raunschweig, die Prinzen Friedrich Leopold und
8 annder, die Erbprinzlich sachsen⸗meiningenschen Herrschaften,
rinzessin Luise zu Schleswig⸗Holstein, die Herzöge Johann
Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin und Georg Ludwig von
Oldenburg, die Prinzen Albert von Sachsen⸗Altenburg und Friedrich Karl von Hessen, sowie der Erbprinz Reuß j. L.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta empfing am Montag den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Leopold von Bayern. 1
Beide Kaiserlichen Majestäten brachten den Abend bei Ihrer baoseces und den Großherzoglich badischen Herrschaften im Königlichen Palais zu.
Am. Mujahrstage wohnte Ihre Majestät mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden dem Gottes⸗ dienst in der Kapelle des Augusta⸗Hospitals bei und empfing hierauf die Glückwünsche Ihres und des Großherzoglich badi⸗
en Hofstaats. . 88 xofsts Uhr erschienen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, die Königliche Familie, sowie die hier anwesenden Hohen Gäste zur Beglückwünschung im Königlichen Palais.
— Das Reichs⸗Versicherungsamt hat aus Anlaß eines Spezialfalls sich grundsätzlich dahin ausgesprochen, daß eine generelle Bezugnahme auf bestehende Polizeivorschriften in den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften unzulässig sei. In der betreffenden Verfügung vom 21. No⸗ vember v. J. (Nr. 640) heißt es: Ausschlaggebend hierfürist, daß die Polizeivorschriften in den verschiedenen Bezirken der Berufs⸗ genossenschaft auseinandergehen, daß bei dem verschiedenen In⸗ halt der betreffenden Bestimmungen eine verschiedene Be⸗ lastung der zuwiderhandelnden Betriebsunternehmer eintreten würde, und daß ferner die Bestrasung der Uebertretung einer großen Anzahl von Polizeivorschriften ausgesprochen und ge⸗ nehmigt werden würde, welche weder dem Reichs⸗Versicherungs⸗ amt noch der Berufsgenossenschaft bekannt sind und von denen manche so gestaltet sein mögen, daß es kaum in der Absicht der Berufsgenossenschaft liegen dürfte, sie unter die zum Theil recht empfindliche Strafe der Unfallverhütungsvorschriften zu stellen. Hierzu kommt, daß jene Vorschriften sich in stetem Flusse befinden, so daß sich im einzelnen Falle Seitens der berussgenossenschaftlichen Organe nur schwer fest⸗ stellen lassen wird, was noch gilt und was nicht mehr gilt. Endlich ist auf das formelle Bedenken ein erhebliches Gewicht zu legen, daß der Inhalt der generell benannten Polizei⸗ vorschriften weder in den Berathungen der Sektionsvorstände und der Arbeitervertreter, noch in denjenigen der Genossen⸗ schaftsversammlung erörtert und auf seine Zweckmäßigkeit geprüft werden konnte, wie dies doch in den 8§§. 78 ff. des Unfallversicherungsgesetzes vorgeschrieben ist.
— Der Kaiserliche Botschafter Graf zu Münster ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub nach Paris zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Bot⸗ schaft wieder übernommen.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich belgischen Hofe, von Alvensleben, ist von dem Fen Allerhöchst be⸗ willigten kurzen Urlaub nach! Brüssel zurü gekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich dänischen Hofe, Freiherr von den Brincken, ist nach Kopenhagen zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der Königlich sächsische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Graf von Hohenthal und Bergen, hat einen kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungirt der Legations⸗Sekretär von Salza und Lichtenau als Geschäftsträger.
— Der General⸗Lieutenant von Versen, General⸗ Adjutant und Commandeur der 8. Division, ist zur Neujahrs⸗ Gratulation von Erfurt hier eingetroffen.
— S. M. Kreuzer „Schwalbe“, Kommandant Kor⸗ vpetten⸗Kapitän Hirschberg, ist am 31. Dezember pr. in Zan⸗ zibar eingetroffen.
— Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“ 7./1. Apig. — Letzte Nachricht von dort 27./11. (Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln].) — S. M. Knbt. „Eber“ 22./11. Apia. (Poststation: Apia Samoa⸗Inseln].) — S. M. Kreuzer „Habicht“ 18./10. Kamerun. (Famva,e apstadt.) — S. M. Knbt. „Hyäne“ 1./12. Freetoon [Sierra Leone] 10./12. (Poststation: Ka⸗ merun.) — S. M. Knbt. „Iltis“ 6./10. Tientsin. (Post⸗
station: Hongkong.) — S. M. Fhrzg. „Loreley“ 18./12. Kon⸗ stantinopel (Posistation: Konstantinopel.) — S. M. Kreuzer „Möwe“ Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) — 8ö M . „Nixe“ 20./12. Barbados 3./1. 89. (Poststation: St. Vincent [Kingstown] Westindien) — S. M. S. „Olga 27./10., Batavia 1./11. (Poststation: Apia [Samoa⸗ Inseln].)) — S. M. Av. „Pfeil“ 16./12. Port Said 18./12. — 25./12. Aden 27./12. (Poststation: Zanzibar.) — S. M. Krzr. „Schwalbe“ 20,/12. Aden 22./12. (Post⸗ station: Zanzibar.) — S. M. Knbt. „Wolf“ 5./12. Canton. (Postslation: Hongkong.) — Kreuzergeschwader: S. M. S. ALeipzig“ (Flaggschiff), Sophie⸗, „Carola“- Zanzibar. (Post⸗ station: Zanzibar.) — Schulgeschwader: S. M. S. „Stosch (Flaggschiff), „Charlotte“, „Gneisenau“, „Moltke“ 9./12. Smyrna. (Poststation: bis 2./1. 89 Jaffa [Syrien], vom 3,/1. bis 11./1. 89 Alexandrien, vom 12/1. 89 ab Malta.) Dampfer „Lulu Bohlen“ mit den abgelösten Besatzungen S. M. Krzr. „Habicht”, S. M. Kubt. „Cyclop“ und S. M. Fahrzeug „Nachtigal“ Kamerun 4./11. — 5,/11. Eloby 7./11. — 9./11. Lagos 11./11. — 15./11. Monrovia 15./11. — 22,/11. Teneriffa 22./11. — 30./11. Wilhelmshaven. — Die Ausschiffung der Besatzungen fand in Wilhelmshaven am /12. statt.
Bayern. München, 2. Januar. (W. T. B.) Der Prinz⸗Regent stattete gestern Vormittag dem erkrankten Minister⸗Präsidenten Freiherrn von Lutz einen Besuch ab.
- Württemberg. Stutt art, 29. Dezember. (St.⸗A. f. W.) Prinz Wilhelm hat sich bat⸗ Mittag auf einen Tag nach Homburg v. d. H. begeben, um dem Fürsten von Waldeck und Pyrmont dortselbst einen Besuch abzustatten. 4
111“
Hessen. Darmstadt, 31. Dezember. Das „Regie⸗ rungsblatt“ enthält eine Großherzogliche Ve rordnung, be⸗ treffend die Errichtung eines Landes⸗Versicherungs⸗ amts auf Grund des Reichsgesetzes über die Unfall⸗ und Krankenversicherung der in land⸗ und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen und des hierzu Herlassenen Ausführungsgesetzes für das Großherzogthum Hessen, dessen Wirksamkeit am 1. Januar 1889 beginnt. In das Landes⸗Versicherungsamt werden drei ständige „Mitglieder, einschließlich des Vorsitzenden, berufen. Die Stellen werden vom Großherzog als Nebenämter auf Lebens⸗ zeit übertragen. Das Landes⸗Versicherungsamt ist dem Mini⸗ sterium des Innern und der Justiz unmittelbar untergeordnet. Letzteres wird auch die näheren Bestimmungen über das Ver⸗ fahren und den Geschäftsgang beim Landes⸗Versicherungsamt, sowie über die den nichtständigen Mitgliedern des Landes⸗ Versicherungsamts zu gewährenden Vergütungen erlassen. Gegen die Entscheidungen und Entschließungen des Landes⸗ Verficherungsamts findet eine Beschwerde an das Ministerium des Innern und der Justiz nur in den ausdrücklich vorgesehe⸗ nen Palen statt.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 31. Dezember. (Weim. Ztg.) Der ärztliche Bericht über das Befinden der Erbgroßherzogin, von heute Nachmittag 5 Uhr, lautet:
„Tag gut verlaufen. Häufig Husten. Appetit mäßig. Fieber geringer. Engelhardt.“
Hamburg, 31. Dezember. (W. T. B.) Der „Hamburg. Börsenh.“ zufolge machte der Präsident der Handels⸗ kammer in der heutigen Versammlung der Genossenschaft des „Ehrbaren Kaufmanns“ die Mittheilung, daß die neuen hiesigen Hafenanlagen wegen der starken Zunahme des Verkehrs sofort erweitert werden müßten. Mit der Erbauung von zwei weiteren Schuppen für 16 Schiffe sei bereits begonnen und von der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft der Bau von 250 m bedeckter Quais beantragt worden. Bei den Verhandlungen der Versammlung wurde auch des neuen Handelsvertrages mit der Schweiz gedacht, wofür der Reichsregierung der Dank des Handelsstandes gebühre.
“
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 31. Dezember. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ meldet: Der Erzherzog Ludwig Victor erkrankte gestern Abend an einem Anfall von Cholerine, wurde auf den von ihm ausgesprochenen Wunsch mit den Sterbesakramenten versehen und verbrachte die Nacht schlaflos: jedoch sind heute alle Erscheinungen so befriedigend, daß jede weitere Gefahr ausgeschlossen erscheint. — Ein heute Nachmittag ausgegebenes Bulletin besagt: „Die günstigen Erscheinungen im Befinden des Erzherzogs Ludwig Victor dauern an. 8
— 31. Dezember. (W. T. B.) Zur Erörterung der Prinzipien, nach welchen das Exerzier⸗Reglement für die Fußtruppen mit Rücksicht auf die Neu bewaffnung zu revidiren wäre, finden im Lauf des Januar in Wien unter dem Vorsitz des Erzherzogs Albrecht kommissa⸗ rische Berathungen statt, zu welchen auch einige Corps⸗ Kommandanten hinzugezogen werden sollen. b
— 1. Januar. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt “theilt mit: Nach in kompetenten Kreisen eingezogenen Informationen sei daselbst weder von Vorschlägen bezüglich der theoretisch schon öfter erörterten Frage, betreffend die Errichtung einer Donau⸗-⸗Kriegsflottille, noch von einem Me⸗ morandum der Marinesektion, nochweniger von irgend⸗ welchen diplomatischen Schritten in Bukarest, wie der Korrespondent eines hiesigen Blattes mittheilt, etwas bekannt; es sei daher auch von der Absicht einer diesbezüglichen Kredit⸗ forderung in Regierungskreisen keine Rede.
Pest, 1. Januar. (W. T. B.) Die Mitglieder der liberalen Partei begaben sich heute in corpore zu dem Minister⸗Präsidentenvon Tisza, umdemselben ih re Neujahrs⸗ glückwünsche darzubringen. Der frühere Finanz⸗Minzster Graf Szapary hielt Namens der Partei eine Ansprache, drückte Hrn. von Tisza, unter rühmender Hervochebung seiner Verdienste um die Regelung der Staatsfinanzen, das unbedingte Ver⸗ trauen der liberalen Partei zu ihm als ihrem langjährigen Führer aus und fügte die Versicherung hinzu, daß die liberale Partei ihn auch ferner bei der bislang von ihm ver⸗ folgten inneren und auswärtigen Politik unterstützen werde. Minister⸗Präsident von Tisza erwiderte: In der äußeren poli⸗ tischen Lage bilde das Bündniß der mitteleuropäischen Mächte die hauptsächlichste Gewähr. Die Geschichte weise verschiedene Allianzen auf, welche gewöhnlich nur zu Zwecken der Eroberung und Expansion geschlossen worden seien. Er sei der Meinung, daß solchen Allianzen gegenüber das mitteleuropäische Bündniß viel höher zu stellen sei, welches nichts erobern und nichts zerstören wolle, sondern lediglich bestrebt sei, im Interesse der Humanität und der Entwickelung der Völker den Frieden zu sichern. Er glaube, ohne die Gefahr einer Enttäuschung der Hoffnung Ausdruck geben zu können daß es mit diesem Bündniß und in Anbetracht dessen, daß es heute in Europa keinen Staat gebe, welcher den Krieg unbedingt wünsche, gelingen werde, auch in dem neuen Jahre den Völkern die Segnungen des Friedens zu erhalten und die Werke des Friedens und des Fortschritts ungestört fort⸗ zusetzen. Er sei überzeugt, daß der ungarische Reichstag Alles aufbieten werde, damit das Wort der österreichisch⸗ ungarischen Monarchie und darin auch das Wort des ungarischen Staats immer das gehörige Gewicht besitze. Was die Finanzlage betreffe, so sei die eben erwähnte äußere politische Lage zwar nicht eine derartige, daß sie die Regelung der Finanzen erleichtern würde; gleichwohl vertraue er der Kraft und der bewiesenen Opferwilligkeit der Nation, durch welche das begonnene Werk erfolgreich werde zum Ziel geführt werden. An der bisher beobachteten Sparsamkeit im Staatshaushalt müsse auch ferner festgehalten werden. — Nach dem Empfang bei Tisza begrüßte die liberale Partei auch den Präsidenten des Abgeordnetenhauses.
Großbritannien und Irland. London, 2. Januar. (W. T. B.) Die Königin verlieh dem S Gesandten in Teheran, Sir Drummond Wolff, das Großkreuz des Bath⸗Ordens. 8
Nach einer Meldung aus Tralee ist der parnellitische Deputirte Edward Harrington wegen Theilnahme an einem Meeting der Nationalliga zu sechsmonatlicher Strafarbeit verurtheilt worden.
Frankreich. Paris, 30. Dezember. Das heutige „Journal Officiel“ veröffentlicht das von den Kammern ge⸗ nehmigte Finanzgesetz mit dem Etat. Die eröffneten Kredite belaufen sich auf 3 011 974 825 Fr. Die gesammten Einnahmen sind auf 3 012 179 055 Fr. veranschlagt.
— 1. Januar. (W. T. B.) Der Präsident Carnot empfing anläßlich des Jahreswechsels heute Nachmittag die Spitzen der Behörden und die Mitglieder des diplomatischen Corps. Der päpstliche Nuntius gab im Namen sämmtlicher Botschafter deren Wünschen für das Glück Frankreichs Ausdruck. Präsident Carnot dankte und fügte hinzu, Frankreich schicke sich an, durch die Ausstellung ein Werk der Arbeit und des Friedens zu feiern; er wünsche, das Jahr 1889 möge ein glückliches für Alle sein. Die Botschafter statteten sodann der Gemahlin Carnot's Besuche ab.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Januar. (W. T. B.), Der „Nowoje Wremja“ zufolge ist eine Ver⸗ ordnung erlssen worden, nach welcher in der russischen Armee besondere Lrain⸗Abtheilungen eingerichtet werden. Fünf Train⸗Cadre-⸗Bataillone werden zu 18 Com⸗ pagnien formirt, welche in Kriegszeiten auf 18 Train⸗ Bataillone gebracht werden sollen.
Italien. Rom, 1. Januar. (W. T. B.) Kaiser Wilhelm sandte dem König Humbert aus Anlaß des Jahreswechsels ein Telegramm, in welchem er mit lebhafter Befriedigung der in Italien verbrachten schönen Tage gedachte und die Hoffnung aussprach, daß, wie in der Ver⸗ gangenheit, so auch in der Zukunft das Glück dem König und der Königlichen Familie günstig sein möge. — Dem Minister⸗ Präsidenten Crispi gingen von dem Reichskanzler Fürsten von Bismarck sowie von dem Staats⸗Minister Grafen Herbert Bismarck herzliche Neujahrsglückwünsche zu.
Der König und die Königin empfingen heute, von ihren Hofstaaten umgeben, die Deputationen der großen Staatskörperschaften, welche die Glückwünsche zum neuen Jahre darbrachten. Bei dem Empfang der Deputation des Senats und der Kammer sprach der König seine hohe Befriedigung über die bis jetzt erfolgte Erledigung der parlamentarischen Arbeiten aus und fügte hinzu: der größte Wunsch, den er hegen könne, sei die Erhaltung des Friedens. Dank dem guten Willen und der beharrlichen Aktion der Großmächte werde der Frieden, wie er hoffe, auch in diesem Jahre erhalten bleiben.
Rumänien. Bukarest, 1. Januar. Deputirtenkammer hat sich bis vertagt.
(W. T. B.) Die zum 23. Janu
der Skupfchtina gewählte Ausschuß von 54 Mitglie⸗ dern hat heute den Verfassungsentwurf en bloc mit 41 gegen 4 Stimmen angenommen. 8 Mitglieder enthielten sich der Abstimmung. — Morgen findet eine Plenarsitzung statt, auf deren Tagesordnung der Bericht des Ausschusses steht. Der feierliche Schluß der Session erfolgt voraus⸗ sichtlich am nächsten Donnerstag.
Asien. Persien. „Reuters Bureau“ meldet aus Teheran: die französische Regierung habe in Folge der Eröffnung der Schiffahrt auf dem Kharun⸗ flusse einen Vize⸗Konsul in Bushire ernannt. — Der Schah von Persien trifft Vorbereitungen für die in diesem Frühjahr projektirte Reise nach Europa. b
Afrika. Egypten. Nach einer Meldung des „Reuter⸗ schen Bureaus“ aus Suakim, vom 31. Dezember, ist da⸗ selbst auf dem Wege über Kassala ein Grieche aus Khartum Eheehh der Khartum vor 2 Monaten ver⸗ ließ. Derselbe giebt an, daß in Khartum von einer Eroberung der Aequatorial⸗Provinzen durch den Mahdi und von der Gefangennahme Emin Pascha's durchaus nichts hekannt sei. Vielmehr sollten die Streit⸗ kräfte des Mahdi in dem Gebiet des Bahr⸗el⸗Gazal zweimal geschlagen worden sein.
In seinem Neujahrs⸗Artikel sagt der „Schwäbische Meéerkur“: “
Das Jahr 1888, das nun hinter uns liegt, ist ein ereignißreiches und eben darum bedeutungsvolles Jahr gewesen und wird für alle Zeiten in der Geschichte unseres Volks ein vor andern denkwürdiges
bleiben. Wie es für das lebende Geschlecht ein Trauerjahr o ne gleichen geworden durch den Tod zweier Kaiser, so wird es künftigen Geschlechtern noch in späten Tagen davon sagen, daß am 9. März desselben der hochbetagte Kaiser Wilhelm, der erste Kaiser des neuerstandenen Reichs, nur wenige Tage vor seinem 92 Geburtstag mit, den denkwürdigen Worten: „Ich habe keine Zeit müde 3 sein“ ein Leben beschlossen habe, das mit der Größe seiner Arbei mit dem gottgesegneten Erfolg seiner Thaten, mit dem Ruhm „un Glanz seines Heldenthums, mit der dankbaren, begeisterten Würn⸗ gung der ganzen Mitwelt und nicht am wenigsten mit der begeistern Liebe, in der die ganze deutsche Nation zu demselben aufschaute, edig in der Geschichte dasteht und in seiner markigen Wirklichkeit alldie träumerischen Hoffnungen von einem zweiten Barbarossa weit kter sich läßt, in denen die langjährige heiße Sehnsucht unserer Nion nach Einheit und Macht und nach würdigerer Stellung j der Reihe der Völker, nach einer seiner gottverliehenen Kraf ent⸗ sprechenden würdigen nationalen Existenz sich über den Jam r der traurigen Wirklichkeit, der unseligen Zerrissenheit und äche hinaus⸗ und hinüberzuschwingen suchte. Für alle konenden Geschlechter wird sich die Gestalt des gefeierten Kaisers Willm des Siegreichen von dem dunklen Hintergrund langer jionaler Unmacht als eine vom Strahlenkranz des Ruhr um⸗ leuchtete Heldengestalt hell und licht abheben und Ird als eine der ersten Heldengestalten unserer ganzen Geschste fort⸗ leben! Wir aber sagen: „uns war er mehr“, denn Ar haben ihn mit unsern Augen sehen dürfen, haben zum großen Tl es mit⸗ erleben dürfen, wie er das geworden ist, was er gewesen, schlichtem Gehorsam, in treuer Pflichterfüllung, in unermüdlicher beit, Wir durften es sehen, wie der Mann, der gelernt hatte, s Joch zu tragen in seiner Jugend“, dem der Kummer seiner Napoleon gekränkten Mutter tief ins Herz sich gesenkt hatte, als!/ gewürdigt wurde, ein Werkzeug in der Hand der Vorsehung, disschmach und Unbill von Jahrhunderten an dem Erbfeind unseres Ws zu rächen, dies ebenso in maßvoll edler Selbstbeherrschung thatpie er, durch den Glanz seiner Siege und großartigem Erfolge nisgeblendet, in deutscher Treue gegen sein Volk den Muth des Aden mit der Demuth des Christen verband. Wir durften es ten, wie der Kaiserliche Greis, in dessen Leben wahr geworden 1um den Abend wird es licht sein“ durch die natürliche Fürsorge f die Armen und Kranken in den Herzen auch der kleinen Leute, ja †. Niedersten im Volke sich ein Denkmal, aere perennius, schuf. Mit Dank und
Serbien. Belgrad, 1. Janu r. (W. T. B.) Der von
sowie
Wehmuth sieht das deutsche Volk auch dem vollendeten Kaiser Friedrich nach. Wie er im Leben als Träger großer Hoffnungen, als ritter⸗ hafter, sieggekrönter Königssohn, nicht am wenigsten als Liebling der Musen und als Gönner von Künstlern und Gelehrten die Herzen des Volks sich gewann, so hat er sie durch die Geduld im Leiden, durch die gottergebene Haltung im Sterben erst recht fest an sich geknüpft, und sein klassisches Wort: „Lerne leiden ohne zu klagen“, das er, zein Held im Dulden“, gesprochen, wird für alle Zeiten dem deut⸗ schen Volk ein heiliges Vermächtniß bleiben. Aber wie der Einzelne den Schmerz der Trauer am sichersten überwindet durch den Dank
für das Gute, das er in den Dahingeschiedenen gehabt, so überwindet
auch das deutsche Volk den aufrichtigen Schmerz über den Hingang seiner beiden Kaiser durch das dankbare Andenken, das es denselben rt. Und wie es sich in diesem Gefühl mit dem der Kaiserkrone innig verbunden weiß, so hat be⸗ sonders der süddeutsche Theil unseres Volks dem Kaiser durch die Art und Weise, wie es ihn bei seiner Begrüßungsreise in seiner Mitte auf⸗ genommen, bewiesen, daß es in Liebe und Treue gegen den Kaiser nicht ü woll ter den norddeutschen Brüdern, und der Kaiser hat durch die feinsinnige Art, mit der er an seine Zugehörigkeit zu chwaben erinnerte, in der denkbar schönsten Weise das herzliche Willkommen der Süddeutschen erwidert. So steht das deutsche Volk Nord und Süd, in Palast und Hütte an der Jahreswende fest und reu zu seinem Kaiser und seinen Fuͤrsten und macht gerne das geflü⸗ elte Wort seines großen Reichskanzlers zu seinem Losungswort: „Wir fürchten Gott und sonst Niemand auf der Welt.“
— In einem Artikel der „Mecklenburgischen Nach⸗ richten“: „Deutschland im Jahre 1888“ heißt es:
Was die gesetzgebenden Koörperschaften in der Herbstsession be⸗ rathen haben, ist erst vor so kurzer Zeit der Gegenstand eines Rück⸗ blicks an dieser Stelle gewesen, daß Wiederholung nicht geboten scheint. Dagegen gilt es, einen besonderen Rückblick auf unsere koloniale Entwicklung zu werfen.
Am 15. Maͤrz vollzog der Kaiser eine Kolonialnovelle, welche das Gesetz vom 17. April 1886 über die Rechtsverhältnisse in den deutschen Schutzgebieten wesentlich abänderte, indem sie das Kaiser⸗ liche Verordnungsrecht bedeutend erweiterte und die Regelung einer Reihe Fragen (Naturalisation von Ausländern, Führung der Reichs⸗ flagge durch Eingeborene, die Aufsicht über die Kolonialgesellschaften mit Korporationsrechten ꝛc.) der Befugniß des Reichskanzlers unterstellte. Gleichzeitig mit der Novelle erschien in dem Reichs⸗Gesetzblatt eine Be⸗ kanntmachung des Reichskanzlers, durch welche, gemäß Artikel III des neuen Gesetzes, nunmehr der ganze Text der die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete bestimmenden Normen im Zusammenhang veröffentlicht wurde. Diese Bestimmungen waren vereinzelt in den Gesetzen vom 17. April 1886, 6. Juli 1887 und 15 März 1888 enthalten. Unter dem 2. Juli folgte eine Verordnung für Kamerun und Togo, welche die Rechtsverhältnisse dieser Schutzgebiete regelte.
Was die materielle Entwickelung der Kolonien betrifft, so war neben Erfreulichem auch von manchem Widrigen zu berichten, und es sind Rückschläge eingetreten, wie sie erwartet werden mußten und noch bei keiner Kolonialpolitik eines Landes im Beginn der⸗ selben ausgeblieben sind. Am ruhigsten und günstigsten scheinen sich die Dinge in Kamerun und Togo zu gestalten. Der Handel befestigt sich und die wissenschaftliche Erforschung der Hinter⸗ länder ist hier im Auftrage des Reichs mit Eifer und Erfolg be⸗ trieben worden. Auch die Neu⸗Guinea⸗Compagnie ist zwar von äußeren Stürmen verschont geblieben, allein die Unterhaltung von drei Dampfern zum Verkehr zwischen Cooktown und den Neu⸗ Guinea⸗Häfen legt ihr große Lasten auf, so lange die Thätigkeit der Gesellschaft noch auf die Küsten beschränkt bleibt, wo es einstweilen an lohnenden Ausfuhrartikeln fehlt.
Im Hererolande sind im Herbst des Jahres Schwierigkeiten ent⸗ standen, über welche genaue Nachrichten noch fehlen. Die Hereros sind im Ganzen friedliche Leute; der mißlungene Versuch, eine Schutz⸗ truppe zu bilden, hat aber wahrscheinlich den König ermuntert, eine unsichere Haltung anzunehmen.
Viel schlimmer stehen die Dinge in Ost⸗Afrika. Im April war der Vertrag zwischen dem Sultan von Zanzibar und der Ostafrikani⸗ schen Gesellschaft zu Stande gekommen, nach welchem Letztere den vor der deutschen Zone gelegenen Küstenstrich unter der Hoheit des Ersteren mit allen Verwaltungs⸗, Zoll⸗ und Polizeirechten abpachtete. Bei der Uebernahme der Verwaltung im September brachen Unruhen aus, und das ganze Küstengebiet wurde nach und nach in Aufruhr versetzt. Das Vorgehen der Gesellschaft war nicht ohne Fehler, sie hatte keine ausreichenden Mittel und glaubte, mit möglichst großer Energie ihrer Beamten durchdringen zu können. Der Aufstand wurde jedoch namentlich im Süden aus dem Innern genährt und charak⸗ terisirte sich immer mehr nicht nur als eine Auflehnung gegen die Herrschaft des Sultans, sondern als eine ausgedehnte Machtentfal⸗ tung des arabischen Elements an der Küste und der Sklaven⸗ händler im Innern gegen das Eindringen europäischer Kultur. Trotz der tapferen Haltung der Gesellschaftsbeamten und des Eingreifens dreier deutscher Kriegsschiffe mußte die Mebrzahl der Hafenplätze in den Händen der Aufständischen gelassen werden. Die deutsche Regierung veröffentlicht in einem Weißbuche die Berichte unseres General⸗Konsuls in Zanzibar und die mit England und anderen Mächten gepflogenen diplomatischen Verhandlungen, welche zur Eröffnung der Küstenblockade gegen den Sklavenhandel geführt haben. Wie das Reich auf der Kust eingreifen soll, darüber wird erst das neue Jahr entscheiden.
— Dem vorläufigen Jahresbericht der Hamburger Han⸗ delskammer entnimmt die „Berliner Börsen⸗Zeitung“ Folgendes:
Nochdem die während des vorigen und zu Anfang dieses Jahres hervorgetretenen politischen Beunruhigungen einem allgemeinen Ver⸗ trauen in die Erhaltung des Friedens gewichen waren, entfaltete sich „auf allen Gebieten des Handels eine lebhafte Thätigkeit. Wenn auch in dem für Hamburg von Alters her besonders wichtigen Kolonial⸗ waaren⸗, Gewürz⸗ und Südfruchtgeschäft im Allgemeinen keine Steigerung der Preise stattfand, so konnten sich dieselben doch meistens auf dem vorigen, gegen früher nicht unwesentlich erhöhten Stande behaupten, und es entwickelte sich ein lebhafter Absatz in diesen Waaren, manche bedeutende Einfuhrartikel, welche sich neuerdings in steigendem Maße nach Hamburg gezogen haben, wie Petroleum, Salpeter und Oelfrüchte, wurden in erheblichen Mengen umgesetzt, und es kann das Jahr für das Importgeschäft als ein recht günstiges bezeichnet werden. Der Bericht gedenkt sodann des im Jahre 1887 eingeführten Kaffee⸗Termingeschäfts und tadelt die im zu Ende gehenden Jahre in diesem Geschäftszweige vorgekommenen Ausschreitungen in ernster Weise. Hinsichtlich des Ausfuhr⸗ handels kann der Bericht einen noch bedeutenderen Auf⸗ schwung als beim Einfuhrhandel feststellen, die für den Export arbeitenden Industrien Deutschlands waren während des ganzen Jahres lebhaft beschäftigt und konnten zum Theil die Preise ihrer Waaren erhöhen. Es ist bezeichnend, so fügt der Bericht hinzu, daß das ominöse Wort „Ueberproduktion“, welches in den meisten Verkehrsberichten der letzten Jahre eine so große Rolle spielte, im Jahre 1888 fast ganz aus denselben verschwunden ist. Von der Leb⸗ haftigkeit des inneren deutschen Handels zeugt die sehr starke Zunahme des Waarenverkehrs auf den nach Hamburg führenden deutschen Eisen⸗ bahnen. Dem Bankgeschäft boten die Anforderungen fremder Staaten, in⸗ und ausländischer Privatunternehmungen an den Geld⸗ markt ein weites Feld nutzbringender Thätigkeit. Es ist ein erfreuliches Zeichen des zunehmenden Kapitalreichthums Deutschlands, so meint die Handelskammer, deß es sich an der Befriedigung dieser Anforderungen in steigendem Maße betheiligt, ebenso erfreulich ist, daß deutsche Geldinstitute sich der Ausführung Unfer Unternehmungen, „Eisenbahnbauten u. dergl. in überseeischen ändern zuzuwenden beginnen, allerdings sollte aber immer wieder etont werden, daß an derartigen Anlagen nur solche Kapitalisten sich betheiligen, welche die mit denselben naturgemäß verbundenen Ge⸗ fahren zu beurtheilen vermögen. Die Handelskammer bespricht sodann
den im ablaufenden Jahre stattgehabten beträchtlichen Aufschwung im Rhedereigewerbe und giebt als symptomatisch für die Hamburgischen Verhältnisse folgende Tabelle:
8 Ende 1887 Ende 1888
Be⸗ Im Be⸗ Im 8 8 stand Bau stand Bau Hamburg⸗Amerikanische.... 8 Hamburg⸗Südamerikanische. Robt. M. Sloman u. Co. Kosmos . . .. Kingsin Linie. Woermann⸗Linie Pacific⸗Linie. Hansa... Austral⸗Linie. Calcutta⸗Linie
& 2SEIeSScCSOCen
36 Der Aufschwung der Rhederei ist naturgemäß der deutschen Schiffsbau⸗Industrie zu Gute gekommen, welche, obwohl verhältniß⸗ mäßig jung, durch die Güte und Solidität ihrer Leistungen einen be⸗ deutenden Ruf sich erworben hat und der die Hamburgischen Rhedereien mit Vorliebe ihre Bestellungen übertragen.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der Zeit vom 16. bis 22. Dezember v. J. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 18,9, in Breslau 24,7, in Königs⸗ berg 26,9, in Köln 24,8, in Frankfurt a. M. 17,5, in Wiesbaden 21,5, in Hannover 16,1, in Kassel 14,7, in Magdeburg 20,4, in Stettin 27,0, in Altona 20,0, in Straßburg 25,6, in Metz —, in München 27,4, in Nürnberg 25,8, in Augsburg 23,6, in Bresden 17,7, in Leipzig 16,1, in Stuttgart 21,2, in Karlsruhe —, in Braun⸗ schweig 29,9, in Hamburg 23,1, in Wien 21,1, in Pest 30,9, in Prag 26,8, in Triest 25,7, in Krakau 25,3, in Amsterdam 25,5, in Brüssel 27,3, in Paris 22,6, in Basel —, in London —, in Glasgow —, in Liverpool —, in Dublin —, in Edinburg 26,2, in Kopenhagen 18,2, in Stockholm —, in Christiania 19,2, in St. Petersburg 25,6, in Warschau 23,5, in Odessa 24,6, in Turin —, in Rom 24,8, in Venedig 20,4, in Alexandria —. — Ferner in der Zeit vom 25. November bis 1. Dezember v. J. in New⸗ York —, in Philadelphia —, in Baltimore —, in-Kalkutta —, in Bombay —, in Madras D.
Die Sterblichkeitsverhältnisse blieben auch in dieser Berichtswoche in den meisten Großstädten Europas günstige, wern auch aus einer größeren Zahl derselben, besonders aus deutschen Orten etwas höhere Sterblichkeitsziffern als aus der Vorwoche mitgetheilt werden. Einer sehr günstigen Sterblichkeit (bis 15,0 pro. Mille und Jahr berechnet) erfreuten sich Kassel und Mainz. Günstig (bis 20,0 pro Mille und Jahr) blieb die Sterblichkeit in Berlin, Dresden, Leipzig, Frank⸗ furt g. M., Hannover, Altona, Bremen, Barmen, Aachen, Mannheim, Darmstadt, Kopenhagen, Christiania, Edinburg. Mäßig hoch (eäetwas über 20,0 pro Mille und Jahr) war die Sterblichkeit in Wiesbaden, Stuttgart, Wien, Venedig. Eine hohe Sterblichkeitsziffer (über 35,0 pro Mille) wird aus keiner deutschen Stadt gemeldet. — Unter den Todesursachen haben Darm⸗ katarrhe und Brechdurchfälle der Kinder im Allgemeinen weniger Todesfälle hervorgerufen, nur in Hamburg, Breslau, Berlin, Paris, Wien, Pest, Warschau, St. Petersburg war die Zahl derselben für die Jahreszeit eine etwas größere. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war im Ganzen eine kleine. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 69, in München 95 Säuglinge. — Akute Entzündungen der Athmungsorgane wurden dagegen in gegen die Vorwoche gesteigerter Zahl Todesveranlassung. — Von den In⸗ fektionskrankheiten kamen Todesfälle an Masern und Diphtherie in vermehrter, an Scharlach, typhösen Fiebern, Keuchhusten und Pocken in verminderter Zahl zur Mittheilung. — So haben Masern in Berlin, Köln, Düsseldorf, Brüssel, Amsterdam mehr, dagegen in München, Magdeburg, Bremen, Prag, Paris weniger Sterbefälle hervorgerufen. Erkrankungen haben in Berlin, Breslau, Wien zugenommen, während aus den Regierungs⸗ bezirken Düsseldorf und Schleswig etwas weniger Er⸗ krankungen berichtet werden. — Das Scharlachfieber hat in München, Königsberg, Danzig, Warschau mehr, in Berlin, Wien, Prag, Kopenhagen, St. Petersburg weniger oder die gleiche Zahl von Opfern wie in der Vorwoche gefordert. Neue Erkrankungen wurden nur aus Hamburg in gegen die Vorwoche gesteigerter Zahl gemeldet. — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Hamburg, Breslau, Dresden, Köln, Stettin, Frankfurt a. M., Nürnberg, Düsseldorf, Prag, Christiania, St. Petersburg eine ver⸗ mehrte, dagegen in München, Stuttgart, Leipzig, Danzig, Königs⸗ berg, Hannover, Magdeburg, Braunschweig. Wien, Pest, Kopen⸗ hagen, Paris, Warschau eine verminderte. Erkrankungen kamen aus Berlin, Wien, Pest, Stockholm, St. Petersburg und aus dem Re⸗ gierungsbezirk Düsseldorf etwas häufiger, aus Breslau, Hamburg, Nürnberg, Kopenhagen, Christianiag etwas seltener zur Anzeige. — Typhöse Fieber verliefen in Berlin, Hamburg, Königsberg und Pest milder, nur in Paris war die Zahl der Sterbefälle eine größere als in der vorangegangenen Woche. An Flecktyphus kamen aus St. eeetprag 1 Todesfall und 2 Erkrankungen, an epidemi⸗ cher Genickstarre aus Berlin und Prag je 1 Todes⸗ fall, aus Berlin auch 1 Erkrankung zur Berichterstattung. — Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut waren selten Todesursachen. Der Keuchhusten hat in Berlin und Petersburg mehr Todesfälle veranlaßt. Erkrankungen haben in Wien und Kopenhagen abgenommen. Aus Hamburg kam 1 Todesfall an Milzbrand, aus Lemberg 1 Todesfall an Toll⸗ wuth zur Meldung. — Einzelne Todesfälle an Pocken wurden aus Lemberg, St. Petersburg und Rom, mehrfache aus Triest und Paris (je 3), aus Prag 7, aus Warschau 8. berichtet; Erkrankungen aus Breslau, Wien und Christiania je 1, aus Pest und St. Petersburg je 11.
Der Gesundheitszustand in Berlin war auch in dieser Berichts⸗ woche ein günstiger und die Sterblichkeit eine kleine. Insbesondere kamen Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder seltener zum Vorschein, auch blieb die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit eine maäßig hohe. Dagegen kamen akute Entzündungen der Athmungsorgane noch immer in großer Zahl zur ärztlichen Be⸗ handlung und nahmen auch in vielen Fällen einen tödtlichen Verlauf. — Von den Infektionskrankheiten haben nur Masern eine größere Verbreitung gewonnen und kamen besonders zahlreich im Stra⸗ lauer Viertel, auf dem Wedding, in der Rosenthaler⸗, Oranienburger⸗ und Schöneberger Vorstadt zur Anzeige. Scharlach und Diphtherie, ersteres im Stralauer Viertel, letztere in der diesseitigen Luisenstadt und in der Tempelhofer Vorstadt am häufigsten auftretend, zeigten gegen die Vorwoche keine wesentliche Veränderung. Erkrankungen an typhösen Fiebern blieben beschränkt, auch rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut und Erkrankungen im Wochenbett kamen weniger zur Kenntniß. Auch 1 Todesfall, sowie eine Erkrankung an epidemischer Genickstarre wurden berichtet. Rheumatische Beschwerden aller Art waren nicht selten, namentlich kamen aber rheumatische E“ der Muskeln in großer Zahl zur ärztlichen Be⸗ andlung.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
„Arnold Nieberding’s Wasserrecht und Wasser⸗ vee im preußischen Staat systematisch dargestellt. n zweiter Auflage nach Maßgabe der in den Jahren 1866 bis 1887
erfolgten territorialen und veraͤnderten Gesetzgebung mgearbeitet
ergänzt von F. Frank, Regierungs⸗Rath. Breslau, 1889. Verlag von Wilh. Gottl. Korn. — Diese vorliegende zweite Auflage des Werks kenn⸗ zeichnet sich bei einem Vergleich mit der ersten, welche im Jahre 1865 erschienen ist, als eine völlig umgearbeitete, denn durch die Ein⸗ führung der Selbstverwaltung und der Verwaltungsgerichte, durch die Gerichtsverfassung und die Gewerbeordnung sind solche Aenderungen in den Zuständigkeitsverhältnissen eingetreten, daß fast kein Paragraph der I auf die heutigen Verhältnisse mehr paßt. Da des Ferneren das Buch in seiner jetzigen Bearbeitung ein möglichst vollständiges Bild von dem gesammten einschlägigen Rechtszustande des preußischen Staats in seiner gegenwärtigen Ausdehnung giebt, so eignet es sich zu einem praktischen Rathgeber für alle Berufskreise, welche im gewöhnlichen Leben mit wasserrechtlichen Verhältnissen zu thun haben.
— „Der Bär“, Illustrirte Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Mark (Berlin, Verlag von H. Schon), enthält in Nr. 13 folgende Beiträge: Johannes Wedigen, eine Berliner Ge⸗ schichte von Oskar Schwebel (Fortsetzung). — Das Lied vom Herzen, Erinnerung an Botho von Hülsen (mit Abb.). — Von unserer Königin Luise. — Berliner Neujahrswünsche und ⸗Geschenke im vorigen Jahrhundert, von Ferdinand Meyer (mit Abb.). — Ein märkischer Granitblock. — Mann⸗streu, von E. Handtmann. — Die Bezeichnung der Häuser in Berli it N Kleine Mit⸗ theilungen. .“ 1
8 868 I6 HE1A1“
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewese Entschädigungen der Thierbesitzer
aus Anlaß der Bekämpfung von Thierseuchen im Jahre 1887.
Nach dem unlängst veröffentlichten zweiten, das Jahr 1887 umfassenden Jahresbericht über die Verbreitung von Thierseuchen im Deutschen Reiche, bearbeitet im Kaiserlichen Gesundheitsamt (Verlag von Julius Springer in Berlin), sind aus Anlaß der Bekämpfung von Thierseuchen auf Grund der §§. 57 u. ff. des Gesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, vom 23. Juni 1880, sowie der einschlägigen landesgesetzlichen Bestim mungen in den Bundesstaaten und Reichslanden nach⸗ stehende Entschädigungen an die betreffenden Besitzer theils aus Staats⸗, theils aus Verbandskassen gezahlt worden. Die angegebenen Zahlen sind nicht aus gleichartigen Faktoren zusammengesetzt, indem die Summen für die nach dem vollen Werth entschädigten Thiere von denjenigen nicht getrennt sind, welche nur zu ¾l (Rotz) oder 4⅛5 (Lungenseuche) ent⸗ schädigt wurden. Auch sind in den Angaben die Werththeile der entschädigten Thiere, welche nach der Tödtung den betreffenden Besitzern verblieben, und für welche Ent⸗ schädigungen nach §. 59 Abs. 2 des erwähnten Reichsgesetzes nicht zu bezahlen waren, unberücksichtigt geblieben.
Für die aus Anlaß der Bekämpfung des Rotzes ge⸗ tödteten 1305 Pferde sind 401 297,65 ℳ, somit durch⸗ schnittlich für 1 Pferd 307.51 ℳ gezahlt worden. Auf Preußen entfallen 1052 entschädigte Pferde, davon in den Provinzen Posen 261, Westpreußen 234, Schlesien 147, Ostpreußen 134, auf Bayern 85, Württemberg 55. Nur je 1 Pferd ist entschädigt in Hessen, Sachsen⸗Altenburg, Schwarz⸗ burg⸗Sondershausen, Hamburg; keines in Hohenzollern, Olden⸗ burg, Sachsen⸗Meinigen, Schwarzburg⸗Rudolstadt, Waldeck, Reuß ä. L., Reuß j. L., Schaumburg⸗Lippe, Lippe, Lübeck und Bremen. Von der oben angegebenen Geldsumme sind gezahlt worden in Preußen 307 355,63 ℳ (die höchsten Beträge in der Provinz Westpreußen mit 65 939,82 ℳ, dem⸗ nächst folgen der Reihe nach Posen, Schlesien, Ostpreußen, Brandenburg mit Berlin, Sachsen, Hannover, Rheinprovinz), in Bayern 31 110,77 ℳ, Württemberg 18 940,75 ℳ, König⸗ reich Sachsen 12 833,25 ℳ — Die höchsten Durchschnitts⸗ Beträge für 1 Pferd sind gezahlt in Sachsen⸗Weimar (729,63 ℳ), demnächst in Baden (661,67 ℳ), Hessen⸗Nassau (628,13 ℳ), Braunschweig (543,19 ℳ), Provinz Sachsen (472,94 ℳ), Rheinprovinz (470,09 ), Hannover (402,06 ℳ), Königreich Sachsen (388,89 ℳ), Bayern (366,01 ℳ), Würt⸗ temberg (344,38 ℳ), Brandenburg mit Berlin (339,46 ℳ), Mecklenburg⸗Schwerin (332,58 ℳ), Westfalen (326,67 ℳ), Schlesien (313,08 ℳ), Mecklenburg⸗Strelitz (309,65 ℳ). Für das Königreich Preußen beträgt der Durchschnittssatz 292,16 ℳ — Der geringste Durchschnittsbetrag für 1 Pferd ist gezahlt in Hessen (75 ℳ). Verhältnißmäßig viele Pferde sind zu vollem Werth entschädigt worden in Mecklenburg⸗Schwerin (10 von 21) und Mecklenburg⸗Strelitz (4 von 10).
Aus Anlaß der Bekämpfung der Lungenseuche sind für 2852 Stück Rindvieh 478 567,78 ℳ., somit durchschnitt⸗ lich für eines 167,80 ℳ gezahlt worden. Auf Preußen ent⸗ fallen 1974 entschädigte Stück Rindvieh, davon allein 1521 auf die Provinz Sachsen und 119 auf die Provinz Hannover, auf Bayern 364, Braunschweig 270, Sachsen⸗Weimar 102, Anhalt 94. Nur je 1 Stück ist entschädigt in Westpreußen und in Baden, keines in Ostpreußen, Schleswig⸗Holstein, Hohenzollern, Mecklenburg⸗Schwerin, Mecklenburg⸗Strelitz, Oldenburg, Sachsen⸗Meiningen, Sachsen⸗Altenburg, Sachsen⸗ Coburg⸗Gotha, Schwarzburg⸗Sondershausen, Schwarzburg⸗ Rudolstadt, Waldeck, Reuß ä. L. „ Reuß j. 2. Schaumburg⸗Lippe, Lippe, Lübeck „ Bremen, und Elsaß⸗Lothringen. An Entschädigungen in Preußen 336 800,02 ℳ, davon allein in der Provinz Sachsen 234 563,74 ℳ, Hannover 30 591,40 ℳ, Pommern 29 049,34 ℳ, in Braunschweig 48 479,00 ℳ, Bayern 44 515,59 ℳ, Sachsen⸗Weimar 19 508,00 ℳ, Anhalt 18 160,98 %ℳ — Die höchsten Durchschnittsbeträge für 1 Stück Rindvieh sind gezahlt in Pommern (322,77 ℳ), demnächst im Königreich Sachsen (283,59 ℳ), Hannover (257,07 ℳ), Rhein provinz (243,65 ℳ), Baden (201,00 ℳ), Anhalt (193,20 ℳ Sachsen⸗Weimar (191,25 ℳ), Westpreußen (180,00 ℳ Braunschweig (179,55 ℳ), Hessen⸗Nassau (178,31 ℳ), Branden burg mit Berlin (174,22 ℳ), Schlesien (171,03 ℳ) un Hessen (170,00 ℳ). Der Durchschnittssatz für Preußen beträg 170,62 ℳ — Der geringste Durchschnittsbetrag für 1 Stü Rindvieh ist gezahlt in Posen (91,83 ℳ). ältniß mäßig viele Thiere sind zum vollen Wertl entschädig worden in Bayern (118 von 364) und Württemberg (5 von 16). — Die Gesammtsumme der aus Anlaß des Rotzes oder der Lergenfeuche entschädigten 4157 Pferde und Stück Rind⸗ vieh beläuft sich auf 879 865,43 ℳ 5
Außerdem sind auf Grund landesgesetzlicher Bestimmungen im Jahre 1887 an Entschädigungen gezahlt für Verluste an Milzbrand im Königreich Sachsen für 211 Stück Rindvieh 46 102,11 ℳ, in Baden für 160 desgleichen 35 580,80 ℳ an Milzbrand und Rauschbrand in Württemberg für 314 Stück Rindvieh 59 410,60 ℳ, für 18 Pferde 9344,00 ℳ, an Rauschbrand in Baden für 86 Stück Rindvieh 12 327,20 ℳ, zusammen für 18 Pferde und 771 Stück Rind⸗ ieh 162 764,71 ℳ
Hamburg wurden gezahlt