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für Königskinder sei: aus dem Munde des Königs aller Könige, zugleich auch des Königs David, gerichtet an alle Diejenigen, welche wahre glaubenstreue Kinder Gottes, des Königs aller Könige, seien. Die Worte des Predigers mach⸗ ten auf des Kaisers und Königs Majestät einen ersichtlich tiefen Eindruck.
Nach beendigtem Gottesdienst erhob Sich Se. Majestät. Aller⸗ höchstwelcher zwischen Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich und dem deutschen Botschafter gesessen hatte, und verließ nach stillem Gebet die Kapelle, gesolgt von der beim
Gottesdienst anwesenden Begleitung.
Se. Majestät begab Sich von der Kapelle aus direkt zur nahegelegenen deutschen Botschaft, woselbst ein Dejeuner stattfand, an welchem u. A. auch der Minister⸗Präsident Crispi und der italienische Botschafter am Berliner Hofe, Graf de Launay theilnahmen. Vom Balkon der deutschen Botschaft aus betrachtete der Kaiser wiederholt das von dort aus sehr gut zu überblickende Rom und bestieg dann noch in Begleitung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich, des Minister⸗Präsidenten Crispi u. s. w. unter Führung des Botschafters Grafen Solms den höchsten Aussichts⸗ punkt des Botschaftsgebäudes.
Die Rückkehr von der deutschen Botschaft war für Nach⸗ mittags gegen 2 Uhr geplant, doch blieb Se. Majestät daselbst
länger und nahm aus den Händen einer Deputation des hiesigen deutschen Künstlervereins eine vom Maler Tubenthal (gebürtig aus Berlin) meisterhaft auf Perga⸗ nent ausgeführte Adresse entgegen, zu welcher die kostbare Ein⸗ banddecke von dem hier ebenfalls ansässigen deutschen Buchbinder Klinger hergestellt worden war. Se. Majestät war sichtlich von dieser Gabe überrascht und dankte in herzlichen Worten der Deputation, welche aus dem Vorsitzenden des deutschen Künstlervereins, dem Bildhauer Gerhardt, dem Maler Tuben⸗ thal, dem Professor Schöner und dem deutschen Konsul von Nast bestand. Die Adresse ging zugleich auch von der deutschen Kolonie in Rom aus.
„Es war fast 3 Uhr geworden, als Se. Majestät der Kaiser das Botschaftspalais verließ. Allerhöchstderselbe be⸗ diente Sich diesmal der Kalesche des Botschafters zur Rück⸗ fahrt, deren Weg nach dem Pantheon gelenkt wurde, welches der Monarch gründlich in Augenschein nahm und sodann einen prachtvollen grünen Lorbeerkranz mit goldenen Früchten auf den Sarg des Hochseligen Königs Victor Emanuel niederlegte; dasselbe geschah Seitens Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen. Erst gegen 4 Uhr Nachmittags erfolgte die Rückkehr nach dem Quirinal, unter starkem Regenguß und dem Blitzen und Donnern eines sich über Rom entladenden heftigen Gewitters. Abends 7 Uhr fand das Diner statt. 1
Die Witterung hatte sich inzwischen so verschlechtert, daß an eine Beleuchtung des Forum Romanum, die für heute Abend in Aussicht genommen worden war, kaum noch gedacht werden konnte, am Allerwenigsten aber an einen Besuch dieser Festlichkeit Seitens Sr. Majestät und des hie⸗ sigen Hofes. Alsbald erschienen denn auch Plakate, welche besagten, daß die Beleuchtung ꝛc. nicht stattfinden
und eine in diesen Tagen erscheinende Bekanntmachung noch be⸗ sagen werde, an welchem Tage dieselbe nachgeholt werden dürfte. Vor dem Diner hatte Se. Majestät noch einen Spaziergang durch die Stadt gemacht. Wie immer war auch heute der jubelnde Zuruf der Massen, das Hüte⸗ und Tücher⸗ schwenken unaufhörlich, und Se. Majestät
Sich und begrüßte fortwährend die jubelnde N.
verneigte enge.
“
— Der Ausschuß des Bundesraths für Handel und Verkehr, sowie dessen vereinigte Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute Sitzungen.
— Hinsichtlich der Bestimmung des §. 671 Abs. 2 der Civilprozeßordnung: „Handelt es sich um die Vollstreckung eines Urtheils für die Rechtsnachfolger des in dem⸗ selben bezeichneten Gläubigers oder gegen die Rechtsnachfolger des in demselben bezeichneten Schuldners, so muß außer dem zu vollstreckenden Urtheil auch die demselben beigefügte Voll⸗ streckungsklausel und, sofern die Vollstreckungsklausel auf Grund öffentlicher Urkunden ertheilt ist, auch eine Abschrift dieser Urkunden vor Beginn der Zwangsvollstreckung zugestellt sein oder gleichzeitig mit Beginn derselben zugestellt werden“ — hat das Reichsgericht, v. Civilsenat, durch Urtheil vom 18. April d. J., folgende Rechtssätze ausgesprochen: Die Vor⸗ schrift des §. 671, 2 Civilprozeßordnung enthält nicht eine bloße Instruktion für den Gerichtsvollzieher, sondern ein Gebot, dessen Uebertretung die Vollstreckungshandlung zu einer ungesetzlichen macht und ihr die rechtsbegründende Wirkung, die Entstehung des Pfandrechts, benimmt. Der Mangel einer Zustellung der Abschrift von Urkunden (beisvielsweise einer Cessionsurkunde), vermittelst welcher die Rechtsnachfolge des betr. Gläubigers dargethan wird, kann durch eine Nachholung dieses Rechtsakts nicht geheilt werden, wenn inzwischen das Eigenthum an der gepsändeten Sache gewechselt hat. Der spätere Eigenthümer hat ein selbständiges Cg ech gegen den Pfändungsgläubiger auf Zurückweisung des Pfandan⸗ E wegen Nichtbeobachtung des §. 671 der Civilprozeß⸗ ordnung.
— Der im §. 9 Absatz 3 des Bauunfallversicherungs⸗ gesetzes gemöß §. 32 des Unfallversicherungsgesetzes vorgesehene Eintritt der Tiefbau⸗Berufsgenossenschaft in Entschädigungsverbindlichkeiten, welche aus bereits vor dem 1. Januar versicherungspflichtigen Nebenbetrieben von Tiefbauten (Arbeitsbahnen, Hochbauten ꝛc.) anderen Berufsgenossenschaften oblagen, findet nach einem Bescheid des Reichs⸗Versicherungsamts vom 5. Mai d. F. 78 591) dann nicht statt, wenn der betreffende Tiefbau⸗ etrieb vor dem bezeichneten Zeitpunkte bereits eingestellt war. Unternehmer von Betrieben, welche nicht mehr bestehen, können auch nicht aus einer Berufsgenossenschaft ausscheiden; auf den „Unternehmer“ wird aber im §. 9 Abs. 3 a. a. O. der Ueber⸗ zang zurückgeführt — abweichend vom §. 32 des Unfallver⸗ icherungsgesetzes, nach welchem ohne Rücksicht auf den Fort⸗ bestand des einzelnen Betriebes die Lasten der ausscheidenden „Industriezweige oder örtlich abgegrenzten Theile einer Genossenschaft“ auf die neuerdings zuständige Beruft⸗ genossenschaft übergehen. (Vergleiche Bescheid 304, „Amt⸗ liche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1887 Seite 39 und die Bekanntmachung vom 17. August 1887 a. a. O. Seite 209.) Wenn unter den Eingangs bezeichneten Vor⸗ bedingungen der Nebenbetrieb irrthümlich in das Genossen⸗ schaftskataster aufgenommen worden war (z. B. der mit einer
Wasserleitungsanlage [Tiefbau] verbundene, im Regiebetriebe ausgeführte Bau eines Sammelbeckens Hochbau ist in das Kataster einer Baugewerks⸗Berufsgenossenschaft aufgenommen), so ist ein Uebergang der Entschädigungspflicht gleichfalls aus⸗ geschlossen; die letztere bgrußt in solchem Falle nur auf der formalen Wirkung der Aufnahme in das Genossenschafts⸗ kataster (Entscheidung 451, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗ A.“ 1888 Seite 69), und diese Wirkung beschränkt sich natur⸗ penuüß auf diejenige Berufsgenossenschaft, in deren Kataster der Betrieb x worden ist.
— Die hiesige Königliche Friedrich⸗Wilhelms⸗ Universität beging am 15. Oktober den Akt des Rek⸗ torats⸗Wechsels.
Der Professor ord. Dr. Schwendener, als zeitiger Rektor leitete die Uebergabe des Rektorats an seinen Nachfolger, den Geheimen Medizinal⸗Rath Professor Dr. Gerhardt mit einer statistischen Uebersicht der Ereignisse des verflossenen Rektorats⸗ jahres ein.
Beim Lehrerpersonal verlor die Universität durch den Tod: die ordentlichen Professoren Geheimen Rath Dr. Gustav Kirchhoff, Geheimen Justiz⸗Rath Dr. Beseler, Konsistorial⸗ Rath Dr. Semisch, den außerordentlichen Professor Dr. Christiani und den Privatdocenten Dr. Schiffer; durch Be⸗ rufung nach außerhalb: den Professor extraord. Dr. Netto, die Privatdocenten Dr. Lehmann, Dr. Wyder, Dr. Löffler und Dr. Marx.
Ergänzt bezw. verstärkt wurde das Lehrer⸗Personal bei der theologischen Fakultät: durch die Berufung des Professors Dr. Harnack; bei der juristischen Fakultät: durch die Berufung des Professors Kohler und die Beförderung des Privatdocenten Dr. Bernstein zum außerordentlichen Professor; bei der medizinischen Fakultät: durch die Berufung des ordentlichen Professors Dr. Hertwig und durch die Ernennung der Privat⸗ docenten Dr. Gad, Dr. Kossel und Dr. Trautmann zu außer⸗ ordentlichen Professoren; bei der philosophischen Fakultät: durch die Berufung der ordentlichen Professoren Dr. Dr. Möbius und Kundt.
Durch Habilitation traten dem Lehrkörper hinzu: bei der juristischen Fakultät Dr. Bornhack; bei der medizinischen Fakultät die Dr. Dr. Siemerling, Benda, Renk, Krönig, Jacobson, Bramann, Dührssen; bei der philosophischen Fakultat die Dr. Dr. Rothstein, Marx, Rinne, Dieterici, Marcks, Wilken, Friedheim, Freund, Reissert.
Promovirt wurden: bei der theologischen Fakultät —, bei der juristischen Fakultät 10 Dr. Dr. und 1 Dr. honoris causa, bei der medizinischen Fakultät 151 Dr. Dr., bei der philosophischen Fakultät 71 Dr. Dr.
Immatrikulirt wurden im Laufe des Jahres 545 Theo⸗ logen, 1153 Juristen, 844 Mediziner und 1057 Philosophen, im Ganzen 3599.
Abgegangen sind 529 Theologen, 1049 Juristen, 786 Mediziner und 1062 Philosophen, im Ganzen 3426.
Die Gesammtzahl der gehaltenen Privat⸗Vorlesungen be⸗ trug 692 und die der öffentlichen Vorlesungen 457, an welchen 29 090 resp. 16 467 Zuhörer betheiligt waren.
Todesfälle unter den Studirenden sind 11 zur Anzeige gekommen.
. ‚Nachdem der Rektor noch über die akademische Dis⸗ ziplinargerichtsbarkeit, sowie über die allgemeinen Universitäts⸗ angelegenheiten berichtet hatte, gedachte derselbe mit Dank der Zuwendungen, welche der Universität von dem verstor⸗ benen Konsistorial⸗Rath Professor Dr. Semisch und dem Ge⸗ heimen Rath von Mandt⸗Ackermann’'schen Ehepaar zu Theil ge⸗ worden sind, nahm demnächst seinem Amtsnachfolger den vor⸗ geschriebenen Rektoreid ab und übergab ihm die Insignien des übertragenen Amtes, worauf der Letztere zum Schluß des feierlichen Akts eine Ansprache über die Beziehungen zwischen Heilkunde und Pflanzenkunde an die Versammlung richtete.
Der für das Universitätsjahr 1888/89 konstituirte Senat besteht aus: 1) dem Rektor, Geheimen Medizinal⸗Rath, Pro⸗ fessor Dr. Gerhardt, 2) dem Prorektor, Professor ord. Dr Schwendener, 3) dem Universitäts⸗Richter, Geheimen Regie⸗ rungs⸗Rath Dr. Daude, 4) dem Dekan der theologischen Fakultät, Feofeso⸗ ord. Dr. Pfleiderer, 5) dem Dekan der juristischen Fakultät, Geheimen Justiz⸗Rath Professor Dr. Eck, 6) dem Dekan der medizinischen Fakultät, Geheimen Medizinal⸗ Rath Professor Dr. Waldeyer, 19 dem Dekan der vhilo⸗ sophischen Fakultät, Professor ord. Dr. Schulze, 8) dem Senator, Geheimen Regierungs⸗Rath, Professor ord. Dr. Zeller, 9) dem Senator, Professor ord. Dr. Kirchhoff, 10) dem Senator, Professor ord. Dr. Dillmann, 11) dem Senator, Professor ord. Dr. Weber, 12) dem Senator, Ge⸗ heimen Justiz⸗Rath, Professor ord. Dr. Hinschius.
— Die Stadtverordneten⸗Versammlung nahm gestern die Vorlage des Magistrats, betreffend die Begrüßung Sr. Majestät des Kaisers und Königs bei Allerhöchst⸗ dessen he , aus Italien sowie die Darbringung eines Huldigungsgeschenks (monumentaler Brunnen), mit großer an. Die Vorlage wurde in geheimer Sitzung be⸗ rathen.
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist zum Abtheilungs⸗Commandeur bei der 1. Matrosen⸗Division ernannt worden.
— Der General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele, graf Sec Hochberg, ist von seiner Reise nach Wien zurück⸗ gekehrt.
— Der bisher bei der Strombau⸗Direktion in Danzig beschäftigte Regierungs⸗Rath Mahraun ist der General⸗ Kommission zu Kassel als außeretatsmäßiges Mitglied über⸗ wiesen worden.
— Die Regierungs⸗Referendare Freiherr von Schirn⸗ ding aus Breslau, Feütlr an n aus Frankfurt a. O., Graf von Platen zu Hallermund II. aus Potsdam und Dr. jur. Beeckmann aus Stettin haben am 13. d. M. die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.
— Das ,Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7./1. Apia. — Letzte Nachricht von dort vom 2./10. (Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln].) — S. M. Vermessgsfhrzg. „Albatroß“ 2./9. Kuxhaven. (Post⸗ station: Wilhelmshaven.) — S. M. S. „Blücher“ 27./9. Kiel. (Poststation: Kiel.) — S. M. Knbt. „Cyclop“ 21./8. Kamerun. (Poststation: Kamerun.) — S. M. Knbt. gEber“ 17,/7. Jaluit 15./9. (Poststation: Apia Samoa⸗
station: Kiel.) — S. M. Kreuzer „Habicht“ 30.,9. St. Paul de Loanda 14./10. (Poststation: —*q — — 8 Fdröne ve Se
M. Knbt. „Iltis“ 6./10. Tientsin. (Poststation: Hongkong. — S. M. Fhrzg. „Loreley“ 11./9. Konstantinopel. —2 Nachricht von dort 30./9. (Poststation: Konstantinopel.) — S. M. Kreuzer „Möwe“ 30./6. Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) — S. M. Kreuzer „Nautilus“ 12./9. Kapstadt 19/9. (Poststation: Plymouth.) — S. M. S. „Nixe“ 26./9. St. Vincent (Cap Verdes) 29./9. (Poststation: bis 24./10. Bahia (Brasilien], vom 25./10. ab Trinidad [Port of Spain] Westindien.) — S. M. S. „Olga“ 27./9. Aden 1./10. — 12 /10. Colombo 17./10. (Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln].) — S. M. Fahrzg. „Rhein“ 2./10. Kiel. (Poststation: Kiel.) — S. M. S. „Sophie“ Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) — S. M. Av. „Wacht“ 18 /8. Kiel. (Poststation: Kiel.) — S. M. Knbt. „Wolf“ 5./9. Shanghai 6./10. — 13./10. Pagoda Anchorage 18./10. (Poststation: Hongkong.) — Kreuzergeschwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flaggschiff) 29./7. Zanzibar (Poststation: Zanzibar.) — S. M. S. „Carola“ 19./7. Zanzibar 29./8. (Poststation: bis 24./10. Kapstadt, dann asserviren) — Schulgeschwader: S. M. S. „Stosch“ (Flaggschiff), „Charlotte“, „Gneisenau“, „Moltke“ 7,/10. Gibraltar 12./10. (Poststation: vom 17./10. bis 28./10. Athen, vom 29./10. ab Triest.)
Dampfer „Lübeck“ mit der abgelösten Besatzung S. M. Krzr. „Adler“ Apia 24./7. — 3./8. Sydney — Ueberschiffung auf Dampfer „Salier“. — Dampfer „Salier“ Sydney 15./8. — 17./8. Melbourne 18./8. — 20./8. Adelaide 21./8. — 6./9. Colombo 7/9. — 14,/9. Aden 15./9. — 19./9. Suez 20./9. — 20./9. Port Said 21./9. — 25./9. Genua 27./9. — 4/10. Southampton 4./10. — 5./10. Antwerpen 6./10. — 7,/10. Bremerhaven. — Dampfer „Lulu Bohlen“ mit dem Ablösungs⸗ kommando für S. M. Krzr. „Habicht“ Wilhelmshaven 5./10.
Baden. Baden, 18. Oktober. (W. T. B.) Die
Herzogin von Hamilton, geborene Prinzessin Marie von Baden, ist heute früh gestorben. J“
*
1 Desterreich⸗Ungarn. Wien, 18 Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser hat dem diesseitigen Gesandten beim Päpst⸗ lichen Stuhl, Grafen Paar, die erbetene Versetzung in den Ruhestand bewilligt und demselben das Großkreuz des St. Stephans⸗Ordens verliehen. — Das „Fremdenblatt“ weist die Agitation der jung⸗czechischen Organe gegen das Bündniß mit Deutschland energisch zurück und bemerkt, daß auch die hge Organe schließlich die Ver⸗ pflichtung hätten, gegen ein solches unverantwortliches Treiben ernstlich und nachdrücklich aufzutreten. — Zu der Meldung vom Tode des italienischen Botschafters in London, Grasen Robi⸗ lant, bemerkt das „Fremdenblatt“: die Nachricht werde in Oester⸗ reich⸗Ungarn mit aufrichtigem und schmerzlichem Bedauern vernommen. Es werde tief bedauert, daß ein so edler Charakter und ausgezeichneter Geist, ein so verständnißvoller Freund Oesterreich⸗Ungarns, ein so verdienstvoller Staatsmann vorzeitig aus dem Leben geschieden sei.
— 18. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Hermannstadt sind die an der ungarischen, öster⸗ reichischen und rumänischen Grenze noch bestehenden Grenzdifferenzen von den zu deren Regulirung bestellten Lace gchist⸗1970 der drei Regierungen vollständig gehoben worden.
netenhause vom Minister⸗Präsidenten von Tisza vorgelegte ungarische Budget pro 1889 bezifsert die ordentlichen Ausgaben auf 328 931 877 Fl., die ordentlichen Einnahmen auf 340 690 166 Fl.; es ergiebt sich somit im Hrdi⸗ narium ein Ueberschuß von 11 758 289 Fl. Die transi⸗ torischen Ausgaben betrugen 4 177 743 Fl., die Investitionen 12,794 370 Fl., die außerordentlichen gemeinsamen Ausgabe
8 670 245 Fl., insgesammt also 25 642 358 Fl.; die transito rischen Einnahmen betragen 6 561 988 Fl.; das Defizit des Extraordinariums stellt sich sonach auf 19 080 370 Fl. Nach Abzug des Ueberschusses im Ordinarium stellt sich mithi ein Gesammtdefizit von 7 322 081 Fl. heraus, welches un 5 121 035 Fl. geringer ist als das für das Rechnungsjah von 1888 präliminirte.
Großbritannien und Irland. London, 17. Oktober. (A. C.) Der Ober⸗Sekretär für Irland, Balfour war gestern Abend der Gast der Unionisten von Haddington shire bei einem Festmahl in der Kornbörse zu Haddington In Beantwortung des auf seine Gesundheit ausgebrachten Toastes hielt derselbe eine längere Rede, worin er u. A. bemerkte, daß die Eintracht der Unionisten den Geschichtsschreiber der Zukunft sicherlich als die merk würdigste Phase in der irischen Frage erscheinen würde. Das Verhalten der liberalen Unionisten würde, nach vem Irland ein zufriedener Theil des Reichs geworden, als eines der glänzendsten Beispiele von öffentlichem Geiste welches die parlamentarischen Annalen Englands aufzuweisen hätten, bezeichnet werden. Es sei eine engere Vereinigun zwischen liberalen und konservativen Unionisten vielfach angeregt worden; man könne indeß von den liberalen Unionisten nicht verlangen, daß sie den Namen einer großen und historischen Partei aufgäben. Gleichwohl dürfte eine Verschmelzung der beiden Parteien für die Aufrechthaltung der Reichseinheit ausführbar sein. Das Verhalten der Separatisten habe den Unionisten nicht allein diese Pflicht auferlegt, sondern auch eine neue und sogar größere Pflicht, nämlich die, über die öffentliche Sittlichkeit des Landes zu wachen. Schottland habe, obwohl seine Ver⸗ einigung mit England durch Generationen unpopulär geblieben, seitdem an Wohlfahrt gewonnen. Aehnliche Ergebnisse dürften auch in Irland erhofft werden, dessen Volk ein Element sei, welches England zur Vervollkommnung des nationalen Charakters bedürfe. 8 8u der gestern ohne Sang und Klang stattgehabten Ent⸗ hüllung des Standbildes des in Chartum gefallenen Generals Gordon auf dem Trafalgar⸗Square hatten sich außer den wenigen eingeladenen Personen die Sozialisten zahlreich eingefunden, welche entschlossen waren, ihre Stimmen auf dem Platze hören zu lassen, sobald ein Wort bei der Enthüllungsfeier gesprochen worden wäre. Der Bauten⸗Minister Plunket enthüllte die Statue indeß, ohne eine Silbe zu sprechen, und bald darauf zerstreute sich das Publikum. Zum ersten Male seit beinahe 12 Monaten war es einer Volksmenge erlaubt gewesen, sich auf dem
Inseln].) — S. M. Av. „Grille“ Danzig 15./10. (Post⸗
behelligt 3 . 1 — 1 Statue erregt allgemeine Bewunderung; sie trägt folgende (Poststation: Kiel.) — 8 4
Pest, 18. Oktober. (W. T. B.) Das dem Abgeord-⸗
Trafalgar⸗Square zu versammeln, ohne von der Polizei
.
werden. Die von Thornycroft gefertigte Nuschrift⸗ „Charles G. Gordon, Ritter des Bathordens, eneralmajor im kgl Geniecorps. Getödtet in Chartum, 16. Januar 1885.“ Gordon ist in der Interimsuniform eines englischen Genie⸗Offiziers dargestellt, aber ohne Helm oder Säbel, unter dem Arm jedoch trägt er einen kurzen Stock oder „Siegesstab“, wie derselbe während seines Feldzuges in China genannt zu werden pflegte. Mit seiner rechten Hand stützt er sein Kinn, während er in seiner linken die Bibel hält. Um seine Schultern hängt an einem Riemen sein Feldstecher. Sein linker Fuß ruht auf einer zerbrochenen Kanone. — 17. Oktober. (W. T. B.) Der italienische Botschafter, Graf Robilant, welcher vor einigen Tagen erkrankte, ist heute früh gestorben.
Frankreich. Paris, 17. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Tunis wird der französische General⸗ Resident Massicault die Note des dortigen italieni⸗ schen Konsuls in der Frage der Inspektion der Schulen durch eine Note beantworten, welche in entgegen⸗ kommendem Sinne gehalten sein und in den nächsten Tagen überreicht werden soll.
Rußland und Polen. Odessa, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Großfürst Wladimir mit Fami lie ist heute in das Ausland abgereist.
Italien. Rom, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Ober⸗ Bürgermeister von Berlin richtete an den ersten General⸗Adjutanten des Königs, General⸗Lieutenant Grafen Pasi, ein Telegramm, in welchem er Namens der Stadt Berlin bat, dem König für den Empfang zu danken, den die Bevölkerung Italiens dem Kaiser Wilhelm bereitet habe.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Oktober. Der König und die Königin werden in diesen Tagen Schloß Drottningholm verlassen. Der König wird, nach kurzem Besuch bei der Kronprinzlichen Familie auf Tullgarn, am nächsten Freitag nach Stockholm kommen, während die Königin am 20. d. M. sich nach Schloß Ulriksdal begiebt. Prinz Eugen reist am 20. d. M.
nach Paris, um seine Studien in Gervex' Atelier fortzu⸗
setzen.
Bei dem Besuch des Königs Oscar in Berlin beliebte Kaiser Wilhelm II. die Ernennung zum Admiral à 1a suite der schwedischen Flotte anzunehmen. Aus diesem Anlaß wird eine Deputation schwedischer Marine⸗ Offiziere aller Grade dem Kaiser nach seiner Rückkehr aus Italien ihre Aufwartung machen.
Zeitungsstimmen.
Die „National⸗Zeitung“ schreibt zum Gedächtniß des Hochseligen Kaisers Friedrich: 1 Seit 1870 zählte der 18. Oktober zu den Festtagen des deutschen Polkes. Wie mit einem Herzen feierten die deutschen Stämme den Geburtstag des geliebten Kronprinzen, des Helden, unter dessen Führung sie vereint die erste glorreiche Schlacht auf feindlichem Boden gewonnen hatten; wie aus einem Herzen klang ihr Jubelruf und ihr Segenswunsch ihm entgegen. Unwillkürlich erschien es Allen als ein glückverheißendes Zeichen, daß der Geburtstag des Kronprinzen mit dem entscheidenden Tage der Leipziger Schlacht zusammenfiel. Weit und groß voll von Entwürfen und Plänen, dehnte sich die Zukunft vor dem Fürsten, voll von Erwartungen eines goldenen Friedenszeit⸗ alters veor dem Volke aus. Fetzt an diesem 18. Oktober sind es gerade vier Monate, seit die Gruft in der Friedenskirche zu Potsdam sich über der sterblichen Hülle Kaiser Friedrich's geschlossen. Nicht einen entschlossenen Mann, einen Sterbenden rief in ihm das Schicksal auf den Thron. Wie die Kraft seines Körpers und die Energie seines Willens hatte ihm die tückische Krankheit auch all seine Hoffnungen geraubt, besser, als seine Um⸗ gebung, wußte er, daß seine Tage gezählt seien. Aber die Festigkeit seiner Seele war nicht gebrochen, mit unvergleichlichem Helden⸗ muth ertrug er sein Leiden. Ohne Zorn und ohne Bitterkeit sah er all die Gedanken, die er verwirklichen, all die Entwürfe, die er ausführen gewollt, wie ebenso viele Schatten dahinschwinden: ein tragischer Held, wenn es je einen auf einem Königsthron gegeben hat. In der Erwartung der Zukunft war ihm die beste Zeit seines Lebens verflossen und als er hart an der Grenze des Mannesalters das Ziel erreicht zu haben glaubte riß ihn der Tod dahin. Aber innnerhalb dieses Lebens war ihm doch das Schwerste und das Herrlichste gelungen, sich selbst zu bezwingen und der Welt das Vorbild eines edelsten Mannes zu hinterlassen. Es war nicht nur seine ritterliche Gestalt, seine heroische Schön⸗ heit, welche die Menschen zu ihm hinzog und unwider⸗ stehlich ihre Gemüther gewann, sondern die Liebenswürdigkeit und der Edelsinn seines Wesens, die in seinen Worten und Thaten sich ausprägten. Zeichnete seinen erlauchten Vater jene höchste Mäßigung und Besonnenheit aus, die in einer so wunderharen und uns jetzt, wo er dahingegangen, beinahe mythisch dünkenden Harmonie mit seinem Greisenalter, seiner Majestät und seinen Triumphen standen, so war in Kaiser Friedrich, ehe ihn die Krankheit ergriff, Alles Nerv und Schwung und Begeisterung. Was er bei den Anderen so oft vermißte — die feurige Seele, das ideale Pathos, er besaß es im vollsten Maße. Unmerklich ist seine Gestalt schon jetzt für das Volk und die Jugend in die Sieg⸗ friedeerscheinung hinübergeglitten, vergessen sind seine siebenund⸗ fünfzig Jahre, sein ergrauendes Haupthaar: vor der Phantasie steht er als jugendlicher Held, den Adlerbelm auf dem Haupte, unbe⸗ siegbar im Kampfe, mit dem Wohllaut der herzbezwingen⸗ den Rede auf den Lippen. Das Geschick hatte ihm alle Gaben verliehen, um wie im Fluge deutsche Gemüther zu er⸗ obern. Der Krieger war in ihm durch Menschenfreundlichkeit, der Fürstensohn durch Leutseligkeit, der Politiker durch ideale An⸗ schauungen gemildert. Nicht als eine Beigabe zu seinem Königlichen Erbe betrachtete er das deutsche Kaiserthum, sondern wie ein hehres Palladium. In ihm, er fühlte es wohl, verkörperte sich gleichsam die Einheit der Nation, und mit gerechtem Stolze mochte er von sich rühmen, daß er vor allen Anderen zu der gemüthlichen, der brüder⸗ lichen Verschmelzung des Nordens und Südens beigetragen habe. Der künftige Geschichtsschreiber kann nicht verkennen, daß die eigenthümliche Stellung Kaiser Friedrich's die außerordentliche Wir⸗ kung seiner Persönlichkeit begünstigee. Dem Manne von vierzig Jahren mochte es oft schwer fallen, nur der Kronprinz zu sein; nur der echte Hohenzollernsinn mochte ihm die Resignation möglich machen, die mehr als einmal von ihm gefordert wurde; nicht ohne inneren Kampf mochte er auf Lieblingswünsche verzichten und sich schwei⸗ gend einer ihm nicht sympathischen Staatskunst fügen. Aber auf der andern Seite konnte einzig der Kronprinz, der den realen Dingen ferner stand, seinen Genius frei walten lassen und statt am Ein⸗ zelnen und Kleinlichen zu kleben, der Größe des Moments ihr Recht geben. Von keinen diplomatischen Verhandlungen gehindert, von kei⸗ ner Sorge um das Nächste bekümmert, in einer vor der Geschichte und den Zeitgenossen gleich unverantwortlichen Stellung, war er der deutschen Volksseele gleichsam näher, fühlte er ihre Bewegung stärker, fand er das tiefere Wort für ihr innerstes Empfinden, als die
Staatsmänner, die Verträge schließen mußten, wo er nichts als Herz an Herz binden wollte. An das Gemüth durfte nur der Königs⸗ sohn, nicht der König appelliren; nur der Königssohn konnte, wenn er in Königsberg und Heidelberg zur studentischen Jugend sprach, mit Schiller'schem Schwunge die schöne Menschlichkeit und die Ideale preisen, die keine nationale Schranke kennen; nur der Königssohn, dem es nicht oblag, ein politisches Bünd⸗ niß zu schließen, konnte mit dem Zauber seiner Persönlichkeit und der Freundlichkeit seiner Sitten jenes Band zwischen den Italienern und den Deutschen knüpfen, das jetzt das Erstaunen und vielleicht den geheimen Neid anderer Nationen erregt. Was dem Lebenden die Kraft zu Thaten lähmte, ist dem Geschiedenen der Ruhm und die Krone des Lebens geworden. In der Erinnerung der Nachkommen wird der Kaiser Friedrich nur als „unser Kron⸗ prinz“ ein wesenhaftes Dasein führen. Wenn für uns, seine Zeit⸗ genossen, die von ihm so Vieles und so Großes erhofften, der Mär⸗ tyrer den Feehen eine Weile in den Schatten gedrängt und die Tragik seines Verhängnisses auf sein ganzes Leben eine Verdüsterung ge⸗ worfen hat, wie lange noch — und die Lichterscheinung des zukunft⸗ frohen Königssohnes, dem das Volk erwartungsvoll zujubelt, wird wieder aus der Dämmerung hervortreten.
Nur auf das Große und Edle war der Wille des Kaisers ge⸗
richtet. Vielleicht überflog er zu kühn die Schranken des Möglichen und hatte in den langen Jahren des Wartens, wo er den Dingen und Menschen mehr betrachtend und urtheilend als handelnd gegen⸗ überstand, die Starrheit und die Enge der Wirklichkeit bis zu einem gewissen Grade vergessen gelernt. Aber sein Erbe, was er seinem Volk hinterlassen hat, sind auch nicht seine Thaten als regierender Fürst, sondern seine Gesinnungen und jene edle Mensch⸗ lichkeit, die ihn nie verließ. Von dem Juni des vergangenen Jahres an war er nur noch im Stande, seine Leiden mit erhabener Gefaßtheit schweigend zu ertragen, aber nicht mehr heroische Thaten zu verrichten. Jeder Tag drobte ihm als der letzte aufzugehen, kaum durfte der Wunsch wagen, sich den kommenden auszugestalten. Den⸗ noch hatte er in einer Lage, wo jeder Andere einzig an sein Wohl⸗ befinden und seine Behaglichkeit gedacht, unablässig seine Pflicht vor Augen. Bis ihm die Kräfte versagten, suchte er sein Kaiserliches Amt zu erfüllen, große Gedanken umschwebten das Lager des Leidenden und waren der letzte Trost des Armen, dem selbst die Klage versagt war. Aber die Trauer um ihn wird den Nachlebenden durch die Betrach⸗ tung gemildert werden, daß dem Kaiser Friedrich und seinem Volke die unabwendlichen Enttäuschungen erspart geblieben sind, die jeden 18 und am schmerzlichsten den idealisch gesinnten treffen. So onnte er beinahe his zu seinem Todestage sich das schöne Scheinbild einer Welt des Friedens und der harmonisch ausgeglichenen Gegen⸗ sätze aufrecht erhalten und sich eine allen irdischen Unzulänglichkeiten entrückte, den Künsten und der Erziehung des Volks zur Freiheit und Bildung gewidmete Regierung als letzte und höchste Be⸗ friedigung ausmalen. Wenn das Rabengekrächz über der Leiche des theuren Dulders verstummt sein wird — dann wird neben dem Erlauchten Vater, der, weil er sich in dem Mög⸗ lichen und Wirklichen zu beschränken wußte, das Musterbild eines Herrschers war, in der Erinnerung des deutschen Volkes der Sohn stehen, kühnen Muthes, in begeisterter Rede und That über alle Schranken hinweg stets dem Ideale zugewandt, das unserer Volks⸗ seele von dem deutschen Staate in Kraft und Herrlichkeit, in Sitte und Bildung, in Ordnung und Kunst vorschwebt, und so, trotz aller Meinungsverschiedenheiten, die sie im Leben trennen mochten, in Iö Einigkeit, werden wir sie als die Stifter des neuen Reichs verehren.
— Die „Riforma“ sagt in ihrem bereits telegraphisch signalisirten Artikel über die Toaste des Kaisers Wilhelm und des Königs Humbert bei der Galatafel im Quirinal:
Der wachsamste Argwohn, die peinlichste Empfindlichkeit werden jetzt vergeblich NRahrung in den beiden Toasten zu finden suchen, welche zwischen dem König von Italien und dem Deutschen Kaiser in der Königsburg des Quirinal gewechselt worden sind. .... Ein Gefühl gegenseitigen Vertrauens, edler Würde athmet aus den Wor⸗ ten der beiden Souveväne, welche fühlten, daß sie um so freier einem Akt Königlicher Höflichkeit Ansehen und Inhalt geben konnten, als durch ihren Mund eigentlich zwei große Nationen sprachen. . . ..
Der Trinkspruch des Königs von Italien ist also geeignet, alle Diejenigen vollständig zu beruhigen, welche, anderer Ansicht, in dem italienisch⸗deutschen Bündniß aggressive Absichten fürchten wollten.
Der Trinkspruch des Deutschen Kaisers zeigt allen inneren und äußeren Gegnern der beiden Länder, daß nichts dieses Bündniß brechen kann, weder Hinterlist noch Gewalt. ...
So ergänzt also einer den anderen, und beide zusammen krönen sie das feierliche Ereigniß, welches sich soeben vollzieht.
So haben gestern im Qurrinal das Gefühl und die Vernunft gesprochen, wie heute sich auf dem militärischen Felde jene Macht gezeigt hat, welche ihre Rechte schützt. b
Die Souveräne, welche gestern, indem sie ihre aufrichtigen Glück⸗ wünsche untereinander austauschten, zu ihren Völkern, zu dem ganzen Europa gesprochen haben, sind sonach der Mission würdig, welche ihnen anvertrant ist.
— Die „Rheinisch⸗-⸗Westfälische Zeitung“ schreibt über den Hamburger und Bremer Zollanschluß:
In der Nacht vom Sonntag zu Montag hat ein für die nationalen und wirthschaftlichen Interessen Deutschlands hochwichtiges Ereigniß stattgefunden, der Eintritt der Hansastädte Hamburg und Bremen in den Zollverein. Damit ist endlich auch auf wirthschaftlichem Gebiete die volle Einheit hergestellt. Es hat lange und erbitterte Kämpfe gekostet, bis dies Ziel erreicht war, unendliche Schwierigkeiten und viel Widerstand mußten überwunden werden. Sie sind durch das Entgegenkommen deß Reichs und durch die Umsicht und Thatkraft der betheiligten Städte selbst in einer Weise überwunden worden, daß man 5 allenthalben mit Hoffnung und Vertrauen den Folgen dieses großen wirthschaftlichen Errignisses entgegensieht. Jetzt erst gewinnt die deutsche Industrie den vollen Besib der größten Sceplätze, und die Besorgniß der letzteren, daß ihr Welthandel, ihre Schiffahrt, ihre Exportindustrien und ihr Zwischenhandel geschädigt werden könnten, wird nach der Ge⸗ währung eines genügenden Freidafenbezirks kaum mehr irgendwo ge⸗ hegt. Es wird jetzt ganz überwiegend auch in den Hansastädten anerkannt, daß der Zollanschluß eine berechtigte Forderung war und sich aller Voraussicht nach in Zukunft wohl bewähren werde. Das neue Freihafengebiet ist im Gegensatz zu dem bisherigen weit größeren, die ganze Wohnstadt umfassenden, nur als Terrain für Hafen⸗ anlagen, Waarenlager, Comptoire und Etablissements der Export⸗ Industrie zu verwenden. So ist denn, schreiben die „Hamburger Nach⸗ richten“, das große Werk gelungen, dem Hamburgischen Welthandel in einem neuen, allen Anforderungen der fortgeschrittenen Neuzeit und einer absehbaren Zukunft genügenden Freihafenterrain ein zweckentsprechendes, großartiges Heim zu bereiten. Mit wohlberechtigter Genugthuung mögen Bürgermeister Versmann und seine Mitarbeiter jetzt ihren Blick über diesen neuen Freihafen schweifen lassen, von dessen Anlage die einst ihn so skeptisch betrachtende Kaufmannschaft, Dank der Vortrefflichkeit der neuen Hafen⸗ und Waarenlagerbauten, nicht nur keine Benach⸗ theiligung, sondern einen neuen Aufschwung des Hamburgischen Handels erhofft. Mögen diese Hoffnungen in vollem Maße in Erfüllung gehen und möge das neue wirth chaftliche Band, welches jetzt zwischen den Hansastädten und dem übrigen Deutschland geknüpft wird, dem Auslande ein neuer Beweis sein, daß das Reich und die Einzelstaaten nicht vor irgendwelchen Schwierigkeiten, Mühen und Kosten zurück⸗ schrecken, wenn es sich um große nationale Zwecke handelt.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen. Portugal.
Durch im „Diario do Governo“ Nr. 230 unterm 8. Oktober
1888 veröffentlichte Verfügungen des Königlich portugiesischen
Ministeriums des Innern werden: 6
1) der Hafen von Cearaà und die Häfen der gleichnamigen Provinz seit dem 1. August d. J. für „rein“ von Gelbfieber (vergleiche „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 124 vom 11. Mai 1888),
2) die Häfen der Vereinigten Staaten von Nord⸗ Amerika im Golf von Mexiko bis zum Mississipi ein⸗ ,2 seit dem 15. Juli d. J. als des Gelbfiebers „ver⸗
erklärt. “ Gewerbe und Handel. 8
Die Einfuhr von Getreidesäcken in Süd⸗Rußland hat glaubwürdigen Nachrichten zufolge erheblich zugenommen. In Dundee und Amsterdam sollen ca. 30 Millionen Stück bestellt sein. Die durch Ukas vom 29. Juli 1887 zugelassene zollfreie Einfuhr von Getreidesäcken über die Häfen des Schwarzen und Asowschen Meeres ist auf die baltischen Häfen ausgedehnt und die Frist für diese Ver⸗ günstigung bis zum 13./1. Januar 1890 erstreckt worden.
London, 17. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.
Luzern, 17. Oktober. (W. T. B.) Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn betrugen im September cr. für den Personen⸗ verkehr 485 000 (im August 467 000 Fr.) für den Güterverkehr 615 000 (im August 563 000 Fr.) zusammen 1 100 000 Fr., (im August 1 030 000 Fr.). Die Betriebsausgaben betrugen im Septem⸗ ber 425 000 Fr. (im August 430 000 Fr). Demnach Ueberschuß 675 000 (im August 600 000 Fr.). Der Betriebsüberschuß im Sep⸗ tember 1887 betrug 690 000 Fres.
Verkehrs⸗Anstalten.
Telegramm von Kaldenkirchen. Die englische Post vom 18. Oktober, 7 Uhr 10 Min. Vorm. ab London, über Vlissingen ist ausgeblieben. Grund: Starker Nebel auf See.
Hamburg, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Allemannia“ der Hamburg⸗ Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktiengesellschaft hat, von West⸗Indien kommend, heute Lizard passirt, der Postdampfer „Moravia“ von der⸗ selben Gesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute früh auf der Elbe eingetroffen. 1— G
— 18. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Borussia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ 1b ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas einge⸗ troffen.
London, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Norham Castle“ ist gestern auf der Heimreise in London an⸗
gekommen. Theater und Musik.
Im Berliner Theater führte sich am gestrigen Abend Frl. Odilon als Adelheid in Wilbrandt's Einakter „Jugendliebe“ mit gutem Erfolge ein. Das kleine dramatische Werk bietet in seiner Hauptrolle einer tüchtigen Schauspielerin willkommene Gelegenheit, ihre Fähigkeiten zu zeigen, und dies war wohl der Grund, weshalb Frl. Odilon gerade in dieser Partie auftrat. Das frische, natürliche Talent, welches wir bereits bei Besprechungen früherer Leistungen der jungen Dame gern zuerkannten, kommt ihr in dieser Rolle trefflich zu statten, obwohl eine größere, welche an ihr Können strengere Anforderungen stellt, von nachhaltigerem Eindruck gewesen sein würde. Immerhin ist die Aufnahme, welche Frl. Odilon an der neuen Kunststätte ge⸗ funden hat, eine überaus freundliche gewesen, das Publikum zeigte sich ihr gegenüber außerordentlich wohlwollend und ließ es an Bei⸗ fallsspenden nicht fehlen. Die junge Dame dürfte sich bald als eine schätzenswerthe Kraft des jungen Instituts erweisen. Den Ferbinand von Bruck spielte Hr. Stahl und schlug dabei den richtigen Ton an. Der sarkastische, dabei doch gutmüthige Charakter des Ferdinand kam durch ihn hübsch zur Geltung. Hr. Schindler schuf aus dem Studenten Heinrich mit Geschick diejenige Figur, welche der Dichter wohl hatte zeichnen wollen. Frl. Auguste Scholz fand sich recht glücklich mit der Rolle der Betty ab; des ⸗ gleichen Fr. Antonie Baumeister mit der kleinen Partie der Frau von Rosen. Den Beginn und Beschluß des Abends machten „Michel Perrin“ und „Eine Partie Piquet“, in welchen Hr. Friedrich Haase durch seine anerkannte Trefflichkeit seine Verehrer erfreute.
Adolph Ernst⸗Theater Als jüngste der „Drei Grazien“ debütirte kürzlich eine Novize, Frl. Lilly Roger, die in der nicht eben bedeutenden Backfischrolle reichen Applaus erntete. Zu einer ange⸗ nehmen Erscheinung gesellt sich ungekünstelte Naipetät in Sprechweise und Bewegung; die junge Künstlerin hat unverkennbar echtes Theater⸗ blut. Der der Direktion selbst überraschend gekommene Erfolg bestimmte diese, wie wir erfahren, die neu entdeckte Naive für die nächste Zeit im Besitz der Grazienrolle zu belassen. Wenn nicht Alles täuscht, so wird die talentvolle Anfängerin bald von sich reden machen.
— In dem für räumliche und akustische Verhältnisse zweckmäßig umgebauten Saale der Sing⸗Akademie gab gestern die Sopranistin Frl. Clara Hoppe aus Frankfurt a. O. ein Concert, in welchem sie eine interessante Auswahl klassischer und moderner Gesangstücke zu Gehör brachte. Unter Leitung der Professoren Blumner und Ad. Schulze ausgebildet, sucht sie mehr das Seelische ihrer Kunst als eine glänzende Virtuosität zu entfalten, und wußte sowohl die Stim⸗ mung der Andacht in zwei Arien aus Bach's „Johannispassion“ und aus Haydn's „Schöpfung“ treffend wiederzugeben, als auch den Aus⸗ druck des Elegischen in Schumann's Lied „Mit Myrthen und Rosen.“ Ebenso gelang ihr das Heitere und Idyllische in den Gesängen von Döbber, Löwe und Blumner. Was das Technische ihrer Gesangskunst betrifft, so ist ihr wohlklingendes und modulationsfähiges Organ in allen Lagen gleichmäßig ausgebildet, die Intonation stets rein, und die Aussprache der Worte eine musterhaft deutliche. Die eriginelle und feinsinnige Schattirungsweise, die alle Abstufungen vom Forte bis zum leisesten Piano zu beherrschen versteht, ist noch beson⸗ ders lobend hervorzuheber. Der Beifall des Publikums steigerte sich mit jeder Nummer des Programms und war ein nicht durch gemachten Empfeang hervorgerufener, sondern durchaus wohlverdienter zu nennen. — Der Pianist Hr. Döbber unterstützte das Concert durch den Vortrag einiger Klavierstücke von Rameau, Schumann, Saint⸗ Sasns, Döbber und Rubinstein, die derselbe mit musterhaft au gebildeter Technik und eingehender Vortragsweise ausführte.
Mannigfaltiges.
Am Freitag, den 19. d. M., findet Königliche Parforce⸗ Jagd statt. Rendezvous Mittags 1 Uhr am Jagdschloß Stern.
Das Meeting, welches der „Verein für Hinderniß Rennen“ gestern, Mittwoch, Nachmittag auf seiner Rennbah bei Charlottenburg veranstaltet hatte, verlief wie folgt:
I. Oktober⸗Flach⸗Rennen. Preis 1500 ℳ Handicax. Der Sieger ist für 3000 ℳ käuflich ꝛc. Distanz ca 1200 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte des Uebergebotes. Des Hrn. Ehrich zjähr. br. St. „Zauberin’ siegte leicht mit einer halben Länge gegen des Hrn. Wallat 4jähr. br. St. „Travemünde.“ Eine Länge hinte der letzteren wurde des Hrn. O. Oehlschläger 2jähr. br. H. „Bravo Dritter. — Werth des Rennens: 2050 ℳ, die der Siegerin zufiele die, mit 1500 ℳ eingesetzt, nicht gefordert wurde, so daß die Zweite leer ausging. 1 G 1 8
II. Preis von Pichelswerder. 2000 ℳ unter die dre⸗ ersten
ferde vertheilt. Herren⸗Hürden⸗Reiten. Altersgewicht mit Gewichts⸗ estimmungen. Der Sieger ist für 5000 ℳ käuflich ꝛc. Distanz ca. 2600 m. Des Hrn. H. Suermondt a. F.⸗W. „Aramis“ unter Lieu Grf. H. Dohna kam mit Hern. J. Trozelli's 5jähr. br. W. „Dick⸗ i scharfen Kampf zur Tribüne und schlug ihn dann mit einer klare Länge. Des Lieut. v. Sydow 4jähr. br. St. „Lissowa“ unter Hr v. Ravenstein landete zwei Längen zurück als Dritte. — Werth de Rennens: 2130 ℳ dem Sieger, 250 ℳ dem Zweiten, 150 ℳ de Dritten. Der Sieger, welcher mit 2000 ℳ eingesetzt war, wurd nicht gefordert.