1888 / 318 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Dec 1888 18:00:01 GMT) scan diff

sieben Flügel⸗Adjutanten,

13 Mittggliedern,

anwaltschaft und des Notariats im

1“ 8

elcher zugleich mit Wahrnehmung des Kammerherrndienstes

i Ihrer Ma estät der Kaiserin und Königin beauftragt ist. Die Adjutantur Sr. Majestät des Kaisers und Königs zeigt insofern eine veränderte Darstellung, als dieselbe nach Maßgabe der Allerhöchsten Kabinets Ordre vom 7. Juli 1888 in dienst⸗ thuende General⸗Adjutanten, Generale à la suite und Flügel⸗

djutanten und in solche esondert ist, welche in anderen Dienststellungen bezw. im Inaktivitäts⸗Verhältniß sich be⸗

nden. Die dienstthuende Adjutantur beschränkt sich auf zwei

eneral⸗Adjutanten, den Chef des Militärkabinets und den Kommandanten des Hauptquartiers Sr. Majestät, einen General à la suite, den Abtheilungs⸗Chef im Militärkabinet und von denen vier der Kavallerie, drei der Infanterie angehören. Eine erhebliche Anzahl von Personal⸗Veränderungen findet sich bei dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten (Auswärtiges Amt) vor, weniger beim Ministerium selbst und bei den Chefs der Missionen als in der Kategorie der Legations⸗Sekretäre, bei denen in umfangreicher Wechsel der Stellungen vorgekommen ist. Das neue Branntweinsteuergesetz vom 24. Juni 1887 und das neue Zuckersteuergesetz vom 9. Juli 1887, sowie der Zollanschluß von Hamburg und Bremen und der bisherigen preußischen Zollausschlüsse in der Provinz Hannover und den Gebieten von Bremen und Hamburg⸗Altona baben in den Bezirken der Provinzial⸗Steuer⸗Direktionen zu Magdeburg, Altona und Hannover verschiedene Organisations Verände⸗ ungen zur Folge gehabt. In Magdeburg ist ein zweites Haupt⸗Steueramt errichtet, das Haupt⸗Steueramt in Salz⸗

edel aufgehoben und dessen Bezirk an das Haupt⸗Steuer⸗ mt in Stendal überwiesen. In Schleswig⸗Holstein ist das Haupt⸗Zollamt in Ottensen aufgehoben und das Haupt⸗ Zollamt Wandsbek in ein Haupt⸗Steueramt umgewandelt; in der Provinz Hannover wurde das bisherige preußische Haupt⸗Zollamt zu Bremen aufgehoben und das Haupt⸗ e in Sebaldsbrück unter Umwandlung in ein Haupt⸗ Steueramt ohne Niederlage nach Verden verlegt. Außerdem hat die Ernennung und Anstellung einer größeren Anzahl von Ober⸗Revisoren bei den Haupt⸗Steuerämtern stattgefunden. Bei dem Ressort des Kriegs⸗Ministeriums bezw. dem der Militär⸗Oekonomie sind neu hinzugetreten die Corps⸗Be⸗ kleidungsämter, welche sich S. 148/149 aufgeführt finden. In der Provinz Hessen⸗Nassau ist die im §. 97 der Provinzial⸗

rdnung für die Provinz Hessen⸗Nassau vorbehaltene Einfüh⸗ rung des vierten und fünften Abschnitts des zweiten Titels der Provinzial⸗Ordnung vom 8. Juni 1885 für den Fon eal-eednh der Provinz Hessen⸗Nassau durch Königliche Verordnung vom 16. Dezember 1887 erfolgt. Demgemäß hat der Provin ial⸗Ausschuß, welcher nach dem Statut vom 15 /16. Dezember 1887 aus dem Vorsitzenden, ebensoviel Stellvertretern und dem Landes⸗ Direktor besteht, sich konstituirt und einen Landes⸗Direktor gewählt, worüber die näheren Angaben im Handbuche enthalten snd. In mehrfach veränderter Gestast zeigt sich der die Rheinprovinz betreffende Abschnitt. Nächdem die Provinzial⸗ Ordnung für die Rheinprovinz vom 1. Juni 1887 in Kraft etreten ist, haben die Ernennungen und Wahlen für den rovinzialrath und die Bezirksausschüsse stattgefunden; die⸗

selben finden sich bei dem Ober⸗Präsidenten und in den einzelnen Regierungsbezirken aufgeführt.

Ferner ist in Folge des Gesetzes om 13. April 1888, betreffend die Vereinigung der Rechts⸗ Geltungsbereich des Rheinischen Rechts, die nach der Rheinischen Notariats⸗

Ordnung bisher bestandene Trennung der Rechtsanwaltschaft

X

1 Zustizverwaltung übergegangen

und des Notariats aufgehoben. Die Rechtsanwälte und Notare sind demnach, wie bei den Gerichten der übrigen Provinzen, unter der gemeinschaftlichen Ueberschrift Rechtsanwälte und Notare ungetrennt angegeben. Zugleich haben die Hy⸗ vothekenämter, welche mit dem Etatsjahre 1888/89 us dem Ressort der Steuerverwaltung in das der sind, bei den einzelnen andgerichten, in deren Bezirken sie sich befinden, ihre Stellen

erhalten. Schließlich sei noch erwähnt, daß dem Kron⸗Tresor

die Benennung „Verwaltung des Königlichen Hausschatzes“

und der Kron⸗Fideikommiß⸗Kasse 1888 für das Haus der Abgeordneten gewählten

Münster,

die der „Kron⸗Kasse“ bei⸗ gelegt ist, und daß in einem Nachtrage auch die am 6. November Mitglieder och Aufnahme gefunden haben.

Der Kaiserliche Botschafter in Paris, Graf zu hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von

1 Posten fungirt der Legations⸗Rath von Schoen als interimistischer Geschäftsträger.

Der Königliche Gesandte in Oldenburg, Graf zu

Eulenburg, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub

3

auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, General⸗Major à la suité des 2. Garde⸗

Dragoner⸗Regiments und Commandeur der 3. Garde⸗Kavallerie⸗

Brigade, ist von kurzem Urlaub hierher

Dr. Thamm in Lessen,

zurückgekehrt.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Heinrichsdorff in Kolberg, Kompf

n Rakwitz, Dr. Burwinkel in Erfurt, Dr. Eggebrecht in

Hsterfeld, Dr. Overhage in Horstmar, Dr. von der Helm,

Dr. Schultze⸗Berge, Dr. Fricke und

Dr. Odenthal in Bonn,

Dr. Kappes in Köln.

Herbing, b und beabsichtigt, am 18. dess. Mts. wieder in See zu gehen.

5

8

2

merun.) S. M. Knbt. „Iltis“ 6./10. Tientsin.

richten

S. M. Aviso „Pfeil“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän ist am 16. Dezember cr. in Port Said eingetroffen

Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von

dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7.,/1. Apig. Letzte Nachricht

von dort 27./11. (Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln].) S. M. Knbt. „Eber“ 22./11. Apia. (Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln).) S. M. Kreuzer „Habicht“ 18./10. Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 1./12. Freetoon [Sierra Leone] 10./12. Chefisation: Fn⸗

ost⸗

station: Hongkong.) S. M. Fhrzg. „Loreley“ 11./9. Kon⸗

stantinopel 13./12.

16./12. (Post⸗

15./12. Smyrna

station: Konstantinopel.) S. M. Kreuzer „Möwe“ 30./6.

*

sentge Letzte Nachricht von dort 1./11. (Poststation:

asha, S. M. Kreuzer „Nautilus“ 7J./12. Kiel. oststation: Kiel.) S. M. S. „Nixe“ 7./12. Trinidad [Port of Spain] 15./12. (Poststation: St. Vincent [Kingstown)]).

S. M. S. „Olga“ 27./10. Batavia. 1./11. (Poststation:

lpia [e seln1) S. M. Av. Pfeil“ 22/14. Plr

ia [Samoa⸗Inseln].) S. M. Av. „Pfei /11. Ply⸗ 1./12. 922 Gibraltar 8./12. (Poststation: Zanzibar.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ 1./12. Gibraltar 2/12. 11./12. Port Said 12./12. (Poststation: Zanzibar.) S. M. Knubt. „Wolf“ 5./12. Canton. GPoststation: Hong⸗ kong.) Kreuzergeschwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flagg⸗ schiff), „Sophie“, „Carola“ Henaibar (Poststation: Zanzibar.) Schulgeschwader: S. S. „Stosch“ (Flag schis „Charlotte“, „Gneisenau“, „Moltke“ 2,/12. Argrost li Insel Kephalonia] 5./12. 7./12. Carystos Sse böa] 8./12. 9.,/12. Smyrna. (Poststation: bis 24./12. Smyrna, vom 25./12. ab Jaffa [Syrien].) 1 8 7 Dampfer „Lulu Bohlen“ mit dem Ablösungskommando für S. M. Krzr. „Habicht“ Wilhelmshaven 5./10. 14./10. Las Palmas [(Gran Canaria] 15./10. 22./10. Monrovia 22./10. 28./10. Kamerun.

Sigmaringen, 15. Dezember. (Schw. Merk.) Der Fürst und die Fürstin von Hohenzollern haben sich zum Winter⸗Aufenthalt nach Baden⸗Baden begeben.

Hessen. Darmstadt, 17. Dezember. Wie die „Darm⸗ städter Zeitung“ erfährt, wird die Leiche des verstorbenen Prinzen Alexander am Dienstag, den 18., in die Stadt⸗ kirche übergeführt werden. Die Beisetzung auf der Rosenhöhe findet am Mittwoch, den 19., Mittags 2 Uhr, statt. Der Großherzogliche Hof hat bis zum 12. Januar Trauer angelegt.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 17. Dezember. (W. T. B.) Der schlossen worden.

Braunschweig. Braunschweig, 17. Dezember. (K.) Ihre Hoheit die Frau Herzogin Agnes von Sachsen⸗ Altenburg reiste heute Mittag 12 Uhr 32 Minuten von hier nach Altenburg wieder ab. Se. Königliche Hoheit der Regent mit Gemahlin gaben der Frau Herzogin das Geleit zum Bahnhof. Die Abgeordneten der Braun⸗ schweigischen Landes⸗Synode traten heute Morgen im landschaftlichen Hause zum Anmeldeverfahren zusammen. Nach voraufgegangenem Gottesdienst findet die erste Sitzung am Mittwoch früh 11 Uhr statt. Nachdem die Synode sich konsti⸗ tuirt haben wird, findet Vertagung statt.

Landtag in Malchin ist heute ge⸗

Oesterreich⸗uUngarn. Wien, 17. Dezember. (Prag. Abdbl.) zusammentreten.

(W. T. B.) Für den verstorbenen Prinzen Eugen von Savoyen⸗Carignan ist eine sechstägige und für den Prinzen Alexander von Hessen eine zwölf⸗ tägige Hoftrauer vom 18. Dezember ab angeordnet worden. Der Corps⸗Kommandant, Feldzeugmeister von Schoenfeld, hat sich im Auftrage des Kaisers nach Darmstadt be⸗ geben, um der Leichenfeier des Prinzen Alexander von Hessen beizuwohnen. 8 1

Der Reichsrath Graf Leo Thun ist heute Abend ge⸗

storben.

Pest, 17. Dezember. (Prag. Abdbl.) Die nächster Tage hier zusammentretende Zollkonferenz wird außer der Ver⸗ ordnung zur Durchführung des Schweizer Handelsvertrages auch die Angelegenheit der Freihafenaufhebung von

Triest und Fiume erörtern. .

Großbritannien und Irland. London, 17. Dezember. .T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson in Beantwor⸗ tung einer bezüglichen Anfrage: die Aufstellung eines Vor⸗ anschlages über die Belastung, die den Einkünften Egyptens aus der Entsendung von Truppen nach Suakim erwachsen würde, sei unmöglich. Als unmittelbare Lasten würden zunächst nur die Kosten des Transports anzusehen sein; mit kriegerischen Operationen seien aber im Allgemeinen nicht zum Voraus feststellbare Kosten und Verluste verbunden. Mit seiner im März d. J. gethanen Aeußerung, daß Egypten die Aufgabe von Suakim anzurathen sei, habe Lord Salisbury nur seine persönliche Ansicht ausgesprochen. Bei der Berathung des Ausgabepostens für Botschaften im Ausgabebudget erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson ferner: es würde unklug sein, über die Grenzen der be⸗ absichtigten militärischen Operationen bei Suakim bestimmte Mittheilungen zu machen, da man auch in Khartum davon Kenntniß erhalten würde. Die ursprünglichen Zweifel über die Wahrheit der in Osman Digma's Brief an Grenfell enthaltenen Mittheilung hätten sich inzwischen noch gesteigert; er halte dieselbe lediglich für eine geschickte orientalische Kriegslist, welcher gegenüber die Maßregeln zur Aufhebung der Belagerung von Suakim nicht unterbrochen werden könnten. Die Regierung habe nicht die Absicht, eine neue Expedition nach dem Sudan zu entsenden; ihr einziger Zweck sei die Vertheidigung von Suakim. Sie halte jeden Versuch von Unterhandlungen jetzt für Vühlos. hoffe aber durch das Festhalten an ihrer bisherigen Politik in kurzer Zeit den Frieden zu sichern und die friedlichen Beziehungen selbst mit denjenigen Stämmen, mit denen sie sich jetzt im Kriege befinde, wieder aufnehmen zu können. Morley erklärte, daß er von den Darlegungen Fergusson's nicht befriedigt sei, und beantragte, das Gehalt des englischen diplomatischen Agenten Baring in Kairo um 300 Pfd. herabzusetzen. Nach mehr⸗ stündiger Debatte wurde dieser Antrag jedoch mit 165 gegen 76 Stimmen abgelehnt.

Frankreich. Paris, 17. Dezember. (W. T. B.) Der Senat beschloß, mit der Berathung des Budgets am nächsten Mittwoch zu beginnen. Lacombe beantragte, die sofortige Berathung des Konkursgesetzes vorzunehmen, damit wenn irgend möglich ein großes Mißgeschick verhütet werde. Der Vorsitzende der mit der Vorberathung des Konkursgesetzes beauftragten Kommission, Mazeau, erklärte, der bezügliche Bericht werde dem Senat am Freitag vorgelegt werden, er werde jedoch morgen eine Sitzung der Kommission abhalten, um zu sehen, ob diejenigen Artikel der Vorlage, die auf Ge⸗ sellschaften wie die Panamagesellschaft anwendbar seien, nicht vorweg zur sofortigen Berathung gestellt werden könnten.

In der Deputirtenkammer brachte der Minister des Aeußern, Goblet, einen Gesetzentwurf, betreffend die Konvertirung der tunesischen Schuld, ein. Die veennass setzte dann die Berathung über das Rekrutirungs⸗ gesetz fort.

In Folge wichtiger Enthüllungen über die jüngsten Bombenexplosionen hierselbst ordnete der Untersuchungs⸗ richter Haussuchungen bei mehreren A F““

Das Herrenhaus soll am Donnerstag wieder

Jtalien. Rom, 18. Dezember. (W. T. B.) Nach Mittheilung des „Osservatore Romano“ versammelten gestern hier die Prä

einer

sich

identen der „Regionalcomités“ des römischen Verbandes des sogenannten Wahlcomités

der italienischen Katholiken —, nahmen von dem Rücktritt

des Vorstandes Kenntniß und gaben ihrem lebhaften Be⸗

dauern über die Demission Ausdruck. Schweiz. Bern, 17. Dezember. (W. T. B.)

Nationalrath hat nach zweitägiger Debatte mit 85 gegen

38 Stimmen

öffentlichen Volks

schulen nach Konfessionen als unvereinbar mit der Bundes

verfassung erklärt. Der Antrag des

sozialdemokratischen Mit⸗

gliedes Locher:; den Bundesrath zur Zurücknahme seines

Rundschreibens vom 11.

Mai d. J. wegen Handhabung

der politischen Polizei zu veranlassen, wurde mit 99 gegen

12 Stimmen abgelehnt. Niederlande. Utrecht, 17. Dezember.

W. T. B.)

Heute fand hier eine von der Liga der katholischen Wahl⸗

vereine einberufene

und zahlreich besuchte Versammlung

der niederländischen Katholiken statt, bei welcher Joseph

Delacour aus Herzogenbusch den Vorsitz führte. Der Deputirte Dr. Shaepman Wiederherstellung der weltlichen Macht des Papstes. wurde der Antrag angenommen: eine den Papst und eine ebensolche an und in der letzteren auszusprechen, daß die Katholiken dem Inhalt der von den Bischöfen an den gerichteten Adresse beiträten. Nach der Versammlung

Kammer⸗ hielt eine Rede zu Gunsten der Sodan Huldigungsadresse an die Bischöfe zu richten daß die niederländische Papst

fand

ein von etwa 400 Personen besuchtes Festbanket statt, bei

welchem Toaste auf den ausgebracht wurden.

Serbien. Belgrad, (W. T.

17. Dezember.

Papst, den König und die Bischöfe

B.)

Nach einer Meldung der äPolit. Corresp.“ wurde der Gerichts⸗ Präsident Christics, Sohn des Minister⸗Präsidenten Christics,

zum Sektionschef ernannt. krisis werden gründet bezeichnet.

im Ministerium des Auswärtigen Die Gerüchte von einer bevorstehenden Minister⸗ in Regierungskreisen als gänzlich unbe⸗

Nach den bis jetzt bekannten Wahlergebnissen sind

504 Radikale, 86 Liberale, 4 von nicht bekannter Parteistellung in gewählt.

Fortschrittler und 19 Deputirte die Skupschtina

Zeitungsstimmen.

Die „Berliner Politischen Nachrichten“ schreiben:

Als vor zehn

Jahren Fürst Bismarck durch den Brief vom

15. Dezeinber 1878 das Signal für den Uebergang zu der jetzigen

Wirthschafts⸗ und 2 materiell überaus ungünstigen Lage. auf den Preisen und dem Verkehr des Weltmarktes lastete, machte sich in der deutschen, gegen die

Konkurrenz des Auslandes nicht

seit

Steuerpolitik gab, befand sich Deutschland in einer Der zunehmende Druck, welcher

1874

übermächtige geschützten Industrie in der

empfirdlichsten Weise geltend. Noch arbeitete man, wenn auch zum

großen Theil mit Schaden, gehenden Einstellung der industriellen Produktion stand nahe In dem Ausblasen zeichen.

fort, allein der Zeitpunkt einer weit⸗

kevor.

zahlreicher Hochöfen lagen hierfür die sicheren An⸗ Eine solche Wendung würde für einen großen Theil der

deutschen Arbeiter Arbeitslosigkeit, für die übrigen eine empfindliche

Herabsetzung der Arbeitslöhne bedeutet haben.

Bezüglich der Land⸗

wirthschaft zeigten sich Sturmvögeln gleich die ersten? BCorboten einer

herannahenden schweren Krisis.

Dabei waren die Einnahmen des wegen der weit hinter allen Kulturstaaten lung der indirekten Steuern zur

Reichs und der Einzelstaaten zurückgebliebenen Entwicke⸗ Deckung des damaligen Ausgabe⸗

bedarfs unzureichend und entbehrten der nöthigen Elastizität, um den in naher Zukunft zu gervärtigenden Mehrbedarf decken zu können.

2 252

Das Ueberwiegen der insbes wohlhabenden Bevölkerung hatte überdies zur Folge,

ondere für die breiten Schichten der minder drückenden Form der direkten Steuern daß die Steuerlast ungleich schwerer

empfunden wurde, als dies bei der zweckmäßigen Form der indirekten

Steuern der Fall gewesen wäre.

Die durch den Brief vom 15. Dezember 1878 eingeleitete Wirth⸗

schafts⸗ und Steuerreform stellte sich das

dreifache Ziel: durch eine

planmäßig auf den Schutz der nationalen Arbeit, und zwar aller Ge⸗ biete der nationalen Produktion, gerichtete Zollpolitik das heimische

Erwerbsleben gegen die Einwirkung ungünstiger Verkehrs⸗ und

Preis⸗

verhältnisse auf dem Weltmarkt zu sichern und es damit für einen

kräftigen Mitbewerb mit den anderen Kulturstaaten durch die erhoffte Zolleinnahme, wickelung der Besteuerung des Mittel zur Deckung des gegenwärtigen wie zu sichern,

zu stärken und sowie durch eine eatsprechende Ent⸗ inlaͤndischen Verbrauchs sowohl die künftigen Ausgabebedarss und endlich außerdem die Aufhebung oder Erleichterung

der drückendsten Staats⸗ und Kommunalsteuern zu ermöglichen.

In den zehn Jahren, welche seitdem

vergangen sind, haben sich

die Verhältnisse der Weltwirthschaft noch ungünstiger entwickelt. Der allgemeine Rückgang der Preise hat bis vor Kurzem ununterbrochen fortgedauert, und es ist namentlich auf dem Gebiete der landwirth⸗ schaftlichen Produktion ein ganz ausnahmsweiser Preisdruck eingetreten. Während aber in England Enquete über Enquete über die ÜUrsachen

des wirthschaftlichen Niedergangs angestellt werden mußte,

ohne zu

einem befriedigenden Ergebniß zu führen und nach der neuesten Ar⸗ beiterstatistik selbst in den Kreisen der besten industriellen Arbeiter durch⸗

7 %,

schnittlich gegen n ilig Nothstand der Landwirthschaft

waren, von dem

in manchen zeitweilig bis 20 % arbeitslos gar nicht zu

reden, ist in Deutschland die Landwirthschaft vor einer verheerenden Krisis bewahrt worden, die Industrie aber schreitet gedeihlich vor⸗ wärts, Arbeitsgelegenheit ist reichlich geboten und der Arbeitslohn hat sich trotz des Rückganges der Preise im Allgemeinen nicht nur auf

der alten Höhe zu erhalten gewußt, sondern hat erhebliche

rungen erfahren. des inländischen Marktes ein solches

Steige⸗ Ja, die deutsche Industrie hat aus der Sicherung Maß von Expansivkraft er⸗

langt, daß sie mit Macht in den Mitbewerb auf den neu sich er⸗

schließenden Gebieten: Ostasien, den britischen dem schwarzen Erdtheil, eingetreten ist.

Kolonien Australiens,

Finanziell aber ist das Reich so gestärkt, daß es neben der Be⸗ streitung seines eigenen erheblichen Mehrbedarfs den Bundesstaaten die Mittel nicht nur zur Deckung der vor 1878 chronischen Defizits

für Preußen im Betrage von über 40 Millionen M Jahr —, fondern auch zu wesentlichen Erleichterungen von drü vorzugsweise Staats⸗ und Kommunalabgaben zuführen konnte. u. A. die zwei untersten Stufen der Klassensteuer und letzteres wenigstens in der Hauptsache aufgehoben,

Mark im ckenden, die ärmeren Schichten der Bevölkerung belastenden In Preußen sind das Schulgeld die anderen

Stufen bis in die Einkommensteuer hinein, die Volksschul⸗ und Kreis⸗

lasten mit zusammen rund 62 Millionen Mark crleichtert, und Erleichterungen stehen in sicherer Aussicht. Während Thatsachen den vollständigen Erfolg der Bismarck'schen Wirt und Steuerpolitik in dem Maße bezeugen, daß ein namhafter der Wissenschaft und dereinstiger Anhänger des Freihandels

weitere 1

o die bschafts⸗

Mann dieselbe

als das Ergebniß genialer Intuition bezeichnen konnte, versucht Hr. Brömel in der „Nation“ die erzielten Erfolge nach allen Richtungen

herabzusetzen. die Thatsachen längst widerlegt wäre; Munter wird, als sei es ganz frische Waare, tausendmal längst widerlegtes Argument an das andere gel so ein kritisches Phantasiebild geschaffen, von dem zwar kein

Nichts wird dabei zwar vorgebracht, was nicht durch allein das verschlägt nichts. ein abgestandenes, eknüpft und Zug der

Wirklichkeit entspricht, bei dem aber aus jeder Linie die bitterste Feind⸗ schaft gegen die Person wie die Politik Bismarck's hervorleuchtet.

Der „Schwäbische Merkur“ bemerkt:

Der Reichstag ist am 14. Dezember in die Weihnachtsferien ge⸗ gangen, nachdem er zuvor noch seine Stimme wegen der schwebenden Angelegenheiten in Ost⸗Afrika erboben hatte. Es war eine Kolonial⸗ debatte, eine Spielart von Verhandlungen, welche in unserer Volks⸗ vertretung sonst die Leidenschaften hoch zu erregen pflegt. Diesmal ist die Sache ruhig und glatt abgelaufen; nicht ohne Widerspruch, denn die Freisinnigen und Sozialdemokraten mußten ja ihre Seele retten und wieder einmal aussprechen, daß sie mit so gefähr⸗ lichen Dingen nichts zu schaffen haben wollen. Aber mit diesem dixi war es gethan; ein harter Kampf gegen den Antrag Windtborst. welcher der Verhandlung zu Grunde lag, wurde von keiner Seite gekämpft, und der Antrag wurde in erfreulicher Uebereinstimmung fast des ganzen Reichstages angenommen, wozu gicht wensg bestru. daß man Seitens der Parteien, welche einem kräftigen Einschreiten der Regierung in Ost⸗Afrika besonders zugethan sind, darauf verzichtete, einen Zusatz zu beantragen, welcher dieses Verlangen noch deutlicher ausgesprochen hätte. Man konnte es auch ganz wohl bei dem unberührten Antrag belassen, da er, wenn auch in allgemeinen Ausdrücken, Alles enthält, was auszusprechen nöthig war. Der Rahmen des Antrags ist weit genug, daß der Reichstag all⸗ seine Wünsche hineinlegen und daß die Regierung Alles daraus ente nehmen kann, was sie für gut findet. Was man vom Staatssekre⸗ tär Grafen Bismarck bei dieser Gelegenheit gebört, hat den Erwartun⸗ gen entsprochen. Der junge Staatsmann nimmt sich der jungen Kolonialpolitik mit Eifer an. Die Grundlinien des Verfahrens in Ost⸗Afrika von einem Aufgeben unseres Unternehmens daselbst ist überhaupt nicht die Rede hat er mit Vorsicht gezeichnet: „Land⸗ blokade“, wie man es genannt hat, zur Unterstützung der Küsten⸗ blokade, d. h. Verlegung der Zugänge vom Innern zu den Küsten, nicht Streifzüge ins weite Innere; zu dem Zweck Besetzung von vier Küstenpunkten; Anwerbung einer kleinen Truppe von Polizeisoldaten. Die Regierung wird nun eine hierauf sich beziehende Vorlage ausarbeiten, welche dem Reichstage nach Neujahr zugehen wird. Dabei wird sich dann erst genauere Ein⸗ sicht in die Art des Vorgehens und in die Konen gewinnen lassen. Es liegt nahe, anzunehmen, daß die Debatte, wenn einmal die er⸗ wartete Vorlage da ist, einen schärferen Charakter als die am 14. annehmen wird. Hoffentlich bleibt es bis dahin bei der Einmüthig⸗ keit des Centrums, welches ja einsehen wird, daß es bei der Bereit⸗ williakeit auf dem den Antrag Windthorst's enthaltenden Blatt Papier und den Unterzeichnungsbögen des Afrikavereins nicht bewenden kann, wenn etwas gegen die Sklaverei erreicht werden soll. Solche Einmüthigkeit ist in hohem Grade erwünscht; denn wenn die Regierung an jenen fernen Küsten eine Politik machen soll, die sich neben der der mit⸗ betheiligten Mächte sehen lassen kann, so wäre es allerdings gut, wenn sie einen möglichst einstimmigen Reichstag hinter sich hätte. Ein Kenner kolonialer Dinge, der Abg.; Wörmann, hat es an⸗ gedeutet, um was es sich in jenen Weltgegenden eigentlich handelt: wir müssen erhalten, was wir haben, damit es nicht den Eng⸗ ländern zufalle, die nur darauf warten, daß Deutschland seine Hand

zurückziehe.

Die „Deutsche respondenz“ schreibt:

Das Seitens des Reichstages nunmehr genehmigte neue Zoll⸗ abkommen zwischen Deutschland und der Schweiz wird, so hoffen wir, im Interesse der heimischen Industrie zuversichtlich dem Handels⸗ verkehre zwischen beiden Ländern einen neuen Impuls geben, welcher namentlich den süddeutschen Staaten zu Statten kommen wird. Zu bedauern bleibt allerdings, daß die Konzessionen, welche hierbei deutscherseits der Schweiz gemacht worden sind, auch denjenigen Staaten zu Statten kommen müssen, mit denen wir im Meistbegünstigungsverhältniß stehen; das bezieht sich nament⸗ lich auf Frankreich, wo man sich denn auch bereits schadenfroh die Hände reibt über diesen den dortigen Fabrikanten ohne Mühe in den Schoß gefallenen Vortheil. Es ist in der That nicht zu leugnen, daß namentlich die französische Seidenindustrie durch die nicht unerheblichen Konzessionen, die der Einfuhr derselben nach Deutschland durch jenen Vertrag zu Theil geworden sind, wesentlich an Exportfähigkeit gewonnen hat. Die betreffenden Zugeständnisse mußten indeß bewilligt werden, falls nicht der ganze Vertrag scheitern sollte, da man Seitens der Schweiz die Zollermäßigungen für baum⸗ wollene Stickereien und Seidenwaaren als conditio sine qua non verlangt ö Pr, ve

an schiebt bekanntlich in Frankreich schon längst die Haupt⸗ schuld für den Rückgang des dortigen Außenhandels auf die Fanpe. Konkurrenz Wenn auch nicht zu leugnen ist, daß Deutschland, Dank der erfreulichen Entwickelung seiner Industrie und seines Außen⸗ handels, Frankreich eine empfindliche Konkurrenz auf dem Weltmarkt zugefügt hat, so liegt es vornehmlich doch an den zerrütteten inneren Zuständen Frankreichs, an der großen Unzufriedenheit und maß⸗ losen Bekämpfung der Parteien unter einander und an den zügellosen Aufreizungen der Presse, daß dieses Land auf die Entwickelung seiner heute noch eine hohe Stufe einnehmen⸗ den Industrie und des Außenhandels diejenige Aufmerksamkeit zu ver⸗ wenden nicht mehr im Stande ist, welche bei dem heutigen inter⸗ nationalen Wettstreit nothwendig erscheint Deutschland und Faankreich sind bekanntlich schon lange die größten Rivalen auf dem Schweizer Markt, wenn auch der Verbrauch deutscher Waaren in der Schweiz noch ein wesentlich größerer ist als derjenige französischer Artikel; an dritter Stelle folgt in dieser Beziehung Italien, dann OesterreichUngarn, Großbritannien, die nordamerikanische Union, Belgien, Rußland u. s. w., wie man aus nachstehender Uebersicht entnehmen möge.

Einfuhr der Schweiz im Spezialhandel während des Jahres 1887

aus Francs Prozent

der Gesammteinfuhr Deutschland .283 647 069 ö Frankreich . . 211 777 464 Italien 116 941 345 Oesterreich⸗Ungarn 88 388 798 Großbritannien 46 367 777 Vereinigten Staaten. 29 327 029 Belgien. 25 037 311 Rußland .. . 18 035 848 Uebrigens ist Deutschland auch der größte Konsument von schweizer Waaren, indem es im Jahre 1887 für 164 867 860 Fr. davon aufnahm; nach ihm folgt in dieser Beziehung Frankreich mit 130 616 581 Fr., dann Großbritannien mit 103 350 906 Fr., die Ver⸗ Staaten mit 80 877 278 Fr., Italien mit 65 121 891 Fr. Eine besondere Erwähnung verdient noch der lebhafte Veredelungs⸗ verkehr, welcher zwischen der Schweiz und Deutschland besteht 5 aus welchem die Schweiz einen wesentlich größeren Vortheil zieht als unser Vaterland. Von deutschen Waaren wurden im Jahre 1878 bereits 20 437 metr. Centner in der Schweiz veredelt, im Jahre 1887 stieg diese Menge auf 30 416 metr. Centner und 11 Stück, während von schweizerischen Waaren in Dentschland nur 14 940 metr. Centner nebst 1068 Stück im genannten Jahre veredelt wurden. Man ersieht hieraus, daß Deutschland der Schweiz alljährlich einen großen Tribut für die Zwecke der Veredelung und Reparatur ent⸗ richtet. Im Jahre 1887 waren es baumwollene Garne und Gewebe on Färben und Appretiren, Seide zum Färben und Bleichen, etreide zum Mahlen, Holz zum Sägen und Schneiden, rohe Häute zum Gerben u. s. w., welche hierbei vornehmlich in Betracht kamen....

volkswirthschaftliche Cor⸗

8—

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In die Vierzehner⸗Kommission zur Vorberathung des Münchener Salon“ sind, wie die „Kunst für Alle⸗ müͤtheilt, olgende Herren gewählt worden: W. Lindenschmit, Fritz Baer

6“ ““ 8

H. von Habermann, B. Weishaupt, A. Langhammer, Prof. B. König, F. von Uhde, V. Keller⸗Reutlingen, O. Fröhlicher. B. Piglhein, F. Zumbusch. P. Hoecker, G. Laeverenz, R. Poctzelberger. Die Wiener Künstlergenossenschaft hat, wie dasselbe Blatt meldet, unter dem Vorsitz des Malers Eugen Felirx beschlossen, die Einladung zur Beschickung der internationalen Ausstellung zu Paris im Jahre 1889, welche von einem Pariser Comité mit Munkacsy als Obmann aus⸗ ging, abzulehnen. Dieselbe Versammlung ernannte C. von Zumbusch und Jan Matejko zu Fgrenmitsliedee.

„— Der „Klassische Bilderschatz“, den die Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, vorm. Fr. Bruckmann in München, seit dem 1. Oktober herausgiebt, hat sein erstes Quartal vollendet. Die vorliegenden sechs Hefte (Preis ze 50 ₰) beweisen, daß das Unter⸗ nehmen in der That wohl geeignet ist, sich allmählich zu einem popu⸗ lären Bilderatlas für die Kunstgeschichtet sich auszugestalten. Der ungemein billige Preis kann dieser Absicht nur förderlich sein. Die sechste Lieferung enthält sechs Blätter nach Lorenzo di Credi, Holbein d. J., Rubens, Reni, Ph. de Champaigne und Teniers d. J. Es sind also deutsche, niederländische, italienische und französische Maler vertreten, deren dargestellte Originale sich in den Galerien zu Madrid, St. Petersburg, Karlsruhe, München und Basel befinden. Der „Klassische Bilderschat“ kann 2 wohl auf Universalität Anspruch machen. Die einzelnen Tafeln sind mit den fortgeschrit⸗ tenen Mitteln der modernen Technik nach den Originalen in Licht⸗ druck facsimilirt und geben die malerische Erscheinung der Bilder und die Pinselführung der Meister in photographischer Treue wieder.

Im Verlage von W. Spemann (Berlin und Stuttgart) hat der vielseitig literarisch thätige und bewährte Hofrath, Professor Joseph Kürschner statt des bekannten kleinen „Taschen⸗Konver⸗ sations⸗Lexikons“ jetzt ein umfangreicheres Nachschlagebuch erscheinen lassen, welches er nach der äußeren Gestalt „Quartlexikon“ nennt. Der Herausgeber hatte sich bei der Bearbeitung des umfangreichen Stoffes einer Anzahl bervorragender Gelehrter als Mitarbeiter zu erfreuen, mit deren Hülfe denn auch in der That ein vortreffliches und den vorgesetzten Zwecken in jeder Beziehung entsprechendes Werk zu Stande gebracht wurde. Das „Ouartlexikon“ sollte ein dem „Taschenlexikon“ entsprechendes, aber auf breiterer Basis durchgeführtes Nachschlagebuch werden, in welchem der Benutzer über jede auftauchende Frage aus allen Gebieten menschlichen Wissens und menschlicher Thätigkeit schnelle und gründ⸗ liche Aufklärung erhalten kann. Diese Absicht ist in der vorliegenden Arbeit auf das Glücklichste erreicht worden, ja man darf sagen, daß auf so verhältnißmäßig kleinem Raum sich nirgends in der gesammten Literatur ein so reicher Wissens⸗ stoff zusammengetragen finden dürfte als in dem „Quartlexikon.“ Die Erreichung dieses schönen Ziels wurde dem Herausgeber nur durch eine praktische Anordnung des Stoffes, durch leicht zu er⸗ kennende und im Gedächtniß festzuhaltende Abkürzungen und end⸗ lich durch kleine, aber vortrefflich gezeichnete Illustrationen möglich. Der Herausgeber führt in der Vorrede Folgendes an: Der Umfang des „Quartlexikons“ übersteigt den des „Taschen⸗Konversationslexikons“ um das Fünffache. Die Artikel sind ausnahmslos neu; vor Allem ist der Gegenwart und dem, was sie bewegt, Rechnung getragen worden. Die Zahl der durch Biographien vertretenen Zeitgenossen ist eine große; für dieselben blieb die „Suche⸗ wahrscheinlichkeit“ maßgebend. Die großen Vorgänge auf dem Gebiet staatlicher und militärischer Entwicklung, auf dem der Kolonialpolitik, des Reisewesens u. s. w. sind als lexikalische Momentaufnahmen in dem Quartanten festgehalten; die Ausbreitung der Naturwissen⸗ schaften ist berücksichtigt, ohne daß die historischen Gebiete darüber vernachlässigt, wurden. Wir dürfen dem noch hinzufügen, daß auch speziell in Bezug auf philologisches Wissen das Quartlexikon sich als ein ausgezeichneter Berather erweisen und daß es in dieser Hin⸗ sicht dem Laienpublikum namentlich ein Fremdwörterhuch völlig er⸗ setzen wird. Im Einzelnen wie im Ganzen stellt sich o das „Quart⸗ lexikon“ mit seinen 1460 Illustrationen als ein nützliches und empfehlenswerthes Werk dar, von dem mit Recht der Titel⸗Zusatz gilt: „Ein Buch für Jedermann“.

Im Verlage der Simon Schropp schen Hof⸗Landkartenhand⸗ lung (J. H. Neumann; Jägerstraße 61) ist soeben erschienen: Situationsplan von der Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin und Umgegend, bearbeitet von W. Liebenow, Geheimer Rechnungs⸗Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, (12 Blatt und Supplement, Maßstab 1: 6250) II. Auflage (Preis 30 ℳ, aufgezogen in Mappe 40 ℳ, mit Rollen 42 ℳ). Diese neue Ausgabe des Plans, welche nach amtlichem Material bearbeitet ist, hat ca. zwei Jahre in Anspruch genommen und enthält alle wesent⸗ lichen Veränderungen. Es sind darin gegen früher die einzelnen Ab⸗ schnitte der sogenannten offiziellen „Bebauungspläne“ mit allen projektirten Straßen und Plätzen farbig dargestellt, auch in gleicher Weise die Pferdebahnen und Dampf⸗Straßenbahnen markirt, sowie verschiedene andere größere Bauausführungen, die demnächst zur Aus⸗ führung gelangen werden, aufgenommen. Der Stich und Druck des Planes ist in dem bekannten Berliner Lithographischen Institut mit großer Sorgfalt und Korrektheit ausgeführt und vereinigt alle Theile zu einem harmonisch in sich abgeschlossenen Gesammtbilde, wie es bis jetzt noch nicht zur Darstellung gebracht worden ist. Wir dürfen daher diesen neuen Plan von Berlin als den speziellsten aller bis jetzt vorhandenen Pläne zur Anschaffung bestens empfehlen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

8 88 685 usfall der Ernte des Jahres 1888 im Großherzogthum Baden ist der diesjährige Gesammtertrag in Folge der ungünstigen Witterungsverhältnisse des Sommers hinter dem Durch⸗ schnitt früherer Jahre zurückgeblieben. Dies gilt im Einzelnen nament⸗ lich von der Getreideernte, in noch höherem Maße aber von dem Ausfall der Kartoffeln und dem Ertrage der Reben, während die Futterernte noch als Durchschnittsernte bezeichnet werden kann und auch die Handelsgewächse, mit Ausnahme des Tabacks, ver⸗ hältnißmäßig befriedigende Erträge geliefert haben. Nur der Ausfall der Obsternte hat den Durchschnitt früherer Jahre zum Theil sehr erheblich überschritten. Bezüglich der einzelnen Getreidearten ist zu bemerken, daß der Hafer das befriedigendste Er⸗ gebniß geliefert hat; dasselbe kann sowohl bezüglich des Körner⸗ wie des Strohertrages als ziemlich gut bezeichnet werden. Von den übrigen Getreidearten haben Gerste, Weizen und Mischfrucht einen Durchschnittsertrag geliefert, während Spelz und Roggen den Durch⸗ schnitt nicht erreicht haben; das Ergebniß an Stroh ist bei Weizen, Spelz und Roggen sogar als ziemlich schlecht zu bezeichnen. Die Kartoffelernte war im Ganzen ziemlich schlecht, be⸗ sonders schlecht im hohen Schwarzwald. Die Runkelrüben haben einen Durchschnittsertrag geliefert, während der Ausfall der Stoppel⸗ rüben etwas hinter demselben zurückgeblieben ist. Von den Handelsgewächsen sind die Cichorien am hesten gerathen; ihr Ertrag wird überall als gut bezeichnet. Der Hanf ist ziemlich gut ausgefallen, Mohn und Flachs haben den Durchschnitt überschreitende, Hopfen, Zuckerrüben und Raps durchschnittliche Erträge geliefert. Dagegen ist der Taback, abgesehen von der oberen Rheinebene, wo der Durch⸗ schnitt überschritten wurde, ziemlich schlecht gerathen. Kraut hat überall einen guten Ertrag geliefert. Das Ergebniß der diesjährigen Weinernte ist wenig befriedigend, sowohl bezüglich der Güte wie der Menge des erzielten Gewächses. Dasselbe wird in der Bodensee⸗ Gegend qualitativ und quantitativ als sehr schlecht bezeichnet.

In der Hauptweingegend, auf den die obere Rheinebene begleitenden Bergzügen, sowie im Odenwald und im Taubergrund hat die Wein⸗ ernte nach Menge und Güte mehr befriedigt, ist jedoch in beiden Beziehungen hbinter dem Durchschnitt zurüͤckgeblieben. Im Allgemeinen stellt sich somit das Herbsterträgniß als ziemlich schlecht dar.

. Da⸗ egen hat das Obst im Ganzen und Großen eine gute Ernte geliefert. m besten sind die Birnen gerathen; weniger gleichmäßig scheint der

Ertrag an Aepfeln gewesen zu sein. Die Kirschenernte hat im Ganzen

den Durchschnitt früherer Jahre überschritten; ähnlich verbält es si mit dem Ertrage an Pflaumen und Zwetschen. Die Nüsse sich 8 v“

sind fast 1

soeben veröffentlichten amtlichen Bericht i

überall gut gerathen; dagegen war das Erträgniß der Kastanien ziem⸗ lich verschieden und ist im Ganzen etwas hinter dem Durchschnitt zurückgeblieben.

Gewerbe und Handel.

In der heutigen Generalversammlung der Weißbier⸗Aktien⸗

Brauerei vorm. H. A. Bolle wurde die Bilanz für 1887/88 mit dem Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto und dem Geschäftsbericht der Versammlung vorgelegt und von dieser widerspruchslos genehmigt, hierauf die Dividende auf 6 %, sofort zahlbar, festgesetzt und dann dem Aufsichtsrath und dem Vorstand die Entlastung ertheilt. Die vom Aufsichtsrath vorgeschlagene Statutänderung der 8. 4, 17, 24 und 27 wurde gleichfalls zum Beschluß erhoben Der Antrag des Aufsichtsraths, denselben zu ermächtigen zur Einlei tung der vorbereitenden Schritte wegen Verkaufs des bisherigen Brauerei⸗Grundstücks in der Friedrichstraße Nr. 128 sowie wegen Er⸗ werbung eines solchen oder einer Grundfläche in billigerer Stadt⸗ gegend zum Zwecke erweiterter Betriebsanlagen und eventuell zum Ab⸗ schluß der bezüglichen Verträge, wurde genehmigt.

Ueber die oberschlesische Kalk⸗ und Cement⸗ produktion wird in der von Dr. C. Koßmann herausgegebenen Feütscheft für die XXIX. F des Vereins Deutscher

ngenieure zu Breslau: „Oberschlesien, sein Land und seine Industrie“ berichtet: Die oberschlesische Kohle, besonders als gebrannter Stein, findet wegen seiner reinen Beschaffenheit und seiner Ausgiebigkeit als Fettkalk eine weitgehende Versendung, welcher bei den billigen Dar⸗ stellungskosten denselben alle entgegenstehende Konkurrenz überwinden läßt, selbst diejenige des Kalkes von Rüdersdorf bei Berlin. Dabei darf allerdings nicht verschwiegen werden, daß dem Marmor⸗ kalk in den Sudeten wie in den niederschlesischen Gebirgen die Absatzwege mittels Eisenbahnen noch nicht eröffnet sind. Der oberschlesische, gemeinhin als Gogoliner bezeichnete Kalk hat in Ost⸗ und Westpreußen, Pommern und Posen ein bedeutendes Absatzgebiet, geht aber ebenso nach Berlin und darüber hinaus nach Mecklenburg, bis in die Hafenplätze desselben; auch in die östlichen Theile des Königreichs Sachsen ist er vorgedrungen und gelangt in nicht unbedeutenden Quantitäten nach Oesterreich. Die Ostseeländer bezogen im Jahre 1887 50 510 t, das Königrich Sachsen 15 111 t, Böhmen und Oesterreich 21 382 t Kalk. Wenngleich in geringeren Mengen, so bebauptet der oberschlesische Cement fast das gleiche Absatz⸗ gebiet; jedoch findet er noch weiteren Absatz nach der Provinz Sachsen, sowie eine höhere Ausfuhr nach Rußland und Oesterreich. Es kamen in 1887 zum Versandt nach den Ostseeländern 12 381 t, nach dem Königreich Sacsen 8182 t, nach Polen und Rusßland 7253 t, nach Galizien, Böhmen und Oesterreich⸗Ungarn 22 045 t. Man darf uün⸗ schwer behaupten, daß Oberschlesien angesichts seiner bedeutenden eigenen Rohmaterialien und Hülfsmittel sowie der hierdurch bedingten Selbstkosten seiner Fabrikate eine viel beachtetere und machtvollere Stel⸗ lung auf den deutschen und europäischen Märkten einnehmen würde, wenn der Konkurrenzfähigkeit seiner Erzeugnisse nicht durch die weitent Frachtwege Abbruch gethan würde.

Vom rheinisch⸗westfälischen Kohlenmarkt berichte die „Köln. Volks⸗Ztg.“: Auf dem Kohlenmarkt ist die Nachfrage nach Hausbrandkohlen weiter gestiegen, und die Preise zeigen fortdauernd steigende Tendenz. Eine nicht unerhebliche Erhöhung der Preise hat der Verband der Fettkohlen⸗Zechen vom 1. Januar künftigen Jahres ab beschlossen. zu 6 ℳ, doppelt gesiebte Stückkohle zu 8,50 ℳ, do. einfach gesiebte zu 7,60 für die Winterzeit an Großhändler abgegeben. Von einer Erhöhung der Industrie⸗Kohlensorten hat man mit Rücksicht auf die nicht allzu glänzende Lage der Eifenindustrie bis jetzt Abstand genommen. Nur die verschiedenen Kokessorten zeigen gleich⸗ falls anziehende Preistendenz. Der durchschnittliche tägliche Versandt ist inzwischen auf rund 11 000 Eisenbahnwaggons gestiegen, und es bedarf der größten Aufwendung galler Kräfte von Seiten der Eisen⸗ babn⸗Verwaltungen, um dieses bisher nie dagewesene Kohlenquantum regelmäßig zu befördern. Die gesteigerte Nachfrage nach Hausbrand⸗ kohlen von Seiten der Händler beweist, daß Letztere ihren Bedarf bislang noch nicht gedeckt hatten; dieselben sind nunmehr gezwungen, das Versäumte, unter Bewilligung der erhöhten Preise, nachzuholen. Die in Belgien ausgebrochenen Strikes haben zur Folge gehabt, daß die belgischen Kohlenkonsumenten ihren Bedarf zum Theil durch rheinisch⸗westfälische Kohle decken müssen, wodurch die an die im west⸗ lichen Theil des Ruhrbeckens belegenen Zechen gestellten Anforde⸗ rungen nicht unbedeutend gestiegen sind. Thatsächlich haben mehrere Zechen des Oberhausen⸗Mülheimer Reviers bereits Lieferungsverträge mit belgischen Hüttenwerken abgeschlossen, und zwar zu Preisen, welche die belgischen Kohlenpreise erheblich übersteigen. Weitere Verände⸗ rungen hinsichtlich des Absatzgebiets sind nicht zu verzeichnen. Be⸗ merkt mag noch werden, daß der Mangel an geeigneten Bergarbeitern sich in letzter Zeit stärker fühlbar macht, und Bergleute aus Ober⸗ und Nieder⸗Schlesien in gröoßerer Anzahl herbeigezogen werden, wes⸗ halb viele Zechen genöthigt sind, behufs Unterbringung der Arbeiter Neubauten von Wohnungen vorzunehmen.

Leipzig, 18. Dezember. (W. T. B.) Die während der be⸗ vorstehenden Neujahrsmesse in den Räumen der Leipziger Börsen⸗ halle abzuhaltende Garnbörse wird Freitag, den 4. Januar 1889, ihren Anfang nehmen.

London, 17. Dezember. (W. T. B.) Der Schluß der zu Ende gegangenen Wollauktion war ruhig, unverändert, niedrigste Preise der gegenwärtigen Serie.

Glasgow, 17. Dezember. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 5100 Tons gegen 8900 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 17. Dezember. (W. T. B.) Wolle fest, Käufer halten sich in Folge des schwächeren Tons bei der Londoner Auktion vom Markt zurück, in Garnen Geschäft der Feiertage halber wesentlich abgenommen, Preise stetig, in Stoffen guter Begehr für soft goods.

Paris, 17. Dezember. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath und die provisorischen Administratoren der Panama⸗Gesell⸗ schaft beschlossen, für Ende Januar k. J. eine Generalversammlung der Aktionäre einzuberufen und derselben diejenigen Vorschläge zu machen, die sich als die besten und geeignetsten darstellten, um aus der jetzigen Lage herauszukommen.

Luzern, 17. Dezember. (W. T. B.) Die Betriebseinnahmen der Gotthardbahn betrugen im November cr. für den Personen⸗ verkehr 253 000 (im Oktober 380 000) Fr., für den Güterverkehr 657 000 (im Oktober 695 000) Fr., zusammen 910 000 Fr., (im Oktober 1 075 000 Fr.). Die Betriebsausgaben betrugen im No⸗ vember 425 000 Fr. (im Oktober 455 000 Fr.). Demnach Ueber⸗ schuß 485 000 G. Oktober 620 000) Fr. Der Betriebsüberschuß im Ütainm 198 “] Fr. B

New⸗York, 17. Dezember. (W. T. B) Visible Supply an Weizen 37 214 000 Bushels, do. an Mais 6 327 000 Bufshel”

Eubmissionen im Auslande.

1 Spanien.

1) Ohne Datum. Junta de Administraciön y. Trabsjos del Arsenal in Cartagena: Erbauung und Einrichtung einer Werkstatt mit Schmiede⸗Essen und Hämmern; Voranschlag 125 658,06 Pesetas. Kaution vorläufig: 6282 Pes., endgültig 12 564 Pes.

. 2) Ohne Datum. Dieselbe Behörde in. Ferrol: verschiedene Ge⸗ räthschaften, als Stühle, eine Uhr, Teppiche, Bronceklammern ꝛc.; Voranschlag 1417,45 Pes. Kaution vorläufig: 45 Pes., endgültig 140 Pes. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

(Telegramm von Kaldenkirchen.) Die englische Post vom 17. (ab London 7 Uhr 10 Minuten 8— 84866 Grund: Srrhes Nebel auf See. Telegramm von Krefeld.) Die englische Post vom Dezember 8,25 rb Rachmictagen ist aus eblieben.

Von diesem Zeitpunkt ab werden Fettförderkohle nur