1889 / 44 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 18 Feb 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Theater und Musik.

Die ermania“

führung

Dichtung Ernst Sch

8

entgegengeführt.

glücklich zu machen.

einige überzeugende

wird der Sieg

3 deutschen Vaterlande welche unserer Nation

barsten Bilder wurden.

von Theil

den Mond, die

im Victor

in diesem Werk an das

Beispiele.

des roßen nationalen Ausstattungsstückes G a⸗Theater hatte freundlichen Aufnahme beim Publikum zu erfreuen. erenberg's, welche vor einigen Jahren erschien und lebhafte Anerkemnung fand, ward hier mit oll der Pracht und dem dekorativen Aufwand, wie er eben nur dem für solche Aufführungen ge⸗ eigneten Vietoria⸗Theater zu Gebote steht, in Seene gesetzt und somit ihrer eigentlichen Bestimmung, als nationales Festspiel zu wirken, In Überaus sinniger Weise appellirt der Dichter patriotische Gefühl der Zuhörer; getreu dem bewährten Spruch, daß die Geschichte allzeit unsere beste Lehr⸗ meisterin ist, zeigt er uns in historischen Bildern, welche Ele⸗ mente zusammenwirken müszen, um ein Volk wahrbaft groß und Nicht die Künste des Friedens 2 Macht oder Reichthum genügen zur wahren Wohlfahrt, sondern Kunst und Wissenschaft, Reichthum, Glaube, Freiheit und Macht müssen zusammenwirken. Mit glücklichem Griff wählte der Verfasser Die Stämme der Griechen, ver⸗ sammelt bei den olympischen Spielen, zeigen uns, wohin die Zwie⸗ tracht führt, das üppige Rom unter Nero beweist uns, daß Völlerei und Cäsarenübermuth den Staat zu Grunde richten; im dritten Bild . des Kreuzes über den Halbmond verherrlicht In einem gewaltigen Gesammtbilde, einer Apotheose des Zollern⸗ hauses, deutet schließlich der Dichter

an, alle jene Mächte eine

schon bei der zweiten Vorstellung abgesehen haben.

war im s sich angelegen giren, welche

reichem

waren wie immer präch

übsche Nummern aufzuweisen.

schwierige Aufgabe Werk gestellt hatte, er kühn an das

großen Ganzen eine sein geeignet

an,

glückliche. lassen, tüchtige waren, die

tig.

welche sich und zollte

s preiswerthe Unternehmen, Festspiel großen Stils zu schreiben, herangegangen war. Die Hälfte

Wandelscenerie schuf, 1 zu Theil mit wachsendem Beifall begrüßt b In künstlerischer Ausführung bietet sich uns eine Reihe historischer Landschaften und Städtebilder dar. Die Hohenzollern⸗ burg, romantisch beleuchtet von dem durch die Wolken brechen⸗ Burg zu Nürnberg, Sanssouci mit der bekannten Miühle, Babelsberg, die Straße Unter den Linden mit ihren histo⸗

rischen Palästen, das Alles gleitet an uns wie ein Traumgebilde vor⸗

über und fesselt durch die Großartigkeit der Darstellung. Das letzte Bild,

eine Apotheose mit dem Blick auf das zukünftige Reichstagsgebäude, 1 sich, wie schon oben erwähnt, zu einer Huldigung für unser Kaiser⸗

aus und übertrifft an geschmackvollem Arrangement Alles, was in dieser

Art wohl bisher im Victoria⸗Theater geboten wurde; von der bild⸗ lichen Darstellung dreier bekannter Parlamentarier dürfte man freilich Die Darstellung le Direktion hat Kräfte zu dramatische

Die

sich

daß in

einer sehr Diese patriotische

nicht

unserem vereinigt sein dürften, edeihliche Existenz sichern. In diesem Schlußbilde haben der Dichter Scherenberg und der Direktor Scherenberg in der glücklichsten Weise zusammengewirkt, indem näm⸗ lich die elese des Dichters dem Theater⸗Direktor die dank⸗

otive für eine prachtvolle deren

enga⸗ Wirkung der gefälligen Dichtung zu verstärken. Frau Lange⸗Prätorius versügt in Maße über diejenigen Mittel, welche zur Darstellung der mannigfaltigen ihr übertragenen Gestalten erforderlich sind, und sie

rledigte sich mit Glück der ihr zugefallenen Aufgabe. Hr. Tauber ist als üchtiger Schauspieler bekannt und machte seinem Ruf auch bei dieser Aufführung Ehre. Als Nero verdient Hr. Szika erwähnt zu werden, der

ns ein durchaus glaubhaftes Bild dieses wahnwitzigen Cäsaren darbot. Die übrigen Mitwirkenden waren jeder nach besten Kräften bemüht, um Gelingen beizutragen. Das Ballet und die Gruppenarrangements . Die Musik des Hrn. Kapellmeisters Raida entspricht dem Charakter der Dichtung und hat verschiedene Das Publikum erwies sich für die ebotene Leistung sehr empfänglich, es erkannte sehr wohl die

der Dichter ihm Dank dafür, ein patriotisches

in diesem daß

im besten Licht gezeigt hatte. fühlte, ihnen seine Anerkennung

kauftem Hause ab. „Nervösen „Ballabend“,

ens geplaudert,

bezngelche Stimmung

tüch

Charakteristik.

Platz und Krehhenbach⸗ recht gut ab.

Psalmen von Heinrich zur Aufführung kommen werden.

mit der eine sehr frische, feurige, weise verbunden ist; nur muß maß im Forte hüten,

hinein zu verspüren ist.

von M. Bruch

im Vortrage der

Verein für

des Dankes gebührte aber auch dem Hrn. Direktor Scherenberg, welcher ein bekanntes Talent für derartige Ausstattungswerke wieder einmal Der Beifall, welcher des öfteren laut wurde, war daber ein wohlverdienter und der wiederholte Hervorruf der Gebrüder Scherenberg bewies, daß das Publikum das Bedürfniß auf offener Scene auszusprechen. Friedrich⸗Wilbelmstädtisches Theater. Sonntags⸗Auffuͤhrung des „Mikado⸗ 3 Morgen findet bereits die 75. Aufführung statt. Am Sonnabend wurde im Residenz⸗Theater neben den rauen“, welche zum fünfzigsten Male mit immer gleichem Erfolg aufgeführt wurden, ein neues einaktiges Lustspiel von Josef Grünstein, gegeben, welches zwar das Interesse der Zuschauer nicht in so hohem Grade erregte wie das e Lustspiel, aber doch eine recht s wird in dem kleinen Stück eine ganze Weile hübsch, zuweilen sogar auch eine ganz amuͤsante kleine Intrigue ist vor⸗ anden, welche sich glatt veg auflöst, sodaß schließlich eine resultirt. ig. Eine intriguirende, anmuthige Tochter spielte Frl. Jenny Lorm gewandt, doch ohne die mädchenhafte Naivität, welche die Ge⸗ stalt poetisch verklären sollte, voll zu treffen. eine schöne und selbstbewußte Engländerin, Miß Curton, Hr. Pansa, dem die Rolle des werbenden Papas und alten Bonvivants vortrefflich liegt. war wieder Hr. Lessing fand sich mit dem idealen „Friedrich von

Die Königliche Hochschule für Musik veranstaltet am Donnerstag, den 28. Februar, Abends 7 ½ Garnisonkirche eine Aufführung, Schütz und

Damen Marie Schulz und Helene Jordan sowie die Herren Kirchner und Kammersänger Krolop. Der Ertrag ist zu Kirchen⸗ bauzwecken für Berlin bestimmt. Der Vicolinist Hr. Louis

ab am Sonnabend unter Mitwirkung der Königlichen Hof⸗Opern⸗ ängerin Frl. Emilie Gleiß und des im Saale der Sing⸗Akademie ein ersten Mal vor dem hiesigen Publikum erschien. liche Künstler besitzt eine bereits weit entwickelte technische Fertigkeit, oft leidenschaftlich erregte Ausdrucks⸗

das, oft zu heit des Tons verleitend, sens 18 u Spiels ist noch durch fortgesetztes Studium zu erzielen. Hr. Schmidt spielte außer dem in letzter Zeit oft und gern gehörten Concert (op. 26) noch eine neue, sehr originelle Romanze von dem unter Leitung des Prof. Kullak ausgebildeten Komponisten J. L. Nicods, die gleich dem erwähnten Concert und einem Rondo von St. Saëns sehr beifällig aufgenommen wurde. Frl. Gleiß brachte Pamina⸗Arie aus der „Zauberflöte“ und in einigen Gesangstücken von Donizetti. Greig und Schimon ihre schöne, sehr umfangreiche und gut geschulte Sopranstimme ganz vortrefflich zur Geltung. Das Philharmonische Orchester bewährte unter Hrn. Kogel's Leitung wiederum seine anerkannte Tüchtigkeit, und zwar noch ganz besonders in der Ausführung der „Prometheus“⸗Ouverture von Beethoven und eines Andante von Tschaikowsky. Publikum spendete allen Künstlern reiche Beifallsbezeugungen.

Mannigfaltiges 3

Geschichte Sitzung vom 13. Februar 1889.

Die gestrige spielte sich wieder vor ansver⸗

zur

sprach ein

freundliche Aufnahme fand.

Die Darstellung war recht

Frl. Kathi Fischer gab mit feiner Hildebrand machte auf ganz an seinem welches die Sammlung des sechzehnten Uhr, in der hiesigen in welcher zwei mehrchörige drei Kantaten von J. S. Bach Als Solisten werden mitwirken die ermann

Schmidt jun. aus Amerika

hilharmonischen Orchesters oncert, in welchem er zum

Der noch jugend⸗ Jubiläums

sich derselbe vor einem Ueber⸗ einer empfindlichen Rauh⸗ in die Töne des Flageoletts

eine größere Sauberkeit des

Es betheiligen

lerischen, ihren Produkte treten sein.

Erzeugnisse der

stellungsräume

Das zahlreich erschienene

der Mark Brandenburg Amtsrichter Dr. Holtze legte die

Wetterbe 0

00 22 SSN 8

m 17. Februar 1889,

Morgens.

Wetterberich 8 U

om 18. Februar 1889, Morgens.

2 m&

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.

Wind. Wetter.

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Temperatur in °Celsius

Wind.

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u. d. Meeressp.

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50C. = 4⁰ R.

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759 758 759 758 751 755 754

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Kopenhagen 1 Stockholm aparanda. St Petersburg Moskau..

bedeckt bedeckt wolkig Dunst still wolkenlos still Nebel

1 bedeckt 1 Schnee

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767 762 754 766 765 764 767 765

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772 773 770 766 760 768 769 771

Regen bedeckt wolkig Nebel Nebel Nebel wolki Nebe

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NW 1 Schnee

—OSD—-9-S- obD

2bedeckt

le d'Aix..

schlägen, im Osten kälter, In Westdeutschland ist

773 WNW

1) Nachts Schnee und Regen.

Uebersicht der Witterung.

Ein Minimum, von Nordwesten kommend, liegt am Eingange des Skagerraks, während das sich etwas westwärts fortgepflanzt hat. Ueber Central⸗ FEuropa ist das Wetter trübe, vielfach mit Nieder⸗

3 bedeckt

2²) Nachts Schnee.

Maximum

im Westen etwas wärmer. fast überall Regen oder

Deutsche Seewarte.

Muͤnster.. Karlsruhe.. Wiesbaden. München.. Chemnitz.. Berlin.. Wien ... Breslau...

4 Nebel 2 Regen bedeckt Regen 3 Regen!¹) Nebel*) 3 wolkig bedeckt

771 774 773 775 772 769 771 769

Triest...

Regen. Ueb

schienen, und

Wetter ruhig

Thauwetter.

V

Höhe zugenommen.

EbSeebnbneöeneeheeeeöonöegeeseesngee

771 wolkenlos

ersicht der Witterung.

Während das Minimum, welches gestern vor dem Skagerrack lag, sich ausgeglichen hat Depression in der mittleren norwegischen Küste er⸗

ist eine neue

hat das Maximum im Südwesten an Ueber Central⸗Europa ist das und stark neblig, vielfach sind geringe

Niederschläge gefallen. Ganz Deutschland, der Nord⸗ osten, wo strenge Kälte herrscht, ausgenommen, hat

Schneehöhe Berlin 6 ½, Bamberg

12 ecem. Haparanda hatte Nordlicht.

Deutsche Seewarte.

Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. gang. Anfong 7 Uhr. Miitwoch: Opernhaus Quitzows. Ernst von Wildenbruch.

49. Vorstellung. Volksschauspiel in 5 Atten von Paul Heyse.

Weltunter⸗

. 48. Vorstellung. Die

Vaterländisches Drama in 4 Akten von

Anfang 7 Uh

von Toledo. Mittwoch: Donnerstag:

Schauspielhaus. peter von ESäkkingen. einem Vorspiel von Victor E. Neßler. Dichtung mit autorisirter theilweiser Benutzung der Idee und einiger Original⸗Lieder aus J. Victor von Scheffel's Dichtung, von R. Guillemin. Anfang 7 Uhr.

Beutsches Theater. Dienstag:

50. Vorstellung. Der Trom⸗ Oper in 4 Akten nebst

Bunge. Ballet von Charles

Faust. Krisen.

Die nächste Aufführung von König Heinrich der Vierte findet am Freitag, den 22. Februar, statt.

Verliner Theater. Cornelins Voß. 8 6 Zum 1. Male: Haus Fourcham⸗ ault.

Donnerstag: Der Kaufmann von Venedig.

Dienstag:

Yessing-Theater. Dienstag: Cyprienne. Lustspiel in 3 Akten von E. de Najac und Victorien Sardou. Vorher: Die Lerche. Lustspiel in 1 Akt von E. Gondinet und A. Wolff.

Mittwoch: Die Rosa⸗Domino'’s. Lustspiel in 3 Akten von A. Delacour und A. Hennequin. Vorher: Der Raunbmörder. Lustspiel in 1 Akt

von E. About.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Freitag: Nora. Schauspiel in 3 Akten von Henrik Ibsen.

Anfang 7 Uhr.

Wallner-Theater. Dienstag: Zum 132. und letzten Male: Madame Bonivard. Schwank in 5 Atten von Alex Bisson und Antonie Marz. Deutsch von Emil Neumann. Vorher: Zum 132. und letzten Male: Der dritte Kopf. Posse in 1 Akt. Mit theilweiser Benutzung einer englischen Idee von Franz Wallner Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Zum 1. Male: Das Schützenfest. Schwank in 3 Akten von R. Misch und W. Jacoby. Hierauf: Moritz Schnörche. Schwank in 1 Akt

Donnerstag und folgende Tage: Dieselbe Vor⸗ stellung.

Bictoria-Theater. Dienstag: Zum 4. Male: Germania. Großes nationales Ausstattungsstück in 4 Akten und 12 Bildern mit Ballet und Chören. Dichtung von Ernst Scherenberg. Musik von C. A. Raida. Anfang 7 Uhr.

Germania.

Mittwoch und folgende Tage: Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Dienstag: Mit neuer glänzender Ausstattung, zum 75. Male (in deutscher Sprache): Der Mikado, oder: Ein Tag in Titipn. Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Musik von A. Sullivan. Anfang 7 Uh Mittwoch: Der Mikado.

Residenz-Theater. Dienstag: Zum 53. M.: Nervöse Franen. Lustspiel in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Toché, bearbeitet von Franz Wallner. Vorher: Zum 4. Male: Ballabend. Fuftege in 1 Akt von Josef Grünstein. Anfang

r. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Velle-Alliance-Theater. Dienstag: 27. Gast⸗ spiel der Münchener Mitglieder des Königl. Theaters am Gärtnerplatz, unter Leitung des Königl. bayer. Hofschauspielers Hrn. Max Hofpaur. Z. vorletzten M.:

von G. v. Moser.

im Besitze Grauen Kloster von

stellung des gewerbes“ st

firmen Württembergs, mechanischen und technischen Erzeugnissen, der Papierfabrikation, Durch die Betheiligung der Königlichen Oeffentlichen Bibliothek in Stuttgart, der Tübinger Universitäts⸗Bibliothek und mehrerer städtischen Bibliotheken des Landes sowie des Königlichen Archivs ist eine bochinteressante „geschichtlich⸗retrospektive Vorführung älterer

Rom, 18.

Kopien der im Nachlaß des Kammergerichts⸗Raths M. F. von Seidel befindlich gewesenen, in Tusche ausgeführten Porträͤts der Kanzler Heintze Kracht, Sigls

erbrachte den Nachweis, daß Heintze Krach güterter märkischer halter Markgrafen Johann als Beirath für die Regierung der Mark Seite gestanden und unter 8

Jahre 1440— 1444 das Kanzleramt in der Mark bekleidet hat. Aus dem Bildniß Zerer's ergab sich die bisher unbekannte Thatsache, daß derselbe im Jahre 1444 geboren ist. Professor Dr. Fischer be⸗ au Schreiben Derfflinger's, Raͤthen entschuldigt, daß er wegen des vor einigen Tagen erfolgten Ablebens seiner (ersten) Gemahlin die in Brandenburg anberaumte Musterung über 200 Pferde nicht in Fer leiten könne, sondern seinen Rittmeister Joachim Adolf von d

beauftragt habe. ältesten Tochter Derfflinger's und verstarb im Jahre 1670 als Oberst⸗ Wachtmeister im Hause Derfflinger’'s zu Gusow, nachdem er zuvor in einem daselbst aufgesetzten Testament seiner Braut Beate Luise „zur Trauer“ 2500 Thaler aus den Kaufgeldern seines Lehns Buch ver⸗ macht hatte. Beate Luise wurde später die dritte Gemahlin des Curd von

ebastian Wublinger vor und t, ein in der Zauche be⸗ Edelmann, seit dem Jahre 1433 dem Statt⸗

mund Zerer und

dem Kurfürsten Friedrich II. vom

Gusow vom 6. Februar 1666 datirtes in welchem dieser sich bei den Geheimen

öbel mit seiner Vertretung Dieser Rittmeister verlobte sich später mit der

der

Marwitz. Schulvorsteher Budczies die Fülle

biographischen Materials aufmerksam, des Berlinischen Gymnasiums zum befindliche, über 2000 Nummern umfeassende Leichenpredigten aus dem letzten Viertel bis zum Beginn des achtzehnten Jahrhunderts ent⸗

hält. Hr. Stadtschulinspektor Dr. Jonas bemerkte hierzu, daß auch die Hymnologie noch manchen werthvollen Beitrag aus diesem bisher wenig benutzten Dr. Schwartz beleuchtete die älteren kirchlichen Verhältnisse im Nord⸗ westen Berlins, lung der einzelnen brandenburg⸗preußischen Herrscher zu ihren luthe⸗ rischen und reformirten Unterthanen unter besonderer Berücksichtigung der Simultan⸗Gemeinden.

Schatze zu erwarten habe. Gymnasial⸗Direktor

namentlich in Moabit, und besprach sodann die Stel⸗

Stuttgart, 14. Februar. (M. Allg. Ztg.) In den Tagen vom 1. bis 30. Juni d.

wird hier zur Feier des Regierungs⸗ des Königs Karl eine „Graphische Aus⸗ württembergischen Buch⸗ und Druck⸗

attfinden, welche sehr interessant zu werden verspricht. sich an derselben die ersten Verlags⸗ und Sortiments⸗

werden sämmtliche künst⸗ Reproduktionsverfahren in Buchbinderei⸗ und Gravirarbeiten, Schriftgießerei u. s. w. ver⸗

und daneben

ferner

graphischen Künste“ gesichert, und auch das Statistische

Landesamt wird zur Erhöhung des instruktiven Werthes der Aus⸗ stellung beitragen.

Die künstlerisch⸗dekorative Ausstattung der Aus⸗ (in der Gewerbehalle) ist dem Architekten Lambert

übertragen. Prinz Hermann zu Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach hat das Protektorat der Ausstellung übernommen.

7

Februar. (W. T. B.) Auf der Insel Vulcano, der südlichsten der Liparischen Inseln, wurden an 12. d. M. inner⸗ halb 7 ½ Stunden 99, und am 14. d M. innerhalb 8 Stunden 112 vulkanische Explosionen beobachtet, welche sehr elektrischer Natur waren. Dabei wurde jedoch gar keine Erschütterung des Bodens wahrgenommen.

häufig

Almenrausch und Edelweiß. Oberbayerisches Charaktergemälde mit Gesang und Tanz in 5 Auf⸗ zügen von Dr. Hermann von Schmid. Musik von Müller. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Zum letzten Male: Almenrausch und Edelweiß.

Donnerstag: Zum 1. Male: Haus im Glück.

Central-Theater. Dienstag: Zum 58. Male:

Leuchtkugeln. Gesangsposse in 4 Akten von W. Mannstädt. Musik von G. Steffens. Anf. 7 ½ Uhr. Mittwoch: Benefiz für Josefine Dora.

Dienstag: Zum 27. Male: Die junge Garde. Gesangsposse in 4 Akten von Ed. Jacobson und Leop. Elv. Die Gesangstexte theilweise von Gust. Görß. Musik von Fr. Roth. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Familien⸗Nachrichten.

Alterthum (Neuenburg i. Ostpr. Chemnitz i. S.,

Frl Emma Klette mit Hrn. Brauereibesitzer Emil Grundmann (Neumarkt). Frl. Karoline Häuser mit Hrn. Eugen Vogt (Backnang). Frl. Elisabeth Burdach mit Hrn. Buchdruckerei⸗ besitzer Karl Wilutzli (Medenau-—Fischhausen).

Verehelicht: Hr. Otto Riemer mit Frl. Marie Haendler (Chemnitz).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. H. Handge (Drux⸗ Hrn. vHineg Bartsch (Großendorf). Hrn. Gustav Wesel (Breslau). Hrn. Prem.⸗ Lieut. Gustav Frhrn. v. Berg (Potsdam). Eine Tochter: Hrn. Professor H. Martius (Roßleben). Hrn. Rektor Franke (Neuhaldens⸗ leben). (Hannover). Hr. Hauptmann Karl Sachs (Celle).

Hrn. Premier⸗Lieutenant v. Heimburg Tochter

Erica (Oldenburg). Hr. Maurermeister Karl

Eckert (Berlin). Hr. Prediger emer. Ferdinand

Schaede (Raedel b. Lehnin). Frl. Gerhardine

Thielecke, geb. Schrader (Ummendorf). H Pfafer a. D. Heinrich Baumgärtner (Ludwigs⸗ urg). Fr. Rechnungs⸗Rath Conschak (Franken⸗ stein). Hr.

(Zeddenbach b. Freyburg a. U.).

Redacteur: J. V.: Siemenroth. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Acht Beilagen

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72.

Verlobt: Frl. Margarete Ohm mit Hrn. Hermann

Frl. Lina Kraft mit Hrn. Kaufmann Alfred Riegner (Rummelsburg i. Pomm. Berlin).

Gestorben: Hr. General⸗Major Felix Streccius 1 Frl. Martha v. Bremen (Stargard i. P.).

Hantscheck (Berlin). Hr. Erster Staatsanwalt Dr. jur. Rudolf Bucher (Ulm). Fr. Elisabeth Gutsbesitzer Ernst Busch (Birkenstrauch). Dr.

getheilt worden war. Es

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗

(251 ⅞)

„Anzeiger und Königlich Preuß

Berlin, Montag, den 18. Februar

ischen Staats⸗Anzeiger.

1889.

44.

Nichtamtliches.

Preufzen. Berlin, 18. Februar. Im weiteren Verlauf der vorgestrigen (4.) Sitzung des Herrenhauses wurden

zu Mitgliedern der Staatsschuldenkommission die

Herren von Pfuel, von Klützow und von Günther, in die statistische Centralkommission die Herren von Stephan, Baumstark und von Alvensleben, in die Matrikular⸗ kommission die Herren Graf zur Lippe, von Winterfeldt⸗ Menkin, Graf Zieten⸗Schwerin und Prinz zu Hohenlohe⸗ Ingelfingen gewählt.

Zum Schriftführer an Stelle des Grafen Zieten⸗Schwerin wählte das Haus Mellenthien.

Ueber die Petition des Neulander Deichver⸗ bandes zu Winsen an der Luhe um Gewährung einer weiteren Entschädigung für Wiederherstellung der durch das Hochwasser im Jahre 1875 beschädigten Deiche wurde ohne Debatte zur Tagesordnung übergegangen.

Gleichfalls ohne Debatte erklärte das Haus auf Antrag des Referenten Dr. Baumstark die Nachrichten von der Verwaltung der preußischen Staatsbergwerke, Hütten und ⸗Salinen pro 1887/88 für durch Kenntniß⸗ nahme erledigt.

Es folgte der mündliche Bericht der verstärkten Agrar⸗ kommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Erleichterung der Abveräußerung einzelner Theile von Grundstücken in der Provinz Hannover.

Die Kommission beantragt die unveränderte Genehmigung des Entwurfs.

In der Generaldiskussion bezeichnete Dr. Dernburg die Einbringung des Entwurfs als eine höchst erfreuliche That⸗ sache; es handele sich um die Uebertragung als praktisch und nützlich erkannter Maßnahmen des altpreußischen Rechts auf Hannover. Bemängeln müsse er nur die Bestimmung, daß das Unschädlichkeitsattest auch für den Fall ertheilt werden solle, wo der Besitzer das Trennstück zu öffentlichen Zwecken unentgeltlich abtreten wolle. Darin liege eine Enteignung der Familie, weil hier von einem Umtausch von Realwerthen gegen Realwerthe und auch von einer bemeßbaren Entschädi⸗ gung keine Rede sein tönne. Besser hätte dieser Punkt durch ein allgemeines Landesgesetz seine Regelung gefunden.

Ober⸗Bürgermeister Möllmann (Osnabrück) hatte für die

Spezialdiskussion eine Reihe von Abänderungsanträgen ein⸗ ebracht, die den Vorschriften des Entwurfs eine präzisere Fassung geben sollten. So solle mit Rücksicht auf die städtischen Verhältnisse das Wort „Gutstheile“ im §. 1 des Entwurfs durch den Zusatz: „bezw. Grundstückstheile“ ergänzt werden.

Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Sterneberg bat diesen Antrag abzulehnen. Eine sachliche Differenz bestehe nicht; der in den geltenden preußischen Ge⸗ setzen von 1850 und 1860, deren Wirksamkeit jetzt auf Hannover ausgedehnt werden solle, enthaltene bezügliche Ausdruck sei stets im Sinne der Auffassung des Antragstellers ausgelegt worden.

Der Antrag des Ober⸗Bürgermeisters Möllmann wurde abgelehnt, §. 1 unverändert genehmigt. Die übrigen Anträge wurden theils abgelehnt, theils zurückgezogen. Die Vorlage wurde dann im Einzelnen und darauf im Ganzen unverändert

genehmigt. 1 Schluß 3 ¾ Uhr. Nächste Sitzung Montag 12 Uhr.

ausgeschiedenen Herrn von

In der vorgestrigen (16.) Sitzung des Hauses,

der Abgeordneten entgegnete bei der weiteren Berathung des Etats des Ministeriums des Innern, und zwar bei dem Titel „Gehalt des Ministers“, auf die Beschwerden des Abg. von Czarlinski der Minister des Innern, Herrfurth:

Meine Herren! Von der großen Fabl von Einzelbeschwerden, die Seitens des Hrn. Abg. von Czarlinski soeben erhoben worden sind, ist mir nicht eine einzige in genauer Erinnerung. Ich glaube aber mit ziemlicher Bestimmtheit sagen zu können: die weitaus größte Mehrzahl, vielleicht alle, sind überhaupt nicht zur Kognition des Ministeriums gekommen und haben eine Entscheidung in der Ministertal⸗ instanz nicht gefunden. Ich würde übrigens auch bei mehreren der⸗ selben gar nicht in der Lage gewesen sein, eine solche Entscheidung zu treffen; denn, wenn ich ihn richtig verstanden habe, sind die Mehr⸗ zahl polizeiliche Verfügungen von Orts⸗ und Kreisbehörden in der Provinz Westpreußen. Für derartige polizeiliche Verfügungen ist die Rechtskontrole in dem Verwaltungsstreitverfahren gegeben, und ich kann den Herren, die sich dadurch beschwert fühlen, nur anheimstellen, ihrerseits diesen Weg einzuschlagen. Allerdings ist dieser Weg nicht gangbar, soweit er die Provinz Posen betrifft. Die Herren wissen aber aus den gestrigen Verhandlungen im Herrenhause, daß mein Be⸗ streben speziell darauf gerichtet ist, auch in der Provinz Posen die Möglichkeit zu geben, gegen polizeiliche Verfügungen das Verwaltungs⸗ streitverfahren einzuführen. 1“

Meine Herren, was insbesondere die Namensschreibung anlangt, so habe ich allerdings anerkannt, daß, wenn Jemand berechtigter⸗ weise sich ausschließlich einer polnischen Schreibweise bediene, dann die Behörden, namentlich die Standesbeamten, nicht befugt sind, diese Namen mit deutschen Lettern zu schreiben. Aber ich möchte daran erinnern, daß es doch auch zuweilen vorkommt, daß Jemand unbe⸗ rechtigterweise seinen deutschen Namen mit polnischen Lauten schreibt; und wenn irgend ein beliebiger Schuster oder Reifschläger sich mit „Cy“ oder „gier“ schreibt, so ist sein Name polo⸗ nisirt, das ist unberechtigt, und eine solche Schreibung darf in den Standesamtsregistern nicht stattfinden. .

Da ich im Uebrigen so wenig in der Lage gewesen bin, speziell auf die Beschwerden des Hrn. von Czarlinski einzugehen, so möchte ich die Gelegenheit benutzen, um etwas nachzuholen, was vor⸗ gestern Gegenstand einer Beschwerde war und worauf ich nicht ant⸗ worten konnte, weil diese Beschwerde mir vorher nicht mit⸗ betrifft das die Kirchenbauangelegenheit von Serrig, die von dem Hrn. Abg. Lehmann zur Sprache gebracht wurde. Ich habe inzwischen die Akten eingesehen, und ich glaube, es wird mir gestattet sein, jetzt hier die Antwort zu geben.

„In Serrig hat am 12. Juni 1886 der Gemeinderath, dessen Mitglieder sämmtlich auch Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde sind, beschlossen, ein Kapital von 32 875 ℳ, welches Eigenthum der

5 ikasse ist und entstanden war aus dem Verkauf von Grund⸗ stücksvarzellen der Gemeinde an den Eisenbahnfiskus, sowie ferner aus dem Erlös einer extraordinären Holzfällung in dem Gemeindewald, ur Bestreitung der Kosten für den Neubau der katholischen Kirche zu verwenden. Da d politische Gemeinde keine Rechtsverpflichtung hat,

diesen Neubau auszuführen, so ist darin eine Schenkung enthalten. Zu dieser Schenkung bedarf es schon nach der Gemeindeordnung der Genehmigung der Aufsichtsbehörde, außerdem nach dem Gesetz vom 20. März 1855 wegen einer Zuwendung an die politische Gemeinde der Genehmigung des Regierungs⸗Präsidenten. Diese Genehmigung hat der Regierungs⸗ Präsident versagt. Gegen die Versagung hat sich die genannte Ge⸗ meinde beschwert beim Ober⸗Präsidenten, der Ober⸗Präsident hat die Verfügung des Regierungs⸗Präsidenten bestätigt. Da es sich um eine kommunale Angelegenheit handelt, so ist damit formal die Sache zu Ende gelangt, Der Gemeinderath und der Kirchenvorstand hat sich nunmehr aber an den Minister des Innern gewendet, um im Auf⸗ sichtswege zu veranlassen, daß die Genehmigung doch ertheilt werden möge. Ich habe nach Kommunikation mit dem Herrn Kultus⸗ Minister das abgelehnt, und zwar aus folgerden Gründen.

Die dieses Kapitals von 32 875 im Betrage von 1305 ℳ, sowie die bei Aufgabe der Holznutzung nicht mehr zu er⸗ hebende Brennholztaxe im Betrage von 705 ℳ, werden verwendet zur Bestreitung der Bedürfnisse der politischen Gemeinde in Serrig; sie reichen aber nicht aus. Die Gemeinde muß außerdem jetzt jährlich eine Summe von 2509 aufbringen, macht 122 % der direkten Staatspersonalsteuer. Außerdem hat dieselbe noch zum Wegebau Naturalleistungen im Betrage von 74 % der Staatssteuern zu leisten. Wenn jenes Kapital der Kirchengemeinde überwiesen würde und wenn die Holzfällung stattfände, so müßten diese Beträge von der Gemeinde durch erhöhte Steuern aufgebracht werden. Es würde sich die Be⸗

lastung der Gemeinde steigern auf 260 % der direkten Staatssteuern,

unter Hinzunahme der Wegelasten auf 334 %.

Der Regierungs⸗Präsident hat, auch abgesehen davon, daß die Kirchengemeinde und die politische Gemeinde sich nicht decken, indem nach der letzten Volkszählung neben 842 Katholiken 10 Evangelische vorhanden sind, mit vollem Recht die Genehmigung versagt, weil durch diese Liberalität für die arme Gemeinde eine nicht sehr beträcht⸗ liche und bedenkliche Erhöhung der Kommunalsteuerlast entstanden sein würde. Ich bin daher voll berechtigt gewesen, dieses Gesuch ab⸗ zuweisen, und wenn dasselbe noch einmal an mich gelangen sollte dann würde ich nicht anders entscheiden können.

Abg. Szmula beklagte sich über eine ungerechtfertigte Auf⸗ lösung einer politischen Versammlung in Oberschlesien, wie über das Verbot polnischer Theatervorstellungen, die von Privaten veranstaltet seien, mithin nicht einer polizeilichen Genehmigung bedürften. Von einer polnischen Agitation sei dabei durchaus nicht die Rede.

Minister des Innern, Herrfurth:

Meine Herren! Der erste Fall ist überhaupt nicht an das Ministerium gelangt, ich habe also keine Veranlassung gehabt, irgend eine Entscheidung in dieser Angelegenheit zu treffen.

Wenn ich den Herrn Vorredner richtig verstanden habe, ist übrigens in diesem Fall Remedur eingetreten. Daß, wenn eine Be⸗ hörde rektifizirt worden ist, nicht der Wortlaut der Rektifikation dem Beschwerdeführer mitgetheilt wird, ist ja eine bekannte Sache; aber wenn dem Beschwerdeführer mitgetheilt worden ist, der Landrath sei auf die gesetzliche Bestimmung hingewiesen, so ist gewiß genügende Rechff eingetreten und etwas Weiteres würde ich nicht veranlassen onnen.

Der zweite Fall ist zu meiner Kognition gekommen, aber zu einer Zeit, wo ich nicht zuständig war. Es handelte sich um einen Angriff gegen eine polizeiliche Verfügung. Dieser Angriff war er⸗ folgt in der Weise, wie es das Landesverwaltungsgefetz vorschreibt, aber demnächst von den Betreffenden im Verwaltungsstreitverfahren nicht weiter verfolgt worden. Ich war aber nicht mehr kompetent, meinerseits in der Sache einzuschreiten.

Abg. von Strombeck: Nicht direkt, aber indirekt habe neulich der Minister den Redakteur der „Eichsfeldia“, Künemund, zu den Preßpiraten gerechnet, die von unerlaubtem Nachdruck lebten. Von einem solchen Nachdruck könne aber hier nicht gesprochen werden, da gesetzlich als Nachdruck nicht zu bezeichnen sei der Nachdruck amtlicher Erlasse irgendwelcher Art. Er halte es für seine Pflicht, den Redakteur, der bereits in Folge der Entstellungen im „Worbiser Kreisblatt“ schwer gelitten habe, hier öffentlich in Schutz zu nehmen.

Abg. Rickert: Er wolle nicht annehmen, daß es in der Conrad'schen Sache die Absicht des Ministers gewesen sei, von einer Revision des Kölner Erkenntnisses durch das Ehren⸗ gericht zu sprechen; er habe den Ausdruck später selbst ver⸗ bessert. Es habe aber doch den Eindruck gemacht, als ob der Minister das Erkenntniß des Kölner Gerichts dem Spruch des Ehrengerichts zu schroff gegenüberstelle. In diesem Hause sei es die erste Pflicht, die Autorität der ordentlichen Gerichte aufrecht zu halten. In fast allen Parteien bestehe Einverneh⸗ men darüber, und der Abg. von Bernuth habe es in dieser Session des Reichstages noch daß die Ehrengerichte für das Publikum die erforderliche Ga⸗ rantie nicht böten, wie es die ordentlichen Gerichte thäten, und daß eine Reform der Ehrengerichtsbarkeit anzustreben sei. In Betreff des Verbots von Versammlungen möchte er den Minister bitten, einmal generelle Anweisungen an die Unterbeamten ergehen zu lassen. Ihm (Redner) selbst sei es in einer Versammlung, die nicht von sozialdemokratischer Seite einberufen gewesen sei, passirt, daß, nachdem ein Sozial⸗ demokrat über die Altersversorgung gesprochen habe und er zum Wort habe kommen sollen, die Versammlung aufgelöst worden sei; es sei allerdings hier Remedur eingetreten. In England aber könne man den Beamten, der eine Versamm⸗ lung widerrechtlich auflöse, einfach bei Gericht belangen und eine Entschädigung beanspruchen. Aufmerksam wolle er schließlich noch den Minister auf das heutige System der offiziösen Presse machen, ohne näher darauf einzugehen, weil der Minister noch nicht lange genug im Amt sei, um erfolgreich in dieses Wespennest eingreifen zu können. Die gan e Organi⸗ sation des offiziösen Preßwesens sei aber geradezu eine Kalamität. Auch konservative Zeitungen hätten dieses in letzter Zeit hervorgehoben. Allein sei der Minister des Innern für die Sache nicht verantwortlich, es seien eine ganze Reihe von Ressorts, die hier in Betracht kämen, besonders was die amt⸗ lichen Kreisblätter betreffe. Vielleicht würde es angezeigt sein, damit man hier sich über diese Art von Presse und die Thätigkeit der Landräthe dabei eee. informiren könne, daß das Bureau des Hauses auf die 483 Kreisblätter abonnire. Der Abg. von Meyer (Arnswalde) habe hier einmal geäußert, es sei gar nicht gut, daß die Landräthe in den Kreisblättern Politik trieben, es würde besser sein, wenn sie Leitartikel darüber schrieben, wie man Ratten vertilge oder die Klauen⸗ seuche vertreibe. In der That scheine ihm (Redner die Stellung der Landräthe für eine Thätigkeit in den Kreis⸗ blättern nicht unabhängig genug. Die Unabhängigkeit der

Ueberzeugung werde wohl auch bei dem Abg. von Meyer größer sein, seitdem er Landrath a. D. sei. Er selbst meine, daß es noch ein höheres Vergnügen gebe, als unter der heutigen Regierung Beamter zu sein, und er habe auch durch⸗ aus keine Neigung, sich für eine Unter⸗Staatssekretärstelle anzubieten, wie Hr. von Meyer neulich gemeint habe. Bei einem Prozeß in habe ein Landrath erklären müssen, daß ihm Artikel aus Berlin unentgeltlich zugeschickt würden, die er nach Gutdünken in das Kreisblatt aufnehme. Als einst dem „Kulmer Kreisblatt“ ein freisinniger Wahlaufruf bei⸗ gelegt gewesen sei, habe dieses in der nächsten Nummer auf Veranlassung des Landraths amtlich erklären müssen, da

dieses nur in Folge eines bedauerlichen Versehens geschehen sei, und daß es deshalb bei den Abonnenten um Entschuldigung bitte. Gegen amtliche Blätter, die überhaupt keine Politik trieben, sei nichts einzuwenden; wenn sie es aber thäten, dann müßten sie allen Parteien Gerechtigkeit widerfahren lassen. Im Jahre 1873 sei auch in Folge einer Agitation durch ein Kreisblatt eine Wahl für dieses Haus beanstandet und eine Resolution dazu mit großer Majorität angenommen worden, in der die Benutzung amtlicher Publikationsorgane für politische Zwecke ausdrücklich mißbilligt worden sei. Auch konservative Abgeordnete wie der Abg. von Wedell (Malchow) hätten damals für diese Resolution gestimmt, ebenso die damaligen Abgg. Dr. Friedenthal und Windthorst (Bielefeld). Wenn heute mit Recht über den Ton in der Presse geklagt werde, so trage die offiziöse wesentlich Schuld daran, besonders da man heute ihre dunklen Kanäle kaum verfolgen könne, was früher bei der offiziösen „Provinzialcorrespondenz“ wenigstens möglich gewesen sei. Er bitte also den Minister, dem heutigen Un⸗ wesen der offiziösen Presse ein Ende zu machen.

Minister des Innern, Herrfurth:

Meine Herren! Der Fall mit dem Kreisblatt in Kulm, den der Hr. Abg. Rickert zur Sprache gebracht hat, ist mir nicht bekannt. Ich lese nicht alle 483 Kreisblätter, und danke Gott, daß ich sie nicht zu lesen brauche. 1

Wenn aber der Herr Abgeordnete behauptet, das Verfahren des Kreisblatt⸗Redacteurs sei gesetzwidrig gewesen, so möchte ich ihn doch daran erinnern, daß die weitaus größere Mehrzahl der Kreisblätter, d. h. der zur Publikation kreisamtlicher Bekanntmachungen benutzten Blätter, Privatunternehmungen sind, welchen lediglich von der Re⸗ gierung zu dem Zweck, um sicher zu stellen, daß die Publikation ihrer Bekanntmachungen rite erfolgt, dieser Charakter beigelegt ist. Die Regierung ist nur verantwortlich für den amtlichen Theil dieser Blätter. Ob dies auch bei dem Kulmer Kreisblatt der Fall ist, weiß ich nicht; aber bei der großen Mehrzahl geschieht es, und über die Annahme von Inseraten oder über die Beilegung von Beilagen ha nur der Verleger und Redacteur zu entscheiden. Wenn er im vor⸗ liegenden Falle dieses Blatt nicht hat beilegen wollen, und wenn er es doch aus Verfehen gethan hat, und sich demnächst über das Ver⸗ sehen entschuldigt, meine Herren, ich kann ihm daraus keinen Vorwurf machen. 1

Was den anderen Fall anbelangt, die Auflösung einer Wahlver⸗ sammlung, so ist ja auch von dem Hrn. Abg. Rickert anerkannt wor⸗ den, es sei in dem erwähnten Spezialfalle Remedur erfolgt. Meine Herren, es ist eine ungeheuer schwere Aufgabe für die die Versamm⸗ lungen überwachenden Beamten, genau zu ermessen, wann ist der Mo⸗ ment gekommen, daß aufgelöst werden muß, und wie lange kann ich noch die Verhandlungen hingehen lassen, ohne daß ich mich einer Pflichtverletzung aussetze? Meine Herren, die Behauptung, daß nur die oder jene Worte, welche zum Zeitpunkt der Auflösung gefallen seien, als Motiv der Auflösung dienen könnten, ist vielfach unzutreffend. Wer solchen Verhandlungen beigewohnt hat, weiß, daß es auf die ganze Temperatur derselben, auf den Ton, in dem die Worte ge⸗ sprochen sind, namentlich bei sozialdemokratischen Versammlungen, an⸗ kommt, und es ist deshalb dem überwachenden Polizeibeamten eine sehr schwere Aufgabe gestellt, bei der ja, wie ich anerkenne, wohl hier und da Mißgriffe erfolgen können und wirklich erfolgt sind.

Ich habe deshalb Veranlassung genommen, sämmtliche Be⸗ hörden darauf hinzuweisen, daß sie mit besonderer Vorsicht bei der Auswahl der Beamten verfahren möchten, denen die Ueberwachung von Versammlungen übertragen wird, und ich habe damit Alles ge⸗ than, was von meinem Standpunkt in dieser Beziehung gethan werden kann.

Abg. von Eynern: Abg. Rickert über die Rheinbrohler Der Bürgermeister Conrad in Hönningen habe nur als pflicht⸗ getreuer Beamter die Verfügungen seiner Oberbehörde zur Ausführung gebracht. Diese Ver meungen hätten der ultramon⸗ tanen Partei nicht gepaßt und sie habe den vielfach von ihr beliebten Weg des persönlichen Angriffs eingeschlagen, da sie sachlich nicht habe angreifen können. Der ultramontanen Partei der Rheinprovinz sei keine Verleumdung zu schlecht gewesen, um sie gegen den Bürgermeister zu ver⸗ wenden. Sie habe nach allem Möglichen Fahee das

egen ihn vorliegen könnte, habe aber nichts gefunden, und o sei ihm hier eine eklatante Genugthuung zu Theil geworden. Conrad sei überhaupt nicht durch ein Gericht verurtheilt worden, der Redacteur der „Kölnischen Volkszeitung“ sei nur von der verleumderischen Beleidigung freigesprochen worden, es habe sich aber herausgestellt, daß die von ihm behaupteten Thatsachen falsch gewesen seien. Der Abg. Bachem habe jedoch im vorigen Jahre den Bürgermeister als einen pflicht⸗ widrigen Beamten und bescholtenen Mann hingestellt, der das Gefängniß mit dem Aermel gestreift habe. Nach dem ehren⸗ Hershettchen Erkenntniß sei es des Hauses Pflicht gewesen, een Mann hier ausdrücklich in Schutz zu nehmen. Die Abgg. Bachem und Dr. Windthorst hätten selbst im vorigen Jahre darauf hingewiesen, man solle erst das ehrengerichtliche Ver⸗ fahren abwarten. Sie hätten gehofft, daß dieses Verfahren gegen Conrad ausfallen werde. Möge doch der Abg. Bachem die unerhörten Beleidigungen gegen Conrad aufs Neue in der Presse mit seiner Unterschrift veröffentlichen, sodaß er nicht durch die Unverantwortlichkeit als Abgeoroneter gedeckt sei! Thue er das nicht, so 12 888 Verfahren hier als Abgeordneter nicht schön. Der Abg. Bachem abe im vorigen Jahre die Nationalliberalen ausgefordert, hre Sache nicht zu eng mit der des Bürgermeisters zu ver⸗ binden, denn die Wege des Ministers in 8 Sache würden schließlich die der Nationalliberalen kreuzen. Das sei nicht ein⸗ etroffen. Das Haus heute den Namen eines ehrlichen Mannes vor dem Lande gerettet den

Es habe ihn überrascht, daß auch der Sache gesprochen habe.

Angriffen der ultramontanen Partei.