.““
—
nee. e
Verkehrs⸗Anstalten.⸗
DHamburg, Januar. (W. T. B.) Der eeviis Baumwall gE1ö acketfahrt⸗ Aktienges ellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in Colon eingetroffen, der Postdampfer „Centra“ von derselben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.
— 22. Janugr. (W. T. B.) Der Postdampfer „Alle⸗ mannia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von Westindien kommend, gestern Lizard passirt. b
London, 21. Januar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Nubian“ ist heute auf der Heimreise in Southampton ange⸗
kommen. — Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ hat heute auf der Ausreise Lissabon passirt. .“ 8
Theater und Musik.
Das siebente Philharmonische Con ert des Hrn. Dr. Hans von Bü low, welches gestern im Saale der Philharmonie stattfand, bot wiederum eine reiche Anzahl interessanter und werth⸗ voller Kunstgenüsse dar. Eine Ouverture, vom Prof. Joachim kom⸗ ponirt und dem Andenken des Dichters Heinrich von Kleist gewidmet, eröffnete das Concert. Gleich das erste, von den Klarinetten in düsterem G-moll intonirte, sich auf⸗ und abwärts bewegende Motiv schildert treffend die von Unruhe erfüllte Seele des Dichters, deren gesteigerte Leidenschaftlichkeit durch die tief ergreifenden, wilden taccato⸗Triolen des ganzen Orchesters wirksam geschildert wird. Eine zarte Melodie in Dur tönt wie eine liebliche Stimme dazwischen, bis endlich ein sanfter ruhiger Abschluß die von Leiden gequälte Ses zu erlösen scheint. Ueberall ist in Anlage und Durchführung dieses Werkes die Meisterhand des Komponisten zu erkennen. Reicher Beifall des ungemein zahlreich erschienenen Publikums erfolgte nach dieser Ouverture. Zwei gleichfalls effektvolle und sehr anerkennungswerthe Orchesterwerke von dem norwegischen Tondichter Edward Grieg wurden hier zum ersten Mal, und zwar unter persönlicher Leitung des Komponisten vorge⸗ tragen. Sie führten die Titel: Concert⸗Ouverture „Im Herbst“ und Orchestersuite zu Peer Gynt“. Im ersten Werk tritt ein rhythmisch lebendiges Jagdmotiv sehr wirksam hervor; eine zarte Cantilene bildet für die musikalische Durchführung einen willkommenen Gegensatz, bis sich am Schluß das Jagdmotiv mit Anklängen an ein norwegisches Schnitterlied vereinigt und hiermit die Schilderung des Herbstes in sehr gelungener Weise veollendet. Die Orchester⸗ suite „Peer Gynt“ besteht aus vier Theilen: „Morgenstimmung“, „Ases Tod“, „Anitras Tanz“ und „In der Halle des Bergkönigs“ betitelt. Der Held ist ein der nordischen Sage angehörender, über⸗ müthiger, sich wild umhertreibender reicher Bauernsohn, der nach einer Reihe von tollen Streichen schließlich von den Kobolden des Bergkönigs gestraft wird. Unter den angeführten, durchweg homs⸗ phon gehaltenen Orchestersätzen sind „Ases Tod“ und „Anitras Tanz“ von besonders reizvoller Wirkung; nur tritt dadurch, daß in beiden Sätzen die Violinen stets con sordino spielen, eine gewisse Mono⸗ tonie der Klangfarbe ein. Die Motive sind originell erfunden und durch fesselnde Rhythmen belebt. Der Tanz wurde auf Wunsch wiederholt. Stürmischer Beifall erscholl nach dem Beschluß dieses genialen Werkes. — Der Tenorist Hr. Erneste van Dyck von der Hofoper zu Wien, durch seine künstlerischen Leistungen in Bayreuth vortheilhaft bekannt, trug eine Arie aus Gluck's „Iphigenie“, und eine zweite aus „Joseph in Egypten“ von Méhul vor. Seine um⸗ f e, bis an das zweigestrichene C hinaufreichende Brust⸗ ist zugleich sehr kraftvoll und wohlklingend. Freilich es dem GSänger, was seine Vortragsweise betrifft, mehr darum zu thun, seine Bravour zu zeigen, als innerlich zu rwärmen; doch liebt ja die Mehrzahl im Publikum diese Art des Gesangs ganz besenders, wie aus dem rauschenden Beifall⸗ und Hervorruf zu erkennen war. — Den Beschluß des Concerts bildete Beethoven's F-dur-Symphonie, die das Orchester unter von Bülow's Direktion mit einer Klarheit des Vortrags und Feinheit in der Schattirungsweise ausführte, daß man sich gleichwie beim Anhören aller anderen klassischen Werke unter dieser Leitung wiederum sagen mußte: eine so vollendete Ausführung ist noch nicht gehört worden. Nach wiederholten Hervorrufen erschien der Concertgeber in Gemein⸗ chaft mit Hrn. Grieg. — Das achte Philharmonische Concert ist uf Montag, den 4. Februar, angesetzt.
1“
— Die Direktion des Concerthauses hat seiner Zeit Klafsikerabende eingerichtet, welche lediglich der Aufführung der Werke je eines berühmten Meisters gewidmet sind. Dieselben erfreuen sich außerordentlicher Beliebtheit, und die große Theilnahme, welche sie finden, beweist, daß diese Einrichtung, welche dem verschiedenen Kunst⸗ geschmack des musikliebenden Pe ee; Rechnung trägt, ein Se Griff gewesen ist. Gestern fand bereits der V. Beethoven⸗
bend in dieser Saison unter gefälliger Mitwirkung von Fr. Pratt und Fr. Betty Waibel statt. Diese Damen traten im zweiten Theil auf, welcher der Aufführung der Musik zu Goethe’'s Trauerspiel „Egmont“ mit verbindendem Text von Bernays gewidmet war. Fr. Pratt hatte es übernommen, den Text zu sprechen und ihr klang⸗ volles Organ eignet sich auch trefflich zum deklamatorischen Vortrag. Die Lieder wurden von Fr. Betty Waibel gesungen. Die Stimme der Dame klingt sympathisch und at auch Schule genossen, am besten gefällt sie wohl in der Mitttel⸗ Haß während sie in den oberen Tönen eine gewisse Sprödigkeit bekundet. Das Publikum unterhielt sich bei dem Gebotenen, wie es schien, sehr gut und gab seiner Zufriedenheit durch wiederholten Bei⸗ fall lebhaften Ausdruck. Den Anfang des genußreichen Abends machte ‚die Symphonie Nr. 5, C.moll, welche von dem Orchester präcis vor⸗ getragen wurde und wie immer andächtige Zuhörer fand; aus dem dritten Theil sei das immer wieder gern gehörte Thema mit Variationen aus dem Quartett A-dur hervorgehoben; Marsch und Chor aus den „Ruinen von Athen“ bildeten den Beschluß des Programms.
Concerthaus. Morgen, Mittwoch, wird der Komponist Emil Hartmann mit der Leitung mehrerer Extra⸗Abende beginnen. Nicht zum ersten Mal erscheint der begabte nordische Tonmeister als Gast an dieser Stelle, denn schon vor zwei Jahren erregte er in dem musik⸗ liebenden Berlin ebenso allgemeines wie berechtigtes Aufsehen. Seine Symphonie „Aus der Ritterzeit“ und die Ouverture „Nordische Heer⸗ fahrt“ hatten ihn zwar seit Jahren schon in den Concertsälen Deutsch⸗ lands bekannt gemacht, aber einen wirklich populären Erfolg errang er doch erst mit seinem persönlichen Erscheinen und mit seinen ganz eigenartigen kleineren Orchesterwerken, unter denen die Nachbildung skandinavischer Volksmusik obenan steht. Das Mittwochs⸗Concert zeigt auf dem Programm „Symphonie Nr. 3“ (D-dur), „Skandi⸗ navische Volksmusik“ (Orchester⸗Suite Nr. 1) und „Im Mond⸗ schein“ (Introduktion und Walzer). —
— Im Dom giebt morgen, Mittwoch, Abend (7 ½ Uhr), 2* Henriette Liebert ein Concert, in welchem sie Mendelssohn's „Höre Jsrgel“ und Dienel's 55. Psalm singen wird. Ferner werden die ren. Nicking, Maneke, Poenitz und Dienel Kompositionen für Violine, Cello, Harfe und Orgel und ein Mänerchor Königlicher Domsänger vier⸗ und achtstimmige Gefänge vortragen. N
Mannigfaltiges.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) 1
Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 179. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Nachmittags⸗Ziehung: 1
Gewinne von 10 000 ℳ auf Nr. 82 979. 86 326.
137 279. 141 173. 147 458.
4 Gewinne von 5000 ℳ auf Nr. 11 813. 155 926. 164 031. 173 032.
27 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 5516. 7855. 12 381. 24 330. 39 260. 55 398. 56 960. 57 573. 60 703. 69 071. 78 750. 82 988. 86 884. 95 636. 104 903. 109 232. 111 686. 119 210. 130 943. 135 645. 140 087. 156 578. 161 020. 167 401. 176 968. 186 251. 186 422.
40 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 27 071. 29 900. 31 568. 37 739. 37 935. 42 229. 49 395. 54 408. 57 590. 60 374. 67 952. 70 260. 74 169. 81 152. 84 674. 90 716. 100 667. 106 272. 107 839. 107 975. 108 917. 111 299. 122 002. 126 548. 127 229. 131 116. 138 651. 149 962. 150 744. 154 136. 155 979. 158 951. 159 092. 159 250. 173 811. 174 064. 176 417. 177 287. 178 065. 189 393.
38 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 1778. 4369. 6551. 13 146. 22 567. 27 543. 28 453. 29 044. 36 449. 44 910.
48 530. 54 309. 56 269. 58 092. 60 943. 63 826. 67 441. 69 466. 73 214. 80 513. 92 589. 99 330. 107 315. 114 296. 119 877. 122 118. 125 389. 135 023. 147 148. 148 357. 156 297. 159 192. 162 858. 163 864. 164 930. 173 199.
179 232. 180 431.
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 179. Königlich preußischer Klassenlotterie sielen in der Vor⸗ mittagsziehung .
1 Gewinn von 15 000 ℳ auf Nr. 89 127.
7 Gewinne von 5000 ℳ auf Nr. 8545. 39 479. 66 701. 108 813. 111 704. 155 772. 186 529.
39 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 2836. 5364. 8192. 11 703. 11 716. 24 614. 29 403. 33 427. 36 821. 50 237. 52 379. 57 542. 65 189. 66 117. 70 358. 71 701. 84 137. 87 725. 89 454. 90 914. 96 998. 101 495. 101 601. 102 101. 122 662. 129 097. 140 693. 145 873. 157 297. 158 348. 170 696. 172 963. 173 354. 173 571. 177 311. 179 675.
182 291. 187 189. 189 514.
29 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 2520. 6806. 25 660. 29 810. 30 318. 37 208. 37 258. 51 117. 53 601. 58 640. 61 040. 68 842. 73 520. 74 598. 85 133. 113 031. 115 544. 120 053. 126 072. 134 472. 138 699. 149 892. 159 387. 166 685. 168 549. 174 014. 179 775. 18N1 790.
184 773.
41 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 629. 9605. 13 124. 13 873. 15 406. 20 720. 25 875. 29 666. 37 361. 38 792. 42 088. 43 423. 46 023. 46 171. 50 959. 53 416. 55 459. 70 836. 75 559. 84 652. 86 831. 87 442. 91 106. 91 461. 99 085. 104 727. 116 788. 126 254. 127 721. 128 101. 130 080. 132 509. 134 315. 144 064. 147 048. 154 150. 163 046. 169 558. 182 540. 185 627. 187 839
e IEo119““ H hmittag 1 Uhr fand in Anwesenheit S
des Kaisers und Königs sowie Ihrer Königlichen Hoba des Großherzogs von Baden und der Prinzen Heinrich, Albrecht und Alexander eine Trauerfeier für den verstorbenen Vize⸗ Admiral und kommandirenden Admiral, Grafen von Monts kommandirt zur Vertretung des Chefs der Admiralität, im Sterbe hause, Leipziger Platz Nr. 13, statt. Die Trauerparade hatte vor dem Trauerhause unter Befehl des General⸗Majors von dem Knesebeck, Commandeuis der Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗ Brigade, Aufstellung genommen. Dieselbe bestand aus: 1 Ba⸗ taillon 3. Garde⸗Regiments z. F. mit Fahne, Spielleuten und Regimentsmusik, je 1. Escadron des Garde⸗Kürassier⸗Regiments und 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiments, der Escadron des Garde⸗Kürassier⸗ Regiments mit Trompeter⸗Corps, und 1 Batterie zu 6 Geschützen mit Trompeter⸗Corps vom 2. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment. Auf dem rechten Flügel der Infanterie war eine Compagnie Matrosen⸗Artillerie eingereiht, welche zur Theilnahme an der Trauerfeier heute früh von Wilhelmsbaven hier eingetroffen war. — Nach beendigter Trauerfeier nahm der Kondukt den Weg durch die Link⸗, Flottwell⸗, Dennewitz⸗, Bülow⸗, Manstein⸗ und Groß⸗Görschenstraße nach dem Matthäi⸗ Kirchhofe, woselbst die feierliche Beisetzung mit militärischen Ehrenbezeugungen stattfand. Die Offizier⸗Corps der beiden Marinestationen und der hiesigen Garnison waren dabei durch Abordnungen vertreten. Die Orden des Verstorbenen wurden durch Offiziere der Marine getragen. Das See⸗Bataillon hatte 12 Unteroffiziere zum Tragen des Sarses gestelt.
Rom, 21. Januar. (W. T. B.) Nach hier eingegangener Meldung sind in Casola bei Ravenna in Folge einer Erd⸗ senkung 4 Häuser eingestürzt. Aus den Trümmern sind be⸗ reits 10 Todte hervorgezogen worden; ebenso viele Personen werden noch vermißt.
Wetterbericht vom 22. Januar 1889,
8 Uhr Morgens. Friedrich.
2
II in 9 Celsius
2 1
Stationen. Wind. BWetter. Anfang 7 Uhr.
Temperatur
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim
50 C. = 40
bedeckt
— —1 90⁰0
Mullaghmore 8 Fanagh EC16Aö6 halb bed.
Christiansund 768 bedeckt Kopenhagen. 768 wolkenlos Stockholm. 766 bedeckt Haparanda. 766 wolkenlos
Cork, Queens⸗ towmu... 776 Cherbourg. 769 9383ö 760 ylt 7769 8 17689 winemünde 767 Neufahrwasser 764 Memel 762 Paris 768 NO Münster. 769 sti Karlsruhe. 768 N Wiesbaden. 769 O München 766 NO Chemnitz. 770 NNO Berlin. 768 NW bedeckt Wien 767 N bedeckt Breslau. 768 still bedeckt Ile d'Aix.. 767 O9O 4 bedeckt Nizzea 755 ONO A heiter Triest 760 ONO (seiter
Uebersicht der Witterung.
8 —₰½
heiter bedeckt bedeckt wolkig Nebel Schnee bedeckꝛ Schnee heiter
eiter 4 Jagd. behect. Donnerstag: wolkig
boceoeeahönenenbenheneeööSe bSObfcdbe
.
8OS
thal.
Freitag:
gleichmäßig vertheilt, am höchsten ist er über Ir⸗ land, am niedrigsten über Nordwest⸗Rußland. Bei schwacher nordwestlicher bis nordöstlicher Luftbewegung
In Deutschland ist stellenweise etwas Niederschlag
gefallen. . Neumann. Deutsche Seewarte.
7 ½ Uhr.
Tvheater⸗Anzeigen. Rönigliche Fchauspiele. Mittwoch: Opern⸗
zu Richmond.
weise nach dem Plane des St. Georges) von W. Dirigent: Herr Wegener. Perr Salomon. Schauspielhaus. Brautfahrt. Lustspiel in 4 Akten von H. Lubliner (Bürger). In Scene gesetzt vom Direktor Anno.
Die Abonnenten des Königlichen Schauspielhauses werden darauf aufmerksam gemacht, daß für den Nervöse Frauen. Lustspiel in 3 Akten von Ernest Monat Januar die Billets nur bis ““ 30. Blum und Raousl Toché, bearbeitet von Franz zur Ausgabe gelangt sind. Es werden deshalb die Wallner. Vorher: Im Boudoir. Dramatischer Abonnements⸗Billets für den 31. Januar zusammen Scherz in 1 Aufzuge von Franz Wallner und Th. mit den Billets für den Monat Februar d. J. ge⸗ Brandt. Anfang 7 ½ Uhr.
fälligst rechtzeitig abzuheben sein.
Zeutsches Theater. Mittwoch: Don Carlos.
Donnerstag: Der Pfarrer von Kirchfeld. Freitag: Galeotto.
Tessing-Theater. Glocke. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumen⸗
Donnerstag: Cypriennue. Vorher: Die Lerche. Zum 1. Male:
Ueber ganz West⸗Europa ist der Luftdruck hoch und Lustspiel in 4 Akten von Paul Heyse. Anfang 7 Uhr. 8 1
Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 105. M.: ist das Wetter über Central⸗Europa vorwiegend 2 3 .
trübe und die Temperatur durchschnittlich normal. VE WW ha.he brecce Gesangsposse in 4 Akten von Ed. Jacobson und Vorher: Zum 105. Male: Der dritte Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benutzung einer englischen Idee von Franz Wallner. Anfang
Donnerstag und die folgenden Tage: Bonivard. Der dritte Kopf.
Victoria-Theater. Mittwoch: Zum 30. Male:
Regisseur: 7 Uhr. Anfang 7 Uhr. Auf der
23. Vorstellung.
Donnerstag: Opernhaus. 23. Vorstellung. Der zum 48. Male (in deutscher Waffenschmied. Komische Oper in 3 Akten von Albert Lortzing.
Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der Mikado.
Vorbereitung geschlossen. Donnerstag:
1 Hrn. Max Hofpaur
Cornelius Voß.
Mittwoch: Die grofze Leuchtkugeln.
7 Prinzessin Sascha.
bearbeitet von Dr. Max Bauer (Rusticus). Anfang Donnerstag und folgende Tage: Ali Baba.
Friedrich-Wilhelmstädtisches
Mittwoch: Mit neuer . Ausstattung,
Mikado, oder: Ein Tag in a, Zarsdne mit Hrn. Dampfziegelei⸗Besitzer Mar Dudek
Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Musik
Schauspielhaus. 24. Vorstellung. Johannistrieb. von A. Sullivan. Anfang 7 Uhr.
“ in 4 Akten von P. Lindau. Anfang 2
Donnerstag u. folgende Tage: Dieselbe Vorstellung.
Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: Wegen
Mitglieder des Königl. Theaters am Gärtnerplatz,
Nebel i : unter Leitung des Kgl. bayerischen Hofschauspielers Berliner Theater. Mittwoch eh ee eee,hene See
bayerisches Volksstück mit Gesang in 4 Akten von
Freitag: 19. Abonnements⸗Vorstellung. Minna dee9 enohoßer und Hans Neuert. Musik von
von Barnhelm.
Central-Cheater. Mittwoch: Zum 31. Male: Gesangsposse in 4 Akten von W. er Musik von G. Steffens
r 88
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. 8
Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72.
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Melanie von Wolden mit Hrn,. Landrath Eugen von Brockhausen (Grünberg bei Falkenburg i. P. - Dramburg). — Frl. Amanda Borowski mit Hrn. Gutsbesitzer Gustav Hilde⸗
Antonie Sollors
Theater. Der brandt (Königsberg). — Frl.
(Rybnik). — Frl. Margarethe Mummert mit Hrn. Dr. med. Josef Franz (Breslau).
Verehelicht: Hr. Rittmeister Hermann Brecht mit Frl. Ilse Lantz (Metz).
Residenz-Thrater. Mittwoch: Zum 26. Male; Geboren: Ein Sohn: Hrn. Grafen Bassewitz
(Bristow). — Hrn. Hauptmann Frhrn. von Man⸗ teuffel (Glogau). — Hrn. 1 Gerhard Wigand (Arnsberg). — Hrn. Gymnasial⸗Ober⸗ lehrer Dr. Kröhnert (Memel). — Hrn. Theodor Müncker (Uerdingen a. Rh.). — Hrn. Professor Dr. Otto Staude (Rostock). — Eine Tochter: Hrn. Dr. Stöter (Berlin). — Hrn. Amtsrichter Matthee (Heiligenbeil). — Hrn. Hauptmann Raß⸗ mann (Neisse).
Erstes Gastspiel der Münchener Gestorben: Hr. Unterarzt Dr. med. Hans Wießner
(Berlin). — Hr. Strafanstalts⸗Inspektor a. D. Christian Anton (Berlin). — Frau Marie Schwartz, geb. Ronge (Berlin). — Hr. Dr. von Dayka (Berlin). — Frau Karoline Rosenow, geb. Lembke (Berlin). — Frau Geh. Nechnungsrath Dorothea Zehrmann, geb. Heyne (Berlin). — Hr. Gutsbesitzer August Lehmann (Storkow). — Frau Rechtsanwalt Marie Schulz, geb. Schaeffer (Kottbus). — Hr. Rentier Joh. Andr. Müller (Möckern). — Frau Förster Praetorius (Bremer⸗ vörde i. Hannov.). — Hr. Gutsbesitzer Friedrich
Anfang Severin (Badeborn).
1“
1 Mittwoch: Wegen Vorbereitung für die Novität: 1
Keine Vorstellung.
Madame
4 Akten von Fr. von Flotow. Dichtung (theil⸗] von Vanloo und Busnach. Für das Viectoria⸗Theater! 8 —
Donnerstag: Zum 1. Male: Die junge Garde. Berlin:
Leop. Elv. Die Gesangstexte theilweise von Gust. Görß. Musik von Fr. Roth. Anfang 7 ⅛ Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse). Ften Sg 8 hes. p Fempeefsten peng unter gütiger Mitwirkung des dänischen Componisten “ zereut⸗ Herrn Emil Hartmann aus Kopenhagen, Concert 88 892 8eeee 0.ere, enn2ent; des Kapellmeisters Hrn. Karl Meyder mit seinem Ann maͤs erneieg efellschaften) für die Woche haus. 22. Vorstellung. Martha, oder: Der Markt Ali Baba. Ausstattungsstück mit großem Ballet aus 75 Künstlern (12 Solisten) bestehenden Orchester. gg. ge
Romantisch⸗komische Oper in in 3 Akten und 7 Bildern von Ch. ecoeq. Text Donnerstag Gesellschafts⸗Abend
Reedacteur: J. V.: Siemenroth.
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
SESeechs Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilage,
vom 14. bis 19. Januar 1889.
Anfang 7 Uhr.
r. M ajestät
um Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Pre
Erste Beilage
Berlin, Dienstag, den 22. Januar
uß
ischen Staats⸗Anzeiger.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 22. Januar. Im weiteren Verlauf der gestrigen (24.) Sitzung des Reichstages erklärte bei
der zweiten Berathung des Etats des Reichsamts des
Innern, Extraordinarium, zu Kap. 10 Tit. 2: 14 500 000 ℳ zur Herstellung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals als dritte Rate der Staatssekretär von Boetticher:
Meine Herren! Ich bin dem Herrn Vorredner außerordentlich dankbar für das lebhafte Interesse, welches er der Organisation der Bauverwaltung des Nord⸗Ostsee⸗Kanals zuwendet; ich bin ihm nament⸗ lich dankbar dafür, daß er die Mühe nicht gescheut bat, an Ort und Stelle nach den Dingen sich umzusehen, wie sie eigentlich liegen. Aber noch dankbarer würde ich ihm sein, wenn seine Information eine gründlichere und den beabsichtigten Verhältnissen mehr Rechnung tragende gewesen wäre. Meine Herren, der Herr Vorredner hat neben manchem Richtigen auch manches Unrichtige und Mißverständliche vorgetragen, und es wird deshalb meine Aufgabe sein, soweit ich das im Gedächtniß behalten habe, ihn zu korrigiren. Vor allen Dingen möchte ich ihm aber sagen, 8 ich über das Ziel, welches er als das bei der Organisation der Bauverwaltung und namentlich der Verpflegung der Arbeiter zu erstrebende hingestellt hat, vollständig mit ihm einverstanden bin. Man muß die Sachen so machen, daß man einen guten, der Bauverwaltung und vor allen Dingen auch den Interessen der Arbeiter Rechnung tragenden Zustand herstellt. Da glaube ich nun, daß wir diesen Zustand hergestellt haben und wir baben uns nicht gescheut, dort einen gewissen Zwang auszuüben, weil wir zu der Ueberzeugung gekommen sind, daß andernfalls nach Maßgabe der lokalen und der eigenartigen Verhält⸗ nisse des Baues eine ausreichende, gute, sorgfältige Verpflegung des Arbeiters überhaupt nicht möglich ist. Meine Herren, Sie wollen sich gegenwärtig balten, daß der Kanal vielfach durch wenig bevölkerte Landstriche der Provinz geht, daß die Arbeitsstellen in der Hauptsache sein können an Orten, wo die nächsten Ortschaften weit davon abliegen, und es mußte deshalb Aufgabe der Bauverwaltung sein, dafür zu sorgen, daß gerade im Interesse der Arbeiter möglichst an diesen Betriebsstellen auch für eine ausreichende Unterkunft und ausreichende und angemessene Ver⸗ pflegung gesorgt sei. Der Herr Vorredner hat nun gemeint, er sei an sich ganz damit einverstanden, daß man Baracken baue für das Unterkommen der Arbeiter; er hat mit Bezug auf die Einrichtung der Baracken eigentlich nur das Monitum 1e daß die Unter⸗ kunftsräume für zu viele Personen eingerichtet seien. Seiner Meinung nach wäre es richtiger, wenn man statt der Aufnahme von 8 Arbeitern in jedem Raum nur mehr 4 aufnehmen wollte; er hat aber gemeint, daß der Zwang füc gewisse Arbeiter — ich bemerke hier gleich, alle Arbeiter sind nicht gezwungen, in den Baracken zu wohnen, es sind einmal die mit einem Haushalt versehenen nicht gezwungen und zweitens wohnen die einheimischen nicht in den Baracken —; also er meint, daß dieser Zwang entbehrlich sei. Ja, meine Herren, wir hbaben bei diesem Zwang ebenso wie bei dem Zwange auf Einnahme des Mittagsmahls in den Baracken gerade die Förderung dies sanitätlichen Wohles der Arbeiter im Auge gehabt. Wir sind uns wohl bewußt gewesen, daß wir damit auch eine gewisse Ver⸗ antwortung übernehmen, daß wir dahin streben müssen, die Ein⸗ richtungen so zu treffen, daß dieses Ziel, also das sanitätliche Wohl des Arbeiters auch erschöpfend erreicht wird. Und ich glaube, was die Ausstattung der Baracken anlangt — in dieser Beziehung hat auch der Herr Vorredner, wenn ich mich recht erinnere, keine Klage erhoben — daß die Ausstattung der Baracken nichts zu wünschen übrig läßt.
Was nun den Zwang auf Einnahme des Mittagsmahls anlangt, so will ich gleich von vornherein bemerken, daß von Arbeitern bisher überhaupt keine Klage erboben worden ist, sondern haß allerdings in der ersten Zeit nach Durchführung dieser Einrichtung sich einige — wie oll ich sagen: einige Mißstände herausgestellt haben, die von den Arbeitern mpfonden worden sind, die zur Sprache gebracht sind und die ab⸗ gestellt sind. Dazu gehört unter Anderem, daß in einem Fall einmal dem Koch passirt ist, daß er statt einer Flasche Essig, oder was es
gewesen ist, eine Flasche Schnaps in ein Gericht gegossen hat. Dar⸗
über ist Klage geführt, die Leute haben in Folge dessen am Mittag mit einer kalten Mahlzeit fürliebnehmen müssen, haben aber dafür die warme Mabilzeit in untadelhafter Güte des Abends bekommen. Es ist ferner passirt, daß einmal ein Arbeiter das ganze Gericht da⸗ durch verdorben hat, daß er in einen Kessel Schmutz geworfen hat; das ist auch passirt. Es ist aber auch diesem Uebelstand für die Zu⸗ kunft dadurch vorgebeugt, daß die Kessel in Zukunft verschlossen sind. Mieene Herren, ich sage, keiner von den Arbeitern hat bisher eine Klage darüber geführt. Sämmtliche Unternehmer, mit Ausnahme eines Einzigen, haben auch die ganze Einrichtung in allen ihren Details für gut und brauchbar, durchfüͤhrbar und nicht ihren Interessen und den Interessen der Arbeiter widerstreitend erklärt. Ein Unter⸗ nehmer ist allerdings mit der Klage bervorgetreten, daß dieser Zwang ungerechtfertigt sei. Der bat vielleicht die Besorgniß ehabt — da⸗ mals kannte man ja die Höhe der Abzüge, die den Arbeitern gemacht werden müssen, um diese Bedürfnisse zu decken, noch nicht —, daß diese Abzüge eine Höhe erreichen würden, welche die Unzufriedenheit der Arbeiter gegenuͤber den Löhnen, die ihnen gezahlt werden, erregen könnten. Wir haben ja die Einrichtung getroffen, daß der Arbeiter in jedem Falle die Selbstkosten der Unter⸗ bringung und der Verpflegung, wie sie sich für die Kanal⸗ verwaltung stellen, zu tragen hat. Nach diesem Grundsatz werden gegenwärtig dem Arbeiter für Unterbringung und Verpflegung täglich 45 ₰ in Rechnung gestellt. Ob die Kosten in Zukunft höher anzusetzen sein werden, weiß ich nicht, sie können steigen, sie können sich vermindern, das wird sich je nach den verschiedenen in Betracht kommenden Verhältnissen bemessen. Der Arbeiter verdient jetzt beim Kanalbau in minimo 2 ℳ 50 ₰, und wenn man in Berücksichtigung zieht, daß er für den Bezug der übrigen Lebensmittel, für welche er keinem Zwange unterworfen ist, im Ganzen für volle Verpflegung des Tages an Unkosten etwa 1 ℳ auszugeben hat, so werden Sie er⸗ messen, daß der Arbeiter bei einer täglichen Ersparniß von 1,50 ℳ keinen Grund zur Klage besitzt. Er hat auch bis jetzt nicht geklagt; im Gegentheil, wir haben Aeußerungen und haben sie noch zuletzt am Weihnachtsfest, bei welcher Gelegenheit wir den Arbeitern eine kleine reude gemacht haben, entgegengenommen, daß die Leute ganz außer⸗ ordentlich zufrieden sind.
Der Herr Vorredner hat in seinem Vortrage Ihnen vorgeführt, daß der Italiener anders verpflegt sein will, wie der Norddeutsche, und schon der Bayer will auch was anderes haben. Meine Herren, auch auf den Italiener und auf den Bayer wird Rücksicht ge⸗ nommen, und wir setzen unseren Verpflegungs⸗Etat nicht fest, ohne auf die Bedürfnisse und Wünsche der deute Rücksicht zu nehmen; daß diese Beduürfnisse und Wünsche in allen Einzelnheiten berücksi chtigt werden können, das — werden Sie mir wohl zugeben — ist absolut undurchführbar. zn Nun hat der Herr Vorreyner weiter zu wissen gewünscht, ob diejenigen Verpflegungsmaterialien, welche außer dem Mittagsma hl in den Baracken vertrieben werden, — ob die für Rechnung der Kanal⸗Kommission oder für Rechnung der Unternehmer vertrieben werden, da kann ich nun versichern, daß sie für Rechnung der Kanal⸗
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Kommission vertrieben werden, und es sind nur einige kleine Artikel, die nicht dem allgemeinen Verbrauch unterworfen sind, welche der Barackenverwalter für seine eigene Rechnung verkauft. Diese Verpflegungsgegenstände aber — und wir halten eben darauf — das ist gerade auch ein besonderer Gegenstand der Fürsorge der Kanal⸗ verwaltung —, daß alle diese. Verpflegungsgegenstände in untadelhafter Güte verabfolgt werden, — diese Verpflegungsgegenstände, sage ich, ermöglichen es, doß der Arbeiter ganz nach seinen Bedürfnissen und seinen Neigungen sich verpflegen kann. Wenn wir die Einnahme des Mirtagsmahls obligatorisch gemacht haben, so ist außer dem vorbemerk⸗ ten Grunde auch noch der maßgebend gewesen, daß wir nur auf diese Weise die Gewähr besitzen, daß der Mann eine gute und nahrhafte Kost wenigstens zu einer Mablzeit des Tages erhält. Es ist — (Zuruf) — ja der Herr Vorredner wolle mir verzeihen, daß er sagt — (Zuruf) — ich babe ja schon gesagt daß nach Möglichkeit dafür geforgt wird; ich will ihm aber weiter folgen, ich will ihm die Konsequenzen ziehen, die sein Verfahren mit sich ziehen würde. — Freibeit wollen wir ja Alle; ich nicht weniger als der Herr Vorredner. Hier handelt es sich aber darum: Soll nicht die Verwaltung darauf aus sein, daß sie nun wirklich das materielle Wohl des Arbeiters
fördert, soll sie es seinem Belieben überlassen in einer stellenweise
wüsten Gegend, wo meilenweit kein Schankwirth, kein Gasthaus ist, wo nicht die geringste Gewähr dafür besteht, daß er von dem Schank⸗ oder Gastwirth gute und brauchbare Waare erhält? Ich muß fagen, in das Prinzip der Freiheit mag es vielleicht, streng genommen, nicht passen, aber in das Prinzip der Nützlichkeit und Förderlichkeit paßt es offenbat, was wir gemacht baben. 1
Meine Herren, der Herr Vorredner hat dann noch einige scherz⸗ hafte Bemerkungen über die Disziplin gemacht, er hat sich namentlich darüber aufgehalten, daß der Stubenälkeste und bezw. der Baracken⸗ verwalter Strafen verhängen dürfe. In diesem Punkt ist ein Irr⸗ tbum: weder der Stubenälteste noch der Barackenverwalter darf Strafen verbängen, sondern Strafen darf nur der Barackeninspektor verhängen, und dieser Barackeninspektor ist keiner der Unteroffiziere oder Wachtmeister, sondern ein höherer qualifizirter Beamter. (Zuruf: Majore!) — Jowobl, auch Majore sind ganz gut qualifizirt für diese Stellen. — Ich bin selber Major!
Also, meine Herren, es liegt in der That nach unseren Erfahrungen kein Grund vor, mit der gegenwärtig getroffenen Einrichtung unzu⸗ frieden zu sein. Bis jetzt ist uns, mit Ausnahme eines einzigen Falles, der uns entgegengetreten ist, auch keine Unzufriedenheit be⸗ kannt geworden. Wie sorgfältig übrigens die Dinge verfolgt und überwacht werden, das e- ie daraus, daß ich, und zwar zum großen Kummer der Kanal⸗Kommission, auch heimlicher Weise die Verpflegung der Leute habe kontroliren lassen, um mir dadurch auf ganz unparteilschem Wege die Ueberzeugung zu verschaffen, daß wirk⸗ lich, unseren Absichten entsprechend, für die Leute ausreichend und gut gesorgt wird, und wenn Sie nun erwägen, daß der Mann eine gute Unterkunft hat, daß er ein Mahl in untadel⸗ hafter Güte bekommt, und das, was nach seinem Geschmack und Bedürfniß von ihm bezogen werden muß, daß er das ebenfalls in untadelhafter Güte und zu einem den Selbstkosten entsprechenden Preise beim Barackenverwalter beziehen kann, dann wird man wahrscheinlich bei der Fdhete zwischen diesem Zustande und dem Zustande voller Freiheit nicht zweifelhaft sein können, auf welche Seite man sich da stellen muß. Nur einzelne Genuß⸗ mittel, darunter der Branntwein, sind allerdings etwas theurer, allein der Branntwein ist dafür auch sehr viel besser; ich sehbe namentlich darauf, daß wir vollständig fuselfreien Branntwein den Leuten ver⸗ abreichen. Uebrigens, was den Branntwein anlangt, so bekäͤmpfen wir seinen Genuß durch Zuweisung von schmackhaften Bieren, denen wir bei den Arbeitern Eingang zu verschaffen bemüht sind, und aus einer mir vorliegenden Uebersicht ergiebt sich auch, daß dies bis jetzt nicht ohne Erfolg geschehen ist.
Also, meine Herren, lassen Sie uns ruhig so weiter wirthschaften. Die Gefahr fürchte ich am allerwenigsten, daß die Unternehmer uns unbequem werden könnten, Denn, wie gesagt, mit Ausnahme eines einzigen haben sich die übrigen alle mit unserem Verfahren einver⸗ standen erklärt. b
Ob die Ersparnisse, von denen der Herr Vorredner im Eingang seiner Betrachtungen gesprochen hat, sich wirklich auf diese Summen beziffern, wie Sie sie angegeben haben, das kann ich diesen Augenblick nicht übersehen. Metne Herren Mitarbeiter bezweifeln das, sie halten die Zahlen nicht für richtig Ich glaube auch, man kann zwar die Erwartung solcher größeren Ersparnisse heute aussprechen, bestimmt wird man darüber erst urtheilen können, wenn eine längere Periode vorübergegangen ist und wenn wir namentlich alle Bauloose vergeben haben. Wenn wir mebrere Bauloose von zusammen 40 Millionen auf ein Mal vergeben haben, so hatte das seine sehr guten Gründe, über die ich mich hier jetzt nicht öffentlich äußern will, sie beruhen aber wesentlich darin, daß wir durch die Art, wie wir es . haben, im Interesse der Reichsfinanzen einen wesentlichen Vortheil erreicht zu haben glauben. Damit begnüge ich mich vorläufig und erwarte die weiteren Angriffe.
Abg. Münch: Der Staatssekretär schlage einen Ton an, als ob er ihm (dem Redner) Reichsfeindschaft vorwerfen wollte. Gewiß müsse für ausreichende Verpflegung der Arbeiter gesorgt werden, aber warum wolle man denn die Leute hindern, sich in Familien billiger und besser zu ver⸗ pflegen? Neu sei ihm, daß die verheiratheten Arbeiter das Recht hätten, selbst für ihre Verpflegung zu sorgen. Für die anderen aber seien die Kocheinrichtungen noch durchaus unzu⸗ reichend, schon weil Hunderte nicht in wenigen Baracken ver⸗ orgt werden könnten. Ihre b reiche oft kaum ür den Hin⸗ und Rückweg. Man hätte mehr decentralisiren, die Baracken zerstreut an verschiedenen Orten bauen und jeden Zwang in der Verpflegung besejtigen müssen.
Abg. Lingens: Voll anerkennen müsse er die Einrichtung der Baracken, die noch auf eine Anzahl von 30 für über 4000 Arbeiter gebracht werden sollten. n den vorhandenen befinde sich 6g bereits ein Raum 8 den Gottesdienst. Es frage sich, wie er bei den weiten Entfernungen, in öder Gegend und bei einer aus den verschiedensten Nationalitäten gemischten Arbeiterbevölkerung ermöglicht werde. Polnische und vor Allem die tüchtigen italienischen Arbeiter sollten in großen Massen dort sn finden sein. Auf seine Frage, wie es mit dem Gottesdienst atholischer Arbeiter gehalten würde, sei ihm der Bischof von Osnabrück genannt worden, der dafür sorge. Nur die Geld⸗ mittel wolle die Reichs⸗Regierung nicht hergeben, sondern den einzelnen Konfessionen auferlegen. Ihm scheine das Letztere auch Sache des Reichs zu sein. Von den zwei vorhandenen Lazarethen nehme er an, daß das eine für evangelische, das andere für katholische Kranke bestimmt sei. Im letzteren könnten durch Vermittelung des Bischofs von Osnabrück die bewährten katho⸗ lischen Genossenschaften chür die Krankenpflege verwendet werden. Auf solche Einrichtungen könnte dann das Reich, als ein auch für andere Betriebe mustergültiger Unternehmer, mit gerechtfertigtem Stolz blicken
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Staatssekretär von Boetticher: 8 Ich bin dem Herrn Vorredner dankbar dafür, duß er mir Ge⸗ legenheit giebt, auch über diese beiden Punkte, die er angeregt hat, ein Wort zu ü
Daß bei der Verwaoltung ein volles und dauerndes Interesse dafür besteht, daß die geistliche cura bei den Kanalarbeitern in aus⸗ reichendem und zweckentsprechendem Maße bedient wird, dafür giebt die Maßregel Zeugniß, daß wir sofort nach dem Beginn der Ar⸗ beiten sowohl mit dem Konsistorium in Kiel ckasichtlich der evangelischen Arbeiter als mit dem Herrn Bischof von Osnabrück rücksichtlich der cura für die katholischen Arbeiter in Verbindung ge⸗ treten sind. Mit dem Konsistorium in Kiel ist diese Angelegenheit vollständig erledigt und zwar, wie ich dem Herrn Vorredner gleich bemerken will, ohne daß für die Centralverwaltung damit irgend welche Kosten verknüpft sind, wenigstens nicht andere Kosten, als sie sich ergeben haben aus der Beschaffung und Ein⸗ richtung der gottesdienstlichen Lokale in den Baracken. Mit dem Herrn Bischof von Osnabruͤck sind die Verhandlungen noch nicht ab⸗ geschlossen. Der Herr Bischof hat der Kanalverwaltung mitgetheilt, daß er ohne Beisteuer aus dem Kanalbaufonds nicht in ausreichender Weise für die cura werde sorgen können. Die Verhandlungen darüber schweben noch, und ich bin außer Stande, beute zu sagen, welchen Ausgang sie nehmen werden. Für liegt ja die Schwierigkeit immer darin, so gern auch Mittel dafür verwenden möchte, bisherigen Praxis bei allen größeren Bauten — j 8 bei dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Preußen erkundigt 888
„niemals solche Ausgaben in Rechnung gestellt sind, daß man viel
mehr sich bisher immer auf den Standpunkt gestellt hat, daß Sache der betreffenden Religionsgemeinschaft sei, die Beduͤrfnisse, di aus einem so großen Zusammenfluß von Arbeitern in geistlicher Be ziehung entsteben, auch aus ihren eigenen Mitteln zu decken. Dami ist nicht gesagt, daß wir nicht vielleicht in der Hoffnung später Indemnität zu erhalten, etwas mehr thun, als bisher üblich gewesen iu. Ich möchte aber in dieser Beziehung kein Engagement eingehen, denn, wie gesagt, ich habe nachher nicht blo die Kontrole des hoben Reichstages, sondern auch die Kontrole des Rechnungshofes zu passiren, die unter Umständen noch unangenehme ist, als die des Reichstages.
Was nun die Lazarethverwaltung anlangt, so haben wir geeignete Latarethe auf Kosten der Kanalverwaltung errichtet in Burg und in Hanerau, und außerdem haben wir an verschiedenen Orten Ab⸗ kommen geschlossen mit den betreffenden Krankenbäusern, resp. Kliniken, welche es uns sicher stellen, daß erkrankte und verletzte Arbeiter dort G sinden können. In dieser Beziehung ist also ausreichend gesorgt.
Was nun die Verpflegung in diesen Krankenhäusern anlangt, so bin ich augenblicklich außer Stande, sagen zu können, wie diese Ver⸗ pflegung geordnet ist, ich zweifle aber garnicht, daß sie zweckentsprechend gcordnet ist, und daß namentlich auch auf die Hülfsleistung weiblicher Schwestern in ausreichendem Maße Rücksicht genommen ist. Ich werde mich danach aber umthun und hoffe, bei der nächsten Gelegen⸗ heit eine passendere Auskunft geben zu können, als mir augenblicklich möglich ist.
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Abg. Singer: Gegenüber den grenzenlos schädlichen Z⸗
ständen in Privatwohnungen der Arbeiterfamilien, die oft noch Aftermiether und Schlafleute hätten, werde überall, wo es
möglich sei, durch Korporationen oder Behörden gesunde Wohn⸗
räume zu beschaffen, für die Arbeiter besser gesorgt sein. Dieser Zwang, den die Kanalkommission zu Gunsten der Arbeiter ausübe, sei vollständig berechtigt, und aus den Kreisen der Arbeiter werde über diese Einrichtung wohl keine Klage geführt werden, abgesehen von etwaigen einzelnen Uebelständen. Im Prinzip sei er also für die Baracken. Auch für gesunde, E Nahrung zu mäßigem Preise könne besser urch die Kanalkommission in centralisirter Weise gesorgt werden, als wenn die Leute privatim in Budiken ihre Be⸗ dürfnisse befriedigen müßten. Daß bei der Zubereitung der Kost auf die Wünsche der Arbeiter je nach dem Klima, aus dem sie gekommen seien, Rücksicht genommen werde, freue ihn. Dagegen könnte man wohl andere Mittel und Wege finden, um die allerdings nothwendige Disziplin und Ordnung auf⸗ rechtzuerhalten, als Strafgelder, und besonders gefalle ihm die Art ihrer Verwendung nicht. Darüber bestimme die Kanalkommission aus eigener Initiative ohne jede Kontrole Seitens der Arbeiter. Es werde behauptet, daß dafür ge⸗ meinnützige Einrichtungen zu Gunsten der Arbeiter getroffen seien. Welcher Art seien sie? Vielleicht solche, daß man Lese⸗ immer einrichte, in welchen die Arbeiter die „Norddeutsche Ullgemeine“, die „Kreuzzeitung“ und den neuerdings von national⸗ liberaler Seite so sehr poussirten „Arbeiterfreund“ zu lesen bekä⸗ men? Die Arbeiter müßten selbst mitbestimmen über die Verwen⸗ dung der Strafgelder zu gemeinnützigen Zwecken. Dagegen, daß auch faeneta namentlich italienische Arbeiter beim Kanalbau beschäftigt würden, habe seine Partei prinzipiell nichts einzuwenden, wenn nur nicht durch sie der Arbeitslohn zu Lasten der deutschen Arbeiter herabgedrückt werde. Der Staatssekretär habe 88 einigermaßen hierüber beruhigt durch die Mittheilung, daß der Minimallohn 2,50 ℳ betrage. Wenn dieses dem Unternehmer kontraktlich auferlegt sei, so sei er darüber etwas beruhigt. Er hätte dies wohl nicht gesagt, wenn nicht Vorkehrungen getroffen wären, die diesen Minimallohn garantirten. In diesem Falle gönne er den italienischen Arbeitern den Verdienst, wünsche aber keine direkte Bevorzugung derselben zu Lasten der deutschen Arbeiter. Sodann bitte er um Auskunft über eine Instruktion der Kanalkommission, nach welcher der anarchistischen und sozial⸗ demokratischen Partei angehörige Arbeiter nicht beschäftigt wer⸗ den sollten, mit jedem Arbeiter ein Kontrakt abzuschließen sei und jeder Arbeiter ein Arbeitsbuch erhalten solle. Ferner sollten ohne Aufkündigung solche Arbeiter entlassen werden, die sich der anarchistischen oder sozialdemokratischen Partei zuwen⸗ deten und deren Bestrebungen Vorschub leisteten. Jeder Ar⸗ beiter habe an der Mütze ein Blechschild mit der Aufschrift „K.⸗A.“*, Kanal⸗Arbeiter. Der Herr Kriegs⸗Minister habe kürz⸗ lich auf eine Anfrage Bebel's erklärt, die Armeeverwaltung müsse sich davor sichern, daß bei den Bauten, welche sie ausführen lasse, sozialdemokratische Arbeiter be⸗ schäftigt würden. Ganz analog dieser Auffassung wäre es, wenn die Kanalkommission diese Vorschriften er⸗ lassen hätte. Er würde sich freuen, wenn der Herr Staatssekretär erklärte, es sei nicht beabsichtigt, die sozial⸗ demokratischen Arbeiter 2868686 Man sei jetzt nach 10jährigem Bestehen des Sozialistengesetzes glücklicherweise dahin gekommen, daß in Privatindustrien derartige Unter⸗
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