1889 / 23 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 25 Jan 1889 18:00:01 GMT) scan diff

von den in Nr. 9 des treide ꝛc.) ohne amtlichen gestrichen.

Die Schlußberichte über die des Reichstages und des Hauses befinden sich in der Ersten Beilage.

Auf der Tagesordnung der am Sonnabend, den 26. d. M., Vormittags 11 Uhr, stattfindenden 27. Plenar⸗ sitzung des Reichstages steht die erste Berathung des Ent⸗ wurfs eines Gesetzes, betreffend Bekämpfung des Sklaven⸗ handels und Schutz der deutschen Interessen in Ost⸗Afrika.

In der heutigen (6.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister für Landwirthschaft ꝛc, Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen, und der Minister des Innern, Herrfurtz, beiwohnten, theilte der Präsident zunächst ein Schreiben mit, in welchem Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold seinen Dank für die dem⸗ selben zu seiner Verlobung vom Hause dargebrachten Glück⸗ wünsche ausspricht.

Erster Gegenstand der Tagesordnung war: Wahl von ““ zur statistischen Central⸗Kom⸗ mission.

Auf Antrag des Abg. Grafen zu Limburg⸗Stirum wurden die Abgg. von Gneist, von Meyer (Arnswalde) und Dr. Virchow durch Zuruf gewählt; dieselben nahmen die Wahl an.

Zweiter Gegenstand war: Wahl von zwei Mitglie⸗ dern der Staatsschulden⸗Kommission.

kuj Antrag des Abg. Grafen zu Limburg⸗Stirum wurden die bisherigen Mitglieder, Abgg. Köhne und Dr. Weber (Halberstadt), wiedergewählt. Die Gewählten erklärten sich zur

unahme bereit.

Nr. 3 der Tagesordnung betraf die erste und zweite Be⸗ rathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Beseiti⸗

ung der durch die Hochwasser im Sommer des Fahees 1888 herbeigeführten Verheerungen.

Abg. Halberstadt bemängelte die Niedrigkeit der verlangten Summe, meinte aber, daß aus den im vorigen Jahre zu ähn⸗ lichen Zwecken ö Mitteln noch Gelder übrig sein würden, die jetzt zur Verwendung gelangen könnten. Dank

ebühre der Stadt Berlin, die schnell und in großem Umfange ür die Linderung der Noth in den überschwemmten Gegenden Niederschlesiens Sorge getragen habe. Er beantrage, den Ge⸗ setzentwurf einer Kommission zur Vorberathung zu überweisen.

Abg. von Schalscha bedauerte, daß die Regierung bei der Bemessung der Entschädigungen etwas zu engherzig verfahre, und wies darauf hin, daß die Verheerung durch die Ueber⸗ schwemmungen der Oder und Glatzer Neisse dadurch so enorm geworden seien, weil die Verwüstungen des Frühjahrs noch nicht reparirt gewesen seien.

Abg. von Schenckendorff zweifelte, ob die Summe von 1 Million ausreiche zur genügenden Entschädigung für die See eeechesrcgge in Westpreußen und Niederschlesien.

zu bedauern sei, daß auf die Verbesserung der Eisenbahn⸗ anlagen keine Rücksicht genommen sei. Es müßten endlich systematische Maßregeln ergriffen werden, um in Zukunft solchen Ueberschwemmungen vorzubeugen.

Der Minister für Landwirthschaft, Dr. Freiherr Luciüs von Ballhausen, führte aus, daß der Rechenschaftsbericht über die Verwendung der im vorigen Jahre bewilligten Mittel in den nächsten Wochen dem Hause zugehen werde. Schon jetzt aber könne er sagen, daß reichliche Mittel für die Zwecke der gegenmwärtigen Vorlage übrig bleiben würden. Von den

Millionen zur Erhaltung der Beschädigten im Nahrungs⸗ susfanbe seien 4—5 Millionen, von den 8 Millionen zur

iederherstellung und Verbesserung von Deich⸗ und Uferschutz⸗ anlagen 2—3 Millionen disponibel; auch die 6 Millionen zur Wiederherstellung von Brücken u. s. w. seien nicht Ueber die thatsächlichen Ver⸗ hältnisse in den betreffenden Flußgebieten werde in einigen Wochen dem Hause eine Denkschrift zugehen; dieselbe werde auch die Vorschläge enthalten, wie man in Zu⸗ kunft derartigen Ueberschwemmungen vorbeugen könne. Allen solchen Kataftrophen vorzubeugen sei unmöglich. Eine gründ⸗ liche Besserung der Verhältnisse durch Verlegung der Stau⸗ werke u. s. w. setze tiefe Eingriffe in Privatrechte und viele Millionen zur Entschädigung der Besitzer voraus. Man könne nur allmählich die Dinge umgestalten. Sammelbassins gebe es auch in andern Ländern bis jetzt nur in geringer Zahl, und sie dienten meist in erster Linie andern Zwecken, daneben allerdings auch der Abwehr von Hochwassergefahren. Erst seit 1885 habe das landwirthschaftliche Ministerium wieder einen Fonds für die Regulirung kleiner Flußläufe, und seit⸗ dem seien auch verschiedene Wasser⸗ und Meliorationsgenossen⸗ schaften gegründet worden.

Abg. von Puttkamer⸗Plauth bat um schnelle Erledigung der Vorlage, damit endlich die Zahlungen geleistet werden könnten. Angesichts der vorhandenen Mittel aus dem vorigen Fehre sollte man bei der Schadenliquidation nicht so große Abstriche machen und namentlich bei der Rückgewähr der Unter⸗ stutzungen nicht so streng vorgehen. Sollte eine Kommissions⸗ berathung beliebt werden, so bitte er, die Vorlage der Budget⸗ kommission zu überweisen.

Der Minister des Innern, Herrfurth, bemerkte, daß die Ersparnisse, wenn man uͤberhaupt von solchen reden könne, da der Regierung nicht bestimmte Mittel bewilligt worden seien, fondern nur die Erlaubniß, Schulden bis zu einer ge⸗ wissen Höhe zu machen, gegeben worden sei, hauptsächlich da⸗ durch entstanden seien, daß die Privatwohlthätigkeit mehr als 6 Millionen gespendet habe. enn die Gelder noch nicht überall ausgezahlt seien, so liege das daran, daß in einzelnen Gegenden die Schadenfeststellung erst sehr spät habe ersolgen können. Eine schlimme Seite aller Nothstandsvorlagen habe sich auch diesmal gezeigt. Sobald die Vertheilung der Gelder

onnen, sei der Neid auf den Nachbar, der mehr erhalten 5 e, die Begehrlichkeit und das Schwinden der eigenen That⸗ kraft hervorgetreten. Uebrigens seien die Gelder meist ohne Rückgewähr den Beschädigten gezahlt worden.

achdem noch die A pg. rawe und Feßter für die Vor⸗ —2 gesprochen, wurde dieselbe der Budgetkommission über⸗ wiesen. 1 Der Rechenschaftsbericht über die weitere Aus⸗ führung des Gesetzes vom 19. Dezember 1869, be⸗ treffend die Konsolidation preußischer Staats⸗ anleihen, wurde ohne Debatte durch Kenntnißnahme für

erledigt erklärt.

½ folgte die erste Berathung des Gesetzentwurfs,

olltarifs aufgeführten Waaren (Ge⸗ itverschluß gestattet werden dürfen,

gestrigen Sitzungen orthelle

Abg. Christophersen sprach sich, namentlich im Interesse der Stadt Schleswig, gegen die Vorlage aus. Die Stadt Schleswig würde durch die Theilung der Provinz an Bedeutung ver⸗ lieren und durch den Verlust so vieler Beamten wirthschaft⸗ lich geschädigt werden. Das Prachtgebäude für die Regierung, das erst vor wenigen Jahren errichtet sei, würde leer stehen, namentlich wenn das Ober⸗Präsidium, wie zu be⸗ fürchten sei, auch nach Kiel gelegt werde. Der Umfang vieler Regierungsbezirke sei größer als der der Provinz Schleswig⸗Holstein. „Up ewig ungedeelt“, das sei stets die Loosung gewesen, und 1866 hätten sich das Abgeordnetenhaus wie das Herrenhaus für eine ungetheilte Regierung der Pro⸗ vinz ausgesprochen. Es sei nicht einzusehen, warum jetzt eine Aenderung vorgenommen werden solle.

Bei Schluß des Blattes nahm der Minister des Innern, Herrfurth, das Wort.] 8

88 b—. Durch Allerhöchste Ordre an die Admiralität, vom 22. d. M., haben Se. Majestät der Kaiser bestimmt, daß die Offiziere und Beamten der Marine, um das Andenken des dahingeschiedenen, verdienstvollen Vize⸗Admirals Grafen von Monts, kommandirenden Admirals, zu ehren, drei 8258 Trauer (Flor um den linken Unterarm) anzulegen haben.

„Der zur Vertretung des Chefs der Admiralität komman⸗ dirte Contre⸗Admiral Paschen hat die Allerhöchste Ordre zur Kenntniß der Marine gebracht und bestimmt, daß die Anlegung der Trauer für die im Auslande befindlichen Schiffe S. M. während dreier Tage nach Empfang der Allerhöchsten Ordre zu geschehen hat.

„— Geflissentliche Gebühren⸗Ueberhebung Seitens eines Beamten, Rechtsanwalts ꝛc. zu seinem eigenen Vortheil, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Straf⸗ senats, vom 15. November v. J., lediglich nur aus §. 352 des Strafgesetzbuchs, welcher die Gebühren⸗Ueberhebung mit Geld⸗ oder Gefängnißstrafe bedroht, zu bestrafen, gleichviel ob diese Gebührenliquidation zugleich die Merkmale des weit schwerer zu bestrafenden Betruges im Sinne des §. 263 des Strafgesetzbuchs an sich trägt, oder nicht. Nur wenn der Ge⸗ bührenerheber neben der trügerischen Geltendmachung einer ihm nicht zustehenden Forderung noch durch anderweite Vorspiege⸗ lungen oder Unterdrückungen von Thatsachen den Zahlenden über die faktischen Voraussetzungen der Zahlungsverbindlichkeit, über Grund, Titel u. s. w. der ihm vermeintlich zustehenden Gebühren⸗ forderung oder sonstige Thatumstände in Irrthum versetzt hat, wird beim Vorhandensein der übrigen Betrugsrequisite die hierin liegende besondere Täuschung, welche dem Zahlenden die selbständige Nachprüfung seiner Verpflichtung erschwert, den Betrugsbegriff zu erfüllen geeignet sein und ideale Kon⸗ kurrenz von Gebühren⸗Ueberhebung und Betrug vorliegen. Die im §. 352 Strafgesetzbuch erwähnten Personen sind, sobald sie nicht mehr thun, als geflissentlich zu ihrem Vortheil ihnen nicht zustehende Gebühren zu erheben, lediglich aus §. 352 des Strafgesetzbuchs strafrechtlich verantwortlich, gleichviel, ob diese ihre Handlungsweise an sich zugleich die Merkmale des Betruges im Sinne des §. 263 Strafgesetzbuchs an sich trägt oder nicht. Wird dieser Satz geleugnet, dann verliert der §. 352 Strafgesetzbuchs Sinn und! praktische Bedeutung. Denn an sich sind kaum irgend welcht, dem wirklichen Leben entsprechende

älle denkbar, in welchen ein nach 8 352 Strafgesetzbuchs straf⸗ arer Thäter nicht zugleich aus §. 263 Strafgesetzbuchs ver⸗ antwortlich gemacht werden könnte. Zunächst umfaßt der Thatbestand des §. 352 des Strafgesetzbuchs stillschweigend die beiden Betrugsmerkmale der auf die Verschaffung rechts⸗ widrigen Vermögensvortheils gerichteten Absicht auf Seiten des Thäters und der Vermögensbeschädigung auf Seiten des Verletzten; der die nicht verschuldeten Gebühren Erhebende erhebt geflissentlich ein indebitum „zu seinem Vortheile“ (§. 352 Straßgesetzouch) und der das indebitum Zahlende erleidet zweifellos einen reinen Vermögensverlust. Der begrifflich allerdings vorhandene Unterschied, daß §. 352 des Strafgesetzbuchs nur das Bewußt⸗ sein, eine rechtlich nicht zustehende, nur generell zum eigenen Vortheil gereichende Gebühr zu erheben, §. 263 des Straf⸗ esetzbuchs aber die konkret auf einen bestimmten rechtswidrigen

ermögensvortheil gerichtete Absicht verlangt, wird in der Praxis thatsächlich fast immer bedeutungslos sein.“

.— Durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 11. Januar d. J. ist der Stadtgemeinde Frankfurt a. M. im Regierungs⸗ bezirk Wiesbaden, welche die dortige Jahnstraße an der Einmündung in die Eckenheimer Landstraße unter Innehaltung der für die nördliche Seite derselben festgestellten Fluchtlinie frei zu legen beschlossen hat, zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des dafür in Anspruch su nehmenden Grundeigenthums das Enteignungsrecht verliehen worden.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich Palhesssche Landes⸗Direktor von Saldern ist hier ange⸗ ommen.

Der Königlich bayerische General⸗Lieutenant von Sauer, Gouverneur von Ingolstadt, ist auf einige Wochen in dienstlichen Angelegenheiten hier eingetroffen.

Württemberg. Stuttgart, 23. Januar. (M. Allg. Ztg.) Gestern sind die letzten Wahlen für die Kammer der Abgeordneten vorgenommen worden: die Stichwahlen in Eeeha Amt, Besigheim, Eßlingen und Hall. In den etzten drei Bezirken siegte die Opposition. In der Zusammen⸗ setzung der Kammer ist gegen bisher keine große Veränderung eingetreten. Die gestern gewählten Abgeordneten sind Becher Gesigheim), Brodbeck (Eßlingen), Haigold (Hall) und

agner (Heilbronn Amt). Am nächsten Sonnabend tritt der ständische Ausschuß, dessen bisherige Mitglieder bis auf Beutter sämmtlich wiedergewählt sind, zusammen, um die Wahllegitimationen zu prüfen. Der Landtag tritt in der nächsten Woche zusammen. Wie schon seit einigen Landtags⸗Perioden, ist auch für die nächste Fürst von Wald⸗ burg⸗Zeil⸗Trauchburg von dem König wieder zum Präsidenten der Kammer der Standesherren er⸗ nannt worden.

Lippe. Detmold, 23. Januar. (Hann. Cour.) Am Sonnabend sindet im Hof⸗Theater eine hgeeheha ur Vorfeier des Kaiser⸗Geburtstages statt; zur Auf⸗ führung gelangt 88” und Schwert“; in den Zwischenpausen werden altpreußis⸗ e Armeemärsche gespielt. Zu dieser Auf⸗ führung erhält die Garnison von dem Fürsten Freibillets.

betreffend die Theilung des Regierungsbezirks Schleswig. v1A“ 1

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. Januar.

Der Kaiser empfing heute Nachmittag den ferbischen Ge⸗ sandten Bogicevic behufs Entgegennahme dessen Abberufungsschreibens und druͤckte hierbei demselben huldvollst seine Befriedigung über dessen vieljährige Thätigkeit und Anerkennung der Verdienste aus, welche sich der Gesandte um die guten Beziehungen zwischen Oesterreich⸗ Ungarn und Serbien erworben habe. Pest, 24. Januar. (W. T. B.) Die Steuereingänge in den drei ersten Wochen des Januar ergaben ein Plus von einer Million Gulden gegenüber der gleichen Zeit im ver⸗ flossenen Jahre.

Das Unterhaus setzte in seiner heutigen Sitzung die Berathung des Wehrgesetzes fort. Graf Eugen Zihg be⸗ kämpfte lebhaft unter stellenweise stürmischer Zustimmung der Linken den §. 14, betreffend die Feststellung des Rekruten⸗ kontingents, wobei er verschiedene Aussprüche Deak's über das Wesen und Prinzip des Ausgleichs citirte. Im Laufe seiner Rede erklärte Zichy, daß alle in dieser „mosaikartigen Mon⸗ archie“ lebenden Rassen ihren verwandten Stamm hätten, nur die Ungarn nicht; auf diese müsse der Thron sich stützen und in dieselben das meiste Vertrauen setzen. Als sich bei diesen Worten Graf Ludwig von Tisza erhob, um den Saal zu verlassen, rief ihm Zichy zu: „Wenn Sie das nicht hören wollen, wird es auch besser sein, wenn Sie hinaus⸗ gehen“, worauf von Tisza erwiderte: „Ich thue, was mir beliebt.“ Die ganze Scene spielte sich unter großer Unruhe des Hauses ab. Die Linke stimmte Zichy lebhaft zu, während die Rechte stürmisch widersprach, sodaß es dem Präsidenten nur mit Mühe gelang, die Ruhe herzustellen. Nach Beendigung der Rede Zichy's wurde die Sitzung auf kurze Zeit suspendirt.

Großbritannien und Irland. London, 24. Januar. (W. T. B.) Der irische Deputirte William O Brien erschien heute vor dem Gericht in Garrick⸗on⸗Suir, mehrerer Vergehen gegen das Zwangsgesetz an⸗ heklagt Derselbe war von einer großen Menschenmenge

egleitet und versuchte, bevor die Thüren des Gerichtssaals geöffnet waren, in denselben einzutreten, wurde jedoch von der Polizei zurückgewiesen. Der Deputirte Healy als Vertheidiger O'Brien's mischte sich ein. Zwischen der Menge und der Polizei entstand ein heftiger Kampf, in welchem viele Personen durch Bayonnetstiche schwer verwundet wurden. Etwa 30 Personen wurden verhaftet. Als während der nun folgenden Verhandlung im Publikum lauter Lärm entstand, befahl der Richter die Räumung des Saales; dies führte eine große Verwirrung herbei, welche der Angeklagte benutzte, um zu entfliehen. Der Richter erließ einen Vor⸗ führungsbefehl gegen O'Brien.

Blackburne, 24. Januar. (W. T. B.) Der Sekretär der Waterforder Sektion der Nationalliga ist hier verhaftet und heute nach Tipperary abgeführt worden.

Dublin, 24. Januar. (W. T. B.) Gegen die natio⸗ nalistischen Deputirten Carew und Kilbride sind wegen Zuwiderhandelns gegen das irische Zwangsgesetz Haft⸗ befehle erlassen worden.

Frankreich. Paris, 23. Januar. (Fr. C.) Auf Antrag des Kavallerie⸗Comités wird die versuchsweise Ver⸗ wendung der Lanzen in fünf Dragoner⸗Brigaden, welche den unabhängigen Kavallerie⸗Divisionen angehören, angeordnet werden. Die Dragoner⸗Regimenter Nr. 7, 8, 9, 14, 16, 18, 22, 23, 27 und 28 werden die Anzahl Lanzen erhalten, welche nothwendig sind, um die Reiter der ersten Reihe ihrer Schwadronen damit zu versehen.

24. Januar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer nahm die Vorlage, betreffend die Konversion der tunesischen Schuld, an.

Den Abendblättern zufolge hat die Regierung für Sonntag Abend mit Rücksicht auf die an diesem Tage stattfindende Wahl umfassende Vorsichtsmaßregeln zur Aufrechterhaltung der Ruhe getroffen. Wie die „France“ erfährt, hätte die Regierung mehrere 85 nicht ganz zuverlässig geltende Regimenter aus Paris entfernt und die hruchen für Nothfälle bis nach Amiens und Poitiers con⸗ ignirt.

Italien. Rom, 24. Januar. (W. T. B.) Wie der „Tribuna“ aus Aden unter dem 23. d. M. gemeldet wird, ist Aschinow mit 60 Kosaken, Waffen und Munition in 17. gelandet; der Negus erwarte dieselben, via

ussah.

Niederlande. Haag, 24. Januar. (W. T. B.) Der König hat in den letzten 24 Stunden viel geschlafen, jedoch wenig Nahrung zu sich genommen und fühlte sich im Allge⸗ meinen weniger gut.

Die Erste Kammer hat die Uebereinkunft mit Frankreich, betreffend die schiedsrichterliche Ent⸗ scheidung in der Grenzfrage wegen Surinam und Cayenne, angenommen.

Rumänien. Bukarest, 24. Januar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer verhandelte heute über den Antrag auf Wiederherstellung der Freihäfen von Galatz und Braila. Der Minister des Auswärtigen, Carp, be⸗ kämpfte den Antrag: die Wiederherstellung der Freihäfen würde jenen Mächten zu Statten kommen, welche keinen Handelsvertrag mit Rumänien abgeschlossen hätten, und jene zu einer Verweige⸗ rung von Konzessionen ermuthigen, welche zu einem Abschluß geneigt wären, aber übertriebene Ansprüche erhöben. Die Debatte wurde schließlich auf morgen vertagt.

Afrika. Egypten. Aus Suakim, vom 22. Januar, meldet ein Telegramm des „Standard“:

Der vor Kurzem hier angekommene Mann, welcher einen Brief von den in Khartum gefangen Gehaltenen überbrachte, sagt, daß Ali Saad mit 25 000 Mann und Mohamed Khair mit 10 000 Ende Dezember von Khartum nach v2 aufbrechen sollten. Hiernach scheint es, als ob der Khalif noch einmal einen entscheidenden Angriff auf Egypten machen wolle. Abu Gurgeh ist mit 200 Mann von Khartum über Kassala nach Suakim abmarschirt und sammelt Verstärkungen. Der Bote bleibt bei seiner Behauptung, daß Emin Pascha und Stanley am oberen Nil gefangen gehalten werden und er ihre laggen und ihr Gepäck in Khartum gesehen habe. Der Khalif hat scchmed Mahmud, den Sohn eines friedlich gesinnten Scheikhs, zum Emir der Amarars ernannt und ihm den Befehl ertheilt, Rowayeh zu nehmen und zu zerstören, um dadurch seine Treue gegen den Khalifen zu beweisen. Der neue Emir kam am Sonntag in Hand ub an und wurde von Osman Digma mit einem Kanonensalut geehrt. Den Boten, welcher diese Nachricht brachte, ließ Osman Digma passiren. Er geht nach Khartum zurück mit Geld für Slatin Bey. Heute kamen 4 Männer mit 18 Stück Vieh von Tokar in die Stadk; einer ist von Handub und zwei sind von Kassala. Sie bestätigen die obigen

Berichte im Wesentlichen, wissen aber nichts über Stanley und

(W. T. B.)

Zwischen den von Abu Anga ge⸗ ded, aehat⸗Fhalsinicrn 898

e Abessinier fechten auch gegen die Die Macht

in Pascha mitzutheilen. säürien Hascha isch en und

. d Kãͤ m fe tatt. forwähefn Ka b nthen Baria⸗Araber.

Mahdi soll dort in schnellem Abnehmen sein. Die Bag⸗ Djarleens verlassen ihre Wohnplätze und ziehen nach Kassala. Es heißt, daß die Hgabbab⸗Stämme die Derwische bei Agig angreifen wollen. Heute kam der Dampfer „Damanhour“ von Suez mit 115 Männern und 126 Frauen und Kindern des 12. sudanesischen schwarzen Bataillons an Bord hier an. Das Schiff hatte eine Ladung Steine zum Bau der neuen Forts Heute ist Alles ruhig, es herrscht aber ziemlich große Besorgniß, weil die britischen Husaren und die berittene Infanterie von Suakim abrücken

sollen.

Zeitungsstimmen.

Die „Berliner Politischen Nachrichten“ be⸗

n: 8 4 Kter von freihändlerischer Seite in der Dienstags⸗Sitzung des Abgeordnetenhauses ignoranter Weise als „albern“ bezeichnete That⸗ sache des immer stärker werdenden Rückgangs der englischen Volks⸗ wirthschaft in Folge des verwüstenden Einflusses der Freihandels⸗ politik macht sich den Engländern selbst von Tag zu Tag empfind⸗ licher fühlbar. Das Manchesterthum aller Orten hat ja ein leicht begreifliches Interesse daran, den jenseits des Kanals sich anbahnenden Umschwung der Wirthschaftspolitik möglichst kühn abzuleugnen, aber es giebt bekanntlich nichts Hartnäckigeres als eine Thatsache. Thatsache ist es, daß die Voraussetzungen, unter welchen Eng⸗ land im Jahre 1846 den Freihandel zur Grundlage und Richtschnur seiner wirthschaftlichen Entwickelung erhob, heute hinfällig geworden sind. Jene Voraussetzungen sind in geschichtlich denkwürdigen redne⸗ rischen Kundgebungen gerade solcher Männer s. Z. formulirt worden, welche der englische Freihandel stets zu seinen hervorragendsten Auto⸗ ritäten gezählt hat: Sir Robert Peel und William Gladstone. Diesen Staatsmännern so wenig wie irgend einem anderen englischen Politiker ist es jemals in den Sinn gekommen, sich des Freihandels als eines Werkzeugs zu bedienen, damit die einheimische Industrie unter dem Druck einer mächtigen Auslands⸗Konkurrenz auf das Niveau der Schleuderpreise nur damit der Konsument so billig

ie möglich einkaufen könne. ehae bnfen bön empfahl Sir Robert Peel den Freihandel nur in der Gewißheit, daß England keinen fremden Wettbewerb zu fürchten brauche, und Gladstone erklärte in einer 1860 gehaltenen Rede ausdrücklich, das beste Mittel, die arbeitenden Klassen zu erleichtern, sei nicht die Pebrlgang bEE“ sondern die Beschaffung lichst ausgedehnten Arbeitsverdienstes. sücc 1ee; für heute auf die Entstehungsgeschichte des englischen Freihandels nicht weiter eingehen, sondern uns begnügen, dem flotten Thatsachenleugner vom Dienstag einige in England notorische Daten zur Verfügung zu stellen, die ihm zeigen mögen, wie die Kenner der einschlägigen Verhältnisse jenseits des Kanals Englands handels⸗ politische Entwickelung beurtheilen.

Schon im Jahre 1877 machte das Parlamentsmitglied für Liver⸗ pool, Mr. Rathbone, in einem sensationellen offenen Briefe auf die Gefahr aufmerksam, welche das immer größer werdende Mißverhält⸗ niß zwischen der Einfuhrzunahme und der Ausfuhrabnahme Groß⸗ britanniens mit sich bringe, ganz wie schon Gladstone weit früher nachgewiesen hatte, 89 jeder Einfuhrposten, dem nicht ein ent⸗ sprechender Ausfuhrposten gegenübersteht, dem Nationalwohl⸗ stand Abbruch thue. Dieses Schreiben Rathbone’'s gab den Anstoß zu der Fair⸗Trade⸗Bewegung, welche aus unschein⸗ baren Anfängen sich zu einem der herrschgewaltigsten Faktoren des öffentlichen Geistes entwickelt hat. Zu den beredtesten Anwälten des Fair⸗Trade gehört u. a. der Präsident des großen, vielleicht auch Hrn. Rickert nicht ganz unbekannten Steel and Iron Institute, Mr. Adamson, welcher im Jahre 1887 in einer vor den vornehmsten Handels⸗ und Fabrikherren Manchesters gehaltenen Rede ein sehr düsteres Bildzvon der, der englischen Metallurgie durch den fremd⸗ ländischen, namentlich den deutschen und belgischen Mitbewerb, bereiteten Nothlage entwarf. Mr. Adamson behauptete, der fremde Mitbewerb sei in England auf Kosten der einheimischen Industrie ge⸗ schützt. Zur Begründung seiner These wählte Redner die Vergebung einer Lieferung von Tausend eisernen Trägern an eine belgische Firma.

„Zur Ausführung eines solchen Auftrags muß der einheimische Lieferant zunächst etwa 1150 t Gußeisen kaufen, welches in Middlesborough fabrizirt und die Tonne zu 43,75 Fr. abgegeben wird. Auf diese 1150 t muß der Hüttenwerksbesitzer Lasten zahlen in Gestalt von Mieths⸗ und Grundzins, von Arbeitslöhnen, Staats⸗ und Gemeindeabgaben, lauter Auslagen, welche zum Wohl des Landes beitragen. Der Unterschied zwischen den 125 000 Fr. Ver⸗ kaufspreis der Eisenträger und den 50 312,50 Fr. Erstehungspreis der 1150 t Gußeisen, also 74 687,50 Fr. stellt die Fabrikations⸗ kosten dar. Diese begreifen in sich die Zahlung der Arbeitslöhne, des Brennmaterials, des Oels, der Beleuchtung, der Staats⸗ und Gemeindesteuern ꝛc., endlich den Unternehmergewinn, wenn davon überhaupt noch die Rede sein kann.

Was verbleibt nun aber dem Lande für ein Nutzen von der Vergebung der Lieferung nach Belgien? Einfach ½ % auf 124 500 Fr., das sind 622,50 Fr., während der belgische Fabrikant. 123 877,50 Fr., die Bilanz des Geschäfts, aus England zieht. Dabei ist aber zu erwägen, daß in unserem Lande von diesem Be⸗ trage keine Lohne gezahlt, keine Arbeiter beschäftigt wurden, daß

keine „jahlung von Steuern oder Zöllen stattfand, ebenso wenig wie von Mieths⸗ und Grundzins bei den Rohstoffen Dagegen standen unserem fremdländischen Mitbewerber bei Einkassirung seines Geldes und, wenn nöthig, behufs dessen gerichtlicher Beitreibung auf Kosten des englischen Volkes, alle Erleichterungen zur Seite. Der Betrag von Steuern und Zöllen, den der heimische Fabrikant auf seine Produktion von 1000 t fertiger Waare im Werthe von 125 000 Fr. gezahlt hätte, wäre nicht die einzige Leistung gewesen. Die Kohlen⸗ ruben⸗ und die Eisenwerksbesitzer hätten Mieths⸗, Grundzins⸗ und ohnzahlungen für den verbrauchten Rohstoff geleistet. In der That hat jede Tonne verbrauchten Rohstoffes ihre Staats⸗ und Ortsabgaben gezahlt und unserer einheimischen Bevölkerung Arbeit verschafft.⸗ 1

Mr. Adamson schloß seine Rede mit den Worten, daß die absolute Handelsfreiheit für die metallurgische Industrie Englands zur Unterdrückung des einheimischen Produzenten führen werde und dem Gedeihen des Landes entgegenwirke. b

Nachdem das Losungswort „Fair Trade“ einmal ausgegeben war, fand es allseitigen Anklang. Jetzt haben sich fast sämmtliche irgend bedeutenderen englischen Industrien der Bewegungt angeschlossen, selbst die so mächtige Baumwollen⸗Industrie. Im Oktober 1887 tagten im Londoner Westminster⸗Hotel unter dem Forfs des Parlaments⸗ mitgliedes und Fabrikanten in Bradford, Mr. Cunliff Lyster, eine groe wgabh Industrieller. Der Präsident schloß seine Ansprache mit den Worten: 8

„Der Freihandel ist dem Gedeihen Englands nicht nur unnütz, Pobern er ist die hauptsäͤchlichste Quelle unserer gegenwärtigen

Ig

Und die auf Vorschlag eines Versammlungsmitglieds, Mr. Dixon Harbuest, vasereeee⸗ Resolution besagte:

„Diese Versammlung, beschickt von den Vertretern aller Volks⸗ klassen und Industriezweige Großbritanniens, erklärt Angesichts der im ganzen Lande herrschenden industriellen und landwirthschaftlichen Krise die Zeit für gekommen, wo ein ernster Druck behufs Revision der siskalischen Fenst auf die Regierung geübt werden muß.

Daß das Wort „fiskalisch; nur die Umschreibung von „wirth⸗ schaftlich“ ist, bedarf wohl keiner weiteren Versicherung.

lung zu Salford erklärte der Vorsitzende, das Parlaments⸗ versamm ves an efan die Engländer seien bis jetzt Sklaven des Freihandels gewesen, würden jetzt aber ihre Fesseln abschütteln und zu einer Politik des gesunden Menschenverstandes und mäßigen Schutz⸗ zolles zurückkehren. Die angenommene Resolution besagte, nach dem Urtheil der Versammelten sei der Zeitpunkt da, „unser Zollregiment derart zu reformiren, daß alle auf unserem Markte zum Verkauf ge⸗ stellten Waaren, die ihrer Natur und ihrer Eigenschaft nach mit den von uns selbst erzeugten gleich sind, in gerechtem Verhältniß zu den Landessteuern beitragen, als einziges Mittel zur Rückeroberung unserer industriellen Leiftungefäbigtet w. des britischen Reichs⸗

om Handelsgesichtspunkte aus.

bes zur objektiven Klarstellung des Ganges der

wirthschaftspolitischen Entwickelung in England.

Die „Staaten⸗Correspondenz“ bemerkt: Seitens ver Opposition im Algeordnekenhause ist zugestanden worden, 88 die gegenwärtige Finanzlage Preußens eine „ziemlich günstige“ sei, trotzdem glaubt man auf jener Seite sowohl gegenüber der in der Thronrede konstatirten Thatsache, daß allein im letzten Jahre die Sparkassen⸗Einlagen eine Zunahme von mehr als 200 Mil⸗ Uonen Mark aufweisen, als auch gegenüber der neuen Etatsvorlage die gewohnten Aussetzungen 8,9 .“ zu sollen, obwohl sich ben mit Leichtigkeit widerlegen lassen. 8 kann vich Hestritten worden, daß die vorerwähnte Vermehrung des Bestandes der Sparkassen den ärmeren, arbeitenden Klassen allein nicht zugeschrieben werden kann; daß diese aber daran in einem wesent⸗ lichen Maße betheiligt sind, ist eine unumstößliche Thatsache, welche zu dem in der Thronrede gemachten Rückschluß auf die in erfreulicher Weise hervortretende Hebung der wirthschaftlichen Lage der Industrie und der arbeitenden Klassen wohl berechtigt. Ein weiterer Beweis hierfür liegt in der unleugbaren, statistisch zu belegenden Thatsache, daß durch die Steigerung der Arbeitslöhne u. A. im Etat der Forst⸗ verwaltung eine Mindereinnahme aus der Holzwerbung zu ver⸗

ichnen ist. 16 belähegggse⸗ einer aus der gegenwärtigen Wirthschaftspolitik resul⸗ tirenden und in ihr begründeten Prosperität der Arbeiterverhältnisse gewährt für den fortschreitenden Niedergang der Landwirthschaft der aus dem Etat der landwirthschaftlichen Verwaltung ersichtliche unbe⸗ friedigende Zustand der Domänenverpachtungen einenssicheren Anhalt. Während ssch im Etatsjahre 1886/87 der Ausfall aus den Domänen⸗ verpachtungen auf 6 % belief, beträgt er zufolge der rückgängigen Be⸗ wegung bei Neuverpachtungen und der wachsenden Rückstände bei den

achtgeldern im Jahre 1887/88 13 % oder 140 000 Zudem ist chon bei den Veranlagungsarbeiten zu den direkten Steuern für das Jahr 1886/87 ein positiver Rückgang in der Steuerfähigkeit der länd⸗ lichen Bevölkerung kaäffit e ohne daß hierin bisher eine wesentliche Aenderung zu Tage getreten wäre.

Lich ziffermäßig belegten Thatsachen aber sprechen beredter als alles Andere dafür, daß die Landwirthschaft auf den Schutz ihrer Interessen einen ebenso berechtigten wie nothwendigen Anspruch besitzt. sibede. sich im Etat ergebenden Ueberschüsse wünscht die Opposition angeblich vor Allem zu einer Besoldungsverbesserung der Unterbeamten verwendet zu sehen. Thatsächlich ist aber die Behauptung, daß bei den Besoldungsverbesserungen die Kategorie der Unter⸗ beamten schlechter, als irgend eine andere, bedacht worden sei, eine gänzlich unrichtige und das Vorgehen der Regierung, die erzielten Ersparnisse im Etat nicht bloß für ihre Beamten, also gleichsam im eigenen Interesse, verwandt zu haben, sondern dieselben durch Erleichterung der Volksschullasten u. a. m. auch weiteren Kreisen zukommen zu lassen, das Erwünschte und sieht die Mehrheit der Landesvertretung den weiteren Maßnahmen der Regierung und besonders unseres Finanz⸗Ministers, dessen bewährter Thätigkeit gegen⸗ über der günstigen Entwickelung unserer Finanzen ein so volles Maß zukommt, mit vollstem Vertrauen entgegen.

Das „Deutsche Tageblatt“ äußert:

Bedenken gegen die Fortführung der Kolonialpolitik

leicht im Laufe des letzten Jahres auch in nationalgesinnten Kreisen bei uns zuweilen aufgestiegen. Es gab Wochen, in denen die Infor⸗ mirung des Publikumb über die wirkliche Lage der Dinge in den deutschen Schutzgebieten so gut wie Alles zu wünschen ließ. Wer aber auch heute noch, nachdem inzwischen die Weißbücher erschienen sind und der Füxst⸗Reichskanzler im Reichstage gesprochen und in der Ost⸗Afrika⸗Vorlage die Ziele der ostafrikanischen Politik klargelegt hat, zögern möchte, seine Zustimmung zu einer Ausdehnung des Schutzes der Deutschen in den über⸗ seeischen Gebieten zu geben, den sollte ein Umstand ohne Weiteres bekehren, nämlich der, daß die Feindseligkeit, mit welcher die Frei⸗ sinnigen gegen die Kolonialpolitik ankämpfen, nicht gegen, sondern für die Güte der Sache spricht. So lange die freisinnige und die Furt⸗ schrittspartei bestehen, haben sie mit ihrer heftigsten Feindschaft allemal diejenigen Maßnahmen bedacht, die zum Heil und zum Segen für die Nation ausgeschlagen sind. as schlagendste Beispiel bietet die Geschichte der Konsolidirung des Reichs im Innern wie nach außen. Der Inaugurirung der neuen Wirthschafts⸗ und Sozialreform verdanken Reich und Einzelstaaten den Schutz der nationalen Arbeit und die Hebung des nationalen Wohlstands, der Erhöhung der Wehrfähigkeit der Nation die Erhaltung des Friedens. Die L“ trat gegen jede dieser Maßnahmen mit den⸗ elben Argumenten auf. Sie unterstellte der Regierung verschwenderische Absichten, warf ihr vor, daß sie nur das Interesse der Wohlhabenden im Auge habe und prophezeite, daß die Mehrzahl der Reichsbürger in ihrem Erwerb und Verdienst verkürzt werden müßten. Veranlaßt wurde sie zu diesem Vorgehen durch die Angst, daß ihre Parteigeschäfte zu kurz kommen würden, wenn die Durchführung der Vorschläge der Regierung zur Verringerung der Fühe der Unzufriedenen führen möchte.

Auf die minder Einsichtigen konnten die Rechenkunststücke des Hrn. Richter vorübergehend einen Eindruck machen. Aber wir glauben nicht, daß es auch heute sehr viele vaterländisch gesinnte Deutsche geben wird, die mit Hrn. Richter einverstanden sind, wenn er neulich im Reichs⸗ tageßdem Abg. Bamberger den Dank der Nation dafür aussprechen zu dürfen glaubte, daß d der Reichskasse s. Z. die Ausgabe für Samoa erspart habe. ie Eltern, welche im richtigen Augenblick zögern, die, wenn auch noch so schwer erschwingliche, doch immerhin dringliche Ausgabe für ein krankes Kind zu machen, laden die Schuld auf ihr Gewissen, die Rettung ihres Familiengliedes versäͤumt zu haben. Wer an solche Fragen mit dem Maßstabe subalterner Ka enweisheit herantritt, hat kein Herz und keinen Sinn für die Mission einer Nation und deren Glieder und am allerletzten hat ein solcher Rechenkünstler ein Recht darauf, sich auf das Beispiel der englischen Nation berufen zu dürfen. Die letztere hat, wo ihre Interessen im Spiele waren, zu keiner Zeit gezögert, mit ganzer Kraft aufzutreten. Wollte das Deutsche Reich heute Ost⸗Afrika aufgeben, so würde dieses Land morgen in englischen Besitz übergehen und den Engländern wäre keine Summe zu hoch, um diejenigen Gebiete und Rechte zu erwerben, von denen nur die Deutschfreisinnigen behaupten, daß sie werthlos seien.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Duncker und Humblot in Leipzig erschien soebes „Per Frbnbung des Norddeutschen Bundes, ein Beitrag zur Lehre von der Staatenschöpfung“, von Karl Bindinzg

Sonderabdruck aus der Festgabe der Leipziger Juristenfakultät für 8 Windscheid zum 22. Dezember 1888). Aus demfelben Verlage sind uns zugegangen: 1) Verhandlungen der am 28. und 29. September 1888 in Frankfurt a. P abgehaltenen Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik über den ländlichen Wucher, die Mittel zu selne Abhülfe, insbesondere die Organisation des bäuerlichen Kredits und über Einfluß des Detailhandels auf die Preise

stenogra ischen Niederschrift herausgegeben vom ständigen Ausschu 2) apöischen des deutschen Jereins ůr br ege und Wohlthätigkeit, siebentes Heft: Stenogra ischer Bericht über die Verhandlungen der neunten ahres⸗ versammlung des deutschen Vereins für Armenpflege und Vohlthätigkeit am 25. und 26. September 1888 in Karlsruhe, betreffend geschlossene oder offene Waisenpflege, die Wohnungsfrage vom Standpunkte der Armenpflege, Fürsorge für un⸗ bemittelte Genesende, Trunksucht und Armenpflege, hauswirthschaft⸗ liche Ausbildung der Mädchen aus den ärmeren Volksklassen. 3 Die Nr. 1 (1889) der „Neuen Musik⸗Zeitung (Ver⸗ lag von Carl Grüninger in Stuttgart; Preis vierteljährlich 1 2 bringt die Biographien und die wohlgelungenen Porträts des Sucher'schen Ehepaares. Aus dem ferneren reichen Inhalt der Nummern nennen wir: Sylvesternacht, Gedicht von Ernst Ziel; Poet und Sängerin, Novelle von Hermann Lingg; Egyptische Tempel musik mit Illustration; Aus dem Leben Lortzing’s, von Friedr. Scc. Ein reundespaar (Mendelssohn und Moscheles), von Theod. Braun; EEEö von Armin Friedmann; Musikalische Tages⸗

arolen von Paul v. Schönthan; Neujahrs⸗Ständchen, Klavierstück 9 H. Bonfspa Am Lindenbaum, Lied von F. Knappe; Schlaf auch du, Lied von Aug. Reiser. Die Nummer wird auf Verlangen vom Verlage gratis und franko geliesert.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Schweden. 8 Durch Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerz Kollegiums vom 2. Januar d. J. ist angeordnet worden, daß die Ein⸗ fuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und anderen wiederkäuenden Thieren, sowie von Thieren des Pferdegeschlechts über folgende Städte, nämlich: Helsingborg, Hernösand, Kongelf, Landskrona, Lules, Malmö, Stockholm und Sundsvall stattfinden darf.

Gewerbe und Handel.

Nach einer in der „Gaceta de Madrid“ vom 19. d. M. ent⸗ haltenen Bekanntmachung der Madrider Stadtverwal⸗ tung vom vorhergehenden Tage konnten die Carpetas bis Nr. 117 des Coupons 54 der Anleihe von 1861, sowie die Carpetas bis einschließlich Nr. 1000, welche den Coupon 20 der Anleihe von 1868 repräsentiren, am 21. d. M. bei der Madrider Stadtkasse ein⸗ gelöst werden. 1 3 Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deuts cher Eisen⸗ und Stahl⸗Industrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschl. Luxemburgs) im Monat Dezember 1888 auf 354 866 t, darunter 163 182 t Puddelroheisen und Spiegeleisen. 32 420 t Bessemerroheisen, 112 797 t Thomasroheisen und 46 467 t Gießereiroheisen. Die roduktion im Dezember 1887 betrug 359 867 t. Vom 1. Januar 5 31. Dezember 1888 wurden produzirt 4 229 484 t gegen 3 907 364 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am 28. Januar 1889 im „Berliner Hof' statt.

Frankfurt a. M., 24. Januar. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Weizen: Verkehr mäßig, für Export einige Nachfrage für badische und württemberger Handelsmühlen, Tendenz zweifelhaft; ab Umgegend 19 ¼— ½ ℳ, frei hier 10 ¾ 5/1⁰0 bezahlt, kurhessischer 19 ¼ 20 ℳ, ungarische und russische Sorten 20 ½ bis 21 ½ ℳ, ein großer Posten Serbienweizen wurde zu geheimen Preisen gethan. Roggen, Nachfrage unbedeutend, Preise ohne Aenderung, hiesiger 16 ¼ ℳ, russische Sorten 152⁄10 16 ℳ, Tendenz Verkäufer. Gerste, nur feine Sorten coulant zu lassen (ungarische und mährische), dagegen Ried⸗, Franken und Wetterauer dringend offerirt, 15 ½9 16 Hafer wird nur in feinen Sorten zum Theil für die Proveantämter gesucht, geringe Sorten bleiben angeboten, die Notiz 13 ½ 14 bleibt, exquisit bis 15 . Raps fehlt. Mais (mixed) Umsätze unbedeutend, da der Konsum in Erwartung niedrigerer Preise wenig Kauflust zeigt, 13 128/10. Chilisalpeter zu sehr unregelmäßigen Preisen gehandelt, Verkäufer waren die ersten Häuser in Antwerpen und Hamburg. Thomasphosphatmehl anhaltend fest. In Mehl ist das Geschäft dußerst lustlos, Eigner brachten stärkeres Angebot an den Markt, wo⸗ für es jedoch an Aufnahme fehlte; da Berlin für Roggenmehl schwächere Tendenz zeigte, blieb die Stimmung matt, der letzte Cours war für Roggenmehl 0/1 ab Berlin 22 ½¾ ℳ, je nach Qualität, für die hochfeinen Weizenmehle blieben die ersten Mühlen in Bayern Verkäufer à 32 Parität Frankfurt a. M., erste und zweite Sorte Brotmehl stramm gehalten und scheint, daß Händler verfixt sind.

iesiges Weizenmehl Nr. 0 31 ½ 33 ½ ℳ, Nr. 1 295-31 ¼ ℳ, tr. 2 26 ½ 27 ½ ℳ, Nr. 3 26—27 ℳ, Nr. 4 21 22 ℳ, Nr. 5 18 19 ℳ, Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verbande 55 59 ℳ, Norddeutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 28 Hiesiges Roggenmehl Nr. 0 25 ½ 26 ℳ, do. Nr. 0/1 23 ½ 24 ℳ, Nr. 1 21 ½ 22 ℳ, Nr. 2 18 19 Recgentle 10 Weizenkleie 9 —- 9 ½¼ Malzkeime 9,60 Spelzspreu 4,40 Rüböl im Detail 66 Die 9 sich per 100 kg ab hier, äufig auch loco auswärtiger Stationen. 1 fig gch clore 24. Januar. Die „Allg. Ztg.⸗ schreibt: Stuttgart werden wir telegraphisch benachrichtigt, daß die J. G. Cokta'sche Buchhandlung in den Besitz der rühmlichst dekannten Verlagsfirma Gebrüder Kröner in Stuttgart über⸗ egangen ist. 8 b . ft r, 24. Januar. (W. T. B.) Kämmlingsauktion. Angeboten waren 190000 kg Kämmlinge, verkauft wurden 173 000 kg. Die Stimmung war außerordentlich animirt; es waren zahlreiche Käufer aus allen Fabrikdistrikten anwesend. Australische und Supra⸗ wolle wurde 10 4 8e 5 höher

in der November⸗Auktion bezahlt. 4 8 8 Wien, 25. Januar. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn vom 15. bis 21. Januar 699 481 Fl., Mehreinnahme 17 404 Fl.

London, 24. Januar. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten. 8

Bkab ord, . T. B.) Wolle stetig, Garne ruhig und stetig, offe gefragt.

bth ende he 94 Januar. (W. T. B.) Die Bank von Frark⸗ reich hat den Diskont auf 3 ½ % herabgesetzt.

Mailand, 24. Januar. T. B.) Die Einnahmen des Italienischen Mittelmeer⸗Eisenbahnnetzes während der zweiten Dekade des Monats Januar 1889 betrugen nach proviso⸗ rischer Ermittelung: im Personenverkehr 991 452 Lire, im Güter verkehr 1 768 054 Lire, zusammen 2 759 506 Lire gegen 2 955 916 Lire in der gleichen Periode des Vorjahres, mithin weniger 196 410 Lire.

Submissionen im Auslande.

Italien. 3 1) 6. Neapel, Bagno di Procida: Hanfgarne; lag 37 000 Lire. Voranschlag e0g : Florenz, Direktion der adriatischen Eisenbahnen 18 Stück bewegliche Krahnen zu je 8 t Tragkraft; Voranschlag 171 000 Lire. 3 8 8 3) Ebendort: 13 Stück Werkzeugmaschinen für di Eisenbahnwerkstätte in Porens namentlich Drehbänke verschiedener Art. Prordan oncnn breiten tarrovis da 4) Varese (Provinz Como): „Comitato per una ferro 9 Monte“; Steilbahn bis zu 1100 m Höhe. (Näheres

d Stelle). 8 Oht zn 865 Lokalbahn von Varese nach Ceresio am

Lugagfea., einer Drahtseilbahn von Lugano nach dem Mont San Salvadore. (Näheres an Ort und Stelle).

7) Straßenbahn von Mailand über Paullo und Pandino [ von Monza (Provinz Mailand) nach 2 und Be

Seitdem haben noch massenhaft dergleichen Kundgebungen statt⸗ gefunden. In einer jüngsten äußerst zahlreich besuchten Interessenten⸗

und etwaige Mittel gegen eine ungesunde Preisbildung, auf Grund der

rgamo (Societa anonima, Kapital 1 Million Lire, S Mailande 3. Zt. bei Cap. Bergomi, Sin 19 4