Botschaft die Theilnahme des Hauses auszudrücken. — Ein Widerspruch erfolgt nicht. — Ich werde danach verfahren.
Eingegangen ist ein Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung und Ergänzun vergehen der nicht richterlichen Beamten betreffen⸗ den Bestimmungen.
Auf der Tagesordnung steht zunächst die Berathung des Berichts über die Ergebnisse des Rechnung des preußischen Staats verwalteten Eisenbahnen im Betriebsjahre 1887/88.
Der Abg. Dr. Grimm beantragte, diesen Bericht einer besonderen Kommission zu überweisen, nicht der Budget⸗ kommission, weil diese bereits mit Arbeit überla
Der Abg. von Tiedemann (Bomst) widersprach diesem Antrage, da in einer besonderen Kommission leicht sich Sonder⸗ interessen hervordrängten.
. Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst und der Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum schlossen sich diesem Antrage an. ammacher verlangte Ueberweisung an eine besondere Kommission, da hier Fragen von allgemeiner gweite zu behande Der Bericht wur Der zweite Gegenstand der Tagesordnung, der Bericht über die Bauausführungen und Beschaffungen der ngen während des Zeitraums bis dahin 1888, wurde gleichfalls
einzelner die Dienst⸗
etriebs der für
Der Abg. Dr. de an die Budgetkommission verwiesen.
Eisenbahnverwaltu vom 1. Oktober 1887 an die Budgetkommission verwiesen.
Es folgte die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für 1889/90 und zwar zunächst der Etat der Gestütverwaltung:
bg. Klose verlangte eine Ermäßigung der Deckgelder bei
den Königlichen Gestüten. Abg. Drawe wünschte, en, das Deckgeld übertragen würde. Der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen lehnte dies ab, weil dann ein zu großes Rechnungswesen und ein zu schwieriges Kontrolwesen vor⸗ handen sein müsse, was in keinem Verhältniß zu den Ein⸗ nahmen stehe.
Die Einnahmen wurden darauf bewilligt.
Die Ausgaben für die Hauptgestüte werden ohne Debatte
daß, im Fall die Stuten verworfen
Ausgaben für die Landgestüte und zwar speziell für Rastenburg wünschte Abg. Freiherr von Lyncker eine größere Uebereinstimmung in den Prinzipien der Gestütsverwaltung und den Remontekommissionen. Ferner sei eine Aufbesserung der Gehälter der Gestütswärter in Pudwallen wünschenswerth, da ein großer Theil der ostpreußischen Landleute nach dem Westen auswandere.
Minister für Landwirthschaft ꝛc., Dr. Lucius von Ball⸗ hausen erklärte, daß eine Aufbesserung der betreffenden Ge⸗ hälter wünschenswerth sei, eine Aenderung der Prinzipien des ostpreußischen Gestütswesens überhaupt sei aber nicht nöthig. Gerade der Zweig der Remontepferdezucht sei in Ostpreußen noch gewinnbringend.
Die Ausgaben für das Gestüt Rastenburg wurden be⸗
Ebenso ohne Debatte die übrigen betreffenden laufenden
Ankauf von Pferden bei den einmaligen und außer⸗ ordenklichen Ausgaben werden verlangt 66 000 ℳ, 36 500 ℳ mehr als früher.
Der Referent, Abg.
Freiherr von Erffa, beantragte im Namen der Kommission die Bewilligung dieses Titels, wie des Titels 10, betreffend die Errichtung eines neuen Land⸗ im Regierungsbezirk Königsberg. de Titel wurden bewilligt, ebenso der Rest des Etats der Gestütsverwaltung.
Bei Schluß des Blattes ging das Haus zur Be⸗ rathung des Etats der Berg⸗, Hütten⸗ und Salinen⸗ verwaltung über.
— Das II. Verzeichniß der bei dem Hause der Ab⸗ geordneten eingegangenen Petitionen ist zur Vertheilung Die Zahl derselben beträgt 202. Davon wurden 34 ommission für Petitionen, 11 der Kommission für Agrarverhältnisse, 5 der Kommission für das Justizwesen, 3 der Kommission für das Gemeindewesen, 126 der Kom⸗ mission für das Unterrichtswesen, 22 der Kommission zur Prüfung des Staatshaushalts und 1 der Kommission zur Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Ergänzung des Gesetzes uͤber die Erleichterung der Volksschullasten, überwiesen.
— Im 3. Kösliner Wahlbezirk Schievelbein⸗ Dramburg ist an Stelle des Landraths von Brockhausen, welcher das Mandat zum Abgeordnetenhause niedergelegt hat, Graf Kleist⸗Schwerin (deutschkonservativ) mit 82 gegen 6 Stimmen zum Mitglied des Hauses der Abgeord⸗ neten gewählt worden.
— Der General⸗Lieutenant von Kretschman, Com⸗ mandeur der 13. Division, und der General⸗Lieutenant von Kropff, Commandeur der 15. Division, haben Berlin na
Meldungen bezw. beendetem Urla en.
Abstattung wieder verla
— Der General⸗Lieutenant von Hänisch, Commandeur der Kavallerie⸗Division des XV. Armee⸗Corps, ist von Metz zur Abstattung persönlicher Meldungen hier eingetroffen.
Bayern. München, 30. Januar.
läßlich des Todes des Kronprinzen Rudolph von Oe
sind die Prinzessin Gisela und Prinz Leopold heute Abend 8 ½ Uhr nach Wien gereist.
Dresden, 30. Januar. (W. T. B.) Der e Hofball findet wegen Ablebens des r Rudolph von Oesterreich nicht statt. Die erschütternde Nachricht findet in allen Kreisen die regste
(W. T. B.) Der Königliche Hof — * Todes des Kronprinzen Rudolph von Oester⸗ eich Trauer bis zum 13. Februar cr. angelegt.
chsen⸗Meiningen. Meiningen, 29. Januar. Meiningen wurde
(W. T. B.
TSachsen. heute angesagt Kronprinzen
Herzogthum Sachsen⸗ kag Kaiser Wilhelm's II.
erhebender Weise auf das Festli
v der E1 and in allen Unterrichtsanstalten eine angemessene Vorfeier unter Aussetzung des gewöhnlichen Schulunterrichts statt. 1 selbst wurde der hohen Bedeutung desselben im Die Krieger⸗ und Militärvereine hatten orfeier unter allgemeiner Be⸗
der Geburts⸗ in patriotisch begangen. Auf An⸗ bereits am 26. d.
allerorten
zum Theil schon am 26. zur
artige Ruine Sorben burg glänzend beleuchtet worden.
abgereist.
8
Wortlauts: „Ein erschütternder Schicksalsschlag höchste Kaiserhaus, hat alle Völker der österreichi
Zungen, zu bringen kaum im Stande ist.
jedoch schon gestern etwas unwohl und mußte sich desha
dieselben nach so
Seele ausgehaucht habe.
welches das A
großes Unglück standhaft zu tragen.“
Kronprinzen, insbesondere von einem Jagdunfall sprechen.
haben die heutige Vorstellung abgesagt.
Jagdschlosse Meyerling verschied. Wie verlautet, erfo
bis auf Weiteres einzustellen und die Universitäts⸗
Gemeinderath sagte alle Sektions⸗ und Plenarsitzungen ab und tritt morgen Vormittag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Die Börsenkammer gab in der Abendsitzung der tiefen Trauer über den Heimgang des Kronprinzen Ausdruck, und beschloß, außer morgen auch am Beisetzungstage keine Börse abzuhalten. Am Nachmittag und während des Abends durchströmten fortwährend dichte Schaaren der schmerzerfüllten Bevölkerung die Hofburg. Sämmtliche Karnevalsfeste sind bis auf Weiteres abgesagt. Die Vergnügungslokale sind ohne Ausnahme geschlossen.
— 30. Januar, Abends. (W. T. B.) Die für heute bestimmte Abreise des Kaisers und der Kaiserin nach Pest unterbleibt. Am Nachmittage erschienen der Bürger⸗ meister und der Vize⸗Bürgermeister von Wien in dem Ober⸗
ofmeisteramt, um dem tiefen Mitgefühl der Bevölkerung
usdruck zu geben. Von vielen Häusern wehen bereits Trauer⸗ fahnen. — Das „Fremdenblati“ sagt über den erschütternden Todesfall: „Der Thronerbe, und mit ihm die Hoffnung der Völker Oesterreichs, ist dem Leben und seinem zu⸗ künftigen erhabenen Berufe entrissen, das geliebte Peens vi-de das ganze Reich in unaussprechliche, namenlose Trauer versetzt.“ — Die „Neue Freie Presse“ schreibt: „Mit dem heutigen Tage ist die Monarchie in ein Land der Klage und der Thränen verwandelt; ein Leben hat geendet, das Nichts als Anmuth, Geist, und Ritterlichkeit ausströmte. Gott tröste den Kaiser,
theiligung Festkommerse veranstaltet. Am Geburtstage sanden fast in allen größeren Städten zahlreich besuchte Festessen und andere 1 eiien statt. — In Saalfeld war die groß
Anhalt. Dessau, 29. Januar. (Anh. St.⸗A.) Prinz Eduard ist heute Morgen von hier nach Sondershausen
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 30. Januar, Abends
5 Uhr 38 Min. (W. T. B.) Soeben erscheint ein Extra⸗ blatt der amtlichen „Wiener Zeitung“ folgenden se das Aller⸗
sch⸗ungarischen
Monarchie, hat jeden Oesterreicher, jeden Ungar betroffen: Der allverehrte Kronprinz Rudolph ist todt! Der tiefgeliebte Sohn Sr. Majestät des Kaisers und Ihrer Majestät der Kaiserin, das Lebensglückder zärtlichen Gemahlin Kronprinzessin Stephanie, der liebevoll verehrte Bruder der Prinzessin Gisela und der Erz⸗ herzogin Valerie, der Stolz des gesammten Allerhöchsten Kaiser⸗ hauses, die Hoffnung der treuen Völker der Monarchie ist in der Blüthe seiner Jahre, in der Vollkraft seines Wirkens in ein frühes Grab gesunken. In tiefster Trauer, das Herz voll unendlichen Wehs, wenden in angestammter Liebe und Treue die Völker des Reichs ihren schmerzerfüllten Blick dem Aller⸗ Fochsten Throne zu und vereinigen sich in dem innigen Ge⸗ ete — Gott möge unser allgeliebtes Herrscherpaar und das ganze Kaiserhaus in so schwerer Stunde jenen Trost finden lassen, den ein Menschenwort, tönt es auch von Millionen
„Ueber den erschütternden Todesfall können wir Nach⸗ stehendes mittheilen: Der Durchlauchtigste Kronprinz hatte sich vorgestern zur Jagd nach Meyerling bei Baden begeben und mehrere Jagdgäste, wie den Prinzen Philipp von Coburg und den Grafen Hoyos geladen. Seine Hoheit befand sich
t
entschuldigen, bei dem in der Hofburg Allerhöchst anberaumten Familiendiner nicht erscheinen zu können. Als die Jagdgäste sich heut Morgen versammelten und der Durchlauchtigste Kronprinz nicht erschien, wurden
fürtiger theilnahmvoller Erkundigung durch die entsetzliche Nachricht von Schmerz überwältigt, daß der Kronprinz in Folge Schlaganfalls seine edle
„Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf die erschütternde Kunde in der Hofburg ein. Bei dem unaussprechlichen Weh, erhöchste Kaiserhaus erfüllt, treten unwillkürlich
auf jedes Oesterreichers Lippen die Worte: Gott erhalte, Gott schütze, Gott segne Se. Majestät und das Allerhöchste Kaiserhaus und verleihe uns Allen Stärke und Kraft, solch
— 30. Januar, Abends. (W. T. B.) Das K. K. Telegraphen⸗Correspondenz⸗Bureau meldet: Der offiziellen Darstellung der „Wiener Zeitung“ gegenüber ent⸗ fallen jene Versionen der Abendblätter, welche in der Wieder⸗ gabe der ersten über das furchtbare Unglück nach Wien ge⸗ drungenen Gersichte von anderen Ursachen des Todes des
Die Trauerbotschaft wirkte anfangs allseitig lähmend. Gegenwärtig durchziehen die Hauptverkehrsadern der Stadt roße Menschenmengen, in deren Haltung die tiefste Be⸗ türzung und die innigste Theilnahme sich kundgiebt. Die Extraausgabe der „Wiener Zeitung“ wandert von Hand zu Hand. uf den Telegraphenämtern herrscht ein ungeheurer Andrang. — Auf der Börse machte der Börsenkommissar um 1 ³¾ Uhr die Mittheilung von dem Tode des Kron⸗ prinzen. Die höchste Bestürzung bemächtigte sich der Ver⸗ sammlung; der Verkehr stockte vollständig. Alles stürzte in chaotischer Unordnung auf die Straße. Die Börse wurde sofort geschlossen, und bleibt heute Abend und morgen ge⸗ schlossen. — Die Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde ebenfalls, als die offizielle Bestätigung der Trauernachricht einging, unter großer Aufregung der Abgeordneten sofort aufgehoben. Beide Hoftheater und sämmtliche Privattheater
— 30. Januar, Abends. (W. T. B.) Amtlich ist fest⸗ gestellt, daß Kronprinz Rudolph heute Morgen zwischen 7 und 8 Uhr plötzlich in Folge eines Herzschlages 89 88
gt die Ueberführung der Leiche von Baden um Mitternacht, die Ankunft in Wien 1 Uhr Morgens. Die Anordnungen für die Leichenfeier werden voraussichtlich morgen getroffen. — Sämmtliche Mitglieder des Kaiserlichen Hauses erschienen im Laufe des heutigen Tages in der Hof⸗ burg, um dem Kaiser, der Kaiserin und der Kron⸗ prinzessin Wittwe ihr Beileid auszudrücken. Im Laufe des Nachmittags fuhren beim Auswärtigen Amt der päpstliche Nuntius und sämmtliche Botschafter und Gesandten vor und drückten dem Grafen Kälnoky ihre schmerzliche Erschütterung über den Trauerfall aus. — Der Senat der Universität beschloß, die Vorlesungen
Bibliothek zu s ließen; morgen wird der Senat über die Form der Trauerkundgebung Beschluß fassen. Der
as Reich und uns Alle, die diesen herrlichen Mann, dessen Leben dem Vaterlande, der Tugend und der Aufklärun gewidmet war, verloren haben.. — Das „‚Neue jenen Tageblatt“ sagt: „Ein zermalmendes Unglüch hat Oesterrech betroffen, Kronprinz Rudolph, die Zukunft des Reichs der Liebling aller Völker der Monarchie, ist todt.“ — Die Pre h e“ schließt ihre schmerzerfüllte Klage um den Dahin⸗ geschiedenen mit den Worten: „Der Stolz des Kaiserlichen Vaters und der treu ergebenen Völker der Monarchie ist uns Allen jäh entrissen.“ —
— 31. Januar. (W. T. B.) Die amtliche Anzeige vom Tode des Kronprinzen in der „Wiener Zeitung⸗ lautet: „Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit, der Durch⸗ lauchtigste Kronprinz Erzherzog Rudolph ist gestern, den 30. d. M. zwischen 7 und 8 Uhr früh in seinem Jagd⸗ schose in Meyerling bei Baden am Herzschlag plötzlich ver⸗
ieden.“
Ein nach dem Jagdschloß Meyerling gesandter Berihht⸗ erstatter des „Fremdenblatts“ meldet Folgendes: Kron⸗ prinz Rudolph hatte sich Montag Mittag in einer Hofequipage von Wien nach Breitenfurth begeben, wo ein Wiener Fiaker denselben erwartete. Der Kronprinz benutzte den Wagen nicht sondern legte die kurze Wegstrecke nach Meyerling zu Fuß zurück, in vergnügtester Stimmung mit seinen Jogd⸗ gästen plaudernd. Bei der Rückkehr von der am Dienstag abgehaltenen Jagd klagte der Kronprinz über Kopfweh, zog sich in seine Gemächer zurück und ließ seine Theilnahme an dem für den Abend anberaumten Kaiserlichen Familien⸗ diner absagen. Am Abend desselben Tages arbeitete Kion⸗ prinz Rudolph einige Zeit in seinem Schlafzimmer und schrieb mehrere Briefe. Am Morgen des Unglückstages erwachte der Kronprinz vor 7 Uhr, läutete seinem langjährigen Kammer⸗ diener, Johann Loschek, und befahl das Frühstück. Als der Leibkammerdiener kurz vor ½ 8 Uhr diesen Befehl aus⸗ führte und in des Kronprinzen Schlafzimmer trat, fand er denselben todt im Bette. Prinz Philipp von Coburg und Graf Josef Hoyos befanden sich im Schloßhofe, als der Leibkammerdiener leichenblaß mit der Entsetzenskunde herausstürzte. Sofort eilten dieselben in des Kronprinzen Schlafgemach und sahen, daß alle menschliche Hülfe vergebens war. Prinz Philipp verblieb, niedergeschmettert von dem großen Unglück, am Sterbebett seines erlauchten Schwagere, während Graf Hoyos über Baden nach Wien fuhr, um der Kaiserlichen Familie die furchtbare Botschaft zu überbringen.
Sämmtliche Morgenblätter, welche in Trauer⸗ ausgaben erschienen, feiern in ihren dem Kronprinzen ge⸗ widmeten Nachrufen den Heimgegangenen als den Stolz seiner Kaiserlichen Eltern, den Schmuck und die Zierde des gesammten Kaiserlichen Hauses, als den Hoffnungsstern der Völker OesterreichUngarns, als edlen Anwalt und groß⸗ müthigen Förderer der Künste und Wissenschaften. In rührenden Worten leihen dieselben insbesondere dem innigsten Mitgefühl an dem Schmerz des Kaisers und der Kaiserin und der Kronprinzessin⸗Wittwe Ausdruck.
„— 31. Januar. (W. T. B.) Ueber die Ueber⸗ bringung der Trauerbotschaft nach der Hofburg bringt die „Presse“ folgende Schilderung: Graf Hoyos langte in seiner Füigerele vung um 11 ½ Uhr in der Hofburg an und begab sich sofort in das Kabinet des Kaisers, welches er nach einer Viertelstunde wieder verließ. Un⸗ mittelbar darauf eilte der Kaiser zu der Kaiserin, welche nach den ersten Augenblicken des tiefsten Herzeleids die über⸗ menschliche Kraft fand, sich an der Seite des Kaisers zu der Kronprinzessin zu verfügen. Nur mühsam gelang es dem Kaiser und der Kaiserin, die Kronprinzessin von dem Entschlusse, sofort nach Meyerling zu fahren, abzubringen. Der Kaiser zog sich darauf in seine Gemächer zurück und blieb bis 3 Uhr mit seinem Schmerz allein. Sodann ertheilte der Kaiser Anordnungen zur Ueberführung der Leiche und empfing darauf den Bericht des Hofraths idenhofer, welcher Vormittags nach Meyerling entsendet worden war. Hofrath Widenhofer fuhr darauf abermals nach Meyerling.
— 31. Januar, Vormittags. (W. T. B.) Das Sterbe⸗ gemach des Kronprinzen in Jagdschloß “ zeigt die denkbar schli teste Einrichtung; das Sterbebett ist ein einfaches Bett von Nußbaumholz, über welchem in silbernem Rahmen das Bild der Kronprinzessin Stephanie hängt. Auf dem Schreibtisch lagen Aaquarellzeichnungen, Bücher, eine große Mappe mit Bauplänen, zwei uneröffnete Briefe. Die aus Wien eingetroffenen Hofbeamten versiegelten sofort nach ihrer Ankunft die Briesschaften und Papiere und nahmen ein Protokoll darüber auf. Der Hofburg⸗Pfarre Mayer segnete die Leiche ein, deren Kopf auf zwei Polste gebettet wurde. Die Züge des Verewigten zeigten nicht die v Veränderung. Der Wagen zur Ueberführung der
eiche von Meyerling nach Baden, den die Gemeinde Baden gestellt hatte und welchen Gendarmen eskortirten, setzte sic um 7 ½ Uhr in Bewegung und traf um 8 ½ Uhr auf dem Badener VBahnhofe ein, wo eine dichtgedrängte Menschen⸗ menge die Leiche unter Entblößung des Hauptes lautlos begrüßte. Prinz Philipp von Coburg ist gestern Abends 9 ½ Uhr hier angekommen. Erzherzog Franz Ferdinand is aus Prag, Erzherzog Otto und Erzherzogin Maria Josephe sind aus Brünn hier eingetroffen. ie Ankunft der übrigen außerhalb weilenden Mitglieder des Kaiserlichen Hauses widd heute erwartet.
— 31. Januar. (W. T. B.) Die sterblichen Ueberreste des Kronprinzen sind heute Nacht von Meyerling zu Wagen nach Baden und von dort durc einen besonderen Kaiserlichen Hofzug nach Wien über⸗ geführt worden. Hier umstanden große Menschenmassen in düsterem Schweigen den Südbahnhof; die einfache Auf⸗ forderung der Wachtleute an dae Publikum genügte, um, jetzteres zur sofortigen Räumung des Bahnhofs zu vel⸗ anlassen, als die Stunde der Ankunft des Trauerzuges herannahte. Kurz vor Mitternacht trugen vier Hoflakaien die schwarz behängte Bahre auf den Perron; um 12 ¼ Uhr erschien der Oberst⸗Hofmeister, Prinz Hohenlohe, und um Uhr fuhr der Trauerzug in die Halle ein. Der Sarg wurde so⸗ dann vom Wagen gehoben, auf die Bahre gestellt und mit einem schwarzsammetnen Bahrtuch bedeckt, in welches ein großes goldenes Kreuz gestickt war. Inzwischen entblöften die Anwesenden in öeca- Stille die Häupter. Hiernäch wurde die Leiche auf einem sechsspännigen Hofwagen nach der Hofburg geleitet. Hinter dem Sarge schritt der dof burg⸗Pfarrer Mayer, dann der Sber Hb meister Prin
ohenlohe und die Adjutanten des Kronprigsen, Oberst⸗
Lieutenant Graf Orsini und Hauptmann von Giessel, velg⸗ die Ueberführung der Leiche geleitet hatten. Je drei Garde⸗
reiter begleiteten den Wagen rechts und links. Am Bahnhoft
ßte die Menge beim Erscheinen des Trauerzuges die pter; ebenso begrüßte die auf dem Burghofe angesammelte
Serracch Menge den todten Kronprinzen in stummer Ehr⸗ erbietung. In der Hofburg wurde der Sarg sofort in die Appartements des Hohen Verblichenen getragen.
Das Abgeordnetenhaus versammelt sich morgen Mittag 12 Uhr, das Herrenhaus um 1 Uhr zu Sitzungen, um selmen Gefühlen der Trauer Ausdruck zu geben. In den Schaufenstern der Buch⸗ und Kunsthandlungen sind überall
Bildnisse des beins Fengenfn edlen Fürsten ausgehängt, dicht
ert von Menschenmassen, deren Haltung die tiefschmerz⸗ veeeEimmung der Wiener Bevölkerung unverkennbar wider⸗ spiegelt. Die Damen tragen vielfach Trauergewänder.
Prag, 30. Januar. (W. T. B.) Die Bevölkerung ist in großer Aufregung und schmerzlicher Bewegung,. Den Stadtverordneten theilte der Bürgermeister tieferschüttert die Trauerbotschaft mit; die Sitzung wurde darauf aufgehoben. Die Theater sind bis auf Weiteres geschlossen. Erzherzog
ranz Ferdinand reiste heute Abend nach Wien ab. Die Fraralversammlung des deutschen Kasinos wurde nach einer ergreifenden Trauerrede des Vorsitzenden vertagt.
Pest, 30. Januar. (W. T. B.) In Folge der gestrigen Ansammlung wurde in der Umgebung des Parlaments⸗ gebäudes ein Militärcordon gezogen, um eine Demon⸗ stration gegen die Parlamentsmitglieder zu verhindern. Da⸗ gegen erhob die Opposition in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses Einsprache, weil dadurch angeblich die freie Berathung des Parlaments gehindert sei, und beantragte die Vertagung der Sitzungen. Hierauf suspen⸗ dirte der Präsident die Sitzung auf eine halbe Stunde, um sich zu überzeugen, ob die freie Bewegung der Abgeordneten behindert sei. — Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde ein Antrag des Präsidenten acceptirt, nach welchem der Prä⸗ sident im Einvernehmen mit den Behörden wegen der freien Bewegung der Parlamentsmitglieder und wegen Sicherstellung der öffentlichen Ruhe und Wahrung der Würde des Parla⸗ ments Verfügungen treffen soll. Hierauf wurden die Sitzungen bis nächsten Freitag vertagt.
Pest, 30. Januar, Abends. (W. T. B.) Die Trauer⸗ nachricht von dem Ableben des Kronprinzen Rudolph rief hierselbst allgemeine Bestürzung hervor. Das Abgeordnetenhaus wird morgen eine Sitzung abhalten, die lediglich der Mittheilung von dem Todesfalle gewidmet ist. Das Haus wird sich sodann auf unbestimmte Zeit vertagen. — Die Demonstrationen der Studentenschaft haben unter dem Eindruck der Todesnachricht von selbst auf⸗ gehört. Die zur Aufrechterhaltung der Ordnung bereit ge⸗ haltenen Truppen sind wieder in die Kasernen eingerückt. Theater, Bälle und andere öffentliche Unterhaltungen sind ab⸗
esagt.
ges 88 30. Januar, Abends. (W. T. B.) EW Abendblätter drücken in tiefempfundenen Worten die all⸗ gemeine Trauer über das Ableben des Kronprinzen Rudolph aus. „Pesti Naplo“ sagt: „Ganz Ungarn weint mit uns; die Blüthe des Thrones, die Hoffnung der Nation ist gebrochen, todt. Erschüttert stehen wir vor dem Rathschluß des Allmächtigen und können ihn nicht fassen.“ — Ausallen Theilen des Landes treffen Nachrichten über die tief⸗ erschütternde Wirkung der Todesnachricht ein; überall sind die öffentlichen und Privatfestlichkeiten abgesagt.
Großbritannien und Irland. London, 30. Januar. (W. T. B.) Der Herzog von Cambridge ist heute früh mit Gefolge über Paris nach Malaga abgereist, von wo er sich an Bord eines Kriegsschiffs nach Gibraltar begeben wird Nach vorgenommener Inspektion dieser Festung reist der Herzog sodann nach Malta.
Frankreich. Paris, 30. Januar. (W. T. B.) So⸗ gleich nach dem Bekanntwerden des Todes des Kron⸗ prinzen Rudolph von Oesterreich sandte der Präsident Carnot ein Telegramm mit lebhaften Beileids⸗ bezeugungen an den Kaiser Franz Joseph. Ein Offizier der Maison militaire des Präsidenten begab sich gleichzeitig zu dem österreichischen Botschafter, um demselben das tiefe Mitgefühl des Präsidenten auszudrücken.
Der Minister⸗Präsident Floquet empfing heute den Vorstand der äußersten Linken und erklärte demselben: er habe daran gedacht, seine Entlassung zu nehmen, sei aber davon zurückgekommen Angesichts der Intriguen und Angriffe seiner Gegner. Er werde also vor die Kammer treten, ausführliche Aufschlüsse geben und ein Vertrauens⸗ votum derselben verlangen; er sei bereit, energisch vorzugehen und einen Gesetzentwurf betreffs Unter⸗ drückung aller Angriffegegen die Verfassung und die öffentlichen Gewalten, sowie einen Entwurf über das Anschlags⸗ und Colportagewesen einzubringen. Floquet hält eine Auflösung der Patriotenliga für unnütz, denn dies würde dieselbe nicht W sich umzugestalten. Der Minister⸗Präsident erklärte ferner, er werde die Ein⸗ bringung eines Entwurfs wegen Wiederherstellung der Bezirksabstimmung nicht von dem Ergebniß der Interpellation Jouvencel's abhängig machen, werde vielmehr den Entwurf alsbald von der Tribüne aus einbringen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. Januar, Vormittags. (W. T. B.) Der Tod des Kronprinzen Rudolph von Oesterreich hat hier auf das Schmerzlichste überrascht und findet überall das herzlichste Bedauern und Mitgefühl. Die größeren Zeitungen bringen bereits warme Nachrufe für den Verstorbenen, obschon die Todesnachricht erst gestern Abend bekannt wurde. 1
Der Großherzog, der Erbgroßherzog und die Prinzessin Alix von Hessen sind gestern hier an⸗ gekommen. Dieselben wurden von dem Kaiser, dem FirFiteten ag tn c38, zahlreichen anderen Mit⸗ aliedern der Kaiserlichen Familie und der deutschen Botschaft am Bahnhofe empfangen, begaben sich von dort zur Begrüßung der Kaiserin nach dem Anitschkow⸗Palais und nahmen darauf im Palais des Großfürsten Sergius ihr Absteigequartier.
Italien. Rom, 30. nuar. (W. T. B.) Die Ragsich. von dem Ableben des Kronprinzen
Rudolph von Oesterreich machte in allen Kreisen den tiefsten Eindruck. Der König und der Minister⸗Präsident Crispi ließen sofort der österreichischen Botschaft ihr Beileid ausdruͤcken. Das fuüͤr morgen vorbereitete Fest bei dem .“ Botschafter, Freiherrn von Bruck, ist abgesagt worden.
— (W. T. B.) Die „Riforma“ äußert sich fol⸗ gendermaßen: „Die Nachricht von dem Tode des
h wird allenthalben mit schmerz⸗ genommen werden. ejntelligenz des
Kronprinzen Rudol lichster Bestürzung Charakter ewigten h ezogen; er ze uͤrsten oblieg
ohen Ver⸗ ufmerksamkeit auf sich drungen von den Pflichten, die einem tete sich gewissenhaft vor, dieselben
garische Monarch⸗
und die mächtige J atten bereits die igte sich durch en, und berei füllen; es ha sterreichisch⸗un Sein Verlust wird von Monarchie und von nicht gleichgültig zu o Romano Ableben des Kron Eindruck in der römisch Trauer des österreichisch mit demselben verwan nimmt die italienische österreichisch⸗un Der Papst, kunde informirt wurde, Joseph eine längere B
ie auf ihn zählen den Völkern und Freunden der bei einem so grausamen Geschick tief beklagt werden.“ ;— D. schreibt: „Die schmerzliche Nachri prinzen Rudolph hat den tiefsten Bevölkerung hervorgerufen en Kaiserhauses wird von un Königshause getheilt, und ebenso Nation Antheil an der Trauer der onarchie.“ 6 Uhr Abends von der Trauer⸗ richtete an den Kaiser eileidsdepesche.
Bukarest, 30. Januar. (W. T. B.) Der sterreichischen Kaiserhause erregt
edem, der leiben vermag,
arischen M.
Rumänien. Trauerfall im ö. überall die tiefste Theilnahme.
Amerika. Washington, orrow hat Resolutio
29. Januar. (W. T. B.) Der n der Repräsentanten⸗ nsantrag eingebracht, d ersucht wird, dahin zu wirken, Samoa so wiederhergestellt werde, wie r in Washington im Jahre 1887 zwischen
Staaten und England statt⸗ daß der Präsident Cleveland das Regelung der gegenwärtig in Samoa ten unter der Regierung eines ver⸗ bhängigen Eingeborenen zu sichern s kanischen Bürger zu wahren.
Deputirte M. kammer einen welchen der Präsident daß der Zustand in derselbe zu der Zeit der in Deutschland, den Vereinigten gehabten Konferenz war, Möglichste thue, um eine herrschenden Schwierig antwortlichen und un die Rechte der ameri
Zeitungsstimmen. Zeitung“ schreibt:
Die „National⸗ urch die Schre
Die ahnungslose Welt ist d Hinscheidens des Kr erschüttert w schmerzlichsten Bundesgenossen b Mutter, Kaiserin Elisabeth. der so jäh zur B w hanie zu. Die härteste Prüfung
der Verlust des einzig Franz Joseph Mitten seines
ckenskunde des plötlichen h von Oesterreich überrascht und
ist das der en erhabenen r schwer getroffene det sich die tiefste
onprinzen Rudolp e Das erste Gefühl, das sich meldet, Theilnahme für Kaiser Franz Joseph, d Deutschlands, und für die unsagba
Nicht minder wen Wittwe gewordenen Gattin, , die einen Vater und en Sohnes und Thron⸗ so nicht erspart geblieben, nach⸗ ihm dankbar ergebenen und ihm Fest seiner vierzigjährigen Regierung feiern
e Völker Oesterreichs den Sarg des chließt sich die deutsche Nation auf chweren Augenblicken machen sich die nde doppelt geltend, welche Deutsch⸗ binden. Die reiche Begabung des freie und vorurtheils⸗ chtigten Oester⸗ den schönsten Ar urm ist alles das geknickt sfüllbaren Verlustes bleibt ergönnt gewesen, so würde er — davon darf man litische Linie eingehalten haben, zielbewußt geht, Deutschland ssigen Verbündeten,
Sympathie herzogin Step Herrscher treffen kann, erben, ist dem Kaiser
zujubelnden Volkes das
Der Trauer, mit welcher di unglücklichen Prinzen umstehen, ste an. In solchen s alten und jetzt neu gefesteten Ba land mit Oesterreich⸗Ungarn ver ; sein unermüdliches Streben, die die er sich gewonnen hatte, bere offnungen, zu
Kronprinzen, lose Weltanschauung, ölker zu den frohsten Wie von einem plötzlichen St und nur die Empfindung zurück. Wäre den Thron auf das Fe die Kaiser F würde in dem Soh als in dem Vater, der F eine feste Stütze gefunden haben. knüpfte noch das österrei Interessen der Kunst und der und von dem ein berühmt gewordener anschließend lautet: Mehr Lich were tiefbewegt schritte der tückischen Krankhe Friedrich Wilhelm, der 1 jähen Schlage ist Kronprinz der Welt entrissen worden. Möcht en Angehörigen in der schmerzlichsten Tbeil⸗ schütterten Welt ein linderndes Moment
eines unau es dem Kronprinzen Rudolph v einer Väter zu besteigen, este überzeugt sein — die po ranz Joseph so fest und 3 ne einen nicht minder zuverlä — riede Europas und seine Kulturentwickelung Und wie viele besondere Hoffnungen Kaisersohn, der die höchsten Wissenschaft zu den seinen gema Ausspruch an Goethe
chische Volk an den
e Monate war es der deutschen Nation it zu verfolgen, welcher theure Kaiser Friedrich Rudolph seiner Möchten die so
auferlegt die Fort der geliebte Kronprinz erlegen ist. Mit einem Familie, seinem Lande, grausam geprüften nächst nahme der gesammten er
Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ sagt: ber die Ergebnisse der Lohnstatistik der Berufs⸗ e fortdauert und die verschiedenartigsten lichen Rückgang der Löhne in den Blät⸗ so möchten wir nicht unterlassen, der diesem ganzen Partei⸗ darauf nämlich, daß die für das Jahr 1886 theilweise Berufsgenossenschaften darin r 1886 zusammen mit den Löhnen des vierten Wenn man naänlich die Nach⸗ genaueren Durchsicht daß einzelne Berufsgenossenschaften, wie extil⸗Berufsgenossenschaft, die
Da der Streit ü genossenschaften in der Press Erklärungen über den angebl tern freisinniger Färbung auftauchen, hier auf einen Punkt aufmerksam zu machen, ezänk ein schleuniges Ende bereiten d fachweisung der Rechnungsergebnisse Ziffern enthält, weil einige die Löhne für das Jahr 1 Quartals 1885 nachgewiesen h weise der Jahre unterzieht, so zeigt sich, die Elsaß⸗Lothringische Textil Textil⸗Berufsgenossenschaft, die Papiermacher⸗, Eifen⸗ und Stahl⸗Berufsgenossenschaf Wasser⸗Berufsgenossenschaft u. a. im weisen, welche hinter den L Mark zurückstehen. als etwas Gegebenes h der elsässischen Textilindustrie, vor dem elektrischen Licht und Ae Wahrheit liegen aber nur unrichti die Geschäftsberichte der oben erw uns, daß beispielsweise die Gas⸗ Jahre 1886 nicht 22,3 Millionen Mark Löhne an nur 17,8 Millionen, die Papiermache dern 26,7, die Lackindustrie⸗Berufs die Schlesische Textil⸗Berufsgeno Süddeutsche Eisen⸗ und Stabhl⸗Berufsge 1— dern nur 53,3 Millionen Mark, und daß die Löhne des vierten Quartals 1885 darstellt. bei 12 Genossenschaften und belaufen Will man nun die Lo
1886 und 1887
Schlesische Süddeutsche t, die Tabacks⸗, die Gas⸗ und Jahre 1887 Lohnbeträge nach⸗ öhnen für 1886 um statistische Ziffern ohne nähere Prüfung hinnimmt, wird daraus vielleicht den Untergang
das Zurückweichen der Gasindustrie Aehnliches mehr beweisen wollen; in e Angaben vor, denn ein Blick auf ünten Berufsgenossenschaften belehrt und Wasser⸗Berufsgenossenschaft im erechnet hat, sondern enschaft nicht 33,3, son⸗ nossenschaft nicht 35,7, sondern 28,7 enschaft nicht 19,2, sondern 15,4, die nossenschaft nicht 66,5, son⸗ Differenz überall die Diese Differenzen finden ch insgesammt auf 80 — nverhälknisse des Jahres 1887 mit denen des Jahres 1886 vergleichen, so ist es nicht mehr als das vierte Quartal 1885 aus den Nach⸗ Man erhält dann für das Jahr 1886 ahlen für die Arbeiter entsprechen alle einen Lohnbetrag von 2148 Millionen
r 1887 sich 1 9 Millionen Läßt sich hieraus
r⸗Berufsgeno
illionen Mark.
billig, daß man die Löhne für 1886 ausscheidet. 35 Arbeitern (die dem Stande des Jahres 1886 . Mark oder durchschnittlich 618 ℳ pro Kopf, wogegen bei 3 861 560 Arbeitern und einer Lohnsumme von Mark etwa 620 ℳ pro ein Wachsthum
u Gunsten des Jahres 1887 weiter zu berücksichtigen daß die Stein⸗ bruchs „Berufsgenossenschaft wegen veränderter Anschreibung der Arbeiterzahl von etwa 100 000 Arbeiter mehr nachgewiesen hat und die Holz⸗, Eisen⸗ und Stahl⸗ und Baugewerks⸗Berufsgenossens
einen Zuwachs von ganz kleinen, nur kurze Zeit andauernden trieben in gleichem Umfange erfahren haben, so daß die Arbeiterzahl für 1887 um mindestens 200 000 reduzirt werden muß, wenn man mit dem Jahre 1886 vergleichbare Ziffern erhalten will. Dann steigt aber der Tohndurchschnitt für das Jahr 1887 auf 640 ℳ, und kann deshalb behauptet werden, daß die Löhne von 1886 auf 1887 that⸗ sächlich allgemein eine nicht unbedeutende Steigerung erfahren haben, womit diese Frage nunmehr endgültig gegen die freisinnige Partei und Herrn Rickert entschieden sein dürfte.
— Zur nürthschefitchen Lage bemerkt die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspanden 1 Ein Blatt, welches „unentwegt“ am Freihandel festhält, die „Kieler Zeitung“, meint, die Anhäͤnger der 1879 eingeleiteten und, wie wir hinzufügen wollen, inzwischen konsequent weiter entwickelten Steuer⸗ und Wirthschaftsreform gefielen sich bald in Schwarzmalerei, bald in Schönfärberei. Handele es sich darum, neue Schutzmaßregeln zu erwirken, so würden die wirthschaftlichen Zustände als schlecht und dringend der Abhülfe bedürftig hingestellt, wenn es sich aber darum handle zu zeigen, wieviel die Wirthschaftspolitik geleistet und wie trostlos unsere Lage ohne dieselbe sein würde, dann würden unsere Zustände als im höchsten Grade befriedigend geschildert und jede er⸗ freuliche Erscheinung des wirthschaftlichen Lebens, gleichviel ob sie mit der Wirthschaftspolitik im Zusammenhang stehe oder nicht, derselben auf Rechnung gesetzt. Hierbei werde nach dem „oft trügerischen Schluß“ verfahren, vek:was der Zeit nach aufeinander folgt, auch ursächlich zusammenhängt“.
So das freihändlerische Blatt, welches offenbar ein Aergerniß daran nimmt, daß, allen freihändlerischen Prophezeiungen zum Trotz, seit dem Uebergang zur nationalen Wirthschaftspolitik sich unsere wirthschaftlichen Zasg c⸗ konstant gebessert haben, sodaß man An⸗ gesichts der zur Zeit hestehenden Verhältnisse davon sprechen darf, jene Krise, die in der Mitte der siebziger Jahre begann, sei ics end⸗ lich überwunden. Die konstante Besserung, von der wir reden, schli keineswegs aus, daß für einzelne Fmeig⸗ inzwischen noch recht befriedigende Verhältnisse obgewaltet ben, daß hie und da auch ein Stillstand in der schon zum Bessern eingetretenen Entwickelung statt⸗ fand. Heute aber, nachdem nunmehr ein zur Beurtheilung der Wir⸗ kungen genügender Zeitraum verstrichen, darf man die allgemeine Lage mit Befriedigung überblicken und darf sogen, daß deren Entwickelung den Erwartungen entsprochen hat, die man an die Abkehr vom abso⸗ luten Freihandel und die Rückkehr zu einer gemäßigten Schutzzoll⸗ politik für Deutschland knüpfte. 1 “
Wenn aber das freihändlerische Blatt meint, es sei eine oft trügerische Schlußfolgerung, das propter hoc mit dem post hoc zu verwechseln, so wollen wir ihm darin keineswegs widersprechen Nur möchten wir bitten, sich daran zu erinnern, wie man freihändlerischer⸗ seits stets daran festgehalten hat und noch heute festhält, der in den sechziger und des ersten siebziger Jahren erfolgte wirthschaftliche Aufschwung stehe in ursächlichem Zusammenhang mit der durch den deutsch⸗französischen Handelsvertrag eingeleiteten Peneeegs. außerdem aber möchten wir des Weiteren bitten, hinfort nicht jede irgendwo oder irgendwie zu beobachtende wirthschaftliche Ungelegenbeit oder Preissteigerung den Schutzzöllen in Rechnung stellen zu wollen.
Aber hiervon abgesehen möchten wir um noch Eines bitten, nämlich um den Nachweis, wo 89- denn die Anhänger der nationalen Wirthschaftspolitik und der Steuerreform abwechselnder Schwarz⸗ malerei und Schönfärberei schuldig gemacht hätten? Unseres Wissens ist von dieser Seite stets nur das Bestreben an den gelegt, der Wahrheit gemäß die wirthschaftliche Lage zu schildern. Zur Schwarz⸗ malerei hatte diese Seite wahrlich keine Veranlassung, sie konnte viel⸗ mehr die kahle, nackte Wahrheit berichten, als es sich darum han⸗ delte, sei es die post oder propter hoc eingetretenen Folgen des absoluten Freihandels zu ermitieln, und ebensowenig haben wir zur Schönfärberei Veranlassung gehabt, als nachber die post oder propter hoc zu beobachtende Entwickelung der wirthschaftlichen Lage iu registriren war. 8 “
Wenn die freihändlerischen Prophezeiungen auch nur theilweise eingetroffen wären, dann müßte jetzt, nachdem wir zehn Jahre nationale Wirthschaftspolitik getrieben haben, unsere gesammte Erwerbsthätigkeit eigentlich ruinirt sein. Kann aber Angesichts solcher Sachlage, wie sie die „Hamb. Börsenhalle“ schildert, die Fabel von dem Fiasko der Wirthschaftspolitik nicht weiter verbreitet werden, dann sollte man sich doch schämen, die wirthschaftspolitischen Gegner der Schönfärberei zu beschuldigen. Wie schon gesagt, unsererseits haben wir weder zur Schönfärberei noch zur Schwarzmalerei Ursache; wir sind in der glück⸗ lichen Lage, die Wahrheit der Thatsachen sprechen lassen zu koͤnnen und wir freuen uns, wenn anständige Organe freihändlerischer Rich⸗ tung dasselbe thun, — für die anderen aber ist es bezeichnend daß man sich darüber noch freuen muß.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen gingen uns folgende Vereinsschristen zu: 1) Festschrift, gewidmet der Hauptversammlung des Gesammtver⸗ eins deutscher Geschichts⸗ und Alterthumsvereine, Pofen. den 10.— 12. Septemker 1888, von der Histor. Ges. f. d. Provinz Posen; herausgegeben von Dr. R. Prümers; Posen. 1888; Eigenthum der Gesellschaft. 2) Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen, zugleich der Historischen Gesellschaft für den Netze⸗Distrikt zu Bromberg. Her⸗ ausgegeben von Dr. Rodgero Prümers. IV. ebehen. 2. Heft. Posen, Eigentbum der Gesellschaft; Vertrieb durch Joseph Jolowicz. 1888. — Die Festschrift wird eingeleitet durch die aktengemäße Dar⸗ legung des Planes der Gründung einer Jesuiten⸗Universität zu Posen. zu weicher König Sigismund III. im Jahre 1611 bereits seine Zu⸗ stimmung gegeben hatte, die aber schließlich an dem Einspruch der Krakauer Akademie scheiterte. Der Verfasser, Dr Lucian Scherman in München, hat seine interessante Abhandlung durch Urkunden aus dem Königlich italienischen Staatsarchiv zu Rom, dem vatikanischen Archiv und dem Königlichen Staatsarchiv zu Posen belegt. In einem zweiten Beitrage bandelt Dr. Max Beheim⸗Schwarzbach in Ostrau bei Filehne über die Mäusethurmsage von Popiel und Hatto und die Erzählung von bwen — Die Vereins⸗Zeitschrift bringt in dem oben angege Heft den Schluß der Aktenstücke über den Plan der Gründung einer Jesuiten⸗Universität zu Posen“. Dann schildert Pastor Henschel in Zduny die Geschichte der evangelischen Gemeinde daselbst. Den übrigen Irhalt bilden kleinere Mittbeilungen: über die älteste Spur eines Hexenprozesses in Posen, vom Archivar Dr. Warschauer in Posen, und über den verloren ge. enen ehemaligen Willkommbecher der Müller⸗Innung zu Neutomischel, vom
Heraasgedee E. Großmann in Fraustadt berichtet über eine
eischrifttafel in Nevsrah. betreffend die Schlacht bei Fachant im Jabre 1706; D Kommiffurimg Fischer in über eine Erinnerung an Napoleon'’s I. Aufenthalt in Podrzewo im Jahre 1806. Der „Literaturbericht“ enthält Besprechungen hervorragender neuer Werke zur Geschichte der Provinz. — Dem dann folgenden, in der bE vom 30. Mar 1888 erstatteten Geschäftsbericht ist zu entnehmen, daß die Mitgliederzahl von 545 im Mai 1887 auf 675 angewachsen war, von denen auf osen 254, auf Ostrowo 59 kamen. Slatutengemäß hatten deri Vorstandsmitglieder auszuscheiden. Das L000 ersten Vorsitzenden, den Ober⸗Präsidenten Trützschler, und den stellvertretenden Worsi Dr. Prümers. Beide wurden einstimmig wi
Stelle des wegen längerer Beurlaubung ans dem Bo
denen Archiv⸗Ass
das Jahr 1886 nachweisen, f
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