glänzend verlaufen.
Empfangszimmer des Bahnhofes, die wunderbar dekorirt waren. Gestaltete sich schon die bald darauf erfolgende Ab⸗ fahrt zu einer enthusiastischen Ovation für den erlauchten Gast des Königs Umberto, so glich die ganze Fahrt vom Bahnhofe durch die Via nazionale nach dem Qui⸗ rinal einem großen Triumphzuge. Se. Majestät trug die Uniform Seines Leib⸗Garde⸗Husaren⸗Regiments und wurde von der Bevölkerung auf dem ganzen Wege mit stürmischem Jubel begrüßt. Im Quirinal harrte Ihre Majestät die Königin mit ihrer Mutter, der Herzogin von Genna, und den Königlichen Prinzessinnen des hohen Gastes, und ouch hier war die Begrüßung eine äußerst herzliche. Abends gegen 7 Uhr fand im Qurrinal ein kleineres Diner statt, zu dem nur wenige Einladungen ergangen waren. Heute Morgen unternahm der Kaiser und König zunächst eine Spazierfahrt und dann einen Spazierritt in die Um⸗ gebung der Stadt. Später dejeunirte Se. Majestät bei dem deutschen Gesandten beim Vatican, Herrn von Schloezer; n mehrere distinguirte Personen waren dazu Einladungen er⸗ I unter anderen Eingeladenen erblickte man die Kardinäle ampolla, Hohenlohe und Monte sowie mehrere Herren aus der nächsten Umgebung Sr. Majestät, während der übrige Theil des Gefolges Allerhöchstdesselben das Frühstück in der deutschen Botschaft einnahm. Gegen 1 Uhr Mittags begab sich das für den Besuch bei Sr. Heiligkeit dem Papste Leo XIII. bestimmte Gefolge von der deutschen Botschaft zunächst nach der Wohnung des Gesandten, Hrn. von Schloezer, und von hier aus dann in den Privatsuhrwerken, in denen dasselbe schon zur deutschen Botschaft gefahren war, direkt nach dem Vatikan. Hier trafen zuerst die General⸗ und Flügel⸗Adjutanten Sr. Majestät und die den Kaiser und König auf Seiner Reise begleitenden höheren Beamten, mit Ausnahme des Staatssekretärs Grafen Herbert Bismarck, ein, welcher kurz darauf in einem besonderen zweispännigen Wagen anlangte und von den Se. Majestät am Eingang auf der rechten Seite des Hofes des Vatikans gelegenen Portals erwartenden päpstlichen Würdenträgern be⸗ rüßt wurde. Im Hofe selbst stand eine Compagnie der päpst⸗ ichen Guardia palatina mit 4 Trommlern auf dem rechten Flügel; vor den einzelnen Portalen hatten päpstliche Gendarmen, Pompiers und Piquets der Schweizer Aufstellung genommen, während in der Prima Loggia Mitglieder der päpstlichen Nobel⸗ garde postirt waren. Fast genau um 1 3 ³ Uhr fuhr die Kaiserliche vierspännige Hofkalesche, deren Reiter, Spitzreiter und Diener die Gala⸗ Livrée trugen, in den Hof des Vatikans ein und machte vor dem erwähnten Portal Halt. Die Trommler rührten die Trommeln, und Se. Majestät, zu dessen Linken der Gesandte, Herr von Schloezer, saß, wurde an dieser Stelle von dem Maggiordomo Macchi, dem Kardinal Rampolla und zahlreichen Würdenträgern Sr. Heiligkeit ehrfurchtsvoll empfangen. Der Kaiser und König hatte die Uniform des Regiments der Gardes du Corps äahgelegt und nahm am Fuße der Treppe, welche zu den Gemächern Sr. Heiligkeit führt, mehrere Vorstellungen durch Herrn von Schlözer ent⸗ gegen, hierauf die Treppen in Begleitung des Maggior⸗ domo hinaufsteigend, gefolgt von der gesammten Suite und einem Piquet Schweizer, sich im Emnpfangs⸗ saal angelangt, sofort zu Sr. Heiligkeit begebend, welcher den Kaiser und König herzlichst bewillkommnete. Eine Viertel⸗ stunde später traf auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich on Preußen ein und begab sich alsbald ebenfalls zu Sr. Heiligkeit. Der Flügel⸗Adjutant und Kapitän 3. S. Freiherr von Seckendorff begleitete Se. Königliche Hoheit auf seiner Fahrt nach dem Vatikan. Dem Eingangs⸗Portal gegenüber hatt⸗ Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen, Höchst⸗ welche augenblicklich in Rom weilt, auf einem Balkon der Prima Loggia der Auffahrt beigewohnt.
Nach dem Empfange Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen nahm Papst Leo XIII. die Vorstellung des Allerhöchsten Ge⸗ folges entgegen, bei welcher Gelegenheit derselbe in französischer Sprache sowohl an Einzelne als auch an die Gesammtheit freundliche Worte richtete und auf das Verdienst deutscher Gelehrten für Rom wiederholt hinwies, auch seiner Freude darüber Ausdruck gab, hier auf römischem Boden Angehörige der deutschen Nation begrüßen zu können, welche Letztere ja gerade in Rom viele hervorragende Mitglieder stets gezählt habe. Der Besuch des Vatikans Seitens Sr. Majestät dauerte ungefähr zwei Stunden, da Allerhöchstdieselben noch die Museen und die Peterskirche in Augenschein nahmen. Se. Heiligkeit äußerten beim Abschied gegenüber Sr. Majestät, daß Sie gern die Be⸗ gleitung Allerhöchstdesselben übernommen haben würden, des hohen Alters wegen hiervon jedoch Abstand zu nehmen ge⸗ zwungen seien. Die Führung durch die Museen und die St. Peterskirche übernahm dann der Kardinal Rampolla.
Das Gala⸗Diner am heutigen Abend verlief glänzend. Die Toaste, welche bereits telegraphisch gemeldet worden, wurden enthusiastisch aufgenommen.
— IUeber die Festlichkeiten zu Ehren Sr. Majestät des und Königs in Rom liegen folgende Telegramme es „W. T. B.“ vor:
Rom, 13. Oktober. Die heutige Truppenrevue ist Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und der König Humbert, welche um 10 ¼ Uhr auf dem Paradefelde eintrafen, ritten, von einer glänzenden Suite gefolgt, zunächst die Front der in Parade aufgestellten Truppen ab. Gegen 11 Uhr formirten sich die Truppen zum Vorbeimarsch. Zuerst erfolgte der Vorbeimarsch der Infanterie, alsdann derjenige der Fuß⸗Artillerie, der Alpentruppen, der Bersaglieri, welche im Laufschritt defilirten, und endlich erjenige der Kavallerie und der reitenden Artillerie. Die Parade war um 12 ½ Uhr beendet. Der Kaiser sprach dem König Seine Anerkennung über die Haltung und Leistungen der Truppen sowie Allerhöchstseinen Dank aus. Bei der Abfahrt von dem Paradefelde erwiesen sämmtliche Truppen, die in der Parade gestanden und inzwischen aufs Neue Aufstellung genommen hatten, den Allerhöchsten Herr⸗ chaften nochmalz die Honneurs. Ihre Majestät die
önigin sowie sämmtliche Prinzessinnen hatten dem glän⸗ zenden Schauspiel in einem eigens dazu errichteten Pavillon beigewohnt. Die unabsehbare Menschenmenge, welche die Umgebung des Paradefeldes und die nach der Stadt führenden Straßen füllte, begrüßte die Allerhöchsten Herr⸗ chaften bei der Hin⸗, wie bei der Rückfahrt mit begeisterten
Rom, 13. Oktober. Zu der Truppenrevue auf der Ebene von Centocelle erschienen Ihre Majestät die Königin und die Prinzessinnen etwa 10 Minuten vor Ankunft der Monarchen. Letztere und die Prinzen waren bei Fort Casilino zu Pferde gestiegen und begrüßten zunächst die Königin und die Prinzessinnen. Bei dem Abreiten der Fronten ritt Kaiser Wilhelm zur Rechten des Königs Humbert, etwa eine Schrittlänge voraus. Der Vorbeimarsch geschah in musterhaftester Medr n6 und wiederholt brach die Menge beim Anblick ihrer Lieblingstruppen in lauten Jubel aus. Die Zahl der Truppen betrug 28 000 Mann. Auf den Tri⸗ bünen und in der Nähe des Paradefeldes nahmen weit über 100 000 Zuschauer an dem herrlichen Schauspiel Theil und aben immer von Neuem beim Anblick der Monarchen ihrer Freude Ausdruck. Die Rückkehr erfolgte wieder zu Pferde bis Fort Casilino und von dort zu Wagen nach dem Qutrinal. Auf dem ganzen Wege begleiteten den Kaiser Wilhelm und seinen hohen Gastgeber lebhafte Evvivas.
Rom, 13. Oktober, Nachts. Abends wurde in den Ka⸗ sernen ein Tagesbefehl des Kriegs⸗Ministers be⸗ kannt gegeben, in welchem derselbe mittheilt, daß der Kaiser Wilhelm und der König Humbert sich höchst befriedigt über die Haltung der Truppen bei der heutigen Revue aus⸗ gesprochen haben.
Die „Gazzetta ufficiale“ meldet im amtlichen Theil: Kaiser und König Wilhelm II. hat gestern in offizieller Pötgh Se. Heiligkeit den Papst im Vatikan besucht; und
önigliche Truppen waren von der preußischen Gesandschaft bis zum Vatikan in Spalier aufgestellt, um dem Kaiser auf seinem Wege die militärischen Ehren zu erweisen.
Der Erbprinz und die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen begaben sich heute Abend nach Neapel. Der Prinz Alexander von Preußen und die 1““ Catharina von Rußland werden morgen. erwartet.
Rom, 14. Oktober, früh. Ihre Majestäten der Kaiser, der König und die Königin, sowie sämmt⸗ liche Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses mit ihren Gefolgen, der Staats⸗Minister Graf Bismarck, der Minister⸗Präsident Crispi, der Bot⸗ schafter Graf Solms und andere hohe Persönlichkeiten begaben sich gestern Abend um 10 ½ Uhr nach dem Kapitol, wo die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften von dem Bürgermeister und den städtischen Behörden empfangen wurden. Dieselben besichtigten das Museum und begaben sich alsdann nach dem großen Saal. Bei dem Betreten des letzteren spielte die Musik die preußische Nationalhymne. Es folgte sodann die feierliche IJnaugurirung der anläßlich des Besuchs des Kaisers entworfenen Gedenk⸗Inschrift. Hierauf begann das Concert. Nach Beendigung desselben be⸗ sichtigten die Allerhöchsten Herrschaften den soge⸗ nannten Konservatoren⸗Palast und verweilten dann kurze Zeit am Buffet. Gegen Mitttrnnacht erfolgte die Rückfahrt. Dem Empfange, welcher auf das Glänzendste verlief, wohnten etwa 3000 Personen, darunter zahlreiche Damen bei; das Kapitol war mit elektrischem Licht auf das Prächtigste erleuchtet.
„Rom, 14. Oktober. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm und Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich nebst den Gefolgen begaben sich heute Vormittag nach der deutschen Botschaft, sen daselbst dem Gottesdienst beizuwohnen. Hierauf sindet ein Frühstück statt, an welchem auch der preußische Gesandte beim Vatikan, von Schlözer, theilnimmt. Nach dem Dejeuner wird eine Deputation der deutschen Kolonie, bestehend aus dem deutschen Konsul von Nast, dem Präsidenten des deutschen Künstlervereins, Gerhardt, dem Sekretär desselben Vereins und dem Maler Tubenthal, Sr. Majestät die Adresse der Kolonie überreichen. .
Als Se. Majestät zu dem Gottesdienst die Botschafts⸗ kapelle betrat, reichte Allerhöchstderselbe dem Geistlichen, Lic. Rönnecke, die Hand und nahm mit dem Prinzen Heinrich und dem Botschafter Grafen Solms vor dem Altar Platz. Seiner Predigt hatte der Geistliche den 23. Psalm: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln,“ zu Grunde gelegt. Rom, 14. Oktober, Nachmittags. Dem heutigen Früh⸗ stück im deutschen Botschaftshotel wohnten auch der Minister⸗Präsident Crispi, der Kriegs⸗Minister, der Marine⸗ Minister, der Unterrichts⸗Minister, der Bürgermeister von Rom und die obersten Hofchargen bei. Nach dem Frühstück trat Se. Majestät der Kaiser auf den Balkon hinaus, wobei die zahl⸗ reich vor dem Hotel versammelten Deutschen und Italiener ihn mit begeisterten Zurufen begrüßten. Hierauf empfing Se. Majestät die Deputation der deutschen Kolonie, welche die Adresse der letzteren überreichte, sprach seinen Dank aus, lobte die künstlerische Ausführung der Adresse und unter⸗ hielt sich mit den Mitgliedern der Deputation eingehend über die Kunst in Rom. Als Se. Majestät die Botschaft ver⸗ ließ, saß neben Ihm im Wagen der deutsche Botschafter Graf Solms; in dem zweiten Wagen fuhr Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich. Beide wurden von der Menge mit großem Enthusiasmus begrüßt. Sympathische Zurufe wurden auch dem Staats⸗Minister Grafen Bismarck und dem Minister⸗Präsidenten Crispi zu Theil.
Rom, 14. Oktober. Bei der Rückkehr von der deutschen Botschaft, um 3 Uhr Nachmittags, fuhren Se. Majestät der Kaiser Wilhelm und Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich nach dem Pantheon, legten daselbst am Sarge Victor Emanuel's Kränze nieder und begaben Sich sodann nach dem Quirinal zurück. Auf dem ganzen Wege wurden Se. Majestät und Prinz Heinrich von der alle Straßen füllenden Bevölkerung mit begeisterten Kundgebungen begrüßt.
Rom, 14. Oktober, Nachmittags. Bei der Ankunft vor dem Pantheon nahm Se. Majestät der Kaiser den für den Sarg Victor Emanuel's bestimmten Lorbeerkranz Allerhöchstselbst vom Wagen und trug ihn in die Kirche; bei der Niederlegung desselben am Sarge waren die vor dem Grabe aufgestellten Garde⸗Veteranen behülflich. Der Lorbeerkranz war mit goldenen Früchten und breitem Bande in den deutschen Farben geziert. Se. Majestät der Kaiser und Prinz Heinrich zeichneten Sich sodann in die aufliegende Besuchsliste, und zwar auf einem besonders für Sie hergerichteten Blatte ein. Auf einem anderen Blatt trugen Graf Bismarck und die anderen Persönlichkeiten der Begleitung, unter denen sich auch der italienische Botschafter Graf de Launay befand, ihre Namen ein. Se. Majestäz schrieb: „Wilhelm II., Deutscher Kaiser und König von
Kundgebungen.
1
Rom, 14. Oktober, Abends. Nach dem Besuch des Pan⸗ theons fuhr Se. Majestät der Kaiser noch nach der Villa Corsini und kehrte dann nach dem Quirinal zurück. Zwischen 4 ½ und 5 ½ Uhr begaben Sich Ihre Majestäten der Kaiser und der König gemeinsam nach der Villa Borghese, wobei sie den Korso passirten und vom Publikum auf das Lebhafteste begrüßt wurden. Um 6 Uhr kehrten die Monarchen in den Quirinal zurück, wo der König dem Kaiser die in Rom anwesenden Generale vorstellte.
Außer dem Minister⸗Präsidenten Crispi ist auch dem ita⸗
lienischen Botschafter Grafen de Launay der Schwarze Adler⸗ Orden verliehen worden. Der Syndikus Guiccioli erhielt den Fathen Adler⸗Orden 2. Klasse mit dem Stern; Pisani, Kabinets⸗ Chef Crispi's, den Kronenorden 1. Klasse; ferner wurden mehrere andere hohe Beamte und solche Personen, mit denen Se. Majestät persönlich in Berührung gekommen, mit Orden ausgezeichnet.
Rom, 15. Oktober. Da das gestern eingetretene Regen⸗ wetter (welches auch die für gestern Abend geplante Be⸗ leuchtung des Forums vereitelte) andauert, unter⸗ blieb heute die beabsichtigte Tivolifahrt. Weitere Bestim⸗ mungen betreffs der heutigen Unternehmungen Er. Majestät des Kaisers sind Angesichts der schlechten Witterung bisher nicht getroffen. — Der Minister⸗Präsident Crispi hatte heute Vormittag eine längere Unterredung mit dem Staats⸗ Minister Grafen Bismarck.
.— In Görlitz hat, wie der „Köln. Ztg.“ gemeldet wird, der konservative Central⸗Verein für Görlitz⸗ Lauban den Fortbestand des Kartells, die Bewilligung zweier nationalliberalen und die Aufstellung eines konservativen Kandidaten beschlossen.
„— Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat August d. J. auf deutschen Bahnen (aus⸗ schließlich der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wurden 8 41 größeren Bahnen bezw. Bahn⸗ netzen mit einer Gesammtbetriebslänge von 33 788,68 km befördert: An fahrplanmäßigen Zügen: 17 299 Courier⸗ und Schnellzüge, 150 739 Personenzüge, 74 155 gemischte Züge und 129 025 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen - 5496 Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischte Züge und 32 778 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 892 339 481 Achskilometer bewegt, von denen 276 021 061 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Von den 242 193 “ mäßigen Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Zügen verspäteten im Ganzen 3210 oder 1,33 Proz. (gegen 1,40 Proz. in demselben Monat des Vorjahres und 1,10 Proz. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 1474 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 1376 Verspätungen (s= 0,72 Proz.) zur Last fallen (gegen 0,62 Proz. im Vormonat). In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 228 949 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beförderung 1718 oder 0,75 Proz., mithin 0,03 Proz. mehr. In Folge der Verspätungen wurden 1268 Anschlüsse versäumt Gegen 1147 in demselben Monat des Vorjahres und 1179 im
ormonat). Bei 5 Bahnen sind Zugverspätungen und bei 10 Bahnen Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. In der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zug⸗ verspätungen vorkamen, nach der Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der auf je eine Verspätung ent⸗ deacden. cg⸗ und Achskilometer geordnet; danach nehmen die Main⸗Neckar⸗Bahn, die Unterelbesche Bahn und die Hessische Ludwigsbahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihen⸗ folge der Bahnen statt nach der Zahl der Verspätungen nach der Zahl der Anschlußversäumnisse bestimmt, so treten die Hessische Ludwigsbahn, die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion (linksrheinische) zu Köln und die Wismar⸗ Karower Bahn an die ungünstigsten Stellen. In den vor⸗ stehenden Angaben sind die Verspätungen und Anschluß⸗ versäumnisse bei denjenigen Zügen, welche in Folge von Ueberschwemmungen und der daduvrch eingetretenen Beschädi⸗ gungen des Bahnkörpers ganz oder theilweise ausfielen bezw. Verspätungen erlitten haben, unberücksichtigt geblieben. Aus diesen Gründen sind 86 Züge ganz und 66 Züge streckenweise ausgefallen, 56 Züge haben Verspätungen erlitten, wobei 78 Anschlüsse versäumt wurden.
— Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten, in der Zweiten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auf deutschen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat August d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Aus⸗ schluß der Werkstätten) vorgekommenen Unfälle waren im Ganzen zu Heceh ghcen. 5 Entgleisungen und 3 Zusammen⸗ stöße auf freier Bahn, 22 Entgleisungen und 14 Zusammenstöße in Stationen und 111 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhr⸗ werken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Ereignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei letzteren Personen getödtet oder verletzt worden 1 Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 123 Fer⸗ sonen verunglückt, sowie 80 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 120 unerheblich beschädigt. Von den beeberen Reisenden wurden 1 getödtet und 11 verletzt, und zwar entfallen die Tödtung auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisen⸗ bahn⸗Direktion zu Berlin, je zwei Verletzungen auf den Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Elberfeld und die Großherzoglich badischen Staatseisenbahnen und je eine Verletzung auf die Main⸗Neckar⸗Eisenbahn, die Königlich württembergischen Staatseisenbahnen und die Ver⸗ waltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu Frankfurt a. M., zu Erfurt, zu Köln (linksrheinische), zu Bromberg und zu Hannover. Von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 24 getödtet und 64 verletzt, von Steuer⸗ u. s. w. Beamten 2 getödtet und 3 verletzt, von fremden Per⸗ sonen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 10 getödtet und 8 verletzt. Außerdem wurden bei Nebenbeschäftigungen 1 Beamter getödtet und 4 Beamte verletzt. Von den sämmtlichen Unfällen beim Eisenbahnbetriebe entfallen auf A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (bei zusammen 30 281,84 km Betriebs⸗ länge und 855 568 716 geförderten Achskilometern) 147 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Verwaltungsbezirke der
Preußen.“ Hieran schloß sich eine Besichtigung der Kirche.
Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen zu Breslau (16), zu
“
der Abwesenheit desselben
von Metternich.
Prinz⸗Regent hat den Staatsrath i. o. D. und Referenten
heutige Bulletin über das Befinden Prinzessin Marie von lautet:
afrikanischen Mit f Zeitungsnachrichten über die jüngsten Vorgänge und den gegenwärtigen Zustand an der deutsch⸗ostafrikanischen Küste
zwischen am 1 — 1 1 Post in Berlin eingegangen ist, veranlaßt gesehen, die auf
Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft, mit Erlaubniß des Herrn Reichskanzlers,
Ostafrikanische Gesellschaft. 1 Hstafrikanischen Gesellschaft alle Maßnahmen getroffen worden, um die Verwaltung an dem frühesten,
öͤln (rechtsrheinische) (15) und zu Erfurt (15), ver⸗ Faltnszmäͤßig, h. unter Berücksichtigung der geför⸗ derten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen, sind in den Verwaltungsbezirken der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktionen zu Elberfeld und zu Erfurt, sowie auf der Main⸗ Neckar⸗Eisenbahn die meisten Unfälle vorgekommen. . Größere Privatbahnen — mit je über 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 1757,57 km Betriebslänge und 25 240 442 geförderten Achskilometern) 5 Fälle, und zwar auf die Hessische Ludwigs⸗Eisenbahn 3 Fälle und auf die Mecklenburgische Friedrich⸗Franz⸗Eisenbahn und die Ost⸗ preußische Südbahn je 1 Fall. C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 1658,82 km Betriebslänge und 11 530 323 geförderten Achs⸗ kilometern) 3 Fälle, und zwar auf die Lübeck⸗Büchener Eisen⸗ bahn 2 Fälle und auf die Krefelder Eisenbahn 1 Fall.
— Die eisenbahnfachwissenschaftlichen Vor⸗ lesungen werden im Winter⸗Semester 1888/89 in folgender Weise stattfinden: 3
In Berlin werden in den Räumen der Universität
Vorlesungen über preußisches Eisenbahnrecht, über den Betrieb der Eisenbahnen sowie die Nationalökonomie der Eisenbahnen, insbesondere das Tarifwesen, gehalten werden. Das Nähere, namentlich auch bezüglich der Anmeldung zu den Vorlesungen, ist aus dem Anschlage in der Universität ersichtlich. In Breslau werden sich die Vorträge auf die vor⸗ bezeichneten Gegenstände und ferner auf die Verwaltung der preußischen Staatsbahnen erstrecken. In Köln werden Vorlesungen über preußisches Eisenbahn⸗ recht im Verwaltungsgebäude der Königlichen Eisenbahn⸗ Direktion (linksrheinische), in Elberfeld Vorträge über Technologie gehalten werden.
— Der Kaiserliche Gesandte in Brüssel, Wirkliche Ge⸗ heime Rath von Alv ensleben, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten einmonatlichen Urlaub angetreten. Für die Dauer von seinem Posten fungirt als
nterimistischer Geschäftsträger der Legations⸗Sekretär Graf
Bayern. München, 14. Oktober. (Allg. Ztg.) Der im Staats⸗Ministerium des Innern für Kirchen⸗ und Schul⸗ angelegenheiten, Dr. Friedrich von Ziegler, zum Re⸗ gierungs⸗Präsidenten der Regierung der Oberpfalz und von Regensburg ernannt.
Baden. Baden, 12. Oktober. (Karlsr. Ztg.) Das Ihrer Hoheit der
Baden, Herzogin von Hamilton,
Nacht etwas weniger ruhig. Dr. Schmidt.“
Die Vorgänge an der ost⸗ Mit Rücksicht auf die falschen
„Zustand unverändert seit gestern.
Deutsche Kolonien. Küste.
hat sich die Deutsch⸗Ostafrikanische Gesellschaft, nachdem in⸗
— .
die am 10. September cr. von Zanzibar abgangene
Grund eingehender Berichte ihr bekannten Thatsachen uns wie folgt mitzutheilen:
ertrag zwischen dem Sultan von Zanzibar und der 1dEfe teagf cen welcher am 28. April 1888, durch den Kaiserlichen General⸗Konsul, Dr. Michahelles, vollzogen war, ‚übertrug die Ver⸗ waltung der Küste vor der deutschen Interessensphäre an die Deutsch⸗ Demgemäß sind Seitens der Deutsch⸗
ihr vom Sultan vertragsmäßig eingeräumten Termin, nämlich am 16. August 1888, zu über⸗ nehmen. In den Monaten Juli und August 1888 hat der General⸗ vertreter der Gesellschaft, Hr. Konsul Vohsen, gemeinschaftlich mit einem arabischen Vertrauensmann und ad hoe Abgesandten des Sul⸗ tans die Küstenplätze bereist, und es sind hierbei die sämmtlichen seit⸗ herigen arabischen und sonstigen Beamten des Sultans von dem Ver⸗ trage in Kenntniß gesetzt und über seine Bedeutung eingehend belehrt worden. Diese Belehrung ging insbesondere darauf, daß unter Auf⸗ rechterhaltung der Sitten und Gebräuche der einheimischen Bevölkerung die EEA11“““ Gesellschaft im Namen des Sultans die Administration führe. 1 Gleichzeitig wurde den seitherigen Beamten des Sultans frei⸗ gestellt, zu den bis dahin ihnen gezahlten Bezügen in den. alten Stellungen zu verbleiben. Nach diesen Eröffnungen haben die sämmt⸗ lichen höheren Beamten des Sultans an den Küstenplätzen, insbesondere die Walis, nachdem sie anfangs zum Theil mit ihren diesbezüglichen Erklärungen gezögert hatten, ihren Willen ausgesprochen, ihr Amt unter der E11118“ und unter ihren euro⸗ äischen Ortsangestellten weiter zu führen. “ 88 Auf Grunde dieser Vereinbarungen mit den seitherigen Organen des Sultans sah die Deutsch⸗stafrikanische Gesellschaft, welche nach jedem wichtigen Küstenplatz, nämlich nach Tanga, Pangani, Ba⸗ gamoyo, Dar⸗es⸗Salaam, Kiloa⸗Kivinje, Lindi und Mikindani mindestens zwei ihrer deutschen Beamten entsandt hatte, dem Herankommen des Termins für die Uebernabme der Verwaltung (16. August) um so ruhiger entgegen, da der Sultan von Zanzibar im Vertrage vom 28. April 1888 die Garantie für die Verwirklichung dieses Ver⸗ trages und für die daraus fließenden Rechte der Gesellschaft aus⸗ drücklich übernommen hatte. In Betreff des Vorgehens vom 16. August 89 188 — g J is .Lefa tbcnn die Flagge Sr. Hoheit des Sultans von zibar, ’4 rechte “ vor dem Hause des Gesellschaftsvertreters an den größeren Plätzen geführt, und daß daneben die Gesellschafteflagge auf⸗ gezogen werden solle. Die Uebernahme der Verwaltung und 58 Hissung der Gesellschafteflagge ist an dem wichtigen Handelsorte Bagamoyo am 16. August 1888 in besonders feierlicher Weise er⸗ folgt. Gleichzeitig kam es zu Weiterungen mit dem Wali, fsaee die Sultansflagge auch an anderer Stelle, als an dem Hausen es Gesellschaftsvertreters, weiter führen und das für die deutsche Ver⸗ waltung zu Bagamoyo bestimmte Haus nicht räumen wollte. M. S Auf Grund der gefübrten Verhandlungen hat Sr. M. S. „Mowe“ am 22. August 1888 zu Bagamovo Mannschaften aus⸗ gesetzt und den Wali veranlaßt, die Sultansflagge sowie 272 Flaggenmast von seinem Hause herunterzunehmen; ferner Füüte⸗ gr Wali durch besondere Ordre des Sultans geheißen, 9 Deuts ⸗ Ostafrikanischen Gesellschaft das von ihr beanspruchte Haus frei⸗ zugeben. Der Wali von Pangani widersetzte sich, ungzachtet danht vor einigen Wochen übernommenen Verpflichtung, die Autoritä der Gesellschaft vom 16. August 1888 ab anzuerkennen, 18 ge⸗ planten Vorgehen der Gesellschaft in noch ärgerer Weise. 1 85 klärte, die Hissung des Autoritätszeichens der Gesellschaft üte verhindern zu wollen. Der Kaiserliche General⸗Konsul 88 e darauf einen Befehl, des Sultans von Zanzibar an den Feect —* der Gesellschaft zu gehorchen. Nachdem dieser Befeh ur r. M. S. „Möͤwe“ nach Pangani übermittelt war, erklärte der Wali, die Flaggenhissung nicht verhindern zu wollen, indessen ver⸗
sellschaft und insbesondere auch die Ueberlieferung des Gefängnisses. 88 8 hierüber 18 lebhaften Auseinandersetzungen zwischen dem Ortsvertreter der Gesellschaft, Hrn. von Zelewski, und dem Wali, in Folge deren die Anhänger des Wali zu den Waffen griffen und das Volk in Aufregung brachten. Am 19. August 1888, fruͤh 6 ½ Uhr, besetzte darauf ein Landungscorps von Sr. M. S. „Karola 110 Mann stark, mit Landungsgeschütz das Flußufer von Pangani. Die Truppen um⸗ zingelten das Haus des Wali und einige Nachbarhäuser, um den Wali gefangen zu nehmen, indessen konnten sie hierin einen Erfolg nicht haben, weil der Wali bereits geflüchtet war. Das energische Auftreten des Militärs verhinderte alle Ausschreitungen der in dro⸗ hender Haltung befindlichen Bewaffneten, welche zum Theil entwaffnet urden. 1 n In Lindi, Kiloa und Tanga sind gleichfalls infolge der Haltung der feitherigen Walis sogleich am 16. August 1888 Schwierigkeiten entstanden, während die Verwaltungsübernahme zu Mikindani und Dar⸗es⸗Salaam — am letzteren Orte trotz feindseligen Auftretens des seitherigen Wali — glatt verlaufen ist. Gegen die Walis von Kiloa und Lindi wurden Befehle des Sultans erwirkt, welche die⸗ selben nach Zanzibar beriefen. Der Generalvertreter der Deutsch⸗ Ostafrikanischen Gesellschaft reiste am 29. August persönlich nach Kiloa und verließ, nachdem die offiziellen Akte zur Kennzeichnung der Verwaltungsübernahme durch die Gesellschaft daselbst am 31. August vollzogen waren, den Ort am gleichen Tage in der Richtung auf Lindi. In Gemäßheit des Sultansbefehls bestieg der Wali von Lindi den Dampfer des Generalvertreters, „Barawa“, um sich dem Sultan von Zanzibar zur Verfügung zu stellen, und es wurde am 2. Sep⸗ tember auch der Wali des nochmals angelaufenen Ortes Kiloa zum gleichen Zweck an Bord genommen und am 5. September in Zanzibar gelandet. Hier waren inzwischen neue beunruhigende Nachrichten von den Gesellschaftsbeamten aus Pangani eingegangen, welche den General⸗ vertreter der Gesellschaft veranlaßten, in Begleitung des in Diensten der Gesellschaft stehenden Kapitäns Holtz von dem „Jühlke“ auf der „Barawa“ sofort nach Pangant zu fahren. Das Boot, mit welchem beide Genannten, nachdem die „Barawa“ auf der Rhede von Pangani Anker geworfen, den Ort Pangani erreichen wollten, wurde, da es sich dem Lande näherte, von einer größeren Anzahl ehemaliger Sultanssoldaten beschossen und mußte unverrich⸗ teter Sache umkehren. Am 6. September 1888 erschien ein Vertreter der Aufrührer von Pangani längsseit der „Barawa“, um mit dem Generalvertreter der Gesellschaft zu verhandeln. Dem Abgesandten wurden die friedlichen Absichten der Gesellschaft und der allgemeine Befehl des Sultans an seine Beamten, der Gesellschaft zu gehorchen, bekannt gemacht, und es wurde die Aufforderung daran angeknüpft, alle Unternehmungen gegen das Leben der in Pangani und Tanga befindlichen Gesellschaftsbeamten zu unter⸗ lassen. Sodann begab sich der Generalvertreter der Gesellschaft auf der „Barawa“ nach Zanzibar zurück. — Inzwischen war Sr. M. S. „Möwe“, lediglich in der Absicht, das von der Mandabucht erwartete Geschwader aufzusuchen, nach Tanga gegangen und am 5. September 1888 daselbst angelangt. Der Kommandant ließ ein Boot aussetzen, um den Zahlmeister behufs Vornahme von Ein⸗ käufen an Land zu entsenden. Das Boot wurde vom Lande aus plötzlich beschossen. Der Kommandant ließ sofort mehrere Boote entsprechend bemannen. Es kam zum Gefecht, bei welchem 2 Matrosen der „Möwe“ Verwundungen erlitten, während auf Seiten der Angreifer etwa 30 Todte und Verwundete waren. Der Kommandant der „Möwe“ stellte den beiden zu Tanga befind⸗ lichen Beamten der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft, Herren von Frankenberg und Klenze, anheim, die „Möwe“ behufs Ruͤckkehr nach Zanzibar zu benutzen, indessen lehnten die beiden Beamten es ab, ohne ausdrücklichen Befehl der Generalvertretung von ihren Hosten zu weichen. Die „Möwe“ war am 7. September wieder in Peftfban fuhr aber auf Bitten des Generalvertreters der Gesellschaft, mit dem Kaiserlichen Vize⸗Konsul Steifensand an Bord, sofort nach Tanga zurück, um die beiden Gesellschaftsbeamten an Bord zu nehmen. Dieselben sind denn auch von einem Landungscorps der „Möͤwe“ glücklich erreicht worden. Das Landungscorps hat vergeb⸗ lich versucht, den Wali zu verhaften. Bei dem Durchsuchen des Walihauses ist ein widerständiger Anführer niedergeschossen worden, während ein anderer Rebell als Gefangener mit nach Zanzibar ge⸗ führt wurde. ““ 1.“ Der Generalvertreter der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft war mit der „Barawa“ am 7. September 1888 wieder auf der Rhede von Pangani, woselbst er das englische Kriegsschiff „Algeriae antraf. Die „Algeriae“ hatte am gleichen Tage ein Boot mit einem Suahelidolmetscher an Land gesandt. Dasselbe war mit Gewehr⸗ schüssen empfangen worden; als der Dolmetscher sich dennoch an Land begab, wurde er selbst auf das Gefährlichste bedroht, so daß er schleunigst zu der „Algeriae“ zurückkehrte. Am 7. September 1888 ging das englische Kriegsschiff „Griffin“, am 8. September 1888 des Sultans „Kiloa“ vor Pangani vor Anker. Der letztgenannte Dampfer hatte den Ober⸗Befehlshaber der regulären Sultanstruppen, Mathews, an Bord. Feechehs begab sich sofort mit seinen Truppen an Land und berichtete von dort aus, daß mehrere Tausend bewaffneter Aufstän⸗ discher in der Stadt seien, daß indessen das Leben der Beamten der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft verschont geblieben sei. Am Abend des gleichen Tages erschienen diese Beamten: von Zalewski, Burchard, von Hake, Lautherborn und Mohaupt aus Pangani an Bord der „Barawa“, während Mathews in Pangani verblieben war. Der Letztere meldete am 9. September 1888 aus der Stadt, der Aufruhr sei in bedrohlichster Weise im Wachsen begriffen und es bedürfe der sofortigen Entsendung von 3 angesehenen Arabern aus Zanzibar dorthin um die Rettung von Leben und Eigenthum der
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ndier sicher zu stellen. v“
8 Sdüeh g die bei der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft seither eingelaufenen brieflichen Berichte. Inzwischen ist ihr tele⸗ graphisch gemeldet worden, daß die Beamten Krieger und Hessel zu Kiloa ermordet worden, und daß die zu Lindi stationirt gewesenen Herren von Eberstein und Küsel und die Beamten von Bülow und Pfrank von Mikindani unversehrt nach Zanzibar eingezogen sind. Die Mehrzahl der Gesellschaftsbeamten befindet sich bis auf Weiteres in
zibar.
Ieneh Orte Dar⸗es⸗Salaam und Bagamoyo, woselbst die Herren Leue beziebungsweise von Grafenreuth das Kommando führen, sind von der Gesellschaft bislang keineswegs aufgegeben worden. Ueber die demnächstige Entwickelung können Andeutungen an dieser Stelle icht erfolgen. 3 9 nicht iess 1 Vorstehenden zerfällt das Meiste von dem, was über die Ursachen der aufständischen Bewegung und über die Geschehnisse in Afrika nach dem 16. August 1888 von anderen Stellen, insbesondere von englischen Zeitungen, berichtet worden ist.“
zerlin, 10. Oktober 1888. Berlin, 10. Dktober 18879 tsch.Ostafrikanische Gesellschaft.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 13. Oktober. (W. T. V.)
dem König von Serbien
Der Kaiser staͤttete heute einen halbstündigen Besuch ab. 8 König Milan von Serbien empfing heute Vormittag den Minister des Aeußern, Grafen Kälnoky, in andert⸗ halbstündiger Privataudienz. Mittags fuhr der Kaifer bei dem Auswärtigen Amt vor, woselbst er für den Grafen Kälnoky seine Karte zurückließ. Nachmittags empfing er den Besuch des Erzherzogs Wilhelm. Kronprinz Rudolph und die Erzherzöge Karl Ludwig und Otto gaben bei ihm ihre Karten ab. Nach den bisherigen Dispositionen erfolgt die Abreise des Königs am Donnerstag. Heute Nachmittag fand bei dem Kaiser ein Diner statt, an welchem der König von Serbien, der Prinz von Wales, der serbische Gefandte und der englische Botschafter Theil nahmen. iener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiser⸗
Taaffe, in welchem unter Genehmigung secher Ansuch Amt thoben auf sein Ansuchen vom Amt enth 1s An erkennung seiner durch Fun⸗ lange Reihe von Jahren mit patrioti⸗ cher Hingebung und eifriger Pfl 1 es das Grsßkreu; des Leopold⸗Ordens verliehen und derselbe als lebenslängliches Mitglied in das Herrenhaus berufen wird. Gleichzeitig wird der bisherige Statthalter für Galizien, Ritter von Zaleski, zum Minister ernannt.
razak von der Leitung i S.eee und an seiner Stelle der Statthalter von Mähren,
Graf von Schönborn, zum Justiz⸗Minister ernannt. Auch dem scheidenden Minister von Prazak ist in Anerkennungseiner hin⸗ gebungsvollen Thätigkeit das Großkreuz des Leopold⸗Ordens ver⸗ liehen worden. Außerdem enthält die amtliche Zeitung auch die entsprechenden Kaiserlichen Handschreiben an Minister Ziemial⸗ kowski, Ritter von Zaleski, Ba 1— born, und des Weiteren noch die Verleihung desselben hohen Ordens an Possinger.
befehl veröffentlichte heute der Obeest Regiments Wilhelm I. Majestät des Kaisers
der Minister ohne Portefeuille, Ziemialkowsti, 88 . demselben in An⸗
Pflichterfüllung geleisteten treuen
Ferner wird Baron des Justiz⸗Ministeriums
Baron Prazak und Graf Schön⸗ den Statthalter für Nieder⸗Oesterreich, Baron
(Wien. Ztg.) Durch Tages⸗ des Infanterie⸗ Nr. 34 folgendes Schreiben Sr.
Wilhelm II.: „Ich bringe eine letztwillige Bestimmung Meines
Kaschau, 12. Oktober.
in Gott ruhen⸗
den Herrn Großvaters, Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wil⸗ helm I., Befehle welchen Se. Majestät als Oberst⸗Inhaber des Regiments Allerhöchst Selbst getragen haben, als Andenken übersende. Erinnerungszeichen noch späteren Generationen bethätigen, daß Mein theurer Großrater dem Regiment jederzeit ein warmes Andenken bewahrt hat. “
Ausführung, indem Ich Ihnen für das Ihrem
zur — Regiment beifolgend einen Uniformsrock,
unterstellte
Möge dieses
Wilhelm.“ daß der Uniformrock des Hoch⸗
Potsdam, 2. August.
Der Oberst ordnete an,
eligen Kaisers in der Offiziers⸗Menage aufbewahrt werden soll.
Frankreich. Paris, 13. Oktober. (W T. B.) Wie der Leghde⸗ meldet, hätte der englische Botschafter, Lord Lytton, von Hrn. Goblet einige Aufklärungen über die Anwendung des Dekrets, betreffend die Fremden, ge⸗ fordert; Goblet hätte dieselben sogleich gegeben und hinzugefügt, daß er bereits dem Minister des Innern mehrere Beobachtungen über die Anwendung des Dekrets mitgetheilt habe. Goblet sei der Ansicht, man müsse eine Art von allgemeinem Cirkular abfassen, welches den Beamten Instruktionen für gewisse Fälle an die Hand gebe. — Wie der „Temps außerdem meldet, würde der Verfassungs⸗Revisions⸗Entwurf, welchen Floquet einbringen wird, die Befugnisse des Senats beträchtlich einschränken. Derselbe würde ihm zwar das Recht des suspensiven Vetos belassen, ihm jedoch die Be⸗ fugniß entziehen, über die Auflösung der Kammer mit zu be⸗ schließen. .
Ein Telegramm aus Tunis meldet, daß der dortige italienische Konsul den französischen General⸗ Residenten und Minister des Aeußern in Tunis, Massicault, davon in Kenntniß setzte, daß das Dekret, betreffend den Unterricht, auf die italienischen Schulen keine Anwendung finden könne, und daß deshalb die italienische Regierung eine Inspektion der Schu⸗ len nicht zulassen würde. Massicault übermittelte alle auf diese Angelegenheit bezüglichen Schriftstücke nach Paris. Die Sache wird nunmehr zwischen den Kabinetten von Rom und Paris direkt ihre Erledigung finden.
— 14. Oktober. (W. T. B.) Ferry hielt gestern, ge⸗ legentlich eines ihm zu Ehren in Raon l'Etape vom Gemeinderath gegebenen Festmahls, eine Rede, in welcher er sagte: das Land wünsche keineswegs eine Verfassungs⸗ revision, sondern verlange nur nach Frieden im Innern. Indem er sodann auf die letzte Demonstration an der deutschen Grenze anspielte, mißbilligte er die durch eine gewisse Presse betriebene Ausnutzung der patriotischen Gefühle und fügte hinzu, daß, wenn derartige Kundgebungen sich wiederholen sollten und namentlich an der Grenze, dies nicht den Elsässern zum Vortheil gereichen würde.
— 15. Oktober. (W. T. B.) Der Kriegs⸗Minister hat beschlossen, daß in Zukunft kein fremder Offizier weder in die militärischen Bildungsanstalten noch in die Re⸗ gimenter aufgenommen werden darf.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 13. Oktober. (W. T. B.) Nach Meldungen aus Tiflis sind der Kaiser und die Kaiserliche Familie heute früh auf ihr Landgut in Kachetien Gestern Abend wohnten der Kaiser und die Kaiserin einem Volksfest in öffentlichen Garten bei. 8
Der Finanz⸗Minister veröffentlicht im „Journal de St. Pétersbourg“ den von der Reichskontrole an den Reichsrath erstatteten Bericht über das Budget pro 1887. Danach betrugen die ordentlichen Einnahmen 829. 662 000 Rubel, während im Budget vorgesehen waren 796 369 000 Rubel; di ordentlichen Ausgaben beliefen sich auf 835 850 000 Rube an Stelle von 832 928 000 Rubel des EEET“ Da Defizit des Ordinariums ist auf 6180 Rubel reduzirt während im Budget 36 559 000 Rubel angesetzt waren. Di außerordentlichen Hülfsquellen ergaben, abgesehen von der Anleihe, 13 465 000 Rubel, gegen die veranschlagten 15 451 000 Rubel. Die Anleihe von 1887 ergab 81 068 000 Rubel netto Die außerordentlichen Ausgaben, welche ausschließlich fü Eisenbahn⸗ und Hafenbauten zu verwenden waren, betrugern 45 093 000 Rubel gegen 48 414 000 Rubel, die im Budget an gesetzt waren. Aus dem Etatsjahr 1887 bleiben zur Verfügun des Schatzes für spätere Etatsjahre 46 205 000 Rubel.
Spanien. Madrid, 15. Oktober. (W. T. B.) König von Portugal ist nach Lissabon zurückgereist.
Griechenland. Athen, 13. Oktober. (W. T. B. Die englische Gesandtschaft kündigte offiziell an, daß der Herzog von Edinburg mit 6 Panzerschiffen zu dem Regierungs⸗Jubiläum des Königs hier eintreffen wird.
Süd⸗Amerika. (W. T. B.) Nachrichten aus Potosi vom 10. d., (über Valparaiso) zufolge, ist jüngst in Bolivia durch den unterlegenen Konkurrenten des gegenwärtige Präsidenten ein Revolutionsversuch. gemacht worden, der aber mißlang. Die Bevölkerung zeigte sich der Be⸗ wegung durchaus abhold. Der bolivische Kongreß wird
einem
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weigette er die Herauegabe der öffentlichen Gebäude an die nach dem Vettrage vom 8 April 1888 zu ihrer Inbesitznahme berechtigte Ge⸗
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Die „W veröffentlicht b liches Handschreiben an den Minister⸗Präsidenten Grafen
sich in nächster Zeit in der Hauptstadt versammeln.