1888 / 280 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 05 Dec 1888 18:00:01 GMT) scan diff

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abzuholen. Auf der Hinfahrt zu dem Prokuristen brachte er irma 7 Schule.

bisweilen die Kinder des Direktors der F Einen Unfall, welcher den besagten Arbeiter au

der Hin⸗ fahrt im Beisein der Kinder durch Umschlagen des eche mitte Rekursentscheidung (Nr. 601) vom 2. Oktober d. J. in Ueber⸗ einstimmung mit dem Schiedsgericht als einen Unfall beim Betriebe erachtet, für dessen Folgen die betheiligte ““ Zur Begründung dieser Entscheidung wurde erwogen, daß das Abholen des Prokuristen abrikbetriebes gehörte und eine Thätigkeit bildete, welche den Zwecken der Produktion mittelbar förderlich war. Der hierdurch begründete Zusammen⸗ sane der Fahrt mit dem Betxiebe wurde dadurch, daß der ragliche Kutscher auf der Hinfahrt zu dem Prokuristen die Kinder des Direktors zur Schule beförderte, nicht aufgehoben, da der maßgebende Zweck der Fahrt das Abholen des Pro⸗ kuristen war. (Vergleiche Rekursentscheidungen 453, 558, 559,

betraf, hat das Reichs⸗Versicherungsamt

genossenschaft aufzukommen habe.

zu den Ktändigen Einrichtungen des

„Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1888 Seite 69, 287.)

. haus

erschlagen. schädigungsanspruch der Hinterbliebenen zurückgewiesen.

R.⸗V.⸗A.“ 1887 Seite 132.)

iieerung und des Provinzial⸗Ausschusses angezeigt.

die Bewilligung von 15 000 für landwirthschaftliche Winter⸗ schulen und eine Verstärkung des Pensionsfonds. Sodann werden drei Petitionen als eingegangen angezeigt: die Gesell⸗ schaft für bildende Kunst ꝛc. zu Emden bittet um Erhöhung 1 ihr gewährten Beihülfe; zwei andere sind persönlicher atur.

2. November. (W. T. B.) wählte zum Landes⸗Direktor von Hammerste in⸗Loxten.

Sachsen. Leipzig, 2. November. Der Rath der Stadt Leipzig hat folgende Sekan ntmff hung erlassen: Se. Majestät der Deutsche Kaiser Wilhelm hat geruht, Allerhöchstseine hohe Befriedigung über den Ihm in unserer Stadt bereiteten Empfang und Seinen Dank dafür auszusprechen, und mich beauftragt, dies zur Kenntniß der Bewohner unserer Stadt zu bringen. Leipzig, den 1. November 1888.

Dr. Georgi, Ober⸗Bürgermeister.

Württemberg. Stuttgart, 1. November. Wie man dem „St.⸗A. f. W.“ aus Nizza mittheilt, hat der König im Laufe der letzten Woche den deutschen Vize⸗Konsul von Voigts⸗ Rhetz und vorgestern die Spitzen der Civil⸗ und Militär⸗ behörden von Nizza zum Diner bei sich gesehen.

Braunschweig. Braunschweig, 2. November. (K.) Se. Königliche Foheit der Regent hat den vertagten ordentlichen Landtag auf den 9. November zur Fortsetzung der Verhandlungen wieder einberufen.

„Schwarzburg⸗Rudolstadt. Rudolstadt, 1. November. Ceip. Ztg.) Der Landtag des Fürstenthums ist auf den

Der Provinzial⸗Landtag den Landrath Freiherrn

Novembe einberufen worden.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 2. November. (W. T. B.) Die „Pol. Corresp.“ skizzirt die Bestimmungen des den Parlamenten vorzulegenden neuen Wehrgesetzes. Danach werde an dem bisherigen normirten Kriegsstande von 000 Mann festgehalten, jedoch vorgesorgt, daß dieser Kriegsstand im Bedarfsfeell thatsächli vor⸗ handen sei. Zu diesem Zweck werde sich das jährliche Rekrutenkontingent für das Heer im Ganzen um üeeg Tausend Mann höher stellen, als dies bisher ohne Zurech⸗ nung der Ersatzreserven der Fall gewesen. Auch der Land⸗ nehe werde ein entsprechendes Rekrutenkontingent zugewiesen, welches indeß den bisher festgesetzten Minimalergänzungs⸗ bedarf nicht übersteigen werde. Das Rekrutenkontin⸗ ent für das Heer und die Landwehr solle die rundlage für die Kriegsstärke bilden, während die Ziffer der Kriegsstärke selbst in dem Gesetze nicht qehe enthalten sei. Unbeschadet des Rechts der Legislative der jährlichen Bewilli⸗ gung des Rekrutenkontingents, soll die Ziffen desselben für die vösstre 10 Jahre festgestellt werden. Bisher betrug die Stellung für das Heer und die Landwehr zusammen, ohne Ersatzreserve im hebrexhurchschnitt, 140 000 Mann, während die bezügliche künftige Rekrutenzahl nur 125 000 Mann umfassen soll. Das neue Wehrgesetz gebe

dem Heere wie der Landwehr je eine Ersatzreserve, deren Mannschaften fortan p

zu denselben periodischen vet ser⸗ übungen herangezogen würden, zu denen die Reservisten überhaupt verpflichtet seien. Das stellungspflichtige Alter werde vom 20. auf das 21. Lebensjahr verlegt. Den Ein⸗ jährig Freiwilligen, welche die Reserveoffiziers⸗Prüfung nicht bestanden hüben werde die Verpflichtung auferlegt, ein zweites Jahr aktiv zu dienen. Die Fortsetzung der Studien während des Dienstjahrs werde fuͤr unstatthaft erklärt, dagegen würden die Farmalätgten zur Erlangung des Freiwilligenrechts vereinfacht. Wesentliche Vereinfachungen und Verbesserungen würden bezüglich des Aushebungs⸗ geschäfts getroffen. Für die Kriegsmarine werde eine Art Meiter Reserve, die Seewehr neugeschaffen. Durch das neue ehrgesetz werde eine wesentliche und wirksame Verbesserung des ehrsystems erzielt, ohne die Militärlasten in weit⸗ gehender einschneidender Weise zu erhöhen, indem die unerläß⸗ lichen Anforderungen der allgemeinen Wehrpflicht angemessen vertheilt werden. Das „Fremdenblatt“ kommt nochmals auf die wunderbare Errett ng des russischen Kaisers zurück und bezeichnet

Ein Arbeiter, welcher bei dem Neubau eines Wohn⸗ es als Handlanger Dienste leistete, hatte sich vor einem aufsteigenden Gewitter schutzsuchend in das Erdgeschoß des be⸗ sagten Hauses zurückgezogen und wurde daselbst vom Blitze Das Reichs⸗Versicherungsamt hat durch Rekursentscheidung (Nr. 602) vom 2. Oktober d. J. den Ch r⸗ wogen wurde hierbei einerseits, daß der Getödtete weder bei einer besonderen Betriebsthätigkeit verunglückt sei, welche mit einer über das Maß des gewöhnlichen Lebens hinausgehenden Blitzgefahr, z. B. durch den Standort des Arbeiters, verbunden war, andererseits, daß auch für das Gebäude selbst eine er⸗ höhte Blitzgefahr weder aus dessen Lage und damaligem Zu⸗ stande beziehungsweise der Beschaffenheit der Baumaterialien, noch aus dem Umstande zu entnehmen war, daß dasselbe um ein Geringes (etwa ein Meter) über den Nachbarhäusern sich erhob. (Vergleiche Entscheidung 317 „Amtliche Nachrichten des

Hannover, 2. November. (Hann. Courier.) In der estrigen (1.) Sitzung des 22. Hannoverschen Provinzial⸗ andtages wurde der Eingang von Vorlagen b

nter etzteren befinden sich die Neuwahl des Landes⸗Direktors,

dieselbe nicht nur als ein glückliches Ereigniß für die eigenen Unterthanen, sondern auch für alle auswärtigen Nationen, deren Kräfte sich dem unkriegerischen Wettstreit der Civili⸗ sation zuwenden. Mit Kaiser Alexander III. wurde der Sache ben europäischen Friedens eine ihrer wichtigsten Stützen er⸗ alten.

Großbritannien und Irland. London, 2. November. (A. C.) Gestern fanden in ganz England, mit Ausschluß Londons, die Neuwahlen für die e negtisder Aa e statt. Das Ergebniß derselben ist, soweit sich übersehen läßt, ein beträchtlicher Reingewinn für die Konservativen und liberalen Unionisten.

Die gestrigen Londoner Morgenblätter kommen in ausführlichen Leitartikeln nochmals auf den unliebsamen Lord Sackville'schen Zwischenfall zurück. Sie er⸗ klären, nicht zu begreifen, wie die Angelegenheit in Amerika zu solchen Dimensionen habe aufgebauscht werden können, halten die Erregtheit für eine künstliche und sind der 68 dieselbe scch nach der Präsidentenwahl alsbald egen dürfte.

Lord Rosebery behandelte vorgestern in Edinburg das schon früher von ihm wiederholt erörterte Thema der Reichs⸗ föderation, welche namentlich dazu dienen soll, die Feinde Eng⸗ lands von einem Angrif auf irgend einen Theil des Reichs ab⸗ uschrecken. Lord Rosebery wünscht die Kolonien auch im von Westminster vertreten zu sehen: ein Punkt, über welchen bei den Mitgliedern der Reichsföderations⸗ Liga durchaus noch keine Einigkeit herrscht.

Der Umzug des Lord Mayors am Tage seines Amts⸗ antritts wird diesmal nur aus 12 Kutschen, einem halben Süsend Musikcorps und einer Anzahl berittener Bannerträger estehen.

Frankreich. Paris, 3. November. (W. T. B.) In der Anklagesache des Deputirten Andrieux gegen den Depu⸗ tirten des Gard⸗Departements, Numa Gilly, wegen Ver⸗ leumdung durch den den Mitgliedern der Budgetkommission gemachten Vorwurf des Schwindels und Betrugs beschloß die Anklagekammer des Gerichtshofs von Nimes, den An⸗ geklagten Gilly vor das Ende dieses Monats zusammen⸗ tretende Schwurgericht zu verweisen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 2. November. (W. T. 89 Die Kaiserliche Familie ist heute Nach⸗ mittag in Gatschina cttoffen.

3. November. (W. T. B.) Wie der „Regierungs⸗ Anzeiger“ meldet, wurden bei dem Eisenbahn⸗Unfall in der Nähe von Borki der Kaiser am Fuß verletzt, die Kaiserin an der Hand verwundet, was die Majestäten aber nicht verhinderte, umherzugehen und für die Ver⸗ unglückten zu sorgen. Dem Flügel⸗Adjutanten Grafen Schere⸗ metiew ist ein Theil eines Fingers abgerissen und die Brust gedrückt worden; das Hoffräulein Gräfin Golenitschew⸗Kutusow ist am Fuße beschädigt; der Haus⸗Minister Graf Worontzow⸗ Daschkow, der Kriegs⸗Minister Wannowski und die Flügel⸗ Adjutanten Danilowitsch und Tscherewin erhielten erhebliche Kontusionen. Der Ober⸗Inspektor der Eisenbahnen, Stiern⸗ wall, wurde so schwer verletzt, daß er auf einer Bahre in den Sanitätswagen Scst wurde. Von den Bediensteten wurden Peagesanfun 1 getödtet, 37 mehr oder weniger schwer verwundet. Von Letzteren ist einer bald gestorben. Ueber die Ursache der Entgleisung berichtet der „Regierungs⸗An⸗ zeiger“, daß der Kaiser an Ort und Stelle einem Gen⸗ darmerie⸗Offizier persönlich einen Theil einer verfaulten S lle eigenhähdiz behufs Vorlegung bei der Untersuchung

ergab.

Der österreichische Botschafter Graf Wolkenstein⸗ Trostburg hat gestern einen zweimonatlichen Urlaub an⸗ getreten und sich ins Ausland begeben.

Italien. Rom, 3. November. (W. T. B.) Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht ein Dekret der Kon⸗ gregation der Riten, nach welchem der Papst am 31. Dezember cr. allen Denjenigen Ablaß gewährt, welche für die Ruhe der Kirche und des päpstlichen Stuhles sowie ür die Bekehrung der Sündigen beten.

Niederlande. Haag, 2. November. (W. T. B.) In dem Befinden des Königs ist eine leichte Besserung eingetreten. Die Entzündung hat beträchtlich abgenommen und der Zustand wird von den Aerzten im Allgemeinen als zu⸗ friedenstellend angesehen, wenn man auch das plötzliche Ein⸗ treten von Komplikationen nicht für ausgeschlossen hält.

Der „Staatscourant“ bestätigt, daß in dem Befinden des Königs seit gestern eine Besserung eingetreten ist. Pro⸗ 88 Rosenflein theilt vollständig die Ansicht der behandelnden

erzte.

3. November. gute Nacht und die eingetretene Besserung seines Zustandes ist eine augenfällige. Der Zustand des Halses gestattet die Benmahme sesterer Nahrung. er König hat seine gewohnte Beschäftigung wieder aufgenommen.

Rumänien. Bukarest, 3. November.

Gutem Vernehmen nach ist Gregor Ghica, Delegirter der europäischen Donau⸗Kommission, seitigen Gesandten in Berlin ernannt worden.

Serbien. Belgrad, 2. November. (W. T. B.) Bei Ggee der vorge Illumination ist von einem Menschen aus der Volksmenge mit Steinen nach den Fenstern der österreichischen Gesandtschaft geworfen worden. Die sofort eingeleitete Untersuchung hat ergeben, daß keinerlei demonstratipe Absicht dabei vorhanden gewesen sein dürfte, da auch die Fenster anderer unbeleuchteter Häuser mit Steinen beworfen worden waren. Der Zwischenfall hatte demgemäß keinerlei weitere Folgen und ist die Angelegenheit sofort freundschaftlich. beigelegt worden.

Amerika. New⸗York, 31. Oktober. (A. C.) Nach dem „New⸗York Herald“ lautete das von dem Staats⸗ sekretär Bayard an den britischen Gesandten ge⸗ richtete Schreiben, welches die einfache Adresse: „Lord Sack⸗ ville“ trug, wie folgt:

„»Mylord! Auf Anweisung des Präsidenten habe ich die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß aus Gründen, welche der britischen Regierung bekannt gegeben worden sind, Ihr ferneres Ver⸗ bleiben in Ihrer gegenwärtigen amtlichen Stellung bei dieser Regierung nicht länger genehm ist und folglich die guten Beziehungen zwischen den beiden Mäͤchten schädigen würde. Ich habe ferner die Ehre, auf Anweisung des Präsidenten, einen sicheren Geleitsbrief durch das Gebiet der Vereinigten Staaten bei⸗

(W. T. B.) Der König set eine

(W. T. B.) gegenwärtig zum dies⸗

was er uns hinterlassen hat!

AkKllkrika. Egypten. Alexandria, 30. Oktober 2. C.) er niedrige Stand des Nil hat die Aufmerksamkeit des Departements der öffentlichen Arbeiten auf die Nothwendigkeit gelenkt, Maßnahmen zu ergreifen, um ein Unglück in der Zukunft zu verhüten. Es ist im Plane, 381 000 Pfd. Sterl. für Mauerwerk und Erdarbeiten zu veraus⸗ gaben, von welchem Betrage 138 000 Pfd. Sterl. im nächsten Jahre zur Verwendung kommen werden. Die Werke sollen theilweise durch Frohnarbeit hergestellt werden, und es ist vorgeschlagen, 103 000 Pfd. Sterl. vom Frohnfonds diesem Zweck zu widmen und den Rest durch eine Anleihe auf⸗ zubringen. 8 Kairo, 31. Oktober. (R. B.) General Grenfell und Oberst Settle reisen morgen nach Suakim, um die dortigen Verhältnisse durch persönliche Inspektion kennen zu lexrnen. Sie werden von Verstärkungen für die Besatzung von Suakim begleitet, bestehend aus einer Abtheilung egyptischer Kavallerie, einer Compagnie Infanterie und einer Abtheilung berittener Artillerie mit 4 Krupp'schen Kanonen. Nach einer Draht⸗ meldung aus Suakim brannte der Feind in verwichener Nacht die Zereba um das linke Wasserfort herum nieder, als Vorbereitung zur Erstürmung des Forts, wurde aber durch ein heftiges Feuer von den Schiffen und Forts zurückgeworfen. Die Rebellen feuerten indeß ein Dutzend Granaten ab, von denen fünf in das Fort einschlugen, wodurch zwei Soldaten verwundet wurden. Reouf Pascha, das Minister der Vakouss, hat seinen Posten niedergelegt. Mohamed Hamdi Pascha wurde zu seinem Nachfolger ernannt, der mit dem Posten verbundene Gehalt aber um 50 Proz. herabgesetzt. Der Nil ist in Kairo um einen Fuß weniger gestiegen, als er⸗ wartet worden war. Das ist nachtheilig für das Delta. Jede Hoffnung auf eine große Baumwollernte muß seht auf⸗ gegeben werden, und die niedrigsten Schätzungen erweisen sich jetzt als die richtigen. Suakim, 30. Oktober. (R. B.) In Rowayah sind Ruhestörungen ausgebrochen, doch ist nicht bekannt, ob in Folge des Vormarsches der Derwische oder von Streitig⸗ keiten zwischen den Stämmen. Major Prinsep wird sich ungesäumt in den Distrikt begeben und die Sachlage untersuchen.

1 88 v

Zeitungsstimmen Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt:

Die weiteren über das Ergebniß der Wahlmännerwahlen in⸗ zwischen eingetroffenen Nachrichten lassen immer deutlicher erkennen, daß von irgend einer erheblichen Verschiebung in der Zusammensetzung des Abgeordnetenhauses nicht die Rede sein wird

Nachdem die freisinnigen Blätter und Parteiredner Monate lang von dem „starken Zuge nach links“, der durch „das Volk“ gehe, zu berichten „in der Lage“ gewesen und hierbei den Mund sogar über das gewohnte Maß frreisinniger Selbsttäuschung hinaus voll genommen hatten, stellt sich jetzt als Thatsache heraus, daß dieser „Zug nach links“ lediglich in den Redaktionen der freisinnigen Blätter und den Agitationscomités gleicher Richtung ver⸗ spürt wurde. Nachdem nun die Nachrichten über das Wahlergebniß das frühere Gerede der Freisinnigen Lügen gestraft haben, wollen sie es selbst gar nicht anders erwartet haben, als daß das Abgeordneten⸗ haus seine alte Zusammensetzung behalte. Diese nachträglich doku⸗ mentirte Voraussicht ist um so bemerkenswerther, als fast alle Nach⸗ richten, die von „Eroberungen“ berichten, solche auf Kosten der Frei⸗ sinnigen vermelden.

1 kit Ausnahme von Nordhausen nämlich, wo die Freikonservativen ein Mandat an die Freisinnigen verloren haben dürften, liegen bisher, die Mehrheitshildung betreffend, nur solche Nachrichten vor, welche Mandatsverluste der „großen“ deutschfreisinnigen“ Partei ankündigen, und die Liste dieser bereits konstatirten oder doch mit großer Wahrscheinlichkeit in Aussicht stehenden Mandatsverluste ist für eine Partei, die nur 42 Sitze im Abgeordnetenhause einnahm, bereits eine recht umfangreiche

Die „Freisinnige Zeitung“ des Herrn E. Richter schimpft denn auch bereits auf das Dreiklassenwahlsystem einen ganzen langen Leit⸗ artikel lang; da es mit dem „Zuge nach links“ nichts war, muß das Wahlsystem als Lückenbüßer herhalten, um die Niederlage der Freisinnigen zu bemänteln. Wie das Organ des Herrn Richter versichert, müsse nunmehr das Bestreben der Freisinnigen sein:

„bei den nächsten Reichstagswahlen der wirklichen Meinung des Volks zu einem deutlichen, kräftigen Ausdruck zu verhelfen. Hätten jetzt gleichzeitig Reichstagswahlen stattgefunden, so würde man überrascht worden sein von der verschiedenen Wirkung des Wahlsystems auf die Ergebnisse der Wahl. Indeß können ja die Reichstagswahlen nicht über den Februar 1890 hinaus geschoben werden. Vielleicht (2) finden dieselben schon im nächsten Herbst statt. In vielen Kreisen, das hat sich gerade bei den Wahlvorbereitungen für die Landtagswahl gezeigt, sehnt sich die freisinnige Partei förmlich danach, unter dem Reichstags⸗ wahlrecht der wirklichen Volksstimmung einen kräftigen Ausdruck zu geben und das Ergebniß aus dem Februar 1887 richtig zu stellen.“ „So schön das in „wirklich freisinnigem“ Geist Seitens des Richter'schen Blattes auch gesagt sein mag, vergessen ist dabei gänz⸗ lich, daß unter dem Reichstagswahlrecht die freisinnige Partei auch 1884 eine „glänzende“ Niederlage ecrungen hat, die an Mandats⸗ einbuße derjenigen von 1887 nicht nachstand.

„Gewiß muß es aber Befriedigung erwecken, zu sehen, daß weder die „Brot“⸗ noch die „Schnarsvertheuerung“, mit welchen Schatten der Freisinn seine Wahlchancen verbessern wollte, noch die an dem lovalen und monarchischen Sinn des Volks begangenen Frevel auch nur den Schein eines „Zuges nach links“ hervorgebracht haben.

In der „Hallischen Zeitung“ lesen wir: Die am 30. Sttober gewählten Wahlmänner sollen am 6. No⸗ vember die Wahl der Landtags⸗Abgeordneten vornehmen. Das preußische Volk erwartet, daß sie an diesem Tage das ihnen anvertraute Amt mit Gewissenhaftigkeit und mit dem vollen Bewußtsein von der Wichtigkeit der ihnen übertragenen Pflicht ausüben. Die Wahl⸗ männer sind die Beauftragten des Volks: in ihre Hände ist nunmehr die Entscheidung über die Zusammensetzung des künftigen Landtages, über die Möglichkeit einer gedeihlichen und ersprießlichen Entwickelung aller unserer öffentlichen Ver⸗ hältnisse gelegt. Ein so verantwortungsvolles Amt erfordert eine Prüfung und Abwägung dessen, was dem Vaterlande frommt, ein besonnenes Urtheil über das, was hinter uns liegt und was die Zu⸗ kunft uns bringen kann. Mit dem Augenblick, wo einer der Urwähler von seinen Genossen zum Vertrauens⸗, zum Wahlmann gewählt worden, ist es seine Pflicht, sich allein von dem Interesse der Gesammt⸗ heit, des Staats, des Vaterlandes bei der ihm übertragenen Ab⸗ genedee Fht le zu dche Ihr Wahlmänner, an Euch ist es jetzt, zu bekunden, wie Ihr zu den öffentlichen Einrichtungen, wie Ihr zu der ruhmvollen SüFhrcan unseres Vaterlandes steht. Wer von Euch möchte einen Stein auf⸗ heben gegen das, was der große 91g geschaffen und gewirkt und urch das von ihm wieder zu glänzenden Chren gebrachte starke Königthum hat Preußen und ves seiner Füh⸗ rung Deutschland auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens einen so mächtigen Aufschwung erfahren, wie er auch nur annähernd in keinem Staat in ähnlicher Weise erlebt worden ist. Die des Staates sind in bester Ordnung, die Eisen⸗

zufügen. Ich habe die Ehre zu sein Ihr gehorsamer Diener T. F. Bavyard.“

nanten durch die Beihülfe des 7

ahnen stehen ausschlie lich im Dienst des öffentlichen Wohls, eichs haben im Ganzen 65 Millionen Mark

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nern und Lasten erlassen werden können, von 28 Millionen bezahlen 21 840 000 Personen keine staatliche Einkommen⸗ steuer mehr. Durch den Schutz der nationalen Arbeit befinden sich Handel, Gewerbe und Industrie in Blüthe. Den arbeitenden Klassen ist in ausgedehntem Maße Fürsorge zu Theil geworden. Nur der Landwirth hat Ursache zu klagen. Wer aber bietet diesem wichtigen Nährstande allein genügende Bürgschaft? Und ihm muß geholfen werden, wenn nicht alle Gesellschaftsklassen darunter leiden sollen. Preußen und Deutschland können stolz auf ihre öffentlichen Ein⸗ richtungen sein, sie erwecken mit Recht den Neid oder die Bewunderung anderer Staaten. Soll das, was wir haben, leichtsinnig preisgegeben

oder durch die Wahl anderer als der bisher bewährten Mittel in.

estellt werden? Es wird sich niemals eine gedeihliche Ent⸗ wenn die freisinnig⸗liberale Richtung im Landtage zur Herrschaft gelangt. Eine Bürgschaft für die Zukunft gewähren allein die konservativen und die mit diesen und mit der Regierung unseres Kaisers friedlich zusammengehenden Parteien. Das Vertrauen, mit welchem Kaiser Wilbelm II. seinem Volke entgegengekommen, können die Wahlmänner in würdiger Weise nur dadurch rechtfertigen, daß sie als die Vertrauensmänner des Volks Abgeordnete wäblen, welche entschlossen sind, an dem, was wir haben und was Preußen und Deutschland groß gemacht hat, unverbrüchlich festzuhalten.

Einem Bericht des großbritannischen Botschafters in⸗ Berlin über die deutschen Arbeiterversicherungsgesetze widmet die „Times“ einen Artikel, an dessen Schluß es heißt:

„Das Hauptinteresse des Berichts liegt natürlich für das eng⸗ lische Volk darin, ob dergleichen Eines ege sich auch für uns eignen würden. Unser Land hat bereits viel von staatlicher Ver⸗ sicherung zu hören bekommen und wird sicherlich noch mehr davon hören. Dem Plan des Kanonikus Blackley wurde die Ehre zu Theil, daß seinetwegen ein Parlaments⸗Ausschuß niedergesetzt wurde. Aber das Glück verschwor sich dagegen: die beiden Auf⸗ lösungen des Parlaments in den Jahren 1885 und 1886 standen im Wege und andere brennende Fragen verhinderten, daß die Vorschläge gründlich in Erwägung gezogen wurden. Fs giebt viele und gewichtige Einwände dagegen, wovon der auf der Hand liegende der ist, daß die ganz Armen kaum zum Beitrag gezwungen werden könnten. Andererseits bestehen viele starke Gründe zu Gunsten des Plans, namentlich die finanzielle Unsicherheit unserer meisten Alters⸗ und Krankenkassen und die furchtbare Thatsache, daß von den ländlichen Bewohnern unseres Landes, welche über 60 Jahre alt sind, 45 % aller Mittel entblößt, als Paupers sterben. Ohne Zweifel wird die gesammte Angelegenheit wieder auf die Tagesordnung kommen. Zu einer Zeit, wie die jetzige, wo sich der Handel belebt, scheint der Gegenstand nicht zu drängen; wenn aber die Tage des Niedergangs kommen, wird das Problem der bejahrten Armen

4 141“

dringend eine Lösung fordern.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 19. Inbalt: Aner gae ün Aufsätze: Ein Erkenntniß des Königlich preußischen Ober⸗Verwaltungsgerichts, betreffend die Eigenschaft der Dienstbezüge der Posthülfsboten. Die Rohrpostanlage in Berlin und Char⸗ lottenburg. (Schluß.) Die französische Postsparkasse im Jahre 1886. Der fünfzigjährige Gedenktag der ersten preußischen Eisen⸗ bahn. Ein Jahr unter den Eskimo. II. Kleine Mittbeilungen: Fernsprechverbindung Berlin⸗Breslau. Aus den Anfängen der elektrischen Telegraphie. Die transkaspische Eisenbahn. Die Eisenbahnen Bayerns. Der erste Eisenbahnzug in China. III. Literatur des Verkehrswesens: 1) Eisenbahn⸗Geschichtskarte von Mittel⸗Europa mit Einrichtung zu bequemer und genauer Ubhren⸗ vergleichung. 2) C. Lehmann’s Verkehrskarte der Schle⸗ sien nebst einem Verzeichniß, enthaltend sämmtliche Postorte und wich⸗ tigste Angaben über dieselben. IV. Zeitschriften⸗Ueberschau.

Amtliche Nachrichten des Reich?⸗Versicherungs⸗ amts. Nr. 21. Inhalt: Amtlicher Theil. Bekanntmachung, betreffend das Verzeichniß der Unternehmer unfallversicherungspflich⸗ tiger land⸗ und forstwirthschaftlicher Betriebe im Fürstenthum Reuß jüngerer Linie. Vom 24. Oktober 1888. Unfallverhütungsvor⸗ schriften der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie. Ge⸗ fahrentarif für die Tiefbau⸗Berufsgenossenschaft. Gefahrentarif für die landwirthschaftliche Berufsgenossenschaft des Fürstenthums Schaumburg⸗Lippe. Rekursentscheidungen. Bescheide und Be⸗ schlüsse.

ESetatistische Nachrichten.

Das Septemberheft der „Monatshefte zur Sta⸗ tistik des Deutschen Reichs“ enthält außer den regelmäßigen, auf den betreffenden Monat bezüglichen Nachweisungen über den Handel ꝛc. vorläufige Mittheilungen erstens zur Kriminal⸗ Statistik des vae7 1889 und zweitens zur Statistik des Taback⸗ baus im Erntejahre /89. 1

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin 85 bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 21. Okto⸗

er bis inkl. 27. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen: 547 CEhe⸗ schließungen, 904 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene, 552 Sterbefälle.

Die Nr. 422 (November 1888) der „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstellefürdie Landes⸗ statistik“ hat folgenden Inhalt: Einnahmen aus dem Administrativ⸗ stempel für Jagdwaffenpässe, Gewerbebetriebe, Paßkarten ꝛc. und für Gewerbspatente 1885/86 und 1886/87. Bevölkerung am 1. Dezember 1885 nach Geschlecht und Geburtsjahren. Eheschließun⸗ gen, Geborene und Gestorbene 1887. Bierbesteuerung 1887/88. Meteorolog. Beobacht. zu Darmstadt Sept. 1888. Meteorolog. Beobacht. zu Schweinsberg Sept. 1888. Meteorolog. Beobacht. zu Kassel Sept. 1888.

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Kunst, Wisßeuschaft und Literatur.

Professor Dr. Karl Ernst Georges in Gotha feiert am

15. November das 60 jährige Berufs⸗Jubiläum als Lexikograph. Obgleich der greise Gelehrte am Ende dieses Jahres das 82. Lebens⸗ jahr überschreitet, ist er doch in seinem Berufe immer noch thätig; soeben erscheint die erste Lieferung seines in der Handschrift vollendeten Lexikons der lateinischen Wortformen. 8 8 Zahlreiche, aus Geschäftskreisen geäußerte Wünsche und ergangene Anregungen haben die Veranlassung zur Veranstaltung einer neuen, vollständig umgearbeiteten Ausgabe des bereits in fünf⸗ zehnter Auflage im Perlage von Bruer u. Co. zu Hamburg und Berlin erschienenen „Reichs⸗Gesetzbuchs für Industrie, Handel und Gewerbe“ unter dem Titel „‚Der Rechtsbeistand in Geschäft und Haus“ gegeben. Diese sorgfältig und gewissenhaft aus⸗ gearbeitete neue Ausgabe, welche, nach amtlichen Vorlagen revidirt und bis auf die Gegenwart ergänzt, alle heute gültigen, die Geschäfts⸗ und Verkehrsverhältnisse berührenden gesetzlichen Bestimmungen in übersichtlicher Anordnung enthalt, kennzeichnet sich als ein zuverlässiger und praktischer Rathgeber für die deutsche Geschäftswelt in allen Angelegenheiten des geschäftlichen Verkehrs und bei Prozessen, ins⸗ besondere betreffend Handelsrecht, Wechselrecht, Gewerberecht, orderungen im Handels⸗ und gewerblichen Verkehr, Konkurs, wangsvergleich, Anfechtung, Proteste, Arreste, Kranken⸗ und Unfall⸗ versicherung der Arbeiter, Steuersachen, Zolltarif, Reichsstempel⸗ abgaben, Patentrecht, Urheberrecht an Mustern und Modellen, Marken⸗ schutz, Verfälschung der Nahrungs⸗ und Genußmittel, Verkehr mit Arzneimitteln, Feingehalt an Gold⸗ und Silberwaaren, Aichung der Maße und Gewichte, e ec. Wucher, Gebrauch von Spreng⸗ stoffen, Staatsanwaltschaft, Straf⸗ und Civilprozeßverfahren, Zu⸗

erhält das Werk aber insbesondere noch dadurch, daß demselben Hunderte von Formularen zu Kauf⸗ und Leihverträgen, Lehrlings⸗ verträgen, Handelsgesellschafts⸗Verträgen, Gesuchen, Vollmachten, Anträgen aller Art, Bürgschaften, Verpfändungen, Zahlungsbefehlen, Anmeldungen von Konkursforderungen, Arrestgesuchen ꝛc., ferner zu allen im Civil⸗ und Strafprozeßverfahren vorkommenden Klagen und Klagebeantwortungen, Interventionen, Ladungen von Zeugen und Sachverständigen durch die Parteien, Berufung und Berufungs⸗ rechtfertigungsschriften, Anzeigen, An⸗ und Abmeldungen, betr. Kranken⸗ und Unfallversicherung der Arbeiter ꝛc., beigegeben sind. Allen diesen Formularen, welche von namhasten Juristen und Fach⸗ männern ausgearbeitet sind, liegen nur Fälle der Praxis zu Grunde; es wird hierdurch sowohl die Zuverlässigkeit, als auch die brauchbare Verwendung der Formulare bei allen vorkommenden Fällen sicher ge⸗ währleistet, so daß sie auch dem Ungeübten ermöglichen, bei allen in Betracht kommenden Eingaben an Behörden, bei Verträgen, Klagen ꝛc. die erforderlichen Schriftstücke sofort auch ohne juristischen Beirath selbst anzufertign. Der „Rechtsbeistand“, welcher in Original⸗ Einband 15 kostet, erscheint auch in 20 Lieferungen à 60 in Zwischenräumen von 14 Tagen. Von den letzteren liegen die beiden ersten vor. 8 S „Kalender für Preußische Justiz⸗Subaltern⸗ Beamte für 1889. Bearbeitet von J. Wollenzien, Ren⸗ danten der Königlichen Gerichtskasse zu Pleschen.“ Breslau, J. U. Kern's Verlag (Max Müller). Preis 2 50 4. Auch der vorliegende dritte Jahrgang zeichnet sich wie seine beiden Vor⸗ gänger durch eine geschmackvolle Ausstattung wie auch durch einen sehr reichhaltigen Inhalt von handlicher Brauchbarkeit für die Beamtenkreise, für welche der Kalender bestimmt ist, aus. Inhalts⸗ übersicht: A. Kalendarium. B. Jagd⸗Kalender. C. Statistische Notizen für das Deutsche Reich. D. Kalkulatur⸗Kontrole pro 1889. E. Notizbuch über Einnahmen und Ausgaben. F. Beilagen zum Kalender: g. Die Reichs⸗ und Staatsverfassung. B. Die Beamten⸗Gesetzgebung. 1 3

D v von Krankheiten und Miß⸗ bildungen des menschlichen Körpers. Gemeinfaßlich darge⸗ stellt von P. Spelter. Mit Abbildungen. Berlin C., Spittel⸗ markt 2, und Neuwied a. Rhein. 1888. (Preis 1 ℳ) Der Ver⸗ fasser der vorliegenden Schrift hat nicht eine neue Hypothese über die Vererbung von Krankheiten und Mißbildungen zu den schon vorhan⸗ denen, deren Zahl gegen Ende des 18. Jahrhunderts bereits mehr als 300 betrug, hinzugefügt, sondern vielmehr das, was über die Vererbung in zahlreichen kleineren und größeren Abhandlungen geschrieben ist, gesammelt, und nach dem jetzigen Standpunkt der Wissenschaft in möglichst klarer, allgemein verständlicher Form vorgeführt. Da die Frage nach der Heredität von Krankheiten und Mißbildungen, welche wegen ihrer Wichtigkeit für das Wohl unseres Geschlechts schon in den ältesten Zeiten den menschlichen Geist beschäftigt hat, in unseren Tagen seit Darwin wiederholt der Gegenstand lebhafter Erörterungen gewesen ist, so dürfte die vorliegende Abhandlung bei ihrer allgemeinen Verständlich⸗ keit einen dankbaren Leserkreis finden. 8.

St. Petersburg. Der russische Forschungsreisende Prze⸗ walskij ist gestern in Karakol gestorben.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der Klub der Landwirthe tritt mit einem Bestande von 442 Mitgliedern in sein jetziges 23. Geschäftsjahr ein. Den ersten öffentlichen Wintervortrag wird am 20. November Dozent Hartmann von der Technischen Hochschule über Heizung und Ventilation halten, am 27. November folgt dann die Generalversammlung und am 4. Dezember wird der Geheime Regierungs⸗Rath von Nathusius⸗ Althaldensleben über Wesen und Bedeutung des edlen Blutes in der Pferdezucht sprechen. Der dritte Vortragsabend des Jahres ist der 11. Dezember. Für den 23. Februar 1889 ist ein Klubball in Aussicht genommen Vom landwirthschaftlichen Ministerium ist der Klub zur Betheiligung an der Enguste über das Auftreten der Perl⸗ sucht unter dem Rindvieh aufgefordert worden. 1

Die 15. Berliner Mastvieh⸗Ausstellung wird am Mittwoch, den 8. und am Donnerstag, den 9. Mai n. Jahres auf dem Centralviehbof stattfinden. Auf Vorftelung des Landwirthschafts⸗ Ministers Dr. Freiherrn von Lucius, haben Se. Majestät der Kaiser und König als höchste Ehrenpreise für züchterische Leistungen zwei goldene Staatsmedaillen bewilligt, von denen die eine für Aussteller in der Abtheilung des Rindviehs, die andere für Aussteller von Schweinen tne. it. .. gelangte stets nur eine goldene

taatsmedaille zur Vertheilung. b 8 Der Teltower landwirthschaftliche Verein wird seine Sitzungen am Dienstag, den 13. November, wieder aufnehmen. Insgesammt sind für diesen Winter 5 Sitzungen in Aussicht genom⸗ men und zwar außer der schon genannten solche für den 18. Dezem⸗ ber, den 15. Januar 1889, den 12. Februar und den 12. März. Die Sitzungen finden wieder im Englischen Hause statt und war in der Zeit von 12 ½ bis 2 ½ Uhr Nachmittags.

Gewerbe und Handel.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Oktober 1888 abgerechnet 1 649 433 500 gegen 1 234 832 200 im September d. . und 1 280 491 100 im Oktober 1887. t

Berlin, 2. November. Amtliche Preisfeststellung für Butter, Käse und Schmalz. Butter. Hof⸗ und Genossen⸗ schaftsbutter 1a. 108 13 ℳ, I18. 103 107 ℳ, IIIa. 97 102 ℳ, do. abfallende 85 95 ℳ, Land⸗, Preußische 83 —87 ℳ. Netzbrücher 80 85 ℳ, Pommersche 73 76 ℳ, Polnische 73 76 ℳ, Baye. ische Sennbutter ℳ, do. Landbutter ℳ, Schlesische 80 85 ℳ, Galizische Margarine 40 65 Käse: Schweizer, Emmenthaler 85 90 ℳ, Bavperischer 60 70 ℳ, do. Ost⸗ und West⸗ preußischer Ia. 60 70 ℳ, do. IIa. 45 55 ℳ, Holländer 70 80 ℳ, Limburger 32 38 ℳ, Quadratmagerkäse 15— 24 Schmalz: Prima Western 17 % Ta. 55,00 ℳ, reines, in Deutsch⸗ land raffinirt 57,00 ℳ, Berliner Bratenschmalz 60,00 62,00 Fett, in Amerika raffinirt 52,00 ℳ, in Deutschland raffinirt 53 57 Tendenz: Butter. Die Verschlechterung der Qualitäten hat sich noch mebhr ausgebreitet als bisher und drückt sehr auf das Geschäft. Eine Besserung desselben ist erst zu erwarten, wenn die durch den Uebergang auf Stallfütterung geschaffene Kalamität be⸗ seitigt sein wird. Notirte Preise für Frime und Sekunda gelten nur für reinschmeckende, nicht aber für fehlerhafte Qualitäten. Bedarfsfrage gering. Schmalz. Bei ruhigem Geschäaͤft gaben Preise etwas nach.

8 der außerordentlichen Generalversammlung der Nieder⸗ schlesischen Chamottewaarenfabrik, Aktien⸗Gesell⸗ schaft, Berlin vom 31. Oktober er. wurde beschlossen, das Grund⸗ kapital der Gesellschaft um 100 000 zu erhöhen; diese 100 000 neu auszugebender Aktien sind von dem Bankhause Wolff & Zomber in Bremerhaven übernommen worden.

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Der regsamen Thätigkeit des Hohofen⸗ betriebes entspricht mit Rücksicht auf die herannahende Winterzeit und den wachsenden Schmelzbedarf der Hohöfen eine gesteigerte Thätigkeit in der Erzförderung und in der Anfuhr fremder Erze. Die Produktion der Hohöfen verlief regelmäßig und strebt einer allmählichen Ver⸗ mehrung zu, um dem Bedarf der Verbrauchsstätten zu entsprechen. Die Abfuhr von Roheisen ließ eine Ansammlung größerer Bestände nicht aufkommen, sodaß in der Lage des Geschäfts und den Preisbestimmungen Aenderungen sich nicht vollzogen. Der Ein⸗ gang neuer Aufträge bei den Eisengießereien, namentlich zu Rohrleitungen, sichert diesen Werken eine rege Thätigkeit auf längere Dauer. Es macht sich stellenweise das B. vach Vermehrung der Arbeitskräfte von Neuem geltend. Im 2 egehr von Walz⸗ eisen der verschiedenen Sorten für Bau⸗ und Schmiedebedarf bat sich ein lebhaftes Geschäft im laufenden Quartal entwickelt, wohl mit

ständigkeit der Gerichte c. Einen hohen Werth für die Praxis

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in Folge des Umstandes, daß bisher von einer Erhöhung der Grund⸗

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reise abgeseben wurde. Der Versandt hat sich zu einem große pezis 89n Wasserwege zugewendet, für welchen selbstredend rechtzeitila Vorausbestellung erforderlich ist. In Blechen, namentlich in starken Kesselblechen, waren auswärtige Konsumenten Nehmer größerer osten. 85 alb⸗ und Fertigerzeugnisse von Flußeisen hatten guten bsatz. 8 Haüenichn des starken Bedarfs hält man auf feste, wie namentlich im auswärtigen Handel auf lohnende Preise, sowohl für Schweißeisen wie für Flußeifen. Preise: Stabeisen 14 14,25 lim näheren Bezirk), Profileisen 16— 16,50 ℳ, Eisenbleche 16,50 17,50 mit Aufpreisen. Auf dem Zinkmarkt sind die Preisnotirungen un⸗ verändert, greifbare Waare ist jedoch fast gar nicht vorhanden. Was Blei anbelangt, so hat der Zusammenbruch des amerikanischen Ringes und der Umstand, daß ein Theil der von demselben ange⸗ sammelten Bestände vorübergehend an den Londoner Markt kam, einen 1 schnell vorübergehenden Preisdruck veranlaßt. Rohzink wurde zu steigenden Preisen gehandelt. Vereinsmarke 36,80 ℳ, ebenso Hohen⸗ lohe Ia raff. 38,60 ℳ, Ia Blockblei 28,50 30 * Zuckerbericht der Magdeburger Börse, den 2. No⸗ vember, Mittags. Rohzucker. Der Markt verkehrte während der 1 letztverflossenen acht Tage in schwacher Haltung; das Angebot von Korn⸗ zuckern fand Seitens des Exports zufolge schwächerer Auslands⸗ märkte nur Aufnahme zu etwas billigeren Preisen, und ebenso zeigten sich die Inlands⸗Raffinerien nur bei ermäßigten Werthen zu Ein⸗ käufen bereit. Die Preise aller Qualitäten erlitten daher einen all⸗ mählichen Rückgang von 30 35 der Centner. Ein Theil der Offerten wurde in den letzten Tagen von den Produzenten aus dem Markt zurückgezogen. Umgesetzt wurden 250 000 Ctr. Raffinirt Zucker. Die Tendenz unseres Marktes war auch während der ver flossenen Woche eine recht ruhige und stellten sich die Preise der be⸗ 8 gebenen Partien gemahlener Zucker ungefähr 25 50 zu Gunsten de Käufer, während für daseiende neue Brote obenverzeichnete Notizen bewilligt wurden. Preise für greifbare Waare ab Stationen: Ohne Ver⸗ brauchssteuer: Granulatedzucker, inkl. 20,50 ℳ, Kornzucker, exkl 92 Gd. Rendem. 16,65 16,80 do. exkl. 88 Gd. Rendem. 16,00 16,30 ℳ, Nachprodukte, exkl. 75 Gd. Rendem. 12,50 14,00 rür 50 kg. Mit Verbrauchssteuer: Bei Posten aus erster Hand: Krvstallzucker, I., über 98 % —,— ℳ, do. II., über 98 % 26,10 ℳ, Raffinade, ffein, ohne Faß —,— ℳ, do. fein, ohne Faß 28,25 ℳ, Melis, ffein, ohne Faß 28,00 ℳ, Würfelzucker, I mit Kiste —,— ℳ, do. II., mit Kiste 29,25 ℳ, Gem. Raffinade, L. mit Sack ℳ, do. II., mit Sack 27,75 28,00 ℳ, Gem. Melis. I., mit Sack 26,25 ℳ, do. II., mit Sack ℳ, Farin mit Sack für 50 kg. Melasse: bessere Sorte, zur Ent⸗ zuckerung geeignet, 42 43 Grad Be. (alte Grade) ohne Tonne ℳ, 80 82 Brix., ohne Tonne ℳ, gerin⸗ gere Sorte, nur zu Brennzwecken passend, 42 —43 Grad Bs. (alte Grade] ohne Tonne 2,20 2,60 Unsere Melasse⸗Notirungen ver⸗ stehen sich auf alte Grade (42 Gr. = 1,4118 spec. Gewicht).

Das „Gewerbeblatt für das Großherzog Hessen“, Zeitschrift des Landesgewerbvereins, hat in 8 Nr. 44 folgenden Inhalt: Ursachen und Wirkungen der veränderten wirthschaftlichen Verhältnisse der Gegenwart. Die richtige Anlage einer Schreinerwerkstätte. Entscheidungen des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts. Verschiedene Mittheilungen. Von der Kaiserlichen Yacht „Hohenzollern“. Das elektrische Licht. Verwendung der Holz⸗-⸗ wolle. Von der Eisenindustrie im Großherzogthum Hessen. Patent⸗Terpentin. Reinigung von Statuen aus Elfenbein. An⸗ zeigen. 1r Breslau, 2. November. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung der Oberschlesischen Eisenbahnbedarfs. Aktiengesellschaft wurde beschlossen, das Aktienkapital zum Zweck des Ausbaus der Werke und zur Tilgung der Obligationsschuld um 3 Millionen Mark zu erhöhen und den gegenwärtigen Aktionären das Vorrecht auf den Bezug der neuen Aktien zum Nennwerthe einzuräumen. Auf eine bezügliche Interpellation wurde von Seiten der Direktion die Erklärung abgegeben, daß der Henckel'sche Erzpachtvertrag für die Gesellschaft keinerlei Bedeutung habe. Das Pachtverhältniß laufe noch bis zum 1. Januar 1893, aber auch nach Ablauf desselben und sofern eine Er⸗ neuerung desselben nicht erfolgen sollte, sei die Gesellschaft durch ihren eigenen Besitz, sowie die Förderung der Alt⸗Tarnowitzer Herr⸗ schaft auf Jahre hinaus gedeckt. Die Verträge mit fiskalischen Kohlengruben laufen bis zum Ende dieses Jahrhunderts. Auf eine weitere Anfrage wurde von Seiten der Direktion erklärt, nach dem seitherigen Geschäftsgange in der Lage zu sein, bei umfangreichen Ab⸗ schreibungen eine Dividende von 6 % vorschlagen zu können. Die ersten drei Quartale des laufenden Geschäftsjabres hätten nach Abzug des Juli⸗Coupons über 900 000 Reingewinn ergeben.

Frankfurt a. M., 1. November. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) In Weizen war der Markt eher etwas ruhiger, doch blieben Preise behauptet; ab Umgegend ℳ, frei hier 20 ¼ ℳ, kurhessischer 20 ¼ ½ , norddeutscher 206⁄10 ¾ ℳ, russische und ungarische Sorten 22 ¼ —23 Für Roggen bleibt die Kauflust des Konsums äußerst träge und auch die mitunter für bayerischen und kurhessischen auftretende Nachfrage war unbedeutend, um einen lebhaften Absatz zu ermöglichen; hiesiger 16 t ¾ ℳ, rus ische Sorten 16 ½ ⁄10 In Gerste sind die Ankünfte fortwährend reichlich, so daß der normale Bedarf leicht Befriedigung findet, Wetterauer, Ried⸗ und Franken⸗Gerste 16 ¾ - 17 ℳ, Saal⸗ und un⸗ garische 19 21 verlangt. In Hafer war keinerlei Belebung des Verkehrs zu bemerken, der Preisstand hat eine bemerkenswerthe Veränderung nicht erfahren; die Notiz 18148 bleibt, hochfein viel darüber. Raps gelangt wenig, ja fast gar nicht zum Angebot. Kartoffeln haben andauernd frequentes Geschäft, doch ist die Frage nicht mehr von gleicher Lebhaftigkeit wie seither, die 100 kg 4 ½ 5 Mais (mixed), die Ankünfte überschreiten den laufenden Bedarf und sind Preise der Abschwächung zugeneigt, 14 ¾ offerirt. Mehl, bei dem geringen Umfange, den das Geschäft in der ab⸗ gelaufenen Zeit hatte, zeigte die Spekulation im Allgemeinen wenig Anregung und keinerlei Neigung zu größeren Engagements, die der Tendenz eine ausgesprochene Richtung zu geben vermocht hätten. g Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 32 34 ℳ, Nr. 1 29 ¾ 31¾ ℳ, Nr. 2 27 28 ℳ, Nr. 3 26 ¾ 27 ℳ, Nr. 4 21 ½ 22 ½ ℳ, Nr. 5 18 6 19 ½ ℳ, Milchbrot⸗- und Brotmehl im Verbande 56 ½ 59 ½ Nord⸗ deutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 27 ½ 28 ½ Hiesiges Roggenmehl Nr. 0 26 ½ ℳ, Nr. 0/1 24 ½ ℳ, Nr. 1 22 ½ℳ, Nr. 2 18 ½ —- 19 ½ Roggenkleie 4 ¾ 5 ℳ, Weizenkleie 4]¼ ½ ℳ, Malzkeime 4,80 ℳ, Moostorfstreu, prima 1,35 ℳ, Spelz⸗ spreu 15⁄10 ½10 (Sämmtliche Artikel bei Abnahme von 200 Ctrn. an.) Rüböl im Detail 63

Aachen, 3. November. (W. T. 88 Zu der außerordentlichen Generalversammlung der Aachener iskonto⸗Gesellschaft waren angemeldet 2 988 000 mit 5976 Stimmen, vertreten jedo; nur 1 243 000 mit 2469 Stimmen, die Versammlung war also nicht beschlußfäͤhig. Ein Antrag des Rechtsanwalts Hauck⸗Köln, be⸗ treffend Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung behufs Wahl einer Revisionskommission, wurde mit großer Majorität abgelehnt. Die 113131 mit derselben Tages⸗ ordnung ist auf den 30. November anberaumt. 1

Didenburg. Nach dem vom Vorstand des Oldenburgischen Kunstgewerbevereins herausgegebenen ersten Jahresbericht ist der Verein für seinen Zweck, die gewerbliche und vornehmlich die kunstgewerbliche Thätigkeit im Großherzogthum zu fördern, mit gutem Erfolg thätig gewesen. Der Verein, dessen Mügliedeahl z. Z. ca. 450 beirägt, hat staatlicherseits zu seiner ersten; Einrichtung einen Zuschuß ron 5000 erhalten und bezieht fernerhin Gu⸗ nächst auf 3 Jahre) eine Staatssubvention von jährlich 6000 und einen Zuschuß aus städtischen Mitteln von jährlich 3000 Für die Vereinszwecke ist, zunächst miethweise, ein Haus erworben, in welchem die Vorbildersammlungen und die Bibliothek aufgestellt sind, und ein Saal für den Zeichenunterricht, der von dem technischen Leiter des Vereins ertheilt wird und gut besucht ist, eingerichtet. Bibliothek und Sumt stehen Jedem zu freier Benutzung. Dank einer

Schenkung kostbarer Gegenstände Seitens Sr. Königlichen Hoheit des Großh 8 zogs und anderer Zuwendungen sind die Mustersammlungen

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