AKiichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 27. Februar. Se. Majestät der aiser und König erledigten gestern Morgen von 7 %¾ bis %¾ Uhr Regierungsgeschäfte, unternahmen um 9 Uhr eine Schlittenfahrt nach dem Thiergarten, kehrten gegen 10 ½ Uhr ach dem Schlosse zurück und empfingen alsdann den Pastor von öS bee Von 10 ⅜¾ bis 11 ½ Uhr konferirten Se. Majestät mit dem Vize⸗Admiral Freiherrn von der Goltz, dem General⸗ Adjutanten von Wittich und dem Kapitän zur See und Flügel⸗Adjutanten, Freiherrn von Senden. — E Se. Majestät bis 12 ½ Uhr mit dem Chef des Militärkabinets und nahmen demnächst mehrere militärische Se entgegen. 8 um Frühstück, um 1 %¼ holsteinischen Herrschaften geladen. Um 3 Uhr untkrnazmen Se. Majestät eine Schlitten⸗ fahrt, kehrten gleich nach 4 Uhr nach dem Schlosse zurück und verblieben demnächst im Arbeitszimmer. Von 5 bis 5 ½ Uhr hörten Allerhöchstdieselben den Vor⸗ trag des Ober⸗Hof⸗ und Hausmarschalls von Liebenau und von 5 2 bis 7 ½ Uhr den kriegsgeschichtlichen Vortrag des General⸗Adjutanten von Wittich. Zur Abendtafel, um 7 ½ Uhr, waren die schleswig⸗ holsteinischen Herisehaften geladen. Gegen 8 ½ Uhr begaben Sich Beide Majestäten zum Thee bei Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta.
— Beide Kaiserlichen Majestäten erschienen gestern bei ee der Kaiserin und Königin Augusta zum Thee.
Heute stattete Ihre Majestät den Kaiserlichen Majestäten aus Anlaß des Jahrestages der Vermählung Allerhöchst⸗ derselben im Königlichen Schlosse einen Besuch ab. 8
.1.* ““
Uhr, waren die schleswig⸗
— Dem Herrenhause ist der Entwurf eines Ge⸗ setzes, betreffend die Errichtung eines Amtsgerichts in Kontopp, zugegangen.
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Fan. der Abgeordneten befindet sich in der Zweiten eilage.
— In der heutigen (22.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen eꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, beiwohnte, theilte der Präsident mit, daß ein Antrag der Abgg. von Czarlinski und Genossen, betreffend die Anwendung der Mutter⸗ sprache im Schul⸗ und Religionsunterricht, ein⸗ gegangen sei.
Auf der Tagesordnung stand als erster Gegenstand die Berathung des Antrages des Abg. Dr. Windthorst wegen Vorlegung eines Gesetzentwurfs über die Beßugnifse der Kirche und ihrer Organe in Betreff des religiösen Unterrichts in den Volks schulen. Der Antrag lautet:
8 Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, dem Landtage baldigst den Fherare gnes Gesetzes vorzulegen, durch welches den Kirchen und ihren Organen in Betreff des religiösen Unterrichts in den Volksschulen diejenigen Befugnisse in vollem Umfange gewährt 8 * die Verfassungsurkunde im Artikel 24 denselben durch den Satz: „Den religiösen Unterricht in der Volksschule leiten die betreffenden Religionsgesellschaften“ zugesichert hat und dabei, dem ursprünglichen Sinne dieser Zusiche⸗ rung entsprechend, insbesondere auf Feststellung folgender Rechte Bedacht zu nehmen: 8 1) In das Amt des Volksschullehrers dürfen nur Personen erufen werden, gegen welche die kirchliche Behörde in kirchlich⸗ religiöser Hinsicht keine Einwendung gemacht det. Werden spaͤter solche Einwendungen erhoben, so darf der Lehrer zur Ertheilung des Religionsunterrichts nicht weiter zugelassen werden.
. 2) Diejenigen Organe zu bestimmen, welche in den einzelnen
Volksschulen den Religionsunterricht zu leiten berechtigt sind, steht
usschließlich den kirchlichen Obern zu.
3 3) Das zur Leitung des Religionsunterrichts berufene kirchliche
rgan ist befugt, nach eigenem Ermessen den schulplanmäßigen
Religionsunterricht selbst zu ertheilen oder dem Religionsunter⸗
richt des Lehrers beizuwohnen, in diesen einzugreifen und für
essen Ertheilung den Lehrer mit Weifungen zu versehen, welche von Letzterem zu befolgen sind.
4) Die kirchlichen Behörden bestimmen die für den Religions⸗
unterricht und die religiöse Uebung in den Schulen dienenden Lehr⸗
und Unterrichtsbücher, den Umfang und Inhalt des schulplan⸗ mäßigen religiösen Unterrichtsstoffes und dessen Vertheilung auf die einzelnen Klassen⸗
„Der Abg. Dr. Fiporfüts begründete den Antrag mit dem Hinweis darauf, daß derselbe, wenn er auch nach den Aeuße⸗ rungen der Presse auf allgemeinen Beifall nicht rechnen dürfe, bei den 15 Millionen Katholiken jedenfalls Anerkennung ge⸗ funden habe. Der Antrag sei eine nothwendige Folge des Schulunterrichtsgesetzes von 1872 und des Ministerialerlasses von 1876. Es sei nicht zu begreifen, warum man sich über den Antrag wundere. Das Centrum habe shne Gegnerschaft
egen das Senlantsgege stets kundgegeben. Der Antrag so nicht den Frieden stören, auch nicht katholischen
wecken dienen. Besonders zu bedauern sei der
iderspruch der konservativen Partei gegen den Antrag, die mit dem Centrum gegen das Schulaufsichtagesetz gewesen sei. Der Antrag sei kein redigirtes Gesetz, sondern stelle nur gewisse Grundsätze für ein Gesetz auf, das die Staatsregie⸗ rung vorlegen möge. Als Muster habe der Gefetzentwurf des Ministers Ladenberg vorgeschwebt, desfen Annahme die Antrag⸗ steller vollständig befriedigen würde. Der Betrag besernr⸗ sich lediglich auf den Religionsunterricht. Gegen die Verfassung, nach welcher das bestehende Schulrecht Lbis zum Erlaß eines Untetrichtsgesetzes bestehen bleibe, verstoße der Antrag nicht. Denn nicht das beim Erlaß der eeche vorhanden gewesene
Schulrecht, sondern das gegen die Verfassung in den siebziger Jahren geschaffene Schulrecht wolle der Antrag ändern. Die Stellung der Lehrer werde durch den Antrag nicht berührt. Die Staatsregierung bleibe anstellende Behörde und behalte Auf⸗ icht und Disziplin. Früher habe die Mitwirkung der Kirche beim
eligionsunterricht ganz unbestritten bestanden. Aus der v habe man sie zur Mitwirkung herabgedrückt, und jetzt sei sie ganz herausgedrängt. Es sei das eine bedenk⸗ liche revolutionäre Maßregel gewesen. Daß der Minister Falk auf Grund des Schulaufsichtsgesetzes den Erlaß von 1876
der Religionsunterricht im butrag⸗ des Staats Organen, die jeder Zeit vom Staat abgesetzt werden könnten, ertheilt; der Staat schreibe die anzuwendenden Bücher vor, er stelle den Schulinspektor an, der für katholische Schulen oft genug ein Protestant sei und auch ein Jude sein könne. Der Kultus⸗Minister und seine Räthe, die sämmtlich Protestanten seien, entschieden über alle Schulfragen. Eine solche Allein⸗ herrschaft des Ministers konnten sich die Katholiken nicht ge⸗ fallen lassen. Wenn der kirchenpolitische Kampf beseitigt werden solle, so müsse das auch auf dem Schulgebiet geschehen: nur auf diefe Weise könne das Christenthum erhalten werden. Nach der derjosun solle die Kirche den Religionsunterricht leiten, nicht bioß überwachen. Das sei beseitigt: der Staat . leite den Unterricht, in seiner Willkür stünden die ehrer. Es sei unbegreiflich, wie der Einspruch der Kirche hegen die Anstellung eines Religionslehrers etwas Gefähr⸗ iches sein solle. Die Stellung des Lehrers werde durch diesen Eingriff nicht mehr herabgedrückt als durch das Eingreifen der weltlichen Inspektoren. Der Antrag verlange nichts Neues, sondern wolle nur das alte System, das die Grundlage der religiösen Gesittung gehabt, wiederherstellen; deshalb empfehle sich seine Annahme. Abg. Stöcker bemerkte, daß der Hinweis auf die Zu⸗ stimmung von 15 Millionen Katholiken jedenfalls irrthümlich sei; in Preußen gebe es nur 8—9 Millionen Katholiken. Es handele sich bei der Schule nicht um eine kirchliche, sondern um eine staatlich und kirchlich gemischte Frage. In der Ver⸗ faßung und Schulgeschichte Preußens sei keine Rede davon, da die Religionsgesellschaften den Religionsunterricht ausschließlich leiten sollten. Die konservative Partei habe ihre Stellung nicht geändert; sie habe über den Religions⸗ unterricht in der Schule stets eine andere Auffassung als der Abg. Dr. Windthorst gehabt; sie wünsche die Mitwirkung der Kirche, aber die Einheit der Schulverwaltung. Der Lehrer solle kirchlich unterrichten, aber er solle nicht in die Lage ge⸗ bracht werden, daß die Kirche ihm jeden Augenblick den Religionsunterricht nehmen könne; dadurch würde er für seine erziehliche Aufgabe unfähig werden. Die evangelische GeneralSynode von 1879 habe nur gefordert, daß die Kirche bei der Lokalschulinspektion und bei der Feststellung der Befähigung der Lehrer zum Religionsunterricht mitwirken solle. Das secn vernünftige Forderungen. Der Ladenberg'⸗ sche Entwurf könne heute nicht als Muster hingestellt werden; der sei 1850 in einer ganz anders gearteten Zeit entstanden. Dieser Entwurf kenne außerdem die Entziehung des Religions⸗ unterrichts, wie sie der Antrag Windthorst fordere, nicht. Es sei ja auch praktisch undurchführbar, daß einem Lehrer die Ertheilung des Religionsunterrichts von der Kirche untersagt werde, während er weiter angestellter Lehrer des Staats bleibe. Der Zustand, den der Antrag fordere, habe niemals bestanden. Die Zustände seien auch nicht so schlimm. Ein ungläubiger Schulinspektor werde kaum angestellt werden; die Befähigung der Lehrer werde unter Zuziehung der kirchlichen Behörde festgestellt, und, wollte ein Lehrer unkirchlichen Unterricht ertheilen, so würde er nicht bloß aus dem Religionsunterricht, sondern überhaupt aus dem Amte entfernt werden. Jede Beschwerde eines Geist⸗ lichen werde berücksichtigt. Ueber die Schulbücher setze sich die Unterrichtsverwalt imit den kirchlichen Organen in Ver⸗ bindung. Es sei deshalb nicht nöthig, die GeleFheang zu ändern Solche Diskussionen förderten auch das Friedensbewußtsein nicht. Ein rein kirchlicher Unterricht nütze zudem wenig, wenn der andere Unterricht ein kirchenfeindlicher sei. Die konser⸗ vative Partei werde den Antrag einfach ablehnen und glaube, dabei die große Mehrheit, ja vielleicht das ganze evangelische Volk hinter sich zu haben. Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. Dr. Brüel das Wort.
— Dem Hause der Abgeordneten ist der nach⸗ stehende Antrag der Abgg. Christophersen und Genossen zu der zweiten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Theilung des Regierungsbezirks Schleswig, zugegangen:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:
Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, den neu zu errichten⸗ den Provinzial⸗Landtag von Schleswig⸗Holstein über die Theilung der Provinz in zwei Regierungsbezirke zu befragen.
— Die Kommission des Hauses der Abgeord⸗ neten zur Vorberathung der Denkschrift, betreffend Maßregeln zur Abwehr von Ueberschwemmungs⸗ gefahren unter spezieller Berücksichtigung der schlesischen Gebirgsflüsse, hat sich konstituirt und zum Vor⸗ sitzenden den Abgeordneten Grafen Clairon d'Haussonville, zum Stell vertreter des Vorsitzenden den Abg. Freiherrn von Grote, und zu Schriftführern die Abgg. Dr. Avenarius, Radziejewski und Eberty gewählt.
— Die im Reichs⸗Eisenbahnamt egeelt⸗ in der Ersten bezw. Zweiten Beilage veröffentlichte Uebersicht der Betriebsergebnisse deutscher Eisenbahnen für den Monat Januar d. J. ergiebt für die 71 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monat des Vor⸗ jahres im Betrieb waren und zur Vergleichung ge⸗ zogen werden konnten, mit einer Gesammtbetriebslänge von 34 747,43 km, eh. : Im Januar d. J. war die Einnahme aus allen Verkehrszweigen auf ein Kilometer Betriebslänge bei 54 Bahnen, mit zusammen 32 760,69 km, höher und bei 17 Bahnen, mit zusammen 1986,74 km (darunter 2 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge), niedriger als in demselben Monat des Vorjahres. In der Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis Ende Januar d. J. war dieselbe auf ein Kilometer Betriebslänge bei 55 Bahnen, mit zusammen 34 242,66 “ und bei 16 Bahnen, mit zusammen 504,77 km geringer als in demselben Zeitraum des Vo jahres. Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staat für eigene Rechnung verwalteten Bahnen, betrug Ende Janugr d. S das gesammte kon⸗ zessionirte Anlagekapital 22 110 000 ℳ (15 155 100 ℳ Stammaktien, 2 454 900 ℳ Prioritäts⸗Stammaktien und 4 500 000 ℳ Prioritäts⸗Obligationen), und die Länge der⸗ jenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 98,71 km, so daß auf je 1 km 223 989 ℳ entfallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen betrug Ende Januar d. J. das gesammte konzessio⸗ nirte Anlagekapital 580 016 829 ℳ (305 516 550 ℳ Stammaktien, 79 381 650 ℳ Prioritäts⸗Stammaktien und 195 118 629 ℳ Prioritäts⸗Obligationen), und die Länge verhe en Strecken, für welche dies Kapital bestimmt ist, 3792,09 km, so daß auf je 1 km 152 954 ℳ entfallen. Eröffnet wurden: am 31. Dezember 1888 die Farge —Vege⸗
geben werde, habe Niemand angenommen. Danach werde
von
“
Eisenbahn⸗Direktion zu He. ), am 1. Januar d. Strecke Foeens herus och 8,50 km (Königliche Eise Direktion zu Bromberg), am 15. Januar Lauchhammer Werk 0,89 km zu Berlin).
— Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 2), enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, beigefügt.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 26. Februar (Th. C.) In der Eröffnungsschrift für den Landtag wurde hervorgehoben, daß bei der Aufstellung des Staatshaushaltz⸗ Planes für die nächste sünsee en mittelbare Steuer⸗ erleichterungen stattgefunden hätten, Dieselben erreichen zusammen den erheblichen Betrag von 374 289 ℳ beabsichtigt die Regierung, bei Einbringung des gesetzes dem Landtage einen Steuer⸗Erlaß zuschlagen in der Weise, daß die bestehenden Steuersätze um je 0,2 vom Hundert herabgesetzt werden. Der Ausfall wird auf 167 000 ℳ jährlich, also für die Finanzperiode auf etwas über eine halbe Million Mark geschätzt. Soweit nöthig sollen die Mittel des außerordentlichen Etats zur Deckung in Anspruch genommen werden. — Der Schuldenbestand des Großherzogthums betrug am 1. Januar 1888 6 054 617 ℳ
Das weimarische Hof⸗Theater erhält aus der Domänenrente des Großherzogs einen bedeutenden Zuschuß, der vor 40 Jahren sich auf 32 545 Thaler belief. Der Um⸗ schwung in den Preisverhältnissen ist natürlich auch hier be⸗ merkbar, sodaß in den letzten Jahren der Zuschuß sehr viel beträchtlicher geworden ist: er betrug im Jahre 1887/88 über 200 000 ℳ Es ist daher eine Erhöhung der Domänenrente um . beim Landtage für Zwecke des Theaters beantragt worden.
a ⸗ Lauchhammer— (Königliche Eisenbahn⸗Direktin
Außerdem Steuer⸗
Leiche des Staats⸗Ministers, Grafen Dr. jur. Görtz⸗ Wrisberg, wurde am Sonntag Nachts nach „der Hof und Domkirche geschafft und daselbst aufgebahrt. Am Montag früh, 10 ½ Uhr, fand im Dome ein feierlicher Trauergottes⸗ dienst statt, dem auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, mit Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Albrecht beiwohnte. Vom Dom aus erfolgte die
Se. Königliche Hoheit Sich durch den General⸗Major z. D. und General⸗Adjutanten von Wachholtz vertreten. — In den
schweig⸗lüneburgische Staats⸗Ministerium, Höchster Anordnung gemäß, folgendes, von Sr. Majestät dem Kaiser an Se. Königliche Hoheit den Prinzen Albrecht gerichtete Tele⸗ gramm zur Kenntniß:
„Mit Betrübniß habe Ich die Nachricht von dem Ableben des Staats⸗Ministers Grafen Görtz⸗Wrisberg erhalten. Ich spreche Dir und dem braunschweigischen Lande Meine herzlichste Theilnahme an dem Verlust dieses verdienten Mannes aus. 16
Wilhelm I. R.“B
Elsaß⸗Lothringen. Scerc eeg 25. Februar. Die heute ausgegebene Nr. 3 des „Gesetzblatts für Elsaß⸗ Lothringen“ veröffentlicht eine Kaiserliche Verord⸗ nung vom 18. Februar d. J., betreffend die Erhebung des Oktroi in der Stadt Straßburg für die Zeit vom 1. April 1889 bis zum 31. März 1894, nach Maßgabe des beigefügten Oktroi⸗Tarifs und Reglements. Gleichzeitig wird die Stadt Straßburg ermächtigt, während derselben Zeit ein Zuschlagszehntel zu den Sätzen des Oktroi⸗Tarifs zu erheben.
2
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 26. Februar. (W. T. B.)
Der L des öö“ für Arbeiterkammern berieth heute die denselben zu gewäh⸗ rende Kompetenz. Wünsche nach Erweiterung derselben vor; einer von ihnen erklärte Namens 13 seiner Genossen: sie seien prinzipiell für Arbeiter⸗ kammern, der in Vorschlag gebrachte Gesetzentwurf wäre jedoch politisch und wirthschaftlich unzureichend. Der Obmann des Ausschusses schloß sodann die Berathungen unter besonderer Betonung des guten Willens, der den Ausschuß beseele, und hob namentlich hervor, daß die Erlangung sozialen Friedens von allen Parteien gleich ehrlich angestrebt werde. Pest, 26. Februar. (W. T. B.) Im Abgeordneten⸗ hause brachte heute bei Berathung der §§. 24 und 25 der Wehr⸗ vorlage Gajary einen Antrag ein auf ausgedehntere Berücksichtigung der ungarischen Sprache bei den Offiziersprüfungen der Einjährig⸗Freiwilligen. Der Landesvertheidigungs⸗Minister, Freiherr von Fejervary erklärte sich für ermächtigt, diesen Antrag anzunehmen. Der Unterrichts⸗Minister Csaky sagte unter lebhaftem Beifall ziemlich bedeutende eß üncsgnncen für die Einjährig⸗ Freiwilligen sowohl in sprachlicher Beziehung, als auch für den Fall des zweiten Dienstjahres zu.
Großbritannien und Irland. London, 26. Februar. (W. T. B.) Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich hat heute Abend mit den Prinzessinnen⸗Töchtern die Rückreise nach Deutschland angetreten. Ihre Majestät die Königin Vietoria geleitete die Kaiserin nach dem Bahn⸗ hofe, wohin sich die Majestäten in einem offenen Wagen be⸗ Faben⸗ uf dem Perron war eine Ehren⸗Compagnie der chottischen Garde aufgestellt. Zur Verabschiedung waren hre Königliche Hoheit die Prinzessin von Wales mit ihren öchtern und andere Mitglieder der Königlichen Familie so⸗ iie der deutsche Botschafter und der griechische Gesandte er⸗ ienen.
„Zu der heutigen Verhandlung der Parnell⸗Kom⸗ mission war Pigott nicht erschienen. Auf Antrag des Anwalts Parnell’'s, Russel, erließ der Präsident einen Ver⸗ veeg b815g und vertagte die Sitzung auf eine Stunde. lach der Verhandlungen theilte Russel mit, Bigat habe am Sonnabend Labouchère aufgesucht und das Geständniß unterzeichnet, daß die Parnell und Anderen zu⸗ geschriebenen Briefe gefälscht seien.
7. Februar. 8e. T. B.) In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Staatssekretär des Frnen, Matthews, auf eine bezügliche Anfrage: der gegen Pigott am Mittag erlassene Haftbefehl sei von Boten des Anwalts Parnell's erst um 6 ¼ Uhr Abends der Polizei v. worden; es sei somit der Polizei die Verzögerung der Aus⸗
sacker Eisenbahn 10,44 km (unter Verwaltung der Königlichen
führung des Haftbefehls nicht zuzuschreiben.
Braunschweig. Braunschweig, 26. Februar. (K.) Die
Bestattung auf dem St. Michaelis⸗Kirchhofe. Im Gefolge ließ
heutigen amtlichen „Anzeigen“ bringt das Herzoglich braun- ige anerkannt, daß es eine starke nationale Strömung zu Gunsten g og g
die
Die Experten brachten fast ausnahmslos
rankreich. Paris, 26. Februar. (W. T. B.) In der Sen en Beäung der b2. Ne brachte der radikale Aog. Laffon einen Antrag ein, welcher darauf ge⸗ schtet ist, gleichzeitige Kandidaturen in mehreren Departements u verhindern und Abgeordnete, bevor sie sich als Kandidaten nusstellen lassen, zur Niederlegung ihres Mandats zu verpflichten. Die Rechte und die Boulangisten verlangten die Dringlichkeit und sofortige Berathung des Antrags, weil diese wichtige Frage das - emeine Stimmrecht betreffe und deshalb keinen Aufschub nnbde. Die Republikaner bekämpften die Dringlichkeit und der Justiz⸗Minister erklärte, er lasse es in dieser Angelegen⸗ heit auf die Entscheidung der Kammer ankommen. Schließlich g die Rechte die Dringlichkeitsforderung zurück und der Untrag Laffon wurde den Bureaux behufs Wahl einer Kom⸗ mission zu seiner Durchberathung überwiesen. “
In der heute gewählten neuen Budgetkommission befinden sich 15 Mitglieder der früheren und ein neues Mitglied der Rechten, Baron Soubeyran. Alle Kom⸗ missionsmitglieder sind gewillt, das Budget, wie es vorgelegt st, anzunehmen, jedoch mit einem Vorbehalt hinsichtlich der Be⸗ shaffung der Mittel für das Extraordinarium.
Italien. Rom, 26. Februar. (W. T. B.) Die Depu⸗ tirten kammer setzte heute die Berathung der von der Kegierung vorgeschlagenen finanziellen Maßnahmen fort. Es sind bis heute 58 Tagesordnungen eingebracht vorden.
Niederlande. Haag, 26. Februar. (W. T. B.) Nach Aussage des Professors Rosenstein und der behandelnden gerzte hat sich der Kräftezustand des Königs noch nicht vieder gehoben. Die Nächte sind unruhig; der König nimmt wenig Nahrung zu sich. 8
Zeitungsstimmen.
Das „Deutsche Tageblatt“ schreibt:
Die erneuten Kundgebungen des Reichskanzlers über das etwas zu selbständige Auftreten der deutschen Konsuln und Agenten über See werden ihre Wirkung nicht verfehlen. Sie werden auch im Besonderen die für die Kolonialpolitik begeisterten Kreise unseres Vaterlandes veranlassen, ihre Wünsche und Anträge der Schwierigkeit der Gesammt⸗ lage anzupassen. Wenn aber Hr. Richter und dessen Presse ein Recht zu haben glauben, die Kundgebungen des Kanzlers für ihre kolonial⸗ seindlichen Zwecke ausbeuten zu dürfen, so sind sie unseres Erachtens vollständig im Irrthum. Denn Fürst Bismarck selbst hat im Reichs⸗
er Kolonialpolitik in Deutschland giebt, und er am wenigsten dürfte Füee sein, derselben mit Hülfe des Herrn Richter entgegenzutreten. Auf diese im Vaterlande selbst vorhandene und hoffentlich noch immer zunehmende Bewegung zu Guͤnsten der Fortführung einer mtionellen Kolonialpolitik beziehen sich die vielbesprochenen Kund⸗ sebungen des leitenden Staatsmannes gegen den Uebereifer und das selbständige Auftreten auch gar nicht. 8
Aber selbst wenn dies der Fall wäre und der Kanzler Ver⸗ anlassung zu haben glaubte, auch die kolonialpolitischen Kreise in Deutschland zur Mäßigung und größeren Zurückhaltung Küffasa nen, so würde in letzter Linie Hr. Richter einen Anspruch darau erheben dürfen, eine solche Mahnung gewissermaßen als eine Rechtfertigung seiner Agitation anzusehen. “ 88
Denn durch die letztere gerade hat sich, wie in anderen Fragen, auch in der kolonialpolitischen der Kampf der Meinungen derart zu⸗ espitzt, daß eine leidenschaftslofe Behandlung der einschlägigen themota immer schwieriger geworden ist.
Das Wort, welches Fürst Bismarck einmal aussprach, daß, wenn er zuweilen parteiisch erscheine, dies der Art der gegnerischen Propa⸗ vunda suuschkeiben sei, trifft auch in diesem Falle und auf die kolo⸗ nialpolitische Agitation zu. 1““
voha Hr. Richter nicht einen so leidenschaftlichen Kampf gegen die Kolonialpolitik eröffnet, würden auch die Freunde der letzteren maßvoller, ruhiger und sicherer haben vorgehen können.
So lange Hr. Richter nicht aufhört, jede Schwierigkeit in der Kolonialpolitik ins Ungemessene zu übertreiben und wie auch jetzt wieder in der Samoafrage stets den Rivalen und Konkurrenten Deutschlands jedes Recht zuzubilligen, die deutsche Regierung in den meisten Fällen aber im Unrecht erscheinen zu lassen, wird auch de Kampf für die Kolonialpolitik einer gewissen Leidenschaftlichkeit, mit der er geführt wird, nicht entrathen können. Aber nur Hr. Richter und seine Leute tragen die Schuld daran, Niemand anders.
— 82n einem Anire der „Post“, überschrieben „Fort⸗ ritt und Centrum“ heißt es: c Daß der Fortschritt seine Vitalität verloren hat, dessen ist er sich selbst bewußt; um sein Dasein fristen zu können, ahmt er gewissen Schmarotzern nach, welche sich auf einem anderen Organismus an⸗ siedeln und auf Kosten desselben leben. Die Rolle des Wirths für den parasitischen Fortschritt spielt das Centrum, und allerdings bieten ewisse Organe desselben eine vortreffliche Nährstelle für die Hrrn. ichter und Genossen. Ein Theil der Fortschrittspartei, Männer wie Hr. Lieber, Hr. Bachem, Hr. Franz u. A, hat es aus taktischen Gründen vorgezogen, im Centrum selbst eine Stellung zu nehmen, welche für den Kampf gegen die Regierung manche Vortheile bietet. Sie opponiren der Regierung nicht, weil sie die Unabhängigkeit der Kirche vertreten wollen, denn sie wissen selbst, daß dieselbe nicht be⸗ droht ist; sondern ihre Gegnerschaft gegen die Staatsgewalt beruht auf eben denselben Gründen, aus welchen Hr. Richter Fortschrittler geworden ist; sie sind mit der bestehenden Ordnung der Dinge un⸗ ufrieden. 1 Jeder Parasitismus wirkt bekanntlich schädigend, bisweilen zer⸗ störend auf den bewirthenden Organismus. Wenn Hr. Windthorst nur Centrumsinteressen verfolgte, so würde er den Fortschritt ab⸗ schütteln; er thut das gerade Gegentheil; er sucht die Verbindung wischen Centrum und Fortschritt aufrecht zu erhalten, und den hne att Mitgliedern des Centrums ihre Stellung innerhalb der artei zu sichern. 1 Ac⸗ “ gegen die freisinnige Partei und gegen die Ab⸗
zweigung derselben, welche sich in der katholischen Fraktion angesiedelt hat, sucht er den Leichnam des Kulturkampfes zu galvanisiren, um neue Vorwände zu erneuter Kampfgenossenschaft zwischen den Frei⸗ sinnigen um Richter und den Freisinnigen um Windthorst zu schaffen. u diesem Zwecke muß den katholischen Wählern nochmals eine egende von der diocletianischen Verfolgung der Kirche aufgebunden werden, mit Windtborst'schen Schulanträgen und Bachem'schen Reden über die Rheinbrohler Glockenaffaire.
Die „Berliner Politischen Nachrichten“ schreiben:
Das hiesige Organ der Sozigldemokratie ruft es in alle Winde hinaus, daß zum kommenden Frühjahr in Berlin ein Lohnkampf aus⸗ brechen werde, wie die Reichshaupistadt solchen noch nicht erlebt — und das nichtsozialdemokratische Publikum begnügt sich anscheinend damit, von jenem Alarmruf mit dumpfer Resignation Kenntniß zu nehmen. Warum das? Nun, unsere Zeit lebt rasch — und vergißt rasch. Wäre dem nicht so, würde man in den Akten seines Gedächtnisses nur etwa um drei Lustren zurück⸗ eetttem vermögen: man würde um den leitenden Faden ei Beurtheilung der jetzt heraufziehenden Lohnkampfwirren kaum ver⸗ legen sein. Wie lagen die einschlägigen Verhältnisse in Berlin im Jahre 18727 Damals war es, als der in dem Anfangsstadium der
der
der denkwürdigen Vauxhall⸗Versammlung den Vorsitz des von Lassalle gegründeten Allgemeinen deutschen Arbeitervereins nieder⸗ legte, daß Wilhelm Hasenelever die Zügel des auf ein verhältnißmäßig schwaches Häuflein zusammengeschmolzenen Vereins ergriff und ein ganz neues, auf straffe Disziplin und systematische Fesenen gestütztes Regiment in Aussicht stellte. Und wer sich die rinnerung an jene Tage frisch bewahrt hat, der weiß auch, mit welcher Energie, welchen Mitteln und welchem Erfolge der Auf⸗ schwung des sozialdemokratischen Gedankens ins Werk gesetzt wurde. Von dem Zeitpunkt des Personenwechsels an der Spitze des Allge⸗ meinen deutschen Arbeitervereins datirt die Aera der großen Massenstrikeks, welche in der Berliner Arbeiter⸗ schaft das Unterste nach Oben kehrte und die Scheuern der sozialdemokratischen Ernteeinfahrer mit dem Ertrage der fortschrittlichen Aussaat anfüllte. Damals strikten fast permanent; die Maurer, Zimmerleute, Putzer, Tischler; es folgten die Schuhmacher und die üͤbrigen Massengewerke. Die Namen der hauptsaͤchlichsten Strike⸗ schürer, der Gebrüder Kapell, P. Grottkau, Schmitz, Lange, Paul, Hofmann, Aurin u. s. w., waren den Arbeitern ebenso bekannt und vertraut, als jetzt die Namen eines Singer, Bebel, Liebknecht. Und der Erfolg dieses Lohnkampfes? Tausende und Aber⸗ tausende von Einzelexistenzen wurden um eines höchst pro⸗ blematischen materiellen Vortheils willen geschädigt, zu Grunde ge⸗ richtet, ins Proletariat hinuntergestoßen. Die Unzufriedenheit, die Verbitterung, der Klassenhaß, der Fanatismus des Aufruhrs gegen alle religiöse, politische, moralische, gesellschaftliche, wirthschaftliche Ordnung nahmen unter den Arbeitern überhand, machten sie reif für die Sozialdemokratie und zugleich zum willenlosen Spielball gewissen⸗ loser Verführer und gipfelten in den fluchwürdigen Attentaten des Sommers 1878, wodurch der bedrohten staatsbürgerlichen Gesellschaft die Waffe des Ausnahmegesetzes in die Hand gezwungen wurde. Die Attentate bildeten den Kulminationspunkt einer Bewegung, welche mit der Provozirung von Massenstrikes anhob und in ihren Einzelstadien an der Hand der betreffenden Zeitungsjahrgänge akten⸗ mäßig studirt werden kann. Dieser Hinweis auf sozialdemokratische Entwickelungsprozesse der Vergangenheit erscheint nicht ganz überflüssig Angesichts des fatalistischen Gleichmuths, womit das Publikum von heute sich den Fehdehandschuh der sozialdemokratischen Lohnkampf⸗ schürer vor die Füße werfen läßt.
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 8. — Inhalt: Bekannt⸗ machung vom 14. Februar 1889, betreffend die Herausgabe des Handbuchs für das Deutsche Reich auf das Jahr 1889. — Allgemeine Verfügung vom 16. Februar 1889, betreffend den Stempel zu Schuldverschrei⸗ bungen.
Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 6. — Inhalt: Allerhöchstes Privilegium wegen Ausgabe von 500 000 ℳ vier⸗ prozentiger Vorzugs⸗Anleihescheine der Warstein⸗Lippstadter Eisen⸗ bahngesellschaft. Vom 6. Februar 1889. Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 6. Februar 1889, betr. Anweisung zu erstattender Unfallentschädigungen auf die Post. — Nachrichten.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.
(Das „Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen⸗ erscheint im Verlage von G. Grote hierselbst vierteljährlich, zum Preise von 30 ℳ für den Jahrgang.)
(Schluß.)
I. Königliche Museen. 8 1. Juli bis 30. September 1888.
H. Kunstgewerbe⸗Museum. In der oben angegebenen Zeit wurden unter Anderem erworben: Holzarbeiten. Wandschrank mit Eisen beschlagen, aus dem Besitz der König⸗ lichen Landesschule Pforta. Sachsen XIV. Jahrhundert. Metallarbeiten. Trinkgefäß in Gestalt eines Falken. Silber vergoldet. Arbeit des Goldschmiedes Andreas Klette in Torgau. Ende KXVI. Jahrhundert. Serpentinkrug mit vergoldetem Silber beschlagen. Deutschland,
XVI. Jahrhundert. Silber getrieben. Paris, Mitte XVIII.
Jab Wö“ ahrhundert. 14 Modelle für Goldschmiedearbeiten in Buchs und Stein ge⸗ schnitten. Nürnberg, XVI. Jahrhundert. Gußkanne (Aquamanile) in Form eines Hundes. Messingguß. Deutschland, XIV—XV. Jahrhundert. Mrrser, Bronze. Italien, XV. Jahrhundert. upferbecken, getrieben mit Blumenranken. Nürnberg, 1668.
2 Vischleuchter, Messingguß, gedreht und gravirt. Holland
XVII. Jahrhundert. h Kunsttöpferei.
Fliesentafel, Majolikg mit Wappen der Gonzaga und Ordens⸗ bildern. Italien, XV. Jahrhundert. b
Apothekerflasche, Majolika mit blauem Grunde. Mit Wappen der Gonzaga. Italien, XVI. Jahrhundert.
Fayence⸗Ofen mit Reliefblumen in weiß und blau gemalt. Lüneburg, Ende XVII. Jahrhunderts. “]
Porzellanfiguren. Tabuletkrämerin, Fischerin. XVIII. Jahrhundert.
Textiles.
Theil eines Antependiums mit Seide auf Leinen gestickt; dar⸗ stellend Vorgänge der Leidensgeschichte. Deutschland, XII. Jahr⸗ hundert. b
Chormantel in farbiger Seide gestickt. Italien oder Deutsch⸗ land, XVII. Jahrhundert.
Geschenke.
Bildhauer R. Moest in Köln: Zwei mittelalterliche Fliesen.
Legations⸗Rath Dr. Freiherr von Thielmann, Königlicher Ge⸗ sandter in Darmstadt: Russische bäuerliche Geräthe und Schmuckstücke.
Ihre Excellenz Frau E. G. de Riano, Madrid, durch Herrn Dr. Jagor: Sammlung älterer spanischer Glasarbeiten. XVI. bis XVIII. Jahrhundert. 8
Herr Dr. Jagor: Bäuerliche Thonarbeiten aus Valencia und Malaga. Aeltere spanische Arbeiten in Silberfiligran. Lessing.
II. Königliche National⸗Galerie. Erwerbungen vom 1. Juli bis 30. September.
Pasienebujana ühsac die National⸗Galerie im abgelaufenen Vierteljahr nur ein Gemälde:
venne Hoff (Karlsruhe): Familienbild der Großherzoglich badenschen Herc eheche 4500 ℳ
ufwan 1 sdemm wuter⸗ der Sazia seng durch den Herrn Minister der istlichen ꝛc. Angelegenheiten überwiesen: 1
8 Ein Deigemalde von K. Fr. Schinkel: Ansicht einer hochgelegenen Kathedrale im französisch⸗gothischen Stil (Original der Kopie von Ahlborn, s. Katalog der Nat.⸗Gal. I. Abth. Nr. 304), erworben aus
Ludwigsburg,
fügung gestellten Mitteln. 8
Umfassender als in früheren Jahren betheiligte sich die National⸗ Galerie während des abgelaufenen Sommers und Herbstes an deutschen und auswärtigen ve Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs wurden beschickt; die internationale Kunstausstellung in München mit 6, die Jubiläumsausstellung in
den von dem Comité des Schinkel⸗Denkmals in Berlin zur Ver⸗
Jubiläumsausstellung der Société pour l'encouragement des beaux
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arts in Antwerpen mit 11 Gemälden, die mit dem concours inter- national in Brüssel verbundene Ausstellung monumentaler Werke der Plastik und Malerei des XIX. Jahrhunderts mit einer größeren An⸗ zahl von Modellen, Entwürfen und EIeee aus gezeichneter Kunstwerke, welche im Auftrage des preußischen Staats ent⸗ standen sind. Jordan.
— Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Fortgesetzt von Dr. Moriz Heyne, Dr. Rudolf Hildebrand, Dr. Matthias Lexer, Dr. Karl Weigand und Dr. Ernst 14 Wülcker. VII. Bandes 12. Lieferung: „Preßverordnung. — „Quurren“. (Schluß des VII. Bandes.) Bearbeitet von Dr. M. Lexer. Leivzig, 1889. Verlag von S. Hirzel. — Mit dieser neuesten 8 Lieferung kommt das große, von dem Grimm'schen Brüderpaar begrün⸗ dete Werk der Sammlung und Publikation unseres nationalen 1 Wörterschatzes wieder einen bedeutenden Schritt vorwärts: mit ihr gelangt der VII. Band, umfassend die Wörter mit den Anfangs⸗Buch. staben N, O, P und O, zum Abschlus. Wie der Bearbeiter dieses Bandes, Dr. Matthias Lexer, in der Vorrede selbst eingesteht, fehlt ihm jene wuchtige Gelehrsamkeit und Belesenheit, wie sie namentlich die von Rudolf Hildebrand besorgten Bände „Ge⸗ und „K“ auszeichnen, wo in der That einzelne Artikel zu erschöpfenden sprach⸗ und kulturgeschichtlichen Abhandlungen ausgedehnt sind; andererseits muß man aber auch wieder zugeben, daß Lexer Recht hat, wenn er seine Knappheit und Kürze des Ausdrucks als dem Charakter 8 eines Wörterbuches entsprechender jenem „großen Stil“ gegenüber vertheidigt. Außerdem kann er zu seinen Gunsten anführen, daß er mit seiner Art zu arbeiten weit schneller zum Ziele gekommen ist, denn er hat seine Aufgabe in acht Jahren bewältigt, während der Band „G“ noch immer nicht beendet ist. — Die vorliegende Liefe⸗ 5 rung ist besonders reich an Lehnwörtern aus fremden Sprachen, von denen wir einige herausgreifen. In dem Artikel: „Publikum finden wir aus Scherer's „Poetik“ über die Einbürgerung dieses Wortes die Be⸗ 8 hauptung citirt: der Ausdruck sei „erst im vorigen Jahrhundert von Berlin her eingeführt, vermuthlich nach dem französischen le publie; früher sagte man „die deutsche Welt“ oder „Leserwelt“ statt „das deutsche Publikum“.“ Auch „Pult“ ist kein deutsches Wort, sondern aus lateinischem pulpitum (gekürzt pulpit) entlehnt, ebenso „Punkt“ vom lateinischen punctum. Letzterah, Wort bezeichnet zunächst eine durch Stechen (pungere) hervorgebrachte kleine Oeffnung oder Narbe, 8 besonders den mit dem Schreibgriffel auf die Wachstafel gemachten Stich, dann überhaupt ein Tüpfel, einen kleinen Raum⸗ oder Zeit⸗ theil ꝛc., woraus sich im mittelalterlichen Latein, im Romanischen und Deutschen auch andere Bedeutungen entwickelt haben. Bekannt ist die Herkunft des Wortes „Punsch“ aus dem hindostanischen pantsch, fünf, nach den 5 Bestandtheilen (Rum, Wein oder Wasser, Thee, Zucker, Citronensaft) des Getränks, das die Engländer zuerst im 17. Jahrhandert in Ost⸗Indien bereitet haben sollen. Unzäblig ist die Menge der verzeichneten Zusammensetzungen mit „Purpur .8 „Quacksalber“ ist entstanden aus „quacken“, schreien, und „Salber- (althochdeutsch salbari, der Arzt). „Quartier“ bedeutet zunächst das 8 in Viertel getheilte Heer⸗, Standlager und die darin befindlichen Abtheilungen und Wohnräume, dann das Einlager der Soldaten in Städten und auf dem Lande und endlich überhaupt Wohnung. Dunkel ist die Herkunft des Wortes „Quarz“; wahrscheinlich ist das⸗ selbe nach der Analogie von „Kobalt“ und „Nickel“ aus Quarx, Querx: Zwerg, Berggeist gebildet. 8 1 — Unter dem Titel „Bibliotheca Biographica erschi 8 soeben ein umfänglicher, reichhaltiger Katalog von Monogreohien zur Geschichte einzelner Personen und Familien, Brief⸗- wechsel, Memoiren ꝛc. aus dem antiquarischen Bücherlager von Paul Neubner in Köln a. Rh. (Pr. 50 ..)
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Gewerbe und Handel.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher eusd-h n Stabl⸗Industrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschl. Sngeenga , im Monat Januar 1889 auf 367 111 t, darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 173 585 t, Bessemerroheisen 34 770 t, Thomas⸗ roheisen 110 232 t und Gießereiroheisen 48 524 t. Die Produktion an Roheisen betrug im Januar 1888 346 962 t. b
— Vom rheinisch⸗westfälischen Kohlenmarkt wird der „Köln. Volks⸗Ztg.“ unterm 25. Februar Folgendes berichtet: Die feit einigen Tagen wieder herrschende winterliche Witterung hat nicht verfehlt, günstigen Einfluß auf den Kohlenmarkt auszuüben, inso⸗ fern als die Nachfrage nach Hausbrandkohlen wieder reger geworden ist und die Preise weiter angezogen haben. Der späte Eintritt des gegenwärtigen Winters und die nicht unbegründete Aussicht auf eine längere Dauer desselben hat viele Händler veranlaßt, eine Ergänzung ihrer Vorräthe durch neue Abschlüsse vor⸗ zunehmen. Die Zechen aber, welche wegen Absatz nicht ver⸗ legen sind und ihre Förderung zum größten Theile bereits für längere Zeit an den Mann gebracht haben, lassen sich zu neuen Winterabschlüssen nur unter Bewilligung höherer Preise berbei. Ein Folge davon ist, daß die Hausbrandkohlenverbraucher in diesem Winter die Kohlen um die Hälfte theurer bezahlen müssen, als vor ahresfr Auch der Verbrauch von Gewerbekohlen wird stetig größer und hat schon vor längerer Zeit eine Höhe erreicht, wie sie selbst zu Anfang der siebziger Jahre nicht dagewesen ist. Auch sind die Preise hierin fortwährend, wenn auch nicht in dem Maße wie bei Hausbrandkohlen, gestiegen. Die in der Vorwoche in dem Eisenbahnversandt durch einen vorübergehenden Waggonmangel eingetretene Verkehrsstörung war lediglich durch die erhöhte Inanspruchnahme des Eisenbahn⸗ verkehrs in Folge der Einstellung der Rheinschiffahrt bersneeler und ist nunmehr wieder beseitigt. In der abgelaufenen Woche hat sich der Versandt nicht nur durch die Eisenbahnen, sondern auch auf dem Rhein in durchaus regelmäßiger Weise entwickelt. Was die Preise angeht, so haben sich solche auch in den letzten acht 25 wieder weiter gesteigert; namentlich sind es wieder von Gewerbekohlen Kokskohlen und Koks, welche erhöhte Preise für sich in Anspruch nehmen, während von Hausbrandkohlen die aufbereiteten Flamm⸗ und Magerkohlen nur zu erhöhten Preisen abgegeben werden. Was das Absatzgebiet anbelangt, so hat der Versandt nach den Nordseehäfen etwas Lugengmmen. nach den Niederlanden und Belgien dagegen um in Geringes nachgelassen. 21 86 hs Ie Rbein⸗Westf. Ztg.“ berichtet vom rheinisch⸗west. fälischen Eisen⸗ und Stahlmarkt: Die Geschäftslage auf dem rheinisch⸗westfälischen Eisenmarkt war im Verlauf der letzten
ße eine befriedigende. Die Haltung war eine andauernd feste und die Nachfrage hat sich für sämmtliche Artikel auf derselben Höhe ge⸗- halten oder noch zugenommen. Das Erzgeschäft im Siegen⸗ Nassauischen ist anhaltend lebhaft, da die Hütten nicht nur ihren augenblicklichen Bedarf decken, sondern für das kommende Frühjahr schon einige Vorräthe anzusammeln puchen. Die geförderten Posten finden daher 89 uten Absatz; die Preise haben sich auf den von uns zuletzt mitgetheilten Sätzen behauptet. Das Geschäft in Minette hat sich auf seiner bisherigen Höhe gehalten; die 6.8 ind lohnend und fest. Das Roheisengeschäft ist anhaltend lebhaft geblieben und die Preise sind fest; bei den verhältnißmäßig hohen Notirungen für Kohlen und Kokes dürfte ein Rückgang auch vollständig ausgeschlossen, vielmehr eher das Gegentheil zu erwarten sein. Die jetzt vorliegende Roh⸗ eisenstatistik, der Rheinisch⸗Westfälisch⸗Nassau⸗Siegerländer Werke be⸗ stätigt oder ergänzt vielmehr das erfreuliche Bild, welches in dem vorigen Bericht über Absatz und Vorräthe während des Januar ent⸗ worfen wurde. In Spiegeleisen ist das Geschäft dauernd lebhaft geblieben. Der Absatz von Puddelroheisen war ebenfallg in der letzten Woche ein günstiger, da die Walzwerke andauernd größere Posten nöthig haben. In Gießereiroheisen ist befrie⸗ digende Nachfrage; diese Marke findet einen stetigen und sich gleich⸗ bleibenden Absatz zu den bisherigen Preisen. Die Nachfrage nach Thomaseisen ist lebhaft geblieben. In Bessemereisen ist das Geschäft noch immer verhältnißmäßig still. Das Stabeisengeschäft hat
sozialdemokratischen Bewegung vielgenannte Hr. von Schweitzer in
Wien mit 13, die Kunstausstellung in Glasgow mit 10, die
sich im Ganzen und Großen auf seinem bisherigen Umfange er⸗