1889 / 44 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Feb 1889 18:00:01 GMT) scan diff

2) d estgu reise Neisse unter Abtrennung vom Amtsgerichte zu Neisse dem Amts⸗ gerichte zu Friedland in Oberschlesien;

3) die Gemeindebezirke Proschwitz, Wörblitz und Greudnitz im Kreise Wittenberg unter Abtrennung vom Amtsgerichte zu Schmiede⸗ berg dem Amtsgerichte zu Dommitzsch;

4) die Gemeinden Duingen, Fölziehausen, Lübbrechtsen und Capellenhagen, sowie der aus den Reviertheilen Weenzerbruch, Duinger⸗ wald, Duingerbergtheil mit Rotterholz, Külf und Ahe bestehende Forstgutsbezirk der fiskalischen Oberförsterei Weenzen im Kreise Alfeld Ee vom Amtsgerichte zu Lauenstein dem Amtsgerichte zu Alfeld.

§. 2. Das gegenwärtige Gesetz tritt mit dem 1. Oktober 1889 in Kraft. Urkundlich ꝛc. 1n

Gegeben , den

Die Kommission des Herrenhauses für Vor⸗ berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Kosten der Polizeiverwaltung in den Städten, hat sich konstituirt. Vorsitzender ist Herr von Wedell, Stellvertreter des Vorsitzenden Herr von Wovyrsch, Schriftführer Herr Mueller, Stellvertreter des Schriftführers Herr Boie.

Auf der Tagesordnung der am Dienstag, den 19. d. M., Vormittags 11 Uhr, stattfindenden 17. Plenar⸗ situng des Hauses der Abgeordneten stehen folgende Gegenstände: Berathung des Berichts über die bisherige Aus⸗ führung von Bestimmungen verschiedener Gesetze über den Erwerb von Privateisenbahnen für den Staat. Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗ Etats für 1889/90, und zwar: a. Ministerium des Innern, b. Bauverwaltung.

Der Justiz⸗Rath Trimborn, Mitglied des Reichs⸗ tages für den 11. Düsseldorfer Wahlkreis und des Hauses der Abgeordneten für den 10. Düsseldorser Wahlbezirk, ist am 17. d. M. in Köln gestorben.

Durch Entscheidung des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts vom 9. Januar d. J. (Nr. 648) ist ein Molkereibetrieb, in welchem ohne Verwendung von durch elementare Kraft be⸗ wegten Triebwerken (§. 1 Absatz 3 des Unfallversicherungs⸗ gesetzes vom 6. Juli 1884), unter Beschäftigung von zwei Personen theils im Handbetriebe theils mit einem Göpelwerk die von etwa 150 Kühen gewonnene, aus der Umgegend zu⸗ sammengekaufte Milch in einer Jahresmenge von fast 3000001 zu mehr als 100 Ctr. Butter und ungefähr 300 Ctr. Käse ver⸗ arbeitet wird, als Fabrik im Sinne des §. 1 Absatz 1 des Unfall⸗ versicherungsgesetzes, mithin für versicherungspflichtig erklärt worden (vergl. Bescheid 494, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1888 Seite 189).

S.⸗ Fürstlich waldeckische Bevollmächtigte zum Bundes⸗ rath, .tirektor von Saldern ist von hier wieder ab⸗ gereist. ec⸗

F. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Nixe“, Komman⸗ dant Korvetten⸗Kapitän Büchsel, ist am 14. Februar cr. in Prinz Ruperts Bay (Insel Dominica) Westindien ein⸗ Seslen und beabsichtigt am 25. dess. M. wieder in See zu gehen.

Bayern. München, 16. Februar. (Allg. Ztg.) Prinz und Prinzessin Ludwig werden am nächsten Mittwoch die schon längst geplante Reise nach Italien antreten. Prinz Ferdinand, welcher für nächsten Dienstag die obersten Hofchargen zur Tafel geladen hatte, ließ diese Einladung wegen plötzlicher Erkrankung des jüngsten Sohnes, Prinzen Adalbert, vorläufig ab⸗ sagen. Die Leiche der Prinzessin Dietlinde, deren Tod morgen Vormittag durch drei Staats⸗Minister beurkundet wird, wird am selben Tage, Abends 7 ½ Uhr, in aller Stille in der Fürstengruft der Theatiner⸗Hofkirche zu St. Cajetan beigesetzt werden.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 17. Februar. (W. T.B.) Die Eröffnung des ordentlichen Landtages fand heute Namens des Großherzogs durch den Staats⸗Minister Dr. Stichling statt. Es wurde dabei der günstigen Finanzlage gedacht und die Verwendung des Ueberschusses für Erleichte⸗ rung der Schullasten in Aussicht gestellt. Die Präsidentenwahl fiel auf den Abgeordneten Müller⸗Berga.

Anhalt. Dessau, 16. Februar. (Anh. St.⸗A.) Der Erbprinz ist gestern Abend von hier nach München abgereist. Die verwittwete Frau Erbprinzessin Leopold von Anhalt, geborene Prinzessin Elisabeth von Hessen, wird zufolge Bestim⸗ mung des Herzogs fortan den offiziellen Titel „Erbprinzessin Leopold von Anhalt“ führen.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 16. Februar. (Reg.⸗ u. Nachr.⸗Bl.) Der Fürst hat der Gemeinde Jecha zum Ankauf eines Bau⸗ und Spielplatzes für die daselbst zu errichtende Kleinkinderschule den Betrag von 760 als Geschenk aus Höchstseiner Privatschatulle überwiesen.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 16. Februgr. (Lds.⸗ 2— f. Els.⸗Lothr.) In der gestrigen 5. Plenarsitzung des andesausschusses wurden zunächst die Etats des Statthalters und seines Bureaus, des Staatsraths, der Vertretung beim Bundesrath und des Landes⸗ ausschusses sowie des Ministeriums ohne Diskussion Pnehmigt. Der weiter auf der Tagesordnung stehende Ztat der Tabàckmanufaktur führte dagegen zu einer längeren Debatte, in welcher der Abg. Baron Zorn von Bulach (Vater) eingehend 18 die Erhöhung des Zolles auf ausländischen Taba im Interesse der ein⸗ heimischen Tabackkultur eintrat. In demselben Sinne sprachen sich auch die Hrrn. Abgg. Grad und Kiener aus; Abg. Dr. Gunzert und Baron von Schauenburg wiesen weiter besonders auf die Mißstände hin, welche das Makler⸗ wesen auch für den Tabackbauer mit sich bringe, ein Gegen⸗ stand, der ja auch bereits den Landwirthschaftsrath beschäftigt hat. Der Unter⸗Staatssekretär von Schraut führte aus, daß der Erhebenng des Tabackzolles zwar keine vertragsmäßigen Hindernisse entgegensteben und daß die Erhöhung wohl im partikularen Interesse des Landes liege, wenngleich die Gefahr einer erhöhten Konkurrenz im Tabackbau nicht ausgeschlossen sei; die Regierung müsse sich aber darauf beschränken, die aus⸗ Wünsche an das Reich zu vermitteln. Die Be⸗ rebungen zur Hebung des Tabackbaues im Lande fänden auf Seiten der tabacbauenden Bevölkerung ein sehr lebhaftes Entgegenkommen. Bezüglich der Mißstände im Maklerwesen sei bereits eine Enquete über die Möglichkeit eines etwaigen

von 400 000 aus der Tabackmanufaktur in ah

des Etats wurde von der Versammlung genehmigt. Den letzten Gegenstand der Tagesordnung bildete der Etat der Verwal⸗ tung der direkten Steuern. Der Abg. Grad machte zu demselben einige Bemerkungen über die Veranlagung der Patentsteuer und über die beabsichtigte Errichtung einer Steuer⸗ kasse in Lixheim. Der Unter⸗Staatssekretär von Schraut erwiderte 8 diese Ausführungen. Abg. Dr. Petri gab der vollen Befriedigung des Hauses Ausdruck darüber, daß sich die jungen Elsaß⸗Lothringer in immer größerer 2 l dem

Staatsdienst widmeten und daß die Regierung dieselben auf das Bereitwilligste anstelle. 5 verändert genehmigt.

Auch dieser Etat wurde un⸗

Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 16. Februar. (W. T. B.) Im Untes he sprach heute bei Berathung des ehrgesetzes bei §. 14 der Minister⸗Präsident von Tisza nochmals seine Anschauung dahin aus, daß die zehnjährige Gültigkeit des Rekrutenkontingents auch in dem vrprnche Text enthalten sei. Mit Rücksicht auf die aufgetauchten Bedenken und nachdem er sich davon überzeugt habe, daß er sich von den eingegangenen Verpflichtungen nicht loslöse 8 daß hinsichtlich der österreichischen Gesetzgebung keine Schwierigkeiten zu besorgen seien, habe er schon, ehe die Opposition ihre Rath⸗ schläge und Warnungen ertheilte, eine Aenderung des Textes angenommen. Er beantrage eine neue Fassung, besagend: „Das Rekrutenkontingent hat für 10 Jahre Gültigkeit; für die Landwehr wird das Rekrutenkontingent ebenfalls für die Dauer von 10 Jahren festgestellt Dieser Antrag soll am Montag zur Verhandlung kommen. Bei Besprechung der on über die Straßen⸗ excesse sagte Polonyi, daß bei der morgen statt⸗ findenden anifestation die Ordnung musterhaft sein würde, und daß für das brutale Vorgehen der Polizei Hrn. von Tisza in erster Linie die Verantwortung träfe. Bus⸗ bach verlangte unter lebhaftestem Beifall der Rechten energische Maßnahmen. Der Minister Orczy antwortete: er vernehme mit Befriedigung, daß alle Interpellanten das Aufhören der Unruhen wünschten, deren längeres Andauern nicht geeignet wäre, den Glauben an die Entwickelung Ungarns im In⸗ und Auslande zu befestigen. Unter der Wucht seiner ge⸗ setzlichen Verantwortung werde er die Organe, welche etwa zu weit gingen, bestrafen; er könne aber die mißbilligenden Aeußerungen gegen die Organe nicht billigen, welche mit Lebensgefahr ihre Pflicht erfüllten. Sollten die angewendeten Mittel nicht ausreichen, so werde er noch strengere anwenden. Das Haus nahm schließlich die Antwort zur Kenntniß.

—. 17. Februar, Nachts. (W. T. B.) Prächtiges Wetter begümn e die heutige Manifestation, die um 2 Uhr vom Calvinplatz aus, wo nach und nach eine vieltausendköpfige Menge zusammengeströmt war, ihren Anfang nahm. Der Jurist Pandy hielt an die auf dem Balkon des Klublokals der gemäßigten Opposition versammelten Abgeordneten eine Ansprache, in welcher er für die Unterstützung der Interessen der Jugend dankte. Kisrauf erwiderte Beoethy; derselbe bat, Jeder von den Verfalsarelten möge dazu beitragen, daß die Manifestation eine würdige bleibe, und schloß mit dem Rufe: „Es lebe der König!“, in den die Menge entblößten Hauptes begeistert einstimmte. Der Zug, den berittene ö eröffneten, setzte sich alsdann in Bewegung. An der Spitze schritt der Abgeordnete Graf Gabriel Karolyi,

efolgt von den Trägern nationaler Banner mit den Auf⸗ schriften; „Es lebe der König!“ und „Nieder mit Tisza!“ Hierauf folgten die der Unabhängigkeitspartei angehörenden Abgeordneten, sodann die Studirenden der Universität und eine unabsehbare Menge, insgesammt etwa 30 000 Personen. Die Studenten fungirten als Ordner. Vor dem Klub⸗ lokale der Unabhängigkeitspartei hielt der Jurist Blacsek eine Ansprache, auf die der Abg. Thaly erwiderte. Unter Eljenrufen auf den König bewegte sich der Zug zwischen einem dichten Menschenspalter weiter. Von den Fens einzelner Häuser wurden Tücher geschwenkt. ie Menge stimmte hegeistert in die Eljenrufe auf den König ein; dazwischen ertönten Rufe: „Forthmit Tisza!“ Unter fortwährenden Beifallskundgebungen und dem Gesang patriotischer Lieder gelangte der Zug vor das Klublokal der liberalen Partei, wo die Menge abermals stürmische Rufe: „Fort mit Tisza!“ ausbrachte. Auf dem Donauquai, gegenüber der Ofener Königsburg, nahm der Zug Ausstellung⸗ Die Menge brachte auf den König stürmische Hochrufe aus, schwenkte die Hüte, senkte die Fahnen, enthielt sich jedoch jeder anderweitigen Demonstration und sonstiger Ausrufe und kehrte nach dem Calvinplatz zurück. Unterwegs hielt der Jurist Bezsilla an die auf dem Balkon des Baron Aczel'schen Palais versammelten Magnaten eine Ansprache, in welcher er die Ueberzeugung aussprach, daß die Magnaten auch künftig die der Verfassung sein würden. Vor der Statue etoefi's stimmte die Menge das „Szozat“ an und ging, nach Verbrennung einer Nummer des und des Witzblattes „Borszem 8 auf dem Calvinplatz in bester Ordnung auseinander.

ie Demonstration war um 4 ½ Uhr beendigt, aber noch um 6 Uhr wogte in allen Straßen eine ungeheuere Mens enmenge; doch wurde die Ordnung und die Ruhe nirgends gestört. Am späteren Abend fand keine Ansammlung mehr statt.

Frankreich. Paris, 16. Februar. (W. T. B.) Der Präsident Carnot konferirte heute Nachmittag mit Rouvier. Auf dessen Anrathen ersuchte der Präsident nochmals Maéline dringend, die Bildung des neuen Kabinets zu übernehmen, und dieser erklärte sich dazu bereit.

17. Februar. (W. T. B.) Méline ersuchte die den Radikalen angehörigen Deputirten Nves Guyot, Prévet und Ménard⸗Dorian, in das neue Kabinet einzutreten. Da diese jedoch ablehnten, beschloß Möline, seine Mit⸗ arbeiter ausschließlich unter den Mitgliedern der gemäßigten republikanischen Partei zu suchen. Er bat daher Freycinet, das Ministerium des Auswärtigen zu übernehmen. Freycinet erklärte, wenn man seine Mitarbeit in dem neuen Ministerium für vortheilhaft erachte, so wäre es besser, wenn er die bisher innegehabte Leitung des Kriegs⸗ Ministeriums beibehielte. ar ließ der Präsident Carnot Freyeinet zu sich rufen und ersuchte denselben so dringend, das Portefeuille des Auswärtigen zu übernehmen, daß Freycinet fch gedenegei bis morgen ausbat. D' Autresme übernahm das Handels⸗Ministerium.

Einschreitens eingeleitet. Die Einsetzung eines Ueberschusses

Soweit sich bis jetzt übersehen läßt, dürfte das neue Kabinet wie folgt zusammengesetzt werden: Möline Vorsitz

1 hes, Ribot oder der Senator Boulanger oder Loubet Finanzen, Casimir Perrier Unterricht, Billot Krieg, Barbez Marine, d'⸗Autresme Handel. Falls Freycinet das Ministerium des Auswärtigen nicht übernehmen sollte, würde dasselbe Ribot angeboten werden

Cannes, 16. Februar. (W. T. B.) Der Prinz von Wales ist heute hier eingetroffen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Februan

89 T. B.) Nach Meldungen aus Tschardshui befindet ice, dort eingegangenen Nachrichten aus Karki und Buchara zufolge, Abbdurrahman unthätig in Masari Sherif zeigt sich nicht der Bevölkerung und trifft auch keinerlei militärische Vorbereitungen. Die Ausfuhr russischer Pro⸗ dukte nach Afghanistan sowie die Einfuhr afgha⸗ nischer nach Karki nimmt wieder ungehinderten Verlauf.

Italien. Rom, 16. Februar. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer theilte heute der Präsident zunächst mit, daß der König Vormittags die Bureaux der Kammer sowie die Vorsitzenden der parlamentarischen Kommissionen empfangen und die Adresse auf die Thronrede entgegen⸗ genommen habe. Der König habe sich hierbei anerkennend über die Kundgebungen der Zuneigung Seitens der Kammer ausgesprochen und betont: er betrachte, wie die Kammer, die Ausübung der durch das Gesetz gewährleisteten Freiheiten als die sicherste Ga⸗ rantie für das nationale Leben. Se. Majestät vfifolhe mit lebhafter Sorgfalt Alles, was sich auf die wirthschaftliche Lage Italiens beziehe, und habe das Vertrauen zu dem Parlament, es werde im Einvernehmen mit der Regierung auch hinsichtlich dieser wichtigen Frage die Mittel finden, um die im richtigen Maße gewürdigten Schwierigkeiten zu über⸗ winden. Der König habe hinzugefügt: die Politik der Regierung, welche energisch die 8ge des Friedens wünsche, werde diese Aufgabe erleichtern. Schließlich habe der König gebeten, dem Parlament seine Gefühle und Wünsche für das Wo hl und den Ruhm Italiens zum Ausdruck zu bringen. (Lebhafte Zustimmung.) Bei Fortsetzung der Berathung der Bonghi'schen Tagesordnung erklärte der Minister⸗ Präsident Crispi: er nehme folgende, von Del Giudice eingebrachte Tagesordnung an: „Die Deputirtenkammer hegt zu dem Minister⸗Präsidenten Crispi das Vertrauen, daß er verstehen wird, energisch die öffentliche Ordnung zu schützen, indem er die konstitutionellen Freiheiten aufrecht erhält.“ Der Minister⸗Präsident fügte hinzu: er könne keinesfalls an der Spitze der Staatsleitung verbleiben, ohne der Billigung seiner Politik durch das Parlament sicher zu sein. Sollte die Kammer gegen das Ministerium votiren, so werde er Anderen Platz machen, ohne irgend welchen Groll gegen seine Gegner zu hegen. Bonghi und Nicotera zogen hierauf ihre Anträge zurück. Die Kammer verwarf sodann durch Erheben von den Plätzen die von Chiaves und Bovio eingebrachten Anträge und nahm schließlich mit 247 gegen 115 Stimmen das von Del Giudice beantragte Vertrauensvotum an. 36 Deputirte enthielten sich der Abstimmung.

Niederlande. Amsterdam, 18. Februar. (W. T. B.) Dr. Vinckhuizen begab sich gestern Abend 5 Uhr nach Schloß Loo. Der Leibarzt des Königs, Dr. Vlaanderen, sollte die Nacht im Schlosse zubringen.

Rumänien. Bukarest, 16. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer motivirte Blaremberg seine Interpellation darüber, daß der Donau⸗Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft Seef widrig die Bewilligung zur Errichtung von ele- graphen⸗Aemtern längs der Donau ertheilt worden. Nachdem der Minister⸗Präsident Rosetti nachgewiesen hatte, daß die Maßnahme vollkommen verfassungsgemäß sei und weder die Autonomie, noch die Rechte Rumäniens beeinträchtige, ging die Kammer zur Tagesordnung über.

Serbien. Belgrad, 16. Februar. (W. T. B.) Das heutige Amtsblatt veröffentlicht einen, auf Grund der Artikel 46 und 196 der neuen Verfassung und des Artikels 7 des Gesetzes über die CE“ erlassenen Ukas, betreffend die Neuformation der Gesammtarmee. Die wichtigsten Bestimmungen derselben sind: die Territorial⸗ Eintheilung in 5 Divisions⸗Territorien, 15 Regiments⸗ und 60 Bataillonsbezirke, ferner die Errichtung stän⸗ diger Cadres für: 5 Infanterie Regimenter zu je 4 Ba⸗ taillonen, 1 Kavallerie⸗Brigade von 3 Regimentern zu je 3 Escadrons, 5 Feld⸗Artillerie⸗Regimenter zu je 6 Batterien, 1 reitende Batterie mit 6 Geschützen, 1 Gebirgsartillerie⸗ Regiment zu 5 Batterien mit je 4 Geschützen, 1 Festungs⸗ artillerie⸗Bataillon, bestehend aus 4 Festungs⸗ und 1 Train⸗ Compagnie, 1 pyrotechnische Compagn e, 1 Genie⸗Bataillon mit 5 Pionier⸗Compagnien, 1 Genie⸗Bataillon mit 3 Com⸗ pagnien für den Eisenbahn⸗, Mineur⸗ und Telegraphen⸗ dienst, 1 Ponton⸗Halbbataillon zu 2 Compagnien, 5 Sanitäts⸗ Compagnien, 5 Fuhrwesen⸗Escadrons und 5 Bäcker⸗Ab⸗ theilungen.

Amerika. Washington, 16. Februar. (W. T. B.) Die Finanz⸗Kommission des Repräsentantenhauses hat dem Hause den Entwurf, wonach die Einnahmen des Staats um 70 Millionen Hollar herabgesetzt würden, zugleich mit einem anderen Entwurf vorgelegt, durch welchen die Voranschläge um 42 Millionen vermindert würden. Es gilt hün wenig wahrscheinlich, daß diese Entwürfe noch im Laufe

jeser Session angenommen werden.

Afrika. (W. T. B.) Wie dem „Reuter'schen Bureau“

aus Zanzibar, vom 17. d., gemeldet wird, sind die von

Tippo Tib mit Briefen für Stanley abgesandten

Boten durch die Araber mißhandelt und gezwungen worden,

urückzukehren. Dieselben haben die Rückreise auf anderem ege angetreten.

Zeitungsstimmen.

„Unter der Ueberse vift „Die Politik Bismarck“ be⸗ merkt die „Oberschlesische Presse“:

Ein nationalliberales Blatt hatte jüngst den Ausspruch gethan, daß „der todte Kanzler eine noch größere Herrschaft über das deutsche Volk ausüben werde, als der lebendige es je gethan.“ Mit Bezug hierauf wirft ein freisinniges Blatt die Frage auf: „Wird die Po⸗ litik des Fürsten Bismarck den Kanzler überleben?“ und kommt dabei zum Schluß, daß dies deshalb nicht möglich sei, „weil es eine Politik

Bismarck, die sich als ein Programm fuͤr die Zukunft eignet, über⸗ haupt nicht giebt und niemals gegeben hat“, und diese Meinung

bbischen den Kartellparteien nicht

1“

ündet 5 8* voll von Widersprüchen gewesen seien, indem er herte derjenigen

Richtung gehuldigt, welche er gestern bekämpft habe. Räüchtrns Kanzler hat 8. wiederholt erklärt, daß er stolz darauf sei, in der langen Reihe von Jahren, in denen er sich mit Politik beschäftige, etwas gelernt zu haben und besserer Erkenntniß zugänglich zu sein. Deicgr eistanien können dies freilich nicht von sich sagen: sie halten blind an ihren politischen Lehrmeinungen fest, wenn auch darüber die Welt in die Brüche geht. Doch dies nebenbei! Aber es zeugt von einer im höchsten Maße oberflächlichen Beurthei⸗ lungsweise, aus den wechselvollen außeren Erscheinungen eines politischen Lebens, ohne einen Einblick in die Motive der ihnen zu Grunde liegenden Handlungen, ein Bild von dem politischen Charakter eines Staatsmannes konstruiren zu wollen, der länger als ein Viertel⸗ jahrhundert die Geschicke Preußens und Deutschlands gelenkt und die staunende Bewunderung der ganzen Welt auf sich gezogen hat und jetzt noch gefesselt hält. Nur den freisinnigen Pygmäen scheint es ver⸗ borgen zu sein, daß ein einheitlicher Wille und Geist das Leben dieses Staatsmannes beherrscht und daß eben dieser einheitliche Wille und Geist für Preußen⸗Deutschland ein Segen war und ist und, wie wir uͤberzeugt sind, auch für alle Zukunft sein wird. Die „Politik Bismarck“ hat ihre Wurzel in der festen monarchischen Ueberzeugung, von der der Kanzler in allen und jeden Phasen seines politischen Lebens beredtes Zeugniß abgelegt hat. Hieraus ergiebt sich als ein weiterer wesentlicher Bestandtheil der „Politik Bismarck' der ent⸗ schiedene Widerwille gegen alle Machtgelüste des Parlaments und die parlamentarische Regierungsform insbesondere. Seinem Wirken verdanken wir die Befestigung und Ausgestaltung des Staats⸗ gedankens in den Ueberzeugungen Vieler, deren Sinn auf eine allmähliche Depossedirung des Staates zu Gunsten der Selbstherrlichkeit des einzelnen Individuums gerichtet war. Ein anderer Grundzug seiner Politik ist die Erkenntniß der Noth⸗ wendigkeit einer größeren Fürsorge sowohl für die wirthschaft⸗ lichen Verhältnisse, als auch für die gesellschaftlichen Zustände und die Heilung ihrer Schäden. Alle diese politischen Bestrebungen finden ihre Erklärung außer in der festen monarchischen Ueberzeugungstreue in der Liebe zu dem deutschen Vaterlande und dem Deutschen Reiche, an dessen Befestigung er von jeher unablässig gearbeitet hat, und diese Festigung erblickt er, wie er in einer seiner großen Reden am 26. März 1886 ausführte, vornehmlich in drei Dingen: in einem starken Kriegs⸗ heere, in guten Finanzen und in der Zufriedenheit des Volkes! Das ist eine Parole, nach welcher der Kanzler von jeher gewirkt und der wir die glänzendsten Erfolge verdanken. Aber wenn alles Dies noch nicht genug ist, um den Beweis für die Einheitlichkeit der Politik Bismarck zu liefern, so können wir den Freisinnigen noch einen ihnen vielleicht verständlicheren Beweis vor⸗ führen: stets und zu allen Zeiten hat der Kanzler sich ihrer leiden⸗ schaftlichen Gegnerschaft zu erfreuen gehabt, stets und zu allen Zeiten stand und steht er mit den veralteten und abgestorbenen Grundsätzen im Widerspruch, für welche sich das Fortschrittlerthum begeistert! Die „Politik Bismarck“ wird davon sind wir fest überzeugt, ohne daß wir den Entschließungen der Monarchen und zukünftiger Staatsmänner vorgreifen auch für alle Zukunft der Leitstern Deutschlands sein und bleiben, wenn was Gott noch recht lange verhüten wolle! der Kanzler dereinst nicht mehr unter den Lebenden sein wird, dann wird und muß das deutsche Volk, wenn es sich nicht selbst ins Fleisch schneiden will, und hierin dürfte das zuerstge⸗ dachte nationalliberale Blatt vollkommen Recht haben sich stets die Politik desjenigen Staatsmannes gegenwärtig halten und zu seinem eigenen Vortheil auf sich wirken lassen, welcher durch diese seine Politik das zersplitterte Deutschland geeinigt und trotz der vielen widerstrebenden Elemente im Innern zu einem großen, einigen und glücklichen Volke gemacht hat.

In dem „Hamburgischen Korresponden en“ lesen wir:

Der Windthorst'sche Schulantrag, welchen sein Autor als ein Gegenstück zu dem bekannten Antrag auf Freigebung des Messelesens und Sakramentespendens zu bezeichnen pflegt, ist bekanntlich im preußischen Abgeordnetenhause wieder eingebracht worden. Ob mit der Absicht, ihn zur Diskussion und Abstimmung zu stellen, oder lediglich zu dem Zwecke, das in ihm liegende Agitationsmittel für die nächsten Wahlen in Kraft zu erhalten, steht dahin. Vorläufig wird verbreitet, daß der Antrag nach dem Kultus⸗ Etat zur Berathung kommen soll. Um diese Zeit wird auch der Missionsantrag im Reichstage erledigt sein, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Stellung der Regierung und des Reichs⸗ tages zu dem letzteren von entscheidender Bedeutung dafür sein wird, ob der Schulantrag Windthorst im Abgeordnetenhause zur Er⸗ örterung und Abstimmung gelangt oder nicht. Fände der Windt⸗ horst'sche Missionsantrag im Reiche bei den gesetzgebenden Fak⸗ toren Zustimmung, so könnte auf den Schulantrag im Parteiinteresse verzichtet werden; der Erfolg würde ausreichen, dem Centrum den nöthigen Wind in die Segel zu schaffen. Andererseits würde der scharfe Gegensatz, in welchen das Centrum bei praktischer Verfolgung des Schulantrags zur Regierung und der nationalen Mehrheit treten müßte, sich schwer durchführen lassen, wenn es im Reiche ein so weitgehendes Entgegenkommen gefunden hätte, wie es in der Annahme jenes Missionsantrags zu erkennen wäre. Tritt das Gegentheil ein, so steht Sturm im politischen

Kalender des Centrums. Es ist daher alsdann ein Vorstoß auf dem

Schulgebiete umsomehr zu erwarten, als es ohne einen solchen auch an dem erforderlichen kräftigen Agitationsmaterial fehlen würde.

Daß es sich für jetzt nicht um die Erreichung der in dem Schul⸗ antrag sae die Kirche geforderten Suprematie über die Schule, so sehr man dies wünschen mag, handelt, ist klar. Nach dieser Richtung ist auf einen Erfolg nicht zu rechnen. Es wird aber offenbar ein doppelter Zweck verfolgt. Man will Agitationsstoff für die nächsten Wahlen schaffen und der bei der ausschließlich dem politischen Gebiet bisher zugewendeten Thätigkeit etwas gelockerten Geschlossenheit des Centrums ein neues kräftiges Band sichern. Dadurch würde das Centrum zugleich wieder lenksamer und damit in gleichem Maß den Interessen des Hrn. Dr. Windthorst wie Derjenigen, welche ihm in der Führung des Centrums zu folgen hoffen, gedient.

Es fragt sich nun, wie die Kartellparteien sich diesem Vorstoß des Centrums gegenüber verhalten sollen. Darüber, daß er pure zurückzuweisen ist, besteht zwar kein Zweifel. Aber wie dabei zu ver⸗ fahren ist, um am wirksamsten die Pläne des Centrums zu durch⸗ kreuzen, steht zur Erwägung. Dabei kommt vor Allem zweierlei in Betracht. Sowohl der agitatorische wie der parteitaktische Zweck des Centrums wird am besten erreicht, wenn der Zusammenstoß ein überaus lebhafter und kräftiger wird. Je schärfer und leiden⸗ schaftlicher die Gegensätze auf einander platzen, um so leb⸗ hafter blitzt das erlöschende Kulturkampffeuer wieder auf, um so besser kommen die Wähler und die parlamentarische Vertretung wieder in die Hand der Centrumsleitung. Daraus ergiebt sich als praktische Konsequenz, daß die Regel: „fortiter in re, sua- viter in modo“ hier am Platze ist. Sie zu beobachten, ist Angesichts des frivolen Spiels, welches mit der Verfassung in dem Centrums⸗ antrage getrieben wird, nicht leicht. Das natürliche Gefühl drängt dazu, dem Gefühle der Entrüstung kräftigen Ausdruck zu geben. Gleichwohl wird selbst auf die Gefahr hin, auf oratorische Erfolge verzichten zu müssen, im Interesse der Sache eine kühle, ruhige Sach⸗ behandlung, bei welcher den Kulturkampfsreden des Centrums der Resonanzboden entzogen wird, Platz greifen müssen.

Die zweite Erwägung ergiebt sich aus dem Gesichtspunkt, daß den Kartellparteien der Boden zu einer gemeinsamen, für ihren weiteren Iammenschlag ederlichen Aktion geebnet ist, sofern nicht die vositive Stellungnahme zu der Frage über die Einwirkung der Kirche auf die Schule, und insbesondere den Religionsunterricht einen Keil Fewischen treibt. Daß die äußerste Rechte einen Versuch in dieser Richtung machen wird, unterliegt keinem Zweifel. Umsomehr ist Vorsicht geboten. Am besten und sichersten wäre es natürlich, wenn loß bezüglich der Ce des

ntrages Windthorst, sondern auch über die positive Seite der Sache

die verschiedenen Phasen der Politik des Kanzlers,

ine feste Vereinbarung getroffen würde. Bei allseitigem guten vene stehen dem unüberwindliche Schwierigkeiten nicht entgegen.

Die Stuttgarter „Deutsche Reichspost“ schreibt: Die Frage der Erhöhung der Krondotation des Königs von Preußen hat in den letzten Tagen im preußischen Abgeordnetenhause ihre Erledigung gefunden. Sie ist dort in dem Sinne entschieden worden, wie es von einem preußischen Abgeordnetenhause zum Voraus nicht anders erwartet werden durfte; denn daß ein richtiger Preuße die Hand verschlö3e, wenn es gilt, den Glanz seines Königs und seines Königshauses, die imponirende Stellung der Hohen⸗ zollernfürsten aufrecht zu erhalten, das können doch wohl nur Leute sich einbilden, die von Preußen und seiner Geschichte und von der Königstreue des preußischen Volkes nichts wissen und keine Ahnung haben. Die nenigen, Neörgler im preußischen Abgeordnetenhause, welche in Eugen Richter's Horn blasend, eine ab⸗ lehnende Haltung an den Tag legten, haben nur eine jämmerlich traurige Figur vorgestellt und einen weiteren, hoffentlich bald den letzten Nagel in den Sarg der deutschfreisinnigen Partei geschlagen. Die Uebereinstimmung und der Beifall, den dieselben bei der süd⸗ deutschen Demokratie für ihr Verhalten gefunden haben, kann an dieser Thatsache nichts ändern, und wird dem Mißkredit, in welchen sich der Freisinn bereits in Preußen und im Reich gesetzt hat, nicht wieder auf die Beine helfen

Amtliche Nachrichten des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts. Nr. 4. Inhalt: Rundschreiben an die Vorstände der aus⸗ schließlich vom Reichs⸗Versicherungsamt ressortirenden landwirthschaft⸗ lichen Berufsgenossenschaften, betreffend den Erlaß von Unfallver⸗ hütungsvorschriften. Vom 6. Februar 1889. R.⸗V.⸗A. I. 3559 II. Rundschreiben an die ausschließlich vom Reichs⸗Versicherungsamt ressortirenden Schiedsgerichtsvorsitzenden, betreffend den Verlust der Wählbarkeit der Schiedsgerichtsbeisitzer. Vom 2. Februar 1889. R.⸗V.⸗A. I. 3724. Unfallverhütungsvorschriften der Speditions⸗, Speicherei⸗ und Kellerei⸗Berufsgenossenschaft. Unfallverhütungs⸗ vorschriften der Leinen⸗Berufsgenossenschaft. Bescheide und Beschlüsse.

Geschäftsbericht des Reichs⸗Versicherungsamts für das Jahr 1888.

Kunst, Wissenschaft und Literatur. 8

Der am 15. d. M. erschienenen 78. Lieferung des auf An⸗ regung und unter Mitwirkung des Kronprinzen Erzherzogs Rudolph erschienenen Prachtwerks „Die österreichisch⸗unga⸗ rische Monarchie in Wort und Bild“ liegt ein dem Andenken des Dahingeschiedenen gewidmetes Heft bei, welches die Entstehungs⸗ geschichte des Werkes enthält. Danach faßte der Kronprinz im Herbst 1883 den Gedanken, ein Werk zu schaffen, in welchem sowohl die ein⸗ zelnen Bestandtheile, welche das große österreichisch⸗ungarische Reich bilden, wie auch die gemeinsamen Faktoren, die Weltstellung und die kulturelle Mission der gesammten Monarchie zum lebendigsten Ausdruck kommen sollten. enbenio Rudolph berief deshalb nach und nach die verschiedensten Persönlichkeiten aus der Schrift⸗ steller⸗, Gelehrten⸗ und Künstlerwelt zu sich in die Hofburg und weihte sie in seine Pläne ein; gleichzeitig und mit gleichem Interesse für die Länder der St. Stephans⸗Krone, setzte, um sich über die Kräfte, die dort für das Werk zur Verfügung ständen, zu orientiren, der Kron⸗ prinz sich mit ungarischen Schriftstellern und Künstlern in Ver⸗ bindung Ehe aber weitere Schritte geschähen, erklärte er, müsse er die Erlaubniß und die Zustimmung seines Kaiserlichen Vaters erbitten, und er entwarf Mitte März 1884 ein Promemoria an den Kaiser, worin ausgeführt wurde, daß gerade in Oesterreich die Ethnographie weit weniger gefördert worden sei, als in anderen Ländern. Es erschienen allerdings manche werthvollen Arbeiten über einzelne Völkerstämme, allein dieselben blieben in ge⸗ lehrten Fachschriften und in nahezu unbekannten Lokalblättern meist unverwerthet liegen, oder wanderten leider nur zu häufig hinüber in die Publikationen des Auslandes. Darum läge der Gedanke nahe, dieses reiche noch brach liegende Material in Oesterreich zu vereinigen und dadurch die Schaffung eines Werkes zu ermöglichen, welches innerhalb der Grenzen dieses Reichs dem wissenschaftlichen und künst⸗ lerischen Selbstgefühl der einzelnen Nationen schmeichelnd, der Mon⸗ archie als Ganzes und allen ihren Theilen zur Ehre ge⸗ reichen würde. Dem In⸗ und Auslande solle dieses Werk zeigen, welch reiche Summe an geistiger Kraft diese Monarchie in allen ihren Ländern und Völkern besitze und wie sie alle vereinigt schüfen an einer schönen Leistung, die dem Selbst⸗ und Machtgefühl des großen gemeinsamen Vaterlandes Aller dienen müsse. Acht Tage später erfolgte ein Handschreiben des Kaisers, welches dem Kronprinzen gestattete, dieses Werk in Angriff zu nehmen. Am 25. März 1884 wurde Jokai aus Pest berufen und zugleich mit dem damaligen Regierungs⸗Rath Weilen in die Hofburg beschieden. Der Kronprinz stellte beiden den Antrag, unter seiner Leitung die Redaktion, der Eine der deutschen, der Andere der ungarischen Ausgabe zu über⸗ nehmen. Von nun an wurde rastlos Tag um Tag gearbeitet; die Comitss erhielten nunmehr ihre bestimmten Weisungen. Vorsitzender des Direktionsraths, welcher aus hervorragenden Männern beider Reichs⸗ hälften gebildet war, war der Kronprinz selbst. Am 15. November 1885 wurde der illustrirte Prospekt des Werkes in Hunderttausenden von Exemplaren ausgegeben und am 1. Dezember 1885 trat die erste Lieferung mit der schwungvollen Einleitung aus der Feder des Kron⸗ prinzen in die Welt, und gegenwärtig ist die Zahl 77 erreicht. Bis jetzt haben sich an diesem vaterländischen literarischen Unter⸗ nehmen aus beiden Hälften der onarchie, allen Natio⸗ nalitäten, allen Kronländern angehörig 101 Gelehrte und Schriftsteller als literarische Mitarbeiter, 176 Künstler als Illustratoren betheiligt. Nach dem Hinscheiden des Kronprinzen bestimmte Kaiser Franz Joseph, daß das Werk nach dem fest vorgezeichneten Plan innerhalb des bestimmten Zeitraums zu Ende ge⸗ führt werden möge; auch willfahrte der Kaiser dem von der Kron⸗ prinzessin Stephanie geäußerten Wunsch, daß sie bei der un⸗ vollendet gebliebenen Liehlingsschöpfung ihres verstorbenen Gatten dessen Stelle vertreten und sich als Protektorin der Fortführung des Unternehmens widmen dürfe. Das Werk soll nach der Bestimmung des Kaisers demnach fortgesetzt werden im Geiste und im Sinne des verewigten Kronprinzen Rudolph. 8

iel, 18. Februar. (W. T. B.) Der Senior der theologischen Fakultät, Kirchenrath Prof. D. Lüdemann, ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Niederlande.

Durch eine unterm 11. Februar 1889 in dem Nederlandsche Staats⸗Courant“ veröffentlichte Verfügung des Königlich nieder⸗ ländischen Ministers des Innern vom 9. dess. M. ist Rio de Janeiro für vom gelben Fieber verseucht erklärt worden.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 16. Februar. (Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Saberskv.) Ia. Kar⸗ toffelmehl 26 26 ½ ℳ, Ia. Kartoffelstärke 26 26 ½ ℳ, IIa. Kar⸗ toffelstärke und Mehl 24 25 ℳ, feuchte Kartoffelstärke loco und Parität Berlin 12,50 ℳ, gelber Syrup 26 ½ 27 ℳ, Capillair⸗ Export 28 ½ 29 ½. ℳ, Capillair Syrup 28 —28 ½ ℳ, Kartoffelzucker Capillair 28 28 ½ ℳ, do. gelber 27 27 ½ ℳ, Rum⸗Couleur 37 44 ℳ, Bier⸗Couleur 37 —- 40 ℳ, Derxtrin, gelb und weiß, Ia. 35 ½ 36 ℳ, do. sekunda 31 ½ 32 ½ ℳ, Weizen⸗ stärke (kleinst.) 37 38 ℳ, Weizenstärke (großstück.) 41—42 ℳ, Hüesch und Schlesische 40 41 ℳ, Schabe⸗Stärke 31 32 ℳ, Mais⸗ Stärke 35 35 ½ ℳ, Reisstärke (Strahlen) 45 ½ 47 ℳ, do. .ee-

44 ℳ, Vietoria⸗Erbsen 18 21 ℳ, Kocherbsen 16 21 ℳ, grüne Erbsen 19 22 ℳ, Futtererbsen 1 ℳ, Leinsaat 21 3 ℳ, Mais

loco 13 14 ℳ, Linsen, große 44 56 ℳ, do. mittel 30 44 ℳ,

do. kleine 22 28 ℳ, gelber Senf 14 ½ —21 ℳ, Kümmel 44 48 ℳ, Buchweizen 14 —15 ℳ, inländische Bohnen 22 24 ℳ, breite Flachbohnen 25 30 ℳ, ungarische Bohnen 21 22 ½ ℳ, galizische und russische Bohnen 19 21 ℳ, Hanfkörner 17 19 ℳ, Leinkuchen 16 18 ℳ, Mohn, weißer 36 40 ℳ, do. blauer 35 38 ℳ, Raps⸗ kuchen 16 17 ℳ, Weizenschale 10 11 ℳ, Roggenkleie 10 ½ 11 ℳ, Hirse, -81 18 21 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10000 kg. .

Dem Aufsichtsrath der Deutschen Grundschuld⸗Bank wurde vorgestern Seitens der Direktion über die Geschäftsergebnisse des Jahres 1888 unter Vorlage der Bilanz und des Gewinn⸗ und Verlustcontos Bericht erstattet. Dieselbe beantragt die 1“ einer Dividende von 6 % für 1888, welche der Aufsichtsräth der au

den 16. März 1889 einzuberufenden ordentlichen Generalversammlung vorzuschlagen beschloß. 1b

Vorgestern fand eine Sitzung des Kuratoriums der Preußi⸗ schen Hypotbeken⸗Aktienbank statt, in welcher Seitens der Direktion der Rechnungsabschluß für das verflossene Geschäftsjahr vorgelegt wurde. Der selbe ergiebt einen Reingewinn, welcher die Vertheilung einer Dividende von 6 % setattat ein dementsprechen⸗ der Vorschlag wird der Generalversammlung unterbreitet werden.

In der Sitzung des Verwaltungsraths der Berliner Handels⸗Gesellschaft vom 16. d. M. wurde die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt, welche mit einem Bruttogewinn von 6 757 021 gegen 4 870 749 pro 1887 abschließt. Hiervon entfallen 1 787 676 auf das. Zinsen. Conto, 410 482 auf das Wechsel⸗Conto, 1 524 613 auf das Provisions⸗Conto, 180 020 auf das Grundstücks⸗Conto, 240 223 auf das Effekten⸗Conto und 2 577 906 auf das Konsortial⸗Conto; die gesammten Verwaltungs⸗ kosten und Steuern betragen 734 686 Die Bilanz per Ende 1888 stellt sich wie folgt: Aktiva. Kassenbestände 6529 364 ℳ, Wechselbe⸗ stände 13 207 224 ℳ, Reports 23 432 267 ℳ, Eigene Effekten 5 356 790 ℳ, Hypotheken 604 450 ℳ, Bankgebäude 750 000 ℳ, Konsortial⸗Conto 7 917 236 ℳ, Debitoren 42 428 971 (wovon ca. 7 Millionen Guthaben bei Bankfirmen und ca. 28 Millionen edeckte Debitoren). Passiva: Kommanditkapital 40 000 000 ℳ, ccepten⸗Conto 5 712 439 (wovon ca. 4 ½ Millionen gegen Gut⸗ haben und Unterlagen), Kreditoren 38 449 780 ℳ, Rückständige Dividende 3306 ℳ, Spezial⸗Reserve 1 094 297 ℳ, Dividenden⸗Reserve 504 145 ℳ, Allgemeine Reserve 8 440 000 ℳ, Gewinn⸗ und Verlust⸗Conto 6 022 335 Auf den Antrag der Geschäftsinhaber setzte der Verwaltungsrath vorbehaltlich der Genehmigung durch die eneral⸗ versammlung die Dividende für das Kommandit⸗Kapital von 40 Mil⸗ lionen Mark auf 10 % fest und beschloß, 630 000 zur Cours⸗ reserve für das Effekten⸗ und Konsortial⸗Conto und 100 000 zur Conto⸗Corrent⸗Reserve vom Gewinn abzusetzen, so daß einschließlich der statutenmäßigen Dotirung des Dividenden⸗Reservefonds mit 370 000 ein Betrag. von 1 100 000 aus den vorjährigen Erträgnissen zur Vermehrung der Reserven bestimmt wird. Der nach Abzug der Tantièmen verbleibende Restbetrag von 32 182 soll auf neue Rechnung vorgetragen werden. Der Verwaltungsrath, welcher der ordentlichen Generalversammlung einen Antrag auf Herab⸗ setzung seiner Tantisme von 15 % auf 10 % des tantièmepflichtigen Reingewinns zur Beschlußfassung unterbreiten wird, hat auf diese Differenz von 5 % bereits für das abgelaufene Geschäftsjahr ein⸗ stimmig verzichtet und ist dies in der vorstehenden Gewinnvertheilung berücksichtigt. 1 3

In der heutigen Generalversammlung der Aktiengesellschaft Kaiser⸗Wilhelm⸗Straße wurde der Geschäftsbericht mit der Bilanz für 1887/88 und dem Gewinn⸗ und Verlustconto genehmigt und die Decharge ertheilt. Es wurde mitgetheilt, daß die Verwaltung sich bemühe, die Hypothekenzinsen, welche mit der Amortisation jetzt % erfordern, um ½ % zu ermäßigen. Zum Schluß genehmigte die Versammlung die von der Verwaltung vorgeschlagene Statutenänderung der §§. 12 16. Hervorzuheben ist, daß hiernach künftig auf die Immobilien der Gesellschaft keine Ab⸗ schreibungen mehr vorgenommen werden; außerdem wird bestimmt daß die aus Verkäufen von Grundstücken der Gesellschaft erzielten Gewinne nicht vertheilt werden, sondern in den Reservefonds fließen

Bei der städtischen Bank zu Breslau betrugen nach der Bilanz für das Jahr 1888 die Einnahmen einschließlich des Uebertrags an reservirten Zinsen für Depositenkapitale und rückständigen Lombardzinsen 424 880 ℳ, worunter Diskont⸗, Lombard⸗ und Effekten⸗ zinsen 311 095 ℳ, Provisionen 1288 ℳ, Gewinne bei Effektenverkauf ꝛc. 25 351 Verausgabt wurden 145 284 ℳ, worunter 30 574 Verwal tungskosten. Als reservirt gebucht bez. ins neue Jahr vorgetragen erscheinen 36 758 restirende Zinsen für Depositenkapitale und 18 364 Anticipando⸗Wechsel und rückständige Lombardzinsen. Von dem ver⸗ bleibenden Ueberschuß, abzüglich der 3 ½ prozentigen Zinsen des Stamm⸗ kapitals zu 3 000 000 ℳ, werden an Tantième 5974 vertheilt, 8500 zur Verstärkung des Delcredere⸗Contos verwendet und 210 000 Ueberschuß an die Stadt⸗Hauptkasse abgeführt.

In der Aufsichtsrathssitung der Bayerischen Ver einsbank vom 15. d. M. brachte die Direktion die Bilan pro 1888 in Vorlage. Der Nettogewinn beträgt rund 2 037 000 Der bevorstehenden Generalversammlung wird die Vertheilung einer 8 % Dividende und die Zuweisung von über 550 000 die allgemeine Reserve behufs deren Kompletirung auf 1 800 000 vorgeschlagen. 8 1

16. Februar. (W. T. B.) An der Küste 6 Weizen⸗ ladungen angeboten. 1 1

18. Februar. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 9. Februar bis 15. Februar: Englischer Weizen 3247, fremder 46 218, englische Gerste 3236, fremde 13 724, englische Malzgerste 20 264, fremde —, englischer Hafer 821, fremder 45 176 Orts. Englisches Mehl 19 529, fremdes 1050 Sack und 30 942 Faß.

Glasgomw, 16. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 1 034 211 Tong

egen 946 990 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieb efindlichen Hochöfen 81 gegen 86 im vorigen Jabre.

Athen, 16. Februar. (W. T. B.) Das Amtsblatt“ ver⸗ öffentlicht den Vertrag der Regierung mit der Wiener Unionbank, nach welchem diese Loose im Betrage von 20 Millionen Francs übernimmt, welche für Zwecke der Archäologischen Gesellschaft ausgegeben werden.

8ew.YPork⸗ 16. Februar. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 691 434 Don., davon für Stoffe 3 816 210 Doll. Die Einfuhr in der Vorwoche betrug 10 413 880 Doll., davon für Stoffe 3 595 946 Doll..

Verkehrs⸗Anstalten.

Allenstein, 16. Februar. (W. T. B.) Das Königlichr Eisenbahn⸗Betriebsamt macht bekannt: Der Betrieb auf dee Strecke Mehlsack bis Perwilten ist wieder hergestellt.

Koblenz, 17. Februar. (W. T. B) Das Eisenbahn⸗ Betriebsamt Koblenz macht bekannt: Der gesammte Trajekt⸗ verkehr Bonn⸗Oberkassel ist seit heute Morgen wieder eröffnet.

Köln, 18. Februar. (W. T. B.) Der Rhein ist eisfrei, sodaß die Schiffahrt seit gestern wieder eröffnet ist. Der Pegelstand zeigt langsames Steigen. ““ 8

Krefeld, 18. Feea (W. T. B.) Das Königliche Eisenbahn⸗ Betriebsamt giebt bekannt: Die Trajektstörung zwischen Griet⸗ hausen und Welle auf der Eisenbahnstrecke Kleve Zevenaar

ist beseitigt. 18 . amburg, 17. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Albingia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfabhrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von hier kommend, gestern in La Guayra, und der Postdampfer „Australia⸗ derselben Linie,

von New⸗York kommend, heute Morgen auf der Elhe eingetroffen. London, 16. Februar. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer

„Garth Castle“ ist Ehen von Darthmouth auf der

reise abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Hawarden abie⸗