1889 / 22 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 24 Jan 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Gestern fand bei Ihrer Majestät im Königlichen Palais für die Großherzo 19 adischen Herrschaften ein Diner statt, zu welchem die a sidien des Reichstages, des Herren⸗ und ees Abgeordnetenhauses geladen waren.

Der Bundesrath, die vereinigten Ausschüsse des⸗ selben für Rechnungswesen und für Elsag⸗Lothringen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage. .

In der heutigen (26.) Sitzung des Reichs⸗ tages, welcher der Staatssekretär des Innern, von Boetticher, der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts, Freiherr von Maltzahn⸗ Gültz, sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, theilte der Erste Vize⸗Prãsi⸗ dent, Dr. Buhl, welcher den führte, mit, daß einge⸗ gangen seien: 1) der Beschluß des Bundesraths, betreffend die Ausführun zu dem Gesetz über die Ein⸗ führung der Gewerbeordnung in Elsaß⸗Lothringen, und 2) folgendes Schreiben des Reichskanzlers:

Der Staatsanwalt bei dem Königlich bayerischen Landgericht in Nürnberg beabsichtigt laut von der Königlich bayerischen Re⸗ jerung mitgetheiltem Bericht vom 7. d. M. die strafrechtliche

erfolgung des Abg. Grillenberger wegen Vergehens gegen §. 166

des Strafgesetzbuchs und hat die Einholung der Genehmigung des Reichstages zur Einleitung des Strafverfahrens während der Dauer der gegenwärtigen Sitzungsperiode beantragt.

Ew. Hochwohlgeboren beehre ich mich zu ersuchen, gefälligst die IEöö des Reichstages über den Antrag herbeiführen zu wollen.

Das Schreiben wurde der Geschäftsordnungskommission überwiesen.

Auf der Tagesordnung stand die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1889/90, und zwar der Etat t„Einnahme an Zöllen, Verbrauchs⸗ steuern und Aversen“. Berichterstatter war Abg. von Wedell⸗Malchow.

Der Abg. Woermann erklärte, seine beabsichtigten Be⸗ merkungen über die stattgehabten Aenderungen im Waaren⸗ verzeichniß zurückstellen zu wollen, bis die bezüglichen Petitionen zur Verhandlung stehen würden.

Der Abg. Hoffmann (Königsberg) bat um Auskunft über n8 zur Frage der Aufhebung des Identitäts⸗ nachweises.

Der Abg. Gehlert führte Klage darüber, daß gewöhnliches Brennholz, das in der Spielwaarenindustrie verwandt werde, als Nutzholz verzollt werden müßte.

Der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn erwiderte, daß nach dem Wortlaut des Tarifs nicht anders verfahren werden könne; er werde aber den berechtigten Wünschen jener Industrie nach Möglichkeit Rechnung tragen. Bezüglich der Anfrage des Abg. Hoffmann beschränke er sich auf die Erklärung, daß der Bundesrath die 8. auf Aufhebung des Identitäts⸗ nachweises abzulehnen beschlossen habe.

„Der sächsische Bundesbevollmächtigte, Zoll⸗ und Steuer⸗ Direktor Golz versprach ebenfalls, den Wünschen der Spiel⸗ waarenindustrie soweit als möglich entgegenzukommen.

Der Abg. Gehlert wies noch darauf hin, daß das in Rage. stehende Holz noch geringer sei, als das zur Holzstoff⸗ abrikation verwendete Holz, das frei eingehe; seiner Meinung nach stehe nichts im Wege, auch dieses als Brennholz deklarirte und eingeführte Holz zollfrei eingehen zu lassen.

1 öe des Blattes nahm der Abg. Struckmann a ort.

Dem Reichstage ist folgender Entwurf eines Gesetzes, betreffend Bekämpfung des Sklaven⸗ handels und Schutz der deutschen Interessen in Ost⸗Afrika, zugegangen:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Dentscher Kaiser, König von Preußen ꝛc.

verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstages, 8 folgt:

Für Maßregeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum Schutz der deutschen Interessen in Ost⸗Afrika wird eine Summe bis zur Höhe von zwei Millionen I. zur Verfügung gestellt.

Die Ausführung der erforderlichen Maßregeln wird einem Reichs⸗ Kommissar übertragen, welcher gleichzeitig nach den ihm ertheilten be⸗ sonderen Instruktionen die dem Reichskanzler statutenmäßig zustehende Aufsicht über die Deutsch⸗ostafrikanische Gesellschaft und deren An⸗ gestellte in Ost⸗Afrika ausübt. 6,3

Der Reichskanzler wird ermächtigt, die erforderlichen Beträge nach Maßgabe des eintretenden Bedürfnif es aus den bereiten Mitteln der Reichs⸗Hauptkasse zu entnehmen.

Begründung.

Die leitenden Grundsätze der deutschen Kolonialpolitik, wie sie 1884 und 1885 in amtlicher Erörterung die Zustimmung des Reichs⸗ tages erhalten haben, bilden auch gegenwärtig die Richtschnur für das Verhalten der Kaiserlichen Regierung bei überseeischen Unternehmungen von Reichsangehörigen. In Folge derselben ist dem Reich keine Ver⸗ pflichtung angesonnen worden, deutsche Unternehmer in Überseeischen Ländern bei Verlusten satin zu halten, oder ihnen günstige Ergeb⸗ nisse auf wirthschaftlichem Gebiete zu, sichern. Die Vortheile, welche der Schutz des Reichs den Reichsangehörigen gewährt, welche uncivilisirte Gebiete in fremden Welttheilen zu kelonisiren beab cheia liegen hauptsächlich in der Sicherstellung des zu koloni⸗ sirenden Gebiets gegen Störun een und Eingriffe anderer Kolonial⸗ mächte. Die Intervention des Reichs kann in der Regel nur anderen auswärtigen Mächten gegenüber zur Geltung kommen, während die Bewältigung des Widerstrebens wilder Eingeborener und anderer in der Beschaffenheit des zu kolonisirenden Landes liegenden natürlichen und lokalen Hindernisse Aufgabe der Unternehmer bleiben muß. Auf diesem Gebiet kann außerhalb des Bereichs unserer maritimen Streit⸗ kräfte kolonialen Unternehmungen eine materielle Unterstützung nicht geleistet werden.

Desgleichen gebört es nicht in das Programm der deutschen Kolonialpolitik, fuͤr die gegaie. staatlicher Einrichtungen unter barbarischen Völkerschaften einzutreten und dort eine unseren An⸗ edeagen entsprechende Ordnung der Verwaltung und Justiz her⸗ zustellen.

Dagegen hat Deutschland in seinen afrikanischen Niederlassungen schon durch die unter Theilnahme des Reichs erfolgten Beschlüsse der Congo⸗Konferenz in Gemeinschaft mit anderen europäͤischen

(Nationen die übernommen, sich an der Civili⸗

Ehrenpflicht ist uns seitdem praktisch näher getreten durch die Besitznahme eines beträchtlichen Theils von Afrika unter deutschem Schutz. Die erste Vorbedingung für das Gelingen civili⸗ satorischer Bestrebungen ist aber die Abstellung der Sklavenausfuhr und der damit verbundenen Jagden und Kriege, welche das Material für den Menschenhandel liefern. Solange dieser Handel und seine brutalen Gewaltthaten bestehen, fehlen Afrika die Existenzbedingungen eines menschlichen Kulturlebens Im engen Zusammenhange mit dem Sklavenhandel steht die innerafrikanische Bewegung, wie sie in den Kriegen des Mahdi und den Angriffen auf europaäͤische Ansiedelungen und Missionen am oberen Congo, an den afrikanischen Binnenseen und anderen Gebieten Central⸗Afrikas zu Tage getreten ist.

An der Bekämpfung dieser dem Christenthum und der europäischen Civilisation unversöhnlich feindlichen Elemente im Einverständniß mit anderen christlichen Mächten mitzuwirken, ist durch den deutschen Mit⸗ Ssit an Afrika zu einer Ehrenpflicht des Reichs geworden. Die Ostafrikanische Gesellschaft ist ein Organ, durch welches diese Aufgabe der Nation zunächst wahrgenommen werden kann, und ihr fünfzig⸗ jähriger Vertrag mit dem Sultan giebt ihr die Handhabe, auf den für Deutsche reservirten weiten Gebieten im Sinne dieser Aufgabe thätig zu sein. In dieser ihrer Stellung liegt ihr Anspruch auf Unterstützung durch das Reich behufs Abwehr der Angriffe auf die deutschen Niederlassungen an der Zanzibarküste.

Die Regierung Sr. Majestät des Kaisers hat daher, wie aus der dem Bundesrath und Reichstage vorgelegten Sammlung von Akten⸗ stücken über den Aufstand in Ost⸗Afrika ersichtlich ist, zunächst in Gemeinschaft mit England und Italien über die zu den Besitzungen des Sultans von Zanzibar gehörige Küste des ostafrikanischen Fest⸗ landes eine Blockade verhängt, und sich gleichzeitig an andere bei der Erschließung Afrikas für christliche Kultur und Gesittung interessirte Nationen Europas gewandt, um durch gemeinschaftliche Maßregeln den Raubzügen und Verwüstungen der arabischen Sklavenzäger ent⸗ gegenzutreten.

Der Reichstag hat in seiner Plenarsitzung vom 14. Dezember v. J. eine Resolution beschlossen, worin derselbe unter Bezugnahme auf die Allerhöchsten Worte der Thronrede die Ueberzeugung aus⸗ spricht, daß die Aufgabe, Afrika für christliche Gesittung zu gewinnen, mit der Bekämpfung des Negerhandels und der Sklavenjagden be⸗ Feniien müsse. In der Resolution ist ferner die Bereitwilligkeit des

eichstages ausgesprochen, die von den verbündeten Regierungen zu diesem Zweck vorzuschlagenden Maßregeln in Erwägung zu ziehen und zu unterstützen. 3

Der unter dem 28. April v. J. zwischen dem Sultan von Zanzibar und der Deutsch⸗ostafrikanischen Gesellschaft abgeschlossene, in dem Weißbuch über Ost⸗Afrika mitgetheilte Vertrag, durch welchen der Gesellschaft die gesammte Verwaltung in den festländischen Besitzungen Sr. Hoheit südlich vom Umba⸗Fluß übertragen ist, hat in Folge des erwähnten Aufstandes bisher nicht vollständig zur Ausführung gelangen können. Die Macht des Sultans hat sich nicht als ausreichend er⸗ wiesen, um, dem Vertrag entsprechend, die Gesellschaft bei Ausübung der ihr gewährten Rechte wirksam zu unterstützen, und die Gesellschaft selbst verfügt nicht über die nöthigen Mittel, um sich der Angriffe der arabischen Sklavenhändler auf allen Küstenpunkten zu erwehren.

Ohne eine Unterstützung durch das Reich wird unter diesen Umständen die Aufgabe der Betheiligung Deutschlands an der kul⸗ turellen Arbeit der Gesittung Afrikas von der Ostafrikanischen Ge⸗ sellschaft nicht gelöst werden können. Um die angemessene Verwen⸗ dung der vom Reich zu gewährenden Mittel zu sichern, wird es erforderlich sein, einen Kommissar des Reichs zu ernennen und nach Zanzibar zu entsenden, welcher mit den erforderlichen Vollmachten ausgestattet ist, um in den unter deutsche Verwaltung gestellten Be⸗ sitzungen des Sultans von Zanzibar und in den benachbarten Gebieten die zur Bekämpfung der aufrührerischen Sklavenhändler erforderlichen

1; zu überwachen.

Nachdem durch Verhängung der Blockade über das Festlandgebiet von Zanzibar Schiffe der Kaiserlichen Marine in Gemeinschaft mit englischen, italienischen und portugiesischen Kriegsschiffen beschäftigt sind. Waffen und Munitionszufuhren abzuschneiden und die Sklaven⸗ ausfuhr zu verhindern, wird zur Herstellung und Erhaltung der Sicher⸗ heit und Ordnung vor Allem die Anwendung einer einheimischen Polizeimacht von ausreichender Stärke erforderlich sein.

Ueber sonstige Verwendungen wird die Kaiserliche Regierung im Feufe ses Verhandlungen des Reichstages sich vertraulich zu äußern ereit sein.

Nach §. 41 des Statuts der Deutsch⸗ostafrikanischen Gesellschaft

wird die Aufsicht über die Gesellschaft von dem Reichskanzler geführt

und ist nach §. 42 darauf zu richten, daß die Geschäftsführung den statutarischen Zwecken der Gesellschaft entspricht und im Einklang mit den gesetzlichen Vorschriften erfolgt. Als Organ der Aufsichts⸗ behörde fungirte bisher ein vom Reichskanzler bestellter Kommissar in Berlin mit den im §. 41 des Statuts erwaͤhnten Befugnissen. Es hat sich jedoch das Bedürfniß ergeben, zur Ueberwachung der Thätig⸗ keit der Gesellschaft in Ost⸗Afrika und namentlich auch in den der Gesellschaftsverwaltung durch Vertrag mit dem Sultan von Zanzibar vom 28. April v. J. unterstellten Gebieten, ein ständiges politisches Aufsichtsorgan des Reichs an Ort und Stelle zu besitzen, welches den dortigen Vertretern der Gesellschaft gegen⸗ über mit durchgreifender Autorität ausgestattet ist. Die bisber in dieser Richtung von dem Kaiserlichen General⸗Konsul in Zanzibar ausgeübte Einwirkung hat sich nicht als ausreichend erwiesen, um Irrungen zu verhüten und internationalen Verwickelungen vorzubeugen. Dem durch das Gesetz in Vorschlag gebrachten Reichs⸗ kommissar für Ost⸗Afrika daher insbesondere auch das Recht zustehen müssen, die von der Gesellschaft auf Grund der ihr vom Sultan übertragenen Ausübung der Landes⸗ hoheit für das ostafrikanische Küstengebiet erlassenen Verordnungen und Reglements außer Kraft zu setzen oder Abänderungen derselben zu verlangen, sowie die Entfernung beziehungsweise Ersetzung der dort angestellten Beamten der Gesellschaft herbeizuführen. Eine staatliche Einmischung in die wirthschaftlichen Angelegenheiten oder in die Zollerhebung der Gesellschaft ist nicht beabsichtigt. Um die Kompetenz des Reichskommissars nach allen Seiten hin festzustellen, sind! Verhandlungen mit dem Direktionsrath der Deutsch⸗ostafrikanischen Gesellschaft eingeleitet und ist eine Verständigung mit dem Sultan von Zanzibar in Aussicht genommen.

Für die Ausführung des vorstehenden Aktionsprogramms ist nach einem detaillirten, von sachverständiger Seite ausgearbeiteten Kosten⸗ anschlag die Summe von 2 Millionen Mark erforderlich. Es kommen hierbei nicht in Betracht die Kosten der Stationirung der Kriegsschiffe an der ostafrikanischen Küste, welche bei den Fonds der Marineverwaltung nachgewiesen werden. Die veranschlagten Kosten umfassen außer denjenigen der erstmaligen Organisation die laufenden Ausgaben bis 1. April 1890.

Etwa fernerbin noch erwachsende Ausgaben würden in dem Etat des betreffenden Rechnungsjahres vorzusehen sein.

Im der heutigen 6). Sitzung des Hauses der Sgsdigesc welcher der Minister für Landwirthschaft, Forsten und Domänen, Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen, und der Minister des Innern, Herrfurth, nebst mehreren Regie⸗ rungs⸗Kommissarien beiwohnten, stand als erster Gegenstand auf der Tagesordnung: die erste Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Uebertragung polizei⸗ licher Befugnisse in den Kreisen Teltow und Niederbarnim, sowie im Stadtkreise Charlotten⸗ burg an den Po lizei⸗Präsidenten zu Berlin.

von Benda beantragte, den vechen de einer

wird

Abg. Kommission von 28 Mitgliedern zu überweisen; die Abgg. Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst und Graf d'Haussonville hielten 21 Mitglieder für ausreichend, Abg. Zelle da egen war für den Antrag des Abg. von Benda. Bei der Abstim⸗

strung Afrikas in gleicher Linie mit den anderen Großmächten uropas zu betheiligen. Die Erfüllung dieser nationalen

116 Stimmen); das Haus hat sich also für eine Kommission von 21 Mitgliedern entschieden. Bei der ersten Berathung des zweiten Gegenstandes der Tagesordnung: Gesetzentwurf, betreffend die Kosten Königlicher Polizei⸗Verwaltungen in Stadt⸗ gemeinden, führte der Abg. von Hergenhahn aus, daß die Noth⸗ wendigkeit der gesetzlichen Regelung dieser Frage in der Richtung der stärkeren Heranziehung der in Betracht kommenden 21 Ge⸗ meinden zu den Polizeikosten anerkannt werden müsse, man dürfe aber die Gemeinden nicht zu sehr belasten. Eine be⸗ sondere Begünstigung der betreffenden Städte liege in der Königlichen Polizei⸗Verwaltung nicht; diese Verwaltung sei im staatlichen Interesse eingeführt und müßte deshalb auch hauptsächlich vom Staat bezahlt werden. Die Zuwendungen für das Schulwesen, die Aufhebung der Steuer⸗ reiheit der Offiziere und die Krankenkassengesetzgebung hätten diesen Städten nicht so bedeutende Erleichterungen gebracht, daß sie eine erhebliche Mehrbelastung bei dem Polizeiwesen ertragen könnten. Ungerecht sei es, daß die Städte die Gebäude, welche sie für die Polizei hergegeben, unentgeltlich weiter gewähren sollten, während die Miethen von Gebäuden vom Staat übernommen werden sollen. Ungerecht sei es ferner, daß diejenigen Städte, die bisher schon einzelne Zweige der Polizei⸗Verwaltung, z. B. die Bau⸗ polizei, selbst und auf eigene Kosten wahrnähmen, diese trotz des uschusses zur Königlichen Polizei⸗Verwaltung weiter auf eigene kosten führen sollten. Es wäre besser, den Städten mit Königlicher Polizei⸗Verwaltung gewisse Zweige der Polizei⸗ Verwaltung ganz zu übertragen und sie auch die Kosten daßür tragen zu lassen.

Abg. Barth meinte, daß die Städte mit Königlicher Polizei⸗Verwaltung nicht bloß in Bezug auf den Geldpunkt günstiger gestellt seien, sondern daß ihnen auch die Verant⸗ wortlichkeit für die Aufrechterhaltung der Ordnung vom Staate abgenommen werde. Die Wohlfahrtspolizei den Städten zu über⸗ tragen, sei schon deshalb nicht leicht, weil sich schwer bestimmen lasse, was Wohlfahrtspolizei sei. Eine Trennung der Polizei in zwei Verwaltungen würde auch die Kosten nicht vermindern, sondern vermehren. Die Ersparnisse, die aus dem vorliegen⸗ den Gesetzentwurf entstünden, würden am besten zur Errichtung neuer Königlicher Polizeien in den Städten des Westens, wo sie nothwendig seien, verwendet.

„Abg. Dr. Krause bestritt, daß die Vorlage der Gerechtig⸗ keit entspreche. Es würden einzelnen Städten Ausgaben auferlegt, die andern Städten nicht zufielen, weil diese be⸗ sondere Verträge hätten. Man vergesse, daß den Städten mit Königlicher Polizei⸗Verwaltung ein wichtiges Selbstverwaltungs⸗ recht genommen sei. Wenn die polizeilichen Funktionen in der Hand der Stadtverwaltung vereinigt wären, würden sie billiger wahrgenommen werden, und manche Anforderungen, die die staatliche Polizei⸗Verwaltung jetzt stelle, würden nicht erhoben werden. Es sei nicht gerecht, den 21 Städten etwas zu nehmen, was man ihnen fenber gewährt habe. Richtiger würde es sein, den 171 Städten, welche sich mehr belastet fühlten, einen Theil ihrer Polizeikosten zu vergüten und auch dem platten Lande einen ähnlichen Zuschuß zu gewähren. Man sollte diejenigen Zweige der Polizei⸗Verwaltung, an denen der Staat kein Interesse habe, den Städten überweisen; für die Sicherheitspolizei u. s. w. könnten diese dann einen Zuschuß zahlen. Bei den Zuschüssen, wie sie jetzt nach den Köpfen der Bevölkerung gezahlt werden sollten, würden einzelne Städte mehr belastet, als nach der früheren Vorlage. Man sollte festsetzen, daß die Zuschüsse der Städte höchstens ¼ der Kosten betragen dürften.

Bei Schluß des Blattes nahm der Minister des Innern, Herrfurth, das Wort.

Das erste Verzeichniß der bei dem Hause der Abgeordneten eingegangenen Petitionen ist zur Ver⸗ theilung gelangt. Die Zahl derselben beläuft sich auf 133, wovon 32 der Kommission für Petitionen, 10 der Kommission für die Agrarverhältnisse, 14 der Kommission für das Justiz⸗ wesen, 5 der Kommission für das Gemeindewesen, 39 der Kommission für das Unterrichtswesen, 33 der Kommission für Prüfung des Staatshaushalts⸗Etats überwiesen wurden.

In der am 18. Januar abgehaltenen zweiten Sitzung des 61. Kommunal⸗Landtages der Kur⸗ mark wurden zunächst die am Schluß der ersten Plenar⸗ versammlung angekündigten Ersatzwahlen für die Kommission zur Revision der von dem Kommunal⸗Landtage der Kurmark ressortirenden ständischen Kassen vorgenommen und an Stelle des verstorbenen Mitgliedes, Erbjäger⸗ meisters von Jagow⸗Rühstädt, Baron von Knobelsdorff⸗Schön⸗ eiche, und an Stelle des ausgeschiedenen Stadtverordneten von Jacobs⸗Potsdam als Stellvertreter Stadtverordneten⸗ Vorsteher⸗Stellvertreter Parlasca⸗Potsdam gewählt. Sodann wurden mehrere durch den I. Ausschuß für die Entscheidung des Plenums vorbereitete Vorlagen berathen. Drei dieser Vorlagen betrafen Beihülfen zur Anschaffung von Lösch⸗ geräthen an unvermögende Gemeinden und Spritzen⸗ verbände; in einem Fall wurde die beantragte Beihülfe anstandslos bewilligt; eine Beihülfe wurde abhängig gemacht von der durch die General⸗ Direktion der Land⸗Feuersozietät der Kurmark und der Nieder⸗ lausitz anzustellenden Ermittelung über die Vermögensverhält⸗ nisse der petitionirenden Gemeinde, und eine Beihülfe konnte nur in beschränktem Maße bewilligt werden, da nicht all

wurden durch definitive Beschlüsse erledigt. Mehrere Wahlen zu Kreis⸗Feuersozietäts⸗Direktoren und deren Stellvertretern wurden bestätigt. Der bisherige Syndikus der Land⸗Feu sozietät, Justiz⸗Rath Geppert, hat in Folge andauernder Krankheit diese seine Funktion niegerasle⸗ und es ist an seine Stelle der Königliche Rechtsanwalt Hoppe hierselbst von der Ständischen General⸗Direktion gewählt worden, welche Wahl der Landtag bestätigte. Nach dem Gutachten des II. Ausschusses wurde Decharge ertheilt sowohl der über den Kurmärkischen Hülfskassenfonds als auch der über den ständischen Dispositionskonds von der Kurmärkischen Hül kasse für 1887 gelegten Rechnung.

eine dritte CC“ hielt der Landtag am Dienstag, den 22. Januar. In derselben lagen dem Landtage 6 Gut⸗ achten des I., 17 des II. und 2 des III. Ausschusses vor. Die ersteren betrafen Aenderungen der Mobiliar⸗ versicherungs⸗Bedingungen und des Reglements der Land⸗ Feuersoziettt der Kurmark und der Niederlausitz, die Verwendung und Bewilligung von Bauprämien für

mung über die Frage, ob die Kommission aus 28 Mitgliedern bestehen solle, ergab sich Stimmengleichheit (116 gegen

Herstellung feuersicherer Bedachungen, des dauernden Enga⸗ gement von Detektivs zur Ermittelung von Brandstiftungen

kurse gegen Kreistags⸗Entscheidungen. Aus dem znnd sben sdigegüttonsfonde der Kurmärkischen Hülfskasse wurden in 13 Fällen zum Theil namhafte Unter⸗ stützungen mildthätiger Institute ewilligt und nur 4 solcher Gesuche abgelehnt, theils 5 verspäteten Eingangs, theils wegen nicht nachgewiesener E“ und theils, weil die Zwecke der Antragsteller weit über die Kurmark hin⸗ ausgehen. Die Gutachten des III. Ausschusses betrafen eine Anstellung und die Rechnung des Kommunal⸗Landtages. Seine nächste Sitzung wird der Landtag am Donnerstag, den

24. d. M., Mittags 12 Uhr, halten.

Der Kaiserliche Botschafter von Schweinitz ist von Berlin, wohin 8 sich behufs Theilnahme an dem Kapitel des Schwarzen Adler⸗Ordens begeben hatte, nach St. Petersbur zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.

Der Fürstlich reußische Bevollmächtigte zum Bundes⸗ rath, von Geldern⸗Crispendorf, ist hier eingetroffen.

Der Genzral⸗Lieutenant von Lewinski, bisher Inspecteur der 2. Feld⸗Artillerie⸗Inspektion, welcher kürzlich Allerhöchst mit der Führung des VI. Armee⸗Corps beauftragt worden ist, hat sich zum Antritt der neuen Stellung nach

Brestau begeben.

Hessen. Darmstadt, Der Erbgroßherzog ist heute, wieder eingetroffen. b 1 Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 23. Januar. (Th. C.) Der Großherzog begiebt sich am Sonnabend nach Berlin zur Feier des Geburtstages des Deutschen Kaisers. Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 23. Januar. Th. C.) Der Landtag des Herzogthums ist zu seiner ersten diesjährigen Sizung am 21. d. M. hier unter dem Vorsitz des Alterspräsidenten, Ober⸗Bürgermeisters Muther, zusammen⸗ etreten. 3 Schaumburg⸗Lippe. Bückeburg, 22. Januar. Der Landtag ist auf den 4. k. M. einberufen worden. Bremen. Bremerhaven, 23. Januar. (W. T. ü. Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd, „Nürnberg“, ist heute mit den für Apia bestimmten Ersatzmannschaften von hier abgegangen. 8

23. Januar. (Darmst. Ztg.) von Kiel kommend hier

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 22. Januar. (Wien. Abdp.) Im ungarischen Abgeordnetenhause dauert die Generaldebatte über die Wehrgesetzvorlage fort. Da noch eine größere Zahl von Rednern zum Wort vorgemerkt ist, so glaubt man, daß die Spezialdebatte kaum vor Ende dieser Woche beginnen dürfte. Heute sprachen Demko und Pulszky für, Mocarry, Szadovsky, Madarasz und Veres gegen die Wehrnovelle. Die drei Letzteren traten für den An⸗ trag Ugron's ein.

Preßburg, 22. Januar. (Presse.) Einer Depu⸗ tation des Oberungarischen Kulturvereins, unter Führung des Grafen Palffy, sagte Minister Graf Csaky: er habe den deutschen Sprachenerlaß nur im Interesse der ungarischen Kultur, welche von der sehr vorgeschrittenen deutschen viel zu lernen habe, hinausgegeben.

(Fr. C.)

rankreich. Paris, 22. Januar. Der Marsze Mirtsen⸗ Admiral Krantz, theilte dem heutigen Ministerrrath ein Schreiben des kommandirenden Admirals der Schiffsdivision im Indischen Ozean mit. Aus dem aus Zanzibar datirten Brief geht hervor, daß die englischen und deutschen Kreuzer, welche die dortige Küste blockirt halten, mehrere hundert arabische Küstenschiffe untersucht haben. Auf keinem derselben wurden Kriegswaffen und nur auf dreien, welche nicht die französische Flagge trugen, Sklaven gefunden.

Spanien. Madrid, 23. Januar. (W. T. B.) An⸗ läßlich des Namenstages des Königs empfing die Königin⸗Regentin heute eine Deputation des Parla⸗ ments und erwiderte auf deren Glückwünsche: sie werde die Erbschaft ihres unvergeßlichen I getreu bewahren und in derselben Weise wie bisher fortfahren, um die Liebe des

Volkes und die Gerechtigkeit der Geschichte zu verdienen.

Schweiz. Bern, 23. Januar. (W. T. B.) Nach einer amtlichen Mittheilung wird der schw eizerisch⸗ italienische Handelsvertrag heute in Rom unterzeichnet.

Türkei. Konstantinopel, 22. Januar. (Reut. Bür.) In einer Unterredung mit dem Großvezier Kiamil Pascha erklärte der bulgarische Exarch, daß er sich dem Vorgehen der bulgarischen Synode anschließe.

Rumänien. Bukarest, 22. Januar. (Wien. Ztg.) Bei

den gestrigen partiellen Wahlen für die Legislative wurden zwei Regierungs⸗Kandidaten, zwei Liberal⸗Konservative und zwei Liberale, nämlich der gewesene Conseils⸗Präsident Bra⸗ iano und Fürst Nikolaus Bibesco, gewählt.

Amerika. Washington, 23. Januar. (W. T. B.) Der Ausschuß des Senats für auswärtige Angelegen⸗ heiten beantragte gewisse Zuschüsse zu dem diplomatischen Konsularbudget, welche dazu bestimmt sein sollen, die amerikanischen IIe a uf Samoa zu schützen.

u diesem Zweck sollen 500 000 Dollars⸗ und ferner 100 000 der Anlage einer Kohlenstation im Hafen Pago⸗Pago bewilligt werden.

Afrika. Marokko. Tanger, 22. Januar. (R. B.)

Die außerordentliche Gesandtschaft des Sultans von Marokko, welche sich nach Deutschland begiebt, um den Deutschen Kaiser zu seiner Thronbesteigung zu lückwünschen, tritt heute mit den aus werthvollen Pferden estehenden Geschenken ihre Reise an.

ollars zur Se

Zeitungsstimmen.

In einem Artikel der „National⸗Zeitung“ über die erste Lesung des Etats heißt es: 1 1

Die 82 Lesung des Etats im Abgeordnetenhause ist sehr ruhig verlaufen was immer, sowohl in finanzieller als in politischer Beziehung, ein gutes Zeichen ist. Zu 1SeSeSe. pflegt es 5 diesem 88. nur zu kommen, wenn ein Defizit am Horizont erschienen ist und die Frage seiner Deckung die Geister auf einander platzen läßt. Kann der Finanz⸗Minister, wie es diesmal der Fall ist, mit Ueberschüssen vor das Haus treten, 15 beherrscht er die Situation meistens so vollständig, daß au seine Verwendungsvor⸗

ührers der Deutschfreisinnigen nur eine abstrakte Wiederholung der 8 Pes vealishscgtn von seinen Parteigenossen seit Jahren mehr oder weniger vergeblich vertretenen Ansichten, ohne den Versuch, für die praktische Anwendung auf dem vorliegenden Etat Zustimmung zu werben. Ebenso wenig ist es zu erheblichen Diskussionen allgemeiner politischer Art gekommen; zwar erfährt man aus der deutschfreisinnigen Presse zuweilen, daß wir in Deutschland im zweiten Jahrzehnt nach der Begründung des Nationalstaats in Zuständen leben, deren angemessene Schilderung man nur bei Tacitus und Juvenal lesen könne; aber dieselben scheinen sich nach fortschritt⸗ licher Auffassung nur in der Sphäre des Reichs zu finden, denn bei der preußischen parlamentarischen Gelegenheit, welche hergebrachtermaßen sowohl dem vernichtenden Ernst, als der blutigen Satire freies Feld für die Kritik der öffentlichen Zustände gewähren würde, ist kein Versuch dazu gemacht worden. Gar so schrecklich scheint es 91 in Preußen nicht zu stehen; die erheblichste Beschwerde, welche Hr. Rickert vorbrachte, war, daß der „Reichs⸗Anzeiger nicht etwa in dem Theil, in welchem Anklageschriften u. dergl. veröffentlicht werden, sondern in den eigenen Leistungen der Redaktion zu sehr nach pikantem In⸗ halt strebe. Wir glauben, daß das preußische Volk hiervon noch nicht sehr belästigt worden. Die Fse8 Zeitung“ demselben Gegenstand: 1 8 der aigepsine Besprechung des preußischen Staatshaushalts ist von den Rednern aller Parteien des Abgeordnetenhauses die er⸗ freuliche Besserung, welche unsere Finanzlage erfahren hat, anerkannt worden. Das Gesammtbild, welches uns aus dem neuen Staats⸗ haushalt entgegentritt, ist in der That ein überraschend günstiges. Eine ganze Reihe von Aufgaben, deren nothwendiger und dringlicher Charakter von keiner Seite bestritten wird, hat endlich ihre Erfüllung finden können, und zwar, was das Wichtigste ist, ohne daß es nöthig gewesen wäre, zu diesem Zweck zur Aufnahme einer neuen Anleihe zu reiten. 3 8 8 Auf die Faktoren, die in erster Linie auf diese Besserung der inanzlage in Preußen hingewirkt haben, ist bei anderer Gelegenheit, 2 der Berathung des Reichshaushalts, bereits hingewiesen worden. Die Erhöhung der Einnahmen im Reich hat eine Steigerung der Ueberweifungen an die Einzelstaaten zur Folge gehabt. Zugleich aber haben die Einnahmen aus den preußischen Staatsbahnen eine Zu⸗ nahme erfahren, welche die Voranschläge weit übertroffen hat. Es ergiebt sich damit freilich auch, daß die beiden wichtigsten Einnahme⸗ quellen des preußischen Staats die am wenigsten sicheren sind, und auf diese Thatsache haben die Gegner der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗ politik im Reich 1 1.“ im preußischen Staat ja von je her ihre Angriffe gestützt. . 1 b e dieselben enicht einfach bei Seite zu schieben sind, liegt auf der Hand. Von den Besorgnissen, die an die Verstaatlichung der Eisenbahnen geknüpft, ist bisher zwar wenig in Erfüllung gegangen. Das Eifenbahnnet hat von Jahr zu Jahr eine Erweiterung erhalten; für die Anlage von Nebenbahnen, von denen vielfach eine Rentabilität, wenn überhaupt, erst nach Jahren erwartet werden kann, werden all⸗ jährlich viele Millionen verausgabt; wenn trotzdem das Verhältniß der Ausgaben zu den Einnahmen dieser großen Betriebsverwaltung sich nicht in ungünstiger Weise verschoben hat, so wird sich die Bedeut⸗ samkeit dieses Erfolges nicht in Abrede stellen lassen. Freilich wird in Betracht zu ziehen sein, daß an der Spitze der Verwaltung unserer Staatseisenbahnen noch immer die außerordentliche Persönlichkeit steht, die, wie sie bereits bei der Umwandlung der Privat⸗ in Staatsbahnen Beweise ihrer Tüchtigkeit gegeben, auch heute noch in der vorsichtigen und zugleich energischen Leitung des Staatsbahnbetriebes nicht zuletzt dazu beigetragen hat, die jetzt vorliegenden günstigen Ergebnisse zu erzielen.

Das „Deutsche Tageblatt“ schreibtt

Es ist kaum glaublich, mit welchem Eifer ein Theil unserer linksliberalen Presse des letzten Restes von nationalem Selbstgefühl sich entäußert, um im Verein mit englischen Konkurrenten, die nur darauf lauern, unsere Erbschaft anzutreten, dem angeblichen Zusammen⸗ bruch unserer kolonialen Unternehmungen Beifall zu klatschen. Sie selbst glauben dabei ihren Partei⸗Interessen zu dienen, in Wahrheit dienen sie roc nur den Interessen des Auslandes. Wie weit dies ein lobenswerthes, oder auch nur anständiges Metier ist, wollen wir un⸗ erörtert lassen. Nach ihren Schilderungen hätte die englische Regierung neuerdings in der Südsee sowohl, wie an der ostafrikanischen Küste einfach auf den Standpunkt der Gegner Deutschlands sich gestellt. In Samoa werde sie im Verein mit den Vereinigten Staaten darüber wachen, daß der deutsche Einfluß in den engsten Schranken gehalten werde, und in Ost⸗Afrika sei sie der Kooperation mit Deutschland in Sachen der Blokade offenbar müde. Sie habe sogar in Berlin gegen das Bombardement der Küsten⸗ orte nachdrückliche Vorstellungen erhoben und in unzweideutiger Weise kundgegeben, daß sie jedem Schritt, der die Selbst⸗ ständigkeit des Sultans von Zanzibar beeinträchtigen könnte, auf das Entschiedenste sich widersetzen werde. Unsere bisherige Aktion sei eine völlig verfehlte gewesen und in der Erkenntniß dieser That⸗ sache habe auch das italienische Kriegsschiff „Dogali“ die Theilnahme an der Blokade aufgegeben. Die ganze arabische Küstenbevölkerung sei in Folge dessen siegestrunken, denn trotz des Verbots der Waffen⸗ zufuhr seien neuerdings von verschiedenen Seiten ganze Schiffsladungen Waffen und Munition eingetroffen u. s. w. u. s. w.

Wir sind überzeugt, daß bei diesen pessimistischen, aber mit höchstem Behagen durchgeführten Schilderungen, die sich durchweg auf die angeblichen Informationen amerikanischer oder englischer Blätter stützen, Wünsche ganz einfach als Thatsachen eskomptirt werden. Un⸗ seren Deutschfreisinnigen würde es allerdings ebenso wie gewissen englischen Kreisen zur höchsten Genugthuung gereichen, wenn Lord Salisbury es sich angelegen sein ließe, in kolonialen Angelegen⸗ heiten die Bahnen der Bismarck'schen Politik auf Schritt und Tritt zu durchkreuzen, wenn er dem Deutschen Reich gegenüber zum Anwalt der Mataafe, Buschiri, Maharero und tutti quanti machen wollte. Der derzeitige britische Premier ist jedoch ein zu weit⸗ blickender Staatsmann, als daß er mit einer derartigen Taktik sich befreunden könnte; er weiß zu wohl, daß England dabei am letzten Ende am schlechtesten fahren würde, Die Versicherung der berufenen Vertreter der englischen Politik, daß für sie nicht der mindeste Anlaß vorliege, den kolonialen Unternehmungen Deutschlands mit Mißtrauen oder gar mit Uebelwollen zu begegnen, hat sicherlich auch heutigen Tages noch volle Geltung.

bemerkt zu

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

m G. Schwetschke'schen Verlage zu Halle ist soeben erschienen und alle Wmaetche sc en zu beziehen: „Bilder der Erinne⸗ rung aus dem Drei⸗Kaiser⸗Jahre, vaterländische Gedichte, herausgegeben zum ersten Herrscher⸗Geburtstage unseres Kaisers Wilhelm II, von Dr. Eugen Schwetschke. (1 ½ Bogen 40, Pr. 60 ₰.) Unter vorstehendem Titel bietet der bekannte erfasser allen Patrioten und besonders den Mitgliedern patriotischer Vereini⸗

ungen ein Erinnerungöschriftchen an das verflossene, bedeutungsvolle Fahr und zugleich eine passende Festgabe zum diesjährigen Kaiser⸗

urtstage dar. 88 Cha hier erscheinende Wochenblatt für Stadt und Land: „Ber⸗ liner Arbeiter⸗Freund“ hat zum Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers eine Festnummer erscheinen lassen, auf welche wir nicht nur wegen ihres patriotischen, sondern auch sonst interessanten und erfreulichen Inhalts besonders hinweisen wollen. Einem kurzen Fest⸗ gedicht folgt ein den hehren Charakter sowie das segensreiche Wirken unsers Kaisers beleuchtender Artikel, und ein kürzerer „Unser Kaiser überschriebener Artikel, der durch ein wohlgelungenes Holzschnitt⸗ Portrat Sr. Majestät erhöhten Werth gewinnt, giebt der Festesstim⸗ mung Ausdruck. Der übrige Inhalt der Nummer ist ein dem Zweck des Wochenblatts entsprechender. Wir heben aber noch eine lleine

Volksversammlung“ besonders hervor, welche ihren Gegenstand ebenso wahrheitsgemäß wie anheimelnd und erbaulich behandelt.

Von der neuen, elegant ausgestatteten Ausgabe der „Kapitän Marryat'schen Romane“, welche in Carl Zieger Nachfolgers Verlag in Berlin erscheinen, sind bereits 17 Lieferungen ausgegeben, welche die spannenden Romane „Der fliegende Holländer und „Königs⸗Eigen“ vollständig sowie Anfang und Fortsetzung von „Midsbipman Easp⸗ enthalten. Der Hauptheld des letzteren Romans ist eine der gelungensten Schöpfungen Marrvat's. „Nach dem Abschluß von „Midshipman Easy“ wird „Die Sendung“ oder „Scenen in Afrika“ folgen. Marryat’s Romane erscheinen in 100 wöchentlichen Lieferungen von je 80 Druckseiten zu dem billigen Preis von 40 pro Lieferung und sind durch jede Buch⸗ handlung zu beziehen. In der Bandausgabe kostet jeder Roman broschirt 2,50 ℳ, geschmackvoll gebunden 3

Wir erhielten die neuesten Nummern der „Zeits chrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins.“ Die Zeitschrift t Las sehr rege und erfolgreiche Wirken des Vereins erkennen, der sich bekanntlich die Aufgabe gestellt hat, dahin zu wirken, 2 die deutsche Sprache möglichst von unnöthigen fremden Bestecht heilen und anderweitigen Verunstaltungen gesäubert werde, daß der wahre Geist und das echte Sve derselben gepflegt und daß auf diesem Wege das nationale Bewußtsein im deutschen Volke gekräftigt werde. Der Verein umfaßt jetzt 125 Zweigvereine und über 9000 Mitglieder. Jedem Mitgliede wird die Zeitschrift regelmäßig und kostenfrei ge⸗ liefert. Man kann ohne Weiteres einem der Zweigvereine beitreten oder sich auch als unmittelbares Mitglied des Gesammtvereins, unter Einzahlung von mindestens 3 an den Vorsitzenden, Museums⸗ Direktor Professor Dr. H. Riegel in Braunschweig, einschreiben lassen. Wir haben bereits früber Gelegenheit gehabt, empfehlend auf die von Ferdinand Avenarius, Dresden, herausgegebene Rund⸗ schau über alle Gebiete des Schönen, den „Kunstwart“, hin⸗ zuweisen, und können dies nach den uns zugegangenen weiteren Num⸗ mern nur aufs Neue thun. Die Absicht, eine unparteiische Kritik an allen Erscheinungen im Kunstleben zu üben, unerschrocken die wahren Interessen der Kunst zu vertreten und sie zu fördern, iebt diesem Blatt einen besonderen Werth und läßt es für alle Freunde des Schönen zu einem geistigen Sammelplatz werden. Das uns vor⸗ liegende 7. Stück des 2. Jahrgangs hat folgenden Inhalt: Wie retten wir unser Bühnenschriftthum? Rundschau: Martin Greif als Lyriker. Unser heutiges Concertwesen. Vom Tage. Sprechsaal. Aus der Bücherei. Der „Kunstwart“ erscheint im ersten und dritten Viertel jeden EP (Der Abonnementspreis des Blattes beträgt vierteljährlich 2 ½ 8 8

85 Die 85 2 9eg der „Quartalblätter des Histo rischen Vereins für das Großherzogthum Hessen“ (Re⸗ dacteur Ernst Wörner; Darmstadt, Selbstverlag des historischen Vereins; in Kommission der Hof⸗Buchhandlung von A. Klingelhöffer) hat folgenden Inhalt: Historische und archäologische Mittheilungen: Friedrich Kofler, Hedensheim, Ders., Sigelindes⸗ linden, Sichelinden. Ders., Liebolfes und Sterrenrodes. Der weiße Thurm zu Darmstadt. Alte Ringmauer in Langen. Unter⸗ suchungen im Lorscher Klosterbezirk. Hauptversammlung des Ober⸗ hessischen Vereins für Lokalgeschichte in Gießen. Verunstaltung eines Baudenkmals in Niederweisel. Römische Funde und Straße in Okarben. Silberfund zu Nieder⸗Moos. Inschrift in Mainz. Die Bardo⸗Krypta unter dem Dom in Mainz. Münzfund in Worms. Veröffentlichung des Vorstands des Alterthumsvereins in Worms. Der bauliche Zustand des Doms in Worms.

Die am 26. Januar erscheinende Nr. 2378 der „Illustrirten Zeitung“ enthält u. A. folgende Abbildungen: Die Kämpfe in Ost⸗ Afrika: Heimkehr einer Abtheilung deutscher Marinesoldaten von einer Razzia gegen ein aufständisches Dorf. Originalzeichnung von Ferdinand Lindner. Graf von Rascon, der neue Botschafter Spaniens am deutschen Kaiserhofe. Eine Katastrophe. Nach einem Gemälde von G. Chierici. Das Blokadegeschwader vor Zanzibar. Der Ueberfall der Afrikareisenden Dr. Hans Meyer und Dr. Oskar Bau⸗ mann in Deutsch⸗Ost⸗Afrika. In einem neapolitaner Volkstheater. Die wiedergewonnene Andrea del Sarto (⸗Madonna mit Heiligen“) des Berliner Museums. Kardinal Lavigerie. Die Burgruine Bösing in Böhmen. Aus den „Königsphantasien. Wanderung zu den Schlössern König Ludwig's II. von Bayern“. Von Arthur Mennell. (Leipzig, Literarische Gesellschaft.) 4 Abbildungen: Pracht⸗ bett im Schlosse Neuschwanstein. Corridor des zweiten Stockwerks im Schlosse Neuschwanstein. Schloß Neuschwanstein und die Marienbrücke über die Pöllatschlucht. Speisezimmer im Schlosse

wanstein. 23. Januar. (W. T. B.) Der Maler Alexander Cabanel, Mitglied des Instituts, ist gestorben.

Gewerbe und Handel.

amburg, 23. Januar. (W. T. B.) Die Dividende der

8“ VBereinsbank ist auf 9 ½ % festgesezt.

Wien, 23. Januar. (W. T. B.) Von den iheils im eigenen Betriebe, theils im Staatsbetriebe gestandenen 177 km der Oester⸗ reichischen Soksl;Eierbahe Hereseh a betrugen pro Dezember v. J. die provisorischen Brutto⸗Einnahmen 115 388 88 gegenüber einer provisorischen Brutto⸗Einnahme von 85 803 Fl. und einer definitiven von 81 290 Fl. im Vorjahre. Für die Zeit vom 1. Januar bis Ende Dezember 1888 be⸗ trugen die provisorischen Einnahmen 975 599 Fl. den provisorischen Einnahmen des Vorjahres von 907 957 Fl. und den definitiven Einnahmen von 951 168 Fl. Die provisorisch ermittelten Einnahmen der am 26. Februar v. J. eröffneten 27 km langen Theil⸗ strecke Niederlindewiese Ziegenhals und der am 1. Ok⸗ tober v. J. eröffneten 30 km langen Theilstrecke Hannsdorf Niederlindewiese, welche in obenerwähnten 177 km nicht inbegriffen sind, betragen bis Ende Dezember 87 214 Fl.

Wien, 23. Januar. (W. T. B.) Ausweis der Karl⸗ Ludwigsbahn (gesammtes Netz) vom 11. bis 20. Januar 197 061 Fl., Mehreinnahme 14 294 Fl.; die Einnahmen des alten ir betrugen in derselben Zeit 151 526 Fl., Mehreinnahme

12 Fl. . 1 8

ank hat den Diskont um ½ % herabgesetzt. b

8. he 23. Januar. (W. T. B.) An der Küste 8 Weizen⸗ ladungen angeboten. 1

—91 Pümar Mittags. (W. T. B.) Die Bank von Eng⸗ land hat heute den Diskont von 4 auf 3 ½ % herabgesetzt.

Rom, 23. Januar. (W. T. B.) Die Dividende der Aktien der Banca Se le für meitf 1888 ist auf 42 Fr., ahlbar vom 4. Februar c. ab, festgesetzt worden. 88 ns g. von 9, e 11. Januar. (New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg.) Das legitime Geschäft hat im Laufe dieser Berichtswoche an allen großen Handels⸗Centren der Union einen zufriedenstellenden Verlauf genommen. Besonders günstig hat sich der Export von Baumwolle, Mais und einer Reihe anderer Artikel angelassen; nur der Weizen⸗ export will noch immer nicht recht vorwärts. Klagen sind uns auch elegentlich aus der Metallbranche zugekommen; die Situation der⸗ elben ist noch immer eine nicht recht geklärte. Alles in Allem genommen, sieht man aber der weiteren Entwicke⸗ lung des Geschäfts, Angesichts der überall nicht großen Läger und der entschieden levhafter auftretenden Nachfrage für fast alle Stapelartikel, mit Vertrauen entgegen, in der Erwartung eines lebhaften Frühjahrsgeschäftes. Irgend nennenswerther Goldexport ist in der letzten Woche nicht zu verzeichnen. Der Waaren⸗ und Produktenmarkt weist weiter eine E“ nament⸗ lich erscheinen die Exportziffern sehr günstig im Vergleich gegen die Vorwochen und die gleiche Periode des Vorjahres. Die Verladungen in Baumwolle aus hiesigem Hafen sind ganz enorm gewesen, wie auch das Geschäft für den heimischen Bedarf und in Terminen in diesem Artikel eine große Lebhaftigkeit bekundete; Preise schließen jedoch nach kleinen Schwankungen ohne nennenswerthe Veränderung. Von Brod⸗

schläge wenig angefochten werden. So hat es jetzt wieder verhalten; - Grunde war selbst die Rede des Wort⸗

Skizze aus dem Arbeiterleben unter dem Titel „Vor und nach der

stoffen hatte Weizen nur wenig Beachtung gefunden und auch nur