1889 / 67 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Mar 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Peführ wurden, und ich glaube Recht zu haben, wenn ich behaupte,

damals von der Annahme ausgegangen wurde, es würde gegenüber

den Gesammtbedürfnissen des Staats von in Summa etwa 26 Millionen nicht für die Eisenbahnverwaltung —, die Summe war ja kleiner, erforderlich wäre. Ich wiederhole, für die Staatseisenbahnverwal⸗ tung bleibt es gleich, ob die Summe in das Extraordi⸗ narium gebracht oder in Anleihen gesetzt wird. Wir haben übrigens jetzt schon im Ordinarium ich habe es vorhin erwähnt eine Summe von 7 Millionen Mark, welche man nach ganz strengen Grundsätzen in das Extraordinarium verweisen könnte, und welche Privatbahnen in der Regel aus dem Bau⸗ fonds zu nehmen pflegten. ir haben also sogar das Ordinarium

verstärkt; wir würden auch keinen Anstand nehmen, sobald wir soweit 8 sein werden, das Extraordinarium zu erhöhen, vorausgesetzt, daß e

inanzverwaltung einverstanden ist. Was wäre aber der Erfolg gewesen, wenn wir nun in der That diese 30 Millionen, von denen der Herr Vorredner sprach, in das Extraordinarium genommen hätten? Allerdings der, nach meiner Auffassung, daß der Gesammteffekt des Staatshaushaltes ein anderer gewesen wäre und die Verwendungs⸗ zwecke vielleicht andere geworden wären. Sie wären vielleicht in der Lage gewesen, für andere Zwecke soviel zu disponiren, wie Sie dis⸗ haben bei anderen Etats. Also nach der Auffassung des Herrn

bgeordneten würde der Staatshaushalt im Ganzen ein etwas anderes Gesicht haben, wie er jetzt hat, aber er wird mir zugeben, daß der Etat der Eisenbahnverwaltung, so lange das Gesetz von 1882 besteht, kein anderes Gesicht zeigen würde, wie er jetzt hat, und so wird er auch bleiben müssen.

Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum glaubte, daß diese Frage doch nicht die Bedeutung habe, die ihr der Abg. Dr. Ham⸗ macher beilege. Wolle man in Zeiten des wirthschaftlichen Niederganges streng an der Amortisation festhalten, so bleibe Per nichts Anderes übrig, als ein Defizit entstehen zu lassen.

urch einen beweglichen Faktor in den direkten Steuern könnte man allerdings die Amortisation durchführen. Aber wer würde es auf sich nehmen, in Zeiten des wirthschaftlichen Niederganges dem Lande zuzumuthen, aus den direkten Steuern das Mehr aufzubringen? Die Hauptsache sei Sparsam⸗ keit bei den Ausgaben, davon aber habe er bei den Freunden des Abg. Dr. Hammacher gegenüber diesem Etat nichts gemerkt. Auch er (Redner) würde sich Tarifermäßigungen, die der Abg. Dr. Hammacher merkwürdiger Weise im Wider⸗ spruch mit seinem Hinweis auf die schwankenden Eisenbahn⸗ einnahmen verlange, gern gefallen lassen. Indessen beschwöre man mit einer Tarifermäßigung sofort einen Wettbewerb der übrigen Interessenten herauf. Die Tarifermäßigungen kämen nicht allen Steuerzahlern gleichmäßig zu Gute. Er könne daher den Minister nur bitten, dem heftigen Drängen nach Tarifermäßigung nicht nachzugeben.

Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Schmidt, stellte fest, daß der Finanz⸗Minister mit der Tendenz, Amortisationen zu machen, im Allgemeinen einverstanden sei, und damit fortfahren werde, soweit es möglich sei, über die Einnahmen des Staats in dieser Beziehung zu verfügen. Der Antrag des Abg. Dr. Hammacher bezwecke aber nichts Gerin⸗

eres, als eine Veränderung des Garantiegesetzes von 1882. Der

bg. Dr. Hammacher sei unzufrieden mit der Bestimmung, daß in zweiter Linie die Ueberschüsse der Eisenbahnverwal⸗ tung verwendet werden sollen zur Deckung der zu Staats⸗ ausgaben erforderlichen Mittel, welche andernfalls durch Auf⸗ nahme neuer Anleihen gedeckt werden müßten. Der Abg. Dr. Hammacher wolle dagegen die Staatsregierung in die Noth⸗ wendigkeit versetzen, die Mittel zur Deckung der Differenz zwischen den Ausgaben und Einnahmen anderweit zu be⸗ schaffen. Dies sei möglich durch die Ersparniß anderer Staatsausgaben oder durch Vermehrung der Einnahmen. Wenn der Abg. Dr. Hammacher unter effektiver Amortisation die Einstellung des Betrages in die Ausgaben verstehe, so würde die Folge sein, daß der gegenwärtige Etat mit einem Defizit von 91 Millionen abschlösse. Der Abg. Dr. Hammacher zabe gemeint, daß die Mehreinnahmen der Eisenbahnverwaltung der Hauptsache nach von den Verfrachtern herrührten und diesen wieder zu Gute

kommen müßten. Nun fänden sich in diesen Einnahmen Positionen, die durchaus nicht aus der Industrie herrührten, 3. B. die Ersparnisse, die aus dem Fallen des Zinsfußes entstanden seien. Dies sei lediglich eine Folge einer Finanz⸗ operation, die mit dem Verkehr als solchem nichts zu thun habe.

Abg. Rickert: Nachdem der Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum erklärt habe, daß seine Freunde auf Tarifermäßigungen nicht drängen wollten, würden wohl die scharfen Auseinander⸗ setzungen, die über diese Frage erwartet worden seien, nicht erscheinen. Daß vom Ressort des Finanz⸗Ministeriums die Bestrebungen auf Tarifermäßigung zurückgewiesen würden, finde er erklärlich, aber er zweifle, ob das auf die Dauer möglich sein werde, und wundere sich, daß Seitens der Regierung nicht schon bei der Verstaatlichung diese Absicht ausgesprochen worden sei. Dem Abg. Dr. Ham⸗ macher sei mit Recht heute der Vorwurf gemacht, daß sich seine beiden Forderungen mit einander in Widerspruch befänden. So widerspꝛuchsvoll habe aber auch die Maäjorität gedacht, als sie die Verstaatlichung beschlossen habe. Seine Freunde hätten damals gleich vorausgesagt, entweder würden die Eisenbahnen eine Einnahmegquelle 8 den Staat sein oder die Erwartungen auf Tarifherabsetzungen und dergleichen Er⸗ leichterungen würden getäuscht werden. Er streue dem Minister alle Lorbeern, aber den Namen eines Tarif⸗ reformers habe derselbe noch nicht verdient. Der Minister habe aber eine moralische Verpflichtung zu Tariferleichterungen übernommen. Der Minister habe sich heute sehr vorsichtig dahin ausgedrückt, daß sie eintreten würden, wenn die Finanzen nicht

darunter litten. Alle großen Reformer seien im Zweifel ge⸗ wesen über den Effekt ihrer Maßregeln; sie seien aber hinein⸗ gegangen in dem guten Glauben an die Richtigkeit ihres wirthschaftlichen Systems. Dieser Glaube fehle dem Minister noch. Er (Redner) glaube, wenn man dem Verkehr bessere und billigere Mittel und Chancen gewähre, werde der große finanzielle Effekt nicht ausbleiben. Es handle sich dabei nicht bloß um billige Tarife, sondern auch um Ein⸗ stellung von Zügen, um zweckmäßige Einrichtungen aller Art für das Publikum, Fahrpläne u. s. w. In dieser Beziehung hätten die Eisenbahn⸗Direktionen den Bedürfnissen sich aus⸗ reichend anzupassen, noch nicht verstanden. Ob dem Minister die Mittel im Extraordinarium oder in der Anleihe bewilligt würden, könne in der That gleichgültig sein; der eigentlich Interessirte dabei sei der e; inister. Die orderung des Abg. Dr. Hammacher, die Vermehrung der Zetriebsmittel, die eigentlich zu den laufenden Ausgaben ge⸗ hörten, aus den laufenden Mitteln zu bestreiten, sei voll⸗ Aommen berechtigt. Aber auf die Ueberschufse der Eisenbahnen

köͤnne der Finanz⸗Minister nicht verzichten; die Steuererlei

Der Fortfall würde nur hier und da unangenehm empfunden

Versuchen, die Ausgaben zu beschrnaten, habe man nicht viel gemerkt. Die Ver suche seien so Fchnchtern gewesen, daß sie nicht der Rede werth seien. Sparsamkeit würde im Uebrigen auch er empfehlen, venentt Hegenaber dem Nachtrags⸗Etat im Reich; denn die Sparsamkeit habe Preußen und Deutsch⸗ land auf die jetzige Höhe gebracht, auf der man sie auch in Zukunst erhalten müsse.

Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Schmidt, bemerkte, daß nach den Vorschlägen des Abg. Dr. Hammacher ein erhebliches Desizit im Etat hervortreten würde; das Eisenbahn⸗Garantiegesetz würde dann ein Gesetz sein, welches genannt zu werden verdiente: Gesetz zur Hervor⸗ bringung künstlicher Defizits im Staatshaushalts⸗Etat.

Abg. Dr. Hammacher: Das e schreibe vor, daß dreiviertel der Ueberschüsse nach Abschreibung der Zinsen für das Eisenbahn⸗Schuldenkapital zur Amortisation ver⸗ wendet sollten, während jetzt die Tilgung eine arbi⸗ träre sei. Er habe also nur die Ausführung des Garantie⸗ gesetzes gewünscht. Daß die Ueberschüsse im Ganzen im Etat aufgerechnet werden würden, daran habe bei der Verstaat⸗ lichung der Bahnen Niemand gedacht. Nicht jede Herab⸗ setzung der Tarife bedeute, wie die Erfahrung zeige, eine Ver⸗ minderung der Einnahmen oder heeschch. Auf den Ein⸗ wand, daß in schlechten Zeiten die einmal fixirte Amortisation Verlegenheiten und Schwierigkeiten bereiten könne, erwidere er, daß in solchen Zeiten voraussichtlich die Eisen⸗ bahnen keine Ueberschüsse bieten würden und deshalb auch von der Verpflichtung zu einer Amortisation nicht mehr die Rede sein werde. jie der Wunsch nach Tarif⸗ herabsetzung im IJaterss⸗ der wirthschaftlichen Förderung des Landes eine Begehrlichkeit nach dem Vermögen des Staats von dem Regierungsvertreter habe genannt werden können, sei ihm unverständlich.

Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Schmidt, erklärte, daß seine Aeußerung, bezüglich der Begehr⸗ lichteit er Tarifermäßigungspetenten, mißverständlich auf⸗ gefaßt sei.

Abg. von Wedell⸗Malchow: Die gegenwärtige Aufstellung des Etats sei im Ganzen zu billigen, wiewohl einzelne Posten auch ihm in das Extraordinarium zu gehören schienen. Ueber⸗ schüsse seien wohl vorhanden, aber die Verzinsung sei keine so bedeutende, daß man schon zu Tarifermäßigungen übergehen könne. Er habe das Vertrauen zu dem Minister, daß derselbe da, wo es nothwendig sei, mit Er⸗ mäßigungen vorgehen werde. s müsse ja auch an⸗ erkannt werden, daß in dieser Beziehung schon mancherlei geschehen sei. Den einzelnen Interessenten gegenüber müsse aber stets das Interesse des Landes und der anderen Berufszweige beachtet werden. Mit Tarifermäßigungen müsse man auch deswegen vorsichtig sein, weil eine Wiedererhöhung bei der Staatsbahnverwaltung fast ausgeschlossen sei. Man fürchte immer einen Wechsel der Einnahmen aus den Eisen⸗ bahnen. Aber sie würden umsomehr wechseln, je mehr man die Tarife ändere.

Nachdem noch Abg. Dr. Sattler die Forderungen des abgr Fr Hammacher befürwortet, wurde die Diskussion geschlossen.

Es folgte die Berathung über „Personenverkehr und Personentarife“. A

Der Berichterstatter der Budgetkommission, Abg. von Tiede⸗ mann⸗Bomst, bemerkte: Als Neueinrichtung für den Personen⸗ verkehr habe er nur zu erwähnen, daß in Bezug auf die Fahr⸗ karten eine andere Bestimmung getroffen sei, daß dieselben nämlich in Zukunft auf allen Zügen, Schnell⸗, Courier⸗ und Personenzügen haben sollten. Auf die vielen Projekte, die die Reform des Personenverkehrs beträfen, sei die Kommission näher eingegangen; er wolle diese Projekte aber nicht in extenso wiedergeben, sondern nur in wenigen Strichen skizziren. Man dürfe nicht vergessen, daß die jetzigen Einrichtungen des Per⸗ sonenverkehrs bei uns mit Ausnahme von Belgien die billigsten und rationellsten in Europa seien. Der Vorschlag Perrot gehe zunächst dahin, den Preis einer beliebig weiten Fahrt auf 50 in dritter, auf 1 in zweiter und 6 in erster Klasse festzusetzen. Die durchschnittlichen Ein⸗ nahmen entsprächen ungefähr diesen Sätzen. Die Rech⸗ nung sei jedoch nicht ganz richtig. Wenn Herr Perrot auf die Post hinweise, so vergesse er dabei, daß diese überhaupt nichts für die Eisenbahnbeförderung bezahle. Das sei also ein wesentlicher Unterschied, denn bei der Eisenbahn⸗ verwaltung wüchsen die Selbstkosten mit der größeren Ent⸗ fernung. Das Projekt des Hrn. Dr. Engel, der sich an Perrot anschließe, schlage ein Zonensystem vor und zwar eine erste Zone bis 10 km (10 dritte, 20 zweite Klasse), zweite Zone 10 bis 25 km (25 bezw. ₰), dritte Zone 25 50 km (50 bezw. 1 und 3 erste Klasse), vierte Zone über 50 km (1 bezw. 2 bezw. 6 ℳ). Nach diesem Grundsatz könnte man fur 1 von Memel nach Metz zweimal 24 Stunden lang in einem gut geheizten Raum fahren, was allerdings ein sehr billiger Auf⸗ enthaltsort sein würde. Ein Ausfall würde nach Dr. Engel's Berechnung nicht eintreten. Er begehe aber dabei einen großen Rechenfehler. Die Eisenbahnverwaltuug habe be⸗ rechnet, daß bei Einführung dieser Tarife und gleich⸗ bleibendem Verkehr ein Ausfall von 83 Millionen Mark entstehen würde, also rund 42 Proz. Diese müßten zu⸗ nächst durch Verkehrssteigerung aufgebracht werden. Dadurch würden die Ausgaben ganz bedeutend wachsen. Bahnhöfe, Wegematerial, Anzahl der Züge, Alles müßte geändert werden. Es handele sich also um ein gefährliches Experiment, nicht nur für die Eisenbahnverwaltung, sondern auch vom volkswirthschaftlichen Standpunkt aus, da eine noch größere Arbeiterverschiebung von Osten nach Westen hervorgerufen werden würde. Der Vorschlag, der die Einführung von Kilometer⸗ Billets empfehle, habe anscheinend etwas für sich, da dadurch vielen reisenden Personen eine Preisermäßigung gewährt wer⸗ den würde, wie jetzt durch die Rundreise⸗Billets, aber bei allen solchen Ferisesnerbigeaen müsse man sich vor allen Dingen die Frage vorlegen: Wem kommen sie zu gute? Diese Ermäßigung käme aber nur den wohlhabenden Klassen zu gute, die einen großen Betrag auf einem Brett zahlen könnten. Andere Vorschläge gingen dahin, die erste bezw. die vierte Klasse zu beseitigen. Einen finanziellen Effekt würde Beides nicht haben.

werden. Gerade in der vierten Klasse fahre ein ganz eigen⸗ artiges Publikum, das sonst zu Fuß gehen würde. Schließlich habe man auch das Abschaffen des Freigepäcks vofgeschlaßen. Bei alleyn diesen Fragen dürfe man nicht

daher nicht ohne Rücksicht auf unsere Nachbarn vorgehen könne. Der Regierungskommissar habe der Vüdgettonanf on mitgetheilt, daß sämmtliche übrigen Staaten zu einer Kon⸗ kurrenz eingeladen worden seien, um alle diese Fragen einer grüͤndlichen Erörterung zu unterziehen und Vorschläge zu machen, wie man zu einem einfacheren und besseren System des Personentarifs kommen könne.

Abg. Simon (Waldenburg): Der Minister habe in Bezug auf die Personentarife bereits viele Erleichterungen gewährt; gleichwohl werde sich noch Manches auf diesem Gebiete er⸗ möglichen lassen. Dem Vorschlage Perrot'’s für einen einheit⸗ lichen Personentarif sei seiner Zeit die Eisenbahnverwaltung he nicht gefolgt. Der Vorschlag sei aber von Dr.

gel neuerdings wieder aufgenommen worden und sollte doch näher untersucht werden. Es 8 nicht absolut ausgeschlossen daß ein Einnahmeausfall entstehe. Die Ausgaben würden sich aber gewiß vermehren, was Dr. Engel freilich nicht zugeben wolle, weil die Züge, die jetzt nur bis zu 30 Proz. ausgenutzt würden, bis zu 60 Proz. würden ausgenutzt werden können. Das würde richtig sein, wenn es sich nicht um Durchschnitts⸗ berechnungen handelte; man könne ja das Publikum nicht zwingen, die Züge gleichmäßig zu benutzen. Eine bequemere Einrichtung der 4. Wagenklasse sei zu empfehlen, selbst wenn erhebliche Mehr⸗ kosten entständen; nur dürfte dies nicht durch Heraufsetzung des Tarifs erkauft werden. Angesichts des Rückgangs der Ein⸗ aus der ersten Wagenklasse sollte man dieselbe in den Lokal⸗ und Personenzügen, wo sie sich wenig rentire, abschaffen. Die Einrichtung der Schnellzüge sollte mehr gefördert werden sowohl durch Vergrößerung der Fahrgeschwindigkeit, als durch Verminderung der Haltestellen. Der Minister würde dafür in weiteren Kreisen Dank finden.

Abg. Berger bezeichnete die Behauptung des Abg. Grafen zu Limburg⸗Stirum, daß die Privatbahnen das Publikum mit größter Rücksichtslosigkeit ausgebeutet hätten, als un⸗ richtig und ungerecht, und wies demgegenüber auf die Ver⸗ dienste der Privatbahnen hin. Die Vorschläge und Engel's solle man nicht von oben herab beseitigen und vorsichtig mit den Prophezeiungen über die etwaigen Fachen derselben sein. Die gegenwärtige Ausnutzung der

üge sei keine erhebliche, und zwar gerade in Folge des geltenden Tarifs; nach der Richtung würden 865 Ersparnisse eintreten. Die Sache habe auch eine große soziale Bedeutung. Allerdings würde eine Verschiebung der Arbeits⸗ kräfte eintreten, aber der Arbeiter habe das Recht, seine Kraft da zu verwerthen, wo es am besten und theuersten geschehen könne. Die erste Klasse in den Personenzügen sei zu beseitigen, sie bringe nicht die Kosten. Den Dank aller deutschen Frauen habe sich die Bahnverwaltung für die Verordnung betreffs des Rauchens in den Coupés verdient.

Meine Herren! Nur wenige Worte! „De mortuis nil nisi bene“ sage ich, wenn Klagen erhoben werden über die früheren Privat⸗ bahnen; sie haben ihre Verdienste, sie haben ihre Schattenseiten gehabt. Wenn aber der Hr. Abg. Berger so weit geht, zu behaupten, die 20 % Tariferhöhung, die ich möchte sagen, uns allen noch in den Gliedern liegt, seien nicht etwa von den Privat⸗ bahnen ausgegangen, so irrt er sich. Es ist richtig, daß die Rheinische Eisenbahn, an deren Verdienst er ja auch heute erinnert, sich nicht dem damaligen Vorgehen angeschlossen hat; ich glaube, auch noch eine andere Bahn nicht. Aber das hatte bei der Rhei⸗ nischen Bahn seine besondere Bewandtniß. Bekanntlich wurde die Ermächtigung zu dieser Tariferhöhung von dem Bundes⸗ rath nur ertheilt unter der Bedingung, daß ein gewisses Tarifsystem angenommen würde, und dieser Bedingung wollte die Rheinische Bahn sich nicht unterwerfen. Also so schuldlos ist sie hierbei nicht, indem sie eben die Bedingung nicht acceptirte. Im Uebrigen aber ist, wie aktenmäßig nachweisbar, die Anregung zu den Erhöhungen allerdings von den Privatbahnen ausgegangen, deren Aktien unter den damaligen Verhältnissen ganz bedeutend im Course heruntergegangen waren.

„Eine bessere Ausnützung der Personenwagen, meine Herren, das wäre ja etwas, was der Eisenbahnverwaltung nur sehr an⸗ genehm sein könnte. Aber wie denkt das Publikum darüber? Wir sind gewohnt, daß Jeder, wo möglich, ein Coupé für sich aben will. Der Deutsche ist außerordent⸗ lich individuell; er möchte sogar, wenn es angängig wäre, einen kleinen Handbabhnbof und was sonst noch für Dinge für sich besitzen. Also mit dem Gedanken, die Coupés vollzustopfen, würden wir ein schlechtes Geschäft machen.

„Im GEegentheil, ich bekomme fortwährend Beschwerden, wenn nicht genau daran festgehalten wird, daß namentlich an heißen Tagen die 2. Klasse nur mit 6 Personen, die 1. Klasse nur mit 4 Personen besetzt werden soll. Also seien wir auch in diesem Punkte ein Bischen vorsichtig. Ich glaube, es ist gut, wenn wir das Publikum artig und rücksichtsvoll behandeln.

Dann ist von dem Hrn. Abg. Simon die Nothwendigkeit betont, verschiedene Einrichtungen zu treffen in Bezug auf schnell fahrende Büge Ich habe vorhin schon erwähnt, daß es in der Absicht liegt, ier Verbesserungen eintreten zu lassen, sobald wir die nöthigen Wagen und Lokomotiven haben; deren Bewilligung bleibt der Anleihe noch vorbehalten, welche Ihnen zur Beschlußfassung vorliegt. Hoffentlich werden wir aber schon Einiges ausrichten können, auch henn vnn, noch nicht das ganze erforderliche Material zur Ver⸗ ügung steht. 1

Es ist namentlich unser Wunsch, einige raschere Züge einzuführen,

so: die Verbindung nach Danzig und Königsberg zu verbessern, einen rascheren Zug nach Frankfurt a. M. einzurichten, der allerdings nur dadurch gewonnen werden kann, daß man einmal den Zug nicht zu sehr belastet, dann, daß man nicht so oft hält, und endlich, daß die Anforderung des Publikums in Bezug auf die Einstellung der Klassen nicht zu weitgehende sind. Ebenso ist es unsere Absicht, auch die Verbindung nach München zu verbessern; Verhandlungen dieser halb sind bereits eingeleitet und der Abschluß derselben liegt hoffent⸗ lich gar nicht fern. Wir haben auch in Aussicht ge⸗ nommen, den Nacht⸗Schnellzug nach Breslau zu beschleu⸗ nigen, ferner einen Schnellzug von Posen nach 1 einzu⸗ richten im Anschluß an den Zug nach Frankfurt a. M. u. s. w. Desgleichen sind Verbesserungen auf der rechten Rheinseite in Aussicht Febenrsn. obald uns die nöthigen Betriebsmittel zur Verfügung ehen. Wir müssen allerdings dabei mit einer gewissen Vorsicht ver⸗ fahren, denn nach unseren Erfahrungen ist es ein außerordentlich übles Ding, dem Publikum einen Zug wieder wegzunehmen, den es einmal . hat. Ist der Zug vorher auch ganz wenig benutzt worden, so⸗ ort wird er dann ein sehr „dringendes Bedürfniß“ und es wird als eine große Beleidigung angesehen, wenn man einen solchen Zug ein⸗ gehen läßt. Schon jetzt, wo Sie haben es vielleicht in den Zei⸗ tungen gelesen die Frage noch schwebt, wie der Zug von Berlin nach Frankfurt a. M. einzurichten sein mochte, sind mir 4 B. von Hanau Beschwerden zugekommen: es solle in Hanau nicht mehr gehalten werden und das sei doch eine Zurücksetzung, die ganz unglaublich wäre. Die Absicht ist allerdings, in Hanan nicht zu halten; wir können die Züge nicht so rasch fahren, wenn wir noch andere als ganz unvermeidliche Se tatizms berühren.

Dann ist noch von der vierten Wagenklasse und von ver⸗ sühedene Taxifsystemen gesprochen. Ich möchte mich ü iese Dinge hier nicht auslassen. Gs ist richtig w

terungen und vermehrten Ausgaben würden ja nicht möglich sein ohne 5 Beihülfe des Eisenbahn⸗Ministers. dha 25 Umnfelicleh

außer lassen, daß unsere eenbahneinrichtungen mehr und minder internationaler Nenbeh führich 8.

der Herr Referent schon mitgetheilt hat —, baß wir mit den größeren deutschen Regierungen in Verbindung getreten sind

Minister der öffentlichen Arbeiten, von Maybach:

über die Frage, wie wir unser Personengeldsystem dem Bedürfniß bie. 8 können. Die finanzielle Gente kann aber dabei aller⸗ dings nicht unberuͤcksichtigt bleiben. Ich habe schon früher in diesem hohen Hause erklärt, daß die Art und Weise, wie Personengeldwesen, unser Tarifwesen beraus ebildet t,

nicht sympathbisch ist. Dasselbe ist außerordentlich scheckig geworden, die Kontrole ist au eerordentlich schwierig und das Publikum ist damit mehrfach auch nicht sehr zufrieden. Indessen, meine Herren, unser ganzes Spstem ist nicht eine Erfindung von uns und nur für uns, sondern es ist ein internationales. Fast ganz Europa hat dasselbe System, und wenn wir ändern wollen, so müssen wir nicht bloß bei uns ändern, sondern auch im Auslande.

Unser Gedanke war der: die Verbesserungen, Vereinfachungen und Ausgleichungen, die auszuführen sind, zunächst u versuchen, im Deutschen Reich zur Annahme zu bringen, und vom Deutschen Reich aus die Verbindung mit den anstoßenden Staaten zu suchen. Der deutsche Eisenbahnverein der sogenannte deutsche Eisenbahn⸗ verein, weil auch die österreichisch⸗ungarischen Bahnen und auch russische Bahnen auf dem linken Weichselufer in ihm vertreten sind würde dann in der Lage sein, sich mit der Sache zu besassen und dann würden wir vielleicht für ganz Mittel⸗Europa ein gleichmäßiges Spstem erhalten. 1

Ob es zu erreichen wäre, eine allgemeine Ermäßigung und eine größere Vereinfachung der Tarife zu schaffen, ohne andere wichtige Interessen zu verletzen, ist eine Frage, die sehr genau geprüft werden muß. Auch Sie werden gewiß nicht sehr geneigt sein, erheb⸗ liche Ausfälle im Etat in Folge einer Ermäßigung des Personen⸗ tarifs zu erleben, und wir haben allen Anlaß, uns davor zu hüten.

Wenn hier auf die Post Bezug genommen und diese finanziell in Vergleich gezogen ist, nun, meine Herren, ich will von den Lei⸗ sen der Post, die ja zum Theil auf unsere Kosten geschehen, absehen,

so bitte ic, vergleichen Sie einmal die Einnahmen des gesammten

eichs⸗Postgebiets an Gebühren für Telegraphie⸗ und Postporto: dieselben reichen kaum an den Etat allein unserer Personengeld⸗ einnahmen heran! Bin ich recht unterrichtet meine Notizen sind vielleicht nicht ganz zuverläͤssig so erreichen die Einnahmen der Post und Telegraphie bei sämmtlichen europäischen Großmächten kaum die Gesammt⸗Einnahmen des Sah Eisenbahn⸗Etats.

Wir haben so kolossalen Geldobjekten gegenüber doch wohl alle Ver⸗ anlassung, in dieser Beziehung recht vorsichtig zu Werke zu gehen. 10 % Mindereinnahme beim Personenverkehr Brutto bedeuten bei uns schon 20, 30 % 30 Millionen —, und wenn etwa angeführt wurde, was von gewisser Seite her vorgeschlagen worden ist, ohne Rücksicht auf die Mehrköosten u. s. w. mit Sätzen bis zu 1 sich zu begnügen, so würde der Ausfall wie von einer Seite herausgerechnet ist sich auf etwa 83 Millionen stellen. Das sind Beträge, deren Ausfall wir nicht vertragen, ja nicht einmal riskiren können.

Wenn die Frage an mich gerichtet worden, ob mir bekannt, daß in Bayern eine Ermittelung versucht worden, wie sich etwa der finanzielle Erfolg des Engel'schen Systems des sogenannten Engel’'schen Systems stellen würde, so muß ich erwidern, daß mir davon Nichts bekannt, auch nicht bekannt, ob das System irgendwo eingeführt ist und ob man statistische Erhebungen gemacht hat und mit welchem Resultat. Wenn aber behauptet worden ist, in Ungarn sei das System ein⸗ geführt das ist mir schriftlich und als Beweis für die Nothwendigkeit und Angemessenheit dieses Systems mit⸗ getheilt worden so kann ich erklären: das ist ein Irrthum. Ich habe das in offizieller Weise feststellen lassen. Ich weiß nicht, warum die Herren, die mit solchen Vorschlägen ge⸗ kommen sind, sich nicht mit denselben nach England wenden. Der englische Inselstaat in seiner Unabhängkeit von allen unseren nachbar⸗ lichen Beziehungen auf dem europäischen Kontinent würde sich viel eher zum Versuchsfeld eignen, dort kommen nicht in solchem Maße alle die Rücksichten und Rückwirkungen auf andere Staaten in Be⸗ tracht, mit denen wir zu rechnen hahben.

Auch über die Schnelligkeit unserer Züge ist gesprochen worden, eine Frage, die mich ja besonders interessirt. Nach den Resultaten, welche wir einer eingehenden Untersuchung verdanken, darf ich sagen, daß die preußischen Staatseisenbahnen auf dem Kontinent die raschesten Züge aufzuweisen haben. Allerdings Täg. es in England einzelne Zuͤge, die noch rascher fahren, die sog. Renommirzüge; aber sie gehen den englischen Verhältnissen entsprechend nur zwischen London und den großen Städten des Landes mit großer Geschwindigkeit, die Anschlüsse aber nach der Seite liegen anders. 1

Fahren Sie aber einmal quer durch England, dann werden Sie erfahren, daß Sie nicht gerade bequem wegkommen. Anschlüsse fehlen sehr häufig und von durchgehenden Wagen ist nicht die Rede. Unser Publikum ist etwas verwöhnt, ich darf es aussprechen, viel verwöhnter als das englische, und wir haben sessh dam es zu verwöhnen. Auch unsere Wagen sind besser, wie die meisten ausländischen, und wir wollen das Publikum davon nicht entwöhnen. Ich möchte meines Theils nicht dazu beitragen, daß das Publikum ungern mit der Eisenbahn fährt.

Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum: Er wolle die Verdienste der Privatbahnen gern anerkennen; es stehe aber fest, daß die Interessen des Publikums ihnen in zweiter Linie gestanden 1 Auf das Engel'sche Projekt könne man sich nicht ein⸗ assen; die soziale Umwälzung würde eine vngeeh sein. Wenn man die Arbeiter in die Lage setze, ohne Reisekosten den Wohnsitz zu ändern, so würden die ärmeren Landestheile bald über völligen Arbeitermangel zu klagen haben.

Abg. von Czarlinski brachte verschiedene Beschwerden über Heizung der Coupés, Preise der Billets und Verbote des Polnisch⸗Sprechens für die Schaffner vor. .

Abg. Bachem klagte über die mangelhafte Heizung der Coupés und über die veränderte Temperatur bei Antritt und Beendigung der Reise. Auch er sprach sich gegen das über⸗ handnehmende Rauchen in den Eisenbahncoupés aus. Man thue gerade, als ob das rauchende Wesen das normale sei und der Nichtraucher das anormale, es müßten doch weit eher besondere Coupés für die Raucher eingerichtet und damit für den besseren und d Theil des Volks, die Nichtraucher, auch gesorgt werden.

Abg. von Below⸗Saleske beschwerte sich üͤber die Ueber⸗ heizung der Coupos und vb zur Bestimmung der Tem⸗ peratur Thermometer in denselben angebracht.

Der 1 .8 rviligt. 1 ierauf vertagte sich das Haus. Cesla⸗ 4 ½ Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 12 Uhr.

rxeag

Statistische Nachrichten.

Dem „Herzoglich Sachsen⸗Altenburgischen vater⸗ ländischen Geschichts⸗ und Hauskalender' entnehmen wir die nachstehenden statistischen Daten. Bezüglich der Verhältnisse in der evangelischen Landeskirche des Herzogthums Sachsen⸗Altenburg während des Jahrfünfts 1883—1887 sei Feses,ehet daß die nicht evangelischen Einwohner ungefähr 0,5 % der Gesammtbevölkerung ausmachen und nur in der Stadt Altenburg 1 % etwas übersarktten. Das Verhältniß der Zahl der evangelischen Trauungen zur Zahl der Fheschlitbunger Evangelischer ist im Ganzen von 99,77 % im Jahre 1883 auf 97,76 % im Jahre 1887 zurückgegangen. Dieser Zurück⸗ 8n ist in der Zahl der evangelisch getranten gemischten Ehepaare

.“

entstanden; insbesondere haben sich in der Parochie Altenburg im Jahre 1887 von 18 gemischten Paaren nur 2 19₰ ch trauen lassen. In der Zahl der rein evangelischen Sn ist ein Zurückgang jenes Verhältnisses nicht zu erkennen. Das Verhältniß der Zahl der evangelisch Getauften zur Zahl der lebend geborenen Kinder evangelischer

Eltern weicht in den einzelnen Jahren theilweise nicht unerheblich ab; im Ganzen ist eine Abnahme nicht erkennbar. Auch das Verhältniß

der Zabk der mit kirchlichen Handlungen zur Zahl der

verstorbenen Evangelischen ist im Ganzen ziemlich gleich e

es schwankt nur zwischen 90,46 % und 87,07 % und ist im Jahre

1887 mit 88,93 % hinter dem Durchschnitt nur ganz wenig zurück⸗

eblieben. Konfirmationen von Kindern aus Mischehen haben nur

schr wenige stattgefunden; insbesondere ist in der Parochie Altenburg,

welche die Hälfte der Mischehen des ganzen Herzogthums

aufweist, in allen 89 Jahren nicht eine einzige solche Konfirmation

vorgekommen. Bei der der Kommunikanten ist eine Abnahme ein⸗

getreten. Diese Zahl betrug im Jahre 1883 noch 51,51 % der

evangelischen Einwohner, dagegen im Jahre 1887 nur noch 49,86 %.

Uebertritte zur evangelischen Kirche sind ebenso wie Austritte aus

derselben nur sehr vereinzelt vorgekommen. Uebergetreten sind außer

4 Juden der Stadt Altenburg im Jahre 1885 und 1 Angehörigen

einer anderen Gemeinschaft nur Katholiken. Austritte sind weder zu

den Juden noch zu den Katholiken, sondern nur zu anderen Gemein⸗

schaften erfolgt. Für das Jahr 1887 betrug die Zahl der Steuer⸗

pflichtigen im Herzogthum Sachsen⸗Altenburg 62 706 mit einem

Steuerbetrag von 847 759,8 Im Vergleich zum 1 hatten

sich die Steuerpflichtigen um 822 oder 1,3 % und der Steuerbetrag um 23 757 oder 2,9 % vermehri. Von diesem Mehr entfielen 723

Steuerpflichtige = 1,3 % mit 5049 Jahressteuer = 1,6 % auf die Klassensteuer und 99 Steuerpflichtige = 1,7 % mit 18 708 =

3,6 % auf die Einkommensteuer. Das durchschnittliche Einkommen eines Steuerpflichtigen war im Jahre 1887 von 886 auf 895 ℳ, also um 9 ℳ, gegen 2 im Vorjahre, gestiegen. Hiervon entfielen 3 (von 801 auf 804 ℳ) auf die Dörfer und 16 (von 1013 auf 1029 ℳ) auf die Städte. Der Abschluß der Landes⸗Immobiliar⸗Brand⸗ versicherungsanstalt auf das Jahr 1887 war ein sehr günstiger. Der Jahresüberschuß betrug 127 129,21 ℳ, durch deren Ueberweisung der Betrag des Reservefonds auf 217 528,12 = 73 % der ordent⸗ lichen Brandversicherungsbeträge im Jahre 1887 und 1 ⁄10 % der Ver⸗ sicherungssumme am 1. Juli 1887 stieg. Die Brandversicherungs⸗ summe vergrößerte sich in dem Jahrsiebent 1880 1887 von 172 044 400 auf 177 628 500 ℳ, also um ungefähr 35 Millionen Mark = 20,5 %. Der gröͤßte Zuwachs entfiel auf die Klassen I. und II., welche die durchaus massiven, mit harter Dachung versehenen Gebäude umfassen. Die Brandversicherungsumme in diesen Klassen stieg um 51,2 % und zwar um 29,7 % in Klasse I. (isolirt gelegene, massive Gebäude) und um 56,3 % in Klasse II. und betrug am 1. Juli 1887 34 % der ganzen Brandversicherungssumme, gegen 27 % im Jahre 1880. Außerdem vermehrte sich noch die Brandversiche⸗ rungssumme in Klasse IV. (Gebäude von Lehmsteckenwerk oder Holz mit harter Dachung um 16,6 %, sie betrug am 1. Juli 1887 46,5 % der ganzen Brandversicherungssumme gegen 48 % im Jahre 1880. Dagegen ging diejenige in Klasse III. (Gebäude von Steinfachwerk mit harter Hicen um 3,4 % und in Klasse V. um 72,1 % zurück. Die ausgeworfenen Brand⸗ heeehes sind am höchsten gewesen in den Jahren 1883 und 1880, am niedrigsten dagegen in den Jahren 1887 und 1884. An⸗ fang 1886 bezw. Ende 1886 betrug bei der Sparbank und den 13 Sparkassen des Herzogthums die Zahl der Einleger 58 449 bezw. 60 020, die Höhe der Einlagen 17 047 769,42 bezw. 18 248 084,02 ℳ, endlich der Reservefonds 704 792,83 bezw. 830 059,47 = 4,5 % der Einlagen. Die Einlagen bei den Spar⸗ kassen sind demnach während des Jahres 1886, abgesehen von der Stadt erheblich gestiegen, nämlich um 1 149 639,699 = 11 %, gegen 862 819,68 = 9 % im Jahre 1885. Von dieser teigerung im Jahre 1886 entfielen 537 307,02 = 10,4 % auf den Ostkreis und 612 332,67 = 11,5 % auf den Westkreis. Auch im Uebrigen sind, abgesehen von der Stadt Altenburg, die Gesammtergebnisse in den beiden Kreisen ziemlich gleich. Nur der durchschnittliche Betrag der Einlagen ist im Ostkreise nicht unerheblich kleiner als im Westkreise (Ende 1886 285 im Ostkreise gegen 3322 im Westkreise). Dagegen betrugen die anderen Abweichungen noch nicht 6 %; insbesondere überstiegen die Summen der Einlagen diejenigen der Zuruͤckzahlungen in beiden Kreisen ziemlich genau um 50 %. Die Schuldverhältnisse der 10 städtischen Gemeinden des Herzogthums gestalteten sich im Jahre 1887 folgendermaßen: Schuldbestand am Anfange des Jahres: 1 916 879,61 ℳ, Betrag der zurückgezahlten Kapitalien: 345 412,22 ℳ, Betrag der neu aufgenommenen Kapitalien: 402 743,63 ℳ, dem⸗ nach Schuldbestand am Schluß des Jahres 1 974 211,02 Der Schuldbestand veränderte sich somit nicht erheblich. Eine Verminderung trat ein bei Lucka, Meuselwitz, Schmölln, Eisenberg, Roda und Kahla; bei den übrigen Städten vermehrte sich der Betrag der Schulden, am meisten bei Gößnitz, welches eine Vermehrung von 22 % bezüglich 4,55 % auf den Kopf der Bevölke⸗ rung zeigte. Die Gesammtsumme der Schulden der städtischen Ge⸗ meinden betrug am Schluß des Jahres 1887 29,86 auf den Kopf der bei der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 ermittelten Bevölke⸗ rung. Einen höheren Schuldbestand hatten Ronneburg mit 38,44 und Altenburg mit 37,15 Die übrigen Städte hatten einen ge⸗ ringeren Schuldbestand, den niedrigsten Lucka mit 7,95 ℳ, sodann Roda mit 10,14 ℳ, Kahla mit 18,59 ℳ, Schmölln mit 19,90 ℳ, Meuselwitz mit 24,30 ℳ, Orlamünde mit 24,58 ℳ, Gößnitz mit 25,39 und Eisenberg mit 26,67

8 Mannigfaltiges. um Selbststudium für alle Frenaee⸗ des Fahrsports, Eauipagenbesther, Kutscher und Fahrer jeden Standes. Von Berthold Schönbeck, Stallmeister Sr. Durch⸗ laucht des e Fürsten von Schwarzburg⸗Sondershausen. Mit zahlreichen Illustrationskafeln und Textabbildungen. Dresden. Friese u. von Puttkamer. Ca. 6 Lieferungen à 1 Lieferung I. Dieses neue Werk des auf hippologischem Gebiet hervorragenden Verfassers wird in allen interessirten Kreisen vielen Beifall finden. Leider sind wir in Deutschland noch nicht in der Lage, für die Heranbildung des für das Verkehrsleben 8 wichtigen Kutscherstandes Fahrschulen zu besiben, und der Mangel daran trägt die Schuld, daß im Verkehr sich täglich so viele dne,ne ereignen, wie jeder Polizeibericht aufweist. Von der Geschicklichkeit und Geistesgegenwart des Kutschers hängt das Wohl und Wes seines Passagiers ab. Durch das „Fahrhandbuch“ wird nun, wie schon die Sgxen Lieferung I. zeigt, überhaupt jedem Fahrer die Gelegenheit geboten, sich durch Selbststudium dahin zu bringen, daß er nicht allein das Fahren richtig erlernt und die Leistung seines Kutschers beurtheilen kann, sondern auch die volle Kenntniß des Wagenpferdes und aller zum Fahren nöthigen Dinge erlangt. Ebenso wie der Verfasser in seinem im erbst 2 Buch „Das Scheuen der Pferde“, welches in zurzer Zeit drei Auflagen erlebte, sich von einem rein praktischen Standpunkt aus an das Publikum wandte, 9 hat er 9 im .Fahr⸗ handbuch“ einen Ton angeschlagen, der an Klarheit und eichter Auf⸗ fassung nichts zu wünschen übrig läßt. Das „Fahrhandbuch“ wird deshalb für jeden Equipagenbesitzer, Febrer und Kutscher ein treuer Berather und leicht ndlicher Lehrer sein. Dasselbe ist mit zahlreichen erläuternden Illustrationen versehen und überhaupt gut ausgestattet.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Medizinischer Anzeiger der A. Moser'’schen Buch⸗

und Antiquariatshandlung Franz Pietzcker in Tübingen, Katalog Nr. 114, März 18⸗8% Lass⸗ Neuigkeiten.

Antiquaria. onatschrift für Deutsche Beamte. Organ des vs Hrcn.g⸗ ls seben von R. Bosßg. Kaiserl. b berg i. I. Verlag von hang. 1889. : B een echtsverhaͤlt⸗

B. Abhandlungen und n. über Fragen des Beamtenthums: Einige Worte über die „Bemerkungen“ der Ober⸗Rechnungskammer zur allgemeinen Jahresrechnung über den Staatshaushalt der preußi⸗ onarchie. Von Hertel. (Schluß.) Aus Parlaments⸗ papieren. Beamte ohne akademische Bildung. Stellung der Bergbaubeflissenen zur Unfallversicherung. Zur Titelfrage. III. Abhandlungen und Aufsätze Sge. Inhalts. IV. Ver⸗ mischtes. V. Sprechsaal. VI. Bücherschau. Vakanzenliste.

Deutsche Beamren⸗Zeitung. (Berlin SW., Belle⸗Alliance⸗ 2 8.) Nr. 6. Inhalt: Zum 9. März. Die gesellschaftliche

tellung und wirtbschaftliche Lage der Volksschullehrer in Preußen. Die Rede des Kultus⸗Ministers im Abgeordnetenhause über die praktische Ausbildung der höheren Lehrer, sowie die daselbst statt⸗ a.. Verhandlungen über Gymnasial⸗ und Realschulbildung.

us dem Nachtrag zum Reichshaushalts⸗Etat für die Marine. Gebaltserhöhung für den Bureau⸗Direktor im Abgeordnetenhause. T betr. die Anstellung der Gemeindebeamten auf Lebenszeit. Ein Spaziergang durch Frankreich nach Spanien. (Fortsetzung.) Zahnradbahn nach der Schneekoppe. Kleine Mit⸗ theilungen. Bekanntmachungen des Vorstandes und der Zweig⸗ vereine. Literatur und Kunst. Briefkasten. Deutsche Gemeinde⸗Zeitung. Verlag von P. Stan⸗ kiewicz' Buchdruckerei, Berlin SW. 19. Nr. 10. Inhalt: Die Politik und die Gemeindeverwaltung. Antrag des Centrums auf Ueberweisung der halben Haus⸗ und Gebäudesteuer an die Gemeinden an Stelle der landwirthschaftlichen Zölle. Zur Verhütung der Uebertra⸗ 18 ansteckender Krankheiten durch die Schule. Reichs⸗ gerichtliche ntscheidung betr. die Anstellung der Gemeindebeamten auf Lebenszeit. Knabenhandarbeit. Fürsorge der Gemeinde⸗ Beamten⸗Wittwen und Waisen. Jahresversammlung des Deutschen Vereins für Armenpflege und Wohlthätigkeit. Gemeinnütziger Bauverein zu Bremen Sparkasse der Stadt Magdeburg,. Aus dem Verwaltungsbericht der Stadt Charlottenburg für das Etatsjahr 1887/88. Regierungsverfügung betr. die Vertretung der Landräthe als Vetsitene. der Ee“ (Kiel). ürsorge für Fabrikmädchen in Neusalz a. O. Schluß der Schankwirthschaften in Darmstadt. Beilagen: 1) Deutscher Gemeinde⸗Anzeiger und Schul⸗Anzeiger Nr. 10. 2) Archiv für Verwaltungsrecht. 3) Ortsgesetze.

Deutsche Medizinal⸗Zeitung. (Verlag von Eugen Grosser in Berlin.) Nr. 21. Inhalt: Friedrich, Die holländi⸗ schen und belgischen Seebäder. (Forts.) Perlia, Neues Optikus⸗ centrum. Masini, Motorische Larynxcentren. Borgberini, Zur Physiopathologie des Kleinhirns. Toma, Virulenz des tuberkulösen Sputums. Villemin, Chemikalienwirkung auf Tuberkulosebacillus. Marcus, Prophylaxe der Tuberkulose. Liebermeister, Therapie der Tuberkulose. Schmidt, Schwindsucht in der Armee. Hut⸗ chinson⸗Bronson⸗Bloxam⸗Prettymann⸗Salsotto⸗Thiéry⸗von Handring⸗ White, Syphilisbehandlung. Güntz, Subkutane Injektionen von Bicyanet. hydr. bei Syphilis. Remond, Seie auf Organismus. Fournier, Merkurialien innerlich bei Syphilis. Berlin. Medizin. Gesellsch. Wien. Doktorenkollegium. Paris. Akad. d. Wissensch. Paris. Akad. der Mediz. Gesellsch. ser Chir. Collectanea medica. Praktische Notizen. Vermischtes. Bibliographisches.

Deutsche Gerichts⸗Zeitung (Nürnberg). Nr. 2. Inhalt: Die Strafen der Verbrecher der Neuzeit. Rundschau. Gerichts⸗ barkeit in China. (Fortsetzung.) Ueber Handschriftenbeurtheilung. Die Geschichte eines Aktenstücks. Die Lynchjustiz. Allgemeine Chronik. Kriminalstudenten. Bunte Mappe. Feder oder Bleistift. Kathederblüthen. 8 Almenviech. Ein Gerichts⸗ vor alter Zeit. Bilderräthsel. Briefkasten.

nserate.

Deutsche Helentet Organ der Deutschen Kolonial⸗ gesellschaft. Nr. 10. Inhalt: Bekanntmachung. Vorschläge zu einer praktisch⸗kolonisatorischen Inangriffnahme ostafrikanischer Besitzungen. Von Paul Reichard. Der Deutsche in Kaiser Wil⸗ helmsland in seiner Stellungnahme zum Landeseingeborenen. Von Dr. O. Schellong. (Fortsetzung.) Koloniale Rundschau. Neue Unteenehmungen Mrhecgrtrangen aus der Deutschen

olonialgesellschaft. Kleine Mittheilungen. 1 1

Preußisches Verwaltungs⸗Blatt, Wochenschrift für Verwaltung und Verwaltungspflege in phen een, herausgegeben von Dr. jur. Binseel. Carl Heymann’s Verlag in Berlin W., Mauer⸗ straße Nr. 63, 64, 65. Jahrgang X. Nr. 22. Inhalt: Personalnachrichten. Geschäftskreis der Strombau⸗ und Strom⸗ polizei⸗Verwaltungen. Begriffe „mit fester Besoldung angestellte Beamte“ und „außerordentliche und einstweilige Gehülfen in den Bureaus der Staatsbehörden’. Straßenherstellungskosten⸗Er⸗ stattungspflicht der Anlieger; dinglicher Charakter dieser Gemeinde⸗ abgabe. Polizeiliche Untersagung des Ablagerns und Auskochens von Thierkadavern auf dem Ahbdeckereigrundstücke. Polizeiliches Einschreiten gegen konzessionirte gewerbliche Anlagen. Bedingungen für die Existenz und die duriftische Persönlichkeit einer Filial⸗Kirchen⸗

emeinde. Patronatserwerbsgründe. Polizeiverordnung, betreffend Betrieb von Mineralwasserfabriken. Beantwortung von Anfragen. Stellenvacanzen. 1 8

Berliner Thierärztliche Wochenschrift. Organ für Thierarzneiwissenschaft und thierärztliche Standesinteressen. (Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin (Richard Schoetz), Berlin NW., Luisen⸗ straße Nr. 36.) Fünfter Jahrgang. Nr. 11. Inhalt: Preuß: Ein weiterer Beitrag zur Aetiologie der Rotzkrankheit. J. Bäch⸗ städt: Absceßbildung in der Tiefe der Beckenmuskulatur bei Pferden. Referate: J. Durieux: Tympanitis chronica, verursacht durch Vergrößerung der pectoralen Symphganglien. Polansky und Latschenberger: Holzmehlfütterungsversuche bei Pferden. Ueber die Milzbrandimpfung zu Kachoffka. Bavard: Ueber die lokalen Be⸗ ziehungen der Perlsucht und der Tuberkulose des Menschen. Stschastny: Ueber die Beziehung der Tuberkelbacillen zu den Zellen. Füter: Klinische und experimentelle Beobachtungen über die Aethernarkose. Falkenheim: Lähmung nach subcutaner Aether⸗ Injektion. Rapin: Bedrohliche Erscheinungen nach Antipyrin. Frank und Langendorf: Die automatische Fven des Athmungs⸗ centrums bei Fetcstsen. v Mittheilungen. Bekannt⸗

ungen. Personalien. Vakanzen. 8 Centralballe für esslEand Zeitung für wissenschaftliche und geschäftliche Interessen der Pharmacie. (Berlin N., Julius Springer.) Neue folge, X. Jahrgang. Nr. 11. Inhalt: Chemie und 1 Mittheilungen aus dem bacterio⸗ logischen Laboratorium Groß⸗Neuhausen von G. Marpmann. Einige Reaktionen der Vanadinschwefelsäure auf Glycoside und Al⸗ kaloide ꝛc. Quantitative eveseg. des Acetons im Harn. Titrimetrische Bestimmung von Aceton im Methylalkohol. Er⸗ kennung und Bestimmung von Aetzalkali. Unterjodigsäure. Zur Prüfung des Harns auf Eiweiß. Ueber das Arsen in der Grabes⸗ erde. Pharmakognostisches. Therapeutische Verwendbarkeit ver⸗ schiedener Salbenkörper. Hinweise. echnische Notizen: Ueber die Darstellung des Aluminiums und seiner Legirungen, sowie deren Eigenschaften. Herstellung von Stärke aus Körnerfrüchten, ins⸗ besondere Reis. Ein neues galvanisches Element. Literatur und Kritik. Miscellen. Offene serfhchen Anzeigen.

Blätter für Genossenschaftswesen, Organ des Allge⸗ meinen Verbandes deutscher Erwerbs⸗ und Werthschafts ⸗Genoffen⸗

chaften, begründet von Dr. Schulze⸗Delitzsch Ernst Keil'’s achfol⸗ er 2 ). Die Nummer 11 hat folgenden Inhalt:; Der Entwu des 9* es, betreffend die Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗ ene; een nach den Beschlüssen der Kommission des Reichstages 5 zweiter gsung. Das Urtheil des Herrn Dr. v. d. Borght in den Verhandlungen des Vereins für er aae wee über die Konsum⸗ vereine. Bericht über die Separatverhandlungen der Konsumvereine Ugemeinen Vereinstage in Erfurt am 30. und 31. August

us einzelnen Vereinen und Unterverbänden: Die Spar⸗ rschuß⸗Konsortien des ersten allgemeinen Beamtenvereing der

isse.

sterreichisch⸗ungarischen Monarchie und ihre Geschäftsergebnisse für 1887.