1888 / 281 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Dec 1888 18:00:01 GMT) scan diff

3. November. (W. T. B.) Der „Beobachter“ veröffentlicht folgende Berichtigung auf Grund der bezüg⸗ lichen des Gesetzes: „Die in Ihrem Blatte vom 1. d. enthaltene Behauptung, das gesammte Ministerium habe seine Demission eingereicht, entbehrt jeder Be⸗ gründung. Der Präsident des Staats⸗Ministeriums. von Mittnacht.“

Waldeck. Arolsen, 31. November. (W. T. B.)

te Mittag 1 Uhr fand die Beisetzung der Leiche der Fürstin Helene in der Familiengruft zu Rhoden bei Arolsen statt. An derselben nahmen Theil: der Fürst Georg Victor, der Erbprinz Friedrich, die Herzogin von Albany, die Prinzessin Elisabeth, Prinz Wilhelm von Württemberg, der Erbprinz von Bentheim⸗Steinfurt, der Graf und die Gräfin u Stolberg⸗Stolberg, der Admiral van de Kapellen als Abge⸗ des Königs und der Königin der Niederlande, der Herzog von Nassau, der Erbprinz und Prinz Nikolaus von Nassau. Die Feier wurde mit Gesang eröffnet, worauf, nach Rede und Gebet des Ortsgeistlichen, der Sarg in die Gruft gesenkt wurde. Gleich nach Beendigung der Feier kehrten die hohen Leidtragenden nach Pyrmont zurück.

Hamburg, 3. November. (W. T. B.) Die Ver⸗ treter der deutschen Handelskammern und anderer Korporationen der Industrie und des Handels, welche der Einladung Hamburgs zur Besichtigung der TEö“ n gefolgt waren, versammelten sich heute

ormittag 10 Uhr im Fondssaale der mit den Wappen der deutschen Länder, Fahnen und Guirlanden reich geschmückten Börsenhalle. Senator O'Swald begrüßte die Versammlung im Namen des Senats, hob den keineswegs politischen, wohl aber wirthschaftlichen und wissenschaftlichen Interessen dienen⸗ den Zweck des Besuchs hervor und sprach die Hoffnung aus: die Erschienenen möchten den Eindruck mit fortnehmen, daß die Stadt Hamburg ernstlich bemüht sei, an der Förderung der wirthschaftlichen Interessen Deutschlands nach Kräften mitzuwirken. Hierauf begrüßte auch der Präsident der Handelskammer die Versammlung und sprach seine Freude darüber aus, daß über 100 Korporationen mit 700 Vertretern der Einladung entsprochen hätten. Ober⸗Ingenieur Meyer erläuterte an zahlreichen Karten die Durchführung der Zoll⸗ anschlußbauten, worauf in drei verschiedenen Abtheilungen unter Führung von Handelskammermitgliedern und Technikern eine

esichtigung der großartigen Anlagen folgte.

Um 2 Uhr gab die Hamburg⸗Amerikanische Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft an Bord der Dampfer „Friese“ und „Blankenese“ ein Frühstück. Nach demselben fuhren die Gäste nach der Schiffswerft von Blohm u. Voß, wo der Stapellauf des Dampfschiffes „Croatia“ für die Westindische Linie der Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft und des

gelschiffes „Pergamon“ der Firma F. Laeisz für deren Val⸗ paraiso⸗Linie stattfand. Ein Festmahl im großen Saale von Sagebiel's Etablissement bildete den Schluß.

3. November, Abends. (W. T. B.) Bei dem heute Abend im großen Saale von Sagebiel's Etablissement stattgehabten Festmahl brachte der Präsident der Handelskammer, Mestern, den Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus, welcher enthusiastisch aufgenommen wurde. Hierauf wurde folgendes Telegramm an Se. Majestät den Kaiser abgesandt:

„Die auf Einladung der Handelskammer Hamburgs anwesenden 700 Vertreter des Handels und der Industrie aus 200 Städten Deutschlands gedenken mit ehrfurchtsvollem Danke des Kaiserlichen Schirmherrn der gesammten deutschen Wirthschaftsthätigkeit und brachten Ew. Kaiserlichen Majestät ein dreifaches donnerndes Hoch aus. Die Handelskammer. Mestern, Präses.“

Der preußische Gesandte, von Kusserow, hob alsdann in längerer Rede das Emporblühen Hamburgs in diesem Jahrhundert hervor, welches Hand in Hand gegangen sei mit dem Erwachen deutscher Volkskraft und dem Wachsen der deutschen Machtstellung. Das Vertrauen und der Glaube an die Weltstellung des deutschen Volkes habe sich in der großartigen Vermehrung der hamburgischen Handelsflotte geäußert. Nur wo das Vertrauen sich zur Thatkraft und Geschäftskunde geselle, könne so Großes geleistet werden, wie man jetzt in Hamburg vor Augen sehe. Der Jubel der Bevölkerung Hamburgs habe der Liebe zu Kaiser und Reich egolten und der Freude über das endlich erfüllte Ideal der Semelrung aller Kräfte des deutschen Volkes zur Ver⸗ mehrung der Macht, des Ansehens, des Wohlstandes und der Gesittung. Das Bündniß hinsichtlich der wirthschaft⸗ lichen Interessen der Hansestädte und des Binnenlandes werde ein Segen für das ganze deutsche Vaterland und für Hamburg sein. Der Stadt Hamburg, die jetzt die fünfte Welt⸗ stellung einnehme, gebühre nunmehr auf dem europäischen Kontinent der erste Platz, und sie werde bald einen vorderen Platz unter den Seestädten der Erde einnehmen. Der Redner schloß: „Die erste Hafenstadt des Reichs, das zollangeschlossene Hamburg und seine Regierung, die wir hier so würdig ver⸗ treten finden, leben hoch!“ 1

Bürgermeister Dr. Petersen brachte einen Toast auf Deutschland aus, welcher enthusiastisch aufgenommen wurde. Ferraf stimmte die Versammlung das Lied: „Deutschland,

eutschland über Alles“ an.

Der Reichstags⸗Abgeordnete Woermann brachte einen begeistert aufgenommenen Toast auf den Reichskanzler, Fürsten Bismarck aus, worauf folgendes Telegramm an den⸗ selben nach Friedrichsruh gesandt wurde:

„Die in Hamburg in der Zahl von 700 Personen vereinten Abgeordneten der Handelskammern und wirtbschaftlichen Vereine des esammten Deutschlands entbieten Ew. Durchlaucht ehrerbietigsten

ruß und stoßen auf das stete Wohlergehen des Durchlauchtigen mburger Ehrenbürgers an. Die Handelskammer in Hamburg, obert Mestern.“

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 3. November. (W. T. B.) Wie die „Presse“ meldet, ist der Generaldirektor der rumänischen Staatsbahnen, Duca, heute hier an⸗ gekommen, von dem Handels⸗Minister empfangen worden und hat im Namen der rumänischen Regierung die Erklärung abgegeben, daß bei der Sejuestration der Lemberg⸗ Czernowitzer Eisenbahn die Rechte der Aktionäre nach jeder Richtung hin gewahrt werden würden.

Pest, 3. November. (W. T. B.) Die heute dem Ab⸗ eordnetenhause überreichte Konversions⸗Vorlage stimmt: Konvertirt werden das Eisenbahn⸗Anlehen von

1867 im Betrage von 30 Millionen, dasjenige von 1871 von 54 Millionen, die Anleihe von 1872 von 30 Millionen, die Prioritäten zweiter Emission der verstaatlichten unga⸗ rischen Ostbahn von 1873 und von den vereinigten Prioritäten

ungarischen Eisenbahnen der auf die verstaatlichten

Bahnen entfallende Antheil, die Anleihe der Gömörer Eisen⸗ bahn, die 1876er Ostbahn⸗Prioritäten III. Emission (ins⸗ esammt noch im Umlauf 178 916 490 Fl. Goldtitres) in ein ängstens in 75 Jahren zu amortifirendes, auf die betreffen⸗ den Eisenbahnen intabulirtes, einheitliches, niedriger ver⸗ zinsliches Goldanlehen. Ferner wird für das einzulösende Ostbahn⸗Anlehen I. Emission von 21 Millionen Gulden, das Siebenbürger Eisenbahn Prioritäts⸗Anlehen, die beiden Alföld⸗ Fiumaner Prioritäts⸗Anlehen, das Theiß⸗Eisenbahn⸗Prioritäts⸗ Anlehen, die Donau⸗Draubahn⸗Prioritäten (insgesammt noch 110 448 100 Fl. im Umlaufe) ein längstens in 80 Jahren zu amortisirendes, auf die betreffenden Eisenbahnen intabulirtes, einheitliches Silberanlehen zu niedrigerem Finsfuß geschaffen. Für die im Betrage von mehr als 70 Millionen Gulden im Ümlauf befindlichen Grundentlastungs⸗Obligationen werden neue längstens in 70 I zu amortisirende, niedriger ver⸗ zinsliche, einheitliche Grundentlastungs⸗Obligationen mit be⸗ sonderer Hypothek der Grundentlastungezuschläge ausgegeben. Diese drei neuen Anlehen sind alle steuerfrei und sollen die Bestimmung enthalten, daß sie innerhalb 10 Jahren nicht anders als gemäß dem Tilgungsplan eingelöst werden können. Der Zinsfuß der neuen Anlehen ist nicht festgestellt; es ist aber ausbrücklich ausgesprochen, daß die Ersparniß an Zinsen und Amortisationen, d. h. die Annuität jährlich mindestens so groß sein muß wie die Summe, welche für 1889 unter dem Titel „Tilgungsrente“ in das Budget eingestellt wird, demnach 13 097 430 Fl. Der Gesetzentwurf enthält schließlich die Be⸗ stimmung, daß in Zukunft zu Tilgungszwecken keine Papier⸗ rente mehr ausgegeben werden darf, daß die ganze Operation bis Ende 1890 abgeschlossen sein muß und der Minister im Jahre 1891 dem Reichstage Bericht hierüber zu erstatten hat.

Frankreich. Paris, 3. November. (Fr. C.) Der Geschäftsträger des heiligen Stuhles, Msgr. Averardi, theilte gestern dem Minister des Aeußern, Goblet, ein Rund⸗ schreiben des Staatssekretärs Kardinal Rampolla mit.

In Folge der in der Budgetberathung erhobenen Kritiken über das Verhalten des Marine⸗Ministeriums hat Admiral Krantz ein Rundschreiben an die Seepräfekten erlassen, in denen er ihnen die gewissenhafte Verwendung der votirten Kredite zur Pflicht macht.

(W. T. B.) Gegenüber Zeitungsnachrichten, betreffend einen Ueberfall eines Postens bei den sieben Pagoden in Tongking, theilt das Ministerium der Kolonien mit, daß der Ueberfall am 9. v. M. stattgefunden hat, und daß dabei nur zwei Mann, Lieutenant Janin und ein Soldat der Fremdenlegion, getödtet worden sind.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. November. (W. T. B.) Der Sat und die Kaiserin trafen gestern, von Gatschina kommend, hier ein, um in der Kassan'schen Kathedrale und der Festungskirche ihre Andacht zu verrichten. Am Bahnhof wurde das Kaiserliche Paar von den Spitzen der Militär⸗ und der Civilbehörden sowie einer städtischen Deputation em⸗ pfangen und hielt nach feierlicher Begrüßung in offenem Wagen den Einzug, welcher einem wahren Triumphzuge lich. Die Straßen waren so prächtig wie kaum je zuvor ge⸗ mückt; die Truppen und Zöglinge der Lehranstalten bildeten

paliere, hinter welchen sich dichtgedrängte Menschenmassen befanden, deren Jubel beim Erblicken der Allerhöchsten Herr⸗ schaften ein unbeschreiblicher war. Als das Kaiserliche Paar die Kathedrale verließ, umringte den Kaiserlichen Wagen eine von Enthusiasmus hingerissene Gruppe von Studenten und Schülern, welche denselben unter unausgesetzten Ovationen bis zum Anitschkow⸗Palais begleitete.

Gestern ist ein Kaiserliches Manifest erschienen, in welchem es heißt: der Kaiser theile mit dem Volke die Ge⸗ fühle des Dankes zu Gott für die wunderbare Errettung. Das Manifest schließt: „Die Vorsehung, welche Unser dem Wohle des geliebten Vaterlandes geweihtes Leben schützte, möge Uns auch Kraft verleihen, die großen Pflichten, zu welchen Wir durch ihren Willen berufen, treu bis ans Ende zu erfüllen.“

Griechenland. Athen, 3. November. (W. T. B.) Der König empfing gestern eine Deputation von im Aus⸗ lande lebenden Griechen, welche demselben Glückwünsche überbrachten, und darauf die ausländischen Gesandtschaften und verlieh den Chefs derselben sowie dem Vertreter von Serbien das Großkreuz des Erlöser⸗Ordens. Heute Abend findet ein Galaball statt, zu welchem 1500 Einladungen ergangen sind. Die Reihe der Festlichkeiten schließt morgen nach einem von der Munizipalität dargebotenen Festmahl auf der Akropolis und einem Feuerwerk daselbst. Der Kron⸗ prinz von Dänemark tritt heute die Rückreise an.

ELerbien. Belgrad, 3. November. (W. T. B.) Der König eröffnete heute den Verfassungsausschuß. Auf Antrag des Königs wurde fast einstimmig beschlossen, nicht die gegenwärtige Verfassung zu revidiren, sondern eine ganz nere auszuarbeiten. Ein Subcomité von 9 Mitgliedern (drei Mitglieder aus jeder Partei) wurde gewählt, dessen Sitzungen der König zeitweise selbst präsidiren wird, im anderen Falle präsidiren die Vize⸗Präsidenten des Ausschusses. Die Sitzungen des Subcomités finden im Magistratssaale, die Plenarsitzungen im Konak statt.

Zeitungsstimmen.

Aus Braunschweig theilt man der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ mit:

„Heute sind drei Jahre verflossen, seit Se. Königliche Hohbeit Prinz Albrecht von Preußen als Regent unseres Landes an der Seite Seiner erlauchten Gemahlin unter dem Jubel der gesammten Bevöl⸗ kerung in die Landeshauptstadt seinen Einzug hielt. Mit dankbarer Verehrung blickt das Land zu dem edlen ritterlichen Herrn empor, der es verstanden, in kurzer Zeit die Herzen Seiner Unterthanen zu gewinnen, und der die schönen Hoffnungen im reichsten Maße erfüllt hat, die an Sein Kommen sich knüpften. Mit voller Hingebung hat der Regent Sich Seinen hohen Pflichten gewidmet, auf allen Gebieten des staatlichen und kirchlichen Lebens hat Er das wärmste Interesse gezeigt. Heute gedenkt mit innigsten Segenswünschen das Land Braunschweig besonders lebhaft des hoben Fürstlichen Paares und der drei jugendlichen Prinzen, die wir die unseren zu nennen stolz sind. Ist es doch den Braunschweigern höchste Freude, in dem Fürstenschlosse endlich einmal ein Fürstliches Familienleben zu sehen ein erhabenes Vorbild für das ganze Land, denn nicht nur ein echt Fürstliches, sondern auch ein wahrhaft christliches Haus ist es, dem nach Gottes Fügung das Schicksal unseres Landes anvertrant wurde. Mehr und mehr fühlen sich die Braunschweiger vermwachsen mit dem erlauchten Prinzen aus dem Hohenzollernhause, und sicher und ge⸗ borgen wissen sie sich, so lange Seine Hand schützend über ihnen waltet.

Die „Kölnische Zeitung“ schreibt:

Bis zum Jahre 1893 ist eine preußische Volksrertretung ge⸗ sichert, wie sie im Wesentlichen unseren Hoffnnagen und Wünschen entspricht. So faßt die „Nationalliberale Correspondenz“ ihr Urtheil über die Abgeordnetenhauswahlen zusammen, und wir können es vollständig unterschreiben. Eine etwas stärkere Vermehrung der gemäßigt libe⸗ ralen b89 hätte dem neuen Abgeordnetenhause ein noch freundlicheres Aussehen gegeben und hätte wohl auch der im Volke vorherrschenden Grundstimmung entsprochen; indessen man kann auch so einer ersprieß⸗ lichen, fruchtbaren Wirksamkeit der Volksvertretung mit Vertrauen ent⸗ gegensehen. Eine starke konservative und eine starke gemäßigl⸗liberale Partei werden in ihrem Zusammenwirken die beherrschende parla⸗ mentarische Stellung einnehmen und der Gesetzgebung die Richtung geben. Auf dieser Parteivereinigung beruht jede gesunde Entwickelung des politischen Lebens im Reich wie in Preußen. Es ist ein bedeu⸗ tungsvoller Augenblick, in welchem das neue Abgeordnetenhaus gewählt wird. Zum ersten Mal hat unser junger Monarch die Stimme seines Volks vernommen, und es tritt ihm für die ent⸗ scheidungsvollsten ersten Jahre seiner Regierung eine Volks⸗ vertretung entgegen, welche in ihrer Mehrheit Erhaltung guter bestehender Einrichtungen mit besonnenem Fortschreiten auf der Bahn zeitgemäßer Reformen verbunden zu sehen wünscht, fern von radi⸗ kalen Bestrebungen, mögen sie von der rechten oder von der linken Seite kommen. Es ist ein verheißungsreicher Beginn der neuen Herrschaft, daß ihr eine Volksvertretung entgegenkommt, welche alle Gewähr einer ersprießlichen, mit der Regierung in den großen Grundzielen der Politik übereinstimmenden, nach positiven Leistungen strebenden Thätigkeit bietet. Die Fortschrittspartei ist zu einer ohnmächtigen und unschädlichen kleinen Gruppe zusam mengeschmolzen; die Ultramontanen stehen vereinsamt da und haben sich durch das erneute offene Hervortreten der intransigenten und radikalen Seite den Anschluß an rechts sehr erschwert, durch ihre förmliche Verbindung mit dem deutsch⸗freisinnigen Radikalismus bei allen konservativen Elementen unseres Staatslebens unmöglich gemacht. Innerhalb der konservativen Partei wird, wie aus zahlreichen Stimmungsanzeichen hervorgeht, die gemäßigtere Richtung mehr als bisher zur Geltung kommen; das offenbare Mißvergnügen der Extremen beweist, daß auch sie dieser Ansicht sind. Das Alles be⸗ rechtigt zu guten Hoffnungen auf die Wirksamkeit der neuen Volks⸗ vertretung, die am 6. November gebildet werden wird.

In dem „Hannoverschen Courier“ lesen wir:

Das Ergebniß der Neuwahlen läßt sich nach dem Ausfall der Urwahlen im Großen und Ganzen richtig beurtheilen, wenn auch in einzelnen Wahlkreisen noch Ungewißheit über das Endresultat herrscht. Das bemerkenswertheste Kennzeichen dieser Wahlen ist der abermalige Rückgang der derntsch⸗freisinnigen Stimmen, ein untrüglicher Beweis dafür, daß die innere Hohlheit der Partei des Hrn. Eugen Richter von immer weiteren Schichten der Bevölkerung erkannt wird. Wäre Hr. von Puttkamer noch Minister des Innern, so wür⸗ den die Herren vom Deutsch⸗Freisinn der unerhörten Wahlbeeinflussung durch die Landräthe ihre Niederlage zuschreiben; das geht aber nicht; denn der neue Minister des Innern hat jede Einmischung in die Wahlbewegung vermieden, und soweit bis jetzt bekannt geworden, sind die Beamten seinem Beispiel gefolgt. Also den Landrath trifft keine Schuld, wenn die deutsch⸗freisinnige Partei demnächst nur noch aus Führern ohne Gefolgschaft besteht. Nunmehr kommt wieder das „elende“ Wahlsystem an die Reibhe, das die Gesinnungsgenossen der Herren Richter, Rickert, von Forckenbeck verhindert hat, die Männer ihres Vertrauens in das Abgeordnetenhaus zu schicken.

Gewiß ist das Dreiklassenwahlsystem sehr anfechtbar und wir sind die letzten, welche es anpreisen wollen, wir kennen auch das scharfe Urtheil, das der Fürst Reichskanzler über dieses System gefällt hat, aber dennoch möchten wir es gegen die Deutsch⸗Freisinnigen inso⸗ fern in Schutz nehmen, als es an dem Niedergang dieser Partei unschuldig ist. Bei der Art ihrer Agitation, bei der gewissenlosen Ausbeutung des Andenkens des Kaisers Friedrich für ihre Zwecke hätte die Partei auch diesem Wahlsystem zum Trotz Erfolge erringen können, wenn im Volk eine ihr günstige Stimmung vorherrschte. Das ist aber nicht der Fall; immer weitere Schichten der Bevölkerung sagen sich los von einer Partei, die sich überwiegend der ernsten, gewissenhaften Mitwirkung an dem Zastandekommen nothwendiger und heilsamer Gesetze versagt und immer nur in der Verneinung dessen ihre Stärke sucht, was die Mehrheit des Volks hoch schätzt und als ersprießlich für die allgemeine Wohlfahrt anerkennt. Der Ausfall der Wahlen zum Abgeordnetenhause zeigt, daß das Ergebniß der Reichstagswahlen im Februar 1887 durchaus der Ausdruck des Voltswillens und nicht, wie von gegnerischer Seite immer wieder behauptet wird, ein „Angstprodukt“ gewesen ist.

Die letzten Wahlen haben sich vollzogen ohne verführerische Schlagworte und auf die Massen wirkende Schreckgespenster, und dennoch haben sie dasselbe Resultat ergeben, wie die unter der Herr⸗ schaft des allgemeinen Stimmrechts erfolgten. Sie bestätigten, daß die Mehrheit der Bevölkerung den Ausdruck ihrer politischen Ge⸗ sinnung bei jenen Parteien findet, welche gemäßigten Anschauungen huldigen und die Werth darauf legen, im Einvernehmen mit der Regierung die allgemeine Wohlfahrt zu fördern....

y . Das am 6. d. M. aus der Wahlurne hervorgehende Ab⸗ geordnetenhaus ist das erste unter König Wilhelm's Regierung, und es ist für diese von erfreulicher Vorbedeutung, daß eine Volksvertretung gewählt wird, in welcher die äußersten Anschauungen ohne jeden durch⸗ greifenden Einfluß sind. So steht zu hoffen, daß die an den Landtag gelangenden gesetzgeberischen Vorlagen ohne ernste Konflikte ihre Er⸗ ledigung finden, daß Regierung und Abgeordnetenhaus die etwa auf⸗ tauchenden Meinungsverschiedenheiten in versöhnlichem Geiste über⸗ winden und daß die beginnende Legislaturperiode reich sein werde an ernster, für das Gemeinwohl ersprießlicher Arbeit.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ sagt: Immer mehr ist bei den preußischen Landtagswahlen ein an

dieser Stelle bereits berührter Mißbrauch eingerissen., der, wie so

Vieles, dem demokratischen Parteieifer seine Entstehung verdankt. Alle Blätter berechnen bereits den Ausfall der Abgeordnetenwahlen und berichten, es seien so und so viele Wahlmänner von dieser und so und so viele von jener Partei gewählt. Die Freisinnigen betrauern dabei den sicheren Verlust einer Reihe von Mardaten, und die anderen Parteien stellen fest, daß sich ihr Bestand im Wesentlichen nicht ändern werde. 8 8 „Wenn man nur die Verfassung zu Rathe ziebt, so wird man diese Erscheinung gar nicht verstehen können: in derselben ist der Wabhlmann ein Mittelsmann der Urwähler, dem diese wegen ihres persönlichen Vertrauens in seine Einsicht die Wahl der Abgeordneten übertragen, aber keine Bestimmung der Verfassung spricht irgendwie von einem imperativen Mandat, das die Wähler oder irgend ein Anderer dem Wahlmanne zu geben hätten, einen Abgeordneten von bestimmter Parteifarbe oder einen bestimmten Kandidaten zu wählen. Aber die bürgerliche Demoskratie hat von jeher ihre Wahlmänner auf die Parteifarbe eingeschworen, und dieselben hatten eigentlich nie mehr Anderes zu thun, als den im Vorn⸗ herein aufgestellten Kandidaten der Partei unbesehen zu acceptiren. Damit war aber eine Art imperativen Mandats für die Wahlmänner durch Mißbrauch eingeführt, und da die übrigen Par⸗ teien, um sich nicht zu schädigen, sich auch möglichst schon vor der Wahl der Stimmen ihrer Wahlmänner versichern mußten, so ver⸗ danken wir der bürgerlichen Demokratie eine dem Sinne nach schwer⸗ wiegende Fälschung des Geistes der Verfassung. Leider enthält weder diese noch das Wahlgesetz irgend eine Strafbestimmung gegen diesen Auswuchs des koastitutionellen Lebens, er ist, so zu sagen, zur Usance eworden, und so wird man, wie die Dinge einmal liegen, auch in Zukunft damit sich abfinden müssen, die Wahlmänner gewissermaßen im Vorhinein nach der Parteiabstempelung gebunden zu sehen. Eines jedoch dürfte an dieser Stelle der Erwähnung werth sein: Der Freisinn bezichtigt mit Vorliebe alle anderen Parteien, daß sie an der Verfassung rütteln, er selbst scheut sich aber nicht, den Geist der Verfassung mit Füßen zu treten. Das imperative Mandat ist ein

Kennzeichen der Demokratie und zwar findet sich dasselbe nicht allein bei uns; in England wird sogar ernsthaft die Lehre verfochten, daß der Abgeordnete selbst ein imperatives Mandat von seinen Wäaͤhlern erhalte. Daß auf diesem Wege der Charakter der Parlamente völlig verändert werden muß, bedarf keines Beweises, jedenfalls leidet aber das Ansehen der Kammern, wenn man den Schwerpunkt der Ent⸗ scheidung von ihnen in das Volk selbst zu verlegen sucht. 10ꝙ Die Unterordnung der Wahlmännerwahlen unter die Fahnen der rteien ist aber ein Betreten des Weges, welchen man in England ereits beschritten hat. Die Hoffnung, daß ein weiteres Gleiten auf dieser schiefen Ebene uns erspart bleiben werde, liegt für uns jedoch in der Wahrnehmung, daß jedesmal, wenn der oppositionelle Partei⸗ geist sich zu besonderen Kraftleistungen aufgeschwungen hatte, ihm von der Bevölkerung eine nicht mißzuverstehende Abweisung zu Theil wurde. Danach darf man wohl die Hoffnung weiter hegen, daß es gelingen werde, die Auswüchse des Partei⸗ wesens immer mehr zurückzudrängen, und daß auf diesem Wege viel⸗ leicht dann auch einmal die Zeit kommt, wo der Wahlmann nicht eine reine Ziffer für die oder jene Partei ist, sondern, wie es die Verfassung erwartete, ein ruhbig prüfender, in jeder Beziehung seiner Verantwortung sich bewußter, auch in der Entscheidung über die Person des Abgeordneten in jeder Hinsicht unabhängiger Vertre der hinter ihm stehenden Wähler. 8

Centralblattfür das Deutsche Reich. Nr. 45. Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Anweisung für die Abfertigung harter Kamm⸗ garne der Tarifnummer 41 c 2a; Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen; desgl. in Folge der stattgefundenen Zollanschlüsse. Finanzwesen: Nachweisung der Ein⸗ nahmen des Reichs vom 1. April bis Ende September 1888 und Gewerbewesen: Abänderung der Vorschrift des §. 5 tr. 4 der Bekanntmachung vom 21. Juli 1882, betreffend die amt⸗ liche Beglaubigung von Akel’schen Petroleumprobern. Konsulat⸗ wesen: Ernennung. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 44. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Grundstein⸗ legung des Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig. Der Neubau der Kirche zum heiligen Kreuz in Berlin. Bedingungen für die Ver⸗ wendung des Flußeisens bei Brückenbauten. Der Zollanschluß der freien Städte Hamburg und Bremen. Weltgeschichte der Kunst bis zur Erbauung der Sophienkirche. (Schluß.) Vermischtes: Preis⸗ bewerbung zur Erlangung von Plänen für ein neues Rathhaus in Harburg. Preisbewerbung für den Entwurf einer Tanzkarte. um eine neue katholische Pfarrkirche in Mainz.

ibliothek des Königlichen Kunstgewerbe⸗Museums in Berlin. Ehrenbezeigung. Ein herrenloser Landstreifen. Brandstatistik Rußlands. ann Sarrazin †. 8

Archiv für Eisenbahnwesen. Herausgegeben im Ministe⸗ rium der öffentlichen Arbeiten. Berlin, Julius Springer. Jahr⸗ gang 1888, Heft 6 (November und Dezember). Inhalt: Zum 3. November 1888. (Mit einem Abdruck des Eisenbahngesetzes vom 3. Norember 1838.) Von Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Gleim. Die Arbeiterpensions⸗ und Krankenkassen und die Unfallversicherun bei den preußischen Staatsbahnen im Jahre 188è7. Von W. Hoff. Die württembergischen Eisenbahnen im Rechnungsjahre 1886/87. Die Gotthardbahn im Jahre 1887. Eisenbahnunfälle in Groß⸗ britannien und Irland während der Jahre 1886 und 1887. Notizen. Rechtsprechung und Gesetzgebung: Rechtsprechung: Rechtsgrundsätze aus den Entscheidungen des Reichsgerichts. Gesetz⸗ gebung: Deutsches Reich Preußen Bayern. Oesterreich⸗ Ungarn. Rußland. Bücherschau. Uebersicht der neuesten Hauptwerke über Eis Gebieten. JZ“ eeren

Statistische Nachrichten.

Die überseeische Auswanderung aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam hetrug im Monat September 1888 8637 und in dem Dreiviertel⸗ Jahre Januar bis September 1888 80 031 Köpfe. Im gleichen Zeitraum der Vorjahre wanderten aus: 1887 im September 8155 und Januar/September 80 763; 1886: 9138 bezw. 61 734, 1885: 8316 bezw. 91 032.

Die Einnahmen aus dem Administrativstempel für Jagd⸗ waffenpässe, Gewerbebetriebe, Paßkarten ꝛc. und für Gewerbspatente im Großherzogthum Hessen in den Jahren 1885/86 und 1886/87 stellen sich zufolge der Nr. 422 der „Mit⸗ theilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landes⸗ statistik“ wie folgt: Es betrug die Einnahme aus Jagdwaffenpässen im Jahre 1885/86 44 832 gegen 45 660 in 1886/87; aus dem Gewerbebetrieb von Angehörigen anderer deutscher Bundesstaaten ꝛc. und von Reichsausländern nach Art. 29 und 30 des Gewerbesteuer⸗ gesetzes in 1885/86 19 983,10 gegen 16 783,60 in 1886/87; aus Wanderlagern in 1885/86 950 ℳ, in 1886/87 1510 ℳ; aus öffentlichen Darstellungen in 1885/86 8837,90 ℳ, in 1886/87 9266,80 ℳ, aus Tanz⸗ und Musikhalten in 1885/86 77 494 80 ℳ, in 1886/87 78 445,50 ℳ, aus Paßkarten in 1885/86 9047,40 ℳ, in 1886/87 8611,40 ℳ; aus Gewerbspatenten in 1885/86 27 601,20 ℳ, in 1886/87 27 562,40 ℳ; die Gesammtsumme stellt sich in 1885/86 auf 188 746,40 ℳ, in 1886/87 auf 187 839,70

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Abhandlungen und Versuche. Von Leopold von Ranke. Neue Sammlung. Herausgegeben von Alfred Dove und Theodor Wiedemann. Leipzig. Verlag von Duncker u. Humblot. 1888. (Pr. 12 ℳ) „Abhandlungen und Versuche“ Ranke’s sind im 24. Bande seiner Werke von ihm selbst zu einer „ersten Sammlung“ vereinigt worden: eine zweite von mannig⸗ faltigem Inhalt, Altes und Neues, Großes und Kleines mit ein⸗ ander verbindend, fügt der vorliegende Doppelband hinzu. Die drei den Reigen cröffnenden Abhandlungen über die Fluthsage, die Tragödien Seneca's und über Paulus Diaconus sind sämmtlich in den Jahren 1880 84 von Ranke bei Gelegenheit der Arbeit an seiner Weltgeschichte verfaßt worden, aber bisher ungedruckt geblieben. Die erste und die dritte gehören eigentlich in den Kreis der jenem Buche beigegebenen Analekten; sie wurden jedoch von dem Autor, hauptsächlich wegen ihres mehr literarhistorischen als quellenkritischen Gehalts, am Ende vielmehr zur Veröffentlichung in den Werken bestimmt, wo sie, wie es jetzt geschieht, mit anderen Aufsätzen von ähnlicher Richtung in Verbindung treten sollten. Der Abhandlung über die Tragödien Seneca's war, wiewohl sie ebenfalls zu einem Abschnitt des dritten Theils der Weltgeschichte in naher Beziehung steht, von vornberein ihre heutige Stelle zugedacht; so jung sie in ibrer Vollendung ist, so weit reichen doch andererseits die in ihr niedergelegten Studien in die früheste Zeit der geistig hervorbringenden Thätigkeit Ranke’'s zurück. Allen drei Stücken wird der Leser als einem ausdrücklich beschlossenen Vermächtniß des Meisters eine pietätvolle Aufnahme nicht versagen. Die übrigen Abhandlungen sind bereits früher, und zwar zu verschiedenen Zeiten durch den Druck veröffentlicht worden. Inhaltsangabe: I1. Die Fluthsage. II. Die Tragödien Seneca's. III. Paulus Diaconus. I. Zur Kritik fränkisch⸗deutscher Reichsannalisten. V. Notiz über die Mutter Manfred’s. VI. Zur Geschichte der italienischen Poesie. VII. Zur Geschichte der italienischen Kunst. VIII. Ueber den Ausbruch des siebenjährigen Krieges. IX. Friedrich II., König von Preußen. X. Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen. XI. Vorrede zu den Jabhrbüchern des Deutschen Reichs unter dem sächsischen Hause. XII. Von der historischen Kommission bei der

Königlichen Akademie der Wissenschaften zu München. XIII. An⸗ sprachen, gehalten an persönlichen Feiertagen. .

„Das zeitliche Leben im Lichte des ewigen Wortes. Predigien von D. O. Pank, ehedem Superintendent und Pfarrer an der Dreifaltigkeits⸗Kirche zu Berlin, jetzt Superintendent und Pfarrer an St. Thomä zu Leipzig. Von dieser Predigt⸗ sammlung veranstaltet gegenwärtig Friedr. Schulze’'s r-¹ in Berlin, Wilhelmstraße 1 a, die siebente Auflage, welche in vier Liefe⸗ rungen von fünf bis sechs Bogen, von denen die erste vorliegt, er⸗ scheint und bis Weihnachten dieses Jahres ihren Abschluß finden wird. (Preis pro Lieferung 1 ℳ, komplet gebeftet 4 ℳ, fein in Calico ge⸗ bunden 5 ℳ%ℳ 25 ₰.) Es geschah auf vielseitigen Wunsch, daß der beliebte Kanzekredner diesen Cyklus seiner in der e zu Berlin gehaltenen Predigten dem Druck über⸗ lassen hat. Daß bieselben zu den bervorragendsten Erscheinungen auf dem Gebiet der homiletischen Literatur zu zählen sind, dafür spricht u. a. die überaus günstige Aufnahme, welche sie auch über den weiten Kreis der zahlreichen Zuhörer hinaus fanden. Damit die Pank⸗ schen Predigten: „Das zeitliche Leben im Lichte des ewigen Wortes“ als ein köstlicher Schaß für christliche Erbauung auch in die Häuser minder Bemittelter Eingang finden mögen, hat die Verlagshandlung sich zur Veranstaltung der billigen und

ausgestatteten neuen Ausgabe entschlossen, reis der ausgedehntesten 2 nicht mehr hinderlich ist. Inbaltsangabe der siebenten Auflage: Des Menschen Wiege. Der Morgenstern des Lebens. Das Eden der Kindheit. Johannes der Täufer in der Kinderstube. Der Christbaum. Der Geschwisterkranz. Die himmlische Wahrheit in der Schule. Die Ausfahrt aus dem Hafen. (Die Konfirmation). Das Allerbeiligste. (Das heil. Abendmahl.) Der Lichtweg des Berufs. Gethsemanestunden. Jünglingsfrende. Jungfrauen⸗ schöne. Brautzeit. Hochzeit. Haupt und Herz des Hauses. Das Band der Ehe. Der Sonntag. Der Hausschatz. Die einsam Gebliebenen. Die einsam Gewordenen. Reich und Arm. Verwandte und Freunde. Herrschen und Dienen. Das Haupt. Das Testament. Die Sterbestunde. Das Grab. Noch eine Konfirmation. 8 8

Ein neuer Roman ron Georg Ebers soll demnächst in der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart erscheinen. Er wird diesmal nicht im alten Egypten und in rorchristlicher Zeit, sondern auf hei⸗ mischem Boden, im alten trauten Nürnberg spielen. „Die Gred“ (Margaretha) ist er betitelt, und die Trägerin dieses Namens ist eine deutsche Frau. Gleichzeitig hiermit wird auch eine neue, durch⸗

earbeitete, die 13. Auflage der „Egyptischen Königstochter“ desselben Autors ausgegeben, welche gleichsam eine Jubiläums⸗Ausgabe des vor 25 Jahren erstmals erschienenen Buches bildet.

„Die chronischen Verdauungsstörungen und ihre arzneilose Behandlung. Von Joh. G. Sallis, Vorstand des Ambulatoriums für Mechano⸗ und Elektrotherapie in Baden⸗ Baden. Mit 33 in den Text gedruckten Abbildungen.“ Zweite ver⸗ mehrte Auflage. Heuser's Verlag (Louis Heuser) in Berlin C, Spittelmarkt 2, und Neuwied a. Rhein. 1888. (Preis 1 % 80 ₰.) Die vorliegende zweite Auflage ist gegen die vor Jahres⸗ frist erschienene erste um einige Abschnitte erweitert. Inhalts⸗ verzeichniß: I. Einleitung. II. Die Ernährung. III. Die Nahrungs⸗ mittel. IV. Die Ursachen der chronischen Unterleibsbeschwerden. V. Die Symptome der chronischen Verdauungsstörungen. VI. Be⸗ gründung des mechanischen Heilverfahrens. VII. Das Heilverfahren.

Medizinischer Anzeiger der A. Moser'schen Buch⸗ und Antiquariatshandlung Franz Pietzker in Tübingen. Neuigkeiten. An⸗ tiquaria.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Egypten. 1 Der internationale Gesundheitsrath zu Alexandrien hat das Cholera⸗Quarantäne⸗Reglement bezüglich der Ankünfte aus Baras (Sumatra) und aus Madras vom 15. Oktober 1888 ab außer Kraft gesetzt. (Vgl. „R.⸗A.“ Nr. 215 und 253 vom 23. August und 3. Oktober 1888.)

Gewerbe und Handel.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 23. Ok⸗ tober 1888 11 956 500 3 ½ %oige, 20 562 300 4 %ige, 44 793 600 4 ½ %ige und 9 491 100 5 %ige, zusammen 86 803 500 Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 11 742 600 3 ½ %oige, 16 547 700 4 %ige, 24 077 700 4 ½ „ige und 3 894 900 5 %ige, zusammen 56 262 900 Pfandbriefe Seitens der Grundstücksbesitzer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 421 200 ö“; 8

Berlin, 3. November. (Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saberstvy.) Ia. Kar⸗ toffelmehl 26 27 ½ ℳ, Ia. Kartoffelstärke 25 ½ 26 ℳ, IIa. Kar⸗ toffelstärke und Mehl 22 ½ 24 ℳ, feuchte Kartoffelstärke loco und Parität Berlin 13,80 ℳ, Anfangs der Woche höher bezahlt, Schluß derselben matter, gelber Syrup 26 ½ 27 ½ ℳ, Capillar Export 29 ½ 30 ½ ℳ, do. Syrup 27 ½ 28 ½ ℳ, Kar⸗ toffelzucker Capillar 28 ½ 29 ½ ℳ, do. gelber 26 27 ℳ, Rum⸗Couleur 34 40 ℳ, Bier⸗Couleur 34 40 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 36 37 ℳ, do, sekunda 29 31 ℳ, Weizenstärke (kleinst.) 37 39 ℳ, Weizenstärke (großftück.) 43 44 ℳ, Hallesche und Schlesische 43 44 ℳ, Schabe⸗Stärke 32 36 ℳ, Mais⸗ Stärke 36 37 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 45 47 ℳ, do. (Stücken) 42 44 , Victoria⸗Erbsen 20 22 ℳ, Kocherbsen 19 21 ℳ, grüne Erbsen 19 21 ℳ, Futtererbsen 15 ¾ 16 ½ ℳ, Leinsaat 21 ½ 23 ℳ, Mais loco 14 ½ 15 ½ ℳ, Linsen, große 44 56 ℳ, do. mittel 32 44 ℳ, do. kleine 24 30 ℳ, gelber Senf 16 24 ℳ, Kümmel 46 52 ℳ, Buchweizen 15— 16 ℳ, inländische weiße Bohnen 21 22 ℳ, breite Flachbohnen ℳ, ungarische Bohnen 21 22 ℳ, galizische und russische Bohnen 18 ½ 19 ½ ℳ, Hanfkörner 18 19 ½ ℳ, Leinkuchen 16 18 ℳ, Mohn weißer 40 44 ℳ, do. blauer 38 42 ℳ, Raps⸗ kuchen 16 16 ¾ ℳ, Weizenschale 10,50 ℳ, Roggenkleie 11,00 ℳ, Hirse, weiße 18 22 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

Die Nr. 45 40. Jahrgangs des Gewerbeblattes aus Württemberg“, herausgegeben von der Kgl. Centralstelle für Gewerbe und Handel, hat folgenden Inhalt: Zweckmäßigee Ventilationseinrich⸗ tung für Werkstätten. Zur Revision des Genossenschaftsgesetzes. Verschiedene Mittheilungen. Ausstellungswesen. Preisaus⸗ schreiben. Literarische Erscheinungen. Neues im Landes⸗Ge⸗ werbemuseum. Leistungen der Modellirwerkstätte der Königlichen Centralstelle vom 1. Juli bis 30. September 1888. Reichs⸗Pa⸗ tente von Erfindern aus Württemberg.

Königsberg i. Pr., 5. November. (W. T. B.) Die Betriebs⸗ einnahmen der Ostpreußischen Südbahn pro Oktober 1888 be⸗ trugen nach vorläufiger Feststellung im Personenverkehr 75 338 ℳ, im Güterverkehr 501 461 ℳ, an Extraordinarien 17 681 ℳ, zusammen 594 480 ℳ, darunter auf der Strecke Fischhausen Palmnicken 4484 ℳ, im Oktober 1887 provisorisch 441 988 ℳ, mithin gegen den ent⸗ sprechenden Monat des Vorjahres mehr 152 492 ℳ, im Ganzen vom 1. Januar bis 31. Oktober 1888 4 356 897 (definitive Ein⸗ nahme aus russischem Verkehr nach russischem Stil), gegen provi⸗ sorisch 3 263 542 im Vorjahre, mithin gegen den entsprechenden Zeit⸗ raum des Vorjahres mehr 1 093 355 ℳ, gegen definitiv 3 431 241 mehr 925 656

Gleiwitz, 3. November. (W. T. B.) In der heute abge⸗ haltenen außerordentlichen Generalversammlung der Oberschle⸗ sischen Eisen⸗Industrie⸗Aktiengesellschaft für Berg⸗ bau und Hüttenbetrieb wurden die bisherigen Aufsichtsraths⸗ mitglieder sowie die bisherigen Revisoren wiedergewählt und eine Anzahl Statutenänderungen nach dem Vorschlag des Aufsichtsraths einstimmig angenommen. 8

London, 3. November. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗ ladunxgen angeboten.

sodaß Verbreitung des Werkes

5. November. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren be⸗ trugen in der Woche vom 27. Oktober bis 2. November: Englischer Weizen 3495, fremder 28 392, englische Gerste 1367, fremde 26 735, englische Malzgerste 14 841, fremde —, englischer Hafer 521, fremder 141 Englisches Mebl 19 319, fremdes 60 629 Sack und 300 Faß.

lasgow, 3. November. (W. T. B.) Die Vorräthe von

Robeisen in den Stores belaufen sich auf 1 020 044 Tons hegen 929 999 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb

dlichen Hochöfen 81 gegen 85 im vorigen

Mailand, 4. November. (W. T. B.) Die Einnahmen des Italienizchen Mittelmeer⸗Eisenbahnnetzes während der dritten Dekaͤde des Monats Oktober 1888 betrugen nach provisorischer Ermittelung: im Personenverkehr 1 555 296 Lire, im Güterverkehr 2 390 534 Lire, zusammen 3 945 830 Lire gegen 3 920 099 Lire in der gleichen Periode des Vorjahres, also mehr 25 731 Lire.

New⸗York, 3. November. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 8 768 401 Doll., davon für Stoffe 1 733 115 Doll. Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 9 095 434 Doll., davon für Stoffe 2 021 470 Doll. 83 8

Eubmissionen im Auslande. .“

1) 15. November, Mittags. Pr. Direktion. Lieferung von: 1) Bleiplomben. 2) Rohmetalle und Legirungen (Antimonium regulus, Blei⸗, Schlag⸗ und Schnell⸗Loth, Löthzinn und Blockzink). 3) Diverse Waaren und Bestandtheile aus Messing, Kupfer und Packfong. 4) Walzfabrikate (Eisen⸗ un und diverse Stahlsorten). 5) Diverse Eisenwaaren (Drahtgewebe, Ketten, Nägel, Nieten, Rohre, Splinten, Schrauben, Drabtstifte ꝛc.). 2) 15. November. Villach. Dieselbe Behörde. Lieferung von: Schlagloth, Schnellloth, Weißblech, Antimon, Messing⸗ blech, Messinadrabt, Stangenmessing, Zink⸗ blech, Blockblei, Plattenblei, Kupferdraht. 3) 15. Norember. Krakau. Dieselbe Behörde. Lieferung von: Antimonium regulus. Bleiröhren, Messingblech, Pack⸗ fongblech, Zinkblech, Bleiplomben, Kupferdraht, Messing⸗ draht, Schlag⸗ und Schnehloth. 4) 15. November. Lemberg. Dieselbe Behörde. Lieferung von: Antimonium regulus, Messingblech, Packfongblech, Zink⸗ blech. Plombirblei, Kupferdraht, Messingdraht, Blockzink, Messingbestandtheile, fertig bearbeitete für Waggons; ferner: Dichtungsringe von Kautschuk für Wasserstandröhren, Kaut⸗ sschukplatten mit und ohne Einlage, Kautschukringe für Pnuffer, Nothketten u. dergl. und Kautschukschläuche diverse. 5) 16. November. Wien. Dieselbe Behörde. Lieferung von: Antimonium regulus, Blockzink, Plattenblei, Blei⸗ plomben, div. Zinkbleche, div. Messingbleche, verzinntes Weißblech, Blockblei, Packfongbleche. II. Schweden. Stockholm. Königliche Telegraphen⸗Direktion.

E111“

K. K. Eisenbahnbetriebs⸗

Stahlbleche, Draht, Walzeisen

16. November. Lieferung von: 10 000 Stück Porzellan⸗Isolatoren, 9 Stück Hacken mit Schraubenwindungen, Stück Spannhacken, 100 000 kg galvanisirter Eisendraht von 5,08 mm Durchmesser. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Ansta

Hamburg, 3. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hammonia' der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfabhrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Mittag in Plymouth eingetroffen.

5. November. (W. T. B) Der Postdampfer „Ham⸗ monia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Morgen 9 Uhr auf der Elbe, und der Dampfer „Rhaetia“ derselben Gesell⸗ schaft, von Hamburg kommend, gestern Morgen 10 Uhr in New⸗YPork eingetroffen.

London, 3. November. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ ist auf der Ausreise heute in Capetown angekommen, und von den Union⸗Dempfern „Mexican“ und „Durban“ ist ersterer gestern auf der Ausreise von South⸗ hampton und letzterer gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Theater und Musik.

Die Antrittsrolle, welche sich Hr. Fr. Mitterwurzer als Gast des Königlichen Schauspielhauses erwählt hatte, war die des „Conrad Bolz“ in Gustav Freytog's „Journalisten“. Diese Rolle des „Bolz“ gehört zu den liebenswürdigsten und dankbarsten, welche das moderne Lustspielrepertoire aufzuweisen hat, und der Dar⸗ steller desselben ist im Großen und Ganzen eines Erfolges im Voraus sicher. Die Gestalt, welche Hr. Mitterwurzer am Sonnabend darbot, unterschied sich in wesentlichen Zügen von der durch Gemüth und liebenswürdigen Humor ausgezeichneten Leistung, welche wir früher von Hrn. Liedtke zu sehen ge⸗ wohnt waren. Der als Darsteller längst bewährte Gast betonte vor⸗ zugsweise den geistvollen, überlegenen und selbstbewußten Mann, dessen übermüthige Aeußerungen zumeist dem scharf beobachtenden Verstande entspringen; es lag mehr Satire und scharfe Ironie als milder Humor in seinem ganzen Wesen und Auftreten. Erschien schon hierdurch älteren Theaterbesuchern die Figur etwas fremdartig, so wurde dieser Eindruck noch verstärkt durch die etwas dialektisch anklingende Sprache, welche sich von dem Konversationston unseres Königlichen Schauspiels, wenn auch nur schwach abhob. Daß trotz⸗ dem die Leistung eine gewinnende und interessante war, bewies die warme Aufnahme, welche dieselbe fand. Was die übrigen Darsteller betrifft, so entfesselte die drastische Komik des Hrn. Krause (Schmock) und das überraschend lebendige und charakteristische Spiel des Hrn. Vollmer als „Bellmaus“ wieder wahre Stürme von Beifall; nament⸗ lich leistete der letztgenannte Künstler geradezu Erstaunliches in der stummen Geberdensprache, mit welcher er seinen lyrischen Empfin⸗ dungen mit und ohne Worte Ausdruck verliebh. Die Gesammt⸗ vorstellung darf demnach als durchaus wohlgelungen bezeichnet werden und verdiente völlig den reichen Beifall, der ihr zu Theil ward.

Berliner Theater. Das Wochen⸗Repertoire ist folgender⸗ maßen festgesetzt worden: Montag, den 5. November, „Demetrius“ (Clara Ziegler); Dienstag, den 6., „Der Königslieutenant“ (Friedrich Haase); Mittwoch, den 7., „Die Braut von Messina“ (Clara Ziegler); Donnerstag, den 8., „Der Probepfeil“ (Friedrich Haase);

reitag, den 9. (8. Abonnements⸗Vorstellung) „Medea“ (Clara Sonnabend, den 10., „Demetrius“.

Die Sonnabendsvorstellung im Residenz⸗Theater wurde mit einem Einakter von Labiche „Das Blaubuch“ eröffnet. In der Erwartung, daß die werthvollere Gabe des Abends das folgende Schauspiel sein würde, ließ man sich diese, nach echt französischem Lustspielrecept gearbeitete, mit Schlüpfrigkeiten reichlich gewürzte Kleinigkeit, wenn auch nicht ohne Protest gegen den frivolen Inbalt, schon gefallen. Die flotte Art, wie derartige Sachen gespielt werden müssen, verfehlt ihren Eindruck nicht, und so gelang es denn auch am Sonn⸗ abend den Darstellern, dem Labiche’schen Werkchen zu freundlicher Wirkung zu verhelfen. Hr. Pagay und Hr. Wallner trafen den rich⸗ tigen Ton, dasselbe gilt auch von Frl. Bertens, während Frl. Kuhn das Kammermädchen graziöser und koketter hätte spielen müssen.

Die Erwartung, welche man auf das folgende dreiaktige Schau⸗ spiel: „Antoinette Rigaud“ von Raimond Deslandes setzte,