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Nr. 134, Götz v. Olenhusen, Hauptm, und Comp. Chef im
Schützen⸗ (Füs.) Regiment Nr. 108, Patente ihrer Charge verliehen.
v. Mücke, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 139, zum Hauptm. u. Comp.
ꝛChef im Inf. Regt. Nr. 104 befördert. v. Schönberg, Pr. Lt.
im Inf. 23 r. 106, v. Oppen⸗Huldenberg, Pr. Lt. im Gren. 863 Nr. 100, der Charakter als Hauptmann verliehen. — Den Pr. Lts.: Kohl im Jäger⸗Bat. Nr. 13, Meyer im Inf. Regt. Nr. 104, Frhr. v. Keller, Hesse im Inf. Regt. Nr. 103, Ayrer im Jäger⸗Bat. Nr. 12, v. Drigalski im Inf. Regt. Nr. 102, Haeberlin, v. Kotsch im Inf. Regt. Nr. 133, v. Reyher im Jäger⸗Bat. Nr. 15, Patente ihrer Charge verliehen.
Lippe, Sec.⸗ Lt. im Inf. Regt. Nr. 139, Stegemann, Seec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 133, zu Pr. Lts. befördert. Freiesleben, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 106, Hoch, Sec. Lt. im Gren. Regt. Nr. 101, Graf Vitzthum v. Eckstädt, Sec. Lt. im Gren. Regt. Nr. 100, der Charakter als Prem. Lt. verliehen.
21. November. Ernst II. regierender Herzog von Sachsen⸗Coburg und Gotha Hoheit, Gen. Lt., zum General der Kav. befördert.
Im Beurlaubtenstande. 20. November. Frhr. v. Milkau, Pr. Lt. von der Res. des Karab. Regts., zum Rittm. der Reserve befördert. — Die Sec. Lts. der Landw. Kav. 1. Aufgebots: Spies des Landw. Bats. Bezirks Zittau, Hahmann des Landw. Bats. Bezirks Chemnitz, Creutznach des Landw. Bats. Bezirks I. Dres⸗ den, zu Pr. Lts. der Landw. Kav. 1. Aufgebots befördert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 20. No⸗ vember. v. Wurmb, Major und Bats. Commandeur im Gren. Regt. Nr. 101, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der
Regts. Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen zur Disp. gestellt. v. Lentz, charakteris. Oberst z. D., unter Fortgewährung der gesetz⸗ lichen Pension und mit der Erlaubniß zum Forttragen der Uniform des Inf. Regts. Nr. 102 mit den vorgeschriebenen Abzeichen der er⸗ betene Abschied bewilligt.
Im Beurlaubtenstande. 20. November. Schmidt,
Sec. Lt. von der Landw. Fuß⸗Art. 2. Aufgebots des Landw. Bats. Bezirks I. Dresden, der erbetene Abschied bewilligt. 18
Im Sanitäts⸗Corps. 20, November. Dr. Stecher,
carakteris. Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt des Gren. Regts.
Nr. 101, zum etatsmäßigen Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. ernannt. Dr.
Reichel, Stabs⸗ und Abtheil. Arzt im Feld⸗Art. Regt. Nr. 28,
zum Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Inf. Regts. Nr. 103
befördert. Dr. Roesch, Stabs⸗ und Bats. Arzt im Infanterie⸗ Regiment Nr. 103, zum Feld⸗Art. Regiment Nr. 28 versetzt. Dr. Meyer, Assistenz⸗Arzt 1. Klasse im Infanterie⸗Regiment Nr. 102, zum Stabs⸗ und Bats. Arzt im Inf. Regt. Nr. 103, Goesmann, Assist. Arzt 2. Kl. i. Gren. Regt. Nr. 100, z. Assist. Arzt 1. Kl., befördert. — Die Assist. Aerzte 2. Kl. der Res.: Dr. Seidel, Dr. Röstel des Landw. Bats. Bezirks Zittau. Gattermann,
des Landw. Bats. Bezirks Plauen, Dr. Prüfer, Dr. Meyer des Landw. Bats. Bezirks Chemnitz, Dr. Marschner, Dr. Dillner des Landwehr⸗Bats. Bezirks I. Dresrden, Dr. Buchheim des Landw. Bats. Bezirks I. Leipzig, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Res.
befördert. 1 Kaiserliche Marine.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen ꝛc. erlin, 20. November. Kretzschmar, Torpeder⸗Unter⸗Lt. a. D. m Landw. Bats. Bez. Kiel, zuletzt beim Torpedo⸗Depot in Friedrichsort, unter Beförderung zum Torpeder⸗Lt., als Torpeder⸗Lt. er Res. wiederangestellt. Hestermann, Maschinen⸗Unter⸗Ingenieur, mit Pension nebst Aussicht auf Anstellung dm Civildienst und seiner bisherigen Uniform der Abschied bewilligt. Fischer, Marine⸗Ober⸗ Zahlmeister, mit Pension, der Aussicht auf Anstellung im Civildienst und seiner bisherigen Uniform mit Ablauf des Monats Februar 1889 in den Ruhestand versetzt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preuszen. Berlin, 28. November⸗
Majestät er Kaiser und König empfingen gestern Vormittag um 0 Uhr den kommandirenden S Grafen Monts, und
um 11 Uhr den Chef des Militärkabinets zu längeren Vor⸗
Uim 12 ¼ Uhr hatte der österreichisch⸗ungarische Militär⸗ Bevollmächtigte, Oberst von Steininger, und um 12 ¾ Uhr die hiesigen englischen Geistlichen Reverend Earée und Bischof Wilkinson die Ehre des Empfanges.
— Im Laufe des gestrigen Vormittags traf die elegraphische Nachricht hier ein, daß der Bundes⸗Präsident der chweizerischen Eidgenossenschaft, Oberst Hertenstein, in der verflossenen Nacht dahingeschieden ist. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts, Graf von Bismarck⸗Schönhausen, hat in Folge dieser traurigen Nachricht an den hiesigen schweizerischen Gesandten, Herrn Oberst Roth, ine Note gerichtet und demselben darin die aufrichtige Theil⸗ nahme der Kaiserlichen Regierung an dem schweren Verlust usgesprochen, welchen Volk und Regierung der schweizerischen Eidgenossenschaft erlitten haben.
— Der Bericht über die E Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.
— In der heutigen (4.) Sitzung des Reichstages, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗ ekretär von Boetticher, der Staats⸗Minister Bronsart von Schellendorff, der Staatssekretär im Reichs⸗Justizamt von Schelling, der Chef der Admiralität, Graf von Monts, er Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts, Freiherr on Maltzahn⸗Gültz, sowie andere Bevdllmächtigte zum Vundegrath beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß ie zufolge der Bestimmung im 828 Abs. 2 des Gesetzes,
betreffend die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozial⸗ emokratie, vom 21. Oktober 1878 vorgeschriebene Dar⸗ legung über die Anordnungen, welche von der König⸗ lich preußischen, der Königlich sächsischen, der Groß⸗ erzoglich selflschen und der Regierung der frreien und Hansestadt Hamburg unter dem 26. September, 28. Juni und 28. September d. J. mit Genehmigung des Bundesraths getroffen worden sind, und der Gesetzentwurf, etreffend die Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften, ein⸗ gegangen sind. 8 Auf der Tagesordnung stand als erster Gegenstand Fort⸗ setzung der ersten Berathung des Entwurfs eines Ge⸗ etzes, betreffend die Feststellung des Reichshaus⸗ alts⸗Etats für das Etatsjahr 1889,90, nebst Anlagen und einer Denkschrift in Verbindung mit der ersten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Aufnahme iner Anleihe für Hweck⸗ der Verwaltungen des Reichsheeres, der arine und der Reichs⸗Eisen⸗ ahnen. 8 8
Der Abg. Liebknecht bedauerte zunächst, daß im Gegensatz
u den friedlichen Aeußerungen der Thronrede die offiziöse resse durch ihnen hetzerischen Ton einer friedlichen Ent⸗
wickelung der Dinge entgegenwirke. Die Ausgaben für das Reich, für das Heer und die Marine hätten sich seit der Gründung des Deutschen Reichs stetig vermehrt und dies beweise den ungesunden Zustand der Dinge, der in letzter Reihe zurückzuführen sei auf die eigenthümlichen Umstände, unter denen sich die Einigung Deutschlands vollzogen habe. Die Einigung sei nicht von unten herauf, vom Volk aus er⸗ folgt, und deshalb werde das Reich auch nur auf gewaltsame Weise zusammengehalten; es fehle die Freiheit. Der Vor⸗ wurf der Reichsfeindschaft, den man einem großen Theil der Wähler mache, sei “ unbegründet; im Falle des Angriffs Seitens einer feindlichen Macht sei auch der letzte Sozialdemokrat verpflichtet und bereit, seine Pflicht für das gemeinsame Vaterland zu thun. Durch derartige Phrasen errege man bei dem Auslande nur Hoffnungen auf - im Innern des deutschen Volkes. (Schluß des
attes.
—, Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schwarzburg⸗sondershausensche Staats⸗Minister von Wolffers⸗ dorf, ist von hier wieder abgereist.
— Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Graf von Lerchenfeld⸗Koefering, ist von kurzem Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Ge⸗ schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, General⸗Major à la suite des 2. Garde⸗ Dragoner⸗Regiments und Commandeur der 3. Garde⸗Kavallerie⸗ Brigade, ist von Urlaub nach München und Ludwigslust hierher zurückgekehrt.
Baden. Karlsruhe, 26. November. (Karlsr. Ztg.) Der Erbprinz von Anhalt ist gestern Abend von Baden⸗ Baden nach München abgereist.
essen. Darmstadt, 28. November. (W. T. B.) Der Großfürst und die Großfürstin Sergius von Ruß⸗ land sind heute Vormittag, von Florenz kommend, zum Besuch der Großherzoglichen Familie hier eingetroffen.
Oldenburg. Oldenburg, 27. November. Nach einem der Landessynode vorgelegten Gesetzentwurf, betreffend die Mitwirkung des Ober⸗Kirchenraths beim kirchlichen Bauwesen, sollen Neubauten von Kirchen, Kapellen, Kirchen⸗ und Glocken⸗ thürmen sowie die Herstellung von Altären, Kanzeln, Lese⸗ pulten, Orgeln und Gestühlen, ferner die Errichtung von Denkmälern in oder an Kirchen und Kapellen ꝛc, ferner Aende⸗ rungen an solchen Gebäuden und Einrichtungen, sofern sie nicht offenbar ohne Bedeutung für die Haltbarkeit, den gottesdienst⸗ lichen Zweck oder den Werth des Gegenstandes in Bezug auf Kunst oder Geschichte sind, der Genehmigung des Ober⸗ Kirchenraths unterliegen. Diesem Gesetzentwurf wurde in der heutigen Sitzung in erster Lesung zugestimmt. Der Gesetz⸗ entwurf, betreffend das Minimalgehalt der Pfarrer, wurde auch in zweiter Lesung angenommen.
Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 26. November⸗ Cgag 99) Im Abgeordnetenhause wurde der Antrag des Abg Iranyi, betreffend die Errichtung eines unabhängigen Gerichts zur Entscheidung von angefochtenen Wahlen, abgelehnt, nachdem der Justiz⸗Minister die Vor⸗ lage eines diesbezüglichen Gesetzentwurfs in der nächsten Session in Aussicht stellte. 1
— 27. November. (W. T. B.) Die hiesige Handels⸗ kammer unterzog die politische Thätigkeit und die Ungarn feindliche Haltung ihres Sekretärs Stein⸗ acker, welcher sich am 23. d. M. im Abgeordnetenhause bei der Berathung über die Nationalitätenfrage wiederholte Ordnungsrufe zugezogen hatte, einer strengen Prüfung. Da Steinacker hierbei einräumte, daß sein Verhalten Tadel ver⸗ diene, und feierlich erklärte, daß er ein rückhaltsloser An⸗ hänger des ungarischen Staats sei und in Zukunft sich jeder Thätigkeit und Aeußerung, welche der öffentlichen Mei⸗ nung und den Intentionen der Handelskammer widerspräche, enthalten werde, so wurde dem Antrag, Steinacker seines Postens als Sekretär der Handelskammer zu entheben, keine Folge gegeben und Steinacker nur eine Rüge ertheilt. Die Blätter sprechen sich über dieses Vorgehen der Handelskammer zustimmend und anerkennend aus.
— 28. November. (W. T. B.) Der Abgeordnete Steinacker hat sein Mandat niedergelegt.
Großbritannien und Irland. London, 27. November. (A. C.) Der Königin wurde gestern in Schloß Windsor von dem Marquis von Salisbury der neu ernannte öster⸗ reichisch⸗ungarische Botschafter, Graf Deym, vor⸗ gestellt, welcher der Monarchin sein Beglaubigungsschrei⸗ ben überreichte.
— 27. November. (W. T. B.) Das Oberhaus erledigte heute die Einzelberathung der Eidesbill und verwarf sämmtliche Abänderungsanträge.
In der heutigen Unterhaussitzung erklärte der Staats⸗ sekretär der Kolonien, Baron Worms: die Regierung Phe unter den obwaltenden Umständen eingewilligt, auf den
unsch Blake's von dessen Ernennung zum Gouverneur in Queensland Abstand zu nehmen. — Der Unter⸗Staatssekretär des Auswärtigen, Fergusson, erklärte: die Pforte behaupte, die englischen und österreichischen Pächter der Haidarpascha⸗Ismidt⸗ Eisenbahn hätten die Kontraktbedingungen nicht erfüllt; die Pforte beanspruche deshalb den Wiederbesitz der Linie. Der Botschafter White habe intervenirt, um die Pächter gegen den willkürlichen Akt der Beschlagnahme zu schützen. Der Fall involvire Rechtsfragen. Thatsachen seien nur durch — Schiedsspruch oder die einschlägigen Gerichte zu ent⸗
eiden.
— 28. November. (W. T. B.) Die Königin hat die Ernennung James Monro's zum Leiter der Lon⸗ doner Polizei bestätigt.
Frankreich. Paris, 27. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Ministerraths erklärte der Justiz⸗Minister Férouillard: er werde die neuerdings eingegangenen Anträge auf gerichtliche Verfolgung Numa Gilly's der Kammer heute noch nicht vorlegen, sondern warten, bis die nöthigen Formalitäten erfüllt seien, um dann die jetzigen Anträge zugleich mit den früheren zu deponiren, was voraussichtlich am Donnerstag geschehen könne.
Die Deputirtenkammer erklärte in ihrer heutigen Sitzung die Wahl Boulanger's im Departement du Nord für gültig. Einem Theil der Sitzung wohnte Wilson bei. Die Berathung des Finanzbudgets wurde beendigt und alsdann beschlossen, von Freitag an alle Tage Sitzungen abzuhalten. Der Präsident Méline erklärte: er habe ein Gesuch zum gerichtlichen Vorgehen gegen einen Deputirten erhalten. Die Sitzung wurde darauf geschlossen.
Boulanger wird seine Mandate als Deputirter der Somme und der Charente inférieure niederlegen und nur das im Departement du Nord behalten. Wie verlautet, wird Graf Dillon im Departement der Somme kandidiren.
In einer Versammlung des „Grand Orient“ wurde beschlossen, an der Kundgebung am 2. Dezember am Grabe Baudin'’s theilzunehmen.
— (Köln. Ztg.) Die Deputirten Raynal und Compayre haben ebenfalls gegen Gilly Verleumdungs⸗ klagen angestrengt; ebenso wird der Banquier Veil⸗ Picard den Deputirten Wilson wegen Verleumdung be⸗ langen. — In den Wandelgängen der Kammer war man fast einstimmig der Ansicht, daß die Kundgebungen vom Sonn⸗ tag die boulangistische Bewegung nicht gefördert haben; das thatkräftige Auftreten der Regierung findet nefas Anerkennung, und die boulangistischen Deputirten sind sehr unzufrieden mit ihrem Erfolg.
Lille, 27. November. (W. T. B.) Infolge des er⸗ neuten Strikes in Charleroi und der Bewegung im Borinage hat der Präfekt des Departements du Nord die nöthigen Sicherheitsmaßregeln, speziell an der Grenze zwischen Lille und Avesnes, getroffen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. November. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ be⸗
merkt bei Darlegung des Zwecks der neuen Anleihe, es sei
klar erwiesen, daß dieselbe weder einer kriegerischen Bestimmung noch zur Erhöhung des Defizits diene. Außer den ökonomischen Vortheilen werde die Anleihe dem Staatsschatz eine jährliche Ersparniß von 483 000 Metallrubel während 25 Jahre ein⸗ bringen. Die Anleihe treffe vielmehr Vorsorge für die Be⸗ dürfnisse des Handels und der 5 Ungeachtet der Pe⸗ rioden einer großen industriellen Thätigkeit, sei eine zeit⸗ weilige Emission von Kreditbillets nothwendig. Die erste Emission von 15 Millionen stehe auf dem Punkt zurück⸗ gezogen zu werden, aber man sehe für nächsten Sommer eine zeitweilige Emission von 75 Millionen Rubel vor. Die Anleihe von 1889 werde also den Interessen des Handels dienen, ohne auf den Werth des Papier⸗Rubels zu drücken. Schließlich bemerkt das Journal: beim aufmerksamen Lesen des betreffenden Ukases werde man inne, daß es sich um ein allgemeines System einer stufenweisen Konversion der Staats⸗ schuld handle.
Italien. Rom, 27. November. (W. T. B.) Das Konsistorium zur Präconisirung der Bischöfe findet um die Mitte Dezember statt; das nächste Konsisto⸗ rium zur Ernennung von Kardinälen wird wahrscheinlich bis zum März verschoben werden.
— 28. November. (W. T. B.) Der Finanz⸗Minister wird heute in der Deputirtenkammer das abeschlossene Budget für 1887/88 richtig stellen und den Vor⸗ anschlag pro 1888/89 sowie das Präliminare pro 1889,90 vorlegen; gleichzeitig wird derselbe die Finanzmaßnahmen für die außerordentlichen Militärausgaben detailliren. Dem „Popolo Romano“ zufolge werden diese Maßnahmen die zeitweilige Wiederherstellung von zwei “ des Kriegs⸗ zuschlages auf die Grundsteuer und die Erhöhung des Salz⸗ preises auf 55 Centesimi pro Kilo in sich schließen. „Esercito“ bemerkt: der Finanz⸗Minister werde für die außerordentlichen Ausgaben der Armee und Marine 120 bis 130 Millionen verlangen; es handle sich theils um Vorschüsse auf die vom Parlament bereits genehmigten Kredite, theils um außerordentliche Ausgaben, wie um die Vermehrung von Gewehren für die Territorialmiliz.
Afrika. Egypten. Kairo, 27. November. (W. T. B.) Ein englisches Infanterie⸗Regiment und 100 Mann beritten gemachter Infanterie haben Befehl erhalten, sich unverzüglich nach Suakim zu begeben. 8
— (A. C.) Aus Suakim, vom 23. November wird gemeldet: . Alm letzten Donnerstag Nachts unterhielt der Feind eine starke Kanonade gegen das Fort Germarji, ohne indessen viel Schaden an⸗ zurichten. Gestern Abend fand ein energischer Angriff auf beide Wasser⸗ Forts statt. Die ganze Nacht hindurch wurde lebhaft gefeuert; das Resul⸗ tat ist noch nicht bekannk. Ein Dampfer fährt heute nach Massovah ab. Es werden Vorbereitungen getroffen, um alsbald nach der Ankunft des 10. Neger⸗Bataillons aus Egypten den Angriff auf die Ver⸗ schanzungen des Feindes zu beginnen. Die Rebellen ziehen Ver⸗ stärkungen heran, und man muß sich daher auf einen heftigen Kampf gefaßt machen. Der Gesundhbeitszustand und die Stimmung unter der egyptischen Garnison sind vortrefflich.
Zeitungsstimmen.
„Die Industrie“ schreibt in einem Artikel: „Ham⸗ burg nach dem Zollanschluß“:
Die Vollziehung des Hamburger und Bremer Zollanschlusses erwähnen die Londoner Blätter in einer Weise, welche deutlich erkennen läßt, daß sie das richtige Verständniß von der handelspolitischen Tragweite dieses neuesten Fortschritts der nationalen Einheit Deutsch⸗ lands besitzen. Am unumwundensten äußert sich die „St. James Gazette“, indem sie, mit besonderem Hinweis auf Hamburg, schreibt: „Hamburgs Handelsaussichten können kaum glanzvoller sein, für seinen Hafen und seine Lagerhäuser sind 6 Millionen Pfund ausgegeben worden; und mit dieser trefflichen Ausrüstung tritt es heute in eine neue Laufbahn ein, welche sehr leicht den großen englischen Häfen Abbruch thun kann. Liverpool, das schon unter dem Mitbewerb von Antwerpen hat leiden müssen, dürfte wahrscheinlich am ungünstigsten betroffen werden; aber wenn die britischen Kaufleute und Verkehrs⸗ vermittler nicht scharf auf dem Posten sind, so wird selbst der Lon⸗ doner Platz die Wirkungen der Verjüngung Hamburgs Feesens.
Nachdem den mehr als großartigen Zollanschlußbauten Hamburgs durch den Kaiserbesuch die politische und patriotische Weihe gegeben war, hat nunmehr auch der Handels⸗ und Gewerbestand Alldeutsch⸗ lands durch die von ihm in großer Anzahl entsandten Vertreter in diesen Tagen festlich Kenntniß von den dem friedlichen Wettbewerb der gesch tstrelbenden Völker der ganzen Erde, in erster Linie aber dem deutschen Handelsverkehr gewidmeten neuen Verkehrsanlagen der alten, angesehenen Handelsstadt Hamburg genommen. Mit echt nordischer Gastfreundschaft hatte die Handelskammer des ersten unter den festländischen Seehandelsplätzen die Einladungen zu einer Zu⸗ sammenkunft an sämmtliche Handelskammern, kaufmännische Körper⸗ schaften und wirthschaftlichen Vereine Deutschlands erlassen, und von
den benachbarten Hafenstädten, aus dem fernsten Osten vom Meeres⸗
strande sowie aus dem deutschen Süden vom Fuß der Alpen haben die Vertreter der Geschäftswelt diesem Rufe ge. Folg⸗ velbitben Es ist bei dieser Gelegenheit eine Auslese der kaufmännischen und e Welt beisammen gewesen. Wohl noch nie sah
eutschland desgleichen, Hamburg oder eine andere deutsche See⸗ stadt sicherlich nicht! Werden auch die herrlichen Junitage, welche vor zwei Jahren zur Eröffnung der Reichs⸗Postdampferlinien dort begangen wurden, in ihrer Art niemals übertroffen werden können, da sie den Besuchern ein abgerundetes, ein vollständiges und reiches Bild der zweitgrößten deutschen Seestadt in Verbindung mit einem ganz einzig dastehbenden nationalen Ereigniß von großer Ver⸗ kehrstragweite geboten hatten, so überstieg doch die jetzige Zusammen⸗ kunft durch die Zahl der Theilnehmer und durch die Erstreckung der Einladung auf sämmtliche Handelskörperschaften Deutschlands, sowie auch die Bedeutung des für die deutsche Wirthschafts⸗ thätigkeit jede vorhergegangene Vereinigung deutscher Handels⸗ und Gewerbetreibenden. tit Stolz muß es die Brust des Hamburger Bürgers erfüllen, daß die alte Hansestadt in diesen Tagen wiederholt den Schauplatz für hochhedeutsame Kundgebungen deutscher Kraft und deutscher Tüchtigkeit gebildet hat, daß die gesammte große Handels⸗ welt Europas auf den gegenwärtigen Zusammenfluß der bervor⸗ ragendsten Angehörigen des inländischen Handels⸗ und Gewerbestandes blickte. Die Erzeugung und Mehrung der Güter geht mit der Kultur der Welt Hand in Hand, der Kaufmann, der Fabrikant wirkt an seinem Theil mit zur Hebung des Menschengeschlechts, zur Verbesserung des Daseins des letzteren, und er nimmt daher mit berechtigtem Selbstgefühl den hervorragenden Platz ein, welchen er in Deutschland schon im Mittelalter sich errungen hatte und nun neuerdings mit dem gewaltigen Aufschwung der großgewerblichen Thätigkeit und des Ver⸗ kehrswesens im Sturmschritt sich wieder erobert hat.
Mit dieser hochangesehenen und bedeutsamen Versammlung haben nunmehr die Zollanschlußfeierlichkeiten ihren endgültigen Abschluß ge⸗ funden. Die Schlußsteinlegungen in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers, begleitet von Mitgliedern des Bundesraths, des Reichstages und anderen hohen Würdenträgern war ein Akt von hochpolitischer Bedeutung. Die bis dahin bestandene Zollschranke zwischen dem Fensnee Staatsgebiet und demjenigen der benachbarten Bundes⸗ taaten ist gefallen, der freie Verkehr mit dem gesammten übrigen Deutschland ist hergestellt, und dabei hat Hamburg einen Freihafen von genügender Größe behalten, um den Welthandel in seiner bis⸗ herigen Weise ungestört fortbetreiben zu können. Hamburg sieht heute mit Befriedigung auf den Tag des Zollanschlusses zurück und hegt die zuversichtliche Hoffnung, daß die vorgenommenen großen Umwälzungen in seinem Verkehrsleben ihm und dem gesammten deutschen Vater⸗ lande zum Segen gereichen werden. Die Vertreter des Handels und der Industrie aus allen Gauen Deutschlands waren in diesen Tagen in Hamburg versammelt, nicht um einer politischen Handlung beizu⸗ wohnen, sondern um wirthschaftliche Interessen zu verfolgen, um Kritik zu üben an Dem, was seit der denkwürdigen Abmachung mit dem deutschen Reiche im Jahre 1881 geschaffen worden ist, und daß letztere für Hamburg nicht ungünstig ausgefallen, ist heute eine allseitig anerkannte Thatsache.
Fragen wir aber nunmehr nach denjenigen Folgen, welche der Zollanschluß für das deutsche Binnenland haben wird, so sind zweierlei Vortheile zu unterscheiden, welche das letztere von diesem Ereignisse zu erwarten hat. Der nächstliegende besteht darin, daß durch den An⸗ schluß Hamburgs, Altonas, anderer preußischen Gebietstheile und des Bremischen Gebiets eine sehr kaufkräftige Bevölkerung von etwa 800 000 Köpfen als Verbraucher in das deutsche Zollgebiet eingetreten ist, von welchen etwa 500 000 Hamburger sind. Dieser Zuwachs wird einen ansehnlichen Mehrverbrauch deutscher Waaren bewirken, welcher sich für Kleidung, Ernährung und Einrichtungsgegenstände jährlich immerhin auf einige Millionen Mark belaufen dürfte. In⸗ sofern ist der Reichsbeitrag zu den Kosten des Zollanschlusses eine ganz gute Anlage.
Der weitere und größere Vortheil aber wird darin bestehen, daß Hamburg in noch erheblicherem Umfang als bisher der natürliche Vermittler für die gesammte deutsche Ausfuhr nach den überseeischen Ländern werden wird. Wie sich die Dinge schon in den wenigen Jahren seit dem Abschluß der Vereinbarung entwickelt haben, liegt hier eine große Zukunft für Hamburg, wie für die deutsche Export⸗ Industrie. Bei der Berathung des Reichstages über den Kostenbeitrag von 40 Millionen Mark am 21. Januar 1882 sprach als Kommissar des Bundesraths Herr Roeloffs in dieser Hinsicht sehr treffende Worte; er sagte u. A.:
„Ich glaube, Das, was ich Ihnen soeben geschildert habe, ist doch ein reeller greifbarer Nutzen der Vorlage für die deutsche Industrie und für den deutschen Exporthandel; es sind doch keine Visionen, wenn ich auch nicht mit Zahlen im Einzelnen belegen kann, wie nach 8 Jahren sich die Verhältnisse in dieser Beziehung ent⸗ wickeln mögen. Die Hamburgischen Geschäftsleute halten diese Art der Entwicklung für eine wahrscheinliche, für eine rationelle, für eine auch ihrem Geschäftsbetrieb günstige. Hieran knüpft sich aber ein Nutzen, der von weitersehenden Geschäftsleuten als ein noch be⸗ deutenderer angesehen wird, nämlich die engere Beziehung zwischen dem Hamburger Exporthandel und der deutschen Industrie. Es mag ja scherzbaft klingen, aber es ist nichtsdestoweniger wahr, es giebt noch eine ganze Reihe von Hamburger Exporteuren, welche noch recht viel in Deutschland zu entdecken haben in Bezug auf die Leistungs⸗ fähigkeit der deutschen Industrie, und umgekehrt giebt es auch recht viele deutsche Fabrikanten, welche noch recht viel zu entdecken haben in Bezug auf den Nutzen, welchen die wichtige Verbindung zwischen der deutschen Industrie und dem Exporthandel ihnen gewähren kann.“
Das ist vollkommen richtig; die Verhältnisse haben sich in den sechs seitdem verflossenen Jahren bereits in vielversprechender Weise sürae⸗ nach dieser Richtung hin entwickelt. Die Hamburgischen Aus⸗ uhrhäuser haben in der That, während früher erklärlicher Weise ihre Aufmerksamkeit mehr auf das Ausland gerichtet war, inzwischen entdeckt, daß sich seit Jahren die Industrie in Deutschland hoch ent⸗ wickelt hat und daß heute deren Erzeugnisse in Bezug auf die Ge⸗ diegenbeit des Rohstoffes und der Form mit den gleichartigen Her⸗ vorbringungen des Auslandes 3 wetteifern können. Die in⸗ ländischen Gewerbetreibenden haben sich andererseits beeilt, die ihnen gebotenen Gelegenheiten zur Erweiterung ihres Absatzes auf dem Weltmarkte wahrzunehmen. Durch Bestellung ständiger Vertreter in Zeshugg. durch Mustersammlungen und die Anknüpfung persönlicher
eziehungen zu der ersten deutschen Handelsstadt ist bereits viel ge⸗ schehen; der Fortfall der Zollerschwerungen wird hierin sicher noch weiter förderlich sein, indem vor Allem die Rücksendung von Mustern oder Lagerartikeln ja nunmehr wesentlich vereinfacht ist. Welche sonstigen Veränderungen in handelswirthschaftlicher Beziehung aus dem Zollanschluß für Hamburg hervorgehen dürften, haben wir erst kürzlich in einem Aufsatze des Näheren besprochen.
Seit der Begründung des neuen Deutschen Reichs hat Hamburg gewaltige Fortschritte gemacht, weil die bis dahin schlummernden wirthschaftlichen Kräfte der Nation frei geworden waren zu that⸗ kräftigem Schaffen; so wird, hoffentlich und voraussichtlich, die voll⸗ zogene Neugestaltung der Verhältnisse auch jetzt Hamburg wieder den Anstoß geben zu erhöhter Thatkraft und gedeihlicher Entwickelung.
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts. Nr. 48. 1— Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. — Dienstunfähigkeit und Sterblichkeit der deutschen Eisenbahn⸗Beamten. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Sterblichkeit in deutschen Orten ꝛc. II. Quartal 1888. — Desgl. in größeren Verwaltungs⸗ gebieten. — Aerztlicher Bericht über den Londoner Hafen. — Witte ⸗ rung. — Grundwasserstand und Bodentemperaturen in Berlin und München, Oktober. — Zeitweilige Maßregeln ꝛc. — Thierseuchen in der Schweiz, Juli und August. — Desgl. in Belgien, 2. Vierteljahr. — Medizinal⸗Gesetzgebung ꝛc. (Deutsches Reich.) Petroleum. —
(Preußen.) Pferdemetzgereibetrieb. — Petroleum. — Anlagen zur Anfertigung von Cigarren. — Verbleiungs⸗, Verzinnungs⸗ und Ver⸗ zinkungsanstalten, sowie Anlagen zum Trocknen und Einsalten gegerbter Thierfelle. — (Sachsen. Dresden.) Verhütung der Verbreitung an⸗ steckender Krankheiten in der Schule. — (Württemberg.) Viebtrans⸗ port nach den Nordseehäfen. — (Mecklenburg⸗Strelitz.) Erhebungen über Perlsucht unter dem Rindvieh. — (Sachsen⸗Meiningen.) Be⸗ seitigung von Ansteckungsstoffen bei Viehbeförderungen auf Eisenbahnen. — (Schwarzburg⸗Rudolstadt.) Beförderung von lebenden Thieren auf Eisenbahnen. — (Reuß ä. L.) Desgl. — (Frankreich.) Färben von Kindersvielzeug. — Rechtsprechung. (Reichsgericht.) Verkauf finnigen Schweinefleisches als Nahrungsmittel. — Kongresse, Verhand⸗ lungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen ꝛc. (Bayern.) Aerztekammern. — (Großbritannien.) Enquete, betreff. Lungenseuche und Tuberkulose des Rindviehs. — Geschenkliste.
„Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 47 A. — Inhalt: Nichtamtliches: Aus dem Reichshaushalts⸗Etat für 1889/90. — Ver⸗ E“ 6 S. Sef Vofrichtung zum Auf⸗ ziehen und Niederlassen von Rollläden. — Besuchsziffer der technischen Hochschule in Karlsruhe.
Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 31. — Inhalt: Allerhöchster Erlaß, betr. die Ausdehnung des öffentlichen Verkehrs auf die Strecke Berlin. — Zossen der Militär⸗Esenbahn. Vom 3. Okto⸗ ber 1888. — Allerhöchste Urkunde, betr. die von der Kreis Altenaer Schmalspurbahn⸗Gesellschaft beschlossene Vermehrung ihres Grund⸗ kapitals durch Ausgabe weiterer Aktien Litt. A im Betrage von 220 000 ℳ und Ermäßigung des von dieser Gesellschaft zu bildenden Spezial⸗Reservefonds. Vom 14. November 1888. — Erlafsfe des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 31. Oktober 1888, betr. Betriebseröffnung neuer Bahnstrecken. — Vom 13. November 1888, betr. Unfälle der Postbediensteten im Eisenbahnbetriebbe. — Vom 12 üöe⸗ aber 1888, betr. Statistik der Güterbewegung. — Nach⸗ richten.
Statistische Nachrichten.
Der „Statistik der deutschen Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung für das Kalenderjahr 1887“ sind folgende Mittheilungen entnommen: Das deutsche Reichs⸗Post⸗ und Telegraphengebiet umfaßt 445 220 64 qkm (ausschließlich 4343,81 akm Wasserfläche) mit 39 440 308 Einwohnern nach der Zäh⸗ lung vom 1. Dezember 1885; es entfallen hiernach durchschnittlich 89 Einwohner auf 1 akm. — Die Gesammtzahl der Postanstalten betrug im Jahre 1887 17 347 (1886 16 592), die Gesammtzahl der Reichs⸗Telegraphenanstalten 9400 (1886 8841); die Zahl der Post⸗ briefkasten belief sich auf 63 850 (1886 61 144). Reichseigene Post⸗ und Telegraphengrundstücke gab es 372 (1886 361). Die Gesammt⸗ zahl der Beamten, Unterbeamten, Posthalter und Postillone betrug 88 606 (1886 85 550), die Zahl der überhaupt durch die Post beförderten Sendungen belief sich auf 2 078 756 348 (1886 1 920 961 101), die Zahl der beförderten Telegramme auf 19 858 819 (1886 18 659 706). Der Gesammtwerth der durch die Post vermittelten Geld⸗ u. s. w. Sen⸗ dungen betrug 17 035 916 945 ℳ (1886 15 838 250 384 ℳ) und das Gesammtgewicht der durch die Post beförderten Päckereien 364 975 550 kg (1886 352 111 620 kg). Die Gesammteinnahmen beliefen sich auf 189 931 092 ℳ (1886 179 853 964 ℳ), die Gesammt⸗ ausgaben (einschl. der einmaligen Ausgaben von 4 235 529 ℳ im Jahre 1887/88 und von 4 140 955 ℳ in 1886/87) auf 163 600 449 ℳ (1886 156 308 120 ℳ), der Ueberschuß betrug demnach 26 330 643 ℳ (1886 23 545 844 ℳ). — Von der angeführten Gesammtzahl der Postanstalten waren 530 (1886 524) Postämter I., 590 (1886 580) Postämter II., 2717 (1886 2711) Postämter III., 5567 (1886 5367) Postagenturen, 141 (1886 145) selbständige nicht etats⸗ mäßige Stadtpostanstalten, 266 (1886 263) nicht selbständige Postanstalten, d. s. räumlich getrennte Zweigstellen am Ort vorhan⸗ dener Postanstalten, 7479 (1886 6945) Posthülfsstellen, 33 (1886 33) Bahnpostämter und 20 (1886 21) Umspannorte, in Summa 17 343 (1886 16 589) Postanstalten im Deutschen Reichs⸗Postgebiet; dazu kommen im Auslande 1 deutsches Postamt in Konstantinopel und 3 (1886 2) Postagenturen in Kamerun, Apia und Shanghai. Unter den Postanstalten im Reichs⸗Postgebiet waren nur während eines Theils des Jahres (an Kurorten u. s. w.) errichtet 39 (1886 43), . mit Telegraphenbetrieb waren 9285 (1886 8733) vor⸗ anden, mit Steuerstellen vereinigte Postanstalten 107 (1886 97), mit Eisenbahnstationen vereinigte Postanstalten 390 (1886 378). Von den 17 343 Postanstalten des Reichs⸗Postgebiets in 1887 und 16 589 in 1886 kam in 1887 je eine auf 25,7 qkm resp. auf 2274 Einwohner und in 1886 auf 26,8 qkm resp. auf 2377 Einwohner. Die Zahl der Orte mit Postanstalten betrug 16 752, davon sind 4193 an Eisenbahnen be⸗ legen; die Zahl der Orte, in welchen Postbriefkasten aufgestellt waren, belief sich auf 43 010 (1886 42 014). Von dem 88 606 (1886 85 550) Personen umfassenden Gesammtpersonal der Reichs⸗Post⸗ und Tele⸗ graphenverwaltung waren 32 588 (1886 30 964) Beamte, 50 748 (1886 49 278) Unterbeamte, 1006 (1886 1014) Posthalter und 4264 (1886 4294) Postillone. Posthaltereien gab es Ende 1887 1129 (1886 1157), darunter befanden sich 3 reichseigene; die Zahl der Post⸗ halter belief sich auf 1061 (1086 1884), darunter 55 (1886 70), die zugleich Vorsteher von Postanstalten waren. Der Bestand an Post⸗ pferden betrug 10 588 (1886 10 687), darunter 694 (1886 695) reichs⸗ eigene; für Landbriefträger waren 1834 (1886 1709) Pferde vorhanden. Der Gesammtbestand an Postwagen und Schlitten betrug 1887 13 820 (1886 13 457).
— Das „Jahrbuch für bremische Statistik“, heraus⸗ gegeben vom Bureau für bremische Statistik, ist im Jahrgang 1887 (II. Heft: „Zur allgemeinen Statistik der Jahre 1885, 1886 und 1887“; Bremen 1888, G. A. von Halem) erschienen. Wir werden auf den Inhalt noch näher eingehen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur. In den Ausstellungsräumen des „Vereins Berliner
Künstler“ (Architektenhaus, Wilhelmstraße 92) nimmt Weiser's
„Gestörte Trauung“ nach wie vor das Hauptinteresse der Besucher in Anspruch, aber auch die anderen dort ausgestellten Werke verdienen Hench ang und werden dem Kunstfreunde zum Theil viel Vergnügen ereiten.
„Unter den Landschaften sehen wir einige von Bröͤker, dessen gefälligen Miniaturarbeiten wir schon auf der letzten akademischen Kunstausstellung begegneten; auch die hier befindlichen werden Freunde bneg Eckenbrecher's „Schlecht Wetter“ ist eine recht küchtige eeistung Schnee ist durch einen „Waldbach“ vertreten, Gude mit einigen Strandlandschaften. Von dem unlängst verstorbenen Hallatz findet sich eine „Holländische Mühle“ vor. Neubert's „Heideland⸗ schaft“ wird Manchem gefallen. F. Sturm hat mehrere wirkungs⸗ volle Marinen ausgestellt; auch H. Eschke ist vertreten. Ein stimmungsvolles und gut durchgeführtes Bild ist Nietrve'’s Marine: „Meereseinsamkeit“; der erhabene Charakter des weiten Meeres nach einem Orkan ist hier trefflich wiedergegeben, Wasser und Luft sind tüchtig behandelt. Hochmann zeigt in seiner „Pferde⸗ schwemme“ jenen silbrigen Ton, wie er neuerer Zeit so beliebt ge⸗ worden ist. Possart’s „Madonna am Frauenchiemsee“ entbehrt zeich⸗ nerisch wie koloristisch des Reizes, besser gefielen uns seine Landschaften. R. Pape führt uns in gefälliger Weise eine hübsche Landschaft vor, desgleichen A. v. d. Velden. Hellrath's „Klosterweiher“ ist hübsch abgetönt. H. Schleich versucht mit großem Geschick Lichteffekte dar⸗ zustellen, und ihm gelang dies in sehr erfreulicher Weise in den von ihm hier ausgestellten Mondlandschaften. A. Wohlenberg lieferte zwei sauber und energisch behandelte Landschaften, mit Kreide gezeichnet. Von W. Erdmann und anderen Künstlern sahen wir eine Reihe von Landschaften, die wir nicht einzeln erwaähnen wollen.
„Von Porträts und Studienköpfen findet sich gleichfalls eine Reihe von mehr oder minder tüchtigen Arbeiten vor. Wir sahen Werke von Breitbach, Wedepohl, A. Schwarz, Rohde, Kuhtz, Schick, Marie Crelinger. Gabriel Max ist durch eine Vestalin vertreten, in
welcher sich seine bekannte Eigenart bekundet. Von P. Heydel sahen wir ein sauber ausgeführtes Mädchenporträt.
Die Genremalerei ist durch eine ganze Anzahl von Werken vertreten. Hirth du Frénes stellte ein Bild aus betitelt, „Probe“; dasselbe zeigt gefällige Komposition, würde bei kräftigerer Farben⸗ gebung aber wohl größere Wirkung erzielen. Von Bock sahen wir drei recht ansprechende Arbeiten: „Prosit“, ein Bild, das seinen Käufer gefunden hat, ferner ein realistisch gehaltenes Stim⸗ mungsbild: „Bete und arbeite“ und einen humoristisch dar⸗ gestellten „Amateur“. Auch Geißler's „Civilisirt“ bekundet bei guter Ausführung ansprechenden Humor; sein zweites Bild: „Kladderadatsch“ behandelt gleichfalls einen komischen Vorwurf und ist eiwas glatt gemalt. Rabes. „Wohlthuende Wärme“ könnte etwas weniger nüchtern sein. Von Streit sahen wir eine Miniaturarbeit: „So geht die Arbeit, wenn der Meister nicht zu Hause ist“, ein recht sauberes Bildchen.
Die Aquarellmalerei ist durch einen namhaften Künstler vertreten, indem nämlich Woldemar Friedrich eine Kollektion von Skizzen aus Indien ausstellt, welche durch die interessanten, in ihnen dargestellten Vorwürfe den Zuschauer fesseln, zugleich auch wieder den Beweis dafür ablegen, wie gerade die Aquarellmalerei zur Aufnahme derartiger Skizzen sich in erster Linie eignet. — Einen interessanten Moment aus der neuesten Geschichte vergegenwärtigt uns H. Bohrdt in seinem Bilde: Kaiser Wilhelm besichtigt zur Feier des Zollanschlusses in Hamburg den neuen Segelschiffhafen. Trefflich hat es der Maler verstanden, das Pittoreske der Scenerie im Bilde wiederzugeben; trotz aller Buntheit und Bewegtheit derselben gab er in hübsch abgetöntem und geschickt behandeltem Kolorit ein Bild von zeichnerischem und koloristischem Werth, das ihm viel Ehre einträgt. Harder's Bild könnte etwas intensiver in der Farbe ausgefallen sein. Streckfuß veröffentlicht Studien aus Lychen.
In einem der Säle findet sich eine Sammlung von Radirungen und Stichen ausgestellt, so daß auch die Liebhaber dieser Richtung bei einem Besuch der Ausstellung zu ihrem Recht kommen.
— Mit dem soeben erschienenen 4. Keft liegt der IX. Band der „Jahrbücher der Königlich preußischen Kunstsamm⸗ lungen“ (Berlin, G. Grote's Verlag) abgeschlossen vor. Außer den bereits mitgetheilten Nachrichten über Neu⸗Erwerbungen ꝛc. bringt das Heft an der Spitze der kunstwissenschaftlichen Studien und Forschungen einen Abdruck der Rede, welche bei der Trauerfeier der Königlichen Museen zum Gedächtniß des Kaisers Friedrich, weiland Allerhöchsten Protektors derselben, im Lichthof des Königlichen Kunst⸗ gewerbe⸗Museums (am 1. Juli 1888) der Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Dr. Richard Schöne gehalten hat. Eine stimmungsvolle Ra⸗ dirung von P. Halm (die Erzbüste des Hohen Entschlafenen auf einem Rococo⸗Postament, daranlehnend eine tieftrauernde weibliche Figur, zu beiden Seiten Kandelaber) schmückt den Nachruf. Unter dem Titel „Desiderio da Settignano und Francesco Laurana“ handelt alsdann W. Bode über zwei italienische Frauenbüsten des Quattrocento im Berliner Museum, nämlich die schöne Kalksteinbüste einer Prinzessin von Urbino von Desiderio da Settignano und die Marmorbüste der sogenannten Marietta Strozzi. Letztere hält Bode für ein Werk des Francesco Laurana, wie er ausführlich und unter bildlicher Beigabe verschiedener zum Vergleich herangezogener Werke dieses Künstlers darzulegen sucht. Von den beiden Büsten sind dem Heft zwei vorzüglich gelungene Heliographien der Reichsdruckerei bei⸗ gefügt. Ferner enthält das Heft den Schluß der eingehenden Ab⸗ handlung von C. Justi über die portugiesische Malerei des 16. Jahr⸗ hunderts, sowie einen kunstgeschichtlichen Beitrag von Max Lehrs: Zur Datirung der Kupferstiche des Meisters der Spielkarten.
— Die vor kaum Jahresfrist in der Deurschen Verlags⸗Anstalt zu Stuttgart unter dem Titel: „Ein halbes Jahrhundert“ erschienenen interessanten Lebenserinnerungen des Grafen Adolf Fried⸗ rich von Schack liegen jetzt in zweiter Auflage vor.
—. In der neuesten Nummer der Zeitschrift „Von Haus zu Haus“ finden wir einen eifrigen Gedankenaustausch und mancherlei Angaben über Weihnachtsarbeiten, Christbaumschmuck, Aufführung bei “ u. ähnl., was jeder Leserin gewiß höchst willkommen
ein wird.
„— Im Verlage von Carl Meyer (Gustav Prior) in Hannover wird zu Anfang Dezemberd. J. erscheinen: „Das Rechtsleben der deutschen evangelischen Landeskirchen.“ Umrisse zur Orientirung für Geistliche und Gemeindeglieder von D. Otto Mejer, Dr. jur. et phil., Geheimem Justiz⸗Rath, Prä⸗ sidenten des Königlichen Landes⸗Konsistoriums zu Hannover und Mitglied des Staatsraths. (Pr. etwa 3 ℳ) — Seit etwa einem halben Jahrhundert ist das Rechtsleben der deutschen evangelischen Landeskirchen mehr, als es sonst vorher der Fall gewesen war, in Fluß. In Folge davon werden seine Institutionen von jeder kirch⸗ lichen Partei vorwiegend aus dem Gesichtspunkte betrachtet, der ihren Parteizielen entspricht: es liegt ihr weniger am Herzen, was Recht ist, als was Recht werden soll; unwillkürlich behandelt sie das ihr Hinderliche mit Ungunst und stellt das in den Vordergrund, was sie gebrauchen kann. In den spstematischen Darstellungen des Kirchen⸗ rechts, wo diese Einseitigkeit, wenn auch weniger obwaltet, leidet die Darstellung der landeskirchlichen Rechts⸗ zustände unter dem anderen Umstande, daß sie in Verbindung mit vor⸗ reformatorischen, katholischen, freikirchlichen vorgeführt und dadurch aus ihrer besonderen inneren Verbindung gerückt und mehr oder minder zerstückelt erscheinen. Es kann daher nur förderlich sein, sie in ihrem eigenen Zusammenhange dargestellt zu überblicken, um auf die Rechtsfrage aufmerksam zu werden, wie sie gegenwärtig thatsächlich ist. Einen solchen Ueberblick will das oben angekündigte Werk darbieten.
— Geschichten für Kinder und auch für Solche, welche die Kinder lieb haben. Von Johanna Spyri. XII. Bändchen: „Aus den Schweizer Bergen“. Mit vier Bildern. Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1889. (Pr. 2,40 ℳ) — Auch die neuesten Erzählungen der beliebten Erzählerin führen dort hinauf, wo die „kleinen Wohnungen wie Vogelnester an steilen Abhängen kleben“ und geschickt sind die Fäden gesponnen, welche jene Höhen mit de übrigen Welt verbinden. Zwei der köstlichen Erzählungen sind „Künstlergeschichten“, denn sie zeigen, wie auch im verlassensten „Hinterwald“ und „ganz oben auf dem Bergrücken“ das Talent sich bildet, das durch Gottes wunderbare Fügung zu herrlicher Frucht sehehh Die andere Künstlergeschichte zeigt den einfachen Landmanns⸗ ohn, der durch Freud und Leid aus der Dürftigkeit sich zum Geigen⸗ virtuosen aufschwingt. Die dritte Erzählung führt vor, wie eine zarte Unterwaldnerin aus ihrer für sie durchaus nicht passenden Um⸗ gebung durch gnädige Schickung des Höchsten zu Glanz und Reichthum gelangt. Das mit vier Bildern von W. Claudius geschmückte Buch wird unter jedem Weihnachtsbaum mit Freuden begrüßt werden.
— Unter den literarischen Weihnachts⸗Katalogen, die jedes Jahr erscheinen, nimmt der von der Verlagsbuchhandlung F. A. Brock⸗ haus in Leipzig ausgegebene „Illustrirte Katalog⸗ aus⸗ gewählter Werke ihres Verlages ⸗sowohl seines Inhalts als seiner typographischen und artistischen Ausstattung halber eine hervorragende Stelle ein. Derselbe ist soeben in neuer, bis auf die jüngste Gegen⸗ wart vervollständigter Ausgabe erschienen und führt auf 64 Seiten groß Oktav gegen 500 Werke aus den verschiedensten Literaturgebieten vor. Zahlreiche vortreffliche Abbildungen sind als Proben aus den illustrirten Werken abgedruckt. An der Spitze des Katalogs steht die 13. Auflage von „Brockhaus’ Conversations⸗Lexikon“, die sich be⸗ sonders als Festgeschenk empfiehlt, da sie, von ihren sonstigen Vor⸗ zügen abgesehen, nach ihrer Ergänzung durch einen Supplementband das neueste vollständig vorliegende Conversations⸗Lexikon ist.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Der Landwirthschaftliche Provinzialverein für die Mark Brandenburg und die Niederlausitz wird am 4. und 5. Dezember hierselbst im Architektenhause tagen. Am 4. Dezember werden zunächst die Abgeordneten der Spezialvereine und der Märki⸗ schen ökonomischen Gesellschaft zu einer geschäftlichen Sitzung zu⸗ sammentreten.
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nicht ganz fehlt, so decchh