1889 / 34 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Feb 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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werden solle.

rathung aus.

weiterung des Gesetzes wegen der damit verbundenen Schwierig⸗ keiten, die das Zustandekommen desselben verhindern könnten.

wiesen. (Schluß des Blattes.)

einer fälligen, zahlbaren Hypothek gehören nach einem Urtheil 8 u ihsgenschte, V. Civilsenats, vom 14. November v. J., nicht ohne

Grundstuck eingetragenen und fälligen Forderung, welcher als

sich durch einen Rechtsanwalt vertreten lassen, behufs Erhebung und Ablieferung der Gelder, obgleich ohne eine Verkürzung seines Interesses die Uebersendung des Betrages Seitens des Gerichts durch die Post hätte erfolgen können und im Fall

hebungsgebühr aus den Kaufgeldern nicht

Kapitän zur See dant Kapitän zur See Schwarzlose, sind am 5. Februar cr. in Palermo eingetroffen und beabsichtigen, am 8. dess. Monats wieder in See zu gehen.

bereitungen zu dem Wettiner Jubiläum meldet das „Dresdner Journal“: ordentlichen Vorarbekten, die das set verursacht, zu bewältigen. Bereits jetzt darf man die zuversichtli

die Theilnahme des gesammten Landes das herrliche Fest

von dem Festzuge. An demselben werden sich voraussichtlich die hervor⸗

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Erßeen Beilage.

In der heutigen (35.) Sitzung des Neichstages, welcher die Staatssekretäre von Boetticher, Graf Bismarck und Frhr. von Maltzahn beiwohnten, theilte der Präsident zunächst mit, daß ein Schreiben des Reichskanzlers an das Präsidium eingegangen sei, welches demselben das Modell des nach den letzten Dispositionen veränderten neuen Reichstags⸗ gebäudes zur Verfügung stelle. Das Modell werde im Foyer des Hauses aufgestellt werden.

uf der stand die Fortsetzung der dritten Berathung des Gesetzentwurfs, ber elenn die Fest⸗ stellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Ekats⸗ jahr 1889/90.

Bei dem Etat des Auswärtigen Amts bemerkte der Abg. von Bennigsen: Die zoologische Station des Hrn. Dr. Dohrn in Neapel, für welche eine Subvention von 30 000 eingestellt sei, habe einen bedeutenden und erfreulichen Fortschritt zu verzeichnen und erfülle ihren weck, die Erforschung der Fauna des Mittelländischen

eeres, in einem für die wissenschaftliche Welt bedeut⸗ samen Grade. Jährlich würden drei umfangreiche Bände publizirt, und die Zahl der dort für junge Gelehrte auf⸗ gestellten Arbeitstische ermögliche es fünfhundert Ge⸗ lehrten, die zum Theil Deutsche, zum Theil Fremde seien, Arbeiten auszuführen. Die Frage sei berechtigt, ob

ei dem stetig wachsenden Institut nicht eine höhere Sub⸗ vention angebracht sei, da ein solches ein Privatunternehmer nicht auf die Dauer unterhalten könne.

Der Staatssekretär Graf Bismarck erwiderte, daß er sich über die Anerkennung des verdienten Gelehrten Dr. Dohrn freue, dessen Institut in der That einen unerwarteten Aufschwung nehme und sich über Italien und Deutschland hinaus Anerkennung verschafft habe. Er habe selbst die Ehre gehabt, das Institut in Augenschein zu nehmen und es als eine der besten Anstalten für die praktische Wissenschaft, die in Europa existiren, be⸗ zeichnen müssen. Eine höhere Dotation sei bereits in Aussicht genommen gewesen, aber man habe Abstand davon genommen, weil man nicht die Stimmung im Lande und im Reichstage gekannt habe. Nach dieser dankenswerthen Anregung werde man es sich angelegen sein lassen, im nächsten Ekat eine angemessene Erhöhung in Aussicht zu nehmen.

Der Etat des Auswärtigen Amts wurde darauf bewilligt. (Schluß des Blattes.)

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Zweiten Beilage.

In der heutigen (11.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz beiwohnte, wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung der Krondotation, auf Antrag des Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst, an die Budgetkommission verwiesen.

Es folgte die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Erlaß oder die Ermäßigung der Grundsteuer in Folge von Ueberschwemmungen.

Abg. Drawe begrüßte die Vorlage mit Freuden, glaubte aber, daß sie in einer Kommission, vielleicht der für Agrar⸗ verhältnisse, vorberathen werden müßte.

Abg. Münzer bezeichnete sie als einen Akt der Gerechtigkeit

egenüber den durch die n Ferfch effhügen schwer ge⸗ chädigfen Landwirthen, namentlich auch in Oberschlesien.

g. von Jagow empfahl die Ueberweisung an die Agrarkommission. Seine Partei würde die Vorlage aber auch ohne eine solche Vorberathung annehmen.

Auf eine Anfrage des Abg. Freiherrn von Grote erklärte der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz, daß er nach dem Gesetz⸗ entwurf zur Gewährung eines Steuererlasses auch bei in der Vergangenheit liegenden Ueberschwemmungen ermächtigt

Abg. Melbeck empfahl ebenfalls Ueberweisung an die Agrarkommission und bat zu erwägen, ob man nicht das Gesetz auf andere Naturereignisse ausdehnen solle.

Ahg. Rickert schloß sich der letzten Ausführung des Vor⸗ redners an und sprach sich ebenfalls für kommissarische Be⸗

Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst warnte vor Er⸗

ie Vorlage wurde darauf an die Agrarkommission ver⸗

Der dem Hause der Abgeordneten zugegangene Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erwei⸗ terung, Vervollständigung und bessere Ausrüstung 31 Staatseisenbahnnetzes, befindet sich in der Zweiten

eilage.

Zu den nothwendigen Beitreibungskosten

Weiteres die Erhebungsgebühren für den Rechtsanwalt, welcher in Vertretung des Hypothek⸗

läubigers das Hypothekenkapital nebst Zinsen und Kosten er⸗ bebt. Hat also der Gläubiger einer auf einem suhhastirten

solcher legitimirt ist, im Kaufgelderbelegungstermin

des Nichterscheinens des Rechtsanwalts gemäß 8 121 des wangsvollstreckungsgesetzes vom 13. Juli 1883 erfolgt wäre, o kann er die an den

echtsanwalt von ihm zu zahlende Er⸗

iquidiren.

S. M. Kreuzer⸗Fregatten „Moltke“, Kommandant Schulze, und „Gneisenau“, Komman⸗

Sachsen. Dresden, 5. Februar. Ueber die Vor⸗

Die sämmtlichen Unterausschüsse sind rüstig dabei, die außer⸗

che Erwartung aussprechen, daß jest zu einem der großartigsten der Neuzeit gestalten wird. In erster Linie gilt dies

ragendsten Städte des Landes mit höchst det Farnten Darstellungen 11 chen Lebens mit betbeiligen. wit der Universität Leipzig

prache genommen worden. Nicht minder werden die landwirth⸗ schaftlichen Kreibvereine in dem Festzuge und zwar dem Anscheine nach in stattlicher Fülle ihrer Mitglieder vertreten sein. Die Kunstgenossenschaft setzt ihre Ehre darin, den Festzug in größter geschichtlicher Treue, sowie in künstlerischer Vollendung duschzufübken. Die Feststraße, welche der Zug zurücklegen wird, steht noch nicht fest; es sind verschiedene Vor⸗ schläge gemacht, über welche die letzte Entscheidung noch aussteht. Sobald die Entscheidung über die Feststraße getroffen ist, werden wir sie mittheilen. Einstimmigkeit herrscht aber schon jetzt darüber, daß es schlechterdings unmöglich ist, die Enthüllung des König Johann⸗Denkmals und den Festzug an einem und demselben Tage vorzunehmen. Bei der Denkmals⸗Enthüllung wird voraussichtlich auch die Garnison, ein⸗ schließlich der Militaͤrkapellen, mitwirken. Ebensowenig kann jedoch bei dem Festzuge auf die Mitwirkung des Militärs, insonderheit zur Belebung des Marsches des langen Festzuges verzichtet werden. Daraus folgt daß beide Höhepunkte des Festes auf zwei Tage vertheilt werden müssen. 11“

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 5. Februar. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserliche Familie empfingen von dem Sultan Telegramme herzlichsten Beileids anläßlich des Ablebens des Kronprinzen. Die ottomanische Re⸗

ierung übermittelte den Ausdruck ihrer Theilnahme durch den

otschafter Sadullah an den Minister Grafen Kälnoky. Der Sultan veauütragte den Botschafter mit der Vertretung bei den Leichenfeierlichkeiten.

5. Februar, Mittags. (W. T. B.) Das durch den Schriftsteller Jo kai im „Nemzet“ veröffentlichte Schreiben des Kronprinzen Rudolph an den Sektions⸗Chef von Szoegyenysi ist im Text nicht authentisch, aber in allen wesentlichen Punkten richtig, namentlich in den Stellen, die von der Absicht des Scheidens aus dem Leben sprechen und sich auf Grüße an die Freunde und den Segen für das Vaterland beziehen. Obwohl der Brief undatirt ist, scheint derselbe doch am Dienstag, 29. v. M., in Meyerling ge⸗ schrieben zu sein.

Das „Fremdenblatt“ meldet: es seien eine Reihe Tage⸗ bücher im Nachlaß des Kronprinzen sowie mehrere theils vollendete, theils begonnene Arbeiten gefunden worden. Ob ein Theil des Nachlasses veröffentlicht werden wird, ist unbestimmt.

Weitere Kranzspenden sind eingetroffen von der Kaiserin Friedrich, der Prinzessin ictoria, dem Prinzen und der . Heinrich von Preußen, der Großfürstin Maria Paulowna und der gesammten Fürstlich coburgischen Familie.

Bei dem Leichenbegängniß ist Kroatien ver⸗ treten durch den Banus, den Präsidenten und den Vize⸗ Präsidenten des Landtages.

Der Wiener Gemeinderath beschloß, das Porträt des Kronprinzen durch einen bewährten Künstler anfertigen

zu lassen.

5. Februar. (W. T. B.) Der Einlaß in die Kapelle der Hofburg wurde heute Vormittag präcis 10 Uhr geschlossen und die zur Burg führenden Straßen militärisch abgesperrt. Der Kaiser, die Kaiserin, die Kronprinzessin⸗Wittwe, sowie die Mitglieder des Katserlichen Hauses wohnten Vormittags im Oratorium der Seelenmesse bei, während welcher die Kapelle der Hofmusik das Miserere sang. Der Kirchendienst endete Mittags, worauf alle Glocken Wiens zu läuten begannen. Um 2 Uhr wurde der Deckel des Sarges geschlossen, dessen Schlüssel der Oberst⸗Hofmeister Prinz Hohenlohe an sich nahm. Die Boͤrse war heute geschlossen, ebenso die Kaufläden nahezu in der ganzen Stadt. Die sonst belebten Verkehrsstraßen waren wie ausgestorben, da alles Volksleben sich in den Straßen um die Hofburg konzentrirte, die mit zahllosen schwarz drapirten Auslagefenstern, schwarz ver⸗ hängten Balkonen, auf denen umflorte Büsten des Verewigten aufgestellt waren, einen überaus feierlichen und ernsten Anblick darboten. Bald nachdem die Pforten der Fofhucg nadel. geschlossen waren, versammelte sich die ganze Kaiserliche Familie um den Katafalk und nahm den letzten Abschied von dem hohen Verblichenen. Die Kaiserlichen Garden hatten inzwischen in der Via Funeralis Parade⸗Aufstellung genommen.

Die Kapuzinerkirche ist vollständig schwarz drapirt; in der Mitte ist ein großer Katafalk errichtet, umgeben von schweren silbernen Armleuchtern mit brennenden Wachskerzen. Auf beiden Seiten des Hochaltars befinden sich die Plätze der Allerhöchsten und Hohen Leidtragenden, hieran anschließend die Sitze des Nuntius Galimberti, der fremden Bot⸗ schafter und Gesandten, der obersten Hof⸗ und Hofchargen, des Staatsministeriums, der Generalität und der übrigen Heid⸗ tragenden durch die ganzen Längs⸗ und Querseiten des Schiffes. Vor dem Katafalk liegt ein Tabouret für den Fürst⸗Erzbischof Ganglbauer. m 4 Uhr wurde der Sarg des hohen Verbli⸗ chenen vom Paradebett herabgehoben, nochmals eingesegnet und auf den unten harrenden Leichenwagen gebracht. In aller Stille erfolgte hierauf die feierliche Ueber⸗ führung nach der Kapuzinerkirche, nach dem bereits be⸗ kannten Ceremoniell. Der Kaiser, die Erzherzöge mit Gemah⸗ linnen sowie die übrigen hohen Leidtragenden fuhren ebendahin und wurden daselbst von dem Oberst⸗Hofmeister Prinzen Hohen⸗ lohe, dem Oberst⸗Ceremonienmeister Grafen Hunyady und dem Pater Guardian empfangen und in die kleine Kapelle geleitet. Als der Leichenwagen vor der Klosterpforte angelangt war, begaben sich der Kaiser, der König und die Königin von Belgien, die Erzherzöge und Erzherzoginnen, sowie die übrigen Fürstlichen Trauergäste auf ihre Plätze. Der Fürst⸗ erzbischof, die Hofstaaten, die General⸗ und Flügel⸗ Adjutanten des Verblichenen erwarteten den Sarg am Eingang und geleiteten denselben nach dem Katafalk. Nachdem die dumpfen Trauertöne verstummt waren, segnete der Fürsterzbischof den Leichnam nochmals ein, während welcher Ceremonie der Kaiser in tiefer Wehmuth nach dem Sarge blickte. Unter Fackelgeleit wurde hierauf der Sarg von Kammerlakaien in die Gruft getragen. Voran schritt der Kaiser, die Erzherzöge Karl Ludwig, Franz Ferdinand Este, der Prinz von Coburg, der Herzog Leopold von Bayern. Nach nochmaliger Einsegnung verrichteten die Allerhöchsten Herrschaften ein stilles Gebet und verließen tiefergriffen die ruft, welche hierauf von dem Fürsten Hohenlohe geschlossen wurde. Die Kaiserin, die Kronprinzessin Stephanie, die Erz⸗ en Gisela und Valerie nahmen altem, Herkommen pema ,am Leichenbegängniß nicht Theil, sondern verrichteten hre Andacht in der Hofburgkapelle. 5. Februar, Abends. (W. T. B.) Der Einsegnung

König und dies Königin von Belgien, Prinz Leopold von Bayern und Prinzessin Gisela, die Erz erzöge Carl Ludwig, Ferdinand e⸗ Otto, Ferdinand, Ludwig Victor, Groß⸗

erzog von Toscana, Carl Salvator, Leopold Salvator, Franz Salvator, Albrecht Salvator, Johann, Albrecht, Friedrich, Carl Stephan, Eugen, Wilhelm, Ernst, Siegismund, Rainer und Heinrich, die Erzherzoginnen Marie Therese, Maria Josepha, Margaretha 88 Carolina Maria Immaculata, Flisabeth, Isabella, Klotilde, Marie Dorothea, Marie und —— Adelgunde von Modena, ferner die bayerischen

rinzen Herzöge Karl Theodor, Maria Joseph und Max Emanuel, Prinz Balduin von Belgien, der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen, Prinz Philipp und Prinzessin Louise von Coburg. Im Oratorium waren anwesend: die Erz⸗ herzoginnen Maria Annunziata und Elisabeth, die Her⸗ zogin Therese von Württemberg, der herg und die Her⸗ zogin von Alençon, die Prinzessin Louise von Orleans, der Prinz von Braganza, Herzog Wilhelm von Württemberg, Prinzessin Clementine von Coburg, Prinz Gustav von Sachsen⸗ Weimar, Prinz Franz Liechtenstein, Prinz Reuß, Prinz Schaum⸗ burg⸗Lippe. Die fremdländischen Regimenter, deren Inhaber der Verblichene war, wurden durch die betreffenden Regiments⸗ Commandeure vertreten. Der Vertreter des russischen Infan⸗ terie⸗Regiments „Jevsky“, Oberst Rojnow, trifft erst morgen früh in Wien ein.

5. Februar, Abends. (W. T. B.) Ueberall, in bei⸗ den Monarchien wurde der heutige Trauertag unter Theilnahme der gesammten Bevölkerung begangen. Es fan⸗ den Trauergottesdienste statt, die Geschäfte waren größten Theils geschlossen, auch wurde äußerlich durch An⸗ bringen von Trauerdekorationen dem innigen Schmerze Aus⸗ druck gegeben; zur Stunde der Begräbnißfeierlichkeit wurden überall die Glocken geläutet. In Pola wohnte die Erzherzogin Maria Theresia der Trauerfeier in der Mariahilf⸗Kirche bei.

Großbritannien und Irland. London, 4. Februar. (A. C.) Der Kriegs⸗Mindster Stanhope begab sich in der vorigen Woche, begleitet von dem General⸗Inspektor des

estungswesens und mehreren Herren aus dem Kriegs⸗

kinisterium, nach dem Südwesten von London. Es besteht nämlich der Plan, dort und im Süden eine Anzahl Forts anzulegen, welche theilweise den Charakter ver⸗ schanzter Lager tragen sollen.

6. Februar. (W. T. B.) Dem Deputirten O'Brien, welcher zu einem Monat Gefängniß verurtheilt war, ist gestattet worden, anstatt der vorgeschriebenen Gefängniß⸗ kleidung seine eigenen Kleider zu tragen und in der Kranken⸗ Abtheilung des Gefängnisses sich aufzuhalten, um eine bessere Kost zu haben.

Frankreich. Paris, 5. Februar. (W. T. B.) Für den Kronprinzen Rudolph von Oesterreich fand heute in der Kirche St. Pierre de Chaillot ein feierlicher Trauer⸗ gottesdienst statt, welchem der Präsident Carnot, die sämmtlichen Minister, die auswärtigen Botschafter und Gesandten und ein zahlreiches Publikum beiwohnten.

Das Bureau der Kammer wählte heute eine aus 11 Mitgliedern bestehende Kommission zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Wiederherstellung der Bezirkswahlen. mission 4 Mitglieder gegen die Vorlage.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 6. Februar.

Ungarn fand gestern in der hiesigen katholischen Kirche ein Trauergottesdienst statt, welchem sämmtliche Groß⸗ fürsten, der Großherzog und der Erbgroßherzog von Hessen, das diplomatische Corps, die Minister und alle Großwürden⸗ träger beiwohnten. Die Messe wurde von dem katholischen Metropoliten Gintowt celebrirt.

In Moskau fand in Gegenwart des General⸗Gouverneurs ebenfalls eine kirchliche Trauerfeier statt.

Italien. Rom, 5. Februar. heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte bei der Berathung der Adresse, welche die Kammer in Beant⸗ wortung der Thronrede an den König richten will, der Minister⸗Präsident Crispi: Die gegenwärtige Be⸗ rathung dürfe sich nicht zu einer politischen Abstimmung

schränken, um so mehr, als das Parlament bald Gelegen heit haben werde, seine Meinung bezüglich der Finanz maßregeln kund zu geben. Die Regierung verstehe es, di gegenwärtige ökonomische Lage des Landes zu erleichtern, und werde keine neuen Ausgaben vorschlagen. Was die Vorwürfe betreffe, welche der auswärtigen Politik des Kabinets gemacht worden seien, so gestehe er, daß der Friede sich mehr auf Freundschaften als auf Waffen gründen müsse; aber man müsse auch erwägen, daß keine von den in den letzten drei Jahren in Europa aufgetauchten Fragen wegen oder auf Veranlassung Italiens aufgeworfen worden sei. Die Entwaffnung und der Friede seien heilige Worte, aber gegenwärtig sei der Friede ohne Waffen unmöglich (Zustimmung). „Wollen Sie“, sagte der Minister⸗Präsident, „daß Italien abrüste, da die anderen Nationen bewaffnet sind und für die Rüstungen enorme Summen ausgeben? Das würde keine ernsthafte, sondern eine knabenhafte Politik sein“ (Zustimmung. Man habe gesagt, daß in der Thronrede der Dankbarkeit Roms als Hauptstadt Italiens für den Besuch des Kaisers Wilhelm nicht der ent⸗ sprechende Ausdruck gegeben worden sei. Das sei nicht zutreffend, denn der König habe ausdrücklich in der Thronrede erklärt, daß Italien in Rom den Besuch des mächtigen Kaisers von Deutschland empfangen habe. Es sei in der That zum ersten Mal gewesen, daß das Oberhaupt einer mächtigen befreundeten Nation im Quirinal den König des geeinigten Italiens hge habe (lebhafter Beifall). Die Kammer nahm darauf gegen die Stimmen der Radi⸗ kalen die Adresse an.

Belgien. Brüssel, 5. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Repräsentantenkammer ver⸗ sicherte nach einer längeren Debatte über den neulichen Unglücksfall bei Groenendael der Minister der Eisenbahnen, daß der Zug gegen die Brücke gerannt sei. Nach amtlicher Feststellung betrage die Anzahl der Todten 16, die der Verwundeten 42. Der Minister sprach sich über die Beamten, welche bei dem Rettungswerk hülf⸗ reiche Hand geleistet hatten, sehr belobigend aus. Hanssens

der Kronprinzlichen Leiche im Schiff der Kapuziner⸗

glaubte, daß das Geleise in schlechtem Zustande gewesen und die Hülfsarbeiten mangelhaft betrieben worden seien. Der

tirche wohnten hei: der Kaiser Franz Joseph, der

Soweit verlautet, sind in dieser Kom⸗:

(W. T. B.) Für den Kronprinzen von Oesterreich⸗

(W. T. B.) In der

zuspitzen, sondern müsse sich auf eine kurze Antwort be⸗

Chef des Kabinets, Bernaert, protestirte jedoch energisch gegen Hanssens' Auslassungen, bat um gerichtliche Untersuchung und wies Hanssens’ Ausfälle heftig zurück, indem er kon⸗ statirte, daß derartige Unfälle in Velgien zu den Seltenheiten gehörten.

Afrika. Aus Suakim, vom 4. Februar, liegt folgendes zelegramm vor: Aeberläufer melden: der Khalifg habe Osman Digma be⸗ fohlen, Handub zu räumen und sich mit seinem Anhange nach Tokar zurückzuziehen, wo Lebensmittel vollauf vorhanden seien. Osman Digma werde demgemäß am Donnerstag von Handub ab⸗ ziehen. Aus Chartum sind keine Nachrichten neueren Datums eingegangen, aber der Bericht über El Senussi's Siege findet allgemeine Bestätigung. 3 8 (W. T. B.) Wie dem „Reuter'schen Bureau“ aus anzibar, vom 3. d., gemeldet wird, sind die freund⸗ Sar tlichen Handelsbeziehungen zwischen den Gallas und den Küstenstämmen .e e. und ist die Handelsstraße, welche seit 18 Monaten gesperrt war,

wieder offen.

Zeitungsstimmen.

Zu der vorgestrigen Debatte im Reichstage bemerkt die National⸗Zeitung“: Der Reichskag hat die erste Lesung des sozialdemokratischen An⸗ trags auf Aufhebung der Getreidezölle beendet und die Vornahme der zweiten Lesung im Plenum beschlossen; er dürfte bei einer solchen mit allen Stimmen gegen die der Sozialdemokraten und Deutschfreisinnigen abgelehnt werden, ein Ergebniß, welches die sachliche Verfehltheit dieses Vorgehens gegen die Getreidezölle auch vom Standpunkte der Gegner derselben aus darthun würde. Wir baben, obgleich wir selbst immer zu den Gegnern dieser Zölle gehört und daher sowohl ihre Einführung, als jede Erhöhung bekämpft haben, sgfort nach der Einbringung des Antrags auf die Wahrschein⸗ lichkeit hingewiesen, daß derselbe der agrarischen Position viel eher zu gute kommen, als dieselbe schwächen werde. Eine solche Wirkung kann selbstverständlich nicht etwa in dem Sinne von den Agrariern behauptet werden, daß die Verhandlung etwa die Um⸗ wandlung auch nur eines einzigen Gegners der Getreidezölle in einen Anhänger ergeben hätte. Aber der großen Masse der agrarisch beein⸗ flußten Wählerschaft würde man doch einen neuen, scheinbar eklatanten „Sieg“ der Vertheidiger der Getreidezölle als einen Beweis für ein angebliches Anwachsen der Anhängerschaft dieser ausgeben. Das ist von den Deutsch⸗Freisinnigen herbeigeführt worden, welche den Sozialdemokraten freundnachbarlich die denselben zur Einbringung eines selbständigen Antrags fehlenden Stimmen zur Verfügung stellten. Den Seee e war es natürlich nur um eine itatorische Debatte zu thun.

88 Daß aber ernsthafte Politiker, auch wenn sie entschiedene Gegner der Getreidezölle sind, für diesen Antrag nicht eintreten konnten, liegt auf der Hand. Es ist, wie wir alsbald nach der Einbringung dar⸗ gelegt haben, geradezu sinnlos, von demselben Reichstage, welcher erst vor Jahresfrist die Getreidezölle wesentlich erhöht hat, deren Ab⸗ schaffung zu fordern, obgleich eine erhebliche Veränderung der da⸗ maligen Sachlage inzwischen in keiner Beziehung eingetreten ist. Die Preise sind einigermaßen gestiegen, und die Agitation, zu welcher schon dies den Stoff liefert, beweist auch ihrerseits, ein wie gefährliches Mittel gegen die Nothlage der Landwirthschaft die Getreidezölle sind, mit wie großem Recht davor gewarnt wurde. Allein für die Majorität, welche erst vor einem Jahre die Zölle noch steigerte, kann eine nicht sehr starke Preiserhöhung selbstverständlich nichts gegen die Zölle beweisen, denn eine Preiserhöhung war ja beabsichtigt. Ein Nothstand würde die Sache natürlich ändern; von einem solchen kann aber Angesichts der jetzigen Preise nicht gesprochen werden. Unter solchen Umständen war der Antrag kaum ver⸗ einbar mit der Würde der Gesetzgebungsfaktoren und die Ab⸗ weisung desselben auch Seitens der nationalliberalen Gegner der Getreidezölle geboten. Sie erfolgte durch eine entsprechende Erklärung des Abg. von Bennigsen. Es war bezeichnend, daß nach der kurzen, doch überzeugenden Rede desselben sogar Hr. Rickert erklärte, die ein⸗ fache Aufhebung der Getreidezölle würde jetzt allerdings nicht möglich sein. Gleichwohl haben seine Freunde eine auf diese einfache Auf⸗ hebung gerichtete agitatorische Verhandlung herbeigeführt! Das Klügste wäre, den Antrag ohne zweite Lesung unter den Tisch fallen zu lassen.

Zu der Abstimmung über die ostafrikanische Vorlage äußert der „Nordhauser Kourier“: .

Nicht etwa jetzt, sondern damals, als zum ersten Mal im Reichstage über deutsche Kolonialpolitik verhandelt wurde, hat der Reichs⸗ kanzler gesagt: „Jede Regierung muß, um überseeische Politik mit Erfolg treiben zu können, in ihrem Parlament, soweit sie von demselben konstitutionell abhängig ist, eine geschlossene Majorität haben, die nicht von augenblicklichen Parteiverhältnissen bedingt ist“. Eine solche Mehrheit hat die ostafrikanische Vorlage im Reichstage gefunden, und damit ist die deutsche Kolonialpolitik für die Zukunft über den Wechsel der augenblicklichen Mehrheitsverhältnisse hinausgehoben. Durch die imposante Mehrheit des Reichstages hat das deutsche Volk erklärt, daß es seinen Theil der großen Kulturaufgabe, Civilisation in dem schwarzen Welttheil zu verbreiten, auf sich zu nehmen entschlossen ist, daß es an ein Zurückweichen richt denkt, wo seine Pioniere Fuß gefaßt haben, mag man diesen im Einzelnen auch Fehler nachweisen können. Der vom Reichstage S8 Entschluß deckt aber nicht die Kolonial⸗ unternehmungen in Ost⸗Afrika, sondern deutsche Kolonialunterneh⸗ mungen überhaupt, und eine seiner nächsten Folgen dürfte auch die sein, daß die südwestafrikanischen Dinge ein wesentlich anderes Gesicht bekommen; dieselben Dinge, welche Hr. Dr. Bamberger gefährdete, indem er deutsche Rechtsansprüche für werthlos erklärte zu einer Zeit, 2 Süce über diese Rechtsansprüche internationale Verhandlungen

webten.

6 In der „Deutschen volkswirthschaftlichen orrespondenz“ lesen wir:

8 Bestachtung des deutschen Ausfuhrhandels nach Ost⸗ Asien kommen vornehmlich zwei Länder in Frage: China und Japan; beide haben für den Absatz deutscher Erzeugnisse neuerdings eine

immer größere Bedeutung erlangt, wie zunächst die deutsche Waaren⸗

staifitt dißs Weiteres darthi⸗ daß dasselbe trotz mancher Lücken ein recht anschauliches Bild

der Entwickelung Kirchenpauer's bis zu seiner Wahl in den Hamburger

Hiernach betrug die Frssne des deutschen Zollgebiets

nach 1882 1884 1886 1887 China, Millionen kg 6,51 4,97 10,54 16,59 19,85 8 1,61 1,68

5,76 16,34 15,81

Sapsg, 6.⸗ nach hob sich diese Ausfuhr nach China in jener

achtjährigen Periode von 11,1 auf 14,3 Millionen Mark und nach Jopan en s derf Her Millionen Mark. Wenn bei den Werthen also die Steigerung nicht in demselben Maße wie bei den Mengen in die Er⸗ scheinung tritt, so ist hieran der Preisfall aller Waaren während der letzten Jahre schuld. Jedenfalls ergiebt sich hieraus, daß der Konsum deutscher Erzeugnisse in jenen beiden Ländern eine bedeutende Aus⸗ dehnung erlangt hat, was um so mehr angenommen werden muß, wenn man erwägt, daß jene Zahlen noch keineswegs den Export Deutschlands nach China und Japan erschöpfend darstellen, da heute noch große Mengen deutscher Waaren, und zwar namentlich west⸗ Faischer Erzeugnisse, über belgische und britische Häfen nach jenen ändern gelangen.

Fassen wir demgegenüber auch die Betheiligung Hamburgs und eeeee. an g Versotoagg 1 fuuns e vee e ee. zeugnissen ins Auge, so stieg zunä ambur in Sn a8ange, g. von 2,56 auf 20,84 Miaa. Kilogramm, also

4,92 auf 23,27 Mill. Kilogramm erfuhr; der letztere Rückgang 5 aber 1. 2nhan aufgewogen durch die 29 Ausfuhr Bremens, welche von 0,44 Mill. Mark im Jahre 1882 auf 5,27 Mill. Mark 1887 stieg, gleichzeitig nahm Bremens Absatz nach Japan von 11 786 auf 5 798 487 zu. Offenbar haben wir in der starken Vermehrung des Bremischen Ausfuhrhandels nach den ostasiatischen Ländern bereits eine Wirkung der subventionirten Dampferlinie nach

„Asien vor uns. 8* Wien. ferneren Beweis aber von der hohen Wichtigkeit, welche zunächst China für den deutschen Handel gewonnen hat, liefert der außerordentlich gestiegene Verkehr deutscher Schiffe in den dortigen äfen. Während in den chinesischen Gewässern im Jahre 1882 864 deutsche Schiffe mit einer Gesammt⸗Tonnenzahl von 882 856 t verkehrten, stieg diese Anzahl 1887 auf 2749 Schiffe mit 1 480 083 t; die Schiffe vermehrten sich also um 47,5 % und deren Tonnengehalt sogar um 67,6 %. Demgegenüber nun stieg die Zahl der britischen Schiffe, welche in jenen Gewässern während derselben Zeit ein⸗ und ausliefen, von 14 337 nur auf 15 917, also um 11 %, und deren Tonnengehalt von 10 814 719 auf 14 171 810 t, also nur um 31 %; die französischen Schiffe nahmen daselbst aber nach mehrfachen Schwankungen von 192 auf 121 und die amerikanischen Schiffe von 762 auf 255 ab. 9 11“

Auch das japanische statistische Generalbureau zu Tokio liefert sehr günstige Daten über den deutschen Handelsverkehr mit diesem Lande. Hiernach stieg die Einfuhr Japans in der Zeit 1882 86 aus Deutschland von 5,45 Mill. Mark auf 11,90 Mill. Mark, also auf mehr als das Doppelte; aus England dagegen nur von 61,35 auf 64,05 Mill. Mark, d. i. um 4,4 %, und aus Frankreich nur von 6,37 auf 6,66 Mill. Mark; während dann die Ausfuhr Japans nach England und Frankreich von 19,99 auf 16,78 bezw. von 41,27 auf 38,53 Mill. Mark zurückging, hat sie sich nach Deutschland von 1,85 auf 3,46 Mill. Mark ssseomn. Derartige Zahlen sprechen wohl deutlich genug für den Aufschwung, welchen der deutsche Handel mit den ostasiatischen Ländern neuerdings erfahren hat; würde daher eine deutsch⸗ostasiatische Bank, wie sie jetzt in Aussicht genommen, gewiß reichlichen Zins für ihre Kapitalien in der finanziellen⸗Vermittelung dieses Verkehrs finden, so ist anderer⸗ seits zu hoffen, daß auch der deutsche Versandt nach jenen Gebieten durch Unterstützung eines deutschen Bankinstituts noch wesentlich aus⸗ gedehnt werden kann.

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche Statistische Amt veröffentlicht in dem neuesten aisehich es S⸗ die Nachweisungen über die Ehe⸗ schließungen, Geburten und Sterbefälle im Jahre 1887, aus denen wir die folgenden Hauptzahlen aufführen. Es betrug im

Deutschen Reich: 8 8 1 8 im Jahre im Jahresdurchschnitt die Zahl der 88 von 187,87 Eheschließungen. .370 699 3352 Ferschgies 9 einschließlich der - . 1 825 561 1 85 656 Gestorbenen 1 Todtgeborenen 1 220 406 1 247 025 Demnach 605 155 538 631 Unter den Geborenen waren: 8 unehelich Geborene 122 118 1 164 224 Todtgeborene . . . .. 8 88 1 8 8. 85 1 erechnet man das Verhältniß der eschließungen, Geburten un Zerecnehl zur mittleren Bevölkerung des Reichs, welche für das Jahr 1887 auf rund 47 540 000 Köpfe zu veranschlagen ist, F. ergiebt sich für das eben genannte Jahr eine etwas größere Heirathsfrequenz als für den Durchschnitt der zehnjährigen Periode; es kamen nämlich 1887 auf 1000 Einwohner 7,80, im Durchschnitt von 1878/87 aber nur 7,69 Eheschließungen. Die Geburtenziffer blieb dagegen hinter dem zehnjährigen Durchschnitt zurück; auf 1000 Einwohner entfielen 1887 38,40 Geborene gegen 38,93 in der Periode 1878/87. Eine noch beträchtlichere Differenz weist die Sterblichkeit auf, denn auf 1000 Einwohner kamen im Jahre 1887 nur 25,67, in der Periode 1878/87 jedoch 27,19 Gestorbene. Was die unehelichen und die Todtgeburten anlangt, so befanden sich unter 100 Geborenen im Jahre 1887 9,43 uneheliche (im Durchschnitt der letzten zehn Jahre 9,20) und 3,75 (3,83) Todtgeborene.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das Buch der Hohenzollern, von Max Ring. Mit mehreren 100 Illustrationen in etwa 20 Heften zu je 50 ₰. Leipzig, Schmidt u. Günther. 2. Lieferung. Die zweite Lieferung des Werks enthält die biographische Schilderung des ersten Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich's I. Von den zahlreichen Textillustrationen seien hervorgehoben: Die „schöne Taube“, eine alte Feldschlange, Das Wappen der Rochow, Huß auf dem Scheiterhaufen, Das alte Konstanz, Burggraf Friedrich wird vom Kaiser Siegismund mit der Mark belehnt, Kaiser Siegismund, Der Hussitenanführer Ziska. Außerdem zieren ein Vollbild, die Reiterstatue des Großen Kurfürsten, und ein Doppelvollbild, Berlin und Kölln an der Spree im Jahre 1250, diese Lieferung.

Um 1 Miete des Februar wird im Verlage von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig eine Volksausgabe von Dr. Moritz Busch's „Graf Bismarck und seine Leute während des Krieges mit Frankreich“ erscheinen. Diese neue vermehrte und verbesserte Auflage wird in Großoktav mit großer Schrift gedruckt und in 10 Lieferungen zu 60 ausgegeben werden, sodaß das vollständige Werk in einem Bande 1 86 86. 6 kosten wird (die Hälfte des Preises der ersten 6 Auflagen).

88 Kirchenpauer.“ Ein Lebens⸗ und Zeitbild von Dr. Werner von Melle. Mit dem Bildniß Kirchenpauer’s. Hamburg und Leipzig. Verlag von Leopold Voß. 1888. Die erste Grundlage der vorliegenden Schrift bildete ein Nekrolog, welchen der Verfasser wenige Tage nach dem Tode Bürger⸗ meister Kirchenpauer’s für die „Hamburger Nachrichten“ schrieb. In der bald darauf gefaßten Absicht, jene kurze Skizze zu einem voll⸗ ständigeren Lebensbild auszuarbeiten, ward der Verfasser noch bestärkt, als er erfuhr, daß Bürgermeister Kirchenpauer zu verschiedenen Zeiten seines Lebens Tagebuchsnotizen und biographische Aufzeichnungen gemacht, die sich zusammen mit zahlreichen Briefen und anderen Papieren in seinem Nachlaß vorgefunden. Eine Durchsicht dieses bhandschriftlichen Materials, welches die Familie des Verstorbenen bereitwillig zur Verfügung stellte, ergab,

Senat zu geben geeignet war, und daß es überdies durch lebensvolle

Schhilderungen aus den dreißiger und vierziger Jahren insbesondere

aus der Zeit des großen Hamburger Brandes von 1842, der Ent⸗ ang, der Zeithiges der Eisenbahnen und dem Jahre 1848 auch ein allgemeineres geschichtliches und kulturhistorisches Interesse bot. Es ist daher der größere Theil dieser Aufzeichnungen Kirchenpauer’s an geeigneter Eie e in die vorliegende Sevens leenhen auf⸗ genommen; Kirchenpauer war in Hamburg geboren und hat den rößten Theil seines Lebens dort verbracht. Sein Lebeasgang und seine ntwickelung können daher nur dann verständlich sein, wenn man stets auch das Hamburg seiner Zeit vor Augen hat. Die neuere Entwickelungs⸗ geschichte dieser Stadt aber ist bisher verhältnißmäßig wenig erforscht und dargestellt. Das größere Publikum in Han.burg weiß davon kaum mehr als das, was der Einzelne noch selbst mit erlebt ooer was er aus den Erzähluntzen Aelterer erfahren. Bezüglich des übrigen Deutschlands aber darf man wohl sagen, daß Hamburg dort eine der unbekanntesten Städte des Reichs ist. Bei dieser Sach⸗ lage erschien es doppelt nothwendig, neben der Persönlichkeit Kirchen⸗ pauer's auch die Umgebung, in welcher er gelebt, wenigstens in flüchtigen

auf das Achtfache, während er nach China eine kleine Verminderung

Umrissen zu skizziren. Der Verfasser hat dies, soweit ihm das erfor⸗

derliche Material dafür zu Gebote stand, zu thun versucht. Dessen⸗ un 8e,9 aber ist der biograpbische Charakter des Ganzen insofern fhr. halten, als Kirchenpauer von Anfang bis zu Ende den eigentlic Mittelpunkt der Darstellung bildet. Alle Dinge, die ihn nicht näher berührt, für die er kein besonderes Interesse an den Tag oleg. sind, so wichtig sie auch an sich sein mochten, unberücksichtigt gelassen. Ist demnach das hier gebotene Zeitbild als solches, trotz der Vielseitigkeis Kirchenpauer's, immerhin nur ein lückenhaftes, so se t dasselbe anderer⸗ seits bei dem Leser keinerlei Kenntniß eigenartiger amburgischer Ver⸗ hältnisse voraus. Auf die Gefahr hin, Hamburgern manches Bekannte zu sagen, war nämlich der Verfasser bestrebt, seine Arbeit auch für den Nicht⸗Hamburger verständlich und lesbar zu gestalten. Die „Geschichts⸗Blätter für Stadt und Land Magdeburg“ (Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Ma deburg, heraus⸗ egeben vom Vorstande des Vereins; Verlag der Schäfer'schen Buch⸗ Feniena. A. Rüdiger, in Magdeburg) haben mit dem kürzlich er⸗ schienenen 4. Heft für 1888 ihren 23. Jahrgang beendet. Das Heft bringt den Schluß der Biographie des Erzbischofs Burchard III. von Magdeburg, von Iwan Koch, einen Beitrag von Dr. G. Hertel in Magdeburg, über den Streit des Erzbischofs Ernst mit der Stadt Magde⸗ burg in den Jahren 1494 1497, und die Geschichte der Burg Gloworp bei Aken, von W. Zahn in Tangermünde. Unter den literarischen Re⸗ censionen bespricht Fr. Hülße die „Geschichte des magdeburgischen Steuerwesens von der Reformationszeit bis ins 18. Jahrhundert“, von Harald Bielefeld. Den Schluß bildet die Vereinschronik und das Register zum 23. Bande. Im neuen Jahrgang 1889 werden, wie der Vorstand mittheilt, aus praktischen Gründen die „Geschichts⸗ Blätter“ nur in zwei Heften, aber in demselben Umfange wie bisher, erscheinen und halbjährlich zur Ausgabe gelangen.

Von den literarischen Rundschauen und periodisch er⸗ scheinenden Zeitschriften hat sich die von Karl Emil Franzos heraus⸗ gegebene „Deutsche Dichtung“ in verhältnißmäßig kurzer Zeit einen geachteten Namen zu erringen verstanden. Vornehm nach In⸗ halt und Ausstattung bietet sie sich dem Leser dar und vermag durch ihre Eigenart sein Interesse wachzuhalten. Die Umwandlung aus einem halbmonatlich erscheinenden Blatt in ein monatlich in Buchform herausgegebenes hat demselben nur zum Vortheil gereicht. Auch das vorliegende Januarheft zeichnet sich durch seinen gediegenen Inhalt aus. Geschmückt ist dasselbe mit dem Bildniß Goethe’s, nach einem im Verlage des Hof⸗Pbotographen Louis Held in Weimar erschienenen Lichtdruck des von Heinrich Kolbe 1822 gemalten Porträts, von Goethe werden auch einige ungedruckte Briefe mitgetheilt. Aus der Autographen⸗Sammlung des Herausgebers der „Deutschen Rundschau“ findet sich ein Autogramm Goethe’s: Uebersicht der deut⸗ schen Literatur von 1750 1820. Der übrige Inhalt weist auf: Ich oder Du? Erzählung (Schluß) von Marie von Olfers. Caesare Borgia. Von Hermann Lingg. Das Edelfräulein. Von Ernst Eckstein. Wettstreit Von Otto Roquette. Aus dem kleinen

enster. Von Hermine von Preuschen. Heinrich von Felsten. Von Eugen Reichel. Nun ruht die Erde. Von K. Itzerott. Des todten Kindes Christbaum. Von Georg Vogel. Ein Mädchenloos. Von Anna Klie. Treue. Von Anna Rumpf. Die Buche. Von Martin Beck. Weltlauf. Von Edmund Wengraf. Nach dem Sturm. Von Fritz Graf Messey de Bielle. Jörg und Hans Katzwedel. Eine wahrhaftige Dorfgeschichte aus Schwaben. Weltuntergang. Volksschauspiel in fünf Akten (Schluß). Von Paul Heyse. Die kleine Odyssee. Eine Seegeschichte von Heinrich Kruse. Kleine Aufsätz⸗. Recensionen. Literarische Notizen. Die „Deutsche Rundschau erscheint am 15. jeden Monats. Abonnements durch alle Buchhand⸗ lungen und Postanstalten. Preis pro Quartal (3 Hefte) 4 6 Hefte bilden einen Band. . 8

Zwei Kriegsscenen zeigen uns diesmal zwei der vier ganzseitigen Bilderbeilagen der „Kunst für Alle(Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, vorm. Friedr. Bruckmann in München) in einem Gegensatz, der größer nicht gedacht werden kann. Giebt das eine in der „Ein⸗ bringung des Raubritters Schüttensamen in Nürnberg“ von K. Weigand ein Bild aus den Tagen der Zersplitterung, so zeigt uns das andere eine glänzende Episode aus dem großen deutschen Einheitskampfe: die Erstürmung des Gaisbergschlößchens, von Karl Röchling. Diese Bilderbeilagen, denen sich eine stimmungsvolle Frühlingslandschaft von Stephanie Strechine und ein Sittenbild, „Vornehme Kundschaft von Wilhelm Claudius, dem man köstlichen Humor nicht absprechen kann, anschließen, sind von ganz besonderer Schönheit und vorzüglich reproduzirt. Der Text bringt einen interessanten Essay von W. Kirch⸗ bach „Ueber die Aehnlichkeit von Bildnissen“, einen Bericht über die vielbesprochenen griechisch⸗egyptischen Porträts Th. Graf's von B. FEcker, die Eröffnung des neuen Museumsgebäudes in New⸗VYork von P. Hann, Kunstnotizen ꝛc.: Alles belebt durch zahlreiche Illustrationen, von denen wir nur noch hervorheben wollen einen Studienkopf von C. Rickelt, Scenen aus dem Soldatenleben von Th. Rocholl, und das Denkmal Victor Emanuel's von G. Monteverde.

„Die Erziehung der Gegenwart' hat sich die Aufgabe gestellt, durch allgemeinverständliche Abhandlungen die Erziehung der vorschulpflichtigen Kinder in Familie und Kindergarten in natur⸗ und vernunftgemäße Bahnen zu lenken. Die von ihr veröffentlichten Auf⸗ sätze haben praktischen erziehlichen Werth, indem sie Eltern und Er⸗ ziehern Winke und Rathschläge für Förderung des leiblichen und geistigen Wohls ihrer Pflegebefohlenen geben. Das Blatt erscheint monatlich zweimal und kostet halbjährlich 2 ℳ; dasfelbe ist zu be⸗ ziehen durch die Albanus'sche Buchdruckerei (Christian Teich) in Dresden, Am See 4. Aus dem Inhalt der uns vorliegenden Nr. 3 beben wir hervor: Wie erhalten wir unsere Kinder gesund? Ueber Nervosität und Erziehung. Der erziehliche Beruf von Frauen. Vermischtes: Die deutsche Arbeitsschul⸗Bewegung. Was sollen wir mit unseren Töchtern anfangen? Humoristisches. Bücherschau u s. w.

„Der Bär“, Vaterländische Wochenschrift für die Geschichte Berlins und der Mark (Berlin, Verlag von H. Schon). Nr. 18. Inhalt: Johannes Wedigen, eine Berliner Geschichte von Oskar Schwebel EForts.). Kaiser Friedrich's Ruhestätte in der Friedenskirche zu Potsdam, von Dr. E. Kolbe (mit Abb.). Haus⸗, Schutz⸗ und Himmelsbriefe, von E. Lemke. Die hölzernen Schuhe und Pan⸗ toffeln, von W. Sternbeck. Das Geschäftshaus des Deutschen Offizier⸗Vereins (mit Abb.). Don Miguel de Cervantes⸗Saavedra und die märkische Sage, von Oskar Schwebel (Schluß). Etwas vom Tabackrauchen. Kleine Mittheilungen. b

Von der billigsten praktischen illustrirten Frauenzeitung „Mode und Haus“ (Expedition Berlin W., Lützowstraße 81, Pr. vierteljährlich 1 ℳ) liegt uns die Nummer vom 1. Februar vor. Dieselbe ist sowohl im Mode⸗ wie im belletristischen Theil von einer in Anbetracht des ne Abonnementspreises überraschenden Reich⸗

altigkeit des Inhalts.

1 gs In der Notiz (Nr. 32 d. Bl.), betreffend die kleine Brochüre „Ueber das von den Justizbehörden behufs Erwirkung von Auslieferungen zu beobachtende Verfahren“ (Berlin, R. von Decker’s Verlag; G. Schenck), ist der Preis unrichtig mit 5 angegeben. Derselbe beträgt 50 ₰.

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8 Gewerbe und Handel.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Januar 1889 13 047 300 3 ½ „% ige, 20 562 3 4 %o ige, 44 850 600 Sege und 9 504 300 5 %oige, zusammen 87 964 500 Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 12 760 800 3 ½ %ige, 16 126 800 4 %ige, 22 608 000 4 ½ cige und 3 646 500 5 %ige, zusammen 55 142 100 Pfandbriefe Seitene der Grundstücksbesitzer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 370 500 ℳ, im Laufe des Monats Januar 1889 angemeldet 1 Grundstück mit einem Feuerversicherungswerth von 162 000

London, 5. Februar. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen⸗

ladungen angeboten. Wollauktion. Preise stetig, gute Be⸗ theiligung. 8