1888 / 259 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 10 Nov 1888 18:00:01 GMT) scan diff

.

2774 2781 2816 2866 2901 2944 3022 3061 3074 3095 3098 3158 3170 3182 3239 3331 3421 3441 3475 3500,3639 3758 3795 3804 3867 3931 3937 3940 3953 3993 4089 4197 4321 4356 4360 4399 4400 4416 4497 4500 4509 4510 4552 4637 4658 4674 4685 4704 4713 4724 4786 4817 4850 4851 4853 4897 4943 4952 4983 5052 5072 5138 5240 5276 5312 5328 5363 5377 5396 5399 5402 5421 5440 5442 5506 5511 5539 5684 5680 5697 5711 5724 5746 5763 5802 5885 5896 5901 5937 5938 6108 6155 6179 6222 6279 6334 6345 6460 6472 6484 6582 6626 6702 6761 6780 6782 155 Stück Summe: 294 Stück = 116 250 Die Auszahlung findet am 2. Janvar k. J. gegen Einlieferung der Original⸗Pfandbriefe und aller später fällig werdenden Coupons und der Talons statt. Ueber den Fälligkeitstermin hinaus werden die ausgeloosten Pfandbriefe nicht weiter verzinst. Ratzeburg, den 1. Oktober 1888. 8 8 Königliche Kommission zur Verwaltung der Lauenburgischen Domanialschuld. Hornbostel. Nissen.

8

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee..

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Wien, 3. Oktober. Sallbach, Gen. Lt. und Präses der Artillerie⸗Prüfungs⸗Kommission, von dem Verhältniß als Mitglied der Studien⸗Kommission der Kriegs⸗Akademie entbunden. Siegert, Oberst à la suite des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 2 und Abtheil. Chef bei der Artillerie⸗Prüfungs⸗Kommission, zum Mitglied der Studien⸗Kommission der Kriegs⸗Akademie ernannt. Freiherr Treusch v. Buttlar⸗Brandenfels, Hauptm. und Comp. Chef vom 4. Garde⸗Regiment zu Fovß, von dem Kommando zur Dienstleistung bei dem Großen Generalstabe, Schimpff, Sec. Lt. vom Pion. Bat. Nr. 14, von dem Kommando zur Dienstleistung bei einer Militär⸗Intendantur entbunden. Bahn, Hauptm. à la suite des Fuß⸗Art. Regts. Nr. 8, unter Ent⸗ bindung von der Stellung als Unter⸗Direktor der Artillerie⸗Werkstatt in Spandau, in dem Kommando zur Dienstleistung bei dem Kriegs⸗ Ministerium bis auf Weiteres belassen.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven He Wien, 3. Oktober. v. Scharfenort, Pr. Lt. a. D., zuletz la suite des damal. Gren. Regts. Nr. 1, der Charakter als Hauptm. ver⸗ liehen. Preuße, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 54, in Genehmizung seines Abschiedsgesuches, behufs Verwendung als Bezirks Offizier, mit Pension und der Regts. Uniform zur Disp. gestellt.

re. à

Nichtamtliches. 8 Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 10. Oktober. Ueber die zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers und Königs von Sr. Ma⸗ jestät dem Kaiser Franz Joseéph veranstalteten Hof⸗ jagden berichtet „W. T. B.“ weiter:

Mürzsteg, 9. Oktober. Da das Wetter sich aufgehellt hat, findet morgen eine Gemsjagd im Carlsgraben bei Krankpen oder an den Zwirdelwänden bei Altenberg statt. Von dort erfolgt die Rückkehr beider Kaiser und der Fürstlichen Jagdgäste nach der Eisenbahnstation Kapellen, woselbst ein Extrazug Ihre Majestäten erwartet. Die Abfahrt von Mürzzuschlag findet um 1 Uhr statt.

Mürzsteg, 10. Oktober. Wegen des heftigen Regen⸗ wetters mußte die heutige Jagd abgesagt werden. Um 4 Uhr besichtigten die beiden Monarchen die gestrige Strecke und zogen sich dann in ihre Arbeitszimmer zurück. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm konferirte längere Zeit mit dem Staats⸗Minister Grafen Herbert Bismarck, welcher bereits gestern, unmittelbar nach seiner Ankunft in Mürzsteg, eine einstündige Audienz bei dem Kaiser hatte. Heute Vormittag wird die Abreise der beiden Kaiser, des Königs von Sachsen und der anderen hohen Jagdgäste in 8 Equipagen von Neuberg erfolgen, woselbst ein Hof⸗ Separatzug zur Abfahrt bereit gehalten wird.

Neuberg, 10. Oktober. Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm, der Kaiser Franz Joseph und der König Albert sowie die übrige Jagdgesellschaft sind Vormittags 11 ½ Uhr hier eingetroffen und um 12 ½ Uhr mit Sonderzug weitergereist. Die herbeigeströmte Bepölkerung begrüßte die Allerhöchsten Herrschaften mit lebhaften Hochrufen.

Ueber die Vorbereitungen zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm auf der ersten italieni⸗ schen Eisenbahnstation meldet „W. T. W.“:

Pontebba, 10. Oktober. Auf dem Bahnhofe herrscht die regste Thätigkeit, um für den Empfang des hohen Kaiser⸗ lichen Gastes festliche Vorbereitungen zu treffen. Der Bahnhof wurde innerhalb der letzten 24 Stunden vollständig umgewandelt. Auf dem Perron sind 15 prachtvolle Kandelaber aufgestellt. Die Bahnbureaus sind provisorisch in die Nebenräume verlegt. Die Revisionshalle wurde in zwei große Räume getheilt: der eine derselben bildet den Empfangssalon, in welchem sich der General⸗Adjutant Sr. Majestät des Königs Humbert, Pasi, und die anderen Ehrenkavaliere Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm vorstellen werden; der andere ist zum Speisesalon hergerichtet, in welchem ein Diner von 20 Gedecken stattfinden wird. Alle Räunlich⸗ keiten sind in den deutschen Reichsfarben geschmückt; an den Decken befinden sich zahlreiche Kronleuchter von Krystall, an den Wänden kostbare Gobelins und ein reicher Blumen⸗ und Pflanzenschmuck. Für das Kaiserliche Gefolge wird in einem eigens dazu hergerichteten Salon ein Diner von 40 Gedecken hergestellt werden. Wegen der kühlen Witterung ist ein Ofen aufgestellt worden. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm wird Sich beim Ueberschreiten der österreichischen Grenze nicht aufhalten, sondern Sich erst in Pontebba, nach dem Diner, von Seinen österreichischen Begleitern verab⸗ schieden.

Eine Berufsgenossenschast hatte gegenüber der Fest⸗ setzung eines Schiedsgerichts, wonach einem verletzten Arbeiter vom Tage seiner Untersuchung durch einen Arzt ab die dessen Gutachten über den vorhandenen Grad der Erwerbsunfähigkeit entsprechende Rente, von der mehrere Monate zurückliegenden Beendigung des Heilverfahrens ab, aber bis zu jenem Termin ein höherer Betrag zugebilligt worden war, beantragt, von vornherein nur jenen geringeren Betrag leisten zu dürfen, da nicht angenommen werden könne, daß die Erwerbsfähigkeit des Klägers gerade an dem doch mehr oder minder zufällig ausgewählten Tage seiner ärztlichen Untersuchung eine so

. ö1

88

plötzliche und erhebliche Besserung bis auf den nunmehr an⸗ erkanntermaßen feststehenden Grad der Erwerbsfähigkeit erfahren haben werde. Das Reichs⸗Versicherungsamt hat diesen An⸗ trag in der Rekursentscheidung vom 7. Mai d. J. (Nr. 581) zurück⸗ gewiesen. Allerdings muß, wie in allen ähnlichen Fällen, angenommen werden, daß hier die Besserung im körperlichen Befinden, die Wiedergewöhnung an die Arbeit und damit zugleich die Erhöhung der Arbeits⸗ und Erwerbsfähigkeit nicht plötzlich, sondern allmählich vor sich gegangen ist. Da es aber unthunlich erscheint, dieser gradweisen Besserung genau entsprechend eine stetige, ebenfalls gradweise Verminderung der Rente vorzunehmen, so wird man in solchen Fällen stets nur in gewissen größeren oder geringeren Zwischenräumen je nach Maßgabe des ärztlichen Besundes u. s. w. eine ander⸗ weite Feststelung der Rente vornehmen können, wobei dann die durchschnittliche Erwerbsfähigkeit des Rentenempfängers innerhalb des betreffenden Zeitabschnitts zu berücksichtigen ist. Im vorliegenden Falle aber erschien die Bemessung dieses Durchschnittssatzes den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend.

Die Inhaftsetzung eines Rentenbezugsberechtigten zieht die Einstellung der Rentenzahlung während der Dauer der Strafhaft nicht nach sich (Rekursentscheidung des Reichs⸗Ver⸗ sicherungsamts vom 30. April d. J. [Nr. 582]). Maßgebend waren hierfür folgende Erwägungen: Ob nach Lage der früheren Gesetzgebung, namentlich des Haftpflichtgesetzes vom 7. Juni 1871 (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 207), der auf Grund dieses Gesetzes zur Rentenzahlung Verpflichtete dann die letztere einzustellen berechtigt ist, wenn der Rentenbezugsberech⸗ tigte in Folge einer strafgerichtlichen Verurtheilung eine Frei⸗ heitsstrafe verbüßt, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist eine Einhaltung der Rente Seitens der Berufsgenossenschaft für die Zeit, während welcher der Rentenbezugsberechtigte eine Strafhaft verbüßt, nach den hier allein in Betracht kommen⸗ den Bestimmungen des Unfallversicherungsgesetzes nicht be⸗ gründet. Im Allgemeinen ist dabei auf den öffentlich⸗rechtlichen Charakter der Rente, im Gegensatz zu der privatrechtlichen Entschädigungspflicht, hinzuweisen und hervorzuheben, daß, während letztere grundsätzlich eine sehr umfassende, alle in Betracht kommenden Verhältnisse berücksichtigende ist, und sich hiernach auch das Maß der Entschädigung bemißt, die nach dem Unfallversicherungsgesetz zu zahlende Rente nur in einem gesetzlich fest normirten, geringeren Maß für eine auf einem Betriebsunfall beruhende Erwerbsunfähigkeit zuerkannt werden soll (§. 5 Absatz 6a, b des Unfallversicherungsgesetzes). Bei diesem öffentlich⸗rechtlichen Charakter der Rente hätte sich er⸗ warten lassen, daß der Gesetzgeber, wenn er an eine vom Rentenbezugsberechtigten erlittene Strafe und deren Folgen den gänzlichen oder zeitweiligen Verlust der Rente hätte an⸗ knüpfen wollen, dies ausdrücklich ausgesprochen hätte, was nicht geschehen ist. Eine Bezugnahme auf den §. 65 des Unfallversicherungsgesetzes aber ist für die vorliegende Frage verfehlt. Nach diesem Paragraphen kann eine anderweitige Feststellung der Entschädigung erfolgen, wenn in den Verhältnissen, welche für die Feststellung der Ent⸗ schädigung maßgebend gewesen sind, eine vesentliche Veränderung eintritt. Maßgebend war vorliegend für die Feststellung der Rente die nachgewiesene theilweise Erwerbs⸗ unfähigkeit des Bezugsberechtigten, und in dieser ist durch die Strasverbüßung desselben weder eine wesentliche noch über⸗ haupt eine Veränderung eingetreten, da die Folgen des Be⸗ triebsunfalls unverändert fortbestehen. Darauf aber, ob diese, in Folge eines Betriebsunfalls eingetretene und nachgewiesene Erwerbsunfähigkeit durch spätere, nach dem Unfall liegende Ereignisse, mögen diese nun Einziehung zu einer Strafhast oder andere, vom Willen des Rentenbezugsberechtigten ganz unabhängige, wie zum Beispiel eine selbstandig sich entwickelnde Krankheit und dadurch herbeigeführte Erwerbsunfähigkeit sein, gesteigert wird, und ob etwa durch diese mit dem Unfall in keinem Zusammenhang stehenden Ereignisse (Erblindung, Wahnsinn u. s. w.) ein neuer Grund der Erwerbsunfähigkeit entsteht, kann es bei Anwendung des §. 65 a. a. O. nach dessen klarem Wortlaut, der auch in dieser Richtung durch die Motive unterstützt wird, nicht ankommen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „R.⸗A.“ befinden sich die bei dem Ministerium für Land⸗ wirthschaft ꝛc. eingegangenen Mittheilungen über den Ausfall der diesjährigen Ernte in der preußischen Monarchie.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Zoll⸗ und Steuer⸗Direktor Golz, ist nach Hamburg abgereist.

Der Herzoglich braunschweigische Gesandte am hiesigen

Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Cramm⸗Burgdorf, ist vom Urlaube nach Verlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte

der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Königlich großbritannische Botschafter am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Sir Edward Malet, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der Botschafts⸗Sekretär Beauclerk als interimistischer Geschäfts⸗ träger.

Der Chef des Generalstabes der Armee, General der Kavallerie und General⸗Adjutant Sr. Maäjestät des Kaisers und Königs, Graf von Waldersee, ist von Kreisau hierher zurückgekehrt.

Kiel, 9. Oktober. Panzerschiff „Admiral Nach t

(W. T. B.) Das russische imoff“ ist, von Kronstadt Asien heute Vormittag hier

kommend, auf der Reise nach Of eingetroffen.

Bayern. neueste Bulletin über Ludwig lautet:

„Ihre Königliche Hoheit geht ohne weitere Zwischenfälle der Genesung entgegen, und werden daher weitere Bulletins nicht mehr ausgegeben. Fhre Königlichen Hoheiten Prinz und Prinzessin Ludwig sprechen für die allseits bekundete Theilnahme Höchstihren berzlichsten Dank aus. Dr. Bever. Graf von Holnstein.“

9. Oktober. (W. T. B.) Dem Magistrat wurde in der heutigen Sitzung mitgetheilt, daß der Kaiser Wilhelm 1000 für hiesige würdige Arme gespendet habe. Der Magistrat sprach seinen Dank durch Erhebung von den Sitzen aus.

Baden. Baden, 8. Oktober. (St.⸗A. f. W.) In Folge der schweren Erkrankung der Herzogin von Hamilton, Prin⸗ zessin Marie von Baden, wurde das für heute Abend projektirte große Feuerwerk abgesagt.

München, 8. Oktober. (Allg. Ztg.) Das das Befinden der Prinzessin

Feretee⸗, und die Schwester der Erkrankten, die Fürstin⸗ utter von Hohenzollern, sowie die Gräfin von Flandern wurden auf telegraphischem Wege hierher beschieden. Die Aerzte, worunter Hofrath Chelius aus Heidelberg, halten den Zustand der Herzogin (Schlaganfall) für bedenklich. Dieselbe steht im 71. Lebensjahre.

Baden, 9. Oktober. (W. T. B.) Die Königin von Sachsen ist heute Mittag hier eingetroffen und am Bahnhof von dem Großherzog und der Großherzogin empfangen worden.

Mecklenburg⸗Strelitz. Neustrelitz, 10. Oktober. T. B.) Die Erbgroßherzogin Elisabeth ist heute rüh von einem Prinzen entbunden worden.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 8. Oktober. (Leipz. Ztg.) Der Landtag des Fürstenthums ist auf den 16. d. M. hierher einberufen, um sich nach er⸗ folgter Neuwahl zu konstituiren und einige nicht unwichtige Vorlagen zu erledigen.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 9. Oktober. (W. T. B.) Die Neuwahlen der 24 Abgeordneten zum Landes⸗ ausschuß, welche die Städte Straßburg, Mülhausen, Metz und Colmar sowie die 20 Landkreise vertreten, sind auf den 6. November festgesetzt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 9. Oktober. (W. T. B.) Der Staats⸗Minister Graf Herbert Bismarck, welcher au Pest hierher zurückgekehrt ist, fuhr heute bei dem päpstlichen Nuntius Galimberti und bei den anderen Botschaften und Gesandtschaften sowie bei den österreichischen Ministern vor und gab Abschiedskarten ab. Heute Abend findet zu Ehren des Grafen Bismarck ein Diner bei dem deutschen Botschafter Prinzen Reuß statt; nach dem⸗ selben tritt Graf Bismarck alsbald die Reise nach Mürz⸗ zuschlag an. 1

Pest, 8. Oktober. (Presse.), Der Prinz von Wales ist aus Sinaia mittels Separatzugs gestern Abends 7 Uhr hier eingetroffen. König Carol hatte seinem hohen Gast bis Predeal das Geleit gegeben. Zehn Minuten nach 7 Uhr fuhr der Prinz mit dem Personenzuge nach Kocsard, wo er mit dem Kronprinzen Erzherzog Rudolph zu⸗ sammentraf.

F

Frankreich. Paris, 9. Oktober. (Köln. Ztg.) Prä⸗ sident Carnot ging, nachdem er heute in Lyon der Ent⸗ hüllung des Standbildes von Ampére und der Grundsteinlegung der Statue der Republik beigewohnt hatte, zu Fuß durch die unabsehbare Volksmenge, die ihm in begeisterten Zurufen huldigte. Als Carnot dann auf der Bahnhofsterrasse erschien, um der Lyoner Bevölkerung ein letztes Lebewohl zu sagen, erschollen von allen Seiten Lebehochrufe auf Carnot und die Republik. Der Präsident⸗ schaftszug konnte nur langsam den Bahnhof verlassen. Die Bevölkerung war auf den Schlagbaum gestiegen und hatte sich zu beiden Seiten der Eisenbahn in Masse aufgestellt, um Carnot nochmals zu begrüßen. Der Zug mußte über einen Kilometer weit sehr langsam fahren, um Unglückssälle zu ver⸗ hüten. Auch auf der Fahrt nach Annecy, wo der Präsident übernachtete, war der Empfang sehr warm.

Annecy, 9. Oktober. (W. T. B.) Nach einem Ausfluge nach Laroche kehrte der Präsident Carnot heute hierher zurück und empfing in der Präfektur den Präsidenten des General⸗Raths, welcher die Mitglieder des Raths vor⸗ stellte und in einer Ansprache versicherte, daß die savoyische Bevölkerung der französischen Republik treu ergeben sei und jeden verbrecherischen und sinnlosen Versuch gegen die Republik energisch zurückweisen werde.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser, die Kaiserin und der Kron⸗ prinz haben gestern auf der Reise nach Borshom die dies⸗ seits Tiflis gelegene Eisenbahnstation Michailowo passirt.

10. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Tiflis hat der Kaiser gestern in Michailowo mehrere Deputationen empfangen, darunter eine solche aus dem Karsgebiet, welche die Versicherung überbrachte, daß die Bevölkerung in der unbegrenzten Ergebenheit für Rußland ihre Wohlfahrt erblicke. Die Kaiserliche Familie hat nunmehr bei dem Großfürsten Michael Nikolajewitsch in Borshom Aufenthalt genommen.

Griechenland. Athen, 9. Oktober. (W. T. B.) Die Königin wird am 17. d. M. zurückerwartet. Die Kammer ist zum 27. d. M. einberufen worden. Die Feier⸗ lichkeiten zum 25jährigen Regierungs⸗Jubiläum des Königs werden am 31. d. M. beginnen.

Zeitungsstimmen.

Die „National⸗Zeitung“ äußert sich über die Wiener Kaisertage folgendermaßen:

Der Besuch des Deutschen Kaisers in Wien und seine Aufnahme daselbst ist freilich kein Ereigniß, welches als der Markstein einer neuen geschichtlichen Aera betrachtet werden könnte, dern er bestätigt nur das Verharren der deutschen und der österreichisch⸗ungarischen Politik in den Bahnen, auf welche sie vor nahezu einem Jahrzehnt ein⸗ gelenkt hat, und es ist eigentlich ein sehr gutes Zeichen, daß die Presse der dem Ereigniß ferner stehenden Länder ihm keine allzu reichlichen Betrachtungen gewidmet hat, das enge Bündniß zwischen dem Deutschen Reich und Oesterreich⸗Ungarn gilt eben nachgerade für etwas so Selbstver⸗ ständliches, daß es ein für allemal als eine der öffentlichen europäischen Einrichtungen hingenemmen wird. Die sranzösische Presse hat es böchstens zu einigen seichten Scherzen gebracht, welche ihr das Mis⸗ vergnügen über die eigene Isolirung eingegeben haben mag. In Eng⸗ land hat man allmählich auf den Gedanken, das waffengewaltige Deutschland und seine Alliirten doch noch in das Schlepptau der englischen Interessen nehmen zu können, wie das wohl früber durch Jahrhunderte geschehen konnte, verzichten müssen. Der „Standard begnügt sich daher, die friedliche Tenderz der Tripelallianz hervor⸗ zuheben und ihr, wern sie dieser Tendenz treu bleibe, die fort⸗ gesetzte Unterstützung Englands zu versprechen, was wohl soriel heißen soll, wie: da England die in der Tripelallianz ver⸗ einigten Mächte zu dirigiren nicht in der Lage sei, lasse 0⁸ sich den Schutz des europäischen Friedens durch sie gerne gefallen. Die „Times“ endlich führt den Deutsch⸗Radikalen Oesterreichs zu. Gemüth, daß der Pangermanismus eine Utopie sei, und daß es daher sehr unvernünftig von ihnen gewesen sei, den Besuch des Deutschen Kaisers in Wien zu einer „pangermanistischen“ Demonstration ausnützen

Die Tochter der Herzogin, Gräfin

zu wollen. Was schließlich die russisch⸗panflawistische Pres anbelangt, so macht es einigen dieser Blätter Genuß, den herzlich warmen

Enwfang, welchen Kaiser Wilhelm in Peterhof gefunden, mit der an⸗ blich gemesseneren Art seiner Aufnahme in Wien zu vergleichen und daran mit gewohnter Redfeligkeit allerhand Schlußfolgerungen zu knüpfen. Sie bierin zu stören, haben wir keinen Grund, da auch natürlich die berzliche Aufnahme, welche unser Kaiser auf russischem Boden gefunden, von ganzem Herzen erfreut. Dort, in Rußland, galt es wirklich der erneuten Festerschürzung stark gelockerter Freundschaftsbande, und ein Weniger in den Aeußerlichkeiten sympathi⸗ scher Aufnahme hätte auf die zuschauende Welt einen unerwünschten Eindruck machen können. Zwischen Deutschland und Oesterreich⸗ Ungarn liegen die Dinge anders; das beiderseitige innige Verhältniß ist ein bereits so außerordentlich bewährtes, so über jede Frage

erhabenes, daß etwas mehr oder weniger Festapparat beim Besuche

des einen der beiden Menarchen in der Residenz des anderen das Urtheil darüber nicht beeinflussen kann.

Wie der Besuch thatsächlich verlaufen ist, hat er in den beiden verbündeten Reichen einen durchaus gleichmäßigen hocherfreulichen Ein⸗ druck hinterlassen. Auch die Slawen Oesterreich⸗Ungarns, denen im Großen und Ganzen der Gedanke, von Rußland einst verschlungen zu werden, gewiß nichts Verlockendes haben kann, ja sogar über die Grenzen Oesterreich⸗Ungarns hinaus die Völker auf der Balkan⸗ halbinsel können vom Anblick der beiden in so inniger Freundschaft sich begegnenden Monarchen nur die Empfindung großer Beruhigung gewonnen haben, und das um so mekr, da die ungeheure Macht, welche in dieser Freundschaft sich darstellt, der Erhaltung des Frie⸗ dens gewidmet ist. Eine Ausnahme machen höchstens die Tschechen, deren ganz besonders verbissene Stimmung und deren Deutschen⸗ haß wesentlich ein aus der geographischen Lage Böhmens sich ergebendes Erzeugniß der Sorge um die Existenz ist. Daß ihr Traum von einem tschechischen Böhmen sich nie verwirklichen wird, so lange nicht eire übergewaltige slawische Macht an der Moldau herrscht, eine Macht, wie alle Tschechen der Welt zusammen sie nie aufbringer könnten, erklärt ihre sehrsüchtigen Blicke nach Petersburg und Mos⸗ kau. Derselbe Umstand macht auch ihren Grimm über die Wiener Vorgänge der jüngsten Tage begreiflich; dieselben stehen der eben er⸗ wähnten Fernsicht sehr im Wege. „Wer da hat, dem wird gegeben“, lautet ein Ausspruch der Schrift, und bis auf Weiteres dürfte die rufsische Regierung ein freundschaftliches Verbältniß zu den Mächten der Tripelallianz dem Werben der Tschechen vorziehen, besonders da die rasche und rückhaltslose Wiederaussöhnung Preußens und Oester⸗ reichs auch dem blödesten Auge den Satz bestätigt hat, daß die Zu⸗ sammengehörigkeit Deutschlands und Oesterreichs kein Ergebniß mo⸗ mentaner Konstellationen, sondern eine nothwendige Folge ihrer ge⸗ meinsamen Geschichte ist. Nur die Form, nicht das Wesen hat eine zeitgemäße Aenderung erfahren.

Uns Deutschen führten die Wiener Kaisertage die der höchstfliegenden Wünsche unserer Nation zu Tage waren einst im großdeutschen Gedarken vereinigt, wo sie leicht bei⸗ sammen wohnten, während hart im Raume sich die Sachen stießen. Eine staatsrechtliche Verwirklichung hat dieser Gedanke, wie einmal die Zustände in Deutschland sich entwickelt hatten, nicht hindern können, und die Politiker, welche heute noch bei der Meinung beharren, es sei dies nicht zum Vortheil beider Theile, sowobl Deutschlands als Oesterreich⸗Ungarns, gewesen, dürften an den Fingern beider Hände aufzuzählen sein. Was aber der Gedanke Realisirbares enthielt, das ist in der engen, dauernden Allianz Deutschlands und Oesterreich⸗ Ungarns gegeben. Sie leistet nach aufen hin, was das Siebenzig⸗ Millionen⸗Reich leisten sollte, und jedenfalls viel besser, ieses es vermocht hätte. Seine Urbedingung wäre die Ze Preußens gewesen; und glaubt wohl Jemand im Ernste, vercinigte Macht des heutigen Deutschen Reichs und Oesterrei Ungarns besitze nicht eine ganz andere Wucht und Lebenskraft, als die eines über leocker verbundene deutsche Vorlande und ein Kontingent unzufriedener Slawenvölker gebietenden Oesterreiche? Die Macht nach außen hin aber gewinnt wesentlich roch durch die Thatsache, daß die bistorische Schlichtung, welche die Frage gefunden, den beiden Theilen, dem Deutschen Reiche wie Oesterreich⸗Ungarn, die volle Selbständigkeit in allen inneren Angelegenheiten gegeben hat. Aus⸗ getilgt ist damit die alte Eifersucht, und indem Deutschland straffer denn je zusammengefaßt wurde, ist die Trennung, weit entfernt, als Zersplitterung zu wirken, zur Kräftigung für beide geworden. Das war es, was Jedem, der sehen will, die Wiener Kaisertage vor Augen gerückt. Eines kurzen Zeitraums von noch nicht einem Viertel⸗ jahrhundert hat es seit 1866 bedurft, um diese Früchte der damaligen preußischen Politik zu zeitigen. Ihre beste Rechtfertigung waren die Wiener Kaisertage.

Die in Rom erscheinende „L'Italie“ schreibt ange⸗ sichts der bevorstehenden Ankunft Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm in Italien über die in Wien ausgebrachten Trink⸗ sprüche:

Welches ist die wahre Bedeutung der von den beider ausgebrachten Toaste? Sie läßt sich unseres Erachtens folg maßen zusammenfassen:

Die Vereinigung der militärischen Kräfte Oesterreichs und Deutschlands ist eine Bürgschaft dafür, daß der Frieden nicht gestört werden wird. Auf jeden Fall werden die Heere dieser beiden Staaten zusammenmarschieren. Und diese⸗Aussicht ist es, welche den anderen europäischen Staaten die Lust benehmen muß, zu den Waffen zu greifen.

Die Wiener Kundgebungen erhalten ihre Vervollständigung durch den Besuch Kaiser Wilhelm's II. beim König von Italien. Auch wir spielen eine bedeutende Rolle in dieser Friedensallianz. Italien trägt zu Gunsten des Friedens ein achtenswerthes Kontingent militä⸗ rischer Streitkräfte bei. Und Niemand täuscht sich bei uns über die Tragweifte der jüngsten Wiener Ereignisse. Man weiß recht wohl, woran man sich zu halten hat. Deutschland, Oesterreich und Italien ge⸗ horchen der gleichen Nethwendigkeit, indem sie ihre Armeen verstärken, um im Stande zu sein, den Frieden vorzuschreiben. Sie verfolgen also dasselbe Ziel mit denselben Mitteln. Und wir sind überzeugt, daß, wenn diese drei Mächte ersten Ranges eng vereinigt bleiben, ihre Allianz diejenigen wesentlich friedlichen Ergebnisse erzielen wird, welche sie ins Auge gefaßt hat.

Aus Süddeutschland wird der „Politischen Cor⸗ respondenz“ geschrieben:

Es erscheint uns nicht ohne politische Bedeutung, daß der Kaiser von Süddeutschland und nicht von Berlin aus nach Wien gereist ist. Von Süddeutschland aus in Wien einziehend, erscheint Kaiser Wil⸗ helm in der Hauptstadt des verbündeten Reichs ungleich mehr als der Deutsche Kaiser, als wenn er seinen Weg von Norden her ge⸗ nommen hätte: zu dem Gelöbniß, das Bündniß mit Oesterreich als ein Vermächtniß der deutschen Geschichte in Treue halten zu wollen, gesellte sich so die Bürgschaft, daß hinter diesem Willen auch die volle Kraft des dauernd geeinten Deutschlands stebt. Hatte man im ersten Augenblick bier den Eindruck gehabt, cs hätte das angebliche „Tagebuch“ zu keiner ungünstigeren Zeit erscheinen können, so darf man jetzt fast sagen, der Moment konnte, wenn auch in böser Absicht, gar nicht

zst günstiger gewählt werden, denn er gewährte den Fürsten und Stämmen Süd⸗ deutschlands die unmittelbare Gelegenheit, durch die That zu erweisen, daß derartige Giftpfeile an dem starken Panzer des Nationalgefühls kraftlos abprallen. Heute giebt es im Süden weder einen Fürsten, noch eine irgend nennenswerthe Zahl von Männern, welche den Ab⸗ schluß der Verfailler Verträge, die Aufrichtung von Kaiser und Reich bedauern. Lange Jahre hindurch batte sich manche Befürchtung an den Augenblick geknüpft, an welchem der ehrwürdige Begründer des Reichs von letzterem scheiden werde, und sicherlich konnte für ein noch junges Staatsge bilde kaum eine schwierigere Lage eintreten, als es in diesem Frühling der Fall war. Die Reisen der Fürsten nach Berlin und des Kaisers nach Süddeutschland haben erwiesen, wie unbegrün⸗ det alle derartigen Sorgen und Befürchtungen gewesen waren.

Der geschichtlicken Bedeutung dieser Tage hat aber doch erst die Eigenart des Kaisers ihr bestimmendes Gepräge verliehen. Indem Kaiser Wilhelm II. nach dem Hinweise auf die Hohenstaufen Schwaben

das Land grüßte, in welchem die Wiege seiner Väter gestanden,

lut auch in seinen Adern rolle, war er nicht mehr der mit 2 one geschmückte König von Preußen, der Schirmherr der Bundes⸗ und Reichsgemeinschaft, sondern in Wahrbeit der dem schwä⸗ bischen Stamme blutsverwandte Deutsche Kaiser. Zu der Höhe eines Regierungsprogramms aber erhob sich der Toast in München „Denn es erheischen die hohen Aufgaben unseres großen deutschen Volkes und Vaterlandes, daß alle Kräfte zu dessen gemeinsamem Nutzen und Heil eingesetzt werden, welches nur dann möglich ist, wenn die Fürsten des Reichs in fester Gemeinschaft Schulter an Schulter vertrauensvoll bei einander stehen- damit ist der vom Reichskanzler so oft wiederholte Gedanke: „das Vertrauen der deutschen Fürsten in die Vertragstreue Preußens sei wichtiger als irgend ein Verfassungs⸗Paragraph“, als das Fundament auch der jetzigen Regierung bezeichnet worden, welcher der jugend⸗ und villensstarke Kaiser durch „das Einsetzen aller Kräfte“ weitere Ziele steckt, als wie die von dem inneren Aufbau in Anspruch genommene Regierung Wilbelm's I. dies vermocht und gethan hatte In jenen Worten kündigt sich eine neue Aera an, welche zwar fest steht auf der alten, nunmehr in Fleisch und Blut der Nation übergegangenen Grundlaße der Reichsgestaltung und der Reichspolitik, aber fort⸗ schreitend daran erinnert, daß Deutschland durch Einsetzen aller Kräfte und vertrauensvolles Schulter⸗an⸗Schulterstehen seiner Fürsten mehr und Größeres zu seinem eigenen Wohle zu leisten vermag und zu leisten berufen ist.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. 1

„Kunst für Alle“ betreffs de tin Luther⸗Kirche zu Dresden berichtigend Bildhauer Gröne in Nürnberg den ersten, Bild⸗ in Dresden den zweiten und Professor Leipzig den dritten Preis erhalten. 1 „Godofred“ bietet uns Willibe unte Theologe, ein „Märchen fürs rlag von Eugen Strien) von tiefster re eine Waise, die ihren Vater in den Kreuz⸗ rd von seiner Mutter in einem einsamen und Gottesfrieden erzogen. Als er aber sein überkommt ihn die Sehnsucht nach de und die Mutter sendet ihn hinaus, de Frieden wier z uchen. Er versuchts mit der Liebe, der Macht Weisbeit. aber den Frieden seiner Kindheit finde r endlich in das Schloß seiner Kindbheit zurückkehrt, wo er wieder der blondlockige kleine Knabe wird und ihn die Mutter a zu seinem himmlischen Vater emporträgt. Das Märchen ist für das deutsche „Haus“ gedichtet, also nicht gerade für Kinder, denen Manches unverständlich bleiben dürfte. Aber desto mehr wird es christliche Eltern ansprechen d ihnen dankbaren Stoff zur ie Ausstattung ist as photographische

Wi Kanzel

1 ie für die

MeI4 2 4böub. Welt, er verUe

—. 1) Kleiner Baden und Um⸗ Mit Karte und Plan der Stadt und Umgegend, nebst nhang für Karlsruhe. Heidelberg. Carl Winter's Universi⸗ ndlung, 1888. kl. 8 S. 76. 2) Kleiner Führer für g und Umgegend. Mit einer Karte der Stadt und einer Karte des Schlosses. Heidelberg, Carl Winter’'s hhandlung, 1888. kl. 8. S. 40. Für das von n dunklen Tannenforsten den Namen Schwarzwald Mittelalter führende bewaldete Mittelgebirge Deutschlands, überaus reich gesegnet an landschaftlichen Schön⸗ heiten, an anmuthigen Seommerfrischen und stärkenden Bädern, war seit 1871 den alljährlich Tausenden von Besuchern und Kranken Der neueste Schwarzwaldführer“ von Dr. L. W. Schnars ein zu⸗ verlässiger Rathgeber und sicherer Begleiter. Denn die Empfehlungen und Rathschläge des Fuhrers stützen sich auf eigene Anschauung und persönliche Erkundigung an Ort und Stelle. Aus dem bereits durch acht Auflagen bewährten Reisehandbuch „Der neueste Schwarz⸗ waldführer“ hat der Verleger jetzt zwei Sonder⸗Abdrücke der Schilderung von Baden⸗Baden und Heidelberg veranstaltet und in zwei handlichen Büchlein in grünem Calicoband veröffentlicht. Der neue Herausgeber Sachs hat die Beschreibung bedeutend crweitert. Die beigegebenen guten Pläne und die bis auf die neueste Zeit fort⸗ geführten Eisenbahnkarten erhöhen den praktischen Werth des kleinen Vademecum.

Cartas commerciaes em Portuguez. Schlüssel für Lehrer Correspondencia commercial em allemso e em portuguez compilada por H. Robolsky. Häamburgo. Verlags⸗ anstalk und Druckerei A⸗G. (vormals J. F. Richter), 1888. (Preis 1 ℳ) Der dritte Theil der von dem Oberlehrer Dr. H. Robolsly in Berlin verfaßten däutsch⸗portugiesischen Handelscorrespondenz, welche sowohl in Deutschland, als auch im fernsten Auslande viel⸗ fache Benützung findet, enthält deutsche Handelsbriefe zum Uebersetzen ins Portugiesische und ist zu diesem Zweck mit portugiesischen An⸗ merkungen versehen. Dem von den verschiedensten Seiten laut ge⸗ wordenen Wunsch nach einem besondern „Schlüssel“ zu diesem dritten Theil kommt der Verfasser mit dem vorliegenden Buche nach, welches eine vollständige Uebersetzung jener deutschen Handelsbriefe ins Portu⸗ giesische bringt.

Die 1. Abtheilung des soeben zur Versendung gelangten XV. antiquarischen Katalogs des Antiquariats von Ad. Mampe in Berlin W., Wilhelmstraße Nr. 91, enthält: I. Allge⸗ neine Geschichte (Adel. Duell. Freimaurerei. Judenfrage). Kultur⸗ geschichte, Vermischtes. II. Genealogie. Heraldik. Numismatik. III Biographie. Memoiren. 1V. Kirchengeschichte. V. Geograpbie. Statistik. Verkehr. VI. Reisen.

Das Oktoberheft der jetzt im Verlage der Babenzien’schen Verlagsbuchhandlung zu Rathenow erscheinenden „Internationalen Revue über die gesammten Armeen und Flotten“ hat volgenden Inbalt: An meine Leser. Die weitere Entwickelung der deutschen Kolonien und die Betheiligung der Flotte bei derselben. Militärhistorische Betrachtungen französisch⸗russischer Allianzarund⸗ lagen. Skizzen und Studien von Carl Stichler. Maxim⸗Kanonen vom Marine⸗Artillerie⸗Ober⸗Ingenieur Schwarz. Ein französischer Operationsplan gegen die Küsten Deutschlands (Schluß), von R. B. Neuerungen im Heerwesen Rußlands, von S. Jtaliens Macht⸗ stellung zur See Frankreich gegenüber. Modifieation aux lois sur lavancement des officiers et sur l'organisation de l'(cole militaire en Belgique. Forts de la Meux. Unsere Küstenrertheidigung.

seinen zahlrei Silva nigra im

zur: zur:

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Egypten. Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandrien hat beschlossen, 22. September 1888 ab das Cholera⸗Quarantäne⸗Reglement Ankünfte aus Bombay in Kraft treten zu lassen.

egen

Gewerbe und Handel.

Ueber Handel und Verkehr in Oberschlesien gi die von Dr. Bernhard Kosmann verfaßte Festschrift für die XXIX. Hauvtversammlung des Vereins deutscher Ingenieure zu Breslau: „Oberschlesien, sein Land und seine Industrie“ folgende Mittheilung: Es ist als naturgemäß anzusehen, daß in Anbetracht der zahlreich vorhandenen industriellen Etablissements sich in Oberschlesien ein umfangreicher geschäftlicher und wechselnder Ver⸗ kehr entwickelt findet, daß der Handel in hoher Blüthe stebt. Der Absatz und Versandt der zahlreichen Produkte und Fabrikate des heimischen Bezirks, das Heranbringen der mannigfaltigen Verbrauchs⸗ artikel, deren der Bergbau und der Hüttenbetrieb bedürfen. der daran sich knüpfende Zwischenhandel, welcher als die Domäne des israelitischen

Theils der Bevölkerung erxachtet werden kann, der großartige Reise⸗

verkehr auf den Eisenbahnen in Anlaß so vieler Marktgelegenheiten, dazu die Unzahl von Gast⸗ und Schankwirthschaften, alles das erzeugt ein großartiges Getriebe. Zur Vermittelung des Geldverkehrs ist die deutsche Reichsbank durch die Bankstelle in Gleiwitz mit ihren Neben⸗ stellen in Beuthen und Ratibor vertreten; dieselbe hatte in 1885 und 1886 einen Umsatz von 339 008 800 bezw. 320 606 200 Von sonstigen Geldinstituten, welche für den größeren Verkehr von Belang sind, sind der Oberschlesische Kreditverein zu Ratibor, die Filiale des Schlesischen Bankvereins zu Beuthen, die Filiale der Breslauer Wechslerbank zu Gleiwitz zu nennen; nächstdem bestehen fast in jeder Stadt größere und kleinere Bankgeschäfte. Die außerordentliche Intensität des Verkehrs ergiebt sich aus der Höhe der jährlichen Verfrachtungen auf den Eisenbahnlinien des Königlichen Betriebsamts Kattowitz, sowie auf den Strecken der Schmalspurbahn. Die Versandtlisten des ersteren weisen für das Jahr 1887 eine Versandkmenge von 11 069 997 t an Massen⸗ und Stückgütern aller Art nach; die haupt⸗ sächlichsten Posten nehmen die Steinkohlen mit 8 727 283 t oder 78,7 % des gesammten Güterversandts ein. Aus der Reihe der montanistischen wie landwirthschaftlichen Produkte sind zu erwähnen: 8 Berg⸗ und Hüttenprodukte: ““ 8 727 283 Roheisen 240 095 bbb1““ 155 304 Eisenfabrikate u. A. 308 366 1“ 93 677 616111111“““ Die landwirthschaftlichen Produkte zeigt folgende Tabelle: Rund⸗, Nutz⸗ und Brennholz . 324 311 t Getreide und Hülsenfrüchte. 33 Mehl . Bier Rüben. Zucker, roh Außerdem 3098 Pferde, 101 116 Stück Schweine und 12 Der Versandtverkehr etwa 2,5 Millionen Tonn Kilometer belaufen h. sich aus der Anzahl de oberschlesischen Kreisen fi 52— 2

Beschäftigten, fi

3 8

8 8

29 Beschaftigten; die im Ver⸗ ni d

1

—.

—20́vS

.

8 —2 9- 00 15—b́;S!

S &TCro t”e

. 1

3 zu der Anzabl der Betri für die Minder⸗

ualität einer ß

zasthäuser auch als Bierhauser anzuseben sein

Gesammtanzahl dieser Wirthshäuser 2462 und

Bevölkerungsanzabl der zwölf Kreise von 1 040 522 haus auf je 422 Einwohner kommen.

8 43. Heft der „Verhandlungen, Centralverbandes D

großen Anzahl

Mittheilungen eutscher Indu⸗ 6 vom Geschäftsführer H. Bueck herausgegeben nden Inhalt: 1) Vechandlungen über den Gesetz⸗ id die Alters⸗ und Invalidenversicherung der Arbeiter n ande Deutscher Industrieller eingesetzten Kom⸗ sion. 2) Eing es Centralverbandes Deutscher Industrieller en Hrn. Reichsk Fürsten von Bismarck, betreffend die Er⸗ ung einer direkten Dampferlinie von den deutschen Nordseehäfen 3) Mittheilungen aus dem deutschen Handels⸗

4) Literarisches. mund, 7. Oktober. (Köln. Volksztg) Ueber den Kohlen⸗ diese Woche Günstiges zu berichten. Nicht nur ent⸗ s Herbstgeschäft in Hausbrandkohlen in reger Weise und ze Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Zechen, son⸗ dern auch der Begehr von Industriekohlen ist recht lebhaft, und es müssen höhere Preise bewilligt werden. Neben Koks und Kokskohlen, die eine Preiserhöhung zu verzeichnen haben, werden auch Kesselkohlen zu an⸗ ziehenden Preisen stark begehrt. Der Kohlenverkehr ver Eisenbahn ge⸗ staltete sich wieder recht lebhaft, so daß eine Vermehrung der Kohlenzüge auf den rechtsrheinischen Strecken mit dem 1. Okto hat eintreten müssen. Die großen Sammelbahnhöfe Wanne, Gelsenkirchen, Altenessen, Oberhausen, Hochfeld, Kray u. a. vermögen die dort ihnen zum Aus⸗ rangiren zugehenden Kohlenzüge kaum zu fassen, so

—, 3428—2g

8

28 .

„8

.

—. 7

☛82ꝗ

02 944

auf das Großkapital auszuübe

T üe Vorliebe der § ⸗Industrie

e 8 nisse n

,e —₰ 2 2278 —2. 8 12

2 —.912*

2 2. 8

üg es aller An⸗ strengung bedarf, um die Transporte ohne Verkehrsstockungen zu bewältigen. Diese Verhältnisse haben nicht verfek ihren Einfluß ,‚welches sich neuerdings wieder mit zuwendet. Viele Zechen der Fett⸗ kohlenpartie h ihre Koksofenanlagen in letzten Zeit bedeutend vergröße und die Gesammtproduktion von Koks hat in Feolge derart zugenommen, längst eine Ueberrroduktion eingetreten wäre, wenn nicht Steigerung des Bedarfs so beträchtlich wäre. Ein charakteristisches Zeichen für die Lage der Kohlen⸗Industrie ist die Thatsache, daß kleinere Konsumenten ihren Bedarf billiger von den Zwischenhändlern bezieben können, als direkt von den Zechen. Dies findet seine Erklärung darin, daß die meisten Händler bereits in der Mitte des Sommers, als die Preise noch bedeutend niedriger waren, abgeschlossen haben. Da nun aber auch die Händler beginnen, ihre Preise denen der Zechen anzupassen, und bei letzteren fast nicht mehr anzukommen ist, wird die Kohle für Klein⸗Konsumenten gezen den gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahrs um etwa 30 % vertheuert. Eine Veränderung des Absatzgebiets ist in der letzten Woche nicht zu verzeichnen gewesen.

Mannheim, 9. Oktober. (W. T. B.) In Gegenwart der Staats⸗ und städtischen Behörden wurde heute Morgen das neue LCokal der Börse dem öffentlichen Verkehr feierlichst übergeben.

London, 9 Oktober. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ adungen angeboten. Wollauktion. Wolle fest, unverändert.

Manchester, 9. Oktober. (W. T. B.) 12r Water Taplor 6 ¼, 30r Water Taplor 9 ¼, 20r Water Leigh 8, 30r Water Clayton 8 ¾, 32r Mock Brooke 8 ¾, 40r Mayoll 9, 40r Medio Wilkinson 10, 32r Warpcops Lees 8 ¼, 36r Warpcops Rowland 8¼, 40r Double Weston 9 ¾, 60r Double courante Qualität 12, 32“ 116 vds 16 % 16 grey Printers aus 321/46 168. Fest

New⸗York, 8. Oktober. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗

schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 11 000, do. nach Frankreich 11 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 5000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 84 000, do. nach anderer Häfen des Kontinents Orts.

9. Oktober. (W. T. B.) Der Werth de gangenen Woche ausgeführten Produkte betrug gegen 7196 742 Doll. in der Vorwoche.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 9. Oktober. (W. T. B.) Der 2 „Bohemia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packe Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen 7 Uhr in New⸗York eingetroffen.

Theater und Mnsik.

Theater stand gestern im Zeichen Beide zur Darstellung gelangenden französische Lustspiel „Michel Perrin“ 1 Willen“, sowie Holtei's „Wiener

Paris si sozusagen „auf den Mann geschrieben“. In dem ersteren gilt dies von der Titelrolle, eines in den Stürmen der ersten französischen Revolution seiner Pfründe verlustig gegongenen Pfarrers, welcher, ohne es zu ahnen, von seinem früheren Jugendfreunde, dem Polizei⸗Minister Fouché, als Polizei gemißbraucht wird und dabei,

Agent der geheimen Pe ht. 1 wiederum unbewußter Weise, durch eine geschickte Verknüpfung zu⸗