Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Kunst und Alterthum in Elsaß⸗Lothringen. Be⸗ schreibende Statistik, im Auftrage des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß⸗Lothringen herausgegeben von Dr. Franz Xaver Kraus, ordentlichem öffentlichen Professor an der Universität Freiburg. III. Band. II. Abtbeilung. Lothringen, Bogen 20 — 42, M. Mit 59 in den Text gedruckten Illustrationen und 16 Tafeln. Straßburg, 1888. C. F. Schmidt's Universitäts⸗Buchhandlung (Friedrich Budh. — Die vorliegende neue, einen starken Band bildende Abtheilung des Werkes ist fast ausschließlich den Alterthümern und Kunstdenkmälern von Metz gewidmet, ohne daß diese en darin schon vollständig zur erschöpfenden Inventarisirung zu bringen waren. Voran 1 noch einige andere Abschnitte mit dem Anfangsbuchstaben M. So beginnt die Lieferung innerhalb des Artikels Marsal, aus dessen Kirche (im Grundriß, Quer⸗ und Längsschnitt dargestellt) ein schönes gothisches Reliquiar abbildlich mitgetheilt wird, während auf einer Tafel das bei den alten Wällen gefundene Elfenbein⸗Fragment einer interessanten Darstellung der Taufe Christi zu sehen ist. Dann folgen u. A. Meisenthal, Mensberg, Mercyles⸗Metz, Merlenbach und Merten. Ausführlich und kritisch eingehend wird die bei Merten in Bruchstücken gefundene, über 13 m hohe Säule mit der Reitergruppe besprochen, welche sie einst bekrönte. In dem Reiter erkennt Kraus den Debellator hostium oder Gentium barbararum, welcher den Giganten, die Personifikation des niedergeworfenen Landes, besiegt. In allen diesen so häufig im Rheinland vorkommenden Reitersäulen habe man Monumente der Gloria Romanorum zu sehen. Von dem jetzt mühsam wieder aus den Bruchstücken zusammengesetzten Denkmal, welches im Museum zu Metz aufbewahrt wird, sind zwei Lichtdruckbilder sowie eine kleine Rekonstruktion beigefügt. — Dem Artikel Metz ist eine chronologische Liste der Veränderungen vorangeschickt, welche der Name der Stadt im Laufe der Jahrhunderte erfahren hat. Dann folgt ein Verzeichniß der Chroniken und der sonstigen reichen Geschichts⸗ literatur über die Stadt, ein Abschnitt über Pläne und Ansichten derselben und darauf eine ausführliche Schilderung ihrer Befestigungs⸗ werke. Von den allein noch vorhandenen zwei alten Thoren, der Porte des Allemands und der Porte Sainte⸗Barbe, ist das erstere durch zwei Abbildungen repräsentirt. Nach einander werden dann weiter die Brücken der Stadt, die Ueberreste aus römischer Zeit (darunter der in Lichtdruck wiedergegebene Torso einer Victoria) verzeichnet. Einen besonders großen Raum beanspruchen die vielen kirchlichen Denkmäler. Hervorragend interessant ist S. Segolena wegen der uralten (im Text nach photographischen Aufnahmen reproduzirten) Wand⸗Malereien und Glasmalereien. Die letzteren setzt Kraus in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts, also in eine Zeit, aus welcher sich bekanntlich nur spärliche Reste von Glasmalereien erhalten haben. Von der St. Stephans⸗Kathedrale wird eine erschöpfende Bau⸗ Geschichte und Chronik geboten. Der aus ’ührlichen Baubeschreibung sind zahlreiche Holzschnitte und Lichtdruck⸗Abbildungen im Text und auf besonderen Tafeln v welche Grundriß, Spstem, Querschnitt, äußere Ansicht, Details, die herrlichen Glas⸗ gemälde, hervorragende Stücke aus dem Domschatz, wie Gewänder, Elfenbeintafeln, Bischofstäbe ꝛc. veranschaulichen. Von dem sogenannten Mantel Karl's des Großen heißt es: derselbe sei in jene Kategorie von Cappae zu setzen, welche seit dem 12. Jahr⸗ hundert nicht nur von Bischofen bei verschiedenen liturgischen Amts⸗ handlungen, sondern auch von Kaisern und Königen bei ihrer Sal⸗ bung und Krönung, wohl auch, wenn sie dem feierlichen Gottesdienst beiwohnten, getragen wurden. An einen karolingischen Ursprung des Kleidungsstücks könne jedoch hier so wenig wie bei dem „Mantel Karl's des Großen“ in Rom gedacht werden. Auch von den zahlreichen werthvollen Epitaphien des Doms (namentlich vielen Bleikreuzen von Bischofsgräbern) sind Transskriptionen und Abbildungen beigefügt. Der Schilderung der Kathedrale reiht sich die Beschreibung der Templerkapelle, der Trinitarierkirche, der Kirche des hl. Vincentius sowie der ganz oder theilweise zerstörten anderen Kirchenbauten an. Unter den letzteren beansprucht S. Arnulf besondere Beachtung wegen des Mausoleums Kaiser Ludwigs des “ welches sich bis zur Revolution im Jahre 1792 darin be⸗ and, und von dem das mitgetheilte ö einer alten Zeichnung eine Vorstellung giebt. Der illustrativ besonders reich ausgestatteten Lieferung sind am Schluß noch eine Reihe von großen Plänen und 8 Stadtansichten (facsimilirt nach alten werthvollen Originalen)
gegeb ““
Gewerbe und Handel.
In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsraths der Dis konto⸗ gesellschaft wurde, wie „W. T. B.“ meldet, beschlossen, für die von der Direktion angeregte Frage der Erhöhung des Grundkapitals der Gesellschaft eine kommissarische Berathung eintreten zu lassen, um über die näheren Modalitäten Beschluß zu fassen. Eine
bestimmte Summe für die Erhöhung ist noch nicht fest⸗ gestellt worden, wahrscheinlich wird indeß der Betrag der neu auszugebenden Antheile auf nom. 15 000 000 ℳ festgestellt. Die Einberusung einer außerordentlichen Generalversammlung wird wohl nicht stattfinden, vielmehr dürfte die Angelegenheit in der diesjährigen ordentlichen Generalversammlung zur Erledigung kommen.
— Die Direktion der Norddeutschen Bank in Hamburg hat die Dividende auf 10 % festgesetzt. 8 88
London, 29. Januar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Athenian“ ist heute auf der Heimreise in Southampton an⸗ gekommen. 8
Theater und Mufik.
Deutsches Theater. Die für morgen geplant gewesene Auf⸗ führung des „Doctor Klaus“ mit Max Pohl in der Titelrolle und Bertha Hausner als Emma, welche wegen der Aufführung des „Gö von Berlichingen“ abgesetzt werden mußte, findet nunmehr doch no in dieser Woche, und zwar am nächsten Sonnabend, den 2. Februar, statt.
Berliner Theater. Fr. Clara Ziegler, welche von ihrem leichten Unwohlsein nun wieder vollständig genesen ist, wird am Sonnabend, den 2. Februar, zum ersten Male nach der Rückkehr von ihrem Urlaub die „Marfa“ im „Demetrius“ spielen. Die Rolle der „Axinia“ wird an demselben Abend zum ersten Male von Hedwig Ffeiter. dem neuengagirten Mitgliede der genannten Bühne, dar⸗ gestellt. .
Victoria⸗Theater. Für die mit allen Mitteln künstlerischer Ausstattung vorbereitete Aufführung der patriotischen dramatischen Dichtung „Germania“ von Ernst Scherenberg hat die Direk⸗ tion ihr Personal noch durch Engagement einiger weiterer tüchtiger Schauspielkräfte vermehrt. So wird die Heroine Fr. Charlotte Lange⸗ Pee aus Frankfurt a. M., welche jüngst in der Schweiz und
üddeutschland auf einer Gastspielreise neue Erfolge errang, die Rolle der „Germania“ spielen. Voraussichtlich wird die erste Aufführung des genannten Werkes am Sonnabend, den 16. Februar, im Victoria⸗ Theater stattfinden.
Central⸗Theater. Seit einigen Abenden spielt Frl. Clara Helmer in Vertretung von Fr. Betty Damhofer die Rolle der „Luise Walden“ in dem gegenwärtigen Zugstück dieser Bühne: „Leuchtkugeln“. Die von ihrer früheren Thätigkeit her bestens accreditirte Soubrette erzielte mit der Leistung einen sehr hübschen Erfolg, der sich in Bei⸗ fall und Hervorrufen kund gab.
— Unter der Leitung seines bkewährten Direktors hat das Adolf⸗Ernst⸗Theater sich bald die Gunst der Berliner zu erringen verstanden und das stets gut besuchte Haus legt Zeugniß dafür ab, daß die Beliebtheit, welcher sich die Künstlertruppe zu erfreuen hat, stets im Wachsen begriffen ist. Nachdem die „Drei Grazien“ hundertundvierundsechzig Vorstellungen erlebt hatten, sind dieselben gegenwärtig durch eine andere vieraktige Gesangsposse von Jacobson und Görß abgelöst worden, „Die junge Garde“, welche gleichfalls freundliche Aufnahme fand und eine stattliche Reihe von Aufführungen erfahren dürfte. Auf Originalität macht ja diese neue Art des Volksstücks, wie sie im Central⸗ und Adolf⸗Ernst⸗Theater gepflegt wird, keinen Anspruch, es sind lose aneinanderhängende Skizzen, welche in geschickter Weise Bilder aus dem Berliner Leben in einem Rahmen bieten und durch die eingestreuten Couplets sowie drollige Situationen immerhin die Heiterkeit des Publikums erregen und damit ihren Zweck vollauf er⸗ reichen Das treffliche Spiel der Darsteller sichert auch der jungen Garde“ ihren Erfolg. Hr. Direktor Ernst als Rentier Perlewitz hat wieder vollauf Gelegenheit, seinen jovialen Humor zu verwerthen. Hr. Weiß dürfte kaum eine dankbarere Rolle als diejenige des Wachtmeisters finden und Hrn. Tielscher ist mit der Darstellung des Chinesen wieder eine ihm bequem gelegene Aufgabe zugefallen. Auch Hr. Haßkerl sei lobend erwähnt. Die Damen Frls. Grünfeld, Bender, Pagay, Gallus und Reichardt können hier wieder mit allen ihnen so reichlich zu Gebote stehenden Mitteln ins Treffen gehen, und so dürfte denn eine geraume Zeit verfließen, ehe das Adolf⸗Ernst⸗Theater nöthig hat, sein Repertoire zu ändern. .
— Zum Besten der Ferien⸗Kolonien giebt der Organist Alwin Weiße am Freitag, Abends 7 ½ Uhr, in der Marien⸗ Kirche ein Concert, in welchem er die große G-moll⸗Phantasie und Fuge von Bach, die As-dur⸗Varitionen von Hesse und eine Concert⸗Fuge seines Lehrers Dienel spielen wird. Fr. Clara Bind⸗ hoff, Frl. Fanny Thomeier, ferner die Herren Musikdirektor Otto Dienel, Königlicher Kammermusiker Maneke, Organist Tiebach und Mr. Marcosson werden durch Vorträge von Gesangs⸗ und Instru⸗ mental⸗Kompositionen von Bach, Händel, Stadler, Hiller, Eckert u. A.
das reichen Genuß versprechende Concert unterstützen.
4. Klase senlotterie fielen se
179. Königlich preußischer Kl 148 531 94 256. 4 Gewinne von 5000 ℳ auf Nr. 23 915. 11 740. 13 849. 27 727. 41 109. 49 919. 55 353. 56 597. 133 393. 135 851. 151 973. 153 720. 161 441. 175 836. 23 201. 23 997. 28 649. 32 629. 40 769. 40 831. 42 427. 109 034. 110 362. 113 633. 127 715. 129 435. 138 983. 42 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 7397. 10 475. 11 505. 81 909. 85 986. 90 509. 96 751. 97 068. 107 364. 111 952. 170 220. 171 783. 172 007. 173 871. 177 360. 188 633. mittagsziehung: 130 431. 4 Gewinne von 5000 ℳ auf Nr. 120 485. 45 Gewinne von 32 954. 33 942. 35 641. 38 960. 40 618. 65 925. 69 092. 75 882. 8 105 664. 107 307. 107 708. 124 562. 136 539. 141 288. 37 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 4210. 5475. 13 808. 101 603. 104 862. 105 255. 107 572. 118 130. 118 821. 182 239. 189 730. 68 744. 72 163. 73 201. 74 400. 85 101. 99 107. 104 773. 174 596. 177 519. 182 424. 184 412. Gaͤsten Sr. Majestät des Kaisers beehrten gestern Se. Königliche und Gefolge das Panorama. Die hohen Herrschaften verweilten über der Bilder seine höchste Anerkennung aus, da ihm von seinen nordischen
(Ohne Gewähr.) Bei der gestern fertgesesten Hebung der a der Nachmittags⸗Ziehung: 3 Gewinne von 15 000 ℳ auf Nr. 51 821. 99 345. 3 Gewinne von 10 000 ℳ auf Nr. 88 779. 122 708. 144 228. 145 438. 35 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 1546. 7833. 10 023. 57 423. 61 787. 72 380. 80 326. 81 460. 82 171. 90 608. 90 669. 102 158. 103 808. 108 818. 114 051. 124 892. 179 829. 183 777. 185 109. 185 147. 185 153. 188 908. 37 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 12 227. 15 432 43 038. 44 888. 45 686. 54 345. 58 595. 60 722. 63 291. 67 530. 69 253. 73 281. 81 985. 93 379. 97 542. 98 937. 139 291. 152 629. 162 653. 168 091. 169 107. 171 229. 172 491. 184 277. 18 145. 20 363. 23,296. 24 337. 33 538. 34 731. 45 651. 47 952. 51 412. 63 325. 68 234. 68 305. 68 643. 71 615. 113 444. 116 914. 128 111. 131 260. 150 946. 152 914. 153 004. 153 914. 154 957. 156 278. 158 828. 163 678. Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 179. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ Gewinne von 10 000 ℳ auf Nr. 107 845. 184 271. 186 954. G 130 631. 131 482. 187 860. 1) 3000 ℳ auf Nr. 7141. 13 314. 23 133. 29 585. 40 749. 41 605. 46 695. 50 384. 54 035. 60 001. 65 780. 78 193. 85 142. 86 615. 87 008. 90 324. 92 683. 94 694. 108 780. 109 188. 113 378. 117 685. 117 904. 119 547. 141 434. 143 139. 162 807. 167 430. 171 745. 173 765. 176 928. 16 847. 24 903. 40 707. 40 714. 46 994. 53 004. 53 464. 57 277. 62 058. 73 137. 91 345. 91 458. 93 259. 100 063. 130 996. 139 358. 142 959. 145 476. 151 724. 152 812. 162 798. 163 680. 163 880. 169 682. 177 938. 181 015. 33 Gewinne von 500 ℳ auf Nr. 206. 1100. 3311. 7500. 10 381. 16 590. 23 752. 24 196. 42 602. 48 072. 107 982. 112 688. 113 039. 115 602. 120 457. 123 074. 124 682. 130 516. 130 709. 131 198. 156 425. 157 588. Das Nordland⸗Panorama wurde auch in den letzten Wochen durch hohen und höchsten Besuch ausgezeichnet. Von den hohen Hoheit der Großherzog von Sachsen⸗Weimar mit Höchstseiner Tochter, Ihrer Hoheit der Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin, ¼ Stunden bei Besichtigung der künstlerischen Ausstellungen. Der Großherzog sprach über die Naturtreue, Darstellung und Beleuchtung Reisen die hochinteressanten Naturerscheinungen aus eigener Anschauung bekannt sind.
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om 29. Januar 1889, Morgens.
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Wind. Wagner.
Stationen. Wetter.
und Finke.
Carl Töpfer. Freitag:
Quitzows.
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Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp
red. in Millim. Temperatur 50 C. = 40 R
Mullaghmore NW 8 wolkig Aberdeen.. SSW Zbedeckt Christiansund SSW 1 wolkig Stockholm. still Nebel Haparanda. 8 still wolkenlos St Petersburg still bedeckt Moskau... still Nebel
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Barnhelm. Freitag: nelins Voß.
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Lustspiel in 3
Die Lerche. Freitag:
Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes Minimum liegt nördlich von Schott⸗ land, über Irland und Umgebung stürmische süd⸗ westliche und nordwestliche Winde verursachend. Ueber Central⸗Europa ist das Wetter im Norden mild, trübe und insbesondere im Nordwesten vielfach neblig bei mäßigen westlichen und südwestlichen Winden, im Süden wolkig, bei leichten umlaufenden Winden und Frost. München meldet Minus 10 Grad. Im ostdeutschen Küstengebiete ist überall Regen gefallen 7 ½ Uh
Deutsche Seewarte.
Neumann.
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Theater⸗Anzeigen.
—— KRKönigliche Schauspiele. Donnerstag: Opern⸗ 29. Vorstellung. Die Walküre von Richard Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. r Original⸗Lustspiel in 5 Akten von Dr. Anfang 7 Uhr. Opernhaus. Vaterländisches Drama von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 32. Vorstellung. Fra Diavolo, oder: Das Gasthaus zu Terracina. Oper in 3 Akten von Auber. Dichtung von Scribe, be⸗ von C. Blum. Anfang 7 Uhr.
Beutsches Theater. Freitag;. König Heinrich der Vierte. onnabend: Doctor Klaus. 8 Verliner Theater. Donnerstag: Minna von 20. Abonnements⸗Vorstellung.
Demetrins.
Tessing-Theater. Donnerstag: Letztes Auftreten von Lilli Petri vor ihrem Urlaub. Cyprienne.
Akten von Bühnenbearbeitung von Oscar Blumenthal. Vorher:
Freit Zum 1. Male:
spiel in 4 Akten von Richard Voß.
Clara Heese, vom Königl. Hof⸗Theater in München) Sonnabend und Sonntag: Anfang 7 Uhr.
Wallner-Theater. Donnerstag Madame Bonivard. Alex Bisson und Antonie Mars. Vorher: Zum 113. Male: Der dritte Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benutzung einer englischen Idee von Franz Wallner.
r. Freitag und folgende Tage: er dritte Kopf.
Zum 116. Male: Die Kinder
Grant.
Musik von C. A. Raida. Freitag und folgende Tage:
Kapitän Grant. In Vorbereitung:
31. Vorstellung. Rosenmüller
Germania. 30. Vorstellung. Die in 4 Akten
ztet zum 56. Male beitet Mikado, oder: Ein Tag in von A. Sullivan. Anfang 7 Uhr.
Donnerstag: Götz von Freitag: Der Mikado.
Nervöse Frauen. 1 Blum und Raoul Tochs, 8 Wallner.
Brandt. Anfang 7 ½ Uhr.
Cor⸗
8
spiel der Münchener, unter
Zum 2. Male:
Victori Sardou. rfbnt. Igohgs Hans Neuert.
7 ½ Uhr. Freitag: Herrgottschnitzer.
Musik von F. W.
Alexandra. Schau⸗ (Alexandra:
Alexandra.
Leuchtkugeln. Mhcüdt. Schwank in 3 Akten von Freitag: Deutsch von Emil
Dieselbe Vorstellung.
Anfang Leop. Elv. Görß.
Freitag: Dieselbe Vorstellung. 1
8
Madame Boni⸗
Victoria-Theater. Donnerstag: Halbe Preise.
Ausstattungsstück mit großem Ballet in 12 Bildern von D'’Ennery und Jules Verne. Anfang 7 Uhr.
Die Kinder des
stattungsstück von Ernst Scherenberg.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Donnerstag: Mit neuer glänzender Ausstattung, (in deutscher Sprache): Titipu. Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert.
Residenz-Theater. Donnerstag u. folg. Tage: Lustspiel in 3 Akten von Ernest bearbeitet von Vorher: Im Bondoir. Scherz in 1 Aufzuge von Franz Wallner und Th.
Belle-Alliance-Theater. Donnerstag: 8. Gast⸗ Leitung des Königl. bayerischen Hofschauspielers Hrn. Max Hofpaur. 8 1 Der Herrgottschnitzer von Ammergaun. Oberbayerisches Volksstück mit Gesang und Tanz in 4 Aufzügen von Lai
9. Gastspiel der Münchener.
Central-Theater. Donnerstag: Zum 39. Male:
Gesangsposse in 4 Akten von W. Musik von G. Steffens. Anfang
Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Donnerstag: Zum 8. Male: Die junge Garde. Gesangsposse in 4 Akten von Ed. J Die Gesangstexte theilweise von Gust.
Musik von Fr. Roth. Anfang 7 ½ Uhr. 8
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Elisabeth Oppen mit Hrn. Haupt⸗ mann Emil Unger (Berlin — Jülich)h. — Frl. Anna Maria Plantiko mit Hr Prem⸗Lieut. Paul Dalmer (Repplin —Berlin). — Frl. Margarethe Schalow mit Hrn. Fabrikanten Rudolf Basse (Fürstenwalde a. Spree — Berlin). — Frl. Marie Daegel mit Hrn. Ger.⸗Assistenten Heinr. Ahlers (Bleckede).
Verehelicht: Hr. Reg.⸗Assessor Oskar Simon mit Frl. Hedwig Letzel (Reinerz). — Hr. Bürger⸗ meister Wilhelm Scherer mit Frl. Helene Mertes (Oedt i. Rheinl.). — Hr. Hofbesitzer Fritz Langrehr mit Frl. Lina Hachmeister (Hannover).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Gerichts⸗Assistenten A. Bruns (Uslar). — Hrn. August Reichert (Göppingen). — Hrn. Dr. med. Lehfeldt (Magde⸗ burg). — Eine Tochter: Hrn. R. Gerlach (Friedrichsthal). — Hrn. Ernst Peipers (Köln). — Hrn. Amtsrichter Klinkenborg (Norden). — Hrn. Dr. Kurt Hensel (Berlin). — Hrn. Julius Buchwald (Berlin).
Gestorben: Hr. Postsekretär Ferdinand Ebel (Berlin). — Frau Klara Wenahöfer, geb. Hillbrich (Berlin). — Hr. Dr. phil. Karl Arnoldi (Berlin). — Frau Rechnungs⸗Rath Pauline Agricola — Hr. Stallmeister a. D. Otto Geb⸗
ardt (Berlin). — Hr. Steuerrath Louis Wentz
(Potsdam). — Hr. Oberst a. D. Wilhelm von Albert (Hirschberg i. Schl.). — Verw. Frau Josefine v. Muschwitz, geb. v. Sommerfeld (Wittenberg). — Verw. Frau Hedwig v. Katzler, geb. v. Podewils eaig. Pr.). — Hrn. Konsistorial⸗Rath a. D. D. Stahn Tochter Anna (Berlin). — Hr. Dr. med. Albert Heinß (Dessau). — Frau Reg.⸗Baumeister Helene Goltermann, eb. Saeltzer (Hannov. Münden). — Hr. Sektions⸗ Prr e n Heinrich Klumpp (Oedenburg).
des Kapitän
Großes Aus⸗
Der Burleske Musik
Franz Dramatischer
Ganghofer und restele. Anfang
Der
Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin: 8 3 Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Jacobson und
schen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1889.
Berlin, Mittwoch, den 30 Januar
Königlich Preußische Armee.
Beförderungen und Versetzungen. Berlin, 26. Januar. v. Falkenhayn,
Ernennungen, maktiven Heere.
“ vom Großen Generalstabe, unter Entbindung von dem
Kommando bei der Botschaft in Paris und Stellung à la suite des Generalstabes der Armee, mit dem 1. Februar d. J. zum Militär⸗ Gouverneur der beiden ältesten Söhne Sr. Majestät des Kaisers und Königs, des Kronprinzen des Deutschen Reichs und Kronprinzen von Prenzen, Laiseigiche ant gha hchce Prinzen Eitel⸗ riedrich von Preußen Kön heit, ernannt. 3 Berlin, 27. Januar. Bronsart v. Schellendorff, General der Infanterie und Kriegs⸗Minister, zum Chef des Grenadier⸗ Regiments König Friedrich I. (4. Ostpreußischer) Nr. 5 er⸗ nannt. v. Voigts⸗Rhetz, General der Infanterie und General⸗ Inspecteur der Feld⸗Art., welcher fortan den Diensttitel „General der Artillerie“ führt, à la suite des 1. Garde⸗Feld⸗Art. Regts. gestellt. Landgraf Alexis von Hessen⸗Philippsthal⸗Barchfeld Hoheit, Gen. Major a. D., als charakteris. Gen. Major bei den Offizieren à la suite der Armee wiederangestellt. Herhudt v. Rohden, la Vctths I“ 1 88, I Gists 1 von dem Kommando a jut. bei der 20. Inf. Brig., a “ Inf. Reg. Nr. 47 versetzt. Hoebel, Pr. Lt. vom Gren Regt. Nr. 4, unter Stellung à la suite des Regts., als Adjut. zur 20. Inf. Brig. W11.“ 8ese st pen nemsellen Regt., Lemn
Lt. befördert. v. Poser u. Groß⸗Nädlitz, Major vom Inf. Fr. t. 75, unter Beförderung zum Oberst⸗Lt., als etatsmäß. Regt. „ 3 8 8 Stabsoffiz. in das Inf. Regt. Nr. 118, v. Keber, Major à la suite des Füs. Regts. Nr. 73 und Commandeur der Unteroff. Schule in Jülich, 8 6 11“ c 8— s „Trotha, Hauptm. un omp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 78, Bhes Stellung à la suite des Gren. Regts. Nr. 10, zum Com⸗ mandeur der Unteroff. Schule in Jülich, Rahm, Hauptm. vom Inf. Regiment Nr. 78, zum Compagnie⸗Chef, ernannt. v. Bruchhausen, Pr. Lieutenant von demselben Regiment, zum überzähligen Hauptm., v. Hennings, Sec. Lt. von demselben Regt., zum Pr. Lt., befördert. Lehmann, Major vom Inf. Regt. Nr. 61, als Hansr ( vinChes Inf. Faft. r. 1
ackewitz, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. r. 49, Fie Bästz delng zum überzähligen Major, in das Inf. Regt. Nr. 61, versetzt. v. Rohrscheidt, Hauptm. vom Inf. Regt. Nr. 49, zum 76 Weh mehe c. Mel öen Fü Regt. Nr. 86, v. egell, Major vom Inf. Regt. Nr. un Feietra mit den Funktionen des etatsmäß. Stabsoffiziers, unter Ernennung zum etatsmäß. Stabsoffizier, zu Oberst⸗Lts. befördert. Buchfinck, Major vom Inf. Regt. Nr. 130, v. Steuben, Major vom Im. Regt. Nr. 77, Gotzhein, Major à la suite des Inf. Regts. Nr. 28 und Commandeur der Unteroff. Schule in Ettlingen, v. Hanstein, Major vom Inf. Regt. Nr. 17 und beauftragt mit den Funktionen des 1.“ 8 1 etatt mäß. absoffizier, v. Goeßel, Major a suite des General⸗ stabes der Armee und Direktionsmitglied des Central⸗Direktoriums der Vermessungen, v. 8. 8 si. e mj ö ments von Metz, Frhr. Geyr v. weppenburg, Major un Commandeur 18 Hus. Regts. Nr. 15, v. Goßler, Major à la suite des Hus. Regts. Nr. 13 und Adjutant des Chefs des General⸗ stabes der Armee, v. Voigts⸗Rhetz, Major und Commandeur des TUüe Regts. Nr. K. G 89n . Megt.
r. 17, Herzog, Major vom Feld⸗Art. Regt. Nr. und beauf⸗ tragt mit den Funktionen des etatsmäß. Stabsoffiziers, unter Ernen⸗ nung zum etatsmäß. Stabsoffizier, Meinardus, Major und Com⸗ mandeur des 1 Bats. 88 18,g 8 H 8
edinger, Major à la suite des Inf. Regts. Nr. 52 und vom Feningen des Uroßen Generalstabes, Eickenrodt, Major z. D. und Commandeur des Landw. Bezirks Erfurt, der Charakter als Frerstet, herltebeg 69 a 2 * lab 18 1
j. des Fürsten Reuß j. L. Durchlaucht, v. Borcke, Hauptm. un persönl. Adjut. des Fürsten zu Schwarzburg⸗Sondershaus en Durchlaucht, zu Majors, vorläufig ohne Patent, befördert. Graf v. Bismarck⸗ 1 h Ee heggle h 8 Gaehe, aag, N Pasth.
icher Adjutant des Prinzen recht von Preußen Königliche Hoheit, ein Patent seiner Charge verliehen. Graf zu Eulenburg, Oberst⸗ Lt. vom 1. Aufgebot des 1. Garde⸗Landw. Regts., früher im 1. Garde⸗ Regt. zu Fuß, unter Verleihung des Charakters als Oberst, mit der Uniform des letztgenannten Regts, zu den Offizieren à la suite der Armee versetzt. v. Liebenau, Oberst⸗Lieut. z. D., zuletzt à la suite der Armee, früher im 1. Garde⸗Regt. z. F., der Charakter als Oberst verliehen und mit der Uniform des genannten Regts wieder bei den Offim. à la suite der Armee zu führen. v. Etzel, Major vom General⸗ stabe der 12. Div., zum Generalstabe der Kommandantur von Posen, v. Schickfus, Hauptm. vom Generalstabe des X. Armee⸗Corps, zum Generalstabe der 12. Div. he Frhr. v. Soden, Hauptm. à la suite des Königl. Württemberg. Generalstabes, in seinem Kommando zur Dienstleistung von dem Großen Generalstabe zum . 8 88 X 11.“ Rittm. un scadr. ef vom Drag. Regt. Nr. 20, uater vor⸗ denffger 11““ zum ö “ “
a Generalstab der Armee versetzt. Schmidt, 8 . Regt. Nr. 20, zum Eskadr. Fcß ernannt. v. Windheim, Sec. Lt. von demselben Regt., zum Pr. Lt. befördert. v. Pannwitz, “ 8 ¹a Gnite EE113““ 1 22 8 88
eben⸗Etat des Großen Generalstabes, zur Wahrnehmung der Ge⸗ schäfte des Generalstabsoffiziers der 22. Div., zum Stabe dieser Div. tommandirt. Frhr. v. u. zu Gilsa, Pr. Lt. vom Garde⸗Füs. Regt., zum Hauptm. und Comp. Chef, vorläufig ohne Patent, be⸗ arhers. Frhr. v. Eckardstein, Pr. Lt. à la suite des Garde⸗Füs. Regts., unter Belassung in dem Kommando bei der Unteroff. Schule in Marienwerder, in das Regt. wiedereinrangirt. v. Mühlenfels, Pr. Lt. vom 3. Garde⸗Gren. Regt. Königin Elisabeth, zum überzähl. Hauptm. befördert. v. Czettritz u. Neuhaus, Major und deegh Chef vom 2. Garde⸗Drag. Regt., ein Patent seiner Charge
ehen.
Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 18. Januar. Klopsch, Hauptm. à la suite des Gren. Regts. Nr. 5, Subdirektor bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken, der Gewehrfabrik in Danzig zugetheilt mit der Maßgabe, daß derselbe bis Ende März d. J. zur Dienstleistung bei der Insp. der Gewehrfabriken kommandirt verbleibt. Frhr. v. Brandenstein II., Pr. Lt. à la suite des Inf. Regts. Nr. 42, ö“ bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken, der Gewehrfabrik in Erfurt zugetheilt und gleichzeitig vom 1. April dend se zur ö’“ der e pest e. der S
mandirt. v. Colson, r. 1 a suite des Inf. Regts. Nr. 30, Direktions⸗Assist, bei den Gewehr⸗ und Munitions⸗ säbriken, der Gewehrfabrik in Spandau zugetheilt. v. Borcke, Pr.
.à la suite des 3. Garde⸗Regts. z. F., Direktions⸗Assist. bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken, in dieser Eigenschaft von der Gewehr⸗ fabrik in Spandau zu derjenigen in Danzig versetzt. Prestel, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 91, Direktions⸗Assist. bei den Gewehr. und Munitionsfabriken, als Adjutant zur Insp. der Gewehrfabriken kommandirt.
Im Beurlaubtenstande. Berlin, 27. Januar. Frhr. v. Lyncker, Major z. D., zuletzt à la suite der Armee, früher
für die Regierung von Ost⸗Afrika kein
aggreg. dem 2. Garde⸗Regt. z. F., in der Armee, und zwar beim 2. Aesgebot des 2. Garde⸗Landw. Regts., Graf v. Pückler, Rittm. z. D., zuletzt im Regt. der Gardes du Corps, mit der Erlaubniß zum ferneren Tragen der Uniform des genannten Regts. in der Armee, und zwar beim 2. Aufgebot der Garde⸗Landw. Kav., wiederangestellt.
Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. Berlin, 24. Januar. Schlenke, Hauptm. a. D., zuletzt von der Inf. 1. Aufgebots des Landw. Bats. Bezirks Gießen, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Offiziere der Infant. des Landw. Bezirks Gießen, Graf v. Schwerin, Prem. Lt. a. D., zuletzt in der Garde⸗ Landw. Kav., die Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Res. Offi⸗ ziere des 1. Garde⸗Drag. Regts., ertheilt. “
Kaiserliche Marine.
Ernennungen, Beförderungen, Versetzungen ec. Berlin, 24. Januar. Frhr. v. d. Goltz, Vize⸗Admiral, unter Ent⸗ bindung von der Stellung als Chef der Marinestation der Nordsee, zum Kommandirenden Admiral ernannt und zugleich zur Vertretung des Chefs der Admiralität kommandirt. Paschen, Contre⸗Admiral, Vorstand des Hydrographischen Amts der Admiralität, von der ihm 8. aufgetragenen Vertretung des Kommandirenden Admirals entbunden.
Berlin, 27. Januar. Prinz Heinrich von Preußen Königliche Hoheit, Korv. Kapitän, Major à la suite des 1. Garde⸗ Regts. z. F. und des Garde⸗Füs. Landw. Regts., unter vorläufiger Belassung in seiner gegenwärtigen Dienststellung, als Abtheil. Com⸗ mandeur bei der 1. Matrosendiv, in der Marine zum Kapitän zur See und in der Armee zum Oberst befördert. Knorr, Contre⸗ Admiral und Inspecteur der 1. Marine⸗Inspektion, unter Be⸗ förderung zum Vize⸗Admiral, zum Chef der Marinestation der Ostsee, Paschen, Contre⸗Admiral und Vorstand des Hydro⸗ graphischen Amts der Admiralität, unter Beförderung zum Vize⸗ Admiral, zum Chef der Marinestation der Nordsee, ernannt. Sche⸗ ring, Kapitän zur See und Direktor des Bildungswesens der Ma⸗ rine, Schröder, Kapitän zur See, kommandirt bei der Botschaft zu London, unter Belassung in diesen Dienstverhältnissen, zu Contre⸗ Admiralen befördert.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 30. Januar. Im weiteren Verlauf der gestrigen (29.) Sitzung des Reichstages erklärte bei der zweiten Berathung des Gesetzentwurfs, betr. Be⸗ kämpfung des klavenhandels und Schutz der deutschen Interessen in Ost⸗Afrika, in fortgesetzter Rede der Abg. Richter: Die große kolonialpolitische Rede Bennigsen's paßte eigentlich auf alle Welttheile, er hätte sie bei jeder Kolonie halten können. Seine Beweisführung gipfelte darin: Staaten wie Großbritannien und andere hätten große Einnahmen aus ihren überseeischen Geschäften, sie hätten Kolonien erworben und folglich seien Kolonien überhaupt stets vortheilhaft, auch wenn es solche seien, die von anderen Staaten übrig gelassen seien. Früher habe Bennigsen sich nicht auf Mozambique, sondern auf Indien bezogen und gemeint, warum sollten unsere Kolonien nicht ein zweites Indien werden? Hr. Haupt⸗ mann Wißmann, der nicht die Vorsicht gehabt habe, Bennig⸗ sen's frühere Reden nachzulesen, halte nun den Vergleich mit Indien für unpassend. Er berufe sich auf die Aeußerung Fischer's: „Ich begreife nicht, wie verständige Männer so wenig Kenntniß von diesen Verhältnissen haben können, daß sie Ost⸗Afrika mit Indien vergleichen“. Man müsse also die Zukunft unserer Kolonien als durchaus problematisch ansehen. Man habe nie verlangt, sofortige Erfolge zu sehen, nie „für den nächsten Donnerstag“, wie der Reichskanzler sagte, Ueberschüsse gefordert, sondern behauptet, daß auch in Zukunft unsere Kolonien aussichtslos seien. Er hebe hervor, daß auch die Betheiligten selbst kein rechtes Vertrauen auf die Kolonien hätten, sondern vom Reiche Hülfe erwarteten. Der das Bergwerk gemuthet habe, rufe nach Unterstützung, der Spekulant in Lichterfelde, um weiter bei den Beispielen des Reichskanzlers zu bleiben, wolle seinen eingefallenen Bau⸗ stellenzaun vom Staate wieder aufgerichtet haben. Unsere Großkaufleute wollten alle Chancen der Zukunft behalten, aber kein Geld einlegen. Gerade hierin finde man die Abwendung von den früheren Grundsätzen unserer Kolonialpolitik, die nur auf internationalen Schutz gerichtet gewesen seien und die wirthschaftlichen Interessen den Unternehmern ganz allein überlassen hätten. Daß die Mittel heute dort nicht aus⸗ reichten, liege an dem mangelnden Vertrauen der reichen Kaufleute in Deutschland; denn die große kolonialpolitische Bewegung, vor der der Reichskanzler angeblich kapituliren müsse, bestehe hauptsächlich nur in der Einbildung. Es gebe im deutschen Volk viele gesunde und ungesunde Bewegungen, aber so schwach wie die kolonial⸗ politische sei keine. Es sei nur ein kleiner Zirkel von kolonialpolitischen Enthusiasten und dann die persönlichen An⸗ hänger und Bewunderer des Reichskanzlers, die diese Bewegung unterstützten. Die kolonigalpolitischen Gesellschaften bekämen ihre Mittel nicht von seefahrenden und handeltreibenden Kreisen, sondern von Berliner, Kölner und anderen Bankiers, die für jeden Zweck etwas gäben, wenn eine hochgestellte Person ihn protegire: heute für die Stöcker'sche Stadtmission, morgen für Kolonialpolitik. Sie schössen auch hier nicht mehr zu, als sie für andere gemeinnützige und wohlthätige Zwecke ausgesetzt hätten. Die Zusammensetzung der Kolonial⸗ gesellschaften, in denen eben alles Andere mehr zu finden sei, als seefahrende und handeltreibende Mitbürger, habe auch eine ähn⸗ liche Zusammensetzung der Direktions⸗Räthe zur Folge. Von den Mitgliedern des Reichstages gehörten drei Herren zu den Regenten von Ost⸗Afrika: Hobrecht, Scipio und Oechelhäuser, die bei aller Anerkennung ihrer does Verdienste gerade
esonderes Verständniß dokumentirt hätten. Ebenso wenig wie diese Herren verstän⸗ den die von ihnen ausgesendeten Organe. Der Reichskanzler habe 1885 gesagt: „Mein Ziel ist der regierende Kaufmann und nicht der regierende Bureaukrat; unsere Geheimen Räthe und versorgungsberechtigten Unteroffiziere sind ganz vor⸗ trefflich bei uns, aber in den Kolonialgebieten erwarte ich von den Hanseaten, die draußen gewesen sind, mehr.“ Es seien nun nicht einmal Bureaukraten, Geheime Räthe und
versorgungsberechtigte Unteroffiziere, sondern nur angehende
Bureaukraten, Assessoren, Philologen und junge Lieutenants. Diese Herren hielten den Handel für etwas unter ihrer Würde Stehendes, sie wollten nur regieren, sie wollten hinausziehen, „wie der Landrath, den man nach Prenzlau schicke“. Seine Angriffe richteten sich nicht gegen diese Herren, sondern gegen das System, das solche Personen aussende. einmal seien, könnte man nichts erwarten, als Schneidigkeit, Muth und Energie. Das reiche aber bei Weitem nicht aus.
gespornt aufgetreten seien und auf allen Seiten nur Entrüstung hervorgerufen hätten. Aus Südwest⸗Afrika werde Aehnliches be⸗ richtet: Einen großen Theil der Schuld an den dortigen Verhält⸗
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8 Wie diese Herren 18
Missions⸗Inspektoren berichteten, daß die Herren gestiefelt und
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nissen trügen die Herren, die mit Revolver und Reitpeitsche auf⸗
getreten seien und die Eingeborenen erbittert hätten. Südwest⸗Afrika lägen die Verhältnisse auch in Ost⸗Afrika. Ob jetzt in diesen Verhältnissen eine Aenderung eintreten werde, sei ihm zweifelhaft. Auch in der Rede des Herrn
Wie in
Wißmann habe er nicht ein tieferes Verständniß für die
volkswirthschaftlichen Existenzbedingungen und den Handel wahrgenommen. Und doch sei dies weit wichtiger, als die Geschicklichkeit, eine militärische Macht zu leiten. Der bisherige Bevollmächtigte, Konsul Vohsen, der von den dortigen Dingen noch am meisten verstanden, sei auf der Rückreise. Und wer werde sein Nachfolger? Ein Lieutenant der Reserve! 4 Das militärische Element trete immer mehr in den Vordergrund. Der Reichskanzler habe sich darauf berufen, daß die Mehrheit des Reichstages und des Volks die Kolonialpolitik wolle und er nur folge. Ihm (Redner) sei nichts davon bekannt, daß irgend eine Majorität den Reichskanzler gegen seinen Willen zu sich herüber gezogen habe. Als zum ersten
Mal im Jahre 1884 im Plenum des Reichstages und wenige
Tage vorher in der Kommission über Kolonialpolitik gesprochen worden sei, da habe schon der Reichskanzler auf seine eigene Verantwortlichkeit Angra Pequena als deutsches Schutzgebiet
erklären lassen und sich schon die internationale Anerkennung
gesichert.
Der Reichskanzler selbst habe in der Kommission
Begeisterung zu erwecken gesucht für eine Kolonialpolitik und
sei schon damals in eine Debatte mit dem Abg. Bamberger und ihm (dem Redner) gekommen, weil sie Angra Pequena für ein Sandloch erklärten, was es in der That sei. Auch bei anderen Gelegenheiten habe der Reichs⸗ kanzler kolonialpolitische feurige Reden gehalten. Er habe sich damals nur eine gewisse Reserve auferlegt, um uns für die Kolonialpolitik zu gewinnen.
Alle
vicse Einschränkungen habe er aber im Laufe der Zeit ver⸗
lassen; man habe keine Hanseaten, keine Kaufleute als führende Organe bestellt, sondern nur Bureaukraten und Militärs hinausgeschickt, alles das, was früher der Reichskanzler nicht gewollt. Deshalb gehe die ftee Partei jetzt nicht mit ihm. Interessant sei es aber, den . tätsprinzip so verherrlichen zu sehen. Es wäre noch interessanter Hewssere wenn dies bei einer Sache geschehen wäre, wo der eichskanzler nicht schon im Voraus seine Majorität in der Tasche hätte. Er sei ihm (Redner) in seiner fast demokratischen Verherrlichung des Majoritätsprinzips selbst zu weit gegangen. Wenn der Reichskanzler hier nur die Majorität anerkenne, wo bleibe denn Se. Majestät der Kaiser? Jener schließe sich jetzt der Majorität an. schutzgesetz stelle der Reichskanzler sein Veto dem ganzen Reichs⸗ tage gegenüber, ü Abg. Bamberger, sich der Majorität zu fügen. Wenn der Reichskanzler bei der Arbeiterschutzgesetzgebung, wo es sich doch um deutsche Arbeiter handele und um keine Neger, praktisch von seinem Majoritätsprinzip Gebrauch machen werde, dann wolle seine Partei es sich überlegen, ob sie vielleicht in Bezug auf Afrika ihm folgen werde. Daß Bennigsen in Folge der günstigen auswärtigen Verhältnisse heute keine Kolonialpolitik für angebracht halte, wundere ihn, da jener doch gerade sonst immer stark die Nothwendigkeit neuer Militärforderungen be⸗ tone. Vor einem Jahre, am 6. Februar, habe der Reichs⸗ kanzler eine Rede gehalten, in der er die schwierige Lage Deutschlands zu seinen unruhigen Nachbarn, die drei Angriffs⸗ fronten, denen Deutschland ausgesetzt sei, richtig hervorgehoben habe. Wenn man es vergessen sollte, daß man an den Franzosen unruhige Nachbarn habe, so dürften gerade die Nach⸗
richten aus Paris von gestern und heute, also gerade in den
Tagen, wo die Reise nach Ost⸗Afrika angetreten werde, es
eichskanzler das Majori⸗
Bei dem Arbeiter⸗
in der Kolonialpolitik bitte er aber den
uns ins Gedächtniß rufen, wie richtig der Reichskanzler unsere
Nachbarn im Westen charakterisirt habe. Seit 18 Jahren habe Deutschland stets größere Lasten auf sich nehmen müssen. Es
habe seit 1872 für Heer und Marine im Ordinarium und
Extraordinarium 9 ½ Milliarden ausgegeben, die französischen Milliarden aufgebraucht, die Steuerlast des Volks um das Doppelte vermehrt und dazu noch 1200 Millionen Schulden gemacht.
habe. Die freisinnige Partei habe kein Vertrauen zu der ganzen afrikanischen Politik, wolle keinerlei Verantwortung
übernehmen, sondern weise diese allein Denjenigen zu, die die
Vorlage billigten.
Abg. Oechelhäuser: Als Mitglied des Direktionsraths der
Ostafrikanischen Gesellschaft nehme er jede erforderliche Ver⸗ antwortung auf sich. ach den unendlichen Mühen und Arbeiten, die die Mitglieder des Direktionsraths übernommen hätten, könne er die Art, wie der Abg. Bamberger sich aus⸗ esprochen habe, nur als eine Ueberhebung bezeichnen, die sich 8 als lächerlich kennzeichne. (Der Vize⸗Präsident Buhl ruft en Redner zur Ordnung.) Er glaube den Ordnungsruf nicht verdient zu haben, doch füge er sich. (Vize⸗Präsident Buhl macht den Redner darauf aufmerksam, daß die Geschäfts⸗ ordnung die Maßgaben für den Ordnungsruf ent⸗ Wenn seine Stellung im Direktionsrath se
odenlosen Angriffen ausgesetzt sei (Glocke des Präsidenten), 1
müsse er nothwendigerweise hervorheben, wie viel Mühen und Arbeit der Direktionsrath zu bestem Wissen und Kräften auf⸗ ewendet habe. Ein hochverdienter Mann, der Kommerzien⸗ Rath Delbrück, sei in Folge der Arbeit und Aufregung, die ihm seine Thätigkeit im Direktionsrath verursache, an das Krankenlager geworfen. Wenn der Ostafrikanischen
Wenn das deutsche Volk so schwere Rüstungen über⸗ nommen habe, dann müßten doch Abenteuer wo möglich ver⸗ mieden werden, selbst wenn Hr. von Kardorff dazu große Lust
esell⸗