1888 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Oct 1888 18:00:01 GMT) scan diff

den Königlichen Kronen⸗Orden dritter Klasse:

von Witzleben, Major vom Magdeburgischen Regiment Nr. 10, kommandirt als Adjutant beim Kommando des III. Armee⸗Corps,

Baron von Collas, Oberst⸗Lieutenant, beauftragt mit der Führung des Leib⸗Grenadier⸗Regiments (1. Brandenbur⸗

gischen) Nr. 8,

Freiherr von Reibnitz, Oberst⸗Lieutenant und etats⸗

mäßiger Stabsoffizier des Leib⸗Grenadier⸗Regiments (1. Branden⸗ burgischen) Nr. 8, von Specht, Oberst⸗Lieutenant und etatsmäßiger Stabs⸗ offizier des 6. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiments Nr. 52, von Kotze, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des 1. Brandenburgischen Dragoner⸗Regiments Nr. 2, von Kutzschenbach, Oberst Lieutenant und Commandeur des 2. Brandenburgischen Dragoner⸗Regiments Nr. 12, von Blücher, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des 1. Brandenburgischen Ulanen⸗Regiments (Kaiser Alexander II. von Rußland) Nr. 3, b von Prittwitz und Gaffron, Major vom General⸗ stabe der 6. Division, 8 Freiherr von Bodenhausen, Oberst⸗Lieutenant und etatsmäßiger Stabsoffizier des 3. Brandenburgischen In⸗ fanterie⸗Regiments Nr. 20, von Fragstein und Niemsdorff, Oberst⸗Lieutenant und etatsmäßiger Stabsoffizier des Brandenburgischen Füsilier⸗ Regiments Nr. 35, von Trotha, Oberst⸗Lieutenant und etatsmäßiger Stabsoffizier des 4. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiments Nr. 24 (Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg⸗ Schwerin), Heydenreich, Oberst⸗Lieutenant und etatsmäßiger Stabsoffizier des Infanterie⸗Regiments Prinz Friedrich Carl von Preußen (8. Brandenburgischen) Nr. 64, von Rothkirch und Panthen, Oberst⸗Lieutenant und des 2. Brandenburgischen Ulanen⸗Regiments v. 11, von Krosigk, Major und Commandeur des Branden⸗ burgischen Jäger⸗Bataillons Nr. 3, von Thümen, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des Magdeburgischen Husaren⸗Regiments Nr. 10, vpon Gizycki, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des 2. Brandenburgischen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 18 (General⸗Feldzeugmeister), Christiani, Oberst⸗Lieutenant und etatsmäßiger Stabs⸗ offizier des 2. Brandenburgischen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 18 (General⸗Feldzeugmeister), Becker, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des Branden⸗ burgischen Pionier⸗Bataillons Nr. 3, Freiherr von Sell, Oberst und Brigadier der 3. Gen⸗ darmerie⸗Brigade, 1 Münzer, Militär⸗Intendantur⸗Rath vom III. Armee⸗ orps, Freiherr von Kirchbach, Major und Commandeur des Westpreußischen Kürassier⸗Regiments Nr. 5, Kusserow, Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des Brandenburgischen Train⸗Bataillons Nr. 3;

den Königlichen Kronen⸗Orden vierter Klasse:

Müller, Registrator vom General⸗Kommando des III. Armee⸗Corps,

Schütz, ““ beim 6. Brandenburgischen Infanterie⸗ Regiment Nr. 52,

Leonhardt, Füsilier⸗Regiment Nr. 35,

Zahlmeister beim Brandenburgischen

Evert, Zahlmeister beim Brandenburgischen Pionier⸗ Bataillon Nr. 3,

Krüger, Ober⸗Roßarzt vom Brandenburgischen Kürassier⸗ Regiment (Kaiser Nikolaus I. von Rußland) Nr. 6, Kellner, Zahlmeister vom Militär⸗Reit⸗Institut;

den Adler der Ritter des Königlichen Haus⸗Orden von Hohenzollern:

Thiel, Divisions⸗Pfarrer von der 5. Division; das Kreuz der Inhaber des Königlichen Haus⸗ Ordens von Hohenzollern: Maltzahn, Divisions⸗Küster von der 6. Division,

Stockmar, Büchsenmacher beim 3. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiment Nr. 20; sowie

das Allgemeine Ehrenzeichen: Güntsch, Sergeant im 5. Brandenburgischen Infanterie⸗ Regi ment Nr. 48, Stude, Stabs⸗Trompeter beim Westpreußischen Kürassier⸗ Regiment Nr. 5, Weichhold, Stabshornist Pionier⸗Bataillon Nr. 3, und

Gronemann, BZüchsenmacher beim Leib⸗Grenadier⸗ Regiment (1. Brandenburgischen) Nr. 8.

beim Brandenburgischen

Deutsches Reich.

Dem Kaiserlichen Vize⸗Konsul Biermann zu Apia ist auf Grund des §. 1 des Gesetzes vom 4. Mai 1870 in Verbindung mit §. 85 des Gesetzes vom 6. Februar 1875 für den Amtsbezirk des dortigen Kaiserlichen Konsulats die Er⸗ mächtigung ertheilt worden, bürgerlich gültige Eheschließungen von Reichsangehörigen und Schutzgenossen vorzunehmen und

die Geburten, Heirathen und Sterbefälle derselben zu be⸗ urkunden.

Bekanntmachung.

Am 1. Oktober wird das Postamt 23 (Kurstraße) mit dem Postamt 38. EE“ vereinigt und letzteres gleichzeitig nach der Taubenstraße 23 a verlegt. Diese vergrößerte Postanstalt erhält die Bezeichnung Postamt 38. (Taubenstraße, nahe dem Hausvoigteiplatz). Ferner wird vom genannten Tage ab das Postamt 85 von der Oranienstraße 129 nach dem Hause Oranien⸗ straße 72 verlegt. Dasselbe führt nach wie vor die Bezeich⸗ nung Postamt 85 (Oranienstraße). Berlin C., den 21. September 1888. b Der Kaiserliche Ober⸗Postdirektor, Geheime Postrath. Schiffmann.

usaren⸗ eneral⸗

Präsidenten des Landgerichts zu Gnesen, Direktor bei dem Landgericht daselbst,

anwalt bei dem Landgericht in Schweidnitz, mit dem Wohnsi in Waldenburg i. Schl., esss

anwalt bei dem Lacdßeriche in Schneidemühl, anwalt in Limburg a. L.

richter in Trittau,

richter in Heinsber

richter in Baumholder zu ernennen; sowie

Bekanntmachung. Am 1. Oktober d. J. Eisenbahn⸗Direktion zu

für den Personen⸗ und Gepäckverkehr eröffnet werden. Berlin, den 27. September 1888. 1

In Vertretung des 6 Reichs⸗Eisenbahnamts:

ulz. .

8 Bekanntmachung. Am 1. Oktober d. J. werden

die 53,0 km lange Bahnstrecke Hohenstein i. Ostpr.

Hohenstein i. Ostpr., mit den Stationen Waplitz, Gut⸗ feld, Neidenburg, Groß⸗Koslau, im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Elber⸗ feeld die 18,8 km lange Bahnstrecke Hilchenbach Erndtebrück mit den Stationen Vormwald, Lützel, Erndtebrück, im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Köln (linksrheinische) der an der Bahnstrecke Krefeld —Homberg elegene Haltepunkt Kaldenhausen dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Berlin, den 27. September 1888. In Vertretung des Reichs⸗Eisenbahnamts: Schulz.

u““

Auf Grund der nach §. 28 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 von dem Königlichen Staats⸗Ministerium unter dem 26. September 1888 getroffenen Anordnung wird allen denjenigen Personen, welchen auf Grund der gleich⸗ lautenden Anordnung des Königlichen Staats⸗Ministeriums vom 27. September 1887 der Aufenthalt in dem die Stadt Berlin, die Stadtkreise Charlottenburg, Potsdam und Spandau, sowie die Kreise Teltow, Nieder⸗Barnim und Ost⸗Havelland umfassenden Bezirk versagt worden ist, der Aufenthalt inner⸗ halb des ganzen vorerwähnten Bezirks von den Unterzeichneten von Landespolizeiwegen hierdurch fernerweit untersagt. Aus⸗ genommen hiervon sind nur diejenigen Personen, welchen der Aufenthalt in Berlin und erwähnten Kreisen durch besondere Verfügungen ohne Vorbehalt wieder gestattet ist.

3 Berlin und Potsdam, den 27. September 1888. Der Königliche Der Königliche

Polizei⸗Präsident. Regierungs⸗Präsident.

Freiherr von Richthofen. von Neefe.

MNachdem durch die Bekanntmachung des Königlichen Staats⸗Ministeriums vom 26. September d. J. die im §. 28 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 unter Nr. 1, 2 und 3 vorgesehenen Anordnungen für die in der Bekanntmachung aufgeführten Theile des hiesigen Regierungsbezirks auf ein Pehr von Neuem getroffen worden sind, wird allen denjenigen

ersonen, welche bei Ablauf der Geltungsfrist der Bekannt⸗ machung vom 27. September 1887 auf Grund des §. 28 des genannten Gesetzes von dem Aufenthalt in den betreffenden Gebietstheilen ausgeschlossen sind, dieser Aufenthalt fernerweit für die Dauer eines Jahres hiermit untersagt. Schleswig, den 27. September 1888.

Königliche Regierung, Abtheilung des Innern.

Hagemann.

Auf Grund der §§. 11 und 12 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird ein ohne Angabe des Druckers und Herausgebers oder Verfassers verbreitetes, mit keiner Ueber⸗ schrift versehenes Flugblatt, beginnend mit den Worten: „Unser einer liebt am meisten“ und schließend mit den Worten: „Hurrah! Freiheit lebe hoch!“ hiermit landespolizeilich verboten.

Köüln, den 25. September 1888.

Der

von Tieschowitz.

Königreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath und vortragenden

Rath im Ministerium des Innern, Dr. von Heyer in

Berlin, zum Präsidenten der Regierung in Stade, und

den Militär⸗Intendantur⸗Rath Kiesner von der Corps⸗

Intendantur IV. Armee⸗Corps zum etatsmäßigen ständigen

Hülfsarbeiter im Kriegs⸗Ministerium unter Verleihung des

Charakters als Geheimer Kriegsrath zu ernennen;

den Ober⸗-⸗Landesgerichts⸗Rath Moeller zu Marien⸗

werder in gleicher Amtseigenschaft an das Ober⸗Landesgericht

in Breslau zu versetzen;

den Landrichter Dr. Lisco in Berlin zum Ober⸗Landes⸗

gerichts⸗Rath in Marienwerder,

den Landgerichts⸗Direktor Fähndrich in Köslin zum

den Landgerichts⸗Rath Buddee in Greifswald zum

den Gerichts⸗Assessor Wachtel in Danzig zum Staats⸗

den Gerichts⸗Assessor Hennig in Posen zum Staats⸗ den Gerichts⸗Assessor Hagemann in Hagen zum Staats⸗ den Gerichts⸗Assessor Vis sering in Lüneburg zum Amts⸗ den Gerichts⸗Assessor Urbach in Königswinter zum Amts⸗ den Gerichts⸗Affessor Wagner in Saarbrücken zum Amts⸗

den Gerichtsschreibern, Sekretären Alisch in Strausberg

wird im Bezirk der Königlichen romberg die zwischen Posen und Glowno eingerichtete Haltestelle Posen (Gerberdamm)

im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Bromberg Soldau, Fortsetzung der Bahnstrecke Allenstein

dem Direktor der Rheinischen Provinzial⸗Irrenanstalt zu Andernach, Dr. med. Friedrich Gustav Noetel, den Cha⸗ rakter als Sanitäts⸗Rath zu verleihen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den zum Ersten Pfarrer an der St. Marienkirche zu Danzig designirten Pastor Franck, bisher in Stralsund, zum Superintendenten der Stadtdiözese Danzig und zugleich zum Konsistorial⸗RKath und Mitglied des Königlichen Konsistoriums der Provinz Westpreußen im Nebenamt zu ernennen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Der Hülfslehrer Hödtke vom Schullehrer⸗Seminar zu Sagan ist, unter Beförderung zum ordentlichen Seminar⸗ lehrer, an das Schullehrer⸗Seminar zu Pölitz versetzt worden.

Am Schullehrer⸗Seminar zu Bromberg ist der bei dem Schullehrer⸗Seminar zu Rawitsch bisher kommissarisch be⸗ schäftigt gewesene Lehrer Lieke als Hülfslehrer angestellt worden.

8

Die Nummer 28 der Gesetz⸗Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter „Nr. 9307 die Verfügung des Justiz⸗Ministers, betreffend die Anlegung des Grundbuchs für einen Theil des Bezirks des Amtsgerichts Osten, Vom 6. September 1888. Berlin, den 28. September 1888. Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt. Didden.

Nichtamtliches. Deuntsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. September. Se. Majestät der Kaiser und König trafen gestern Abend 8 Uhr in Stuttgart ein und wurden von Sr. Majestät dem König von Württemberg und den Königlichen Prinzen auf dem empfangen.

nterwegs hatten Se. Maäjestät der Kaiser den Vortra des Staats Ministers Grafen von Bismarck und des Wirk⸗ lichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus entgegengenommen. Nach dem Eintreffen fand Familientafel und daran an⸗ schließend auf dem Schloßhofe eine Serenade des Stuttgarter Liederkranzes statt. Die Stadt war prachtvoll illuminirt. Heute früh 9 Uhr hörten Se. Majestät der Kaiser den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, General⸗Adjutanten von Hahnke, und unternahmen um 10 Uhr in Begleitung Sr. Majestät des Königs und gefolgt von den Königlichen Prinzen eine Rundfahrt durch die festlich geschmückte Stadt.

Aus dem „W. T. B.“ liegen über den Besuch Sr. Majestät des Kaisers am Königlich württem⸗ bergischen Hofe folgende Telegramme vor:

Stuttgart, 27. September, Abends. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm ist heute Abend 8 Uhr hier ein⸗ etroffen und von Sr. Majestät dem König und allen rinzen des Königlichen Hauses, von den Staats⸗Ministern, den Mitgliedern der preußischen Gesandtschaft, der Generalität, den Regiments⸗Commandeuren, den Hofwürdenträgern, den Prä⸗ sidenten beider Kammern, sowie den Spitzen der Staats⸗ und städtischen Behörden am Bahnhof empfangen worden. Der Kaiser und der König begrüßten sich sehr herzlich mit wiederholter Umarmung und Kuß. Der Kaiser, welcher die Uniform seines württembergischen Grenadier⸗Regiments trug, begrüßte sodann auch die Prinzen des Königlichen Hauses, die Minister und die übrigen Anwesenden und schritt darauf die Front der aufgestellten Ehren⸗Compagnie entlang, deren Musikcorps die preußische Volkshymne spielte. Alsdann fuhren der Kaiser und der König gemeinsam in einem Wagen durch die prachtvoll geschmückte via triumphalis nach dem Königlichen Residenzschloß. Die Straßen waren feenhaft illuminirt und von der Kopf an Kopf gedrängten Bevölkerung gefüllt, welche den Kaiser mit nicht endenwollenden Jubelrufen begrüßte. Bei der Ankunft im Residenzschloß wurde Se. Majestät der Kaiser von Ihrer Maäjestät der Königin und allen Prinzessinnen des Königlichen Hauses empfangen. Abends 9 Uhr wurde dem Kaiser von dem hiesigen „Liederkranz“ unter Begleitung eines Militär⸗Musikcorps im Schloßhofe eine Serenade dargebracht.

Stuttgart, 27. September, Abends. (Von einem zweiten Berichterstatterl) Als der Eisenbahnzug mit Sr. Maäjestät dem Kaiser Abends 8 Uhr hier einlief, flammten ringsum auf allen Bergen Freudenfeuer auf, aus den Weinbergen oberhalb der Stadt stiegen Tausende von Raketen in die Höhe, und von den Thürmen ertönte Glocken⸗

geläut. Die Begrüßung des Kaisers und des Königs war eine

äußerst herzliche. Die am Bahnhof aufgestellte Ehren⸗

Compagnie war von dem Infanterie⸗Regiment Nr. 120, dessen Chef Se. Majestät der Kaiser ist, gestellt. des Bahnhofs wurde der Kaiser von 120 weißgekleideten Jungfrauen begrüßt. der Staats⸗Minister, Staatssekretär Graf Herbert Bismarck. Die Bevölkerung, Tausende von Flammen, Kerzen und Lampions sowie durch Pechfackeln erleuchtete Triumphstraße füllte, begrüßte den Kaiser mit unausgesetzten stürmischen Hoch⸗ und Hurrah⸗Rufen. Im Hofe des Residenzschlosses war eine zweite Ehren⸗Compagnie vom Regiment Kaiser Friedrich aufgestellt. 9 Uhr dargebrachten Serenade richtete der Ober⸗Bürgermeister von Hack einen Willkommengruß an den Kaiser, der mit einem jubelnd aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät schloß.

In der Vorhalle Im Gefolge des Kaisers befand sich

welche die durch elektrisches Licht, viele

ei der Abends

Der Kaiser, der König und die Königin, sowie der eh

und die Prinzessin Wilhelm erschienen Abends wiederholt au dem Schloßbalkon versammelten Menge jedesmal begrüßt.

und wurden von der vor dem Schlosse mit stürmischen Hochrufen

Stuttgart, 28. September. Bei der gestern Abend dem

Kaiser dargebrachten Serenade trug der „Liederkranz“ folgende Lieder vor: das Volkslied „Zwischen Frankreich und dem Böhmer⸗ wald“ von Dürner, „Zum Walde“ von Herbeck, ein schwäbisches Volkslied, und „Das deutsche Lied“ von Kalliwoda. Bürgermeister

Ober⸗

von Hack hob in seiner Begrüßungsrede

und Gott se chling in Brieg den Charakter als Kanzlei⸗R

ath, und

namentlich hervor: wie Stuttgart stolz darauf sei, daß es ihm

vergönnt sei,

bestimmte Parteirichtung erscheinen zu wollen.

Frenzen der Revision halten

dem Kaiser

uldigung zollen und die Gelübde der Treue zu Kaiser und Hach erneuern zu können. Muthvoll und hoffnungsfroh blicke heute das Volk zum Kaiser auf und lebe der frohen Zuver⸗ sicht, daß Allerhöchstderselbe in Erfüllung des hohen Vermächtnisses Seines Großvaters allezeit sein werde ein Mehrer des Reichs an Gütern und Gaben des Friedens, der nationalen Wohlfahrt, der Freiheit und Gesittung. Der Kaiser hat Sich, wie verlautet, hocherfreut über den Empfang zu dem Ober⸗Bürgermeister ausgesprochen, welcher mit dem Direktor des „Liederkranzes“ gestern Abend nach der Serenade in das Schloß gerufen worden war. Das festlich geschmückte Rath⸗ haus und die Triumphstraße erregen allseitige Bewunderung; auf letzterer hatten 23 000 Bürger, Schüler ꝛc. Spalier bildend Aufstellung genommen. Heute ist herrlichstes Kaiser⸗ wetter. Auf dem füdlichen Schloßflügel weht die Kaiser⸗ standarte; zahlreiches Publikum, namentlich viel ländliche Bevölkerung umfluthet das Schloß. Die Bahnzüge bringen immer neue Tausende.

Stuttgart, 28. September. Um 10 Uhr begannen sämmtliche Glocken zu läuten, und unter Kanonen⸗ donner fuhr die 6 spännige offene Hof⸗Galakutsche, in welcher Sich Se. Maäjestät der Kaiser in der Uniform Seines württembergischen Infanterie⸗Regiments Nr. 120 und Se. Majestät der König Karl in der Uniform Seines preußischen Infanterie⸗Regiments Nr. 25 befanden, aus dem Schloßhofe. Im zweiten Wagen folgten Ihre Majestät die Königin nebst Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm, Ersterer in der Uniform des Leibgarde⸗Husaren⸗Regiments. Dann schlossen sich zwölf weitere Wagen mit den Prinzen und Prin⸗ essinnen des Königlichen Hauses sowie den beiderseitigen Ge⸗ shen an. Der Kaiser dankte unausgesetzt für die enthusiasti⸗ schen Kundgebungen der dicht gedrängten Menschen⸗ menge. Im Stadtgarten nahm Se. Majestät von Festdamen Bouquets entgegen und dankte dem Ober-⸗Bürgermeister wiederholt für den schönen Empfang. Die Umfahrt währte über eine Stunde. Um 2 Uhr findet das Galadiner zu 170 Gedecken statt, und um 4 Uhr erfolgt sodan Weiter reise nach der Mainau.

Heute fand eine Sitzung der vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr statt.

Der General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens, General der Infanterie von Strubberg, à la suite des Kadetten⸗Corps, ist von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.

S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant Korvetten Kapitän von Eickstedt, ist am 26. September cr. in Chefoo eingetroffen und beabsichtigt, am 4. Oktober cr. wieder in See zu gehen.

Kiel, 28. September. (W. T. B.) Ein englisches Geschwader, bestehend aus vier Kreuzern unter dem Befehl des Commodore Markham, ist heute Vormitt getroffen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 27. September. (W. T. B.) Der K eenn 85 888 hier wieder eingetroffen und besuchte Mit⸗ tags den König von Griechenland, welcher österreichische Uniform trug. Der Kaiser verweilte eine halbe Stunde im Hotel des Königs und kehrte darauf nach der Hofburg zurück, woselbst kurz darauf der König von Griechenland zum Gegen⸗ besuch eintref. Der Kaiser fuhr sodann zum Besuch des

Prinzen von Wales. 1“ 27. tember, Abends. (W. T. B.) Der König heute den Minister des Aus⸗

n Griechenland empfing . b Genan Kalnoln. in einstündiger Audienz. Der Prinz von Wales wird, nach dem Besuch des Königs und der Königin von Rumänien, mit dem Kronprinzen Rudolf in Siebenbürgen ücttreffen, um gemeinsam mit ihm Bärenjagden abzuhalten. G P. est⸗ 28.,5 September. (Wien. Ztg.) Der parlamen⸗ tarischen Gepflogenheit entsprechend, stellte Staatssekretär von Berzeviczy dem neuernannten Kultus⸗ und Unterrichts⸗ Minister seine Stelle zur Verfügung. Graf Csäky erklärte jedoch, daß er die bewährte Kraft des Staatssekretärs nicht entbehren möchte und ihn daher ersuche, ihn durch sein fer⸗ neres Mitwirken zu Brite öa 1 Graf Csaͤky übernahm die Leitung seines Ministeriummheh. Z 8 September. (Presse.) Die bisherige ge⸗ mäßigte Opposition ist in der Auflösung begriffen, da Graf Ivan Draschkovics erklärt hat, ferner an dem poli⸗ tischen Leben nicht mehr theilnehmen zu wollen. Das deutsche Organ dieser Partei, das zAgr. 11“ Fügheke 8 1 ängi osition ber an als unabhängiges Opp g Enngelne Ar⸗ ordnete der gemäßigten Opposition werden in Zukunft im Anbege als Aemübig ge nen die übrigen wieder die ehe⸗ malige Stroßmayer⸗Partei bilden, als deren Organ der „Obzor anzusehen ist.) itannien und Irland. London, 27. September. (A. Großprit irische Adgeordnete John Redmond wurde gestern in Wexford wegen einer am 22. Juli ge⸗ haltenen aufwieglerischen Rede zu fünf Wochen Ge ng bes verurtheilt und, da 8 dn 88 Berufung gegen das Urthei verzichte rt dahin abgeführt. 1 8 veesict . scg güher . T. B.) Der Regierung ist ein offizieller Bericht zugegangen, nach welchem Graham die Thibetaner bis Rinchingong in Thibe verfolagte, ohne auf Widerstand zu stoßen. Die Hite snischen Streitkräfte seien gänzlich demoralisirt. Die britis 16 x⸗ pedition habe den Rückweg nach Gnatong angetreten.

ankreich. aris 25. September. (Fr. C.) Der Präfrrunr 88 Repnblit traf heute Mittag aus Fontaine⸗ bleau hier ein, um den Vorsitz im Ministerrath zu führen. Letzterer berieth über den von Hrn. Floquet ausgearbeiteten Plan der Verfassungs⸗Revision, ohne jedoch zu einer endgültigen Beschlußfassung zu gelangen. h siee mäßigteren Mitglieder des Kabinets, deren nsi auch Hr. Carnot

eigetreten ist, wünschen eine Bürgschaft oder bindende Erklärungen Seitens

8

der radikalen Parteien, daß

Wt reß innerhalb der zuvor festzustellenden E ö. und dieselbe nicht durch ein

ilhelm II. zum ersten Male seine

hier ein⸗

Zusammengehen mit den Monarchisten rweitern werde. Hr. Floquet und die Mehrheit der Minister hingegen erachten eine solche Bürgschaft für unnöthig, da die äußerste Linke seit dem Bestehen des Kabinets öfters Proben ihrer Mannes⸗ zucht abgelegt habe. Beiläufig sprach man im Minister⸗ rath auch über die Angelegenheit Gilly. Da dieser selbst vor die Geschworenen gestellt sein will, um den Wahr⸗ heitsbeweis anzutreten, so dürfte man ihm wohl den Gefallen erweisen. Eine Ermächtigung der Kammer ist, wenn das Verfahren noch während der Ferien begonnen wird, nicht erforderlich. Einige besorgen, ein solcher Prozeß werde Aerger⸗ nisse erregen. Der Budgetauss chuß strich gestern mit 10 gegen 8 Stimmen die Ausgabe für die literarische Theateraufsicht, d. h. für die Censur der Bühne. Der Unterrichts⸗Minister erklärte sich im Grundsatz mit dem Weg⸗ fall der Censur einverstanden, bemerkte jedoch, daß die⸗ selbe von den Theaterdirektoren selbst gewünscht werde, die in zweifelhaften Fällen vorher wissen möchten, ob gegen die Auf⸗ führung eines Stückes oder gegen den Vortrag gewisser Worte eine Anklage erhoben würde. Ferner verharrte der Ausschuß, trotz der Vorstellungen des Marine⸗Ministers, auf seinem Beschluß, das Flotten⸗Budget auf der gleichen Höhe wie für das laufende Jahr, d. h. auf 200 Millionen Francs, festzustellen. Der Minister hatte 205 Millionen Francs verlangt. In Folge dieses Beschlusses lehnte der Abg. Gerville⸗Réache die Berichterstattung ab. Auch Morillon, Berichterstatter des Kriegsbudgets, wollte von demselben 7 ½ Millio⸗ nen Francs mehr abstreichen, als Hr. de Frreycinet zugestehen will. Der Minister wird am Sonnabend vor dem Ausschuß seinen Etat vertheidigen. Die Versamm⸗ lung in Nimes, auf welcher der Abg. Gilly seine Beschul⸗ digungen gegen den Budgetausschuß begründen und dessen „20 Wilsons“ nennen sollte, verlief, wie zu erwarten stand, sehr stürmisch. Der Abg. Jamais, welcher gekommen war, um Gilly zur Rede zu stellen, obwohl dieser ihn ausdrücklich ausgenommen hatte, wurde von Gilly's Freunden durch Lärm am Sprechen verhindert. Gilly begründete nichts und nannte Niemand, der bestochen worden sei, sondern wiederholte nur, was er schon früher gesagt hatte.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. September. (W. T. B.) Der Kaiser, die Kaiserin, der Großfürst⸗ Thronfolger und Großfürst Georg sind am Mittwoch Abend aus Spala nach dem Kaukasus abgereist.

Das „Journal de St. Pétersbourg’ bemerkt in Bezug auf eine Konstantinopeler Correspondenz, welche über die Vor⸗ bereitungen zu dem Empfange der beiden Großfürsten Sergius und Paul berichtete: „Die außerordentliche Zuvor⸗ kommenheit des Sultans gegenüber den hohen Bruüͤdern des Kaisers entspreche durchaus den Beziehungen gegenseitigen Vertrauens zwischen beiden Mächten. Man habe in Rußland mit Genugthuung bemerkt, daß die Pforte den Aufenthalt der Großfürsten dazu benutzt habe, die Festigkeit und Herzlichkeit dieser Beziehungen in den unbestreitbaren Interessen des all⸗ gemeinen Friedens zu bekunden.“

Italien. Rom, 27. September. (W. T. B.) Der Papst empfing heute eine Anzahl italienischer Geist⸗ lichen unter Führung des Erzbischofs von Turin und er⸗ widerte auf eine von Letzterem verlesene Adresse, daß er über unverjährbare Rechte des päpstlichen Stuhls niemals einen Vergleich eingehen könne. Der italienische Strafgesetz⸗ Entwurf sei ein neuer Angriff auf die Kirche und den Klerus; er setze aber seine Hoffnung auf Gott, der Alles zum Besten leite und auch jetzt Alles zum Besten der Kirche dienen lassen werde.

Spanien. Madrid, 28. September. (W. T. B.) Don Carlos erklärt in einem Manifest: er habe niemals die Zusage gegeben, die Königin⸗Regentin nicht bekämpfen zu wollen; ebensowenig habe er eine Vereinigung mit den Anhängern Alfonso's angestrebt. Uebrigens werde er nichts unternehmen, um die Ruhe Spaniens zu stören, so lange Spanien nicht nach ihm Verlangen trage.

Serbien. Belgrad, 28. September. (W. T. B.) Das Organ der Fortschrittspartei, der „Videlo“, wendet sich gegen die Absichten Bulgariens auf Macedonien, wie dieselben in der bulgarischen Presse und in dem Memorandum der macedonischen Bevölkerung hervorgetreten seien.

Dänemark. Kopenhagen, 27. September. (W. T. B.) Der Kronprinz wird morgen Abend via Korsör nach Griechenland abreisen, um der Feier des Regierungs⸗ Jubiläums des Königs beizuwohnen.

Afrika. Egypten. Aus Suakim wird dem „Reuter'⸗ schen Bureau“ unterm 26. d., Abends 6 Uhr, gemeldet:

Gestern um Mitternacht verbrannte der Feind einen Theil der Umzäunung um das Wasserfort und versuchte das Fort selbst zu stürmen. Die Mahdisten wurden indeß durch heftiges Geschützfeuer mit schwerem Verlust zurückgeworfen. Auf egyptischer Seite wurde nur ein Kanonier getödtet. Das Kanonenboot „Gannet beschießt jetzt den Feind, welcher versucht, sich gegenüber dem Fort Foolah zu verschanzen. Hier angekommene Ueberläufer be⸗ sagen, daß das feindliche Lager weiter verstärkt worden sei, daß aber unter den Arabern Krankheiten grassiren. In Chartum soll die Cholera ausgebrochen sein. Alle Forts um Suakim herum werden verstärkt, die Zahl der Kanonen wird vermehrt, und in den Laufgräben und Wasserforts werden Brunnen gegraben. Die europäischen Einwohner sind in hohem Grade beruhigt durch die An⸗ wesenheit der fremden Kriegsschiffe sowie die Organisation eines irregulären Truppen⸗Corps unter englischer Führung.

Australien. Dem „W. T. B.“ wird gemeldet: In Samoa ist in der Person Malietoa's II. ein Gegen⸗ könig gegen Tamasese ernannt. Die Lage der Frem⸗ den ist durch die einheimischen Kämpfe nicht gefährdet, da ein deutsches und ein amerikanisches Kriegsschiff anwesend sind.

Zeitungsstimmen.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt:

Angesichts der abfälligen Urtheile, welche in dem angeblichen Tagebuch des Kaisers Friedrich über den König Ludwig von Bayern gefällt werden, ist es nützlich, daran zu erinnern, daß die entschei · dende Kundgebung der nationalen Gesinnung des bayerischen Monarchen nicht in der Frage der Redaktion seiner formellen Anregung der Kaiser⸗ würde obschon auch diese den Dank Deutschlands für ewige Zeiten ver⸗ dient —, sondern in der schnellen Entschließung liegt, mit welcher er un⸗ mittelbar nach der am 15. Juli erfolgten preußischen Mobilmachung am 16. Vormittags bereits den Berathungen seiner Minister über die Hal⸗ tung Bayerns durch den kurzen telegraphischen Befehl, die Armee sofort zu mobilisiren, ein Ende machte. „Durch diesen hochherzigen Entschluß, den der König aus ganz freier Initiative faßte und der

im ganzen bayerischen Lande mit Jubel begrüßt wurde, hat sich Fönig Ludwig ein unzerstörbares Denkmal im Herzen des deutschen Volkes gesetzt, indem er ohne jede Rücksicht auf Eifersucht der Stämme und Dpnastien sein Heer und sein Land sofort und energisch für das gemeinsame deutsche Vaterland einsetzte. Keine nachträgliche Kritik wird ihm dieses Verdienst rauben können, und ebensowenig das weitere, daß er in voller Konsequenz dieser sein er prompten patriotischen Entschließung nicht nur der Herstellung des Kaiserthums zugestimmt, sondern die Forderung desselben in einem eigenhändigen Schreiben an den König Wilhelm gestellt hat Ebenso unvergessen wird auch die deutsche Gesinnung des bayerischen Stammes bleiben. Sie hat in der heldenmüthigen Tapferkeit der bayerischen Truppen im ganzen Verlauf des Krieges ihre Bethätigung gefunden.

Der „Schwäbische Merkur“ empfängt Se. Majestät den Kaiser mit folgendem „Willkommen im Schwabenland!“ 4 Die herzliche Verehrung, welche im schwäbischen Lande dem Hohen Gaste des Königshauses und des Volkes, Sr. Majestät Kaiser Wil⸗ helm II., entgegengetragen wird, beruht nicht nur auf dem freudigen Zutrauen, welches wir in die Person des Erlauchten Erben Wilhelm's I. und Friedrich's setzen; sie hat ihre tiefere Wurzel in der alten Hochschätzung von Kaiser und Reich, welche Schwabens Volk schon in der Zeit der Erwartung, da das alte Reich dahin, das neue noch nicht erstanden war, wie ein Heiligthum bewahrt hatte. Freilich, wir brauchten nur unsere Augen zu unseren Bergen zu erheben, so mahnten uns diese mächtig. nach rückwärts und vorwärts, nach dem Verlorenen und nach dem Kommenden. Da der Gipfel des Hohenstaufen in geschichtlicher Kahlheit, dort der des Hohenzollern mit neuen, funkelnden Zinnen und der Inschrift an seinem Thor: Vom Fels zum Meer! Kein Wunder, daß in diesem Lande die Dichter und Seher erstanden, wie Paul Pfizer, die ein Geisterband von dem einen Berg zum anderen knüpften und den Adler Friedrich des Großen ersehnten, daß er sich mit der goldenen Schwinge nahe. So lebte unter uns gleichsam eine stille Gemeinde, welche den Tag erwartete und in ihrem Theil vorbereitete, an welchem Kaiser und Reich wieder erstehen sollten. Und als es geschah, was, wie wir eben erfuhren, insbesondere auch der Vater unseres jetzigen Kaisers als klar erkannte politische Nothwendigkeit betrieb, als in den Prunk⸗ sälen zu Versailles das deutsche Kaiserthum der Hohenzollern aufge⸗ richtet wurde, da stimmte von allen deutschen Ländern am lautesten das schwäbische in den Jubel ein. Parteiirrungen, die eben noch das Land in besonders heftigen Kämpfen zersetzt hatten, schienen ver⸗ gessen; das zeigte sich glänzend beispielsweise in den Wahlen zum ersten Deutschen Reichstage. Der Freude über das Errungene lauten Ausdruck zu geben, kamen bald schöne, festliche Gelegenheiten. Das war ein Jubel ohne Gleichen, wenn der greise Kaiser Wilhelm kam, uns zu besuchen. Wer, der es erlebt, wird es vergessen, wie wir ihm vor ein paar Jahren in der Hauptstadt durch die nächtlichen Straßen den goldenen Baum entgegenführten! Und wenn sein Sohn kam, damals Kronprinz Friedrich Wilhelm, wie hell schallte das Jauchzen beim Anblick des kraftstrotzenden Sprosses aus dem alten Stamm! Wir wollen heute, am Tage der Freude, den Schmerz nicht erneuern, daß uns inzwischen ein Jahr um zwei Heldengestalten unserer Geschichte ärmer gemacht hat. Was uns heute nach den traurigen Erlebnissen erhebt, das ist ja eben das, daß wir mit eigenen Augen sehen dürfen: noch lebt und wirkt die alte Kraft, auf die wir unser Höchstes bauen. Wie eine Verheißung froher Zukunft unseres jungen Reichs steht vor uns der iugendliche Herr, der es jetzt anführt. Es ziemte uns schlecht, ihm Antlitz zu sagen, welche seiner Eigenschaften es sind, besonders wir frohe, stolze Hoffnungen knüpfen. Er nicht Schmeichelworte aus unserem Munde hören, er soll es nur aus glücklichen Gesichtern lesen, aus Jubeltönen ver⸗ nehmen, was uns bewegt. Ein Franzose hat kürzlich gefagt, wenn es möglich wäre, so möchte er diesen Herrscher eine Weile für sein Volk leihen. Es is. nicht möglich; auch darum nicht, weil wir ihn nicht hergeben würden. Wir hoffen nur, daß Kaiser Wilhelm II. unter uns sich so wohl fühlen möge, wie wir uns gesehnt haben, ihn zu sehen, wie wir uns jetzt froh und glücklich fühlen, daß er durch unsere Thore einzieht. 8 Die „Deutsche Reichs⸗Post“ bringt dem Kaiser lgenden Gruß dar: 1 seig Kaiser zum Gruß! Willkommen, berzlich und tausend Mal willkommen in Schwabens Gauen sei uns Deutschlands jugend⸗ licher Kaiser, des ganzen Vaterlandes Stolz und Freude und Hoff⸗ nung, unseres Württemberger Landes theurer und hochgeehrter, innig geliebter Gast! Zum ersten Mal als Deutscher Kaiser zieht er ein in unsere Mauern, in denen eine kerndeutsche Bevölkerung mit freu⸗ digem Verlangen seit Wochen des Augenblicks harrte, da Kaiser Wilhelm in unserem Königeschlosse gastliche Einkehr halten würde. Der Augenblick ist nun gekommen. Mit nie gesehener Emsigkeit und Rührigkeit hat unseres Königs Haupt⸗ und Residenzstadt sich gerüstet und geschmückt, Den würdig zu empfangen und zu begrüßen, der Deutschlands Krone trägt, Deutschlands Szepter hält und Deutschlands Schwert führt. Haben schon früher, als Kaiser Wilhelm noch, menschlich betrachtet, dem Kaiserthrone fern stand, aller Deutschen Augen hoff⸗ nungsfreudig auf den edlen Prinzen geschaut, jetzt nach kurzer Zeit seines Kaiserlichen Regiments schlägt ihm jedes deutsche Herz mit Be⸗ geisterung voll Jubels entgegen denn aus jedem seiner Worte und aus jeder seiner Handlungen hat man'’s entnehmen und ersehen dürfen, daß er nach Geist und Herz ein ebenbürtiger Erbe großer Ahnen ist, muthigen, tapferen Sinnes, gläubigen, frommen Gemüths, hochgesinnten, eolen, von wahrer Liebe zum deutschen Volke erfüllten Herzens. Wenn unsere Stadt und unser ganzes württembergisches Land von jeher in deutscher Gesinnung vorangeleuchtet hat.. jetzt, da sein junger Kaiser einzieht, kennt der Jubel und die Freude keine Grenzen, und inniger und wärmer jauchzt gewiß keine deutsche Stadt und kein deutsches Land dem edlen Fürsten entgegen, als Württemberg und seine Hauptstadt. Und mit dem Jauchzen des ganzen Volks vereinigen sich auch die Gebete und aufrichtigen Segenswünsche aller derer im Lande, die in Wilhelm II. auch den echt christlichen Fürsten, den treuen Bekenner des Evangeliums verehren und von Grund des Er sei uns Allen willkommen, herzlich und Tausend Mal willkommen!

—— Der „Hamburgische Correspondent“ 26. d. M. schrieb: 1 1

.. Leider können wir uns nicht darüber täuschen, daß sich unsere Opposition, deren Berechtigung wir im Uebrigen keineswegs bestreiten, in der letzten Zeit mebr als früher auf einer abschüssigen Bahn bewegt Verdeckte Verdächtigungen unseres jungen Kaisers, heuchlerische Insinuationen über sein Verhältniß zum Reichskanzler geben nach unserem Dafürhalten über Dasjenige hinaus, was im Wahlkampfe erlaubt ist. Auch ist es ein starkes Stück, wenn man die indiskrete Veröffentlichung des politischen Tagebuchs des früheren Kronprinzen Friedrich Wilhelm in der „Deutschen Rundschau für ein berechtigtes Wahlmanöver ausgeben will. Man braucht nur einen Blick in die französische Presse zu werfen, um zu sehen, mit welcher Freude man von dieser Veröffent⸗ lichung Kenntniß nimmt, weil man überzeugt ist, daß sie zur Ab⸗ schwächung des Ansehens Deutschlands und zur Schürung der alten deutschen Zwietracht dienen kann. Dazu bekennen verschiedene Pariser Blätter, daß ihnen schon die Aushängebogen des Tagebuchs übersandt sind. Man hat also bei seiner Veröffentlichung sofort auf unsere fran⸗ zösischen Feinde und Neider Rücksicht genommen. Urberhaupt ist es Thatsache, daß die französische Publizistik ausschließlich nähere Be⸗ ziehungen zu unserer deutschen Oppositionspresse pflegt und daß des⸗ halb auch alles, was in Deutschland geschieht, in den französischen Blättern nur im oppositionellen resp. fortschrittlichen Lichte dargestellt wird. Diese Gepflogenheit machen wir unserer Opposition zum ent⸗ schiedenen Vorwurf.

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Charakteristisch ist es auch, daß schon der Pariser „Figaro“ von Schritten zu berichten weiß, die der Reichskanzler gegen die „Deutsche

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