1889 / 35 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 07 Feb 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Brüssel en (W. T. B.) Die Steinbrucharbeiter in Quenast bei Nivelles haben behufs Lohnerhöhung zum Theil die Arbeit eingestellt. Gestern kam es zwischen diesen und Gendarmen zu einem Zusammenstoß, wobei mehrere der Strikenden verwundet wurden. Zwei derselben sind heute gestorben.

Submissionen im Auslande.

FZtalien. 1) 20. Februar. Rom, Ispettorato generale ferrovie nel R. Ministero dei lavori pubblici: 5543,81 m⸗Centner Eisenbahn⸗ Kleinmaterial, als Laschen, Bolzen u. s. f. Voranschlag 54 609,19 Lire. Depot 9600 Lire, Kaution 19 100 Lire.

2) 21. Februar. Rom, Stabilimento penali regina coeli: 24 025 kg feines, satinirtes, elfenbeinweißes Maschinenpapier zu 31 kg die 500 Blätter, Format m 1,00 % 0,695 oder das Doppelte. Voranschlag 19 440 Lire, Kaution 5 %.

3) 20. März. Rom, R. Ministero dei lavori pubblici, oder auch in Genua, R. Prefettura: Metallene Bedachungs⸗ arbeiten (sul ponte da sbarco della darsena nel porto) für die Feeeen (Waarendocks) in Genua. Voranschlag 590 000 Lire.

ieferungsfrist 14 Monate; Depot 20 000 Lire; Certifikat über die Leistungsfähigkeit bis zum 10. März einzureichen (Ausländer zu⸗

gelassen). Ferner in Aussicht stebend: 8

4) Palermo, Direktion der sizilischen Eisenbahn

2 Drehscheiben zu 5,50 und 4,50 m Durchmesser

Distanzsignale mit beweglichen Disken,

Transmission m 2170; 2 Profilmesser;

14 eiserne Verschlüsse von Straßenübergängen. Alles für die Strecke Valsavoia —Scordia, Linie Valsavoia— Caltagirone. Voranschlag 17 792,50 Lire.

5) Lucca, Ufficio genio civile: 9 Weichensteller, Vor⸗ anschlag 12 000 Lire; und 5 Distanzsignale mit m 3700 Trans⸗ mission, Voranschlag 6000 Lire

6) Mailand, The Lombardy Road railway Company limited:

Anlage einer Stra G“ von Carate⸗Brianza über Monza nach Cusano im Anschluß an die Strecke Mailand— Seregno-—Giussano und Seregno —Carate (vergl. „R.⸗A.“, 25. Januar 1889, Nr. 9). Wegen Lieferungen Näheres bei der Direktion, 37 via Solferino.

Niederlande.

1) 19. Februar, Nm. 2 Uhr. Maatschappy tot Exploitatie van Staatsspoorwegen zu Utrecht im Centralbureau: sch vn⸗ Nr. 129. Feeena und Bearbeitung von eichenen Quer⸗

wellen;

Loos Nr. 132. Lieferung von Eichenholz zu Weichen und von eichenen Brückenschwellen.

Bedingungen auf portofreie Anfrage käuflich für 0,50 Fl. pro Stück im genannten Centralbureau (Afd. Weg en Werken).

2) 21. Februar, Nachmittags 2 Uhr. Maatschappy tot Exploi- tatie van Staatsspoorwegen zu Utrecht im Centralbureau:

In fünf verschiedenen Abtheilungen. Lieferung von stählernen 1 stählernen Querschwellen, drehbaren Punkt⸗ und Kreuz⸗ tücken von gegossenem Stahl, stählernen Schraubenbolzen und eisernen Hakenbolzen, sowie von stählernen Zungenstücken mit Zubehör.

Bedingungen an obiger Stelle zur Einsichtnahme und für 50 Cents ebenda erhältlich.

Rumänien.

.1) 13. Februar, 10 Uhr. 8. Kalarischi⸗Regiment zu Roman: Lieferung von 601 Kravatten, 800 Paar Fußfetzen, 600 Handtüchern, 300 Futtersäcken, 1100 Paar Stahlsporen, 400 Striegeln, 500 Hemden, 300 Flanellen und 500 Gummikragen. Näheres an Ort und Stelle.

2) 27. Februar, 10 Uhr. 13 Dorobantzen⸗Regiment zu Jassy: Lieferung von 1665 Hemden, 1119 Paar Unterhosen, 611 Kravatten, 1 Paar Leinwand⸗Fußfetzen, 1748 Päckchen kleiner Ausrüstungsgegen⸗ stände, umfassend Bürsten, Nähnadeln ꝛc., und 1603 Gummikragen. Näheres an Ort und Stelle.

„Europäische Donaukommission.

13. April, 2 Uhr. Galatz. Kanzlei der Centralkasse der euro⸗ päischen Donaukommission: Lieferung der nöthigen Materialien für technischen Dienst, Bureaux, Hospital ꝛc.

Nähere Bedingungen zur Einsicht beim „Deutschen Reichs⸗An⸗

zeiger“. . Schweden. 5. März, 11 Uhr. Kanzlei des Werftdirektors (Varfschefens

gation“, „Nixous merthyr“, „Wills merthyr“ oder „Powells dufferin“; 193 000 kg Schmiedesteinkohlen von Wales; 100 000 kg Gußkoks bester Qualität, entweder Original Brancepeth von Middlesborough oder Old Etherley, und 272 000 kg Feuerkoks Ima Qualitäat.

Theater uno Musik.

„Berliner Theater. In der morgen, Freitag, stattfindenden Aufführung der „Braut von Messina“ spielt Clara Ziegler die „Donna Isabella“, während die Rolle der „Beatrice“ von Hedwig Bleibtreu, dem neu engagirten Mitgliede des Theaters, dargestellt wird.

Lessing⸗Theater. Das Schauspiel „Alexandra“ von Richard Voß kann mit Clara Heese in der Titelrolle nur noch fünfmal wieder⸗ holt werden, da die Künstlerin durch einen früher abgeschlossenen Gastspiel⸗Vertrag mit dem Thalia⸗Theater in Hamburg gezwungen ist, am kommenden Dienstag Berlin wieder zu verlassen. Es wird somit am Sonntag die vorletzte und am Montag die letzte Vorstellung des Stücks mit Clara Heese stattfinden.

Victoria⸗Theater. Durch die kollegiale Liebenswürdigkeit des Hrn. Direktors Barnay ist es ermöglicht worden, daß Hr. Tauber in der „Germania“ von Ernst Scherenberg die wichtige allegorische Rolle der „Geschichte“ und die historische Partie des „Muhamed⸗Abdallah“ spielt. Auch Fr. Lange⸗Prätorius, Frl. Duönsing und Hr. Benzinger sind bereits eingetroffen, so⸗ daß die Hauptproben begonnen haben. Das Stück enthält 30 Rollen, sodaß außer den Neuengagirten das ganze in dieser Saison so zahlreiche Personal des Victoria⸗Theaters darin beschäftigt ist. Die drei in der „Germania“ vorkommenden Ballets hat Hr. Severini bereits fertig gestellt. Die Chöre, welche die Bilder verbinden, sind durch Kapellmeister Raida einstudirt, und die aus den Chören hervortretenden Sologesänge werden durch Frl. Lejo, Hrn. Schmidtler und jenen Tenoristen ausgeführt, der in „Ali Baba“ ein so berechtigtes Aufsehen erregte.

Die zweite Aufführung der „Neuen Akademie der Tonkunst“ fand gestern im Saale des Concerthauses vor einem außerordentlich zahlreich erschienenen Publikum statt. Wiederum standen die Klaviervorträge in Vordergrunde. Die Concertsätze von Schumann und Beethoven wurden mit einer über sonstige Schüler⸗ leistungen weit hinausgehenden Vortrefflichkeit ausgeführt. In gleicher Weise gelangen auch die Concerte von Chopin und Rubinstein. In den Leistungen der Eleven des Violin⸗ und Cellospiels wie der Gesangsschüler waren erfreuliche Fortschritte zu erkennen. Ganz besonderes Lob verdienen aber die Erfolge in der Komposition, die sich in einer sehr formgewandt ausgeführten Suite für Streichorchester (von Otto Ehlers) glänzend bewährten. Die Wahl des Concert⸗ hauses kann als eine derartigen Aufführungen sehr günstige betrachtet werden.

Mannigfaltiges.

Die „Baugewerks⸗Zeitung“ bringt folgenden Artikel über den neuen Kaiserpalast in Straßburg i. E.: Der Straßburger Kaiserpalast ist in der Zeit von 1883 bis 1888 nach den Plänen und unter der speziellen Leitung des Landes⸗Bauinspektors Eggert aus⸗ geführt worden. Der Palast steht an der Stelle der alten Stadtmauer und wird mit der Kaiser Wilhelm⸗Universität, dem in der Ausführung begriffenen Landesausschußgebäude, dem in Aussicht genommenen großartigen Postgebäude nebst der Landesbibliothek eine Gebäudegruppe von hervorragender architettonischer Bedeutung bilden. Da das Gebäude nur für den vorübergehenden Aufenthalt der deutschen Kaiser bestimmt ist, sind dessen Abmessungen geringer bemessen, als die eines wirklichen Residenzschlosses. Der im Allgemeinen rechteckige Bau hat eine Frontlänge von 73 m und eine Tiefe, mit Einschluß der Vorhalle, von 56 m und enthält Keller⸗, Erd⸗, Haupt⸗ und Obergeschoß. Ein in der Mitte der Vorderfront vorgelegter Säulenbau dient als Unterfahrt und Vorhalle. Das Aeußere des Palastes zeigt die edlen Formen der Renaissance⸗Architektur florentinischer Paläste, und der Eindruck wird durch reichen Schmuck an gediegener Bildhauerarbeit in schönem Steinmaterial bedeutend gehoben. as Giebelfeld des Säulenbaues des Hauptportals zeigt in der Mitte das Wappen des Deutschen Reichs, darüber die Kaiserkrone; zu beiden Seiten des Wappens füllen die wirkungsvollen Gestalten der Macht und des Rechts die Giebel⸗ ecken aus. Bekrönt wird der Giebel von einem Friedensengel mit goldenem Palmenzweig. Von besonders hervorragender Wirkung ist der an der Hauptfagade sich erhebende Kuppelbau, welcher mit seinem für die Kaiserstandarte bestimmten Flaggenmast weithin sichtbar sein wird. Aus Kupfer getriebene Heroldsgestalten neben dem Flaggenmast bekrönen den oberen Abschluß der Kuppel und tragen

Kanzli) in Karlskrona. Lieferung von 2 035 000 kg Dampferstein⸗ kohlen, und zwar eine der folgenden Sorten: „Nixous steam navi-

gegen der herrschenden Ansicht, daß Monumentalbauten mit Metall⸗

wesentlich zur Bildung der reizvollen Silhouette derselben bei. Ent⸗

dächern und wenn möglich mit einem Kupferdach versehen werden müssen, hat der ausführende Architekt hier ein Dach aus Thonplatten und Falzziegeln hergestellt und dieses Deckmaterial auch zum Eindecken der Kehlen und Grate u. s. w. benutzt. Die Farbenwirkung des schön getönten Sandsteinmaterials mit dem dunkelrothen Ziegeldach soll schon jetzt eine sehr harmonische sein und wird später, nachdem die aus Kupfer hergestellten Herolde, der Adler und die Abdeckstreifen der mächtigen Rundbogenöffnungen der Kuppel sich mit einer Patina über⸗ zogen haben, noch bedeutend erhöht werden.

Das Innere des Gebäudes ist wie folgt eingetheilt: Von der Rampe des Hauptportals gelangt man in das große Vestibül, a welches sich zu beiden Seiten etwas höher liegende durch Säulen stellungen abgetrennte Hallen anschließen. Links befinden sich prächti ausgestattete Wohnrãume für das Kaiserpaar, während rechts von den selben eine Wohnung für einen einzelnen fürstlichen Gast liegt. An der Vorderfront enthält jede dieser Wohnungen Vor⸗, Empfangs⸗ Wohn⸗, Schlaf⸗, Badezimmer u. s. w., waͤhrend an der Stadtseit noch ein schön dekorirtes Gartenzimmer und zwei Salons für di Kaiserin liegen. „Hinter den soeben angeführten Räumen läuft durch das ganze Gebäude ein von zwei Lichthöfen beleuchteter Kor⸗ ridor, an dessen einem Ende das eben erwähnte Gartenzimmer und an dessen anderem ein Nebeneingang für die Theilnehmer an großen Festlich⸗ keiten liegt. Hinter dem Korridor, gegenüber dem Eingangsvestibül, be⸗ findet sich die Haupttreppe mit Garderoben⸗ und Toilettenräumen für die Festgäste. In der Mitte der Vorderfront über dem Vestibül liegt der Audienzsaal, seitwärts mit schmalen Säulenreihen und darüber liegenden Logen versehen. Vor dem Audienzsaal öffnet sich die Säulen⸗ halle, aus welcher sich ein flachrunder Balkon vorstreckt, von welchem aus man den Kaiserplatz übersehen und auf welchem der Kaiser bei Festlichkeiten von der Volksmenge gesehen werden kann. An den Audienzsaal schließen sich links die Räume für den Kaiser, rechts die für die Kaiserin an. Die Räume für den Kaiser bestehen aus Melde⸗,

die Kaiserin sind ähnlich gestaltet.

Flucht von Sälen eingenommen, welche durch offene Arkaden in drei große Einzelsäle getheilt wird und deren Gesammtlänge 70 m beträgt.

haben der rechts liegende Versammlungssaal und der links liegende Speisesaal nur eine Höhe von 7 m. Die Decke des Hauptsaales ist reich ausgebildet mit zum Theil weit gespannten Gewölben und zum Theil kassettirten Decken. Ueber den letztgenannten Nebensälen befinden sich die Dienerschaftswohnungen und über den Gemächern des Kaiser⸗ paares die Wohnräume für das Gefolge. Alle 3 Säle bieten hin⸗ reichenden Raum für die Bewirthung von 350 Gästen.

Der ganze Bau ist in allen seinen Theilen möglichst feuersicher aus Stein und Eisen hergestellt; die Zwischendecken bestehen aus eisernen Trägern, zwischen welchen Platten aus Tuff und Gips ein⸗ gefügt bezw. eingegossen sind. Die Traͤgerflantschen sind sichtbar ge⸗ blieben, bemalt oder mit eisernen Ornamenten bekleidet. Zwischen den des Obergeschosses, welches als Fries ausgebildet ist, sind die

appen einzelner deutscher Städte in gediegener Bildhauerarbeit an⸗ gebracht, es fehlen aber auch nicht die Wappen des Fürsten Bismarck und des Grafen Moltke, der Hauptmitbegründer des Deutschen Reichs. Von besonders großartiger Wirkung ist noch die im Mittelbau gelegene Haupttreppe. Ein Garten von 1,2 ha umgiebt von 3 Seiten den

eine Straße getrennt, liegt ein Nebengebäude mit dem Marstall nebst Remisen, sowie ein Militärwachtgebäude. Die Stallungen reichen für 18 Pferde aus. Die Remise bietet Raum für 6 Wagen. Die Kosten des ganzen Baues betragen, einschließlich der ³¼ Millionen für den Grunderwerb, 2 600 000

Die 17. Geflügel⸗Ausstellung der „Cypria“, welche morgen unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hoheit der Prin⸗ zessin Friedrich Carl in den Sälen des Hauses Kommandantenstraße Nr. 10/11 eröffnet werden wird, ist von 177 Ausstellern mit 1046 Nummern beschickt worden. Die Schau ist somit eine der größten, die Berlin je gesehen.

Stolze'scher Stenographen⸗Verein. Hauptversamm⸗ lung: Freitag, d. 8. Februar, Abends 8 Uhr, im Restaurant „Zum Gambrinus“, Friedrichstraße 80 II. Tagesordnung: 1) Vortrag des Hrn. Redacteurs Giesen über den Werth stenographischer Wett⸗ schreiben. 2) Vereinsangelegenheiten. Jeden Donnerstag, Abends 8 Uhr, im Vereinslokale, Friedrichstraße 80 III., Leseabend. Etwa

100 stenographische Zeitungen verschiedener Sprachen und Systeme, sowie die neuesten stenographischen Literaturerzeugnisse liegen aus.

vom 7. Februar 1889 r Morgens.

Üüa

p im.

haus.

Stationen. Wetter.

Bar. auf 0 Gr.

u. d. Meeressp. red. in Mill

in ° Celsius

50 C. = 40 R.

Temperatur

Mullaghmore 76 Aberdeen 758 Christiansund 748. Kopenhagen. 741 Stockholm 739 haranda. 744

t Petersburg 748. Moskau 755

Cork, Queens⸗

towwm 757 Cherbourg. 753 Helder 751 Sylt 7745 Hamburg.. 746 Swinemünde 743 Neufahrwasser 740 Memel 7538

Paris 751 Münster. 750 Karlsruhe.. 754 Wiesbaden. 752 WNW München .. 754 W Chemnitz 750 W Berlin 746 NW Wien 754 W Breslau 747 W 3 bedeckt e d'Aix. 760 WNW 4 bedeckt

isen 617588 3 wolkenlos Triest..

757 still woltenlos ¹) Schnee und Hagelböen.

2) Nachts Gewitter. ²) Nachts Schnee. ⁴) Nachts Schnee. ⁵) Gestern

Hagel und Schneesturm. Uebersicht der Witterung. Das Minimum, welches gestern über Süd⸗ Schweden lag, ist nach dem Rigaischen Busen fort⸗ escchritten, ein anderes Minimum von geringerer Tiefe liegt in der Kanalgegend. Bei böigen, west⸗ lichen und nordwestlichen Winden und durchschnittlich normalen Wärmeverhältnissen ist das Wetter über .Se .ggh. veränderlich und zu Schneefällen geneigt. 88 urg hatte Nachts Gewitter. Schneehöhe: winemünde 2, Berlin 7. Bamberg 8, Wiesbaden 9, Itkirch 11, Hamburg 19 cm. Deutsche Seewarte.

NNO NNW

8

wolkig wolkig wolkig Schnee bedeckt bedeckt bedeckt bedeckt

boteobotoHoce

gang.

Quitzows.

heiter Regen wolkig heiter¹) wolkig²) wolkigs) wolkig bedeckt⁴)

bedeckt bedeckt Schnee bedeckt bedeckt wolkig halb bed. ⁵) heiter

Solotanz.

IgeEIIEreeeelee—eerteeeeeene

Emil Neumann.

weiser Benntzung Wallner.

stellung): Kopf.

Empfangs⸗, Wohn⸗, Schlaf⸗ und Ankleidezimmer, Bad und Garderobe, Zimmer für die Kammerdiener und den Leibarzt. Die Räume für Der ganze hintere Bau wird im Hauptgeschoß durch eine einzige 8

Der Hauptsaal ist 22 m lang, 17 m tief und 12 m hoch, dagegen

Kaiserpalast. Hinter dem Palast und Palastgarten, von letzterem durch 8

Tessing-Theater. Schauspiel in 4 Akten von Richard Voß. (Alexandra: Clara Heese, vom Kgl. Hof⸗Theater in München.)

Sonnabend und Sonntag: Alexandra.

Wallner-Theater. Freitag: Zu Madame Bonivard. Alex Bisson und Antonie Mars.

Der dritte Kopf.

Theater⸗Anzeigen.

Rönigliche Schauspiele. us. 36. Vorstellung. Sängerkrieg auf der Wartburg. Große roman⸗ tische Oper in 3 Akten von R. Wagner. bant. Hr. Kahl. Regisseur: Hr. Salomon. aͤuser: Hr. Sylva) Anfang 7 Uhr.

n. Volksschauspiel in 5 Atten von Paul Heyse. gesetzt vom Direktor d b

yr

Freitag: Opern⸗ Tannhäuser und der

Diri⸗ (Tann⸗

38. Vorstellung. Weltunter⸗

Anfang

Sonnabend: Opernhaus. 37. Vorstellung. Die Vaterländisches Drama in 4 Akten von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. oder: Die Tochter des Regiments. Oper in 2 Akten von Donizetti. dem Französischen des St. Georges. Anfang 7 Uhr.

Marie, Komische Dichtung nach Zum Schluß:

39. Vorstellung.

Deutsches Theater. Freitag: Zum 1. Male: Arria und Messalina. zügen von Adolf Wilbrandt.

Sonnabend: König Heinrich der Vierte.

Sonntag: Arria und Messalina.

Trauerspiel in 5 Auf⸗

Verliner Theater. Freitag: 21. Abonnements⸗

Vorstellung: Die Braut von Messina. Sonnabend: Der Kaufmann von Venedig. Sonntag: Der Kaufmann von Venedig.

Freitag: Alexandra.

Schwank in 89 Ig. von

eu von Vorher: Zum 121. Male: Posse in 1 Akt. Mit theil⸗

ing einer englischen Idee von Franz nfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend und Sonntag (letzte Sonntags⸗Vor⸗ Madame Bonivard.

Der dritte

In Vorbereitung: Das Schützenfest. Schwank in 3 Akten von R. Misch und 8 Jacoby.

Victoria-Theater. Freitag: Halbe Preise. Zum 125. Male: Die Kinder des Kapitän Grant. Ausstattungsstück mit großem Ballet in 12 Bildern von D'Ennery und Jules Verne. Musik von C. A. Raida. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend und folgende Tage: Die Kinder des Kapitän Grant.

In Vorbereitung: Germania. Großes Aus⸗ stattungsstück von Ernst Scherenberg.

Friedrich -Wilhelmstädtisches Theater.

Freitag: Mit neuer glänzender Ausstattung, zum 64. Male (in deutscher Sprache): Der Mikado, oder: Ein Tag in Titipu. Burleske Operette in .2 Akten von W. S. Gilbert. Musik von A. Sullivan. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Der Mikado.

Residenz-Theater. Freitag u. folgende Tage: Nervöse Frauen. Lustspiel in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Tochs, bearbeitet von Franz Wallner. Vorher: Im Bondoir. Dramatischer Scherz in 1 Aufzuge von Franz Wallner und Th. Brandt. Anfang 7 ½ Uhr.

Velle-Alliance-Theater. Freitag: 16. Gast⸗ spiel der Münchener, unter Leitung des Königl. bayer. Hofschauspielers Hrn. Max Hofpaur. Letzte Woche. Der Herrgottschnitzer von Ummergan. Ober⸗ bayerisches Volksstück mit Gesang und Tanz in

Aufzügen von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Musik von F. M. Prestele. Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Gastspiel der Münchener. Der Herrgottschnitzer.

Central-Theater. Freitag: Zum 47. Male:

Leuchtkugeln. Gesangsposse in 4 Akten von W. 27 Musik von G. Steffens. Anfang r

Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Freitag: Zum 16. Male: Die junge Garde.

Gesangsposse in 4 Akten von Ed. Jacobson und

Leop. Elyv. Die Gesangstexte theilweise von Gust. Görß. Musik von Fr. Roth. Anfang 7 ½ Uhr. Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.

8

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Margarethe Gneist mit Hrn. Rittergutsbesitzer Otto von Alten (Kolbergermüͤnde Criwan). Frl. Martha Kirchner mit Hrn. Otto Schulz (Berlin). Frl. Lucie Hawelke mit Hrn. Erich Matz (Guben— Berlin). Frl. Agnes Biesenbach mit Hrn. Jakob Geyer (Düssel⸗ dorf— Bottrop i. W.). Frl. Hedwig Gesecus mit Hrn. Gerichtsreferendar Alfred Pretzell

(Danzig). Hr. Lieut. Koch mit Frl.

Verehelicht: Schaeper Ing—t. Hr. Dr. Oskar Wilda mit Frl. Martha Baron (Breslau).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Reg⸗Assessor Lands⸗ berg (Trier). Hrn. Ober⸗Ingenieur Rudolf Klostermann (Kladno). Hrn. Franz Fritzsche (Hamburg). Eine Tochter: Hrn. Fritz Langnes (Berlin). Hrn. Hauptmann von Geyso (Berlin). Hrn. Gerichts⸗Assessor Schild⸗ knecht (Berlin)h. Hrn. Gerichts⸗Assessor Hans Cramer von Klausbruch (Neutershausen). Hrn. Theodor von Gimborn (Emmerich). Hrn. Hauptmann Wollenhaupt (Görlitz). Hrn. Rechtsanwalt Pieper (Lüdenscheid).

Gestorben: Hr. Alfred Gutsche (Berlin). Hr. Auaust Wenzel (Berlin). Hr. General⸗Major z. D. Guido Sontag (Nassau). Hr. Lieutenant a. D. Graf Leopold von Schwerin (Bohrau). Frau Kreis⸗Bauinspektor Anna Hauvptner, geb. Gottgetreu (Schrimm). Hrn. Regierungs⸗ Baumeister Zisseler Tochter (Northeim). gr. Fabrikant Wilhelm Gerdes (Meerane i. S.).

rau Dr. Auguste Raven (Harburg). Hr. ber⸗Postsekretär Louis Hildebrandt (Stargard i. Pomm.).

Redacteur: J. V.: Siemenroth.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

88

e Beilage

en Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 7. Februar. Im weiteren Verlauf der gestrigen (35.) Sitzung des Reichstages beantragten zum Kapitel „Allgemeine Fonds“ die Abgg. Virchow, Hermes u. Gen. im Titel „Unterstützung für den deutschen Fischereiverein zur Förderung der künstlichen Fischzucht“ statt der beantragten 30 000 ℳ, 40 000 zu bewilligen, und ferner die verbündeten Re⸗ gierungen zu ersuchen, in den nächstjährigen Etat als „Unter⸗ stützung für den deutschen Fischereiverein zur Förderung der künstlichen Fischzucht“ die Summe von 50 000 einzusetzen.

Abg. Dr. Virchow: Er habe im preußischen Abgeordneten⸗ hause immer an dem konstitutionellen Prinzip festgehalten, der Regierung nicht mehr zu bewilligen, als sie selbst verlange. Man kbefinde sich aber hier auf einem anderen Boden, und er er⸗ innere daran, daß gerade diese Summe ursprünglich in ähnlicher Weise in den Etat hineingekommen sei. Die Hauptgründe, schon in diesem Jahre eine Erhöhung der Summe zu bean⸗ tragen, lägen in dem großen Bedürfniß, das sich herausgestellt habe. Man habe viele Jahre gebraucht, um überhaupt die öffentliche Meinung zu Gunsten der künstlichen Fischzucht zu wenden. Man habe die Sache ursprünglich als eine Privat⸗ angelegenheit der Fischereibesitzer behandelt und erst im Laufe der letzten Jahre habe sich die große internationale Be⸗ deutung derselben herausgestellt. Die 8 Schwierigkeit liege darin, daß unsere drei größten Flüsse nur zu einem gewissen Theil Deutschland angehörten, dieses also genöthigt sei, in nahe Beziehung mit den Nachbarstaaten zu treten, wenn überhaupt etwas geschehen solle. Was die Weichsel betreffe, so sei in unserem deutschen Gebiet derselben überhaupt kein Platz, um mit Sicherheit junge Lachsbrut in Beweaung zu setzen. Versuche, die in kleinen Nebenflüssen von Westpreußen gemacht werden könnten, hätten keine Aus⸗ sicht, weil sie einem ganz anderen Fischgebiet angehören, als für die Aufzucht der jungen Lachse nothwendig sei. Man müsse schon nach den Quellflüssen hinaufgehen bis nach Galizien, und auch dort sei nur ein kleines Gebiet dafür passend. n Galizien habe Deutschland gutes Entgegen⸗ kommen gefunden; organisirte Körperschaften hätten sich soweit interessirt, daß sie mit den Deutschen in ein Kartellverhältniß getreten seien. Deutschland habe ihnen Anfangs die Lachseier geliefert, aber in neuester Zeit zahle auch die russische Re⸗ gierung eine gewisse Quote zur Unterstützung. Die Quanti⸗ täten, welche bis jetzt hätten eingesetzt werden können, seien entsprechend den geringen Mitteln des deutschen Fischerei⸗ vereins und den noch geringeren anderer Körperschaften nicht ausreichend. Man habe in der Periode 1887/88 4 Millionen Eier angekauft und nachher die Fische ins Freie gelassen. 4 Millionen Eier kosteten etwa 24 000 ℳ. Das Reich liefere dem Fischereiverein 30 000 Es blieben also nur noch 6000 übrig, mit denen nicht viel zu machen sei. Bezüglich des Rheins seien ja die Verhandlungen mit olland bekannt, und wie schwer Deutschland dadurch bedrückt sei, daß Hollan d an der Mündung sitze, die Lachse wegfange und die Aufzucht der jungen Lachse nicht unterstütze. Ein vernünftiges Ver⸗ hältniß mit Holland sei noch nicht erreicht. In Süd⸗ deutschland habe man noch ein viel komplizirteres Werk. Die Donau führe die Fische aus unseren Ge⸗ bieten anderen Völkern zu. Sie besitze gewisse besondere Fische, andere dagegen nicht, vor Allem nicht den Aal. Die Frage, ob der Aal in der Donau eingebürgert werden könne, sei vom Fischereiverein lange erwogen worden. Da andere Gebiete am Mittelmeer reich an Aalen seien, schiene die Sache

des Versuchs werth. Der Versuch sei in großem Maßstabe gemacht und mit einem solchen Erfolg, daß jetzt schon in Süd⸗ deutschland der Aal in stattlichen Exemplaren in den ver⸗ schiedensten Gegenden gefangen werde. So sei z. B. eine

Nühle einmal zum Stillstehen gebracht worden, weil sich Aale in großer Anzahl zwischen den Rädern festgesetzt hätten. Für die Aalzucht in der Donau sei besonders die Theilnahme der ungarischen und rumänischen Regierungen nothwendig, und beide hätten auch angefangen, von unseren schleswig⸗holstei⸗ nischen Küsten aus Aalbrut zu beziehen. Es sei unsere Ehren⸗ pflicht, dieses nützliche Werk zu gedeihlichem Ende zu fuͤhren. Bei der Lachszucht sei es immer nothwendig, auf künstlichem Wege nachzuhelfen, wenn nicht ein fühlbarer Nach⸗ laß eintreten solle. Der Fischereiverein habe also die drei Hauptaufgaben: die Lachszucht in der Weichsel, in dem Rhein und die Aalzucht in der Donau. Der Verein habe aber noch allerlei andere Aufgaben, und diese gehörten zu den inter⸗ essantesten; z. B. habe er mit der künstlichen Zucht der Maränen und Zander große Fortschritte gemacht. Eine besondere Auf⸗ gabe sei es, den Zander in das Rheingebiet einzuführen. Wie weit es gelingen werde, sei eine Frage der Zukunft. Die Arbeiten des Fischereivereins beträfen ein Gebiet, das Jeder⸗ mann gleichmäßig interessire. Er bitte, nicht nur die Reso⸗ lution für das folgende Jahr anzunehmen, sondern auch schon in diesem Jahre die höhere Summe zu bewilligen.

ssekretär von Boetticher:

LE Daß die verbündeten Regierungen der Thätigkeit des deutschen Fischereivereins eine besonders warme Theilnahme zu⸗ wenden, das habe ich bereits früher in diesem Hause auszuführen die Ehre gehabt. Wir verfolgen die Fortschritte, die der deutsche Fischereiverein bei der Lösung der Aufgaben, die er sich gestellt hat, macht, mit Interesse, und wir begrüßen es mit Freuden, daß er diese Fortschritte gemacht hat und daß er in einer sehr dankenswerthen Art die Anregung gegeben hat, um den Bestrebungen nach Vermehrung des inländischen Fischbestandes neue Nahrung zuzuführen. Es thut mir persönlich außerordentlich leid, daß ich Sie gleichwohl bitten muß, die vorliegenden Anträge nicht anzunehmen, und ich thue das lediglich aus dem Grunde, weil ich es für recht bedenklich halte, daß der Reichstag eine hoͤhere Summe in den Etat einstellt und dadurch den Bundesrath in die Zwangslage versetzt, entweder ohne Weiteres dieser höheren Summe zuzustimmen, oder den Etat noch einmal an den Reichstag zu bringen. Das letztere würde ja natürlich bei einem so untergeordneten Betrage voraussichtlich nicht geschehen, allein ich halte es, wie gesagt, für nicht gerechtfertigt, daß der Reichstag den Bundes⸗ rath dtsesagt, in eine Zwangslage bringt. Ich zweifle gar nicht daran, daß, wenn das warme Interesse, was der Bundesrath dem

an die Frage herantreten wird, ob es möglich ist, die Subvention, welche das Reich dem Deutschen Fischereiverein giebt, entsprechend zu erhöhen. Ob das bis zum Betrage von 50 000 wird geschehen können, darüber kann ich natürlich heute eine bindende Zusage nicht ertheilen. Dafür aber will ich sorgen, und ich habe mich in dieser Hinsicht schon des Einverständnisses der Reichs⸗Finanzverwaltung ver⸗ sichert, daß die Frage der erhöhten Subvention mit Wohlwollen be⸗ handelt werden wird. 1

Die Möglichkeit ist indessen auch nicht ausgeschlossen, daß inner⸗ halb des Kreises der verbündeten Regierungen Bedenken vorgetragen werden. Ich bin solchen Bedenken bereits früher begegnet, man hat mir entgegengehalten, daß es eigentlich in der Hauptsache Aufgabe des Deutschen Fischereivereins sei, die Maßregeln, die er zur Förderung seiner Zwecke für nothwendig hält, nun auch möglichst durch eigene Thätigkeit und aus eigenen Mitteln zu fördern und sich in der Aus⸗ dehnung dieser Maßregeln nach seiner Decke zu strecken, das heißt nach den Mitteln, die ihm zu Gebote stehen. Ich theile, wie gesagt, persönlich diese Bedenken nicht. Ich erkenne es mit dem Herrn Vorredner als eine Aufgabe des Reichs an, daß das Reich mit seinen Mitteln zu einem wirthschaftlich so wichtigen Ziel, wie das von dem Deutschen Fischereiverein angestrebte ist, seinen Beitrag leistet, aber ich habe mich für verpflichtet gehalten, bervorzuheben, daß auch ein anderer Standpunkt möglich ist. Ich wünsche nicht, daß dieser andere Stand⸗ punkt demnächst ausschlaggebend zur Geltung kommt, und möchte das Haus nur bitten, dem Wohlwollen der verbündeten Regierungen zu vertrauen, daß sie im nächsten Jahre diesen Etattitel erhöhen, für dieses Jahr aber den Antrag des Hrn. Abg. Dr. Virchow, den ich materiell sympathisch begrüßt habe, abzulehnen.

Abg. Virchow zieht darauf seine Anträge zurück. Abg. Ackermann: Die Bestrebungen des Fischereivereins und seine Bedeutung für die Volkswohlfahrt erkenne er voll an und wolle hoffen, daß es ihm gelinge, den früheren Fisch⸗ reichthum in unseren Gewässern, der in Folge einer irrationellen Behandlung theilweise geschwunden sei, wieder herzustellen. Der Fischereiverein genieße die dankbare Anerkennung am Meer wie im Binnenlande und erfreue sich auch des Wohl⸗ wollens auf allen Seiten dieses Hauses. Wenn nun regie⸗ rungsseitig eine Erhhhung der Subvention im nächsten Etat zu hoffen sei, so sei Alles erreicht, was man wünschen könnte, weil man die bisherigen Bestrebungen des Fischereivereins, und insbesondere seines Vorsitzenden, des Hrn. Behr⸗Schmoldow, dankbar anerkenne.

Abg. Schuster: Man habe gehört, welchen großen Werth insbesondere die Lachszucht habe, und daß sie einer Unter⸗ stützung bedürfe, wenn sie nicht zu Grunde gehen solle. Die Lachszucht komme nicht allein den Fischern in den Strömen zu Gute, sondern auch den Fischern am Meer. Aus den Mit⸗ theilungen der Sektion für Hochseesischerei entnehme man, daß der Lachsbestand auch theilweise zugenommen habe. Die Ost⸗ see, bisher sehr arm an Lachsen, zeige an der ostpreußischen und besonders an der samländischen Küste einen zunehmenden Lachsreichthum, dessen Werth schon ein sehr bedeutender sei. Er verlange aber die 10 000 schon jetzt, weil man auf weitere Vermehrung der Lachse Bedacht nehmen müsse. Die einzelnen Regierungen könnten nur ihre Mittel für Binnen⸗ gewässer aufwenden. Obgleich die Anträge bereits zurück⸗ gezogen seien, möchte er sie dennoch der Regierung dringend empfehlen. 1

pfchlen Rickert: Er freue sich, daß der Abg. Virchow seine Anträge zurückgezogen habe, denn wie sehr er auch seine Autorität auf diesem Gebiete schätze, hätte er doch gegen die⸗ selben sich erklären müssen. Die 10 000 könnten auf einem anderen Wege aufgebracht werden, vielleicht durch ein Extra⸗ ordinarium. Es gebe verschiedene Provinzial⸗Fischereivereine, die zusammen eine solche Summe wohl aufbringen könnten, und er bitte diejenigen Herren, welche an der Spitze solcher Vereine ständen, diesen Weg zu versuchen. .“

Abg. Ackermann: Eine Subvention durch die Einzelstaaten scheine ihm nicht angebracht; denn wenn irgendwo, so müsse hier eine Unterstützung vom Reiche gerechtfertigt scheinen, weil der Fisch nicht an die Grenzen des Partikularstaats ge⸗ bunden sei. 8

Die Diskussion wird geschlossen und die Ausgaben be⸗ willigt. Pei den Ausgaben zur Förderung der Hochsee⸗ fischerei bittet der Abg. Hermes den Staatssekretär, im nächstjährigen Etat auch eine Erhöhung dieses Fonds in Aus⸗ sicht nehmen zu wollen.

Bei den Ausgaben für das Kaiserliche Gesundheitsamt weist Abg. Duvigneau auf die gefährlichen Erscheinungen hin, die oft bei der Verwendung thierischer Lymphe zu Tage ge⸗ treten seien, und wünscht, daß die bezüglichen Petitionen bald zur Verhandlung kommen möchten.

Abg. Gehlert: Der Abg. Bebel habe ihm vorgeworfen, daß er lediglich deshalb für die Deklaration der Gewerbe ein⸗ getreten sei, um den Landwirthen auf Kosten der Armen ihre Taschen füllen zu helfen. Er sei stets für Deklaration der Gewerbe eingetreten, und bedauere auch, daß man seine Vor⸗ schläge bezüglich des Kunstbuttergesetzes nicht angenommen habe, anderenfalls wäre das Gesetz nicht mit den Fehlern be⸗ haftet, deren Wirkung sich jetzt herausstelle. Er habe be⸗

Konsumenten sei, und daß die Landwirthschaft kaum in Betracht komme. Er habe dem Abg. wS (Jena) gegenüber nach⸗ gewiesen, daß gerade die kleinen Konsumenten den Schutz des Staates brauchten, und sich auch von dem Namen „Margarine“ keinen sonderlichen Schutz gegen Betrügereien versprächen. Die Vorwürfe des Abg. Bebel seien also ungerecht⸗ fertigt. Er habe ihn aber niemals ganz ernst. ge⸗ nommen, weil er wisse, daß 885 zuerst immer das Wort und dann erst die Gedanken kämen. Er habe auch hier genau das Gegentheil von dem mitgetheilt, was er esagt habe. Er appellire an alle loyalen Männer des auses, ob es gestattet sei, die Aeußerungen eines Gegners in solcher Weise für das Partei⸗Interesse zu fruktifiziren. Wenn er die Herren vom Freisinn als Hinderniß in der Frage der Deklaration der Gewerbe finde, so sei das erklärlich, weil die Doktrin des Manchesterthums und die Doktrin des Sozialis⸗ mus ganz entgegengesetzt seien. Wenn er aber auf diesem Wege einen Vertreter der Sozialdemokratie finde, der immer

hauptet, daß die ganze Kunstbutterfrage nur eine Frage der

Deklaration der Gewerbe könnte man gerade vielleicht die Noth der arbeitenden Klasse mindern; der Abg. Bebel sei aber nur immer mit der Zunge bereit, während ihm gelegent⸗ lich die Augen und Gedanken fehlten. . b Abg. Singer: Was Bebel über die Wirkungen des Kunstbuttergesetzes ausgeführt, decke sich mit den Anschauungen seiner Partei. Eine himmelblaue Färbung der Kunstbutter würde dem armen Manne den Genuß dieses Nahrungsmittels verekeln. Gegen den Vorwurf des allzeit bereiten Wortes und mangelnder Gedanken brauche er einen Mann wie Bebel nicht zu vertheidigen. Er überlasse es dem Urtheil des Volkes, ob dessen Leistungen auf politischem Gebiet seit 20 Jahren sich mit denen des Vorredners messen könnten. Im Uebrigen sei es ja Geschmacksache, einen abwesenden Kollegen in so unerhörter Weise anzugreifen.

Abg. Gehlert: Hr. Bebel habe den ganzen Streit in der zweiten Kefng vom Zaune gebrochen. Damals sei er (Redner) abwesend gewesen. Jetzt, wo er Gelegenheit habe, Hrn. Bebel zu antworten, solle er sich nicht seiner Haut wehren dürfen! Das sei auch ein Einwand, aber ein sozialdemokratischer. Die Position wird bewilligt. Bei der Ausgabe für die Ph aegSet,hasl Reichsanstalt weist Abg. Witte auf die bisherigen Erfolge dieser Anstalt hin. Die seiner Zeit gegen die Zweitheilung derselben in eine wissenschaftliche und praktische Abtheilung erhobenen Bedenken hätten sich nicht bestätigt. Die praktische Abtheilung habe sich bereits bedeutende Verdienste erworben. Es seien z. B. eingehende I angestellt worden über das Verhalten des Glases zum Wasser. Es hätten sich nämlich bei den sogenannten feinen Wasserwaagen in kurzer Zeit ganz eigenthümliche Schwankungen herausgestellt. Dies habe auf dem Gebiet der Artillerie in Bezug auf die richtige Einstellung der Kanonen die allerwesentlichsten Nachtheile hervorgerufen. Man habe nun diejenigen Glassorten heraus⸗ gefunden, bei welchen solche Schwankungen nicht zu erwarten sein dürften. Bei den fortschreitenden Aufgaben dieser Anstalt dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, die Technische Reichs⸗ anstalt aus der Technischen Hochschule in Charlottenburg in einen Neubau zu verlegen. Schließlich möchte er bitten, das offizielle Organ dieser Reichsanstalt nach Kräften zu fördern.

Abg. Schultz (Lupitz) bestätigt diese Ausführungen aus eigener Wahrnehmung. Die Reichsanstalt habe ein gutes Stück Geld gekostet, aber sie leiste auch Vorzügliches.

Die Position wird bewilligt. 8

Bei den einmaligen Ausgaben für den Nord⸗Ostsee⸗ Kanal stellt Abg. Graf Udo zu Stolberg folgenden Antrag: „Aus diesem Fonds können auch die Kosten der Seelsorge für die bei dem Kanalbau beschäftigten Arbeiter bestritten werden.

Abg. Lingens beantragt, diese fakultative in eine obliga⸗ torische Bestimmung umzuwandeln. 8 1

Abg. Graf Stolberg: Einer weiteren Begründung bedürfe sein Antrag nicht. Er nehme an, daß die bereitgestellten Mittel in paritätischer Weise würden verwendet werden. Die obligatorische Form der Forderung würde einen Eingriff in die Verwaltungsbefugnisse enthalten, die seine Partei nicht billigen könne. 1

Abg. Lingens: Nachdem für die Bedürfnisse der evange⸗ lischen Arbeiter bereits gesorgt worden sei, komme es darauf an, auch für die Seelsorge der katholischen Arbeiter zu sorgen. In dankenswerther Weise habe die Kanalkommission dies Bedürfniß anerkannt und den Bischof von Osnabrück ge⸗ beten, das Nöthige veranlassen zu wollen. Darauf hin habe sich der Herr Bischof mit dem Erzbischof von Gnesen in Ver⸗ bindung gesetzt. Dieser habe einen auch der polnischen Sprache mächtigen Geistlichen zur Verfügung gestellt, unter der Be⸗ dingung, daß außer den gottesdienstlichen Geräthen u. s. w. ihm Wohnung und Kost gegeben würde. Die Kanal⸗ verwaltung habe sich außer Stande erklärt, etwas mehr als das erforderliche Lokal leisten zu können. Deshalb dieser Antrag. Der Antrag Stolberg sei gerade vom paritätischen Standpunkt unzulänglich, denn für die evangelischen Bedürfnisse sei bereits gesorgt worden. Es handele sich um Hunderte, vielleicht Tausende von katholischen Arbeitern, auch aus Italien, Polen, Bayern. Nur sei er sehr im Zweifel, ob in den Ba⸗ racken die genügenden Lokale für den Gottesdienst vorhäanden seien, und wenn, ob sie nicht auch für profane Zwecke ver⸗ wendet würden. Am besten wäre es, dem Herrn Bischof von Osnabrück in dieser Sache freie Hand zu geben. Die Opfer, welche das Reich tragen solle, würden durch die Pflichttreue der Arbeiter reichlich aufgewogen werden. Die katholischen Geistlichen aber würden sich ihrer Aufgabe gern und freudig unterziehen. .“

Staatssekretär von Boetticher: 1

Ich habe bei der neulichen Berathung, glaube ich, unzweideutig die Geneigtheit der Reichsverwaltung zu erkennen gegeben, auf diesem Gebiete den Wünschen, die damals der Hr Abg. Lingens aussprach, entgegenzukommen. Diese Geneigtheit besteht auch heute noch und sie zeigt sich u. A. auch darin, daß die Einrichtungen, welche für die Abhaltung der gottesdienstlichen Versammlungen zweckmäßiger Weise getroffen werden müssen, bereits in den Baracken getroffen worden sind. Ich habe hier eine photographische Aufnahme einer Baracke, das ist die Aufnahme, von der der Hr. Abg. Lingens vorher gesprochen hat; da zeigt sich, daß über dem Mittelbau auch ein Thürmchen angebracht ist, welches kennzeichnet, daß der dar⸗ unter liegende Raum zu gottesdienstlichen Versammlungen bestimmt ist. Wenn der Herr Vorredner den Zweifel ausgesprochen hat, ob die sonstige Bestimmung dieses Raumes gerade verträglich sei mit seiner Bestimmung zu gottesdienstlichen Versammlungen, so kann ich diese Befürchtung nicht theilen. Es wird selbstverständlich dafür gesorgt werden, daß, wenn und so lange dieser Raum zu gottes⸗ dienstlichen Versammlungen benutzt wird, alles Profane entfernt wird, und daß er eine äußere Dekoration empfängt, welche der Würde der gottesdienstlichen Bestimmung entspricht. 8

Die Kanalverwaltung ist auch im Uebrigen sehr gern bereit, den Wünschen der Konfessionen und derjenigen geistlichen Stellen, welche nun in erster Stelle für die Cura der Arbeiter zu sorgen haben, ent⸗ gegenzukommen.

Ich habe neulich hervorgehoben, daß die Verhandlungen mit dem evangelischen Konsistorium in Kiel bereits den Erfolg gehabt haben, daß für die Arbeiter evangelischer Konfession ein geordneter Gottes⸗ dienst eingerichtet ist, und zwar ohne Kosten der Kanalverwaltung,

nur ganz allein die Ursachen der Noth in der Bevölkerung zu

1 sschereiverein zuwendet, auch heute hier im Reichstage einen 8 nüülchen Nüc ck find im nächsten Jahre der Bundesrath ernstl

kennen vorgebe, so nehme ihn das sehr Wunder. Mit einer

und daß die Verhandlungen mit dem bochwürdigen Bischof von Osna⸗ brück 2 die Regelung der geistlichen Cura für die katholischen