1888 / 238 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Oct 1888 18:00:01 GMT) scan diff

2* I“ Hiernach erfolgte um 1 Uhr der Schluß des Gefechts sodann der Abmarsch der Truppen in die Bivouaks. Das Wetter war sehr schön und nicht zu heiß, die Haltung der Truppen vorzüglich. Um 3 Uhr kehrte Se. Majestät der Kaiser zu Pferde nach Müncheberg zurück, nachdem Allerhöchstderselbe noch das gefechtsmäßige Abbrechen des Manövers, die Auf⸗ stellung von Vorposten u. s. w. inspizirt hatte. Die anderen Fürstlichkeiten waren schon früher zu Wagen nach dem Bahnhof und von dort nach Berlin zuruͤckgekehrt. 8

Müncheberg, 17. September, Abends. Se. Majestät der Kaiser ließ Sich heute Abend im Rathhause durch den Landrath von Steinau⸗Steinrück den Magistrat und die Stadtverordneten, welche der Bürgermeister Wetzel zusammen⸗ berufen hatte, vorstellen und dankte denselben für den schönen, Ihm bereiteten Empfang mit der Bitte, daß davon der Bürgerschaft Kenntniß gegeben werde. Hierauf besichtigte Se. Majestät, unter Führung des Amtsgerichts⸗ Raths Kuchenbuch und des Stadtverordneten⸗Vorstehers Ahrends, das städtische Museum und unternahm sodann eine Fahrt durch die festlich beleuchtete Stadt. Se. Majestät wurde hierbei von der alle Straßen füllenden dichten Menschenmenge mit ununterbrochenen Jubelrufen begrüßt.

Müncheberg, 18. September, früh. Se. Majestät der Kaiser hat Sich heute früh um 6 Uhr mit glänzendem Gefolge zu Pferde in das Manövergebiet begeben.

Zu dem heutigen Manöver lautet die Spezial⸗ Idee für das West⸗Corps (III. Armee⸗Corps):

Das Gefecht am 17. September südlich Heinersdorf ist unent⸗ schieden geblieben. Das West⸗Corps hat in der Höbe von Fritzfelde rittlings der Chaussee Müncheberg— Heinersdorf Vorposten aufgestellt. Feindliche Vorposten sind in der Linie Heinersdorfer See Chaussee Heinersdorf Steinhöfel sichtbar. Südlich Marxdorf ist am Schluß des Gefechts stärkere Infanterie gesehen worden. 8

Se. Majestät der Kaiser und König, Allerhöchst⸗ welcher noch gestern Nachmittag den Befehl über das West⸗ Corps persönlich übernommen hatte, erließ gestern Abend 6 Uhr aus dem Hauptquartier Müncheberg folgenden Corps⸗ befehl: 2321 e⸗

Der Feind steht nach dem Gefe in der Linie Marxdorf Heinersdorfer See auf f Das

III Corps wird dem Vormarsch des Fein Stellung bei Dahmsdorf entgegentreten. Die 5. Inf ivision mit der Corps⸗Artillerie bricht morgen 5 ½ Uhr ihrem Bivouak auf und besetzt mit einer Infanterie⸗Brig Defilé zwischen dem großen und kleinen Schlagentin⸗ mit der anderen Dahmsdorf. Die Stellung ist fortifikatorisch zu verstärken. Die Corps⸗Artillerie wird zu Meiner Verfügung verdeckt nördlich des Bahnhofes Dahmsdorf⸗Müncheberg aufgestellt. Das Eisenbahn⸗Regi⸗ ment geht auf die Maus⸗Brücke zurück und vertheidigt den Abschnitt der Gumnitz. Die 6. Infanterie⸗Division bricht mit der 11. In⸗ farterie⸗Brigade morgen 5 Uhr früh aus ihrem Bivouak auf und stellt sich zwischen Dahmsdorf und Kirchen⸗See zu Meiner Verfügung auf. Die 12. Infanterie⸗Brigade vertheidigt bei feindlichem Vormarsch in leichtem Gefecht Elisenhof und den Schöne⸗Berg, demnächst Müncheberg. Vor stärkeren feind⸗ lichen Kräften weicht die Brigade über Koss. Kulisch, nördlich Dahmsdorf, zur Vereinigung mit der 11. Infanterie⸗Brigade aus. Das rechte Seiten⸗Detachement (Major von Schierstädt, Füsilier⸗ Bataillon Regiments Nr. 24, 2. Escadron Ulanen⸗Regiments Nr. 11) geht von Müncheberg auf Neu⸗Bodengrün zurück, schrittweise weichend. Ich erwarte moöglichst zaablreiche und frühzeitige Meldungen über etwaige Umfassung Meines rechten Flügels. Die Kavallerie⸗Division überschreitet morgen 7 Uhr Vor⸗ mittags ihre Vorposten zur Erkundung des feindlichen Anmarsches und begleitet dann den Rückmarsch der 12. Infanterie⸗Brigade in der linken Flanke, an der Eisenbahn aufgenommen durch Fuͤsilier⸗Bataillon Regiments Nr. 48. Ich begebe Mich zunächst auf den Schöne Berg, später nach Dahmsdorf.

Wilhelm.

Die Spezial⸗Idee für das Ost⸗Corps (Garde⸗ Corps) lautet:

Das Gefecht am 17. südlich Heinersdorf ist unentschieden geblieben. Das Ost⸗Corps hat in der Linie Heinersdorfer See Chaussee Heinersdorf— Steinhöfel Halt gemacht, dieselbe mit Vor⸗ posten besetzt haltend, Feindliche Vorposten in der Höhe von Fritz⸗ felde rittlings der Chaussee Müncheberg Heinersdorf sichtbar.

Der kommandirende General des Garde⸗Corps, von Pape, hat folgenden Corpsbefehl aus Heinersdorf erlassen:

Feindliche Vorposten stehen bei Fritzfelde, rittlings der Straße Müncheberg— Heinersdorf. Das Corps wird morgen gegen den linken feindlichen Flügel vorgehen. Die Garde⸗Kavallerie⸗Division, verstärkt durch 4 Escadrons des Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiments und 3Escadrons des 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiments, geht um das Nordende des Krummen⸗Sees in der Richtung über Jahnsfelde gegen Müncheberg vor. Sie über⸗ schreitet um 7 Uhr früh die Vorpostenlinie der 1. Garde⸗Infanterie⸗ Division. Die 1. si mit der ihr unter⸗

ee.

Garde⸗Infanterie⸗Division stellten Corps⸗Artillerie folgt der Garde⸗Kavallerie⸗Division. Ein Infanterie⸗Regiment, das Garde⸗Jäger⸗Bataillon, das Lehr⸗Infan⸗ terie⸗Bataillon und die Unteroffizierschule Potsdam marschiren am Ende der Marschkolonne unter einheitlichem Befehl zu meiner Verfügung. Die 2. Garde⸗Infanterie⸗Division marschirt durch die Behlendorfer Haide. Ihre Téten überschreiten um 7 ½ Uhr früh den Weg Heinersdorf— Marxdorf. Die Dioision läßt die äußersten Vor⸗ posten stehen und sichert die linke Flanke des Corps durch ein zunächst bei Heinersdorf verbleibendes Detachement aller Waffen. Ich befinde mich morgen 6 ½ Uhr früh zunächst auf dem Steinberge und reite dann mit der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division. von Pape.

Das „Marine-⸗Verordnungs⸗Blatt“ veroöffentlicht Folgendes:

Ich ermächtige Sie, vom 1. Oktober cr. an bei den Stationen Kiel und Wilhelmshaven je eine weitere Reserve⸗Division, bestehend aus dem betreffenden Wachtschiffe mit zugehörigem Schmesterschiffe und je einem Aviso, zu formiren.

Potsdam, den 6. September 1888.

An den Chef der Admiralität. In Ausführung vorstehender Allerhöchster Ordre bestimme ich

folgende Zusammensetzung und Bezeichnung der Reserve⸗Divisionen: A. Ostseestation. 1) I. Reserve⸗Division der Ostsee: S. M. Panzerschiff „Kaiser“ als Stammschiff, S. M. Panzerschiff „Deutsch⸗ land“, S. M. Aviso „Grille“. 2) II. Reserve⸗Division der Ostsee: S. M. Panzerschiff „Bavern“ als Stammschiff, S. M. Panzerschiff „Sachsen“, S. M. Panzerschiff „Württemberg“, S. M. Parzerschiff „Baden“, S M. Aviso „Zieten“. 3) I. Torpedoboots⸗Resferve⸗Divi⸗

sion: Ein D Boot, 8 S Boote.

B. Nordseestation. 1) I. Reserve⸗Division der Nordsee: S. M. Panzerschiff „Friedrich der Große“ als Stammschiff, S. M. Panzerschiff „Preußen“, S. M. Aviso „Wacht“. 2) II. Re⸗ serrve⸗Division der Nordsee: es, decehn Stammschiff Panzerfahrzeug „Mücke“. 3) II. Torpedoboots⸗Reserve⸗

Division: Ein D Boot, 8 §8 Boote. Berlin, den 13. September 1888. Der Chef der Admiralität.

Allerhöchst zur Stellvertretung kommandirt.

Graf von Mon

und

Auf den Mir gehaltenen Vortrag bestimme Ich, daß an Stelle des ersten Adjutanten der Marinestations⸗Kommandos ein Kapitän zur See als Chef des Stabes mit den allgemeinen Befugnissen des Chefs des Stabes eines Generalkommandos zu treten hat. Sie haben danach das Weitere zu veranlassen.

Potsdam, den 6. September 1888.

Wilhelm.

In Ausführung vorstehender Allerhöchster Ordre bestimme ich: isherige Zweite Adjutant bei den Marinestations⸗Kom⸗ hält die Bezeichnung Erster Adjutant, der bisbherige Dritte die Bezeichnung Zweiter Adjutant. Bezüglich der eintretenden Ver⸗ änderungen in dem Geschäftsbetriebe der Marinestations⸗Kommandos werde ich diese Behörden mit besonderen Direktiven versehen. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens der Veränderung wird durch den Dienstantritt der zu Chefs des Stabes ernannten Offiziere bestimmt. 8 Berlin, den 13. September 1888. Der Chef der Admiralität. 8 Allerhöchst zur Stellvertretung kommandirt.

Graf von Monts.

An den Chef der Admiralität.

In Bezug auf die Bestimmung des §. 4 des Reichs⸗ stempelgesetzes, betreffend die Anzeigepflicht an der zu⸗ ständigen Steuerstelle, „bevor stempelpflichtige inländische Werthpapiere zur Zeichnung aufgelegt werden“ ꝛc., hat das Reichsgericht, II. Strafsenat, durch Urtheil vom 12. Juni d. J. ausgesprochen, daß diese Anzeige⸗ pflicht zur Zeit der Aufforderung zur Zeichnung besteht, wenn auch die Papiere, deren Ausgabe beabsichtigt wird, noch nicht fertig gestellt sind. Auch ist eine die Anzeigepflicht begründende „Auflegung von Aktien zur Zeichnung“ sowie eine „Emission“ vorhanden, wenn die Gründer im Gesellschaftsvertrage sämmt⸗ liche Aktien zu bestimmten Theilen übernehmen und eine öffent⸗ liche Aufforderung des Publikums zur Betheiligung gar nicht beabsichtigt ist.

1 Ein auf dem Kohlenplatz einer Gasanstalt mit Ab⸗ fahren von Kohlen beschäftigter Arbeiter wurde während dieser Betriebsarbeit von einem Hitzschlag getroffen und starb an den Folgen. In Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht hat das Reichs⸗Versicherungsamt (Rekursentscheidung vom 23. April d. J. Nr. 556) hierin einen Betriebsunfall er⸗ blickt mit besonderer Rücksicht darauf, daß nachgewiesener⸗ maßen am Unfalltage eine ganz ungewöhnliche Hitze geherrscht hat, daß die Arbeit auf einem Kohlenplatze erfolgte, dessen abgeschlossene Lage dem Zutritt der frischen Luft immerhin hinderlich war, und daß die dadurch erhöhte Temperatur insbesondere noch durch die von den auf dem Platz befindlichen Kohlen und Kohlentheilen festgehaltene und zurückstrahlende Hitze gesteigert werden mußte. Solche Umstände zumal wenn sie zusammenwirken gehören zu den Gefahren eines Betriebes, und ein in unmittelbarer Folge dieser Umstände mit plötzlicher Wirkung eintretender Hitz⸗ schlag erscheint als ein Betriebsunfall im Sinne des §. 1 des Unfallversicherungsgesetzes (vergleiche auch Entscheidungen 445 und 481, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1887 Seite 407, 1888 Seite 177 und die an letzterer Stelle aufgeführten Ent⸗ scheidungen).

Der Königliche Gesandte in Dresden, Graf von Dönhoff, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Schendel in Köpenick, Dr. Hadelich in Erfurt, Klotzsch in Lamstedt, Dr. Schüermeyer in Laer.

S. M. Panzerschiff „Hansa“ wird aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen.

Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7. 1. Apia. Letzte Nachricht von dort 20. 7. (Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln].) S. M. Vermessgsfhrzg. „Albatroß“ 5.,6. Dwarsgat. (Post⸗ station: Bremerhaven.) S. M. S. „Ariadne“ 25./8. Wilhelmshaven 13.9. 15./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 7./8. St. Thomé 19. 8. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Eber“ 24. 4. Apia 28./6. (Poststation: Apia[ Samoa⸗Inseln].) S. M. Fhrzg. „Falke“ 17.7. Wilhelms⸗ haven 6./8. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Kreuzer „Habicht“ 28. 8. St. Paul de Loanda 16./9. (Post⸗ station: Kamerun.) S. M. Yacht „Hohenzollern“ 31./7. Kiel. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Iltis“ 13./8. Newchwang (Poststation: Hongkong.) S. M. Fhrzg. „Loreley“ 11. 9. Konstantinopel. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ Neufahrwasser 14./9. (Poststation: Kiel.) S. M. Kreuzer „Möwe“ 30./6. Zanzibar. (Post⸗ station: Zanzibar.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 19. 7. Durban (Natal) 6./9. 12./9. Kapstadt 17. 9. (Poststation: St. Vincent [Cap Verdes])). S. M. S. „Niobe“ 11.)9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Nixe“ 8./8. Madeira 10./9. (Poststation: Bahia Brasilien].) S. M. S. „Olga“ 19./7. Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) S. M. S. „Prinz Adalbert“ Wilhelmshaven 14. 9. (Post⸗ station: Kiel.) S. M. Vermessgsfhrzg. „Pommerania“ 30./6. Kiel 2. 7. (Poststation: Kiel.) S. M. Fahrzg. „Rhein“ Kiel 6. 9. 9. 9. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Av. „Wacht“ 18 /8. Kiel. (Post⸗ station: Kiel.) S. M. Knbt. „Wolf“ 12./8. Chefoo 1. 9. 5. 9. Shanghai. (Poststation: Hongkong.) Kreuzergeschwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff) 29./7. Zanzibar. S. M. S. „Carola“ 19. 7. Zanzibar 29./8. S. M. S. „Sophie“ 28./7. Aden 19./8. Zanzibar. (Poststation: Kapstadt.) Manöver⸗ flotte: I. Division (Panzergeschwader): S. M. S. „Baden“ (Flaggsch.), „Bayern“, „Friedrich der Große“, „Kaiser“, S. M. Av. „Zieten“ II. Division (Schulgeschwader): S. M. S. „Stein“(Flagg⸗ schiff), „Gneisenau“, „Prinz Adalbert“, „Moltke“. III. Diviston (Torpedoboots⸗Flottille) Kiel 3./9. 7./9. Bremerhaven 8./9. 8./9. Wilhelmshaven. (Poststation: a. für S. M. S. „Baden“, „Bayern“, „Kaiser“, „Prinz Adalbert“, Avisos „Zieten“ und „Blitz“, Torpedodivisionsboot „D 3“, Torpedo⸗ boote „S 7, 8, 11, 12, 13 und 14“ Kiel; b. für S. M. S. „Friedrich der Große“, „Stein“, „Gͤneisenau“, „Moltke“, Torpedodivisionsboot „D 2“, Torpedoboote „S 34, 35, 36, 39, 40 und 41“ Wilhelmshaven. Panzerfahrzeug⸗Flottille: S. M. Panzerfahrzeuge „Mücke“, „Viper“, „Salamander“, „Chamaeleon“ in Wilhelmshaven. 8

8 —C—C—C—C—C—C———nnna

Friedrichsruh, 18. September. (W. T. B.) Der öster⸗ reichisch⸗ungarische Minister des Auswärtigen, Graf Kälnoky, ist heute Mittag 12 Uhr 10 Minuten hier eingetroffen. Der Reichskanzler Fürst von Bismarck und Graf Rantzau empfingen denselben am Bahnhof. Fürst Bismarck und Graf Kälnoky begrüßten sich auf das Herzlichfte, unterhielten sich einige Minuten auf dem Bahnhofsperron und begaben sich dann zu Wagen nach dem Fürstenhause.

Bayern. München, 17. September. Die „Allg. Ztg.“ berichtet: Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent hat heute Morgen die dritte offizielle Landesreise, deren Ziel zunächst die Stadt Aschaffenburg und dann der Regierungsbezirk der Rheinpfalz ist, angetreten. Die Haupt⸗ und Residenzstadt München hat ihrer Freude über die Pfalzreise des Prinz Regenten durch begeisterte Kundgebungen eines sehr zahlreichen Publikums Ausdruck gegeben, welches zur Abreise Sr. Königlichen Hoheit am Centralbahnhof sich versammelt hatte. Zur Ver⸗ abschiedung fanden sich der Stadtkommandant, General⸗ Lieutenant von Wirthmann, Regierungs⸗ und Polizei⸗ Direktor Dr. von Müller, Bürgermeister Dr. von Widen⸗ mayer mit Abordnungen beider städtischen Kollegien, General⸗ Direktor Schnorr von Carolsfeld im Fürstensalon ein, woselbst auch die Herren des militärischen Hauses und die übrige Reise⸗ begleitung Se. Königliche Hoheit erwarteten. Der Prinz⸗ Regent beehrte die Deputationen und Würdenträger mit huldvollster Ansprache. Kurz vor 7 Uhr begab sich der Prinz⸗ Regent, von dem ganzen Geleite gefolgt, zu dem Extrazug, welcher vom Betriebs⸗Direktor Ober⸗Regierungs⸗Rath Pernwerth von Bärnstein bis zur Landesgrenze begleitet wird, und welcher aus neun Waggons, der Salonwaggon des Prinz⸗Regenten in der Mitte, zusammengesetzt ist. Punkt 7 Uhr verließ der Extrazug unter den lebhaftesten Hochrufen des Publikums den Centralbahnhof.

Sachsen. Dresden, 16. September. König ist heute früh getroffen.

Dase Das 2

di

(Dr. J.) Der 1 Uhr von Berlin wieder hier ein⸗ ‚Dresdner Journal“ veröffentlicht das Regula⸗ W der dem Arbeiterstande angehörigen Bei⸗ zum Schiedsgericht der land⸗ und forstwirth⸗

tlichen Berufsgenossenschaft für das Königreich

hsen betreffend, vom 13. September 1888.

Leipzig, 16. September. (Dr. J) Der heutige Tag war für Leipzig sowohl wie namentlich für die Industrieorte Plagwitz⸗Lindenau ein bedeutungsvoller, denn es wurde die neue, vom Staat erbaute Verbindungsbahn vom bayerischen Bahnhof nach den genannten beiden Orten unter Theilnahme einer hochansehnlichen Festversammlung zum ersten Male befahren, um norgen dem Güternerkehr denn für solchen ist sie zunächst bestimmt übergeben zu werden.

Württemberg. Stuttgart, 17. September. (W. T. B.) Der König und die Königin werden am 25. d. M. hier⸗ her zurückkehren. um den in den folgenden Tagen erwarteten Besuch des Kaisers Wilhelm hierselbst zu empfangen.

Hamburg, 17. September. (W. T. B.) Der öster⸗ reichisch⸗ungarische Minister des Auswärtigen, Graf Kälnoky, ist heute Abend kurz nach 5 ½ Uhr hier eingetroffen und in Streit's Hotel abgestiegen. Der österreichische General⸗Konsul, Baron Westenholz, empfing den Minister am Bahnhofe.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 17. September. (W. T. B.) Der Großherzog von Baden ist zur Vornahme von Truppen⸗Besichtigungen über Forbach und St. Avold heute hier eingetroffen und von der zahlreichen Menge, welche die Ankunft Sr. Königlichen Hoheit erwartete, sehr warm empfangen worden.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 17. September. (Wien. Abdp.) Die Sitzungen der Landtage folgen nun rascher auf einander, nachdem Seitens der Ausschüsse bereits genügendes Material für die Plenarberathungen fertiggestellt ist. Der niederösterreichische b schließlich mit Subventions⸗ und Gemeinde⸗Angelegenheiten. Der galizische Landtag hielt vorgestern seine erste Sitzung in der neuen Session.

Salzburg, 17. September. T. B.) Die hier zusammengetretene Konferenz für die inter⸗ nationale Gradmessung war von 25 Theilnehmern, darunter die Vertreter Deutschlands, Englands, Frankreichs, Spaniens, besucht. Die Versammlung wurde Namens der Regierung vom Statthalter, Namens der Stadt vom Bürger⸗ meister begrüßt. Der Vorsitzende der Versammlung, Ibanez, Vertreter Spaniens, dankte. Nachdem der Schriftführer der Versammlung hierauf in deutscher und französischer Sprache den geschäftlichen Bericht erstattet hatte, folgten wissenschaft⸗ liche Vorträge.

Agram, 15. September. (Wien. Ztg.) Die kroatische Regnikolar⸗Deputation hielt heute unter dem Vorfitz Vukotinovic's eine Sitzung, in welcher das vom Referenten Miskatoviec verfaßte, an die ungarische Deputation zu richtende Nuntium verlesen wurde. Der Oppositionelle Brlic reichte einen Gegenentwurf ein. Beide Entwürfe werden gedruckt unter die Mitglieder vertheilt, worauf am Montag die eigent⸗ lichen Verhandlungen beginnen. Der Sitzung wohnte auch der Landtags⸗Präaäsident Hrvat bei.

Großbritannien und Irland. London, 17. September. (W. T. B.) Die aus Richtern bestehende Kommission zur Untersuchung der in dem Prozeß O'Donnel's mit

(W

heute

der „Times“ gegen die Parnelliten vorgebrachten An⸗

schuldigungen hielt heute eine vorläufige Sitzung ab. Der Vertreter der Parnelliten, Russel, stellte den Antrag, daß alle Parnell fälschlich zugeschriebenen Briefe der Kommission vor⸗ gelegt würden, und die Kommission gab diesem Antrage statt. Die weiteren Anträge Russel's, daß der eine Gefängnißstrafe ver⸗ büßende Deputirte Dillon während der Dauer der Sitzungen der Kommission auf freien Fuß gesetzt werde, und daß sich zur Vernehmung Egan's und anderer Personen eine Subkommission nach Amerika begebe, wurden als ver⸗ früht abgelehnt. Die Kommission vertagte sich darauf auf den 22. Oktober.

Frankreich. Paris, 14. September. Der „Köln. Ztg.“ wird berichtet: Heute Morgen um 9 Uhr fand als Schluß der Manöver auf den Feldern von Boos bei Rouen durch den Präsidenten eine Truppenschau über das 3. Armee⸗Corps statt, bei der 33 000 Mann in Parade standen. Mehr als 100 000 Zuschauer hatten sich eingefunden.

Landtag beschäftigte sich vorgestern aus⸗

Um 9 Uhr verkündeten Kanonenschläge die Ankunft des Prä⸗ sidenten. Derselbe saß mit Freycinet und den Generälen Billot und Brugere in einem vierspännigen Wagen und wurde von der Menge lebhaft begrüßt. In einem zweiten Wagen folgten der Minister⸗Präsident und Admiral Krantz. Präsident Carnot und der Kriegs⸗Minister fuhren, gefolgt von fremd⸗

ländischen und anderen Offizieren zu Pferde, die Front der

Truppen ab. Carnot nahm aber selbst die Parade ab. Früher pflegten die Präsidenten sich sofort auf die Tribüne zu begeben, während der Kriegs⸗Minister oder seit der Zeit des „bürger⸗ ichen“ Kriegs⸗Ministers Freycinet der Gouverneur von ris die Truppen besichtigte. Darauf begab sich Carnot mit seinem Gefolge vor die Tribüne und theilte hier wiederum eine Neuerung an eine Gruppe von Militärpersonen, die ihn erwartet hatte, eigenhändig Orden und militärische Denk⸗ münzen aus. Nachdem der Präsident die fremdlandischen Offiziere begrüßt und ihrem Doyen, dem russischen General Fredericks, die Hand gegeben hatte, begab er sich auf die Tri⸗ büne und der Vorbeimarsch der Truppen begann. Die Menge begrüßte begeistert alle Regimenter, obgleich der Vorbeimarsch nicht so gut ausfiel, wie man auf dem Longchamps gewohnt ist, wo die Reserve nicht eingereiht zu sein pflegt. Um 12 Uhr zeigten Kanonenschläge an, daß die Parade beendigt sei. Carnot kehrte nach Rouen zurück, und er sowohl wie die Truppen wurden unterwegs von der Menge allenthalben mit Hochrufen empfangen. In Rouen empfing Carnot später die Bürger⸗ meister und Lehrer des Departements und reiste dann mit Floquet nach Elboeuf weiter. Letzterer kehrt morgen um 11 Uhr nach Paris zurück, um in einem Ministerrath, an dem alle Mitglieder des Kabinets theilnehmen, den Vorsitz zu führen. 15. September. (K 8

öln. Ztg.) Dem Oberbefehls⸗

haber des dritten Arr end e

m nee⸗Corps hat der Kriegs⸗ Minister de Freycinet folgendes, an ihn gerichtetes Schreiben des Präsidenten der Republik zugehen lassen:

Rouen, 14. September. Mein lieber Minister! von uns abgehaltene Parade war glänzend. treffliche Haltung aller Truppen, ihr kriegerisches Auss beweglichkeit unter den Waffen. Ich freute mich, wahrzunehmen, daß kein Unterschied zwischen den Mannschaften der Reserve und denen der aktiven Armee besteht. Der Vorbeimarsch wurde mit Eifer und der ganzen Regelmäßigkeit ausgeführt, welche die Schwierigkeiten des Bodens und die Ausdehnung der Fronten gestatteten; diese Parade ist der würdige Abschluß der Mansver, auf deren bemerkenswerthen Verlauf man mich aufmerksam gemacht hat. Ich bitte Sie, dem Ober⸗Befehlshaber des dritten Armee⸗Corps sowie den Truppen aller Waffengattungen der Landarmee und der Marinetruppen, welche unter dessen Befehlen manövrirt haben, meine volle Befriedigung auszudrücken.

Der Finanz⸗Minister theilte im heutigen Kabinets⸗ rath mit, daß die Kosten für den Wiederaufbau der Komischen Oper (61½ Millionen Frcs.), ausgenommen die Vervollständigungskredite, die bis jetzt genehmigt worden, durch die Mehreinnahme von 30 Milliöbnen aus den indirekten Steuern gedeckt seien. Ferner erklärte der Minister: das Budget für den Krieg und die Marine werde um 38 Millionen, nämlich von 192 auf 154 Millionen, herab⸗ gesetzt werden; von dieser Summe fielen 138 Millionen auf das Budget des Krieges und 16 auf das der Marine.

16. September. (Köln. Ztg.) In Saint⸗Denis, wo der Bürgermeister gestern eine amtliche Brottaxe ein⸗ geführt hat, beschlossen die sämmtlichen Bäcker einstimmig, die Arbeit einzustellen und ihre Verkaufsläden zu schließen. Die Arbeiterbevölkerung, in Wuth über das Vor⸗

gehen der Bäcker, durchzieht massenweise die Stadt; hin und

wieder sind die Schaufenster der Bäckerläden zertrümmert worden; die Polizei hat Mühe, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Heute Nachmittag begab sich der Polizei⸗Präfekt nach Saint⸗Denis, um die polizeilichen Maßregeln zu überwachen. Auch in Saint⸗ DOuen haben die Bäcker aus demselben Grunde die Läden geschlossen. Dérouléde zog heute Vormittag an der Spitze einer Gruppe von Gesinnungsgenossen zum Standbild des „Löwen von Belfort“, um dort Kränze niederzulegen. In seiner Rede gab er wieder dem Verlangen nach Verfassungs⸗ änderung Ausdruck.

Rumänien. Bukarest, 17. September. (W. T. B.) Der König und die Königin sind dem Erzherzog und der Erzherzogin Carl Ludwig von Oesterreich, welche heute in Sinaja erwartet werden, bis nach Predeal ent⸗ gegengereist. Unter den Bauern der Ortschaft Dobroveni im Distrikt Botuschani, welche die Ueberlassung von Ländereien fordern, zrigte sich eine gewisse Gährung; es ist deshalb eine Abtheilung Militär dahin gesendet worden, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und bei der Vornahme von Verhaftungen Beistand zu leisten.

Zeitungsstimmen.

Zu den bevorstehenden Landtagswahlen schreibt

„Deutsche Tageblatt“:

Nur anderthalb Monate trennen uns noch von dem Wabhltermine.

Da thut rechter Eifer doppelt noth. Worauf es ankommt, ist kurz gesagt. Es gilt, eine nationale Majorität in das Abgeordnetenhaus zu wählen, die sich aus Konservativen und gemäßigt Liberalen zu⸗ sammensetzt. Nur wenn diese Parteien den Ausschlag geben, ist die Konspiratio gegen den besonnenen Fortschritt unserer staat⸗ lichen Entwickelung vereitelt. Die Centrums⸗ und Freisinns⸗ Führung verfolgen in erster Linie andere als nationale iele; Hr. Richter möchte endlich das Prinzip der sogenannten frei⸗ sinnigen Parlamentsherrschaft zum Siege führen und Hr. Windthorst Revanche für 1866 nehmen. Es ist noch lange nicht gesagt, daß, wenn es selbst gelingen sollte und die Firma Richter⸗Windthorst siegreich aus den Wahlen bervorgehen würde, das Ziel damit erreicht wäre, welches sich diese beiden Hauptgegner des Bismarck’schen Systems gesteckt haben. Aber als ein Hemmniß unserer ge⸗ sunden Entwickelung würde das Erscheinen einer freisinnig⸗ klerkkalen Majorität im Abgeordnetenhause unter allen Um⸗ ständen aufgefaßt werden müssen und zwar als ein sehr bedeutendes. Auf Schritt und Tritt würden der Staatsregierung und den nationalen Parteien Steine bei deren Aktionen in den Weg gelegt werden und die Mehrheit Richter⸗Windthorst würde, statt das Zustandekommen der nothwendigerweise auf verschiedenen Gebieten in Angriff zu nehmenden resp. fortzuführenden Reformen zu fördern, jeden neuen Fortschritt unmöglich machen. Nichts weniger als einig in ihren positiven politischen Zielen, würde jene nun einig in dem Verwerfen jedes Vorschlags einer Regierung sein, die sie demüthigen und beseitigen möchte. 1 8 8 8 Verträgt unsere Zeit solches Aufhalten der Reformgesetzgebung?

Die Reform der direkten Steuern in Preußen ist ein dringendes Er⸗ forderniß des Staats⸗ wie Gesellschaftslebens. Die Entlastung der Kommunen ist ebenso nöthig wie die Erledigung der Frage der Schul⸗ unterhaltungspflicht. Es ließen sich noch weitere Punkte anführen, die ebenso wichtig sind in Anbetracht der Nothwendigkeit, den Grund⸗

satz der Förderung der wirthschaftlich Schwächeren auch in die einzel⸗ staatliche Gesetzgebung mehr und mehr einzuführen und zu verhüten, daß immer weitere Kreise, an deren Steuer⸗ und Wehrfäbigkeits⸗ erhaltung die Nation das allergrößte Interesse hat, auf der Stufen⸗ leiter der wirthschaftlichen Existenzbedingungen weiter hinabgleiten.

Aber es gilt nicht nur zu erreichen, daß die berechtigte Unzufrieden⸗ heit großer Kreise der preußischen Staatsbürger beseitigt oder doch in etwas wenigstens gemindert werde und es kann das nur auf dem Wege derjenigen Bethätigung des nationalen und staatspolitischen Sinnes geschehen, welcher in den von uns als national bezeichneten Parteien so vorhanden ist, daß man getrost sagen darf, es werde schließlich immer die Opferbereitwilligkeit zu Gunsten des Allgemeinwohls zum siegreichen Durchbruch kommen und den Weg, der zum Ziele führt, finden lassen: mindestens ebenso wichtig ist, daß verhütet werde, daß durch das Parlament und von der Tribüne des Parlaments berab derjenige Samen der demagogischen Verhetzung weiter in das Volk getragen werde, welcher in dem bis jetzt noch in bedenklicher Zunahme begriffenen Auftreten der Sozial⸗ demokratie seinen allerdings sehr ernst zu nehmenden Ausdruck findet. Es ist nicht wahr, daß in der Sozialdemokratie und mit der letzteren lediglich solche Staatsbürger stimmen, welche einen berechtigten Grund haben, mit ihrer Lage unzufrieden zu sein.

Es ist auf der anderen Seite ein Trugschluß, wenn gesagt wird, daß diejenigen, welche für die Regierung die nationalen Parteien

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stimmen zufrieden mit ihrer Lage seien. Beamten und Nichtbeamten, die alle unzufrieden zu sein. Aber in diesen Krei zuerst das Vertrauen zum Könige, daß Landeskinder auch der ihrigen nach steuern versuchen werde mit Hülfe ein einer Kammer, bei denen die Unterstützung de tigster Gesichtspunkt ist. Das Weitere, w g Kreisen, nennt sich Vaterlandsliebe und wirkt dahin, daß der Einzelne sich stark macht, im Interesse des Allgemeinwohls Lasten auf sich zu nehmen, selbst wenn diese seine Schultern zu Boden zu drücken drohen. Alsdann aber stärkt diese Kreise auch der christli z8 h Schild gegen die Versuchung bietet, zu wähnen, rund jemals Gerechtigkeit in dem Sinne walte ncher Stunde denkt. .... invergänglichsten Verdienste des dahingeschiedenen nigs Wilhelm I., daß er in seiner herrlichen aft der Nation ein Banner geschenkt hat, daß auch ist noch ferner und fernster Kämpfe siegreich n Parteien sich verpflichtet fühlen werden. bevorstehe ahl siegen ängt wesentlich ab, wie eifrig sich di icnalen Parteien um das Erkennen solcher Nothstände bemühe sie sich mit Entschi heit bereit erklären dürfen un gegen alle Versuche, unberechtigte 1 z0 ften ins Zeug legen, die von hr⸗ oder mischung ausgeheckt werden, um Unwissende u Garn zu locken, und in das Abgeordnetenhaus bringen, die ebensowenig dem geläuterten natit spricht, wie sie im Stande ist, den wirkliche nd Gesellschaft um einen anderen Preis Abhülf solchen, den eine preußische Regierung unte helm II. niemals zahlen wird.

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Der deutschen Marine widmet de Tageblatt“ einen Artikel, in welchem es h

Die Deutschen pflegen nicht mit dem, was sie können. prahlen, ihre Bemühungen sind mehr darauf gerichtet, ihre Tuüchti keit durch die That zu beweisen, und die deutschen Erfolge zur sind der Art, daß wir sie nicht zu verschweigen brauchen. Wo au unsere Schiffe in Aktion getreten sind, vor Zanzibar oder an der afrikanischen Westküste bei Kamerun, im Suͤdsee⸗Archipel oder im friedlichen Wettkampf an den Küsten der Nord⸗ und Ostsee, überall haben sie Ehre eingelegt und gezeigt, daß sie hinter der Marine keiner anderen Nation an Leistungsfähigkeit zurückstehen. England hat eingesehen, daß Deutschland seine Kolonialinteressen mit großer Energie geltend zu machen entschlossen und im Stande ist, und das hat ihm theils Mäßigung in seinen übertriebenen Ansprüchen auf das Vorrecht der Alleinherrschaft in Afrika auferlegt, theils hat es ihm sogar die Möglichkeit eines Zusammenwirkens zur Er⸗ wägung gestellt. Es wird in dieser Beziehung noch mehr Er⸗ fahrungen bedürfen, um England auf den Standpunkt der Anerkennung der thatsächlichen Verhältnisse zu bringen; die Entscheidung liegt aber auf einem anderen Gebiet und zwar auf der Stellung, welche die deutsche Flotte im Laufe der Zeit unter den Flotten der Großmächte erringen wird. Wir gehen zwar im Gegensatz zu anderen Großmächten ruhig und ohne Prahlerei vor, aber wir befolgen dabei den Grundsatz: „Nimmer zum Hohen gelangt, wer nach dem Höchsten nicht strebt.“

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Wie sich das deutsche Landheer die böchsten Ziele gesetzt hat, so thut auch die deutsche N Frlangung dieses Zieles sind zweifellos vorhanden. nicht mit über⸗ stürzter Eile vorgeben, sondern es vorziehen, systematisch und schritt⸗ weise weiter zu kommen, so zeigt doch schon das bisherige Ergebniß der deutschen Anstrengungen zur See, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Fragen wie die Mittelmeerfrage können nicht mehr ohne die Mitwirkung Deutschlands entschieden werden, und wenn die orien⸗ talische Krisis zur Entscheidung drängt, wird Deutschlands Flotte dabei auch nicht theilnahmslos zur Seite stehen.

Die „Magdeburgische Zeitung“ schreibt:

Keine Partei pflegt sich einer größeren Sicherheit und Festigkeit ihrer Wahlkreise zu rühmen, als das Centrum, und wir wollen ihm eine gewisse Berechtigung dazu nicht bestreiten. Es ist wahr, keine andere Partei besitzt im Reichstage sowohl als im Abgeordnetenhause soviel Mandate, die ihr kaum streitig gemacht werden. Gewiß ver⸗ spricht auch unter den heutigen Verhältnissen ein Ankämpfen gegen den ultramontanen Besitzstand in vielen schlesischen, rheinischen, westfälischen Wahlkreisen keinen praktischen Erfolg. Aber der Glaube an die absolute Unnahbarkeit ultramontaner Wahlkreise hat sich doch noch mehr fest⸗ gesetzt, als es thatsächlich berechtigt ist, und es sind doch auch Fälle zu verzeichnen, wo bei thatkräftigem, geschlossenem Vorgehen der an⸗ deren Parteien den Ultramontanen Wahlkreise entrissen wurden, die sie lange Jahre besessen und für sehr sicher gehalten hatten. Wir erinnern nur an Neuwied⸗Altenkirchen im Landfage oder an Freiburg im Breisgau und Offenburg im Reichstage. Wenn man ältere Listen des Abgeordnetenhauses durchmustert, wird man mit Erstaunen wahrnehmen, daß Wahlkreise, die man jetzt für rettungslos dem Ultramontanismus verfallen anzusehen pflegt einstmals liber ale oder gemäßigt konservative Vertreter wählten. Aber wenn auch ein un⸗ mittelbarer Wahlsieg nicht zu erwarten ist, sollten doch die nicht ultramontanen Elemente in den Centrumswahlkreisen sich mehr rühren und von ihrer politischen Gesinnung Zeugniß ablegen, als es herkömmlich ist, schon um nicht die falsche Meinung auf⸗ kommen zu lassen, als lägen diese Bezirke ohne jeden Wider⸗ spruch und ohne jede Aussicht auf Besserung unter dem ultra⸗ montanen Bann. Es giebt auch in den finstersten Wahlkreisen des Centrums zahlreiche angesehene Männer, welche auf liberalem oder staats⸗ und regierungsfreundlichem Boden stehen und entschiedene Gegner der Bestrebungen des Centrums sind. Sie pflegen bei den Wahlen nicht hervorzutreten, sie enthalten sich der Abstimmung und thun nichts, um Wablmänner ihrer Gesinnung durchzubringen, weil sie gegenüber der ultramontanen Uebermacht von der praktischen Erfolglosig⸗ keit aller Anstrengungen überzeugt sind. Das ist nicht das richtige Verfahren. Mag auch dem Centrum ein Wahlkreis nicht ent⸗ rissen werden können, die Stimmen, die für einen Gegen⸗ kandidaten abgegeben werden, sind darum nicht verloren. Sie sind ein Widerspruch gegen den Ultramontanismus und ermuthigen andere zurückhaltende, gleichgültige und lässige Elemente, die doch der klerikalen Verhetzung müde sind, in Zukunft Zeugniß von ihrer Ge⸗ sinnung abzulegen. Auf diese Weise kann sich mit der Zeit eine

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antiultramontane Mehrheit bilden, wo heute jeder Widerstand

erfolglos scheint, und die festen Burgen des Centrums können doch einmal ins Wanken kommen. Alle Gegner des Ultramontanismus möchten wir ermahnen, diese Worte bei den bevorstehenden wahlen ernstlich zu beherzigen.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 16. September. (Wollbericht des „Centralbl. f. d. Text.⸗Ind.) Die Umsätze in den letzten acht Tagen hielten sich in engen Grenzen. Lausitzer Fabrikanten waren am Platze und kauften Mehreres in Rückenwäschen und ungewaschenen Wollen zu bisherigen Preisen. Die feste Stimmung und der rege Verkehr auf den aus⸗ ländischen Stapelplätzen steht im gewissen Gegensatz zu der Stille, die bier bei uns herrscht, dürfte aber in der Erwartung über den Ausfall der Londoner Auktion seine Begründung haben. Ein großer Theil der Marktwollen ist nun bereits in den Konsum übergegangen 1 muß bald die Zeit zu deren Ergänzung eintreten; bei der Preislage, welche das deutsche Produkt einnimmt, dürfte sich aftes Geschäft hierorts entwickeln. 17. September. (W. T. B.) g der Interessen der chemisch land hielt heute unter dem Vorsitz lversammlung ab. J ist an der Hand statist allen G chemischen Industrie eine h ist, und daß

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1, 17. September. (W. T. B.) An ladungen angeboten. von Roheisen b der

Bradford, 17. Septembe Garne ruhig, unverändert.

Luzern, 17. September. (W. T. B.) Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn betrugen im August cr. für den Personenverkehr 521 000 (im Juli 357 000 Fr.), fur den Güterverkehr 509 000 (im Juli 603 000 Fr.), zusammen 1 030 000 Fr. (im Die Betriebsausgaben betrugen im August 430 000 Fr. (im Juli 420 000 Fr.) Demnach Ueberschuß 600 000 Fr. (im Juli 540 000 Fr.). Der Betriebsüberschuß im August 1887 betrug 615 000 Fr.

New⸗York, 17. September. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 31 378 000 Bushel, do. an Mais 8603 000 Busbel.

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Submissionen im Auslande.

Spanien. 8 4. Oktober, 1 Uhr. Direcciön general del Tesoro püblico rdenaciön general de pagos del Estado in Madrid: 40 000 kg lber in Barren, 9400 Feingehalt, bestimmt zur Verarbeitung in Münzstätte von Madrid. Die Anschlagssumme wird von dem Finanz⸗Minister im geschlossenen Couvert vor dem Zuschlagstermin eponirt und nach der Eröffnung aller Gebote verkündigt w Kaution vorl. 1 %, endg. 2 % des Vorans gs. Kaution vorl. 1 %, endg. 2 % des Voranschlags

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Verkehrs⸗Anstalten.

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Theater und Musik.

Die 1 1 ers Abend mit einer Benefiz⸗Vorstellung für ester⸗, Chor⸗ und technische Personal des Theaters einen sehr en Abschluß. Der Abend gestaltete u ation für die her⸗ vorragenden 8

cbenso interessantes wie reichhaltiges und bestand aus einzelnen Akten verschiedener Opern. Zum Beginn wurde die Ouverture zur „Eurvanthe“ recht anerkennenswerth von der Hauskapelle vor⸗ getragen; dann folgten Theile aus dem ersten und zweiten Akt dieser Oper, welcher sich der zweite Akt aus dem „Barbier von Sevilla“, der zweite Akt der „Afrikanerin“ und das Loreley⸗Finale aus Mendelssohn⸗Bartpoldy's unvollendeter Oper an⸗ schlossen. Alle mitwirkenden künstlerischen Kräfte waren sichtlich be⸗ strebt, ihr Bestes zu geben und erwarben sich auch den ungetheilten Beifall des dankbaren Publikums. Hervorbeben müssen wir die stürmischen Beifallsbezeugungen, welche Fr. Brandt als „Selica“ zu Theil wurden und mit ungezählten Hervorrufen verbunden waren. Als „Rosine“ wirkte Fr. Grossi wieder in gewohnter Weise mit Auszeichnung; auch sie und der Leiter des Kunstinstituts, Hr. Dir. Engel, mußten wiederholt vor der Gardine erscheinen.

Das Central⸗Theater war am Sonntag mit „Schmetterlinge“ trotz des prächtigen Herbstwetters vollstär verkauft.

Adolph⸗Ernst⸗Theater. Direktor Adolph Er in Frl. Roger eine vielversprechende Darstellerin für engagirt, welche in dem zugkräftigen Repertoirestück des Th drei Grazien“ die Rolle der „Elfriede“ übernommen hat.

Das Concerthaus wird am Donnerstag, den 20. d. M., Abends 7 Uhr, für die bevorstehende Winter⸗Saison wieder eröffnet werden. Wie in den letzten 20 Jahren, wird das Concerthaus seiner alten bewährten Richtung treu bleiben und hauptsächlich das populäre Concert pflegen. Für dasselbe ist wiederum der Kapellmeister Karl Mevyder mit seiner aus 75 Mitgliedern bestehenden Kapelle gewonnen, er sich bereits die Gunst und Anerkennung des musikliebenden Berliner Publikums zu verschaffen gewußt hat. Derselbe wird auch die im vergangenen Jahre mit so großem Beifall eingeführten Opernabende wieder fortsetzen, und zwar mit einem stehenden pernpersonal unter dem Titel Concerthaus⸗Opern⸗ nsemble. Das Repertoire soll aus meist älteren Opern ewählt werden, um dem Publikum reichhaltige Abwechselung u bieten. Es sind für diesen Zweck gewonnen worden als: rste dramatische Sängerin Fr. Bettv Hering (geb. Waibel), ugendliche dramatische Sängerin Frl. von Turesanvi, Koloratur⸗ sängerin Frl. Sofia Monté, Altistin Frl. Martha Raatz, Helden⸗ tenor Hr. Oscar Tausch, lyrischer Tenor Hr. Bernhard Wickert, Bariton Hr. Oscar Olfermann, Baß Hr. Herrmann Nerking. Ferner sollen noch Abonnements⸗Concerte veranstaltet werden, welche unter Leitung des Kapellmeisters Hrn. Arthur Nickisch und unter Mitwirkung von hervorragenden Solisten stattfinden. Der

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Georg Bloch'sche Opernverein wird seine Aufführungen auch dieses Jahr wieder im Concerthause veranstalten. Ss