1888 / 267 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 Nov 1888 18:00:01 GMT) scan diff

zum letzten Hauch Sein ganzes Sein erfüllten. In diesem Sinne wünschen wir, als die Vertreter der Reichshauptstadt, deren stetige Entwickelung für Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät Hoch⸗ seligen Gemahl allezeit ein Gegenstand anregender, fördernder und schützender Theilnahme war, zum bleibenden Andenken an weiland Kaiser Friedrich's Majestät eine, Allerhöchstdessen Namen tragende Stiftung zu begründen. Diese Kaiser⸗Friedrich⸗Stiftung soll im Sinne des Hochseligen Kaisers und Königs der För⸗ derung der allgemeinen Volkswohlfahrt gewidmet sein und aus den Mitteln der Stadtgemeinde mit dem Betrage von fünfhunderttausend Mark ausgestattet werden. Die nähere Bestim⸗ mung des Zwecks der Stiftung haben wir einhellig beschlossen, der Entscheidung Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät ehrfurchtsvoll anheim zu geben. Der erhabenen Genossin aller idealen und auf Förderung der Volkswohlfahrt gerichteten Bestrebungen des Hoch⸗ seligen Kaisers, der verständnißinnigen Vertrauten Seines Dichtens und Trachtens gebührt die Entscheidung, welche Art der Bethätigung am besten dem Sinne des Hohen Verklärten entspricht. Wir haben ferner einhellig beschlossen, daß dem Hochseligen Kaiser Friedrich unter Betheiligung der Bevölkerung in der Reichshauptstadt ein Denkmal errichtet werde, welches das Bild des edlen, hochsinnigen, dem Herzen des Volkes so nahe stehenden Fürsten in lebendiger Erinnerung erhalten soll für alle Zukunft. Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät unterbreiten wir am heutigen Tage diese Beschlüsse zu Allerböchster gnädiger Kenntniß, als ein Zeugniß der innigen Liebe, Dankbarkeit und Verehrung, mit der die gesammte Bürgerschaft das Angedenken an seinen geliebten Kaiser Friedrich III. hegt und für immer bewahren wird. Mögen Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät Allergnädigst geruhen, in diesen Kundgebungen der getreuen Bürgerschaft von Berlin den Ausdruck der tiefen Dankbarkeit und Verehrung für den verklärten, geliebten Kaiser zu genehmigen, welche in Aller Herzen unauslöschlich fortleben wird. Möge die Bethäti⸗ gung des Willens, im Sinne des uns Allen zu früh Entrissenen zu schaffen und zu wirken, Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät eine Linderung des Schmerzes sein, den zu verklären, nach Ew. Kaiser⸗ lichen Majestät Allerhöchstselbst gewähltem Wort, „nichts so trefflich lehrt, als das Bemühen, fremdem Leid zu wehren.“

Gott erhalte Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät das gläubige Vertrauen und den Sinn wie die Kraft steter werkthätiger Liebe, die jedes Leid zu stiller Versöhnung mit Allem führt, was durch Gottes Rathschluß uns auferlegt wird.

In tiefster Ehrerbietung verharren wir

Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät allerunterthänigste, treugehorsamste Magistrat und Stadtverordneten zu Berlin. von Forckenbeck. Stryck.“

Auf das Telegramm des Magistrats von Berlin den General⸗Adjutanten Sr. Majestät des Königs von Italien ist, dem „W. T. B.“ zufolge, nachstehende Drahtantwort (in Uebersetzung) eingegangen: Neapel, Königlicher Palast, 17. Oktober. Nachdem Sr. Majestät, meinem erhabenen Herrn, Ihr Telegramm eingehändigt worden, hat Se Majestät, erfreut, daß die Freundschaft zwischen der deutschen und italienischen Nation durch das hochbedeut⸗ same Ereigniß des willkommenen Besuchs Sr. Majestät des Kaisers Wilbelm II. in Italien befestigt worden ist, mit besonderem Wohl⸗ gefallen die verbindlichen Ausdrücke entgegengenommen, welche Ihm von dem Magistrat dortiger berühmten Stadt zugegangen sind, und beauftragt mich, demselben Seinen warmen Dank auszusprechen. General Graf Pasi, rster Adjutant des Generalstabes.

Ein Ehegatte ist nicht als ein in dem Betriebe des andern Ehegatten beschäftigter „Arbeiter“ oder „Betriebs⸗ beamter“ im Sinne des §. 1 Absatz 1 des Unfallversicherungs⸗ gesetzes anzusehen (vergleiche „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1885 Seite 3 Ziffer 10, Seite 160 Nr. 6; 1887 Seite 142 Ziffer 341). Dadurch wird nicht ausgeschlossen, daß durch Aufnahme eines Ehegatten als Arbeiters oder Betriebsbeamten in die von dem andern Ehegatten als Betriebsunternehmer eingereichte Betriebsanmeldung 8 35 des Unfallversicherungs⸗ gesetzes) und in die Lohnnachweisung (§. 71 Absatz 2 a. a. O.) unter Umständen ein formell⸗rechtliches Versicherungsverhältniß begründet, und dadurch Seitens des so Versicherten ein Renten⸗ anspruch erworben wird. Auch kann im Falle statutarischer Zulässigkeit die Selbstversicherung eines solchen Ehegatten als Mitunternehmers in Frage kommen. Die vorstebenden Grund⸗ sätze hat das Reichs⸗Versicherungsamt in einer Rekurs⸗ entscheidung vom 18. Juni d. J. (Nr. 592) aufgestellt aus Anlaß der Geltendmachung eines Rentenanspruchs Seitens eines Ver⸗ letzten, welcher als Betriebsbeamter seiner Ehefrau in der von der⸗ selben als Betriebsunternehmerin eingereichten Betriebsanmel⸗ dung sowie mit seinem Gehalt in der Lohnnachweisung auf⸗ Fefüchrt, von dem Genossenschaftsvorstande aber wieder ge⸗ trichen war, sobald demselben das eheliche Verhältniß zur Betriebsunternehmerin bekannt wurde, und bevor überhaupt noch ein Umlagebeitrag Seitens der Letzteren geleistet worden war. Aus den Gründen: Es entspricht den hinsichtlich des ehelichen Verhältnisses obwaltenden grundsätzlichen Anschauun⸗ v im Allgemeinen nicht, die Beziehung von Arbeitgeber und

rbeitnehmer als zwischen Ehegatten rechtlich möglich anzuer⸗ kennen. Die sittliche Auffassung der Ehe als des Verhält⸗ nisses zweier zu ungetheilter Lebensgemeinschaft berufener Personen verträgt sich nicht mit den das bezeichnete soziale Verhältniß beherrschenden Begriffen, welche in das Verhältniß der allgemeinen Gleichberechtigung der Ehegatten den damit nicht vereinbaren Gegensatz wirthschaftlicher Abhängigkeit des einen vom andern hineintragen würden. Demgemäß hat das Reichs⸗Versicherungsamt auch in feststehender Praxis abgelehnt, den in einem versicherungspflichtigen Betriebe des einen Ehegat⸗ ten beschäftigten anderen Ehegatten auch bei völliger Aehnlichkeit des äußeren Verhältnisses mit demjenigen anderer daselbst be⸗ schäsftigter Personen für einen nach Maßgabe der Bestimmun⸗ gen der Unfallversicherungsgesetze versicherten Arbeiter zu er⸗ achten. Diese Anschauung ist allerdings in dem Bescheide 341. („Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1887 Seite 142) lediglich mit Beziehung auf den Begriff „Arbeiter“ zum Ausdruck ge⸗ bracht worden. Indessen bestand bei dieser, dem thatsächlichen Anlaß zu dem vorerwähnten Bescheide entsprechenden Be⸗ schränkung des Grundsatzes auf den „Arbeiter“ keineswegs die Absicht, damit einen Unterschied zwischen Arbeitern und Be⸗ triebsbeamten offenzuhalten. Vielmehr kann nach dem ange⸗ führten Grunde für den Ausschluß des Ehemannes aus dem Kreise der im Betriebe seiner Ehefrau beschäftigten Personen kein Zweifel darüber bestehen, daß auch bei einer Beschäf⸗ tigung nach Art eines Betriebsbeamten für den Ehemann die Anwendung des Unfallversicherungsgesetzes ausgeschlossen ist. Wenn ein Betriebsbeamter auch den Arbeitern gegenüber eine pohere Stellung einnimmt, so theilt er doch mit ihnen die wirth⸗ chaftliche Abhängigkeit vom gemeinsamen Arbeitgeber, und eben diese würde dem durch Gesetz und Sitte bestimmten Inhalt des ehelichen Verhältnisses widersprechen. Es kann hiernach füglich unerörtert bleiben, ob der Kläger als Arbeiter oder als Betriebsbeamter im Betriebe seiner Ehefrau angestellt gewesen ist. Die Frage, ob auf Grund der Aufnahme des Klägers als Betriebsbeamten in die von seiner Ehefrau

hatte sich in Flaggenschmuck gehüllt.

eingereichte Betriebsanmeldung be gehaweise in die Lohn⸗ nachweisung ein formell⸗rechtliches Versicherungsverhältniß zu seinen Gunsten hat begründet werden können, scheidet hier aus, weil ein solches Verhältniß im vorliegenden Fall that⸗ sächlich nicht zu Stande gekommen ist. Im Uebrigen könnte die Bejahung dieser Frage in Betracht kommen, wenn der Ehemann mit Wissen der Organe der Berufsgenossenschaft von der Ehefrau als Betriebsunternehmerin unter den versicherten Personen in der Lohnnachweisung mit aufgezählt wäre, und die Berufsgenossenschaft jahraus jahrein Beiträge nach Maßgabe einer solchen Lohnnachweisung, mithin auch unter Anrechnung des Lohnes oder Gehalts des Ehemanns, erhoben hütte. Denn Treu und Glauben verlangen auch auf diesem öffentlich⸗rechtlichen Gebiet, daß das Bestehen lange Zeit hindurch übereinstimmend von den Betheiligten als indend anerkannter Verhältnisse nicht dann von der einen Seite in Frage gestellt werden darf, wenn sie zu Gunsten des anderen Betheiligten in Kraft treten sollen. (Vergleiche „Amt⸗ liche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1886 Seite 55 Ziffer 138.) Was endlich die von der beklagten Berufsgenossenschaft ange⸗ nommene statutengemäße Möglichkeit für die Betriebeunter⸗ nehmer angeht, den Ehegatten unter gewissen Voraussetzungen (z. B. bestehender Gütergemeinschaft) freiwillig zu versichern, so behauptet der Kläger selbst nicht, daß seine Ehefrau davon Gebrauch gemacht habe, so daß auch dieser sonst in Betracht zu ziehende Grund des klägerischen Anspruchs (vergleiche den von der Selbstversicherung der Genossenschaftsmitglieder han⸗ delnden §. 49 des Normalstatuts „Amtliche Nachrichten des *o 1885 Seite 9 —) nicht weiter in Frage kommen ann.

Der Königlich sächsische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Graf von Hohenthal und Bergen, ist am 18. d. M. nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Königlich sächsischen Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Königlich niederländische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Jonkheer van der Hoeven, ist vom Urlaube nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Potsdam, 18. Oktober. (W. T. B.) Die Grundstein⸗ legung zu dem Mausoleum des Hochseligen Kaisers Friedrich, welches an der Nordseite des vor der Friedens⸗ Kirche belegenen Vorhofes angebaut wird, hat heute Nach⸗ mittag 2 Uhr in Gegenwart Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich sowie Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe, Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Griechenland, Sr. Hoheit des Erbprinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Erbprinzessin von Sachsen⸗ Meiningen und Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Leopold stattgefunden. Nach einem einleitenden Gebet des Hofpredigers Windel und einer kurzen

zeiherede des Predigers Persius fand die Verlesung der Grundstein⸗Urkunde durch den Prinzen Friedrich Leopold statt. Hierauf wurde der kupferne Kasten mit der Urkunde, vielen Münzen und Schriftstücken vermauert. Als⸗ dann thaten die Kaiserin Augusta Victoria, die Kaiserin Friedrich sowie die anderen Höchsten Herrschaften die üblichen Hammerschläge. Nach heendeter Feier begab Sich Ihre Ma⸗ jestät die Kaiserin Friedrich mit den Prinzessinnen⸗Töchtern, dem Kronprinzen von Griechenland und den sachsen⸗ meiningen⸗ schen Herrschaften nach Golm, um einer in der dortigen Kirche veranstalteten liturgischen Gedächtnißfeier beizuwohnen. Zu der Feier, welche Nachmittags gegen 3 Uhr ihren Anfang nahm, hatte sich mit Ihrer Majestät und den Höchsten Herr⸗ schaften eine sehr große Trauerversammlung daselbst eingefunden. Die Predigt hielt Superintendent Reifenrath; derselben war Vers 16 des 4. Kap. der ersten Epistel St. Johannis: „Und wir haben erkannt und geglaubet die Liebe, die Got⸗ zu uns hat; Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm“ zu Grunde gelegt. An die Predigt schloß sich die Einweihung des Knille’schen, die Hochzeit zu Kana darstellenden Altarbildes sowie des Kronleuchters. Die Gesunge wurden theils von der Gemeinde gesungen, theils vor dem Chor von Bornim und dem gegen 100 Stimmen zähtenden Chor des hiesigen Victoria⸗Gymnasiums, das unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich steht, aus⸗ geführt. Nach dem Schlußgesang der Gemeinde: „Ach bleib mit Deiner Gnade“ begaben Sich Ihre Majestät die Kaiserin und die anderen Höchsten Herrschaften zu Wagen nach der Wildpark Station, von wo um 4 Uhr 40 Miruten die Rückfahrt nach Berlin erfolgte.

Baden. Karlsruhe, 18. Oktober. Der „Karlsr. Ztg.“ wird aus Mannheim, vom 16. Oktober, berichtet:

Der Besuch Ihrer Königlichen Hoheiter des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin hat die Bevölkerung unserer Stadt in eine freudig⸗sfrohe Stimmung versetzt. Die Straßen waren am heutigen Tage vom frühen Morgen an fortwährend dicht bevölkert von Neugierigen, welche das Erbgroßherzogliche Paar schauen wollten. Einen

Glanzpunkt des ganzen E bildete die gestern Nachmittag

ausgeführte Rhein⸗ und Neckarfahrt. Die hohen Herrschaften wurden am Neckarhafen, woselbst die Einschiffung erfolgte, von den Mitgliedern der hiesigen Handelskammer unter Führung ihres Präsidenten, Kom⸗ merzien⸗Raths Diffené, empfangen. Die Abfahrt erfolgte gegen 3 Uhr Nachmittags unter krachenden Böllerschüssen und stürmischen Hochrufen der zahlreich am Ufer versammelten Volksmenge. Die Fahrt ging neckarabwärts bis an die sog. Neckar⸗ spitze, woselbst in den Rhein eingebogen wurde. Nun⸗ mehr ging es rheinaufwärts bis zur Rheinbrücke. Hier wurde umgelenkt, und es erfige nunmehr die Einfahrt in den Hafen⸗ lanal. Sämmtliche im Rhein und Neckar zur Zeit ankernden Schiffe haben festlich geflaggt. Auch das Ludwigshafener Ufer des Rheins Das Festschiff war mit Fahnen und exotischen Gewächsen verziert. Der Ober⸗Ingenieur der hiesigen Wasser⸗ und Straßenbau⸗Direktion, Hr. Fieser, erklärte Ihren Königlichen Hoheiten während der Fahrt die großartigen Wasserbauten. Die Lan⸗ dung erfolgte gegen 4 Uhr und zwar am Gebäude der Lagerhaus⸗ gesellschaft. Hierauf fand eine Besichtigung dieser ebenfalls reich dekorirten Gebäulichkeiten statt. Der Erbgroßherzog sprach sich mehrmals sehr anerkennend über die großartigen Einrichtungen aus. Hierauf wurde die Rückfahrt nach dem Schlosse angetreten. Am Abend fand im Hoftheater Festeoncert statt. Heute besuchte der Erbgroßherzog mehrere gewerbliche Etablisse⸗ ments, während die Erbgroßherzogin den hiesigen Wohlthätig⸗ keitsanstalten Besuche abstattete. Am heutigen Abend brachte Mann⸗ heim dem Erbgroßherzoglichen Paar eine großartige Opation. Ueber 25 000 Personen füllten die weiten Räume des Schloßhofs, der durch neue Gasanlagen herrlich erleuchtet ward. 16 Gesangvereine brachten den Fürstlichkeiten eine Serenade, die von vortrefflicher Wirkung war. Das Erbgroßherzogliche Paar dankte dem Dirigenten, Concertmeister Schuster, sowie den Vorständen der Gesangvereine in leutseligster

Weise. Kein Unfall wurde trotz des großen Menschenandrangs ge⸗ meldet.

Am 17. d. M., Nachmittags 2 Uhr, haben die Erb⸗ großherzoglichen Herrschaften, der „Karlsr. Ztg.“ zu⸗ folge, unter dem lauten Jubel der Bevölkerung ihren Einzug in das aufs Festlichste geschmückte Heidelberg gehalten.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 17. Oktober. (Meckl. Nachr.) Ihre Königliche Hoheit die Großherzog n⸗ Mutter hat gestern ihren Wohnsitz vom Greenhouse nach dem hiesigen Palais verlegt. Zum Besuch am Großherzog⸗ lichen Hofe wird am Freitag der Ankunft des Großfürsten und der Großfürstin Wladimir von Rußland mit ihren Kindern entgegengesehen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 18. Oktober. (Weim. Ztg.) Auf Höchsten Befehl wurde in Folge des Ab⸗ lebens Sr. Königlichen Hoheit des Landgrafen Friedrich Wilhelm von Hessen eine heute beginnende achttägige Hoftrauer bis inkl. 25. Oktober angesagt.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 17. Oktober. (Leipz. Ztg.) Der Landtag des Fürstenthums ist gestern von dem Staats⸗Minister von Wolffersdorff eröffnet worden. Es fand sogleich die Prüfung der Wahl⸗ akten und die Konstituirung des Landtages statt. Der bis⸗ herige Präsident des Landtages, Geheime Regierungs⸗Rath Drechsler, wurde wieder gewählt, ebenso der Vize⸗Präsident Geheime Schulrath Dr. Kieser; zum Landtagssyndikus wurde Justiz⸗Rath Bärwinkel aus Arnstadt gewählt. Dem Landtage sind vorgelegt: ein Gesetzentwurf über die Vermehrung der Gehaltsaltersklassen der Geistlichen sowie ein Geseterkaenan über Aufbesserung der Gehalte der Volksschullehrer, über Be⸗ der Staatskasse und Entlastung der Gemeinden hierbei.

Oesterreich⸗Uugarn. Wien, 18. Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser stattete heute Nachmittag dem König von Serbien einen halbstündigen Abschiedsbesuch ab. Un⸗ mittelbar darauf fuhr der König nach der Hofburg und ließ dort, da er den Kaiser nicht antraf, seine Karte zurück.

Der niederösterreichische Landtag ist heute unter begeisterten Hochrufen auf den Kaiser geschlossen worden. Der Landmarschall hob in seiner Schlußrede hervor, daß wäh⸗ rend der letzten Session der Kaiser die Freude gehabt habe, seinen hohen Bundesgenossen, den Kaiser Wilhelm, in Wien zu begrüßen, und daß dieser Besuch des hohen Alliirten auch Wien in freudige Stimmung versetzt habe.

Der ,Polit. Corresp.“ zufolge wird sich der Chef der Marine, Vize⸗Admiral Freiherr von Sterneck in Beglei⸗ tung des Präsidial⸗Chefs der Marinesektion, Almstein, und seines Adjutanten, Linienschiffs⸗Lieutenants Goedel⸗Lannoy nach dem Piräus einschiffen, um im Auftrage des Kaisers Franz Joseph den König von Griechenland zum Hjährigen Regierungsjubiläum zu beglückwünschen.

Pest, 18. Oktober. (W. T. B.) Im Unterhanse gab der Minister⸗Präsident v. Tisza heute ein Exposé, in welchem er ziffernmäßig die Reellität des Voranschlags der Einnahmen und Ausgaben nachwies und her⸗ vorhob, daß, obwohl sich in Folge der Erfordernisse für die gemeinsame und die Honved⸗Armee die Hoff⸗ nungen um 3 ½ Millionen verschlechtert hätten, bezüglich der Herstellung des Gleichgewichts dennoch schon in dem Budget für 1889 ein großer Schritt vorwärts ge⸗ schehen sei, indem das Defizit um 5 Millionen abgenommen habe. Nennenswerthe Kreditüberschreitungen seien nicht vorgekommen. Die Lage der Staatskassen sei günstig ge⸗ wesen: die Einnahmen in den ersten 8 Monaten des laufen⸗ den Jahres seien um 4 Millionen günstiger gewesen als in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Regierung hab überall Sparsamkeit beobachtet; die Einnahmen aus de Branntweinsteuer seien nur mit 10 Millionen präliminirt obschon voraussichtlich im nächsten Jahre hieraus 4 bi 5 Millionen mehr zu erwarten seien. Hr. v. Tisza sprach ferner die Ueberzeugung aus, daß, obwohl im Jahre 1890 bei mehreren Ressorts unaufschiebbare Ausgaben in Aussi ständen, doch in dem Budget pro 1890 das Gleichgewicht ohn Defizit vollständig hergestellt sein werde. Der Ministe gründet seine Hoffnung auf die Branntweinsteuer sowie au die successive Steigerung der Staatseinnahmen, namentlich in Folge der Verhinderung des Schmuggels, auf die Tabacks gefälle und auf die in geeigneter Weise durchzuführende Kon version und endlich auf das Festhalten an der strengster Sparsamkeit. Die Regierung habe ihr Versprechen, demnächst eine Reform der Finanzverwaltung dem Hause zu unterbreiten eingehalten. Die Rede wurde mit großem Beifall aufgenommen

Frankreich. Paris, 18. Oktober. (W. T. B.) Die Initiativ⸗Kommission der Deputirtenkammer hat es abgelehnt, den Antrag des Deputirten Dugué de la Fauconnerie, nach welchem vor der Revision der Ver das Land befragt werden sollte, in Erwägung zu ziehen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 18. Oktober (W. T. B.) Nach Meldungen aus Tiflis haben der Kaiser und die Kaiserin Zinondal verlassen und sich in das Tionet'sche Lager begeben.

19. Oktober. (W. T. B.) Der kommandirende General der Truppen des Charkow'er Militärbezirks, General Ra⸗

detzky, ist zum kommandirenden General der Truppen des

Kiew'er Militärbezirks ernannt worden.

Bulgarien. Sofia, 18. Oktober. (W. T. B.) Turch einen Ukas des Fürsten wird die Eröffnung der Sobranje auf den 27. d. festgesetzt.

Amerika. Washington, 18. Oktober.

schließen. Die Tarifvorlage bleibt somit unerledigt.

Afrika. Egypten. Suakim, 16. Oktober. (A. C.) Die Rebellen stehen noch immer in ihren Verschanzungen. In der letzten Nacht feuerten sie mehrere Granaten in die Stadt; eine davon drang in das Haus eines Eingeborenen, während 85 keinen Schaden anrichteten. Getödtet wurde

iemand.

1t (W. T. B.) Der Kongreß beschloß, die Session am 20. d. M. zu

und einen „Imperator“ verlangt ja diese eherne Zeit. von Fach, wie ein Laie konnte hier erkennen,

Zeitungsstimmen.

Die „National⸗Zeitung“ schreibt: 2 Der Ton, in welchem die römische Presse den Kaiserlichen Besuch bespricht, hat sich mehr und mehr gesteigert. Die entscheidende Note

für die Auffassung des jungen Herrschers durch die Italiener denn

die ganze Nation ist jetzt hier vertreten hat indessen die gestrige Parade angeschlagen. Hier sahen sie den „Imperator“ sich gegenüber; Ein Mann daß der Kaiser sich auf

einem ihm in den kleinsten Einzelheiten vertrauten Felde bewegte. Die

celle nicht verleugnet. Der Kaiserliche Reiter im blitzenden Silberhelm und

sich der Phantasie der Italiener bemächtigt.

Potsdamer Schule und das von Kaiser Wilhelm I. aufgestellte einzige Muster, die Parade abzunehmen, hat sich auch auf dem Felde von Cento⸗

weißen Rock auf dem feurigen schwarzen Hengste, beide wie eins, hat Einem demokratischen

Blatt ist der Kaiser auf dem Paradefeld wie eine Vision aus den

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Nibelungen vorgekommen. Die Empfindungen der Italiener sind andere, als die waren, die sie ihrem Liebling Kaiser Friedrich zu⸗ wandten, den sie gleichsam als einen der ihrigen betrachteten. Der freundliche würdevolle Ernst Kaiser Wilhelm's hat ihm sympathische Hochachtung gewonnen und das Vertrauen zu seiner Herrscherbegabung das ist eine außerordentlich gesunde Grund⸗ lage für die Beziehungen des deutschen Herrschers zur italienischen Nation. die so weitschauende Perspektiven zeigt. Langsam reift, was Dauer haben soll; ein besseres Ergebniß scheint mir geradezu unmöglich. Es ist keine kleine Aufgabe, die Kaiser Wilhelm in Rom zu⸗ gefallen ist; wie mannigfach sind die Repräsentationspflichten, die ihm oöobliegen, wie Verschiedenartiges muß er zu vereinigen suchen! Tausende von Augen sind unausgesetzt auf ihn gerichtet; mit ruhiger Siccherheit geht er seines Weges und mit stolzer Freude sehen die Deutschen, wie er diesen so richtig zu nehmen weiß. Auch daß Kaiser Wilhelm den Toast des Königs deutsch erwiderte, hat ihnen wohl⸗ gethan; gerade wie die Verbindung von aufrichtiger Herzlichkeit und abgewogenem Maß in dem Trinkspruch selber. Hier in dem Lande der Superlative auch für den Ausdruck der Empfindungen ist richtig abzuschneiden ebenso nothwendig wie schwierig. Der „Standard“ schreibt in seiner Nummer vom 15. d. M.: Rom ist Zeuge vieler wunderbarer und maäjestätischer Anblicke gewesen, doch hat es in den mehr als fünfundzwanzig Jahrhunderten seiner Größe und wechselvollen Vergangenheit niemals ein eindruck⸗ volleres und inhaltschwereres Schauspiel erlebt, als es gegenwärtig der Welt darbietet. Es bat viele fremde und glänzende Gäste empfangen, aber niemals, während seiner ganzen Geschichte, hat es vorher zu gleicher Zeit einen Papst, einen Deutschen Kai und einen König von Italien beherbergt. Wenn seit der Zeit seines heidnischen Niedergangs und Verfalls, welcher von den größten englischen Geschichtsschreibern so prächtig dargestellt worden ist, zahllose Besucher nach Rom geströmt sind, so kamen doch mächtige Herrscher ausnahmslos nur als be⸗ drückende Eroberer oder als beinahe ebenso kostbare wie grausame Schutzherren. Heute, wo die römischen Bürger die Straßen ihrer berühmten Stadt mit den Rufen „Ave Caesar, imperator“ füllen, befinden sie sich weder am Anfang noch am Ende eines blutigen Streites. Selbst Dante's ernster Genius könnte aus der Begegnung des Kaisers Wilhelm mit dem König Humbert oder mit Leo XIII. keinen Anlaß zu düsteren Terzinen entnehmen. Die Träume hoffnungs⸗ reicherer Patrioten aber als der des begeisterten Florentiners sind durch die Ereignisse der letzten wenigen Tage völlig erfüllt worden. Wer würde elbst nur vor wenigen Jahren geahnt haben, daß wir in unseren Tagen das Haupt der stärtsten militärischen Nation Europas Worte würden an den König von Italien richten sehen, wie wir sie diesen Morgen in unserm Telegramm berichtet haben. Ob es nun wahr ist oder nicht, daß das deutsch⸗italienische Bündniß den Frieden schafft, jedenfalls kann kein Zweifel an der Existenz des Bündnisses auf⸗ kommen, da beide, der König und der Kaiser, in ihren Reden bei dem offiziellen Gastmahl in Ausdrücken darauf anspielten, deren Sinn nicht mißgedeutet werden kann....

Die „Norddeutsche Allgemeine bringt nachstehenden Artikel: G Die Deutschfreisinnigen entwickeln in ihrer Wahlagitation einen großen Eifer, durch Wort und Schrift zu versichern, sie seien auch monarchisch gesinnt. Die Maske, deren sie sich, um diese Versicherung glaubhaft zu machen, bedienen, ist bekannt; sie braucht hier nicht weiter beleuchtet zu werden.

Trotz alledem leidet diese Versicherung an einem Mangel innerer Wahrhaftigkeit. Die deutschfreisinnige Partei ist eine demokratische

Partei, sie will nichts Anderes sein, als die Vertreterin bürgerlich⸗ demokratischer Tendenzen. 1“

Wer monarchisch gesinnt ist, ist es, weil er die Institution der Monarchie für die allein richtige Staatsfkorm hält. Wer um der Institution willen monarchisch gesinnt ist, der kann eben nur für ein starkes Königthum sein, nur eine verfassungsmäßig mit starken Kron⸗ rechten ausgerüstete Monarchie kann ihm sein Ideal erfüllen.

1 Kann nun wohl Jemand für eine starke Monarchie, für ein krastvoll entwickeltes Königthum sein und gleichseitig für den soge⸗ nannten wahrhaften Parlamentarismus schwärmen, der doch nichts Anderes ist als eine andere Redewendung für Parlamentsherrschaft? 1 Für den Parlamentarismus, in Wahrheit also für Parlaments⸗ herrschaft, sind aber die Freisinnigen, wie jede demokratisch gesinnte Partei, die den Zeitpunkt für den Uebergang zu der „höheren“, der republikanischen Staatsform, „noch nicht“ gekommen erachtet, be⸗ geistert; in Wort und Schrift preisen sie diesen wahrhaften Parla⸗ mentarismus als den anzustrebenden Idealzustand. 3 Wenn nun aber dieses Ideal erfüllt werden soll, müssen die Kronrechte auf ein Minimum reduzirt werden, ein starkes Königthum ist neben einer verfassungsmäßig oder auch nur faktisch bestehenden Parlamentsherrschaft nicht denkbar. Wenn also die Demokratie nach dem Ideal des „wahrhaften“ Parlamentarismus strebt und ihrer Natur nach darnach streben muß; wenn ferner außer Zweifel steht, daß die deutschfreisinnige Partei ine demokratische ist oder sein will, dann kann sie nicht gleichzeitig für eine durch die Verfassung starke Monarchie sein. Weil aber, wer onarchisch ist, für eine starke Monarchie sein muß, und weil die deurschfreisinnige Partei für eine starke Monarchie nicht sein kann, so kann auch ihren Versicherungen, wie andere Parteien monarchisch gesinnt zu sein, Glauben so lange nicht beigemessen werden, bis sie ein für alle Mal davon absieht, den wahrhaften Parlamentarismus, so wie sie denselben versteht, anstreben zu wollen.

Zeitung“

Marine⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 23. Inhalt: Reglement über die Ergänzung des Sekretariats⸗ und Registratur⸗ Personals bei den Marine⸗Stations⸗Intendanturen. Hafenordnungen für Wilhelmshaven. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Statistische Nachrichten.

Die Branntwein⸗Propduktion Oesterreich⸗Ungarns im Campagne⸗Jahr 1887/88 stellt sich für die ersten zehn Monäte folgenvdermaßen: Es wurden vom September 1887 bis inelusive Juli 1888 folgende Produktionsmengen angemeldet: Oesterreich Ungarn Zusammen Hectolitergrade Alkohol

32 297 763 49 598 662 81 896 385 49 246 752 26 595 864 75 842 616 353 124 472 164 825 288

81 897 639 76 666 650 158 564 289 78 517 724 78 317 866 156 835 590

Produktsteuer Pauschalirung Ablösung 1“ Zusammen 1887/88 1886/87

Die Anmeldungen weisen gegen das Vorjahr nur geringe Aende⸗ rungen auf; im Vorjahre waren sie in beiden Theilen der Monarchie fast gleich, gegenwärtig ist Oesterreich etwas vorgeschritten, Ungarn etwas zurückgeblieben. Im Ganzen beträgt das Mehrergebniß un⸗ gefähr 2 Millionen Hektolitergrade. In Oesterreich überwiegt die Pauschalirung, während in Ungarn Produktsteuer vorherrscht. Die vorgeschriebene Steuersumme betrug rund 17,5 Millionen Gulden, welche sich in folgender Weise auf beide Reichshälften vertheilen: Oesterreich Ungarn Zusammen

Gulden österr. Währ.

3 552 755 5 435 847 8 988 602 5 417 145 2 985 546 8 402 691

38 842 50 938 89 780 9 008 742 8 472 331 17 481 973 1886/87 8 636 948 8 604 963 17 241 911 1887/88 1¹““ + 371 794 132 632 239 162 Das Mehrerträgniß der Steuer beläuft sich also auf 239 162 Fl., das ganz zu Gunsten Oesterreichs entfällt, während Ungarn eine Ab⸗ nahme von 371 784 Fl. ausweist.

Produktsteuer Pauschalirung Ablösung.

Zusammen

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Se. Majestät der Kaiser Wilhelm II. hat, wie uns mitgetheilt wird, die Vervielfältigung Seines vom Professor von Angeli (Wien) gemalten Bildes dem Letzteren unter der Bedingung gestattet, daß die Herstellung von dem Künstler selbst überwacht und zwei Berliner Firmen übertragen wird: die Aus⸗ führung in Photographie den Königlichen Hofphotographen Reichard n. Lindner, die Vervielfältigung in Farbenfacsimile und Kupfer⸗ druck dem Wilhelm Greve'schen Kunstinstitut. Bereits zum bevor⸗ stehenden Weihnachtsfest wird ferner eine unter spezieller Anleitung des Professors von Angeli hergestellte meisterhafte Radirung dieses Kaiserbildes zur Ausgabe gelangen, und können schon jetzt Be⸗ tellungen auf die beschränkte Anzahl von Künstlerdrucken, mit den Unterschriften des Malers und Radirers, bei Buch⸗ und Kunsthand⸗ lungen sowie bei der Verlagsbuchhandlung von Max Pasch, Berlin SW., Lindenstraße 70, bewirkt werden. 1

Der akademische Rath zu Dresden hat das akademische Reisestipendium im Betrage von 2000 auf zwei Jahre dem Bildhauer Bruno Fischer, einem Schüler Schilling's, für seine Bewerbungsarbeit „Nach dem Sündenfall“ verliehen. Der Künstler erhielt im vorigen Jahre im Verein mit einem Architekten den Preis in der Bewerbung um einen monumentalen Brunnen für die Stadt hüngen Er hat das Wanderslebdenkmal im Berggarten zu Gotha geschaffen.

Sitzungsberichte der Königlich Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Berlin, Verlag d. Ak. d. W.; in Kommission bei Georg Reimer. In Heft 35, vom 19. Juli, wird eine Abhandlung von W. Dilthey veröffentlicht, welche die Frage betreffs der Möglichkeit einer allgemeingültigen pädagogischen Wissenschaft zu beantworten sucht. Ferner enthält das Heft eine Abhandlung von Otio Hirschfeld: „Zur Geschichte des römischen Kaisercultus“, in welcher zugleich nachgewiesen wird, daß die ältere christliche Kirche für ihre Konzilien und Priester die äußeren Formen, Namen und Abzeichen theilweise dem provinzialen Kaiserkult entlehnt hat, der drei Jahrhunderte hindurch das heidnische Wahrzeichen der römischen Reichseinheit im Osten und Westen gebildet hatte. Sodann berichtet (in einer von Hrn. Curtius der Akademie vorgelegten Mittheilung) Prof. Gustav Hirschfeld in Königsberg über Inschriften aus dem Norden Klein⸗Asiens, besonders aus Bithynien und Paphlagonien. Dieselben sind zum größeren Theil von dem Rittmeister W. von Diest auf einer Reise gesammelt, welche er im Anschluß an seine Aufnahme der Pergamenischen Landschaft gemeinsam mit dem Prinzen Carolath, Lieutenant im 1. Garde⸗Regiment z. F, durch das nörd⸗ liche Phrygien nach Bithynien im Sommer 1886 unternommen hat. Diesen Inschriften hat Prof. Hirschfeld noch diejenigen hinzugefügt, die er selbst von seiner paphlagonischen Reise im Herbst des Jahres 1882 mitgebracht hat. Die Nummer 36, vom 19. Juli, enthält eine von Hrn. von Helmholtz vorgelegte Mittheilung des Hrn. Prof, Ferdinand Braun in Tübingen, über elektrische Ströme, entstanden durch elastische Deformation, sowie eine Unter⸗ suchung von Hrn. Wilhelm von Bezold über eine nahezu 26tägige Periodizität der Eewitter Erscheinungen. Das von Broun, Horn⸗ stein, Liznar, P. A. Müller und Adolph Schmidt in einer jeden Zweifel ausschließenden Weise konstatirte Vorhandensein einer nahezu 26tägigen, mit der Dauer der Sonnenrotation zusammenfallenden Periode in den Schwankungen der verschiedenen erdmagnetischen Elemente wird darin von Bezord auch für die Häufigkeit oder Heftig⸗ keit der Gewitter nachgewiesen. In Nr. 37, vom 26. Juli d. J, kommen drei von Hrn. von Helmholtz der Akademie vorgelegte Ar⸗ beiten zur Veröffentlichung. Die erste derselben enthält experimen⸗ telle Untersuchungen über die psychophysische Fundamentalformel in Bezug auf den Gesichtssinn, von Dr. Arthur König und Dr. Eugen Brodhun in Berlin. Dann folgen: Untersuchungen über die Strahlung fester Körper, von Prof. H. F. Weber in Zürich (erste Mittheilung: Das Emissionsgesetz der Strahlung). Die dritte Arbeit be⸗ steht in einer zweiten Mittheilung von Prof. Ferdinand Braun

preußischen

in Tübingen: über Deformationsströme, insbesondere die Frage, ob „In einer ans Virchow in

dieselben aus magnetischen Eigenschaften erklärbar sind. durch Hrn. Waldeyer vorgelegten Arbeit von Dr. Berlin werden die physikalisch zu erklärenden Eigenschaften dargelegt, welche am Dotter des Hühnereies bei der mikroskopischen Untersuchung sichtbar werden. Endlich bringt das Heft eine weitere Fortsetzung der umfänglichen Abhandlung des Hrn L. Kronecker: Zur Theorie der allgemeinen komplexen Zahlen der Modulsysteme.

Von Heinrich Heine's sämmtlichen Werken, her⸗ ausgegeben von Dr. Ernst Elster (Leipzig, Bibliographisches Institut) sind der vierte und fünfte Band erschienen. Diese Ausgabe bietet durch Korrektheit des Textes, Reichhaltigkeit der Einleitungen und Anmer⸗ kungen sowie durch übersichtliche und zum ersten Mal genaue und voll⸗ ständige Lesarten mehr als irgend eine ihrer Vorgängerinnen und ver⸗ bindet mit vornehmster Ausstartung den billigen Preis von 16 für 7 starke gebundene Bände. Der vierte Band nimmt zum ersten Mal Heine's „Salon“ unter diesem Titel und unverändert in Heine's „Sämmtliche Werke“ auf. Der fünfte Band bringt „Französische Zustaͤnde“ und „Die romantische Schule“.

Im Jahre 1838 wurde die erste Eisenbahn in Preußen (von Berlin nach Potsdam) eröffnet und in demselben Jahre auch das Eisenbahngesetz (vom 3. November 1838) erlassen. Zeitgemäß erscheint es deshalb, auf die hinter uns liegenden 50 Jahre der Entwickelung einen prüfenden Blick zu werfen. Dies wird wesentlich erleichtert durch die kleine, im Verlage des Berliner Lithographischen Instituts (Julius Moser) erschienene „Eisenbahn⸗Geschichtskarte von Mittel⸗ Europa“. (Preis 1 ℳ) Dieselbe bietet eine Uebersicht der Eisen⸗ bahn⸗Eröffnungen von 1830 1889. Die neu hinzugekommenen Eisen⸗ bahnstrecken sind für jedes Jahrzehnt mit besonderer Farbe bezeichnet. In klarer und augenfälliger Weise giebt diese bildliche Darstellung Aufschluß über Fragen, welche aus fabellarischen Zusammenstellungen nur stückweise und mit großem Aufwand von Mühe und Zeit be⸗ antwortet werden können, z. B.: Welche Eisenbahnen bestanden im Jahre 1862 in Schlesien ꝛc.) Welchen Eisenbahnweg mußte man im Jahre 1850 einschlagen, um von Berlin nach Paris, von Kassel nach Wien ꝛc. zu fahren? In welchem Jahre ist die Eisenbahnlinie Köln⸗Frankfurt (M.)⸗Basel ꝛc. vollendet worden? u. a. m. Trotz des geringen Maßstabes von 1:5 Millionen sind in der Karte auch die Nebenbahnen (Sekundärbahnen) bezeichnet; dieselbe kann also gleichzeitig als Eisenbahn⸗Uebersichtskarte benutzt werden. Die Längengrade, welche sich auf anderen Karten meistens nur in mehr oder weniger weiten Zwischenräumen angegeben finden, sind hier für je ½ Grad, also von je 2 zu 2 Zeitminuten ausgezogen, von je 10 zu 10 Minuten aber mit verstärkten Linien bezeichnet, so daß ein Blick genügt, um den Zeitunterschied zwischen beliebigen Orten bis auf ½ Minute richtig abzuschätzen.

Ztg.“

Die am 20. d. M. erscheinende Nr. 2364 der „Illustrirten

Zeitung“ enthält u. A. folgende Abbildungen: Klytia. Marmor⸗

statue im Kaisergang des neuen Hofburg⸗Theaters in Wien. Modellirt von Johannes Benk. Helmuth Freiherr von Maltzahn⸗Gültz, der neue Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts. Villa Reiß zu Kron⸗ berg im Taunus, erworben von der Kaiserin Friedrich. Der Besuch Kaiser Wilhelm's II. in Wien. 2 Abbildungen. Das Kaiserliche Jagdschloß Mürzsteg. Das Kaiserliche Jagdschloß zu Neuberg. Major Barttelot. Die Quandt'sche Tabacksmühle, der Standpunkt Napoleon's während der Völkerschlacht bei Leipzig. Zum 75 jährigen Gedenktage der Völkerschlacht bei Leipzig. 14 Abbildungen.

Der soeben erschienene III. Quartalband der bei Carl Grüninger in Stuttgart erscheinenden Neuen Musik⸗ Zeitung“ zeichnet sich wieder durch Reichhaltigkeit des durch⸗ weg fesselnden Inhalts aus. Da finden wir Biographien und Porträts von Professor Dr. Immanuel Faißt, Peter Cornelius, Florian Zajic und Hermine Spies, eine Fülle interessanter Auf sätze und Erzählungen von Dr. August Reißmann, von Ernst Pasqueé, Emil Jonas, Sacher⸗Masoch, L. Erbach, C. Gerhard, M. Knauff, J. Baltz, Elise Polko und anderen sehr beliebten Autoren, ferner Kompositionen für Klavier, Lieder und Violinstücke von Franz Abt, F. Zajic u. A,, sowie einige weitere Lieferungen der als Gratisbei lage erscheinenden „Illustrirten Musikgeschichte“ von Dr. A. Svoboda und von Rob. Müsiols „Musiker⸗Lexikon“, endlich eine Menge kleiner interessanter Neuigkeiten, Humoresken und Anekdoten. 1

Wie die „Karlsruher Ztg.“ anzeigt, hat der Großherzog von Baden den Privatdozenten Dr. Ernst Fabricius von der Universität Berlin zum außerordentlichen Professor für alte Geschich an der Universität Freiburg ernannt. 1“

Gewerbe und Handel.

Vom oberschlesischen Montanmarkt gehen der „Voss. am 17. d. M. folgende Nachrichten zu: Nachdem die Erz⸗ bestände auf den Förderungen fast überall herabgegangen sind, wo⸗ gegen der Bedarf ein ansehnlicher ist, hält auf den beragbaulichen Unternehmungen in Oberschlesien eine schwunghaftere Thätigkeit an. Die Forderungen für erste Zinksorten lauteten auf 38,50 38,60 ℳ, auch mehr. Bei Raffinirzink bewegten sich dieselben zwischen 37,30. 37,50 37,60 Die anderen Zinksorten stellte man billiger an. Hochgeläutertes Blei rückte theilweise im Preise auf und wurde, je nach Posten, zu 28 28,50 29 sowie theurer berechnet. Andere Sorten standen entsprechend niedriger im Preise. Fertigfabrikate der Metallindustrie zogen weiter an. Die Verhältnisse auf den Roh⸗ eisenhütten sind hinsichtlich des ferneren Betriebsumfangs noch nicht unbedingt feststehend. Größere Abweichungen darin können sich in Kurzem ergeben. Es hängt das u A. von dem Fortbetrieb oder dem Kaltstellen einzelner abgenutzter Betriebe genannter Art ab. Die stärkere Ausnutzung des Hochofens auf der Falvahütte hat den Roheisenmarkt bislang unberührt gelassen, während die Inbetriebsetzung des neuen Hochofens auf der Friedens⸗ hütte der oberschlesischen Eisenbahnbedarfs⸗Aktiengesellschaft nur einen wünschenswerthen Zuwachs von Roheisen eigener Erzeugung eintragen wird. Der Eisen⸗ und Stahlwalzwerksbetrieb in Ober⸗ schlesien hat noch nie so große Mengen von Hochöfenprodukten auf⸗ gezehrt, wie in diesem Jahre, namentlich im Herbst. Bei den Eisen⸗ gießereien äußert sich wiederum ein Mehrbedarf an gutem Quali⸗ tätsmaterial. Die Roheisenausfuhr wird fortgesetzt. Als Tagespreis gelten für gewöhnliches Koksroheisen bis 5 ℳ, für Gireßereisorten 6— 6,15 ℳ, auch 6,20 6,30 Den zu Buch stehenden Bestellungen für Fertigeisen reihen sich fortwährend neue an. Die Stimmung im Eisen⸗ geschäft bleibt zuversichtlich. Ab Hütte kostet Stabeisen 14 —14,25 ℳ, gute Qualität, Feinkorn und Spezialfabrikat mehr, Formeisen 16—16,50 ℳ, Eisenblech 16,50 17 17,50 ℳ, Grundpreis. Obgleich auf dem Steinkohlenmarkt alle Voraussetzungen für ein reges Herbst⸗ geschäft, starker Bedarf an Industrie⸗ und Haueshaltskohlen, gute Nachfrage für gashaltige und backende Sorten ꝛc., sowohl vom In⸗ lande als von auswärts, vochanden sind, konnte sich der Eisenbahn⸗ verkehr noch nicht in dem erhofften Maße entwickein. Die Kohlen⸗ abladungen wasserwärts sind lebhaft. Mit den Preisanstellungen für später ist man bei sämmtlichen Kohlensorten sehr zurückhaltend.

Dem Geschäftsbericht des Bochumer Vereins für Berg⸗ bau und Gußstahlfabrikation pro 1887/88 entnehmen wir nach der „B. B.⸗Ztg.“ Folgendes: Die Beschäftigung der Gußstahlfabrik in dem abgelaufenen Geschäftsjahre war befriedigend. Allerdings war sie geringer als in früheren Jahren, jedoch etwas besser als in den letzten drei Vorjahren. Die Gesamm tproduktion an verkauften Fabri⸗ katen, einschließlich des verkauften Roheisens, betrug 154 815t im Rechnungsbetrage von 19 157 892 gegenüber 144 597 t ein⸗ schließlich Roheisen und 15 948 225 Einnahme in 1886/87. Nach⸗ dem die Verkaufspreise von Exportschienen durch die Aufhebung des internationalen Kartells unter die Selbstkosten herabgedrückt waren, wurde dieser Export eingeschränkt, dagegen an Stelle der Schienen das entsprechende Quantum Roheisen abgesetzt, dessen gegenwärtige Verkaufspreise einen mäßigen Gewinn einbringen. Auch wurde die Erzeugung und der Absatz mehrwerthiger Stahlartikel mit gutem Er⸗ folg gefördert, sodaß dadurch höhere Geldeinnahmen erzielt worden sind, denen allerdings auch vermehrte Ausgaben für höhere Herstellungs⸗ kosten gegenüberstehen. Nach der Bilanz beträgt der Brutto⸗Ueber⸗ schuß 2 522 152 gegen 2 281 777 in 1886/87. Abzüglich der zur richtigen Werthbemessung erforderlichen Abschreibungen im Be⸗ trage von 965 096 gegen 1 056 374 in 1886/87 verbleibt ein Reingewinn von 1 557 055 gegen 1 225 403 in 1886/87. Da der Reservefonds die statutgemäße Höhe erreicht hat, ge⸗ stattet der Reingewim dem Verwaltungsrath, unter Be⸗ rücksichtigung der starutarischen und kontraktlichen Tantièmen, der Generalversammlung die Genehmigung einer Dividende von 9 % gegen 7 % im Vorjahre vorzuschlagen, mit dem Antrage, den Ueberschuß, wie in früheren Jahren, nach dem Ermessen des Verwaltungsraths, für Unterstützungszwecke und zu Gratifikationen zu verwenden. An unerledigten Aufträgen sind in das neue Rechnungs⸗ jahr Bestellungen im Belauf von ca. 63 900 t gegen 51 400 t am 30. Juni 1887 übernommen worden. Am 1. d. M. betrug das vor⸗ bandene Arbeitsquantum 58 009 t gegen 57 000 t im Vorjahre. Im ersten Viertel des laufenden Geschäftsjahres beträgt der Gesammt⸗ absatz einschließlich Roheisen 39 202 t gegen 36 091 t in 1887/8,8.

Frankfurt a. M., 18. Oktober. (Getreide⸗ und Pro⸗ duktenbericht von Joseph Strauß.) Für Weizen ist bessere Tendenz eingetreten; der Besserung liegt die größere Thätigkeit des Konsums zu Grunde; ab Umgegend sehr stramm 18 ½ ¾ ℳ, man spricht von 19 ℳ, frei hier 19 ½ bezahlt, heute 19 ¾ gesordert, kurhessischer für Export 19 ¾ 20 ℳ, russische Sorten 22 ½ - 23 Roggen mehr beachtet, hiesiger prima fehlt, zu 16 ½ ge⸗ handelt, russische Sorten 16 ¾ bezahlt und käuflich, Bayern und Kurhessen bleiben anhaltend Käufer. Gerste flau; man drückte die Notiz für fränkische auf 17 herab, für Ried⸗ und Wetterauer auf 16 ½ ¼¾ ℳ, während prima ungarische sehr unregelmäßig gehandelt wird, 19 21 ½ ℳ. Hafer bleibt sehr knapp angeboten; der Bedarf mußte erhöhte Forderungen bewilligen, die Notiz 13 ½ ¾ bleibt, exquisit darüber. Raps anhaltend gefragt, 27 ½6 28 Kartoffeln erfreuten sich lebhaften Begehrs zu steigen den Preisen. Chilisalpeter und Thomasphosphatmehl wenig Geschäft; da Preise ab auswärts sehr boch, sind hiesige Reflektanten per Früh⸗ jahr zurückhaltend. Mehl verkehrte diese Woche in entschieden günstigerer Haltung; Lokowaare war sowohl von Seiten der Händler als auch der Bäckereien in erheblich besserer Frage. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 32 34 ℳ, Nr. 1 29 31 ℳ, Nr. 2 27 28 ℳ, Nr. 3 25 ½ 26 ⁄¾¼ ℳ, Nr. 4 21 22 ℳ, Nr. 5 18 19 ℳ, Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verbande 55 ½ 58 ½ ℳ%ℳ Nord⸗ deutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 27 ½ 28 ½ Hiesiges Roggenmehl Nr. 0 26—27 ℳ, Nr. 0/1 24 25 ℳ, Nr. 1 22 23 ℳ, Nr. 2 18 ½ 19 ½ Roggenkleie —- 5 ℳ, Weizenkleie 4 ½ ½ ℳ, Moostorfstreu, prima 1,35 ℳ, Spelzspreu 15⁄10 ½1 0 mℳ Mais sehr zuhig, 14 ½ übrig. (Sämmtliche Artikel bei Ab⸗ nahme von 200 Ctrn. an.) Rüböl im Detail 62 63