1889 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Mar 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Richtamtliches. Deutsches Reich.

„Preußen. Berlin, 2. März. Se. Majestät der Kaiser und König hörten gestern Vormittag den Vortrag des Staats⸗Ministers Grafen Bismarck und nahmen die Monats⸗Rapporte der Leib⸗Regimenter sowie mehrere mili⸗ tärische Meldungen entgegen.

Nachmittags 5 ½ Uhr empfingen Se. Majestät den Vor⸗ stand des Centralausschusses der vereinigten Innungsverbände, welcher eine Adresse in künstlerischer Ausstattung überreichte und von Sr. Majestät mit einer längeren Ansprache aus⸗ gezeichnet wurde.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta ertheilte gestern dem Königlichen Hof⸗Buchhändler Dr. Toeche eine Audienz und nahm von demselben ein Exemplar der aus Anlaß des hundertjährigen Bestehens der Mittler'schen Hof⸗Buchhandlung ne Hohenzollern'schen Haus⸗Chronik entgegen.

Gestern empfing Ihre Majestät den Besuch Ihrer Maäjestät der Kaiserin und Königin sowie den Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen⸗Coburg.

„Heute war Ihre Mejechat wie alljährlich, bei der öffent⸗ lichen Prüfung im Kaiserin Augusta⸗Gymnasium zu Char⸗ lottenburg anwesend.

Das „Marineverordnungsblatt“ veröffentlicht in seiner gestern Cggsgfbehen Nummer nachstehende Allerhöchste

abinets⸗Ordre:

Ich freue Mich, aus den Mir vorgelegten Berichten über das Gefecht bei Apia am 18. Dezember v. J. entnehmen zu können, daß Offiziere und Mannschaften sich im Gefecht tadellos und des Geistes und der Tradition Meiner Marine würdig geführt haben. Ich habe Mich daher veranlaßt gesehen, einer Anzahl von Offizieren und

Mannschaften Meiner Kreuzer⸗Korvette „Olga“, Meines Kreuzers

„Adler“ und Meines Kanonenbootes „Eber“ Auszeichnungen zu Theil werden zu lassen und beauftrage Sie, auch allen übrigen, an den Ge⸗ fechten betheiligt gewesenen Offizieren und Mannschaften Meine An⸗ kennung für ihr gutes Verhalten auszusprechen. Beerlin, den 21. Februar 1889.

in den Chef der Admiralität.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten sowie der Wortlaut der von dem Finanz⸗Minister Dr. von Scholz bei Beginn der Berathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Er⸗ gänzung des Gesetzes über die Erleichterung der Volksschullasten, gehaltenen Rede befinden sich in der Ersten Beilage. 8

In der heutigen (25.) Sitzung des Hau ses der Abgeordneten, welcher der Minister der da 9a. ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, der Finanz⸗Minister, Dr. von Scholz, und der Kriegs⸗Minister General Bronsart von Schellendorff, beiwohnten, stand auf der Tagesordnung: die Fortsetzung der zweiten Berathung’des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für 1889/90.

Die einmaligen und außerordentlichen Aus⸗ gaben des Kriegs⸗Ministeriums wurden ohne erhebliche Debatte bewilligt, ebenso die Rente des Kronfidei⸗ kommißfonds und der uschuß zur Rente des Kronsidei⸗ kommißfonds, letzterer entsprechend dem Gesetz über die Erhöhung der Krondotation in Höhe von 8 Millionen Mark (bisher 4 ½ Millionen Mark).

Bei dem dann folgenden Etat des Hauses der Ab⸗ geordneten und zwar bei den Einnahmen wies Abg. Berger (Witten) auf die Nothwendigkeit einer Revision der Geschäfts⸗ ordnung des Hauses hin. Er wünsche eine Beseitigung der Protokolle, die durch den stenographischen Bericht überflüssig geworden, der Redner⸗Liste, die zu einer Rede⸗Unordnung führe, und der Abtheilungen, die keine wesentliche Bedeutung hätten; der Senioren⸗Konvent, der thatsächlich die Stelle der Abthei⸗ lungen vollständig eingenommen, müsse offiziell anerkannt werden.

Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst erklärte die Be⸗ seitigung der Protokolle für etwas Unwesentliches; ohne Rednerliste dagegen würde der Präsident leicht in Verlegen⸗ 5 kommen können; die Abtheilungen endlich seien für die

ahlprüfungen jedenfalls nicht entbehrlich. Der Senioren⸗ konvent könne seiner Natur nach nur als Privateinrichtung, nicht als eine geschäftsordnungsmäßige Institution bestehen. Das Beste würde sein, Alles beim Alten zu lassen.

Abg. Dr. Windthorst schloß sich diesen Ausführungen an; die könne zum Schutz der Minorität nicht entbehrt werden.

„Abg. von Eynern meinte, die stenographischen Berichte, die durchaus nicht immer ganz zuverlässig seien, könnten die Protokolle durchaus nicht ersetzen; auch die Rednerliste könne nicht entbehrt werden.

Abg. Imwalle sprach sich für die Aufrechterhaltung eines amtlichen rotokolls aus, Abg. von Kardorff ebenfalls gegen die Beseitigung des Protokolls und der Abtheilungen, aber für die Beseitigung der Rednerliste, die ein alter parlamen⸗ tarischer 688 ei.

Präsivent von Köller erklärte eine Revision der Geschäfts⸗ ordnung, die in Folge der dazu ergangenen Novellen zahl⸗ reiche Incongruenzen aufweise, für wünschenswerth; diese

rage könne aber nicht nebenher beim Etat, sondern nur auf

rund eines besonderen Antrages erledigt werden.

Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum hielt die Einführung des Seniorenkonvents in die Geschäftsordnung für nicht angängig; bezüglich der Rednerliste könnten vielleicht die im Reichstage geltenden Vorschriften angenommen werden.

Abg. Dr. Fetherr von Schorlemer⸗Alst wies noch darauf bü. nc⸗ bei Schlußanträgen die Rednerliste kaum zu ent⸗

Abg. von Kardorff bemerkte dem gegenüber, daß auch im

ausgesprochen: Die Be⸗

Abg. Berger (Witten) wies darauf hin, daß im Ab⸗ geordnetenhause die Rednerliste für den Präsidenten Gesetz, im Reichstage nur ein Hülfsmittel sei. „Abg. Dr. Windthorst bemerkie, daß er lieber bei dem Gesetz bleiben, als zur Willkür des Präsidenten übergehen wolle.

Abg. von Kardorff kündigte einen Antrag auf Abände⸗ rung der Geschäftsordnung noch für die laufende Session an.

Die Einnahmen wurden hierauf bewilligt.

Zu den dauernden Ausgaben Kap. 41 Tit. 1 lag fol⸗ gender Antrag der Abgg. Hobrecht, Klotz, von Rauchhaupt, Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst, Stenzel, Dr. Szuman vor, allen anwesenden Mitgliedern des Hauses unter⸗

ist;

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

An Stelle der Vorte: ⸗1 Bureau⸗Direktor mit 8100 ℳ, einschließlich 1. künftig wegfallend“ zu setzen: 21 Bureau⸗Direktor mit 9000 ℳ, einschließlich 2400 künftig wegfallend“ und demgemäß die Titelsumme zu erhöhen, und zwar: a. 1. für 1. April 1889/90 von 58 950 auf

b. den Betrag „darunter künftig wegfallend“ von 5700 auf

6600 Abg. Dr. Freiherr von Schorlemer⸗Alst empfahl diesen Antrag unter Hinweis auf die langjährige e Thätigkeit des Bureau⸗Direktors, welcher alle Arbeiten des Hauses wesentlich erleichtert und gefördert habe. Der Antrag wurde, weil er eine Erhöhung der Aus⸗ aben enthält, nach §. 27 der Geschäftsordnung der Budget⸗ ommission zur Vorberathung überwiesen, und mit ihm die Etats des Haufes der Abgeordneten und des errenhauses. Es folgte die Berathung des Etats des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗

Angelegenheiten. .

Die Einnahmen wurden ohne Debatte bewilligt.

Bei den Ausgaben, und zwar bei dem Titel „Gehalt des Ministers“ führte der Abg. Dr. Windthorst aus, daß er an dem guten Willen des Ministers, auch den Wünschen und Inter⸗ essen der Katholiken gerecht zu werden, nicht zweifle, aber darin liege keine Garantie dafür, daß es auch so bleiben werde. Es sei nothwendig, daß die Anschauungen der Katho⸗ liken auch durch katholische Räthe an das Ohr Sr. Majestät gebracht werden könnten. Die Einrichtung der katholischen Abtheilung im Kultus⸗Ministerium durch Friedrich Wilhelm IV. habe diesem berechtigten Wunsche den richtigen Ausdruck gegeben. Bei der Neu⸗ besetzung der Stelle eines Unter⸗Staatssekretärs hätte man einen Katholiken auswählen sollen; mindestens aber müsse einer der Direktoren der katholischen Konfession angehören. Die letzten Spuren des Kulturkampfes, namentlich die Un⸗ sicherheit bezüglich des Einspruchsrechts bei der Anstellung der Geistlichen, müßten endlich beseitigt werden. Auch das Kirchenvermögens⸗Verwaltungsgesetz müsse revidirt werden. Das Sperrgesetz sei theilweise noch nicht beseitigt. Ganz unbegreiflich aber sei es, was daran hindere, die auf⸗ gesammelten Gelder wieder in die Hände der katholischen Kirche zurückzugeben; das sei um so nothwendiger, als die Gelder nicht zurückgehalten werden dürften, ohne daß wenigstens eine Verzinsung stattfinde. Der Minister werde um Auskunft ersucht, wann die auf die Rückgabe der Gelder bezüglichen Anordnungen erlassen werden würden. (Schluß des Blattes.)

Ein Hauseigenthümer, welcher einen Werkmeister mit der Ausführung einer Reparatur an seinem balf⸗ beauftragt hat, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, VI. Civilsenats, vom 3. Dezember v. J., für den Schaden nicht haftbar, der dadurch entstanden ist, daß ohne sein Vor⸗ wissen der Werkmeister bei der Ausbesserung die polizeilich angeordneten oder sonst erforderlichen Sicherungsmaßregeln zu treffen unterlassen hatte. Wohl aber ist in diesem Fall der Werkmeister, auch wenn er die Ausführung der Arbeiten einem geigneten Arbeiter übertragen hatte, dafür ver⸗ antwortlich, falls er unterlassen hatte, die erforderlichen An⸗ vrdrpungen E zu treffen oder sich

ersönlich zu überzeugen, ob die konkret er orderli icher⸗ heitsmaßregeln getroffen seien.

Durch Bescheid einer Berufsgenossenschaft war einem Verletzten die ihm zugebilligte Rente um h entzogen worden, weil derselbe einer Aufforderung, sich zur Unter⸗ suchung einem von der Berufsgenossenschaft bezeichneten Arzte in einem Krankenhause vorzustellen, nicht gefolgt war. In der Rekursentscheidung vom 4. Februar d. J. (Nr. 654) hat das Reichs⸗Versicherungsamt sich über die Fds. 1 Stellung der Betheiligten hinsichtlich der Beschaffung von Unterlagen für die Hchs maͤße Entschüdigung Verletzter dahin

lagte ist im Unrecht, wenn sie sich der ferneren Gewährung einer Entschädigung lediglich des⸗ halb völlig entzogen hat, weil Kläger der ihm Seitens der Beklagten ertheilten Weisung, sich dem bestimmten Arzt im Krankenhause zur Beobachtung und Untersuchung zu gestellen, nicht nachgekommen ist. Allerdings verdient ein Verhalten der Rentenempfänger keinerlei Billigung und Unter⸗ stützung, welches darauf hinausläuft, der betheiligten Berufs⸗ genossenschaft die Gewinnung derjenigen Unterlagen unmög⸗ lich zu machen, deren sie zur Prüfung des Umfangs ihrer Entschädigungspflicht fortlaufend bedarf. Andererseits darf aber auch die Berufsgenossenschaft als Folge eines solchen Verhaltens, wie z. B. der Weigerung, sich durch einen be⸗ stimmten Arzt in einem Krankenhause untersuchen zu lassen, nicht gewissermaßen zur Strafe die Einstellung der Rente ver⸗ hängen, beziehungsweise von ihrer anderweiten Festsetzung bis zur Aufgabe jener Weigerung, wie vorliegendenfalls, absehen. Es kann ihr nur zugestanden werden, bei sonst grundloser Weigerung den nnach Lage der Verhältnisse zu⸗ lässigen, für den Verletzten ungünstigen Schluß bezüg⸗ lich einer Aufbesserung seines in Folge der Verletzung zurückgebliebenen Zustandes zu ziehen. Ein solcher Schluß wird zwar wohl eine erhebliche Minderung, aber nur in der Minderzahl der Fälle die gänzliche Einstellung der bisher be⸗ zogenen Rente bedingen können. Letztere würde zum Beispiel niemals eintreten dürfen, wenn ein Verletzter eines wichtigeren Körpergliedes völlig verlustig gegangen ist, oder wenn über⸗ Hannt zweifellos unheilbare Leiden (unersetzbare Mängel) als Folgen einer Verletzung verblieben sind; zu einer Einstellung der Rente auch in diesen Fällen würde nur ein Unmögliches annehmender, alfo widersinniger Schluß (daß ein unheilbares Leiden verschwunden, das fehlende Körperglied wieder gewachsen

Reichstage die Fraktionen bei Schlußanträgen sich erst über die noch zum Worte gemeldeten Redner 1gee 8

nicht berechtigt, eine völlige Wiedererlangung der Gebrauchs⸗ fähigkeit des rechten Armes des Klägers in Folge fache⸗ Weigerung, sich wie angeordnet untersuchen zu lassen, anzu⸗ nehmen. Nach der ihr vorliegenden ärztlichen Aeußerung war auch bei richtigem Gebrauch des Armes nur zu hoffen daß Kläger „fast“ volle Erwerbsfähigkeit wiedererlangen werde. Eine erhebliche Herabsetzung der Rente konnte in Folge jener Weigerung des Klägers allerdings in Frage kommen. Nach⸗ dem jedoch der zuständige Sektionsvorstand jegliche Renten⸗ festsetung überhaupt unterlassen hatte, hat das Reichs⸗Ver⸗ sicherungsamt auf Grund eigener Ermittelungen die Rente auf die Hälfte des früheren Betrages herabgesetzt.

„— Der Kaiserliche Gesandte in Japan, von Holleb ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub 8 einen Posten in Tokio zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Präses der Artillerie⸗Prüfungskommission, General⸗

Lieutenant Sallbach, hat sich mit Urlaub 14 T Oesterreich begeben. aub auf 14 Tage nach

„— Das ‚Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das vor 52 Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Kreuzer „Adler“, Letzte Nachricht aus Apia vom 5./2. „(Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln].) S. M. Knbt. „Eber“ 22./11. 88 Apia. 19./1. Auckland 4,/2. (Post⸗ station: Apia [Samoa⸗Inseln)].) S. M. Kreuzer „Habicht“ 18./10. 88 Kamerun. 6./2. St. Paul de Loanda 12./2. (Poststation: Kapstadt.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 1./12. 88

reetown [Sierra Leone] 14/12. 88. 22./12. 88 Kamerun Poststation: Kamerun.) S. M. Knbt. „Iltis“. Letzte Nachricht von dort vom 2./12. 88. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. Fhrzg. „Loreley“ 18./12. 88. Konstantinopel. Letzte Nachricht von dort vom 6./2. (Post⸗ station: Konstantinopel.) S. M. Kreuzer „Möwe“ Zan⸗ zibar. (Poststation: Zanzibar.) S. M. S. „Nixe“ 14/2. Prinz Ruperts Bay (Insel Dominica) Westindien 25./2. (Post⸗ station: St. Jago de Cuba [Westindienmn]f. S. M. S. „Olga“ 14./12. 88 Apia. (Poststation: Apia [Samoa⸗Inseln].) S. M. Knbt. „Wolf“ 3./2. Manila 11./2. (Poststation: Singapore.) Kreuzergeschwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flagg⸗ schiff), „Sophie“, „Carola“, S. M. Krzr. „Schwalbe“, S. M. Av. „Pfeil“ Zanzibar. (Poststation: Zanzibar.) Schul⸗ geschwader: S. M. S. „Stosch“ (Flaggschiff), „Charlotte“ 7,2. Messina 11./2. 12./2. Neapel 18./2. 20,/2. Spezia 24./2. S. M. S. „Gneisenau“, „Moltke“ 28./1. Malta 3½. 5 /2. Palermo 8./2. 10/2. Cagliari 11./2. 12./2. Aranci [Capo Figari] Sardinien 16./2. 17,/2. Maddalena 19./2. 20./2. Genua 24./2. (Poststation für das Schulgeschwader: Port Said.)

Lachsen. Dresden, 1. März. (Dr. J.) Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz Albrecht von r. Ihen. Regent von Braunschweig, ist gestern Abend hier eingetroffen und hat im Hötel Bellevue Wohnung genommen. Ihre König⸗ liche Hoheit die Prinzessin Amalie, Herzogin in .“ ist gestern Abend von hier nach München zurück⸗ Württemberg. Stuttgart, 1. März. (St.⸗A. f. W Der württembergische Fter,Ths. hält Bundestag. aus Anlaß der Feier des 25jährigen Regie⸗ rungs⸗Jubiläums des Königs am Sonntag, den 23. Juni d. J. in Stuttgart. Der Bundes⸗Präsident erläßt in der „Kriegerzeitung“ die Einberufung. Von den Vereinen wird dem König eine feierliche Huldigung in einem großen Festzuge vor dem Residenzschlosse dargebracht werden.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 28. Februar. (Lds.⸗ gig f. Els.⸗Lothr.) In der gestrigen des andes⸗Ausschusses wurde der Etat der Universität, Universitäts⸗ und Landesbibliothek, Kunst und Wissenschaft den Anträgen der Kommission gemäß ange⸗ nommen. Die erste Rate für den Neubau eines Bibliothek⸗ ebäudes wurde dementsprechendd von 300 000 auf 000 ℳͤℳ erhöht. Der Etat des Unkosten und Ver⸗ messun swesens wurde nach kurzer Debatte angenontmen. Völlig ohne Debatte wurde der Etat der Wasserbau⸗ verwaltung erledigt. Kap. 5 Tit. 1 des außerordentlichen Etats „zur Bildung eines Fonds für Verbesserung und Aus⸗ bau des elsaß⸗lothringischen Kanalnetzes“ blieb vorbehalten

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. März. (W. T. B. Nach dem „Armee⸗Verordnungsblatt“ hat ber Kise. 8 Corps⸗Kommandanten des II. Corps, Feldzeugmeister Frei⸗ herrn von König, mit den Geschäften des General⸗ Infanterie⸗Inspektors betraut.

Der Minister des Au⸗wärtigen, Graf Kaͤlnoky, begiebt sich heute Abend an das Hoflager nach Pest. Der Sektions⸗ Chef von Szoegyenyi folgt morgen dahin nach.

Im Abgeordnetenhause widerlegte heute bei Berathung der Budgetdebatte der Finanz⸗Minister eingehend alle im Laufe der Debatte vorgebrachten Einwendungen und wies durch Daten über die Sparkassen nach, daß die Klagen über einen wirthschaftlichen Niedergang nicht berechtigt seien. Der Minister glaubte den Stand der Finanzen als einen günstigen bezeichnen zu können, da der außerordentliche Kredit pro 1889 durch die zu erwartenden gewöhnlichen Ein⸗ nahmen gedeckt werden könne; ob dies andauern werde, könne er unmöglich positiv beantworten. Jeder⸗ mann, der auf die ö entlichen Angelegenheiten Einfluß habe, sei von Friedensliebe beseelt. Wenn der Frieden er⸗ halten bleibe, so halte er die Aussichten für das Jahr 1890 nicht gerade für schlechter, als für das Jahr 1889, wobei indeß immer von nicht vorher bestimmbaren Kalamitäten ab⸗ gesehen werden müsse. Der Finanz⸗Minister kündigte für die Herbstsession eine Vorlage zur Regelung der Rechtsverhältnisse bei dem galizischen Grund⸗ entlastungsfonds sowie einen Einkommensteuer⸗ Entwurf an. Den Vorwurf der Anfachung von Streitig⸗ keiten zwischen den Deutschen und den Böhmen wies der Minister entschieden zurück: die Regierung sei be⸗ strebt, den Interessen aller Völker gerecht zu werden, und sei sich der besten Absichten sowie des Vertrauens der Krone bewußt. Sie glaube in ihrem ehrlichen Wirken auf die Unterstützung der vereinigten Parteien der Majorität rechnen zu können und müsse, so lange sie darauf rechne, auch ausharren. Die Rede des Ministers wurde von der Majorität mit lebhaftem Beifall und Händeklatschen aufgenommen.

sei) führen können. Auch im vorliegenden Fall war nach Maß⸗ gabe der vorhandenen ärztlichen Aeußerungen die Beklagte

Pest, 1. Mäürz. (W. T. B.) Im Unterhause wurde heute die Berathung der Paragraphen 24 und 27 81 Wehr⸗

voor den

1 Großbritanniens und Irlands herbeizuführen,

die Opposition dem Deputirten

tigen

Laisant über die in den

vorlage fortgesetzt. Der Minister Fejervary trat aber⸗

mals dafür ein, daß die Kenntniß der deutschen Sprache in gewissem Grade nothwendig sei, indem er hervorhob, daß die

Offiziere sich sonst vor dem Feinde nur nach Art der Stummen verständlich machen könnten.

2. März. (W. T. B.) Gestern Abend fand von . Fra. Studenten eine lärmende Demonstration

ohnungen mehrerer Abgeordneten unter anderen

vor der des Staatssekretärs Matlekovits statt. wurde die Menge von berittenen Konstablern zerstreut, sechs Studenten verhaftet worden sind.

Großbritannien und Irland. London, 2. März. (W. T. B.) Das Unterhaus hat das Amendement Morley's zu der an die Königin zu richtenden Adresse, welches die jetzige Verwaltung Irlands heftig tadelt und Maßnahmen fordert, die geeignet seien, die Zu⸗ friedenheit des irischen Volks und eine virkliche mit ? gegen 260 Stimmen abgelehnt. Bei der Debatte bereitete

d Parnell eine große Ovation, indem sich, als Parnell das Wort ergriff, alle

Späͤter wobei

Niitglieder derselben von ihren Sitzen erhoben und Parnell

mit warmen Zurufen begrüßten.

Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Madrid, von gestern, traf gestern Vormittag in dem dor⸗ Hötel des Ambassadeurs“ ein Fremder aus sich Ronald Ponsonby nannte. erschien ein Polizeikommissar, um den Fremden zu verhaften. Letzterer tödtete sich, bevor die Verhaftung ausgeführt werden konnte, durch einen Revolverschuß. Man halte denselben wegen der Aehnlichkeit seiner Gestalt und da die Anfangs⸗ buchstaben des von ihm angegebenen Namens mit denen des Namens: Richard Pigott übereinstimmten, für Pigott.

2. März, Vormittags. (W. T. B.) Weitere Madrider Meldungen bestätigen, daß der Fremde, der sich gestern in einem dortigen Hotel erschoß, Pigott ist.

Frankreich. Paris, 2. März. (W. T. B.) Die „Presse“ bestätigt, daß Laguerre heute die Regierung darüber interpelliren werde, weshalb die gerichtliche Ver⸗ folgung wegen des Aufrufs zu Gunsten Aschinoff's nicht auch auf ihn ausgedehnt werde. In Deputirtenkreisen nimmt man an, daß der Justiz⸗Minister bei Beginn der heutigen Sitzung von der Kammer die Ermächtigung zur ge⸗ richtlichen Verfolgung Laguerre'’s verlangen, und daß dann Bureaux der Patriotenliga statt⸗ gehabten Haussuchungen interpelliren werde.

Italien. Rom, 1. März. (W. T. B.) Dem Ver⸗ nehmen nach empfahlen die Präsidenten des Senats und der Kammer dem Könige, Crispi neuerdings mit der Bildung des Kabinets zu betrauen. Der König wird heute noch mit einigen Persönlichkeiten konferiren.

Das Amtsblatt veröffentlicht ein Königliches Dekret, dues⸗ welches die Suez⸗Kanal⸗Konvention genehmigt wird.

2. März. (W. T. B.) Der König konferirte gestern Nachmittag mit Rudini, Nicotera und Branca und Abends mit Baccarini und Chiaves. Heute wird der Abgeordnete San Donato empfangen werden. Die Zeitungen bestätigen, daß Crispi den Auftrag zur Neubildung des Kabinets er⸗ halten werde.

Schweiz. Bern, 1. März. (W. T. B.) Der Bundes⸗ rath beschloß, in der nächsten Woche einen Delegirten nach dem Kanton Tessin zu senden, um die sämmtlichen Wahl⸗ rekurse zu prüfen.

Niederlande. Haag, 1. März. (W. T. B.) Nach offizieller Mittheilung ist in den letzten Tagen in dem Gesund⸗ heitszustande des Königs keine Veränderung eingetreten.

Paris ein, der Am Nachmittage

Zeitungsstimmen.

Die „Kölnische Zeitung“ bemerkt:

Die Verhandlungen über den Windthorst'schen Schulantrag haben die Unnatur unserer Parteiverhältnisse wieder einmal in eine grelle Beleuchtung gerückt. Den schwächlichsten Widerstand setzten ihm im Abgeordnetenhause die Deutschfreisinnigen entgegen Die deuts chfreisinnige hat eben ihre Daseinsberechtigung als selbständiger politischer

rganismus längst eingebüßt, sie ist mit einem erheblichen Theil ihrer

Mandate theils von den Ultramontanen, theils von ozialdemokratisch ver⸗ hetzten Arbeitermassen abhängig und ist deshalb Uenbth nach beiden Seiten in der zartesten Weise Rücksichten zu nehmen. Dieses Abhängigkeitsverhältniß ist um so beschämender, als die beiden Parteien, welche regelmäßig als Verbündete auftreten, in allen Fragen, welche dem modernen Menschenrecht eigentlich ans Herz Im Parlament wagt die deutschfreisinnige Partei den Centrumsreaktionären die Zähne kaum zu zeigen, und sie würde sich gern unter irgend einem Vor⸗ wande dem Kampfe gegen die Anschläge auf die Schule ganz ent⸗ ziehen. Die deutschfreisinnige Presse dagegen macht gar kein Hehl daraus, daß ihr die religiöse Grundlage unserer Volkserziehung widerwärtig und verhaßt ist, der Unterricht ist ihr schon jetzt zu religiös gefärbt, und gar für die Zukunft geben sich diese Mannes⸗ welche mit dem Centrum auf Du und Du stehen,

den schwärzesten Besorgnissen hin, vereint sollen Stöcker und Windt⸗ horst die Schule in kirchliche Fesseln schlagen. Wir sehen gerade in der Thatsache, daß die katholische wie die evangelische Bevölkerung mit dem religiösen Geiste der staatlichen Volksschule zufrieden ist

gehen, erundscflia gradezu Gegenfüßler sind. i

und zufrieden sein kann, die beste und stärkste Schutzwehr gegen die

Schulwühlerei der ultramontanen Dunkelmänner, dagegen würde ein deutschfreisinniger Kultus⸗Minister der beste Bundesgenosse sein, den Windthorst sich wünschen könnte. Wer sich ferner redlich bemüht, dem Abg. Windthorst in der Untergrabung des haderschlichtenden Kartells beizustehen, der bekundet lediglich seine politische Un⸗ zurechnungssähigkeit, wenn er sein Grauen vor der reaktionären Aera, welche er hinter den Trümmern des Kartells empor⸗ steigen sieht, nicht zu verbergen vermag. Ein demokratisches Börsenblatt zeichnet das Urtheilsvermögen seiner deutschfreisinnigen und demokratischen Gesinnungsgenossen, welche gegen die Vermitte⸗ lungsmission des Kartellgedankens arbeiten, ohne zu ahnen, daß sie nur die Geschäfte der klerikal⸗konservativen Reaktion besorgen, un⸗ bewußt ganz richtig, wenn es ausruft: „Politiker, die sich den Ge⸗ fahren dieser Maulwurfsarbeiten jetzt noch verschließen können, müssen mit Blindheit geschlagen sein. Bis ihre Stunde der Er⸗ kenntniß kommen wird, kann Herr Windthorst trotz seiner 76 Jahre getrost warten.“ Hierzu paßt denn trefflich die Losung, welche der Abg. Dr. Hermes gestern in einem fortschriftlichen Bezirksverein von Berlin ganz unverfroren für die nächsten Reichstagswahlen ausgegeben hat: „Wo die Freisinnigen nicht die Mehrheit auf ihren

Kanddaten vereinigen könnten, müßten sie sich in erster Linie von der

Einsicht leiten lassen, daß eine kartellparteiliche Wahl unter allen . v hindern sei, einerlei, ob ein Centrumsmann, ein

1“

Sozialdemokrat oder gar ein Welfe gewählt werde, denn unter den zur Zeit obwaltenden Verhältnissen müsse man auch selbst mit den Wölfen heulen können.“ Das deutsche Volk wird die Antwort nicht schuldig bleiben.

Die „Hallische Zeitung“ äußert:

Die Verhandlung über den Antrag Windthorst im Abgeordneten⸗ hause wird bei allen unbefangenen Hörern und Lesern den Eindruck hinterlassen, daß die katholische Kirche nachgerade in Preußen keinerlei berechtigte Beschwerden mehr zu erheben hat. Das wird sich wohl auch bei der bevorstehenden Erörterung des Kultus⸗Etats zeigen. Die Redner des Centrums vermochten nicht einen einzigen Fall anzuführen, in welchem der katholische Religions⸗ unterricht in der Volksschule in einer der Kirchenlehre widersprechenden Weise ertheilt worden wäre; es fehlte an jedem thatsächlichen Anhalt zu Beschwerden, und die Reden der kleri⸗ kalen Herren vertieften sich daher in ganz abstrakte und theoretische Erörterungen oder historische Untersuchungen über längst vergangene Dinge. Nicht was jemals Rechtens war in Preußen oder was die Kirche zur Erfüllung ihrer religiösen Aufgaben auch in der Jugenderziehung billigerweise beanspruchen kann, bil⸗ dete den Inhalt der ultramontanen Forderungen, sondern ein ganz unbegründeter Anspruch auf Verwandlung der staat⸗ lichen Volksschule in eine Priesterschule, wie ihn niemals ein moderner Staat anerkennen wird und kann. Es war ein überaus bezeichnender und für die Bestrebungen des Centrums vernichtender Vorgang. daß auch nicht eine einzige Stimme außerhalb der Partei und ihrer nächsten polnisch⸗welfischen Hülfstruppen sich zur Unter⸗ stützung fand. Aus dem Ganzen geht nur wieder die alte Erfahrung hervor, daß der Ultramontanismus niemals zufrieden zu stellen ist; hat man ihm eine Forderung bewilligt, so erhebt er alsbald eine andere und führt für jeden neuen Anspruch, so schlecht begründet er auch ist, die tönendsten Redens⸗ arten von den unveräußerlichen Rechten der Kirche ins Feld. Allein eine Agitation, die so gar keinen Boden mehr in that⸗ sächlich vorhandenen Nothständen besitzt, kann doch auf die Dauer in den besonnenen und friedliebenden Kreisen des katholischen Volks nicht mehr verfangen. Im Uebrigen hat auch diese Verhandlung wieder einmal gezeigt, wie wünschenswerth es wäre, wenn die grundlegenden schulpolitischen Fragen endlich einmal durch ein allgemeines Unter⸗ richtsgesetz geregelt würden, welches das Belieben wechselnder Kultus⸗ Minister in gesetzlichen Grenzen hielte und gewisse unanfechtbare Grundsätze des Schulwesens dem Streit der Parteien entzöge.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 10. Inhalt: Marine und Schiffahrt: Neues Formular zu den Schiffs⸗Certifikaten. Konsulatwesen: Ernennung; Ermächtigung zur Vornahme von Civilstandsakten; Exequatur⸗Ertheilung. Polizeiwesen: Aus⸗ weisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

Marine⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 5. Inhalt: Allerhöchste Anerkennung. Rekrutirunz. Achselstücke für Marine⸗ Aerzte. Prisengerichtsbarkeit. Marschgebührniß⸗Vorschrift. Garnisondienst⸗Vorschrift. Werftdienstordnung. Kranke des Marinelazareths zu Vokohama. Geschäftsanweisung für die Be⸗ kleidungsämter. Schiffsbücherkisten. Proviantlieferungsverträge. Lebensversicherungs⸗Anstalt. Personalveränderungen. Benach⸗ DC 16

mtliche Nachrichten des Reichs⸗Versicherungs⸗ amts. Nr. 5. Inhalt: Bekanntmachung, betreffend das Ver⸗ zeichniß der Unternehmer unfallversicherungspflichtiger land⸗ und forst⸗ wirthschaftlicher Betriebe in den Fürstenthümern Lübeck und Birken⸗ feld. Vom 8. Februar 1889. Uebersicht über die gemäß §. 5 Absatz 1 und 2 des Bauunfallversicherungsgesetzes vom 11. Juli 1887 abgegebenen Erklärungen. Rundschreiben an die Vorstände der gewerblichen Berufsgenossenschaften, betreffend die Fürsorge für Ver⸗ letzte während der ersten dreizehn Wochen nach dem Unfalle. Vom 20. Februar 1889. R.⸗V.⸗A. I. 1441 1I. Rundschreiben an die Vorstände der gewerblichen Berufsgenossenschaften, deren Bezirk sich auf das Gebiet des Königreichs Preußen erstreckt, betreffend die Be⸗ theiligung der Seauftregre an der Prüfung von Dampffässern. Vom 21. Februar 1889. R.⸗V.⸗A. I. 3827. Rekurkentscheidungen. Bescheide und Beschlüsse.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 17. Februar bis inkl. 23. Februar 1889 zur Anmeldung gekommen: 185 Eheschließungen, 1012 Lebendgeborene, 37 Todtgeborene, 628 Sterbefälle.

Die Nr. 428 (Februar 1889) der „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landes⸗ statistik“ hat folgenden Inhalt: Vorläufige Ergebnisse des Betriebs der Main⸗Neckar⸗Bahn, Hessischen Ludwigs⸗Bahn, Oberhessischen Staatsbahnen und der Nebenbahn Eberstadt Pfungstadt Jan. 1889. Gymnasien, Realgymnasien, Realschulen und höhere Bürgerschulen 1887/88. Jahresdurchschnitte aus den monatlichen Preisen der ge⸗ wöhnlichen Verbrauchsgegenstände 1888 Vergleichende meteorolo⸗

ische Beobachtungen Dezember, 1888. Tägliche Wasser⸗

stünde Oktober, November und Dezember 1888. Meteorolo⸗ gische Beobachtungen zu Darmstadt, Jannar 1889. Meteorologische Beobachtungen zu Schweinsberg, Januar 1889. Meteorologische Beobachtungen zu Kassel, Januar 1889. Sterblichkeitsverhältnisse Januar 1889. Anzeige.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Das Buch Weinsberg. Kölner Dentk⸗ würdigkeiten aus dem 16. Jahrhundert. Bearbeitet von Kon⸗ stantin Höhlbaum. Leipzi „Verlag von Alphons Dürr. 2 Bände. (Preis broschirt 19 ℳ) In diesem umfangreichen Werk wird uns ein interessantes Sittenbild aus dem 16. Jahrhundert ge⸗ boten, und zwar von dem bürgerlichen Mittelstande jener Zeit in Köln, nach den Aufzeichnungen eines Kölner Bürgers, der in handschriftlichen Erinnerungen ein „Gedenkbuch der jaren Hermanni von Weinsberch, von im selbst samt den seinen, auch von anderen hohes und nideren standes luden vermeldende von 1518 bis 1578“ lieferte. Hermann von Weinsberg entstammte keiner altkölnischen Patrizierfamilie; erst drei Jahrzehnte vor seiner Geburt war der Großvater als Knecht in die Reichsstadt eingezogen, aus Schwelm in Westfalen, angelockt von der n auf Gewinn, welchen die Handelsstadt bot. Aber die Familie besaß doch die Kraft, sich geltend zu machen. Aus dem Knecht, der ehedem als Söldner im Neußer Kriege den Grund zu mäßigem Wohlstande elegt, wurde ein Handwerker und Kaufmann, dem die Mitbürger bobe Achtung zollten. Die zweite Generation war in dem gemeinen Ansehen noch weiter gestiegen. während ihr Vertreter, Hermann’s Vater, der Grenzen seiner Kraft selbst immer noch eingedenk blieb. Die dritte endlich tritt in einem Jüngling entgegen, welcher die akademische Bildung besitzt, und in einem Mann, den das Vertrauen der Mitbürger in die hohen Ehrenämter der alten Reichsstadt beruft. Hermann von Weinsberg trat zunächft in den Rath ein. welcher die hohe Obrigkeit Kölns war und zwar übernahm er anfänglich das bescheidene Amt eines Rathsdieners. Später wird er zu einem Herrn vom“ Rath und nimmt selbständig Theil an der Leitung der Geschicke der Stadt. Seine Aufzeichnungen lassen die Zustände in dem Kölnischen Bürgerthum jener Zeit deutlich erkennen. Das Leben der Familie, das hier geschildert wird, ist der Typus des Familienlebens in Köln und in den Städten des Reichs, welche unter verwandten Bedingungen bestanden. Die Thätigkeit des Verfassers in den öffentlichen Angelegenheiten der Stadt gewährt

einen tiefen Einblick in diese Angelegenheiten selbst, in das politische

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Denken der Bürger, welches über Geschicke der Stadt entschied. Als Weinsberg zu den reiferen 1 Jahren kam und eine freiere Haltung gewann, vertrat er selbständiger als zuvor das reichsstädtische Bürgerthum mit seinem Wollen und Vollbringen; indem er die Grenzen seines Wirkens erweiterte, ver⸗ tieften sich die Wahrnehmungen, die er in dem Gedenkbuch nieder⸗ legte. So birgt dieses Aufschlüsse, welche früher nicht gesucht werden konnten, und wird eine Geschichtsquelle der Zeit, vornehmlich für die Beziehungen der Bürger und der Stadt zu den Niederlanden und deren Geschicken, ein Moment, welches immer von dem Fößzien Ge⸗ wicht in der Geschichte dieser Reichsstadt gewesen ist. Mithin wird in diesen Bkättern eine neue Vorarbeit zu einer Geschichte des Niederrheins im 16. Jahrhundert geboten. Wie die Verlags⸗ handlung anzeigt, erscheint der III. Band (Schluß) voraussichtlich im Laufe dieses Jahres.

Gewerbe und Handel.

Berlin, 1. März. Amtliche Preisfeststellung Butter, Käse und Schmalz. Butter. Hof⸗ und Genossen schaftsbutter Ia. 119 122 ℳ, IIa. 115 118 ℳ, IIIa. —,— ℳ, do. abfallende 108 110 ℳ, Land⸗, Preußische 90 95 ℳ. Netzbrücher 93 98 ℳ, Pommersche 93 98 ℳ, Polnische 93 98 ℳ, Baverische Sennbutter 110 115 ℳ, do. Landbutter 90 95ℳ, Schlesische 88 92 ℳ, Galizische 82 85 Margarine 40 65 —. Käse: Schweizer Emmenthaler 85 90 ℳ, Bayerischer 60 70 ℳ, do. Ost⸗ und West⸗ preußischer Ia. 55 65 ℳ, do. IIa. 45 55 ℳ, Holländer 75 85 ℳ, Limburger 32 38 ℳ, Quadratmagerkäse 15 22 Schmalz: Prima Western 17 % Ta. 45,00 ℳ, reines, in Deutsch⸗ land raffinirt 47,50 ℳ, Berliner Bratenschmalz 50 53 Fett, in Amerika raffinirt 45,00 ℳ, in Deutschland raffinirt 45,00— 47,00 Tendenz: Butter: Die Eingänge von S. fanden schlanken Absatz, soweit sie, immerhin noch mit allseitigen Opfern, zum 120 Stich verwendet werden konnten. Landbutter, ungenügend zugeführt, hat fernere Fortschritte in der Preisaufbesserung gemacht. Schmalz: Bei unveränderter Tendenz erhielt sich lebhafte Nachfrage für loco und Lieferung.

Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die „Schles. Ztg“: In der Erzeugung von Roheisen und der Ueberleitung der frischen Produktion zu den Verbrauchsstätten erhielt sich in der letzten Zeit, zum Theil aus Anlaß der festen Bahn der Abfuhrwege, eine hochgehende Geschäftigkeit. Ebenso gestaltete sich die Erzanfuhr von den zahlreichen Förderpunkten zu einer recht leb⸗ haften. Die Bereitstellung von Baumaterial und Eisentheilen auf den Hüttenplätzen gewährt die Anzeichen, daß man nur günstige Witterung abwartet, um mit der Ausführung geplanter baulicher Anlagen vorzugehen. Die Friedenshütte widmete inzwischen ihre Auf⸗ merksamkeit dem Ausbau ihrer Maschinenkräfte. Ueber die Vor⸗ räthe an Roheisen auf den Hütten ist zum größten Theile ver⸗ fügt. Die Preise sind fest, doch streben diejenigen für die desseren Roheisenmarken pro nächstes Quartal nach oben. Die Eisengießereien konnten sich mehr der Arferigung von auf⸗ tragsweise begebenen Gegenständen für den industriellen edarf im Revier zuwenden, da eine Reihe von Bauprojekten, wie Siemens⸗ Martin⸗Oefen, Maschinen⸗ und Kesselanlagen u. s. w., zur Ausführung stehen. Auch die Herstellung von Hartgußgegenständen gewann in einzelnen Werkstätten eine beachtenswerthere Stelle. Auf den Eisenwalzwerken sind nach erfolgter Einstellung neuer Arbeits⸗ kräfte eine Anzahl im Umbau gewesener Puddelöfen in Betrieb ge⸗ kommen. Der Absatz von Stangeneisen, Radreifen, Bandagen nach Berlin hat an Bedeutung für den oberschlesischen Markt gewonnen, und konnte den Verbandswerken eine Anzahl neuer Abschlüsse überwiesen werden. Für bestimmte Klassen profilirter Fabrikate ließ sich eine größere Gleichmäßigkeit des Betriebs in Folge der regelmäßig wiederkehrenden Bezüge aufrechterhalten, was natürlich auf die Höhe der Selbstkosten in der Ausnutzung der Apparate einen günstigen Einfluß übt. Die Eisenblechwalzwerke hatten in starken Blechen wie in Herstellung von Schwarzblechen nachbaltig zu thun. Auch den Stahlwerken erwuchs für Flußstahl, Riegel und Schienen nach dem Fälange wie dem Nachbarbezirk ein reichlicher Absatz. Preise: Stabeisen 14,25 14,50 ℳ, Profileisen 16 16,75 ℳ, Bleche 16,50 17,75 (im näheren Absatzbereich). Auf dem Metallmarkt erwuchs dem Geschäft aus spekulativen Anschaffungen wenig Anregung, und war die bisherige Absatzfähigkeit für Rohzink in erster Reihe dem laufenden Bedarf der Metallwaaren⸗Fabriken zu verdanken. Die Produzenten nahmen eine abwartende Haltung ein. Preife: W. H. von Giesche’s Erben 36,50 ℳ, Schles. Vereinsmarke 35,40 35,50 ℳ, Ia Blockblei wurde billiger erlassen, 26,50 bis 27,50 pro 100 kg.

Dem Geschäftsbericht der Bank für Süddeutschland entnehmen wir Folgendes: Seit dem Jahre 1885 sind die Erträgnisse des Instituts, welches sich als Notenbank hauptsächlich mit dem Wechseldiskontirungsgeschäft zu befassen hat, durch fast andauernd niedere Zinssätze ungünstig beeinflußt gewesen. Das Ge⸗ sammtergebniß des Diskontgeschäfts blieb mit 439 000 um rund hinter demjenigen des Jahres 1887 zurück; auch die Zinsen aus dem Lombard⸗ und Contocorrent⸗Verkehr sind nicht auf der vorjährigen Höhe geblieben. Dagegen wurde aus Effektenumsätzen ein Gewinn von 41 000 realisirt, d. i. 32 000 mehr wie im Vorjahre. Es ergiebt sich pro 1888 ein verfügbarer Reingewinn von 581,000 ℳ, d. i. 24 000 mehr wie im Vorjahre. Hiernach ist die Bank in der Lage, die Vertheilung einer Dividende von 3,70 % oder 11,10 Ppro Aktie vorzuschlagen, gegen 3,53 % im Vorjahre. Der Notenumlauf betrug bei Beginn des Geschäftsjahres 16 074 300 ℳ, im Laufe desselben wurden aus⸗ gegeben 98 348 500 ℳ, dagegen flossen zurück 99 878 400 ℳ, so daß Ende 1888 in Umlauf verblieben 14 544 400 ℳ. Als Deckung hier⸗ für waren laut Bilanz vorhanden: der Kassenvorrath mit 5 706 915 und Wechselbestände von 19 911 895 ℳ, zusammen 25 618 810 Diese Summe repräsentirt eine Ueberdeckung von 76,14 % der in Umlauf befindlichen Noten. Das steuerfreie Notenkontingent von 10 000 000 ist im Jahre 1888 nicht überschritten worden.

Breslau, 1. März. (W. T. B.) Die hiesigen Eisen Großhändler geben heute neue Circularpreise Breslauer Lagerbezüge aus, welche unter Anlehnung an di Werthnotirungen pro 2. Quartal für Walzeisen und Bleche einen Aufschlag von 25 bis 35 in sich schließen. 8

München, 1. März. (W. T. B.) Bei der heutigen Serienziehung der 4 % Prämien⸗Anleihe von 1866 sind folgende Nummern gezoge worden: 52 220 223 246 336 363 392 396 406 436 519 537 554 571 605 731 761 828 856 900 947 962 969 970 1050 1053 1054 1093 1103 1120 1139 1175 1220 1242 1247 1249 1298 1325 133 1385 1400 1414 1480 1504 1520 1546 1630 1650 1684 1738 183 1868 1876 1877 1878 1887 1916 1937 1941 1989 1991 2116 214 2209 2232 2250 2299 2342 2362 2375 2450 2522 2612 2616 2617 2661 2675 2833 2838 2858 2892 2910 2943 3035 3040 3079 3159

Augsburg, 1. März. (W. T. B) Gewinnziehung der Augs⸗ burger 7 Fl.⸗Loose. 6000 Fl. Nr. 73 Ser. 469, 1000 fl.

Ser. 495, je 100 Fl. Nr. 89 Ser. 133, G

Ser. 1192, Nr. 56 Ser. 1409, Nr. 38 Ser. 1766, je 50 Fl.

Ser. 133, Nr. 1 Ser. 141, Nr. 100 Ser. 141, Nr. 49 Ser. 981 Nr. 99 Ser. 981, Nr. 73 Ser. 1192, Nr. 43 Ser. 1216, Nr. 7 Ser. 1439, Nr. 47 Ser. 2099, Nr. 89 Ser.

Ser. 133, Nr. 44 Ser. 133, Nr. 60

Nr. 61 Ser. 146, Nr. 83 Ser.

Ser. 469, Nr. 76 Ser.

Ser. 495, Nr. 29 Ser. 495 1

Ser. 576, Nr. 40 Ser. 576, Nr. 47 Ser. 576,

Nr. 82 Ser. 576, Nr. 86 Ser. 576, Nr. 92 Ser. 576, Nr. 1 Ser. 966, Nr. 27 Ser. 966, Nr. 31 Ser. 981, Nr. 58 Ser. 98 Nr. 91 Ser. 981, Nr. 3 Ser. 1192, Nr. 50 Ser. 1192, Nr. 97 Ser. 1192, Nr. 99 Ser. 1192, Nr. 4 Ser. 1201, Nr. 25 Ser. 1201, Nr. 31 Ser. 1201, Nr. 68 Ser. 1201, Nr. 75 Ser. 1201, Nr. 89 Ser. 1201, Nr. 92 Ser. 1201, Nr. 38 Ser. 1216, Nr. 89

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Ser. 1216, Nr. 9 Ser. 1409, Nr. 41 Ser. 1409, Nr. 19 Ser. 1433,