Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 6. November. (Meckl. Nachr.) Die Großherzogin Anastasia wird mit dem Erbgroßherzog und der v . Cäcilie, von dem Großherzog bis Ludwigslust begleitet, morgen mit dem um 9 Uhr 28 Minuten Vormittags von hier abgehenden Zuße die Reise nach Cannes in Frankreich antreten. Im
esolge Ihrer Kaiserlichen Hoheit befinden sich die Staats⸗ dame Frau von Lücken und der Flügel⸗Adjutant, Rittmeister von Müller. .
Oldenburg. Oldenburg, 6. November. Durch heute publizirte Landesherrliche Verordnung vom 13. Oktober ist die Landessynode auf den 20. d. M. einberufen. Neben der Berathung der Voranschläge der Centralkirchen⸗ und der Central⸗ pfarrkasse wird die Synode sich mit mehreren Gesetzentwürfen zu beschäftigen haben.
Reuß ä. L. Greiz, 4. November. (Leipz. Ztg.) Die Fürstlichen Herrschaften sind gestern von Burgk hierher zurückgekehrt und haben die Fürstliche Neue Burg wieder
ezogen.
Elsatz⸗Lothringen. Straßburg, 6. November. (W. T. B.) Bei den Wahlen für den Landesausschuß wurden von den 24 Mitgliedern 17 ohne erheblichen Kampf wieder ge⸗ wählt. Im Stadtkreise Colmar verzichtete der aufgestellte Kandidat Peyerimhof, für welchen Fleurent (versöhnlich) gewählt wurde. Im Landkreise Altkirch wurde Sanner (versöhnlich), im Landkreise Colmar Ruhland gewählt. Im Landkreise Hagenau verzichtete Kleinklaus, für welchen Reinbold (versöhnlich) gewählt wurde. 8
Metz, 6. November. (W. T. B.) Ueber das Ergebniß der Landesausschuß⸗Wahlen sind folgende Meldungen eingegangen: Landkreis Metz: gewahlt Pierson (gemäßigter Protestkandidat) mit 78 gegen 66 St., die für den deutschen Kandidaten abgegeben wurden; Stadtkreis Metz: gewählt der Eisenbahn⸗Betriebsdirektor Kecker mit 24 von 28 St. (4 Stimmzettel waren unbeschrieben); Saarburg: gewählt Feltz (deutscher Kandidat) mit 88 Stimmen gegen 23 Stimmen, welche der bisherige Abg. Germanin erhielt. In den übrigen Wahlkreisen sind die bisherigen Abgg. Jaunez, Paté, Massing, Nennig ohne Gegenkandidaten wiedergewählt worden.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 5. November. (Wien. Zig.) Im Abgeordnetenhause des Reichsraths begann heute der Budget⸗Ausschuß die Berathung des Staats⸗ voranschlags für 1889.
— 7. November. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung“ meldet die Ernennung des Grafen von Kheven⸗ hüller⸗Metsch zum Gesandten in Brüssel..
Die Vereinigung des deutsch⸗österreichischen und des deutschen Klubs hat sich auf folgender Grund⸗ lage vollzogen: Wahrung der Staatseinheit, Schutz des Deutschthums und der berechtigten Stellung der Deutschen in Oesterreich sowie Erhaltung und Entwicklung freiheitlicher Ver⸗ fassungsgrundsätze. Die Vereinigung führt von jetzt ab die Bezeichnung „Vereinigte deutsche Linke“. 1
Pest, 6. November. (W. T. B.) Der Wehrausschuß
des Abgeordnetenhauses berieth heute das Landes⸗ vertheidigungs⸗Budget. Minister Fejervary de⸗ monstrirte an zwei Landwehrmännern den Unterschied wischen der früheren und der jetzigen Ausrüstung, welche v. um 800 Gramm leichter und viel zweckmäßiger sei. Der Minister führte im Laufe der Debatte aus, die Mehr⸗ ausgaben seien einerseits durch die Entwickelung der Land⸗ wehr, andererseits durch deren Ausrüstung hervorgerufen. In Europa herrsche das allgemeine Bestreben, die Armeen numerisch zu erhöhen. Oesterreich⸗Ungarn habe die Armee nicht vermehrt, sondern die beiden Landwehren in die Ordre de bataille aufgenommen. Da der Präsenzstand des im aktiven Dienst stehenden Offizier⸗Corps jenem des Beurlaubten⸗ standes gegenüber ein sehr geringer sei, mußte die Ver⸗ mehrung der Cadres auch bei den Offizier⸗Corps der Infanterie und Kavallerie vorgenommen werden. Die Rolle der Reserve falle dem Landsturme zu. Die Vermehrung des Präsenz⸗ standes der Landwehr sei zukünftig überhaupt nicht in Aus⸗ sicht genammen. Der Minister weist auf die Nothwendigkeit hin — da die Landwehr 1890 im Falle eines Krieges mit Mannlicher⸗Gewehren bewaffnet sein werde — noch 1889 für die hierzu erforderliche Ausrüstung Vorsorge zu treffen. Die Regierung werde die hierfür nothwendigen Zahlungen nur ratenweise, von 1890 angefangen, im Budget präliminiren, damit das Budget pro 1890 nicht auch hierdurch belastet werde. Der Ausschuß nahm hierauf das Landesvertheidigungs⸗Budget in der General⸗ und Spezialdebatte an.
Agram, 5. November. (Wien. Abdp.) Der Ausschuß des Landtages für das Hauskommunionsgesetz hat die Regierungsvorlage in der Generaldebatte angenommen und heute die Spezialdebatte begonnen. — Für die am 8. d. M. hier stattfindenden Landtagswahlen stellt die Opposition keine Kandidaten auf. Die Organe derselben empfehlen Ent⸗ haltung von der Wahl.
Großbritannien und Irland. London, 5. November. (A. C.) Die erste Woche der morgen zu eröffnenden Herbst⸗Session des Parlaments dürfte sehr ruhig ver⸗ laufen. Im Oberhause wird der Marquis von Salisbury wahrscheinlich einige Worte über die Vorgänge, welche zur Verabschiedung Lord Sackville’s geführt haben, sprechen, während im Unterhause sich die Anwesenheit Gladstone's und anderer Führer der liberalen Partei höchst bemerk⸗ lich machen wird, und die schottischen und irischen Abgeordneten sich auch kaum vor nächster Woche der Mehrzahl nach ein⸗ sinden werden. Das Ministerium hofft deshalb nicht ohne Grund, daß die Bewilligungen für das Budget schnelle Fort⸗ schritte machen werden. Es sind noch 135 Posten zu erledigen, nämlich 17 für die Armee, 9 für die Flotte, 5 für das Steuer⸗ departement und 104 für den Civildienst. Auch die Ver⸗ waltung der hauptstädtischen Polizei wird zur Sprache kommen, indem einer der liberalen Londoner Abgeordneten, Professor Stuart, Einsprache gegen das Gehalt des Polizei⸗Präsidenten, Sir Charles Warren, erheben wird.
Der Letztere hat eine Verordnung erlassen, nach welcher alle Umzüge und das Halten öffentlicher Reden in allen Straßen, durch welche der Lordmayors⸗Zug seinen Weg nimmt, oder auf dem Trafalgar⸗Square verboten sind. Bekanntlich kündigten die sog. „Arbeitslosen“ ihre Absicht an, mit rother Fahne dem Lordmayors⸗Zuge zumarschieren. den letzteren hat die Verordnung natürlich keine An⸗ wendung
1“
Ueber den gSisenbahnkriee, r Manitoba wird i
der „Times“ unterm 1. d. aus iladelphia gemeldet: „Den Schienenlegern aus Manitoba ist es durch eine List gelungen, eine Lokomotive über das Geleise der canadischen Pacisic⸗Eisenbahn abzulassen, und sie tragen jetzt Schienen herüber und legen einen neuen Schienen⸗ weg nach dem Norden genannter Eisenbahn. Beide Theile haben bewaffnete Mannschaften im Felde. — Die Legislatur von Manitoba wurde zu einer am 9. d. beginnen⸗ den außerordentlichen Session einberufen, wahrscheinlich zu dem Zweck, die Ergreifung von Repressalien gegen die cana⸗ dische Pacisic Eisen ade efegfchest zu beschließen.“ 1—
— 6. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses erklärte Lord Salisbury: In Folge der Ereignisse an der ostafrikanischen Küste, die unter deutschen Einfluß gekommen sei, habe die deutsche Regierung schließlich wirksamere Maßregeln zur Verhinderung des Sklavenhandels für nöthig erachtet. Die deutsche Regierung sei der Ansicht, daß die jüngsten Kalamitäten der Thätigkeit der Sklavenhändler zuzuschreiben seien. Es sei wahr, wie Harrowby bemerkte, daß Deutsch⸗ land durch keinen speziellen Akt der Feindseligkeit die Sklaven⸗ “ herausgefordert habe. Allein die Deutschen seien
emüht gewesen, dem Sklavenhandel einen tödlichen Stoß zu versetzen, indem sie Kolonien längst der Küste errichtet ätten. Diese Operationen seien von den arabischen Sklaven⸗ händlern mit großer Besorgniß angesehen worden. Lord Salisbury theilt die Ansicht, daß die Ruhestörungen den Sklavenhändlern zuzuschreiben seien. Als Deutschland sich entschlossen habe, aßregeln gegen die Waffeneinfuhr und die Sklavenausfuhr zu treffen, habe es angefragt, ob England bereit sei, dasselbe Verfahren einzuschlagen. Die englische Regierung sei der Ansicht gewesen, daß, was von ihr ver⸗ langt werde, faktisch dasjenige sei, was sie gegenwärtig thue. Aus diesem Grunde allein wäre es weeiise, Deutschlands Kooperation für rein maritime Maßregeln zu acceptiren. Es bestehe keine Absicht irgend welcher militärischen Aktion. Eine Mitwirkung mit Deutschland sei weise, weil die England werthvolle Unabhängigkeit des Sultans von Zanzibar dadurch erhalten bliebe; aber es habe noch einen anderen Grund gegeben, der für England entscheidend schien: „Wir machten Deutschland darauf auf⸗ merksam, daß eine Weigerung Frankreichs, uns das Recht zur Durchsuchung französischer Schiffe zu gewähren, im Kampf gegen den Sklavenhandel große Schwierigkeiten bereiten würde. Deutschland und wir stellten dies der fran⸗ zösischen Regierung vor; diese, obwohl nicht sehr geneigt, von ihrer traditionellen Politik abzuweichen, erklärte jedoch, sie betrachte die beabsichtigte Blockade als eine solche, die das Recht gewähre, Schiffe unter jeder Flagge zu visitiren. Wir erhalten daher zum ersten Male das sehr werthvolle Recht, alle Schiffe zu durchsuchen. Wahrscheinlich entsendet auch Frankreich ein Schiff, um sich unseren Operationen anzu⸗ schließen. Man kann den Sklavenhändlern nicht durch Liebe und Zugeständnisse beikommen, sondern nur durch Unter⸗ drückung und Furcht.“
Im Interhause kündigte Sydney Buxton an: Er werde ns eürg beantragen, Angesichts der zunehmenden Ver⸗ wüstung Afe. s durch den Sklavenhandel die erforder⸗ liche Konferenz der Mächte in London zu berufen zum weck der Vereinbarung gemeinsamer Maßregeln zur nterdrückung des Uebels. . 1
— 6. November, Abends. (W. T. B.) Nach der zwischen England und den Vereinigten Staaten gewechselten, nunmehr veröffentlichten Correspondenz verlangte der amerikanische Gesandte Phelps die Abberufung des englischen Gesandten Sackville. Der Premier⸗Minister Lord Salisbury erklärte demgegenüber, daß er Seitens des Gesandten Phelps eine Beibringung der Mittheilungen er⸗ warte, die der Gesandte Sackville an die Vertreter der Zei⸗ tungen habe gelangen lassen und durch die der Senat und der Präsident sich beleidigt gefühlt haben, da hierin der Haupt⸗ grund liege, aus welchem der Staatssekretär Bayard dem Gesandten Sackville die Pässe zugesandt habe.
Frankreich. Paris, 6. November. (W. T. B.) Der Präsident der Republik hat die Ernennung Mariani's zum Gesandten bei dem Quirinal unterzeichnet.
Der Ertrag der indirekten Steuern pro Monat Oktober hat 3 Millionen Francs mehr als im Budget ver⸗ Ffclagt war, 9 Millionen Francs mehr als im Oktober 1887, ergeben. 1
Amerika. New⸗York, 7. November. (W. T. B.) Die Meldungen über den Ausfall der Wahlen für die Präsidentenwahl sind bis jetzt noch sehr unvollständig und lauten vielfach wider⸗ prechend. Die Zeitungen bringen je nach dem Parteistandpunkt sehr von einander abweichende Schätzungen über das voraussichtliche Resultat. Fest steht, daß Cleveland in der Stadt New eine erheblich größere Majorität erhält als 1884. In den sübdlichen Staaten sollen die Wahlen durchgehends für Cleveland sein. Die Ruhe ist nirgends gestört worden. Wie man annimmt, dürfte Hill zum Gouverneur von New⸗York gewählt worden sein.
Der Kandidat der Demokraten von Tammany⸗Hall, Grant, ist zum Mayor von New⸗York gewählt worden. Die Betheiligung bei den Wahlen ist durchweg eine starke.
X.
Zeitungsstimmen.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt:
Die hochbedeutsame Kundgebung, welche Kaiser Wilhelm in den Grundstein des zu erbauenden Hauses für den obersten Gerichtshof in Deutschland versenken ließ, enthält einen Satz, dessen Tragweite anscheinend nicht gennug gewürdigt ist. In der Urkunde heißt cs:
„Auf Grund einer gemeinsamen Gesetzgebung sehen wir dem Erscheinen eines bürgerlichen Gesetzbuchs enigegen, dessen Zustande⸗ kommen wir in nächster Zeit erwarten“
„Der Kaiser erwartet also, daß die langjährige Arbeit und Mühe, die auf die Herstellung des Entwurfs verwendet worden ist, nicht, wie manche — allerdings nicht zahlreiche — Gegner dieses Werks hoffen, eine vergebliche gewesen ist, und hat seinem Vertrauen auf die deutsche Rechtswissenschaft einen klaren und werthvollen Ausdruck verliehen. Unter solchen Umständen lohnt es, die Vorwürfe, welche dem Werke im Allgemeinen gemacht werden, einer kurzen Be⸗ sprechung zu unterziehen und den Nachweis zu versuchen, daß dieselben, soweit sie wenigstens das Ganze angreifen, der Berech⸗ tigung entbehren. Dabei mag von vornherein zugegeben werden, daß in einzelnen Fragen sehr wohl eine andere als die in dem Entmwurf
Geltung gebrachte Auffassung möglich ist, demn es sprechen g
wichtige Gründe für verschiedene Ansichten. Aber es ist dabei auch zu bedenken, daß, wenn die Entscheidung in einzelnen Fällen eine ent⸗ gegengesetzte wäre, die absolute Zufriedenheit mit derselben der Natur der Sache nach doch nicht zu erreichen wäre. 717
So bat der Entwurf den Satz: „Kauf bricht Mietbe“ aufge⸗ nommen und damit in weiten Kreisen Anstoß erregt. Sicherlich wird bei einer Nachprüfung oder in den Verhandlungen der gesetzgebenden Körperschaften diese Frage reiflich erörtert werden. Es ist aber doch sicher kein Grund dazu vorhanden, deshalb das ganze Werk einer ab⸗ fälligen Kritik zu unterziehen, weil dasselbe sich in einer Frage von Gründen der Logik mehr hat leiten lassen als von praktischen Er⸗
wägungen. Stellen sich dieselben als so gewichtig heraus, daß eineẽ
Berücksichtigung erforderlich ist, so sind die Organe dam da, diese Berücksichtigung eintreten zu lassen. 1
Aber dieser Vorwurf, ebenso wie der, daß die Rechte der Körper⸗ schaften keine genügende Regelung im Entwurfe erfahren, wiegt leicht gegenüber den prinzipiellen und allgemeinen Ausstellungen, die von verschiedenen Seiten gemacht werden. 1 8 5
Es ist bei dieser gesetzgeberischen Arbeit wieder die alte Ansicht aufgetaucht, daß unsere Zeit keine Krast zur Gesetzgebung auf civil⸗ rechtlichem Gebiete besitze; man hat dem Entwurf seine Existenz⸗ berechtigung bestritten und die ganze privatrechtliche Gesetzgebung nur auf die Lösung einzelner Aufgaben im Wege der Spezialgesetzgebung beschränken wollen. 8 3 8 8
Man darf annehmen, daß diese Anschauung angesichts unserer politischen Gestaltung nur wenige Anhänger finden wird. Eine Zeit, in welcher das große Werk der sozialpolitischen Gesetzgebung mit Erfolg in Angriff genommen ist, welche also sich muthig an eine neue und unsagbar schwierige Aufgabe macht, sollte nicht den Beruf und die Kraft haben, eine wesentlich das Bestehende zusammenfassen Aufgabe auf einem seit Jahrtausenden angebauten Gebiete zu löse
Ebenso haltlos erscheint der allgemeine Vorwurf, daß der Ent⸗ wurf romanisirenden Tendenzen huldige; es ist richtig und nach der historischen Entwickelung, die das Recht in Deutschland genommen hat, nicht anders moglich, daß im Privatrecht die Lebren des römischen Rechts im Allgemeinen von bestimmendem Einfluß sind; aber im Familienrecht, in einem Theile des Obligationentechts und des Sachenrechts (Grundbuchwesen) und im Erbrecht ist der Entwurf von deutschen Anschauungen getragen. Er hat sich nicht gescheut, die väterliche Gewalt in eine elterliche umzuwandeln, und mit dieser Neuschaffung hat er sich die allseitige Zustimmung erworben. Diese Thatsache allein spricht dafür, daß die Redaktoren es verstanden haben, in der Volksfeele zu lesen und die Anschauungen der Nation in klaren Gefetzen zu verkörpern. Wenn man dem Entwurf den Vorwurf macht, seine Sprache sei schwerfällig und pedantisch, sei druckmweise dunkel, so muß zunäachst erwogen werden, der Entwurf allerdings verlangen muß, daß Deijenige, der ihn versteben will, den Denkprozeß mitmache, den seine Urheber durckgemacht haben. Aber diese Anforderung stellt jedes Gesetz, und die Schwicrigkeit der Materie bedingt es, daß gerade im Privatrecht jedes Wort genau gewählt und berück⸗ sichtigt werden muß: soll ein Gesetzbuch des bürgerlichen Rechts sich nicht in der Kasuistik verlieren, so muß es desto strenger und kon⸗ sequenter in der Form seines Ausdrucks sein. Die Sprache ist eine durchweg deutsche, alle Fremdworte sind, soweit sie nicht unbedingt unentbehrlich waren, fortgeblieben. Allem Menschenwerk haftet die Unvollkommenheit in gewissem Sinne an; so kann auch der Ausdruck des Entwurfs gewiß an manchen Stellen mit Recht bemängelt werden. Es wäre aber zu wünschen, daß dies durch bessere Vorschläge im Einzelnen als durch allgemeinen Tadel geschähe.
Noch weniger ernst zu nehmen sind die Schlagworte, welche über den Entwurf im Umlauf sind; es wird davon gesprochen, der Ent⸗ wurf sei kapitalistisch⸗manchesterlich, es fehle ihm der Flües⸗ praktische Sinn, er stehe nicht auf der Höhe praktischer Rechts⸗ wissenschaft, und dergleichen mehr. Demgegenüber bemerkt Professor von Windscheid in einem Vortrage, den er jüngst zu Leipzig über den Entwurf gehalten hat, mit vollstem Recht, woher denn der praktische Sinn kommen solle, wenn eine vorwiegend aus Praktikern bestehende Kommission ihn nicht zu schaffen vermocht habe. Mit Schlagwonten zieht man nicht gegen eine Arbeit zu Felde, an welcher die ersten Juristen Deutschlands 14 Jahre unausgesetzt thätig waren. Sie
haben nur das Unangenehme, daß sie von nicht sachverständiger Seite
aufgegriffen und weiter getragen werden. 8
So wäre es denn, wie in Kurzem gezeigt ist, mit allen prin⸗ zipiellen Angriffen gegen den Entwurf schlecht bestellt; würde ein neuer Entwurf hergestellt, so wäre der Erfolg derselbe. Deutschland darf sich nicht das Armutbszeugniß ausstellen, es sei nicht fähig, sein
eigenes, allerdings zersplittertes Recht zusammenzufassen, sondern es ist eine patriotische Forderung, daß das Werk der rechtlichen Eini⸗
gung zu Stande komme, und man darf sich dem Vertrauen hingeben, daß dies auch geschehen wird, trotz aller Angriffe gegen die Grund⸗ lagen des Werkes.
— In dem „Hamburgischen Correspondenten“ lesen wir: 8 In dem Verhalten der freisinnigen Presse ist, nachdem die Fiktion, daß die freisinnige Presse von dem Kaiserlichen Tadel nicht berührt werde, so gründlich zerstört ist, eine erhebliche Aenderung eingetreten. Die Marke ist gefallen, und eine scharfe gegnerische Tonart wird jetzt wenigstens von der Mehrzahl der Blätter eingeschlagen. Die „Freisinnige Zeitung“ geht darin so weit, der Kaiserlichen Mahnung an die städtische Behörde, mehr für den Bau von Kirchen zu sorgen, die Aufforderung an die letztere entgegenzusetzen, auch das bisherige Maß kommunaler Fürsorge für die kirchlichen Bedürfnisse der so rasch steigenden Bevölkerung einzustellen. In den roch arsgesprochener demokratischen Blättern treten geradezu republikanisirende Tendenzen zu Tage. Das ist bezüglich der Stimmung der Bevölkerung durchaus erwünscht. Eine große Anzahl von Staatsbürgern hat sich am freisinnigen Gängelbande trotz mancher Bedenken noch immer führen lassen, weil die freisinnige Presse, namentlich seit dem Tode Kaiser Wilhelm's, cs verstanden hatte, sich ein ausgeprägt ropalistisches und monarchisches Mäntelchen umzuhängen. Diese sind nun vor die Entscheidung
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8
gestellt, und es darf mit Sicherheit angenommen werden, 08 ein
guter Theil derselben die Schwenkung in das radikale wasser so wenig mitmachen wird, wie die seze ontstischen Wähler die Fusion. Das gilt insbesondere auch von der Reichshaupt⸗ stadt, deren Stammbürgerschaft mit einem strammen Liberalismus eine ausgeprägt monarchische Gesinnung verbindet. Hier wird ohne Zweifel für einen erheblichen Theil die legtere entscheidend sein, zumal wenn der Uebergang durch die nach den Wahlen vorzunehmende Or⸗ ganisation einer Mittelpartei zwischen den Hochkonservativen und Freisinnigen erleichtert wird. Aber auch im Lande kann der Zug nach der Mitte, welchen die preußischen Landtagswahlen immerhin, wenn auch nicht in dem erwünschten Maß aufweisen, dadurch nur wirksam unterstützt und so die gedeihliche Entwickelung der Parteiverhältnisse wirksam gefördert werden.
— Einen „Nationale Organisation“ betitelten Aufsatz schließt das „Deutsche Tageblatt“ folgendermaßen:
An verschiedenen Orten im deutschen Vaterlande hat man vor Jahren schon Vereinigungen ins Leben gerafen, in denen alle national⸗ gesinnten Männer, die zu gemeinsamer positiver Arbeit im Interesse von Staat und Reich bereit sind und zugleich der systematischen Opposi tion des Freisinns sowie den grundstürzenden Bestrebungen der Sozial⸗ demokratie entschlossen Widerstand entgegensetzen wollen, unbeschadet der Verschiedenartigkeit ihrer Parteistellung sich zusammen inden konnten und zusammengefunden haben. Wo immer ein solcher Verein zumeist unter der Bezeichnung Neuer Wabhlverein“ gebildet und richtig geleitet worden ist, hat er auf das politische Eeken seiner Stadt und seines Bezirks den günstigsten Einfluß ausgeübt Keiner der anderen Vereine konserva⸗ tiver oder nationalliberaler Richtung ist durch ihn aufgesogen oder in der Verfolgung seiner besonderen Zwecke gehemmt worden, wohl aber ist es seinem moralischen Einfluß und seiner vermittelnden Thätigkeit
gelungen, in entscheidenden Augenblicken auch die Kräfte
ahr⸗
ein einheitliches Recht für das
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dieser anderen Bereinigungen im nationalen Interesse machen und der Phalanx der fortschrittlich⸗sozialistischen Oppo⸗ sition eine eng geschlossene nationale Pbalanx entgegen zu stellen. Namentlich der Breslauer Neue hlverein, der im unseligen Attentatsjahre von einer größeren Anzahl an⸗ sehener Männer konservativer, freikonservativer und national⸗ iberaler Richtung gegründet wurde, hat — allerdings nach jahre⸗ langen schweren Kämpfen — bei den Wahlen zum Reichetage sowohl wie zum Landtage ganz außerordentliche Erfolge erzielt. Daß in Breslau die Herrschaft des Fortschritts gebrochen und der Sozial⸗ demokratie ein starker Damm entgegengestellt werden konnte, ist in erster Linie sein Verdienst. “
Was aber in Breslau, im Königreich Sachsen und anderen Orts geleistet werden konnte, muß und wird auch in der Reichshauptstadt zu ermöglichen sein. Die Nothwendigkeit einer festen, dauernden Organisation aller nationalen Kräfte ist durch den Verlauf der Landtagswahlbewegung wiederum klar erwiesen worden. Was aber einmal als nothwendig erkannt worden ist, sollte auch unverzüglich zur Ausführung gebracht werden. So weaig wie in anderer Hinsicht darf Berlin hier hinter der Provinz zurückbleiben.
— Der „National⸗Zeitung“ entnehmen wir:
Am 3. November d. J. waren 50 Jabre verflossen, seitdem die preußische Regierung „das Gesetz über die Eisenbahnunternehmungen“ ins Leben rief. Es erschien als eine dankbare Aufgabe, auf Grund des vorhandenen Aktenmaterials einen Rückblick auf die Entstehung und Wirksamkeit dieses Gesetzes zu werfen, das nicht bloß ein legis⸗ latorischer Akt genannt werden kann, sondern zugleich eine kultur⸗ historische Bedeutung in Anspruch nimmt. Diese Aufgabe hat die Schrift des Gehbeimen Ober⸗Regierungs⸗Raths Gleim „Zum 3. No⸗ vember 1888“ erfüllt. 8
Bekanntlich ist England das Geburtsland der Eisenbahnen ge⸗ wesen. Hier wurde die erste, 41 km lange Bahn von Stockton nach Darlington im Jahre 1825 eröffnet. Bereits im nächsten Jahre folgte der Bau einer Eisenbahn in größerem Umfange, der Liverpool — Manchester Bahn. Erst im Ausgange der zwanziger Jahre erhielt auch Deutschland die erste Anregung zum Vorgehen auf diesem Ge⸗ biete, nachdem Friedrich List unaufbörlich dafür gewirkt hatte Im Jahre 1828 tauchten in Preußen die ersten Eisenbahnprojekte auf: eine Bahn sollte von Elberfeld und Düsseldorf nach Krefeld und Venlo, eine andere von Elberfeld und Barmen zur Versorgung dieser Städte mit billigen Kohlen nach der Ruhr geführt werden. Nun trat an die preußische Regierung die Frage heran, welche Stellung der Staat diesen Bestrebungen gegenüber einzunehmen habe, ob die Ein⸗ führung der Eisenbahnen überhaupt im Interesse des Staates liege, und im Falle der Bejahung dieser Frage, ob der Staat selbst den Bau und Betrieb oder doch wenigstens den ersteren in die Hand zu nehmen, oder aber Beides Privatunternehmern zu überlassen und nur durch Ertheilung bestimmter Rechte an die Unternehmer zu unter⸗ stützen habe. Es galt hier zugleich eine Menge von Privatinteressen zu berücksichtigen oder vielleicht richtiger gesagt nicht zu berück⸗ sichtigen, sondern das Gesammtwohl über dem Einzelwohl walten zu lassen. In der That war der erste Anlaß für die preußische Regierung, Stellung gegenüber den Eisenbahnen zu nehmen, nicht etwa ein Antrag auf Ertheilung einer Konzession für eine Eisenbahn, sondern die Bitte, eine solche für die Bahn von Elberfeld nach Heisingen nicht zu ertheilen, wozu sich die Bittsteller, welche Grubenbesitzer waren, durch die Besorgniß bewogen sahen, daß sie, weil ihnen die Eisenbahn nicht zu gute kommen würde, mit den von derselben berührten Gruben nicht mehr würden konkurriren können. Schon rnach wenigen Tagen erhielten sie vom Ministerium des Innern den Bescheid, daß ihrem Antrage nicht willfahrt werden könne. Die ersten Projekte hatten sich des Wohlwollens der Regis⸗ rung zu erfreuen. Nicht lange, so wurde auch die Frage, ob Staats⸗ oder Privat⸗Eisenbahnsystem auf die Tagesordnung gestellt. Indeß verhielt sich die Regierung allen Anregungen gegenüber, das Staatsbahnsystem zu adoptiren, ablehnend, was schon durch den da⸗ maligen Stand der Verfassungsfrage bedingt war. Sie war bereit, Privatunternehmen zu unterstützen, und mit so lebhaftem Interesse namentlich auch der damalige Kronprinz, der spätere König Friedrich Wilhelm IV., alle Eisenbahnprojekte verfolgte, die Anlage von Eisen⸗ bahnen auf Staatskosten fand keine Vertreter. Mit der Ablehnung der Ausführung der Eisenbahnen durch den Staat siel aber, wie Gleim ausführt, der Regierung die weit schwierigere Aufgabe zu, die Ver⸗ hältnisse der Privatunternehmer in einer den öffentlichen Interessen entsprechenden Weise rechtlich zu regeln. Man knüpfte dabei zunächst an die öffentlichen Kunststraßen, die Chausseen, an, man wandte die Erfahrungen an, welche bereits in England gemacht worden waren. Wir können an dieser Stelle auf die juridischen Details nicht eingehen und müssen auf die citirte interessante Schrift verweisen, welche Schritt für Schritt an der Hand der Thatsachen die Entwickelung der Gesetzgebung verfolgt. Bereits am 3. November 1838 wurde das Gesetz über die Eisenbahnunternehmungen veröffentlicht, durch welches eitliche gesammte damalige Gebiet der Monarchie geschaffen wurde, das in den Grundzügen beibehalten worden ist, bis eine ganz neue Periode preußischer Eisenbahnpolitik mit der Verstaatlichung begann.
Welch großartige Entwickelung drängt sich in diesem Zeitraum von 50 Jahren zusammen! Im Jahre 1838 besaß der preußische Staat 34 km Eisenhahnen, im Jahre 1885 23 635 km. An Loko⸗ motiven zählte Preußen im Jahre 1844 142 Stück, im Jahre 1886 8649 Stück. Die Anzahl der Personen⸗Kilometer, welche im Jahre 1844 auf den preußischen Bahnen gefahren wurden, betrug 126 817 000, im Jahre 1886 5 244 170 000, die Tonnen⸗Kilometer 19 603 000, gegen 12 278 764 000. Dem entsprechend ben sich die er⸗ zielten Einnahmen in dem angegebenen Zeitraum von 10 604 000 ℳ auf 683 582 000 ℳ gehoben. Die funda⸗ mentale Umwälzung im Verkehr, die alle Schichten der Be⸗ völkerung berührte, mußte eine ebenso durchgreifende Umwandlung des sozialen Lebens mit sich bringen, ganz abgesehen von den tief⸗ greifenden volkswirthschaftlichen Wirkungen. Zunochst ist es eine großartige Entlastung der Menschheit von niedrigerer Arbeit, welche die Eisenbkahnen zu Wege gebracht haben. „Unter dem Laufe der be⸗ wegten Dam pfmaschinen“, bemerkt der geistvolle M. M. von Weber, „sind Zeiten und Räume, welche sich der Menschenbewegung zu ciei⸗ lisatorischer Begegnung entgegenstellen, auf ungefähr ein Fünftel ihrer früheren hindernden Macht zusammengeschmolzen, und die Kulturkraft des Menschen ist um so viel gewachsen, als der Erdball ihm gegen⸗ über kleiner geworden ist.“
Post⸗Dampfschiffverbindungen nach außereuro⸗ päischen Ländern. November 1888.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 44 a. — Inhalt: Nichtamtliches: X. Verzeichniß der Berichte der technischen Attachés. — Berechnung doppelter Hänge⸗ und Sprengwerke bei einseitiger Belastung — Vermischtes: Ausfall der Preisbewerbung für Synagoge in Berlin. — Neue Patente. W1“ b
Statistische Nachrichten. Das „Statistische Jahrbuch der Stadt Berlin“ ist
m 13. Jahrgange (Statistik des Jahres 1885), herausgegeben von
Richard Böckb, Direktor des Statistischen Amts der Stadt Berlin,
erschienen (Berlin 2 Stankiewitz’ Buchdruckerei, 1888). Wir kommen n
auf den reichen alt des Buchs noch zurück.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
8 Im Verlage von Ebner und Seubert (Paul Neff, in Stuttgart beginnen soeben drei Werke zu erscheinen, welche für) Kunstfreunde von e sind, nämlich: eine „Geschichte des Barockstil 8 vo und des Kla sicism 8 i
Deutschland“ v Cornelins Garlitt wollstündig in ciren
8 Lieferungen zu je 1,40 ℳ). „Geschichte des Barock⸗ stils in Deutschland“ bildet zugleich den Abschluß des ron der Presse und in achkreisen allgemein mit Beifall aufgenommenen Werks: „Geschichte des Barockstils, des Rococo und des Klassicismus von Cornelins Gurlitt“. Es ist anzu⸗ nehmen, daß dieser Theil, „Deutschland“, der eine außerordentlich reiche Illustration erhält, noch größeres Interesse erregen wird, als die Theile, welche das Ausland umfaßten.
„ In zweiter, längst erwarteter Auflage erscheint die „Ge⸗ schichte der griechischen Künstler“ von Dr. Heinrich Brunn, Professor der Archäologie an der Universität München (vollständig in ca. 15 Lieferungen zu je 1 ℳ). Dieses in seiner Art einzige und dem Kunst⸗Archäologen unentbehrliche Werk war seit Jahren gänzlich ver⸗ griffen, sodaß antiquarisch dafür hohe Preise gezahlt wurden. Diese neue, bedeutend billigere Ausgabe wird daher in den zahlreichen In⸗ teressentenkreisen mit Freuden begrüßt werden.
Eine wichtige Ergänzung der bedeutendsten kunstgeschichtlichen Werke bildet das „Handbuch der altchristlichen Architektur, Form, Einrichtung und Ausschmückung der altchristlichen Kirchen, Baptisterien und Sepulcralbauten“, von Dr. H. Holtzinger (ca. 20 Bogen gr. 80° in ca. 8 Lieferungen zu je 1 ℳ). In diesem Werk wird zum ersten Mal der Stoff vom archäologischen Stand⸗ punkt aus behandelt; dasselbe bildet daher zugleich eine Ergänzung zu Lübke’s „Geschichte der Architektur“, Schnasse’s „Geschichte der bildenden Künste“ und Kugler’s „Handbuch der Kunstgeschichte“. Eine derartige Behandlung des Stoffs wird neben den lediglich bistorischen Darstellungen dieser Werke ihren Werth besitzen und geltend machen. Für die altchristliche Zeit fehlte sie bisher gänzlich, gehört aber nach dem Ausspruch von Autoritäten zu den lebhaft empfundenen Desideraten. Namentlich werden auch die so zahlreichen Abnehmer von Otte's „Kunst⸗Archäologie“, die nur das deutsche Mittelalter be⸗ handelt, Käufer von Holtzinger's Handbuch der altchristlichen Architektur sein.
— Publikationen aus den Königlich preußischen Staats⸗Archiven. Veranlaßt und unterstützt durch die König⸗ liche Archiv⸗Verwaltung. Sechsunddreißigster Band: E. Fried⸗ laender, Aeltere Universitäts⸗-⸗Matrikeln. I. Universität Frank⸗ furt a. O. Zweiter Band. Leipzig. Verlag von S. Hirzel, 1888. (Pr. 20 ℳ) — Während der zweiunddreißigste Band der „Publikationen“ die Matrikeln der ehemaligen Universität Frank⸗ furt a. O. aus den Jabren 1506— 1648 enthält, bringt der soeben erschienene sechsunddreißigste diejenigen aus den Jahren 1649—1811.
— Von Kapitän Marryat'’s Romanen erscheint eine neue Ausgabe in circa 100 Lieferungen à 40 ₰ (Verlag von Carl Zieger Nachf., Berlin). — Kapitän Marrpat's schriftstellerische Thätigkeit fand ihren glänzendsten Ausdruck auf dem von ihm zuerst gepflegten Gebiete des Seeromans. Was er hier geschaffen, erhebt sich so weit über das Niveau des Gewöhnlichen, daß Alle, die seinen Spuren zu folgen sich bemühten, seine Höhe nicht zu erreichen vermochten Wie Marrvat der Schöpfer des Seeromans, so ist er auch das Vorbild auf diesem Gebiet geblieben. Seine Schriften athmen Kraft und Frische und zeugen von Gemüth. Seine Werke haben daher bei jedem Volk begeisterte Verehrer gefunden, weit über die Grenzen seiner Heimath hinaus, und werden als Familienbücher im besten Sinne des Worts angesehen. Mit dem phantastischen Roman „Der fliegende Holländer“ nimmt diese Lieferungsausgabe ihren Anfang. Der letzten wird eine Biographie und das Bildniß Kapitän Marryat's
eigefügt.
— Die „Deutsche Rundschau“ (Berlin, Lützowstr. 7) bringt im Novemberheft den Schluß der Erzählung Konrad Mähly's „Die Albigenserin“. — Einen orientirenden Ueberblick der musikalischen Verhältnisse in der deutschen Hauptstadt giebt Freiherr R. von Lilien⸗ cron in seinem anregenden Essay „Berlin und die deutsche Musik“. — Auf Grund eines umfassenden englischen Werks entwickelt der be⸗ rühmte Physiologe W. Preyer eine treffliche Charakteristik Darwin's, die reich an autobiographischen Stellen und Briefen ist. — Paul Güßfeldt setzt unter dem Titel „Aus dem Hochgebirge“ die Beschrei⸗ bung seiner Gletschertouren fort. — Auf allgemeine Be⸗ achtung darf der eingehende Artikel von Julius Lessing, dem Direktor des Berliner Kunstgewerbe⸗Museums „Das Arbeitsgebiet des Kunstgewerbes“ rechnen. Der übrige Inhalt des „Rundschau“⸗ Heftes ist gleichfalls durchweg werthvoll und mannigfaltig Während uns Ober⸗Stabsarzt Dr. L. Müller, der in offizieller Mission viele Jahre in Japan weilte, in lebhaften Farben die Gründung und Fort⸗ führung der ersten deutschen Akademie in Ost⸗Asien skizzirt, führt uns B. Suphan in das Zeitalter der Humanität ein, in jene zwischen den Kriegen Friedrich's des Großen und der französischen Revolution liegende friedliche und segensreiche Periode. Einem tief poetischen Gedicht von Adolf Wilbrandt „Die Lerche“ schließen sich nachgelassene Blätter Theodor Storm's an, in denen uns der vor Kurzem verschiedene Dichter auf innigste Weise aus seiner Jugendzeit erzählt. Neben der „Politischen Rundschau“ fehlt es auch diesmal wieder nicht an einer „Literarischen Rundschau“, ebenso wie die literarischen Notizen durch die bibliographischen ergänzt werden.
— Die Nr. 44 von „Schorer's Familienblatt“ hat folgenden Inhalt: Die Frau Rechtsanwalt. Roman von O. Gavyer. (4. Fortsetzung.) — Vision. Gedicht von Traugott Ernst. — Ein Blick hinier die Gefängnißmauer. Mit Ansicht des Gefängnisses Plötzensee. — Zum Allerseelentag. Gedicht von Th. Nöthig. — Memoiren eines Offizierburschen. Von A. Oskar Klaußmann. III. — Ein Stück bayerischer Armeegeschichte. Von O. Reisner. Zu der Skizze von P. F. Messerschmitt. — Im Strom der Welt. Eine Geschichte aus dem achten Jahrhundert. Von R Markolf. (Schluß.) — Plauderecke. — Beilage. — Kunstblätter: Liebesbotschaft auf der Alm. Nach dem Gemälde von F. Ortlieb. — Siesta am Strande. Originalzeichnung von E. Dücker. — Die Kopfbedeckungen 5 . Infanterie. Nach einer Skizze von P. F. Messer⸗
mitt.
— Das CxX. Verzeichniß des medizinischen Bücher⸗ lagers der A. Moser'schen Buch⸗ und Antiquariats⸗Handlung (Franz Pietzker) in Tübingen ist erschienen; dasselbe enthält Gynäko⸗
logie und Geburtshülfe (Bibliothek des Professors Dr. Scanzoni von
Lichtenfels). 1
— Das Braunschweigische Antiquariat von Richard Sattler in Braunschweig giebt seinen antiquarischen Katalog Nr. 32 heraus. Derselbe zeigt an: werthvolle Werke aus allen Wissenschaften, besonders Geschichte, Genealogie, Heraldik, deutsche Literatur, Kuriositäten, Alchymie, Stein der Weisen, Naturwissen⸗ schaften, alte Musik.
Gewerbe und Handel.
Die „Rbein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch⸗ westfälischen Metallmarkt: Der rheinisch⸗westfälische Eisen⸗ markt ist im Verlauf der letzten Woche in seiner ruhigen Haltung verblieben. Vielfach zeigen sich die Käufer noch zurückhaltend, doch scheint sich im Vergleich zum vorigen Monat die Nachfrage in einigen Branchen etwas belebt zu haben. Die Förderung von Eisenerzen ist eine andauernd lebhafte gewesen. Die Siegerländer und Nassauer Gruben konnten in der letzten Zeit den an sie gestellten Anforde⸗ rungen kaum gerecht werden und man ist der Ansicht, daß deshalb in der nächsten Zeit die Preise anziehen werden, zumal die Seefrachten am Steigen sind und daher der Bezug spanischer Erze eber theurer als billiger werden dürfte. Die Preise der Sieger⸗ länder Erze haben sich seit unserm 78 Bericht nicht geändert. Für Lothringer Minette sind die Preise fest. Das Roheisengeschaft ist zwar gegen Ende Oktober lebhafter geworden, doch ist im Ganzen und Großen die Kauflust noch eine beschränkte. Für Spiegel⸗ eisen hat sich die Nachfrage von Amerika her etwas lebhafter ge⸗ staltet, doch ist der Absatz im Inlande noch immer schwach. Der Preis für 10 — 12 % manganhaltige Sorten Spiegeleisen ist 53 ℳ geblieben. In Puddelroheisen ist der Absatz im Ganzen noch ein be⸗ schränkter. Die Tendenz ist jedoch kürzlich eine bessere geworden und man glaubt, daß die Abnehmer in nicht allzu ferner Zeit aus ihrer sactütie n 5 I IqIWW
ückhaltung beraustreten werden. Die Preise werden ziemlich gut be⸗ uptet. In den Marktverhältnissen von Bessemereisen und Thomaseisen ist eine Aenderung nicht zu verzeichnen. Gießereiroheisen sindet nach wie vor lebhaften Absatz. In Luxemburger Roheisen sind die Preise fest und lohnend; nur Laxemburger Gußeisen ist in letzter Zeit im Preise gesunken. Im Stabeisengeschäft sind gegen die Vor⸗ woche wesentliche Aenderungen nicht zu verzeichnen. Die inländische Nachfrage ist unregelmäßig und vielfach wird den Stabeisenwerken durch solche Firmen Konkurrenz gemacht, welche vor einiger Zeit hauptsächlich andere Fabrikate auf den Markt brachten. Die aus⸗ ländische Nachfrage hat sich noch nicht wesentlich gebessert. Die Formeisenwalzwerke sind 4 8— beschäftigt, hie und da macht sich zwar eine Abnahme der Nachfrage bemerkbar, doch ist dieselbe bis jetzt noch immer eine befriedigende gewesen, da in diesem Jahre die Bauthätigkeit ziemlich lange anbalten kann. In Bandeisen ist die Geschäftslage gegen die Vorwoche unverändert. Sehr lebhaft sind anhaltend die Grobblechwalzwerke beschäftigt; der Betrieb ist ein flotter und neue Aufträge gehen in regelmäßiger Folge ein. In Feinblechen ist die Marktlage ziemlich dieselbe geblieben. Walz⸗ draht hat sich seit dem letzten Bericht nicht wesentlich geändert; dasselbe gilt für gezogene Drähte und Drahtstifte. Die Eisen⸗ gießereien und Maschinenfabriken sind ausreichend beschäftigt -2 22, die Bahnwagenfabriken sind in befriedigender Thätigkeit geblieben. 8
Danzig, 7. November. (W. T. B.) Die Einnahmen der Marienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Oktober cr., nach provisorischer Feststellung, 253 800 ℳ gegen 149 400 ℳ nach provisorischer Feststellung im Oktober 1887, mithin mehr 104 400 ℳ Die definitive Einnahme im Oktober 1887 betrug 159 104 ℳ
Leipzig, 6. November. (W. T. B.) Anmeldungen für die am 15. d. M. hier stattfindende Kämmlingsauktion sind bereits zahlreich eingelaufen, die Auswahl verspricht eine sehr reichhaltige zu werden, wie sie selten am Ende einer Campaane auf den Markt gelangt. Alle australischen und Buenos⸗Aires⸗Genres sind bereits durch hervorragend schöne Partien vertreten, das Anfangs annoncirte Quantum von 150 000 kg dürfte noch etwas überschritten werden.
London, 6. November. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗ ladungen angeboten.
Manchester, 6. November. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6 ¾, 30r Water Taylor 9, 20r Water Leigh 7 ½⅞, 30r Water Clayton 8 ⅔, 32r Mock Brooke 8 ½, 40r Mayoll 9, 40r Medio Wilkinson 9 ⅞, 32r Warpcops Lees 8 ½, 36r Warpcops Rowland 8 ¼, 40r Double Weston 9 ½, 60r Double courante Qualität 12 ½, 32“ 116 yds 16 %✕ 16 grey Printers aus 32r1/46 168. Fest.
New⸗York, 6. November. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 3000, do. nach Frankreich —, do. nach anderen Häfen des Kontinents —,
do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 50 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 20 000 QOrts.
Enbmissionen im Auslande.
Italien.
1) 15. November. Sinigaglia. Direzione della Casa penale: Bedarf an Medizinalien für 3 ½ Jahre. Voranschlag 14 500 Lire.
2) 19. November Spezia Genio militare della Reale Marina: Gußeiserne Röhren 170 000 kg. Voranschlag 39 100 Lire.
In Aussicht stehend:
bei der Direzione della Rete ferroviaria Sicula (Direktion der Sizilischen Eisenbahnen) in Palermo:
a. 10 Personenwagen III. Klasse mit durchgehender Verbindung,
b. 10 Personenwagen III. Klasse mit Aborten.
c 70 geschlossene Güterwagen mit Hemmvorrichtung,
d 70 desgl. ohne Hemmvorrichtung, 8
e. 35 Güterwagen mit niedrigen Seitenwänden und Hemm⸗ vorrichtung.
f. 35 Güterwagen ohne Hemmvorrichtung, 8 16
g. 6 Cisternenwagen mit Hemmvorrichtung,
h. 20 Güterwagen ohne Seitenwände (a bilieo).
(Das Ganze in 15 Loosen). Voranschlag 1 529 424 Lire.
Direktion der Adriatischen Eisenbahnen in Florenz:
Aufstellung eines Gasgenerators von 300 chm Rauminhalt und zu 10 Atmosphären Druck.
Spanien.
1) Ohne Datum. Junta de Administraciön y Trabajos del Arsnal de la Carraca. Verschiedene Materialien und Geraäthe für die Geschütz⸗Abtheilung des Arsenals. Voranschlag 2596,49 Pesetas. Kaution 129 Pesetas.
2) Ohne Datum. Junta de Obras del Puerto de Huelva. Zwei Tender⸗Lokomotiven für den Hafendienst im Gewichte von 13 t. Kaution 2500 Pesetas. 2
3) Ohne Datum. Junta de Administraciön y Trabajos del Arsenal de la Carraca. Verschiedene Materialien und Geräthe für das Arsenal⸗Magazin. Voranschlag 12 067,72 Pesetas. Kaution vor⸗ läufig 603 Pesetas.
4) 10. Dezember. Diputaciön Provincial de Zaragoza. Eine Schiffsbrücke über den Ebro bei Pradilla. Voranschlag 71 859,84 Pesetas. Kaution vorläufig 3593, endgültig 7186 Pesetas. Näheres
3500
an Ort und Stelle.
21. November, 2 Uhr. Madrid, Justiz⸗Ministerium. wollene Decken für Gefängnisse. Voranschlag 105 000, Kaution: 2100 Pesetas. Näheres an Ort und Stelle.
Niederlande.
1) 14. November, Vormittags 11 Uhr. Ministerie van Wator-
staat, Handel en Nijverheid im Haag im Ministerialgebäude: Loos Nr. 990. Lieferung von Kreuzstücken, Weichen und Winkel⸗ eisen. Schätzungswerth 25 600 Fl.; für die Central⸗Personenstation in Amsterdam (Betriebsstrecke Nieuwediep —Amsterdam). Bedingungen auf Franko⸗Anfrage käuflich bei den Buchhändlern
Gebr. van Cleef, Spui Nr. 28a, im Haag.
2) 14. November, Vormittags 11 Uhr. Ministerie van Water- staat, Handel en Nijverheid im Haag im Ministerialgebäude:
Loos Nr. 991. Lieferung ꝛc. von 6 Wasserkrähnen auf der Central⸗Personenstation in Amsterdam für die Bahnstrecke Nieuwediep —-Amsterdam. Schätzungswerth 7300 Fl.
Bedingungen auf Franko⸗Anfrage käuflich bei den Gebr. van
Cleef, Spui Nr. 28a, im Haag. 8 8 14. November, Vormittags 11 Uhr. Ministerie van Marine im Haag: Lieferung (in Abtheilungen) von Einfaßband, Drillich zu Hosen, Futter⸗Sattin, Futterstoff ꝛc. in Mengen von 33 100 — 29 000 — 4350 — 2700 m und abwärts; Socken, wollenen und kattunenen, 5300 bezw. 8000 Paar; Kämmen, 7300 Stück; 6100 Messern an Tragriemen mit Scheide u. A. mehr.
Auskunft an Ort und Stelle.
4) 23. November, Nachmittags 1 Ubr. Bestuur van den Ouden Prinslandschen Polder zu Dinteloord (Provinz Nord⸗Brabant) im Kaffeehause „De Gouden Leeuw“: 8
Lieferung und Inbetriebsetzung einer Dampfmaschine, Dampfkessels, eines Schiffsrades nebst Zubehör.
Bedingungen für 1 Fl. käuflich bei den Buchhändlern J. van
Bemtum Zoon zu Gouda. „
Soeben erschien im Geographischen Institut und Landkarten⸗ Verlag von Jul. Straube, Berlin, die neue Ausgabe des „Amtlichen Droschkenwegemessers für Berlin und die Umgegend, im Auftrage des Koͤniglichen Polizei ⸗Präsidiums bearbeitet und herausgegeben von Jul. Straube.’“. Der Wegemesser be⸗ steht aus dem Polizei⸗Reglement über den Betrieb des Droschkenfuhrgewerbes, einem Plan von Berlin und einem solchen der Umgegend, auf welchen die Straßen, Chausseen u. s. w. in
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