den Vatikan sowie die St. Peterskirche und machte sodann die Rückfahrt in demselben Wagen, in welchem Allerhöchstderselbe von der preußischen Gesandtschaft aus nach dem Vatikan ge⸗
fahren war.
Rom, 12. Oktober. Se. Majestät der Kaiser hatte zu dem Besuch Sr. Heiligkeit des Papstes im Vatikan Gardedu⸗Corps⸗Uniform angelegt; Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich 85 Marine⸗Uniform. Der Auffahrt Sr. Majestät nach dem Vatikan sah Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen, welche hier weilt, von der Prima Loggia des Vatikans aus zu. Die Hofwürdenträger des Papstes wurden dem Kaiser durch den Fürsten Ruspoli, sowie durch Mgr. Macchi und Mgr. della Volpe vorgestellt. Der Staats⸗Minister Graf Herbert Bismarck und mehrere andere Herren des Kaiserlichen Gefolges wurden dem Papst vom Kaiser selbst vorgestellt. Der Papst richtete an jeden Einzelnen der Vorgestellten huldvolle Worte. Die Unterredung, welche der Kaiser mit dem Heiligen Vater in der Sala Gialla allein hatte, währte etwa 23 Minuten. Die Verabschiedung des Kaisers vom Papste trug, wie der Empfang, einen sehr herzlichen Charakter. Nach dem Besuch bei dem Heiligen Vater verweilte Se. Majestät mit dem Prinzen Heinrich und dem Gefolge noch einige Zeit im Vatikan und besichtigte, unter Führung des Kardinals Rampolla die St. Peterskirche, die sixtinische Kapelle, die Museen sowie mehrere Kunstsammlungen. — Es war 3 Uhr 40 Minuten, als der Kaiser und Prinz Heinrich den Vatikan verließen. Bei der Rückfahrt spielten die Musik⸗ corps der Spalier bildenden Königlichen Truppen, wie bei der Auffahrt, die preußische Volkshymne. Die dichten Menschenmassen, welche alle Plätze und Straßen anfüllten, begrüßten den Kaiser ununterbrochen mit stürmischen Zurufen. Der Kaiser und Prinz Heinrich kehrten alsbald nach dem Quirinal zurück.
Rom, 12. Oktober. Bei dem Frühstück, welches der Gesandte von Schlözer zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers gegeben hatte, saß zur Rechten Sr. Majestät der Kardinal Rampolla, zur Linken der Kardinal Prinz Hohenlohe. Gegenüber Sr. Majestät hatte Prinz Heinrich Platz genommen, zu dessen Rechten der päpstliche Unter⸗ Staatssekretär Mocenni und zur Linken der päpstliche Se⸗ kretär Agliardi. Der Staats⸗Minister Graf Herbert Bismarck Püt seinen Platz zur Rechten des Kardinals Rampolla. etzterer trank auf die Gesundheit Sr. Majestät des Kaisers, worauf Se. Majestät einen Toast auf das Wohl Sr. Heiligkeit ausbrachte. Das Glas, welches der Kaiser benutzte, gehörte ehemals dem Kaiser Karl V. Dem Kardinal Rampolla Maäjestät ein kostbares, mit Edelsteinen besetztes
ektorale.
Die Straßen, welche Se. Majestät der Kaiser auf der Fahrt nach dem Vatikan passirte, waren auf das Reichste mit Blumen, Teppichen und Fahnen in den deutschen und italie⸗ nischen Farben geschmückt; ebenso waren die Eingänge zum Vatikan auf das Prachtvollste dekorirt. An der Engelsbrücke war eine mit Blumen und Fahnen verzierte Inschrift an⸗ gebracht, welche lautete: „Heil Wilhelm II., dem Deutschen Kaiser, in Rom, der unantastbaren Hauptstadt des Königreichs Italien, dem erhabenen Gaste des Königs Humbert.“ Die dichtgedrängten Volksmassen, welche hinter dem Spalier bildenden Militär standen, brachten ununterbrochene Hochrufe auf Se. Majestät den Kaiser und Se. Majestät den König Humbert aus.
Rom, 13. Oktober. Bei der gestrigen Vorstellung des Kaiserlichen Gefolges im Vatikan richtete der Papst an dasselbe sehr freundliche Worte (in französischer Sprache) und gab wiederholt seine Freude darüber kund, Deutsche hier begrüßen zu können, wo so viele Angehörige der deutschen Nation, na⸗ ventlich Gelehrte und Künstler, stets verdienstvoll gewirkt
aben.
Rom, 13. Oktober. Kaiser Wilhelm hat gestern während des Besuches beim Papste dem Letzteren eine goldene, mit Edelsteinen besetzte und mit dem Bilde des Kaisers auf dem Deckel geschmückte Tabatière überreicht. Desgleichen hat Se. Majestät dem Mgr. Mocenni eine reich geschmückte Tabatisre geschenkt.
— Ferner liegen über die Veranstaltungen zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers und Königs am italienischen Hofe folgende Telegramme des „W. T. B.“ vor:
Rom, 12. Oktober, Nachts. Se. Majestät der König Humbert hat Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm das Großkreuz des Militär⸗Ordens von Savoyen, des höchsten italienischen militärischen Ordens, verliehen. Se. Majestät der Kaiser hat Se. Königliche Hoheit den Kronprinzen von Italien als Lieutenant à la suite des 1. Hessischen Husaren⸗ Regiments Nr. 13 gestellt, dessen Chef König Humbert ist. Der König hat dem deutschen Botschafter, Grafen Solms, das Großkreuz des St. Mauritius⸗ und Lazarus⸗Ordens, den General⸗Lieutenants von Hahnke und von Wittich, sowie dem Kabinets⸗Rath, Wirklichen Geheimen Rath, Dr. von Lucanus das Großkreuz des Ordens der Italienischen Krone verliehen, und den Botschafts⸗Rath von der Goltz zum Großoffizier des Ordens der Italienischen Krone ernannt.
Rom, 12. Oktober. Der Minister⸗Präsident Crispi sandte gestern an den Reichskanzler, Fürsten Bismarck, folgende Depesche:
Inmitten des Enthusiasmus, mit welchem Ihr Erhabener Souverän, der Freund unseres Königs und das Haupt der unserem Lande verbündeten großen Nation, in der Hauptstadt Italiens empfangen worden ist, und welcher Ihn umgiebt, wenden sich meine Gedanken bewegt an Ew. Durchlaucht. Ich wünschte, 8. das Echo des Jubels, wovon Rom widerhallt, bis zu Ihnen gelangte, um Ihnen zu sagen, wie sehr das italienische Volk Deutschland liebt und die Freundschaft dieses Landes hochschätzt, welches durch die Rathschläge Ew. Durchlaucht zu solchem Ruhm und solcher Größe gelangte. Möge unser Bündniß stets ein so herz⸗ liches und intimes bleiben, zum Ruhm der beiden Völker, zum Besten des Friedens von Europa!
Fürst Bismarck antwortete mit folgendem Tele⸗ gramm an den Minister⸗Präsidenten Crispi:
Ich danke Ew. Excellenz aus vollem Herzen, daß Sie in dem Augenblicke, wo Sie der Begegnung unserer Souveräne beiwohnten, welche der feierliche Ausdruck der berzlichen Freundschaft der beiden großen Nationen ist, an mich gedacht haben. Das Bewußtsein, gemeinsam an der Befestigung dieser gegenseitigen Freundschaft unserer Souveräne und unserer Länder gearbeitet zu haben, und unser fester Wille, diess Freundschaft aufrecht zu erhalten und sie immer intimer zu gestalten, bilden eine meinem
erzen theuere Verbindung inmitten der glänzenden Feste, welche in om gefeiert werden, wie in dem einsamen Walde, den Ew. Excellenz vor zwei Monaten mit mir zu durchwandern die Freundlichkeit hatten.
Rom, 13. Oktober, früh. Bei der gestrigen Galat afel im Quirinal, zu welcher 120 Einladungen ergangen waren, nahmen Ihre ajestäten der Lalser Wilhelm und der König Humbert die Plätze in der Mitte der Tafel ein. Zur Rechten des Kaisers saß Ihre Majestät die Königin, neben Allerhöchstderselben Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich; links von dem König Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Aosta und neben dieser Se. Königliche Hoheit der Kronprinz. Dem Kaiser und dem König gegenüber saß Se. Königliche Hoheit der Herzog von Aosta, zur Rechten desselben Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Wittwe von Genua und Se. Königliche Hoheit der Herzog von Genua; an der linken Seite des Herzogs von Aosta saß Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Isabella von Genua, neben dieser der Staats⸗Minister Graf Herbert Bismarck. Die von den beiden Monarchen ausgebrachten (oben im Wortlaut mitgetheilten) Toaste wurden enthusiastisch aufgenommen; namentlich wurde die Betonung des Bündnisses beider Völker und die Nothwendigkeit der Erhaltung des Friedens in der Rede Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm freudigst begrüßt. Nach der Tafel fand Cercle statt, der bis gegen 10 ½ Uhr dauerte.
Etwa eine Stunde vor Beginn der Galatafel hatte Kaiser Wilhelm den Minister⸗Präsidenten Crispi zu sich berufen lassen und demselben eine längere Audienz ertheilt. Am Schluß der Audienz verlieh Se. Majestät dem Minister⸗ Se unter huldvollen Worten den Schwarzen Adler⸗
rden.
Rom, 13. Oktober. Seit dem frühen Morgen ist eine gewaltige Menschenmenge nach Centocelle hinausgeströmt, um der Parade vor dem Kaiser Wilhelm beizuwohnen. Um 9 ⁴¼ Uhr fuhren Ihre Majestät die Königin sowie die Herzoginnen von Aosta und von Genua, auf dem Wege vom Publikum lebhaft begrüßt, nach dem Paradefelde. Um 9 ½ Uhr folgten in einem Zweispänner, von dem be⸗ geisterten Jubel der Bevölkerung begleitet, Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert. Kaiser Wilhelm trug Garde⸗du⸗Corps⸗Uniform mit der Kette des Annunziaten⸗Ordens und dem großen Bande des Militär⸗ Ordens von Savoyen, König Humbert Generalsuniform mit dem Schwarzen Adler⸗Orden. Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, der Kronprinz, die Herzöge von Aosta und von Genua, der Staats⸗Minister Graf Bismarck und das Kaiserliche und Königliche Gefolge begaben sich ebenfalls zu Wagen nach Centocelle. Kaiser Wilhelm und König Humbert werden dort zu Pferde steigen.
Neapel, 12. Oktober, Abends. Die aus 22 Schiffen bestehende, von dem Admiral Acton befehligte italienische Flotte, über welche Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert eine Revue ab⸗ delte werden, ist heute Abend in Castellamare ange⸗ ommen
—— Die „Nat.⸗Lib. Korr.“ schreibt: „Im ersten Berliner Landtagswahlkreis ist jetzt eine Verständigung zwischen den Nationalliberalen, den Freikonservativen und der emäßigten Gruppe der konservativen Partei zu Stande ge⸗ ommen, wonach jede dieser drei Parteien einen Kandidaten auf⸗ stellt. Die Namen der in Aussicht genommenen Personen werden alsbald nach deren Zustimmung bekannt gemacht und ein gemeinschaftlicher Wahlaufruf veröffentlicht werden. Man hofft, auch in den übrigen Berliner Wahlkreisen zu einer der⸗ artigen Verständigung zu gelangen.“
— Ein Wechsel „auf Sicht“ (d. h. ein Wechsel, in welchem Zahlung „auf Sicht“, „bei Sicht“ versprochen ist), in welchem an einer anderen Stelle Zahlung zur Verfallzeit „ohne vorgängige Präsentation“ versprochen worden, erzeugt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 28. März d. J., keine wechselmäßige Verbindlichkeit.
— In der Sitzung vom 28. Mai d. J. (Nr. 586) hat das Reichs⸗Versicherungsamt in einer Rekurs⸗ ache entschieden, daß die einer Wittwe gemäß §. 6 Ziffer 2 unter a Absatz 3 des Unfallversicherungsgesetzes bei Vorhandensein von mehr als zwei rentenberechtigten Kindern im Falle der Wiederverheirathung zu gewährende Abfindung nicht auf das Dreifache der laut Absatz 1 a. a. O. der Wittwe eines durch einen Betriebsunfall getödteten Arbei⸗ ters zustehenden Rente von 20 Proz. des Arbeitsverdienstes des letzteren, sondern auf das Dreifache der gemäß Absatz 2 ebendaselbst von der Wittwe zur Zeit der Wiederverheirathung thatsächlich bezogenen geringeren Rente zu bemessen ist. — Aus den Gründen ist das Folgende mitzutheilen: Nach §. 6 Ziffer 2 a Absatz 3 des Unfallversicherungsgesetzes erhält die Wittwe im Falle ihrer Wiederverheirathung den dreifachen Betrag „ihrer“ Jahresrente als „Abfindung“. Zwischen den Parteien ist streitig, was unter „ihrer“ Jahresrente in diesem Falle zu verstehen sei. Dem Anspruche der Rekursklägerin liegt die Auffassung zu Grunde, daß die im Absatz 1 a. a. O. festgesetzte Rente von 20 Proz. des Jahresarbeits⸗ verdienstes „die Rente der Wittwe“ als beson⸗ derer gesetzlicher Begriff sei. Dem ist indessen nicht bei⸗ zustimmen. Zwischen diesen Abs. 1 und die den Abfindungs⸗ anspruch begründende Bestimmung des Absatzes 3 a. a. O. ist die Bestimmung des Absatzes 2 eingeschoben, wonach, wenn die nach Absatz 1 ermittelten Renten der Wittwe und der Kinder zusammen sechzig Prozent des Jahresarbeitsverdienstes übersteigen, eine „Kürzung“ der Renten im entsprechenden Verhältniß der Beträge des Absatzes 1 eintritt. — Es wird also nicht die entsprechende Einbehaltung der an sich unge⸗ minderten „Rente der Wittwe“ von zwanzig Prozent ver⸗ ordnet, sondern eine andere gekürzte Rente an ihre Stelle ge⸗ setzt. Nach richtiger Auslegung kann demgemäß „die“ Jahres⸗ rente in Absatz 3 nicht mit Uebergehung des Absatzes 2 aus⸗ schließlich nach Absatz 1 a. a. O. bestimmt werden. Im Zusammenhang des Absatzes 3 a. a. O. müssen aber die Worte: „ihrer“ Jahresrente auf die thatsäch⸗ lich zur Zeit der Wiederverheirathung bezogene Rente gedeutet werden. Es fehlt an jedem Anlaß, die Abfindung nach einer Rente zu berechnen, welche die Wittwe in Fällen, wie der vorliegende, niemals erhalten hat. Im Uebrigen hätte es für den Gesetzgeber auch nahe gelegen, falls er den Standpunkt verträte, den die Klägerin einnimmt, an Stelle der gebrauchten Worte „den dreifachen Betrag ihrer Jahresrente“ zum Ausschluß allen Zweifels „sechzig Prozent des Arbeitsverdienstes“ entsprechend der in den vesecehagfen Absätzen angewendeten Ausdrucksweise zu setzen. Wenn endlich der obigen Auslegung des §. 6 Ziffer 2 a a. a. O. entgegen⸗
gehalten wird, daß nach den verschiedenartig gestalteten that⸗ sächlichen Verhältnissen die Absindungsrente der zu einer zwei⸗ ten Ehe schreitenden Wittwe schwanke, indem sich durch den Wegfall von rentenberechtigten Kindern die Rente erhöhe, so kann zugegeben werden, daß die Rente der Wittwe sich in Folge thatsächlicher Verhältnisse verändern kann (vergleiche „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1886 Seite 56 Ziffer 141). Allein gerade in dem Begriff der „Abfindung“ liegt, daß die Sachlage zur Zeit der Wiederverheirathung den Ausgangs⸗ punkt für die Abfindung bildet, ohne Rücksicht auf spätere Veränderungen der Rente, welche unter Umständen der Wittwe zu Gute gekommen wären, wenn sie sich nicht wieder⸗ verheirathet hätte.
— Ein „Reisender“ einer Fabrik für Grabdenkmäler, dessen Beschäftigung nach seiner eigenen Angabe „lediglich im Umherreisen, größtentheils zu Fuß, um Denkmäler zu verkaufen oder Bestellungen auf solche entgegen zu nehmen“, bestand, verunglückte auf einer solchen Ge⸗ schäftsreise, als er aus einem Hause kam, wo er Gelder eingezogen hatte. In Uebereinstimmung mit den Vorinstanzen hat das Reichs⸗Versicherungsamt den erhobenen Rentenanspruch, welcher auf die Behauptung ge⸗ gründet war, die Thätigkeit des auf den Fußmarsch angewie⸗ senen Klägers lasse denselben als „Arbeiter“ im Sinne des §. 1 Absatz 1 des Unfallversicherungsgesetzes erscheinen, in der Rekursentscheidung vom 9. Juli d. J. (Nr. 587) zurück⸗ gewiesen. Die Thätigkeit des Klägers, bei welcher er ver⸗ unglückte, war weder die eines „Arbeiters“ noch eines „Be⸗ triebsbeamten“. Gesetzlich sind aber nur die Arbeiter und Betriebsbeamten gegen die Folgen der bei dem Betriebe sich ereignenden Unfälle versichert.
— Der Käaiserliche Botschafter am Königlich groß⸗ britannischen Hofe, Staats⸗Minister Graf von Hatzfeldt⸗ Wildenburg, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach London zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.
— Der Königliche Gesandte von Kusserow ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Hamburg zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.
— Der Großherzoglich badische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Marschall, ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.
— Der General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele, Graf Bolko von Hochberg, hat sich zur Eröffnungs⸗Vor⸗ stellung im neuen K. K. Hofburg⸗Theater nach Wien begeben.
Kiel, 13. Oktober. (W. T. B.) Das russische Panzerschiff „Admiral Nachimoff“ hat heute Mittag den hiesigen Hafen verlassen, um die Reise nach Ost⸗Asien for.⸗ zusetzen.
Sachsen. Dresden, 13. Oktober. (W. T. B.) Der König ist heute, von Wien kommend, in der Königlichen Villa zu Strehlen eingetroffen.
Baden. Karlsruhe, 11. Oktober. Die „Karlsruher Züg. meldet: Heute Mittag erschien Ihre Majestät die aiserin Augusta in dem Palais Ihrer Großherzoglichen Hoheit der Prinzessin Marie von Baden, Herzogin von Hamilton, Höchstderen Geburtstag der 11. Oktober ist. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Groß⸗ herzogin sowie sämmtliche in Baden⸗Baden anwesenden Höchsten Herrschaften vereinigten Sich daselbst mit Ihrer Majestät der Kaiserin.
Baden, 10. Oktober. Das heutige Bulletin über das Befinden der Prinzessin Marie von Baden, Herzogin von Hamilton, lautet:
„Nach einer ruhig verbrachten Nacht ist das Befinden heute befriedigend.“
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Frankreich. Paris, 11. Oktober. (Köln. Ztg.) Dijon, die Vaterstadt des Präsidenten, hat Hrn. Carnot noch herz⸗ licher empfangen als Lyon und Savoyen. Da der Präsident auch hier wieder Gelegenheit nahm, gegen den Boulangismus Front zu machen, so hofft man von der Entschlossenheit des Prä⸗ sidenten jetzt einen wirkungsvolleren Angriff auf den rebellischen General, als durch den Floquet'schen Revisionsentwurf mög⸗ lich ist. Bemerkt wurde hier, daß Msgr. Lecot, der Bischof von Dijon, der schon beim gestrigen Empfange der Behörden eine patriotische Ansprache an den Präsidenten hielt, auch heute der Parade anwohnte. — Der Kriegs⸗Minister de Freycinet wird am Montag den die Unteroffiziere betreffenden Gesetzentwurf der Kammer vorlegen. Der Marine⸗Minister Krantz hat sich mit dem Budget⸗ ausschuß geeinigt, daß von seinem Budget nur 386 308 Fr., statt der vom Ausschuß anfangs geforderten 5 Millionen Francs, gestrichen werden. — Präsident Carnot ist heute Abend von seiner Reise nach dem Süden
hierher zurückgekehrt.
— 12. Oktober. (W. T. B.) Bei dem politischen Diner, welches gestern Abend bei dem Minister⸗ Präsidenten Floquet stattfand, war fast ausschließ⸗ lich die Revision der Verfassung der Gegenstand der Unterhaltung. Wie es heißt, sprach sich die Mehrzahl der Anwesenden gegen die Revision aus. Nichtsdestoweniger soll der Minister⸗Präsident geäußert haben, daß er bei der Revision beharren müsse und seine Demission geben werde, wenn die Revision abgelehnt oder durch eine Koalitions⸗ Majorität, unter welcher sich Monarchisten befänden, votirt werden sollte, denn er könne nur das Votum einer ausschließ⸗ lich republikanischen Majorität annehmen.
„Dänemark. Kopenhagen, 11. Oktober. Im Folke⸗ thing fand gestern die erste Lesung des Finanzgesetz⸗ entwurfs für das Finanzjahr vom 1. April 1889 bis 31. März 1890 statt. Der Abg. Graf Holstein⸗Ledreborg leitete die Verhandlungen mit der Erklärung ein, daß die Stellung der Majorität dem Finanzgesetz gegenüber sowie ihre Politik unverändert geblieben seien. Auf seinen Antrag wurde das Finanzgeset schließlich einem aus 15 Mitgliedern bestehenden
usschuß überwiesen. — 12. Oktober. (W. T. B.) Der bisherige öster⸗ reichische Gesandte am hiesigen Hofe, Freiherr von “ ist heute abgereist. Das ganze diplomatische
Lorps war zum Abschied am Bahnhof zugegen. 8
Zeitungsstimmen. 8
eher Allgemeine Zeitung“ schreibt unterm 11. Oktober:
Heute Nachmittag hat Kaiser Wilhelm II. den historischen Boden der Tiberstadt betreten. Die Geschichte von dritthalbtausend Jahren grüßt ihn von den verfallenen Ruinen Roms, das einst die Weltherrschaft besaß, und das junge Italien jauchzt ihm begeistert zu als dem Bundesgenossen seines neu aufgerichteten Königthums, seiner neubegründeten Einheit. Kein Zweifel, der junge Erbe der Hohenzollern wird in der Siebenhügelstadt große Eindrüͤcke empfangen. Wenn sein Empfang in Wien ein warmer und herzlicher war, so dürften sich die Ge⸗ fühle der italienischen Bevölkerung mit südlicher Lebhaftigkeit äußern. Hat ja der Besuch des Deutschen Kaisers auch die Bedeutung der Anerkennung Roms als Hanptstadt Italiens Seitens eines der mäch⸗ tigsten Monarchen des Welttheils. Diese ganz spezielle Bedeutung der Römerfahrt Wilhelm's II. hat den Enthusiasmus der Italiener für den jungen Kaiser bis zur Siedehitze gesteigert und selbst jene Stimmen zum Schweigen gebracht, welche bisher die Allianz der lateinischen Völker gegenüber dem Bündniß Italiens mit Oesterreich und Deutsch⸗ land propagirt haben. Der berüchtigte Amilcare Cipriani, der jüngst in Marseille eine Gastrolle gab, ist noch der Einzige, der das alte Steckenpserd zu reiten wagt, und sein Ruf verhallt im Winde. Wahrlich, nichts hätte in diesen Zeiten des Friedens die ganze Bedeutung der Triypel⸗Allianz in Italien so sehr zum Bewußtsein der Massen bringen können, wie der Besuch Wilhelm's II. im Quirinal. Darum die beflaggten Städte, darum die Blumenkränze und Guirlanden an allen Häusern, darum die begeisterten Willkommrufe, welche dem jungen Monarchen auf italienischem Boden überall mächtig wie Sturmesbrausen entgegenschallen. Mehr als alle schrift⸗ lichen Verträge, mehr als alle Abmachungen der Staatsmänner, mehr als alle klugen Erwägungen der Politik ist das persönliche Erscheinen des Deutschen Kaisers in der Siebenhügelstadt geeignet, den Bund der Völker und Fürsten, welche die Friedensliga begründet haben, fester zu knüpfen. Es war ganz ohne alle Frage von Wilhelm II. ein Entschluß von höchster, überlegener Einsicht, den Bundesgenossen im fernen Süden in seiner Kapitale aufzusuchen. Die Zukunft wird die Richtigkeit dieser Thatsache erweisen, für welche heute bereits der Jubel der Italiener bei der Ankunft Wilhelm's II. in Rom ein be⸗ redtes Zeugniß abgiebt.
An anderer Stelle sagt dasselbe Blatt:
Der Anschluß Italiens an die Friedensliga gab erst dieser das Uebergewicht und die dominirende Stellung in Europa. Und diese Allianz, welche unserem Welttheil eine Reihe von zerfleischenden Kriegen erspart hat und hoffentlich ferner ersparen wird, erhält heute gewissermaßen die Sanktion der enthusiasmirten italienischen Be⸗ völkerung.
— In der „Staatsbürger⸗Zeitung“ lesen wir über „Handelskammern und Manchesterthum“:
Von national⸗volkswirthschaftlicher Seite konnte die durch die Reise Kaiser Wilhelm's II. zunächst nach Wien von Neuem und in glänzendster Weise befestigte Friedenspolitik des Deutschen Reichs kaum eine bessere Bestätigung erfahren, als soeben in dem Jahres⸗ bericht der Handelskammer zu Worms geschehen ist. Im Eingang zu den allgemeinen Bemerkungen dieses Berichts aus der ehrwürdigen Kaiserstadt heißt es: 8
„Seit der Wiedererrichtung des Reichs im Jahre 1871 ist die Kraft des deutschen Voltes auf politischem, nationalem und wirth⸗ schaftlichem Gebiete in einem Maße gestiegen, wie noch nie in einem solchen Zeitraum. Vorher ein armes Volk, das in Handel und Ge⸗ werbe hinter den Nachbarstaaten zurückstand, haben wir in raschem Anlauf die Ebenbürtigkeit mit ihnen errungen. Unsere Industrie⸗ Erzeugnisse erobern immer mehr den Weltmarkt, unsere Schiffe be⸗ fahren alle Meere. Im Innern wird durch eigenartige Maßregeln von der größten Tragweite der Nothlage einzelner Erwerbszweige und Bevölkerungsklassen vorgebeugt. Das Alles konnte nur unter dem mächtigen Schutz des Reichs und durch die weise Einsicht und den redlichen Willen seiner Leiter geschehen”“ 8
Nachdem dann die Schwierigkeiten wie Erfolge dieser so gestal⸗ teten „offenen und ehrlichen“ Friedenspolitik des Reichs im Verhaältniß zu den auswärtigen Mächten, namentlich zu Oesterreich⸗Ungarn und Italien von der einen, zu Rußland und Frankreich von der anderen Seite kurz gekennzeichnet worden, insbesondere auch dem letzteren gegenüber die politische Lage unter der Regierung Kaiser Wilhelm's II. als eine gesicherte, mit getrostem Muth zur Zukunft erfüllende be⸗ kundet ist, heißt es:
„Den Schluüß aber müssen wir aus den Erfahrungen der letzten Jahre ziehen, daß eine gedeihliche Weiterentwicklung unserer Zustände auch auf wirthschaftlichem Gebiet nur dann stattfinden kann, wenn das ganze Volk einmüthig zusammenhält und seine Kräfte nicht durch innere Zwistigkeiten lähmt, sondern dem Dienst der Allgemeinheit, des Reichs und seines Kaisers zur Verfügung stellt.“
Wie verhält sich diesen aufrichtigen nationalen Bemerkungen des Wormser Handelskammerberichts gegenüber das internationale Man⸗ chesterthum der sogenannten Deutschfreisinnigen? “
In Beantwortung dieser Frage haben wir zunächst darauf hin⸗ zuweisen, daß diese Partei, wenn sie derartige Auslassungen, wie die der Wormser Handelskammer, nicht mehr zu widerlegen vermag, dieselben einfach ignorirt und auch ignoriren muß, da dieselben all die dunkeln Prophezeiungen vom Niedergange der volkswirthschaft⸗ lichen Verhältnisse, wodurch man die Leute irre zu führen suchte, zu⸗ schanden machen. Die Partei würde ja, wenn sie diese Dinge zugeben wollte, einen Selbstmord begehen, den man allerdings nicht von ihr verlangen kann. 8 8
Wohl aber könnte man von ihr verlangen, daß sie, durch schlimme Erfahrungen belehrt, aufhöre, ihrem Aerger durch neue Weissagungen nach dieser Richtung hin Luft zu machen. Bismarck darf einmal nicht recht behalten, er muß unter allen Umständen bekämpft werden, und deshalb werden alle Feinde desselben im fortschrittlichen Lager mit Freuden begrüßt. Nimmt man doch sogar darauf Bedacht, den Nihilismus der Sozialdemokratie überall da, wo es sich darum handelt, den positiven Bestrebungen der Regierung entgegenzutreten, eie een und dem internationalen Treiben desselben Vorschub zu
eisten.
„In Sachen der Steuerreform, kommunalen wie staatlichen, haben wir wiederholt und erst neulich wieder Angesichts der Landtags⸗ wahlen, das politisch ebenso unehrliche wie unfruchtbare Verhalten der Herren Richter, Rickert, Meyer und Genossen gekennzeichnet. Hier vor Allem kommt es ihnen darauf an, die durch die Wirthschafts⸗ politik des Reichs vorbereitete, nun zur staatlichen Entscheidung, unter der Förderung der vereinigten nationalen Parteien hindrängende Reformpolitik zu bekämpfen, wobei das grundsatz⸗ und pro⸗ grammlose Sviel der Liebäugelei mit dem Großkapital auf der einen Seite, und mit den Besitzlosen auf der anderen schamlos weiter getrieben wird. Wenn das faule Rentenkapital, gegenüber der Bestenerung des produktiven Grund und Bodens, zu einer ausglei⸗ chenden Separatsteuer herangezogen, wenn zur Seite der Grundsteuer eine Kapitalrentensteuer eingeführt werden soll, so wird darin die Ausgeburt eines furchtbaren, abscheulichen Staatssocialismus gefunden. Wenn die Getreidebörse auf eine sittliche und ehrliche Geschäfts⸗ grundlage zurückgeführt werden soll, so wird dies als ein Attentat gegen die „Freiheit“, das heißt in Wahrbeit gegen den „Freisinn“ und seinen besten Alliirten, das Jobberthum, verschrien. „Wenn nun aber vollends die Klassen⸗ und Einkommensteuer dahin reformirt werden soll, daß die oberen und wohlhabenden Klassen durch eine bessere Einschätzung, durch Selbsteinschätzung zu Gunsten der unteren Klassen mehr belastet werden, so sucht man dies, wenn man nicht direkt und offen dagegen auftreten kann, durch allerlei Winkelzüge zu bintertreiben. Die Partei weiß sehr genau, daß sie nur die Un⸗ zufriedenen auf ihre Seite zu ziehen vermag und daß ihr die Zufrieden⸗ der unteren Volksklassen einen großen Theil ihres Bodens
zieht.
Die kleine Erhöhung der Kornpreise in diesem Jahre, wie schön klang sie den Ohren der Freisinnigen, aber selbst damit haben sie
kein Glück gehabt. Mit der großen Theuerung „wegen der Kornzölle“ ist es wieder nichts geworden und mit innerem Gram sehen sich die schlechten Propheten die amtlich⸗statistischen Zusammenstellungen an, die wir im Folgenden wiedergeben: Der Preis des vornehmsten Ge⸗ treides auf dem Weltmarkte, des Weizens, beträgt für 1000 kg (für guten gesunden Weizen jeder . mindestens 71,5 kg pro Hektoliter) für den Zeitraum Januar bis August in Berlin im Jahre 1880: 222,41; 1881: 213,58; 1882: 218,38; 1883: 189,00; 1884: 168,08; 1885: 165,12; 1886: 150,62; 1887: 169,49; 1888: 166,73. In den einzelnen Monaten dieses Jahres waren die Preise: Januar: 162,62; Februar: 161,05; März: 161,22; April: 169,87; Mai: 174,50; Juni: 166,53; Juli: 165,88; August: 172,17.
Unter solchen Umständen ist es mit der Kornliga, von der sich der prophetische Blick des Berliner Ober⸗Bürgermeisters seinerzeit j viel versprach, wieder einmal — Essig!
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 42. — Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Namhaftmachung der Uebergangs⸗ straßen für Branntweinsendungen aus Luxemburg; — Zulassung von gemischten Privattransitlagern ohne amtlichen Mitverschluß für Ge⸗ treide ꝛc. in Altona; — Veränderungen in dem Stande oder den Be⸗ fugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. 8
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 38. — Inhalt: Er⸗ kenntnisse des Reichsgerichts vom 9. und 12. November 1887.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 41. — Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. — Gutachten über den Entwurf zu einem Post⸗ und Telegraphen⸗Dienstgebäude in Aachen. — Nicht⸗ amtliches: Die Wirkung der verbesserten Schneeschutzanlagen bei den Schneestürmen im Winter 1887/88. — Oberflächen“ und Gewichts⸗ Bestimmung der Buckelplatten. — Der Neubau der Philharmonie in Berlin. — Drehwerkstätte der Reichsdruckerei. — Vermischtes: Berliner Dombaufrage. — Wiederherstellung des Domes in Bremen. — Preisbewerbang für den Mailänder Dom. — Neue katholische Kirche in Pforzbeim. — Noththürverschluß. — Uferbefestigungen an holländischen Kanälen. — Neue Patente.
Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 27. — Inhalt: Allerhöchste Konzessions⸗Urkunde, betr. den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Wilster nach der westlichen Mündung des Nord⸗Ostsee⸗ Kanals durch die Schleswig⸗Holsteinische Marschbahn⸗Gesellschaft. Vom 22. September 1888. — Bekanntmachung des Reichskanzlers, betr. provisorische Berechtigung einer Lehranstalt zur Ausstellung von Zeugnissen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig⸗ freiwilligen Militärdienst. Vom 9. September 1888. („Centralbl. f. d. Deutsche Reich“ S. 879.) — Nachrichten.
Statistische Nachrichten.
In den monatlichen Nachweisungen des Kaiserlichen Statistischen Amts über Großhandelspreise finden sich Notirungen für Weizen in Berlin und Danzig, und zwar in letzterem Platz für unverzollte Transitwaare. Die Sorten sind aller⸗ dings nicht ganz dieselben; die Berliner Preise gelten nämlich für guten, gesunden jeder Provenienz, mindestens 71,5 kg per Hektoliter, die Danziger Preise für bunten von 75 kg per Hektoliter, und wohl ausschließlich russischen. Immerhin bietet sich hiermit Gelegenheit zu Vergleichen zwischen dem Preise von Weizen an einem Binnen⸗ platz und von ausländischem an der Grenze des Zollgebiets.
Die Preise für 1000 kg waren folgende für den Zeitraum Jan uar bis August:
Jahre Berlin Danzig Differenz Ja 1880 222,41 215,04 7,37 1885 1881 213,58 206,06 7,52 1886 1882 218,38 208,78 9,60 1887 1883 189,00 183,10 5,90 1 1888 1884 168,08 166,76 1,32
Der Zollsatz betrug für die Tonne im Jahre 1880 10 ℳ, wurde 1885 auf 30 ℳ, 1887 auf 50 ℳ erhöht. In den einzelnen Monaten des Jahres 1888 waren die entsprechenden Zablen folgende:
Januar 162,62 124,85 37,77 Mai 174,50 130,20 44,30
Februar 161,05 124,85 36,20 Juni 1266,53 126,16 40,37
März 161,22 124,92 36,30 Juli 165,88 128,54 37,34
April 169,87 130,78 39,09 August 172,17 141,52 30,65
— Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 30. Septem⸗ ber bis inkl. 6. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 676 Ehe⸗ schließungen, 915 Lebendgeborene, 31 Todtgeborene, 531 Sterbefälle.
hre Berlin Danzig Differenz
165,12 147,31 17,81. 150,62 138,13 12,49 169,49 149,37 20,12 166,73 128,98 37,75
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Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Deutsche Volkslieder aus Böhmen. Herausgegeben vom Deutschen Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag. Redigirt von Alois Hruschka und Wendelin Toischer. — Von der Sammlung der diutsch⸗böhmischen Volkslieder liegt die zweite Lieferung vor. Sie ist gleich der ersten reich an Gehalt und erweckt das gespannteste Interesse für das noch Folgende. Wenn man die Lieder durchfliegt, gewinnt man ein überraschendes Kulturbild aus Deutsch⸗Böhmen. Die Physiognomie des Volks, seine Sitten und Gebräuche, kurz, alle seine menschlichen Regungen spiegeln sich in diesen Liedern wider. Die Liebe singt in diesen Liedern in allen Tonarten des Schmerzes und der Trauer mit. Alle Personen treten lebendig vor uns hin und zeugen ebenso für die Gemüthstiefe des Volkes wie für die gestaltende Kraft seiner Dichter⸗ phantasie. Die bedenklichsten Dinge werden in diesen Volksliedern manchmal mit einer Keuschheit behandelt, die in Erstaunen setzt, und die sprachliche Naivetät in einzelnen Liedern ist voll Liebreiz. Das Unternehmen verdient die Theilnahme aller Deutschen. — Preis der Lieferung 50 Kr., für Mitzglieder 35 Kr., bei Frankozusendung 5 Kr. mehr.
— Die Täuferbewegung in der Grafschaft Olden⸗ burg, Delmenhorst und der Herrschaft Jever zur Zeit der Reformation, ene kirchengeschichtliche Studie von L. Schauen⸗ burg, Pastor in Golzwarden im Großbh. Oldenburg (Oldenburg, Gerhard Stalling, 1888; Pr. 1 ℳ). — Der Wunsch, den Ranke in seiner „Deutschen Geschichte im Zeitalter der Reformation“ ausgesprochen hat: es möchte die Täuferbewegung monographisch behandelt werden, hat die vorliegende Arbeit hervorgerufen, in welcher auf Grund von Nachforschungen in den Archiven von Bremen, Hannover. Wolfen⸗ büttel, Oldenburg, Münster, Emden und in der Jeverschen Gymnasial⸗ Bibliothek nachgewiesen wird, wie ernste Gefahren auch in jenen Gegen⸗ den dem ruhigen Fortgang der Reformation durch das Täuferthum
bereitet worden sind.
— Heinrich W. J. Thiersch's Briefe an einen evangelischen Geistlichen. Zum Besten seiner Amtsbrüder herausgegeben von Friedrich Oehninger, Pfarrer. Augsburg. Verlag von Richard Preyß. 1888. (Ladenpreis 1 ℳ) — Der Feee⸗ geber, welcher beinabe zwanzig Jahre lang mit Professor Heinrich W. J. Thiersch in Verkehr gestanden hat, übergiebt in dem vor⸗ liegenden Büchelchen die Briefe, welche der Verewigte als väterlicher Freund, als Theologe und Gelehrter an ihn gerichtet hat. Er ist der guten Zuversicht, „daß die hier gebotenen Briefe — köstlich durch den Reichthum an Gedanken und geistlicher Erfah⸗ rung, sowie durch Kraft und Klarheit und klassischen Stil —, welche ohne alle Absicht auf Andere, ohne jeden Gedanken an Veröffentlichung in vertrautem, unmittelbarem Verkehr mit mir geschrieben worden sind, ein beredtes Zeugniß des Geistes und Lebens aus Gott sein und ihre segensvolle Wirkung auf Redliche und nach Wahrheit Suchende nicht verfehlen werden”“ 1
— Von der literarisch werthvollen Sammlung französischer Neudrucke“; (Herausgeber Karl Vollmöuler Heilbronn, Gebr. Hen⸗
ninger), erschienen neuerdings: Heft 7. Louis Meigret, Le tretté de la grammere françoeze. Nach der einzigen Pariser Ausgabe (1550) neu herausgegeben von Wendelin Foerster. Geh. 3,80 ℳ — Heft 8 Jean de Mairet Sophonisbe mit Einleitung und Anmerkungen her⸗ ausgegeben von Karl Vollmöller. Geh. 2 ℳ — Heft 9. J. A. de Barfs Psaultier. Merrische Bearbeitung der Psalmen, mit Ein⸗ leitung, Anmerkungen und einem Wörterverzeichniß zum ersten Mal herausgegeben von Dr. Ernst Joh. Groth. Geh. 2 %ℳ — Zunächst sollen sich anschließen: Jean de Mairet, Die übrigen Werke. — Jean de Rotrou, Ausgewählte Dramen. — Grammaire de P. de la Ramee, lecteur du Roy, en l'Université de Paris (1572). — Jacobi Sylvii Ambiani in linguam gallicam Isag"ge (1531) ꝛc.
— In R. von Decker's Verlag (G. Schenck) zu Berlin ist eine englische Uebersetzung der Schrift der deutschen Aerzte von Bergmann, Gerhardt u. A. über die Krankheit des Kaisers Friedrich erschienen. Die⸗ selbe führt den Titel: „The Illness of the Emperor Frede- rick the Third. An authentic record etc. Berlin. R. v. Decker’s publishing house, G. Schenck, Royal publisher.“
— Der „Preußische Terminkalender für Verwaltungs⸗ beamte zum Gebrauch der Beamten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innern“ ist auf das Jahr 1889 in Friedr. Schulze's Verlag (Berlin, Wilhelmstraße 1 a) erschienen. Wie die früheren Jahrgänge enthält apch der vorliegende außer dem Kalendarium die Genealogie des Königlichen Hauses, die gebräuchlichen Eide, allerlei im geschaäft⸗ lichen Verkehr brauchbare Tabellen u. dgl., das Register der in den letzten zehn Jahren abgedruckten Gesetze und Verordnungen, ferner die Allerhöchsten Erlasse über den Rang der Ober⸗Präsidial⸗ Räthe und Ober⸗Präsidenten, und, was das Wichtigste ist, das bis Anfang September ergänzte Verzeichnis der Be⸗ hörden und Beamten der allgemeinen Verwaltung sowie der Verwaltung des Innern einschließlich der Referendarien, der Bürger⸗ meister ꝛc. Diese Verzeichnisse, zu denen auch ein Namenregister ge⸗ hört, sind zuverlässig, da sie nach offiziesllen Quellen von Beamten des Ministeriums des Innern bearbeitet sind, und um so willkommener, als das Staats⸗Handbuch, welches nur einen Theil des in dem Kalender mitgetheilten Personenmaterials enthält, erst in einigen Wochen erscheinen wird. Auf die Ausstattung des Kalenders ist die gleiche Sorgfalt verwendet worden wie früher. Der Preis beträgt 2,50 ℳ, für ein mit Papier durchschossenes Exemplar 3 ℳ
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Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Oesterreich⸗Ungarn. ““ Die Königlich ungarische Seebehörde zu Fiume hat in Folge des
Erlöschens der Maul⸗ und Klauenseuche unter dem Rindvieh in
Egvpten die gegen die Vieheinfuhr aus Egypten angeordneten Vor⸗
sichtsmaßregeln („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 205 vom 11
wieder aufgehoben.
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Gewerbe und Handel.
Berlin, 12. Oktober. Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz. Butter. Hof⸗ und Genossen⸗ schaftsbutter Ia. 113 — 118 ℳ, IIa. 108 — 112 ℳ, IIIa. 102 — 107 ℳ, do. abfallende 90 — 100 ℳ, Land⸗, Preußische 90 — 95 ℳ. Netzbrücher 88 — 93 ℳ, Pommersche 78 — 83 ℳ, Polnische 78 — 83 ℳ, Bavpe. ische Sennbutter — ℳ, do. Landbutter — ℳ, Schlesische 85 — 90 ℳ, Galizische — ℳ — Margarine 45 — 70 ℳ — Käse: Schweizer, Emmenthaler 85 — 90 ℳ, Bavyerischer 60 — 70 ℳ, do. Ost⸗ und West⸗ preußischer Ia. 60 — 70 ℳ, do. Ila. 45 — 55 ℳ, Holländer 80 — 90 ℳ, Limburger 32 — 38 ℳ, Quadratmagertäse 15 — 22 ℳ — Schmalz: Prina Western 17 % Ta. 59,00 ℳ, reines, in Deutsch⸗ land raffinirt 61 — 62 ℳ. Berliner Bratenschmalz 63,00 — 65,00 ℳ — Fett, in Amerika raffinirt 55,00 ℳ, in Deutschland raffinirt 59— 61 ℳ Tendenz: Butter. Unveränderte Preise bei ruhigem Geschäft; Landbutter etwas weichend. Schmalz. Billigere amerikanische Offerten verursachten auch hier einen Preisrückgang bei ruhigem Geschäft.
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Zu den 28 im Betriebe stehenden Hoh⸗ öfen des Reviers ist auf der Friedenshütte mit dem Anfeuern des neuen Hobofens (Nr. 3) begonnen worden, sodaß dieser Tage das Beschicken desselben mit Schmelzmaterial anheben soll. Die daselbst errichteten drei Winderhitzungsapparate (nach dem System Cowper mit Steinfüllung versehen) werden dem⸗ nächst um zwei weitere solche Apparate vermehrt werden. In der Haltung des Roheisenmarkts sind Vorgänge von Bedeutung nicht zu vermerken. — Für den Verbrauch von Gußeisen sowie von Schmiedeeisen und Stahlfabrikaten wirken im nächsten Bereich des Hüttenreviers eine Reihe verschiedener Ursachen zusammen, die denselben auf längere Dauer ziemlich nachhaltig gestalten dürften. Der Neubau von Separationsanlagen auf mehreren Gruben, von Förderthürmen und überdeckten Arbeitshallen, die Erweiterung von Kesselanlagen, die Errichtung des Zinkwalzwerks auf Hohenlohe⸗ hütte, der Ausbau von Kokerei⸗, Theer⸗ und Ammoniakanlagen, sowie dazu gehörige Einrichtungen, als Geleise mit Schiebebühnen und kleineren Hülfsmaschinen n. s. w., haben auf den Eisengießereien und Maschinenwerkstätten einen solchen Bedarf in Profil⸗ und sonsti⸗ gem Fertigeisen hervorgerufen, welchem sich die Anforderungen aus dem Auslande zugesellt haben, daß die Walzwerke wie Gießereien aufs äußerste beschäftigt sind; die Eisenblechstrecken arbeiten mit voller Kraft. Es erscheint daher naturgemäß, daß Ab⸗ schlüsse für das ganze laufende Quartal bis in das nächste Jahr hinein bestehen Die Dringlichkeit der Ablieferungen wurde in vielen Fällenf durch den Mangel an Eisenbahnfahrzeugen erhöht. Der Eisen⸗ markt scheint demnach ersichtlich einer besseren Zukunft entgegen gehen zu wollen, und erfährt die bereits gebesserte Lage der Eisenindustrie durch die Rechnungsabschlüsse, wie sie in den jüngsten Jahresberichten einer Anzahl von größeren Hütten⸗Aktiengesellschaften vorliegen, ihre befriedigende Erläuterung. — Preise: Walzeisen im näheren Bereich 14 — 14,25 ℳ (Grundpreis), Profileisen 16 — 16,50 ℳ, Eisenbleche 16,50 — 17,50 ℳ, während für besondere Sorten höhere Preise bedungen und willig gewährt wurden. — Auf dem Metallmarkt war Rohzink theil⸗ weise ganz ausverkauft, sodaß neue Lieferungsabschlüsse weniger perfekt wurden. Kaufblei war bei örtlich autem Absatz fertiger Metall⸗ fabrikate schwach auf Lager. Die Preise behielten daber ihre steigende Richtung bei. W. H. von Giesche’'s Erben galt von 38,50 ℳ an, Raffinat anderer Marken 37,20 — 37,50 ℳ; Blockblei La mit 28 bis 30 ℳ einsetzend.
— Zuckerbericht der Magdeburger Börse, vom 12. Okto⸗ ber, Mittags. Rohzucker. Nachdem in den ersten Tagen dieser Woche feine, hochpolarisirende Qualitäten in Folge ungenügenden Begehrs ca. 30 ₰ verloren hatten, sind nennenswerthe Schwankungen in den Werthen der verschiedenen Rohzuckergattungen nicht weiter vorgekommen. Bei durchschnittlich rubiger und fester Stimmung fand das ansehnliche Angebot sowohl von Seiten unserer heimischen Raf⸗ finerien als des Exports willige Aufnahme, so daß die zur Ausfuhr passenden Sorten sogar 15 — 20 ₰ gewinnen konnten und der Ge⸗ sammtumsatz ca. 275 000 Ctr. erreichte. Raffinirte Zucker hatten auch während dieser Woche den in unserem letzten Bericht gemeldeten ruhigen Markt. Dos noch kleine Angebot von effektiver Waare genüg'e zur Deckung des laufenden Bedarfs und blieben daher die Umsätze in daseiendem Zucker unbedeutend, dabingegen wurden größere Posten gemahlener Raffinade und Melis auf Lieferung Okto⸗ ber — Dezember begeben. Ab Stationen: Granulatedzucker, inkl. 26,85 ℳ, Krvstallzucker. I., über 98 % 27,00 ℳ, do. II., über 98 % 26,00 ℳ, Kornzucker, exkl., 92 Gd. Rendem. 17,10 — 17,30 ℳ do. exkl. 88 Gd. Rendem. 16,50 — 16,70 ℳ, Nachprodukte, exkl. 75 Gd. Rendem. 13,00 — 14,00 ℳ fur 50 kg. Die Preise für Rohzucker ver⸗ stehen sich einschließlich Materialsteuer und ausschließlich Ver⸗ brauchssteuer. Bei Posten aus erster Hand: Raffinade, ffein, ohne Faß 29,00 ℳ, do. fein, ohne Faß —,— ℳ, Melis, ffein, ohne Faß —,— ℳ, Würfelzucker, I., mit Kiste —,— ℳ, do. II., mit Kiste 29 — 29,50 ℳ, Gem. Raffinade, I., mit Sack — ℳ, do. II., mit Sack 27,75 ℳ, Gemahlener Melis, I., mit Sack