Wahlperiode entstandenen Lücken wurden durch Neuwahlen ergänzt. Sodann veranlaßte der Landeshauptmann die Be⸗ schußsassung über einige Punkte des Haupt⸗Jahresberichts und demnächst die Berathung der Verwaltungsberichte über ie Oberlausitzer Provinzial⸗Sparkasse, die Oberlausitzer Hülfskasse und das Ober⸗ und Niederlausitzer Kreditinstitut über. Hierbei wurden vom Landtage diejenigen Beschlüsse efaßt, zu welchen die laufende Verwaltung Anlaß gegeben hat. Insbesondere wurden aus der Hülfskasse wiederum diejenigen Subventionen weiter bewilligt, welche eine Anzahl gemeinnütziger Institute bisher bezogen haben. Hiermit war die Tagesordnung für die erste Plenarsitzung erschöpft. Der Vorsitzende beraumte für gestern Abend 5 Uhr eine Sitzung er Vertreter der ehemals rauchsteuerpflichtigen Landstädte und andgemeinden und um 6 Uhr eine Sitzung der stiftsberechtig⸗ en Herren⸗Stände an und schloß damit die Sitzung. Heut finden die Sitzungen der drei Ausschüsse, welche mit der Vor⸗ berathung der einzelnen Landtagsvorlagen beauftragt sind, statt.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 29. November. (Th. C.) Die Prinzessin Heinrich VII. Reuß und die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg⸗ Schwerin, welche hier zum Besuch am Großherzoglichen Hofe weilten, haben sich heute von ihren Hohen Eltern ver⸗ abschiedet und sind nach Berlin und Potsdam gereist.
In der letzten Sitzung des Landtages war die Staatsregierung interpellirt worden: ob sie gelegentlich der Revision der Gemeindeordnung die Einführung einer Städteordnung beabsichtige. In der heutigen Sitzung beant⸗ wortete der Wirkliche Geheime Rath von Groß diese Anfrage dahin, daß die Revision der Gemeindeordnung sich nicht auf grund⸗ legende Bestimmungen derselben erstrecken werde. n Er⸗ widerung auf eine weitere Anfrage: ob ein neues Wahl⸗ gesetz beabsichtigt und dessen Vorlegung an den nächsten Landtag zu erwarten sei, erklärte Hr. von Groß, daß das Staats⸗Ministerium in dieser Sache einen Beschluß nicht ge⸗ faßt habe.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 28. November. (Nordd. Allg. Ztg.) Dem Landtage ist ein schwerinssches Reskript zugegangen, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn untergeordneter Bedeutung von Malliß über Jessenitz nach Lübtheen zum Anschluß an die bereits konzessionirte Eisenbahn von Schwerin über Ludwigslust nach Dömitz. Das Projekt ist von der Schachtbau⸗ gesellschaft Jessenitz ausgegangen und weiter gefördert von der Aktiengesellschaft „Mecklenburgische Kalisalzwerke Zessenitz“, welche sich im Mai mit einem Grundkapital von 10 000 000 ℳ konstituirt hat, um Kalisalze zu Jessenitz in bergmännischem Betriebe zu gewinnen und die gewonnenen Rohprodukte in einer größeren, in Malliß anzulegenden Fabrik verarbeiten zu lassen. Die Bahn wird eine Länge von 13 km und die Stationen Woosmer, Jabel, Jessenitz und Lübtheen erhalten. In dem Ministerialreskript wird den Ständen empfohlen, sich mit der Anwendung des Expropriationsgesetzes vom 29. März 1845 auf das vorliegende Projekt einverstanden zu erklären. In der Landtagsversammlung zu Malchin, am 27. d. M., wurde das Projekt zur weiteren Prüfung der Polizeikommitte überwiesen.
Oldenburg. Oldenburg, 29. November. Die Landes⸗ synode hat heute ihre Geschäfte zum Abschluß gebracht.
Verschiedene zu der Vorlage des Ober⸗Kirchenraths über die sett
während der en drei Jahre zu verzeichnen gewesenen wich⸗ tigeren Vorkommnisse auf kirchlichem Gebiet gestellten Anträge fanden in der heutigen Sitzung ihre Erledigung. Nachdem sodann noch ein Gesetzentwurf über die Gehalts⸗ und Emeri⸗ tirungsverhältnisse der weltlichen Kirchenbeamten angenommen worden, wurde die Synode im Höchsten Auftrage durch den Direktor des Ober⸗Kirchenraths geschlossen.
Anhalt. Dessau, 28. November. (Anh. St.⸗A.) Die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen ist heute Nachmittag mit Gefolge von hier wieder abgereist.
Lippe. Detmold, 27. November. (Köln. Ztg.) Den Abgeordneten sind die in der bevorstehenden Landtags⸗ session zu erledigenden Vorlagen zugegangen. Voran steht der Etat für die beiden nächsten Jahre. Eine andere Vorlage betrifft die Gehaltsverhältnisse des Direktors und der Lehrer des kürzlich verstaatlichten Gymnasiums zu Lemgo, eine dritte die Erhöhung des Schulgeldes am Gymnasium zu Det⸗ mold. Zwei weitere Vorlagen betreffen die Ermäßigung des Schulgeldes an den Volksschulen; die letzte bildet der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Verlängerung der Gültigkeits⸗ dauer des Gesetzes vom 16. Januar 1885 wegen Gewährung von Entschädigungen für Ausgaben zu militärischen Zwecken.
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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 29. November. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg von Preußen ist nach längerem Aufenthalt von hier heute Nach⸗ mittag zu kurzem Aufenthalt nach Prag abgereist und begiebt sich von dort nach Berlin.
Pest, 29. November. (W. T. B.) Im Finanz⸗Aus⸗ schuß legte der Minister⸗Präsident von Tisza heute bei Be⸗ rathung des Berichts über das Budget die Nothwendigkeit dar, die gegenwärtige Sparsamkeit im Interesse einer erfolg⸗ reichen Finanzregulirung noch einige Zeit aufrecht zu erhalten. Die letzte Konversion stehe der Valutaregulirung nicht im Wege, die beiderseitigen Regierungen seien bereit, sich mit der Frage zu beschäftigen und die Vorberathungen zu beginnen, es wäre indessen eine große Illusion, zu glauben, daß die Frage in kurzer Zeit zu lösen sei.
Großbritannien und Irland. London, 29. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson auf eine bezüg⸗ liche Anfrage: die Regierung beobachte in dem Bürger⸗ kriege auf Samoa Neutralität. Der englische Konsul sei angewiesen, seine Intervention auf den Schutz der Person und des Eigenthums englischer Unterthanen zu beschränken. Er könne nicht sagen, welche Mittel die Vertragsmächte zur Herstellung der Ordnung, die England zu fördern wünsche, zu adoptiren geneigt seien. Der erste Lord des Schatzes, Smith, erkläcte: eine Verstärkung der Okkupations⸗ Armee in Egypten sei in Folge der gleneg englischer Truppen nach Suakim nicht erforderlich. — Das Unter⸗ haus nahm die irische EEööö“ nebst den von der Regierung genehmigten Zusatzanträgen in dritter Lesung mit 202 gegen 140 Stimmen an und erledigte sodann in der Einzeldebatte die Novelle zum Pategt⸗, Muster⸗ und Markenschutzgesetz. “ 8
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Bei der Wahl eines Unterhausmitgliedes für den Wahlbezirk Holborn (im Stadtgebiet London) an Stelle des verstorbenen Konservativen Duncan wurde der Konservative Gainsford Bruce mit 4398 Stimmen gewählt; der Gladsto⸗ nianer Earl von Compton erhielt 3433 Stimmen.
Frankreich. Paris, 28. November. (Fr. C.) Der Senat genehmigte gestern im Dringlichkeitswege den zwischen Frankreich und China geschlossenen Handelsvertrag und einigte sich dann noch über einige Zusätze zu dem Gesetz, betreffend die Betheiligung der Gewerk⸗Syndikate an städtischen Arbeiten. — Die Union républicaine des Senats beschloß gestern, am 2. Dezember war einen Kranz für das Grab Baudin'’s zu spenden, sich aber nicht an der Straßenkundgebung, welche unter der Leitung des Pariser Gemeinderaths in Scene gesetzt wird, zu betheiligen. 8
— 29. November. (W. T. B.) Wie in parlamentarischen Kreisen verlautet, würde der Kriegs⸗Minister de Frey⸗ cinet in der Kammer den Antrag stellen, in der nächsten Woche das außerordentliche Budget für das Kriegs⸗ Ministerium zu berathen, da er im Interesse des regel⸗ mäßigen Fortganges der Verwaltung die Votirung desselben vor dem 31. Dezember d. J. als unumgänglich nothwendig betrachte. Die noch auszuführenden Arbeiten würden die Summe von 500 Millionen erfordern. 1
In der heutigen Sitzung der Dep utirtenkammer theilte der Präfident Méline den ihm von dem Justiz⸗Minister übermittelten Antrag mit, in welchem die Genehmigung der gerichtlichen Verfolgung Numa Gilly's nach⸗ gesucht wird. Der Antrag wurde an die Bureaux verwiesen, welche denselben morgen berathen werden. Hierauf wurde die Budgetberathung fortgesetzt und genehmigte die Kammer das Budget des Handels⸗Ministeriums. Im Laufe der Debatte hatte Hanotaux mit Rücksicht auf die Erneuerung der Handelsverträge beantragt, die Regierung möge eine Engquste über die kommerzielle Lage Frankreichs eröffnen. Der Handels⸗Minister erwiderte, die Regierung werde dem Parlament zu geeigneter Zeit alle erforderlichen Schriftstücke unterbreiten.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. November. (W. T. B.) Einem heute veröffentlichten Tagesbefehl des Kriegs⸗Ministers zufolge ist zur Bildung der Verwaltung des 16. Armee⸗Corps die aufzulösende Verwaltung des zweiten kaukasischen Armee⸗Corps zu verwenden. Die Verwaltung des 17. Armee⸗Corps ist neu zu bilden. Die im Kaukasus verbleibenden Truppen des aufzulösenden zweiten kaukasischen Armee⸗Corps werden dem Kommandirenden der Truppen des kaukasischen Militär⸗ bezirks direkt unterstellt.
Italien. Rom, 29. November. (W. T. B.) Der hiesige spanische Gesandte, Graf Rascon, überreichte heute dem König sein Abberufungsschreiben.
Spanien. Madrid, 29. November. (W. T. B.) In einer gestern stattgehabten Versammlung der Ma⸗ jorität der Deputirten, welcher mit Ausnahme des Kriegs⸗Ministers alle Minister beiwohnten, kündigte der Minister⸗Präsident Sagasta an, daß die Regierung einen Entwurf, betreffend die Einführung des allgemeinen Stimmrechts, einbringen werde. Sagasta forderte die Liberasen auf, einig zu bleiben, drückte sein Bedauern über die feindseligen Kundgebungen gegen Cänovas del Castillo aus und ersuchte die Konservativen im Interesse des Friedens des Landes um Mäßigung.
Schweiz. Bern, 29. November. (Bund.) Zur Leichen⸗ feier sind die Mitglieder der Bundesversammlung, des Bundesraths, des Bundesgerichts, das diplomatische Corps, die Kantonsregierungen u. s. w. eingeladen worden. Von allen Seiten langen offizielle und private Beileidsbezeigungen beim Bundesrath und bei der hinterbliebenen Familie Herten⸗ stein ein, welcher heute früh die Gemeindebehörde von Winter⸗ 88 telegraphisch eine Ruhestätte für den heimgegangenen
undes⸗Präsidenten angeboten hat. Das Angebot mußte mit Dank abgelehnt werden, da Hertenstein auf dem Bremgarten⸗ sentof⸗ in Bern beerdigt werden soll. Die Leichenfeier cheint Proportionen annehmen zu wollen, wie solche vielleicht bisher in der Bundesstadt noch nicht erlebt worden sind.
Rumänien. Bukarest, 29. November. (W. T. B.) Die Regierung hat beschlossen, den Posten eines rumä⸗ nischen Kommissars bei der europäischen Donau⸗ kommission, welcher früher von einem jährlich hierzu ernannten Legations⸗Sekretär wahrgenommen wurde, aufzu⸗ heben. — Die Königin von Serbien ist gestern nach Fassh abgereist, von wo sie sich nach kurzem Aufenthalt nach Yarka begiebt. — In Sinaia wurde gestern der Königliche Marstall durch eine Feuersbrunst zerstört.
Serbien. Belgrad, 29. November. (W. T. B.) Das amtliche Blatt wird morgen die Liste der auf Vorschlag der drei Parteien ernannten Wahlkommissäre veröffent⸗ ichen.
DBZeitungsstimmen.
Die „Wiesbadener Presse“ schreibt:
Vor sieben Jahren — am 17. November 1881 verkündete
die Botschaft Kaiser Wilhelm's I., welche das soziale Programm des
großen Kaisers enthält, es als Aufgabe der Zukunft, daß die Heilung der sozialen Schäden nicht nur im Wege der Revpression sozial⸗ demokratischer Ausschreitungen, sondern gleichmäßig auf dem der positiven Förderung des Wohls der Arbeiter gesucht werden müsse. „Für die Hülfsbedürftigen größere Sicherheit und Ergiebigkeit des Beistandes, auf welchen sie Anspruch haben“, — so faßte der Kaiser die Aufgabe des Staats auf diesem Gebiete zusammen, und indem er die Unfall, und Krankenversicherung als nächstliegendes Ziel bezeichnete, fügte er hinzu: „Aber auch Diejenigen, welche durch Alter und In⸗ validität erwerbsunfähig werden, haben der Gesammtheit gegenuüber einen begründeten Anspruch auf ein höheres Maß staatlicher Fürsorge, als ihnen bisher hat zu Theil werden können. Für diese Fürsorge die rechten Mittel und Wege zu finden, ist eine schwierige, aber auch eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens, welches auf den sitt⸗ lichen Fundamenten des christlichen Volkslebens steht.“
Dem großen Kaiser ist es nicht vergönnt gewesen, jenes Ziel, welches er sich in weiter Ferne steckte, zu erreichen. Aber den Weg hierzu hat er gezeigt und er hat auch gesehen, daß wir dem Ziele Schritt für Schritt näher kamen. Schwer war der Anfang. Zwar gab es zur Beseitigung der Schädigungen, welche nicht nur dem Ar⸗ beiter, sondern auch der Gesammtheit aus der Erwerbsunfähigkeit der Arbeiter erwachsen, schon längst Hülfs⸗ und Krankenkassen aller Art, und in gewissen Betrieben war für den Arbeiter auch durch das Haftpflichtgesetz gesorgt. Indeß die Benutzung der Hülfs⸗ und Kra
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nken⸗
kassen war, weil sie in das Belieben der Arbeiter gestellt war, nur eine mäßige, die Errichtung von Hülfskassen war in das Belieben der Gemeinden geslellt, so daß weder ihre Zahl noch ihre Einrichtungen dem vorhandenen Bedürfniß entsprachen; ferner führte das Haftpflicht⸗ gesetz, weil es die Schadenersatzpflicht des Unternehmers von ein⸗ schränkenden Bedingungen abhängig machte, zu zeitraubenden und kost⸗ spieligen Prozessen, zu deren Vermeidung der Arbeiter sich oft mit kläglichen Abfindungssummen zufrieden gab, und die privaten Ver⸗ sicherungsanstalten machten die Auszahlung der Versicherung von Be⸗ dingungen abhängig, deren Last gewöhnlich auf die Arbeiter fiel. Eine allgemeine Versicherung gegen Krankheit und Unfälle und noch weniger gegen die Folgen von Alter und Invalidität. gab es nicht, die große Mehrzabl der Arbeiter hatte für diese Wechselfälle des Lebens keinen Schutz und verfiel der Armenpflege. Hier war eine wirksame Abhülfe nur möglich durch Aufstellung neuer Grund⸗ sätze über die Pflichten der Gemeinschaft gegenüber den Hülfsbedürfti⸗ gen; dem sozialen Uebel dieser Verhältnisse konnte wirksam nur ge⸗ steuert werden durch Einführung eines Versicherungszwangs für die Arbeiter, durch Auferlegung von Opfern auf die Schultern der Arbeit⸗ geber, durch Beseitigung des Prozeßverfahrens über die Frage der Schuld an Unfällen und durch Anerkennung eines rechtlichen Anspruchs der Arbeiter auf bestimmte Leistungen. Auf diesen neuen, mit der bisherigen liberalen Wirthschaftstheorie brechenden Grundsätzen wurde unter Kaiser Wilhelm's Regierung Stein auf Stein zu einer So⸗ zialreform aufgebaut: das Krankenkassengesetz vom 15. Juni 1883 seßte eine ä, von einem Drittel für die Arbeit⸗ se eer, von zwei Dritteln für die Arbeiter fest; am 6. Juli 1884 olgte das Unfallversicherungsgesetz mit seinen Ausdehnungen auf die Verkehrsbetriebe (28. Mai 1885), auf land⸗ und forstwirthschaftliche Arbeiter (5. Mai 1886), auf die bei Regiebauten und auf Seeschiffen beschäftigten Personen (im Jahre 1887), wodurch insgesammt 10 ½ Mil⸗ lionen Arbeiter versichert wurden; in dieser Versicherung ist der Ar⸗ beiter von jeder Beitragspflicht befreit. Der Kaiser sah noch die Grundzüge der Alters⸗ und Invalidenversicherung zu einem gewissen Abschluß gebracht, als er aus dieser Zeitlichkeit abberufen wurde.
Nunmehr ist der Gesetzentwurf über die Alters⸗ und Invaliden⸗ versicherung dem Reichstage vorgelegt. Wie unserem Kaiser, so wird es auch dem Reichstage und dem ganzen Volke ein theures Vermächtniß des großen Kaisers sein, das von ihm gesteckte Ziel als⸗ bald zu erreichen. 8 9
Auch dieser Entwurf beruht auf den Grundsätzen des Versiche⸗ rungszwanges und der Auferlegung von Opfern auf die Schultern Anderer. Aber die Lasten, welche zur Sicherstellung der Arbeiter auf diesem Gebiete aufgebracht werden müssen — es handelt sich dabei um etwa 12 Millionen Arbeiter — sind so große, daß hierfür neben den Arbeitern nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Reichsgemein⸗ schaft herangezogen werden muß. Dieses Opfer ist der Zweck, dem Ar⸗ beiter für seinen Lebensabend oder für dauernde Erwerbsunfähigkeit eine Sicherheit der Existenz zu schaffen, gewiß werth. Im Einzelnen wird es schwere Arbeit machen, die Organisation möglichst praktisch und einwandsfrei zu gestalten, aber der Reichstag wird vor dieser Arbeit nicht zurückschrecken dürfen, weil es sich hierbei um eine der höchsten Aufgaben jedes Gemeinwesens“, um ein Ziel handelt, welches — Dank der Wirkung, welche die sozialreformatorischen Grundsätze schon jetzt auf die Ueberzeugungen Aller geübt haben — von aller Welt als gut, nützlich und nothwendig anerkannt wird.
— In einem Artikel der „Magdeburgischen Zei⸗ tung“ über die erste Lesung des Etats heißt es:
Gegenüber der wegwerfenden Art, mit der sich Hr. Liebknecht über unsere Sozialreform ausgelassen, hat Hr. von Boetticher große Anstrengungen gemacht, um den Nachweis zu führen, um wie viel besser jetzt unsere Arbeiterwelt gegen frühere Jahre gestellt sei. Wir unterschreiben seine Ausführungen gern. Es ist eine Thatsache, daß jetzt bereits, wo der Abschluß der Sozialreform noch aussteht
und wo auch die Kranken⸗ und Unfallversicherung noch nicht auf
alle Arbeiter ausgedehnt ist, doch der weitaus größte Theil unserer arbeitenden Bevölkerung sich in Krankheits⸗ und Unglücks⸗ fällen in einer Lage befindet, in der sie nichts von der Noth und dem Elend zu befürchten hat, denen sie früher sich bei Zufällen dieser Art fast rettungslos preisgegeben sah. Das ist überzeugend für Jeder⸗ mann, nur für die sozialistischen Agitatoren nicht, denn sie dürfen sich nicht überzeugen lassen, wenn sie nicht den Ast, auf dem sie sitzen, absägen wollen.
Daher ihre verächtlichen Bemerkungen über die Sozialreform, daher ihre Anstrengungen, dem Volk den Glauben an eine beständige Steigerung der Noth und des Elends beizubringen. Denn sie sagen sich, und von ihrem Standpunkt aus gewiß mit Recht, daß nur ein von seiner Hoffnungslosigkeit überzeugtes, an sich selbst und an der Möglichkeit seiner Rettung verzweifelndes Volk sich bereit finden lassen wird, den sozialistischen Irrlichtern auf ihrem Wege zu dem angeblich so schönen Zukunftsstaat zu folgen, welcher in Wahrheit aber nichts ist als ein Chaos von Elend und Verzweiflung.
Eben darum aber wird sich Niemand durch die wegwerfende Kritik, die von den sozialistischen Agitatoren an den sozialpolitischen Reformen ausgeübt wird, irre führen laffen. Im Gegentheil, je schlechter dieselben von diesen Bemühungen sprechen, um so mehr können wir uns überzeugt halten, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Um so mehr aber sollten wir uns, wie Hr. von Bennigsen sehr mit Recht vepesbob⸗ beeilen, den erstrebten Abschluß des Reformwerks herbei⸗ zuführen.
Erst dann wird die Wirkung desselben voll zu Tage treten, dann auch erst sich zeigen können, ob die Sozialdemokratie den eroberten Boden noch immer behauptet und weiter zu behaupten im Stande ist.
— Die „Deutsche volkswirthschaftliche Cor⸗ respondenz“ führt aus:
Da der Taback in allen Staaten das Objekt einer mehr oder weniger bedeutenden Verbrauchsbesteuerung in der einen oder anderen Form und Erhebungteart bildet, so liegt ein sehr lohnendes Iateresse sowohl für den Schleichhandel als für falsche Deklarationen vor, so⸗ daß die offiziellen Handelsausweise selbst niemals ein ganz vollstän⸗ diges, sondern nur ein annähernd vergleichbares Bild der Thatsachen liefern können. In ähnlicher Weise leiden auch die Angaben über die Ausdehnung der Pflanzungsgebiete an einer mehr oder weniger großen Ungenauigkeit, sodaß auch die mit Taback angepflanzte Flaͤche und die Produktion nur bedingungeweise einer vergleichen⸗ den Zusammenstellung als Grundlage dienen können, wenn auch in denjenigen Ländern, in welchen die mit Taback bepflanzte Fläche für die Besteuerungsart in Frage kommt, wie in Deutschland, eine genaue Festsetzung dieser Fläche aus steuerfiskalischen Gründen gewähr⸗ leistet erscheint. 8
Günstiger liegen diese Verhältnisse bezüglich eines internationalen Vergleichs jedoch, wenn man die europäischen Staaten allein be⸗ trachtet, da, wenn auch nicht in allen, so doch in der Mehrzahl der⸗ selben, wie über den Anbau von Feldfrüchten, so auch über den Taback⸗ bau und dessen Produktion hinreichend genaue Angaben ermittelt sind.
Wir lassen die die Tabackerzeugung betreffenden Angaben zum Theil
auf Grund der betreffenden offiziellen Quellen, zum Theil nach den Angaben von Neumann⸗Spallart (Uebersichten der Weltwirth⸗ schaft, 1887) hier folgen: “ f
Die Erzeugung von Rohtaback betrug
im Jahre in 1885 Oesterreich⸗Ungarn 1885 Rußland. 1887/88 dem Deutschen Reich. 18824 Frankreich. Griechenland Italien Belgien Rumänien . den Niederlanden. Bulgarien. der Schweiz. Serbien.
1881 10 226 000 ℳ und 1887 11 057 000 ℳ
1 Während Deutschlands Produktion also nur die Hälfte derjenigen
Oesterreich⸗Ungarns ausmacht und auch hinter derjenigen Rußlands
noch wesentlich zurücksteht, übertrifft sie diejenige Frankreichs um weit mehr als das Doppelte, diejenige Italiens um mehr als das Sechs⸗ fache und die Belgiens um fast das Zehnfache. Im Uebrigen ergiebt sich, daß das Tabacksmonopol in den Staaten, wo es existirt, auf die Tabackproduktion keinen nachtheiligen Einfluß ausgeübt hat; im Gegentheil steht dasjenige Land, in welchem das Tabacksmonopol des Staats am längsten, nämlich seit den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts existirt, Oesterreich⸗Ungarn, in der Produktion allen übrigen Staaten voran, und Frankreich, welches sich der Segnungen des Monopols auch bereits seit 70 Jahren erfreut, zeigt eine relativ viel größere Tabackproduktion als viele andere Länder.
nun noch die in Deutschland mit Taback angepflanzte Fläche anlangt, so ist dieselbe nach einem Rückgange seit dem Anfange dieses Jahrzehnts neuerdings wieder im Steigen begriffen, wie aus nach⸗ stehbenden Zahlen bemaergeht. . betrug der Flä exinhalt der mit Taback bepflanzten Grund⸗
im Erntejahr“ Hektar Hektar 27 248 1959 22 243 1886/87 19 843 1883/84 1887/88 21 465 1884/85 8
22 068 Es folgt hieraus, daß die letzte Steuererhöhung auf den Taback⸗
m Erntejahr 1 1885/86 1882/83
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bau in Deutschland zunächst abschreckend gewirkt hat, daß neuerdings
diese Abneigung als überwunden betrachtet und eine weitere Zunahme der Tabackproduktion erwartet werden kann Im Uebrigen hat die Einfuhr von Rohtaback in das deutsche Zollgebiet trotz der Zoll⸗ erhöhung im Jahre 1880 von 26 454 000 ℳ im Jahre 1881 auf 64 665 000 ℳ im Jahre 1887 zugenommen, diejenige von Taback⸗ fabrikaten hat sich dagegen nur wenig verändert, sie betrug im Jahre
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage von Lipsius und Tischer zu Kiel und Leipzig ist soeben erschienen: „Geschichte der Kaiserlich deutschen Kriegsmarine in Denkwürdigkeiten von allgemeinem Interesse“ von A. Tesdorpf, Korrvetten⸗Kapitän z. D. und Bibliothekar an der Marine⸗Akademie und Schule. (Pr. 4 ℳ, elegant
ebunden 5 ℳ) — Zu dem vorliegenden Werke, welches mit Höchster tehmigung Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich von Preußen gewidmet ist, hat sich der Verfasser durch wiederholte An⸗ regung Seitens seiner Kameraden, sowie durch die ihm zahlreich zu⸗ gebenden Anfragen aus Armeekreisen nach einer „Geschichte der Marine“, welche bisher nur in Bruchstücken existirte, veranlaßt ge⸗ sehen. Ohne auf die großen organisatorischen Schöpfungen und ihre Veränderungen innerhalb der Marine einzugehen, weil diese ja auch weiteren Kreisen durch die aus⸗ führlichen Dienst⸗Reglements zugänglich gemacht sind, ver⸗ öffentlicht der Verfasser, gestützt auf ein reichhaltiges Material aus der gesammten Marine⸗Literatur — Manufkripte aus der Bibliothek des Hochseligen Prinzen Adalbert, alte Schiffsbiographien, Verordnungsblätter, Denkschriften, Tagebücher, authentische Zeitungs⸗ berichte ꝛc. — in rein sachlicher Weise Marinedenkwürdigkeiten von allgemeinem Interesse. Kurz und prägnant, gleichwohl in gefälliger, ansprechender Form werden uns in den einzelnen Abschnitten die Hauptepochen der Entwickelung unserer Marine vorgeführt. Der Verfasser hat selbstverständlich nicht unterlassen, die allerersten, einer 200 Jahre zurückliegenden Zeit angehörigen Versuche zur Gründung einer kurbrandenburgischen Marine in den Kreis seiner Darstellung miteinzubeziehen. Sein Buch beginnt in dem ersten, die eigentliche Vorgeschichte unserer gegenwärtigen Marine umfassenden Abschnitt mit der „Brandenburg⸗Preußischen Kriegsmarine 1675 — 1761“, es folgt dann der Versuch zur Gründung einer deutschen Reichsmarine in der nationalen Sturm⸗ und Drang⸗ periode von 1848—1851, und ein besonderes Kapitel ist schließlich der ehemaligen schleswig⸗holsteinischen Marine, 1848— 1851, gewidmet. — Der zweite Abschnitt führt uns aus dem engeren Rahmen der Gründungsversuche in die Epoche der thatsächlichen Gründung der preußischen, jetzt deutschen Marine hinein. In diesem, wie auch schon in Theilen des vorhergehenden Abschnitts tritt in prägnanter Weise die Wirksamkeit des Prinzen Adalbert für die Entwickelung unserer Marine hervor. — Im dritten Abschnitt werden die einzelnen Perioden des Ausbaues der Marine unter dem General resp. späteren Admiral von Stosch (1872 — 1883) in ausführlichen Darstellungen mitgetheilt, während der vierte und letzte Abschnitt die Weiterentwickelung der Marine, ihre Thätigkeit bei den Kolonialerwerbungen ꝛc. unter dem Chef der Admiralität, General⸗Lieutenant von Caprivi, umfaßt. — Vorstehende Skizzirung des Inhalts läßt erkennen, ein wie reichhaltiges Material zur Kenntniß des Werdens und Gedeihens der deutschen Marine in dem Werk enthalten ist, das zweifellos in den weitesten Kreisen, und keineswegs nur in der Marine selbst, dem lebhaftesten Interesse begegnen wird. Dazu ist die typo⸗ graphische und sonstige Ausstattung des Werks eine des Gegenstands würdige. Die Porträts Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen Adalbert und des Prinzen Heinrich schmücken das Buch in seinem Ein⸗ gang; eine Flaggentafel im Anhang, eine Gedenktafel der seit Be⸗ stehen der Marine im Dienst des Vaterlandes verunglückten Offizi ere und Kadetten, eine Nachweisung der Seereisen der Schiffe, sowie des Schiffsbestandes der Flotte und eine die sämmtlichen deutschen Kolonial⸗ erwerbungen wiedergebende Uebersichtskarte, als besonders werthvolle Beigabe, vervollständigen das Werk.
— Jabresberichte der Geschichtswissenschaft, im Auftrage der Historischen Gesellschaft zu Berlin herausgegeben von J. Jast row. VII. und VIII. Jahrgang, 1884 und 1885. Berlin, R. Gärtner’'s Verlagsbuchhandlung (Hermann Hexyfelder) SW., Schönebergerstraße 26. — Die Leitung dieser „Jahresberichte“ ist mit dem VII. Bande in die Hände des Dozenten an der biesigen Uni⸗ versität, Dr. J. Jastrow, übergegangen, die ursprünglich aus drei Mitgliedern zusammengesetzte Redaktion also nunmehr auf einen Herausgeber beschränkt worden. Trotz der vermehrten Arbeitslast ist der Genannte mit Hülfe seiner Zuhörer dennoch im Stande gewesen, dem Wunsch nach schnellerem Erscheinen der „Jahresberichte“ wiederum mit einer Beschleunigung von einigen Monaten nachzukommen. Die „Jahresberichte der Geschichtswissenschaft“, begründet im Auftrage der „Historischen Gesellschaft zu Berlin“ und unterstützt von dem Mini⸗ stermum der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, sind bekanntlich dazu bestimmt, dem Forscher wie dem Geschichtsfreunde die Möglichkeit in geben, in kurzem Ueberblick sich über Alles zu orientiren, was im Laufe des Jahres über einen beliedigen Theil der Geschichtswissenschaft erschienen ist, und ihn zuͤgleich in die Lage zu setzen, das Wichtige vor Unwichtigen leicht unterscheiden zu können. Besonders haben die „Jahresberichte“ seit ihrer Begründung gegen⸗ über der herrschenden Neigung zur Entfremdung zwischen den ver⸗ schiedenen Gebieten der Geschichtswissenschaft deren Zusammengehörig⸗ keit betont. Die Studien über das Alterthum aber sind gegenwärtig nach den beiden großen Gebietsgruppen der orientalischen und der klassischen Sprachen vollständig auseinandergefallen. Diese Trennung hat die Schwierigkeiten einer fortlaufenden Orientirung nur noch erhöht. Ferner ist es der großen Mehrzahl der
eutigen deutschen Historiker, welche ihre Fachstudien der Geschichte des eigenen Vaterlandes in Mittelalter und Neu⸗ zeit widmen, schon fast zur Gewohnheit geworden, die Geschichte des Alterthums ganz bei Seite zu lassen. Demgegenüber verdient es gewiß Anerkennung, daß die „Jahresberichte“ als einziges wissen⸗ schaftliches Unternehmen in Deutschland es sich noch angelegen sein lassen, die Literatur über das gesammte Alterthum von den ersten Anfängen der egyptischen bis zur vollen Ausbildung der griechisch⸗ romischen Kultur einerseits in ihrem vollen Umfange zu verfolgen und sie andererseits gerade im Zusammenhange mit der Gesammtgeschichte auch denjenigen Historikern vor Augen zu führen, denen sie sonst nur allzu fern bleibt. Die Abtheilungen „Mittelalter“ und „Neuzeit erscheinen in dem gewohnten Umfange. Die Berichterstattung über
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gesalzenem Schweinefleisch, sowie von ungeschmolzenem Fett
den skandinavischen Norden ist im Begriff, das Versäumte nachzu⸗
iel immer näher gebracht werden. Dasselbe gilt von Frankreich. öhmen, Ungarn, Belgien, Italien, Spanien und Nord⸗Amerika halten mit der deutschen Berichterstattung jetzt gleichen Schritt. Dem VII, ist der VIII. Jahrgang schnell gefolgt. Auch in soll der Druck eines Bandes wegen des Fehlens einzelner Kapitel nicht mehr verzögert werden, womit die Redaktion gewif⸗ den -en der zahlreichen Freunde des Unternehmens ent⸗ gegenkommt.
— Das „Politische Gedenkbuch“ Heft 2, welches soeben aus Anlaß der Reichstags⸗Eröffnung im Verlage von Max Schild⸗ berger in Berlin erschienen ist (Preis 60 ₰) enthält u. A. den denk⸗ würdigen Briefwechsel betreffend die Verabschiedung des General⸗ A challs Grafen von Moltke, — die letztwilligen Aufzeichnungen
aiser Wilhelm's I, —. die Trinksprüche Kaiser Wilhelm's II. und seiner hohen Gastgeber, — die Ansprachen Kaiser Wilhelm's in Frank⸗ furt a. O., Sonnenburg und Berlin, — die Adresse des preußischen Episkopats nebst Antwortschreiben Kaiser Wilhelm's — und endlich die Thronrede bei Eröffnung des Reichstages am 22. November. Gleich dem ersten Heft dieser vornehm ausgestatteten Broschüren ist auch dieses der weitesten Verbreitung werth und würdig, oft zu Rathe gezogen zu werden. 3
— Volk und Schauspiel“., Von Hermann Freiherr von Maltzan. Berlin 1888. Verlag von Walther u. Apolant. — Der Beifall, den der in Nr. 31 des „Deutschen Wochenblattes“ er⸗ schienene Aufsatz „Volk und Schauspiel“ in weiteren Kreisen fand, hat die Veranlassung zur Veranstaltung der vorliegenden Sonder⸗ ausgabe gegeben, in deren Vorwort der Verfasser die Ziele feststellt, welche die in Aussicht genommene Gesellschaft zur Begründung deutscher Volksbühnen im Auge zu behalten hat. — Inhaltsangabe: Einleitung. — Die Schauspielkunst ist eine nationale Kunst. — Aufgaben der Bühne. — Lösen unsere heutigen Bühnen diese Auf⸗ saben? — Nothwendigkeit der Begründung neuer Bühnen.
—— 8u den beliebten Verlagshandlungen, welche es sich angelegen sein lassen, den Weihnachtstisch unserer Jugend mit hübschen Büchern zu versorgen, gehört der Verlag von Carl Flemming in Glogau, dem die Kinderwelt so manche erfreuliche Gabe verdankt. Mit Ver⸗ gnügen begrüßen die heranwachsenden Töchter ein regelmäßig zur Weihnachtszeit wiederkehrendes Buch, das nun durch eine Reihe von Jahren ein gern gesehener Gast geworden ist; wir meinen das „Töchter⸗Album“, herausgegeben von Thekla von Gumpert, Unterhaltungen im häuslichen Kreise zur Bildung des Verstandes und Gemüths der heranwachsenden weiblichen Jugend. Unter Mitwirkung von Marie Bürckner, Wilhelm Hoppe, Seminarlehrer Hummel, W. Lackowitz, Sophie von Keller, Elisabeth Klee, Editha von Kleist, Marie von Lindeman, Marie Petzel, Minna Petzel, Eduard Rüdiger, Pauline Schanz, Emma Schöne, Agathe Schöne u. a. Mit 20 Bil⸗ dern, 1 Karte und 12 Holzschnitten von Prof. H. Bürkner, W. Clau⸗ dius, Prof. Alfr. Diethe, B. Mühlig, E. Limmer u. A. Das Album liegt nun schon im 34. Bande vor. Dasselbe stellt sich seinen Vorgängern aus früheren Jahren ebenbürtig zur Seite, sowohl was den Inhalt wie die Ausstattung betrifft, und wird Denjenigen, welche es zum Geschenk erhalten, wieder eine angenehme Unterhaltung und viel Belehrung bringen. Ein anderes Werkchen, das gleichfalls zu den regelrecht wiederkommenden Er⸗ scheinungen gehört und wie das Töchter⸗Album stets auf eine freund⸗ liche Aufnahme rechnen darf, ist Herzblättchens Zeitvertreib“. Unterhaltungen für kleine Knaben und Mädchen zur Herzensbildung und Entwicklung der Begriffe. Herausgegeben von Thekla von Gumpert. Mit 22 Bildern und 21 Holzschnitten von H. Bürkner, W. Claudius, A. Diethe, E. Limmer, B. Mühlig, E. Voigt u. a. Auch von diesem Werk ist die Zahl der Bände mit dem vorliegenden auf den 33. geftiegen, ein Beweis, daß es die Beliebtheit nicht ein⸗ gebüßt hat und sich wohl noch recht lange bewahren wird. Ein anderes Buch für kleine Kinder von derselben Verfasserin betitelt sich: „Die Herzblättchen“ und bringt Erzählungen aus dem Familienleben in der Natur für kleine Kinder. Dasselbe erscheint gegenwärtig in achter Auflage. b .
Eine in Kinderkreisen aus Märchensammlungen wohlbekannte Erzählerin ist Rosalie Koch. Es ist ein dankenswerthes Unter⸗ nehmen von der 11 Klotilde Haacke, sie von den „Märchen und Sagen“ derselben eine neue Ausgabe veranstaltet hat; sie hat den Kleinen damit einen großen Gefallen erwiesen. Das hübsch ausgestattete Bändchen ist mit sechs Bildern in Farben⸗ druck von Rudolf Geißler geschmückt und trägt ein hübsches Titelblatt.
„An der Schwelle des Lebens“ betitelt Marie Erd⸗ mann zwei Bände, in denen sie eine Sammlung von Novellen für junge Mädchen bringt, die sich des Beifalls der Leserinnen wohl zu erfreuen haben werden; sie eignen sich trefflich zu Geschenken.
Die gewaltige Zeit des deutsch⸗französischen Krieges vergegen⸗ wärtigt uns der beliebte Jugendschriftsteller Gustap Höcker in einem stattlichen Bande, betitelt: 1870 und 1871. Zwei Jahre deutschen Heldenthums“. Mit 112 Bildern von W. Camp⸗ hausen, C. Horn, Chr. Sell u. A. und 4 Karten. Der Umstand, daß dies Werk bereits die zweite Auflage erlebt, ist der beste Beweis dafür, daß es diejenige Verbreitung gefunden hat, welche es wegen seines gediegenen und patriotischen Inhalts verdient. Die heran⸗ wachsende männliche Jugend wird sich aus diesem Buch leicht und angenehm über die wichtigste Periode unserer neuesten vaterländischen Geschichte unterrichten können. 8
Das Bild eines unserer berühmtesten Strategen führt uns Fed or von Köppen vor in dem Buch: „Helmuth von Moltke.“ Ein Lebensbild für das deutsche Volk, insbesondere für die deutsche Jugend. Mit Stahlstichporträt von Professor H. Bürkner. Das vorliegende Werk bedarf wohl kaum weiterer Empfeblung, es richtet sich an das patriotische Gefühl unseres Volkes und unserer Jugend und wird dem⸗ gemäß von Allen willkommen geheißen werden. Derselbe Ver⸗ fasser hat sich im Verein mit dem Illustrator Richard Knötel ein anerkennenswerthes Verdienst erworben, indem er zum Gegenstand der Schilderung machte: „Preußens Heer in Wort und Bild“. Von der Gründung des branden⸗ burgischen Heeres bis zum Aufbau der Kriegsmacht des Deutschen Reichs. 1619 — 1889. Mit 36 Bildern in Farbendruck und 35 Vignetten. Bei dem Interesse, welches hbeutzutage die Armee in Anspruch nimmt, muß ein Werk willkommen geheißen werden, welches uns die Entwickelung derselben von ihrem Anfang an, ihre ruhmvolle Geschichte und ibre jetzige Bedeutung vor Augen führt. Wort und Bild vereinigen sich hier trefflich und veranschaulichen in ausgezeichneter Weise das Wesen des preußischen Heeres. Die Illustrationen sind sauber und sorgfältig gezeichnet und erfreuen durch ihre große Mannigfaltigkeit. Auch dieses Werk wird, wie alle eben aufgeführten, eine Zierde jedes Weihnachtstisches bilden. Die hoch⸗ elegante Ausstattung, welche die Verlagshandlung allen von ihr heraus⸗ gegebenen Büchern gegeben hat, dient diesen zur Empfehlung und sichert ihr selbst die Anerkennung aller Freunde einer gediegenen, das Nützliche mit dem Schönen verbindenden Literatur. Sämmtliche Werke seien daher allen Denen auf das Beste empfohlen, welche um ein passendes Weihnachtsgeschenk für die JIugend in sein sollten 8
holen und soll diesem
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Portugal.
Durch eine unterm 20. November 1888 im „Diario do Governo“ veröffentlichte Verfügung des Königlichen portugiesischen Ministeriums des Innern werden die Insel Palma seit dem 25. Oktober d. J. als vom Gelbfieber „verseucht“ und die übrigen Inseln des Canarischen Archipels seit demselben Tage als derselben Krankheit „verdächtig
erklärt. Niederlande.
Durch Verordnung der Königlich niederländischen Minister des Innern und der Finanzen vom 27./30. Oktober d. J. ist von dem Verbot der Ein⸗ und Durchfuhr von Schweinen, von frischem und
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Klauen,
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EEE11“ 8 Mist und d („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 229 vom 7. September d. J.) Dispensation ertheilt für Schweine (höchstens zwei) und für Fleischwaaren der ge⸗ dachten Art, welche: 1 8
a. auf in den Niederlanden einlaufenden Schiffen und Flö zum eigenen Gebrauch der darauf befindlichen Personen mitgeführt werden (höchstens 3 kg pro Person), vorausgesetzt, daß die Schweine oder Fleischwaaren nicht von dem Schiff oder
b. (böchstens 3 kg pro Person), 2 1“ gesalien und sodann getrocknet oder geräuchert sind. fuhr von Wurst muß jedoch der amtliche Nachweis geführt werden, daß dieselbe nicht gesundheitsschädlich ist.
Gekochte oder gebratene Fleischwaaren fallen nicht unter das Ein⸗ 3
erbot.
und Durchfuh
. Gewerbe und Handel.
In der gestrigen Generalversammlungl der Aktionäre der Berliner Maschinenbau⸗Aktiengesellschaft vormals L. Schwartzkopff wurde von der Verlesung des Geschäftsberichts Abstand genommen. Das ausscheidende Mitglied des Aufsichtsraths, Geheimer Rath Wm. Conrad wurde wiedergewählt und an Stelle des verstorbenen Hrn. Wilhelm Schwartzkopff wurde Geheimer Kommerzien⸗Rath Neubauer, Magdeburg, gewählt. Die auf 12 ¾ % festgesetzte Dividende gelangt vom 1. Dezember ab zur Auszahlung.
Frankfurt a. M., 29. November. (Getreidemarktbericht
von Joseph Strauß.) Die Haltung der Wochenmärkte war matt 8
und auch hier herrschte für Weizen ein außerordentlich gedrückter Ton; ab Umgegend 19 — ¼ ℳ, frei hier 19 ½ ℳ%, kurhessischer 19 ¾ ℳ, russischer und ungarischer 22 — ½ ℳ, Tendenz: Verkäufer. — Roggen bleibt flau, eine weichende Richtung innehaltend, hiesiger 16 ½ ℳ, russische Sorten 16 ℳ, Tendenz träge. — Gerste vermochte sich aus ihrem schleppenden Geschäftsgange nicht herauszuarbeiten; Wetterauer, Ried⸗ und Franken⸗Gerste 16 — ½¼ ℳ übrig, exquisit ungarische viel über Notiz, Tendenz schwach. — Für Malz wollte sich rege Nach⸗ frage noch immer nicht einstellen; die Notiz 26 ½¼ — 28 ℳ bleibt. — In Hafer überschreiten die Ankünfte den laufenden Bedarf, sodaß der S der Abschwächung zuneigt, 13 ½ — 14 ℳ bezahlt, hochfein 15 ½ ℳ —
aps ohne Notirung, Angebot fehlt; zu schätzen 29 — 31 ℳ%ℳ — Mais
(mixed) nach wie vor geschäftslos, 137510 ℳ Cours. — Abschlüsse in Chilisalpeter und Thomasphosphatmehl wurden nicht bekannt, auswärts hoch gehalten. — Mehl spielt eine untergeordnete Rolle, die Stimmung des Marktes war durchweg entschieden flau und ein Preisrückgang hat für alle Sorten, namentlich für Roggenmehl statt⸗ gefunden; die kleinen Provinzmühlen bleiben flau. — Hiesiges Weizen⸗ mehl Nr. 0 31 ½ — 33 ½ ℳ, Nr. 1 29 ½ — 31 ¼ ℳ, Nr. 2 26 ½ — 27 ½ ℳ, Nr. 3 26 — 27 ℳ, Nr. 4 21 — 22 ℳ, Nr. 5 18 — 19 ℳ, Milchbrot- und Brotmehl im Verbande 56 — 59 ℳ Nord⸗ deutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 28 ℳ Hiesiges Roggenmehl Nr. 0 25 ½ — 26 ℳ, Nr. 0/1 23 ½ — 24 ℳ, Nr. 1 21 ½ — 22 ℳ, Nr. 2 18 —- 19 ℳ — Roggenkleie 41 —5 ℳ, Weizenkleie 4 ½ ℳ, Spelzspreu 2 ℳ, Malzkeime 4,80 ℳ (Sämmtliche Artikel bei Abnahme von 200 Ctrn. an.) — Rüböl im Detail 67 ℳ
Aachen, 30, November. (W. T. B.) In der außerordentlichen Generalversammlung der Aachener Diskonto⸗Gesellschaft wurde der Antrag des Aufsichtsraths auf Herabsetzung des Aktien⸗ kapitals von 7 ½ Millionen auf 6 Millionen mit 4014 gegen 39 Stimmen angenommen. b
London, 29. November. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten. — Wollauktion. Lebhafte Betheiligung, Preise fest, behauptet.
Bradford, 29. November. (W. T. B.) Wolle ruhiger, stetig, feine Wolle fest; Garne ruhiger, Mohairgarne eher schwächer; Stoffe ruhiger.
Charleroi, 30. November. (W. T. B.) Die Gruben in Mariemont und Bascoup sind wieder im Betrieb, der Strike gilt als beendet.
onen im Auslande.
Spanien.
6. Dezember. 2 Uhr. Madrid. Finanz⸗Ministerium:
Lieferung von 400 eisernen Kassenschränken. Kaution 200 Pes⸗
Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten.
Norddeutscher Lloyd in Bremen. 8 (Letzte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.) New⸗York⸗ und Baltimore⸗Linien:
estimmung.
Bremen j 22. Nov. 24. Nov.
28. Nov.
27. Nov.
von New⸗York. von New⸗York. von New⸗York.
in New⸗York.
22. Nov. von Southampto 29. Nov. von Bremerhaven. 28. Nov. in Bremerhaven. 21. Nov. von Baltimore. Baltimore 17. Nov. von Bremerhaven. Baltimore 28. Nov. von Bremerhaven.
Brasil⸗ und La Plata⸗Linien:
Vigo, Antw., Brem.] 29. Nov. in Vigo.
Vigo, Antw, Brem.] 19. Nov. von Rio.
Antwerp., Bremen 21. Nov. St. Vincent pass.
Vigo, Antw., Brem. 17. Nov. von Buenos Aires. La Plata 11. Nov. in Montevideo. La Plata 19. Nov. in Montevideo. Brasilien 20. Nov. in Bahia. La Plata 14. Nov. Las Palmas pass. La Plata 27. Nov. von St. Vincent. Brasilien 23. Nov. von Lissabon.
Ba. Se Plata 25. Nov. von Antwerpen.
Lissabon, Brasiliens 29. Nov. von Antwerpen.
La Plata 29. Nov. Dover passirt.
Linien nach Ost⸗Asien und Australien:
Bremen 28. Nov. von Genua. Bremen 3. Nov. in 8 Ost⸗Asien 28. Nov. in Hongkong.. Ost⸗Asien . Nov. von Genua. Bremen . von Genua. Bremen . von Adelaide. Australien . in Adelaide. „Salierr. Australien . in Aden. „Hohenzollern“. Australien . von Bremerhaven.
Hamburg, 29. November. (W. T. B.) Der Postdampfer „Ascania“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von Westindien kommend, heute Lizard passirt.
Triest, 29. November. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Euterpe’ ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.
London, 29. November. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Moor' ist am Mittwoch von Capetown auf der Heimreise abge⸗ gangen und der Union⸗Dampfer „Trojan’ hat gestern Madeira auf der Ausreise passirt.
8 Theater und Mufik.
Im Koͤniglichen Schauspiel setzte Hr. 2 wurzer sein mit Erfolg be onnenes Gastspiel i
„Trave“ „Elbe“ „Lahn“. „Werra“. „Aller“. „Saale“. „America“ „Main“ „Hermann“. „Rhein“
„Gr. Bismarck“ „Ohio“ ““ „Weser“ „Leipzig“. „Baltimore“ „Straßburg“ „Berlin-. „Hannover“. „Frankfurt“. „Donau“. H1““ „Kr. Fr. Wilh.“
„Condor“
New⸗York
New⸗York
New⸗York Bremen Bremen
dampfer.
Schnell⸗
8
„Neckar“. „Sachsen“ „Preußen“ „Bayern-. „Hohenstaufen“. „Nürnberg“. „Habsburg
am vorgestrig
anderen Abfällen von Schweinen nach den Niederlanden
Floß gelöscht werden, 3 von Reisenden zum eigenen Gebrauch mitgeführt werden
Bei Ein-