1888 / 269 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Nov 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Der hiesige chinesische Gesandte Hung hat sich im dienstlichen Auftrage seiner Regierung nach St. Petersburg begeben. Während der Abwesenheit desselben von Berlin fungirt der Legations⸗Sekretäar Wong⸗Fong⸗Tsau als interimistischer Geschäftsträger.

Der General⸗Feldmarschall Graf von Blumenthal, General⸗Inspecteur der 4. Armee⸗Inspektion und Chef des Reitenden Feldjäger⸗Corps, ist von Quellendorf hier wieder eingetroffen.

Zur Abstattung persönlicher Meldungen ist der General⸗Lieutenant von Laue, Kommandant von Metz, von getz hier eingetroffen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Ratrzek in Guttentag, Dr. Proske in Myslowitz, Dr. Moeser in Neisse, Dr. Frank in Tillowitz, Dr. Tiralla in Karls⸗ ruhe O.⸗Schl., Dr. Burwinkel in Freren, Dr. Ide in Neuenrade.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Credner, ist am 20. d. M. in Swatow eingetroffen und beabsichtigt, am 29. d. M. wieder in See zu gehen.

Bayern. München, 21. Oktober. (W. T. B.) Der Kronprinz von Griechenland traf in Begleitung seines Bruders, des Prinzen Georg, heute Vormittag hier ein und setzte nach kurzem Aufenthalt seine Fahrt nach Athen über Brindisi fort.

Württemberg. Stuttgart, 21. Oktober. Der König ist, wie der „St.⸗A. f. W.“ meldet, gestern Vormittag 10 Uhr 25 Minuten mit hohem Gefolge nach der Riviera abgereist. In der Begleitung Sr. Majestät befinden sich: General⸗ Adjutant Freiherr von Molsberg, Kabinets⸗Chef Staatsrath von Griesinger, Flügel⸗Adjutant Freiherr von Reischach, der Leibarzt, Ober⸗Medizinal⸗Rath Dr. von Fetzer, Geheimer Hofrath von Jackson, Kammerherr Freiherr von Brüsselle. Der König fährt durch den Gotthard, über Luino, Alessandria und Savona, ohne Genua zu be⸗ rühren, und langt heute 10 Uhr 25 Minuten in Nizza an. Der König hat in Betreff der Besorgung der Staats⸗ geschäfte während seiner Abwesenheit verfügt, daß Gegenstände von besonderer Wichtigkeit zur Einholung der Allerhöchsten Entschließung Sr. Majestät nachgesendet, die übrigen Ange⸗ legenheiten aber im Vollmachtsnamen des Königs auf den Vortrag der Minister von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm erledigt werden.

Baden. Karlsruhe, 20. Oktober. (Karlsr. Ztg.) Der Großherzog und die Großherzogin begaben sich heute Mittag in das Palais der hochseligen Prinzessin

arie und wohnten der Ueberführung der Leiche Höchst⸗ derselben aus dem Sterbezimmer in den Trauersaal an, wo der öffentliche Besuch gestattet war. Ihre Maäjestät die Kaiserin Augusta erschien um 12 ½ Uhr in dem Trauerhause zum Be⸗ such der hohen Anverwandten der verewigten Prinzessin. Der letztwilligen Bestimmung weiland der Prinzessin Marie von Baden entsprechend, soll die Beisetzung Höchstihrer Leiche auf dem Friedhof in Baden⸗Baden in einer be⸗ sonders zu erbauenden Kapelle stattfinden. Bis zur Vollendung derselben wird auf Wunsch der Fürstin von Hohenzollern und der Gräfin Festetics die Deponirung des Sarges mit der sterblichen Hülle der Prin⸗ zessin in der Fürstenkapelle des Klosters zu Lichten⸗ thal stattfinden. Alle Vorkehrungen dafür sind von dem Großherzog im Einverständniß mit dem Erzbischof von Frei⸗ Purg getroffen worden. Die feierliche Beisetzung wird nun am Montag, den 22. d. M., Nachmittags 2 Uhr, stattfinden. Der König von Sachsen wird zu dieser Feier nach Baden⸗ Baden kommen und am Sonntag Nachmittag daselbst einkreffen.

Hessen. Darmstadt, 20. Oktober. (Darmst. Ztg.) Die Peiserilt braen Victoria und Luise von Schleswig⸗ olstein trafen gestern Vormittag, von Wiesbaden kommend, zum Besuch der Großherzoglichen Familie hier ein und wurden am Bahnhof von der Prinzessin Alix empfangen.

Das heute ausgegebene Regierungsblatt Nr. 30 ent⸗ hält eine Bekanntmachung der Großherzoglichen Ministerien des Innern und der Justiz und der Finanzen, die Gleich⸗ stellung der Großherzoglich hessischen und der Königlich württembergischen technischen Hochschulen in Bezug auf die Ausbildung für den Staatsdienst im Bau⸗ und

Maschinenfach betreffend.

Bremen, 21. Oktober. (W. T. B.) Unter Betheili⸗ gung des Senats, der Bürgerschaft, der Handelskammer, der Gewerbekammer, der Spitzen der Militär⸗, Zoll⸗, Post⸗ und Telegraphen⸗Behörden sowie eines großen Theils der Bevölkerung begann heute Mittag die Feier der Eröff⸗ nung des neuen Freihafengebiets. Der mit der Bauleitung beauftragte Ober⸗Baudirektor Franzius übergab die mit großer Anstrengung geförderten Arbeiten dem Senat, wobei er die feste Ueberzeugung aussprach, daß alle Bauten sich bewähren und in naher und ferner Zeit der freien Hansestadt Bremen zum Segen gereichen würden. Im Namen des Senats und der Bürgerschaft übernahm Bürger⸗ meister Buff den Freibezirk mit seinen Hafen⸗, Lösch⸗ und Lade⸗Einrichtungen und übergab sodann dieselben dem öffent⸗ lichen Verkehr für den Handel und die Seeschiffahrt mit einer Rede, welche mit den Worten schloß: „Unter der un⸗ vergeßlichen Regierung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm I. ist das Werk, das wir heute feiern, begonnen; unter der Regierung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. übergeben wir es seiner Bestimmung. Unser Kaiser hält des Reiches Macht hoch, um durch sie dem Reiche den Frieden zu sichern. Diesen Willen weiß vor Allem eine Handelsstadt zu schätzen. Darum sage ich: Gott erhalte dem Kaiser die Kraft, durch die Macht des Reiches ein Hort des Friedens zu bleiben. Ich fordere Sie auf, in Liebe und Verehrung zu dem er⸗ lauchten Herrn einzustimmen in den Ruf: „Unser Allerdurch⸗

lauchtigster Kaiser Wilhelm II. lebe g 22. Oktober. (W. T. B.) Bei dem gestern Abend anläßlich der feierlichen Eröffnung des neuen Freihafengebiets im Museum gegebenen Festmahl brachte der Bürgermeister Luermann ein jubelnd aufgenommenes Hoch auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm aus.

Hamburg, 22. Oktober. (W. T. B.) Anläßlich des heutigen Geburtstages Ihrer Majestät der Kaiserin haben fast sämmtliche Theater Fest⸗Vorstellungen angemeldet. Die Stadt ist festlich geschmückt⸗

SDesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. Oktober. (W. T. B.)

rinz Heinrich von Preußen traf heute Vormittag hier ein und wurde am Bahnhofe von dem Kaiser und dem Kronprinzen, welche „preußische Uniform mit dem Schwarzen Adler⸗Orden angelegt hatten, empfangen. Auf dem Perron war eine vom Infanterie⸗Regiment Degenfeld gestellte Ehren⸗Compagnie aufgestellt, an deren rechtem Flügel der Corps⸗Kommandant General Kaiffel, der Divisions⸗General Zambauer und der Generalstabs⸗Chef des zweiten Armee⸗Corps, Oberst Dratschmid, standen. Außerdem waren der Statthalter von Nieder⸗Oesterreich, Freiherr von

Personal der deutschen Botschaft und der Polizei⸗Präsident von Kraus anwesend. Der Botschafter Prinz Reuß und der dem Prinzen zugetheilte Ehrenkavalier, Fregatten⸗Kapitän Graf Montecucculi, waren dem Prinzen bis Reka⸗ winkel entgegengefahren. Als der Zug in die Halle einfuhr, intonirte die Militärkapelle die preußische Nationalhymne. Der Kaiser eilte beim Halten des Zuges auf den Prinzen Heinrich, welcher die österreichische Uniform eines Korvetten⸗ Kapitäns trug, zu und begrüßte Höchstdenselben in überaus herzlicher Weise. Kronprinz Rudolf begrüßte den hohen Gast mit Kuß und Umarmung. Prinz Heinrich stellte sodann dem Kaiser sein Gefolge vor und schritt hierauf zur Rechten des Kaisers die Fesnt der Ehren⸗Compagnie ab. Nach Vor⸗ stellung der am Bahnhof versammelten Würdenträger geleitete der Kaiser seinen hohen Gast in offenem Wagen nach der Hof⸗ burg, wo Prinz Heinrich dieselben Räume bewohnt, die jüngst Kaiser Wilhelm inne hatte. Hier empfing Se. Königliche Hoheit alsbald die Besuche des Prinzen Gustav von Sachsen⸗ Weimar und des Vize⸗Admirals Freiherrn von Sterneck. Sodann stattete der Prinz bei den Erzherzögen Besuche ab. 2 die Hofburg zurückgekehrt, wurde Prinz Heinrich von dem Kaiser Franz Joseph empfangen, welchem Höchstderselbe seinen Dank für die Ernennung zum Korvetten⸗Kapitän abstattete. Bald darauf machte der Kaiser dem Prinzen seinen Gegenbesuch. Dem hierauf stattgehabten Dejeuner wohnte auch der Bot⸗ schafter Prinz Reuß bei. Später stattete Se. Königliche Hoheit dem Vize⸗Admiral von Sterneck einen dreiviertelstündigen Gegenbesuch ab. Inzwischen gaben der Minister des Aeußeren, Graf Kaälnoky, und der russische Botschafter, Fürst Lobanoff, bei Sr. Königlichen Hoheit ihre Karten ab. Heute Abend findet zu Ehren des Prinzen Hofdiner statt.

21. Oktober, Abends. (W. T. B.) Im Laufe des Nachmittags gab Prinz Heinrich seine Karte bei dem Grafen Kälnoky ab, machte dem Botschafter Prinzen Reuß und dessen Gemahlin einen Besuch und empfing um 5 Uhr eine Deputation der Marine⸗Offiziere unter der Führung des Vize⸗Admirals Freiherrn von Sterneck. An dem Hofdiner nahmen sämmtliche hier an⸗ wesenden Mitglieder des Kaiserhauses, die Chefs der obersten Hofchargen, Graf Kälnoky, Graf Taaffe, der Kriegs⸗Minister, der Vize⸗Admiral Freiherr von Sterneck und der Botschafter Prinz Reuß Theil. Den Thee nimmt Se. Königliche Hoheit heute Abend bei dem Erzherzog Karl Ludwig ein.

Wie die hiesigen Blätter betreffs der Verhandlungen über den bsterreichisch⸗schweizerischen Handelsvertrag melden, ist es der gestrigen Konferenz in Folge beiderseitigen Entgegenkommens gelungen, die bestandenen Differenzen wesentlich zu reduziren, sodaß eine Einigung nunmehr ziemlich sicher ist. Die Delegirten der Schweiz holten telegraphisch Instruktionen ein, und dürfte die morgen stattfindende Sitzung ein positives Resultat ergeben. In diesem Falle würde auch betreffs provisorischer Verlängerung des gegen⸗ wärtigen, am 7. November cr. ablaufenden Vertrages bis zum Jahresschluß ein Abkommen getroffen werden, was schon des⸗ halb nothwendig, weil die Unterfertigung des neuen Ver⸗ trages erst nach dem Abschluß des Tb11““ Ver⸗ trages möglich ist.

Großbritannien und Irland. London, 22. Oktober. (W. T. B.) Die Gerichtskommission zur Untersuchung der von der „Times“ gegen Parnell und die übrigen nationalistischen irischen Deputirten erhobenen Beschul⸗ —sn hat heute Vormittag unter lebhafter Betheiligung des Publikums ihre Arbeiten begonnen.

Frankreich. Paris, 20. Oktober. (Fr. C.) Der Finanz⸗Minister Peytral theilte im heutigen Minister⸗ rath den von ihm ausgearbeiteten Entwurf einer Einkommen⸗ steuer mit, über welchen das Kabinet in einer außerordent⸗ lichen Berathung am nächsten Montag endgültig schlüssig werden wird. Der Entwurf umfaßt 48 Artikel und bestimmt, daß die Steuer sich auf das gesammte Einkommen, das durch die schriftliche Erklärung des Steuerpflichtigen festgesetzt wird, erstreckt. Die Einkommensteuer läßt alle anderen Abgaben bestehen und wird, wo dies thunlich ist (bei Renten, Werth⸗ papieren u. s. w.), sofort bei der Einlösung der Coupons eingehoben.

(W. T. B.) Der General Miribel ist zum Kom⸗ mandirenden des VI. Armee⸗Corps, dessen General⸗ Kommando in Chalons sur Marne ist, an Stelle des Generals Février ernannt worden, welcher das Kommando niederlegte, da er die vorschriftsmäßige Altersstufe erreicht hat.

Der Kriegs⸗Minister de Freyeinet reist heute Abend zur Besichtigung einiger Befestigungen an der Grenze nach den See⸗Alpen ab.

In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde dem „Journal des Débats“ zufolge von dem Abg. Calvinhac der Entwurf einer Börsensteuer eingebracht. Derselbe wurde der Budget⸗Kommission überwiesen.

Nizza, 21. Oktober. (W. T. 18” Der König von Württemberg ist beute Vormittag hier eingetroffen und am Bfeeigöse von den Civil⸗ und Militärbehörden empfangen worden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 21. Oktober. (W. T. B.) Der Kaiser, die Kaiserin und der Groß⸗ fürst⸗Thronfolger sind am Sonnabend Mittag in Baku eingetroffen, woselbst sie von zahlreichen Deputationen begrüßt wurden. Unter diesen ist besonders diejenige der Turkmenen Transkaspiens, welcher sich die Wittwe des ehemaligen Chans von Merw, die im Jahre 1884 ihren Stamm überredete, sich Rußland zu unterwerfen, mit ihren zwei Söhnen an⸗ geschlossen hatte, zu erwähnen. Die Turkmenen brachten den Majestäten Salz und Brot auf werthvollen Schüsseln dar, überreichten der Kaiserin Teppiche und andere Handarbeiten tekinischer Frauen und schenkten dem Großfürst⸗Thronfolger einen mit Edelsteinen geschmückten Säbel. Am Nachmittag wohnten die Kaiserlichen Herrschaften der Grundsteinlegung

der orthodoxen Kathedrale in Baku bei und haben sodann

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Possinger, der Botschafts⸗Rath Graf Monts mit dem übrigen

die Nobel'schen und andere Naphthawerke esucht.

22. Oktober. (W. T. B.) Nach einer Meldung aus Baku sahen der Kaiser und die Kaiserin am Sonn⸗ abend von ihrem Quartier aus eine vorüberziehende Karawane, bestehend aus Kameelen, Maulthieren und mit einem Pferde bespannten hochrädrigen Wagen, welche ein deutliches Bild der Verkehrsweise zwischen Trans⸗ kaukasien und Central⸗Asien darstellte, an. Am Abend besuchte die Kaiserin mit ihren Söhnen einen uralten Hindu⸗ Feuertempel und die Werke der Baku⸗Naphtha⸗Compagnie. Gestern, am Spätabend, reiste die Kaiserliche Familie nach Karojosy, einer Station der Bahn nach Tiflis, wo eine zweitägige Hofjagd stattfinden wird, und begiebt sich darauf nach Kutais.

Italien. Rom, 20. Oktober. (W. T. B.) Der König, die Königin und der Kronprinz sowie der Herzog und g Heqegin von Aosta sind heute Nachmittag nach Monza abgereist.

Ein hiesiger Korrespondent eines auswärtigen Blattes hat gemeldet, daß die Königliche Näst „Savoia“ sich elegentlich de Seemanöver bei Castellamare in Ge⸗ fahr befunden habe. Diese Nachricht hat hier größtes Er⸗ staunen erregt, da dieselbe vollständig aus der Luft gegriffen ist.

Spanien. Madrid, 20. Oktober. (W. T. B.) Canovas del Castillo, welcher gestern in Saragossa eingetroffen ist, wurde daselbst die Zielscheibe feindlicher Kund⸗ gebungen Seitens der föderalistischen Partei. Eine Volksmenge Eütcfäng denselben mit Pfeifen und zertrümmerte die Fenster seiner Wohnung. Die Gendarmerie zerstreute die Ruhestörer und nahm mehrere Verhaftungen vor. Die Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden statteten Canovas einen Besuch ab, bei welchem dieselben ihr lebhaftes Bedauern über den Zwischenfall kundgaben.

21. Oktober. (W. T. B.) Die konservative

Partei in Saragossa gab dem ehemaligen Minister Canovas del Castillo zu Ehren ein Banket. Canovas hielt dabei eine Rede, in der er sich als entschiedener Gegner des allgemeinen Stimmrechts erklärte. 22. Oktober. (W. T. B.) Der Ministerrath hat sich in der gestern abgehaltenen Sitzung über die Frage, be⸗ treffend die militärischen Reformen, geeinigt, sodaß die Ministerkrisis als beseitigt gilt. Die Cortes werden Mitte des Dezember zusammenberufen werden, um über die militärischen Reformen zu berathen.

Schweiz. Zönich, 20. Oktober. (W. T. B.) Der Präsident des Schulraths der hiesigen eidgenössischen polytech⸗ nischen Schule, Dr. Kappler, welcher von 1848 bis 1851 Mitglied des Ständeraths und viermal dessen Präsident war, ist gestorben.

Griechenland. Athen, 21. Oktober. (W. T. B.) Die Königin traf heute Morgen hier ein. Der König, der Kronprinz von Dänemark, die Minister und das diplomatische Corps empfingen dieselbe auf dem Bahnhofe.

Serbien. Belgrad, 20. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Polit. Corresp.“ meldet, nahm der König die Demission des Finanz⸗Ministers Rakic an und betraute den Minister des Auswärtigen, Mijatovic, mit der einstweiligen Leitung der Finanzen.

Der König hielt Nachmittags im Beisein der fremden

Militär⸗Attachs eine Truppenrevue ab. 21. Oktober. (W. T. B.) Der Minister zur Dispo⸗ sition, Franassovie, begiebt sich in Vertretung des Königs mit dem Adjutanten desselben, Major Kumric, zur Ju⸗ biläumsfeier nach Athen.

Zeitungsstimmen.

Zur heutigen Feier des Geburtstages

1 Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin schreibt das „Berliner Fremdenblatt“:

Zum ersten Male, seitdem die Krone das Haupt unserer Erhabenen

Kaiserin schmückt, naht sich der Tag, an dem wir sonst unser Kaiser⸗ und

Königspaar in Versen zu begrüßen pflegen, unsere Glückwünsche zu dem Wiegentage in jubelnden Strophen an des Thrones Stufen tragen. Der Ernst des Jahres 1888 macht, angesichts zweier Kaiser⸗Katafalke, die laute Freude schweigen, mahnt aber desto inniger unsere Seele zum Aufblick nach dem hehren Kaiserthron, den ein junges, edles, lebensfrisches Fürstenpaar schmückt, noch so kurze Zeit das Scepter in der Hand und schon so siegreich in der Eroberung der Herzen eines großen Volkes!

Unser theurer Kaiser kehrt zu dem Freudentage Seines König⸗ lichen Hauses von einem friedlichen Siegeszuge zurück, wie vor ihm noch kein Monarch. Er kehrt zurück mit der Friedenspalme, die Er Seiner Hohen Gemahlin zu ihrem Wiegentage in den Schooß legt, das schönste Angebinde, das nur die Mächtigen unter der Menschbheit spenden können.

Schaut auch der Blick noch zurück auf eine schwere Zeit, trennen auch nur wenige Tage den Wiegentag des theuren Hochseligen Vaters von dem der geliebten Gemahlin, so hat des Himmels Segen doch die Zukunft unseres theuren Kaiserpaares gar hoffnungsfreudig ge⸗ staltet, indem fünf herrliche Prinzen der Fürstlichen Mutter an ihrem Geburtstage Blumen auf den Weg streuen und das Auge der hohen Frau bei ihrem Anblick verklären machen.

Welch' ein herrliches Bild diese deutsche Kaiserfamilie, durch Trauer und Leid geführt zum erhabensten Throne, aber gesegnet mit einem wahrhaft demüthigen, christlichen Herzen, vollbewußt der großen Mission, die das Schicksal früh in die Hände des jungen Paareh legte, einer Mission, die erfüllt, zu den erhabensten Thaten des Jahrhunderts zählen darf, denn sie ist gerichtet auf den Frieden und die Woblfahrt eines treuen, biederen Volkes.

So möge denn der ernste hohe Wiegentag in unserm Kaiserhause der Anfang unwandelbaren Glückes sein, möge unsere erbabene Kaiserin des Himmels reichsten Segens bei all ihrem Thun und Wünschen theilhaftig werden und im Kreise ihrer hoben Familie, wie inmitten ihres Volkes, von Liebe, Treue und Dankbarkeit getragen, jene Glüͤck⸗ seligkeit finden, die das irdische Dasein den Besten unter den Fürstinnen zu verleihen im Stande ist! 8

Die „Vossische Zeitung“ sagt: 8

Nach der tiefen Trauer, mit welcher das deutsche Volk in diesen Tagen das Andenken eines unvergeßlichen Todten gefeiert hat, wenden sich die Blicke mit herzlicher Theilnahme einem freudigen Feste zu das die Kaiserliche Familie am morgigen Tage begeht. An der Seite ihres Erlauchten Gemahls, der von der Reise, die er zur Sicherung des Friedens unternommen, freudig begrüßt von seinem Volke, heim⸗ gekehrt ist, in der Mitte ihrer fünf blühenden Söhne, feiert morgen die Kaiserin Augufta Victoria ihren 30. Geburtstag, den ersten, ihr als deutsche Kaiserin zu feiern beschieden ist. Die Trauer ö- den dahingeschiedenen edlen Vater unseres Herrscherpaares verwebr jede lautere Freudenkundgebung; aber an dem stillen Familienglüͤc,

wel

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ches der hohen Frau als schönstes Geschenk beschieden ist, nimmt auch das deutsche Volk stillen, herzlichen Antheil und reiht den Glück⸗ wünschen, welche am morgigen Tage der deutschen Kaiserin von nah und fern zugehen werden, mit warmer Empfindung seine eigenen an.

Zur Rückkehr Sr. Majestät des Kaisers schreibt der „Hannoversche Courier“:

Kaiser Wilhelm trifft heute wieder in seiner Residenz an der Havel ein. Ueberall in deutschen Landen tönt ihm ein vieltausend⸗ faches „Willkommen in der Heimarh“ entgegen, schlagen die Herzen höher bei dem frohen Gedanken, den Schirm und Hort des Deutschen Reichs wieder in unserer Mitte zu haben. Nicht ohne bange Sorgen sahen wir den jungen Herrscher seine Fahrt antreten von den Höhen des Teutoburger Waldes, wo Hermann den Varus schlug, nach der ewigen Stadt, in der leicht Heimtücke und Verrath lauern konnten, und die schon so oft für das deutsche Volk verhängnißvoll geworden ist. Doch wir dürfen uns glücklich preisen, daß die trüben Ahnungen, die sorgen⸗ volle Gemüther erfüllten, nicht eingetroffen sind. Der Kaiser kehrt in vollkommener Rüstigkeit zu uns zurück, seine körperliche und geistige Spannkraft hat die ungeheuren Strapazen mit Leichtigkeit überstanden. Wohin man hört, herrscht nur eine Stimme der Bewunderung und des Staunens über die phänomenale Ausdauer und Widerstandskraft, mit welcher der Kaiser die tausendfachen überwältigenden Eindrücke, die im Lauf der letzten Wochen tagtäglich, fast stündlich, auf ihn ein⸗ stürmten, ohne Ermatten in sich aufgenommen hat. Diese Reise war keine Lustfahrt nach höfischem Brauch mit rauschenden Festlichkeiten und ceremoniellen Nichtigkeiten; sie läßt sich in den Rahmen einer „Antrittsvisite“, wie sie bezeichnet worden ist, nicht fassen, sie ist eine geschichtliche That von weithintragender Bedeutung, deren Wirkung sich heute noch nicht absehen läßt.

So herzlich und mit offenen Armen ist noch kein Kaiser empfangen worden, wie Kaiser Wilhelm in München, in Stuttsart und in Wien. Da galt es nicht mehr, trübe Erinnerungen zurückzudrängen, wie es doch einst bei solchen Besuchen Wilhelm's I. mehr oder weniger der Fall war; der Enkel, welcher die ruhmvolle Erbschaft seiner Väter angetreten hat, trägt keine Schuld mehr an dem Umschwung der Dinge, der seit einem Vierteljahrhundert in Deutschland sich voll⸗ zogen hat. Im Süden des Reichs hat sich der Kaiser wie sein erlauchter Vater die Herzen im Sturme gewonnen, wußte er doch jene Seite des Volksgemüths anzuschlagen, die überall einen so mäch⸗ tigen Widerhall findet. „Auch in meinen Adern rollt füddeutsches Blut“, mit diesen Worten, an der Königlichen Tafel zu Stuttgart gesprochen, hat Kaiser Wilhelm die noch immer nicht ganz überwun⸗ dene Kluft zwischen Nord und Süd in Wahrheit überbrückt. Das hat man am Neckar und an der Isar wohl herausgefühlt. Die Be⸗ grüßung mit dem Kaiser Franz Joseph trug gleichfalls den Charakter aufrichtiger Herzlichkeit, hier sprachen aber die Faktoren der hohen Politik schon gewaltig mit, es galt, den deutsch⸗österreichischen Bund in seiner Unerschütterlichkeit von Neuem dem scharf auslugenden Europa vor Augen zu fuͤhren. Dieses Bündniß bildet den inneren Kern der großen Friedensliga, welche die kriegslüsternen Elemente des Welttheils in Schach hält. Die Reise nach Wien und Rom war die nothwendige Ergänzung zu der Nordlandsfahrt des Kaisers, die Art bisher ohne Seitenstück in der Geschichte Deutschlands dasteht.

In der „Danziger Allgemeinen Zeitung“ lesen wir unter der Ueberschrift „Wieder in der Heimath“:

Aus dem sonnigen Süden, der ihn mit einer reichsten Farben⸗ pracht, mit einem unbeschreiblichen Enthusiasmus herzlichster Freude umfing, kehrt Kaiser Wilhelm wieder heim in die alten Stammlande des brandenburgischen Hauses, und im Herbstgewande begrüßen ihn die blauen Seen, die dunklen Kiefernwälder, die Eichen und Buchen der heimathlichen Mark. Was auch die Ferne ihm an glanzvollem Prangen geboten, es reicht nicht an jene sicher und bewußt in sich selbst ruhende Kraft hinan, welche die Adler von Brandenburg und Preußen durch die sturmbewegte Geschichte der Jabrhunderte bis zu der Höhe getragen, von der heute ein Kaiserhaupt über Deutschland 89 als treuer Wächter unserer Wohlfahrt und des Friedens der

elt.

Und als treuer Wächter war Kaiser Wilhelm ausgezogen, um zu⸗ nächst den Fürsten in Süddeutschland Dank zu sagen für ihre Hal⸗ tung in schwerer Zeit und Hand in Hand mit ihnen angesichts der deutschen Stämme die Reichs⸗ und Volksgemeinschaft neu zu besiegeln, zu welcher sein großer Vorfahr Altdeutschland unauflöslich verbunden hat. Der helle, frohe Jubel aus Schwaben, Baden und Bayern ge⸗ leitete ihn dann in das verbündete Oesterreich, welches er gleichsam an der Spitze der seft tat Kraft des Reichs als neuer Kaiser und alter Bundesgenoß betrat. In herzlicher Freundschaft, nicht ohne tiefe Bewegung, empfing Kaiser Franz Joseph den erhabenen Gast, und noch klingen in Europa die Worte wieder, in welchen die Herzens⸗ gemeinschaft der Fürsten, die Bundes⸗ und Waffengemeinschaft ihrer Völker die feierliche Weihe empfing9.

War der Kaiser in Oesterreich der Gast des Hofes gewesen, jen⸗ seit der Alpen war er der Gast Italiens und seines Königs. Be⸗ geisterter ist wohl noch niemals ein fremder Herrscher empfangen worden, als wie der Enkel Wilhelm's, der Sohn Friedrich's, in Rom und Neapel. Auf dem von den Kämpfen und dem Ringen der jüng⸗ sten Vergangenheit noch heißen Boden begrüßte ihn stürmisch ein dankbares Volk, welches in dem Kommen des deutschen Kaisers mit Recht die feierliche Bekräftigung eines Bündnisses erblickte, das als ein Vermächtniß der Wiederhersteller beider Reiche auch Italien die heißen Schlachten und schweren Sorgen zu sichern be⸗

immt ist.

Es waren auf weltgeschichtlichem Boden geschichtlich denkwürdige Tage, und nabheliegend die Vergleiche mit den vergangenen Jahr⸗ hunderten deutscher Geschichte. Noch niemals hatte ein deutscher Kaiser so sein Friedensbanner bis Süd⸗Italien getragen. In Stutt⸗ gart hatte der Kaiser des ruhmvollen Geschlechts der Hohenstaufen gedacht, in Neapel ward ihm aus der Mitte der Bevölkerung has Gedächtniß des großen Kaisergeschlechts erneuert, „welches für Italien I während die französische Herrschaft nur Unterdrückung ge⸗ zeigt habe“

Die hohe Bedeutung, zu welcher in den Augen der uns befreun⸗ deten Völker die Besuche unseres Kaisers emporgestiegen sind, nicht nur der befreundeten Völker, sondern in den Augen von Freund und

eind, ist in ganz Deutschland tief empfunden worden, und der

ank, welchen der Ober⸗Bürgermeister von Berlin Namens der Reichshauptstadt dem König von Italien darbrachte, der Beschluß der städtischen Behörden, dem Kaiser bei seiner Rückkehr eine Huldigung zu bereiten, giebt nur den Empfindungen beredten Ausdruck, welche die Nachrichten aus Wien, Rom und Neapel in allen deutschen Hesten Frsst haben. Wie er bei der Eröffnung des Reichstages verheißen, hat der kaiser sich „in den Dienst des Friedens gestellt“, indem er persönlich die alten Freundschaftsbande erneuerte, andere neu knüpfte, und so der Welt bekundete, daß der Tod Kaiser Wilhelm's und Kaiser Pe Europa nicht der Wohlthaten beraubt habe, die der

riedensbund Deutschlands mit Oesterreich und Italien den Völkern verbürgte. Im Interesse dieses Friedens ist die Kaiserreise ein großer und glücklicher Erfolg gewesen, den der Kaiser mit rastloser

ufopferung seines persönlichen Behagens im Dienst seiner Pflicht, seines Landes und Volks davongetragen, und dankerfüllt ruft ihm Deutschland bei der Heimkehr von diesem friedlichen Siegeszug ein frendiges, herzliches: „Willkommen!“

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 43. Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Bestellung von Reichsbevoll⸗ mächtigten und Stations⸗Controleuren. Konsulatwesen: Ernennung; Exequatur⸗Ertheilung. Bankwesen: Status der deutschen Notenbanken Ende September 1888. Polizeiwesen: Ausweisung

on Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 44. Inhalt: Bescheidungen: vom 10. Oktober 1888. Aushändigung der vom Auslande mit der Aufschrift „An A. für B.“ eingehenden Sendungen.

.“ Statistische Nachrichten.

Nach dem „Just.⸗Min.⸗Bl.“ waren bei den preußischen Justiz⸗ behörden am 1. Juli 1888 3216 Referendare beschäftigt, gegen 3385 am 1. Juli 1887, 3724 am 1. Juli 1886, 3839 am 1. Juli 1885 u. s. w. Die meisten Referendare zählte das Departement des Kammergerichts 638 (gegen 644 in 1887, 424 in 1876), demnächst Breslau 533 (gegen 355 in 1887, 398 in 1876).

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Australien. Zeitungsnachrichten zufolge ist die zur Zeit für alle aus Java nach den Häfen von Queensland kommenden Schiffe bestehende 14 tägige Quarantäne seit dem 2. September 1888 aufgehoben worden.

Gewerbe und Handel.

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Am 9. d. M. ist einem Geldgeschäft zu Liverpool ein Betrag von 2485 Dollars in amerikanischem Geld und kanadi⸗ schen Noten abgeschwindelt worden.

Der Betrag bestand aus:

1) amerikanischen Noten 1704 Dollars in 17 Päckchen, jedes mit 100 Dollars, hauptsächlich Zwanzigern, Zehnern und Fünfern,

2) amerikanischem Golde 295 Dollars,

3) kanadischen Noten 480 Dollars, bestehend aus einer Note über 100 Dollars und der Rest aus Zehnern, Fünfern und kleineren Noten,

4) Silber 6 Dollars. B * Ge Die ganze Summe ist gleich 510 Pfd. Sterl. in englischem

elde.

Es ist eine Belohnung von fünfzig Pfund Sterling ausgesetzt, welche bei Ergreifung und Ueberführung des Schwindlers und Wieder⸗ erlangung der entwendeten Summe eventuell nach Verhältniß des wieder erlangten Geldes Seitens der Herren Thos. Cook & Son, Lord Street, Liverpcol, ausgezahlt werden wird.

Als Thäter wird ein Mann bezeichnet, der sich Father Macdonald nannte und in dem bezeichneten Geldgeschäfte angab, daß er eine An⸗ zahl junger Leute nach Kanada zu begleiten habe und 500 bis 600 Pfd. Sterl. in amerikanischem und kanadischem Gelde brauche, welches er nach dem Presbyterium einer römisch⸗katholischen Kirche in Liver⸗ pool zu schicken bat. Letzteres geschah und wurde das Geld ihm dort übergeben, worauf er sich zurückzog, angeblich um von dem vorgesetzten Rektor den Gegenwerth von 510 Pfd. Sterl. zu holen. Anstatt dessen verschwand er und es ergab sich, daß Niemand im Pres⸗ byterium ihn kannte. Er ist etwa 35 40 Jahre alt, 5 Fuß 9 oder 10 Zoll (englisch) groß, von bleicher Gesichtsfarbe, länglichem Gesicht, breitschultrig, glattrasirt, hat vorstehende Backenknochen, buschige dunkie Augenbrauen, breiten Mund, dicke Lippen und mitten auf der Oberlippe einen kleinen Auswuchs. Er spricht das Englische mit leichtem amerikanischen Accent, war als Priester gekleidet und trug eine kleine schwarze 8 1

Berlin, 20. Oktober. (Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersty.) Ia. Kar⸗ toffelmehl 24 ½ 25 ½ ℳ, I2. Kartoffelstärke 24 25 ℳ, IIa. Kar⸗ toffelstärke und Mehl 21 ½ 23 ½ ℳ, feuchte Kartoffelstärke loco und Parität Berlin 12,75 13 ℳ, gelber Syrup 24 25 ℳ, Capillar Export 27 ½ 28 ½ ℳ, do. Syrup 25 ½ 26 ½ ℳ, Kartoffelzucker Capillar 26 27 ℳ, do. gelber 25 25 ½ ℳ, Rum⸗Couleur 34 40 ℳ, Bier⸗Couleur 34 40 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 33 34 ℳ, Dextrin, sekunda 27 29 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 37 39 ℳ, Weizenstärke (großstück.) 43 44 ℳ, Hallesche und Schlesische 43 44 ℳ, Schabe⸗Stärke 32 36 ℳ, Mais⸗ Stärke 34 36 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 45 47 ℳ, do. (Stücken) 42 44 ℳ, Victoria⸗Erbsen 18 21 ℳ, Kocherbsen 18 21 ℳ, grüne Erbsen 18 21 ℳ, Futtererbsen 16 16 ½ ℳ, Leinsaat 21 ½ —23 ℳ, Mais loco 14 ½ 15 ½ ℳ, Linsen, große 44 54 ℳ, do. mittel 32 44 ℳ, do. kleine 24 30 ℳ, gelber Senf 18 26 ℳ, Kümmel 48—54 ℳ, Buchweizen 15—-16 ℳ, inländische weiße Bohnen 21 22 ℳ, breite Flachbohnen ℳ, ungarische Bohnen 21 22 ℳ, galizische und russische Bohnen 19 20 ℳ, Hanfkörner 19 20 ℳ, Leinkuchen 16 18 ℳ, Mohn, weißer 40 44 ℳ, do. blauer 39 42 ℳ, Raps⸗ kuchen 15 ½ 16 ½ ℳ, Weizenschale 10,50 ℳ, Roggenkleie 11,00 ℳ, Hirse, weiße 18 22

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Koheisenproduktion des Deutschen Reichs (einschl. Luxemburgs) im Monat Sep⸗ tember 1888 auf 353 812 t, darunter 1,2 028 t Puddelroheisen und Spiegeleisen, 34 745 t Bessemerroheisen, 102 900 t Thomas⸗ roheisen, und 44 139 t Gießereiroheisen. Die Produktion im Sep⸗ tember 1887 betrug 337 638 t. Vom 1. Januar bis 30. September 1888 wurden produzirt: 3 168 641 t gegen 2 849 491 t im gleichen

Zeitraum des Vorjahres.

Wien, 22. Oktober. (W. T. B.) Von den theils im eigenen Betriebe, theils im Staatsbetriebe gestandenen 177 km der Oesterreichischen Lokal⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft betrugen pro September d. J. die provisorischen Brutto. Einnahmen 88 205 Fl. gegenüber einer provisorischen Brutto⸗Einnahme von 83 525 Fl. und einer definitiven von 84 646 Fl. im Vorjahre. Für die Zeit vom 1. Januar bis Ende September 1888 betrugen die provisorischen Einnahmen 603 163 Fl. gegenüber den provisorischen Einnahmen des Vorjahres von 577 682 Fl. und den definitiven Einnahmen von 619 824 Fl. Die Einnahmen der am 26. Februar cr. eröffneten 27 km langen Theilstrecke Niederlindewiese Ziegenhals, welche in obenerwähnten 177 km nicht inbegriffen ist, betragen bis Ende September 52 432 Fl.

Wien, 22. Oktober. (W. T. B.) Hiesige Blätter melden die gestern erfolgte Unterzeichnung des ungarischen Konver⸗ sionsgeschäfts. Die Berathungen über die Operationen werden erst hier stattfinden. Der Abschluß erfolgte für die gesammten in Frage stehenden Eisenbahn⸗Prioritäten und für die Grundentlastungs⸗

bligationen.

London, 20. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten.

22. Oktober. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 13. bis zum 19. Oktober: Englischer Weizen 6054, fremder 65 678, englische Gerste 1933, fremde 34 919, englische Malzgerste 16 177, fremde —, englischer Hafer 2160, fremder 104 573 Orts. Englisches Mebl 19 851, fremdes 46 143 Sack.

Glasgow, 20. Oktober. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 1 016 760 Tons gegen 924 029 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 85 gegen 83 im vorigen Jahre.

New⸗York, 20. Oktober. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 8 634 041 Doll., davon für Stoffe 2 120 775 Doll. Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 9 053 931 Doll., davon für Stoffe 2 288 502 Doll.

Verkehrs⸗Anstalten.

Die Post von dem am 12. September von Sydney abge⸗ gangenen Reichs⸗Postdampfer „Hohenzollern“ ist in Brindisi eingetroffen und gelangt für Berlin voraussichtlich am 25. Oktober früh zur Ausgabe.

Das „Deutsche Verkehrs⸗Gewerbe.“ Mittheilungen der Organe der Fuhrwerks⸗Berufsgenossenschaft und Fachzeitschrift für Fuhrwesen und verwandte Gewerbe, Pferdezucht ꝛc (Redaktion und Expedition: Berlin NO, Georgenkirchstraße Nr. 46) enthält in Nr. 9 einen Artikel: „Die Asphaltstraßen und ihre Behandlung“, auf den wir hierdurch aufmerksam machen.

Hamburg, 21. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Holsatia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Artiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen und der Postdampfer „Gellert“ von derselben Gesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute früh Lizard passirt.

Triest, 22. Okrober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Vorwärts“ ist heute früh aus Konstantinopel hier ein⸗ getroffen.

London, 20. Oktober. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Spartan“ ist heute auf der Heimreise von Lissabon ab⸗ gegangen.

Theater und Musik.

Königliche Schauspiele. Das Abschiedsgesuch der Fr. Sachse⸗Hofmeister ist von der General⸗Intendantur abschlägig beschieden worden. Für den November wird die Neuaufführung der Oper „Die Königin von Saba“ vorbereitet. Die „Königin“ werden Fr. Sachse⸗Hofmeister und Fr. Staudigl, die „Sulamith“ Fr. Pier⸗ son⸗ den „Assad“ Hr. Rothmühl und den „Salomo“ Hr. Betz ingen.

Am Sonnabend brachte das Deutsche Theater wieder drei einaktige Lustspiele zur Aufführung, welche sich zu einem für die Bühne erfolgreichen und für die Zuschauer vergnüglichen Ganzen ver⸗

reinigten. Man begann, was sich bei früherer Gelegenheit schon be⸗

währt hat, mit der am ernstesten und vornehmsten angelegten Arbeit und endigte mit einem ausgelassenen und derben Schwank. Dem Lustspiel „Frühling im Winter“, welches den Abend eröffnete, liegt ein sehr hübsches Problem zu Grunde, welches der talentvolle Verfasser zierlich und gefällig gelöst hat. Ein reicher blasirter Herr will seinem nutz⸗ losen Dasein aus Langeweile ein Ende machen, er grübelt nur noch über die am wenigsten anstrengende Art, sich zum Leben hinauszustehlen, nach und benutzt die Ueberlegungszeit, um Abschiedsbesuche zu machen. Diesem entnervten Mann stellt der Dichter eine junge, lebensprühende Frau gegenüber, welche durch kleine listige Angriffe mit vielem herzgewinnenden Humor die Todessehnsucht aus dem Felde schlägt und die Antheilnahme am Leben durch physische und psychische Mittel wieder erweckt. Die einheitliche Wirkung des kleinen Lust⸗ spiels wird aber doch durch einen leisen Mißton gestört, welcher auf dem unlösbaren Widerspruch zwischen dem sorglosen Scherz und dem bitteren Ernst des Todes beruht, obgleich der Dichter taktvoll die Grenzen launiger Unterhaltung innehielt. Jedenfalls erwies sich das kleine Lustspiel durch die Idee wie durch die hübsche Ausführung als die geist⸗ und werthvollste Gabe des Abends. Frl. Sorma spielte die lebensvolle Leonie mit Wärme und geistiger Ueberlegenheit; den eisigen, gelangweilten Grafen gab Hr. Nissen Anfangs etwas zu kühl und steif, später fand er für die erwachende Antheilnahme am Leben natür⸗ licheren Ausdruck. Das Stück wie die Darstellung fanden reichen Beifall, welcher den Dichter vor der Gardine zu erscheinen zwang. Das behaglichste und naivste kleine Werk war das zweite, „Quintus Horatius Flaccus“, ein Lustspiel in einem Akt von H. Müller. Hier ist eine echte Lustspielidee in harmloser, manchmal beinahe kind⸗ lich heiterer Weise durchgeführt worden. Ein Gymnasiallehrer und ein Abiturient lieben zwei Schwestern; während der seine Schüler⸗ laufbahn abschließende Gymnasiast mit kühner Zuversicht und naiver Keckheit dem Töchterschulenbackfisch den Hof macht und sein Herz und seine Hand anbietet, kann der zwar gelehrte, aber schüchterne und un⸗ gelenke Herr Professor, dessen Lieblingsdichter Horaz doch die Weltlust mit heiterer Grazie genießen lehrt, keine Worte für den Ausdruck seiner Liebe finden; er würde ewig der schmachtende Liebhaber bleiben, wenn nicht ein Liebeslied seines Schülers, in die Blätter eines horazischen Werkes sich verirrend, welches der Professor der Geliebten überreicht, für denselben die lange erwarteten Worte spräche. Als Schluß ergab sich hier ein herzhafter Lacherfolg, welchen neben einigen alten kindlichen Scherzen einige hübsche sprachliche Einfälle und humorvolle scenische Wendungen herbeiführten. Diesmal dankte Hr. Direktor L'Arronge mehrfach für den nicht anwesenden Verfasser. Die Kleinigkeit wurde übrigens mit erguickender Frische und Natürlichkeit gespielt. Für den kleinen Backfisch konnte kaum eine anmuthigere Vertreterin gefunden werden, als Frl. Hausner, welcher die kindische Verzweiflung und kindliche Schelmerei reizend zu Gesicht stand. Frl. Meyer war eine graziöse junge Wittwe. Den Gymnasiasten gab ein junger Anfänger, Hr. Steffter, in seinem Aeußern glaubwürdig; der junge Künstler scheint Fähigkeit und Strebsamkeit zu besitzen, sodaß man auf eine erfreuliche Ent⸗ wickelung seines Könnens rechnen darf. Eine köstliche Gabe bot Hr. Sommerstorff als pedantischer, verliebter Professor; seine Sprache und sein Mienenspiel waren lebenswahr und voller Humor sodaß ihm ungetheilte Anerkennung für die feinfühlige Leistung gezollt werden muß; auch Hr. Mertens als treuherziger alter Diener darf nicht unerwähnt bleiben. Das Schlußstück „Zwei Taube', ein Schwank in einem Aufzug nach dem Französischen des Moinaux, war das geräuschvollste des Abends. Der älteren Arbeit hält man die grobkörnigen Witze zu Gute, welche den beiden Komikern des Deutschen Theaters, Hrn. Tewele und Hrn. Engels Gelegenheit gaben, ihre Kräfte an Geist und Humor glänzen zu lassen. Daß ein tauber Herr von seinem Diener, der die ig lichfte Miene aufsetzt, mit halbleise gesprochenen Grobheiten derbster Art traktirt wird und zwei sich für taub haltende Herren sich gegenseitig laut Höflichkeiten zuschreien und halblaut Derbheiten und allerhand Un⸗ angenehmes sagen, kang bei vorzüglicher Darstellung auf die Lach⸗ muskeln, aber nicht auf Geist und Gemüth wirken. Die lärmende Heiterkeit, welche auf der Bühne herrschte, theilte sich schließlich auch dem Publikum mit. Die Darstellung durch die Hrrn. Tewele, Engels und Kadelburg war eine vorzügliche und verdiente in der That lebhafte Anerkennung 8

Das Berliner Theater hatte mit der vorgestrigen Auf⸗ führung von Blumenthal's „Probepfeil“ einen sehr glücklichen Abend. Wir haben das interessante Stück bei seinem ersten Erscheinen im Deutschen Theater eingehend besprochen; seine blendenden Vorzüge, welche in der kecken, verstandesmäßigen Entwicklung der Handlung, in der feinen Führung des Dialogs und in der treffenden Charakteristik einiger Hauptpersonen liegen, traten bei der ausgezeichneten Besetzung vorgestern nicht weniger scharf als früher hervor; aber ebenso auffällig zeigten sich auch die Unzulänglichkeiten, die allen Blumenthal'schen Stücken anhaften, die unwahre Wiedergabe des Wesens unserer guten Gesellschaft, die schwächliche oder überhaupt mangelnde Charakterzeichnung der Nebenfiguren, die Neigung zu Uebertreibungen in Einzelheiten u. A. Die feine Er⸗ findung scenisch wirksamer Momente, welche durch alle Akte verstreut sind, die geistreichen Aperaus und Wendungen des Dialogs machen dem Verstande des Verfassers alle Ehre, aber eine Erwärmung und Befriedigung des Gemüths und des ganzen inneren Menschen erzielt Blumenthal kaum auf Augenblicke. Nichtsdestoweniger gehört der „Probepfeil“ zu den besseren zeitgenössischen dramatischen Arbeiten und unter den Produkten Blumenthal's ist er das bei Weitem inter⸗ essanteste und werthvollste. Der volle Erfolg, welchen die vorgestrige Aufführüng hatte, war aber zum nicht geringen Theil ein Erzeugniß der vorzüglichen Darstellung und Inscenirung. Die interessanteste Figur des Stücks, der Baron von der Egge, wurde von Hrn. Haase in geradezu unübertrefflicher Weise verkörpert. Edelmann vom Scheitel bis zur Sohle mit reifster weltmännischer Lebens⸗ erfahrung und überlegenem Verstande und doch nicht ohne Gemüth und natürliche Gutherzigkeit das Alles und noch viel mehr Unsag⸗ bares bot Hr. Haase in feinen Zügen der Bewegung, der Sprache und des ganzen Wesens dar. Nicht auf gleicher Höhe stand die Leistung des Hrn. Stahl als Krasinski, obgleich der Künstler redlich bestrebt war, eine originelle und eindrucksvolle Gestalt zu schaffen; aber in der That ist ja ein solcher Krasinski, wie ihn der Dichter gemeint bhat, eine innerlich unwahre und in der Gesellschaft undenkbare Person, sodaß es nur natürlich ist, wenn selbst eine darstellerische Kraft, wie Hr. Stahl, ihr vergebens Leben und Glaubhaftigkeit einzuhauchen sucht. Die weibliche Haupt⸗ rolle, Hortense von Wallnack, gab Frl. Serafine Detschy mit Aus⸗ zeichnung, namentlich gelang ihr die große Scene des zweiten Aktes mit dem Baron Egge vortrefflich. Recht gut und eigenartig war auch Hr. Albert Eckert als Rittmeister a. D., während die, allerdings auch vom Dichter stiefmütterlich behandelten, Rollen der jungen Liebenden, Beate und Hellmuth, weniger hervortraten, obgleich sie in Frl. Odilon und Hrn. Ellmenreich tüchtige Vertreter fanden. Das Ensemble machte den denkbar besten Eindruck und verdiente den fortgesetzt sehr lebhaften Beifall, der ihm zu Theil wurde.