1889 / 45 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Feb 1889 18:00:01 GMT) scan diff

und Beschlüsse des Deutschen Handelstages, die der Regierung stets sehr schätzbar gewesen sind, auch diesmal bei derselben volle Beachtung nden werden. Kommerzien⸗Rath Frentzel dankte dem Minister für seine Be⸗ grüßungsworte und ersuchte die Anwesenden, sich von ihren Plätzen zu erheben und auf Se. Majestät den Kaiser und König ein dreifaches Hoch auszubringen. (Dies geschab.) Geheimer Kommerzien⸗Rath Hertz vn begrüßte hierauf die Ver⸗ sammlung im Namen des eltesten⸗Kollegiums der Ber⸗ liner Kaufmannschaft. Alsdann wurden Kommerzien⸗Rath Frentzel (Berlin) zum ersten, General⸗Konsul Russel (Berlin) zum zweiten und Direktor (Augsburg) zum dritten Vor⸗ sitzenden gewählt. Zu Schriftführern wurden gewählt: die Handels⸗ kammer⸗Sekretäre Dr. Eras (Breslau), Dr. Gensel (Leipzig), Dr. Jürgens (Hamburg) und Hermann (Dresden). Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Alters⸗ und Invaliden⸗ versicherung.

Submissionen im Auslande.

Oesterreich.

12. März, Mittags. Wien. K. K. General⸗Direktion der

Oesterreichischen Staatsbahnen: Lieferung und Aufstellung des eisernen

Tragwerkes eines Moldau⸗Viaduktes bei Cervend. Näheres an Ort und Stelle. T. .,

Theater und Musik.

„Deutsches Theater. nächste Novität Grillparzer’s fünfaktiges Lustspiel „Weh dem, der lügt!“ in Scene. Die erste Aufführung des Stücks, dessen Proben bereits im Gange sind, findet am Sonnabend, den 2. März, statt.

Lessing⸗Theater. „Die Rosa⸗Dominos“, die ihre Karnevals⸗ herrschaft im Lessing⸗Theater nachhaltig behaupten, werden von morgen ab von dem ergötzlichen einaktigen Lustspiel: „Der Raubmörder“ von Edmond About begleitet werden, der in der trefflichen Besetzung der Hauptrollen durch Oscar Blencke und Max Löwenfeld stets eine be⸗ lustigende Wirkung ausgeübt hat

Wallner⸗Theater. Die vielen Verehrer und Freunde des Wallner⸗Theaters, welche lange genug auf eine amüsante neue Er⸗ scheinung warten mußten, bringen dem morgen zum ersten Mal in Scene gehenden „Schützenfest“ ein außergewöhnliches Interesse ent⸗ gegen, sodaß der Andrang dazu ein sehr großer ist. Die Novität wird übrigens von einer auf dem Gebiet des Schwankes berühmten Antiquität begleitet werden, nämlich von Moser's lustigem Einakter „Moritz Schnörche“.

Victoria⸗Theater. Vor einem ebenso eleganten wie enthu⸗ siasmirten Publikum fand am Sonntag die zweite Vorstellung der „Germania' statt. Aus dem Schlußbilde sind nunmehr sämmtliche Charakterköpfe von Reichstags⸗Abgeordneten weggeblieben. Der Tenor, der im Gesange der Christen wiederum wie in „Ali Baba“ brillirte, ist Hr. Cerini und nicht Hr. Schmidtler, wie einige Blätter irrig berichten.

Belle⸗Alliance⸗Theater. Das Repertoire der „Muünchener“

wird in dieser Woche sich sehr vielseitig gestalten. Der morgen statt⸗ findenden letzten Aufführung von „Almenrausch und Edelweiß“ folgt am Donnerstag die erste Darstellung des Volksstücks „Hans im Glück“, von Grube und Koppel⸗Elfeld, und unmittelbar daran soll sich das vielfach verlangte Neuert'’sche Schauspiel „Im Austrag⸗ stüber'l“ reihen. Central⸗Theater. Das erste Benefiz findet morgen, Mittwoch, für die Soubrette Frl. Dora statt. Selbstverständlich geht auch an diesem „Abend das gegenwärtige Zugstück dieser Bühne: „Leuchtkugeln“ in Scene, in welchem bekanntlich die Bene⸗ fiziantin die Rolle der „Else“ kreirte und mit derselben einen großen Erfolg erzielte.

Zum Besten der Krankenkasse des Vereins Ber⸗ iner Musik⸗Lehrer und ⸗Lehrerinnen fand vorgestern im Saale der Sing⸗Akademie ein Concert statt, welches sehr viel An⸗ ziehendes darbot. In erster Reihe standen die Vorträge des Dr. Hans von Bülow, der mit liebenswürdiger Bereitwilligkeit

ür den wohlthätigen Zweck eintrat. Nach der über jedes Lob er⸗

abenen Ausführung der Phantasie in C-dur von Mozart und des elegi⸗

Üchen Impromptus von Schubert (G-dur) erregte besonders die wenig bekannte Sonate von Brahms, op. 1, lebhaftes Interesse im Publikum. Fern von sinnlich bestechenden Melodien und von liebgewordenen har⸗ monischen Wendungen, zeigt sich in diesem ersten Werk bereits große

In der künftigen Woche geht als

Tondichter seiner Se und eine überwiegend ernste Stimmung. Aus diesen Gründen ist auch das in der Sturm⸗ und Drangperiode des Komponisten entstandene Werk das erste Mal dem Hörer etwas schwer verständlich, und es war deshalb die sorgfältige Darlegung des Inhalts von Seiten des Spielers, der schon so manchem neuen Werk Bahn gebrochen hat, von unschätzbarem Werth. Nach stürmischem Beifall und Hervorruf fügte Hr. Dr. von Bülow noch die in seinem letzten Beethoven ⸗Abend gespielten Variationen über den arsch aus den „Ruinen von Athen“ hinzu. Der Kammervirtuos Hr. Alwin Schröder aus Leipzig erfreute durch mehrere Vorträge auf dem Cello und ließ bei vollkommener Beherrschung aller technischen Schwierigkeiten zugleich wohlthuende e des Tons und eine sehr feinsinnige Ausdrucksweise erkennen.

ür die plötzlich erkrankte e. r. Fr Metzler⸗Löwy erschien die stets gern gehörte Altistin Frl. Adeline Herms und trug mehrere Lieder vorwiegend neuerer Komponisten vor, unter denen ein Lied ihres Lehrers O. Eichberg, „Dornröschen“ betitelt, ganz besonders gefiel. Letztgenannter Komponist hatte zugleich die Begleitung sämmt⸗ licher Solovorträge übernommen. Das leider nicht sehr zahlreich erschienene Publikum nahm die Leistungen aller Künstler mit wohl⸗ verdientem Beifall auf.

Das gestrige 9. Philharmonische Concert eröffnete Hr. Dr. Hans von Bülow mit einer neuen dramatischen Ouverture,

„Husitska“ betitelt, von Anton Dvokaͤk. Wie alle Werke dieses Kom⸗ ponisten zeichnet sich auch diese Ouverture durch originelle Rhythmen und glanzvolle orchestrale Effekte aus. Das rein musikalisch Schöne wird allerdings in diesem Werke durch ein Zuviel an Verwendung der

Blech⸗ und Schlaginstrumente gefährdet. Eine zweite Novität war die symphonische Dichtung „Francesca da Rimini“ von Antonio Bazzini. Der höchst geniale, durch seinen „König Lear“ wie durch manche andere Tondichtungen rühmlichst bekannte Komponist zeigt auch in diesem (noch nicht im Druck erschienenen) Werke eine glückliche Vereinigung des italienischen melodiösen Elements mit den Vorzügen der neudeutschen Schule. Dasselbe zerfällt in zwei unter sich verbundene Theile, deren einer die Qualen der Hölle schildert, während der andere die Liebestragödie der Francesca da Rimini zum Inhalt hat. Beide Gegensätze sind hier sehr treffend charakterisirt, und es wurde diese Novität, gleich der ersten, mit sehr lebhaftem Beifall aufgenommen. Der K. K. österreichische Kammervirtuos Hr. Franz Ondricek unterstützte das Concert durch den sehr gelungenen Vortrag des so beliebten Violinconcerts Nr. 1 (G-moll) von Max Bruch, welchem der Künstler später noch die Romanze von Beethoven in G-dur und eine Polonaise von Laub hinzufügte. Stürmischer Beifall und Hervorruf folgte nach Beendi⸗ gung seines meisterhaften Spiels. „Auf vielfachen Wunsch“, wie das Programm sagt, wurde im zweiten Theil des Concerts die fünfte

Symphonie von Beethoven ausgeführt. Ueber diese, bereits öfter unter von Bülow's unübertrefflicher Leitung gehörte Symphonie noch Näheres zu berichten, halten wir kaum für erforderlich. Das Publikum hatte sämmtliche Plätze des Saales und der Logen der

Philharmonie besetzt und spendete dem Concertgeber wiederum die

ehrendsten Beifallsrezeugungen, die zugleich den vorzüglichen Leistungen des Philharmonischen Orchesters galten. Das 10 Concert, in

welchem Hr. von Bülow als Solist mitwirken wird, ist auf den 4. März angesetzt.

Concerthaus. Das drittgekrönte Werk der Preisausschreibung von Seiten der Direktion des Concerthauses, mit dem Motto: „Ernst ist das Leben, heiter die Kunst“, Komponist Joseph Dente aus Stock⸗ holm (Preis 300 ℳ), gelangt morgen, Mittwoch, unter Direktion des Kapellmeisters Meyder zur Aufführung.

Mannigfaltiges.

Das „Nordland⸗Panorama“ in der Friedrichsstadt wurde gestern durch den Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin und Ihrer Durchlaucht der Erbprinzessin von Schaumburg⸗Lippe ausgezeichnet. Ihre Majestät wurde am Eingange von dem Baumeister Planer ehrfurchtsvoll begrüßt, dem auch die Aufforderung und Ehre zu Theil wurde, die Führung zu übernehmen und die Erläuterungen zu den Gemälden zu geben. Während des dreiviertelstündigen Besuchs fanden sowohl das Haupt⸗ gemälde wie die Dioramen die höchste Anerkennung. Ihre Majestät stellte beim Verlassen des Panoramas huldvollst einen demnächstigen weiteren Besuch in Aussicht.

In der Aula des Seminars für orientalische Sprachen

Selbständigkeit in der Erfindung, Emanzipation von dem Einfluß aller

(Am Lustgarten 6, Alte Börse) wird am Sonnabend, den 23. Februar,

Abende von 7 bis 8 Uhr, Hr. Dr. G. Pander, Universität in Peking, eine Fffentliche Vorlesun und Hierarchie der Lamas“ halten.

88

Der Geschäftsbericht des Vaterländischen Frauen⸗ vereins im Regierungsbezirk Kassel für das Jahr 1888 giebt ein erfreuliches Bild von der unausgesetzten lebhaften Thätig⸗ keit des Vereins und von den hierdurch erzielten günstigen Erfolgen Das nunmehr zwanzigjährige Wirken des Vereins in der Kranken⸗ und Armenpflege, bei Linderung von Nothständen und in der Be⸗ thätigung auf so vielen gemeinnützigen Gebieten hat die Zahl seiner Mitglieder ftetigh vermehrt und ihm neue Zweigvereine, neue Freunde und itbelfer zugeführt. Was zunächst den Orts⸗ verein Kassel, betrifft, so betrug die Zahl der Vereinsmit⸗ glieder 843. Die Einnahmen der Ortsvereins⸗Hauptkasse beliefen sich einschließlich des vorjährigen Bestandes auf 7223,73 Die Aus⸗ gaben, worunter die bedeutendsten 7157,45 für Ankauf eines Bau⸗ platzes, betrugen 8402,42 ℳ, sodaß die Rechnung mit einer Ueber⸗ zahlung von 1178,69 abschließt. Die Kassen der einzelnen Sektionen der Freibettenfonds, die Schwestern⸗Pensionskasse und die Baukasse weisen am Schluß des Jahres einen Gesammtbestand von 19 132,24 auf. Die Ausgaben sämmtlicher Nebenkassen beliefen sich auf 48 415,21 ℳ, die Einnahmen auf 67 547,45 ℳ, die Mitgliederbeiträge auf 3671 An Hypothekenschulden lasten auf dem Hause noch rund 25 300 Der Werth desselben ist einschließlich des Inventars auf etwa 217 000 zu schätzen. Die Gesammtzahl aller Mitglieder des Verbandes im Regierungsbezirk Kassel beläuft sich auf 4381. Die Einnahmen der 28 Ortsvereine betrugen im Berichtsjahre, einschließ⸗ lich des vom Vorjahre verbliebenen Bestandes, 141 985,47 ℳ, die Ausgaben 81 840,74 ℳ, der Vermögensbestand am Jahresschluß 60 144,73 Darunter sind naturgemäß die nicht zählbaren Ein⸗ nahmen und Ausgaben in Natur und der sehr beträchtliche Besitz an Grundstücken, Gebäuden, Inventar, Vorräthen u. s. w. nicht mit an⸗ gerechnet.

London, 15. Februar. (A. C.) Die Zeitungen veröffentlichen heute einen von der Baronin Evelina Schröder und Fr. Dr. Ellen Lichtenberg (der Gemahlin des Arztes vom Deutschen Hospital) unter⸗ zeichneten Aufruf zur Gründung eines deutschen See⸗ manns⸗Heims in London. Der Aufruf lautet: „Wir wünschen Ihre freundliche Theilnahme und Hülfe für ein gutes Werk zu gewinnen, für welches wir uns auf das Wärmste interessiren Wir hegen die ernste Hoffnung, ein deutsches Seemanns⸗Heim zu eröffnen. Wir sind überzeugt, daß nur Wenige wissen, daß ein solches Heim in London nicht vorhanden ist. In fünf Seestädten Englands giebt es ein Heim für deutsche Ma⸗ trosen; in London aber, wo 16 000 deutsche Seeleute jährlich von deutschen und circa 4000 von englischen Schiffen landen, giebt es kein Heim, das sie ihr eigen nennen tönnen, wo ein deutscher Seefahrer den anderen treffen kann, wo deren eigene Sprache gesprochen und deutsche Speisen geliefert werden. Durch den Mangel eines solchen Heims ist man dafür verantwortlich, wenn sie in gemeinen Logirhäusern wohnen, die leider zu oft Höhlen der Unsitilichkeit sind, obschon man mit Recht sagen darf, daß die deutschen Matrosen stets gern in englischen Seemannshäusern und im skandinavischen Seemannsheim aufgenommen werden. Wir hegen die Zuversicht, daß nicht nur unsere deutschen, sondern auch unsere englischen Freunde sich um uns schaaren und uns mit Vergnügen bei dem höchst nöthigen Werk unterstützen werden. Wir beabsichtigen ein geeignetes Haus in der East India Road, zehn Minuten von den East und West India Docks entfernt und nicht weit von den St. Katharines und Millwall Docks gelegen, zu erwerben. Dasselbe soll mit einem Kaffee⸗ und Rauch⸗ zimmer, einem großen Versammlungssaal und passend möblirten Schlafräumen ausgestattet werden. Freiherr von Schröder hat freund⸗ lichst eingewilligt, Schatzmeister des Fonds zu sein, und eine Summe von 500 Pfd. Sterl. geschenkt. Zur Annahme von Beiträgen er⸗ klären sich bereit: Baronin Schröder, „The Dell“, Staines; Mrs. Lichtenberg, 47, Finsbury Square, London; und Baron Schröder, 145, Leadenhall Street, London, E. C.

New⸗York, 18. Februar. (W. T. B.) Nach Meldungen aus Hartford explodirten hente früh die im Erdgeschoß des dortigen Park⸗Central⸗Hotels befindlichen Dampfkessel, wodurch der Haupttheil des fünfstöckigen Hotels vernichtet wurde. Die Trümmer des Gebäudes geriethen in Brand, die Zahl der unter denselben be⸗

grabenen Opfer soll eine sehr beträchtliche sein.

Wetterbericht vom 19. Februar 1889, 8 Uhr Morgens.

Wind. Wetter.

Donnerstag: 1. Male:

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.

Temperatur in ° Celsius 56 C. = 40 R.

Mullaghmore 773 W bedeckt Aberdeen.. 1 heiter Christiansund Schnee Kopenhagen. Regen Stockholm. Regen Haparanda. Schnee Moskau.. bedeckt

Cork, Queens⸗ torww Cherbourg. elbder.. t.758 Hamburg 761 Swinemünde 758 Neufahrwasser 756 Memel 757 Münster. 767 Karlsruhe.. 774 Wiesbaden 771 München 774 Chemnitz 768 Berlin.. 763 Regen 769 Regen 765 WNW 5 bedeckt 772 still halb bed.

Besetzung.

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Anfang 7 Uhr.

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Donnerstag: 8 1 8 8 reitag * ) Nebel. 1 ie nächste

Uebersicht der Witterung. sttatt Ein tiefes Minimum, unter 743 mm, liegt bet

bis westliche Winde verursachend. Ueber Deutsch⸗ land ist das Wetter trübe und mild, vielfach sind Niederschläge gefallen; die Temperatur liegt 2 bis 6 Grad über der normalen.

Deutsche Seewarte.

Domino/s.

Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗

Donnerstag: Freitag:

hans 48. Vorstellung. Die Quitzows. Vater⸗ Henrik Ibsen.

ländisches Dramg in 4 Akten von Ernst v. Wilden⸗ hruch. Anfang 7 Uhr

Schauspielbaus. peter von Säkkingen. Oper in 4 Akten nebst einem Vorspiel von Victor E. Neßler. Dichtung mit autorisirter theilweiser Benutzung der Idee und einiger Original⸗Lieder aus J. Victor von Scheffel's Dichtung, von R. Bunge. Guillemin. Anfang 7 Uhr. Opernhaus. Die Jahreszeiten. 2 Akten und 4 Bildern von E. Taubert und E. Graeb. Musik von P. Hertel.

Boreas, der Nordsturm, Hr. Burwig.

Zephyr, Frl. Stoßmeister. des Frühlings, Frl. Urbanska. heit des Sommers, Frl. Spiering. Karpo, die Gottheit des Herbstes, Frl. Wisotzky. Winter. Hirtin, eine Winzerin, Frl. dell' Era. ein Piqueur, Hr. Glasemann. Ein Weihnachtsmann, Hr. Ebel. Vorher, neu einstudirt: Die Kirmes. Oper in 1 Akt von W. Taubert. Dichtung von

1 Anton, Hr. Alma. hauser. Suschen, Frl. Leisinger. Der Gerichtsvoigt, Hr. Der Schenkwirth, Hr. Michaels.

Fr. Lammert.

Schauspielhaus. Schauspiel in 5 Akten aus dem Ungarischen des Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Mittwoch: Fanst. Krisen.

König Heinrich der Vierte. Aufführung von Messalina findet am Sonnabend, den 23. Februar,

und A. Hennequin. Lustspiel in 1 Akt von E. About. 1 Dieselbe Vorstellung. Nora.

Anfang 7 Uhr.

50 Vorstellung. Der Trom⸗

Wallner-Theater. Das Schützenfest. Misch und W. Jacoby. studict: Moritz Schuörche.

Ballet von Charles von G. v. Moser.

49. Vorstellung. Zum Tanz⸗Poëm in

Victoria-CTheater. Germania.

dr. Burwig. Dichtung von Ernst Scherenberg. Thallo, die Gottheit A. Raida. Anfang 7 Uhr.

Anxo, die Gott⸗

Flora, Pomona, Frl. Wächter. Eine Ein Hirt, Ein Jagdherr,

Mittwoch: zum 76. Male

Komi ische von A. Sullivan. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der Mikado.

Hans, Hr. Ober⸗ Ihre Mutter, Krolop. Nervöse Frauen. Wallner.

51. Vorstellung. Letzte Liebe.

1: 8 Almenrausch und Edelweiß. Arria und

Müller. Anfang 7 ½ Uhr.

Josefine Dora. Zum 59. Male: Haus

von G. Steffens. Anfang 7 ½ Uhr.

5 Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Mittwoch: Die Rosa⸗

Vorher: Der RNaubmörder.

Gesangsposse

Schauspiel in 3 Akten von Görß. Musik von Fr. Roth.

Mittwoch: Zum 1. Male: Schwank in 3 Akten von R. Zum Schluß 1 Schwank in 1 Akt Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Mittwoch:

1 Großes nationales Ausstattungsstück in 4 Akten und 12 Bildern mit Ballet und Chören.

Donnerstag und folgende Tage: Germania.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Mit neuer glänzender Ausstattung, 1 (in deutscher Sprache): Mikado, oder: Ein Tag in Titipn. Operelte in 2 Akten von W. S. Gilbert.

Residenz-Theater. Mittwoch u. folgende Tage: Lustspiel in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Toché, bearbeitet von Franz Vorher: Ballabend. Lustspiel in 1 Akt von Josef Grünstein. Anfang 7 ½ Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: 28. Gast⸗ spiel der Münchener Mitglieder des Königl. Theaters am Gärtnerplatz, unter Leitung des Königl. bayer. Hofschauspielers Hrn. Max Hofpaur. Zum litzten M.: e Oberbaverisches Charaktergemälde mit Gesang und Tanz in 5 Auf⸗ zügen von Dr. Hermann von Schmid.

8 Donnerstag: Zum 1. Male: Haus im Glück.

Stochoim, an der deuischen Küste feische südliche Verliner Theater. Mittoch: Zum 1. Male:

Haus Fourchambault. Donnerstag: Der Kaufmann von Venedig. Freitag: 23. Abonnements⸗Vorstellung. Fourchambault.

Tessing-Theater. Lustspiel in 3 Akten von A. Delacour

Central-Theater. Mittwoch:

d Leuchtkugeln. Gesangsposse in 4 Akten von W. Mannstädt. Musik

Adolph Ernst-CTheater. Dresdenerstraße 72. Mittwoch: Zum 28. Male: Die junge Garde. in 4 Akten von Ed. Jacobson und Leop. Elv. Die Gesangstexte theilweise von Gust. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Concert-Baus, Leipzigerftr. 48 (früher Bilse). Mittwoch, Abends 7 Uhr: Concert der Preis⸗ ausschreibung für Sinfonien der Direktion des Concerthauses. Drittgekröntes Werk unter Direktion des Kapellmeisters Herrn Karl Meyder. Kom⸗ ponist: Joseph Dente aus Stockholm.

Donnerstag: Gesellschafts⸗Abend. Anfang 7 Uhr.

ÜÜEẽ3ãäẽäẽATr—ᷣ2■άégé́géEéèéUñõꝗq4èRU⁰ãU6LU6C ZFOQCJVBZBU3wmw Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Hedwig Lisco mit Hrn. Diakonus Herm. Eytel (Berlin —-Kalw). Frl. Olga Valette mit Hrn. Hauptmann Voigtel (Berlin— Metz). Frl. Ida Ernst mit Hrn. Lehrer Oskar Wallenhauer (Ueplingen b. Warsleben) Frl. Elisabeth Petersen mit Hrn. Rittergutspächter Karl von Storch (Lüneburz —Adendorf). Frl. Tony Hoppe mit Hrn. Fabrikbesitzer Emil Sturm (Rauscha— Freywaldau). Frl. Therese Loos mit Hrn. Heinr. Jung (Iserlohn).

Verehelicht: Hr. Apotheker Josef Rauhut mit Frl. Elisabeth Riedel (Neurode). Hr. Pastor Adolf Biewald mit Frl. Agnes Fetzer (Ratibor).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. med. Glauert (Berlin). Hrn. Franz Berndt (Königsberg i. Pr.) Zwei Söhne: Hrn. Oberlehrer Friedr.

ülße (Magdeburg). Eine Tochter: Hrn. Staatsanwalt Moeller (Stettin). Hrn. Prem.⸗ Lieut. Starcke (Prenzlau). Hrn. von Jagow (Roscinno).

Gestorben: Frl. Wilhelmine Wilsdorf (Berlin). r. Kaufmann Wilhelm Mogk (Berlin). Hr. Rittergutsbesitzer Oskar Arnold (Kl. Poplow). Frau verw. Elisabeth von Schönberg, geb. Freiin von Pfister (Thammenhain). Hr. Fabri⸗ kant Hermann Nägele (Stuttgart). Frau Ritt⸗ meister Schroeder, geb. Hintzke (Königsberg).

r. Maurermeister Friedr. Rickenstorff (Wackers⸗ eben). Frau Oberamtsgeometer Lina Wied, geb. Dott (Kirchheim).

uß, neu ein⸗

Zum 5. Male:

Musik von C.

Der Burleske Musik

8

Musik von

Benefiz für Redacteur: J. V.: Siemenroth. 8

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent⸗ lichen Angeigere (Kommanditgesellschaften auf

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 11. bis 16. Febrnar 1889.

Professor an der übe

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen S

1E. 45.

—0

Berlin, Dienstag, den 19. Februar

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 323.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 19. Februar. Im weiteren Verlauf der gestrigen 6.) Sitzung des Herrenhauses trat das Haus in die Berathung des Artikels V des Gesetzes uüͤber die allgemeine Landesverwaltung ec. in der Provinz Posen ein, für welchen die Kommission folgende

vorschlug: Fassuns Bgischin Artikel v.

Im Uebrigen werden hinsichtlich der Angelegenheiten der

Provinz und der Kreise folgende Bestimmungen getroffen: A. Angelegenheiten der Provinz.

1) Zum Zwecke der Verwaltung der Angelegenheiten des provinzialständischen Verbandes wird ein Provinzial⸗Ausschuß be⸗ stellt, welcher aus 7 bis 13 von dem Provinzial⸗Landtage zu wäh⸗ lenden Mitgliedern und dem Landesdirektor besteht. Für die Mit⸗ glieder hat der Provinzial⸗Landtag eine gleiche Zahl von Stell⸗ vertretern zu wählen. 1“

Für die Wählbarkeit gelten die im Artikel II getroffenen Bestimmungen. Von der Wählbarkeit ausgeschlossen sind der Ober⸗Präsident, die Regierungs⸗Präsidenten, sowie sämmtliche Provinzialbeamte. 1

Die gewählten Mitglieder und deren Stellvertreter bedürfen der Bestätigung des Ministers des Innern.

Der Provinzial⸗Ausschuß wählt aus seiner Mitte einen Vor⸗ sitzenden und einen Stellvertreter desselben. Der Landesdirektor kann zum Vorsitzenden oder zum Stellvertreter desselben nicht ge⸗ wählt werden.

2) Zur Wahrnehmung der laufenden Geschäfte der provinzial⸗ ständischen Verwaltung wird ein Landesdirektor bestellt, welcher von dem Provinzial⸗Ausschusse auf mindestens 6 bis höchstens 12 Jahre zu wählen ist und der Bestätigung des Königs bedarf. 1

3) Wird in den Fällen zu 1 und 2 die Bestätigung versagt, so schreitet der Provinzial⸗Landtag beziehungsweise der Provinzial⸗ Ausschuß zu einer neuen Wahl. Wird auch diese Wahl nicht be⸗ stätigt, so kann der Minister des Innern die kommissarische Ver⸗ waltung der Stelle auf Kosten des provinzialständischen Verbandes anordnen. Dasselbe findet statt, wenn der Provinzial⸗Landtag be⸗ ziehungsweise der Provinzial⸗Ausschuß die Wahl verweigert oder den nach der ersten Wahl nicht Bestätigten wieder wählt.

Die kommissarisch bestellten Mitglieder des Provinzial⸗Aus⸗ schusses müssen den für die Wählbarkeit in diesen getroffenen Best immungen entsprechen.

Die kommissarische Verwaltung dauert so lange, bis die Wahl des Provinzial⸗Landtages beziehungsweise des Provinzial⸗Ausschusses, deren wiederholte Vornahme jederzeit zulässig ist, die Bestätigung erlangt hat. 1

4) Die näheren Bestimmungen über die Zusammensetzung des

Provinzial⸗Ausschusses und dessen Geschäfte, sowie über die Wahl, die dienstliche Stellung und die Befugnisse des Landesdirektors und der übrigen Provinzialbeamten werden durch eine nach An⸗ hörung des Provinzial⸗Landtages zu erlassende Königliche Verord⸗ nung getroffen. Dieselbe bestimmt auch, a. inwieweit der Königliche Landtags⸗Kommissarius, die zu seiner Vertretung oder Unterstützung abgeordneten Staatsbeamten, die Mitglieder des Provinzial⸗Ausschusses und die oberen Provinzial⸗ Beamten an den Berathungen des Provinzial⸗Landtages Theil zu nehmen befugt sind,

b. mit welchen Maßgaben die Vorschriften des Gesetzes vom 21. Juli 1852 (Gesetz⸗Samml. S. 465) in Betreff der Dienst⸗ vergehen der Mitglieder des Provinzial⸗Ausschusses und der Provinzial⸗Beamten Anwendung finden.

Sodann als Nrn. 5 und 6 die früheren Nrn. 1 und 2 der Regierungsvorlage.

Berichterstatter Ober Bürgermeister Mueller: Die Zu⸗ sammensetzung des Provinzial⸗Ausschusses durch ein Provinzial⸗ statut, wie es von der Regierung vorgeschlagen worden sei, habe auch in der Kommission zu Bedenken Anlaß gegeben und sei nur gleichsam als Nothbehelf aufgenommen worden. Nachdem der Vorschlag des Fürsten Hatzfeld vorgelegt worden sei, sei es nicht zweifelhaft gewesen, daß der Zusammensetzung des Provinzial⸗Ausschusses durch eine Königliche Verordnung der Vorzug zu geben sei. Daß der Landesdirektor auch nach den neuen Vorschlägen vom Provinzial⸗ Ausschuß und nicht vom Provinzial⸗Landtage zu wählen sei, sei eine von den Kautelen, welche die nationale Zusammen⸗ setzung der Bevölkerung Posens nothwendig mache. Die Kommission habe mit der Regierung die Hoffnung, daß durch das vorliegende Gesetz ein Zustand der Befriedigung und Beruhigung in der Provinz Posen hervorgerufen werden würde.

Minister des Innern, Herrfurth: 8

Meine Herren! Wenn ich bei der ersten Berathung dieser Gesetzes⸗ vorlage in der Kommission prinzipielle Bedenken gegen derartige Vor⸗ schläge erhoben habe, wie sie in dem Antrag Sr. Durchlaucht des Fürsten Hatzfeldt am Freitag hier gestellt worden waren und wie sie jetzt einstimmig von der Kommission beschlossen worden sind, so habe ich doch von Anfang an kein Hehl daraus gemacht, daß diese prinzipiellen Bedenken immerhin mehr formaler Natur sind und sich nicht wesentlich auf den materiellen Inhalt dieser Anträge bezogen haben. Diese Bedenken beruhen darin, daß derartige Bestimmungen meines Erachtens nicht in den Rahmen dieses Gesetzes gehören, dessen Zweck wesentlich nur dahin ging, das Landesverwaltungsgesetz und Zuständigkeitsgesetz auch in der Provinz Posen einzuführen und damit die Reform auf dem Gebiete der allgemeinen Landesverwaltung für die ganze Monarchie zu einem definitiven Abschluß zu bringen, welches aber ausdrücklich davon Abstand genommen hat, eine Regelung auf dem Gebiete der Kreis⸗ und Provinzialverwaltung gleichzeitig eintreten zu lassen. Nun ist mir ja mit vollem Recht gleich damals in der Kommission entgegnet worden, daß die Vorlage selbst über diesen Rahmen hinausgehe, indem sie Bestimmungen über die Kreisabgaben in das Gesetz mit aufgenommen habe. Ich habe das zugeben müssen und bin zu dieser Abweichung B worden durch die dringenden Wünsche, welche mir bei der Berathung mit Ver⸗ trauensmannern der Provinz von allen Seiten nahe gebracht worden sind, und ich habe mich zu dieser Abweichung entschließen können, weil doch diese Bestimmungen immerhin auch mit den Vorschriften über die Zuständigkeit bezüglich der Entscheidungen über die Streitigkeiten wegen Kreisabgaben in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Nun will ich ja auch gleich vorweg bemerken, daß mir letz⸗ teres auch bezüglich der Bedenken gegen den jetzigen Kommissions⸗ vorschlag ebenfalls entgegnet werden kann. Einen gewissen Zusammen⸗ hang haben ja auch diese Bestimmungen mit der Frage der Zu⸗ ständigkeit, denn es fragt sich, wie sollen die Behörden ge⸗ bildet werden, welche nach dem Zuständigkeitsgesetz die Ent⸗ scheidungen in allen diesen Angelegenheiten treffen sollen, wie soll der Bezirksausschuß, wie soll der Provinzialrath gebildet werden? Ich bin deshalb auch nicht in der Lage, schon seßt hier einen be⸗ stimmten materiellen Widerspruch gegen diese Bestimmungen

der Königlichen Staatsregierung erheben zu können, und zwar um so weniger, als ich gegenüber der Fassung dieser Anträge in einer gewissen Nothlage gewesen bin. Ich habe den jetzt zurückgezogenen Antrag Sr. Durchlaucht des Fürsten Hatz⸗ feldt wenige Stunden vor der Sitzung erhalten und die Be⸗ schlüsse der Kommission sind mir in der vorliegenden Fassung auch erst heute Morgen zugegangen, ich bin daher eigentlich nur in der Lage, mehr ein persönliches Sentiment auszusprechen, als wie Namens der Königlichen Staatsregierung eine bestimmte Erklärung darüber abgeben zu können. 3

Auf den ersten Blick hatte ich damals gegen den Antrag des Herrn Fürsten von Hatzfeldt das Bedenken, daß in demselben doch wohl etwas zu wenig stände, daß der Königlichen Verordnung zuviel überlassen würde, was ohne gesetzliche Basis in ihr nicht würde ge⸗ regelt werden können.

Anderseits hatte ich auf den ersten Anblick gegen die Beschl üsse der Kommission das entgegengesetzte Bedenken, daß vielleicht darin etwas zuviel gesagt wäre, was man besser der Königlichen Verord⸗ nung hätte überlassen können.

Aber, meine Herren, ich habe doch, nachdem ich mir die Sache reiflich überlegt, mir sagen müssen, bestimmte Bedenken gegen einzelne dieser Vorschläge zu erheben, bin ich nicht in der Lage.

Dieselben sind unter der Mitwirkung meiner Kommissarien tech⸗ nisch in ziemlich vollendeter Gestalt ausgestaltet und dabei haben ja meine Herren Kommissarien, wie das der Herr Referent bereits im Fexgensaß zu den Ausführungen Sr. Excellenz des Herrn von Kleist hervorgehoben hat, ihren prinzipiellen Standpunkt, den ich in der ersten Kommissionssitzung eingenommen habe, auch ihrerseits gewahrt und haben sich nur an einer moöͤglichst vollkommen technischen Aus⸗ gestaltung der Vorschriften betheiligt.

Ich erkenne an, daß, sowie die Vorschriften jetzt gefaßt sind, wohl kaum nach irgend einer Richtung hin wesentliche Bedenken werden geltend gemacht werden können; ich glaube aber, daß über die Frage, ob dieser wesentliche Zusatz in die Vorlage aufgenommen und das Gesetz belastet werden soll mit dem ganzen Schwergewicht einer Art Neuorganisation auf dem provinziellen Gebiet, daß darüber die Königliche Staatsregirung sich die Entscheidung vorbehalten muß, bis die Anhörung der Provinzialbehörden darüber stattgefunden hat und bis man auch sieht, welche Stellung das andere Haus dazu einge⸗ nommen hat.!

Also nach dieser Richtung hin bin ich schon formal außer Stande, eine bestimmte Erklärung abzugeben. Ich will das nicht verhehlen, daß ich persönlich dem Beschluß sehr sympathisch gegenüberstehe.

Zum Schluß möchte ich mir nur eine kurze Bemerkang gegen⸗ über Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Radziwill gestatten.

Derselbe hat, anknüpfend an ein Mißverständniß, welches eine Stelle in den Motiven gefunden, auch hier wieder gegen letztere pole⸗ misirt, nachdem dieses Mißverständniß in den ersten Kommissions⸗ sitzungen richtig gestellt war, und hätte ich gewünscht, daß auf diese Sache nicht wieder zurückgekommen wäre, ebenso wie man auch nicht wieder auf dasjenige Mißverständniß zurückgekommen ist, welches ge⸗ wisse Ausführungen Sr. Durchlaucht in der Kommissionssitzung ge⸗ funden haben. 1

Ich will deshalb sie hier nicht urgiren und möchte nur eines betonen: Wenn Se. Durchlaucht der Fürst von Radziwill ausgeführt hat, es sei durch dieses Gesetz der Boden geschaffen, auf welchem eine „Kultivirung besonderer nationaler Interessen“ für zu⸗ lässig erachtet werde, so möchte ich das in dieser Fassung in Abrede stellen. Nein, meine Herren, es wird hier ein Boden geschaffen, auf dem unter Beiseitelassung der Kultivirung besonderer nationaler Interessen ein Boden für die gemeinsame Arbeit an den gemeinsamen Aufgaben auf dem Gebiet der Provinzialverwaltung geschaffen wird, und ich hoffe, daß gerade dadurch ein harmonisches Zusammenwirken beider Nationalitäten auf einem neutralen Boden möglich werden wird.

von Solemacher⸗Antweiler leitete aus den Vortheilen, welche die Provinzialverwaltung der Rheinprovinz mit der Grfüh⸗ rung der Provinzialordnung gewonnen habe, seine Bere tigung her, die Annahme der Kommissionsvorschläge aufs Wärmste zu 9arr Speziell die Ausstattung des Landes⸗ direktors mit der Disziplinarbefugniß dem Beamtenheer der Provinz gegenüber habe sich im Rheinland als ein ungemeiner Fortschritt gegen das frühere Verhältniß erwiesen.

Fürst F. Radziwill bestritt dem Minister gegenüber, daß er an unberechtigte nationale Aspirationen bei seinen Aus⸗ führungen gedacht habe. Er habe weder agitatorisch wirken, noch nationale Gegensätze hervorkehren wollen.

Minister des Innern, Herrfurth:

Ich möchte mir in Bezug auf die Ausführung des Herrn Fürsten on Radziwill doch gestatten, darauf hinzuweisen: ich habe mit keinem Worte davon gesprochen, daß „unberechtigte nationale Agita⸗ tionen“ zu erwarten wären. Ich habe genau nur die Worte citirt, welche ich mir sofort in seiner ersten Rede aufgeschrieben habe. Er sagte, es würde in dieser Vorlage der Boden gewonnen für die „Kultivirung von besonderen nationalen Interessen.“ Und dem gegenüber habe ich mir die Bemerkung erlaubt, daß die Provinzialverwaltung bestimmt ist, einen neutralen Boden zu schaffen, auf welchem unter Beiseitelassung besonderer nationaler Interessen ein harmonisches Zusammenwirken beider Nationalitäten stattfinden kann.

Herrn von Solemacher gegenüber möchte ich mir die Bemerkung gestatten: Die Provinzialverwaltung der Rheinprovinz hat vor Ein⸗ führung der Verwaltungsorganisation und zum großen Theil unter seiner Leitung so gut marschirt, daß die Königliche Staatsregierung allerdings nichts davon gefühlt hat, welchen Hemmungen dieselbe zu begegnen haben möchte.

Artikel V wurde in der von der Kommission vorge⸗

schlagenen Fassung angenommen. 2 Artikel VI ist von der Kommission hinzugefügt worden und lautet:

„So lange in der Provinz Posen ein Provinzial⸗Ausschuß nicht besteht, werden die demselben zugewiesenen Obliegenheiten durch die provinzialständische Verwaltungs⸗Kommission und die provin⸗ zialständische Kommission für den Chaussee⸗ und Wegebau wahrgenommen, welche unter dem Vorsitz des Direktors der ersteren zu einem Kollegium zusammentreten, wobei jedes Mit⸗ glied eine Stimme führt und hinsichtlich der Geschäftsordnung die Bestimmungen des für die provinzialständische Verwaltungs⸗Kom⸗ mission erlassenen Regulativs gelten.“

Berichterstatter, Ober⸗Bürgermeister Mueller: Nach dem Gesetz würden die Wahlen in folgender Weise stattfinden: Die Regierung müsse einen Entwurf für die im Artikel V ent⸗ haltene Verordnung ausarbeiten, der Provinzial⸗Landtag müsse iich darüber äußern, und dann erhalte die Verordnung die

llerhöchste Sanktion; dann habe der Provinzial⸗Landta wieder ö“ um den Prapicgatesscr zu wählen, dieser müsse bestätigt werden und e dann der Provinzial⸗Ausschuß seinerseits wieder zu den ihm zustehenden Wahlen schreiten. Es sei nun wohl

Namens

—⸗

des Gesetzes am 1. April 1890 vollendet sein würden, aber immerhin dürfte der Termin für die Regierung und für Se. Majestät ein zu kurzer sein, sodaß sich die Kommission be⸗ wogen gefühlt habe, im Artikel VI Uebergangsbestimmungen zu treffen und aus den im Artikel genannten Kommissionen ein Kollegium zu schaffen, welches nicht nur Wahlen vor

nehmen, sondern auch Beschlüsse fassen könne.

Artikel VI wurde genehmigt, ebenso Artikel VII, welchen die Kommission die Bestimmung aufgenommen hat, daß die ersten Nummern im Artikel V A sofort in Kra treten sollen, während das Uebrige erst zum 1. April 18950 Gültigkeit erlange. Noch vor dem 1. April 1890 sei zur Bildung des Provinzialraths, der Bezirks⸗Ausschüsse, der Kreis⸗ und Stadtausschüsse zu schreiten. Der Rest des Gesetzes wurde ohne Debatte angenomme Es folgte die Berathung von Petitionen. 8 Die Gesellschaft „Union“ für Bergbau, Eisen⸗ und Stahl⸗ industrie zu Dortmund petitionirt um die Unterstützung des Herrenhauses in ihren Bestrebungen auf Rückgewähr von gesetzwidrig erhobenem Roheisenzoll im Betrage von 140000 Berichterstatter der Petitionskommission, Ober⸗Bürger⸗ meister Bötticher: Die Gesellschaft habe auf ihrem Etablisse⸗ ment aus⸗ und inländisches Roheisen verarbeitet; für ihren Expor“ habe sie ein zollfreies Lager von Roheisen, für dessen Bestände nach der Verarbeitung beim Export der fertigen Artikel der erhobene Zoll zurückerstattet werde. Bei der Verarbeitung gehe aber ein bedeutender Prozentsatz des Roheisens, etwa 18 Proz., verloren. Werden nun die fertigen Gegen⸗ stände ausgeführt, so werde nur deren Gewicht bei der Zo vergütung berücksichtigt, der Verlust von 18 Proz. komme also gar nicht in Betracht. In Folge dieser Zollmaßregel seien der Gesellschaft im Laufe der Jahre namhafte Verluste ent⸗ standen. Der Reichstag sowohl wie das Abgeordnetenhau hätten sich nicht für kompetent erachtet, der Petition stat zugeben und auch die Kommission dieses Hauses könne eine solche Kompetenz nicht anerkennen, sie beantrage deshalb, über die Petition zur Tagesordnung überzugehen. 1

Ober⸗Bürgermeister Schmieding beantragte, das Hau möge den Finanz⸗Minister bitten, seinen Einfluß auf Berück sichtigung der Petition im Bundesrath, der die kompetente Stelle für dieselbe sei, zu verwenden.

Freiherr von Durand hielt den Reichstag für die kompe tente Stelle für die Petition.

über eine Anwendung der bundesräthlichen Zollverordnunge zu urtheilen und bat, die Angelegenheit an die Petitions kommission zurückuverweisen.

Regierungskommissar, Geheimer Finanz⸗Rath vo Schmidt: Es handele sich hier nicht um die Anwendung esetzlicher Bestimmungen, sondern um eine Abänderung der selben und sogar mit rückwirkender Kraft. Es stehe unzweifel⸗ haft fest, daß von dem eingeführten Eisen nur das wieder ausgeführte die Vergünstigung der Zollfreiheit genießen dürfe Jeder Fabrikant müsse die Vorbedingungen seines Geschäfts kennen, kalkulire er dann falsch, so könne die Regierung ihn nicht schadlos halten. Die Bestimmungen des Vereinszoll⸗ gesetzes seien ganz feststehende und über ihre Ausführung bestehe bei der Regierung gar kein Zweifel.

Ober⸗Bürgermeister Schmieding schloß sich dem Antrag Dernburg auf Zurückverweisung an die Kommission an.

Graf von der Schulenburg⸗Beetzendorf beantragte, da sich das Haus als „zur Zeit incompetent“ erkläre.

Nachdem der Berichterstatter Ober⸗Bürgermeister Böttiche sich gegen den letzteren Antrag erklärt hatte, wurde der Antra der Kommission angenommen und die Petition durch Ueber⸗ gang zur Tagesordnung erledigt. 3

Die Petition des Gymnasial⸗Professors Dr. Giesen in Bonn u. Gen. um Gleichstellung der akademisch gebildete Lehrer an den höheren Unterrichtsanstalten mit den Richtern erster Instanz, zunächst hinsichtlich der Pensions⸗ und Relikten⸗ wurde der Regierung zur Kenntnißnahme über wiesen.

Schluß 3 ½ Uhr. Nächste Sitzung unbestimmt.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund heitsamts sind in der Zeit vom 3. bis 9. Februar cr. vo je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, al gestorben gemeldet: in Berlin 22,9, in Breslau 28,9, in Königs berg 23,3, in Köln 24,9, in Frankfurt a. M. 15,2, in Wiesbad 18,4, in Hannover 22,6, in Kassel 26,7, in Magdeburg 22,5, Stettin 18,8, in Altona 25,0, in Straßburg 23,5, in München 27,6, in Nürnberg 27,2, in Augsburg 28,6,

21,8, in Leipzig 15,4, in Stuttgart 24,0, in Karlsruhe 25,0, in Braun⸗ schweig 25,9, in Hamburg 28,8, in Wien 26,5, in Pest 29,3, ij Prag. 31,5, in Triest 31,6, in Krakau 29,0, in Amsterdam 23,3, i Brüssel 30,7, in Paris —, in Basel —, in London 17,5, i Glasgow 27,0, in Liverpool 23,8, in Dublin 24,5, in Edinbur 19,4, in Kopenhagen 19,3, in Stockholm 20,4, in Christiania in St. Petersburg 32,4, in Warschau 30,4, in Odessa 24,7, i Rom 32,6, in Turin —, in Venedig 36,3, in Alexandria 45,1. Ferner aus der Zeit vom 13. bis 19. Januar cr. in New⸗York 26,2 in Philadelphia 19,2, in Baltimore 14,8, in Kalkutta —, in Bomba 26,6, in Madras 47,7. 86 8 8

Die Sterblichkeitsverbältnisse der meisten größeren europäische Berichtsstädte gestalteten sich während der Berichtswoche etwa günstiger und wurden, besonders aus den deutschen Städten, vielfach kleinere Sterblichkeitsziffern als aus der Vorwoche gemeldet. Einer sehr geringen Sterblichkeit (bis 15,0 pr. M. u. J.) erfreuten sich Barmen und Darmstadt. Sehr günstig (bis 20,0 pr. M. u. J.) wa die Sterblichkeit in Frankfurt a. M., Wiesbaden, Stertin, Elberfeld, Bremen, Leipzig, Mainz, Kopenhagen, London, Edinburg. Auch in Berlin, Magdeburg, Hannover, Aachen, Dresden, Stockholm u. a. war die Sterblichkeit eine mäßig hohe (etwas über 20,0 p. M.). Eine hohe Sterblichkeitsziffer (über 35,0 pro Mille) meldet von den deutschen Städten nur Liegnitz. Unter den Todesursachen haben akute Ent zündungen der Athmungsorgane, obwohl ü noch immer sehr zahlreich zum Vorschein kamen, dennoch erheblich gegen die rwoche ab⸗ genommen. Dagegen zeigten sich Darmkatarrhe und Brechdurchfäll der Kinder häufiger und veranlaßten besonders in Berlin, Hamburg,

möglich, daß alle diese Vorbereitungen bis zum Inkrafttreten

Breslau, London mehr Sterbefälle. Der Antheil des Säuglings⸗