europäischen Dynastien diesen Bund, und man darf ihn als in der europäischen Fürsten⸗Aristokratie in mancher Beziehung epochemachend bezeichnen. 8 Das lenkt den Blick auf eine ganz besondere Seite des europäischen Staatenlebens. In die europäische Fürsten⸗Aristokratie ist ja mehr und mehr deutsches Blut gekommen; haben doch selbst die beiden französischen Prätendenten, der Graf von Paris und Prinz Jerome Napoleon, deutsche Prinzessinnen zu Müttern, in den Adern König Humbert's und Alfons' XIII. rollt habsburg⸗lothringisches Blut. Die englische und die russische Dynastie kann man nahezu als rein deutschen Ursprungs ansprechen. Die Königshäuser von Belgien, Niederlande, Rumänien sind von Deutschen gegründet, das „portugie⸗ sische Königshaus durch einen Coburger erneuert worden. Die dänische Dynastie und die von ihr entsprossene griechische sind gleichfalls dem Blut nach deutsch. Die auf ihre nationale Eigenart mit Recht eifer⸗ süchtigen Nationen würden sich das Heranwachsen eines solchen Ver⸗ hältnisses sicher nicht haben gefallen lassen, wenn nicht eine deutsche Eigenthümlichkeit mitgewirkt hätte, die vielleicht am stärksten in den Deutschland entsprossenen Dynastien sich zeigt, die Fähigkeit des Deutschen, ganz in das Wesen einer fremden Nation einzugehen. Es giebt keine mehr echt englische Familie als die britische Königsfamilie, der russische Czar ist der schärfste, geradezu typische Vertreter des Russenthums. Wer wäre mehr Holländer als Wilhelm von Nassau⸗Oranien oder mehr Belgier als König Leopold. Nichtsdestoweniger ist das Familiengefühl nicht ganz zu verbannen. Um die durch so viele widerstreitende Interessen, durch so viele historisch überkommene Zwistigkeiten, durch eine so stark ent⸗ wickelte instinktive gegenseitige Abneigung getrennten europäischen Nationen windet sich durch die Blutsverwandtschaft der Dynastien ein gemeinsames Band. Und wenn dasselbe nicht im Stande ist, den ewigen Frieden zu verbürgen, so wird doch manche Schärfe in den staatlichen Beziehungen durch persönliche und ver⸗ wandtschaftliche Beziehungen gemildert, und eine Gemeinsamkeit bleibt, an welche in schwieriger Stunde angeknüpft werden kann. Die Verbindung der Prinzessin Sophie mit dem Kronprinzen von Griechenland nähert jetzt gerade die zwei Flügel der Fürsten⸗ Aristokratie, die sich am meisten von einander entfernt hatten, in denen die dynastischen Gegensätze bereits einmal den schärfsten Aus⸗ druck anzunehmen drohken — das deutsche Kaiserhaus und die dänisch⸗
russische Familie u“
der alten Heimstätte europäischer Civilisation
hr nur um 38 Millionen
anderen Nation deutsche Sprache,
ständniß gegenübe
Die „Times“ vom 10. September meldet aus Calcutta: Nach den letzten Berichten wurde Ishak⸗Khan 30 (engl.) Meilen östlich von
Die Politik hat allerdings direkt bei dieser Verbindung am wenigsten zu suchen. Das Ver ältniß Deutschlands zu Griechenland bewegte sich schon seither vorzugkweise, ja beinahe ausschließlich auf dem Boden der Kulturbeziehungen von Volk zu Volk. Das wird auch in absehbarer Zukunft so bleiben, keinem Zweifel unterliegt es dabei, daß das neugeknüpfte Band für die Annäherung der beiden Völker nur günstig wirken wird. Das Verhältniß Deutschlands und Griechen⸗ lands beruht auf dem edelsten Austausch, dem der Bildung. Auf b— e . 1 haben die großen Geister, die in Deutschland die Alterthumswissenschaft neu belebten, die höchste Anregung gefunden. Die lernbegierigen Neuhellenen wiederum haben nicht verfehlt, gerade in die deutsche Schule zu gehen,
um die große Vergangenheit ihres Volkes und Landes zu erkennen
und zu würdigen. Es war dann eine der ersten Thaten des neu⸗ erstandenen Deutschen Reichs, die Ausgrabungen in Olympia zu unternehmen, welche für die Wissenschaft so werthvolle Aufklaͤrungen und für die Kunst ein geraezn unschätzbares Werk, einen Hermes des Praxiteles an das Licht brachten. Eine Kolonie deutscher Forscher und Gelehrter hatte sich in Athen bereits gesammelt, als die Grün⸗ dung eines Reichsinstituts dafür auch einen Mittelpunkt schuf. Auch die Erscheinung Schliemann'’s, zugleich Ehrenbürgers von Berlin und Pioniers der Alterthumskunde in Griechenland, ist in diese Gedankenkette einzureihen. Wiederum haben die Gelehrten keiner ideren Na sche S. deutsche Bildung und Gelehrsam⸗ keit so eifrig und mit so eingehendem Verständniß aufgenommen wie die griechischen Gelehrten, ja die ganze griechische Bildungswelt. Was die politische Zukunft Griechenlands sein wird, darüber mögen Zweifel sein; aber daß Neu⸗Hellas die große „Mission“ übernimmt, vor allen anderen Völkern Träger der Traditionen althellenischer Geschichte, Literatur und Kunst zu werden, das ist eine Thatsache, die vor Augen liegt und die Griechenland eine leitende Stellung unter den Kulturvölkern vorbehält.
Eine Periode deutscher Beziehungen zu Griechenland, die nicht ohne gegenseitige Bitterkeit zu Ende gegangen war, hat ihren ver⸗ söhnenden Abschluß jüngst in München gefunden. Bei dem Cente⸗ narium König Ludwig's haben Vlachos und Philemon, für den griechischen Staat und die Stadt Athen redend, an das angeknüpft, was aus der Periode des bayerischen Protektorats über Griechenland als ein dauerndes, werthvolles Andenken beiden Nationen für alle Zeiten gerettet werden kennte. Noch trifft man in der athenischen Bevölkerung auf versprengte Ueberreste jener Zeit, ja noch trägt die griechische Hauptstadt breite Spuren davon, daß die⸗ jenigen, die sie neu gründeten, aus einer mittleren deutschen Residenz kamen. Die griechische Zukunft indessen liegt auf dem Meere, der Piräus, die Hafenstadt Athens, ist bestimmt, das Centrum des Landes zu werden, und wenn die volle Eisenbahnverbindung in nicht langer Zeit mit Europa hergestellt sein wird, dann wird sich die sich schon an⸗ deutende Verschiebung vollenden. Man wird ein künftiges Herrscher⸗ paar Griechenlands sich leichter dort als am Fuß der Akropolis denken können.
An inneren und äußeren Berührungspunkten zwischen Deutschland und Griechenland fehlt es so nach keiner Seite; leichter als gegenüber irgend einer anderen Kulturwelt wird ein deutsches Gemüth und Ver⸗ der griechischen den inneren Anschluß finden,
n ihr sich eine zweite Heimath gründen können. In den erhabensten
Schöpfungen beider Nationen tritt diese Gemeinsamkeit am stärksten
zu Tage. Es ist ein schöner Gedanke, die erlauchte Tochter des ge⸗ liebten kunstfrohen Kaisers Friedrich eine Stätte als ihre Heimath erwählen zu sehen, wo die Kunst ihre höchste Vollendung gefunden hat und von der heute noch die stärksten Wirkungen ausgehen. Mögen so glückliche Zeichen demnaͤchst sich erfüllen.
116““ der „Politischen Correspondenz“ lesen wir:
Wie uns aus Athen gemeldet wird, hat die Nachricht von der Verlobung des griechischen Thronfolgers, Herzogs von Sparta, mit Fitstesgen Sophie von Preußen überall in Griechenland einen freudigen Eindruck gemacht. Ohne daß man die Rückwirkung fürstlicher Ehe⸗ schließungen auf den Gang der Politik in unserer Zeit überschätzt, giebt man sich dennoch in allen griechischen Kreisen der Erwartung hin, daß die Anknüpfung so enger verwandtschaftlicher Bande zwischen dem deutschen Kaiser⸗ und dem griechischen Königs⸗ hause eine Befestigung und Vertiefung der Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland zur erwünschten Folge haben werde. Nicht minder wird darüber Befriedigung geäußert, daß gleichzeitig die schon vorhandenen verwandtschaftlichen Bande mit dem englischen Königshause um ein neues vermehrt werden. Von allen politischen Erwägungen abgesehen, freut man sich aber ganz besonders, daß der junge, in Folge seines großen Ernstes und der Vorzüge an Geist und Gemüth, die ihn schmücken, in allgemeiner Beliebtheit stehende Thronfolger eine Wahl getroffen hat, die ihm, nach Allem, was über seine Braut in Griechenland bekannt ist, ein nicht minder glückliches Familienleben in Aussicht stellt, wie es zum Stolze des
griechischen Volkes das hellenische Königshaus ziert.
— Das „Deutsche Tageblatt“ schreibt zu deutsch⸗italienischen Handelsbeziehungen:
Was bei dem Ausbruch des Zollkrieges zwischen Italien und Frankreich (1. März 1888) zu hoffen war, daß die durch hohe Kampf⸗ zölle vom italienischen Markt ausgeschlossenen französischen Waaren vorwiegend durch deutsche ersetzt werden würden, scheint sich über Er⸗ warten verwirklicht zu haben und wird auch von nichtdeutschen Kon⸗ sulaten vielfach als thatsächlich bestätigt. So heißt es im Julibericht des österreichischen Konsulats zu Messina: „Die Einfuhr von Manu⸗ fakten aus Frankreich ist auf sehr geringfügige Mengen zusammen⸗ geschrumpft und es tritt Deutschland an die Stelle, dessen Reisende und Angebote in großer Zahl erscheinen. Des Näheren berichtet das österreichische Konsulat in Ancona, daß Kalbleder, feine Reisetaschen, Phantasie⸗- und Luxusgegenstände aus Leder, ferner Luxuswaaren aus Glas, Strohpapier, Stoff, Holz und Metall (Bronze) zum Zieren der Zimmer, Wände und Möbelstücke, Porträt⸗ und Albumhälter, Luxusspiegel (Hufeisenform) mit Gestell, Brief⸗ taschen, Geldbörsen, Notizbücher, Visites, Albums, Schreibmappen, Schreibgarnituren, Phantasiebriefpapier, Gratulationskarten, Kunst⸗ blumen und Schmuckfedern, welche früher aus Frankreich wegen des guten Geschmacks bezogen wurden, jetzt mit Vorliebe aus Deutschland eingeführt werden. Dasselbe gilt von Harmonikas und Akkordeons, von Glasknöpfen, theilweise auch von Parfümerien, endlich von Gold⸗, Silber⸗ und Juwelenwaaren, worin deutsche Waare aus Gmünd und Pforzheim selbst dem Wiener Erzeugniß vorgezogen wird. Mit einigem Unbehagen berichtet das österreichische Konsulat in Ancona: „Deutsche Häuser schicken Agenten und Reisende, mit Waaren⸗ und Preisverzeichnissen und Mustersammlungen reichlich versehen, und über⸗ schwemmen den Markt mit solchen Artikeln, geben Waarenlager auf Rechnung und gewähren bei Bestellung und Bezahlung viele besondere Erleichterungen, so daß es ihnen gelungen ist, Frankreich aus dem Sattel zu heben.“ Neben der politischen gehört diese wirthschaftliche Annäherung zwischen Deutschland und Italien zu den erfreulichsten und bedeutsamsten Erscheinungen der Gegenwart. 1
den
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 37. — In⸗ halt: Militärwesen: Ermächtigung zur Ausstellung ärztlicher Zeugnisse für militärpflichtige Deutsche in Argentinien, Uruguay und Paraguay. — Konsulatwesen: Ermächtigung zur Vornahme von Civilstands⸗ Akten; Exequatur⸗Ertheilung. — Zoll⸗ und Steuerwesen: Errich⸗ tung von Zuckersteuerstellen; Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen; Druckfehlerberichtigungen zu den in den Beilagen zu den Nummern 31 und 32 des Central⸗ Blatts abgedruckten Zollregulativen; Zollregulativ für die Unterweser. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 22. — Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 14. August 1888, betreffend Ergänzung und Berichtigung der Vorschriften für die
Weizenbaues läßt sich das
4 — * 8— “ 111“ 8 “ gemeinschaftliche Wagenbenutzung der Staatsbahnen ꝛc., vom 14. August 1888, betreffend Ernennung eines Schiedsgerichts⸗Vorsitzenden und dessen Stellvertreters. — Nachrichten. “
Stntistische Nachrichten.
Das neueste „Monatsheft zur Statistik des Deutschen Reichs“ (Juliheft 1888) enthält Nachweisungen über die Straffälle in Bezug auf die Zölle und Steuern des Deutschen Reichs bezw. Zollgebiets im Etatsjahr 1887/88. In Beziehung auf Zölle wurden eingeleitet 16 127, erledigt 15 982 Prozesse (1886/87 17 393 bezw. 17,226), und betrug die Zahl der wegen Defraudation und Ordnungswidrigkeit zu Geldstrafen Verurtheilten 15 324 (1886/87 16 337), der unmittelbar (nicht bloß zusätzlich der Geldstrafe) zu Serafe Verurtheilten 73 (im Vorjahr 83), die Summe der
interzogenen Gefälle 40 0993 ℳ (im Vorjahr 38 600 ℳ) und der er⸗ kannten Geldstrafen 179 165 ℳ (i. V. 193 721 ℳ). In Be⸗ ziehung auf die Ein⸗, Aus⸗ und Durchfuhrverbote waren anhängig geworden 1471 Prozesse (i. V 1676) und wurden verurtheilt 333 Personen zu 32 421 ℳ Geldstrafe (i. V. 173 zu 14 665 ℳ), außerdem 1012 Personen (i. V. 680) zu Freiheitsstrafen. Diese Prozesse kamen meist in den östlichen Pro⸗ vinzen vor und betrafen fast ausschließlich die unerlaubte Einfuhr von Schweinen. Die in Bezug auf Rübenzuckersteuer, Salzabgabe, Tabacksteuer, Wechsel⸗ und Spielkartenstempelsteuer, Reichs⸗Stempel⸗ abgaben, Branntwein⸗ und Brausteuer sowie Uebergangsabgaben ein⸗ geleiteten Prozesse bezifferten sich auf 13 185 (gegen 13 893 i. V.), die erledigten auf 12 608 (gegen 13 275 i. V.), und in den letzteren wurden verurtheilt 13 804 Personen (gegen 15 381 i. V.) zu 625 471 ℳ (321 206 ℳ i. V.) Geldstrafen, außerdem 3 Personen unmittelbar zu Freiheitsstrafen. Die am 1. Oktober 1887 erfolgte Einführung des neuen Branntweinsteuergesetzes und die gleichzeitige Erweiterung des Steuergebiets durch den Zutritt der süddeutschen Staaten zur Branntweinsteuergemeinschaft haben im Vergleich zum Vorjahr eine wesentliche Zunahme der Branntweinsteuerprozesse verursacht, wobei es sich meist um die Hinterziehung handelt hat.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Hofphotograph Julius Braatz hierselbst (Leipziger⸗ straße 119/120) hat von den Feierlichkeiten des diesjährigen Jo⸗ hanniter⸗Ritterschlages in Sonnenburg, am 23. August d. J., welcher durch die Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm II. eine ganz besondere Weihe und Bedeutung erhielt, eine Reihe von photographischen Moment⸗Aufnahmen an⸗ gefertigt, welche den Zug des Kaisers und der Ritter nach der Ordens⸗ kirche sowie die einzelnen Akte der Ceremonie innerhalb derselben zur Darstellung bringen In Anbetracht der nicht geringen Beleuchtungs⸗ Schwierigkeiten, welche sich namentlich bei den letzteren Aufnahmen geltend machen, sind einzelne der Bilder als anerkennenswerthe Leistungen der noch immer in der Vervollkommnung begriffenen Momentphotographie zu betrachten und dürften den Theilnehmern an der denkwürdigen Feierlichkeit als Erinnerungszeichen willkommen sein. Die ganze Kollektion (9 Bilder in Kabinetformat) ruht in einem mit dem Johanniter⸗Ordenskreuz geschmückten Etui und ist in den Kunst⸗ handlungen zum Preise von 12,50 ℳ vorräthig.
— Die Ergebnisse der deutschen Forschungen im deutschen Schutzgebiet von Kamerun, welche seit der Besitz⸗ ergreifung im Jahre 1884 durch deutsche Reisende sowie durch die Recognoscirungsfahrten der deutschen Marine ausgeführt wurden, sind, den „Mittheilungen aus deutschen Schutzgebieten“ (Nr. 2) zu⸗ folge, in klarer und übersichtlicher Weise dargestellt auf einer von L. von der Vecht bearbeiteten Karte im Maß⸗ stabe von 1:770 000. Den ersten Vorstoß in das Innere machte Premier⸗Lieutenant Kund mit seinen Begleitern, Premier⸗ Lieutenant Tappenbeck und Dr. Weißenborn, welche nach der pro⸗ visorischen Konstruktion ihrer Aufnahmen (Positionsbestimmungen sind leider nicht gemacht) am Njong bis 3⁰° 50“ nördlicher Breite und 12 ° 30 östlicher Länge von Greenwich gelangt zu fein scheinen; das wichtigste Ergebniß ist die Entdeckung des weit in das Innere reichen⸗ den Systems der Kamerunflüsse, welche allerdings für den Handelsverkehr ohne Bedeutung und eher ein Hinderniß bilden, da sie wegen der zahlreichen Stromschnellen nirgends schiffbar sind. — Aeuherst werthvoll sind auch die Ergebnisse der Recognoscirungen von Dr. Zintgraff aus den Jahren 1886 und 1887 sowie seines neuesten Vordrin ens über den Urwaldgürtel am Oberlauf des Mungo bis Batom (ca. 50 30; nördlicher Breite). Seine Aufnahmen stellen das Svstem der nördlichen Küstenflüsse fest und bestätigen die Ver⸗ muthung, daß der Massake mit dem Mokana, der Rumbi mit dem Memeh übereinstimmt. Zugleich führt Dr. Zintgraf die über⸗ triebenen Entfernungen der Route des Dr. Schwarz auf ein bescheidenes Maß zurück. — Verwerthet sind auf der Karte auch die theilweise noch nicht veröffentlichten Vermessungen der Marine, die Aufnahme des Rio del Rey⸗Aestuariums durch Kapitän von Schuckmann, des Massake und Rumbi durch Kapitän⸗ Lieutenant Stubenrauch, des Unterlaufes des Saͤnnaga und des Njong, welchen auch Dr. Zöller befahren hatte, durch Lieutenant zur See Vanselow, sowie endlich eine Untersuchung des Abo und des Wuri durch den Kaiserlichen Kommissar von Puttkamer. Benutzt wurden endlich noch die Ergebnisse von H. H. Johnston's Reise auf dem Rio del Rey, welche noch nicht an die Oeffentlichkeit gelangt sind. Neben diesen Aufnahmen sind auch sämmtliche älteren Arbeiten verwerthet worden, sodaß die Karte ein Bild von der gegenwärtigen Kenntniß des Kamerungebiets giebt.
—,„Leitfaden des Preußischen Rechts für Kandidaten des Justiz⸗ und Verwaltungsdienstes, insbesondere für Justizanwärter bearbeitet von Ed. Strützki, Königlichem Kammer⸗ gerichts⸗Rath ꝛe, und St. Genzmer, Königlichem Landrath.“ . eite umgearbeitete Auflage. 6. Lieferung (Bogen 47 bis Schluß).
erlin 1888, Verlag von Franz Vahlen, W. Mohrenstraße 13/14. — Mit dieser Schluß⸗Lieferung liegt nunmehr die zweite Auflage des Leitfadens abgeschlossen vor. Derselbe hat sich als praktisches Hülfs⸗ mittel für die theoretische Vorbildung der Justizanwärter be⸗ währt und in Fachkreisen eine gute Aufnahme gefunden. In der zweiten Auflage ist die erste Hälfte auf wiederholt geäußerten Wunsch umgearbeitet worden. Einerseits haben darin das römische und das deutsche Privatrecht eine größere Berücksichtigung erfahren; andererseits sind das Handels⸗, Wechsel⸗ und Vormundschafts⸗Recht ausführlicher behandelt. In Folg⸗ der inzwischen eingetretenen Um⸗ wandlung des Kassenwesens haben auch die letzten Abschnitte eine völlige Umarbeitung erfahren müssen; denselben sind die neue Kassen⸗ Instruktion sowie die Instruktion für die Verwaltung der Etatsfonds bei den Justizbehörden beigefügt. Der also vervollkommnete Leitfaden dürfte sich nicht nur für Justizanwärter, sondern auch für Rechts⸗ kandidaten und jüngere Referendarien als brauchbares Handbuch empfehlen.
Land⸗ und Forstwirthschaft. 8
behauptete nere 16 russischen „Oesterreichische landwirthschaftliche Wochenblatt“ folgendermaßen aus: Die Verbilligung des Getreides schreitet seit 1882 beständig fort, und die Zeit, wo der Durchschnitts⸗ preis russischen Weizens 1 ½ Rubel das Pud (= 16,38 kg) betrug, dürfte bei der Entwickelung, welche die amerikanische, ostindische und australischeKonkurrenz auf den europäischen Märkten bereits genommen hat, kaum je wiederkehren. Doch selbst bei dem gegenwärtigen Preisniveau des Weizens, der zu Beginn dieses Jahres mit 85 Kopeken das Pud notirt wurde, dürften die wiederholt auftauchenden Klagen der Groß⸗ produzenten über die jetzt so geringe Rentabilität des Weizenbaues noch nicht ganz berechtigt sein. Wenigstens stellt sich nach einer im Dezember 1887 im russischen „Finanzboten“ er⸗ schienenen statistischen Studie über die Produktionskosten des
Ueber die
der Branntweinnachsteuer ge⸗
Weizens in Rußland je nach den Produktionsbedingungen in den verschiedenen Gouvernements der Kostenpreis pro Pud Weizen ein⸗ schließlich der Bodenrente auf 45— 60, bei Ausschluß der Bodenrente dagegen auf 34 — 48 Kopeken. Wird nun diesem Kostensatze der gegenwärtige Durchschnittspreis des Weizens in Rußland von etwa 75 bis 80 Kopeken pro Pud entgegengehalten, so ergiebt sich immer⸗ hin ein Reingewinn von etwa 20 Kopeken pro Pud, worin eine noch . Produktivität des Weizenbaues in Rußland ausgedrückt erscheiint.
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Gewerbe und Handel.
Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis zum 25. August 1888 11 746 500 ℳ 3 ½ % ige, 20 561 100 ℳ 4 %ige, 44 785 500 ℳ 4 ½ %ige und 9 478 800 ℳ 5 % ige, zusammen 86 571 900 ℳ Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 11 532 600 ℳ 3 ½ %ige, 16 547 700 ℳ 4 %ige, 24 210 000 ℳ 4 ½ %ige und 3 894 900 ℳ 5 %ige, zusammen 56 185 200 ℳ Pfandbriefe Seitens der Grundstücksbesitzer verzinslich sind. — Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 372 300 ℳ, im Laufe des Monats August 1888 angemeldet 1 Grundstück mit einem Feuerversicherungswerth von 346 300 ℳ Berlin, 9. September. (Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saberskv.) Ia. Kar⸗ toffelstärke 20 ½ — 21 ½ ℳ, Ia. Kartoffelmehl 20 ½ — 21 ½ ℳ, IIa. Kar⸗ toffelstärke u. Mehl 17 — 20 ℳ, feuchte Kartoffelstärke loco Parität Berlin 10 ℳ nom., gelb. Syrup 22 — 22 ½ ℳ, Capill.⸗Export 24 ½ — 25 ℳ, do. Syrup 23 — 24 ℳ, Kartoffelzucker⸗Capill. 24 — 25 ℳ, do. gelber 22 ½ — 23 ½ ℳ, Rum⸗Couleur 33 — 40 ℳ, Bier⸗Couleur 33 — 40 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, la. 27 — 28 ½ ℳ, Dertrin, sekunda 23 — 26 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 34 — 37 ℳ, Weizenstärke (großstück.) 38 — 44 ℳ, Hallesche und Schlesische —, Schabe⸗Stärke 30 — 36 ℳ, Mais⸗Stärke 35 — 37 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 43 — 45 ℳ, do. (Stücken) 42 — 43 ℳ Vietoria⸗Erbsen 17 — 20 ℳ, Kocherbsen 17 — 20 ℳ, grüne Erbsen
17 — 20 ℳ, Futtererbsen 14 ½ — 15 ½ ℳ, Leinsaat 20 — 22 ℳ, Mais
loco 14 — 15 ℳ, Linsen, große 44— 54 ℳ, do. mittel 32 — 44 ℳ, do. kleine 24 — 30 ℳ, gelber Senf 18 — 26 ℳ, Kümmel 48 — 54 ℳ, Buchweizen 14 — 15 ℳ, inländische weiße Bohnen 22 — 23 ℳ, breite Flachbohnen — ℳ, ungarische Bohnen 22 — 23 ℳ, galizische und russische Bohnen 20 — 21 ℳ, Hanfkörner 19 — 20 ℳ, Leinkuchen 14 — 15 ℳ, Mohn weißer 42 — 46 ℳ, do. blauer 40 — 44 ℳ, Raps⸗ kuchen 14 — 15 ℳ, Weizenschale 9,00 ℳ, Roggenkleie 9,60 ℳ, Hirse, weiße 18 — 22 ℳ 1““ der heutigen Sitzung des Aufsichtsraths der Ver⸗ einigten Königs⸗ und Laurahütte berichtete der Vorstand über die Resultate des Geschäftsjahres 1887,88. Nach Deckung aller Kosten einschließlich der Verzinsung der Obligationen wurde ein Brutto⸗Gewinn von 2 999 000 ℳ erzielt. Der Vorstand schlug vor und der Aufsichtsrath genehmigte, für Abschreibungen resp. Amortisa⸗ tionen auf Immobilien und Mobilien die Summe von 1 000 400 ℳ zu ver⸗ wenden, sodaß ein Reingewinn von 1 998 600 ℳ verbleibt. Nach Dotirung des Reservefonds mit 199 800 ℳ und Absetzung der statutenmäßigen Tantièmen für den Aufsichtsrath und die Gesellschaftsbeamten ver⸗ bleibt eine Summe von 1 638 900 ℳ Hiernach beschloß die Ver⸗ waltung, der nächsten Generalversammlung vorzuschlagen: 1) 120 000 ℳ als Spezialreserve zurückzubehalten, 2) auf die Aktien eine Dividende von 5 ½ % zu vertheilen, 3) aus dem verbleibenden Rest die üblichen Zuwendungen an Arbeiter⸗Unterstützungskassen und sonstige Wohl⸗ fahrtsanstalten zu gewähren. —22— Der Aufsichtsrath der Sächsischen Gußstahlfabrik in Döhlen hat beschlossen, für das Geschäftsjahr 1887,88 bei reichlich bemessenen Abschreibungen eine Dividende von 8 ½ % zu vertheilen. Pro 1886/87 erhielten die Aktionäre dieses Unternehmens 7 % Dividende. „— Die „Zeitschrift für Handel und Gewerbe“, Organ für die Deutschen Handelskammern, herausgegeben von Dr. Richard Stegemann, Sekretär der Bergischen Handelskammer, hat in der Nr. 17 vom September folgenden Inhalt: Amtliches. — Ueber die österreichischen Handels⸗ und Gewerbekammern, deren Be⸗ deutung und Wirken. — Französische Zustände. — Die Zukunft der wirthschafts⸗politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Oester⸗ reich⸗Ungarn. — Die den Weinhändlern im deutschen Zollgebiet ge⸗ währten Zollbegünstigungen für das Etatsjahr 1887,88. — Aus der Praxis der Berufsgenossenschaften: Angestellte — Handel und Ge⸗ werbe im Auslande. — Thätigkeit der Handelskammern im In⸗ und Auslande: a. Aus den Protokollen. b. Petitionen, Denkschriften, Berichte ꝛc. — Aus den Jahresberichten der Handelskammern. — Aeltere und neuere Entscheidungen der obersten Gerichtshöfe, betr. Handel und Gewerbe. — Bücherschau. — Verzeichniß der Kaiserlich deutschen Konsulate im Auslande. Königsbers i. Pr., 10. September. (W. T. B.) In der heutigen außerordentlichen Generalversammlung der Ostpreußischen Südbahn wurde der Antrag betreffs der Anschaffung von 200 neuen gedeckten Güterwagen einstimmig angenommen und der Verwaltungsrath beauftragt, zur Deckung der Kosten ein Aller⸗ höchstes Privilegium zur Ausgabe von auf den Inhaber lautenden 3 ½ % Obligationen im Betrage von 700 000 ℳ nachzusuchen. Hamburg, 9. September. (W. T. B.) Die Generalversamm⸗ lung des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute wurde heute Mittag 12 ½ Uhr durch den Vorsitzenden Lueg (Oberhausen) mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König eröffnet. Senator Schemmann bewillkommnete die Gäste Namens der Stadt, der Vize⸗ Präsident Hinrichsen im Namen der Handelskammer. Der Vorsitzende theilte mit, daß eine Petition an den Minister der öffentlichen Arbeiten, betreffend die Ermäßigung der Bahnfrachten und die Kanalisirung der Mosel, abgesandt worden sei, und daß die Kommission für eine ein heitliche Klassifizirung von Eisen und Stahl ihre Arbeiten ziemlich voll endet habe. Der hierauf folgende Vortrag des Ober⸗Ingenieurs Meye über Hamburg und die Zollanschlußbauten sowie der Vor⸗ trag des Kaiserlichen Marine⸗Ingenieurs Busley über die Schiffs⸗ werften in Kiel wurden mit dem größten Beifall aufgenommen. General⸗Sekretär Bueck sprach über die Entwickelung der deut⸗ schen Eisenindustrie und ihre gegenwärtige Bedeutung auch für die Ausfuhr und wies namentlich darauf hin, daß eine Bahnfrachten⸗ Ermäßigung für Rohprodukte der Eisenindustrie bei der heutigen Lage des Marktes gegenüber den englischen Produkten nothwendig sei, ebenso
wie der Ausbau des Kanalnetzes. (W. T. B.) Das Festmahl de
— 9. September, Abends. Vereins Deutscher Eisenhüttenleute im „Hamburger Hof“ verlief sehr glänzend und animirt. Senator Schauman hiel eine patriotische Rede und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser.
London, 8. September. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen ladung angeboten.
— 10. September. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 1. bis zum 7. September: Weizen
77 164 Orts. Englisches Mehl 11 532, fremdes 43 720 Sack.
Glasgow, 8. September. (W. T. B.) Die Vorräthe von
Roheisen in den Stores belaufen sich auf 1 009 187 Tons
gegen 916 795 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb
befindlichen Hochöfen 86 gegen 84 im vorigen Jahre. St. Petersburg, 8. September. (W. T. B.) Der „Mosk.
Ztg. zufolge hat das Finanz⸗Ministerium bei Erörterung der Frage über neue Maßnahmen zur Einschränkung der polnischen Fisenfabrikation aus ausländischem Material beschlossen, solche
Maßnahmen als noch verfrüht aufzuschieben und die Frage, betreffend die ausländischen Arbeiter, der definitiven Entscheidung des Ministers
des Innern zu überweisen.
Rom, 8. September. (W. T. B.) Die Jury der Inter⸗ nationalen Ausstellung in Ferrara für Hanf⸗Zuberei⸗ Ausstellern Rudolf Sack in Leipzig
tungsmaschinen verlieh den und A. Eckert in Berlin goldene Medaillen und dem Aussteller
A. H. Sack in Kassel die silberne Medaille.
W —: Englischer zen 703, fremder 49 661, englische Gerste 41, fremde 4603, englische Malzgerste 21 492, fremde —, englischer Hafer 261, fremder