1889 / 20 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Jan 1889 18:00:01 GMT) scan diff

weisung der Grund⸗ und Gebäudesteuer an die Kreise werde vorzunehmen sein. Eine weitere Erhöhung der indirekten Steuern im Reich sei unmöglich, die breite Masse sei bereits völlig belastet. Falls der Staat weiterer Mittel bedürfe, seien sie aus den direkten Steuern und 8 aus der Einkommensteuer zu entnehmen. Ein gewisses Minimum an Einkommensteuer zu erheben, solle der Staat ohne Weiteres berechtigt sein, dar⸗ üͤber hinaus die Einnahmen zu erhöhen, solle dagegen nur mit Zustimmung der Landesvertreiung möglich sein. Eine Quotisirung im Allgemeinen empfehle sich nicht. Bei der Abänderung der Steuergesehgehun müsse der Grundsatz maßgebend sein, eine gerechtere Vertheilung der Steuern herbeizuführen, als zur Zeit vorhanden sei.

8 8 Schluß des Blattes ergreift der Abg. Hobrecht das

ort.

Dem Hause der Abgeordneten sind zugegangen: der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Abände⸗ as des Gesetzes über die Erweiterung, Um⸗ wandlung und Neuerrichtung von Wittwen⸗ und Waisenkassen für Elementarlehrer, vom 22. De⸗ ember 1869 (Gesetz⸗Samml. von 1870 Seite 1); die

ebersicht der von der Staatsregierung ge⸗ faßten Entschließungen auf Anträge und Re⸗ solutionen des Hauses der Abgeordneten aus der ersten Session des Jahres 18. eine Nach⸗ weisung über die Anzahl der fur das Jahr vom 1. April 1888/89 A. zur Klassensteuer, B. zur klassifizirten Einkommensteuer veranlagten Personen und über den Betrag der für dasselbe ahr veranlagten Steuer, und der Bericht über die auausführungen und Beschaffungen der Eisen⸗ während des Zeitraums vom 1. Oktober 1887 bis dahin 1888.

Das heute ausgegebene „Armee⸗Verordnungs⸗ blatt“ (Nr. 1, 23. Jahrgangs 1889) veröffentlicht eine Allerhöchste Kabinetsordre vom 27. Dezember 1888, betreffend die neu eingeführten Achselstücke bezw. Epau⸗ lettes für die Beamten der Militärverwaltung.

Derselben Nummer liegen die unter dem 29. November v. J. von Sr. Majestät dem Kaiser genehmigten „Be⸗ stimmungen über die jährlichen Generalstabs⸗ reisen“ bei.

Durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 4. Ja⸗ nuar d. J. ist über die anderweitige Bezeichnung von Füsilier⸗Bataillonen Folgendes bestimmt worden:

1) Bei denjenigen Infanterie⸗Regimentern, deren drei Bataillone sämmtlich schwarzes Lederzeug führen, wird die Bezeichnung „Füsilier⸗Bataillon“ in „III. Bataillon“ umge⸗ ändert. Das bisherige Füsilier⸗ geib⸗ Bataillon des Braun⸗ schweigischen Infanterse⸗Regiments Nr. 92 führt die Bezeichnung „III. (Leib⸗) Bataillon“. Das bisherige Garde⸗Füsilier⸗ Bataillon des 1. Großherzoglich Hessischen Infanterie⸗ Leib⸗ Regiments Nr. 115 und das bisherige Leib⸗Füsilier⸗

ataillon des 4. Großherzoglich Hessischen Infanterie⸗Regiments Nr. 118 nehmen die Bezeichnung „III. Bataillon“ an. Die Mannschaften der III. Bataillone sind ebenso zu benennen, wie die der beiden ersten. 3

2) Als Offizier⸗Seitengewehr soll bei den III. Bataillonen bis ee Weiteres noch der bisherige Füsiliersäbel getragen werden.

3) Die Besetzung der Stellen der Commandeure von Füsilier⸗ beziehungsweise III. Bataillonen und der Compagnie⸗Chefs von Füsilier⸗Compagnien beziehungsweise U. nien der III. Bataillone bedarf in Zukunft nicht mehr der Fatigung der kommandirenden Generale beziehungsweise der Divisions⸗Commandeure.

Die Königliche Technische Hochschule begeht den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers und Königs durch einen Festakt am 26. Januar d. J., Abends 6 Uhr, in der Aula der Anstalt.

Der General der Infanterie Freiherr von Barnekow, Chef des 6. Rheinischen Infanterie⸗Regiments Nr. 68, hat Berlin wieder verlassen.

Der General⸗Lieutenant von Kropff, Commandeur der 15. Division, ist auf einige Tage mit Urlaub von Köln hier eingetroffen.

Hessen. Darmstadt, 21. Januar. (Darmst. Ztg.) Bei der Zweiten Kammer ist von dem Abg. Mollinger der Antrag eingebracht worden: dieselbe wolle beschließen, die Großherzogliche Regierung um Revision der gesetzlichen Bestimmungen uͤber die Sonntagsfeier zu ersuchen, und ein weiterer Antrag: die Kammer wolle beschließen, die zherzogliche Regierung um eine Vorlage einer abändernden Bestimmung des Art. 5 des Gesetzes vom 23. April 1875, betreffend das Besteuerungsrecht der Kirchen⸗ und Religionsgemeinschaften, zu ersuchen.

Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 20. Januar. Se. Hoheit der sich am 26. d. M. zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers nach Berlin begeben. Am 17. d. M. fand im Herzoglichen Schlosse ein großer Hofball statt, zu dem gegen 300 Personen geladen waren. Unter den Gästen befand sich auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August von Sachsen.

Elsaß⸗Lothringen. Straßbur 8021. Januar. (W. T. B.) Der Landesausschuß ist auf den 29. d. M. einberufen

worden. Die Eröffnung desselben wird durch den Statthalter

Fürsten Hohenlohe, stattfinden.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 21. Januar. CPrgg. Abdbl.)

Mit Rücksicht auf den nächster Tage zu publizirenden Schweizer Handelsvertrag wurden die betreffenden Be⸗ hörden zu erhoͤhter Aufmerksamkeit auf die Veterinärpflege

angewiesen.

Pest, 21. Januar. (W. T. B.) Im e trat bei der heute fortgesetzten Berathung des Wehrgesetzes der Deputirte Jokai für die Wehrvorlage ein. Derselbe gab in seiner längeren Rede der Ueberzeugung Ausdruck, baß gegenwärtig der einzige aufrichtige Verbündete u Freund Ungarns und der ungarischen Nation die deutsche Nation sei. Die Politik, welche Ungarn im Osten verfolgen wolle, vermöge dasselbe nur mit der Hülfe und mit der aufrichtigen Unterstuͤtzung der deutschen Nation durch⸗ zufüͤhren. Ungarn sei deshalb nicht allein durch seine Inter⸗

ans chlag schließt in Einnahme und Ausgabe mit

deutendsten Forderungen, welche in kolonialpolitischer

esen, nicht bloß durch seine Sympathien, sondern auch durch die erhabene Mission, welche es sich gestellt und welche Europa sanktionire und die jetzt von den zwei großen Alliirten Oester⸗ reich⸗Ungarns unterstützt werde, verpflichtet, niemals von der⸗ selben zu lassen.

Großbritannien und Irland. London, 20. Januar. (A. C.) Die üest vorliegenden, fast vollständigen Berichte über das Ergebniß der Wahlen für den Londoner Graf⸗ schaftsrath lassen einen bedeutenden Sieg der Fortschritts⸗ partei erkennen. Von den 118 Mitgliedern des Raths haben mindestens 70 in ee Hinsicht freisinnige Anschauungen. Das sozialistische Element ist in dem Rath ebenfalls vertreren, während demselben auch zwei Frauen, Lady Sandhurst und Frl. 899 Cobden angehören. er frühere Polizei⸗Präsident von London, Sir Charles Warren, hat den Befehl üͤber das Königliche In⸗ genieur⸗Departement in Shorncliffe übernommen.

Frankreich. Paris, 21. Januar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat das neue Militärgesetz unter Ablehnung der vom Senat zn demselben beschlossenen Aenderungen genehmigt. Die Rechte protestirte gegen das Gesetz, welches eine starke Vermehrung der Lasten des Landes involvire und überdies ein Gesetz ohne inneren Zu⸗ sammenhang sei. Das Militärgesetz vom Jahre 1872 sei vollständig ausreichend und den Bedurfnissen des Landes entsprechend. Der Kriegs⸗Minister erwiderte, das Gesetz sei nicht ein für die augenblicklichen Umstände gemachtes Gesetz, sondern ein Gesetz für die nationale Vertheidigung; Frankreich sei genöthigt, 3 Millionen Menschen zum Bwech der Vertheidigung in Reih und Glied zu stellen. Die Ge⸗ nehmigung des Gesetzes erfolgte bei der Abstimmung über dasselbe im Ganzen mit 369 Hesen 169 Stimmen.

Nach Meldungen, welche dem Marine⸗Ministerium zugegangen sind, hatten sich in Chomai und Ts chotschu

aufen von tongkinesischen Piraten angesammelt und die

ewohner der Umgegend geplündert und gebrandschatzt. General Borgnis des Bordes griff in Folge dessen am 17. d. M. die Piraten an und besetzte nach einem lebhaften Kampfe, bei welchem die französischen Truppen einen Offizier und etwa 12 europäische Mannschaften verloren, den Ort Chomai. Die Piraten füchteten, General Borgnis des Bordes setzte seinen Marsch nach Tschotschu fort.

Sihweden und Norwegen. Stockholm, 21. Januar. 88 T. B.) Dem König gingen zu seinem heutigen Ge⸗ utstage bereits in der Frühe von dem Kaiser Wilhelm und der Kaiserin Augusta in Berlin, ingleichen von den Kaisern von Rußland und Oesterreich, sowie von den Königen von Dänemark, Portugal, Italien, von der Königin der Niederlande, von dem Großherzog von Baden und dem Herzog von Nassau herzliche Glückwunsch⸗ Telegramme zu. Am Vormittag empfing der König die Be⸗ hörden, die Generalität und gegen 50 Deputationen von Ver⸗ einen, Gesellschaften, Akademien und Universitäten zur Gratulation. Die Stadt war festlich geschmückt und von dichten Volksmassen belebt. Heute Abend war dieselbe glänzend illuminirt. In der Gala⸗Opernvorstellung, welche aus Anlaß des Geburtstags stattfand, sang das Publikum bei Beginn und am Schluß der Vorstellung die Ksss ehgae Der dem Reichstage vorgelegte Budget⸗Vor⸗ 2 767 000 Kronen. Als Einnahme sind aufgeführt: Ueberschüsse aus den Füches 1886 und 1888 resp. 1 638 000 Kronen und 3 944 000 ronen, ordentliche Einnahmen 19985000 Kronen, Bewilligungen 65 900 000 Kronen und der Gewinn der Reichsbank im Jahre 1888 mit 1 300 000 Kronen. Die Staatsausgaben setzen sich wie folgt zusammen: zur Begleichung des Fehlbetrags der Staats⸗ rechnung des Jahres 1887 4 754 000 Kronen, Civilliste und König⸗ liches Haus 1 338 000 Kronen, Justiz⸗Departement 3 887 000 Kronen, Departement des Auswärtigen 618 300 Kronen, Armee⸗ Departement 21 395 500 Kronen, Marine⸗Departement 7659 300 Kronen, Departement des Innern 6 540 000 Kronen, Finanz⸗Departement 16 045 000 Kronen, Kultus⸗Departement 13 197 000 Kronen, Pensions⸗Departement 4 292 000 Kronen, verschiedene außerordentliche Ausgaben 2 000 000 Kronen, wozu dann noch die Ausgaben des Reichsschulden⸗Comtoirs mit 11 040 900 Kronen kommen; davon entfallen 12 200 620 Kronen auf die Verzinsung und Amortisation der Staats⸗ schulden, 614 200 Kronen auf die Reichstagskosten, 350 600 Kronen auf die Verstärkung der Staatskasse u. s. w., wogegen die eigenen Einnahmen des Comtoirs 2 474 520 Kronen betragen. Da zur Anschaffung von Betriebsmaterial für die Staats⸗ eisenbahnen, sowie zur Fortsetzung des Baues der Staatsbahn von Sollefteg nordwärts im Ganzen 5 000 000 Kronen in Anschlag gebracht, hiervon aber nur 2 000 000 Kronen in das Budget aufgenommen sind, so soll das Reichsschulden⸗Comtoir zur ö“ einer Anleihe von 3 000 000 Kronen ermächtigt werden.

Amerika. New⸗York, 18. Januar. (A. C.) Die Regierungen von Nicaragua und Costa Rica sind übereingekommen, den Streit in Bezug auf die Lage des projektirten Nicaragua⸗Kanals dem Schledsspruch des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu unter⸗ breiten. General Legitime hat sich erboten, 100 000 Dollars, zur Hälfte baar und den Rest in Theilzahlungen, als Schadloshaltung für die jüngst in Port⸗au⸗Prince erfolgte Beschlagnahme und Zurückhaltung des amerika⸗ nischen Dampfers „Haytian Republic“ zu zahlen. Das Schiff welches im vorigen Monat freigegeben wurde, ist auf der Reise nach New⸗York in F ton angekommen.

21. Januar. (W. T. B.) Die amerikanischen Sg „Trenton“ und „Vandalia“, welche nach Samoa beordert sind den dort erst binnen 6 Wochen eintreffen kçknen.

Zeitungsstimmen.

1 „Hannoversche Courier“ schreibt: 5 Die ostafrikanische Vorlage stellt an den rve dies be⸗ eziehung bisher an ihn gerichtet sind. Es handelt sich um die Bewilligung von zwei Millionen Mark, die dem für Deutsch⸗Ostafrika zu ernennenden und mit weit gehenden Befugnissen auszustattenden Reichskommissar als Mittel dienen sollen, den Aufstand niederzuwerfen und dauernd denn nach der Begründung soll der Reichskommissar ein ständiges poli⸗ tisches Aufsichtsorgan des Reichs sein für Ruhe und Ordnung in der Kolonie zu sorgen. Unstreitig ist der Schritt, welcher damit gethan werden soll, ein wichtiger und folgenschwerer, denn wahrend bisher die private

*

Deutsch⸗Ostafrikanische Gesellschaft, vom Auswärtigen Amt nur in den wichtigeren Fragen beeinflußt, die Kolonisation von Deutsch⸗Ost⸗ Afrika durchzuführen suchte. wird von sest ab ein amtliches Organ des Reichs auch auf dem Festlande den feindlichen Arabern gegenüber⸗ treten und die ausübende Gewalt in Händen haben, die sich, wenn auch nicht auf das wirthschaftliche Programm der Kolonisationsgefell⸗ schaften, so doch ; B. auf die Ein⸗ und Absetzung ihrer Beamten, auf die Aufhebung ihrer Verordnungen u. s. w. auch praktisch erstrecken soll, um damit für die Hülfe, welche der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft geleistet werden soll, dem Reich die Kontrole über die der Gesellschaft zu sichern, die es mit Fug und Recht eanspruchen kann. 1 Aber dessen ungeachtet ist es in keiner Weise gerechtfertigt, wenn die kolonialfeindliche Presse aus dem Eingreifen des Reichs die Ein⸗ leitung einer Politik nach dem Muster von Tongking und Massovah nachzuweisen sucht. Die ostafrikanische Vorlage das wird in ihrer Begründung für Jeden überzeugend nachgewiesen, der einer klaren Beweisführung nicht absichtlich die Ohren verschließt geht über die leitenden Grundsätze der deutschen Kolonialpolitik, wie sie vom Reichskanzler vor vier Jahren aufgestellt sind, nicht hinaus. Aber die vom Reich bei der Congokonferenz übernommene Ehrenpflicht, bei der Civilisirung Afrikas in gleicher Linie mit den anderen europäischen 11 mitzuwirken, giebt der Deutsch⸗Ostafrika⸗ nischen Gesellschaft, durch welche diese Aufgabe in der für uns am nächsten liegenden und nutzbringendsten Weise wahrgenommen werden kann, in Verbindung mit dem ihr ertheilten Kaiserlichen Schutzbrief ein Anrecht auf die Unterstützung des Reichs. Und wie geringfügig ist diese Reichsunterstützung im Verhältniß zu den kolonialpolitischen Unternehmungen Frankreichs und Italiens, mit welchen die Deutsch⸗Frei⸗ sinnigen sie in Parallele stellen wollen? Bei Jenen handelte es sich um Kosten, die sich nach sehr vielen Millionen bezifferten, und, was die Hauptsache ist, um das Leben und die Gesundheit Tausender von Staatsangehörigen, während bei dem Eingreifen des Reichs in Ost⸗ Afrika nur eine verschwindend kleine Zahl Deutscher, und auch diese aus vollständig freiem Entschluß, mitwirken wird, die eigentliche Masse der zur Verwendung kommenden Truppe dagegen aus anzu⸗ werbenden Schwarzen bestehen soll. Endlich macht für den Fall, daß wider alles Erwarten die politischen und wirthschaftlichen Schwierig⸗ keiten in Deutsch⸗Ost⸗Afrika sich als unüberwindlich erweisen sollten, die Art und Weise, welche die Vorlage für das Eingreifen des Reichs vorgesehen hat, einen Rückzug immer noch verhältnißmäßig leicht; denn da die Deutsch⸗Ostafrikanische Gesellschaft nach wie vor die Trägerin der Hoheitsrechte bleibt, so würde das Ansehen des Reichs durch einen solchen Rückzug weit weniger geschädigt werden, als wenn die Franzosen Tongking oder die Italiener Massovah, ihre staatlichen Kolonien, aufgeben wollten. 8 Die deutschfreisinnige Partei macht zur Bedingung ihrer Zu⸗ stimmung zu der Vorlage den Nachweis, daß die Interessen, die

geschützt werden sollen, einen wirthschaftlichen Nutzen besitzen oder

doch mit Sicherheit in Aussicht stellen, welcher den zu solchem Schutz erforderlichen Opfern entspricht. Nun, nach unserer Ueberzeugung, die sich auf das Urtheil der gründlichsten Kenner von Deutsch⸗Ost⸗ Afrika gründet, bietet die Kolonie die Gewähr jenes wirthschaftlichen Nutzens in der That und giebt auch zu der Hoffnung volle Berechtigung, daß die durch die beabsichtigten Maßnahmen erwachsenden Kosten aus den Einkünften des ostafrikanischen Gebiets später einmal werden erstattet werden können. Aber auch die deutschfreisinnige Partei müͤßte doch, wenn sie eben nicht auf ihrem hochmüthi „doktrinären Standpunkt beharrte, wenigstens die Möglichkeit eines solchen Erfolges zugeben und ihre Zustimmung zu einem Unter⸗ nehmen nicht versagen, welches unserem thatkräftigen, eine der größten Handelsflotten besitzenden Volk noch in der letzten Stunde, wo es möglich ist, überseeische Besitzungen sichern soll. Bei der großen Vorsicht, mit welcher die bewährte unserer auswärtigen An⸗ gelegenbeiten auch in der ostafrikanischen Vorlage es vermeidet, das Reich in ein unabsehbares oder sehr kostspieliges Unternehmen zu stürzen, ist denn auch die Annahme der Vorlage sowohl im Bundes⸗ rath wie im Reichstage nicht zu bezweifeln; in Letzterem wird außer den Nationalliberalen und den konservativen Parteien voraussichtlich auch der größte Theil des Centrums dafür stimmen, zumal die Vor⸗ lage nicht weniger allgemein humanitären und civilisatorischen Sineag 18 der Unterstützung der Deutsch⸗Ostafrikanischen Gesellschaft ienen soll.

In einem Artikel der „National⸗Zeitung“ über die ostafrikanische Vorlage heißt es:

Die erwartete Vorlage, durch deren Genehmigung der Reichs⸗ regierung 2 Millionen Mark zur Bewältigung des Aufstandes im ostafrikanischen Küstengebiet sollen zur Verfügung gestellt werden, ist dem Bundesrath zugegangen. Wie in diesem, so ist auch im Reichs⸗ tage ihre Annahme gesichert; sie wird hier wahrscheinlich mit allen Stimmen gegen die der Deutschfreisinnigen, denen sich einige Sozialdemokraten anschließen, genehmigt werden. Der Wider⸗ spruch von dieser Seite wird sich wieder auf spezielle, dem kolonialen Versuch in Ost⸗Afrika eigenthümliche Umstände, auf angebliche, dort begangene Fehler, Geringfügigkeit der daselbst vor dem Ausbruch der Unruben erreichten Ergebnisse u. dergl. berufen; es ist aber wohl nachgerade Niemand in Zweifel darüber, daß hierin lediglich die allgemeine Feindseligkeit der fortschrittlichen Mernelee gegen Alles, was Kolonialpolitik ist, einen den besonderen

erhältnissen angepaßten Ausdruck findet. Diese Feindseligkeit trat vor fünf Jahren, als das alte, aber lange Zeit eines praktischen Ziels entbehrende Interesse weiter Kreise des deutschen Volks an kolonialer Bethätigung unter der eigenen Flagge solche Ziele erhielt, zuerst ganz unverhohlen hervor; erst als man inne wurde, wie sehr man dadurch die Fühlung mit der öffentlichen Meinung verlor, wurde eine widerwillige und laue Billi⸗ gung innerhalb des „Rahmens“ erklärt, welchen der Reichs⸗ kanzler der Kolonialpolitik der Regierung gezogen hatte, wobei man sich aber, wie sich nur zu bald ergab, vorbehielt, nach Möglichkeit Alles, was Seitens des Reichs koloniale Unternehmungen praktisch fördern kann, für außerhalb dieses Rahmens liegend zu erklären. Und ebenso trat die niemals aufgegebene, nur aus Vorsicht zeitweise ein wenig verhüllte Feindschaft gegen koloniale Versuche vor in der Verkleinerung jedes Erfolgs, in der Aufbauschung jedes Mißerfolgs, in dem vielfach bis zur äußersten Ge⸗ hässigkeit gehenden Mangel an landemannschaftlicher Sympathie für die änner, welche sich den kolonialen Mte nrccangse widmeten. Es ist nicht unsere Gewohnheit, von „Reichsfeindfchaft oder „antinationaler Gesinnung“ zu sprechen, und wir führen auch die traurigsten und beschämendsten Ausbrüche der Gegnerschaft wider die Kolonialpolitik nicht auf derartige Beweggründe zurück; man hat es einfach mit der auf den verschiedensten Gebieten bewährten fortschritt⸗ lichen Unfäbigkeit zu ihun, sich irgend einen aus dem Volksleben sich emwickelnden Gedanken anzueignen, der nicht schon vor 25 Jahren in einem Programm der Partei enthalten war. Diese Versteinerung des Ideenkreises ist auch der Grund, weshalb sie gegen die ostafrikanische Vorlage stimmen wird. 8

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 4. Inhalt:

Versicherungswesen: Sitz des Schiedegerichts für die Sektion III. der Westdeutschen Binnenschiffahrts⸗Berufsgenossenschaft. Zoll und Steuerwesen; Unzulässigkeit der Uebertragung der 8. eine be⸗ stimmte Brennerei zu dem niedrigeren Verbrauchsabga ensatze be⸗ messenen Jahresmenge Branntwein auf eine andere rennerei. Konfulatwesen: Ernennungen. Todesfälle. Exequatur⸗Ertheilung⸗ Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Marine⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 1. nhalt: Handwaffen. Proviant⸗Ausrüstungs⸗Etat. Werftdienstordnung. Geschützführerzeugniß als Beförderungsbedingung. Schulver⸗ zeichnisse. Abkomm⸗Lauf. Schiffsbücherkisten. Personal⸗ veränderungen. Benachrichtigungen.

beständig her- h

.„

Amtöblatt des Reichs⸗

Verfügungen: vom 15 ostamts. Nr. 3. Inbalt: ü : 8

Januar 1889 Herausgabe einer Zusammen⸗ stellung über die Handhabung des Postdienstes im inneren Verkehr der Vereinsländer. Bescheidungen: vom 15. Januar 1889. Ver⸗ sendung von Postkarten und von Postanweisungs⸗Formularen mit vorgedruckter Aufschrift ꝛc. gegen das Drucksachenporto.

Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 3. Inhalt: Beschluß des Reichsgerichts vom 19 Oktober 1888, betreffend die Haftung des Ehemannes gegenüber der Gerichtskasse.

Centralblatt für die gesammte Unterrichts⸗Ver⸗ waltung in Preußen. Januar⸗Februar⸗Heft. Inhalt: Ministerium der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten. Wissenschaftliche Deputation für das Medizinalwesen. Technische Kommission für pharmazeutische AnFelegenbeitgg. Die Sachverständigen⸗Vereine. Landes⸗Kommission zur Berathung über die Verwendung der Fonds für Kunstzwecke. Turnlehrer⸗Bildungs⸗Anstalt zu Berlin. Evang. Lehrerinnen⸗Bildungs⸗Anstalten und Pensionat zu Droyßig. Die Königlichen Provinzialbehörden für die Unterrichtsverwaltungen der Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig⸗Holstein, Hannover, West⸗ falen, Hessen⸗Nassau, Rheinprovinz, Hohenzollernsche Lande. Kreis⸗Schulinspektoren der ee Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig⸗ Holstein, Hannover, Westfalen, Hessen⸗Nassau, Rheinprovinz, Hohen⸗ zollernsche Lande. Königliche Akademie der Wissenschaften zu Ber⸗ lin. Königliche Akademie der Künste zu Berlin. Königliche Museen zu Berlin. National⸗Galerie zu Berlin. Rauch⸗ Museum zu Berlin. Wissenschaftliche Anstalten zu Ber⸗ lin (Potsdam): Königliche Bibliothek, Königliche Sternwarte, Königlicher botanischer Garten, Königliches geodätisches Institut und Centralbureau der Europäischen Gradmessung, Königliches Meteoro⸗ logisches Institut, Königliches aftrephpfitalisches Observatorium bei Potsdam. Die Königlichen Universitäten zu Königsberg, Berlin, Greifswald, Breslau, Halle, Kiel, Göttingen, Marburg, Bonn, Akademie zu Münster, Lyceum zu Braunsberg. Die Königlichen technischen Hochschulen zu Berlin, Hannover, Aachen. Notiz wegen der Gymnasial⸗ und der Real⸗Lehranstalten. Die Königlichen Lehrer⸗ und Lehrerinnen⸗Seminare. Die Königlichen Präparanden⸗ anstalten. Die Taubstummenanstalten. Die Blindenanstalten. Die öffentlichen höheren Mädchenschulen. Termine für die sechswöchentlichen Seminarkurse der evangelischen Predigtamts⸗ Kandidaten. Termine für die mündlichen Prüfungen an den Schullehrer. und den Lehrerinnen⸗Seminaren im Jahre 1889. Orte und Termine für die Prüfungen der Lehrer an Mittelschulen und der Rektoren i. J. 1889. Desgl. für die Prüfungen der Leh⸗ rerinnen; der Sprachlehrerinnen und der Schulvorsteherinnen i. J. 1889. Desgl. für die Prüfungen als Vorsteber und als Lehrer für Taubstummenanstalten i. J. 1889. Desgl. für die Prüfungen der Lehrerinnen für weibliche Handarbeiten i. J 1889. Termin für die Turnlehrer⸗Prüfung i. J. 1889. Desgl. für Eröffnung des Kursus in der Königlichen Turnlehrer⸗Bildungsanstalt. Desgl. für Eröffnung des Kursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen. Notiz wegen der Termine für die Turnlehrerinnen⸗Prüfungen i. J. 1889.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 3. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Die Bemalung alter Holzhäuser, insbesondere des Brusttuches in Goslar. Die Sicherungsarbeiten am Palazzo Caffarelli in Rom. Entwurf zu einem oberrheinischen Schiffahrtskanal. Die wissenschaftliche Be⸗ handlung des Tracirens. Vermischtes: Errichtung neuer Bau⸗ Beamtenstellen in der allgemeinen Bauverwaltung. Meliorations⸗ Bau⸗Inspektorstellen. Neubau des Domes in Berlin. Preis⸗ bewerbung für ein „Bürger⸗Hosvital“ in Dresden. Einführung von Vorsignalen auf den preußischen Staatsbahnen. Straßen⸗ Wasch⸗ und Schneeschmelzmaschine. Vorträge am Königlichen 1“ in Berlin. Inhalt der Zeitschrift für

auwesen.

Zeitschrift für Bauwesen. Herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. XXXIX. Jahrgang. Heft I bis III. Inhalt: Das Königliche Ober⸗Präsidial⸗ und egierungs⸗Gebäude in Danzig, entworfen vom Geheimen Ober⸗Baurath Endell in Berlin. Haus Schmieder in Karlsruhe. Die Vorhalle des Domes in Lübeck, vom Regierungs⸗Baumeister Wilh. Meyer in Lübeck. Die Altersbestimmung der Glocken, vom Architekten G. Schönermark in Hannover. Backsteinbauten in Mittelpommern. IX. Franziskaner⸗ Klosterkirche St. Johannes in Stettin, und V. Dorfkirchen und Kapellen, vom Regierungs⸗Baumeister H. Lutsch in Breslau. Der Studienbezirk zur Aufklärung der norwegischen mittelalterlichen Bau⸗ kultur, vom Architekten Herm. M. Schirmer in Christiania. Zur Erinnerung an Wilhelm Stier, vom Professor Dr. Lionel von Donop in Berlin. Beiträge zur Theorie des Eisenbahn⸗Oberbaues, vom Geheimen Ober⸗Baurath J. W. Schwedler in Berlin. Die Neue Lange Brücke in Potsdam, vom Wasser⸗Bauinspektor C. Müller in Potsdam. Die Entwässerung der Linkuhnen⸗Seckenburger Niede⸗ rung, vom Regierungs⸗Baumeister von Fragstein in Schwedt a. O. Gewölbte Brücken der Trier⸗Hermeskeiler Eisenbahn. Ver⸗ zeichniß der im preußischen Staat und bei Behörden des Deutschen Reichs angestellten Baubeamten (Am 1. Dezember 1888). Ver⸗ zeichniß der Mitglieder der Akademie des Bauwesens. Statistische Nachweisungen, betreffend die in den Jahren 1881 bis einschließlich 1885 vollendeten und abgerechneten preußischen Staatsbauten aus dem Gebiet des Hochbaues. Im Auftrage des Herrn Ministers der öffent⸗ Uchen Arbeiten aufgestellt vom Land⸗Bauinspektor Wiethoff in Berlin.

Statistische Nachrichten

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der Zeit vom 6. bis 12. Januar cr. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als estorben gemeldet: in Berlin 21,2, in Breslau 31,8, in Königs⸗ erg 30,5, in Köln 31,9, in Frankfurt a. M. 18,7, in Wiesbaden 17,7, in Hannover 19,5, in Kassel 21,3, in Magdeburg 27,0, in Stettin 24,7, in Altona 22,7, in Straßburg 28,4, in Metz 30,4, in München 24,6, in Nürnberg 21,5, in Augsburg 24,8, in Dresden 19,5, in Leipzig 20,7, in Stuttgart 23,1, in Karlsruhe 20,3, in Braun⸗

schweig 28,1, in v. 24,2, in Wien 27,3, in Pest 29,7, in rie

*. 34,1, in Triest 31,2, in Krakau 29,0, in Amsterdam 26,1, in 2 rußsel 25,2, in Paris 25,6, in Basel —, in London 24,9, in Glasgow 29,0, in Liverpool 28,9, in Dublin 30,2, in Edinburg 21,5, in Kopenhagen 18,1, in Stockholm 20,6, in Christiania 19,9, in St. Petersburg 28,1, in Warschau 28,9, in Odessa —, in Turin 19,3, in Rom —, in Venedig 23,5, in Alexandria 43,7. Ferner in der Zeit vom 16. bis 22. Dezember a. pr. in New⸗York 27,2, in Philadelphia 18,8, in Baltimore 16,6, in Kalkutta —, in Bombay 26,2, in Madras 41,4.

Die Sterblichkeitsverhältnisse haben sich in den meisten größeren europaͤischen Berichtsstaͤdten in der Berichtswoche ungünstiger sestaltet; auch wurden von den meisten derselben zum Theil erhe nich oröhere Sterblichkeitszahlen mitgetheilt als in der Vorwoche. ine geringe Sterblichkeit unter 15,0 pro Mille und Jahr wird aus keiner größeren Stadt gemeldet; doch war in Frankfurt a. M., Wiesbaden, Barmen, Hannover, Dresden, Kopenhagen, Turin die Sterblichkeit eine fünftige (bis 20,0 pro Mille und Jahr) und blieb auch in Berlin, Leipzig, Kassel, Nürnberg, Karlsruhe, Mann⸗ vhinn. Cdinch. Stockholm u. a, eine mäßig hohe (etwas über 20,0 pro Mille und Jahr). Hohe Sterblichkeitsziffern (35,0 und darüber) werden von den deutschen Städten aus Bochum und Dortmund gemeldet. Insbesondere haben akute Entzündungen der Athmungsorgane ziemlich eine größere n von Todesfällen hervorgerufen, während Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder fast an allen Orten seltener Todesveranlassung wurden. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war im Allgemeinen eine geringere als in der Vorwoche und von je 10 000 Lebenden

starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 65, in München 70 Säuglinge. Unter den Infektionskrankheiten haben Masern, Scharlach, Keuchhusten und Diphtherie mehr, iyphöse Fieber und Pocken weniger Sterbefälle veranlaßt. Todesfälle an Masern waren in Berlin, Kaln, Maadeburg, Düsseldorf, Paris, London häufiger, in München, Brüssel, Amsterdam, Livervool etwas seltener. Neue Erkrankungen wurden aus den meisten Orten, aus denen Berichte vorliegen, in geringerer, nur aus Breslau, Wien und aus dem Regierungsbezirk Königsberg in größerer Zahl gemeldet. Dem Scharlach erlagen in München, Wien, London, Liverpool, St. Peters⸗ burg mehr, in Danzig, Warschau weniger Personen als in der vor⸗ hergegangenen Woche; neue Erkrankungen kamen aus Berlin, Breglau, Pest, Edinburg und Kopenhagen zahlreicher, aus Hamburg, Wien, Stockholm und St. Petersburg in kleinerer Zahl zur Bericht⸗ erstattung. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, München, Breslau, Dresden, Leipzig, Hannover, Elberfeld, Halle, Pest, Paris, Edinburg, Amsterdam, Kopenhagen und Christiania eine segen die Vorwoche gesteigerte, dagegen in Ham⸗ burg, Frankfurt a. M., Königsberg, Danzig, Stettin, Braunschweig, Wien, Prag, London, Warschau, St. Petersburg eine verminderte Neue Erkrankungen kamen aus Berlin, Hannover, Nürnberg, den Regierungsbezirken Düsseldorf und Schleswig, ferner aus Wien, Kopenhagen, Christiania und St. Petersburg in vermehrter, aus Breslau, Hamburg in nur wenig verminderter Zahl zur Mittheilung. Typhöse Fieber führten in Hamburg, Pest, Paris, Warschau häufiger, in Berlin und London seltener zum Tode. Neue Er⸗ krankungen wurden jedoch aus Berlin, Hamburg, Wien, Pest und St. Petersburg in geringerer Zahl mitgetheilt. An Flecktyphus wurde aus Wien 1 Todesfall, aus Wien und St. Petersburg auch je 1 Erkrankung zur Anzeige gebracht. An epi⸗ demischer Genickstarre wurden aus dem Regierungs⸗ bezirk Düsseldorf 2, Todes⸗ und 3 Erkrankungsfälle ge⸗ meldet. Rosenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut zeigten sich in keinem Orte in nennenswerther Zahl als Todesursachen. Der Keuchhusten hat in Berlin, Braunschweig, London, Liverpool, Paris etwas mehr, in St. Petersburg etwas weniger Opfer als in der Vorwoche gefordert. An Pocken kamen aus dem Regierungsbezirk Schleswig und aus Triest je 1, aus Paris 2, aus Warschau 8, aus Prag 15 Todesfälle zur Anzeige; Erkrankungen aus Berlin 1, aus Breslau 2, aus dem Regierungsbezirk Schleswig und aus Pest je 3, aus St. Petersburg 4.

Die sanitaͤren Verhältnisse in Berlin waren in der Berichts⸗ woche nicht so günstige wie in den Vorwochen, und auch die Sterb⸗ lichkeit war eine etwas größere. Insbesondere kamen akute Ent⸗ zündungen der Athmungsorgane in gesteigerter Zahl zur Beobachtung und führten auch in einer großen sahl zum Tode, während Darm⸗ katarrhe und Brechdurchfälle eine Abnahme der Sterbefälle aufwiesen. Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war auch ein geringerer als in den Vorwochen. Von den Infektionskrankheiten kamen Erkrankungen an Masern erheblich seltener zur Anzeige, nur auf dem Wedding und in der Rosenthaler Vorstadt zeigten sie sich noch in größerer Ausdehnung. Scharlach und Diphtherie riefen dagegen etwas mehr Erkrankungen als in der Vor⸗ woche hervor und kamen erstere aus der Tempelhofer Vorstadt, letztere aus der jenseitigen Luisenstadt und aus der Rosenthaler Vor⸗ stadt am häufigsten zur Meldung. Erkrankungen an Unterleibstyphus waren selten, auch Erkrankungen im Wochenbett blieben in beschränkter, nur wenig größerer Zahl als in der Vorwoche. Eine Erkrankung an

ocken kam aus dem Stralauer Viertel zur Anzeige. Rosenartige

ntzündungen des Zellgewebes der Haut und Erkrankungen an Keuch⸗ busten kamen etwas mehr als in der Vorwoche zur ärztlichen Behand⸗ lung, letzterer führte auch in 10 Fällen zum Tode. Rheumatische Erkrankungen aller Art zeigten gegen die Vorwoche keine wesentliche Veränderung in ihrem Vorkommen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Se. Majestät der Kaiser und König haben durch Kabinets⸗ ordre vom 20. d. M. Allergnädigst geruht, das Protektorat über den „Verein der Kunstfreunde im Preußischen Staate“ zu übernehmen.

Zum Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs erschien im Verlage von Paul Kittel, Berlin W.: „Kaiser Wilhelm II., ein Bild seines Lebens und seiner Zeit“, von Her⸗ mann Jahnke, mit zahlreichen Illustrationen. Ue-. gebunden, 3 ℳ, geheftet 2 ℳ) Das schwungvoll und fesselnd geschriebene von echtem Patriotismus durchwehte Buch eignet sich in seiner würdigen Ausstattung vorzüglich zur Vertheilung an die Schüler höherer Lehranstalten zum Kaisergeburtstage.

„Aus Heuser's Verlag (Louis Heuser) in Berlin C. und Neuwied ging uns zu: „Kaiser Wilhelm II. Seine Lebensgeschichte und Regierung. Der Juͤgend erzählt von K. Sterzenbach.“ Mit einem Bilde des Kaisers. (Pr. 25 ₰.) Dieser kurz gefaßte Abriß des Lebens des Kaisers ist durch einen Anhang erweitert, enthaltend G Gedichte zum Singen und Vortragen an vaterländischen

esttagen.

Von dem bei M. Schildberger hierselbst erscheinenden „Politischen Gedenkbuch“ (Proklamationen, Erlasse, Reden unter der Regierung Kaiser Wilhelm's II.) ist soeben das dritte Heft erschienen (Pr. 60 ). Dasselbe enthält u. A. die Eröff⸗ nung des Landtages und die Thronrede vom 14. Januar d. J, den Immediatbericht des Reichskanzlers vom 23. September 1888 und die Anklageschrift gegen Geffcken.

„Das Kunstwerk als Darstellung einer künst⸗ lerischen Vorstellung.“ Eine Untersuchung. Stuttgart, Verlag von Ebner u. Seubert. (Paul Neff.) Der ungenannte Verfasser kommt zu folgendem Schluß der Untersuchung, soweit sie sich vor⸗ nahm, den Zweck der Kunst und ihrer Mittel im Allgemeinen festzu⸗ stellen: Die Kunst, eine Thätigkeit, schafft das Kunstwerk. Das Kunstwerk ist die Darstellung einer künstlerischen Vorstellung, hervorgegangen aus dem künstlerischen Denken in Verbindung mit dem schließenden Denken. Von den Erscheinungen der Wirklichkeit ausgehend, gruppirt das künstlerische Denken die davon gewonnenen Wahrnehmungsbilder nach einer besonderen Auswahl zu Einzelvorstellungen und diese wieder zu einer künstlerischen Vor⸗ stellung, welche, hinsichtlich Wahl und Gruppirung durch die Eigenart der künstlerischen Persönlichkeit bestimmt, auch nur durch sie ihren Werth erhält. Dieser Werth liegt nicht in (sogenannter) naturgetreuer Wiedergabe der Erscheinungen der Wirklichkeit, sondern in der Be⸗ handlung, welche diese durch das künstlerische Schaffen erhalten. Das Kunstwerk stellt die Wirkung dar, welche die Erscheinungen der Wirklichkeit auf das Denken und Empfinden des Künstlers ausüben. Das Kunstwerk wird zu dem Zweck geschaffen, durch seine Erscheinung eine besondere Art des Empfindens, Wohl⸗ gefallen, zu erregen, zunächst das des Künstlers, dann wenn dies mögli st das anderer Menschen, welche es je nach der Kunstgattung, der es angehört, sehend oder hörend genießen. Es wird nicht geschaffen, um uͤberhaupt irgend eine starke Empfindung zu erregen, sondern nur die des Wohlgefallens durch seine Gesammterscheinung. o das künstlerische Schaffen der Mittel bedarf, welche unangenehme Empfindungen erregen, mischt es ihnen so viele Vorstellungen bei, welche angenehme Empfindungen erregen, daß diese das Uebergewicht über die anderen erhalten. Da das Empfindungsvermögen trotz der individuellen kleinen Abweichungen in stoben Schichten der Menschheit doch ähnlich gestaltet ist, so ergiebt

ch daraus die ähnliche Wirkung des Kunstwerks auf viele Menschen. Dies wird als Uebereinstimmung im Geschmack bezeichnet. Die vorliegende ästhetische Studie dürfte für jeden denkenden Künstler und Kunstfreund von anregendem Interesse sein.

Ueber ein neues Phototypie⸗Verfahren berichtet die „Kunst für Alle“: Die Aktiengesellschaft Les arts graphiques in Brüssel erhielt vor Kurzem ein deutsches Patent auf ein „Verfahren, um Photographien für den Pressendruck geeignet zu machen“. Das Wesen des Verfahrens ist in kurzen Worten Folgendet: Mittels eines Projektionsapparats wirft man das Bild des zu vervielfäͤltigenden

1 Gegenstandes auf ein Papier bezw. Kautschukblatt. Das Blatt ist vorher weiß gemacht und mit dem erforderlichen Linienton, welcher etwa em Netze des Meifenbach⸗Verfahrens entspricht, bedruckt worden. Als. dann spannt man es in einen Rahmen. auf das Blatt ge⸗ worfene Bild erscheint daher wie ein Bild in Linienmanier. Ss erübrigt dann noch die Projektion mit dem Liniengrund zu photo⸗ graphiren, worauf man, nach dem in dieser Weise erzielten Nexgativ, mitteis des gewöhnlichen Verfahrens zinkographische Platten herstellt. Die öͤsterreichisch⸗ungarische Monarchie in Wort und Bild. Von diesem Prachtwerk ist soeben die 76. Lieferung erschienen, welche das 15. Heft des Bandes „Ober⸗Oesterreich und Salzburg bildet. Es ist ein Beitrag zur Volkskunde Salzburgs und behandelt den Volkscharakter, Trachten, Bräuche, Sitten und Sagen, Orts⸗ anlagen und Wohnungen, Mundart und Volksdichtung, schließlich noch die Musik in Salzburg,. Die Illustrationen: „Wurzelgräber“, „Schifferstechen in Hallein“, Halleiner Knappentanz“, „Perchtentanz“’, „Seeles, aus dem Pinzgau, Pongau und Lungaun“ sind diesem Inhalt angepaßt. G Die illustrirte Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Mark, „Der Bär“, erscheint nunmehr seit einem Vierteljahr in seinem neuen Verlage (F. Schon, 8 Verlagsbuchhandlung, Berlin). „Der Bär“ hat sich auf seiner bisherigen Höbe erhalten, und da seine alten und bewährten Mitarbeiter ihm treu geblieben sind, so darf man annehmen, daß die Wochenschrift den ihr gestellten Auf⸗ gaben auch ferner in gleichem Grade gerecht werden wird. Die 4. Nummer des XV. Jahrgangs enthlt zum Gruß im neuen Jahre ein von echt patriotischem Gefüͤhle getragenes Gedicht von F. Bru⸗ nold. Der beliebte Novellist E. von Wald⸗Zedtwitz bringt eine neue, „Drei Menschen“ betitelte spannende Erzählung, während Gustav Karpeles aus dem Berliner Musikleben vor 50 Jahren eine inter⸗ essante Schilderung giebt und O. F. Gensichen über Karl Ludwig Feae den Entdecker der Planeten „Asträa“ und „Hebe“ plaudert ꝛc. n Illustrationen bietet die vorliegende Nummer in bekannter guter Busfführuna eine Gruppe von Neujahrsgratulanten und ein Porträt encke's. 1 Halle a. S., 22. Januar. (W. T. B.) Der Literarhistoriker Professor Dr. Karl Elze ist gestorben.

Gewerbe und Handel.

Nach einer in der „Gaceta de Madrid“ vom 10. d. M. ent⸗ haltenen Bekanntmachung der Madrider Stadtverwaltung vom 9. d. M. konnten die Carpetas bis Nr. 94, welche den Coupon 54 der Anleihe von 1861 repräsentiren, und die Carpetas bis Nr. 700, welche den Coupon 20 der Anleihe von 1868 repräsentiren, am 14. d. M,., die zu den Accisen⸗Schuldscheinen am 16. d. M. bei der Madrider Stadtkasse eingelöst werden. 1

Berlin, 20. Januar. (Wollbericht des „Centrbl. f. d. Textil⸗Ind.“) In den letzten acht Tagen hat sich das Geschäft ge⸗ bessert und der Absatz gehoben. Lausitzer und sächsische Fabrikanten entnahmen dem hiesigen Lager Stoffwollen und Locken, und dürften ca. 1000 Ctr. in den Konsum übergegangen sein. Die Preise für deutsche Wollen, wie sie jetzt hier gezahlt werden, sind niedrig zu nennen, in Folge dessen stellt sich das deutsche Produkt recht preis⸗ werth. Die Aatwerpener Auktion hat die außerordentlich hohe Werth⸗ stufe der La⸗Plata⸗Wollen etwas ermäßigt, ohne die Tendenz wesent⸗ lich zu beeinflussen, welche für den Artikel Wolle günstig liegt. In Kammwollen war kein Geschaͤft.

Die „Rbhein⸗Westf. Ztg.“ schreibt vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Die Haltung des rheinisch⸗westfälischen Eisenmarktes ist eine durchaus feste und alle Anzeichen lassen eher eine weitere als das Gegentheil an⸗ nehmen. Fast in allen Geschäftszweigen ist die Nachfrage lebhafter geworden und die Preise haben meistens steigende Tendenz oder sind zum Wenigsten außerordentlich fest. Die in der vorletzten Woche f einige Artikel bewilligten Preisaufschläge werden daher meist anstandslos bewilligt, da die Käufer eingesehen haben, daß eher höhere als niedrigere Preise für die Zukunft zu erwarten sind. Eisenerzen ist für die abgelaufene Woche im Ganzen wenig Aenderung zu verzeichnen. Die Gruben finden für die geförderten Posten ohne Schwierigkeit Absatz bei festen Preisen. Im Roheisengeschäft ist im Allgemeinen die Nachfrage lebhafter. Für Spiegeleisen hat die im letzten Bericht mitgetheilte Besserung angehalten; die in⸗ ländische sowie auch die ausländische Nachfrage ist lebhafter. Man notirt gegenwärtig für 10 12 % manganhaltige Sorten 59 pro Tonne und es suchen die Käufer zu diesem Preise Abschlüsse für das zweite Quartal, wozu die Hütten indessen wenig geneigt sind. Auch für EI en ist in letzter Zeit ein größerer Bedarf an den

arkt getreten. Die Preise sind steigend und fest. Der rheinisch⸗west⸗ fälische Roheisenverband, dem sich auch einige Siegener Puddelroheisen pro⸗ duzirende Hüttenwerke angeschlossen haben, hat neuerdings den Preis für Qualitätspuddelroheisen auf 53 ℳ, für gewöhnliches Puddelroheisen auf 51,50 erhöht. Auch im Siegerlande wird infolge dessen bereits nicht mehr unter 50 per Tonne abgegeben und sind bereits höhere Preise erzielt worden. Thomaseisen ist anhaltend lebhaft ge⸗ fragt. Bessemereisen ist weniger begehrt. Der Absatz von Gießereiroheisen ist stetig und die in letzter Zeit erhöhten Preise werden anstandslos bewilligt, Stabeisen war in der 2. Woche vom Inlande her lebhafter gefragt; während der Absatz hier im Allgemeinen gut war, ist derselbe b das Aus⸗ land ungenügend und wird in Folge der höheren Roheisenpreise immer schwieriger. Die Steigerung der Rohmaterialien hat auch die Preise des fertigen Erzeugnisses in ein weniger günstiges Verhältniß zu den Rohstoffen gestellt und es ist nicht unwahrscheinlich, daß die bae in nächster Zeit weitere Erhöhungen erfahren. Gegenwärtig 8 und steigend. Für Formeisen ist diese Erhöhung vom 12. d. M. geltend festgesetzt worden. Auch für Bandeisen scheint sich in der letzten Zeit das Geschäft lebhafter entwickelt zu haben. In Grob⸗ blechen ist der Markt lebhaft; sämmtlichen Werken delr- reichliche Aufträge vor und die am 12. d. M. beschlossene Preiserhöhung wird von Seiten der Abnehmer anstandslos bewilligt. In Anbetracht der vor Kurzem beschlossenen Preiserhöhung für Puddelroheisen wird die Erhöhung der Kesselbleche um 5 von einigen Seiten noch als zu gering bezeichnet. Die Nachfrage nach Feinblechen ist in letzter Zeit ebenfalls lebhafter; im Uebrigen ist die Ge⸗ schäftslage dieselbe geblieben. In Walzdraht herrscht augenblickliche wie wir schon früher angedeutet haben, ziemlich reges Leben, namentlich hat sich die ausländische Rachfrage gebessert. Die Prse für deutsche Waare sind in Amerika in der letzten Zeit um

Dollar per Tonne gestiegen. Infolge dessen sind nicht nur die Anfragen zahlreicher, sondern es zeigen auch die augenblicklich die Werke bereisenden Vertreter der ausländischen Werke nicht abgeneigt, für größere Posten abzuschließen. Doch sind die Walzwerke meistens in der Abgabe zuruückhaltend, und nicht geneigt, zu den jeßigen Preisen ihre Pro⸗ duktion auf längere Zeit zu verschliehemn⸗ Der Absatz im Inlande ist noch immer ein schleppender, da gezogene Drähte und Drahtstifte sich nicht von ihrem Preissturze erholen koͤnnen und zu sehr gedrückten r. auf den Markt gebracht werden. Der größte l der Maschinenfabriken ist beschäftigt; auch haben die Preise in letzter Zeit eine Fleene erfahren, die jedoch, da auch die Rohstoffe nicht unwesentlich in die Höhe gegangen sind, als eine nennenswerthe Aufbesserung des Verdienstes neht betrachtet werden können. Die Bahnwagenfabriken sind vollauf beschäftigt; es sind in jüngster Zeit 7000 rerwagen und ’2 onen⸗ und Gepäckwagen zur Bestellung gelangt, wodurch den

erken auf längere Zeit hinaus der Betrieh desscher⸗ ist.

London, 21. Januar. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten.

. 21. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen .. in der vorigen Woche 9400 Tons gegen 6800 Tons in derselben Woche des vorigen res.

„Bradford, 21. Januar. (W. T. B. olle ruhig, mitunter williger, englische Wolle fest, Garne ruhig, Stoffe underändert. ew⸗York, 21. Januar. . 9

4 e Supply an Weizen 36 597 000 Bushels, do. an Mais 13 236 000 Bustelh.