1888 / 277 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Dec 1888 18:00:01 GMT) scan diff

im Vergleich

Einfuhr Ausfuhr Gesammthandel zum Vorjahr + 32

Werth in Millionen Pfund Sterling

368,7 245,4 614

362,9 7 611

411,2 C669

397,0 694

413,0 3 719

426,8 np““

390,0 685

370,9 1““

362,2 280,7 642 + 24 Diese Tabelle zeigt, daß der Handel Großbritanniens mit dem Aus⸗ lande im vorigen Jahre hinter den Werthziffern der Jahre 1880 bis 1884 erheblich zurückgeblieben ist, während er gegen 1878 um 28 Millionen Pfd.⸗Sterl. zugenommen hat. Die Einfuhr ist seitdem um 6,5 Millionen Pfd.⸗Sterl. gesunken, die Ausfuhr um 35,3 Millionen Pfd.⸗Sterl. gestiegen. Der Handel mit den britischen Besitzungen hat seit 1878 um 15,9 Millionen Pfd.⸗Sterl. oder 10,2 %, der mit den fremden Ländern um 12,8 Millionen Pfd.⸗Sterl. oder 2,7 % zugenommen.

Dortmund, 28. Oktober. (Köln. Volksztg.) Die Lage des Kohlenmarktes ist gegen die der Vorwoche hinsichtlich Förderung und Absatz im Allgemeinen dieselbe geblieben; aber die Preise haben

eine weitere Steigerung erfahren, und zwaͤr derart, daß die Zechen durchweg nur bei einer durchschnittlichen Preiserhöhung von 10 15 % neue Verträge eingehen. Selbst unter diesen Zugeständnissen vermögen die Händler und Konsumenten bei den Zechen nur schwer anzukom men, da letztere ihre Produktionsquanten zum größten Theil bereits für längere Zeit vergeben haben. Diejenigen Händler, welche ihren Winterbedarf in Hausbrandkohlen bis jetzt noch nicht vollständig gedeckt haben, sind dadurch in eine unangenehme Lage gerathen und den Zechen vollständig in die Hände gegeben. Die Nachfrage nach Industriekohlen, namentlich Koks, Kokskohlen und Flammkohlen, ist in letzter Zeit wieder gewachsen, so daß auch hierin eine bedeutende Preissteigerung eingetreten sein würde, wenn die Zechen nicht die keineswegs glänzende Lage der heimischen Eisenindustrie berücksichtigten und ihre Forderungen mäßigten. Diese Rücksichtnahme ist um so mehr anzuerkennen, als sie beweist, daß man sich in den maßgebenden Kreisen der Ansicht nicht verschließt, daß das Gedeihen der einen Industrie auch das der andern mit sich führt, wie die Zeit des Niederganges der Montanindustrie hinlänglich bewiesen hat. Die früheren Bestrebungen der Kohlenindustriellen, das Absatz⸗ gebiet zu erweitern, treten in letzter Zeit weniger hervor, weil man zur Zeit kaum in der Lage ist, den Bedarf des engern Marktes zu decken. Eine Folge davon ist, daß der Absatz nach den Nordsee⸗ häfen sowie nach Belgien und Holland einen Ruͤckgang erlitten hat. Da der Waggonmangel in der letzten Woche weniger empfindlich her⸗ vortrat, auch die Schiffahrt auf dem Rhein wieder eine geregeltere ist, entwickelt sich der Versandt in befriedigender Weise. Uebri⸗ gens sind die Eisenbahn⸗Verwaltungen nach Kräften bestrebt, die Schwierigkeiten, welche sich dem Transport der enormen Kohlen⸗ mengen entgegenstellen, zu überwinden, indem die Sammelbahnhöse erweitert und neue Verbindungen behufs Entlastung der verkehr⸗ reichsten Strecken hergestellt werden. Auch durch Einlegung von Fa⸗ kultativ⸗Kohlenzügen sucht man einen regelmäßigen und beschleunigten Versandt zu erzielen. Sonstige nennenswerthe Veränderungen sind in der verflossenen Woche nicht zu Tage getreten; nur mag noch bemerkt werden, daß die Zechen fortfahren, durch Erweiterung sowohl der unterirdischen als oberirdischen Anlagen ihre Produktionsfähigkeit zu steigern, wozu meistens die erzielten Ueberschüsse hinreichen.

London, 30. Oktober. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten.

Manchester, 30. Oktober. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6 ⅞8, 30r Water Taylor 9 ⅛, 20r Water Leigh 7 ⅜, 30r Water Clayton 8 ¾%, 32r Mock Brooke 8 ½¼, 40r Mayoll 9, 40r Medio Wilkinson 9 ⅞, 32r Warpcops Lees 8 ½, 36r Warpcops Rowland 8 ¾, 40r Double Weston 9 ¼, 60r Double courante Qualität 12 ¼, 32“9 116 yds 16 % 16 grey Printers aus 321/46 168. Stetig. 1

New⸗York, 29. Oktober. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 1000, do. nach Frankreich —, do. nach anderen Häfen des Kontinents —, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 71 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 9000 Orts.

Verkehrs⸗Anstalten.

Ueber die Wasserstraßen Oberschlesiens berichtet die von Dr. Bernhard Koßmann herausgegebene Festschrift für die XXIX. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in Breslau: „Oberschlesien, sein Land und seine Industrie!“ Mit der Verfrachtung seiner umfangreichen Massen an Bergwerts⸗ und Hütten⸗Erzeugnissen und ebenso mit der Heranschaffung von Bedarfs⸗ materialien auf dem billigen Wasserwege hat es bisher für Oberschlesien sehr mißlich ausgesehen. An fahrbaren Straßen bieten sich über⸗

der Hamburg⸗Amerikanischen gesellschaft ist, 12 Uhr auf der Elbe eingetroffen.

nach den Sommerferien om 23. Oktober ab.

haupt nur dar 1) die Oder, schlesiens und in der Linie Kosel Oppeln, vom Industriebezirk entfernt; 2) die oder der Klodnitzkanal, welcher als eine eigentliche von den Sitzen der In⸗ dustrie zur Oder führende Verkehrsader zu betrachten ist, am Mund⸗ loche des Hauptschlüssel⸗Erbstollens bei Zabrze beginnend und bei Glei⸗ witz vorbeiführend, die Klodnitz auf etwa 46 km Länge begleitet und gegenüber Kosel, nördlich des Bahnhofes in die Oder geht; 3) die Przemsa im Osten, zugleich die Landesgrenze bildend, welche nach Auf⸗ nahme der Brinitza von Slupna ab, südlich von Mpslowitz, schiffbar, bei Czarnuchowitz, nördlich von Oswiecim, in die Weichsel fällt und eine Fahrstraße nach Krakau und Polen bietet. Ausnutzung und Werth dieser Wasserstraßen für den oberschlesischen Industriebezirk sind noch von höchst eingeschränkter Beschaffenheit. Auf der Przemsa ist verhältnißmäßig noch das günstigste Fahrwasser; mit beginnendem Frühjahr entwickelt sich für die im östlichen Revier belegenen Stein⸗ kohlengruben eine lebhafte Verschiffung von Kohlen, welche jedoch in Folge des ausgefallenen Absatzes nach Polen allmählich gefallen und im Jahre 1887 auf 40 000 t gesunken ist; außerdem gehen einige Zuckerladungen auf diesem Wege fort. Für die Einfuhr kommen unter Umständen Galmeierze in Betracht. Für den Absatz von ande⸗ ren, namentlich Eisenfabrikaten ist unter den dermaligen Einfuhrzoll⸗ sätzen nach Oesterreich keine Gelegenheit gegeben. Für das Schleppen der Kähne, besonders für die Fahrt zu Berg, wurde vor 2 Jahren ein Schleppdampfer eingestellt, dessen Dimensionen als zu groß seine Verwendung nicht zuließen; nach geschehener Abänderung hat sich diese Verwendung von Dampf⸗ kraft sehr vortheilhaft erwiesen. Die Schiffahrt auf dem Klodnitz⸗ kanal sowie auf der Oder war bisher für Oberschlesien ohne eigent⸗ liche Bedeutung. Die Klodener Kähne gingen mit dem letzten Herbstwasser von Gleiwitz nach Kosel und überwinterten daselbst, um mit dem ersten Frühjahrshochwasser Gelegenheit zur Thalfahrt zu finden. Auch die Strecke von Oppeln bis zur Neissemündung entbehrte der Regulirung und der hinreichenden Fahrtiefe und für die Benutzung von Oppeln abwäͤrts fehlte es an einer Umladestelle in Oppeln sowie an einem Liegehafen für die überwinternden Schiffe. Der Klodnitzkanal war sowohl hinsichtlich der Wasserrinne wie der Bau⸗ und Schleusen⸗ werke in einem ziemlich verfallenen Zustande. Die Nothwendigkeit einer Regulirung der oberen Oder und der Wiederinstandsetzung des Klodnitzkanals sowie einer Kanalverbindung zwischen der mittleren Oder und der Spree ist jedoch erkannt worden und dem Uebelstand dürfte in den nächsten Jahren abgeholfen sein. Für die Wieder⸗ herstellung der Bauwerke des Klodnitzkanals ist in dem Staatshaus⸗ halts⸗Etat die Summe von 1 120 000 eingestellt worden und sollen die Bauausführungen auf einen Zeitraum von 5 Jahren sich vertheilen. Zu diesen Bauten wird auch die Anlage eines Umschlage⸗ und Liege⸗ hafens bei Kosel gehören. Behufs Regulirung der oberen Oder, von der Neissemündung bis Kosel, ist dem Landtage eine Gesetzesvorlage zugegangen, welche die für das wichtige Werk erforderlichen Kosten einschließlich des Hafens bei Kosel, den Bau großer Schleusen in Brieg und Ohlau und die Herstellung einer neuen Wasserstraße bei oder durch Breslau auf 21 000 000 veranschlagt. Mit dem Bau einer Schleusen⸗ und Hafenanlage im Mühlgraben bei Oppeln in der Nähe des Bahnhofs der Rechten Oderufer⸗Eisenbahn ist im Jahre 1884 begonnen worden und wird hier abermals eine Umschlagsstelle für die

an der westlichen Grenze Ober⸗ zwischen 53 99 km

Bergwerks⸗ und Hüttenprodukte in direkter Verbindung mit den beiden

oberschlesischen Bahnen hergerichtet. In Verbindung mit dem bereits

im Bau begriffenen Kanal von Fürstenberg a. O. bis zum Seddin⸗

See bei Fürstenwalde a. d. Spree wird der oberschlesischen Montan⸗ industrie erst der rechte Weg erschlossen werden, um mit den großen Oderkähnen bis Stettin und Hamburg zu gelangen. An erhöhter Bedeutung wird diese Wasserstraße im Weiteren durch die Aussicht gewinnen, die Verbindung der Oder mit der Donau herzustellen.

Ham burg, 30. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Bohemia“' der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗

Aktiengesellschaft ist, von New.York kommend, heute Morgen auf der Elbe eingetroffen, und der Postdampfer „Thuringia“ von derselben Gesellschaft hat, von Westindien kommend, heute Lizard

paffirt.

31. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Suevia“ Packetfahrt⸗Aktien⸗

von New⸗York kommend, gestern Nacht

Theater und Musik. Victoria⸗Theater. Vielfachen Wünschen des Publikums

Rechnung tragend, gehen morgen, Donnerstag, den 1. November, „Die Kinder des Kapitän Grant“ neu einstudirt in

X““ 8—

Der Elektrotechnische Verein hielt seine erste Sitzung Der Vorsitzende Dr.

Werner von Siemens eröffnete dieselbe, indem er zunächst dem An⸗

denken Kaiser Friedrich's einige warm empfundene Worte widmete.

Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ 201. Vorstellung. Lustspiel in 4 Akten von Hugo Lubliner (Bürger). In Seene gesetzt vom Direktor Anno. Zum Schluß: Wiener Walzer. Die Musik zusammengestellt von Anfang 7 ½ Uhr.

Wetterbericht vom 31. Oktober 1888 8 Uhr Morgens.

5⁰0 C. = 40 R.

haus.

Stationen.

in 0Celsius

und F. Gaul. Joseph Bayer.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. Temperatur

red. in Millim.

6 wolkig 4 wolkig 3 halb bed. 3 2 Nebel 7 2 bedeckt —1 4 wolkenlos 10 4 bedeckt 3 1 Schnee 2

Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. St Petersburg Moskau ... Cork, Queens⸗ towmn.. Helder.. e“ amburg.. Swinemunde Neufahrwasser Memel

Münster.. Wiesbaden München

Chemnitßz .. 763 Berlin... 761

00

WSW S Freitag:

von R. Wagner.

von Kirchfeld. Freitag:

Z heiter -. . Sonnabend:

halb bed. 10 bedeckt bedeckt bedeckt bedeckt halb bed. V

wolkig 1 wolkig 10 Regen 11 wolkig 11 Regen

Freitag: Probepfeil.

Schauspielhaus. 1 Opernhaus. 202. Vorstellung. Götter⸗ dämmerung in 3 Aufzügen und einem Vorspiel

Schauspielhaus.

Beutsches Theater. Donnerstag: Der Pfarrer

Die Jüdin von Toledo. Der Pfarrer von Kirchfeld. Sonntag: Der Pfarrer von Kirchfeld.

Berliner Theater. Trauerspiel in 5 Akten von Grillparzer. 10 Ziegler.) Anfang 7 Uhr.

7. Abonnements⸗Vorstellung.

Lustspiel Blumenthal. (Friedrich Haase.) Anfang 7 Uhr.

Ch. Nuitter und L. Trefeu. Hopp. Freitag: von Trapezunt. von Offenbach.

Auf der Brautfahrt.

Zum 15. Male: In 3 Bildern von L. Frappart

Keine Vorstellung.

Anfang 6 ½ Uhr. Hohe Preise. Freitag: b8

Keine Vorstellung. Vorher: Zum 1. Male:

Anfang 7 ½ Uhr.

12. Male: in 4 Matthias Täncer.

und Richard Thiele.

Die schöne Sara. Aufzügen von

Medea.

(Clara qber Schmetterlinge. W. Mannstädt. Oscar 7 ½ Uhr.

Donnerstag:

in 4 Akten von

Dem Rückblick über die Thätigkeit des Vereins und seiner Unter⸗ ausschüsse im verflossenen Geschäftsjahre, sowie über Errungenschaften und Fortschritte in der Elektrotechnik entnehmen wir folgende Daten:

ie 1Fe.e des Unterausschusses über die Blitzgefahr sind in wirksamster Weise im Riesengebirge fortgesetzt worden. Eben⸗ falls sind die Arbeiten, betreffend Beobachtung und Erforschung der Erdströme, so weit gediehen, da mit der Drucklegung der bezüglichen Veröffentlichungen im nächsten Jahre vorgegangen werden kann.

Folgende Zahlen geben Kunde über die erfreuliche Weiter⸗ ö der Telegraphie und des Fernsprechwesens im Deutschen

eiche.

An ober⸗ und unterirdischen Telegraphenlinien sind 80 000 km im Betriebe, die eine Drahtlänge von rund 280 500 km repräsentiren.

174 Städte sind mit allgemeinen Fernsprechanlagen versehen. Es giebt 31 325 Fernsprechstellen, 5329 km Fernsprechlinien, 47 865 km Fernsprechleitungen. Berlin einschließlich Vororte, denen auch Potsdam zuzählt, hat eine Theilnehmeranzahl von 8981. Im Vorjahre wies derselbe Bezirk nur die Zahl von 6882 auf. Hamburg als nächst⸗ größte Fernsprechanlage hat 3699 Theilnehmer.

Die Anwendung des elektrischen Lichts hat im verflossenen Jahre so bedeutend zugenommen, wie noch in keinem Jahre vorher. Als die wichtigsten isolirten Anlagen sind die des Centralbahnhofs in Frankfurt a. M. und die in den Freihafengebieten Hamburg und Bremen zu nennen.

Das größte Interesse beanspruchen jedoch die elektrischen Central⸗ stationen. Außer Berlin sind Elberfeld, Lübeck, Mülhausen (Elsaß), Stettin, Darmstadt mit gut arbeitenden derartigen Anlagen versehen.

Dr. O. Frölich hielt sodann einen Vortrag „Ueber die elektrischen Vorgänge im Ankfer der Dynamomaschine“. Der darauf folgenden Mittheilung des Ober⸗Ingenieurs Frischen über die zur Verwendung gekommenen Kabel bei der Beleuchtungsanlage der Straße „Unter den Linden“ entnehmen wir, daß die Lampen ähnlich wie in der Leip⸗ zigerstraße und in der Passage in gewisser Anzahl hintereinander geschaltet sind. Dadurch sind verschiedene Stromkreise erforderlich ge⸗ worden, welche aus einer Anzahl einzelner Leitungen aus Patentbleikabeln bestehen, im Gegensatz zu den starken massiven Kabeln für Parallel⸗ schaltung. Der Vortragende zeigte der Versammlung ein Kabel⸗ muster, wie es bei der Durahführung durch die Spree zur Verwen⸗ dung gekommen ist. Dasselbe ist stärker armirt (um Beschädigungen durch Schiffsanker, Haken u. s. w. vorzubeugen) als die anderen zur Verwendung gelangten Kabel und enthält in seinem Innern zwölf mit einander verseilte isolirte Bleileitungen, welche zusammen mit einer Eisenbandumwickelung und Asphaltirung versehen sind.

(K. K.) Der Gesammt⸗Gustav⸗Adolf⸗Verein umfaßt 45 Hauptvereine. In Verbindung mit diesen wirken 1764 Zweig⸗ vereine, 421 Frauenvpereine und 9 Studentenvereine. Die Gesammt⸗ summe aller seit der Gründung des Vereins (1832) eingelaufenen Gaben beträgt über 21 Millionen Mark. 3300 evangelische Gemeinden im In⸗ und Auslande haben Unterstützung empfangen und sind dem Siechthum entrissen.

Im vergangenen Jahre hat der Gustav⸗Adolf⸗Verein 9 neue Schulhäuser, 4 neue Kirchenbauten begonnen. Desgleichen wurden im verflossenen Jahre 17 mit Hülfe des Vereins erbaute evangelische K Kapellen und 4 Schulhäuser eingeweiht, 4 Pfarrhäuser vollendet.

In dem 46. Heft der bei dem Gustav⸗Adolf⸗Verein eingegange⸗ nen Unterstützungsgesuche melden uns 274 Diasporagemeinden des Deutschen Reichs Zahlen über ihre gemischten Ehen. Unter 10 447 Mischehen sind 3644 = 34,8 % solche mit ev. Kindererziehung. Nach tabellarischer Zusammenstellung fanden sich in:

Posen unter 364 Mischehen 200 = 55 % mi

Schlesien E“ 691 43 %

Rheinpreußen 1829 691 37,7 %

Baden 1554 1 575 = 37 %

Westfalen 532 189 35,5 %

Nassau 622 1 215 34,6 %

Bayern 1006 345 34,3 %

Württemberg 588 159 27 %

Hessen 8 3 8 449 = 24,3 % 24 Ist die absteigende Stufenreihe konfessioneller Widerstandskraft der evangelischen Diasporagemeinden von hohem Interesse, so nicht minder dieselben Ziffern aus den österreichischen Diasporagemeinden.

Aus Oesterreich melden 152 Gemeinden 4632 Mischehen, darunter 2466 = 53,2 % mit ev. Kindererziehung.

Der Stolze'sche Stenographen⸗Verein zu Berlin hielt kürzlich seine 10. Jahresrersammlung ab. Die Mittgliederzahl hat sich im letzten Jahre von 676 auf 844 erhöht. Der Verein ist somit der stärkste aller bestehenden Stenographen⸗Vereine. Innerhalb des Vereins besteht eine Damen⸗Abtheilung, welche 57 Mitglieder zählt. Die Einnahmen im letzten Jahre betrugen an 8000 Zum Vorsitzenden wurde der Gründer des Vereins, Parlaments⸗Steno⸗ graph M. Bäckler wiedergewählt. Am 10. November d. J. feiert der Verein sein 10. Stiftungsfest durch Abendessen und Ball im Hotel Impérial (früher Arnim), Unter den Linden 44.

IIhl-

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Donnerstag: Zum 14. Male: Die Prinzessin von Trapezunt. Komische Operette in 3 Akten von Deutsch von Julius Musik von J. Offenbach. Anfang 7 Uhr. Die Prinzessin Komische Operette in 3 Akten

Residenz-Theater. Donnerstag: Decorirt. Lustspiel in 3 Akten von Henri Meilhac. Die Wildente von Henrik Ibsen. Sonnabend: Zum 1. Male: Antoinette Rigaut. Das Blaubuch.

Belle-Alliance-Theater. Donnerstag: Zum Posse mit Gesang Georg Zimmermann und Musik von Clemens Schreiber Anfang 7 Uhr.

Freitag: Zum 13. Male: Die schöne Sara.

Central-Theater. Donnerstag: Zum 78. M.: Gesangsposse in 4 Akten von Orlich (Berlin). Stiftsdame Marie von See⸗ Musik von G. Steffens.

Victorius mit Hrn. Kaufmann Adolf Sultan (Graudenz Thorn). Frl. Mathilde v. Both mit Hrn. Hauptmann J. v. Hugo (Hannover). Gräfin Eleonore v. Bernstorff mit Hrn. Ritter⸗ gutsbesitzer Werner von dem Knesebeck⸗Corvin (Gartow). Verehelicht: Hr. Premier⸗Lieutenant Eberhard von Obernitz mit Frl. Käthe Blohm (Biecheln bei Gnoien, Meckl.). Hr. Premier⸗Lieutenant Karl von Boddien mit Frl. Else von Keller (Berlin). Hr. Rechtsanwalt Reinbacher mit Frl. Klara Hoempler (Königsberg). Hr. Amts⸗ richter Oskar Schlemm mit Frl. Marie Schultze (Uelzen). Hr. Dr. med. Ferdinand Marchand mit Frl. Nettchen Moeltgen (Köln). Hr. In⸗ genieur Guido Sauer mit Frl. Elisabeth Thiele (Berlin). ö 8 Geboren: Ein Sohn: Hrn. Weinhändler Meister (Berlin). Hrn. Gymnasial⸗Direktor F. Schneider (Friedeberg N.⸗-M.). Hrn. Robert Müler (Juckeln). Hrn. Postsekretär F. Cl. Müller (Hannover). Hrn. Paul Schnitzler (Köln). Hrn. Major Frhrn. von Gayl (Potsdam). Eine Tochter: Hrn. Major a. D. von Düring (Schenkendöbern). . Gestorben: Hr. Staatsanwalt a. D. Friedr. von

Zum 39. M.:

hausen (Berlin). Frl. Luise von Schirmeister (Berlin). Frau Karoline Schulz, geb. Herbst (Berlin). Hrn. Apotheker Hüttenhein Sohn Hermann (Weimar). Frau Professor

Anfang

roEhboehebben

halb bed. 15 bedeckt 12

wolkenlos 12

Wien.. 763 Breslau 759 Driet 768

Uebersicht der Witterung.

Eine Zone hohen Luftdrucks erstreckt sich von den Alpen nordwärts nach Nord⸗Skandinavien; tiefe Minima liegen nördlich von Schottland und über Deutschland warm und trübe. In Kassel liegt die Temperatur um 6, in München um. 7, in Breslau um 8 Grad über der normalen. In Hannover sind 25, in Münster 29 mm Regen gefallen.

1.“ 8 Deutsche Seewarte.

Wallner-Theater. Donnerstag: Zum 24. Male:

Madame Bonivard. Schwank in 3 Akten von Alex Bisson und Antonie Mars. Deutsch von Emil Neumann. Vorher: Zum 24. Male: Der dritte Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benutzung einer englischen Idee von Franz Wallner.

Freitag und die folgenden Tage: Madame Bonivard. Der dritte Kopf. Anfang 7 ½ Uhr.

Bictoria-Theater. Donnerstag: Zum 102. M.:

Die Kinder des Kapitän Grant. Ausstattungs⸗ stück in 12 Bildern von A. d'Ennery und Jules

Verne. Musik von C. A. Raida. Ballet von Severini. Kleine Preise. Anfang 7 Uhr.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Donnerstag: Zum 83. Male: Die drei Grazien. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Görß. Musik von Franz Roth. Posgeät) Im 2. Akt: Landpartie⸗Duett. Anfang

r. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Gertrud Höpfner mit Hrn. Buch⸗ händler Oskar Krumteich (Magdeburg— Bernburg). Frl. Margarethe von Laer mit Hrn Apotheker Ernst Lehmann (Berlin). Fril. Margarethe

Mathilde Richter, geb. Völsch (Königsberg). Hr. Joh. van den Kerkhoff (Krefeld). Hrn. Dr. W. Hassenstein Sohn Theodor (Prostken).

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Fünf Beilagen e

Berlin:

zum Deutschen Reichs⸗Anz

Nℳ) 222.

Berlin, Mittwoch, den 31. Oktober

eiger und Königlich Preußischen

Staats⸗Anzeiger. 1888.

Statistische Nachrichten. Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗

heitsamts sind in der Zeit vom 14. bis 20. Oktober cr. von

je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 19,4, in Breslau 23,6, in Königsberg 24,6, in Köln 23,9, in Frankfurt a. M. 19,4, in Wiesbaden 23,3, in Hannover 22,1, in Kassel 18,6, in Magdeburg 22,1, in Stettin 24,1, in Altona 27,4, in Straßburg 19,7, in Metz 26,7, in München 28,8, in Nürnberg 22,4, in Augsburg 23,6, in Dresden 19,9, in Leipzig 17,5, in Stuttgart 11,9, in Karlsruhe 21,7, in Braunschweig 31,1, in Hamburg 27,3, in Wien 22,7, in Pest 22,7, in Prag 22,8, in Triest 21,7, in Krakau 30,2, in Amsterdam 19,1, in Brüssel 28,4, in Paris 21,3, in Basel —, in London 20,0, in Glasgow 21,3, in Liverpool 19,7, in Dublin 24,2, in Edinburg 15,9, in Kopenhagen 21,1, in Stockholm 18,6, in Christiania 17,6, in St. Petersburg 23,3, in Warschau 30,3, in Odessa 27,4, in Rom 22,1, in Turin —, in Venedig 16,6, in Alexandria 39,7. Ferner in der Zeit vom 23. bis 29. September cr. in New⸗York 23,8, in Philadelphia 16,9, in Baltimore 19,0, in Kalkutta 20,9, in Bombay 26,4, in Madras 42,1.

Die Sterblichkeit blieb auch in dieser Berichtswoche in den meisten größeren Städten Europas im Allgemeinen eine günstige, wenn auch aus einem großen Theile derselben etwas höhere Sterb⸗ lichkeitszahlen als in der vorangegangenen Woche mitgetheilt wurden. Einer sehr geringen Sterblichkeit (noch nicht 15,0 pr. M. u. Jahr) erfreuten sich Stuttgart, Bremen und Barmen. Günstig (bis 20,0 pr. M.) war die Sterblichkeit in Berlin, Dresden, Leipzig, Frankfurt a. M., Straßburg, Kassel, Darmstadt, Mannheim, Amsterdam, Liverpool, Lon⸗ don, Edinburg, Stockholm, Christiania, Venedig u. A. Auch in Elberfeld, Karlsruhe, Paris, Kopenhagen, Triest, Glasgow u. a. O. war die Sterb⸗ lichkeit eine mäßig hohe (etwas über 20,0 pro Mille). Unter den Todesursachen haben Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder eine weitere Abnahme ersahren, so daß die Zahl der durch diese Krankheits⸗ formen hervorgerufenen Sterbefälle nur in wenigen Orten, wie Berlin, Hamburg, München, Paris, London, Pest, Warschan, St. Peters⸗ burg die normale nur noch wenig überstieg. Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war im Ganzen der gleich hohe wie in der Vorwoche. Von je 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet in Berlin 70, in München 114 Säuglinge. Akute Entzündungen der Athmungsorgane führten etwas häufiger zum Tode. Von den Infektionskrankheiten haben Masern, Scharlach, Keuchhusten und Pocken weniger, Diphtherie und typhöse Fieber etwas mehr Sterbefälle als in der Vorwoche hervorgerufen. Todesfälle an Masern waren in Berlin und Paris seltener, dagegen in London und St. Petersburg zahlreicher. Neue Erkrankungen wurden aus den meisten Orten, aus denen Berichte vorliegen, in geringerer Zahl als in der Vorwoche gemeldet, nur im Regierungsbezirk Hildesheim kamen Masern häufiger zum Vorschein. Sterbefälle an Scharlach waren in Berlin, Königsberg, Danzig, Prag, St. Petersburg und Warschau vermindert, in London gesteigert. Neue Erkrankungen kamen aus Berlin, Breslau, Nürnberg in größerer, aus Hamburg, Wien, Kopenhagen und St. Petersburg in etwas vermin⸗ derter Zahl zur Anzeige. Die Sterblichkeit an Diphtherie Wund Croup war in Berlin, Hamburg, Breslau, Leipzig, Köln, Nürnberg, Hannover, Düsseldorf, Chemnitz, Prag, Christiania, London eine gesteigerte, während sie in Stettin, Wien, Pest, Paris, St. Petersburg und Warschau eine kleinere wurde. Erkrankungen wurden dagegen aus den meisten Orten, aus denen Mittheilungen eingingen, in geringerer, nur aus Ham⸗ burg und Nürnberg in vermehrter Zahl gemeldet. Sterbe⸗ fälle an Unterleibstyphus waren in Königsberg, Paris, London, St. Petersburg gesteigert, in Berlin und Pest vermindert. Neue Er⸗ krankungen kamen aber meist in geringerer Zahl zur Berichterstattung. Aus Krakau kamen 1 Todesfall, aus Edinburg und St. Petersburg je 2 Erkrankungen an Flecktyphus zur Anzeige. Ein Todes⸗ fall an epidemischer Genickstarre wird aus St. Petersburg mitgetheilt. Kosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut maren allgemein seltener Todesursachen. Der Keuchhusten nahm in London einen milderen Verlauf, in Paris stieg die Zahl de durch ihn bedingten Sterbefälle; in Hamburg und Nürnberg nahm die Zahl der Erkrankungen an Keuchhusten zu. Todesfälle an Pocken kamen aus Bremen 1, aus Lemberg und Paris je 3, aus Triest 5, aus Prag 8 zur Kenntniß; Erkrankungen aus Fiume, Pest und St. Petersburg je 1, aus Wien 5.

Die sanitären Verhältnisse in Berlin blieben auch in dieser Berichtswoche günstige und die Sterblichkeit die gleich niedrige wie in der Vorwoche. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder zeigten auch in dieser Woche eine weitere Abnahme auf, so daß die Zahl der durch sie hervorgerufenen Sterbefälle (40) die normale nur noch wenig überstieg. Dagegen kamen akute Entzündungen der Athmungs⸗ organe häufiger zum Vorschein und führten auch in etwas gesteigerter Zahl zum Tode. Der Antheil des Säuglingsalters an der Stervblichkeit blieb fast der gleiche wie in der Vor⸗ woche. Auch das Vorkommen der Infektionskrankheiten zeigte nur wenig Veränderung. Erkrankungen an typhösen Fiebern blieben beschränkt. Erkrankungen an Masern, die nur in Moabit häufig auftraten, sowie an Diphtherie, in der jenseitigen Luisenstadt am zahlreichsten, waren etwas seltener, an Scharlach da⸗ gegen (im Stralauer Viertel am verbreitetsten) etwas häufiger als in der Vorwoche. Auch Erkrankungen im Wochenbett kamen etwas mehr zur Anzeige, während rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut in geringer Zahl zur ärztlichen Beobachtung gelangten. Das Vorkommen von Keuchbusten blieb gleichfalls ein ähnliches wie in der Vorwoche, und die Zahl der Sterbefälle die gleich geringe (5), wie auch das Vorkommen von rheumatischen Beschwerden aller Art keine wesentliche Veränderung aufwies.

Die Nr. 421 (Oktober 1888) der „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landes⸗ statistik“ hat folgenden Inhalt: Anzahl der Hunde und Ertrag der Hundesteuer 1887/88. Einnahme an Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern bei den einzelnen Gr. Hauptsteuerämtern 1887/88. Handel und Kleinverkauf von geistigen Getraͤnken 1887. Ver⸗ gleich. meteorolog. Beobacht. Sept. 1888. Preise der gewöhnl. Verbrauchsgegenst. Sept. 1888. Gemarkungen mit legalisirten Grundbüchern und Stand der Kataster⸗Vermessungen am 1. Jan. 1888.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. 8—

dem kunstgewerblichen Prachtwer! „Der Orna⸗ en⸗Schatz“, welches gegenwärtig im Verlage von Julius Hoffmann in Stuttgart in 2. Auflage erscheint, liegen uns heute bereits die Lieferungen 7 bis 14 vor, in welchen uns zunächst die Ornamentik des arabischen, maurischen, byzantinischen, romanischen und gothischen Stils vorgeführt und durch eine Menge trefflicher und farbenreicher Muster veranschaulicht wird. Mit dem 12. Hefte beginnen sodann die Darstellungen aus der Renaissance, deren Kunsterzeugnisse sich bekanntlich das heutige Kunstgewerbe mit Vorliebe zum Muster nimmt. Die 36 für diesen mannigfaltigen Stil festgesetzten Tafeln beginnen mit der italienischen Früh⸗ und Hoch⸗ renaissance und bieten treffliche Muster von Facaden⸗ und Decken⸗ malerei, Sgraffiten, Intarsien, Marmoreinlagen und Flachreliefs Fayenee⸗ und Glasmalerei, Stickerei, Teppichweberei und Spitzentechn

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Wand⸗ und Deckenmalereien Rafael's aus dem Vatikan, Majoliken mannigfaltigster Art, Stickerei⸗ und Webereimuster, Mosaiken und Manuskriptmalereien, sämmtlich genau in der Farbe der Urbilder, dazu plastische Drnamente aus Marmor und Bronze, in Tondruck wiedergegeben, zeigen den ganzen Reichthum des damaligen kunst⸗ gewerblichen Strebens und Schaffens. Ein Prachtblatt mit Edel⸗ metallarbeiten und Email vermittelt zum Schluß den Uebergang zur französischen Renaissance, welche in den ferneren Heften zur Dar⸗ stellung gelangen soll. Der äußerst mäßige Preis ein Heft mit 4 vorzüglichen Farbendrucktafeln kostet nur 1 ermöglicht es auch dem weniger Bemittelten, sich das schöne Werk anzuschaffen; dasselbe ist daher dazu berufen, der Förderung des guten Geschmackes im deutschen Kunstgewerbe sehr wesentliche Dienste zu leisten.

Zugleich mit der Kunstausstellung fand bekanntlich in München die große deutsch⸗nationale Kunstgewerbeausstellung statt, und ihr ist das zweite Heft des 4. Jahrgangs der „Kunst für Alle“ (Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft vorm. Friedrich Bruckmann, München) hauptsächlich gewidmet. Der Text, der wieder aus der Feder Friedrich Pecht's stammt und rühmliches Zeugniß ablegt von dem gewaltigen Fort⸗ schreiten der Nation auch auf diesem Gebiete, wird durch eine große Anzahl Illustrationen nach den hervorragendsten Objekten der Kunst⸗ gewerbeausstellung angenehm belebt. Ganz besonders aber wollen wir die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde auf die prächtigen ganzseitigen Bilderbeilagen lenken. Dieselben bringen Fritz von Uhde's merk⸗ würdigste Schöpfung, das dreitheilige Gemälde „Die heilige Nacht“ in ganz ausgezeichneter Wiedergabe, dann ein neues Bismarckbild Franz von Lenbach's, den großen Staatsmann im Profil zeigend, und von Frithjof Smith „Im Spitalgarten“. „Auf den Ruinen von Metapont“ von Woldemar Kaden textlich Abbildungen nach Balmer, Vezin ꝛc. illustrativ vervollständigen den reichen Inhalt dieses Hefts, das mit Fr. Stuck's „Die Ausstellung ist geschlossen“, einem Kabinet⸗ stück witzigen Humors, als der Ausstellungshefte letztes abschließt

Von der im Verlage von Paul Kittel in Berlin W. 57 unter dem Titel „Unser Fritz, Deutscher Kaiser und König von Preußen“, von Hermann Müller⸗Bohn erscheinenden Biographie des Hochseligen Monarchen gelangten soeben Lieferung 5 und 6 zur Ausgabe, welche den Krieg von 1866, die Reise des Kronprinzen nach dem Orient und den deutsch⸗französischen Krieg (1870/71) in ausführlicher Weise behandeln. Der fesselnden Dar⸗ stellung wird durch den Illustrationsschmuck dieser Lieferungen ein besonderer Reiz verliehen. Wir heben von den Vollbildern hervor: „Die Schlacht bei Königgrätz“ von H. Gascard, „Die Schlacht bei Wörth“ von demselben, „Unser Fritz, Commandeur der III. Armee“, von Camphausen, „Nach der Schlacht bei Sedan: König Wilhelm und Kronprinz Friedrich Wilhelm von den jubelnden Truppen begrüßt“, von W. Friedrich, „Bismarck verliest die Kaiserproklamation“ von A. von Werner, „Ein Kriegsrath im Schlosse zu Versailles“ von A. von Werner. Das Werk wird mit der 10. Lieferung Mitte November vollständig. Jede Lieferung kostet nur 50 ₰. 2

Pandekten von Heinrich Dernburg, ord. Professor des Rechts an der Universität Berlin. I. Band, allgemeiner Theil und dingliche Rechte. Zweite verbesserte Auflage. (14 ℳ) Verlag von H. W. Müller in Berlin. Dieses Werk war kaum vollendet, als sich das Bedürfniß einer neuen Auflage ergab, deren erster Band jetzt vollständig vorliegt. Man wird finden, daß es gelungen ist, manche kleinere Mängel der ersten Auflage zu beseitigen. Auch hiervon abgesehen, hat das Werk insbesondere im allgemeinen Theil vielfach Veräͤnderungen und Erweiterungen erfahren, glücklicherweise ohne daß sein Umfang anschwoll. Die kritischen Erörterungen von Bähr, Gierke und Hölder über den Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuches enthalten viele Untersuchungen, die dem Pandekten⸗ werke hätten zu Gute kommen können; leider sind sie zu einer Zeit erschienen, als der Druck bereits zu weit vor⸗ geschritten war, als daß sie hätten nutzbar gemacht werden können. Den Entwurf selbst anzuziehen, wäre unzweckmäßig gewesen, weil (nach Dernburg's Meinung) es fast unmöglich ist, ihn in seiner jetzi⸗ gen Gestalt mit Gesetzeskraft zu bekleiden, es „fehle ihm Volks⸗ thümlichkeit und der gesunde praktische Sinn“. Was dem Dern⸗ burg'schen Buch vorzugsweise Freunde zuführte, war, daß es nicht bloß Gewicht auf die formale Seite des Rechts legt, sondern auch auf seine Zwecke und Ziele: daß es nicht bloße Formaljuristen bilden will, sondern Jünger wahrer Gerechtigkeit. Möge es, indem ihm die Gunst des juristischen Publikums erhalten bleibt, in diesem Sinne weiter fördernd wirken. Der zweite Band (Obligationenrecht, 7,50 ℳ, geb. 9,25 ℳ) ist im Druck, der dritte (Familien⸗ und Erbrecht, 7,50 ℳ, geb. 9,25 ℳ) wird im Sommer 1889 erscheinen.

Lehrbuchdesgesammten Privatrechtes in geschichtlicher, dogmatischer und wirthschaftlicher Beziehung mit Rücksicht auf die einschlägigen Materien des öffentlichen Rechtes. Von Dr. Georg Prager. Verlag von J. Guttentag (D. Collin) in Berlin und Leipzig. Dies Werk ist vor Allem dem Lehrzweck gewidmet. Die Einleitung soll ein Bild des gesammten Rechtsgebiets aufrollen, dem Leser die Anordnung des Stoffs im Staats⸗, Kirchen⸗ und Strafrecht zeigen, ihn mit den wesentlichen Einrichtungen des Privatrechts und dessen technischen Ausdrücken bekannt machen. Daran schließt sich eine geschichtliche Uebersicht über Art und Gebrauch der fremden sowie einheimischen Quellen, aus denen sich unser Recht entwickelt hat. Nach dieser Vorbereitung, die kurz und für Jedermann faßlich ge⸗ halten ist, folgt die ausführliche Darstellung des Privatrechts. Der erste Band enthält die allgemeinen Lehren und das Sachenrecht, der zweite Band das Obligationenrecht mit einem Anhang über Wechsel⸗, Gewerbe⸗, Handels⸗ und Urheberrecht, der dritte Band das Familien⸗ und Erbrecht. Den Schluß des dritten Bandes bilden genaue Inhaltsregister, geschichtliche Tabellen, eine Zusammenstellung der Rechtssprichwörter, eine Ordnung der Quellencitate u. s. w. Die herkömmliche Scheidung von Pandekten, deutschem und preußischem FeFütee ist aufgegeben und die Grenze des sogenannten öffentlichen

echts oft überschritten. Jedes Institut wird von seinem römischen bezw. deutschen Ursprung bis in seine modernen Ausläufer durch⸗ geführt. Der Nachdruck ruht überall auf dem römischen Recht, dessen Schatz das neue Bürgerliche Gesetzbuch zu heben versucht, und das immerdar eine Fundgrube der Wissenschaft bleiben wird. Die Worte der römischen Meister des Rechts werden oftmals angeführt und ihre Streitfragen erörtert. Die Darstellung lehnt sich an den Text der gesetzlichen Bestimmungen, um dem Leser ein selbständiges Urtheil zu ermöglichen. Zur leichteren Uebersicht der Disposition eht jedem Paragraphen eine Inhaltsangabo voran, deren Stichwörter n der Ausführung durch den Druck kenntlich gemacht sind. Wer sich zur ersten oder zweiten juristischen Staatsprüfung vorbereitet, wer sich einer Verwaltungslaufbahn zu widmen gedenkt, findet hier den Kern des erforderlichen Wissens vereinigt. Selbst den praktischen Juristen wird ein solches Nachschlagebuch erwünscht erscheinen. Auch weiteren Kreisen, denen daran gelegen ist, sich über Rechtsfragen ihres Gewerbes, über Geld⸗, Bankwesen, über Unfallversicherung, Zwangsenteignung u. a. m. zu unterrichten, soll in diesem Werk ein leicht verständlicher Berather geboten sein. Der Preis des vollständigen Werks beträgt 0 ℳ, von denen 12 auf den ersten, 10 auf den zweiten und 8 auf den dritten Band entfallen.

Verdeutschungs⸗Wörterbuch von O. Sarrazin. Zweite bedeutend vermehrte Auflage. Verlag von Ernst & Korn, Berlin. 20 Druckbogen. (Pr. geheftet 5 ℳ, in Leinwand gebunden 6 ℳ) Daß bereits so bald nach dem ersten Erscheinen de

Sarrazin'schen Verdeutschungs⸗Wörterbuches eine Neuaufla e noͤthig

geworden, ist ein Beweis ebenso für die wachsende Ausbreitung der

Bestrebungen zur Reinigung unserer Muttersprache, wie für die Brauchbarkeit und Zweckmäßigkeit des vortrefflichen Buches. Wie der Verfasser in der Vorrede betont, ist es nicht zumindest auch Dank den von allen Seiten ihm zugegangenen Beiträgen möglich gewesen, die neuve Auflage nahezu um die Hälfte des früheren Umfanges zu vermehren und dem Buche einen erheblich höheren Grad von Vollständigkeit zu geben. Diese Vermehrung kommt, wie eine nähere Durchsicht zeigt, allen Gebieten zu gute; von den Fach⸗ gebieten sind namentlich das Verkehrswesen, die Rechtskunde, die ver⸗ schiedenen Zweige der Technik, die Heilkunde, die Naturwissenschaften u. a. ausgiebig berücksichtigt. Auch der Kochkunst ist ihr volles Recht geworden. Ueberall freilich nur, soweit gute deutsche Bezeichnungen vorhanden sind; denn der Verfasser ist seinem Grundsatz treu ge⸗ blieben, „vor Allem ein fleißiger Sammler zu sein, und das, was er an annehmbaren alten und neuen Wortbildungen findet, der Oeffent⸗ lichkeit zu übermitteln“. Trotz der bedeutenden Verstärkung des Buchs (von 14 auf 20 Druckbogen), ist der Preis nahezu der frühere ge⸗ blieben. Im Uebrigen wird das Werk Sarrazin's, der sich auch durch sonstige Schriften auf dem Gebiet der Sprachreinigung einen allseitig geachteten Namen gemacht hat, einer besonderen Empfehlung kaum mehr bedürfen. 8Z“

In wenigen Tagen erscheint von D. P. Kleinert, Konsistorial⸗ Rath und Professor an der hiesigen Universität, ein Werk, welches weite Kreise unserer gebildeten Stände interessiren dürfte. Es trägt den Titel: „Zur christlichen Kultus⸗ und Kulturgeschichte“ und zerfällt in 7 Abhandlungen und Vorträge größeren und kleineren Umfangs. Der Verfasser behandelt darin in geistvoller Weise eine Reihe von Thematen, die als ein Beitrag zur Kenntniß unseres christ⸗ lichen Kultus⸗ und Kulturlebens in vergangenen Jahrhunderten von hervorragender Bedeutung sind und weiteste Beachtung ver⸗ dienen. Die formvollendete Darstellung macht das Buch zu einer genußreichen Lektüre für jeden Gebildeten; als Festgabe dürfte es Manchem, namentlich den vielen Verehrern und Zuhörern des Autors, hoch willkommen sein. Der Preis ist ca. 4 —85

Zu gleicher Zeit erscheint ein anderes Unternehmen, an dessen Spitze Eberbard Schrader steht, und welches geeignet sein dürfte, eine viel⸗ fach empfundene Lücke auszufüllen. Es ist dazu bestimmt, die seit einer Reihe von Jahren im Bereich des alten Assyrien und Babylonien gemachten Inschriftenfunde in einer chronologisch und zugleich sachlich geordneten Sammlung in ihren wichtigsten Repräsentanten zu vereinigen und in transskribirtem Text mit gegen⸗ überstehender deutscher Uebersetzung vorzulegen. Wird die Wiedergabe des transskribirten Originaltextes allen Anforderungen der Wissenschaft Genüge zu leisten bestrebt sein, so wird die beigefügte wortgetreue Uebersetzung die für die Geschichte so hochwichtigen Inschriftenfunde auch den nicht assyriologisch vorgebildeten Lesern, in erster Linie Historikern und Theologen, aber auch Juristen und Alterthums⸗ freunden im weitesten Sinne des Wortes dugäͤngglic zu machen suchen. Sorgfältige literarische Nachweise und knappe sachliche und sprachliche Erläuterungen orientiren den Leser in ent⸗ sprechender Weise. Der Titel des Werks ist: „Keilinschrift⸗ liche Bibliothek, Sammlung assyrischer und babylonischer Texte in Umschrift und Uebersetzung. In Verbindung von Dr. L. Abel, Dr. C. Bezold, Dr. P. Jensen, Dr. F. Peiser, Dr. H. Winckler herausgegeben von Eberhard Schrader.“ Das Ganze ist auf 4 Bände im Umfang von ca. 15—16 Bogen berechnet. Der I. Band wird die historischen Texte des altassyrischen Reichs enthalten und ist mit einer Karte von Dr. Kiepert versehen. Der Preis eines Bandes wird 9 nicht überschreiten. Beide Werke er⸗ scheinen in H. Reuther's Verlagsbuchhandlung, hierselbst. 8

Wilde Kirschen. Von Heinrich Hansjakob. Heidel⸗ berg, Georg Weiß' Verlag, 1888 (kl. 8. S. V und 362, Pr. 4 ℳ) Der Verfasser, als geistreicher Schriftsteller von eigener Art und vortrefflicher Erzähler bereits bekannt durch die belehrenden Schilde⸗ rungen seiner nach Frankreich, Holland, Belgien und Italien aus⸗ geführten Reisen, sowie durch die lebenswahre Selbstbiographie aus seiner Jugend⸗ und Studienzeit, stellt uns im obigen Buche Original⸗ menschen aus seiner Vaterstadt Haslach im Kinzigthal vor. Von der Ueberzeugung ausgehend, daß je blasirter und unnatürlicher unsere moderne Durchschnittsbildung ist, um so rascher es mit den Original⸗ menschen zu Ende geht, hat er solche Originale dort gesucht, wo die moderne Bildung noch nicht daheim ist. Daher hat er es vorzugsweise auf eine besondere Art von Originalen abgesehen: auf die Kleinbürger und Handwerksleute in den Kleinstädten. Der Verfasser läßt seine Kinzigthaler aufmarschiren, wie „sie leibten und lebten“. Das allein hat nach seiner Ansicht für die Kenntniß der Menschennatur, wie sie im Volk auftritt, einigen Werth. Man darf hinzufügen: am farbigen Abglanz nur haben wir hier das Leben. Auf der Unterlage einer anschaulichen Schilderung der ehrwürdigen Haslacher Oertlichkeiten sowie der lieblichen Naturumgebung werden uns in zehn Erzählungen ehemalige Naturmenschen dargestellt, je nach ihrer Eigenthümlichkeit im Innern und Aeußern. Die natürliche, wahrheitsgetreue Darstellung ist erfüllt von echter Religiosität und gesunder Moral; es fehlt nicht an beachtenswerthen Grundsätzen für Familie und Staat, freilich auch nicht an Seitenhieben gegen die moderne Verbildung, den

„Humanitätsdusel“, wie gegen den Egoismus im Haben, Besitzen und

Genießen. Als ein wahres Kabinetsstück sei hervorgehoben die Er⸗ zählung „Der närrische Maler“: die Schilderung einer grenzenlos vereinsamten, aber durchaus vornehmen Künstlernatur, ein erschreckendes Bild von der Tragik des Lebens —, es ist die alte Geschichte des menschlichen Herzens, welche ewig neu wird in ihrer Lust und ihrem Wehe. Sämmtliche Erzählungen sind fesselnd durch ungemeine Frische und unterhaltend durch sorglosen Humor. Die „Wilden Kirschen“ werden daher dem Verfasser zu den alten Verehrern voraussichtlich neue Freunde gewinnen.

—, Das Buch von der Schwiegermutter.“ Eine kultur⸗ historisch⸗-humoristische Untersuchung. Von Dr. Adolph Kohut. Zürich, Verlagsmagazin (J. Schabelitz). (Preis 80 ₰.) Der Verfasser hat es hier unternommen, in launiger Weise alles literarische Material zusammenzutragen, worin von der Schwiegermutter die Rede ist. Indem er Alles, was über die in Anekdoten und Lustspielen so oft zum Gegenstand des Spottes gemachte Schwiegermutter verbreitet ist, anführt, bricht er zuletzt eine Lanze für dieselbe und nimmt sie in Schutz. Das kleine Büchlein wird den Lesern Spaß bereiten.

—— Von Engelbhorn's Allgemeiner Romanbibliothek (Stuttgart, J. Engelhorn) liegt uns wieder eine Anzahl neu erschie⸗ nener Bände vor: 4. Jahrg. Band 26: „Stella“ von M. E. Braddon, 2. Band; 5. Jahrg. Band 1 und 2: „Robert Leichtfuß“ von Hans Hopfen, 1. und 2. Band; Band 3: „Der Unsterbliche“ von Alphonse Daudet; Band 4: „Lady Dorothea's Gäste“ von Quidas. Bekauntlich 1n88 e dieser Sammlung alle 14 Tage ein Band zum Preise on b

„Von der Bombe.“ Militärische Humoresken von Jesko von Puttkamer. Verlag von Julius Brehse, Leipzig. (Preis

1,50 ℳ) Die Leiden und Freuden des Soldatenlebens sind uns schon oft geschildert worden. Eine Reihe namhafter Schriftsteller haben

ch mit gutem Glück in der Militärhumoreske versucht und harin recht Hübsches geleistet. Auch das vorliegende Büchlein wird allen des Soldatenstandes eine willkommene Lektüre bieten; die leinen IlFichten sind frisch und anziehend geschrieben, und der Humor kommt in ihnen zu seinem Recht

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