9) Straßenbahnen von Mailand nach Giussano und von Soncino nach Sant' Angelo. Näheres bei The lombard Road railways Company in Mailand und London. Kapital 4 375 000 Lire. 8 10) Straßenbahn von Vercelli nach Biella. Näheres bei den betreffenden Stadtverwaltungen.
MNlüheres an Ort und Stelle.
Lon on, 24. (W. T. B.) Die Union⸗Dampfer „Durban“ und „Trojan“ sind gestern von Capetown auf der Heimreise abgegangen. — Der Union⸗Dampfer „Athenian“ ist heute von Madeira auf der u abgegangen. — Die Castle⸗Dampfer „Grantully⸗Castle“ und „Dunrobin“ sind, ersterer heute, letzterer am Dienstag auf der Ausreise in Capetown angekommen. — Der Castle⸗Dampfer „Warwick Castle“ ist heute auf der Ausreise von London abgegangen.
Triest, 24. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Ettore“ ist heute Abend aus Konstantinopel hier eingetroffen.
Theater und Musik.
Deutsches Theater. In dem Befinden des Frl. Sorma schreitet die Besserung in erfreulicher Weise fort, sodaß 89 Künstlerin voraussichtlich Anfangs künftiger Woche wieder wird auftreten können. Es ist deshalb die nächste Aufführung von „Der Widerspänstigen Zähmung“ auf Dienstag, den 29. Januar, angesetzt worden.
Lessing⸗Theater. Hr. Ernst Possart wird vor seinem Aus⸗ scheiden aus dem ständigen Ensemble dieser Bühne nur noch zwei Mal auftreten. Am Montag wird der Künstler zum letzten Mal seinen berühmten „Advokaten Berent“ in Björnson's Schauspiel „Ein Fallissement“ spielen, um sich sodann am Mittwoch als „Rabbi Sichel“ in „Freund Fritz“ und als „Jean Everard“ in der dramatischen Scene von François Coppée: „Der Strike der Schmiede“, der bei diesem Anlaß zum ersten Mal im Lessing⸗Theater zur Dar⸗ stellung kommt, vom Berliner Publikum vorläaäufig zu verabschieden. „— Eine interessante henkesegeng hat sich in den letzten Tagen im Wallner⸗Theater in dem Schwank „Madame Bonivard“ vollzogen. Die Rolle des jungen Komponisten Duval spielte in den letzten Vorstellungen Hr. Alexander mit dem ganzen fröhlichen Humor, der diesem vielseitigen liebens würdigen Künstler eigen ist. Hr. Alexander wuͤrde durch stürmischen Beifall des wie immer sehr gut besetzten Hauses wiederholt ausgezeichnet. Die bisherige Rolle des Hrn. Alexander, Freund Champeaux, wurde von Hrn. Worlitzsch dargestellt und befand sich daher auch in besten Händen. Das Ensemble ist heute noch so frisch und flott wie in der ersten Vorstellung, und die Wirkung der „Madame Bonivard“ wie des „Dritten Kopf“ noch immer eine überwältigend heitere
— Gestern Abend haben die Mitglieder des Königlichen Theaters am Gärtnerplatz in München ihr angekündigtes Gastspiel im Belle⸗Alliance⸗Theater mit schönstem Erfolge egonnen. Zur Aufführung gelangte das von den beliebten Gästen schon früher hier gegebene Oberbayverische Volksstück „Der Prozeß⸗ hansl“ von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert, welches mit seiner herben Lebenswahrheit und seinem volksthümlichen Humor so ganz geeignet ist, ein treues Bild ursprünglichen Volkslebens aus den Bergen vor uns erstehen zu lassen. Die Darstellung war auch gestern wieder eine im Ensemblespiel wie in allen Einzelheiten ganz vor⸗ treffliche; allerdings waren alle Hauptrollen von den hier längst be⸗ kannten und bewährten Darstellern besetzt. Hr. Neuert führte uns als „Prozeßhansl“ wieder die ganze Hartnäckigkeit und den Stolz des bäuerischen Charakters in drastischer Weise vor. Anmuthig und reiz⸗ voll brachte Karli Hücker das Wesen der Tochter „Burgl“ zur Gel⸗ tung und erzielte durch den warmen Gefühlsausdruck, den ihr s mpathisches Organ ermöglicht, ergreifende Wirkungen. rl. malie Schönchen darf die alte „Boten⸗Lisl“ zu ihren besten
Leistungen zäͤhlen und hat dieselbe auch gestern wieder mit rührender Natürlichkeit zur Geltung gebracht. Hr. Max Hofpauer gestaltete den Gemeindediener „Schlaucherl“ wieder zu einer Figur voll köstlicher und übermüthigster Komik. Auch die Nebenrollen waren ausnahmslos in guten Händen, die das Gesammtbild zu einem wohlabgerundeten und erfreulichen gestalten halfen. Reicher und wohlverdienter Beifall lohnte den Darstellern nach jedem Akt. Hervorheben wollen wir aber noch, daß der „Schuhplattler“ im ersten Akt wiederholt werden mußte, und daß das Zither⸗Solo des Hrn. Albert Sageder rauschenden Beifall fand und auch verdiente.
der Nachmittags⸗Ziehung:
Philbarmonische Orchester unter der Leitung seines Dirigenten Hrn. G. F. Kogel herangezogen worden, welches mit dem Vortrage der bekannten „Akademischen Festouverture“ von J. Brahms den Abend eröffnete. Der berühmte Geiger spielte dann mit Be leitung des Orchesters das Concert Nr. 3 in C-moll von Saint⸗Saöns, das Concert Nr. 1 in G-moll von Max Bruch und eine 1v. über Motive aus Bizet's „Carmen“, welche von Hrn. Sarasate selbst arrangirt ist. Ueber die in ibrer Art einzige Meister⸗ schaft, mit welcher Sarasate sein Instrument beherrscht, kann füglich Neues nicht mehr berichtet werden. Der Aus⸗ druck rührender Stimmung und leidenschaftlicher Bewegung gelangen dem Künstler Fleichmäßig unübertrefflich. Man kann von Sarasate's Geige mit Recht sagen, daß sie wie ein Waldvögelei zwitschere oder wie ein Frauenorgan singe, so weich, so hell und klcs sind die Töne, welche mit unbeschreiblicher Sicherheit und Vollendung dem Instrument entquellen. Daneben fehlt es aber nicht an kraft⸗ voller Emp indung und klarem, bündigem Ausdruck, wie es z. B. das Bruch'sche Finale erforderte. In der selbst komponirten Carmen⸗ Fantasie brachte Sarasate seine glanzvolle Technik in allen Nuancen zu Gehör; zuweilen schien es, als könne der Künstler mit seiner Geige ein ganzes Orchester repräsentiren. Der jubelnde Beifall wollte nach jedem Satze schier kein Ende nehmen und, als am Schluß des Con⸗ certs die enthusiastischen Zurufe sich immer stürmischer gestalteten und unaufhörlich erneuerten, gab Hr. Sarasate zwei kleine Piecen mit Klavierbegleitung zu, deren Vortrag wieder mit lebhaftestenn Beifall 118— 8
— Im Saale des Grand Hotel de Rome fand gestern Abend die von dem Lyriker und Recitator Hrn. vfenen 1ng 8 . anstaltete Wohlthätigkeits. Soirse statt. Der Herr Veranstalter trug einige Poesien, darunter eine von ihm selbst gedichtete Ballade „Das Kind der Bettlerin“ recht eindrucksvoll vor und fand Seitens des zahlreich anwesenden e vielen Beifall. Die Hrrn. Königliche Kammermusiker Eugen Sandow und Bruno Dehn brachten Mendelssohn’'s Sonate B-dur für Klavier und Cello mit Verständniß und auch technisch beifallswürdig zu Gehör. Außerdem wurden von Hrn. Sandow eine Reverie von A. Fischer und eine Gavotte von D. Poppen, mit warmer Empfindung vorgetragen. Hr. Paul Grell sang mit sympathischer Stimme eine Arie aus „Don Juan“, Lieder von Schubert und Durand und in Vertretung des durch Krankheit verhinderten Hrn. Barons Leo von Hepking einige andere Piècen. Frl. Agnes Freund und Frl. Thessa Klinghammer betheiligten sich durch Deklamation einiger poetischer Gaben wirkungsvoll an der Unterhaltung des Publikums, welches für die gebotenen Gcnüsse reichen Beifall spendete.
Mannigfaltiges.
Preußische Klassenlotterie. C1“ (Ohne Gewähr.) C “ Bei der gestern fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 179. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen se
2 Gewinne von 30 000 ℳ auf Nr. 96 409. 160 437.
1 Gewinn von 15 000 ℳ auf Nr. 178 682. 172 .“ von 5000 ℳ auf Nr. 57 576. 107 140. 7 8
27 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 8604. 11 205. 14 601. 17 722. 22 318. 24 402. 33 Hennf 45 363. 62 183. 63 691. 73 809. 75 473. 86 211. 97 388. 107 923. 139 458. 143 088. 145 189. 146 692. 150 665. 151 813. 151 896. 162 123. 173 895. 175 295. 181 533.
40 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 3509. 10 456. 17 268. 19 252. 23 453. 26 920. 35 355. 36 325. 36 805. 41 076. 47 854. 60 764. 66 375. 67 475. 67 782. 67 834. 73 016. 75 495. 85 981. 97 958. 102 155. 106 770. 107 187. 112 793. 116 553. 121 236. 124 213. 138 139. 148 987. 157 059. 159 061. 160 305. 161 815. 165 679. 172 400. 172 945. 959. 180 387. 189 121.
ewinne von 500 ℳ auf Nr. 1193. 3244. 12 082.
18 682. 31 891. 32 563. 34 cnf 36 714. 44 542. 47 988. 48 068. 52 007. 55 113. 71 477. 75 223. 85 507. 86 018.
— Im Saale der Philharmonie gab Hr. Pablo de Sara⸗ 8 sate gestern Abend sein erstes Concert. Zur Mitwirkung war das
87 056. 88 663. 97 994. 107 082. 118 461. 118 617. 121 418.
151 509. 152 006. 152 308. 157 294. 157 338. 166 636 174 476. 178 779. 181 852. 183 016. 187 174. 187 336.
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Kla 179. Königlich preußischer Fitfn Fiehe stelen in der 29” ung:
. Fʒe. von 10 000 ℳ auf Nr. 60 899. 3 Gewinne von 5000 ℳ au . 86 290. 152 120gg 3 f Nr. 152 361.
ewinne von 3000 ℳ auf Nr. 7334. 18
21 583. 23 464. 26 218. 30 041. “ 51 095. 39 008. 74 972. 75 727. 98 617. 99 581. 104 506. 108 603. 115 559 122 820. 124 035. 126 095. 128 539. 129 121. 129 708. 130 052. 131 961. 137 837. 142 769. 156 635. 158 850 162 896. 165 902. 168 565. 172 260. 172 752. 173 878. 186 587. 189 434.
32 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 5415. 8988. 10 049. 14 192. 18 819. 31 860. 43 302. 56 060. 65 617. 73 599 92 769. 93 605. 101 099. 102 661. 110 206. 111 760. 113 176. 115 669. 125 576. 129 302. 130 776. 143 580. 159 275. 159 685. 168 377. 172 403. 175 083. 176 473. 177 328 177 508. 188 894. 189 607.
40 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 1662. 8001. 10 075. 20 825.Q. 22 128. 22 149. 23 623. 32 009. 38 461. 52 725. 63 484. 65 340. 68 235. 70 451. 75 511. 79 612. 86 600. 90 981. 91 885. 92 161. 96 861. 99 413. 103 971, 108 724. 110 925. 113 512. 116 017. 117 411. 117 988. 125 918. 127 112. 130 896. 133 225. 135 723. 140 272. 140 739. 143 431. 169 222. 171 721. 186 141.
Am Sonntag, den 27. d. M, als am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers, wird die Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehallene Hesellschaft ihr⸗ erste „Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehalle“ eröffnen. Dieselbe befindet sich Niederwallstr. 31 (Ecke der Kreuzstraße), und die Er⸗ öffnung wird Mittags 1 Uhr erfolgen, wozu besondere Einladungen ergangen sind, um einem ihseres Kreise die getroffenen Einrichtungen zu zeigen. Nachmittags 3 Uhr wird dann die erste Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehalle dem Verkehr des Publikums übergeben. Die Gesell⸗ schaft will bekanntlich unseren minder begüterten Mitbürgern Kaffee und andere Getränke außer „Spirituosen, nahr⸗ und schmackhafte Speisen, sowie einen freundlichen Aufenthalt bieten. Trotz der bil⸗ ligsten Preise sollen die Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehallen ihrem Grund⸗ prinzip gemäß keine Wohlthätigkeitsanstalten sein, sondern nach gesun⸗ den kaufmännischen Grundsätzen geleitet werden, um sich selbst er⸗ halten zu können. Eine Reihe von Männern hat bereits Geldmittel für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Um jedoch die wünschens⸗ werthe Ausdehnung der Anstalten alsbald zu ermöglichen, wären fernere Zeichnungen auf die Antheilscheine des Ver⸗ eins, welche an dem „Gewinn bis zu 5 % jährlich betheiligt und durch Verloosung rückzahlbar sein sollen, erwünscht. Der Verein nimmt außer den Zeichnern von Antheilscheinen auch solche Mitglieder auf, welche seine Bestrebungen anderweit thatkräftig unterstützen. Die definitive Konstituirung der Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehallen⸗ Gesellschaft ist am Donnerstag in einer Generalversammlung erfolgt; der Reichstags⸗Abgeordnete Graf von Dönhoff⸗Friedrichstein hat den Vorsitz in dem von der Generalversammlung gewählten Vor⸗ ene. Heenahaeg Emil Minlos an der Spitze des
e geschäftliche Leitung der Kaffee⸗ und Speisehallen über Verwaltungsausschusses steht. “ u“
„Augsburg, 25. Januar. (W. T. B.) Heute Nacht kam i hiesigen Bahnhofe eine Feuersbrunst zum Ausbruch, Wlce den Königssalon, die Bureaux des Bahnamts sowie die nach dem Bahnhof führenden Telegraphenleitungen zerstörte.
London. 24. Januar. (A. C.) Durch den theilweisen Ein⸗ sturz des Eisenbahntunnels bei Cardiff sind, neueren Nach⸗ richten zufolge, nur zwei Arbeiter ums Leben gekommen.
Madrid, 25. Januar. (W. T. B.) Es wurden hier zwei verdächtige Männer verhafte::; der eine wurde bei der Vor⸗ bereitung einer Petarden⸗Explosion betroffen, bei dem
124 674. 127 254. 129 469. 131 014. 140 220. 148 197.
5. Januar 1889, gens. Meyerbeer. . 2 Paul Taglioni.
Wetterbericht v 8 Uhr
82
heit Salomo’'s.
Stationen. Heyse.
in 0Celsius
Temperatur 50 C. = 40 R
Vorstellung für Quitzows.
Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp. red. in Millim
Mullaghmore 773 Aberdeen 765 Christiansund 745 Kopenhagen. 763 Stockholm. 749
aparanda. 727
tPetersburg 751
fügt worden.
00 O. 00 00
S WSW W WSW W
WSW Moskau 748 NW
4.1 E
wolkenlos halb bed.
bedeckt wolkig
H
Cork, Oueens-
teowou 777 NNW Cherbourg. 773 NNO
der 771 W Nebel 765 WNW 3 Nebel 767 W Nebel 765 WSW 4 Dunst 762 WSW 4 wolkig 760 WSW A bedeckt
Leonoren.
Zum 1. M
Montag:
SboSboce2ög
770 W bedeckt 773 still bedeckt 773 still bedeckt 772 NW 2 Dunst 772 W 4 Schneel) 768 WNW 5 bedeckt 770 W 3 bedeckt 767 W 3 bedeckt
Voß. tages Sr.
vdtbe Srn SSbn*
—
. 769 ORNO I wolkenlos
1¹) Gestern Abend Wetterleuchten.
Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes Minimum, unter 727 mm liegt über Nord⸗Skandinavien, im Nord⸗ und Ostseegebiete ziemlich lebhafte westliche und südwestliche Winde
erursachend. Ueber Deutschland ist das Wetter
—5 „trübe und ziemlich mild. Die Erwärmung, .„ welche Fefter⸗ im nordwestlichen Central⸗Europa sich
zeigte, hat sich über ganz Deutschland ausgebreitet; nur in den füdlichen und nordöstlichen Gebietstheilen errscht noch leichter Forst. Nennenswerthe Nieder⸗ schläge werden nicht gemeldet.
Deutsche Seewarte.
mmqℛéNéNN— Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 25. Vorstellung. Neu einstudirt: Ein Feld⸗ des
8
Montag: ment.
Anfang 7 Uhr
Neumann. Kopf.
Sonntag :
Ouverture.
lager in Schlesien. Dichtung von L. Rellstab. Ballet von Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus.
Vaterländisches Dra in 4 von Ernst v. Wildenbruch. 1 1. u- 1 Ueber die sämmtlichen Billets ist Allerhöchst ver⸗
Schauspielhaus. 27. Vorstellung. Fidelio. O in 2 Akten von L. van Beethoven. 8 8 dem Französischen von F. Treitschke. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Sonnabend: Die beiden
Sonntag: Zur tages Sr. Majestät des Kaisers und Königs: Prolog, gesprochen von Marie Pospischill. : König Heinrich der Vierte. Histo⸗ risches Schauspiel in 5 Aufzügen von Shakespeare. König Heinrich der Vierte.
Verliner Theater. Sonnabend: Cornelius
Sonntag: has 5 Fedeshöcsten Geburts⸗ ajestät de aisers önigs: Prolog (Julius Wolff). EEE Montag: Cornelius Voß.
6 Tessing-Theater. ascha. Lustspiel in 4 Akten von Paul Hexyse. Sonntag: Prinzessin En won h 4 gih ih E“
auspiel in en von B. Björnson. (Advokat Berent: Ernst Possart, vorletztes Anaenoeh
Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 108. M.: 7 ¼ Uhr. Madame Bonivard. Alex Bisson und Antonie Mars. Deutsch von Emil Vorher: Zum 108. Male: Der dritte — Posse in 1 Akt. einer englischen Idee von Franz Wallner. 7 ½ Uhr
ur Feier des Allerhöchsten Geburts⸗ tages Sr. Ihcpefna 8 Kaisers und 18 3 ber ierauf: Schluß: Madame Bonivard.
Victoria-Thealer. Sonnabend: Zur Vorfeier Allerhöchsten
des Kaisers und Königs: Ali Baba.
Oper in 3 Aufzügen von
26. Vorstellung. Die Weis⸗ Schauspiel in 5 Akten von Paul
die Schüler Berlins. Die Anfang 5 ½ Uhr. Sonnabend:
Festvorstellung. Jubel⸗Ouverture. (in deutscher Sprache): Tag in Titipu. von W. S. Gilbert. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Der Mikado.
Dichtung nach
eier des Allerhöchsten Geburts⸗
Hierauf: Blum und Raoul Toché, Wallner. Vorher:
Brandt. Anfang 7 ½ Uhr.
lichen Theaters am Gärtnerplatz, des Königl. bayer. Hofschauspielers Der Prozeßhausl.
Minn Barhelm.
und Hans Neuert.
Sonnabend: 7 ½ Uhr.
Prinzessin
Ein Falisse Prozeßhansl.
Leuchtkugeln. Gesangsposse in 4 Mannstädt.
Schwank in 3 Akten von Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Mit theilweiser Benutzung Anfang Leop. Ely. Görß. Musik von Fr. Roth.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Der dritte Kopf. Zum
Geburtstages Sr. Majestät
Zum 33. — Ausstattungsstück mit großem Ballet in 3 Akten und 7 Bildern von Ch. 8 Text von Vanloo und Busnach. Für das Victoria⸗Theater
Anfang 7 Uhr. “ von Dr. Max Bauer (Rusticus)
Sonntag: Opernhaus. Auf Allerhöchsten Befehl: Sonntag und folgende Tage: Ali Baba.
Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater. Zur Vorfeier des Allerhöchst . burtstages Sr. Majestät des Kaiser C“ „Zum 51. Male: Der Mikado, oder: Ein Burleske Operette in 2 Akten Musik von A. Sullivan.
Residenz-Theater. Sonnabend u. folgende Tage:
Nervöse Franen. Lustspiel in 3 Akten von Ernest bearbeitet von Franz Im Boudoir. Scherz in 1 Aufzuge von Franz Wallner und Th.
Belle-Alliance-Theater. Sonnabend: 3. En⸗ semble⸗Gastspiel der Münchener Mitglieder des Königl⸗
rn. Max Hofpaur. ber 1. Oberbayerisches Volksstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten von Ludwig Ganghofer Musik von F. Voith. Anfang
Sonntag: 4. Gastspiel der Münchener. Der r. Ober⸗Stabs⸗ und Regimensarzt Dr. von
Central-Theater. Sonnabend: Zum 34. Male: Musik von G. Steffens. Anfang
8e. EE Dresdenerstraße 72. onnabend: Zum 3. Male: Die junge Garde. Gesangsposse in 4 Akten von 2.Segech⸗ und Die Gesangstexte theilweise von Gust. Anfang 7 ½ Uhr.
Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse). Sonnabend, Abends 7 Uhr: II. Componisten⸗Abend unter gütiger Mitwirkung des dänischen Componisten Herrn Emil Hartmann aus Kopenhagen, Concert
anderen wurden 40 Packete Dynamit gefunden.
des Kapellmeisters Hrn. Karl Merder mit seinem aus 75 Künstlern (12 Solisten) bestehenden Orchester. Sonntag: Fest⸗Concert. Anfang 6 Uhr.
—— NN’ Familien⸗Nachrichten.
Ver lobt: Frl. Anna Telschow mit Hrn. Kaufmann Karl Foerder (Berlin). — Frl. 1 c “ dorff mit Hrn. Lieut. Frhrn. Okto von Heintze (Berlin). — Frl. Margarethe Quincke mit Hrn. Pr.Lieut. Rudorff (Berlin). — Frl. Maria Bonnekamp mit Hrn. Ger.⸗Assessor Karl Kornweibel (Düssel⸗ dorf— Langenberg). — Frl. Luise Ambrosius mit Hrn. Apotheker Georg Lehmann (Glatz). Verehelicht: Hr. Amtsgerichtsrath Prasl mit Fr. Friederike Strottmann (Neustadt a. Rh.). — r. Dr. med. Paul Sarganek mit Frl. Elisabeth von Eisenhart⸗Rothe (Schloß Düsterbeck). Geboren: E in Sohn: Hrn. Reg.⸗Bauführer Wolfgang Schierer (Berlin) — Hrn. Dr. Hans Andrege (Burgbrohl). — Hrn. Custos Dr. Wil⸗ helm Altmann (Breslau). — Hrn. Major Frhrn. von Canitz u. Dallwitz (Potsdam). — Eine Tochter: Hrn. Robert Druhm (Berlin). — Hrn. Lieutenant von Pahl (Osnabrück). — Hrn. Prem.⸗ Lieutenaut von Bernuth (Koblenz). — Hrn. Land⸗ rath von Herber Repnts (Mogilno). — Hrn. Apotheker E. Fischer (Leipzig). — Hrn. Real⸗ gymnasiallehrer Fischer (Elbing). — Hrn. Stabs⸗ Bataillonsarzt Dr med. Bücker (Hildesheim). Gestorben: Fr. Karoline von Negrelli Moldelbe, geb. von Weiß⸗Starkenfels (Wels in Oesterreich). — Hr. Justizrath Adolf Scheven (Stralsund). —
Male:
Anfang
Dramatischer
unter Leitung
cheven (Wandsbeck). Hr. Geh. Kanzleirat Ludwig Insel (Berlin). — Hr. Fan ercnn 8
Organist Rudolf Renner (Berlin). — Hr. Lehrer Dr. phil. Hermann Hoffmann (Heiligenbeil). — Frl. Molly Deichmann (Hannover). — Hr. Dr. med. Ernst Weber (Helmstedt). — Fr. Kreis⸗Medizinal⸗ Rath Marianne Leube, geb. ieterich (Ulm). — “ Hr. Fabrikant F. Schmidt (Königsberg i. Pr.).
Akten von W.
Redacteur: J. V.: Siemenroth.
Berlin: Verlag der Expedition (Scho 13).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und lags⸗ Anstalt, Berlin 8W., Wilbelmftraße 598 2 222* 1
Sechs Beilagen
Erste Beilage
chen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Freitag, den 25 Januar
1889.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 25. Januar. Im weiteren Verlauf der gestrigen (26.) Sitzung des Reichstages erklärte bei der zweiten Berathung des Etats, Zölle und Ver⸗ brauchssteuern, der Abg. Struckmann: Aus der dies⸗ jährigen Uebersicht der Entschließungen des Bundesraths über die Beschlüsse des Bundesraths gehe hervor, daß der Bundesrath dem Antrag auf Errichtung eines Reichs⸗ Tarifamts keine Folge gegeben habe. Dagegen vermisse er (Redner) in der Entschließung, welche Stellung der Bundes⸗ rath zu dem Gesetzentwurf, betreffend eine anderweitige Regelung des Petroleumfaßzolles, eingenommen. Er gedenke auf das Materielle der Sache erst bei Erörterung der Petitionen wegen Aufhebung des Petroleumfaßzolles einzugehen.
Staatssekretär von Maltzahn: G
Der Bundesrath hat in einer Sitzung vom März des vergangenen Jahres den Beschluß gefaßt, den vom Reichstage angenommenen Gesetzentwurf, um den es sich hier handelt, abzulehnen, und den Ein⸗ gaben, betreffend die Zollbehandlung der Petroleumfässer, keine Folge 6 sDenest glaube ich, ist formell die Anfrage des Herrn Abgeordneten beantwortet, er selbst wünscht ja die materielle Diskussion auf einen späteren Moment verschoben zu sehen. Es bleibt mir also nur übrig, in Bezug auf die von ihm auch angeregte Frage der Errichtung eines Reichs⸗Tarifamts auch einige Worte zu sagen. Der Herr Abgeordnete hat seinerseits bereits hervorgehoben, daß die verbündeten Regierungen der gegebenen Anregung keine Folge gegeben haben. Ich kann dem hinzufügen, daß bei den sehr eingehenden Erörterungen dieser Frage, welche dieser Entscheidung vorhergegangen sind, ein Hauptmoment und das für die schließliche Entscheidung, wie mir scheint, ausschlaggebende Moment, das gewesen ist. daß man die Vor⸗ züge, welche etwa die Einführung eines Reichs⸗Tarifamts haben könnte, nicht für so zweifellos und nicht für so erheblich angesehen hat, daß sie geeignet wären, die Bedenken zu überwinden, die der Einrichtung eines solchen Amts vom verfassungsrechtlichen Stand⸗ punkte aus mit Rücksicht auf die verfassungsmäßig gewährte Selbst⸗ der Zollverwaltungen der einzelnen Bundesstaaten entgegen⸗ raanden. Abg. von Kardorff: Bei dem Zollanschluß Hamburgs habe es sich herausgestellt, daß in den Orten vor Hamburg Preßhefefabriken für den Export bestanden hätten, welche es ihrem ganzen Betriebe nach für unmöglich angesehen hätten, sich nunmehr in das Freihafengebiet zu begeben. Diese Fabriken petitionirten daher, man möchte ihnen für die Ueber⸗ gangszeit gewisse Erleichterungen gewähren, um ihnen die Kon⸗ kurrenzfähigkeit dem Auslande gegenüber zu erhalten. Es sei ihnen für die recht lange Frist von 12 Jahren zugesagt worden, daß, wenn sie mindestens 60 Proz. ihrer Erzeugnisse exportirten, sie den für ausländisches Getreide bezahlten Zoll zurückerstattet er⸗ hielten. Daneben seien aber die Brennereien natürlich als in⸗ ändische Brennereien kontingentirt worden, sie hätten ein be⸗ stimmtes Quantum Spiritus zugewiesen erhalten, was sie zu einem geringen Zollsatze brennen könnten. Nun sei Folgen⸗ des eingetreten. Einmal habe man diesen Brennereien eine Prämie darauf gesetzt, ausländisches Getreide zu verbrennen; denn da sie den Zoll für ausländisches Getreide zurückvergütet erhielten, so würden sie sehr thöricht sein, wenn sie nicht ausländisches Getreide ver⸗ brennten, darin liege also eine Benachtheiligung unserer inländischen Getreideproduktion; daneben seien sie so kontingentirt, daß sie unter günstigeren Bedingungen arbeiteten, als unsere gesammten inländischen Preßhefefabriken, worüber sich diese mit Recht beklagten. Natürlich hätten jene Fabriken ein gewaltiges Geschäft gemacht. Eine Fabrik in Wandsbeck habe sogar beschlossen, sich zu vergrößern. Er wisse nicht, ob der Bundesrath Hamburg auch noch diese Latitude zugesichert habe. Eine Vergrößerung der Fabriken würde denselben Effekt haben, als wenn ganz neue Fabriken in diesem Gebiet errichtet würden. Er richte an den Bundesrath die Frage, ob dieser seinerseits nicht irgend etwas thun könne, um wenigstens der
Vergrößerung dieser Brennereien entgegenzutreten.
Staatssekretär von Maltzahn: 1
Diese Privilegien gewisser Fabriken in Folge des Zollanschlusses — es handelt sich nicht um Hamburg allein, sondern eine liegt in Wandsbeck — von denen der Herr Voxredner gesprochen hat, beruhen auf denjenigen Abmachungen, welche bei den ersten Verhandlungen über den Zollanschluß zwischen den Hamburgischen Bevoll⸗ mächtigten und den Vertretern des Reichs vereinbart worden sind. Die Darstellung der gewährten Vergünstigungen, welche der Herr Vor⸗ redner gegeben hat, zeigt, daß die Vergünstigungen selbst sich inner⸗ halb des Rahmens dieser Bestimmungen so genau bewegen, daß sie auch die 12 Jahre, welche die damals geschlossene Vereinbarung als den äußersten Zeitraum solcher Vergünstigungen in Aussicht nahm, genau innegehalten haben. Ich muß aber in Bezug auf die letzten Ausführungen des Herrn Vorredners anerkennen, daß bei allen diesen Verhandlungen damals über besondere Ver⸗ günstigungen in Folge des Zollanschlusses von Hamburg die Absicht gewesen ist, daß man die durch den Zollanschluß voraussicht⸗ lich geschädigten Gewerbe in den Stand setzen wollte, ihr bis⸗ heriges Geschäft weiter treiben zu können. Ich bin zweifelhaft dar⸗ über, ob man aus dem damals geschlossenen Abkommen auch folgern kann, daß man Vergrößerungen des Geschäfts, namentlich solche, welche nach dem Moment des Zollanschlusses erfolgten, von vorn⸗ herein mit gleichen Privilegien versehen wollte, als sie für die Fortführung der bestehenden Geschäfte gewährt werden sollen. Ich möchte annehmen, daß solche Absicht nicht bestanden hat, weil sie der Grundanschauung widerspricht, welche die Vertreter der verbündeten Regierungen damals meines Erachtens gehabt haben. 1
Ich bin also, nachdem der Herr Vorredner diese Angelegenheit zur Sprache gebracht hat, bereit, von diesem Gesichtspunkt aus in eine weitere Erörterung einzutreten. Selbstverständlich kann ich über den Ws al dieser Erörterungen weitere Erklärungen meinerseits nicht abgeben.
Abg. Gamp: Er könne nicht zugeben, daß die Vortheile, welche von Seiten des Bundesraths diesen Fabriken zu Theil geworden seien, sich in dem Rahmen bewegten, welchen die damaligen Verabredungen vorschrieben. Diejenigen Fabriken, welche sich nicht im Freihafengebiet ansiedeln könnten, dürften doch nicht besser behandelt werden, als diejenigen, welche sich im Freihafengebiet angesiedelt hätten. Es wäre korrekt ge⸗ wesen, diese Fabriken ebenso zu behandeln, wie diejenigen, welche sich im Zollausland angesiedelt hätten. In Folge der niedrigen Getreidepreise hätten jene Fabriken ihren Betrieb und den Export ihrer Fabriken ungemein erhöhen können.
Man sollte die Fabriken so behandeln wie das Haus den Zoll⸗ anschluß, aber sie nicht zugleich als inländische und auslän⸗ dische behandeln. Er möchte also bitten, daß man nochmals die Sache im Interesse unserer heimischen Spiritusfabrikation wohlwollend erwägen möge.
Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Neumann: Der Bundes⸗ rath habe die Vereinbarungen nicht in diesem Sinne auffassen können. Die in Rede stehenden Fabriken auf den Export allein zu beschränken, hieße sie einfach außer Betrieb setzen. Sie könnten unmöglich ihren Export so ausdehnen, daß sie den Betrieb in der alten Weise fertfeten können. Daß diese Hafenbrennereien mit einem Inlandskontingent arbeiten könnten, sei eine Konsequenz, die sich unmittelbar aus der Ver⸗ einbarung ergebe. Daß diese Vereinbarungen den Interessen unserer Spritinteressenten nicht gerade durchaus entspreche, habe wohl Niemand verkannt; indessen handele es sich um das große Ziel der Arrondirung des deutschen Zollgebiets, darum, den Zollverein endlich bis zum Schlußpunkt seiner Entwickelung zu bringen. Diesem großen Ziel gegenüber habe man diese wenig ange⸗ nehme Seite mitnehmen müssen. Daß eine so große Fabrik wie die Wandsbecker von dem neuen Branntweinsteuergesetz in Folge seines bedeutenden Kontingents bedeutende Vortheile ziehe, liege auf der Hand. Eine Beschränkung dieser Fabrik auf den Export allein hätten die verbündeten Regierungen niemals in Aussicht nehmen können. Wenn eine Fabrik sich auch ver⸗ größert habe, wenn auch Bedenken vorhanden seien, ob sie mit der Vereinbarung übereinstimme, so sei es doch bedenklich, die Fabriken auf den Standpunkt zurückzuschrauben, den sie vorher gehabt hätten. Die Hauptsache bei einer solchen Vereinbarung sei, daß sie auf gegenseitigen Konzessionen beruhe, und daß man nicht die eigenen Vortheile durchdrücke zu Ungunsten des anderen Theils.
Abg. Brömel: Die von Hrn. von Kardorff angeregte Frage stehe in engster Verbindung mit der Aufhebung des Identitätsnachweises. Als im vorigen Jahre der Antrag Ampach wegen Aufhebung des Identitätsnachweises berathen worden sei, sei man von der Ansicht ausgegangen, daß es wünschenswerth sei, diesen Identitätsnachweis nicht blos zu beseitigen für den Getreidehandel, sondern auch für eine Reihe von Industrien, welche das Getreide als Rohmaterial be⸗ nutzten, speziell die Preßhefefabriken. Es wäre deshalb sehr an der Zeit, daß die verbündeten Regierungen endlich zu der Frage des Identitätsnachweises in irgend einer Weise Stellung nehmen, resp. ihren ablehnenden Standpunkt motiviren. Der Reichstag habe die Erwartung ausgesprochen, der Bundesrath werde in der nächsten Session dem Reichstage seine Entschließung mit⸗ theilen. Seit 1885 befinde sich die Angelegenheit in der Schwebe. Ueber die Sache selbst zu-sprechen, werde der An⸗ trag auf Aufhebung der Getreidezölle Gelegenheit geben.
Abg. Graf Mirbach: Zu seiner großen Freude und Ge⸗ nugthuung befinde er sich diesmal in voller Uebereinstimmung mit den Ausführungen des Vorredners. Er glaube, daß die Disparität der Preise zwischen dem Osten und Westen durch Aufhebung des Identitätsnachweises außerordentlich gemildert werden könnte. Er könne also auch nur bitten, daß der Bundesrath eine authentische Erklärung über den Stand der Sache geben möge. 18
Staatssekretär von Maltzahn:
Ich kann diese von den beiden Herren Vorrednern gewünschte Auskunft dahin geben, daß die Frage der Aufhebung des Identitäts⸗ nachweises im Schooße der verbündeten Regierungen eingehend erörtert ist, daß aber diese Aufhebung zur Zeit einer ablehnenden Haltung der verbündeten Regierungen begegnet. Es ist in neuester Zeit, im De⸗ zember v J., von den verbündeten Regierungen der Beschluß gefaßt, die dem Bundesrath vorliegenden Petitionen, welche auf Aufhebung des Identitätsnachweises gerichtet waren, abzulehnen.
Dem Beispiel der beiden Herren Redner folgend, gehe ich in diesem Augenblick nicht ausführlich auf diese Angelegenheit ein. Ich will nur zwei Punkte hervorheben, welche entscheidend gewesen sind für die Stellungnahme der verbündeten Regierungen. Die eine Erwägung ist die, daß in dieser Frage die Interessen ganz Deutschlands keineswegs ganz gleiche und einheitliche sind, daß diejenigen Landestheile, welche vielleicht durch eine Aufhebung des Identitätsnachweises — ich sage auch nur vielleicht — einen Vortheil haben würden, nur einen Theil Deutschlands ausmachen. In anderen Theilen des Landes würde das Gegentheil eintreten, und aus diesen Landestheilen finden daher die Wünsche zur Aufhebung des Identitäts⸗ nachweises den allerentschiedensten Widerspruch. Die andere Er⸗ wägung, welche mit zu der für jetzt ablehnenden Stellung geführt hat, ist die, daß man keineswegs sicher sein kann, daß die Aufhebung des Identitätsnachweises wirklich diejenigen Folgen haben würde, welche die Freunde dieser Maßregel davon erwarten. Der hier mit⸗ wirkenden Faktoren sind so viele und so verschiedenartige, daß es zur Zeit kaum möglich ist, z. B. in Bezug auf die Preisbildung, mit einiger Sicherheit vorherzusagen, welches die Folgen der Aufhebung des Identitätsnachweises sein würden.
Abg. von Kardorff: Diese Begründung für die Haltung des Bundesraths sei so unrichtig, daß dieser selbst sich bald von seinen irrthümlichen Voraussetzungen überzeugen werde.“ Er (Redner) müsse den Bundesrath um so mehr um Auf⸗ hebung des Nachweises bitten, als ein großer Einfluß auf die sonstigen Preise nicht wahrscheinlich, ein Vortheil für die Getreidepreise aber möglich sei.
Staatssekretär von Maltzahn: Er habe nicht behauptet, daß ein derartiges Vorgehen unter keinen Umständen einge⸗ schlagen werden könnte, aber es müßten doch zuvor über⸗ wiegende Gründe für den Versuch sprechen. So lange dieses nicht der Fall sei, sei es richtiger, das Bestehende weiter be⸗ stehen zu lassen. 1
Der Titel Zölle wird hierauf unverändert bewilligt.
Es folgt der Titel Tabacksteuer (10 023 000 ℳ). Die Kommission beantragt die Bewilligung des Titels und die Annahme folgender Resolution: Die verbündeten Regierungen nn ersuchen, den mehrfach hervorgetretenen Klagen und
ünschen von inländischen Tabackbauern gegenüber in eine Prüfung der Frage einzutreten, in wie weit eine Erleichterung der Formen der Veranlagung und Erhebung der Tabacksteuer sowie der Steuersätze für Taback sich empfiehlt und das Er⸗ gebniß dieser Untersuchung dem Reichstage baldthunlichst vor⸗ zulegen. - 1 Referent von Wedell⸗Malchow: Einer Erleichterung in Betreff der Veranlagung und der Hebung der Tabacksteuer
habe die Kommission zugestimmt, und auch der Staats⸗ sekretär habe eine wohlwollende Prüfung dieser Frage zu⸗ gesagt. In der Frage der Ermäßigung der Steuersätze sei der von den meisten Petenten vorgeschlagene Weg einer Er⸗ höhung der Zollsätze nicht als gangbar befunden worden, eine Ermäßigung der Steuersätze aber als möglich vor⸗ gestellt, weil bei den gegenwärtigen Preisen die inländischen Tabackbauer kaum die Konkurrenz des Auslandes aushalten könnten. Der Vertreter der verbündeten Regierungen habe zum Theil die Forderung der Ermäßigung der Steuersätze unterstützt; doch habe er ernstliche Bedenken bezüglich einer dann etwa eintretenden Ueberproduktion, wie sie im Jahre 1880/81 stattgefunden, nicht zurückhalten können. Es handle sich hier vorzugsweise um die Interessen von 180 000 kleinen Pflanzern, deren Klagen der Reichstag eingehend zu unter⸗ suchen verpflichtet sei.
Ueber die die Tabacksteuer betreffenden Petitionen be⸗ richtet der Abg. von Goldfus: Alle Petitionen führten die Abnahme des Tabackbaues auf das Gesetz von 1879 zurück. Ein Blick auf die Statistik weise denn auch einen bedeutenden Rückgang der bebauten Flächen auf. Ebenso sei ein Rückgang in der Fahl der Tabackpflanzer erfolgt, während anderer⸗ seits die Einfuhr gestiegen sei. Ursache hierfür sei zum Theil die unterlassene Sperre bei der Einführung des Gesetzes, zum Theil die Unterlassung der Nachsteuer, schließlich auch die Mängel der Staffelsteuer. Durch diese Umstände seien massenhaft Vorräthe aufgespeichert worden, deren Wir⸗ kungen man noch jetzt verspüre, so vorzugsweise in dem Preis⸗ rückgang. In einer schlesischen Petition sei dafür ein drastisches Beispiel angeführt. Es werde angenommen, daß der Morgen mit Taback bebauten Landes eine Ernte bis 8 Centner ergebe; das gebe einen Ertrag von 216 ℳ bei einem Preise von 27 ℳ pro Centner. Von diesem Betrag gingen 144 ℳ Steuer, 30 ℳ als Pachtsumme und 30 ℳ mindestens auf andere Ausgaben. Es blieben also dem Pflanzer als Gewinn und Prämie für sein Risiko nur 12 ℳ, Auch das Kredit⸗ verhältniß sei für den Tabackbau äußerst drückend, da die Steuer bei dem erstmaligen Verkauf zu bezahlen sei und der Pflanzer häufig durch Vorschüsse hierfür in die Hand des Käufers gegeben sei. Endlich werde bemängelt, daß der Taback ohne Rück⸗ sicht auf die Qualität besteuert werde, sondern nach Flächen deren Erträge auch stets schwankend seien. Rücksicht auf die die Qualität des Tabacks beeinflussenden Naturereignisse, wie Reif und Frost, hätte das Gesetz auch nehmen müssen. Eine Versicherung, wie die gegen Hagel, würde die Unkosten noch wesentlich erhöhen. Auch die Wünsche auf Abänderung de Bestimmung über die vor Ende März zu machende glaubhaft Angabe der bebauten Fläche durch den Pflanzer seien gerecht⸗ fertigt, weil korrekte Schätzungen hier sehr schwierig seien Vielleicht könnte man die Beamten mit einer solchen Schätzung betrauen. Einheitliche Bestimmungen über den Zeitpunkt der Gewichtsermittelung seien ebenfalls wünschenswerth. Er beantrage schließlich, durch die Beschlußfassung über die R solution der Budgetkommission die Petitionen als erledigt z betrachten.
Abg. Menzer: Die Zollgesetzgebung von 1879 habe eine außerordentliche Verschiebung zu Ungunsten der inländischen und zu Gunsten der ausländischen Tabackproduktion zur Folgs gehabt. Die jährliche Ausfuhr sei seitdem von 11 ½ auf 41¼ Millionen Mark zurückgegangen, während die Einfuhr von 2 auf 76 Millionen Mark gestiegen sei. Aus den Kreisen vo Tabackbauern wie Tabackhändlern würden die schwerste Klagen über den Niedergang unserer heimischen Tabackindustrie geführt. Die drei letzten Nachwahlen in Baden, welche ein erhebliches Anwachsen der sozialdemokratischen Stimmen zeigten, gäben ein Bild von der weitverbreiteten Unzufriedenheit in den ländlichen Kreisen. Es müßten helfende Maßregeln er riffen werden, wenn der deutsche Tabackbau nicht im aussichts osen Kampf mit der ausländischen Konkurrenz erliegen solle Wenn der ausländische Taback allerdings einmal aus unseren Kolonien zu uns kommen sollte, so würde er auch gegen ein Zunahme des Imports nichts einzuwenden haben; denn dann hätte das deutsche Vaterland doch einen Antheil daran. Aber der Import bewege sich aus einer anderen Richtung. Es seien hauptsächlich die Holländer, die hier Konkurrenz machten. Die Gegner der „unpraktischen Kolonialschwärmerei“ könnten an der Entwickelung von Sumatra innerhalb der letzten zwe Jahrzehnte erkennen, welchen Gewinn eine Kolonie in einem so kurzen Zeitraum abzuwerfen vermöge. Vor etwa zwanzig Jahren sei Sumatra der Tabackkultur erschlossen, 1876
habe sich die Tabackeinfuhr schon auf 30 000, und 1886
sogar auf 140 000 Ballen belaufen. Er gönne diesen Gewinn den Holländern, aber lieber wäre es ihm, wenn etwas davon den deutschen Tabackbauern zu Gute käme. Die Süd⸗ deutschen hätten die Erhöhung aller landwirthschaftlichen Zölle gut geheißen, obgleich sie z. B. an den Getreidezöllen kein Interesse gehabt hätten. Um so mehr müsse es uns schmerzen, daß der Taback immer noch als ein Kräutlein „Rühr' mich nicht an“ gelte. Die Verhältnisse beim Tabackbau seien die⸗ selben wie beim Getreidebau. Das Ausland erdrücke Deutsch⸗ land geradezu durch billige Preise; ausländischer Taback werde inklusive des Zolls mit 45 ℳ geliefert, da könne Deutsch⸗ land absolut nicht konkurriren. Er bitte auch den Handel und die Industrie, unsere Bestrebungen zu unterstützen. Nur so könne man dem Schicksal des Vollmonopols, en Gegner er auch sei, ent⸗ gehen. Durch eine Ermäßigung der Steuersätze würde aller⸗ dings ein Ausfall an den Reichseinnahmen entstehen. Aber selbst wenn er einige Millionen betrüge, dürfte er in keiner Weise in Betracht kommen gegenüber dem Umstand, daß es darauf ankomme, das Schicksal von nahezu 200 000 Taback⸗ pflanzern wieder erträglich zu gestalten und ihre Familien vor dem Ruin zu bewahren. Angesichts der Aussichtslosigkeit
weitergehender Anträge würde er dankbar sein, wenn die
Resolution der Budgetkommission von der großen Mehrheit des Reichstages angenommen würde. Aber er betrachte 8. nur als erste Etappe auf dem Wege, den, wenn auch nicht dieser, so doch der nächste oder der dann folgende Reichstag werde gehen müssen.