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Deutsch
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Dan Abonnement beträgt vierteljührlich 4 ℳ 50 ₰. Alle Post-Anstalten nehmen Bestellung an;
für Herlin außer den Post⸗Anstalten auch die Expedition
SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Einzelne Uummern kosten 25 ₰.
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die Königliche Expedition des Deutschen Reichs⸗Anzeigers und Aöniglich Preußischen Staats-Anzeiger Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Berlin, Donnerstag, den 1. November, Abends.
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Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem HReichsgerichts⸗Rath Dr. jur. Gallenkamp zu Leipzig den Stern zum Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub; dem Reichsgerichts⸗Raͤth Schwarz k5 Leipzig und dem Ober⸗Regierungs⸗Rath von Lattorff zu Stralsund den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub; dem Senior des Evangelischen Ministeriums in Erfurt, Super⸗ intendenten ver ⸗ und dem Superintendenten a. D. und emeritirten Oberpfarrer Rutzen zu Eberswalde, bisher zu Putlitz im Kreise West⸗Prignitz, den Rothen Adler⸗ Orden dritter Klasse mit der Schleife; dem bisherigen Kreis⸗Schulinspektor, Pastor Brand zu Herrnmotschelnitz im Kreise Wohlau, und dem bisherigen Handels⸗ richter, entner Florenz Kisker zu Köln, den Rothen Adler⸗Orden vierter Klasse; dem emeritirten Lehrer und Küster Röhrig zu Dill im Kreise Simmern den Adler der Inhaber des Königlichen Haus⸗Ordens von Hohenzonern; sowie dem Privatförster Krause zu Kunzendorf im Kreise Glogau, dem pensionirten Gefangnenaufseher Klimke zu Köln⸗Nippes und dem herrschaftlichen Kunstgärtner Friedrich
Unger zu Mondschütz im Kreise Wohlau das Allgemeine 8 16 [Iu“ 8 1ö. 5
Chrenzeichen zu verleihnan.
Bekanntmachung. “
Am 28. d. M. ist die zur Werra⸗Eisenbahn gehörige Bahnstrecke Themar —Schleusingen, 11,0 km lang, mit den Stationen Veßra (nur für Personenverkehr), Zollbrück (nur für Personen⸗ und Wagenladungsverkehr) und Schleusingen eröffnet worden.
Am 1. November d. J. werden im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Elberfeld die 5,1 km lange Bahnstrecke Dahlerau — Beyen⸗ bpurg, Fortsetzung der Strecke Lennep — Dahlerau, mit dem Haltepunkt Remlingrade (nurfür den Personenverkehr ohne Gepäckabfertigung) und der Haltestelle Beyenburg (für den Personen⸗, Güter⸗, Gepäck⸗ und Privat⸗ depeschenverkehr, sowie für die Abfertigung von Leichen, Fahrzeugen und lebenden Thieren) und im Bezirk der Königlichen Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen die 23,99 km lange Bahnstrecke Mügeln — Nerchau — Trebsen, Fortsetzung der Strecke G ee. mit den Stationen Altmügeln, Nebitzschen, Glossen, Gröppendorf, Mahlis, Reckwitz, Wermsdorf, Mutzschen, Böhlitz⸗Roda, Wagelwitz, Kanne⸗ witz, Denkwitz, Nerchau⸗Gornewitz und Nerchau⸗Trebsen für den Personen⸗ und Güterverkehr eröffnet werden. Berlin, den 31. Oktober 1888. In Vertretung des Seäeeeere Reichs⸗Eisenbahnamts: ulz.
Königreich Preußen. 8
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: iin Folge der von der Stadtverordneten⸗Versammlung zu Gelsenkirchen getroffenen Wiederwahl den bisherigen Bürger⸗ meister Wilhelm Vattmann daselbst in gleicher Eigen⸗ schaft für eine Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätigen. 8 8 8 88 . “ Des Königs Majestät haben Allergnädigst geruht, den Provinzial⸗Landtag der Rheinprovinz zum 9. Dezember d. J. nach der Stadt Düsseldorf zu berufen.
MNinisterium der geistlichen, Unterrichts⸗ und
Medizinal⸗Angelegenheiten.
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Am Schullehrer⸗Seminar zu Angerburg ist der bisher am Lehrerinnen⸗Seminar zu Posen kommissarisch beschäftigte Lehrer Dr. Holst als Erster Seminarlehrer angestellt worden.
„Abgereist: Se. Excellenz der Ministerial⸗Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗ gelegenheiten, Wirkliche Geheime Rath Dr. Greiff, nach ttingen. ö1“
Kiichtamtliches.
Deutsches Reich. 88
3 8 8
Preusßzen. Berlin, 1. November. Se. Majestät der Kaiser und König verließen gestern früh 8 ½ Uhr das Marmor⸗Palais, um Sich nach dem Bahnhof in Potsdam
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das Ho
zu begeben, von wo um 8 ¾ Abfahrt nach Leipzig erfolgte.
ort trafen Se. Majestät mit den Herren der Begleitung um 12 Uhr 10 Minuten Mittazs ein und wurden auf dem Dresdener Bahnhof von St. Majestät dem König und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg von Sachsen, sowie von den Spitzen der Behörden einpfangen.
Der Ober⸗Bürgermeister Dr. Georgi gab in einer kurzen Ansprache der Freude Ausdruck, welche den Bewohnern Leipzigs der Besuch Sr. Mazjestät gewähre.
88 G Majestät erwiderten die Begrüßung mit herzlichen orten.
„Allsbald verließen die Majestäten den Bahnhof, schritten die Front der Ehren⸗Compagnie des Regiments 106 ab und fuhren dann gemeinsam durch die prächtig geschmückten Straßen der Stadt nach dem Festplatz.
Sogleich gaben Se. Majestit die Genehmigung zum Beginn der Feier. Nachdem der Staatssekretär Dr. von Schelling die Urkunde verlesen hatte, und disselbe mit den übrigen Doku⸗ menten in die Oeffnung des Grundsteins versenkt
traten die Majestäten an dieselbe vor.
worden war — Bevollmächtigtes zum Bundesrath, Graf
Uhr mittels Sonderzuges die
Der bayerische Lerchenfeld, überreichte dem Kaiser mit einer Ansprache die Kelle, mit welcher Allerhöchstderelbe ebenso wie der König von Sachsen den Mörtel in die Steinfuge warf. Den Hammer übergab Dr. Buhl.
„Der Kaiser nahm denselben und vollzog die Hammerschläge mit den Worten: „Der Ehre des Allmä tigen Gottes, dem Rechte und seinen allezeit getrenen Knechten.
Der König von Sachsen folgte mit dem Spruch: „Gott 2 Ehre, dem Reiche zum Ruhme, dem Rechte zum
irme.“ 7S.S
Nachdem die Mitglieder des Bundesraths v. s. w. eben⸗ falls die uͤblichen Hammerschlage vollzogen hagog ⸗ hielt der Superintendent Pank die Weiherede. 848 .
Zum Schluß der Feier brachte der Präsident des Reichs⸗ gerichts, Dr. von Simson, das Hoch auf die Majestäten aus.
Nachdem Se. Majestät der Kaiser noch in eingehender Weise von den Bauplänen Renntniß Fereheten hatten, be⸗ gaben Sich die Majestäten nach dem Gewandhause, um dort mit den geladenen Gästen das Frühstück einzunehmen.
Sodann fand ebendaselbst ein Concert statt.
Um 3 ½ Uhr fuhren Se. Majestät der Kaiser in Be⸗ Peitung Sr. Majestät des Königs nach dem Bayerischen
ahnhof, von wo die Rückreise nach Potsdam erfolgte.
Gegen 8 Uhr Abends sind Se. Majestät im Marmor⸗
Palais wieder eingetroffen.
— Ueber die feierliche Grundsteintkegung zu dem Reichs⸗ gerichtsgebäude in Leipzig durch Se. Majestät den Kaiser und Köͤnig meldet „W. T. B.“ weiter:
Leipzig, 31. Oktober. Auf der Fahrt nach dem Fest⸗ platz besichtigte Se. Majestät der Kaiser das Sieges⸗ denkmal auf dem Marktplatz. Unbeschreiblicher Jubel der Volksmassen empfing den Kaiser auf dem Festplatz. Der Vertreter des Reichskanzlers, Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, von Boetticher erbat von Sr. Majestät die Erlaubniß zum Beginn der Feier. Nachdem dieselbe ertheilt worden, verlas der Staatssekretär Dr. von Schelling die zur Ver⸗ senkung in den Grundstein bestimmte Urkunde. Der bayerische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Graf von Lerchenfeld⸗ Köfering überreichte hierauf unter einer Ansprache Sr. Majestät dem Kaiser die Kelle. Der Kaiser warf von dem bereit⸗ gehaltenen Mörtel an den Stein, worauf das Verschlußstück aufgesetzt wurde. Alsdann überreichte der erste Vize⸗Präsident des Reichstages, Dr. Buhl, unter einer Ansprache Sr. Majestät dem Kaiser den Hammer, worauf Allerhöchstderselbe und Se. Majestät der König Albert sowie die anderen Höchsten Herrschaften und die dazu bestimmten Vertreter der Behörden die üblichen Hammerschläge vollzogen. Den Weihespruch sprach Superintendent Pank. Zum Schluß brachte der Reichs⸗ benlcsee peünda Dr. von Simson mit Worten des Dankes
auf Ihre Majestäten den Kaiser Wilhelm und den König Albert aus. Nach der Feier nahmen die Aller⸗ höchsten Herrschaften mit dem Gefolge im neuen Gewandhause das Dejeuner ein. Alsdann besichtigte der Kaiser das neue Gewandhaus und wohnte mit dem König und dem Prinzen Georg dem ersten Theil des von der Stadt veranstalteten Concerts bei. Beim Eintritt in das glänzend erleuchtete Haus brachte Bürger⸗ meister Dr. Tröndlin das Hoch auf 8 re Majestäten den Kaiser und den König aus. Als die Allerhöchsten Herrschaften das Haus verließen, dankte Stadtverordneten⸗Vorsteher Dr. Schill für Deren Besuch mit einem von der Festversammlung enthusiastisch aufgenommenen Hoch. — Um 3 2 Uhr Nachmittags erfolgte die Abfahrt des Kaisers vom Bayerischen Bahnhof. Der Ab⸗ schied von dem König Albert war äußerst herzlich. Der Kaiser hat Sich überaus huldvoll über den Ihm hier bereiteten Empfang “ Die Stadt ist herrlich geschmückt. underttausende durchwogen in patriotischer Feststimmung die traßen. — Um 6 Uhr begann das von der Stadt zu Ehren der von ihr geladenen Festtheilnehmer gegebene Festmahl im neuen Buchhändlerhause. 1“
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—, Dem Bericht der „Leipziger Zeitung“ über die Feierlichkeit entnehmen wir noch Folgendes:
Auf dem Festplatz, auf welchem die geladenen Herren sich bis 12 ½ Uhr versammelt hatten, erschienen die Majestäten kurz vor 1 Uhr, begrüßt von einer Fanfare der Mucltk. Ein buntes Bild entrollte sich hier vor den Augen, ein Bild voll Königlichen Glanzes und entzückender Pracht. Im weiteren Kreise um den Grundstein hatten sich die Offiziere und Reserve⸗Of jiere 3 aufgestellt; von den bunten Uniformen hoben sich die dunkleren Staatskleider der Minister, die Hermeline der Universitäts⸗ würdenträger, die Talare der Reichsgerichts⸗Beamten, di Amtskleider der Geistlichen wirksam ab. Sobald die Aller⸗ höchsten Herrschaften das Kaiserzelt betreten hatten, erbat der Vertreter des Reichskanzlers, Staats⸗Minister von Boetticher von Sr. Majestät dem Kaiser die Erlaubniß zum Beginn der — 188 Majestät ertheilte diese durch Verneigen de
auptes.
„Von den 600 Sängern, die hinter dem Podium der Reichsgerichts⸗Mitglieder Platz genommen hatten, wurde hierauf gesungen: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“.,
Es folgte dann, nach ertheilter Allerhöchster Genehmigung, durch den Staatssekretär Dr. von Schelling die Verlesung der zur Versenkung in den Grundstein bestimmten Urkunde. Die Ur⸗ kunde ist von Sr. Majestät dem Kaiser ausgefertigt und unter zeichnet. Sie gedenkt der Entstehung deutscher Rechtseinheit und der Vorgeschichte des Baues und wünscht, daß in den Herzen des esammten Volkes der echte Sinn für Recht und Gesetz lebendig
ein möge, da auf diesem des Reiches Wohlfahrt beruhe. Während die umschließende Kapsel in die Vertiefung des Frenes versenkt wurde, spielte die Musik eine getrageen
ise. fruhen⸗ G 5 Danwwanzenjeßen die Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften doeilte. ben und begee sich nach der 8r,n des Grundsteicträge 8 niglich ayerische Bevollmächtigte zum Beutdegr. Die Geg n erchenfeld⸗Köfering, übergab hierguf mit einen ltürsen Aisprach Sr. Majestat bem Kaiser die Kelle, und Se. Majestät der Kaiser warf hierauf dreimal eahern— ihm zur Linken gehaltenen Mörtel auf den Stein. Als das
erschlußstück von vier Maurer⸗ und Steinmetz⸗Gewerksmeistern aufgesetzt worden war, überreichte der erste Vize⸗Präsident des Reichstages, Dr. Buhl, Sr. Majestät dem Kaiser den Hammer mi dem Wunsch, daß, wie der Höchstselige Großvater des Kaisers der Begründer des Reichs Herpesan sei, es dem Kaiser Wilhelm II. beschieden sein möge, Vollender der deutschen Rechtseinheit zu sein. Se. Majestät nahm den Hammer, schlug dreimal fest und kräftig auf den Stein und sprach mit weithinschallender markiger Stimme, unter dem athemlosen Schweigen de Menge: „Der Ehre des allmächtigen Gottes, dem Rechte und seinen allzeit getreuen Knechten!“ Dann ward der Hammer Sr. Majestät dem Könige übergeben, der mit lauter, klarer Stimme die Worte sprach: „Gott zur Ehre! Dem Reiche zum Ruhme! Dem Rechte zum Schirme!“ Hierauf begaben sich beide Majestäten wieder nach dem Königszelt zurück.
Es thaten dann unter den Klängen der Musik, welche die Weis „Lobe den Herren“ spielte, die üblichen drei Hammerschläge der Vertreter des Reichskanzlers, die stimm führenden Bevollmächtigten zum Bundesrath, die beiden Vize⸗ hedransgen des Reichstages, die Justiz⸗Minister der Bundes taaten, die Chefs der Reichsämter, der Präsident des Reichs gerichts, der Ober⸗Reichsanwalt, der üee e n. her vor Leipzig, der Geheime Justiz⸗Rath Dorn, die Mitglieder de Baukommission und die beiden Architekten des Baues.
Dann betrat Superintendent Dr. Pank die Kanzel und hielt mit markiger Stimme folgenden Weihespruch:
Das walte Gott F. Sohn und heiliger Geist! men.
Drei Hammerschläge — galten sie nur dem todten Stein? Nein, hinaus bis an die Marken des Reichs, hinunter bis in die Tiefen der Gewissen, hinauf bis zu dem Thron des Allmächtigen sollen sie klingen und dringen mit dem dreifachen Lob und Gelöbniß dieser Stunde Ein Reich, Ein Recht, Ein Richter!
Gott sei gelobt: Ein Reich! Lobe den Herrn, deutsches Volk, und vergiß nicht, was er Großes an dir gethan hat, da er dich qaus zerstreuten Steinen mit dem Mörtel gemeinsam vergossenen Blutes zu einem erhabenen Bau zusammengefügt! Wahrlich, wenn wir es jemals Kindern und Kindeskindern verschwiegen, die Steine dieses Baues werden's reden und rühmen, aufgerichtet auf den Feldern Leipzigs, im
esegneten Sachsenlande, unter dem getreuen Schutze eines Königs, welcher felsst einst beim blutigen Reichsbau durch die Geschichte hallende Ham⸗ merschläge gethan; unter dem glorreichen Scepter eines Kaisers, welcher
es nicht für zu gering geachtet hat, zu dieser Grundsteinlegung zu kommen, nachdem er durch seine Nordfahrt und Südfahrt lauter Grundsteine deutscher Größe und europäischen Friedens gelegt, von Tausenden heut gegrüßt und gesegnet mit dem alten Jubelruf: „Er soll aufführen den ersten Stein, daß man rufen wird: Glück zu! Glück zu!“ — Beide, Kaiser und König an dieser Stätte: die ver⸗ körperte Einheit des deutschen Vaterlandes, ein laut mahnendes Vor⸗ bild für uns Alle: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern“, ein mächtig warnender Seeeeclla an alle deutschen Gewissen sücien Feliches Reich, so es in sich selbst uneins wird, mag nicht be⸗
ehen!“
Ein Reich, Gott bewahr's! und — Ein Recht, Gott walt's. Gleiches Recht einst in diesem Hause für Nord und Süd, Hohe und Niedrige, Arme und Reiche, ohne Menschenfurcht und Menschen⸗ gefäͤlligkeit, zum Schutz den Unterdrückten, zum Trutz — gleichwie