Provinz Brandenburg. Regierungsbezirk Potsdam.
Anweisung m Anleiheschein der Gemeinde Neu⸗Weißensee .. te Ausgabe, Buchstabe Nr... über ℳ Reichswährung.
Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rück⸗
gabe zu dem Anleihescheine der Gemeinde Neu⸗Weißensee Buch⸗ tabe Nr. .. über ℳ Reichswährung zu vier Prozent Zinsen die .. te Reihe Zinsscheine für die fünf Jahre vom ten .18 bis . ten 18 . 2 bei der Gemeindekasse zu Neu⸗ Weißensee und bei der mit der Zinsenzahlung betrauten Stelle in Berlin, sofern dagegen Seitens des als solcher legitimirten Inhabers des
Anleihescheines kein Widerspruch erhoben ist. Neu⸗Weißensee, den. . ten 18.. Der Gemeinde⸗Vorstand.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen 8 und Forsten.
Dem Ober⸗Roßarzt a. D. Gustav Behr aus Karlsruhe ist, unter Anweisung des Amtswohnsitzes in Wittlich, die kommissarische Kreis⸗Thierarztstelle des Kreises Wittlich über⸗ tragen worden.
“ Justiz⸗Ministerium.
Im Bureau des Justiz⸗Ministeriums sind ernannt: der Ober⸗Landesgerichts⸗Sekretäxr Dittmann zum Ge⸗ heimen Registrator, der Justiz⸗Hauptkassen⸗Assistent Albrecht zum Geheimen Kalkulator, und der Bureau⸗Diätar Reinfeldt zum Geheimen Registrator.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Bei dem Französischen Gymnasium zu Berlin ist der ordentliche Lehrer Johannes Wetzel zum Oberlehrer be⸗ fördert worden.
Die Beförderung des ordentlichen Lehrers am Real⸗ Progymnasium zu Naumburg a. S., Hugo Hoffmann, zum Oberlehrer an derselben Anstalt ist genehmigt worden.
* Bekanntmachung.
Für die im Jahre 1889 zu Berlin abzuhaltende Turn⸗ lehrerprüfung ist Termin auf Dienstag, den 26. Fe⸗ bruar k. J. und folgende Tage anberaumt worden.
Meldungen der in einem Lehramt stehenden Bewerber sind bei der vorgesetzten Dienstbehörde bis zum 1. Januar k. J., Meldungen anderer Bewerber unmittelbar bei mir spätestens bis zum 15. Januar k. J. unter Anschluß der in §. 4 der Prüfungsordnung vom 10. September 1880 — Centralblatt 1880 S. 654 — bezeichneten Schriftstücke anzubringen.
Berlin, den 5. November 1888. .
Der Minister
der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Im Auftrage: de la Croix.
Abgereist: Se. Excellenz der Ober⸗Hof⸗ und Haus⸗ marschall Sr. Majestät des Kaisers und Königs, von Liebenau, nach Königs⸗Wusterhausen. .
Nichtamtliches Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 9. November. Se. Majestät der Kaiser und König arbeiteten gestern Vormittags zunächst allein und von 11 ¼ Uhr ab mit dem Chef des Militär⸗ kabinets.
Um 12 ½ Uhr begaben Sich Se. Majestät mittelst Sonder⸗ zuges nach Berlin und nahmen um 1 Uhr das Frühstück bei Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich ein.
Um 2 ⅓ Uhr besuchten Se. Majestät das Atelier des Professors Begas, wohin Sich Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich ebenfalls begeben hatte.
Von 5 ½ Uhr an nahmen Se. Majestät im Berliner Schlosse Meldungen und Vorträge entgegen und empfingen um 6 Uhr, im Beisein des Staatssekretärs Grafen von Bismarck, den bisherigen rumänischen Gesandten an Allerhöchst⸗ ihrem Faf G. Varnav Liteano, behufs Ueberreichung seines Abberufungsschreibens.
Um 7 Uhr folgten Se. Majestät der Kaiser einer Ein⸗ ladung des Staatssekretärs Grafen von Bismarck zum Diner und kehrten um 9 Uhr 40 Minuten Abends von Berlin nach Potsdam zurück. h“
ö 1
— In der am 8. d. M. unter dem Vorsitz Präsidenten
ᷓut des Vize⸗ des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs des Innern, von Boetticher, abgehaltenen Plenarsitzung ertheilte der Bundesrath den Etatsentwürfen der Verwaltung der Eisenbahnen, für den Reichskanzler und die Reichskanzlei, der
Reichs⸗Justizverwaltung, des Reichs⸗Eisenbahnamts, des Rechnungshofs und über den Reichs⸗Invalidenfonds
zum Reichshaushalts⸗Etat für 1889/90, dem Entwurf eines Gesetzes über die Kontrole des Reichshaushalts und des
Landeshaushalts von Elsaß⸗Lothringen für 1888/89 und den Verordnungsentwürfen, betreffend die Kaution des Rendanten der Bureaukasse der Physikalisch⸗technischen Reichsanstalt, und betreffend die Kaution von Beamten der Reichs⸗Eisenbahn⸗ verwaltung, die Zustimmung. Bezüglich der Rechnung der Kasse der preußischen Ober⸗Rechnungskammer für 1886/87, soweit sie den Rechnungshof des Deutschen Reichs betrifft, wurde die Entlastung ertheilt. Die Uebersicht der Reichs⸗
Ausgaben und Einnahmen für das Etatsjahr 1887/88 und der Entwurf eines Besoldungs⸗ und Pensions⸗Etats der Reichs⸗ bank⸗Beamten für 1889 wurden den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen. Mit der von dem Reichs⸗ kanzler in Vorschlag gebrachten Abänderung der Formulare für die Montanstatistik erklärte sich die Versammlung einver⸗ standen. Endlich wurde über den Sr. Majestät dem Kaiser
rutt liegt, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 13. Juli d. J., nur dann vor, wenn der Bankerutt vorsätzlich verübt worden ist. Bei unordentlicher Buchführung ist Vorsatz vorhanden, wenn der Schuldner im Bewußtsein seiner Unfähigkeit zur ordentlichen Buchführung ein kaufmännisches Geschäft begründet und geführt hat.
.—— Der Vorstand der Tiefbau⸗Berufsgenossenschaft hatte in das Kataster der letzteren einen städtischen Straßenunter⸗ ei und Reinigungsbetrieb in seinem ganzen Um⸗ ange aufgenommen. Anläßlich einer hiergegen erhobenen, die Versicherungspflichtigkeit der Straßen⸗ reinigungsarbeiter betreffenden Beschwerde hat sich das Reichs⸗Versicherungsamt unter dem 20. Juli d. J. (Nr. 609) folgendermaßen „ausgesprochen. Als Wegebauarbeiten im Sinne des §. 4 Ziffer 1 des Bau⸗ unfallversicherungsgesetzes können nur solche Straßen⸗ unterhaltungsarbeiten angesehen werden, welche eine „bauliche“ Unterhaltung der Straße bezwecken. Arbeiten, welche zur Reinigung der Straße ausgeführt werden, gehören mithin nur insoweit hierher, als die Reinigung zur Instandhaltung derselben dient. Auch in der diesseitigen Anleitung, betreffend die Anmeldung unfallversicherungspflichtiger Tiefbau⸗ und anderer Baubetriebe, vom 14. Juli 1887 („Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1887 Seite 176) ist unter dem in Nr. 15 gebrauchten Ausdruck „Unterhaltung“, wie der Zusammenhang klar erkennen läßt, die „bauliche“ Unterhaltung zu verstehen. Der Umstand, daß auch die zur letzteren nicht zu zählenden Reinigungsarbeiten mit Unfallgefahr verknüpft sein können, ist unerheblich, da die Versicherungspflicht nicht hierdurch, son⸗
werde in Folge dessen demnächst dem Unterhause Vor⸗ schläge für den
Ranges, 20 Kreuzern und zahlreichen Torpedobooten unterbreiten. 3
Kriegs⸗Minister de Freycinet empfing heute eine Abordnung
dern durch das Gesetz begründet wird.
— Der General⸗Lieutenant Stockmarr, Commandeur der 31. Division, ist zur Abstattung persönlicher Meldungen aus Anlaß seiner Beförderung auf kurze Zeit von Straß⸗ burg i. E. hier eingetroffen.
— Der kommandirende Admiral, Vize⸗Admiral Graf von Monts, hat sich mit Urlaub auf acht Tage nach dem Königreich Sachsen und nach Oberschlesien begeben.
Bayern. München, 8. November. (Allg. Ztg.) Gestern Abend kamen der Prinz und die Prinzessin Ludwig mit ihren Töchtern, Prinzessinnen Adelgunde, Marie und Mathilde, aus Lindau hier an. Prinz Ludwig führte seine hohe Gemahlin am Arme langsamen Schritts über den Perron durch den Fürstensalon zum Wagen. Es war der Prinzessin erster Gang nach langer und schwerer Krankheit. Vorläufig werden die Hetrsche. Winterquartier im Wittelsbacher Palais nehmen.
Sachsen. Dresden, 8. November. (W. T. B.) Der König empfing heute den bisherigen österreichischen Ge⸗ sandten, Freiherrn von Herbert⸗Rathkeal, welcher sein Abberufungsschreiben übergab, und darauf den neu er⸗ nannten Gesandten, Grafen Chotek, welcher sein Beglau⸗ bigungsschreiben überreichte. Beide Gesandte wurden so⸗ dann auch von der Königin empfangen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 8. November. (W. T. B.) Der Minister⸗Rath Dr. Hoseus ist zum vortra genden Rath bei dem Statthalter ernannt worden, unter Be⸗ lassung in seiner Funktion als Kurator der hiesigen Universität.
OOesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. November. (Wien. Abdp.) Heute waren beide Häuser des Reichsrathes versammelt. Im Herrenhause stellte der Minister⸗Präsident Graf Taaffe in üblicher Weise die neuernannten Minister Grafen Schön⸗ born und Ritter von Zaleski vor. Gegenstand⸗der Tages⸗ ordnung war die Regierungsvorlage, betreffend die Bedeckung des Rüstungskredites, welche ohne Debatte genehmigt wurde. — Im Abgeordnetenhause wurde die Debatte über das Bergschädengesetz zu Ende geführt.
— 8. November. (W. T. B.) Nach der „Pol. Corresp.“ soll die Regelung aller Fragen, welche durch die Ueber⸗ nahme der rumänischen Linien der Lemberg⸗ Czernowitzer Eisenbahn in den Staaätsbetrieb einer Neuordnung bedürfen, durch ein Zusatzprotokoll zu der be⸗ züglichen österreichisch⸗rumänischen Konvention er⸗
folgen.
„— 9. November. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Ernennungen: des Fürsten Wrede zum Gesandten in München, des Baron Her⸗ bert Rathkeal zum Gesandten in Stuttgart und des
Grafen Chotek zum Gesandten in Dresden.
Großbritannien und Irland. London, 8. November. (A. C.) Der bisherige parlamentarische Sekretär des Handels⸗ amts, Earl of Onslow ist zum Gouverneur von Neu⸗ seeland, und der bisherige Ober⸗Kommissar der Seychellen⸗ Inseln, Mr. Arthur Cecil Stuart Barkly, zum Gou⸗ verneur von Helgoland ernannt worden, Letzterer an Stelle Sir Terence O'Brien's, der zum Gouverneur von Neufundland ernannt wurde.
Aus Simla, vom 6. November, meldet ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“:
Der Rückmarsch der nach den Schwarzen Bergen ent⸗ sandten Expedition begann gestern, nachdem der Stamm der Allai, welcher zuletzt noch Widerstand geleistet hatte, eine Ab⸗ ordnung an den General MeQueen gesandt hatte, um über die Bedingungen seiner Unterwerfung zu unterhandeln.
— 8. November. (W. T. B.) Der „St. James Ga⸗ zette“ zufolge hat das Panzerschiff „Agamemnon“, welches zu dem Mittelmeergeschwader gehört, den Befehl er⸗ halten, nach Zanzibar abzugehen.
— 9. November. (W. T. B.) Dem „Daily Telegraph“ zufolge hätte sich der mit der Prüfung des Zustandes der National⸗Vertheidigung betraute Kabinets⸗ Ausschuß dahin entschieden, daß eine beträchtliche Ver⸗ stärkung der Flottenmacht nöthig sei. Die Regierung
Bau von 8 Panzerschiffen ersten
Frankreich. Paris, 7. November. (Köln. Ztg.) Der
Fegen. “ “ eines 1-e 8 edes bei dem Patentamt zu unterbreitenden Vorschla e“—]
von Interessenten des Seine⸗D Delegirten des Syndikats für die Beseitigung der
epartements und von
— Eine strafbare Beihülfe zum einfachen Banke⸗
und Aufhebung der
schränkungen in der Bannmeile von Paris zu heben. — 8. November.
des Staatsraths vor betreffend die gedachte Frage,
rath von Paris, und beantragte, die Vertagung abzulehnen. Der Vertagungsantrag Floquel's wurde darauf mit 219 gegen 41 Stimmen abgelehnt und der Antrag auf Wiedereinstellung der Pariser Polizeiausgaben in das Staatsbudget mit 223 gegen
Floquet Renault gegenüber, er werde seinen dem Staatsrath vorgelegten Dekretsentwurf, bezüglich der Pariser Polizei⸗ präfektur, für jetzt zurückziehen, werde denselben aber aufs Neue einbringen, wenn, wie er hoffe, die Deputirtenkammer den heute vom Senate gefaßten bezüglichen Entschluß ablehne.
Die Deputirtenkammer wählte heute Anatole de la Forge mit 179 gegen 102 Stimmen wieder zum Vize⸗ Präsidenten, zu Quästoren wurden Mahy mit 265 und
der Berathung des Marinebudgets brachte Dreyfuß ein Amendement ein, dahingehend, die für die Befestigung der Häfen von Brest und Cherbourg verlangten 42 Millionen für den Bau von Kreuzern und Torpedo⸗ schiffken zu verwenden. Vor Allem müsse das schwimmende Marinematerial verstärkt werden, in gewissen Punkten sei die
Der Marine⸗Minister erwiderte, den angeblichen Mangel
Das Jahr 1889 werde die französische Flotte in einer sehr respektablen Stärke erblicken. Dreyfuß zog hierauf sein Amen⸗ dement zurück. Die Kapitel 8 und 9 (Schiffsbauten) wurden genehmigt.
(W. T. B.) In einem heute veröffentlichten Reskript de Kaisers an den General⸗Admiral
der Wille des Kaisers, die Meere zu heben, welche
Küstenbewohnern den Schutz die unbehinderte Entwickelung
Flotte im Schwarzen geeignet sei, den ihres Eigenthums
aller industriellen un
Rechte Rußlands im Schwarzen Meere einzutreten. Italien. Rom, 8. November.
2
— Der Minister⸗Präsident
Handelsvertrag und über die Suez⸗Konvention.
Spanien. Madrid, 8. November. (W. T. B.) Die amtliche „Gaceta“ veröffentlicht die Ernennung des Grafen Rascon zum Botschafter in Berlin.
Sevilla, 8. November. (W. T. B.) Die feindlichen Kundgebungen gegen Canovas del Castillo haben sich heute wiederholt. Eine starke Menschenmenge bewegte sich unter Pfeifen und dem Ruf: „Nieder mit Canovas, dem Verräther!“ in den Straßen. Canovas wird morgen die Stadt verlassen.
Schweiz. Bern, 8. November. (Bund.) In der am 3. Dezember d. J. beginnenden Session der Bundesver⸗ sammlung werden u. a. voraussichtlich folgende größere Angelegenheiten verhandelt werden: Handelsverträge mit Oester⸗ reich⸗Ungarn und Deutschland; Ergänzung des Gesetzes über den Schutz der Fabrik⸗ und 1““ Gesetz über den Muster⸗ und Modellschutz; Gesetz betreffend Schuldbeitreibung und Konkurs; Aenderung einiger Bestimmungen des Obligationen⸗ rechts, betreffend das Handelsregister; Gesetz über politische Rechte der Schweizerbürger; Gesetz über civilrechtliche Ver⸗ hältnisse der Niedergelassenen und Aufenthalter; Aenderung des Fischereigesetzes; Beschlußentwurf über Ausdehnung der forstlichen Oberaufsicht auf die Schweiz.
— 8. November. (W. T. B.) Nach einer offiziellen Zusammenstellung der muthmaßlichen Ausgaben des Bundes innerhalb der nächsten zehn Jahre werden, außer den für die militärische Sicherung des Gotthard be⸗ schlossenen 21 ½ Mill. Fr., noch weitere 3 Mill. Fr. für Zwecke der Landesbefestigung in Aussicht genommen.
„Numänien. Bukarest, 8. November. (W. T. B.) Die Eröffnung der Kammer erfolgt am 13. d. M. Zur Vorlegung an dieselbe gelangen sofort nach dem du⸗ sammentritt Gesetzentwürfe über agrarische Reformen, über die Unabsetzbarkeit der Richter und über die Reform der Nationalbank.
Amerika. New⸗York, 8. November. (W. T. B.) Nach den nunmehr vorliegenden definitiven Ziffern sind für Harrison 233, für Cleveland 168 Wahlmänner gewählt. — Die republikanischen Blätter behaupten, ihre Partei habe eine beträchtliche Majorität in der Reprä⸗ sentantenkammer erhalten.
— 9. November. (W. T. B.) Nach weiteren hier ein⸗ gegangenen Nachrichten sind die Republikaner auch in West⸗Virginien bei den Wahlen siegreich gewesen; die⸗ selben haben sonach noch einen Sitz im Senat und eine kleine Majorität im Repräsentantenhause gewonnen.
Afrika. Egypten. Suakim, 5. November Der Dampfer „Shebeen“ kam heute Mittag hier mit dem General Grenfell und dem Obersten Settle an. Er bringt auch eine Batterie reitender Artillerie mit Kanonen und etwa 250 Mann Infanterie mit. Der Feind beschießt die Forts sowie die Stadt fortgesetzt mit Granaten, zuweilen mit einiger Wirkung.
(A. C.)
Militärbe⸗ schränkungen von Paris und versprach derselben, daß er sich persönlich mit dieser Angelegenheit befassen wolle, übrigens dem Genie⸗Corps bereits Befehl ertheilt habe, gewisse Be⸗
(W. T. B.) Im Senat beantragte heute bei der Berathung des Antrags auf Wiederüber⸗ nahme der Ausgaben der Pariser Polizeiverwal⸗ tung auf das Staatsbudget der Minister⸗Präsident Floquet die Peetgcrn der Debatte, bis die Meinungsäußerung iege, ber mit dem Entwurf eines Dekrets,
eschäftigt sei. Der frühere Polizei⸗
präfekt Léon Renault warf der Regierung vor, daß sie die parlamentarische Initiative nicht respektire und durch Dekret eine Frage regeln lasse, welche die gesetzgebende Gewalt an⸗ gehe, es Fichehe das aus Gefälligkeit gegen den Munizipal⸗
18 Stimmen angenommen. Nach dem Schluß der Sitzung erklärte
Madier de Montjau mit 193 St. wiedergewählt. Bei
deutsche wie die italienische Flotte der französischen überlegen.
an Kriegsschiffen Frankreichs dürfe man nicht übertreiben.
des Marinebudgets
Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. November.
1 Gei Großfürsten Alexis wird die Befriedigung darüber ausgesprochen, daß
dortigen sowie
kommerziellen Unternehmungen zu sichern, unter der Leitung des Großfürsten stetig und erfolgreich ausgeführt werde. Der Kaiser habe sich hiervon bei seiner Anwesenheit in Süd⸗ rußland überzeugt und mit wahrer Freude auf das ganze Schlachtschiff⸗Geschwader gesehen, welches bereit sei, für die
—G 1 (W. T. B.) Das Parlament hat heute seine Arbeiten wieder aufgenommen. Der? Crispi legte der Kgammer drei Grünbücher vor, über Massovah, über den französischen
Zeitungsstimmen.
Der „Hannoversche Courier“ schreibt:
Der anna. ist beendet und hat für die Deutsch⸗Freisinnigen im Lande mit einer schweren Niederlage geendet, über deren Bedeu⸗ tung auch der Sieg in der Reichshauptstadt nicht hinwegtänschen kann. Der 6. November 1888 ist für die deutsch⸗freisinnige Partei ein Mene⸗ tekel. Versteht sie nicht, es zu lesen und zu würdigen, so ist ihr Untergang besiegelt. Die Führer dieser Partei haben Fehler über Fehler gemacht und Allez auf Fine Karte gesetzt. Opposition um jeden Preis ist keine Losung mihr, der das deutsche Bürgerthum blindlings folgt, wie es wohl der Fall war, als es noch in den politi⸗ schen Kinderschuhen steckte; heute will es wirkliche Leistungen sehen, Errungenschaften für das allgemeine Wohl. Aber hat die freisinnige Partei, wie sie jetzt zusammangesetzt ist, auch nur eine solche aufzuweisen? Große Worte’“ hohle Redensarten, das ist Alles. Grundlose Anklagen, blinder Haß gegen den Fürsten Reichskanzler und die, welche ihn unterstützen, das ist das einzige Kriterium für den echten Mann der Freiheit, das Hr. Eugen Richter gelten läßt. Wie die weitesten Klassen der Bevölkerung über diese Art von Frei⸗ heitsbekundung denken, das haben die Reichstagswahlen dargethan und zeigt jetzt wieder das Ergebniß der Landtagswahlen. Natürlich haben die Führer an dem Rückgang ihrer Partei durchaus keine Schuld, da ist Alles aufs Beste vorgesehen gewesen, nur der Druck der Regierung und der Knechtssinn der Kartellbrüder hat die Nieder⸗ lage verschuldet, doch werden auch die ultramontanen Bundesgenossen nicht geschont, die abtrünnig geworden sind, weil, wie die „Freisinnige Zeitung“ klagt, in 8- Reihen überall die konservative Richtung die Oberhand gewonnen hat. 6 Auch Ansprache, welche der Kaiser an die Berliner Stadt⸗ vertretung gehalten hat, wird ein Theil der Schuld an der Nieder⸗ lage des Deutsch⸗Freisinns zugeschrieben. Inwieweit dies zutrifft, entzieht sich näherer Beurtheilung. Jedenfalls haben aber Diejenigen, welche sich infolge dieser Worte des Kaisers bestimmen ließen, sich von den Vertretern dieser Art des Deutsch⸗Freisinns abzuwenden, ein sehr richtiges Gefühl der Schicklichkeit und wahren Vater landsliebe be⸗ kundet. So sehr sie auch mit großen Phrasen sich gegen das Kaiser⸗ wort wehren, es hat die Freisinnigen doch mitten ins Herz getroffen. Niemand, der selbst sehen und hören kann, glaubt ihnen mehr, daß sie die wirklichen Bannerträger der bürgerlichen Freiheit sind; sie haben in einer Zeit, wo alle wahrhaft deutschen Männer mit banger Sorge in die Zukunft blickten, ein
frevles Spiel mit der Königstreue getrieben und bewiesen, daß sie
unfähig sind, in wirklich ernsten Zeiten das Bürgerthum würdig zu vertreten. Der Sieg, den sie jetzt noch in Berlin errungen haben. ist ein Pyrrhussieg. Wenn innerhalb der nächsten fünf Jahre die staatserhaltenden Parteien ihre Schuldigkeit thun, dann geht bei der nächsten Wahl auch die freisinnige Hochburg an der Spree verloren, wie Breslau und Frankfurt a. M. verloren gegangen sind. Die schlesische Hauptstadt hat seit Jahrzehnten dem Fortschritt Heeres⸗ folge geleistet und ist diesmal doch gefallen, allerdings erst nach einem harten Kampf, doch ist der Sieg der Kartellparteien ein um so ehren⸗ vollerer.
— In dem „Hamburgischen Correspondenten“ lesen wir:
Während die deutschen Ultramontanen sich anschicken, den Angriff auf die von Preußen begründete und allmäblich überall in Deutsch⸗ land zur Herrschaft gelangte konfessionelle Staatsschule im preußischen Abgeordnetenhause durch den bekannten Windthorst'schen Schulantrag zu beginnen, hat man außerhalb Deutschlands, namentlich in Eng⸗ land und Amerika, schon seit längerer Zeit eine Reform der dort bestehenden Einrichtungen unter dem Gesichtspunkt der deutschen Staatsschule in Erwägung gezogen. Unter den in jüngster Zeit er⸗ schienenen Schriften, welche der angedenteten Aufgabe sich unter⸗ zogen haben, ist bemerkenswerth: „de Garmo, Beitrag zur Lösung der Frage über die Beitragspflicht zur Unterhaltung der Elementar⸗ schulen. Historische und sozialpolitische Studie der Unterrichtsverhält⸗ nisse in Deutschland, England und Amerika.“ Die einem Ultramon⸗ tanen wahrscheinlich unverständlichen Ergebnisse der Studien des Verfassers verdienen um so viel größere Beachtung in allen den Kreisen, welche die Ueberzeugung theilen, daß die Erhaltung der kon⸗ fessionellen Stäaatsschule für unsere Zeit eine Nothwendigkeit ist.
Wie der Titel der kleinen Schrift anzeigt, faßt der Verfasser das Elementarschulwesen von einem scheinbar äußerlichen, in Wirklichkeit aber entscheidenden, nämlich dem finanziellen Gesichtspunkt aus an. Wenn irgendwo, so ist gerade hier das Geld der nervus rerum, und die Stärke des Verfassers besteht eben darin, daß er zeigt, wie enge ie finanzielle Seite der Sache mit den allgemeinen, sozialen, poli⸗ tischen, religiösen und pädagogischen Fragen zusammenhängt. Diese Erscheinung tritt besonders deutlich in der Entwickelung des englischen Volksschulwesens hervor, mit dem im Laufe unseres Jahrhunderts eingreifende Veränderungen vor sich gegangen sind, die sich wie folgt zusammenfassen lassen. Erstens hat der Staat auf das Volksschulwesen einen um so größeren Einfluß gewonnen, als die Ausgaben für die Schule gewachsen sind, und zweitens hat das Volksschulwesen sich um so mehr verbessert, als der Einfluß des Staats auf die Schule durch deren finanzielle Unterstützung gestiegen ist. Beide Sätze werden durch die Geschichte des englischen Volks⸗ schulwesens erwiesen, welche lehrt, daß weder die Kirche, noch die Privatwohlthätigkeit im Stande ist, die Aufgabe der Volksschule zu lösen, daß dieses vielmehr nur der Staat ver⸗ mag. Nach diesen drei Faktoren theilt sich die Ge⸗ schichte der englischen Volksschule in drei Perioden: 1) Von der Reformation bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts (1530— 1800). „Der Unterricht unter der Leitung der Kirche, Periode des tiefsten Darniederliegens der Volksschule“. 2) Von 1800 — 1870: „Die Volks⸗ schule unter der Leitung entgegengesetzter religiöser Privatgesellschaften“. „Diese ganze Periode wird erfüllt von einem Gemisch erbitterten Kampfes, scheeler Eifersucht, patriotischen Zwiespalts, un⸗ träglicher. Bigotterie.. aber wie düster und nutzlos auch dieser Kampf erscheinen mag, so überzeugte er doch das englische Volk allmählich von der Nothwendigkeit, die Herrschaft der Subjektivität in der Erziehung zu brechen. Er zeigte den Weg zur Versöhnung der sich gegenäberstehenden Parteien durch die Vermittelung des Staats.“ Der Weg, auf welchem es dem Staat allmählich gelang, den Trotz der Hochkirche und den Eigensinn der Privatgesellschaften (es giebt deren noch sechs große, über das ganze Land verbreitete) zu brechen, wurde im Jahre 1832 zuerst ein⸗ geschlagen, und zwar durch Geldbewilligungen, die immer mehr an die Bedingung der Staatsaufsicht gebunden wurden. Was kostete es aber für Mühe, dem Prinzip der Staatsaufsicht Geltung m verschaffen! Die anglikanische Kirche und die sektire⸗ rischen Genossenschaften, welche untereinander im heftigsten Kampfe lagen, waren darin einig, die neutrale Staats⸗ aufsicht nicht zu dulden. Erst nach und nach gelang es dem Staat, an die Geldbewilligungen eine wirkliche Staatsaufsicht zu knüpfen, und seitdem besserte sich das Schulwesen zusehends. Aber erst 3) im Jahre 1870 gelang es endlich, dem Staat die Möglichkeit zu sichern, eigene Schulen zu gründen und zu erhalten, zu deren Unterhalt dann noch Gemeindesteuern eingeführt wurden. Diese Staatsschulen bilden erst 22 % der Gesammtzahl der vorhandenen Schulen, unterrichten aber schon 32 % der gesammten Kinderzahl. Im Jahre 1880 wurde endlich der allgemeine Schulzwang eingeführt. 8.
Nach deutschen Gesichtspunkten und mit deutschem Maßstab 2* messen liegt also nach dem Gesagten das englische Volksschulwesen noch im ersten Stadium einer gesunden und den Forderungen des heutigen Staatslebens entsprechenden Entwickelung. Dabei besteht Deutschland und insbesondere Preußen gegenüber der große Unter⸗ schied, daß, während hier schon König Friedrich Wilhelm I. in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in vollem Bewußtsein seines Zieles wie der Tragweite seines Handelns das Unterrichtswesen zu einem selbständigen Zweige staatlicher Gesetzgebung und Verwaltung erbob, in England, abgesehen von den wenigen bis jetzt errichteten Staatsschulen, eine staatliche Einwirkung auf die Volksschulen in der
Gegenwart noch durch finanzielle Beihülfen erkauft werden muß. Ob es gelingen kann, auf diesem Wege neben fortgesetzter Errichtung von Staateschulen zu befriedigenden Zuständen im Volksschulwesen zu ge⸗ langen, ist von hier aus schwer zu übersehen; als wahrscheinlich wird aber hingestellt werden dürfen, daß auch der englische Staat, sobald er in der Reform des Schulwesens mit Konsequenz seine Bahnen verfolgen wird, ultramontanem Widerstand begegnen dürfte, dessen Stärke bei der stetig zunehmenden Ausdehnung des Ultramontanismus in England nicht zu unterschätzen ist. “
Doch wir kehren zu der Schrift von de Garmo zurück, in welcher das Volksschulwesen der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika, dem Heimathlande des Verfassers, einer scharfen Kritik unterworfen wird. Es handelt sich hier nur um kommunale Schulen. Die einzelnen Staater geben Zuschüsse, die Centralregierung hat gar keinen Ein⸗ fluß. Alle Mängel zu großer kommunaler Selbständigkeit zeigen sich in diesem Schulwesen in stärkster Weise, besonders der Despotismus und der Einfluß von „Gevatter Schneider und Handschuhmacher“ auf pädagogische Fragen. De Garmo will nun das amerikanische Schul⸗ wesen unter die Aufsicht der Centralregierung, des Kongresses, gestellt wissen und macht zu dem Ende Vorschläge, die hier übergangen werden können. Als bemerkenswerth sei nur angeführt, daß er für England, Amerika und Deutschland die Aufhebung des Schulgeldes empfiehlt. In Preußen ist nun bekanntlich das neue Volksschullasten⸗ gesetz in Kraft getreten, in England ist die Kirche gegen Freischulen, weil die Aufhebung des Schulgeldes ihr die Mittel entziehen würde, ihre Schulen zu behaupten, während andererseits dem Staats⸗ und Gemeindeschulwesen der Weg geebnet würde. “
Vertheidigt hiernach übrigens in England die anglikanische Kirche nur ihren Besitzstand, so fordert dem gegenüber der Ultramontanismus in Deutschland, und zumal in Preußen, einfach in den Besitz der staatlichen von Staat und Gemeinde unterhaltenen Schule eingesetzt zu werden, denn nichts Anderes als die Alleinherrschaft der Kirche in der Volksschule würde, wie schon früher im „Hamb. Corr.“ ausein⸗ andergesetzt ist, die Folge der Annahme und Verwirklichung des Windthorst'schen Schulantrages sein. Es würde dadurch in Unterricht und Erziehung dasjenige Moment bestimmend und herrschend werden, das seit dem vorigen Jahrhundert in Preußen planmäßig ausgeschlossen ist, dessen Uͤnterdrückung in England freilich erst in neuester Zeit als nothwendig erkannt wurde, weil es in den modernen konfessionell ge⸗ mischten Staaten durchaus verwerflich erscheint: die Subjektivität nämlich. Die Erscheinung, daß der gesammten, im Großen und Ganzen in Deutschland gleichmäßig erfolgten Entwickelung des Volksschulwesens zum Trotz die Subjektivität in der Schule wieder zum leitenden “ erhoben werden soll, ist überraschend genug; allein sie beweist eben, da im heutigen Ultramontanismus die mittelalterliche Weltanschauung, die Lehre von der Unterordnung des Staats unter die Kirche, zur Herrschaft gelangt ist. Von der Herrschaft des Ultramontanismus in der Schule bis zum Angriff auf die gesammte moderne Staats⸗ ordnung ist nur ein Schritt, die Zerstörung dieser aber das letzte Ziel des ersteren. Die sichere Hoffnung der Ultramontanen, an dieses Ziel zu gelangen, wird sich indessen als eine sehr eitle erweisen; denn mögen vielleicht auch noch unerquickliche schul⸗ und kirchenpolitische Kämpfe bevorstehen, die Weltanschauung des Mittelalters ist, soweit sie als praktische Staatslehre sich darstellt, mit diesem selbst unter⸗ gegangen und in unseren Tagen der Wiederbelebung unfähig.
Statistische Nachrichten.
Nach dem Septemberheft der „Monatsbefte des Kaiserlichen Statistischen Amts“ hat die Einfuhr in den freien Verkehr von Getreide und Hülsenfrüchten in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September d. J. im Vergleich zu demselben Zeitraum des Vorjahres betragen:
8 1888 1887
“ 100 kg netto Weizen.. 1 998 0440 2 660 226 Fge . . . ...11* 3 878 216
ab] 909 989 ülsenfrüchte
Hirse, rohe. 56 599
78 2 373 924
Mais und Dari. 495 312 38 ” Nur Hafer und Gerste weisen eine Steigerung auf, während die
Einfuhr in den freien Verkehr bei sämmtlichen anderen Getreidearten
und den Hülsenfrüchten nicht unerheblich zurückgeblieben ist. Dabei
ist indessen nicht außer Betracht zu lassen, daß die Einfuhr von
Getreide und Hülsenfrüchten im verflossenen Jahre aus Anlaß der
Erhöhung der Zölle für diese Artikel eine außergewöhnlich große war.
— Ueber den jährlichen Verbrauch von Kaffee, Thee und Kakao auf den Kopf der Bevölkerung entnehmen wir dem schon neulich erwähnten, im Institut international de statistique gehaltenen Vortrage des Dr. Broch folgende Angaben. Es entfielen auf den Kopf der Bevölkerung im Durchschnitt der Jahre 1880 — 84
ramm
8 in 8. Se Kakao Rußland (ohne Finnland). 72 8 Fußlar 6 1 8 190 403 Großbritannien und Irland 410 155
1“““ 490 .
Portugal.
Oesterreich⸗Ungarn
Feaes 3
eutschland.
Dänemark
Schweden
Schweiz
1
elgien. .
Niederlanead 292180 477 1u Bei weitem den stärksten Kaffeekonsum weisen darnach die Niederlande auf; die dann folgenden Länder Belgien, Norwegen, die Schweiz, Schweden, Dänemark und Deutschland haben knapp die Hälfte, etwas mehr oder weniger als ein Drittel bezw. ein Viertel jenes Höchstbetrages zu verzeichnen. Fast in allen Ländern Europas hat in den letzten Jahren eine Zunahme des Verbrauchs an Kaffee und Thee stattgefunden; nur in Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn ist der Kaffeekonsum nicht gestiegen. Der Theeverbrauch ist nur in England von Bedeutung, wo etwa 75 % aller nach Europa ge⸗ brachten Thees konsumirt werden; nach Großbritannien und Irland folgen die Niederlande, Dänemark und Rußland. Die Staatseinnahmen aus dem Thee sind ebenfalls nur in den vier genannten Staaten erheblich; in ganz Europa beliefen sie sich auf 120 Millionen Mark, während die Staatseinnahmen aus dem Kaffee auf etwa 200 Millionen Mark geschätzt werden. Kakao wird nur in Spanien und Frankreich in größerer Menge verzehrt, auch lasten in ersterem und in Italien auf diesem Genußmittel verhältnißmäßig die höchsten Abgaben. Die ge⸗ sammten Staatseinnahmen aus demselben werden für Europa auf 18,4 Millionen Mark, der Gesammtverbrauch auf 30 bis 35 Millionen Kilogramm geschätzt.
— Der jährliche Verbrauch an Taback in Europa kann nach dem Vortrage des Dr. Broch im Institut international de statistique auf ein Kilogramm für jeden Bewohner geschätzt werden. Bei weitem der meiste Taback wird verhältnißmäßig in den Nieder⸗ landen geraucht, wo 3,14 kg auf den Kopf der Bevölkerung ent⸗ fallen. Die übrigen Staaten kommen in nachstehender Reihen⸗ folge: Oesterreich⸗Ungarn 1,71, Dänemark 1,68, die Schweiz 1,47, Belgien 1,43, Deutschland 1,36, Norwegen 1,04, Frankreich 0,93, Schweden 0,85, Spanien 0,77, Großbritannien und Irland 0,64, Italien 0,61, Rußland 0,56. In den Vereinigten
540
910 1730 2310 2720 2790 3250 3720 4480
Staaten von Amerika kommen etwa 2 kg Taback auf den Kopf der Bevölkerung, entsprechend einem Steuerbetrage von 4 ℳ Die höchsten Staatseinnahmen aus dem Taback ziehen Frankreich, Großbritannien und Irland, Oesterreich⸗Ungarn, demnächst Spanien und Italien.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Römische Rechtswissenschaft zur Zeit der Re⸗ publik“ von Paul Jörs, Professor in Kiel. Berlin 1888. Verlag von Franz Vahlen, Mohrenstraße 13/14. — Der Verfasser bezweckt mit der vorliagenden Arbeit die Ausfüllung der Lücke, welche in der Wissenschaft in Folge des Fehlens Liner Literaturgeschichte für die römische Jurisprudenz bisher bestand. Jedoch beabsichtigt er nicht, die ganze Entwickelung der juristischen Literatur der Römer zu verfolgen, sondern hat sich auf die Zeit der Republik beschränkt, weil es für die Kaiserzeit vielfach am nothwendigsten Quellenmaterial mangelt, sodaß es ausgeschlossen ist, ein möglichst lebendiges Bild der Persönlichkeiten der einzelnen Juristen zu entwerfen, ihr politisches und literarisches Wirken nicht blos anzudeuten, sondern zu schildern und namentlich auch die Stellung der Jurisprudenz in dem gesammten geistigen Leben der Zeit darzustellen. Die Notizen über Männer wie Sabinus, Celsus, Julian sind so dürftig, daß eine Biographie der⸗ selben von selbst auf ein Besprechen einzelner Quellenstellen hinaus⸗ läuft. Der Verfasser hat bei der Abfassung seiner Arbeit nicht allein den Juristen, sondern auch den Philologen und Historiker im Auge gehabt; denn seines Erachtens darf sich eine Geschichte der Wissenschaft, gleichviel welches Zweiges, niemals blos an die Bekenner des speziellen Faches wenden, sondern muß sich auch einen Platz in der Literaturgeschichte als solcher zu erringen suchen. — Der vor⸗ liegende erste Theil, dessen Pr. 7 ℳ beträgt, umfaßt die Zeit bis
auf die Catonen.
— Calderon und seine Werke. Von Engelbert Günthner, Professor in Rottweil. Mit Calderon’'s Bildniß. I. und II. Band. Freiburg im Breisgau, Herder'sche Verlagshandlung. 1888. 8 °, (Pr. 8 %). — Der erste Band dieses Werks bringt zunächst eine sehr vollständige bibliographische Uebersicht der neueren Calderon⸗ Literatur: deutsche, spanische, französische, italienische, portugiesische, englische, dänische, holländische, schwedische, böhmische, polnische, rtußfische und ungarische Werke werden genau aufgeführt und be⸗ kunden den Einfluß des spanischen Dichters bei allen Kulturvölkern schon äußerlich. Eine gedrängte, aber zuverlässige und genügende bio⸗ graphische Skizze des Lebens folgt. An diese Biographie schließen sich kritische Auseinandersetzungen der religiösen und symbolischen Dramen sowie der mvthologischen Festspiele und Ritterschauspiele. Der zweite Band behandelt das Lustspiel mit Mantel und Degen, die heroischen oder romantischen Dramen, die Dramen aus der nicht spanischen Geschichte oder Sage, die Dramen aus der spanischen Geschichte oder Sage, endlich die geistlichen Fest⸗ oder Sakramentsspiele. Professor Günthner besitzt in hohem Maße die für die Aufgabe, die er sich gesetzt, erfor⸗ derliche sprachliche wie literarisch⸗wissenschaftliche Befähigung, aber auch gewissermaßen eine entsprechende bedingte Geistesverwandtschaft mit dem Dichter. Seine Darstellung befriedigt daher nach jeder Richtung und entspricht in dem Durcharbeiten wie in der Behand⸗ lung des überreichen Stoffes allen zu erhebenden Ansprüchen. Möchte die verdienstvolle und dankenswerthe Arbeit dazu beitragen, das Inter⸗ esse für die unsterblichen Werke Calderon's unter den Gebildeten immer mehr zu wecken und zu beleben.
— Der vorliegende siebenunddreißigste Band von den im Ver⸗ lage von Duncker und Humblot zu Leipzig erscheinenden „Schriften des Vereins für Sozialpolitik“' enthält des allgemeinen In⸗ teresses nicht ermangelnde Berichte und Gutachten über den Einfluß der distributiven Gewerbe auf die Preise, während der vorhergehende eine nicht minder interessante Untersuchung über den Einfluß des Zwischenhandels auf die Preise auf Grund der Preisentwickelung im Aachener Kleinhandel von R. van der Berght brachte. — Inhalts⸗ angabe des siebenunddreißigsten Bandes: I. Der Einfluß des Detail⸗ handels auf die Preise. Von A. Bayerdörffer. Mit 6 graphischen Tafeln. — II. Die Preisbildung des Fleisches zu Halle a. S. Von Otto Gerlach. — III. Die Brotpreise in der Stadt Leipzig im Jahre 1885. Von Stadtrath Ludwig⸗Wolf. — IV. Der Breslauer Kon⸗ sumverein und die Kleinhandelspreise. Von W. Lexis. Ladenpreis des Bandes 5 ℳ 20 ₰.
— Die am 10. November erscheinende Nr. 2367 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Die Zollanschluß⸗Fest⸗ lichkeiten in Hamburg. 2 Abbildungen. Die Fahrt des Kaisers durch die neuen Hafenanlagen. Die Schlußsteinlegung der Hafenbauten an der Brooksbrücke durch den Kaiser. (Zweiseitig.) — Hamburgs Frei⸗ hafen (Karte.) — Die italienische Denkmünze zur Erianerung an den Besuch des Kaisers Wilhelm II. Vorder⸗ und Rückseite. 89 Christian IX., König von Dänemark. — Die neue Marine⸗Akademie in Kiel. — Kaiser Wilhelm II. in Leipzig. Einzug durch den Triumphbogen auf dem Augustusplatz. — Die Grundsteinlegung zum Reichsgerichtsgebäude in Leipzig durch den Kaiser am 31. Ot⸗ tober. (Zweiseitig) — Relieffries an der Sängertribüne des Fest⸗ platzes zur Grundsteinlegung des Reichsgerichtsgebäudes in Leipzig. Modellirt von Nikolaus Geiger. 8
Wien, 9. November. (W. T. B.) Der Professer der Medizin, H. von Bambe ger, ist heute Vormittag gestorben
Gewerbe und Handelrl.
In der gestrigen außerordentlichen Generalversammlung der Schiff⸗ und Maschinenbau⸗Aktiengesellschaft „Ger⸗ mania“ wurden die Anträge der Verwaltung: 1) Erhöhung des Grund⸗ kapitals um 3 008 000 ℳ durch Ausgabe von Vorzugsaktien Litt. A, sowie Festsetzung der Modalitäten, 2) Aufhebung des in der General⸗ versammlung vom 14. Mai 1886 gefaßten Beschlusses auf Erhöhung des Grundkapitals um 500 000 ℳ, 3) Herabsetzung des Grundkapitals um den Betrag der noch vorhandenen Stammprioritäts⸗Aktien von 8000 ℳ durch Amortisation derselben aus dem Gewinn, 4) Aende⸗ rungen des Gesellschaftsstatuts, insbesondere der §§. 4, 25 und 32, genehmigt. Zu dem Antrage ad 1 wurde mitgetheilt, daß die Dresdner Bank in bindender Weise sich bereit erklärt hat, von den auszugebenden Vorzugsaktien den Betrag von 2 508 000 ℳ zu über⸗ nehmen. Die Generalversammlung beschloß, dem Antrage zuzustimmen und werden somit vorerst 2 508 000 ℳ neue Vorzugsaktien Litt. A. zur Emission gelangen. Der Cours dafür berechnet sich auf 115 % nebst laufenden Stüͤckzinsen vom 1. Oktober 1888 ab. Die Dresdner Bank ist verpflichtet, den Inhabern von alten Vorzugsaktien Litt. A. auf 2000 ℳ alte Vorzugsaktien 1000 ℳ neue Aktien zum Course von 120 % zuzüglich Stückzinsen vom 1. Oktober 1888 ab zur Ver⸗ fügung zu stellen. 8 b Wie nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 12. November 1888 im „Berliner Hof“ statt.
Frankfurt a. M., 8. November. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Für Weizen trug die Tendenz nicht so entschieden das feste und nach aufwärts strebende Gepräge, weil auf den großen Auslandsmärkten kleine Abschwächungen stattfanden; ab Umgegend 19 ¾ — 20 ℳ, frei hier 20 ¼ — ½ ℳ, kurhessischer 20 ½ ℳ, norddeutscher 20 ¾ ℳ, russische Sorten 22 ½ — 23 ℳ — Roggen er⸗ mattete auf Grund starker Zufuhren und preiswerthen russischen An⸗ gebots; hiesiger 16 ¼ — ¼ ℳ, russische Sorten 16 ½ bezahlt und übrig. — Gerste hatte stillen Verkehr, doch gaben Course successive eine Kleinigkeit nach; Franken⸗Gerste (Ochsenfurter Gau) und Ried⸗ 16 ½ — ¾ ℳ, Wetterauer 16— t ℳ, Saal⸗Gerste 18 ½ — 19 ½ ℳ, ungarische 19 — 21 ℳ — Hafer zeigte sich ziemlich vernachlässigt, nur feine Quali⸗ täten fanden mehr Beachtung; die Notiz 13 ¾ — 14 ½ ℳ bleibt, hoch⸗ fein über Cours. — Raps fehlt, Umsätze kamen uns nicht zu Ohren. — Mais (mixed) begegnete nur schwacher Nachfrage, man fordert 14 ℳ, es soll jedoch zu 137/10 gehandelt sein. — Chilisalpeter und Thomasphosphatmehl stramm gehalten, Käufer reservirt. — In Mehl haben die Mühlen, nament⸗ lich für bessere Marken, guten Absatz, es häufen sich keine Lager, doch hält es schwer, mit der steigenden Preisrichtung für Weizen gleichen
Schritt zu halten. Roggenmehl liegt sehr flau, Berlin drückt. — Hiesiges