schaft vorgeworfen werde, sie nicht genug sachverständige Männer herangezogen Fett⸗ o müsse er erwidern, daß dieses so weit wie möglich geschehen sei. Der Vorredner möge weitere sachverständige Personen zur Disposition stellen. Von den Mitgliedern, die veeeen seien, sei der erste der äußerst verdienstvolle Peters gewesen, er sei abgelöst durch den Konsul Vohsen. Es gebe keine zweite Persönlichkeit, die in Be⸗ ug auf Sachkenntniß den Konsul Vohsen übertreffe. Von Rückberufung sei nichts bekannt; er sei nur telegraphisch ersucht worden, an den Verhandlungen, die gegenwärtig in Berlin gepflogen würden, theilzunehmen. Er (Redner) würde wahrscheinlich eine Verantwortlichkeit gar nicht weiter über⸗ nehmen, wenn Hr. Vohsen die Verwaltung niederlegte. Hr. Miquel, der leider heute hier persönlich nicht eingreifen könne, habe Hrn. ö“ auf das Wärmste empfohlen, und in der That habe sich dieser mit Ruhe und Kaltblütigkeit be⸗ nommen, habe Disziplin und Ordnung hergestellt. Trotzdem werde die Verwaltung hier in einer Weise angegriffen, die er nicht weiter zu charakterisiren wage; er wisse keinen parlamentarischen Ausdruck, um seinem Ge⸗ fühl in richtiger Weise Ausdruck zu geben. Das Kapital der Gesellschaft sei keineswegs so zusammengebracht, wie es der Abg. Bamberger schilderte. Es habe auch keineswegs neuer Kapitalzufluß gemangelt, sodaß Se. Maäjestät der Hochselige Kaiser Wilhelm eine halbe Million habe zuschießen müssen. Die Gesellschaft habe gleich beim heeeng. ein Kapital von 2 300 000 ℳ für sich gehabt, nicht, wie der Abg. Richter meinte, kaum eine Million. Das Kapital sei dann noch gewachsen, wenn auch 1 480 000 ℳ in Antheilscheinen ausgegeben seien. In erster Linie habe die Gesellschaft die Ausbeutung des Handelsvertrags hinsichtlich der Zollverwaltung vor Augen gehabt. In Bezug auf Plantagenwirthschaft beschränke sie sich auf die Errichtung einiger Musterplantagen. Es habe sich dann eine besondere Plantagengesellschaft mit bedeutendem Kapital gebildet. Nach dem Urtheil von Autoritäten seien die Plantagen, namentlich die Tabackplantage in Lewa, in der besten Ordnung. Werde erst die Ruhe und Ordnung hergestellt sein, dann werde sich auch Kapital genug für die Zwecke des Handels, der Plantagenwirthschaft und der Schiffahrt bereit stellen. Es sei ein großes Glück für die Gesellschaft, daß die Zollerhebung von Pangani und Dar⸗es⸗Salaam durch den Vertrag mit dem Sultan von Zanzibar auf weitere Stationen erstreckt worden sei. Der Vertrag habe aber nicht sofort ratifizirt werden können. Der Direktionsrath und das Auswärtige Amt verlangten mit Recht größere Klarheit über das, was die Gesellschaft und was der Sultan zu leisten hätte. Nun habe aber die Gesellschaft durch den zweiten Vertrag Vortheile erreicht, wie kaum je eine andere auf kolonialem Gebiet. Die Gesellschaft hätte aller⸗ dings auf diesen Vertrag nicht eingehen können, wenn der Sultan nicht den Schutz dieser Gebiete zugesagt hätte. In⸗ sofern sei es richtig, daß die Gesellschaft mit unzu⸗ reichenden Mitteln in die Sache hineingegangen sei. Wäre ihr das Reich nicht zu Hülfe gekommen, dann hätte sich die Gesellschaft einfach auflösen müssen. Die Gesellschaft hätte allerdings den Zollantheil, den sie vertrags⸗ mäßig dem Sultan zu zahlen habe, einfach zurückhalten und mit Hülfe dieser Summe eine bewaffnete Macht bilden können. Es sei aber doch sehr fraglich, ob das Reich überhaupt Willens gewesen wäre, dieses Retentionsrecht der Zolleinnahmen zu unterstützen. Doch dieses Bedenken sei durch die Vorlage er⸗ ledigt. Ueber die Ursachen des Aufstandes wolle er mit 1 ie
Hrrn. Richter und Bamberger nicht länger streiten. kleinen Verstöße einzelner Beamten beim Aufhissen der Flagge seien auf keinen Fall der Gesellschaft zur Last zu legen. Die
Gesellschaft habe dabei nicht mitgewirkt. Das ganze Ceremoniell bei der Flaggenhissung sei vielmehr bis ins kleinste Detail zwischen dem deutschen General⸗Konsul und dem Sultan vereinbart worden. Einzelne Ausschreitungen ließen sich ja bei der Art und Weise der Gewin⸗ nung des Beamtenpersonals nicht vermeiden. Der Fall mit dem geprügelten Sklaven sei ja vollkommen richtig. Man berufe sich immer auf die Berichte der Missionare. Er unterschätze ihre Mithülfe bei der Kulturarbeit keineswegs. Wer aber den Neid und die Eifersucht der Missionare gegen einander, vor Allem der englischen Hochkirchlichen kenne, werde diese Quellen vorsichtig prüfen. Schließlich sei nichts Anderes wahr gewesen, als diese beiden Fälle. Seitdem sich die An⸗ griffe gegen die Gesellschaft als ungeheuer übertrieben herausgestellt hätten, habe sich auch bei den Herren, welche früher ein Vorurtheil gegen die Gesellschaft gehabt hätten, ein solcher Umschlag zu ihren Gunsten vollzogen, daß er (Redner) sich in der That nur Glück wünschen könne, daß diese Angriffe erfolgt und widerlegt seien. Er werde sich überlegen, ob er nicht in der nächsten Sitzung des Direktions⸗ raths ein Dankesvotum für die Hrrn. Richter und Bamberger beantragen solle. Was die Rentabilität dieser ganzen Unter⸗ nehmung anbetreffe, so könne man sie nicht vom Standpunkt der Binnenlandgeschäfte beurtheilen. Bamberger übersehe, daß hier das Kapital nicht allein mitspiele, sondern der Mensch, der das Kapital fruktifizire. Es sei ein großer Unterschied, ob hinter einer Plantage ein kurzsichtiger Kleinkrämer stehe oder ein weitsichtiger Unternehmer, der Erfahrungen im Handel habe. Hr. Bamberger sei ein schlechter Prophet in Bezug auf die Kolo⸗ nialpolitik gewesen. Gerade vor drei Jahren habe er bigphepect daß binnen zwei Jahren der Reichstag und das Volk seiner Meinung sein werde, daß unsere Kolonialpolitik nichts sei als ein theures Spielzeug für die nationale Phantasie. Die An⸗ sicht des Hauses werde die bevorstehende Abstimmung zeigen; was die Ueberzeugung des Landes betreffe, so habe die Kolonialpolitik den Freisinnigen ein Paar Dutzend schöner Mandate gekostet. Deutschland habe bisher Hunderte von Millionen der Früchte seines Fleißes ins Ausland geschickt. Es sei endlich Zeit, daß es die Ueberschüsse an Kapital und Arbeitskraft auf eigenstem Gebiet der Kolonien nutzbar mache.
Abg. Graf Mirbach: Er bekenne ganz offen, daß auch er der Vorlage früher ebenso skeptisch gegenübergestanden, wie Richter. Seitdem Jener aber sich mit großer Entschiedenheit gegen diese koloniale Bewegung gewendet habe, glaube er (Redner) annehmen zu müssen, es liege doch ein guter und gesunder Kern in der Sache. Auch er habe bedauert, daß die militärische Aktion nicht schon im September oder Oktober habe beginnen können. Eine militärische Aktion der Ost⸗ „afrikanischen Gesellschaft aber sei ganz ahc ßlich gewesen. Fehler seien gewiß gemacht worden. Es werde aber sehr schwer gemacht, Erfahrungen zu sammeln und überhaupt koloniale Erwerbungen zu machen, wenn von der Richter'schen Presse Alles, was dort geschehe, in den Staub gezogen werde. Hr. Richter habe auch über die Zölle in Ost⸗Afrika gesprochen. Man sei es ja gewöhnt, daß er alle Zölle, die deutschen Interessen
dienten, hier aufs Aeußerste diskreditire; daß er aber bis nach Afrika gehe, sei neu. Die Ostafrikanische Gesellschaft ver⸗ wende nicht Sklaven, sondern freie Farbige. Wenn Graf Pfeil anderer Ansicht gewesen, so sei das seine Privatansicht gewesen, und es sei nachher berichtigt worden. Man spreche so viel von dem tropischen Klima. Daß Seesoldaten nach einer langen Reise und bei Ausschweifungen leicht der Gefahr der Erkrankung unterliegen könnten, sei klar. Das Klima sei aber dort sehr verschieden und es gebe Orte, wo Fieberkranke leicht Heilung finden könnten. Der Abg. Richter habe gemeint, daß die reichen Leute kein Vertrauen zu der Gesell⸗ schaft hätten. Fürst Pleß, der Großherzog von Weimar, Krupp u. s. w. seien Mitglieder der Gesellschaft, und nicht etwa in dem Wunsche, hohe Dividenden zu erzielen. Er (Rednersei nicht berufen, den Reichskanzler zu vertheidigen, aber er glaube, derselbe werde in eine solche Bewegung nicht hineintreten, wenn er nicht getragen werde von der Majorität des Reichs⸗ tages. Wenn er aber in einer Frage, wo es sich um die Lebensinteressen des Vaterlandes handle, anderer Ansicht sei und gegen eine Majorität des Parlaments handle, werde er sich nachher auf den Boden der Verfassung stellen und das Parlament um Indemnität bitten. Hr. Richter habe es als eine Stütze des Deutschen Reichs erklärt, die Zufriedenheit dem Volk zu erhalten. Er (Redner) möchte ihn fragen, ob durch seine Ausführungen die Zufriedenheit in dem Volk erhalten werde? Er (Redner) könnte ja von dem engeren Kreise seiner Heimath aus die koloniale Bewegung perhorresziren, weil sie die Blicke ablenke von näher liegenden Dingen. Als Vertreter des deutschen Volks habe er aber weitere Ziele zu verfolgen und habe sich der sorgfältigen Prüfung der Vorlagen nicht entziehen können. Er hoffe, daß der Reichstag dieselbe mit großer Majorität annehmen werde.
Abg. von Kardorff verzichtet auf das Wort.
Abg. Virchow: Der Vorredner werde vielleicht nur im Eifer des Gefechts den Satz aufgestellt haben, daß der Reichs⸗ kanzler, auch wenn die Freisinnigen nicht für ihn stimmen würden, in dieser Sache vorgehen und erst nachher um In⸗ demnität bitten würde. Er (Redner) dürfe persönlich für sich in Anspruch nehmen, daß er diese ganze Bewegung mit der möglichsten Unbefangenheit und Objektivität geprüft habe. Er sei durchaus bereit, sich auch den Entschließungen zu fügen, welche die Majorität des Reichstages und die Nation in diesen Dingen fasse. Jetzt stehe man allerdings vor einer kardinalen Ver⸗ änderung der bisherigen Kolonialpolitik. Fürst Bismarck wolle nunmehr selbst das Banner ergreifen, um den Herren voranzugehen und die Sache von Reichswegen zu machen. Das komme davon, wenn man etwas schnell in Angelegen⸗ hineingehe, die man früher nicht habe übersehen önnen. Dem Reichskanzler seien die ostafrikanischen Dinge gewissermaßen über den Kopf gewachsen. Nun sei er (Redner) ja kein solcher Barbar, daß er einem sehr respektablen Theil unserer Mitbürger, die an der Ostafrikanischen Gesell⸗ schaft betheiligt seien, sehr reiche Einnahmen mißgönne, aber das müsse er doch Hrn. Oechelhäuser bemerken: Diese Spekulation auf die Zölle des Sultans von Zanzibar sei an sich keine Kolonialpolitik. Wenn man von der Musterstation Lewa absehe, so habe die Gesellschaft bis jetzt nichts geleistet, was nur entfernt dazu beitragen könnte, der deutschen Industrie und dem Handel als Unterlage zu dienen. Die ganze Spekulation auf die Zölle habe die Kata⸗ strophe herbeigeführt, vor der man augenblicklich stehe. Hätte sich die Gesellschast auf die beiden Häfen beschränkt und nicht den Wunsch gehabt, die Zollerhebung auf weitere 12 Sta⸗ tionen auszudehnen, so würden diese Verwickelungen nicht entstanden sein. Es sei ja begreiflich, daß der Sultan von Zanzibar a Einnahmen aus den Zöllen zu haben wünschte. Diesem Gesichtspunkte des Sultans brauchte man doch aber nicht nachzugeben. Was würde es denn geschadet haben, wenn sich wirklich der Handel von den beiden Häfen aus nach anderen Plätzen gezogen hätte? Die Gesellschaft hätte sich überlegen müssen, daß der Sultan ein schwacher Mann sei, und daß sie schließlich an das Reich appelliren müsse. Indem man nun diesen Schritt thue, komme man möglicherweise zu einer immer weiteren Ausdehnung der militärischen Operationen und der finanziellen Verpflichtungen. Er habe sich durch seinen Aufenthalt in Egypten selbst von dem weitgehenden Gegensatz der arabischen Stämme gegen das Christenthum und die Europäer überzeugt. Nirgends aber sei die Erbitterung so zum Ausbruch gekommen, wie in Ost⸗ Afrika. Dieser Aufstand müsse doch eine bestimmte Ursache haben. Es handle sich hier nicht allein um herum⸗ schweifende Araber, sondern um einen Großgrund⸗ besitz, der eine gewisse Aehnlichkeit habe mit dem unserer großen Herren in den östlichen Provinzen. Was das Klima anbetreffe, so habe der Graf Mirbach sich die Sache sehr leicht vorgestellt. Die Kranken brauchten bloß auf ein Sanatorium zu gehen, wenn sie Malaria bekämen, dann kämen sie gesund zurück. Man könne ebenso die Leute von dort einladen, sich bei uns in einer sumpfigen Gegend anzu⸗ siedeln. Man sage ihnen dann: Teplitz und Karlsbad sei ja nicht weit; sie brauchten bloß dahin gehen und dann sei Alles wieder in Ordnung. Es seien aber nicht lauter reiche Leute, die sich in solchen Kolonien ansiedeln könnten. Freiwillige möchten thun, was sie wollten, aber dem müsse er widersprechen, daß das Reich mit seiner Autorität tiefer und tiefer in die eigent⸗ liche materielle Behandlung dieser Dinge eintrete. Ein Trost sei es nur, daß unsere deutsche Armee mit dieser Küsten⸗ okkupation nicht verflochten sei. Es könnte dies sonst zu bösen Konsequenzen führen. Er gönne ja Herrn Hauptmann Wißmann alle Lorbeeren auf diesem Felde, aber sollte eine Niederlage erfolgen, dann könnte er (Redner) nicht in Aus⸗ sicht stellen, daß das Reich sofort in die Bresche springe und den Feldzug in verstärktem Maße fortsetze. Dabei wünsche er, daß man mit möglichster Rücksicht und Mäßigung vor⸗ gehe und unser nationales Prestige in keiner Weise in Unter⸗ nehmungen daran setze, die über die allernächsten Zwecke hinausgingen. Dahin würde auch gehören, daß man sogar bis zum militärische Stationen, Missionen, Etablissements u. s. w. gründen solle. In der Congo⸗ akte seien allerdings bestimmte Zusagen ertheilt, aber so wenig
es der englischen, frarsfäschone portugiesischen Regierung ein⸗.
falle, von dem theoretischen Gebiet, welches ihnen zugesprochen sei, faktisch Besitz zu ergreifen, ebenso wenig brauche Deutsch⸗ land sein Okkupationsgebiet zu erweitern. Reichstags⸗Abge⸗ ordnete sollten der Regierung nicht zumuthen, sie könne aus⸗ führen, was keine andere Regierung ausgeführt habe; sie solle gewissermaßen einen Kreuzzug unternehmen, den man vom humanen christlichen Standpunkt sehr billigen könne, der aber im Augenblick nicht innerhalb unserer Interessen und unserer Machtsphäre liege.
Abg. Dr. Windthorst: Wenn Hr. Richter sagte, daß das
Vorhaben der v nach dem Urtheil sachkundiger Leute e
kein guter Gedanke sei, und Hauptmann Wißmann auf einem gefährlichen Wege sei, so erwidere er: Man müsse zunächst die verlorenen Positionen wieder gewinnen, mit den Negern lasse sich nur unterhandeln, wenn sie den Ernst der Sache kennen gelernt hätten. Hr. Wißmann habe keineswegs gemeint, daß er nur mit Gewalt vorgehen, sondern vorzugsweise in Güte mit den Häuptlingen unterhandeln wolle. Es werde ihm (dem Redner) angenehm sein, wenn zur Beruhigung Vieler Hr. Hauptmann Wißmann das nachher bestätigen wollte. Die Mittheilungen über die Ostafrikanische Gesellschaft seien ja sehr lehrreich und interessant gewesen, er mache aber darauf aufmerksam, daß das nicht die Hauptsache sei. Man sei von der Frage der Unterdrückung des Stkllaven⸗ handels und der Sklavenjagd ausgegangen, aber die Herren auf der Linken hätten immer von der Ostafrikanischen Gesell⸗ schaft gesprochen, weil ihnen der Hauptzweck anscheinend weniger am Herzen liege, als dem Centrum. Mehr als die materiellen Interessen gälten ihm die idealen, und am Schluß dieser Diskussion sei es angebracht, auf die Hauptursache noch⸗ mals ausdrücklich Wenn die Sklavenfrage nicht wäre, würde er an der Sache nicht theilnehmen. Aber die Unterdrückung des Sklavenhandels sei ein so großes und wich⸗ tiges Interesse für alle Völker, daß Deutschland sich bei seiner Stellung in der Welt nicht theilnahmslos verhalten könne. Wenn die Abgeordneten das nicht wollten, kämen sie mit ihren Wählern in Konflikt. Das sei der Zweck seines Antrags, und deshalb nehme er die Vorlage an, wie sie aus der Kommission gekommen sei. Die Art und Weise, wie die der Regierung zur Disposition gestellten Millionen verwandt würden, sei im Gesetz nicht weiter definirt. Wenn die Regierung die Ostafrikanische Gesellschaft daraus unter⸗ stütze, so thue sie es auf ihre eigene Rechnung und ihre eigene Verantwortung. Er denke sich, es wäre gar keine Ost⸗ afrikanische Gesellschaft da und das Reich wollte nur an seinem Theil an der Unterdrückung des Sklavenhandels und der Sklavenjagd mitwirken. Das könne es durch die bloße Blokade nicht, es sei auch eine Aggression auf dem Lande nöthig, man müsse die verlorenen Positionen wiedergewinnen ohne alle Rücksicht auf die Ostafrikanische Gesellschaft. Der Zweck sei die Unterdrückung des Sklavenhandels und der Sklaven⸗ jagden, komme das der Ostafrikanischen Gesellschaft zu Gute, dann könne er sich nur darüber freuen. Die Kommissions⸗ verhandlung habe diese Verhältnisse völlig klar gestellt. Er werde für seinen Theil immer und überall mitwirken, wo es zu erreichen sei, daß dieser Schandfleck der Sklavenjagden und des Sklavenhandels endlich getilgt werde, weil dann die Civilisation in Afrika durchgeführt werden könne. Allerdings sehe man in diesen Verhältnissen noch nicht klar genug, aber deshalb gehe das Centrum auch vorsichtig zu Werke. Dem Reichskanzler lege das Haus zwar eine große Bürde und Verantwortung auf. Die könne es nicht übernehmen und seine Proteste dagegen helfen nichts; er sei derausführende Mann, erhalte das Geld zur Disposition und habe die Verantwortung für die richtige Verwendung desselben. Er habe schon größere Verantwortung auf sich genommen und werde auch diese auf sich nehmen müssen. Er (Redner) bewillige heute nicht alle Forderungen, die sich in Zukunft noch herausstellen könnten, wie Hr. Bebel ihm imputirt habe, sondern er werde sich später immer überlegen, ob man weiter gehen könne, und wenn es nicht gehe, werde er nichts weiter bewilligen. Daß die Re⸗ gierung nur im Einverständniß mit England handeln wolle, finde seine ganze Zustimmung. Habe die Ostafrikanische Ge⸗ sellschaft von diesem Vorgehen Nutzen, so gönne er ihr den und wünsche, daß sie aufblühe. Er habe gegen die Kolonial⸗ politik seiner Zeit große Bedenken geltend gemacht. Das Reich stehe aber heute nicht vor der Frage, ob es anfangen solle oder zurückgehen wolle. Und zurückgehen wolle er nie. Bundeskommissar Hauptmann Wißmann: Er entspreche dem Wunsche des Abg. Windthorst und erkläre hiermit noch⸗ mals, daß die Anwendung von Gewalt nur so weit aus⸗ gedehnt werden würde, als sie absolut nothwendig sei, d. h. als sie nöthig sei, um die Eingeborenen traitabel zu machen und sie überhaupt geeignet zu machen, mit ihnen wieder in Verhandlung zu treten. Wie wenig das heute der Fall sei, sehe man an den Verhandlungen über die Ausliefe⸗ rung der gefangenen Missionare. Die Leute gingen mit ihren Forderungen so weit, daß sie unerfüllbar seien, und mit olchen Leuten lasse sich nicht verhandeln; daher sei Gewalt nöthig. Was die Ausübung der Gewalt betreffe, so könne er sagen, daß sie je energischer, desto kürzer, je kürzer, desto weniger störend und in die allgemeinen Verhältnisse ein⸗ greifend sei. Die Diskussion wird geschlossen. Persönlich bemerkt der Abg. von Bennigsen: Hr. Richter meinte, daß er (Redner) schon oft dieselbe Rede gehalten habe über die Kolonialpolitik. Hr. Richter scheine demnach mehr Reden über Kolonialpolitik von ihm gehört zu haben, als er (Redner) gehalten habe. Er habe nur bei der ersten Etats⸗ derathung und am letzten Sonnabend darüber gesprochen. Ferner habe er nicht in Ost⸗Afrika und unseren übrigen Kolo⸗ nien ein zweites Indien gesehen, er habe nur das Ver⸗ trauen zu den Deutschen, daß sie sich nicht von den Schwierigkeiten und Opfern weniger Jahre abschrecken lassen würden nach den ursprünglichen großen Opfern und Mißerfolgen anderer Nationen. Seine Zahlen⸗ angaben über den Einfuhr⸗ und Ausfuhrhandel von Mozambique habe er der offiziellen portugiesischen Statistik über das Jahr 1885 entnommen. Danach stimme seine Angabe des Gesammtergebnisses von 11 Millionen und einigen tausend Mark vollständig. Bei seiner Eile und seiner Freude mit seinen Zahlen einen politischen Gegner vernichten zu können, habe der Abg. Richter ganz übersehen, daß seine Zahlen aus dem Gothaischen Almanach, nach welchem es sich nur um etwa 9 Millionen handele, sich nur auf den Handel zwischen Mozambique und dem Mutterstaat bezögen. Er ver⸗ gesse also, daß die Kolonie Mozambique nicht allein mit dem Mutterlande, sondern mit der ganzen Welt Handel treibe. Abg. Richter: Seine Quelle sei der Bericht des Vor⸗ standes des Statistischen Departements im österreichischen Handels⸗Ministerium, an dessen Glaubwürdigkeit zu zweifeln er keine Veranlassung habe. Darnach habe im Jahre 18. die Ein⸗ und Ausfuhr Mozambiques im Verkehr mit allen übrigen Ländern nicht, wie von Bennigsen angegeben, 11 ⅛⁄ Millionen, sondern nur 4172 000 ℳ betragen (Ruf 1884!) Vorläufig müsse er bestreiten, daß von 1884 auf 1885 die Ein⸗ und Ausfuhr sich auf das Dreifache gesteigert haben könne. Im Uebrigen komme es hauptsächlich auf das Defizit von Mozambique an das 1 600 000 ℳ betrage; Portugal
habe also so viel zuschießen müssen, als die Ausfuhr von 1884 Werth habe. Er sei alfo in seinen Ausführungen in keiner Weise leichtfertig oder oberflächlich gewesen.
Abg. von Bennigsen: Die 8 von 1885 habe er richtig angegeben; sie bezögen sich auf den gesammten Handel, während die Zahlen Richter's nur den Verkehr des Mutter⸗ landes mit seiner Kolonie beträfen. Auch diese geringeren Fhn schienen nicht die Provinz, sondern nur den Hafen
ozambique zu umfassen.
Abg. Richter: Er wiederhole, daß in der angezogenen Statistik ausdrücklich von dem Werthe des gesammten aus⸗ wärtigen Handels der Provinz Mozambique die Rede sei. Wie sich die Ziffer von 1884 auf 1885 auf das Dreifache solle erhöht haben, bleibe unaufgeklärt.
Abg. Bamberger: Hrn. Oechelhäuser bemerke er, daß er den Verwaltungsrath der Ostafrikanischen Gesellschaft neulich gar nicht erwähnt habe. Bei seiner Bemerkung über seine mangelhafte Prophetengabe scheine Hr. Oechelhäuser an x88 (des Redners) Rede vom 3. Mai 1879, die Abg. von Ben⸗ nigsen neulich angeführt, gedacht zu haben. Das Citat sei aber so falsch und unrichtig, daß er erwartet hätte, der Abg. von Bennigsen würde es für angezeigt halten, nach genauerem Durchlesen sich zu berichtigen.
Abg. von Bennigsen verliest die angezogene Stelle noch
einmal und fügt eine zweite ähnlichen Inhalts hinzu; auf .“ glaubt er, bei seiner Behauptung verharren u müssen. 1 Hierauf wird §. 1 angenommen. Dagegen stimmen die Sozialdemokraten, der Volksparteiler Kröber, und die Freisinnigen mit Ausnahme der Abgg. Goldschmidt und Siemens.
Die §§. 2 und 3 gelangen ohne Debatte zur Annahme.
Schluß 5 ¼ Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr.
— In der gestrigen (7.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten ergriff bei der weiteren Berathung des Etats der Domänenverwaltung nach dem Abg. Rickert das Wort der Minister für Landwirthschaft ꝛc., Dr. Freiherr Lucius von Balthausen:
Meine Herren! Nach den eben gehörten Ausführungen könnte es fast scheinen, als ob die aktive Wirthschaftspolitik von dem Hrn. Abg. Rickert vertreten werde und die passive von den verbündeten Regie⸗ rungen. Ich habe aber in allen seinen Ausführungen nur negative Kritik, aber auch nicht einen einzigen positiven Vorschlag bisher ge⸗ hört, wie der Nothlage der Landwirthschaft, die er ja selbst auch in bedingter Weise anerkannt hat, abzuhelfen wäre. Der Hr. Abg. Rickert scheint vollständig vergessen zu haben, welchen Gang die deutsche Wirthschaftspolitik in den letzten zehn Jahren genommen hat. Sind es nicht wachsende Majoritäten im Reichstage gewesen, die diese Wirthschaftspolitik unterstützt und getragen haben? Sind die ver⸗ bündeten Regierungen in ihren wiederholten Propositionen auf eine Erhöhung der Getreidezölle nicht vielmehr dieser Strömung gefolgt, als daß sie sie hervorgerufen hätten? Ich meine, das sind offen⸗ kundige Thatsachen, die vor Jedermanns Augen liegen. Und daß diese aktive Wirthschaftspolitik auch Erfolge gehabt hat, das, meine ich, wird Hr. Abg. Rickert absolut nicht in der Lage sein zu bestreiten. Er wäre doch in der Nothwendigkeit zu beweisen, daß die Maßregeln, die die verbündeten Regierungen getroffen haben, in ihrer Wirthschaftspolitik auch nur an irgend einem einzigen Punkt ha gewirkt hätten, — und den Beweis dafür erwarte ich von ihm.
„Andererseits sind die verbündeten Regierungen in ihrer Zoll⸗ politik mit der äußersten Vorsicht zu Werke gegangen und berechtigter Weise, soweit sie sich wohl bewußt waren des Ernstes, über diese wirthschaftlich tief eingreifenden Fragen vorschnell oder übereilt Maß⸗ regeln zu treffen. Nachdem aber Schritt für Schritt sich jede der getroffenen Maßregeln bewährt hat, die Wirksamkeit der Getreidezölle zunächst als Finanzzölle und später erst als Schutzzölle hervorgetreten
ist, daß unter der Wirkung der die augenblicklich allerdings höher sind, als wie sie vor 10 Jahren irgend Jemand gewagt hätte zu proponiren, — denn ich muß Sie daran erinnern, daß im Jahre 1879 die erste Vorlage der verbündeten Regierungen einen Zoll von 50 ₰ für den Doppel⸗Centner Weizen vorschlug, daß schon der damalige erste Reichstag, der diesen Zoll wesentlich als einen Retorsions⸗, als einen Finanzzoll bezeichnete, über die Vorlage der Regierung durch eine Verdoppelung dieses Zolles hinausging. Die Folge davon und die Erhöhung von 1885 ist aber nicht eine Steige⸗ rung der inländischen Preise gewesen, sondern wir haben bis zum Jahre 1887 herabgehende Preise gehabt mit kurzer Steigerung. Das sind doch so offenkundige, auf der Hand liegende Thatsachen, daß ich meine, von einer Vertheuerung des Brotpreises, der noth⸗ wendigsten Nahrungsmittel, kann gar keine Rede sein, auch jetzt nicht, auch nicht nach den erhöhten Zöllen vom vorigen Jahre. In Aller Hände sind ja doch diese Drucksachen, die vom Statistischen Bureau vertheilt worden sind, die über die Preise der wichtigsten Lebens⸗ mittel in den letzten 10 Jahren Auskunft geben. Da führe ich zunächst an den Durchschnitt der Preise in den zollfreien Jahren. Ich will nur von dem Roggen und Weizen sprechen, denn das sind die wesentlichsten Brotfruͤchte und in jedem Falle diejenigen, die wohl von der maßgebenden Be⸗ deutung sind. In den zollfreien Jahren von 1870 bis 1879 ist der Durchschnitt der Preise immer per Tonne Weizen 221 ℳ gewesen, für Roggen 169 ℳ Die Dezemberpreise 1888 sind für Weizen 4 ℳ, für Roggen 156 ℳ gewesen. Diese Preise in den zollfreien Jahren sind also erheblich höher, als die Preise im Dezember 1888 Sr der Wirkung der hohen Zölle und einer mittelmäßigen heimischen
Im Dezember 1888 hat der Weizen gekostet — es ist das der Monatsdurchschnittspreis — 184 ℳ, der Roggen 156 ℳ Es ist 111g in diesem Jahre die Differenz zwischen 221 und 184 bei Weizen, 8 zwischen 169 und 156 bei Roggen. Es ist also eine Vertheuerung 9. Preises durch diese Zölle in keinem Falle eingetreten; jedenfalls ine, die die Preise früherer Jahre überschreitet. Wenn man diese Fhatfache sich vergegenwärtigt und dabei die andere Thatsache, die
ie in den Berichten sämmtlicher landwirthschaftlicher Vereine sehen — es sind das 1887er, 1888er liegen noch nicht vor, es sind mir Fennerlich der Königsberger, die aus der Provinz Posen, Sachsen, 8 estsalen — sie alle betonen üͤbereinstimmend, daß bei den niedrigen Kornpreisen von 1887 ein Herabgehen der Arbeitslöhne nirgends zu fmerten ist, sondern umgekehrt eher eine steigende Tendenz. Wenn Bo der Effekt dieser Wirthschaftspolitik der gewesen ist, daß die rotpreise verbilligt worden sind und die Arbeitslöhne gestiegen ver⸗ möge der lebendigeren Thätigkeit in der Industrie und dem Handel, rist das kein Mißerfolg, sondern ein positiver und unbestrittener rfolg, den der Hr. Abg. Rickert nicht in Abrede stellen kann. Hann hat der Hr. Abg. Rickert mit großer Emphase dagegen 5 estirt, daß ihm vorgeworfen sei, er habe kein Herz für die Noth⸗ 18 Landwirthschaft und er habe nicht Mitgefühl für die Lage Fit Lomänenpächter. Ja, meine Herren, das ist ungefähr derselbe alas von Dialektik, in dem wir uns seit vielen Jahren 3 egen, jeder Uebersicht, die die Regierung die Ehre hat deen Häusern des Landtages zu überreichen, wo ganz ungeschminkt aif positiven Ergebnisse der letzten 8 dargelegt werden, 1 6effag zahlenmäßig ohne ein Wort des Raisonnements, haben 8 iese Betrachtungen angeschlossen. Wenn er die Berichte der Pöten 10 Jahre übersehen will, so findet allerdings in den zstlichen 8 üch nzen, die wenig oder keine Industrie haben, im Allgemeinen ein Bezsahang der Domänenpreise statt, während im Westen, in denjenigen doss ee, wo die Zuckerrüben⸗Industrie aufgeblüht oder neu eingeführt Ger en ist, ein Steigen sich ergeben hat. Wenn also auch das esammtfacit der Domaͤnenverpachtun bis zum Jahre 188
Steigerung ergeben hat, so ist jedesmal hier mit vollem Recht darauf hingewiesen worden, daß sich die Steigerung gerade auf gewisse Bezirke beschränkte, daß dagegen die Mehrzahl der Domänenverpachtungen einen Rückgang, mindestens einen Stillstand zeigt. Wenn also mit dem Jahre 1887 sogar ein Minus eingetreten ist, wenn die Steigerung in den besser situirten landwirthschaftlichen Gegenden nicht mehr den Rückgang in den anderen Bezirken über⸗ steigt, so ist das ganz gewiß ein beachtenswerthes Symptom; Niemand hat behauptet, Niemand hat versucht, die Uebersicht über die Domänenverpachtungen allein als die Begründung anzuführen für die wirthschaftlichen Maßregeln, die getroffen sind. Aber das wird doch der Herr Abgeordnete nicht bestreiten, daß die Domänenpächter als landwirthschaftliche Gewerbtreibende genau dasselbe wirthschaft⸗ liche Element repräsentiren, was der Pächter eines Privatgutes oder einer, der die eigene Wirthschaft betreibt, auch widerspiegeln. Weiter ist auch niemals etwas behauptet worden, als daß die Lage der Domänenpächter und die Ergebnisse der Domänenverpachtungen jeden⸗ falls eine symptomatische Bedeutung haben, weiter ist nichts behauptet worden. Neben diesem darf man eine Reihe anderer Symptome anführen: das Sinken aller Produktenpreise gegenüber den steigenden öffentlichen Lasten, der Armen⸗, Schul⸗ u. s. w. Lasten, und . Löhne.
eine Herren, diese Sache ist hier so oft besprochen, daß ich in
der That nur mit Widerstreben und mit Zurückhaltung dieselbe Sache hier wiederhole. Da der Hr. Abg. Rickert das aber nicht müde wird, so fühle ich mich auch in der Nothwendigkeit, ihm etwa zum zehnten Male dasselbe zu wiederholen.
Meine Herren, dann hat der Hr. Abg. Rickert mit einem großen Aufwand von sittlichem Pathos dagegen protestirt, daß man ihn falsch eitire. Ich befinde mich in der Lage, diese Bitte an den Hrn. Abg. Rickert auch recht ausdrücklich zu richten. Er ist sittlich entrüstet darüber gewesen, daß die Gegner ihn falsch citiren. Ich bin am vorigen Freitag — oder wann die erste Berathung des Etats statt⸗ fand — durch eine Trauerfeier verhindert gewesen, hier anwesend zu sein, ich habe also auch die Ausführungen des Hrn. Abg. Rickert vom 22. Januar damals nicht anhören können. Ich bin aber nachträglich durch die Entgegnung des Herrn Finanz⸗Ministers darauf aufmerksam gemacht worden; und ich muß sagen: ich bin doch einigermaßen er⸗ staunt darüber, welche Freiheit sich der Abg. Rickert in seinen Citaten aus amtlichen Schriftstücken und zwar aus den meinigen genommen hat. Ich glaube, daß nur das, was man fordern kann, richtig wörtlich eitirt zu werden, daß man einigermaßen aus dem Zusammenhang gerissene Worte in seinem Sinne fruktifizirt, das will ich nicht weiter übel nehmen, das gilt dialektisch und parlamentarisch vielfach für erlaubt, aber nachahmenswerth, möchte ich sagen, finde ich es gerade nicht. Der Hr. Abg. Rickert — es bewegt sich meine Entgegnung vollständig in dem Rahmen seiner eben gehörten Ausführungen — citirt unter Anderem aus dem letzten Bericht, den ich die Ehre gehabt habe, über die Jahre 1884 bis 1887 zu erstatten:
So schwer aber die Krisis auf der deutschen Landwirthschaft gelastet hat, so groß sind annähernd die Vortheile,
— groß gedruckt —
welche während dieser Zeit in allen Zweigen derselben durch inten⸗
sivere Kultur u. s. w. In dem Bericht steht nichts von Vortheilen, sondern Fort⸗ schritten Ist das dasselbe? Ich finde diese Art zu citiren doch recht bedenklich und frei.
Dann fährt der Hr. Abg. Rickert fort und citirt jedenfalls aus dem Bericht, aus dem Theil, der die Forstwirthschaft betrifft, fol⸗ genden Satz, indem er beginnt: „Der Herr Minister sagt“:
„Wenn auch in Betreff des Eisenbahntarifwesens noch nicht alle Wünsche der Forstverwaltung erfüllt sind, so muß doch dankbar anerkannt werden,
— hier bricht er das Citat ab und sagt: „u. s. w.“ Darauf kommen seine eigenen Schlußworte:
Sie haben also auch hier einen Bundesgenossen: auch der land⸗ wirthschaftliche Minister wirft einen scheelen Blick auf die Energie und Thatkraft, mit welcher der Eisenbahn⸗Minister alle Tarif⸗ ermäßigungen aus dem Felde geschlagen und bis jetzt gründlich abgewiesen hat.
Wie lautet aber das, was in dem Bericht darüber gesagt ist:
Wenn auch in Betreff des Eisenbahntarifwesens noch nicht alle Wünsche der Forstverwaltung erfüllt sind, so muß doch dankbar anerkannt werden, daß die in dieser Beziehung gemachten Konzessionen ihren günstigen Einfluß auf die Belebung des Holz⸗ handels nicht verfehlt haben, und daß namentlich der seit dem 1. Dezember 1881 auf der Ostbahn eingeführte Staffeltarif den werthvolleren Sortimenten der östlichen Provinzen dauernd einen wesentlich erweiterten Markt geöffnet hat.
„Mieine Herren! Ist denn das ein scheeler Blick auf den Eisenbahn⸗ Minister?
Ja, meine Herren, das ist aktenmäßig, vor Aller Augen lege ich das dar und nun frage ich, ist das eine loyale und richtige Citirung der Aeußerungen, die in den amtlichen Schriftstücken von mir ge⸗ macht sind?
Ich könnte dieser Rede nun noch weiter folgen, will es aber nur noch in einem Punkte thun. Er behandelt später in seinen Aus⸗ führungen den Werth der 1een und kommt auch mit einer leichten Wendung dazu, daß die Holzzölle nichts genützt hätten. Also er citirt. „Nicht ganz — so heißt es im Bericht — im erhofften Maß fühlbar sind bis jetzt die Wirkungen der Holzzoll⸗ erhöhungen für die Waldbesitzer in Deutschland gewesen,“ und er fährt dann fort: „Da haben Sie es also, die Herren, die nach den Zöllen am meisten schreien, haben keinen Vortheil von denselben gehabt, ein besseres Eingeständniß der Fetel der Zölle können wir gar nicht
aben.
Also, wenn gesagt ist nicht ganz, so heißt das in den Augen des Abg. Rickert: gar keine Wirkung. 3
Es wird dann ein Gegensatz konstruirt zwischen Finanz⸗ und Schutzzöllen. Nun, ich habe mindestens schon vier⸗ oder fünfmal bei Diskussionen im Reichstage und hier mir erlaubt, auf die Thatsache hinzuweisen, die eigentlich jedem geläufig sein muß, der sich überhaupt mit volkswirthschaftlichen und Zollfragen beschäftigt, daß ein Finanz⸗ zoll, welcher Art er auch ist, wenn er hoch genug ist, allemal als Sha wirken muß.
er reinste e ist ohne Zweifel unser Kaffeezoll, denn
Kaffee wächst in Deutschland nicht, und doch haben die Zollerhebungen
unzweifelhaft den Cichorienbau in der Provinz Sachsen und anderswo
gefördert und lukrativ gemacht. Ich glaube, wer die landwirthschaft⸗
lichen Verhältnisse nur einigermaßen kennt, wird das nicht in Abrede ellen.
Wenn ich also anerkenne, daß die Holzzölle als Finanzzölle den gewünschten Effekt nur theilweise gehabt haben, so ist damit nicht gesagt, daß sie darum überflüssig gewesen wären. Ich könnte den Herrn Abgeordneten außerdem noch darauf aufmerksam machen, daß ja die Holzzölle, wie sie von den verbündeten Regierungen 1885 vor⸗ geschlagen wurden, nicht in der vorgeschlagenen Höhe angenommen worden sind, es wurden 20 statt 30 ₰ pro 100 kg ange⸗ nommen, so daß also inssofern die Voraussetzungen der Königlichen Regierung sich gar nicht einmal als unrichtig erwiesen haben. Wären 30 statt 20 ₰ angenommen, so würde die Wirkung in höherem Maße eingetreten sein als so. Aber auch die jetzige finanzielle Wir⸗ kung hat sich nützlich und heilsam erwiesen. Im Fahre 1887 ist die Holzzolleinnahme bereits auf 8 800 000 ℳ für Rohholz gestiegen, und andererseits steht die Thatsache fest, daß die Zölle für gehobelte, be⸗ arbeitete Waare zweifellos außerordentlich nützlich für unsere Holz⸗ industrie gewirkt haben. In den Hafenstädten sind Sägewerke und Hobelwerke entstanden, die Hunderte von Arbeitern beschäftigen und ohne Zweifel eine Hebung der deutschen Industrie und des deutschen Arbeitslohnes zur Folge haben. Also, meine Herren, auch den Hinweis, daß in meinem Berichte etwas enthalten wäre, was im Widerspruch stände mit der Wirthschaftspolitik der ver⸗ bündeten Regierungen, welche auch die Politik der preußischen Staats⸗ regierung ist, — auch diesen Hinweis hoffe ich einigermaßen widerlegt
zu haben und ich würde dem Hrn. Abg. Rickert sehr empfehlen, bei künftigen Polemiken in seinen Citaten etwas vorsichtiger zu verfahren.
Abg. Schultz (Lupitz) ermahnte, angesichts des Ansturms bebhen die Zölle, die Landwirthe dringend, die Produktion
illiger zu gestalten, und bat, durch Tarifermäßigungen diese Bestrebungen zu unterstützen. Die Pachtrenten seien nach der Beschaffenheit des Bodens der Domänen nicht zu hoch ge⸗ griffen. Der Verpachtungsmodus bedürfe aber in mannig⸗ scher Beziehung einer Abänderung; namentlich sei ein
ttrengere Prüfung der Pächter in Bezug auf ihre ne liche und wissenschaftliche Qualifikation und eine andere Art der Festsetzung des Pachtminimums zu wünschen. Es empfehle sich im Allgemeinen, einen sachverständigen Beirath bei der Verpachtung zu Rathe zu ziehen. 8
Abg. Dr. sah die zu hohe Pacht als die Ursach des Vermögensverfalls so zahlreicher Pächter an. An der hohen Pacht aber sei die öffentliche Lizitation mit der Regel, daß der Höchstbietende den Zuschlag erhalte, Schuld. Es sei allerdings schwierig, einen anderen geeigneten Modus der Verpachtung zu finden. Vielleicht empfehle es sich, ein Pacht maximum festzusetzen, und unter denen, die das Maximum erreichten, auszuwählen. Um so mehr sollte aber dann darauf gesehen werden, daß auch alle Pachtbedingungen voll erfüll G würden, namentlich sei die strengste Prüfung des Vermögens standes der Bietenden nothwendig.
Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Dr Freiherr Lueius von Ballhausen:
Meine Herren! Es bedarf nicht der Versicherung, daß die An⸗- regungen, die die beiden letzten Herren Vorredner gegeben, meinerseits die eingehendste Erwägung finden werden, und daß sich die von ihnen erörterten Gesichtspunkte durchaus mit den Anschauungen begegnen, die auch innerhalb der Staatsregierung in dieser Verwaltung maß⸗ gebend sind. 8
Beide Herren Vorredner haben anerkannt, daß es wohl sehr schwierig sein möchte, einen anderen Modus einzuführen bei der Domänenverpachtung als den nach Meistgebot. Ich bin mit ihnen voll ständig derselben Meinung. Bei einer Verwaltung von 340 000 ha, die in über 800 Pachtschlüsseln zur Verpachtung gestellt werden glaube ich, würde diese Verwaltung nicht in der Lage sein, die Ver⸗ antwortung auf sich nehmen zu können, einen anderen Modus zu be⸗ obachten. Sie würde in kurzer Zeit dem Vorwurf und dem Verdacht ausgesetzt sein, nach Willkür und nach Begünstigung zu handeln, und so hoch die Integrität des preußischen Beamtenstandes steht und immer gestanden hat und sicher auch ferner stehen wird, so sind das doch Auf⸗ gaben so diffiziler Natur, daß schon die Möglichkeit der Mißdeutung ein anderes Verfahren meines Erachtens ausschließt. Ich prüfe jeden Fall einer größeren Domänenverpachtung selbst. Jeder derartige Fall kommt zum Vortrag in der betreffenden Abtheilung, und ich glaube sagen zu können, daß kaum eine Entscheidung in dieser Beziehung in den letzten 10 Jahren ergangen ist, die ich nicht persönlich geprüft hätte. Dabei ist es ein außerordentlich schwieriger, oft peinlicher Entschluß, dem Höchstbietenden den Zuschlag zu ertheilen gegenüber dem vielleicht Nächstbietenden, der der langjährige Pächter ist. Trotz dem aber habe ich es für richtig befunden, an diesem Prinzip festzu- halten und bloß unter ganz bestimmten Umständen eine Ausnahme davon zu machen. Der Hr. Abg. Schultz⸗Lupitz hat diese Ausnahmen bereits angeführt, die ich hier vor einem oder zwei Jahren bereits auch schon ausgeführt habe, und bei dieser Auswahl hat immer in erster Linie gestanden die Prüfung: ist der Bestbietende in genügenden Vermögensverhältnissen Wund hat er die nothwendige wirthschaftliche Qualifika⸗ tion? Diese beiden ersten Gesichtspunkte sind in erster Linie geprüft worden und maßgebend gewesen und müssen es auch sein.
„Daß schon diese Prüfung gewissen Schwierigkeiten unterliegt, be⸗ weisen gewiß einige Fälle, obschon die Fälle, wie der Herr Vorredner sie angeführt hat, außerordentlich wenig zahlreich sind. Die Zahl der Insolvenzen in den letzten Jahren ist 1887 auf die höchste ge⸗ stiegen. Im Jahre 1887 sind 12 Insolvenzen eingetreten, im Jahre 1888 ist die Zahl schon wieder auf 7 herabgesunken, und 7 ist unge⸗ fähr die Ziffer, wie sie auch in den Jahren 1886, 1885, 1884 beob- achtet ist. Ich meine, das ist doch verhältnißmäßig keine hohe Ziffer, wenn man sich vergegenwärtigt, daß es über 800 Domänenpächter sind, die dabei in Frage kommen. Ich möchte also doch glauben, daß die Prüfung der Vermögensverhältnisse im Allgemeinen nicht eine ganz oberflächliche ist; daß sie aber Täuschungen unterliegt, das beweist gerade der Fall, den der letzte Herr Vorredner angeführt hat, ein Fall, der sich in der Provinz Hannover ereignet hat; ich will die Namen natürlicher Weise nicht nennen, weil es eine überflüssige Bloß⸗ stellung wäre, die nicht der Zweck unserer hiesigen Diskussion sein kann. Das kann ich aber versichern — und ich habe die Papiere inzwischen hier noch eingesehen — die Ermittelungen, die stattgefunden hatten, waren der Art, daß man mit bestem Glauben annehmen konnte. der betreffende Herr habe das zur Uebernahme der Domänen erforderliche Vermögen, was sich in diesem Falle auf 60 000 ℳ belief. Der Privatbesitzer, bei welchem der Betreffende früher eine Pachtung gehabt hatte, hat dem betreffenden Reflektanten die allerbesten Zeugnisse ertheilt, sodaß insbesondere der Vermögensnachweis für Jeden, der die Sache gründlich, aber nicht übermäßig argwöhnisch zu behandeln gewöhnt ist, sich als erbracht annehmen ließ. Trotzdem ist der Betreffende nach schon 2 Jahren in Konkurs gerathen, wobei allerdings der Umstand mit zur Geltung kam, daß derselbe eine Betheiligung an einer Zuckerfabrik hatte, was zur Zeit des Jahres 1884 noch ein sehr lukratives Ge⸗- werbe war, während in den folgenden Jahren ja eine bekannte Krisis eintrat. Ich gebe also vollständig zu, nach dieser Richtung muß die größte Vorsicht beobachtet werden, aber ich glaube auch versichern zu können, sie wird im Allgemeinen beobachtet.
Ebenso wird es nicht ganz leicht sein, die Reflektanten auf die Domänen gewissermaßen einer wissenschaftlichen Prüfung, einem zu unterziehen, ob sie die wissenschaftliche Quali⸗ fikation, zu wirthschaften, haben. Im Allgemeinen wird nach der Richtung hin der Nachweis gefordert, daß der Be⸗ treffende in einem reiferen Lebensalter ist, und daß er schon selbständig größeren Besitz als Pächter oder Administrator innegehabt hat. s werden die Zeugnisse der früheren Verpächter oder Gutsherrschaften gefordert, und ich glaube kaum, daß man in der Beziehung eine viel größere Sorgfalt aufwenden kann. Aber immerhin bin ich vollständig der Meinung, daß man versuchen kann, weiter in der Richtung zu gehen. Die Fixirung des Pachtminimums ist keineswegs von einer besonders entscheidenden Bedeutung. Wird das Pachtminimum nicht erreicht in der ersten stattfindenden Kon⸗ kurrenz, so wird im äußersten Fall, wenn die Gebote sehr viel unter dem Minimum bleiben, ein zweiter Termin festgesetzt, und erfolgt dann noch kein genügendes Gebot so wird einem Mindergebot der Zuschlag ertheilt. Es findet in der Beziehung — das glaube ich im Allgemeinen konstatiren zu können — Seitens der Provinzialregierungen weder eine Art von Ermuthigung, von Reklame statt, ein Pachtgebot abzu⸗ geben, noch auch das Gegentheil, eine Abschreckung und Zurückweisung.
Was die Feststellung des Pachtminimums betrifft, so ist diese Feststellung eine, die doch keine uͤbermäßig schwere ist, auch wenn die betreffenden Domänen⸗Departements⸗Räthe nicht gerade Landwirthe von Beruf sind. Einmal liegt als Maßstab in jedem Falle der Betrag der bisher bezahlten Pacht vor, es liegen die neuerlich statt⸗ gehabten Verpachtungen in der Nachbarschaft vor, so daß in der Be⸗ ziehung, glaube ich, keine besonderen Schwierigkeiten vorhanden sind ein Pachtminimum festzustellen. Die Termine finden offen und fre statt, die Bedingungen werden frühzeitig publizirt, und von Jedem, der wirthschaftlich reif ist, um zu reflektiren, muß angenommen werden, daß er sich selbst auch den richtigsten Rath zu geben in der Lage ist, ob er dies oder jenes Gebot abgeben kann. Auf
diesem Punkt aber, glaube ich, muß man ebenso bestehen wie in Be⸗ zug auf das Höchstgebot, auf dem Punkt nämlich, daß jeder sich klar
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