1888 / 274 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Nov 1888 18:00:01 GMT) scan diff

Versich! ine Sitzung des Ausschusses des Bundes⸗

und Steuerwesen sowie der vereinigten Aus⸗ „M. Feuer U⸗ und Steuerwesen und für Handel und Aach. Rückv.⸗G

Brl. Ld.⸗ u. Waß Berl. Feuerv.⸗“" 7. Marienwerderschen Wahlbezirk Brl. Hag.⸗A.⸗Latow) ist der Ober⸗Regierungs⸗Rath Scheffer Brl. Lebensv, (kons.), welcher das Mandat zum RNeichstage Cöln. Hocer Beförderung niedergelegt hatte, mit 9861 von b Colon bgegebenen Stimmen zum Mitgliede des Reichs⸗ Cor’“ wiedergewählt worden. Der Geistliche Dr. von Teszlegier (Pole) hat 3934 und Dekan Neumann⸗Hammar⸗

in 2118 Stimmen erhalten.

(V. T. B.) Nach dem nunmehr amtlich feststehenden Resultat der Reichstags⸗Ersatzwahl in Nürnberg er⸗ der freikonservative Kandidat von Lerchenfeld 3745,

er Kandidat der Volkspartei Kröber 3637, Leidig 1868 und Schönlank 701 Stimmen. Es ist mithin eine Stichwahl zwischen Lerchenfeld und Kröber erforderlich.

Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte, in der Ersten bezw. Zweiten Beilage von Nr. 273 des „R.⸗A.“ ver⸗ öffentlichte Ue ersicht der Betriebsergebnisfe deutscher Eisenbahnen für den Monat September d. J. ergiebt für die 68 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vorjahres im Betrieb waren und zur Vergleichung

ezogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von 828297,78 km, Folgendes: Im September d. J. war die Einnahme aus allen Verkehrszweigen auf ein Kilometer Betriebslänge bei 48 Bahnen, mit zusammen 31 600,69 km, höher und bei 20 Bahnen, mit zusammen 2627,09 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge), niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende September d. J. war dieselbe auf ein Kilometer Betriebslänge bei 51 Bahnen, mit zusammen 33 453,06 km, höher und bei 17 Bahnen, mit zusammen 774,72 km (darunter 1 Bahn mit vermehrter Betriebslänge), geringer als in demselben Zeitraum des Vorjahrean Bei den unter Staatsverwaltung stehenden rivatbahnen, ausschließlich der vom Staat für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende September d. J. das gesammte kon⸗ zessionirte Anlagekapital 21 609 900 (14 655 000 Stammaktien, 2 454 900 Prioritäts⸗Stammaktien und 4500 000 Prioritäts⸗Obligationen), und die Länge der⸗ jenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 88,27 km, so daß auf je 1 km 244 816 entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen betrug Ende September d. J. das gesammte konzessio⸗ nirte Anlagekapital 579 511 229 (305 516 550 Stammaktien, 79 381 650 Prioritäts⸗Stammaktien und 194 613 029 Prioritäts⸗Obligationen), und die Länge derjenigen Strecken, für welche dies Kapital bestimmt ist, 3781,31 km, so daß auf je 1 km 153 257 entfallen. Eröffnet wurden: am 1. September die Strecken Dt.⸗Krone Kallies 44,47 km und Terespol —Schwetz 6,19 km (Kgl. Eisenb.⸗Dir. Bromberg), Vechta —Lohne 7,78 km und Jever Karolinensiel 18,03 km (Großh. oldenburgische Staatseisen⸗ bahnen), am 2. September Schwerin— Krivitz 24,33 km (Mecklenburg. Friedrich⸗Franz⸗Eisenbahn), am 3. September die Elbkaibahn in Riesa 0,88 km (Königl. sächsische Staats⸗

eisenbahnen), am 5. September 8Be ha.h (Güterstation)

linksmainischer Hafen 1,46 km (Kgl. Eisenb.⸗Dir. . furt a. M.), am 17. September die Verbindungsbahn eipzig Baxerische Bahnhof) Plagwitz —Lindenau 6,02 km (Königl. ächsische Staatseisenbahnen), am 21. September Bredebro Lügumkloster 9,19 km (Schleswig⸗Holsteinische Marsch⸗ Eisenbahn).

Der Besitzer eines Brunnens ersuchte den Bauunter⸗ nehmer Ch., ihm seinen Brunnen zu reinigen. Nach anfäng⸗ licher wiederholter Ablehnung, welche damit begründet wurde, die Bauarbeiter verständen sich auf das Brunnenreinigen nicht, stellte Ch. jenem anheim, sich unmittelbar an einen seiner Leute, den Arbeiter St., zu wenden. St. erklärte sich zur Uebernahme der Arbeit bereit, sofern ihm sein Dienstherr Ch. noch einen zuverlässigen Arbeiter mitgebe. Dies geschah, te beiden Arbeitern zur Vornahme der Brunnen⸗ reinigung einen vollen Arbeitstag, gab ihnen Stricke und eine

eiter aus dem Baugeschäft mit, ließ auch den St. einmal probeweise in den Brunnen hinab, unterwies ihn in der Arbeit und erschien demnächst noch zweimal, um nach dem Fortgang der⸗ Uülben zu sehen. Nach Ausführung der eigentlichen Reinigung rannten St. und sein Mitarbeiter behufs Beseitigung der schlechten Luft den Brunnen mit Stroh aus, ohne jedoch die Brandreste wieder zu beseitigen, und erhielten alsdann ihren Lohn von dem Brunnenmeister ausgezahlt. Dem⸗ nächst meldeten sie die eäßcigts Ausführung der Reinigung dem Ch., welcher dabei die Ausbrennung als überflüssig mißbilligte, und nahmen ihre gewöhnliche Arbeit wieder auf. Daß sie die Brandreste hatten liegen lassen, ver⸗ See sie, nachdem ihnen inzwischen das Fehlerhafte dieser Unterlassung klar geworden war, begaben sich vielmehr nach Feierabend ohne Vorwissen des Ch. nochmals zum Brunnen, um jene Reste heraufzuholen. Der zu diesem Zweck in den Brunnen hinabgelassene St. ist während der Vornahme dieser Arbeit erstickt. Das Reichs⸗Versicherungsamt hat in der Rekurs⸗ entscheidung vom 4. Juni d. J. (Nr. 600) angenommen, daß dieser Unfall den St. im Betriebe des Ch. betroffen habe. Der Letztere erscheint für die Brunnenreinigung als der Arbeits⸗ herr, denn dieselbe wurde, wenn er auch einen ausdrücklichen Auftrag zu ihrer Vornahme ertheilt hat, mit seinem Einverständniß, vermittelst seiner Werkzeuge und unter seiner Leitung vollzogen. Wenn nun die Arbeiter aus Unkenntniß den Brunnen überflüssigerweise ausbrannten, so verlor diese Handlung dadurch nicht ihren Charakter als Betriebshandlung, und das Beseitigen der Brandreste war lediglich eine Fort⸗ setzung dieser Betriebshandlung und eine verständige Beendigung der Reinigungsarbeit, da die Arbeiter die Brandreste in dem Brunnen nicht füglich verfaulen lassen durften. Ch. würde augh diese Arbeit, wenn er davon vorher Kenntniß gehabt hätte, sicher nicht verboten haben. Daß die⸗ selbe nach Feierabend vorgenommen ist, läßt sie ebenfalls nicht außerhalb des Betriebes sallen Endlich ist bei dieser Sach⸗ lage auch unerheblich, daß nicht Ch., sondern der Brunnen⸗ besitzer den Lohn gezahlt hat. ( Entscheidungen 353 1 8 31) „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1887 Seite 147 un 1

„— S. M. Kreuzer „Nautilus“ ist am 26. Oktober cr. in St. Vincent (Kap Verdes) eingetroffen und beabsichtigt am 31. dess. Mts. die Heimreise fortzusetzen.

11“

Württemberg. Stuttgart, 27. Oktober. (W. T. B.) In einem gestern unter dem Vorsitz des Prinzen Wilhelm stattgehabten Ministerrath ist beschlossen worden, gegen den hiesigen Verbreiter des Artikels der Münchener „Neuesten Nachrichten“, betitelt „Unliebsame Erörte⸗ rungen“, die Anklage wegen Beleidigung des Landesherrn erheben zu lassen. Die Untersuchung ist eingeleitet.

Der Minister⸗Präsident Freiherr von Mittnacht ist heute nach Berlin abgereist; derselbe wird den Zoll⸗

anschluß⸗Feierlichkeiten in Hamburg beiwohnen.

Baden. Karlsruhe, 26. Oktober. (W. T. B.) Die Großherzogin konsultirte gestern nach mehreren Wochen den Hofrath Dr. Maier wieder. Die genaue Untersuchung ergab, daß die Heilung des Augenleidens günstig fortgeschritten ist, immerhin aber noch große Schonung der Augen und völlige Enthaltung des Gebrauchs derselben für eine Beschästigung noch auf längere Zeit nothwendig macht. Besonders erfreulich ist, daß die vielertei Gemüthsbewegungen der letzten Zeit ohne Nachtheil für das Befinden der Hohen Frau vorübergingen. b

Hessen. Darmstadt, 25. Oktober. Das Großherzogliche Regierungsblatt Nr. 31 enthält eine Bekanntmachung des Ministeriums des Innern und der Justiz und des Ministeriums der Finanzen, betreffend die Gleichstellung der Großherzoglich hessischen und der Großherzoglich badischen technischen Hochschulen in Bezug auf die Ausbildung für den Staatsdienst im Baufach.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 26. Oktober. (Meckl. Nachr.) Der Erbgroßherzog von Oldenburg ist gestern Abend, zum Besuch am Großherzoglichen Hofe hier eingetroffen.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. Oktober. (Wien. Abdp.) Die Ausschüsse des Abgeordnetenhauses werden in kürzester Frist ihre Thätigkeit aufnehmen. Heute haben im Hause Besprechungen der einzelnen Klubs stattgesunden.

(W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ erfährt, daß der Minister des Aeußel, Graf Kälnoky, seine Glückwünsche dem Minister von Giers anläßlich dessen Jubiläums in einem in sehr warmen Worten abgefaßten Telegramm aus⸗ gedrückt habe. 1

Pest, 25. Oktober. (Wien. Ztg.) Der Regalien⸗ Ausschuß des Abgeordnetenhauses beschloß die Strei⸗ chung der Bestimmung des §. 2 in Betreff der Ablösung, eventuell Expropriation der mit einem Regal ver⸗ bundenen Gebäude. Bei §. 3, betreffend die Berechnung der Ablösungssumme, entwickelte sich über die Frage eines 15 prozentigen Abzuges eine sehr eingehende Diskussion, in deren Verlauf Julius Horväth den An⸗ trag stellte, an den Manipulationskosten 10 Proz. in Abzug zu bringen. Minister⸗Präsident von Tisza erklärte sich hierzu bereit, jedoch nur unter der Bedingung, daß die anderweitigen Dispositionen des Catwurfs kein welche de

Großbritannien und Irland. London, 24. Oktober. minste: Lord⸗Li

AEn 8 449 4 8 11 mMhir. ¹ 1 38 mFüäüüane desbeeen. LFrn wDUaürngv.

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ieutenant des durch das Loka Verwaltungsgesetz neugegründeten Kreises London.

Der für das nächste Amtsjahr erwählte Lordmayor von London, Whitehead, wurde gestern, der Gewohnheit gemäß, dem Lordkanzler im Sag der Lords vorgestellt, um von diesem zu vernehmen, daß seine Wahl von der Königin bestätigt worden sei. 1 der jetzige Lordmayor, Polydore de Keyser, katholischen Glaubens ist, stammt das nächste Oberhaupt der City von George Whitehead, dem Stifter der Quäker, ab. Seine Familie ist mehrere Jahrhunderte in Westmore⸗ land ansässig gewesen. Hr. Whitehead hat ausgedehnte Reisen in Europa, den Vereinigten Staaten und den britischen Kolonien gemacht und sich seit 8 Jahren von den kaufmännischen Ge⸗ schäften zurückgezogen.

Aus Simla, vom 25. Oktober, des Reuter'schen Bureaus:

Die von der jüngst im Hauptquartier angekommenen Abordnung vom Stamme Parari Savyad gemachten Vorschläge sind als nicht befriedigend erachtet worden, und General MeQueen hat in Folge dessen zwei weitere feindliche Dörfer einäschern lassen. Oberst Crookshank, der Befehlshaber der vierten Kolonne der Expedition, ist an der Wunde, welche er in dem Kampf bei Kotkai vor 14 Tagen davongetragen, gestorben. Ein hier vom Emir von Afghanistan eingegangenes Schreiben besagt, daß er sich heute nach dem afgbanischen Turkestan begab.

26. Oktober. (W. T. B.) In der Verhandlung der Untersuchungskommission über die Anschuldigungen der „Times“ gegen Parnell beendete der Attorney General Webster heute sein Exposé, indem er die Darstellung der historischen Entwickelung der Landliga und der Natienal⸗ liga fortsetzte und schließlich eine lange Reihe von Ver⸗ brechen und Vergehen aufzählte, für welche er die Verant⸗ wortung, wenn nicht die direkte Anregung, der Organisation dieser Verbindungen zuschrieb. Webster erklärte, daß die Hauneleiggr Parnell, Davitt, Biggar, Harrington, Matthew,

arris, O'Brien und Dillon Kenntniß von den Methoden und den Handlungen der Liga gehabt hätten. Die nächste Sitzung der Kommission soll am Dienstag, den 30. Oktober b“ In derselben wird Webster Zeugen namhaft machen.

Frankreich. Paris, 26. Oktober. (W. T. B.) In einer heute abgehaltenen Versammlung der Senatoren von der republikanischen Linken wurde daß die große Mehrheit des Senats gegen die Revision der Verfassung sei, da eine solche zugleich die parlamen⸗ tarischen Freiheiten und die Handlungen der Exekutivgewalt kompromittire.

Die Deputirtenkammer gene nigte heute den Gesetz⸗ entwuefs betreffend die Verlegung der Akademie von Douai nach Lille.

27. Oktober. (W. T. B.) Bei Gelegenheit einer Versammlung, welche der Bund der Revisionisten gestern Abend in dem Wagramsaale atfhargen wollte, kam es zu heftigen thätlichen Zusammen tößen. Die Bou⸗ langisten wollten den Deputirten Vergoin zum Vorstieneh ernennen, die Antiboulangisten erhoben dagegen lebhaf⸗ ten Widerspruch und versuchten die Rednertribüne zu erstürmen, auf welcher Lullier das Wort führte. In Folge dessen entstand ein Handgemenge, Lullier feuerte einen Revolverschuß ab, wurde darauf von der Tribüne herab⸗

meldet ein Telegramm

gerissen und, während er noch dreimal aus seinem Re⸗

Nenderumng erfahren, durch treffen.

nigin ernannte den Herzog von West⸗ 1 b d Königs an die Nation, worin dieselbe aufgesordert wird, i:

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volver schoß, mit Stöcken und Messern mißhandelt, bis es seinen Freiunden gelang, ihn aus dem Saale 59 ühren. Die Ruhe wurde erst wiederhergestellt, als das Gaslig

Saale abgesperrt worden war. Morgenblätter sind bei dem Tumult gegen 20 Personen ver⸗ wundet worden.

Rußland und Polen. (W. T. B.) Das Telegramm des Kaisers an den Minister

des Auswärtigen von Giers, anläßlich dessen 50 jährigen

lautete: „Die Kaiserin und Ich gratuliren hnen von ganzem Herzen zum 50 jährigen Jubiläum Ihres ehrenhaften und mühevollen Dienstes für das Reich. Wir be⸗ dauern sehr, Ihnen nicht persönlich zu diesem Ihrem so wichtigen Tage Unseren Glückwunsch darbringen zu können. Gott verleihe Ihnen Kraft und Gesundheit für lange Jahre zur weiteren Ausübung Ihres Dienstes, zum Wohle und Ruhm Rußlands.“ Dem Minister ist außerdem der Wladimir⸗Orden erster Klasse verliehen worden; derselbe wird ihm mit dem betreffenden Reskript durch einen Feldjäger zugehen. Heute fand bei dem deutschen Botschafter von Schweinitz ein Galadiner statt, an welchem außer Herrn und Frau von Giers sämmtliche Botschafter und Gesandten nebst Ge mahlinnen, sowie andere hohe Würdenträger theilnahmen. Batum, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Kaiserliche P hat sich heute nach Sebastopol eingeschifft. Am afen waren die Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden sowie

eine große Menschenmenge aller kaukasischen Volksstämme zur

Verabschiedung anwesend und brachten den Majestäten enthu⸗ siastische Kundgebungen dar. Die Kaiserlichen Herrschaften dankten von der Schiffsbrücke aus unausgesetzt. In Sebastopol wird der Kaiser eine große Parade über die „Schwarze⸗Meer⸗ Flotte“ abnehmen und dann mit den noch in Livadia weilenden Mitgliedern des Kaiserlichen Hauses die Rückreise nach St. Petersburg antreten. 8

Niederlande. Amsterdam, 23. Oktober. (Köln. Ztg.) Der „Staatscourant“ stellt heute fest, daß nach dem Gutachten der Aerzte der letzte Krankheitsanfall des Königs

lücklich überstanden sei, ohne daß derselbe irgendwelch chädliche Folgen zurückgelassen habe.

Griechenland. Athen, 26. Oktober. (W. T. B.) Der Bürgermeister forderte in einer öffentlichen Bekannt⸗ machung die Bürgerschaft auf, das Regierungs⸗Jubiläum des Königs in würdiger Weise zu feiern. Die zu den Festlichkeiten eintreffenden Fürsten werden im Königlichen Schlosse Wohnung nehmen. Der Herzog und die Herzogin von Edinburg treffen heute hier ein. Der vom König dem Sultan verliehene Erlöser⸗Orden wird demselben dem⸗ nächst überbracht werden. 8

Rumänien. Bukarest, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Direktor der rumänischen Eisenbahnen, Douca, hat sich nach Wien begeben, um mit dem österreichischen Handels⸗ Minister wegen des internationalen Dienstes in Sequestration genommenen rumänischen Strecke der Lem⸗

berg⸗Czernowitzer Eisenbahn eine Vereinbarung zu

Serbien. Belgrad, 26. Oktober. (W. T. B.) Das

98 1 †4 eEA ESn413ꝗ†f v 1 43,5 2 4 4 „Amltesblatt“ veröffentlicht die Proklamation des

Hinblick auf den bevorstehenden 500 jüährigen National⸗ Gedenktag der Schlacht auf dem Kossowo⸗Feld im Verein mit dem König aus der Vergangenheit die nöthige Lehre zu ziehen, um allen Fehlern und Irrthümern aus dem Wege zu gehen und Serbien eine schöne und glänzende Zukunft zu sichern. Der König spricht die entschiedenste Ueberzeugung aus, daß Serbien keinerlei Drangsal von Außen bedro e. Alle europäischen Mächte wünschen Ruhe und wollen den Frieden un nichts Anderes, als in dem Genusse des Friedens ö der dem Willen Europas entsprechenden Thatsachen, die Politik guten Einvernehmens der gegenseitigen freundschaft⸗ lichen Beziehungen zu den mächtigen Nachbarreichen, Oesterreich und der Türkei, mit denen Serbien durch all⸗ tägliche, vielseitige und gemeinsame Interessen so mannig⸗ faltig verbunden erscheine, diese Politik, die er (der König) persönlich angebahnt und seit jenen welterschütternden Er⸗ eignissen im Orient als das mächtige Russenvolk, dessen edelmüthiger Herrscher, Alexander II., die Macht seines Staates und des Blutes seiner Söhne für die Befreiung der Christenvölker einsetzte, und die treue tapfere serbische Armee heldenmüthig für die Unabhängigkeit des Vaterlandes kämpfte, selbständig geleitet, diese Politik sei dem ganzen Umfang nach auf dem Friedensbedürfniß Europas begrün⸗ det, und mit dem Bedürfniß Serbiens, sich ruhig und friedlich zu entwickeln, solidarisch. Serbien bedrohe aber dieselbe Gefahr, welche einst den Verfall des serbischen Reiches im Mittelalter herbeigeführt, der Zwist im Innern. Deshalb sei es die erste Pflicht, im Innern der Zerfahrenheit ein Ende zu bereiten und den neuerstandenen serbischen Staat in frischem, gesundem, geregeltem Leben erstarken und u neuer Blüthe gelangen zu lassen. Die Parteileidenschaften seien aber entfesselt, sie hätten sogar ihren Hbhepunkt erreicht. Der König fordere deshalb die serbische Nation auf, die Stimme der Zwietracht verstummen zu lassen und ein⸗ müthig das Gemeinwohl vor Augen zu haben. Die Fortsetzung des wüsten Parkeikampfs könne nur Verlegenheiten bereiten und das Land abermals zum Schauplatz der traurigen Er⸗ eignisse machen, die es seit Beginn des Jahrhunderts so oft und grausam heimgesucht hätten. Serbien brauche vor Allem mehr ernste Arbeit; es müsse das Gleichgewicht im Staats⸗ haushalt herstellen und durch Sparsamkeit dahin gelangen, daß es sowohl seinen Bedürfnissen als seinen Verpflichtungen aus eigenen Kräften nachkommen könne. Die Sicherung des Staatswohls sei nur auf Grundlage einer Ver⸗ fassung möglich. Die heutige Verfassung sei nicht das erk des Königs, obwohl er dieselbe stets energ sch ver⸗ theidigt habe. Der König halte die 500. Jahreswende des einstigen staatlichen Verfalls Serbiens für eine selten feier⸗ liche und großartige Gelegenheit, an alle Parteien des Landes 8 appelliren, um den König bei der Ausarbeitung eines Ver⸗ assungsprojekts zu unterstützen und hierdurch einem längst gehegten Wunsch des Königs wie des Volks entsprechend eine Erweiterung der politischen und bürgerlichen Rechte im Lande sn bewirken und so die Milderung und Erstickung des hell odernden Parteikampfes zu versuchen.

Corr.)

Amerika. New⸗York, 24. Oktober. (Allg. Die republikanische Presse versucht möglichst viel Kapital aus einem Briefe zu schlagen, welchen der britische

st vom Nach den Meldungen der

St. Petersburg, 26. Oktober. 3

zu verbleiben. Die Politik loyaler Anerkennung

88 * 8

Gesandte, Lord Sackville, an einen naturalisirten Bürger englischer Abkunft in Los Angelos, Californien, geschrieben hat. Dieser hatte den Ge⸗ andten um Rath gefragt, für welche Partei er bei

er bevorstehenden Fräsidentenw ahl seine Stimme abgeben sollte. Lord Sackville erwiderte: „Sie wissen wahrscheinlich, daß jede politische Partei, welche gegenwärtig das Mutterland begünstigt, an Popularität einbüßen würde, und die jetzt am Ruder befindliche Partei dies sehr wohl ein⸗ sieht. Die Partei wünscht jedoch, freundschaftliche Be⸗ ziehungen mit Großbritannien zu unterhalten und auch die auf Canada bezüglichen Streitfragen zu ordnen. Man muß der politischen Lage, wie die Präsidentschaftswahl sie mit sich bringt, etwas zu Gute halten. Es ist mir jedoch unmöglich, vorher zu sagen, welchen Weg Präsident Cleveland, falls er wiedergewählt wird, in der Wiedervergeltungspolitik einschlagen wird. Es liegt aber Grund vor zu der Annahme, daß er ver⸗ söhnlich auftreten wird’. Die „Evening Post“ bemerkt 8 diesem Schreiben: „Der Brief hat an und für sich keine 8 Feeeag. höchstens natürlich für Lord Sackville, für diesen aber große. Jeder Vertreter einer ausländischen Regierung, welcher sich in die innere Politik des Landes mischt, dei dem er beglaubigt ist, begeht einen Mißgriff. Unsere Re⸗ Ferench. kann sich in die Privat⸗Correspondenz Lord

Sackville's nicht mischen, die britische Regierung wird dies aber wohl nach der Wahl thun.“ Den eng⸗ lischen Standpunkt giebt in Kürze die „St. James' Ga⸗ zette“: „Es wäre besser gewesen, Lord Sackville hätte den Brief an den Californier, welcher ihm offenbar eine Falle stellen wollte, nicht geschrieben. Bei der gegenwärtigen Lage der amerikanischen Politik sollte ein britischer Gesandter selbst unter dem Siegel der Verschwiegenheit nicht solchen Brief verfaßt haben. Daß Lord Sackville aber in voller Unschuld und in gutem Glauben handelte, ist klar genug, und es ist daher lächerlich, daß ein Theil der amerikanischen Presse verlangt, daß ihm seine Pässe sofort zugestellt werden sollten. Es scheint eine fixe Idee der amerikanischen Politiker zu sein, daß England bereit ist zu Allem, um Cleveland’'s Wieder⸗ erwählung zu sichern. Dieser Begriff ist sehr irrig. Die Person des Präsidenten der Vereinigten Staaten ist eine rein innere Frage, und wir haben es noch nicht für nöthig befunden, zur Erwählung eines besonderen Mannes, welcher uns angeblich geneigt ist, zu intriguiren.“

„New⸗York, 26. Oktober. (W. T. B.) Die meisten Beit ung 8s 8 saeg vb 9 59 veeoen h Staaten dem englischen Gesandten Sackville seine Pässe übersenden solle. G

Afrika. Egypten. (W. T. B.) Nach in London ein⸗ gegangener Meldung ergiebt der Ausweis der egyptischen Staatskasse für das am 26. d. M. abgelaufene Rechnungs⸗ jahr einen Ueberschuß von 496 000 Pfd., also 3000 Pfd. mehr als im Vorjahre. Der diesjährige Ueberschuß ist über⸗ haupt der größte bis jetzt erreichte.

Zeitungsstimmen.

Unter der Ueberschrift „Die deutschfreisinnige Partei in Wort und Thar“ bemerkt die „Post“: „Das leitende Organ der deutschfreisinnigen Partei bringt eine kurze programmartige Zusammenstellung, was die Partei will und nicht will. Diese Zusammenstellung scheint allerdings noch von den Reichstagswahlen her auf Lager gewesen zu sein, denn sie berührt in der Hauptsache Angelegenheiten des Reichs und streift diejenigen Ferebens nur gelegentlich. Immerhin bietet diese Zusammenstellung elegenheit zu einem lehrreichen Vergleiche dessen, was die deutsch⸗ freisinnige henes im Munde führt und wie sie handelt.

„Die freisinnige Partei erklärt, die Festigung der nationalen Einigung Deutschlands zu wollen; sie bat in Wahrheit gegen die Reichsverfassung gestimmt, zum Theil deshalb, weil nicht durch Ver⸗ gewaltigung der süddeutschen Staaten von vornherein der Keim inneren Haders in das neue Reich getragen war, sie hat gegen die einheitliche Justiz⸗Ordnung gestimmt, sie hat versucht, in der Aus⸗ weisungsfrage ein Zerwürfniß zwischen dem Reich und Preußen her⸗ beizuführen, und ist selbst in der Zeit drohender Gefahr vor einem schweren Konflikt auf dem Gebiet des Heerwesens nicht zurück⸗ geschreckt, sie versucht endlich mit der Forderung von Reichsministerien das Vertrauensverhaͤltniß der Bundesstaaten zum Reich zu erschüttern. Die deutschfreisinnige Partei erklärt, Wahrung der Rechte des Volks und Sicherung der Wahlfreiheit zu wollen; sie läßt aber die schlimmste Unterdrückung der Wahlfreiheit durch die katholische Hierarchie nicht nur geschehen, sondern hat ihrerseits nach Kräften dazu beigetragen, daß dieser bei der Wahlprüfung nicht entsprechend gesteuert wird, und ist auch jetzt darauf bedacht, durch Beseitigung des staatlichen Einspruchsrechts der katholischen Geistlichkeit die volle Föenhet des Mißbrauchs der geistlichen Gewalt zu Wahlzwecken zu

n.

„Die freisinnige Partei erklärt Förderung der Volkswohlfahrt innerhalb und auf Grund der bestehenden Gesellschaftsordnung zu wollen; sie hat aber in Wahrheit die deutsche Arbeit schutzlos dem Auslande preisgeben wollen, sie sieht gleichgültig zu, wenn der deutsche Industrielle der englischen, der deutsche Landwirth der russischen Kon⸗ kurrenz unterliegt, der industrielle und der landwirthschaftliche Arbeiter brotlos werden, sie bekämpft die Sozialpolitik des prak⸗ tischen Christenthums wie jede staatliche Maßregel zum Schutze der ärmeren und minder widerstandsfähigen Klassen der Be⸗ völkerung gegen Auswucherung und sonstige Ausbeutung.

Die freisinnige Partei erklärt im Steuersystem Gerechtigkeit zu wollen; sie tritt aber mit der größten Zähigkeit für die Erhaltung der Steuerprivilegien des Ertrags von mobilem Kapital, gegen die Verbesserung des Veranlagungssystems bebuss gleichmäßiger Heran⸗ ziehung auch der übrigen Einkommensquellen, und für die privilegirte Stellung der Großstädte in Bezug auf die Tragung der Polizeilasten durch den Staat ein!

Die freisinnige Partei giebt endlich vor, die Erhaltung der vollen

Wehrkraft des Volkes zu wollen; sie hat aber sowohl gegen das erste Militärgesetz von 1874 als gegen die Septennatsgesetze von 1880 und 1887 mit aller Kraft agitirt und gestimmt, und gerade das Heerwesen zum ersten Gegenstand des Angriffs gemacht. Seit dem kläglichen Verlauf des Hauptansturms von 1887 scheint allerdings für einige Zeit Hahn in Ruh geblasen zu sein. Die am Schlusse betonte „feste Treue gegen den Kaiser“ findet ihre charakteristische Illustration in den planmäßigen Bestrebungen, die verfassungs mäßige selbständige Stellung des Kaisers und vor Allem des preußischen Königthums zu Gunsten des parlamentarischen Re iments zu beseitigen, während die gleichzeitig betonte Verfassungs⸗ vchiste nicht nur in dem eben citirten Bestreben, die Reichs⸗ verfassung umzuwandeln und den spezifisch monarchischen Charakter 8 verwischen, das Wahlrecht zu ändern u. w. mehr, sondern auch in dem wieder⸗ holten Bemühen, im Verein mit Herrn Windthorst und dessen Tendenzen zu Liebe in die Verfassung einen Sinn hineinzu⸗ interpretiren, welcher sie zu Kampfmitteln gegen den Schutz des Deutschthums gegen Polonismus und gegen die preußische Schule umgewandelt haben würde. 1

„Von manchen Personen im Leben mag wohl das Wort gelten: „Richtet Euch nach meinen Worten und nicht nach meinen Thaten“.

der preußis a. Verfassung zu

1“ 8 8*

Bei den Wahlen muß aber die umgekehrte Regel Platz greifen; na ihren Thaten, nicht nach ihren Worten soll man 8- arteien 92 nn danach wird man sagen müssen: „Gewogen und zu leicht be⸗ unden!

—. In der „Deutschen volkswirthschaftlichen Correspondenz“ lesen wir:

Der Zollanschluß der Hansestädte an das Deutsche Reich veran⸗ laßt uns, auf die Errichtung von Musterlagern zurückzukommen, welche bekanntlich im Frühling dieses Jahres Seitens des englischen Kon⸗ sulats in Hamburg geplant wurde. Wir können nur wiederholen, was wir bereits damals über diesen Plan bemerkt haben, daß für Hamburg eine Art von kommerzieller Genugthuung darin ge⸗ legen ist, wenn die englische Industrie die Nothwendigkeit erkennt, zur Förderung ihrer Interessen ein derartiges Unter⸗ nehmen zu gründen. Allein nunmehr, nachdem der Zoll⸗ anschluß der ersten Seestadt des Reichs erfolgt und zwar durch ganz bedeutende Seitens des Reichs gebrachte Opfer erfolgt ist, hat unsere nationale Industrie wohl einen Anspruch darauf, daß Ham⸗ burgs Bürger sich von der Ausländerei möglichst emanzipiren, daß sie mit objektiver Würdigung den deutschen Fabrikaten entgegenkommen und nicht mehr deshalb Fabrikate bevorzugen, weil sie eben nicht aus Deutschland kommen, resp. weil sie als „englische“ markirt sind. Die an dem Gewohnten festhaltenden Hamburger Bürger haben zweifellos eine Vorliebe für englische Waaren; allein die Thatsache, daß sie unter der Schutzmarke „England“ zu wiederholten Malen deutsche Waaren bezogen und für englische aufgebraucht haben, dürfte doch den besten Beweis liefern, daß es sich wohl der Mühe verlohrt, nunmehr den deutschen Fabrikaten mit größerem Wohlwollen zu begegnen. Die Handelseinrichtungen, welche von Seiten des Reichs gewissermaßen als Entschädigung dafür gegeben wurden, daß Hamburg sich entschloß, seine Freihafenstellung aufzugeben, sich in den Organismus des großen Deutschen Reichs einzufügen, haben Dank den vom Reich gebrachten Opfern nunmehr einen Umfang und eine Vollendung, daß sie mit denjenigen der ersten Handelsstädte der Welt konkurriren können. Diese Opfer werden nicht vergeblich gebracht worden sein, wenn es eben gelingt, vermittelst des Zollanschlusses Hamburg in innigere und konsumtive Verbindung mit der deutschen ndustrie zu bringen, einer Industrie, welcher ja durch die englischen Bestrebungen, resp. durch die Erkenntniß, daß zur Aufrechterhaltung des englischen Handels Einrichtungen, wie die von Musterlagern es sind, geschaffen werden müssen, das aller⸗ beste Zeugniß für ihre Leistungsfähigkeit und die Qualität ihrer Fabrikate ausgestellt wird.

Den deutschen Fabrikanten aber erwächst die Ehrenpflicht, unter allen Umständen dafür zu sorgen, daß dentsche Waaren nur unter deutscher Flagge resp. unter deutscher Marke in Hamburg figuriren. Deutsche Fabrikanten werden zugeben, daß der englische Handel durch deutsche Fabrikate selbst gefördert wird, indem man von jener Seite, wie dies ja früher als selbstverständlich galt, deutsche Waaren vielfach unter englischer Bezeichnung in Hamburg verkaufen ließ. Wenn der englische Konsul in Hamburg es für dringend nothwendig erklärte, daß die englischen Kauf⸗ leute zum Zweck der Aufrechterhaltung des englischen Einflusses in Hamburg dortselbst mit der Errichtung von Musterlagern vorgingen, so würden deutsche Fabrikanten sich eines schweren Vergehens gegen die „nationale“ Wirthschaftspolitik unserer Regierung schuldig machen, wenn sie diese Bestrebungen durch einen Verrath an der eigenen Sache unterstützen wollten. Wir erwarten, daß das nicht der Fall sein und daß der Anschluß Hamburgs an das Deutsche Reich sich in kurzer Zeit für alle Theile als segensreich und vortheilhaft erweisen wird.

Zur deutschen Kolonialfroge bemerkt die „Neue Mülhauser Zeitung“:

Für lange, lange Zeit, ja thatsächlich bis lag der gesammte australische wie füdamerikanische Handel in ven Händen Englands, und selbst die Erzeugnisse der dentschen, französischen und italienischen Industrie fanden ihren Weg nach Australien nur über England. Welche Summen hierdurch dem englischen Zwischenhandel zugeführt wurden, erhellt daraus, daß der Londoner Kommissionär nie unter 10 bis 12 % Provision berechnete. Erst die Weltausstellungen und die Niederlassung von Agenten deutscher Fabrikanten in den Hauptseeplätzen bewirkten einen Umschwung, und brachten den Käufer dem ursprünglichen Produzenten näher. Ohne irgend eine Widerlegung fürchten zu müssen, dürfen wir Deutschen uns jetzt rühmen, uns an der australischen Einfuhr nach England in erster Reihe zu betheiligen. Maschinen der verschiedensten Arten, Gummiwaaren, Wellbleche, Eisendraht, eiserne Träger und Stabeisen werden von Deutschland in fast ebenso großen Mengen eingeführt als von Großbritannien. Die Textil⸗Industrie nimmt ebenfalls eine hervorragende Stellung unter den deutschen Ausfuhr⸗ artikeln ein Die elsässer Industrie hat bisher von dem austra⸗ lischen Handel sich ziemlich ferngehalten; es wäre aber an der Zeit, daß sie sich lebhafter an dem Wettkampf betheiligte. Neben der Mülhauser Baumwoll⸗Industrie und den bedeutenden lothringer Eisen⸗ und Stahlhütten wäre es auch die Bierbrauerei, welche in den überseeischen Ländern willkommene Abnehmer fände.

Da Deutschland nun eine eigene Kolonialpolitik betreibt und dem heimischen Fabrikanten neue Absatzgebiete erschließt, so bleiben wir nicht mehr darauf angewiesen, im Wettbewerb die Brosamen auf⸗ zulesen von dem, was der Engländer uns in der Ausbeutung der Kolonien noch übrig gelassen hat, sondern wir können als erste Lieferanten auftreten und dem ausgewanderten Deutschen seine lieb⸗ v en Lebensbedürfnisse bieten, ohne Konkurenz befürchten zu müssen.

Die Anfeindung der Gründung deutscher Kolonien ist unberechtigt, denn wir bedürfen solcher, und die Schutzgebiete sind entschieden so fruchtbar als irgend eine Kolonie. Das Klima ist ebenfalls nicht so mörderisch, wie geschildert, sondern wird mit der Bebauung des Landes, mit Kanalisirung und fortschreitender Urbarmachung sich in eins für die Tropen normales verwandeln. Die Inangriffnahme der Kolonisirung ist nicht immer eine glückliche gewesen und neigte dem französischen System mehr als dem englischen zu. Eine Monopolisi⸗ rung der Kolonien von Seiten des Großkapitals wäre sehr verfehlt. Erfahrung lehrt, und es steht zu hoffen, daß dem persönlichen Vor⸗ gehen und Wagen der 2 ler von jetzt ab ein größerer i Setchhaca 111111424“

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 14. Okto⸗ er bis inkl. 20. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 591 Ehe⸗ schließungen, 896 Lebendgeborene, 20 Todtgeborene, 515 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Reichsgesetz, betreffend die unter Ausschlu der Oeffentlichkeit stattfindenden nter, ne cnh lungen vom 5. April 1888, erläutert von Dr. Georg Klein⸗ feller, Privatdozent an der Universität zu Menchg (Erlangen, Palm u. Encke 1888; Pr. 2,60 ℳ). Der Verfasser sagt in dem Vorwort dieser Broschüre, die als Separatabdruck aus der Gesetzgebung des Deutschen Reichs mit Erläuterungen erschienen ist: „Das Bedürfniß nach eingehender Erläuterung des vorliegenden Gesetzes wird umso⸗ weniger geleugnet werden können, als die neuen Vorschriften eine der wichtigsten Einrichtungen unseres Prozeßrechtes zum Gegenstand haben und in denselben zugleich vielfach Veranlassung gegeben ist, nicht nur die Beziehungen zwischen dem Gerichtsverfassungsgesetze und den übrigen nh n- sondern auch den Einfluß des Straf⸗ gesetzbuchs und des Reichs⸗Preßgesetzes zu erwägen.“ Er bringt zu⸗ nächst den Gesetzestert und dann die Erläuterungen zu den einzelnen Artikeln, wobet die Rechtsprechung des Reichsgerichts thunlichst per⸗ werthet ist und die bisherige Literatur Berücksichtigung gefunden hat.

Seine Kritik hat der Verfasser auf das Nothwendigste beschraͤnkt.

1“ 81““

In R. von Decker's Verlag, Berlin, erschien: „Die Reichs⸗ tagsrede des Fürsten Bismarck vom 6. Februar 1888“. Jambisch frei bearbeitet, mit Vorwort und Einleitung von Caesar Astfalck in Köln am Rhein. Mit dem Bilde des Fürsten Bismarck. Im Anhang: Der Wortlaut des Wiener Vertrages vom 7. Oktober 1879 nach dem Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeiger vom 3. Februar 1888.

„— Von dem Reformationsbüchlein (Verlag von Hugo Klein in Barmen), Preis 10 ₰, 25 Exemplare 2 ℳ, 50 Exemplare 3,50 ℳ, 100 Exemplare 6,50 ℳ, 500 Exemplare 30 ℳ, ist die 3. Austoge rsciese Illustrirte Wochenschrift

„Der Bär“, ustrirte Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Mark, enthält in Nr. 4: Der Kaiserin Acichte Victoria zum 22. Oktober 1888, von Ernst von Wildenbruch; Jo⸗ hannes Wedigen, eine Berliner Geschichte von Oskar Schwebel (Fortsetzung); Die Heldenstandbilder auf dem Wilhelmsplatz, von Ferdinand Meyer (mit Abbildung); Die Straßburger und Friedrich der Große, von Hermann Ludwig; Von der Berliner Mittwochs⸗ gesellschaft; Friedrich Wilhelm II. und der Gärtner Heidenreich, von Heinrich Wagener; Kinder⸗ und Wiegenlied, von E. Handtmann; n⸗ Uheitsche Provinzial⸗Museum; Feuerlösch⸗Anstalten alter Zeit

ildung).

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Egypten.

Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandria hat am 2. Ok⸗ tober 1888 beschlossen, vom 29. September d. J. ab das Cholera⸗ Quarantäne⸗Reglement bezüglich der Ankünfte aus Bombay wieder außer Kraft zu setzen. (Vergl. „Reichs⸗Anz.“ Nr. 259 vom 10. Ok⸗

tober 1888.) 1“ „Portugal.

„‚Durch eine im „Diario do Governo“ vom 13. Oktober 1888 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern werden die bisher als cholerafrei betrachteten Häfen des .

hilippinischen Archipels: Manila, Capiz, Antigue Albay,

ebu, Cotabato, Sambales und Illocos⸗Sur für choleraverseucht erklärt. Für die übrigen Häfen des Archipels bleibt die Verfügung, wonach dieselben gleichfalls als von Cholera verseucht gelten, in Kraft.

Submissionen im Auslande.

Spanien. 9. November. Madrid. Justiz⸗Ministerium: Lieferung von 8000 Paar Halbstiefeln (borcegnis) aus Kalbleder mit Doppelsohlen. Näheres an Ort und Stelle. 8

Verkehrs⸗Anstalten.

8 „T. B.) Die Post von dem am 23. September au Shanghai abgegangenen Reichs⸗Postdampfer „Braun⸗ schweig⸗ ist in Brindisi „eingetroffen und wird für Berlin vor⸗ aussichtlich am 29. d. M. früh zur Ausgabe gelangen.

Hamburg, 26. Oktober. (W. T B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute früh in New⸗York eingetroffen.

27. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Polinesia der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell schaft ist, von New⸗York kommend, heute Morgen 9 Uhr auf de Elbe eingetroffen. 1

London, 26. Oktober. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Hawarden⸗Castle“ ist am Mittwoch auf der Heimreise von Capetown abgegangen und der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen.

Theater und Musik.

Im Deutschen Theater ging gestern das fünfaktige Anzen⸗ gruber'sche Volksstück: „Der Pfarrer von Kirchfeld“ in Scene. Grundgedanken und Verlauf dieses vielumstrittene Werks des volksthümlichen Verfassers, welches des Beginns der altkatholischen Bewegung und des kampfes entstanden den Kampf eines der neuen Richtun ergebenen Pfarr⸗Geistlichen gegen die Tyrannei und den Gewissens 1e r vschldert. dürsen es im als bekannt voraussetzen, da dasselbe früher fast alle größeren Bühnen Deutschlands passirt hat. größ b

Wir können uns daher gleich einer kurzen Besprechung der Dar⸗ stellung zuwenden, mit welcher das Deutsche Theater einen Haupt treffer gemacht hat: Hr. Sommerstorff in der Titelrolle, Hr. Pohl als Wurzelsepp, Kadelburg als Michel, Tewele als Schulmeister und Frl. Ortwin als „Deandl“ Anna Birkmeyer boten gleich mäßig Vorzügliches. Die Inscenirung war ausgezeichnet die Volksscenen des Aufeinanderplatzens des Hochzeitszuges der Kirch⸗ felder mit der Prozession der „Einöder“ können, was Frische und Geschick in der Gruppirung anlangt, bei dem immerhin be⸗ schränkten Bühnenraum als ein Meisterstück der Regie bezeich net werden. Das gefüllte Haus folgte mit wohlverdien tem, von Aufzug zu Aufzug sich steigerndem Beifall welcher bei. der Liebeswerbung Michel's und der Bekehrung de Wurzelsepp im 4. Aufzug seinen Höhepunkt erreichte der ausge zeichneten Aufführung, von welcher wir wünschen, daß sie noch recht zahlreiche Wiederholungen haben möge, nicht sowohl im Interesse der Sozietät des Deutschen Theaters, als in demjenigen des Publikums.

Deutsches Theater. Am nächsten Sonnabend, den 3. No⸗ vember, geht ein neues Lustspiel in vier Aufzügen von Paul Lindau: „Die beiden Leonoren“ zum ersten Mal in Seene. Morgen, Sonn⸗ tag, werden die drei einaktigen Stücke: „Frühling im Winter“, „Quintus Horatius Flacecus; und „Zwei Taube“ gegeben, und am Montag findet die erste Wiederholung des Anzengruber'schen Volksstücks „Der Pfarrer von Kirchfeld“ statt. Das weitere Repertoire der Woche ist folgendermaßen festzestellt: Dienstag, 30.: „Die Jüdin von To⸗ ledo“; Mittwoch, 31.: „Frühling im Winter“, „Quintus Horatius Flaccus“ und „Zwei Toube“; Donnerstag, 1. November: „Der Pfarrer von Kirchfeld’; Freitag, 2.: „Die Jüdin von Toledo“; Sonnabend, 3. und Sonntag, 4.: „Die beiden Leonoren.“

Belle⸗Alliance⸗Theater. Der durchschlagende Erfolg, welchen die Gesangsposse „Die schöne Sara“ beim Publikum ge⸗ funden, hat sich bisher von Abend zu Abend gesteigert. Nach jedem Actschla muß der Vorhang immer wieder in die Höhe gehen, damit die zahlreiche Zuhörerschaft die Hauptdarsteller durch stürmischen Applaus auszeichnen kann. Unter den Musiknummern erregen namentlich ein reizendes Duett: „Die Jahreszeiten der Liebe“, das von Lina Bendel und Carl Swoboda gesungen wird, sowie ein köstliches, von Adolf Link vorgetragenes Tanzcouplet den lebhaftesten Beifall des Publikums. In der morgigen Vorstellung wird übrigens Lina Bendel ein von Paul Blumenreich verfaßtes Couplet neu einlegen.

Central⸗Theater. Am Montag findet die 75. Aufführung des Repertoirestückes „Schmetterlinge“ von W. Mannstädt statt.

Der fünfte Vortrag⸗Abend der Vereinigung für Kammermusik fand gestern im Saale des Architektenauseh statt, und die zahlreich erschienene Zuhörerschaft nahm die gebotenen Vorträge recht beifällig auf. Beethoven's erstes Trio wurde mit Präzision ausgeführt. Mit der zweiten Nummer, einer Sonate für Klavier und Violine von Rubinstein, einem Werke voller Geist und von berauschender Melodienfülle, erwarben sich die Hrrn. Papendick (Klavier) und Holtzheuer (Violine) stürmi⸗ schen Beifall. Gleichen Anklang fand das neuere Quartett von Rheinberger, und erfreuten auch hier die Hrrn. Papendick, Holtzheuer, Krelle (Viola) und well (Violoncell) durch wechsel⸗ seitiges theils diskretes Begleiten, theils wieder schwungvolles Vor⸗ tragen der Melodie. Diese Concerte erfreuten si im ver⸗ gangenen Winter recht reger Betheiligung, die eine wohlverdiente ist, da in ihnen gegen ein billiges Eintrittsgeld (1 ℳ) wirklich gute