1888 / 236 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Oct 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Müncheberg, 15. September. Bei dem heutigen Manöver kommandirte Se. Maäjestät der Kaiser und König in der Uniform der Garde du Corps mit gezogenem Pallasch die Südpartei, welche aus 56 Escadrons Kavallerie nebst 4 reitenden Batterien und einer markirten Infanterie⸗ Division bestand, gegen den unter Befehl des General⸗Lieute⸗ nants, General⸗Adjutanten von Versen stehenden markirten Feind. Das Manöver begann mit dem Vormarsch der beiden Kavallerie⸗Divisionen von Tempelberg nach Westen zu. Die Kavallerie ging in beschleunigtem Tempo vor und machte eine große Attacke gegen die feindliche Reiterei; es erfolgte sodann eine allgemeine Rechtsschwenkung und ein glänzender Angriff gegen die feindliche Infanterie⸗Division, welche südlich von Eggersdorf aufgestellt war. Zum Schluß des Manövers, welcher nach 12 Uhr Mittags erfolgte, fand ein Vorbeimarsch aller 14 Kavallerie⸗Regimenter im Galopp statt, wobei der Großfürst Nicolaus in der Uniform seines 5. Kürassier⸗ Regiments dasselbe dem Kaiser vorführte. 1

Müncheberg, 15. September. Nach dem Parademarsch der Kavallerie (14 Regimenter) und der reitenden Artillerie, welche der Kaiser dem König von Sachsen vor⸗ führte, versammelte der Großfürst Nicolaus die Offiziere seines 5. Westpreußischen Kürassier⸗Regiments, um dieselben zu begrüßen. Während die Fürstlichkeiten sich zu Wagen nach Müncheberg begaben, ritt Se. Majestät der Kaiser in scharfem Tempo dorthin, um Seine Gäste zu empfangen. Alsdann fand ein Frühstück statt, an welchem 130 Personen theilnahmen. Se. Majestät der Kaiser und die Fürstlichen Gäste nahmen dasselbe im Zelt, die übrigen Geladenen im Garten ein. Um 2 Uhr begaben sich die Fürstlichen Gäste

mit ihrem Gefolge mittelst Extrazuges nach Berlin. Heute

Abend wird Sr. Majestät dem Kaiser eine Serenade vom Musik⸗Corps des 4. Garde Regiments und 300 Sängern unter Fackelbeleuchtung dargebracht worden.

Unser Korrespondent berichtet uns über den Verlauf

des gestrigen Manövers aus Tempelberg, vom 14. Sep⸗

tember, Mittags 12 Uhr:

Das Corps⸗Manöver d einen markirten Feind hat s Ortschaft durch Zurückwerfung de (Garde⸗)Corps sein Ende erreicht.

In Trebnitz waren früh um 7 Uhr 15 Min. und um 8 Uhr 7 Min. die Erlauchten Gäste Sr. Majestät des Kaisers und Königs sowie eine glänzende Suite mittelst zweier Extrazüge eingetroffen; die erforderlichen Reitpferde und Wagen standen dort bereit, um dieselben nach Jahnsfelde zu bringen, wohin Sich der Kaiser zu Pferde von Müncheberg aus Morgens Uhr begeben hatte. Schon vor 9 Uhr sah man zahlreiche Patrouillen das Manöverfeld durchstreifen, und als die Hohen Gäste des Kaisers von Allerhöchstdemselben begrüßt wurden, hatte die Garde⸗Kavallerie⸗ Division schon zum Vormarsch sich gerichtet, denn der Feind war bereits in Sicht und seine Kavallerie war im Anmarsch von Eggersdorf auf Tempelberg. In nicht allzulanger Zeit die Erlauchten Gäste Sr. Majestät waren inzwischen sämmtlich zu Pferde gestiegen ging die Garde⸗Kavallerie⸗Division zur Attacke über und drangte die feindliche Kavallerie zweimal energisch zurück, wich aber dann wieder bis zur Jahnsfelde⸗Heiners⸗ dorfer Chaussee, welche gegen 10 ½ Uhr auch von der 1. Garde⸗ Infanterie⸗Division erreicht war. Inzwischen hatte sich auch die 2. Garde⸗Infanterie⸗Division von Dolgelin über Lietzen auf Heinersdorf in Marsch gesetzt, diese Ortschaft durchschritten und sah sich dann der 5. feindlichen Infanterie⸗Division gegen⸗ über, welche Tempelberg besetzt und ihre Avantgarde bis an die Lisiere des Gehölzes, welches zwischen Tempelberg und Heinersdorf liegt, vorgeschoben hatte. Hier entspann sich ein heftiger Kampf, in den die beiderseitige Artillerie kräftigst ein⸗ griff, während mittlerweile auch die mit der 1. Garde⸗ Infanterie⸗Division marschirende Corps⸗Artillerie des Ost⸗ Corps vorgezogen war und ihr Feuer gegen den mehr und mehr andrängenden Gegner eröffnete. Gegen 11 Uhr Vormittags entwickelte sich auf der ganzen Linie ein ununterbrochenes Gewehrfeuer, untermischt mit Geschützfeuer. Das West⸗Corps drang mit seiner 6. Infanterie⸗Division und der Corps⸗ Artillerie bis an den Weg zwischen Fritzfelde und Müncheberg vor und schien der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division einen harten Kampf bereiten zu wollen, da in deren Nähe inzwischen auch die Kavallerie⸗Division des III. Armee⸗Corps eingetroffen war. Aber so sehr das West⸗Corps seine Stellungen auch zu behaupten sich bemühte, das Ost⸗Corps entwickelte auf allen Seiten so erhebliche Kräfte, daß die Infanterie des West⸗ Corps (der 5. Division) unmöglich länger das erwähnte Ge⸗ hölz zu halten vermochte; dieselbe zog sich feuernd zurück, während die zweite Garde⸗Infanterie⸗Division vorrückte und alsbald den rechten Flügel des Gegners völlig umfaßte, wo⸗ durch auch die feindliche 6. Division in große Bedrängniß gerieth und endlich einem Sturmangriff unterlag, indem die Kavallerie des Ost⸗Corps durch eine schneidig gerittene Attacke die feindliche Artillerie umzingelte.

In das tausendstimmige Hurrah des Siegers mischte sich in diesem Augenblick das von Sr. Majestät dem Kaiser und König befohlene Signal: „Das Ganze Halt!“ Das Manöver war beendet. Eine halbe Stunde wurde den Truppen Rast gegönnt, dann aber formirte sich das gesammte Garde⸗Corps zum Parademarsch, desgleichen die Kavallerie⸗Division des III. Armee⸗Corps. Se. Majestät der Kaiser führte die Truppen Allerhöchstselbst Seinen Erlauchten Gästen vor. Die Infanterie defilirte in Regiments⸗Kolonne, theils mit angefaßtem Gewehr, theils mit Gewehr über bei aufgepflanztem Seitengewehr; die und die reitende Artillerie im Galopp, die übrige Artillerie im Trab. Ein glänzendes Schauspiel war es, das sich hier dem Auge darbot, und die Hohen Gäste des Kaisers, Se. Majestät der König von Sachsen (in der Uniform Seines Ulanen⸗Regiments) und Se. Kaiserlich Königliche Hoheit der Erzherzog Albrecht von Oesterreich (in der österreichischen

s Garde-⸗Corps gegen

West⸗Corps durch das Ost⸗

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Generalsuniform) gaben dem Kaiser wiederholt Ihre Befriedi⸗

gung über so vortreffliche Leistungen kund.

Während Kaiser Wilhelm direkt vom Manöverfelde nach Müncheberg zurückritt, fuhren die fremden Fürstlichkeiten in bereitstehenden Equipagen nach der Station Dahmsdorf, um von dort mittelst Extrazuges nach Berlin zurückzukehren.

Bei Sr. Maäjestät dem Kaiser und König fand nach dem Manöver ein Diner statt, zu welchem u. A. der Regierungs⸗ Präsident von Heyden⸗Cadow, der Landrath von Steinau⸗ Steinrück und der Bürgermeister von Müncheberg, Wetzel, mit Einladungen beehrt worden waren.

Auch heute wird der Kaiser, wie gestern, mehrere Gäste zum Thee bei Sich sehen, bei welchem wieder zmei Musik⸗ corps concertiren werden. Der Thee wird stets in einem der

e oeben unmittelbar vor unserer 5

Kavallerie

V 8

8

beiden Zelte eingenommen, welche der Kaiser in dem Garten;

Seines jetzigen Aufenthalts errichten ließ.

Dem heutigen (15. September) großen Manöver der Garde⸗Kavallerie⸗Division und der Kavallerie⸗ Division des III. Armee⸗Corps liegt folgende General⸗ Idee zu Grunde: 1

Eine Nord⸗Armee, gefolgt von einer überlegenen Süd⸗ Armee, ist auf dem Rückmarsch von Frankfurt a. O. Müncheberg auf Biesenthal begriffen.

Nach der Spezial⸗Idee für die Süd⸗Armee folgt auf dem linken Flügel der Süd⸗Armee eine Infanterie⸗Division

feindlicher Truppen aller Waffen, welche von Hasenfelde über Tempelberg auf Eggersdorf abziehen. Die letzteren machen östlich Eggersdorf Halt, so daß die Süd⸗Infanterie⸗Division auf den Höhen 84 und 83 westlich Tempelberg aufmarschiren

muß, um den Widerstand des Feindes zu brechen. Um 9 Uhr

Vormittags, während dieses Gefecht noch andauert, treffen zwei Süd⸗Kavallerie⸗Divisionen von Steinhöfel her südlich Tempelberg ein. Der Commandeur derselben ist, nachdem er sich über die Gefechtslage orientirt hat, im Begriff, über Gölsdorf westlich des Gölsdorfer Waldes auf Eggersdorf vor⸗ zugehen, um den Feind, wenn er seinen Abmarsch über dieses Dorf nach der Vorhaide fortsetzt, in der Flanke anzugreifen, als er die Meldung erhält, daß starke feindliche Kavallerie, anscheinend im Abmarsch auf Hoppegarten oder Haidekrug,

gegen 8 Uhr 30 Minuten Vormittags hinter den Höhen und

Waldparzellen östlich Schönfelde verschwunden ist, und daß

nur noch einzelne Patrouillen zwischen dort und Gölsdorf zu

sehen sind.

Sammelplätze: Süd⸗Infanterie⸗Division in Gefechtstellung nordwestlich Tempelberg auf den Höhen 84 und 83 um 8 Uhr 45 Minuten Vormittags; die beiden Kavallerie⸗ Divisionen zu derselben Zeit südlich Tempelberg. Beginn der Bewegung, des Patrouillenganges und des Feuers der Infanterie⸗Division um 9 Uhr Vormittags. kirt wird die Süd⸗Infanterie⸗Division durch Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiment und das Garde⸗Schützen⸗Bataillon; die derselben durch je eine Escadron des Kürassier⸗Regiments Nr. 5 und des Husaren⸗Regiments Nr. 10; die Artillerie der Süd⸗Infanterie⸗Division durch den Stab der ersten Abtheilung sowie der zweiten und dritten Batterie des 2. Garde⸗Feld⸗ Artillerie⸗Regiments.

Für die Nord⸗Armee gilt folgende Spezial⸗Idee: Zur Sicherung der rechten Flanke der Nord⸗Armee, welche am 15. September im Marsch auf der Chaussee Heinersdorf Müncheberg Wüsten Sieversdorf und nordöstlichen Parallelstraßen anzunehmen ist, marschirt eine Nord⸗Infanterie⸗Division von Hasenfelde über Tempelberg, Eggersdorf, Neubodengrün auf Wüsten⸗Sievers⸗ dorf, um von dort aus als Arrieéregarde der auf der Chaussee nach Pretzel abziehenden Kolonne zu folgen. Zwei Nord⸗ Kavallerie⸗Divisionen marschiren von Steinhöfel über Buch⸗ holz nach Schönfelde und sollen das rothe Luch über Kagel und Haidekrug umgehen. Um der Nord⸗Armee Zeit zum Abzug durch das Defil6 von Wüsten⸗Sieversdorf zu ge⸗ währen, hat die Nord⸗Infanterie⸗Division auf den Höhen 88 und 87 östlich Eggersdorf Halt gemooht und den nachfolgenden Feind gezwungen, westlich Preler auf den Höhen 83 und 84 aufzumarschiren. Die beiden Kavallerie⸗Divisionen sind in⸗ zwischen bereits über Schönfelde hinaus zurückgegangen, er⸗ halten aber um 9 Uhr Vormittags den Befehl, wieder Front zu machen und die Infanterie⸗Division während des demnächst über Eggersdorf nach der Vorhaide fortzusetzenden Abzugs erforderlichenfalls in der rechten Flanke gegen feindliche Kavalleriemassen zu sichern, welche südlich Tempelberg gesehen worden sind.

Sammelplätze: Nord⸗Infanterie⸗Division in Gefechtstellung auf den Höhen 88 und 87 östlich Eggersdorf um 8 Uhr 45 Minuten; zur selben Zeit die Husaren⸗Nord⸗ Kavallerie⸗Division westlich Höhe 78 bei Schönfelde; die Ulanen⸗Nord⸗Kavallerie⸗Division am Austritt der alten Frank⸗ furterstraße aus der Kämmereihaide. Beginn der Bewegung des Patrouillenganges und des Feuers der Infanterie⸗Division um 9 Uhr Vormittags. Die Truppen der Nordpartei werden von verschiedenen Truppenabtheilungen markirt.

Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Maäjestät des Kaisers und Königs wird morgen, Sonntag, den 16. d. M., in Müncheberg ein Feld⸗Gottesdienst für die daselbst kantonnirenden Truppen abgehalten werden.

das Nr. 1

Eine Brandstiftung im Sinne des Strafg ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 7. Mai d. J., auch dann anzunehmen, wenn ohne Flammenbildung durch Glimmen eine Fortpflanzung des Feuers herbeigeführt worden ist.

Der Kaiserliche Gesandte bei der schweizerischen Eid⸗ genossenschaft, Wirkliche Geheime Legations⸗Rath von Bülow, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Bern zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

Bayern. München, 14. September. (Allg. Ztg.) Der Prinz-⸗Regent begiebt sich mit dem Prinzen Ludwig morgen früh mittelst Extrazuges nach Neustadt a. D., um dem in der Nähe abzuhaltenden Manöver der 2. Division beizuwohnen. Der kommandirende General des I. Armee⸗ Corps, Prinz Leopold, hat sich heute bereits aus der Ober⸗ pfalz nach Neustadt a. D. begeben.

afgesetzbuchs S

Sachsen. Dresden, 14. September. (Dr. J.) Der König begab sich gestern früh 7 Uhr von Niedersedlitz aus in Begleitung des Kriegs⸗Ministers Grafen von Fabrice mittelst Sonderzuges nach Herrnhut, um dem Manöver der 1. Division Nr. 23 beizuwohnen. In Löbau bestieg der Prinz Georg den Zug, welcher, von den Manövern des Königlich preußischen VI. Armee⸗Corps kommend, Abends vorher dort eingetroffen und im „Wettiner Hof“ abgestiegen war. Von Herrnhut aus erfolgte die Fahrt in das Manöverterrain zu Wagen bis Niederrennersdorf, wo⸗ selbst der König zu Pferde stieg. Um 9 ¼ Uhr begann die Uebung unter Leitung des Divisions⸗Commandeurs General⸗ Lieutenants von Rudorff und endete gegen 11 ½ Uhr mit einem Angriff, den die kombinirte 45. Brigade unter General⸗ Major von Minckwitz und die kombinirte Kavallerie⸗ Brigade unter General⸗Major Hübel auf die von der kombinirten 46. Brigade unter General⸗Major Larraß

über

und vorläufige Erledigung fanden.

Mar⸗

5 ½ ((Weim. Ztg.) Kavallerie 1. S9 9

besetzten Höhen zwischen Niederrennersdorf und Bernstadt aus⸗ führten. Nach Schluß der Uebung begaben sich die Aller⸗ höchsten Herrschaften zu Wagen nach Station Nickrisch und um 12 Uhr 35 Min. mittelst Sonderzuges nach Görlitz. Der König setzte von dort die Reise nach Berlin fort, während der Prinz Georg nach mehrstündigem Aufenthalt sich nach Breslau begab.

Die Königin ist heute früh von Schloß Sibyllenort wieder hier eingetroffen.

Baden. Karlsruhe, 13. September. (Karlsr. Ztg.) Bei der Großherzoglichen Familie traf gestern Nachmittag auf der Mainau mit Extraboot von Schloß Friedrichshafen die Herzogin Wera von Württemberg zum Besuch ein und kehrte bald darauf wieder dahin zurück. Heute Abend verläßt der Großherzog Schloß Mainau und reist nach Straß⸗ burg, von wo Se. Königliche Hoheit den Manbvern der Divisionen des 15. Armee⸗Corps bis gegen Ende des Monats anwohnen wird. Bei der Großherzogin sind auf Schloß Mainau die Fürstin zu Leiningen mit der Prinzessin Alberta anwesend. Heute Abend trifft der Erbgroßherzog aus Freiburg auf Schloß Mainau ein und begiebt sich dann für einige Tage nach Schloß Hohenburg.

Der Landständische Ausschuß, welcher zufolge Allerhöchster Berufung unmittelbar nach dem Landtags⸗ schluß vom 18. Juli l. J. hier zusammengetreten war, hat in diesem Jahr seine Schlußsitzung, nach etwas längerer Unterbrechung der Arbeiten, am 12. September abgehalten. Dieser Schlußsitzung ist am 13. September der Zusammentritt mit der Großherzoglichen Regierungskom⸗ mission gefolgt, wobei die erstatteten Berichte ihre Erörterung Am Nachmittag ent⸗ sprachen die Mitglieder des Landständischen Ausschusses einer Einladung des Finanz⸗Ministers zum Diner, zu welchem auch die Mitglieder des Staats⸗Ministeriums und zahlreiche höhere Beamte des Finanzressorts erschienen waren.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 14. Scptember. Die Großherzogin ist gestern von Wien in

We Heinrichsau eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 14. September. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das Kaiserliche Patent vom 11. Sep⸗ tember 1888, betreffend die Einberufung des Land⸗ tages von Galizien und Lodomerien mit Krakau auf den 15. September.

In Belovar fand gestern ein Hofdiner statt, an welchem der Prinz von Wales, der Kronprinz Erzherzog Rudolf, die Erzherzöge, der Banus, die Minister Baron Orczy und Bedekovic und andere Notabilitäten theilnahmen.

15. September. (W. T. B.) Wie der „Polit. Corr.“ aus Rom telegraphirt wird, begegnet die rügende Auslassung des Kaisers gegenüber dem Bischof Stroßmayer in hohen kirchlichen Kreisen allge⸗ meiner, unumwundener Zustimmung; auch Persönlich⸗ keiten, die den kirchenpolitischen Ideen Stroßmayer's ein gewisses Wohlwollen entgegenbringen, geben zu, daß der⸗ selbe durch sein nach Kiew gerichtetes Telegramm als katholischer, zumal österreichisch⸗ungarischer Bischof eine beklagens⸗ werthe Taktlosigkeit beging und daß schon deshalb der Kaiser⸗ liche Tadel durchaus begründet war.

15. September. F 1 2 Schwarzenberg ist heute Morgen auf Schloß rauenberg gestorben.

Belovar, 14. September. (W. T. B.) Nach Beendi⸗ gung der Manöver reiste der Kaiser heute in Begleitung dHos MNr; 2 N ARüIISH des Prinzen von Wales nach Gödöllö ab.

Großbritannien und Irland. London, 14. September. (W. T. B.) Der Deputirte Willtam Redmond (Nationalist) ist in Wexford wegen Aufreizung der Pächter zum Widerstande gegen das Gesetz zu 3 Monaten Gefängniß verurtheilt worden.

Frankreich. Paris, 15. September. (W. T. B.) Der Präsident Carnot, begleitet von dem Minister⸗Präsidenten Floquet, dem Marine⸗Minister Krantz, dem Kriegs⸗ Minister de Freycinet und dem General Billot, hielt gestern Vormittag in Rouen eine Revue über die Truppen des 3. Armee⸗Corps ab, womit die großen Manöver des⸗ selben ihr Ende erreicht haben. Nach der Revue begaben sich die Militärbevollmächtigten der auswärtigen Mächte zu Carnot, um denselben zu begrüßen.

Gestern Abend fand in Elbeuf ein Festmahl zu Ehren des Präsidenten Carnot statt. Letzterer erwiderte auf die Ansprache des Maire mit einer Rede, in welcher er der ihm von der Bevölkerung der Normandie zu Theil gewordenen enthusiastischen Aufnahme gedachte und, anknüpfend an die stattgehabte Besichtigung, die Marine und die Armee rühmte, die das Vertrauen des Landes verdienten und sich auf der Höhe ihrer Aufgabe befänden. Schließlich erwähnte der Prä⸗ sident die im nächsten Jahre in Paris stattfindende Ausstellung, für welche Alles zu der bestimmten Zeit bereit sein und bei welcher Frankreich seinen Gästen einen ihrer würdigen Empfang bereiten werde.

Italien. Turin, 15. September. (W. T. B.) Auf einem zu Ehren des Marine⸗Ministers Brin ver⸗ anstalteten Banket hielt derselbe eine Rede, in welcher er bemerkte: die italienische Flotte sei zum größten Theil rekonstruirt; sie repräsentire einen Werth von 360 Millionen Lire und zähle 102 Schiffe und 108 Torpedoboote. Die Erörterungen der italienischen und der ausländischen Presse über dieselbe bewiesen, daß sie ein Faktor sei, welchen man nicht mehr vernachlässigen könne, sondern vielmehr stark in Rechnung ziehen müsse, wenn es sich darum handele, das gegenwärtige europäische Gleichgewicht zu sichern. Ferner wies der Redner diejenigen, welche ausgedehnte Rüstungen Jtaliens wünschten, darauf hin, daß Italien beab⸗ sichtige, ausgiebig für die eigene Vertheidigung vorzusorgen, aber nicht eine aggressive Politik zu befolgen. Zum Schluß beglückwünschte der Minister Italien dazu, daß dasselbe be⸗ reits im Stande sei, selbst das gesammte zum Schiffsbau nothwendige Material zu liefern, einschließlich der Panzer und Maschinen für die Panzerschiffe „Umberto“, „Sizilia“ und „Sardegna“, welche binnen kurzer Zeit vom Stapel gelassen werden sollen. Die Rede wurde beifällig aufgenommen.

Rumänien. Bukarest, 15. September. (W. T. B.) Senat und Kammer sind zu einer außerordentlichen Sitzung zum 20. d. M. einberufen worden und werden

Der Fürst Johann

an demselben Tage aufgelöst werden. Die W ahlkollegien für die Kammer werden auf den 12. Oktober und die für den Senat auf den 16. dess. Monats berufen werden.

Bulgarien. Sofia, 13. September. (Wien. Abdp.) Gestern wurden die Manöver bei Ichtiman beendet. Prinz Ferdinand ist von Sarambey heute früh wieder hierher zurückgekehrt; derselbe war von den rumeliotischen Truppen bis dorthin begleitet worden. SGesstern überfiel eine aus sechs Räubern bestehende Bande die nach Rustschuk gehende Post zwischen Arabo⸗Konak und Orhanje. Der die Post begleitende Gendarm wurde getödtet. Während des Kampfes konnte der zweite Wagen welcher Packete im Werthe von 50 000 Francs enthielt, um⸗ kehren und nach Taschkessen zurückkehren. Die Werthpackete und Briefe wurden somit gerettet. Die Unterprafekten der 1“] Distrikte entsendeten Gendarmen zur Verfolgung

er Bande.

Asien. Afghanistan. Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus Simla, vom 14. September, berichtet wird meldete der Emir Abdurrahman dorthin: seine Truppen hätten die von Ishak⸗Khan besetzte Festung Kamard⸗ Khinjahn erobert und viele Gefangene gemacht; unter den Letzteren befinden sich der Schwiegervater Ishak⸗Khans.

Afrika. Egypten. Aus Suakim, vom 12. September, wird gemeldet: Heute Morgen näherten sich 50 Reiter von Osman⸗ Ka allerie, unterstützt durch Infanterie, bis auf en Außenforts, um Vieh zu erbeuten. 5 eingeboren wurden getödtet. Die Forts eröffneten ihr Feuer gegen den Feind welcher 5 Tedte und viele Verwundete hatte. Seit Wochen hatte ich Osman Digma ruhig verhalten. Marokko. Aus Tanger wird der „Times“ unterm . d. geschrieben: „Kier ist die Nachricht eingegangen, daß der Sultan sich durch ie aufrührerischen Stämme, welche ihn umgaben, erfolgreich durchgeschlagen hat. Auf welche Weise ihm dies gelungen weiß man bis jetzt nicht; aber hier kerrscht die Meinung daß er die Berberstämme angegriffen und überrumpelt Eine amtliche Meldung von diesem Siege wurde hier großen Ehrenbezeugungen aufgenommen. Früh Morgens erkündeten Trompeter durch schallende Fanfaren den Eingang des Schrift⸗ tücks, und gegen Mittag ritt der Pascha mit einem zahlreichen Gefolge nach der Hauptmoschee, wo der Brief des Sultans verlesen wurde. Hierauf wurden 21 Salutschüsse abgefeuert und Sr. Majestät Schiff Hassanieh“ prangte im schönsten Flaggenschmack. Bald darauf bot die anze Stadt ein ungewöhnlich feiertäͤgliches Aussehen; jeder Laden der Eingeborenen sowie einige europäische Läden hatten Flaggen und bunte Teppiche ausgehängt, während die Bevölkerung den Tag zu einem allgemeinen Feiertage machte. Sultan befindet sich jetzt in Meguinez, wo er die Köpfe der Erschlagenen zur Schau zu stellen ich und wohin auch die 300 Gefangenen geschafft sollen. Der Sultan wird in Kurzem die Reise Tanger antreten, aber vor Ablauf von 142 kann er ni aufbrechen, da die mohamedanische d Heirathen und Reisen während dieser Zeit verbietet. Dur meldeten Sieg wird der Besuch des Sultans in Tanger zur Gewiß! und bleibt nicht länger ein zweifelhaftes Gerücht, wie dies seit den le 3 Monaten der Fall war. Wäͤhrend seines Aufenthalts wichtige politische Angelegenheiten erörtert werden, und wa dürften auch einige Differenzen geregelt werden, die gegenwärtig den europäischen Gesandten und dem Hofe bestehen. Wahrs wird der im März stattgehabte Angriff auf Kap Ir Depot der nordwestlichen afrikanischen Gesellschaft, einen wichtigen Gegenstand in der Unterredung zwischen dem britischen Gesandten und dem Sultan bilden. Zu einem großartigen Empfang des Letzteren

werden umfassende Vorbereitungen getroffen.“

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1 P *

Zeitungsstimmen.

er „Gaulois“ veröffentlicht, wie wir der

n-Zeitung“ entnehmen, zisten Cornély über Kaiser Wilhelm II., in welchem

Nun,ü ich will gestehen, daß ich nichts Schöneres gelefen die Auszüge aus den testamentarischen Aufzeichnungen Wilhelm's die kürzlich veröffentlicht wurden, und daß das Schauspiel dieses alten wackeren Mannes, der den mit unserem Blute gefärbten Degen in einen Winkel stellt, um sich von Angesicht zu Angesicht mit Gott zu besprechen, ganz einfach ein erhabenes Schauspiel ist. 8 gestehen, daß der Brief, mit dem sein Enkel, der jetzige . Wilbelm II. auf die Entlassung des Feldmarschalls von Moltke wortete, eines der schönsten und großartigsten Dokurente ist, di einem Menschengehirn entspressen. Der Mann, d Brief geschrieben hat, ist kein gewöhnlicher Souv machen wird, weiß ich nicht. Ich fühle aber, daß ihn ols eine Art von unverständigem Brausekopf hin bereit ist, die Welt in Brand zu stecken, um seinen Helm zu beleuchten, sich und uns täuschen. Wenn man solche Getühle hegt, fühlt man sich vor Gott verantwortlich für die Geschicke der Menschheit, über die Gott selbst ihm Einfluß verliehen hat. Nichts, glauben Sie mir, macht einen Menschen weise und gerecht, wie der stän daß Gott ihn sieht und richtet jeder Zeit. Diesen Ge nun Wilhelm II. Er besitzt ihn, da er ihn ausdrückt un in einer Stellung befindet, wo man nicht zu heucheln braue 8 für uns armes, von Gottlosen geleitetes Volk erschreckend ist, das ist daß um uns herum alle Souveräne, zur gegenwärt igen Stunde di gleiche Idee fühlen und ausdrücken: die Gottesidee. Diese Idee, das ist der Stützpunkt, den Archimedes für 2

er erän Was er iejenigen, welche stellen, der ganz

seinen Hebel ver⸗ langte, um die Welt aus den Angeln zu haben. Mit ihr erhebt man eine Nation. Und weil unsecre Regierungen diesen göttlichen Stütz⸗ punkt verloren haben, winden sie sich ohnmächtig inmitten einer er⸗ schöpften Nation. Wenn ich daher Späße über den Kaiser Wilhelm, dumme Geschichten über sein Thun und Lassen lese, habe ich alle Mühe, nicht in den Ruf auszubrechen: „Wie schade, daß wir nicht einen solchen haben. Wie schade, daß Deutschland ihn uns nicht auf hüg⸗ Jahre leihen kann, damit er auch bei uns wirken und schaffen önnte!

Zu dem Empfange des Erzherzogs Albrecht von Oesterreich in Berlin sagt das Wiener „Fremdenblatt“:

Diese Begrüßung ist um so berzlicher, als es bekanntermaßen seit Jahren eine Lieblingsgewohnheit politischer Zeichendeuter gewesen war, dem Erlauchten Erzherzog bestimmte politische Sympathien und Antipathien zuzumuthen und ihn svpeziell in einen gewissen Gegensatz zum neuen Deutschen Reich zu stellen. Diese mit mehr oder minder schlechtem Geschmack und allezeit gleichem Takt⸗ mangel vorgebrachten Andeutungen verlieren unter dem Eindruck der Berliner Reise des Erzherzogs auch ihren letzten Halt. Die Reise des Erzherzogs zeigt deutlich genug, daß es für den General⸗ Inspektor des österreichisch⸗ungarischen Heeres nur eine einzige Politik giebt, das ist der österreichisch⸗ungarische Patriotismus. Und gerade die Thatsache, daß der ruhmgekrönte Führer unserer Armee, der erlauchte Oheim unseres erhabenen Monarchen, an den großen Manövern der deutschen Truppen vor dem jugendlichen Herrscher des Deutschen Reichs theilnimmt, ist ein neues, unverkennbares Zeichen jener innigen Verbindung der beiden Reiche, welche der österreichische Patriot mit Freuden begrüßt. Die Anwesenheit des österreichischen Feldherrn bei den preußischen Manövern bekundet deutlicher als irgend etwas und den großen

dauernden Umschwung der Verhältnisse, der sich in den letzten zwei Jahrzehnten vollzogen; die Herzlichkeit und Festigkeit des Friedens⸗ bundes, zu welchem sich die beiden großen mitteleuropäischen Reiche vereint haben zum Heile ihrer Völker und unseres Welttheils.

Die „Deutsche Heeres⸗Zeitung“ sagt über das

neue Exerzier⸗Reglement für die Infanterie: Alles, was sich an Formen geändert hat, besteht nur in Verein⸗ fachungen: Wegfall des Griffs Gewehr auf, des dritten Gliedes und der durch dasselbe bedingten Formationswechsel, des Schließens und mancher anderen Dinge. Der Reservist findet die ihm bekannte Compagniecolonne als sein Vaterhaus unverändert vor, und in dieser allein auf Befehl seines Compagnieführers wird er, ohne von Neuerungen etwas zu ahnen, einen ganzen Feldzug durchmachen.

Nicht in den Formen jedoch liegt der hohe Werth des neuen Reglements, sondern in dem Geist, den es von der ersten bis zur letzten Seite athmet. Dieser Geist aber ist in die vier Worte zusammen⸗ zufassen: Ausbildung für den Krieg. Mit diesem Begriffe beginnt und schließt das Buch: „Das Exerzieren bezweckt Schulung und Vorbereitung der Führer und Mannschaften für den Krieg“ lautet der erste Satz, und „die Ausbildung der Infanterie ist nach richtigen Gesichts⸗ punkten erfolgt, wenn sie das kann, was der Krieg erfordert, und wenn sie auf dem Gefechtsfelde nichts von dem wieder abzustreifen hat, was sie auf dem Exerzierplatz erlernte“ heißt der Schlußsatz des Reglements. Das sind Worte, die zum Herzen jedes Soldaten ver⸗ ständlich sprechen, und die über dem Kasernentk dem Ein⸗ gange zum Exerzierplatze in goldenen Lettern gen sollten.

9 22 ◻ρ— Nr. 38. In⸗ 2% aI4 2 Lehranstalt zu

2 Befähigung für

Ende August 8

em Reichs⸗

b er Bauverwaltung. Inhalt: Amtliches: Nachrichten. Nichtamt Feierschmuck er Trauerstr r den Linden“ am 16. März Fortsetzung). Das Verf „Reinigung in Ruhe“ f Stadrjauchen (Schluß). geförmige Ladebühnen vor Güterschuxrpen. Noch⸗ mals der Einsturz der Wesermühle in Hameln. Vermischtes: Kohblenstoffgehalt des Flußeisens. Nivellirlatte für die Reise. in Frankreich. Nr. 23. Inhalt:

e Eisenbahnunfall bei Velars Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. fentlichen vom 2. September Schutzstreifen an den Eisenbahnen von

es Ministers der öffentlichen Arbeiten: Freistellung . September 1888, betr. Verrechnung der

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„St.⸗A. f. W.“ aus Friedrichshafen meldet,

ig von Württemberg während des letzten Winteraufenthalts in Florenz von dem dort lebenden Bildhauer Kurz, einem Sohn des bekannten Dichters und Schrift⸗ stellers Hermann Kurz aus Töübingen, sein Relief⸗ Porträt in Marmor ausführen. Die Arbeit hatte sich der vollen Anerkennung des Königs zu erfreuen, welcher sich in Folge der ge⸗ lungenen Ausführung bewogen fand, im Laufe dieses Sommers durch den nach Friedrichshafen berufenen Künstler auch seine Porträtbüste anfertigen zu Dieselbe ist jetzt im Modell vollendet und vorzüglich gelungen und wird nun⸗ mehr in Florenz von Kurz in Marmor ausgeführt werden. Wie der „St.⸗A. f. W.“ vernimmt, ist die Büste zur Aufstellung in einer öffentlichen Anstalt bestimmt, wäh⸗ rend das Relief⸗Porträt die Königin zu ihrem Geburtsfest vom König als Geschenk erhalten hat.

„Meisterholz aus vier Jahrhunderten Herausgegeben von Geo und Richard Muther. Ca. 200 Blätter, hoch 4⁰, auf Büttenpapier. 10 Lieferungen zum Preise je 3,50 München und Leipzig, G. Hirth's Kunstverlag. bekannte Kunsthistoriker Prof. Wil⸗ helm von Lübke hat ü ie vorstehende Publikation folgendes Urtheil abgegeben: Bedeutung des alten Holzschnittes erwägt und sich daß in ihm eine außerordent⸗ liche Fülle originaler Schöpferkraft enthalten ist, und daß sein n den ersten Anfängen eine ganze Kunstgeschichte

1“ ließ der König

seine Entwickelung jener großten Epochen der modernen Kunst spiegelt, der wird den Werth einer solchen Veröffentlichung zu schätzen wissen. Die Herausgeber t darauf aus, alles Wichtige in erschöpfender Weise vorzu⸗ „und sie werden namentlich die allgemein bekannten und überal zugänglichen Werke aus dem Spiele lassen. Dagegen ist ihre Absicht darauf gerichtet, Seltenes und Erlesenes, das weniger bekannt nd zugänglich ist, aus der Verborgenheit ans Licht zu ziehen und den en der Kunst in geordneter Reihenfolge darzubieten.“ Auch h zweite Lieferung giebt von diesem Be⸗ streben gniß. finden darin zunächst eine ehrwürdige In⸗ cunabel aus die beiden Johannes mit Sebastian und Antonius darstellend, sowie ein figurenreiches Blatt frühfranzösi⸗ scher Kunst aus Antoine Vérard's „Mer des Histoires“ (Lyon 1486). Dann folgen zwei Blätter von Hans Schäufelein, welche die Holz⸗ schnitt⸗Technik schon in hoher Vervollkommnung zeigen: „Petrus im Gefängniß; und Kreuztragung“, sowie ein kleiner meisterhafter Holzstich von Wolfgang Huber: „Christus am Kreuze“. Der sich dann anreihende Helldunkel⸗Abdruck von Lucas Cranach (mit der Jabreszahl 1506) „Venus und Amor“”“ in einer Landschaft darstellend, gehört zu den besten und charakteristischsten Arbeiten dieses Meisters. Zum Vergleich ist noch der Abdruck von einer Platte hinzugefügt, welcher einzelne Aenderungen zeigt. Sehr selten ist der nächste Holzschnitt von Hans Baldung Grün: „Die heilige Anna selbdritt“ in anmuthiger Gruppirung, noch lieblicher die von Engeln umspielte Madonna mit dem Kinde, unter einem Baume sitzend und in einem Buche lesend, während der große getönte Holz⸗ schnitt desselben Meisters: Drei Hexen, sich zum Sabbath vorbereitend, den düstersten Gegensatz dazu bildet. Auch von Hans Burgkmair finden wir eins seiner schönsten Blätter und zugleich Unicum: die Heiligen Petrus und Paulus in einer reichen Renaissance⸗Arcade, unten das Schweißtuch der heiligen Veronica. Der früheren Zeit des Meisters gehört der hier zum ersten Mal publizirte Holzschnitt an, welcher die anmuthige Legende der „St. Kümmernuß“ (von dem armen Geiger, dem die Heilige in Lucca ihren goldenen Schuh schenkte) wörtlich und bildlich darstellt. Weiter folgen: ein schöner Holzschnitt nach Lucas van Leyden’s „Sündenfall“; die Schiffspredigt Christi, von Jan Swart van Groningen; eine große Gebirgslandschaft mit Vieh und Menschen, von Niccolo Boldrini nach Tizian, und die Sündfluth, nach Tizian oder wahrscheinlicher nach Pontormo. Sehr interessant ist ein far⸗ biges Clairobscur von drei Platten mit einer kleinen Landschaft nach Heinrich Goltzius. Von Christoph van Sichem (1580) sehen wir das Porträt eines Edelmanns. Eine Hauptzierde der Lieferung bilden zwei Blätter von Rubens, geschnitten von Christoph Jegher, und zwar die anmuthige Komposition der „Ruhe auf der Flucht“ mit reizender Engelgruppe, und der „trunkene, von zwei Satyrn ge⸗ führte Silen“. Den Schluß macht ein sehr seltenes Blatt von Jan

Livens, einem Nachahmer Rembrandt's (1607 1663): das Bildnt

eines venezianischen Nobile in einer eigenthümlich scharfen Strich⸗

Manier, gehalten, wie sie die Rembrandt'schen Radirungen zeizen.

Nach den bücherlichen Ausweisen der Genossenschaft der bil⸗ denden Künstler Wiens wurden auf der Wiener Jubiläums⸗ Kunstausstellung 1888 um 6000 Fr., 31 500 und 168 026 Fl., zusammen um den Betrag von 316 500 Kunstwerke verkauft.

Im Verlage von Franz Vahlen hierselbst (W. Mohren⸗

straße 13/14) erschien soeben der Schluß der 4. und 5. Abtheilung

der „Erläuternden Anmerkungen zu den Vorschriften des Entwurfes eines bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich“, von Dr. Paul Alexander⸗Katz, Landgericht Berlin I (Preis 3 ℳ). „Familienrecht“ und „Erbrecht“.

Die Berliner Zeitschrift „Der Bär“, welche sich seit ihrer Begründung im Jahre 1875 ein wesentliches Verdienst um die För⸗ derung und Verallgemeinerung der Berliner und namentlich auch der märkischen Geschichtsforschung erworben hat, wird vom 1. Oktober d. J. an aus dem Verlage der Gebr. Paetel in den der Verlagsbuch⸗ handlung H. Schon, hier (W., Magdeburgerstr. 31) übergehen. Die Herausgabe dieser „Vaterländischen Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Mark“ erfreut sich der Unterstützung der Herren Dr. R. Béringuier, Theodor Fontane, Stadtrath E. Friedel, Gymnasialdirektor Dr. Schwartz und Pastor Oskar Schwebel, so daß dem bewährten, varterländische Gesinnung und die Liebe zur Heimath pflegenden Blatte ein sich stets erweiternder Leserkreis nicht fehlen

bearbeitet und mit einer Einleitung versehen „Rechtsanwalt am Königlichen Das Heft enthält den II. Band,

Händen des Hrn. Alfred Weile, des Mitbegründers und ersten

Verlegers des Blattes, welcher mit dem Hause H. Schon als Mit⸗

arbeiter und Theilhaber verbunden ist. Die „Musikalische

wird. Die geschäftliche Leitung der Zeitschrift ruht in den bewährten de

(Verlag von Carl P. J. Tonger, Köln) bringt eben ersch Fnhalt: „Einführung in die „* in Erzählungen und be den Unterhaltungen. Von Ernst ué6. seine Brüder. Ein musikalisches Drama in drei Akten. Von Méhul. ‚Die Huldigung der Vögelein.“ Ein Sommermärchen. Erzählt von Tante Monika. „Sommer⸗ Seine Kindheit und Jugend. Von August Lesimple. (Mit Porträt.) Der blinde Eeiger.’ Von J. B. „Die zwei Musikanten.“ Von Ludwig Göhring. Briefkasten. Räthsel. Anzeigen. Musikbeilage: Otto Fischer, „Frischer Muth.“ R. Kügele, Polonaise, füͤr Klavier zu vier Händen. August Wiltt rger, Die stummen Goldvöglein,“ Lied für zwei Singstimmen und Klavier. Nr. 51 der Wochenschrift „Von Haus zu Haus“ (Adolf Mahn’s Verlag, Leipzig) bringt Fortsetzung und Schluß der glaube, Fremdenzimmer, Herstellung eines Toilettenk 8 8 Teppichknüpferei, Handarbeiten für Kinder, Aus der Fischkü für Magenkranke, Reis als Nahrungsmittel, dann eine g

thsel und Briefkasten.

Das Antiquarische B Wigand in Leipzig versandte welche ausschließlich Schriften über Musi und zwar Geschichte der Musik, theoretis Musik, Opern und Oratorien.

D: Die le

von Kirchhoff u. 4 ihrer Kataloge, enschaft verzeichnet,

ältere praktische

September. Amtliche Preisfeststellung für Bu und Schmalz. Butter. Hof⸗ und Genossen⸗ schaftsbutter Ia 103 108 ℳ, IIa, 98 102 ℳ, IIIa. ℳ, do. abfallende 85 —- 95 ℳ, L Preußische 85 95 Netzbrücher nische 72 78 ℳ, Bavpe. ische ℳ, Schlesische 80 90 ℳ, Margarine 45 70 ℳ% Käse: Schweizer, „Baverischer 60 —70 ℳ, do. Ost⸗ und West⸗

IIa. 5

Emmenthaler 85 90. r

preußischer Ia. 60 70 ℳ, do. 80 90 ℳ, Limburger 32 38 ℳ, Quadratmagerkäse 15 22 Schmalz, Prima Western 17 % Ta. 59,00 ℳ, Berlinen 2 schmalz 64,00 65,00 Fett, in Amerika raffinirtes 53,00 ℳ, i Deutschland raffinirtes: a. Hamburger 59 —61 ℳ, b. Berliner 61,00 ver 50 kz. Tendenz: Butter. Da die Ankünfte von überwiegend fehlerhafter Qualität sind, so hat für wirklich rein⸗ Paare eine Preisbesserung Platz gegriffen. Schmalz. t fester Tendenz erhielt sich lebhafte Nachfrage. om oberschlesischen Eisen, und Metallmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Die starken Regengüsse der verflossenen Berichtsperiode waren dem Betrieb der in Angriff genommenen Thon⸗ eisensteingruben nicht förderlich und machten vielfach das Entfernen er eingedrungenen Wassermassen nöthig. Dagegen ergänzten die älteren nnungsstätten des Reviers den Schmelzbedarf durch eine lebhafte u den Hütten. In der Roheisenerzeugung der im Betrieb Kokshohöfen bleibt eine dem Absatz entsprechende sc Qualitätsmarken, deren Vorhandensein aus eichendem geeigmntem Schmelzmaterial dem Bedarf zu genügen vermag und auf dessen Darstellung das rke sich vorzugsweise richtet, fand flotten Absatz. Holzkohlen⸗Roheisen wußten die darauf eingerichteten H die in Bruschek, thunlichst zu entsprechen. In der Veränderungen nicht eingetreten. Die und Appreturwerkstätten vermögen immer noch ersonal zu beschäftigen. Auch das Arbeitsmaß der . Seines befriedigenden Betriebes nicht zurück⸗ Puddelroheisen nahm seinen ruhigen Ver⸗ sich mitunter r als unzulänglich. Die Erledigung der auf Grob⸗ und Fertigeisen vorliegenden Aufträge ließ eigentliche Läger vermeiden; Qualitats⸗ und Profileisen beschränkten sich nicht nu auf den Inlandsmarkt, sondern hatten auch belebten Vertrieb dem Auslande aufzuweisen. Der günstige Wasserstand kam den VW ladungen sehr zu Statten. Das Geschäft in Blechen nahm zu erhöhte Preisen seinen guten Fortgang. Im Hüttenbezirk galt gewöhnliches Stabeisen 14 14 25 ℳ, je nach Qualität mehr, Proflleisen 15,5 bis 16,50 ℳ, Eisenbleche 16,50 17,50 und darüber. Auf dem Metallmarkt hält ein reger Verkehr an. Den Zinkhütten wurden ansehnliche Posten durch überseeische Verladungen und den Inland⸗ bedarf entzogen Die Preistendenz war anziehend. Beste W.⸗H. Marke bedang bis 37,20, andere gute Marken bis 36,20 ℳ, wobe nähere Termine etwas höhere Preise als entferntere erzielten.

Zuckerbericht der Magdeburger Börse, den 14. Sep tember, Mittags. Rohzucker. Im Laufe dieser Woche haben einig Fabriken den Betrieb cröffnet, doch kam bis heute neue effektiv Waare nicht an den Markt. Preisnotizen können daher noch immer nicht aufgestellt werden. Auf Lieferung für nächste Monate wurden ca. 85 000 Ctr. gehandelt. Raffinirte Zucker. Der Artikel hatte auch in dieser Woche einen ruhigen Markt und blieben die Umsätze in effektiver Waare zu den verzeichneten Preisen nur unbedeutend. Ab Stationen: Granulatedzucker, inkl. —,— ℳ, Krrvstallzucker, I., über 98 % —,— ℳ, do. II., über 98 % —,— ℳ, Kornzucker, exkl., 92 Gd. Rendem. —,— do. excl. 88 Gd. Rendem. —,— ℳ, Nachprodukte, excl. 75 Gd. Rendem. —,— fur 50 kg. Bei Posten aus erster Hand: Raffinade, ffein, ohne Faß 29,25 ℳ, do. fein, ohne Faß 29,00 ℳ, Melis, ffein, ohne Faß 28,75 ℳ, Würfelzucker, I., mit Kiste —,— ℳ, do. II., mit Kiste 30,00 ℳ, Gem. Raffinade, I., mit Sack —,— ℳ, do. II., mit Sack 28,25 ℳ, Gemahlene Melis, I., mit Sack 27,25 ℳ, do. II. mit Sack —,— ℳ, Farin mit Sack —,— für 50 kg. Melasse: bessere Sorte, zur Entzuckerung geeignet, 42 43 Grad Be. (alte Grade) ohne Tonne 2,80 3,25 ℳ, 80— 82 Brix, ohne Tonne 2,80 3,25 ℳ, geringere Sorte, nur u Brennzwecken passend, 42 43 Grad Bé. (alte Grade) ohne Tonne 2,20 2,60 % Unsere Melasse⸗Notirungen verstehen sich auf alte Grade ([42 Gr. = 1,4118 spec. Gewicht). Die Aeltesten der Kauf⸗ mannschaft. M Die Kraft⸗ und Arbeitsmaschinen⸗Ausstellung München macht ihre Anziehungskraft von Tag zu Tag mehr geltend. Die Zurückhaltung, welche sich im großen Publikum gegen technische Ausstellungen in der Regel zeigt, ist gewichen und aus allen Schichten der Gesellschaft, von den vielen Interessenten gar nicht zu reden, wird die Ausstellung lebhaft besucht und, was am Erfreulichsten ist, recht

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