Bekanntmachungen. —
“ Das bevorstehende Studien⸗Semester unserer Universität nimmt mit dem 15. Oktober cr. seinen gesetzlichen Anfang. Indem wir dies hierdurch zur allgemeinen Kenntniß bringen, machen wir Diejenigen, welche die Absicht haben, die hiesige Universität zu besuchen, darauf aufmerksam, daß sie sich pünktlich mit dem Beginn des Semesters hier einzufinden haben, um sich dadurch vor den Nachtheilen zu bewahren, welche ihnen durch das Versäumen des Anfangs der Vorlesungen unausbleiblich erwachsen müssen. Zugleich ersuchen wir hiermit die Eltern und Vormünder der Studirenden, auch ihrerseits zur Beobachtung dieses wichtigen Punktes der akademischen Disziplin möglichst mitzuwirken. In Ansehung der⸗ jenigen Studirenden, welche auf Grund vorschriftsmäßiger Dürftig⸗ keitsatteste die Wohlthat der Stundung des Honorars für die Vorlesungen in Anspruch zu nehmen beabsichtigen oder um ein akademisches Stipendium sich bewerben wollen, bemerken wir, daß nach den gesetzlichen Vorschriften derartige Gesuche bei Vermeidung der Nichtberücksichtigung, und zwar die Stundungsgesuche der ersten Woche und die Gesuche um Verleihung eines Stipen⸗ diums innerhalb der ersten vierzehn Tage nach dem gesetzlichen Anfang des Semesters von den Petenten in Person eingereicht wer⸗ den müssen, und daß von denjenigen Studirenden, welchen die Wohl⸗ that der Stundung bereits zuerkannt worden ist, unter dem Präjudiz des Verlustes ihrer Berechtigung von dem erhaltenen Stundungs⸗ schein innerhalb der ersten Woche nach dem gesetzlichen Anfang des Semesters bei der Quästur Gebrauch gemacht werden muß. Bonn, den 24. September 1888. Rektor und Senat der Rheinischen Friedrich⸗Wilhelms⸗ Universitä 8
““
Die Immatrikulation für das bevorstehende Studien⸗Semester
findet vom 15. Oktober an bis zum 5. November cr. inkl. statt. Später können nach den bestehenden Vorschriften nur diejenigen Studirenden noch immatrikulirt werden, welche die Verzögerung ihrer Anmeldung durch Nachweisung gültiger Verhinderungsgründe zu ent⸗ schuldigen vermögen. Behufs der Immatrikulation haben 1) die⸗ jenigen Studirenden, welche die Universitätsstudien beginnen, insofern sie Inländer sind, ein vorschriftsmäßiges Schulzeugniß und, falls sie Ausländer sind, einen Paß oder sonstige ausreichende Legitimations⸗ papiere, 2) diejenigen, welche von anderen Universitaten kommen, außer den vorstehend bezeichneten Papieren noch ein vollständiges Abgangszeugniß von jeder früher besuchten Universität vor⸗ zulegen. Diejenigen Inländer, welche keine Maturitätsprüfung be⸗ standen, beim Besuch der Universität auch nur die Absicht haben, sich eine allgemeine Bildung für die höheren Lebenskreise oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfach zu geben, ohne daß sie sich für den eigentlichen gelehrten Staats⸗oder Kirchendienst bestimmen, können auf Grund des §. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 nur nach vorgängiger, ihnen hierzu Seitens des Königlichen Univer⸗ sitäts⸗Kuratoriums ertheilter Erlaubniß immatrikulirt werden. Bonn, den 24. September 1888. Die Immatrikulations⸗Kommission.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 27. Sebtember. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich, wie uns aus Detmold gemeldet wird, in Begleitung Sr. Durchlaucht des Fürsten zur Lippe gestern Nachmittag um 3 ½ Uhr zur Pürschjagd.
Um 9 Uhr fand das Diner und um 10 Uhr ein groß⸗ artiger Fackelzug der Krieger⸗ und Gesangvereine statt.
Heute begaben Se. Majestät Sich in Begleitung Sr. Durchlaucht des Fürsten um 3 ½ Uhr Morgens zur Pürsch⸗ jagd und um 8 ½ Uhr Morgens zu Wagen nach Bergheim und von da mit Sonderzug nach Stuttgart.
— Aus dem „W. T. B.“ liegen folgende Meldungen vor:
Detmold, 26. September, Abends. Sr. M ajestät dem Kaiser, Allerhöchstwelcher Sich auch Nachmittags auf die Jagd begeben hatte und auf der Hin⸗ und Rückfahrt von der zahlreich versammelten Bevölkerung mit enthusiastischem Jubel begrüßt worden war, wurde heute Abend ein glänzender Fackelzug dargebracht.
Detmold, 27. September. Se. Majestät der Kaiser ist heute Morgen 9 ¼ Uhr von hier abgereist. Vom Schlosse bis zum Ausgang der Stadt bildeten die Schulen, Vereine und Korporationen Spalier. Se. Durchlaucht der
Fürst gab Sr. Majestät bis Bergheim Geleit.
— In der am 26. d. M. unter dem Vorsitz des Staatssekretärs des Reichs⸗Justizamts, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Schelling abgehaltenen Plenarsitzung ertheilte der Bundesrath den Anträgen Preußens und Hessens und dem gemeinschaftlichen Antrage Preußens und Hamburgs wegen erneuter Anordnungen auf Grund des §. 28 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie die Zustimmung. Sodann wurde über die Inkraftsetzung des Gesetzes, betreffend die Unfall⸗ und Krankenversicherung der in land⸗ und forstwirth⸗ schaftlichen Betrieben beschäftigten Personen für die Gebiete mehrerer Bundesstaaten, über die Wiederbesetzung erledigter Stellen bei Disziplinarkammern für elsaß⸗lothringische Beamte und Lehrer, über die Anrechnung von in früheren Dienststellen zugebrachten Zeitbeträgen bei der Feststellung des Ruhegehalts mehrerer Reichsbeamten, sowie über die Zollbehandlung verschiedener Gegenstände Beschluß ge⸗ faßt. Neu eingegangen sind: Vorlagen wegen Gründung eines Verbandes der Kassen zur Versicherung von Fischerfahr⸗ zeugen im deutschen Nordseegebiet, wegen Abänderung der Formulare zur Montanstatistik, wegen der Bemessung der Kaution des Rendanten der Bureaukasse der physikalisch⸗ technischen Reichs⸗Anstalt, Ausführungsbestimmungen zu dem Gesetz über die Statistik des Waarenverkehrs des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande, ein Antrag, be⸗ treffend die Bildung einer besonderen Müllerei⸗Berufsgenossen⸗ schaft für das Gebiet des Königreichs Bayern ausschließlich der Pfalz, der vierte und fünfte Bericht der Vollzugskommission für den Zollanschluß Bremens und der achte, neunte und zehnte Bericht der Vollzugskommission für den Zollanschluß Hamburgs, eine Vorlage wegen Errichtung eines Branntweinsteuer⸗ Grenzbezirks gegen Luxemburg, ein Antrag Preußens, betreffend die Abänderung des Statuts der Danziger Privatbank, und ein Antrag Württembergs auf Gestattung des Um⸗ laufs von Scheidemünzen der Frankenwährung bei Kassen der württembergischen Eisenbahn⸗ und Dampfschiff⸗ verbindung. Sämmtliche vorbezeichnete Vorlagen sind
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nach einer Mittheilung des Vorsitzenden auf Grund des §. 11 der Geschäftsordnung bereits den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen worden. Der Vorsitzende theilte ferner mit, daß der Zeitpunkt, zu welchem der Anschluß von Hamburg und Bremen an das Zollgebiet erfolgen soll, vom Reichskanzler auf Grund des Beschlusses des Bundesraths auf den 15. Oktober d. J. festgesetzt worden sei. 8
— Hinsichtlich der Wahlen in Berlin hört die „Köln. Ztg.“, daß eine Verständigung zwischen den Konser⸗ vativen und Nationalliberalen zu Stande gekommen ist, sodaß die Parteien gemeinsame Kandidaten aufstellen. In dem hauptsächlich in Betracht kommenden ersten Wahlkreise sollen zwei Konservative und ein Nationalliberaler auf⸗ gestellt werden, und auch in den übrigen Wahlkreisen sollen die Kandidaturen zwischen Deutschkonservativen und Frei⸗ konservativen bezw. Nationalliberalen angemessen vertheilt werden. Unter den konservativen Kandidaten befindet sich keiner der extremen und antisemitischen Richtung.!
— Die Kartellparteien in Zellerfeld⸗Ilfeld und in Osterode⸗Duderstadt haben, wie die „Germania“ mittheilt, beschlossen, an den bisherigen Vertretern festzuhalten.
— In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.⸗ u. St.⸗A.“ befinden sich die Bekan ntmachun⸗ gen des Staats⸗Ministeriums, betreffend die auf Grund des §. 28 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Be⸗ strebungen der Sozialdemokratie für die Zeit vom 1. Ok⸗ tober d. J. bis 30. September 1889 angeordneten Maßregeln für die Städte Berlin, Potsdam, Spandau u. s. w., Stettin, Grabow a. O., Alt⸗Damm u. s. w., Stadt⸗ und Landkreis Frankfurt a. M. u. s. w, Altona u. s. w. vom 26. Septem⸗ ber d. S.
— Kauft Jemand eine Baustelle in der auch vom Verkäufer in gutem Glauben getheilten Meinung, daß die obrigkeitliche Bauerlaubniß ohne wesentliche Kosten zu erlangen sei, so giebt die später hervorgetretene Thatsache, daß die Bau⸗ erlaubniß nur gegen Zahlung eines bedeutenden Geldbetrages zu erreichen ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Civilsenats, vom 3. Januar d. J., dem Käufer nicht das Recht, die Aufhebung des Kaufvertrages zu verlangen.
— Der Magazinverwalter einer Spinnerei, aus deren Magazinräumen verschiedene Gegenstände gestohlen waren, wurde von der Direktion der Spinnerei beauftragt, den mit einer auf den Diebstahl bezüglichen Haussuchung betrauten Polizeibeamten behufs etwaiger Rekognition der Gegenstände zu begleiten; er stürzte in dem betreffenden Hause in einen offenen Keller. Die Berufsgenossenschaft lehnte den er⸗ hobenen Entschädigungsanspruch ab, weil dem Kläger der Auftrag nicht im Interesse des Betriebes, sondern lediglich im polizeilichen Interesse der Entdeckung des Diebstahls ertheilt worden sei, und der Unfall somit nicht bei dem Be⸗ triebe der Spinnerei sich ereignet habe. Lediglich das Seitens der Polizei an die Direktion gestellte Verlangen um Gestellung eine Rekognoszenten habe die Veranlassung zu dem Gange des Klägers gegeben. In Uebereinstimmung mit dem Schieds⸗ gericht hat indessen das Reichs⸗Versicherungsamt durch Rekursentscheidung vom 11. Juni 1888 (Nr. 566) den Unfall als bei dem Betrieb; der Spinnerei eingetreten an— erkannt. Es ist für die Beurtheilung des Falls ohne Bedeutung, welche Beweggründe jenem Auftrage zu Grunde gelegen haben, ob der Kläger ging, weil der „Betrieb“ im engeren Sinne des Worts (die Erzeugung und der Absatz von Gütern) es an und für sich erheischte, oder weil Anforde⸗ rungen von dritter Seite an den Unternehmer gestellt wurden, welchen derselbe genügen mußte. Ueberdies lag es im dringenden Interesse der Spinnerei, wieder in den Besitz ihres Eigenthums zu gelangen. Jeder Gang, den ein Arbeiter als „Arbeiter“ im Interesse des Betriebes im Auf⸗ trag seines Arbeitgebers unternimmt, ist als ein dienstlicher,
das heißt ein aus seinem Dienst⸗ beziehungsweise Arbeits⸗ verhältniß entspringender Gang anzusehen, gleichviel ob die
Veranlassung zu diesem Gange aus dem „Betriebe“ selbst oder von außen her sich ergeben hat. lleit G „Amtliche Nachrichten des R.⸗V⸗A.“ 1888 Seite 69.)
— Der mit der Vertretung des beurlaubten Königlich bayerischen Gesandten am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Grafen von Lerchenfeld⸗Köfering, beauftragte Legations⸗Rath Freiherr von Tucher hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Bis zur Rückkehr des Gesandten fungirt der der bayerischen Gesandtschaft attachirte Rittmeister Freiherr von Rotenhan als interimistischer Geschäͤftsträger.
„— Der Großherzoglich badische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Marschall, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten.
— Der Königlich schwedisch⸗norwegische Gesandte am hie⸗ sigen Allerhöchsten Hofe, von Lagerheim, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der Legations⸗ Sekretär Gude als interimistischer Geschäftsträger.
— Der General⸗Lieutenant von Fischer, Commandeur der 14. Division, hat sich nach Abstattung persönlicher Mel⸗ dungen in seine Garnison Düsseldorf zurückbegeben.
— Der General⸗Lieutenant Freiherr von Hilgers, beauftragt mit der Führung des V. Armee⸗Corps, hat Berlin nach Abstattung persönlicher Meldungen verlassen.
— Der Contre⸗Admiral Hollmann, welcher von der Stellung als Chef des Stabes der Admiralität entbunden worden ist, hat sich zur Uebernahme des Kommandos des Schul⸗Geschwaders nach Wilhelmshaven begeben.
— S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „ Nixe“, Komman⸗
dant Korvetten⸗Kapitän Büchsel, ist am 26. September cr. in St. Vincent (Kap Verdes) eingetroffen und beabsichtigt, am 29. dess. Mts. wieder in See zu gehen.
Bayern. München, 26. September. (Allg. Ztg.) Der Prinz⸗Regent ist auf seiner Rundreise durch die Pfalz heute in Landau angekommen. Der Hofzug lief dort um 9 ¼ Uhr Morgens ein. Auf dem Perron standen eine Ehren⸗ Compagnie und zahlreiche Offiziere. Se. Königliche Hoheit schritt die Front ab, nahm sodann die Bewillkommnungsrede des Bürgermeisters entgegen und hielt darauf bei aufgeheiter⸗ tem Wetter und unter lautestem Volksjubel seinen feierlichen Einzug in die altehrwürdige ehemalige Bundesfestung, deren Straßen überall prachtvoll dekorirt sind.
Die Münchener „Neuesten Nachrichten“ schreiben zur bevorstehenden Ankunft des Kaisers Wilhelm: „Zum
.“
(Vergleiche Entscheidung 454,
zu befreien versuchten,
ersten Male begrüßen wir hier in Süddeutschland unseren jungen Kaiser, der nach den schweren Schicksalsschlägen dieses Jahres das Erbe seiner Väter angetreten hat. Möge der Besuch des Fürsten, auf den ganz Deutschland mit hohen, freudigen Hoff⸗ nungen blickt, dazu beitragen, das Band, welches alle Deutschen umschlingt, nur um so fester und inniger zu knüpfen. München wird es an einem warmen Willkomm für den Deutschen Kaiser nicht fehlen lassen.“
Württemberg. Stuttgart, 25. September. (Allg. Ztg.) Der König und die Königin sind heute Mittag von Friedrichs⸗ hafen wieder hier eingetroffen. Ein offizieller Empfang auf dem Bahnhof fand auf Allerhöchsten Wunsch nicht statt. Von der Königlichen Familie war nur die Herzogin Vera anwesend. Die Bevölkerung dagegen ließ es sich nicht nehmen, die Majestäten zu bewillkommnen. Eine dichte Menschenmenge bildete Spalier vom Bahnhof bis zum Residenzschloß und empfing das Königliche Paar, welches die kurze Strecke in einem geschlossenen Wagen zurücklegte, mit brausenden Hoch⸗ rufen. Auf dem Schießhause wurden, als der Königliche Zug in die Stuttgarter Markung einfuhr, Böllerschüsse gelöst.
— 27. September. (W. T. B.) Zu Ehren des Besuchs Sr. Majestät des Kaisers prangt die Stadt in festlichem Schmuck. Ueberall sieht man prachtvolle Dekorationen: vom Bahnhof durch die Schloßstraße an dem Königsbau vorbei bis zur Planie ist eine große Via triumphalis hergestellt, auf welcher 10 Pyramiden, die mit dazwischen stehenden Maststangen durch Guirlanden verbunden sind, sich erheben. Die Maststangen tragen Gruppen von Fahnen sowie die allegorische Figur der Württembergia mit dem Lalmzweig Der Kaiser wird bei der Ankunft am Bahnhof von dem König und den sämmt⸗ lichen Königlichen Prinzen nebst dem Gefolge und dem Hofstaat empfangen; ferner werden die Staats Minister, die Präsidenten beider Kammern, die preußische Gesandtschaft, sämmtliche Generäle und Regiments Commandeure, der Ehren⸗ dienst sowie die Stadtbehörden anwesend sein.
Baden. Karlsruhe, 25. September. (Karlsr Ztg.) Der Großherzog empfing am 23. d. früh die Vorstande der Kriegervereine von St. Avold und den umliegenden Orten. Um 9 ½ Uhr wohnte Se. Königliche Hoheit dem Gottesdienst im Betsaal der evangelischen Gemeinde bei und besichtigte sodann die noch im Bau begriffene evangelische Kirche. Abends 7 Uhr speiste der Großherzog im Kasino des Ulanen⸗ Regiments Nr. 14, nachdem Höchstderselbe sich während des Nach⸗ mittags mit schriftlichen Arbeiten beschäftigt hatte. Der Erbgroß⸗ herzog hatte sich Vormittags nach Metz zur Besichtigung der Schlachtfelder begeben, von wo Höchstderselbe am Abend zurück⸗ kehrte. — Heute früh nahm der Großherzog an dem letzten
Corpsmanöver der 30 und 33. Division des XV. Armee⸗ Corps theil und reiste von dem Manöverfelde weg direkt nach Konstanz, wo Höchstderselbe mittelst Extrazuges spät Abends eintrifft und sofort nach Schloß Mainau weiterfährt. Der Großherzog ist von dem Erbgroßherzog begleitet.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. September. (Wien. Ztg.) Die Verhandlungen der Landtage nehmen einen raschen Fortgang. Der steiermärkische Landtag genehmigte heute ohne Debatte die Vorlage, betreffend die Aufnahme eines Landes⸗Anlehens von zwölf Millionen Gulden behufs Kon vertirung der Landesschulden.
Wie die „Agramer Zeitung“ meldet, ist für die Wieder aufnahme der Verhandlungen des kroatischen Landtages der 4. November in Aussicht genommen. Die hauptsächlichsten Berathungsgegenstände der Session, die bis Weihnachten dauern dürfte, werden das Landesbudget pro 1889 und das Haus kommunionsgesetz bilden. Ob der Landtag sich auch mit dem Bericht der Regnikolardeputation wird befassen können, häng in erster Linie vom Verlauf der Verhandlungen derselben ab.
Frankreich. Paris, 26. September. (W. T. B.) Die Kammern werden wahrscheinlich zum 15. Oktober einberufen werden. — Nach Meldungen aus St. Etienne hat heute Vormittag in den dortigen Kohlengruben ein ernsterer Zusammenstoß zwischen den Strikenden und denjenigen Arbeitern stattgefunden, welche arbeiten wollten. Es kamen dabei zahlreiche Verwundungen vor. Gendarmer schritten ein und verhafteten mehrere Personen, welche die Strikenden sodaß die Gendarmen von der Waffe Gebrauch machen mußten.
Türkei. Konstantinopel, Nachts.
24. September,
(Wien. Ztg.) Die russischen Großfürsten sind hier ein⸗
getroffen.
— 25. September. (Prag. Ztg.) „Reuter’s Bureau“ meldet: Der griechische Gesandte Konduriotis überreichte heute der Pforte eine Note, in welcher ernste Vor⸗ stellungen gegen das Vorgehen der türkischen Behörden gegenüber den griechischen Schwammfischern erhoben werden, deren Schiffe saisirt wurden, trotzdem sie die ent⸗ sprechenden Gebühren zahlten. Die Note verlangt die Heraus⸗ gabe der Schiffe und die Schadloshaltung der Eigenthümer und hofft auf künftige Verhinderung eines derartigen Vor⸗ gehens, indem Griechenland die Aufrechthaltung der freund⸗ schastlichen Beziehungen wünsche.
Griechenland. Athen, 25. September. (Wien. Ztg.)
Der Herausgeber des „Nab agas“ wurde verhaftet und die
Nummer dieses Blattes, welche einen für den König und den “ beleidigenden Artikel enthielt, gestern mit Beschlag elegt.
— 26. September. (W. T. B.) Hiesige Blätter bringen die offizielle Mittheilung von der Verlobun g des Prinzen Georg mit der Prinzessin Margarethe, zweiten Tochter des Herzogs von Chartres.
— 27. September. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat die Pforte die bei den Sporaden⸗Inseln verhafteten griechischen Schwammfischer wieder in Freiheit gesetzt.
Rumänien. Bukarest, 25. September. (Wien. Ztg.) Die Fraktionen der alten Opposition, deren Vereinigung den Sturz des Kabinets Bratiano herbeiführte, haben sich definitiv entzweit. Die durch die Junimisten vertretene Re⸗ gierungsgruppe hat sich mit den Konservativen fusionirt.
Amerika. New⸗York, 26. September. (W. T. B.) In dem von den republikanischen Senatoren vor⸗ eschlagenen Zolltarif⸗Entwurf werden Abstriche von ast 70 000 000 Doll. gemacht. Hiervon entfallen auf die Tabacksteuer 30 000 000 und auf die Zuckersteuer 25 000 000 Dollars; alsdann wird der Schutzzoll auf Wollwaaren erhöht
und zwar für feinere Wollwaaren, die zu Kleidungsstücken verarbeitet werden, um 12 oder 13 Cents pro Pfund. Die Zollsätze für anders verarbeitete Wollwaaren sowie auf Seide leiben unverändert. Die Zölle auf verschiedene Arten von Stahlwaaren werden dagegen erhöht, diejenigen auf Zucker und Reis aber um die Hälfte vermindert. Schkießlich wird in dem Entwurf die völlige Abschaffung des Tabackzolls beantragt.
Asien. Afghanistan. Aus Kalkutta, vom 25. Sep⸗ tember, wird telegraphirt: Vom Emir Abdurrahman ist die Meldung eingelaufen, daß Ishak Khan sich nach Tash Kurgan zurückgezogen hat.
— Aus Indien ist in London folgendes Telegramm eingegangen:
Kalkutta, 23. September. Die Regierung wird in Folge der Mißernte wahrscheinlich große Summen für Nothbauten aus⸗ setzen müssen. Sowohl Bombay wie der Dekkan baben stark durch die Dürre gelitten, während die Ueberschwemmungen im Burdman⸗Distrikt von Bengalen große Verheerungen ange⸗ richtet haben. 150 Quadratmeilen sollen unter Wasser stehen.
Afrika. Egypten. Kairo, 24. September. (A. C.) Das 4. Bataillon der egyptischen Armee, welches in Bereitschaft stand, sich den Streitkräften an der Grenze anzu⸗ schließen, erhielt heute den Befehl zum Abmarsch nach Suakim.
— 25. September. (R. B.) General Sir F. Grenfell und Oberst Kitchener, welche sich auf der Rückreise von England nach Egypten befinden, werden sofort nach ihrer Ankunft nach Suakim reisen. Wahrscheinlich werden weitere Verstärkungen mit etwas Reiterei in Kurzem dorthin gesandt werden. General Dormer, der Oberbefehlshaber der britischen Truppen in Egypten, wird in einigen Tagen mit seinem Stabe sich nach Wady Halfa begeben.
Zeitungsstimmen.
Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ schreibt
„Zur Abwehr der erneuten Angriffe auf die Getreidezölle“:
Die freisinnige und demokratische Presse eröffnet jetzt aus Anlaß des Steigens der Getreidepreise auf der ganzen Linie neue Angriffe auf die Getreidezölle. Wir greifen aus diesen Erörterungen für heute
einen Punkt heraus. Die freisinnige Presse rechnet aus, um wie⸗
Pfennige der arme Mann jetzt das Pfund Brot theurer bezahlen müsse, und erhebt Beschwerde darüber, daß durch die Kornzollmauer ein Ausgleich des Ausfalls unseres heimischen Ernteertrages durch fremde Zufuhr in einem Maße, daß das alte Niveau des Brotpreises auf⸗ rechterbalten weroden könnte, verhindert wird. Die Beschwerde ist nur gerechtfertigt, wenn man von der Grundanschauung ausgeht, daß der Städter ein Anrecht auf immer gleiche Brotpreise hat, und der Schaden einer geringen Ernte ausschließlich von der Landwirthschaft getragen werden muß. Diese Auffassung aber widerspricht allen wirthschaftlichen und Handelsgrundtätzen, und schließt die Ungerechtig⸗ keit und Härte gegen den deutschen Landmann in sich. Ist die Kartoffelernte weniger reichlich ausgefallen, so gilt es selbstverständ⸗ lich, daß weder der Erlös des Produzenten, noch der Handelsgewinn verringert, sondern der Ausgleich im Wesent⸗ lichen durch eine Preissteigerung zu Lasten der Konsumenten geschaffen wird; geben die Verhältnisse dem Grund und Boden für Bauzwecke einen höheren Werth, oder treibt die Grundstücksjobberei diesen Werth künstlich in die Höhe, so muß unweigerlich der Miether den Schaden der „Konjunktur“ und die Deckung des Profits des Wuachers anderer Leute auf seine Schultern nehmen. In allen diesen Fälen, in denen die willkürliche Bereicherung zum Theil den Charakter eines öffentlichen Skandals und einer wirthschaftlichen Pest an sich trägt, schweigt der Freisinn; nur wenn es sich um die Alternative handelt: Soll der Landmann darben, oder soll ein billiger Ausgleich des Schadens stattfinden und auch der Brot⸗ konsument die Ungunst des Jahres zu einem kleinen Theile mittragen, entscheidet er gelassen die Frage zum Nachtheil des Landwirths. Die Ernte ist in Deutschland diesmal sehr verschieden ausgefallen; in ganzen Strichen ist der Ausfall infolge der Ueberschwemmungen und anderer Ursachen enorm; in einer uns genauer bekannten Gegend, die mit am günstigsten abgeschnitten haben wird, stellt sich der Ernte⸗ ertrag auf etwa 3 des Vorijahres. Mit dieser Thatsache vergleiche man den Umfang der bisherigen Preissteigerung. In Berlin wurde die Tonne Weizen am Donnerstag durchschnittlich mit 180 ℳ, die Tonne Roggen mit 156 ℳ verkauft; der Durchschnittspreis des vorigen Kalenderjahres betrug in Berlin 165 ℳ für 1000 kg Weizen, 121 ℳ für 1000 kg Roggen. Also eine Preissteigerung von 15 ℳ oder 9 % bei der Tonne Weizen und von 35 ℳ oder 29 % bei der Tonne Roggen. Das ist auch nicht entfernt eine Erhöhung des Preises, die die Gesammteinnahme des Landwirths aus seinem zum Verkauf ge⸗ brachten Getreide auf dieselbe Linie mit der vorjährigen bringt, ganz davon zu schweigen, daß das Verhältniß durch den in beiden Jahren gleichen Abzug des für den eigenen Bedarf, für die Aussaat ꝛc. zurück⸗ zubehaltenden Getreidequantums noch weiter wesentlich zu seinen Un⸗ gunsten verschoben wird. Dazu kommt noch, daß in allen Ländern, deren Weizen⸗ beziehungsweise Roggenausfuhr den deutschen Markt zum Ziel nimmt, in Rußland, Ungarn, Rumänien, Nord⸗Amerika, Indien ꝛc., die Ernte auch in diesem Jahre eine gute war, so daß die Börse, wie die Preisansätze ihrer Lie⸗ ferungsgeschäfte für die nächsten Monate beweisen, eine weitere Stei⸗ gerung der Getreidepreise nicht erwartet. Der deutsche Landwirth trägt also thatsächlich und ziffermäßig nachweisbar den Haupttheil des Nachtheils des diesjährigen Ernteausfalls und kann, trotz Getreide⸗ zöllen, seinen Schaden nur zu einem Bruchtheil auf die Schultern des Brotkonsumenten abwälzen. Will uns Herr Richter, ehe er weiter betzt, gefälligst klar machen, warum auch diese mäßige Abwälzung noch ein wirthschaftliches Verbrechen sein soll, und was den Staat und alle billig denkenden Parteien berechtigt, sich nur um das billige Brot des Städters und Industriearbeiters, und nicht auch um das zum Leben ausreichende Brot des deutschen Landmanns zu kümmern?
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— In den „Berliner Politischen Nachrichten“ lesen wir: 8 “
Die Erörterungen der Wablprogramme der Kartellparteien über die Reform der direkten Steuern eröffnen, soweit sich bei der naturgemäz allgemein gehaltenen Fassung dieser Sätze ein sicheres Urtheil gewi nen läßt, nach verschiedenen Richtungen Aussichten auf Beseitigung der in dieser Hinsicht bestehenden Stockung. Die Wahl⸗ aufrufe bekunden eine weitgehende Uebereinstimmung nicht nur über die Nothwendigkeit der Reform selbst, sondern auch über die dabei zu verfolgenden Ziele. Diese Uebereinstimmung erstreckt sich erwünschter Weise auch darauf, daß von keiner Seite die Einführung des Steuerbewilligungsrechts oder eine einschneidende Ab⸗ änderung des Wahlrechts als Bedingung der Reform bezeichnet wird, mithin die Voraussetzungen erfüllt scheinen, an welche nach den im Jahre 1887 im Abgeordnetenhause Namens der Staatsregierung ab⸗ gegebenen Erklärungen die Wiederaufnahme der Reform der direkten Steuern sich knüpft. 8 Weas nun den Inhalt der bezüglichen Programmsätze der Wahl⸗ aufrufe anlangt, so spricht der nationalliberale Aufruf bestimmt die Forderung aus, daß die preußische Steuergesetzgebung die Reichs⸗ politik, insbesondere auch die Sozialpolitik, wirksam zu unterstützen habe, und der freikonservative Aufruf stellt, wenn auch in anderem Zusammenhange, gleichfalls als allgemeinen Grundsatz auf, daß die Unterstützung der Reichspolitik die vornehmste Aufgabe Preußens und seiner gesetzgebenden Körperschaften sei. 1
l der allgemeinen
Es mag daher an der Zeit sein, an das steuerpolitische Pro⸗ gramm zu erinnern, welches bei Beginn der Reichssteuerära als das im Interesse der Reichspolitik zu erreichende Endziel einer Reform der direkten Steuern Preußens bezeichnet wurde. Danach ist die Be⸗ seitigung der Klassensteuer als Staatssteuer, die Beschränkung der Be⸗ steuerung von Einkommen unter 6000 ℳ auf das fundirte Ein⸗ kommen, die geringere Besteuerung des Arbeitseinkommens auch bei höherem Gesammteinkommen, der Ausgleich der Verschiedenheit der Besteuerung des beweglichen und des unbeweglichen Vermögens, die Ueberweisung der Grund⸗ und Gebäudesteuer an die Kommunen und endlich eine auf die Erleichterung der ärmeren Bevölkerung ab⸗
zielende Reform der Kommunalbesteuerung als das zu erstrebende Ziel V
bezeichnet worden. 8 “
Ohne Frage wird die völlige Durchführung dieses Programms von Zeit und Umständen, insbesondere dem Verhältniß der Einnahme⸗ qguellen zu dem Ausgabebedürfniß, abhängen und ein etappenweises Vorrücken nach dem Ziele dem Stillstande vorzuziehen sein. Aber wenn der letztere Weg eingeschlagen werden soll, so wird zu beachten sein, daß die zu beschließenden Reformen nothwendig in der Richtung jenes Zieles liegen müssen, wie die Aufhebung der untersten beiden Stufen der Klassensteuer die Ermäßigung der übrigen und der untersten Stufen der Einkommensteuer sowie die Aufhebung des Schulgeldes Etappen zur Durchführung jenes Reformprogramms bilden. Befriedigender Weise scheinen die drei Kartellparteien auch dieser Auffassung zuzu⸗ neigen. Nichts Abweichendes ist aus den Wahlaufrufen berauszulesen, dagegen weist die durchweg hervorgehobene Nothwendigkeit weiterer Erleichterung von direkten Steuern auf die wesentliche Uebereinstim⸗ mung mit jenem Programm hin. Die Aussichten auf Fortführung einer zweckmäßigen Steuerreform in Preußen erscheinen daher wesent⸗ lich gebessert.
— In einer Berliner Correspondenz der „Kölnischen
Zeitung“ lesen wir:
Die Deutschfreisinnigen, denen es angesichts der bevorstehenden Wablen recht jammerlich zu Muthe ist, suchen sich über die Thatfache, daß die nach Bildung und Besitz maßgebenden Bevölkerungskreife sich allenthalben von ihnen abwenden, dadurch zu trösten, daß sie, die von der Volksgunst verlassenen Demokraten, sich unter den Kaiser⸗ lichen Purpurmantel flüchten und den Kaiser Friedrich nach ihrem Ebenbilde gestalten. Anders wenigstens ist es nicht verständlich, wie sie aus Tagebuchstellen, in welchen das damals noch nicht zur Partei⸗ bezeichnung herabgesunkene Wort vorkommt, den Schluß ziehen wollen, der hohe Herr habe auf dem Standpunkt der freisinnigen Partei gestanden. Denn diese Stellen sind so platonisch und allgemein ge⸗ halten, daß man alles und nichts mit ihnen machen kann. Sehr richtig bemerkt die „Nationalliberale Correspondenz“ den Reichsnörglern, welche in ihrer ganzen politischen Geschichte keine einzige schöpferische That, keinen einzigen fruchtbaren Gedanken aufzuweisen haben, daß der freiheitliche Fortbau des Reichs, wie er dem Kaiser Friedrich vorschwebte, ganz gewiß nicht dem Fortschrittsprogramm entspricht. Wenn es nach dem letzteren gegangen wäre, hätten wir überhaupt kein Reich erlangt, sondern die Anläufe dazu wären wieder ge⸗
scheitert wie im Jahre 1848, und das Sebnen des deut⸗ schen Volkes wäre wieder durch Prinzipienreiterei, Rechthaberei und doktrinäre Verranntheit um den Lohn betrogen worden. Wir möchten wohl einmal das Tagebuch des damaligen Kronprinzen lesen, wenn er auch über die späteren politischen Vorgänge ein solches hinter⸗ lassen hat; wir möchten sein Urtheil vernehmen, als die Fortschritts⸗ partei die Reichsverfassung ablehnte, als sie die deutsche Rechtseinheit verwarf, als sie in den Zeiten großer Kriegsgefahren leichtfertig Kon⸗ flikte wegen der militärischen Sicherheit des Reichs heraufbeschwor, als sie jedem Versuch, soziale Reformpolitik zu treiben und eine hu⸗ mane arbeiterfreundliche Gesetzgebung ins Leben zu rufen, kalten Hohn und starre Verneinung entgegensetzte, als sie Ofenhocken empfahl und vor Nasenstübern Angst hatte, wenn es galt, auch zur See und in fernen Welttheilen die Aufgaben eines mächtigen aufstrebenden Volkes zu erfüllen. Ueber dies und vieles Andere möchten wir erst das Urtheil des Kaisers Friedrich vernehmen, ehe wir urs seine edle Gestalt zum fortschrittlichen Parteikaiser erniedrigen lassen.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 39. — Inhalt: Militärwesen: Erlöschen einer Ermächtigung zur Ausstellung ärztlicher Zeugnisse für im Auslande lebende militärpflichtige Deutsche. — Konsulatwesen: Ernennung. — Bestellung eines Konsular⸗Agenten. —, Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs⸗ ebiet.
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundbheits⸗ amts. Nr. 39. — Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankbheiten in der Berichtswoche. — Cholera in Niederländisch⸗Indien. — Erkrankungen deutscher Eisenbahn⸗Beamten 1886. — Sterbefäͤlle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Sterblichkeit in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern. I1. Quartal 1888. — Desgl. in größeren Verwaltungsgebieten des In⸗ und Auslandes. — Jahresbericht des Medizinal⸗Kollegiums zu Lübeck 1887. — Witterung. — Zeitweilige Maßregeln ꝛc. — Thier⸗ seuchen in Großbritannien. Juni 1888. — Veterinärpolizeiliche Maß⸗ regeln. — Medizinal⸗Gesetzgebung ꝛc. (Preußen. Regierungsbezirk Aurich.) Beerdigung menschlicher Leichen. — (Regierungsdezirk Düssel⸗ dorf.) Verabreichung von Luxusgefäßen an unbemittelte Kranke. (Stadt Breslau.) Transport von an ansteckenden Krankheiten leidenden Personen. — (Portugal.) Saccharin⸗Einfuhr. — (Egypten.) Gift⸗ verkehr. — Rechtsprechung. (Reichsgericht.) Transport einer von auswärts eingeführten Kuh im Inlande ohne bezirksthierärztliche Untersuchung. — Kongresse, Verhandlungen von gesetzgebenden Körper⸗ schaften ꝛc. (Italien) Hygienischer “ — (Frankreich) Wein⸗ fälschung. Gesetzentwurf. — Zusatz von Farbstoffen zum Wein. — Vermischtes. Abnahme der Sterbeziffer.
Centralblatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich Preußischen Staaten. Nr. 19. — Inhalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung und im Reichs⸗Gesetz⸗ blatte erschienenen Gesetze und Verordnurgen. — Allg meine Ver⸗ waltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Be⸗ fugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — Indirekte Steuern: Prüfung von Lavendelöl und Rosmarinöl, welche als Zusatz zum allgemeinen Branntweindenaturirungsmittel verwendet werden. — Erkenntniß des Reichsgerichts. Stempelfreiheit von Anschaffungsgeschäften, bei denen ein zum Zweck der Uebernahme einer Anleihe zusammengetretenes Konsortium oder ein einzelnes Mitglied mit einem Dritten eine Ver⸗ einbarung wegen Unterbetheiligung abschließt, bevor das Konsortium feine Offerten abgegeben und den Zuschlag erhalten hat. — Personal⸗ nachrichten. 8
Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 24. — Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 9. September 1888, betreffend Ausführungsvorschriften zu den Zoll⸗ und Steuer⸗
esetzen.
8 ürr. 25. — Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Ar⸗ beiten vom 17. September 1888, betreffend Vertrag vom 28. August/ 8. September 1888 über die Verpflichtungen der König⸗ lichen Staatseisenbahnen gegenüber der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung. — Nachrichten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Sitzungsberichte der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin, 1888, Verlag d. Ak. d. W; in Kommission bei Georg Reimer. — Die Nr. 24, vom 17 Mai 1888, veröffentlicht die Adresse der Akademie an Hrn. Hein⸗ rich von Sybel zur Feier seines 50 jährigen Doktor⸗Jubiläums, am 27. April 1888. Sodann, bringt das Heft die Fortsetzung der Abhandlung des Hrn. L. Kronecker: Zur Theorie komplexren Zahlen und der Modulsysteme.
Notare im Deutschen Reich — von hohem Werth sind.
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Nach dem ferner darin mitgetheilten Protokoll der am 17. Mai ab⸗ gehaltenen Gesammtsitzung hat die philosophisch⸗historische Klasse der Akademie beschlossen, 6000 ℳ zur weiteren Herausgabe der politischen Correspondenz und der Staatsschriften König Friedrich's II., 5000 ℳ zur Fortsetzung der Herausgabe der Aristoteles⸗Kommentatoren und 3000 ℳ zur Fortsetzung des Corpus Inscriptionum Graecarum zu bewilligen, ferner 600 ℳ an den Privatdozenten Hrn. Dr. Roßbach in Breslau zu einer Reise nach England zum Zweck der Vergleichung von Manufkripten der prosaischen Schriften Seneca's. Dur Beschluß der phvsikalisch-mathematischen Klasse wurden 3500 ℳ bewilligt zur Anschaffung von Instrumenten für die akademische Sammlung zu optisch⸗mineralogischen Arbeiten, welche Hr. Klein auszuführen beabsichtigt. — Heft 25, 26 vom 31. Mai d. J. enthält eine Abhandlung von Dr. Ludwig Stein in Zürich, welche Leibniz in seinem Verhältniß zu Spinoza auf Grundlage bisher unedirten Materials entwickelungsgeschichtlich darzustellen sucht. Dann folgt eine Arbeit von S. Gabriel, betreffend eine neue Darstellungs⸗ weise primärer Amine. In dieser von Hrn. A. W. von Hofmann mitgetheilten Arbeit sind die Ergebnisse einer Reihe von Untersuchungen zusammengestellt, welche im 1. chemischen Universitäts⸗Laboratorium vorgenommen wurden. — Den Schluß des Hefts bildet eine analytische Berechnung der atmosphärischen Bewegungen von H. von Helmholtz. Der Hr. Verf. gelangt in seiner Untersuchung zu dem Ergebniß, daß die hauptsächlichste Hemmung der Cirkulation unserer Atmosphäre, welche verhindert, daß dieselbe nicht außerordentlich viel heftigere Winde erregt, als es thbatsächlich der Fall ist, nicht sowohl in der Reibung an der Erdoberfläche als in der Vermischung verschieden bewegter Luftschichten durch Wirbel gegeben ist, die durch Aufrollung von Diskontinuitätsflächen entstehen. Im Innern solcher Wirbel werden die ursprünglich getrennten Luftschichten in immer zahlreicheren und deshalb immer dünner werdenden Lagen spiralig um einander ge⸗ wickelt, und ist daher hier durch die ungeheuer ausgedehnte Be⸗ rührungsfläche ein schneller Austausch der Temveratur und Ausgleichung ihrer Bewegung durch Reibung möglich. Ueber den Verlauf solcher Kontinuitätsstörungen behält sich Hr. von Helmholtz vor, später weitere analytische Untersuchungen vorzulegen.
— „Probleme aus der christlichen Ethik“. Bearbeitet ron Julius Schiller, evangelischem Pfarrer zu Nürnberg. Berlin, H. Reuther's Verlagsbuchhandlung. Den deutschen evange⸗ lischen Geistlichen gewidmet. Wie der Verfasser in seinem Vorwort sagt, waren diese Blätter ursprünglich nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt. Sie dienten dazu, dem Verfasser persönlich zu einiger Auf⸗ tlärung über diese tiefen, die Menschheit von Altersher bewegenden Fragen zu verhelfen. Er will zufrieden sein, wenn seine Arbeit die Brüder im Amt damu animirt, ihrerseits den bekannten Problemen neue Beachtung zu schenken. Vielleicht wird auch der theologischen Jugend, die im Examen zu⸗ weilen in Verlegenheit darüber ist, wie sie ethische Themata anzu⸗ fassen habe, ein kleiner Dienst mit dieser Schrift erwiesen, die, weit entfernt davon, Musteraufsätze bieten zu wollen, jedenfalls für Jeder⸗ mann verständlich ist. In dem 116 Seiten starken Bändchen be⸗ handelt der Verfasser folgende Themata: Die Adiaphora und das Erlaubte. — Die Askese. — Das Gelübde. — Das Gewissen. — Die Kollision der Pflichten. — Die Freiheit des menschlichen Willens.
— „Heymann's Terminkalender für die Justiz⸗ beamten“ in Preußen, Mecklenburg, den Thüringischen Staaten, Braunschweig, Waldeck, Lippe und den Hansastädten auf das Jahr 1889 ist soeben in bekannter Ausstattung erschienen. Der Kalender enthält außer einem Kalendarium 31 verschiedene Beilagen, die theil⸗ weise — wie die Personalien der Justizbehörden in den genannten Staaten und das Verzeichniß der sämmtlichen Rechtsanwalte und In den 51 Jahren seines Erscheinens ist der Kalender so bekannt und beliebt geworden, daß er einer besonderen Empfehlung nicht bedarf. Der Preis beträgt 3 ℳ, mit Schreibpapier durchschossen 3,50 ℳ
— Die in Leipzig am 29. September d. J. erscheinende Nr. 2361 der „Illustrirten Zeitung“ enthält u. A. folgende Abbildungen: Von den Kaisermanövern bei Müncheberg. 2 Abbildungen. — Die
Afrikaforscher Premier⸗Lieutenant Kund und Lieutenant Tappenbeck. — Das Schaugebäude der Gesellschaft „Urania“ in Berlin. Nach einer Zeichnung des Architekten. — Eine Sonnenfinsterniß auf dem Monde. Originalzeichnung von Wilhelm Kranz. — Das neue Regierungsgebäude in Breslau. Nach einer Zeichnung des Architekten.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Portugal.
Durch eine unterm 19. September 1888 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern ist der Hafen von Diu für von Cholera „verseucht“ und die übrigen Häfen von Portugiesisch⸗Indien für derselben Krankheit „perdächtig erklärt worden.
Gibraltar.
Nach einer am 15. September 1888 in Kraft getretenen Ve ordrung des Gesundheitsamts zu Gibraltar muß jeder Schiffskapitär welcher sich mit seinem Schiff von Tanger oder einem anderen marokkanischen Hafenplatz nach Gibraltar begiebt, mit einem von der britischen Konsularbehörde in dem Abgangsbafen ausgestellten bezw. visirten Gesundheitspaß versehen sein.
Gewerbe und Handel.
Die Schles. Ztg.“ berichtet vom oberschlesischen Stein⸗ kohlenmarkt: Das vorzeitige Eintreten vorn kalter, selbst zu Frösten hinabgehender Temperatur ist nicht allein für die festen Ab nehmer, sondern auch für die örtlichen Verkäufe und Bezü aus freier Hand Veranlassung geworden, mit einer stärke Eindeckung ihres Bedarfs vorzugehen; auch mögen für di häufigeren Bestellungen Besorgnisse etwaiger Stockungen i der Versendung von Kohlen mitwirken, sobald die Rüben transporte begonnen haben werden. Neben der Entnahme Seitens der Hüttenwerke und Eisenbahnen trat der landwirth⸗ schaftliche Bedarf sehr wahrnehmbar im Markte auf; auch war für den Absatz der backenden Kohlen außer den wachsenden Verladungen die Gasanstalten der lebhafte Kokereibetrieb höchst foͤrderlich. Die Thätigkeit der Gruben konnte deshalb wesentlich gesteigert werden, un war ebenmäßig der Betrieb der trockenen wie der nassen Aufbereitunger in vollem Gange, sodaß die frische Förderung allenthalben auf den We kam und die Haldenvorräthe sich verminderten. Der Absatz nach den öster⸗ reichischen wie nach den polnischen Grenzbezirken erhielt sich flotter als i früheren Zeiten, und der günstige Wasserstand wurde zu zahlreichen Versendungen nach den Umschlagstellen benützt. Die Stimmung des Marktes ist daher eine feste, und halten die Preise Stand; zu einer Erhöhung derselben dürfte sich Veranlassung geben, sobald die zur Zeit herrschende günstige Herbstwitterung nachläßt und ein stärkeres Heizbedürfniß hervorruft.
— In der sechszehnten ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Bredower Zuckerfabrik wurde der von der Direktion vorgelegte Geschäftsbericht für das Campagnejahr 1887 88 vorgetragen. Das Gesammtresultat ist nach demselben ein sehr be⸗ friedigendes. Von dem erzielten Ueberschuß von 194 452 ℳ werden 40 972 ℳ zu Abschreibungen verwendet; nach Dotirung des gesetz⸗ lichen Reservefonds und der zu zahlenden statutarischen Tantième ge⸗ langt eine Dividende von 7 % zur Vertheilung; außerdem werden zur Bildung eines Spezial⸗Reservefonds 44 351 ℳ verwendet.
Aachen, 26. September. (W. T. B.) In der heutigen, von etwa 100 Aktionären besuchten Generalversammlung der Aachener Diskonto⸗Gesellschaft mwurde die Höhe des durch Cohen'’'s Veruntreuungen verursachten Verlustes auf 1 342 000 ℳ und der nach Abzug des Semestralgewinns verbleibende Kapitalverlust auf 1 046 000 ℳ angegeben. Die Versammlung wählte einstimmig eine aus 5 Mitgliedern bestehende Kommission, welche in Gemeinschaft mit dem Verwaltungsrath Sanirungsvorschläge berathen und dieselben einer in kürzester Frist einzuberufenden weiteren G s
zur Genehmigung vorlegen soll.